Denn am Ende steht... von Leira ================================================================================ Kapitel 29: Warten ------------------ Leute- wir nähern uns dem Ende. Dies ist der vorletzte Streich, doch der letzte folgt- nein, nicht sogleich, sondern nächste Woche. Und dann kommt der Epilog, aber mal unter uns, Leute, der wird wohl seinem Namen kaum gerecht. -.- Er ist… nun, kurz… und… hätte eigentlich noch ins letzte Kapitel integriert werden können, aber irgendwie hats mir da nicht so gepasst… deswegen hab ich beschlossen, mal für das Textchen diesen Epilog-Button zu verwenden, für irgendwas muss der wohl auch da sein. Aber bis dahin haben wir ja noch zwei Kapitel. Eins, wenn ihr fertig seid. Und nun sehen wir mal, ob Shinichi jetzt die ‚Englein nervt’… Mit freundlichen Grüßen, eure Leira PS: Vielleicht nervt euch dieser Satz mittlerweile, aber… Ich danke, danke, daaaanke euch unendlich für eure Kommentare. Ehrlich, ich freu mich über jeden einzelnen, und ich versuche, anhand eurer Meinung, die Fehler, die ich noch mache, auszumerzen. Ihr helft mir sehr, ich danke euch! Viel Spaß mit der Geschichte wünsche ich! _________________________________________________________________ Yusaku stand immer noch da - hielt sich die Hand vor den Mund, wandte sich mit entsetztem Gesichtsausdruck ab. Langsam schwand der Schock. Langsam realisierte er es erst wirklich, was er gerade gesehen hatte und, so gestand er sich ein, Cognacs Bemerkung und seine unbeherrschte Reaktion darauf hatten einen nicht unerheblichen Beitrag dazu geleistet. Er war eigentlich nicht der Typ für so was… aber das… hatte ihn kurzzeitig vergessen lassen, wer er eigentlich war. Er schwankte, war bleich wie der Tod geworden, so bleich wie sein Sohn, der wenige Meter vor ihm auf dem Asphalt lag. Er merkte, wie seine Knie nachgaben. Meguré hielt ihn fest. „Yusaku?“ Der Schriftsteller reagierte nicht. Gedanken schossen durch seinen Kopf, Angst und Sorge umnebelten sein Denken. Sollte dieser Film am Ende doch die Zukunft vorhergesagt haben? Er schluckte hart, sah ihn vor seinem inneren Auge ihn immer wieder fallen. Yusaku hatte sein Gesicht nicht gesehen - aber allein dieses plötzliche Zusammensacken eines menschlichen Körpers… der Anblick eines lebenden Menschen, plötzlich aller Kraft beraubt- Sein Sohn- Es war so schnell gegangen, alles, so schnell… gerade noch hatten sie verhandelt, als Akai geschossen hatte. Was dann geschah, hatte sich in Sekundenbruchteilen abgespielt, aber in seinem Kopf lief die Szene immer und immer wieder in Zeitlupe ab, wie ein Film in Endlosschleife. Sein Sohn. Vor seinen Augen niedergeschossen, als er losgelaufen war. Als er einfach… gerannt war, binnen Augenblicken reagiert hatte, als er sah, dass nicht mehr er Cognacs Ziel gewesen war… Hatte so bereitwillig sein eigenes Leben auf die Waagschale geworfen, um sie zu Rans Gunsten zu beeinflussen, um ihr Leben zu retten. Er drehte seinen Kopf wieder hin, zu der dunklen Gestalt, die reglos – leblos? - auf dem nassen Boden lang. Sah Ran, die schier verrückt zu werden schien vor Schmerz, sich immer noch über ihn kauerte, schluchzte. Dann riss er sich zusammen. Er kämpfte sich frei aus Megurés Griff, der ihn gehalten hatte, rannte hin, spürte sein Herz schmerzhaft in der Brust schlagen. Er musste zu ihm. Auch wenn ihm schlecht war. Wenn er entsetzliche Angst hatte. Er war es ihm schuldig. Der Anblick seines Sohns aus der Nähe brachte ihn fast um den Verstand. Seine Haut war geisterhaft weiß, und der metallische Geruch des Bluts stieg ihm in die Nase. Und es war so viel... Blut... das er mittlerweile verloren hatte. „Shinichi...“ Seine Stimme versagte fast. Langsam ließ er sich neben ihn auf den Boden sinken, strich ihm die nassen Haare aus dem Gesicht. Das durfte nicht wahr sein. Es durfte einfach nicht wahr sein. Sein Sohn durfte nicht tot sein. „Shinichi…“ Yusaku versuchte, seinen Puls zu finden, doch blieb, wie Heiji erfolglos. Seine Hände zitterten zu sehr… und das kannte er von sich gar nicht. „Shinichi…! Du hast es mir versprochen, dass du heil aus der Sache rauskommst… erinnerst du dich…?“ Diese Worte kamen zögernd über seine Lippen. Sacht rüttelte er an seiner Schulter. „Shinichi, hörst du?! Versprochen! “ Du wirst dein Versprechen doch nicht brechen wollen… Ran hatte die Augen geschlossen, versuchte ruhig zu atmen. Mittlerweile war sie bis auf die Haut durchnässt, aber das merkte sie gar nicht. Der Regen fiel immer noch - Wasser troff aus ihren Haaren, vermischte sich auf ihren Wangen mit ihren Tränen - tropfte ihr von der Nasenspitze, perlte von ihren Lippen. Sie zitterte, vor Kälte, vor Angst und - vor Schmerz. Das kann nicht sein… Jeder Schluchzer hatte ihren zierlicher Körper erbeben lassen - und doch hatte keiner ihrer Seele Erleichterung oder gar Erlösung gebracht. Der, den sie liebte, lag vor ihr, reglos. Ran wimmerte leise, schloss die Augen. Sie ertrug seinen Anblick nicht - ertrug nicht den Anblick dieses bleichen Gesichts, diese Stille, die ihn umgab, diese Ruhe... und ertrug auch nicht den metallischen Geruch seines Blutes, der langsam in ihre Nase drang. Das durfte nicht sein. Er durfte nicht tot sein, das war nicht richtig - das war falsch, ganz und gar falsch… Langsam öffnete sie wieder ihre Augen. Berührte mit ihren Fingern immer noch seine Haut, unendlich zärtlich, strich ihm immer wieder über die Wange, die Schläfe. Dachte daran, als sie damals im Park, an Weihnachten… sein Gesicht zum ersten Mal ähnlich berührt hatte… Der Gedanke macht sie fast wahnsinnig. Sie beugte sich über ihn, lehnte ihre Stirn sacht gegen seine, sackte noch mehr zusammen, lag halb auf ihm. Das darf nicht wahr sein… Leise rannen ihr die Tränen übers Gesicht, lautlos. Es war gespenstisch still. Alle schienen den Atem angehalten zu haben - allein das prasselnde Geräusch, das die niederfallenden Regentropfen beim Aufprall auf dem Parkplatz verursachten, durchdrang die Ruhe- Es war, als würde die Zeit stillstehen. Ein Moment wie eingefroren. Tief holte sie Luft, atmete langsam wieder aus. Und dann spürte sie ihn. Einen leisen, kaum wahrnehmbaren Lufthauch. Sie schluckte, hielt die Luft an, wagte nicht, daran zu glauben. Dann fühlte sie ihn erneut, einen sachten Hauch warmer Luft auf ihrem Gesicht - und er kam nicht von ihr. Sie hob den Kopf. „Shinichi…?“ Sie flüsterte seinen Namen nur - mehr eine Bewegung ihrer Lippen, als dass tatsächlich ein Laut ihre Kehle verlassen hätte. Yusaku starrte sie an. Dann wandte er sich seinem Sohn zu, schaute sein Gesicht an, hoffte, hoffte… „Er… er atmet…?“ Sie wagte es kaum auszusprechen. Yusaku schluckte, dann legte er seinen Kopf schief, hielt sein Ohr über Shinichis Nase. Es dauerte, und er musste sich konzentrieren, um es zu fühlen, aber - auch er spürte es. „Du… du hast Recht…“ Und dann hörten sie es. Ein kaum hörbares Stöhnen kam über seine Lippen – seine Lider flatterten; dann öffnete er die Augen, kaum mehr als einen schmalen Spalt; gerade soweit, dass von Öffnen überhaupt die Rede sein konnte. Sie beide wandten den Kopf, starrten ihn an. Er blinzelte. Heiji beugte sich nach vorne, schluckte hart. Ran brach zusammen, ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken, krallte ihre Finger in seine Jacke. Kniff die Augen zusammen, als ein lauter Schluchzer sich ihrer Kehle entrang. Sie konnte es kaum glauben. Erleichterung durchströmte sie wie eine warme Welle, aber richtig fassen konnte sie es nicht; zu tief saß die Angst noch in ihren Knochen. Langsam, ganz, ganz langsam, hob er seine Hand und nahm ihre Finger in seine. Sie drückte ihre Hand zu, klammerte sich fest. Yusaku schluckte. Dann drückte er Ran langsam, sanft zur Seite, suchte nach der Schusswunde, fand sie, presste seine Hand darauf. Kurz trafen sich ihre Blicke. „Du musst durchhalten. Ich warne dich, wenn du mir das antust…“ „Schon gut.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, war kaum lauter als das Prasseln der Regentropfen auf dem Asphalt. Yusaku nickte, schluckte hart, strich ihm über die Stirn, damit ihm das Wasser nicht in die Augen lief. Nie hatte er darüber nachgedacht. Nie hatte es ihm in den Sinn kommen wollen, dass das hier… dass dieser Fall unter Umständen für Shinichi tödlich enden könnte. Und nie hatte er gedacht, dass es ihn so treffen würde. Er hatte gewusst, es würde schwer zu ertragen sein. Natürlich. Schließlich war er sein Vater, und er liebte seinen Sohn. Shinichi. Aber… Dieser kurze Moment, in dem er geglaubt hatte, dass Shinichi nicht mehr am Leben war, dass sein Sohn tot war, dieser kurze Augenblick, hatte ihn gelehrt, was Schmerz, was seelische Qual, wirklich bedeutete. Heiji seufzte erleichtert auf, ließ sich nach hinten sinken, auf den nassen Asphalt, warf Kazuha, die ein wenig abseits stand und nun langsam näher kam, einen kurzen Blick zu. Shinichi starrte nach oben, blinzelte, als ihm ein Regentropfen ins Auge fiel. Über ihnen riss die Wolkendecke auf, kurz schickte der silberne Mond seine sanften Strahlen zur Erde. Dann verdunkelte sich sein Gesichtsfeld, und ein sehr ernster dreinblickender Kommissar Meguré schaute auf ihn herab. „Also…“, begann er heiser, räusperte sich dann, um wieder Herr über seine Stimme zu werden, „ich weiß, das klingt jetzt… komisch, und ich will dich auch nicht belästigen, aber…“ „Reichenbachfall. Er, der Moriarty so ähnlich ist... und ihn auch noch verehrt, wie Vermouth sagte… hätte… hätte drauf kommen können, hätte er ein wenig nachgedacht. Aber ich konnt’s mir nicht verkneifen…“ Er lächelte schwach. „Das ist es doch, das Passwort, das sie haben wollten?“ Meguré nickte schwach. Er warf ihm noch einen langen Blick zu, drückte Yusakus Schulter, dann ging er. Und erst jetzt realisierten die anderen es auch vollständig, trauten endlich ihren Augen. Der Professor strich sich die Tränen aus dem Gesicht, zog sich ein völlig durchnässtes Taschentuch aus der Jackentasche, blies sich lautstark die Nase. Dann ging er zu Shiho, half ihr, die immer noch auf dem Boden kauerte, auf. „Kommt der Krankenwagen?“ Meguré versuchte abgeklärt zu klingen, aber seine brüchige Stimme verriet seine Erleichterung. Jodie nickte nur. Sato griff nach Takagis Hand, drückte sie fest. Ran erhob sich langsam. „Du bist ein Idiot.“, flüsterte sie. Dann küsste sie ihn sanft auf die Lippen. Setzte sich hinter ihn, bettete seinen Kopf in ihren Schoß, strich ihm über die Haare. Heiji seufzte unwillkürlich; neben ihm ging Kazuha in die Knie, griff nach seiner Hand. Shinichi schluckte, wandte seinen Kopf zu Heiji, schaute ihn nur an. Aber Heiji verstand. Er nickte, dann hob er seine Hand, mit der er Kazuhas festhielt. „Na, dann hat es sich wenigstens gelohnt.“ Er warf ihm einen bezeichnenden Blick zu, lächelte müde - dann stöhnte er leise auf. Yusaku kniff die Lippen zusammen. „Hör auf zu reden, Shinichi. Es strengt dich zu sehr an.“ Er zog seine Jacke aus, legte sie vorsichtig über seinen Sohn. Heijis Lächeln fiel ihm von den Lippen. Das schlechte Gewissen überfiel ihn, überwältigte ihn. Er schluckte schwer. Da lag er, sein bester Freund, verletzt, und der Grund, warum er erst überhaupt in diese lebensgefährliche Situation geraten war, war er. Weil er unbedingt gleich bei Kazuha klar Schiff hatte machen wollen, im Tropical Land. Als ob das nicht noch bis Abends Zeit gehabt hätte. Wenn er geblieben wäre… dann wäre es vielleicht nie soweit gekommen… Was stattdessen passieren hätte können, interessierte ihn in dem Moment nicht. Dass er es nicht hatte wissen können, was während seiner Abwesenheit passieren würde, interessierte ihn nicht, genauso wenig wie die Frage, ob er es überhaupt hätte verhindern können, wäre er mit ihm und Ran am Fontänenplatz gewesen und nicht mit Kazuha in einer versteckten Gasse zwischen zwei Fahrgeschäften. „Hör zu, Shinichi, ich… es…“ Er verstummte, als er hörte, wie Shinichi tief Luft holte - sah ihm wieder ins Gesicht, merkte, dass Shinichi die Augen geschlossen hatte. … tut mir Leid… Als der Krankenwagen abgefahren war, stand sie auf. Sie hatte ihren Beschluss gefällt. Die Tatsache, dass er - dass er so bedingungslos bereit war, sein Leben für jemand anderen zu geben… sein Leben, dass er sich so mühsam erkämpft hatte, einfach opfern würde… Diese Tatsache brachte sie dazu, umzudenken. Zum zweiten Mal in ihrem Leben war er es, der ihr Leben auf den Kopf stellte, ihre Pläne änderte. Als sie sagte, sie wolle sich ändern, hatte sie zwar nicht gelogen; aber auch nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sie wollte eine andere sein, ja; aber sie hatte sich nicht der Polizei stellen wollen. Sie hatte zwar den Deal; aber eine Strafe würde sie nichtsdestotrotz erwarten… und Sharon hing an ihrer Freiheit. Und sie wusste, dass er das geahnt hatte. Nicht umsonst hatte er den Peilsender angebracht. Und das erschütterte sie. Niemand vertraute ihr. Keiner glaubte ihren Worten, wenn sie etwas sagte - und das auch noch zu Recht. Aber diesmal sollte er sich getäuscht haben. Sie hatte vor, aus ihrer Lüge die Wahrheit zu machen. Langsam schritt sie durch den strömenden Regen wie ein Schatten in der Nacht auf sie zu. Neben ihr blieb sie stehen, neben ihr, die mit angewidertem Gesicht zu dem Gebäude blickte, das die Brutstätte für so viele Gräueltaten gewesen war. Mittlerweile war es hell erleuchtet - die Tokioter Polizei nahm den Laden gründlichst auseinander. Dann hörte sie jemanden neben sich ruhig atmen - und drehte den Kopf. Starrte sie erstaunt an, als sie erkannte, wer neben ihr stand. „Vermouth?!“ Die blonde Frau rührte sich zuerst nicht. Regen tropfte ihr von der Nasenspitze, über ihr Gesicht liefen schwarze Tränen, als sich die Wimperntusche löste. Ihre goldenen Haare glänzten fahl im blassen Mondlicht, klebten in ihrem Gesicht. Dann schob sie ihre Hand unter ihre Jacke, griff nach ihrem Revolver, und hielt in Jodie Starling entgegen. „It is over. You’ve won.“ Jodie starrte sie an. Und jetzt, endlich, wandte auch Sharon ihren Blick. „But…“ Die blonde Frau schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Du brauchst nicht fragen… Ich hab ihn fallen sehen, Jodie. Er wusste, er würde sterben, das wusste er, als er ins Licht trat, aber es hat ihn nicht im Geringsten geschert.” Sie schluckte. „Ran ist auch einfach losgelaufen, als sie wusste, wo er war, hat sich auf den Weg gemacht, um ihn zu retten. Dass es für sie ein wenig… unglücklich gelaufen ist, als sie ausgerechnet den beiden gefährlichsten Männern der Organisation vor die Flinten lief, tut nichts zur Sache; denn es war meine Schuld. Es war meine Schuld, dass er und Ran überhaupt erst in diese Situation gekommen sind. Ich hab ihn reingelegt, an einen Zaun gefesselt und geknebelt. Ich wollte eine Chance haben, eine reelle Chance, ihm zu entkommen. Du musst doch auch festgestellt haben, dass er wirklich außerordentlich intelligent ist, er steckt euch, mit Verlaub, alle in die Tasche, und zwar spielend. Ich hab ihm den Schlüssel zum Safe, zum Archiv der Taten der Schwarzen Organisation gegeben, ich wollte ihm all die Beweise überlassen, die er brauchte, um der Organisation endgültig den Garaus zu machen - und wollte davon kommen, ungeschoren und frei. Dann sah ich die Polizeiautos, und als keiner im Hauptquartier meinen Anrufen antwortete, dachte ich mir, dass irgendetwas passiert sein musste. Dann traf ich auf die Kids, auf Sher… Shiho und den alten Professor. Ich kehrte um, kam hier an… als er sich stellte, als Cognac geschossen hat - ich hab ihn fallen sehen. Sah, wie sein Körper den Boden berührte, reglos.“ Sie starrte auf das Gebäude, in dem nach und nach alle Lichter angingen. Jodie folgte ihrem Blick. Vermouths Stimme war leise, als sie weiter sprach. „Er… er muss sie gesehen haben, als sie in ihr Verderben rannte, sie muss an ihm vorbeigekommen sein, aber er konnte aber nicht mir Rufen auf sich aufmerksam machen. Also wird er ihr nachgelaufen sein, als er es geschafft hatte, sich zu befreien. Wenn er gestorben wäre, oder, wenn er noch stirbt - dann ist das meine Schuld. Dass es soweit kam, ist meine Schuld. Ich hab ihm versprochen, mich zu ändern, ein besserer Mensch zu werden, aber ich wollte nicht gleich damit beginnen. Wollte es auf später verschieben. Nun. Ich habe meine Meinung geändert. Ich will doch jetzt sofort damit beginnen. Ich ergebe mich.” Sie hielt ihr ihre Waffe noch entschlossener hin. „I surrender.“ Jodie nickte, nahm ihr die Waffe ab. Dann zog sie ein Paar Handschellen aus ihrer Jackentasche, fesselte Sharon Vineyard die Hände auf den Rücken und ging mit ihr zum Wagen. Ran sah sie im Auto verschwinden, als sie zu ihrem Vater, der mit Megurès Wagen ins Krankenhaus fuhr, ins Auto stieg, biss sich auf die Lippen. Das war sie also… die Frau, einst so strahlend… ihr Idol. Nun war sie eine reuige Mörderin. Immerhin… hatte sie ihre Verfehlungen eingesehen… und dennoch fragte sie sich, was diese Frau, die sie so bewundert hatte… zu so einem Menschen hatte werden lassen. Sharon… Dann zog sie die Tür, zu und der Wagen setzte sich in Bewegung, brauste dem Krankenwagen hinterher. Shiho sah hinunter auf die drei Kinder. „Was zur Hölle macht ihr hier?!“ Die drei schauten schuldbewusst auf den Boden. Die anfängliche Erleichterung, als sie gesehen hatten, dass ihr erstes Ehrenmitglied noch am Leben war, verflog Angesichts des ungezügelten Zorns ihres zweiten Ehrenmitglieds. „Ihr hättet nie aussteigen dürfen!“ Sie war völlig außer sich. „Wie viel habt ihr gesehen…?“ Hauchte sie dann leise. Ein schneller Blick in die Richtung, in die der Krankenwagen verschwunden war, ließ keinen Zweifel, auf was sich ihre Frage bezog. „Nichts.“ Shiho schaute sie an. „Und dass soll ich…?“ „Sie haben nichts gesehen.“ Agasa warf ihr einen beruhigenden Blick zu. „Ich und Kazuha haben… ihnen die Sicht versperrt. Und sie wollten auch gar nicht sehen, glaub mir.“ Shiho schaute von einem zum anderen. Ayumis Augen schwammen immer noch in Tränen. Sie beugte sich zu ihr runter, umarmte sie sanft. „Mach dir keine Sorgen.“ Die Kleine schniefte, ließ sich von ihr hochheben und in den Wagen setzen. „Einsteigen.“, forderte sie dann, von den beiden anderen, kniff die Lippen zusammen. Das ist… das ist einfach nichts für Kinder. Yukiko schreckte auf, als ihr Gatte das Wohnzimmer betrat. Sie war, genau wie Sonoko, die allein auf der großen Couch lag, vor Erschöpfung eingenickt. Eri erschien in der Tür zur Küche - sie hatte mit dem Abwasch begonnen, hatte sich beschäftigen müssen. Von ihren Händen tropfte Spülschaum. Als sie ihn sah, fuhr Yukiko hoch, stieß einen entsetzten Schrei aus - Yusaku bot auch in der Tat einen wahrlich entsetzlichen Anblick. Er war tropfnass, seine Kleidung klebte an seinem Körper, seine Haare hingen ihm wirr ins kalkweiße Gesicht. Aber das war es noch nicht, was sie so erschreckte. An seinen Händen klebte Blut. „Yusaku?“ Ihre Lippen bebten. „Yusaku?!“ Sie packte ihn am Kragen, merkte, wie es in ihren Augen zu brennen begann. „Yusaku, bist du verletzt? Ist das dein Blut?“ Er schaute sie nur an. Sie blickte in seinen Augen, und sah die nackte Angst. Pures Entsetzen. Ganz gewichen war der Schock immer noch nicht, hatte sich zurückgemeldet, als man seinen bewusstlosen Sohn in den OP gerollt hatte. „Yusaku? Wo - was… Habt ihr ihn gefunden, was ist… Was ist mit Shinichi? Und Ran?“ Sein Kopf sank auf ihre Schulter. Sie vergrub ihre Hand in seinem Hinterkopf, legte ihren anderen Arm um ihn. Sie fürchtete sich. Sie hatte ihren Mann in all den Jahren, in denen sie nun schon verheiratet waren, noch nie so fertig gesehen. Noch nie so am Ende. So bestürzt. Minuten vergingen, in denen sie ihn festhielt - versuchte, nachzuvollziehen, was ihn so derart aus der Fassung gebracht haben konnte. Sie kam zu einem Schluss. Irgendetwas… irgendetwas war mir ihrem Sohn. Irgendetwas war mit Shinichi. Langsam beugte sie sich nach hinten, lehnte ihre Stirn an seine, stützte seinen Kopf mit ihrem, schaute ihn nur an. Und endlich sprach er. „Er ist im Krankenhaus. Mir fehlt nichts.“ Sie hielt den Atem an. Sonoko, die durch ihren Schrei wach geworden waren, schaute das Ehepaar Kudô mit bangem Gesicht an. Eri umklammerte mit beiden Händen einen Teller, so dass ihre Handknöchel weiß unter ihrer Haut hervorstachen. „Das ist sein Blut, Yukiko. Ich hab gesehen, wie man auf ihn geschossen hat…“ Sie krallte ihre Hand unwillkürlich in seine Haare, packte mit der anderen sein Hemd. Sie wollte fragen, wie es dazu hatte kommen können - aber er fuhr fort, ehe sie den Mund aufmachen konnte. „Er hat sich vor Ran geworfen, als er sie erschießen wollte. Der Boss der Organisation wollte sie erschießen, er hat - hat abgedrückt – Yukiko - und er hat… er hat…“ Es klirrte, als der Teller am Boden zerbarst, nachdem Eri ihn hatte fallen lassen. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Augen aufgerissen, ihr Blick starr. Sonoko fuhr hoch. „Und wie geht es ihm jetzt? Und Ran?“ Eris Stimme lenkte die Aufmerksamkeit aller auf sich. Yusaku löste sich von Yukiko. „Er wird gerade operiert. Er war vorhin kurz wach… Ran - Ran ist unverletzt, aber ihr könnt euch wohl vorstellen, wie sie sich fühlt…“ Er lächelte hilflos. Yukiko drückte seine Hand. Er schluckte, als er nun sprach, klang seine Stimme leise. „Ich wollte mich nur schnell umziehen, dich holen, zurückfahren…“ Seine Frau nickte. „Dann mach das. Und wenn du fertig bist, fahren wir alle.“ Als sie ankamen, war der Status Quo immer noch derselbe wie zu dem Zeitpunkt, als er das Krankenhaus verlassen hatte. Ran saß mit Kogorô auf einer Bank, ihre Hände in ihrem Schoß gefaltet, starr. Auf der anderen Seite saß Kazuha - Heiji tigerte unablässig den Gang auf und ab. Shiho und der Professor standen auf, als die Kudôs, Sonoko sowie Jodie und die Kinder kamen. Shiho war immer noch wütend, beherrschte sich nur mit Mühe. Sie machte sich Sorgen um die Kinder, nie hatte sie gewollt, dass sie das sahen… so etwas erleben mussten. „Wir gehen jetzt.“ Sie zischte die Worte fast. „Aber…“ „Wie konntet ihr nur! Wisst ihr, was da hätte passieren können? Einfach loszlaufen, mit Sharon zu reden, und dann auch noch aus dem Auto zu steigen, am Ort einer Schießerei, seid ihr denn wahnsinnig...!“ „Aber…“ „Wegen uns hat Sharon sich gestellt!“, meinte Mitsuhiko. „Wegen uns ist sie noch mal zurückgegangen!“ „Nein. Sharon hat sich bestimmt nicht wegen euch gestellt. Wenn, dann wegen Shinichi, Ran oder Jodie. Aber nicht wegen euch. Und jetzt fahren wir nach Hause. Oder...? Professor?!“ Der nickte nur, wagte es nicht, der aufgebrachten jungen Frau zu widersprechen. Sie redete immer noch leise mehr zu sich selbst als zu den Kindern. Er sah ihr an, wie groß ihre Angst tatsächlich war. Auf eine besondere Art und Weise waren die Kinder ihre Freunde, und sie fühlte sich für sie verantwortlich; in jeglicher Hinsicht. Und sie hatte ihnen diese Erlebnisse um jeden Preis ersparen wollen. Sie war auf sich genauso wütend, wenn nicht noch viel wütender, als auf die Detective Boys. Und sie wollte sie wenigstens jetzt beschützen… mit ihnen nach Hause fahren… wo sie nicht mitbekommen würden, nicht direkt hören würden… wenn der Arzt mit einer schlechten Nachricht aus dem OP kam. Sollte das der Fall sein, wollte sie sicher gehen, dass sie diese Nachricht so schonend wie nur irgend möglich erfahren sollten. „Wie konntet ihr nur, ich bin enttäuscht von euch… ihr hättet bei den Kudôs bleiben sollen! Und dann steigt ihr auch noch aus dem Auto aus! Ihr könntet tot sein!“ Shiho zitterte vor Wut. Dann sah sie Ayumis bleiches Gesicht, deren Augen starr auf die Tür zum Operationssaal gerichtet waren. Langsam wanderte der Blick des kleinen Mädchens zu Ran.... dan ging sie los. Shiho, der Professor und die anderen zwei schauten ihr perplex hinterher. Ayumi hatte Ran erreicht, schaute auf, nahm eine ihrer Hände in ihre Finger. Sie schniefte. Ran schaute auf; sah in das junge, kleine Gesicht des Mädchens. Dann streichelte sie ihr über den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, Ayumi. Er schafft das schon. Geh nach Hause, ich melde mich, wenn ich etwas weiß.“, flüsterte sie sanft. Sie lächelte, und fragte sich, woher sie die Überzeugung in ihrer Stimme nahm. Ayumi nickte, sichtlich beruhigt, ließ ihre Finger wieder los, ging zurück zu Shiho, griff nach deren Hand. Die blonde junge Frau warf ihrer neuen Freundin einen kurzen Blick zu. Du bist wie er. Ran lehnte sich zurück, starrte in die Deckenlampe, bis sich das Nachbild zeigte, blinzelte heftig, und dachte doch nur an ihn. Halt durch... Ich bin bei dir… Shuichi Akai und James Black traten leise neben Jodie, die am Brückengeländer lehnte, sich den Sonnenaufgang anschaute. Hinter ihnen lag das Krankenhaus. Sie waren, nachdem sie Sharon, Cognac und den Rest der Truppe ins Gefängnis begleitet hatten, ins Krankenhaus gefahren. Die Polizei machte immer noch Festnahmen, wartete auf den Schlüssel, der noch in der Tasche seiner Jacke befand. Die Adresse des Gebäudes, in dem der Safe untergebracht war sowie die Kombination hatte ihnen Sharon noch im Auto verraten. Ein paar Meter weg von ihr stand Satos roter Wagen. Sie wartete auf Takagi, der mit Black und Akai ins Krankenhaus gegangen war, um den Schlüssel zu holen. Er machte die Tür auf, ließ sich laut seufzend auf den Beifahrersitz fallen, und knallte die Tür hinter sich zu. Er sah unzufrieden aus. Sie schaute ihn an. „Was hast du? Wie geht es ihm?“ Er zog den Schlüssel aus seiner Jacke, legte in sichtbar in die Mittelkonsole des Autos. „Weiß man noch nicht genau. Kritisch, auf alle Fälle… er hat recht viel Blut verloren in der kurzen Zeit. Die Kugel ging durch. Wurde von einer Rippe abgelenkt, muss wohl in den Boden geprallt sein.“ Er schluckte. Dann sah er sie an. „Miwa… er war Conan. Er war es die ganze Zeit. Die ganze Zeit. Wir nennen uns Polizisten, doch glauben wir nur was wir sehen. Wie konnten wir…“ „Wataru. Genau das ist es. Wie konnten wir es wissen? Wie konnten wir ahnen, dass so etwas existiert - ich meine… wir fühlten wohl beide, dass er nicht das ist, was er vorzugeben schien. Aber wer denkt schon daran, dass er ein geschrumpfter Oberschüler war? Dass es Substanzen gibt, die einen Menschen ins Kindesalter zurückwerfen können…?“ „Ich.“ Er sah erschüttert aus. „Ha?“ Ihre Augen waren aufgerissen. „Wie bitte?“ „Ich hab ihn mal gefragt, wer er wirklich ist. Damals im Tokiotower. Ich hab irgendwie geahnt, dass er kein kleiner Junge sein kann - er war zu erwachsen dafür. Nicht frühreif - nein, erwachsen. Er hat da oben gelegen, diese Bombe entschärft, während ich unten in der Kabine die Hosen voll hatte, ganz ehrlich. Das war kein kindlicher Leichtsinn, nicht der naive Glaube eines Grundschülers, dass alles noch gut wird. Shinichi wusste, was er tat. Er war voll konzentriert. Er hatte sich im Griff. Das hatte er immer. Ich weiß, du kanntest ihn nicht wirklich - aber ich hatte doch das eine oder andere Mal mit ihm zu tun. Und ich sage dir - genauso war er. Und genau der Gedanke kam mir auch im Fahrstuhl.“ Er biss sich auf die Lippen. „Ich war schon soweit, zu glauben, dass es seltsame Dinge gibt auf der Welt. Aber ich hab mich wieder von ihm täuschen lassen. Er hat mir gezeigt, was ich gesehen habe - einen kleinen Jungen. Warum sollte er etwas anderes sein, als das, wonach er aussah? Ich hab mich reinlegen lassen…“ Wataru schaute aus dem Fenster, hinauf zum Klinikum. „Ich hab mich täuschen lassen. Nur meinen Augen geglaubt, nicht dem, was mein Gefühl mir sagte. Und ich hab nicht gewagt, ihn noch mal zu fragen…“ Miwako Sato schaute ihn fragend an. „Ihn was noch mal zu fragen?“ „Damals im Tokiotower, als wir beschlossen hatten, zu warten, bis die Nachricht kommt- da hab ich ihn gefragt. Wer er wirklich ist. Er meinte, er würde es mir sagen. Im Jenseits. Der Haken an der Sache war…“ „… da kamt ihr nie an.“ Sato seufzte. Zum Glück. „Ja. Und ich hab ihn danach nie mehr gefragt. Warum nicht?“ Sie griff nach seiner Hand, drückte sie kurz, dann ließ sie den Wagen an. „Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, Wataru. Mach dir nicht zu viele Gedanken.“ Sie sah ihn an, lächelte. Dann beugte sie sich nach vorn, streifte sacht mit ihren Lippen die seinen - wandte sich mit hochrotem Kopf dann der Straße zu und gab aus dem Stand Vollgas, dass die Reifen quietschten und qualmten, dafür sorgten, dass eine ansehnliche Gummispur auf dem Asphalt zurückblieb. Jodie drehte sich um, genauso wie Shuichi und James. „Tja.“ Der Rauch wallte noch vom nassen Asphalt, wo der rote Sportwagen gerade abgerauscht war wie ein gut geölter Blitz. Mehr sagte James nicht, dann lehnte er sich neben Jodie ans Geländer. „Kommt er durch?“, wisperte sie leise. „Wird er es schaffen?“ „Natürlich.“ James lächelte- seine Bartspitzen hoben sich nach oben, als er fasziniert auf die funkelnden Sterne auf der Wasseroberfläche blickte, die die aufgehende Sonne auf den Fluss Teimuzu streute. „Woher willst du das wissen? Wie kannst du dir so sicher sein? Du hast den Arzt gehört, er wird noch operiert-…“, fing nun Akai an. Seine Stimme war leise und klang bitterernst. „Weil Mr. Sherlock Holmes nicht durch die Hand seines Erzfeinds starb.“ James Black nickte bestimmt. „Er starb nicht durch seinen Erzfeind. Und genauso wird auch er nicht sterben.“ Akai schüttelte den Kopf; allerdings hatte sich auf seine Lippen ein leises Lächeln geschlichen. Dann drehte er sich um, ging wieder zurück ins Krankenhaus. Yukiko saß still auf einem Stuhl, ihre Hände in ihrem Schoß klammerten sich an eine mittlerweile kalt gewordene Tasse Kaffee aus der Kantine, die ihr Yusaku gebracht hatte. Er selber stand vor der Tür des OP-Saals. Seit drei Stunden. Er stand da, rührte sich nicht, bewegte sich nicht, drehte sich nicht einmal um. Dann erlosch die rote Anzeige über der Tür - Heiji, der seine Wanderschaft den Gang rauf und runter während all der Zeit nicht einmal unterbrochen hatte, blieb stehen. Als die Tür aufging, standen alle auf - Ran mit sehr wackeligen Beinen, musste von ihrem Vater am Arm festgehalten werden. Dann trat der Arzt heraus, zog sich den Mundschutz vom Gesicht. „Sind Sie der Vater?“ Der Mann im grünen OP-Kittel wandte sich an Yusaku. Der Schriftsteller nickte starr, merkte, dass seine Frau neben ihn trat, ihre Hand in seine schob. Spürte, dass sie eiskalt und schweißnass war - genauso wie seine. „Ich bin seine Mutter. Wie… wie…?“ Mehr brachte sie nicht heraus. „Es sah schlimm aus - er hatte viel Blut verloren. Aber er kam zum Glück noch rechtzeitig her - er wird es wohl schaffen.“ Ran brach in Tränen aus, schloss die Augen kurz, atmete tief durch. Wir haben es geschafft... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)