Denn am Ende steht... von Leira ================================================================================ Kapitel 27: Trau nie deinem Feind --------------------------------- Hallo! So... mit dem letzten Kapitel ist etwas passiert, von dem ich niemals je zu träumen gewagt hätte; die 400 ist gefallen. Ich danke, danke, danke euch für euer Feedback! Es ist wirklich unschätzbar hilfreich für mich, und ich danke euch, dass ihr immer noch den Nerv habt, mir Kommentare zu hinterlassen :D *Sektkorkenknallenlässt* Merci beaucoup!! Thankyou very much! So... und nun halt ich euch gar nicht länger auf; sondern überlasse euch hiermit Kapitel 27... Ich wünsche angenehmes Lesen *g* Bis nächsten Dienstag/Mittwoch! Ich empfehle mich bis dahin und verbleibe- eure Leira :D PS: Entschuldigt den Titel. Mir wollte partout nichts einfallen... wenn jemand einen besseren Vorschlag hat? ________________________________________________________________________ Heiji, Shuichi Akai, Jodie Starling und James Blacks sowie Sato und Takagi schauten sich höchst zufrieden an. Vor ihnen blinkte es auf dem Bildschirm. Endlich hatten sie das Signal - lange genug hatte es gedauert. Länger als sie alle gedacht hatten; das Handy zu orten war schwerer gewesen, als sie vermutet hatten. „Zeigen wir’s Meguré!“ Wataru Takagi schaute in die Gesichter seiner Mitstreiter. Alle nickten eifrig. „Sollen wir ihn anrufen, oder…“ „Wir fahren sofort hin, würde ich sagen. Seine Eltern werden es auch wissen wollen… und bevor wir lange und breit am Telefon erklären…“ Sato blickte in die Runde. „Ja, das hört sich vernünftig an. Dennoch bin ich dafür, dass wir uns aufteilen - ich werde mich mit meinen Leuten schon mal auf den Weg machen - Sie kommen dann sofort nach, wenn Sie den Kommissar unterrichtet haben.“ James Blacks Stimme war klar und fest. Hätte es eine Widerrede gegeben, wäre sie ohnehin zwecklos gewesen. Es war klar, dass er keine dulden würde. Also stimmten alle Anwesenden zu. „Ja. So sollten wir es machen.“ Wataru Takagi nickte. „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg… bis gleich.“ Damit teilte sich die Gruppe auf - Sato und Takagi alarmierten die Kollegen, packten den Laptop zusammen, liefen dann zu Satos Auto, während das FBI schon in James Blacks Wagen saß und zu der Adresse fuhr, an der das Telefon des Bosses geortet worden war. Es war nun schon etwa eine Stunde her, dass Kommissar Meguré bei den Kudôs aufgetaucht war, um ihnen über den neuesten Stand der Dinge zu berichten - was in diesem Fall noch hieß, dass es keinen neuen Stand gab. Die Lage war unverändert - man wusste weder, wie es Shinichi ging, ob er überhaupt noch lebte, noch was Sharon vorhatte. Sie hatte sich nicht mehr gemeldet. Langsam beschlich ihn der Gedanke, dass sie nur hatte Zeit schinden wollen, als Spionin für die Gegenseite fungierte. Yukiko saß, an Yusaku gelehnt, auf der kleinen Couch im Wohnzimmer. Das große Sofa besetzten die vier jungen Damen - Sonoko, Kazuha, Ran und Shiho, die ebenfalls vor Kurzem wieder zu ihnen gestoßen waren. Alle hatten nicht schlecht gestaunt, als sie die junge blonde Frau gesehen hatten. Kogorô hatte auf einem Stuhl Platz genommen, den man noch herbei geholt hatte - Eri war in der Küche verschwunden, kochte Kaffee für alle. Auf dem Boden saßen die Detective Boys und unterhielten sich flüsternd - sie hatten es sich nicht nehmen lassen, mit allen anderen ebenfalls weiter zu warten. Auch wenn Shinichi nicht mehr Conan war und Shiho nicht mehr Ai - so verband sie doch eine Freundschaft, die nicht einfach vergessen werden konnte. Shinichi war immer noch ihr Freund. Und irgendetwas mussten sie doch tun. Immer wieder warfen sie seinem Vater vorsichtige Blicke zu. In den beiden Sesseln, die noch um den Wohnzimmertisch gruppiert waren, saßen nun also der Professor und der Kommissar - und alles schwieg. Bis auf das leise, unverständliche Getuschel der Kinder auf dem Teppich war nichts zu hören. Selbst Yukiko schien keine Tränen mehr zu haben, die sie noch vergießen konnte; sie schmiegte sich an ihren Mann, der mindestens so erschöpft aussah wie sie, kreidebleich im Gesicht, und gab nicht einen noch so kleinen Laut von sich. Dann klingelte es an der Haustür. Es war Ran, die aufstand und öffnete. Sie hörten ihre überraschte Stimme in der Eingangshalle, dann Schritte, die sich näherten. Schritte, die von mehreren Personen stammten. Als sie schließlich das Wohnzimmer betraten, schauten alle die zwei Inspektoren und Heiji einigermaßen erstaunt an. Die drei machten einen recht aufgeregten Eindruck. Etwas musste passiert sein. Und so schlussfolgerte auch der Kommissar. „Takagi! Sato! Was gibt es?“ Meguré war aufgestanden. Takagi glühte förmlich vor Stolz, als er nach einem Blick nach links, zu Heiji, und rechts, zu Sato, die Frage seines Vorgesetzten beantwortete. „Wir haben das Handy geortet.“ Er legte einen Aluminiumkoffer auf den Tisch, ließ die Schlösser aufschnappen und machte ihn auf, holte ein Laptop heraus, klappte es auf und fuhr den Computer hoch. Dann startete er ein Programm - alle beugten sich gespannt vor. Zuerst sah man nur eine Karte - dann sah man es blinken. „Da ist es.“ Sato tippte auf den Punkt, der immer wieder aufleuchtete und erlosch. „Da drin muss es sein.“ Gin, Vodka, Korn und Chianti blieben vor einer Tür stehen. Es waren wirklich Geräusche zu hören. „Vodka - du bleibst hier. Ihr zwei geht zurück und holt den Boss.“ Vodka nickte, positionierte sich neben der Tür - er sollte keine Chance haben, zu entkommen. Chianti und ihr Partner waren bereits wieder die Treppen hinaufgelaufen. Die beiden Männer zogen ihre Waffen. Gin nickte, und Vodka drückte die Klinke der Tür nach unten, öffnete die Tür mit einem Ruck. Und da sah er ihn. Kudô. Er stand da, mit dem Rücken an die Wand gedrückt, starrte ihn an - und rannte los, um die nächst Ecke. Gin schoss, ohne ein Wort zu sagen, rannte ihm hinterher. Er wollte, dass Kudô endlich starb. Vodka folgte ihm dicht auf den Fersen. Und deswegen – wegen diesem blinden Hass erkannte Gin, der ansonsten so gut wie niemand hinters Licht führen konnte, erst viel zu spät, nämlich, als Putz aus der Wand bröckelte an der Stelle, wo sein Herz sein sollte, dass das, was er sah, gar nicht real existierte. Es war eine Projektion, von Kudô, der an der Wand stand und dann lief. Die Szene war ein Film, auf Dauerschleife gestellt. Egal wann man reinkam… er würde einen immer dazu veranlassen, ihm folgen zu wollen. Gin brüllte wütend auf, wollte an Vodka vorbei zurück laufen – aber die Tür war zu gefallen. Und sie war von innen nicht zu öffnen. Vermouth! Wütend schoss er auf das Schloss der Tür. Cognac erkannte den Sinn ihrer Worte erst viel zu spät - im nächsten Moment lag er nämlich bewusstlos auf dem Boden. Vermouth hatte ihm mit ihrer Waffe eins über den Schädel gezogen. Bei dem Gedanken, was ihre Ex-Kollegen im Keller finden würden, lächelte sie. „Fools.“ Bestimmt saßen sie jetzt alle im Keller in der Falle. Sie sank neben ihm in die Knie um den Schlüssel des Safes zu suchen. Sie drehte ihn auf den Rücken, steckte ihre Pistole weg, durchsuchte seine Hosentaschen, seine Sakkotaschen - und fand den Schlüssel schließlich in der Hemdtasche seines anthrazitfarbenen Designerhemds. Sie legte den Kopf schief, lächelte den Schlüssel an. Dann beugte sie sich vor, tätschelte ihm mit ihrer perfekt manikürten Hand die Wange. „Thankyou so much. Nun schlaf schön, Darling.“ Sie stand auf, zog ihre Waffe, richtete sie auf ihn - und hielt inne. Wollte sie nicht ein besserer Mensch werden? Was war aus all ihren Vorsätzen geworden, neu anzufangen? Mit diesem Leben abzuschließen? Nur einmal noch- Sie zog die Augenbrauen zusammen. Einen bewusstlosen, wehrlosen Menschen zu erschießen war nicht eben die feine englische Art. Sowas hatte sie noch nie getan. Noch nie. Aber er hat es verdient! Nach allem was er getan hat, hat er es verdient. Er hätte Shinichi fast umgebracht - mehr als einmal, mittlerweile. Und denk dran, was er mit dir getan hat… Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. Tu es. Tu es. Tu es - es ist das Richtige. Er würde das nie tun… Sie seufzte. Shinichi würde so etwas nie tun. Ganz davon abgesehen, dass er nie jemanden ermorden würde - einen unterlegenen, bewusstlosen Mann erschießen, würde er erst Recht nicht. Niemals. Denn das war feige - er hätte sie ja damals einfach fallen lassen können - und auch das hatte er nicht getan. Sie seufzte, verdrehte die Augen. Yukiko, was hat dein Sohn aus mir gemacht? Ich werde weich… Mit großer Mühe schob sie die Waffe wieder ein – nahm ihm seine Krawatte ab, fesselte ihm die Hände, löste am Vorhang die Schnüre, die den schweren anthrazitfarbenen Stoff zurück hielten, fesselte ihm mit einem Band die Beine und verband schließlich mit der anderen Hand- und Fußfesseln. Dann ging sie, zog die Tür hinter sich zu. Sollte die Polizei mit ihm glücklich werden. Sie war keine Mörderin mehr. Draußen vor der Tür zog sie das Abzeichen aus ihrer Tasche, gab ihm das Signal. Er schreckte hoch. „Okay. Dann bis in fünfzehn Minuten.“ Er schluckte - warf auf den immer noch schlafenden Mann in der Ecke einen prüfenden Blick - und drückte den Timer auf seiner Bombe. Es würde ihm nichts passieren - der Sprengsatz würde lediglich die Schalteinheit zerstören. Er wollte ja schließlich keinen umbringen - nur festsetzen. Einsperren… Mit einem letzten Blick durch den Raum verließ Shinichi die Schaltzentrale - und fing an zu rennen. Die Zeit war nicht unbedingt großzügig bemessen... Nachdem er sich dann doch einmal fast verlaufen hätte in den weiten Fluren des Hauptquartiers, hatte er es geschafft. Die letzte Treppe fiel er mehr herunter, als dass er lief - bog um die Ecke und fand sich in der Eingangshalle, traf dort auf Sharon. Sie schaute ihn an - er nickte nur. Doch gerade, als sie das Gebäude verlassen wollten, hörten sie Schreie hinter sich. Die Stimmung im Hause Kudô war schlagartig besser - man wusste jetzt, wo man ansetzen konnte. Endlich war die Zeit des tatenlosen Herumsitzens vorbei. „Also - wissen wir, wo er ist… wir können nun Shinichi…?“ Yukikos Stimme bebte. Eri trat neben sie, stellte das Kaffeetablett ab, schluckte. Sie legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter, wollte sie durch diese Geste etwas beruhigen, ihr Mut zusprechen. Yukiko griff nach ihren Fingern. „Nun, wir wissen, wo sich der Boss höchstwahrscheinlich aufhält, Yukiko.“, sagte Meguré, versuchte sachlich und nüchtern zu bleiben. „Aber glaub mir, sobald wir ihn haben, werden wir nicht eher ruhen, bis er uns sagt, wo euer Sohn ist.“ Er nickte grimmig. „Ich nehme an, die Agenten vom FBI sind schon unterwegs?“ Er wandte sich an Takagi und Sato. „So ist es, Herr Kommissar.“ „Und die Einsatztruppe?“ „Bereit zum Abmarsch, Herr Kommissar.“ Sato nickte steif. Kogorô stand auf, schaute sich um. „Ist das nicht toll, Mausebein? Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren…“ Er drehte suchend den Kopf, als er sie nicht auf Anhieb erblickte. „Mausebein?“ Nun wandten alle sich alle im Wohnzimmer Anwesenden um, schauten sich fragend an, fahndeten nach Rans Gesicht. Es war nirgends zu sehen. „Ran?“ Eri ließ Yukikos Schulter los, drehte sich um die eigene Achse. Aber ihre Tochter war nicht zu sehen. „Ran?!“ Langsam kroch Furcht in ihre Stimme. Ihre Fingerspitzen wurden taub. Sie ahnte, was passiert war. Und langsam dämmerte es auch allen anderen. Ran hatte das Signal auf dem Laptop gesehen. Sie wusste den Ort. Und sie stand nicht mehr an der Tür. Sie war losgelaufen, um ihn zu suchen. „NEIN!“ Kogorô wurde bleich. „RAN!“ „Was soll das werden, du Schlampe? Wo ist der Boss?“ Chianti rannte ihnen entgegen. Sie waren auf dem Weg nach oben, um die Schlüssel für den Keller zu holen, nachdem sie Gin noch gehört hatten, als er lautstark fluchte, als sie ihre Stimme vernommen hatten. Korn hatte sie weitergeschickt; Gin musste umgehend befreit werden. Aber jemand musste diese Verräterin aufhalten. Und das sie eine war, war offensichtlich. Neben ihr stand Kudô. Noch im Laufen zog sie ihre Waffe - Sharon stieß Shinichi gegen die Tür nach draußen. Er stand da, blinzelte sie an. „Sharon! Du hast nur noch drei Minuten!“ Sie lächelte bitter. „Die reichen mir, cool guy. Geh in Deckung.“ „Aber-…“ Neben ihm pfiff die erste Kugel vorbei. Er duckte sich, bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen. „Kein ABER! DU GEHST JETZT IN DECKUNG! If anything happens to you, your angel might send me to hell!“ Sie drehte sich um, zielte kurz. Shinichi starrte sie an. Sprach sie von Ran? Was- Was hatte sie denn damit gemeint? Er schluckte - dann lief er widerwillig hinter das am nächsten parkende Auto, ging in Deckung, zählte leise die Sekunden von 180 abwärts… 179… Fühlte sich mies, weil er hier in Deckung ging, während sie ihr Leben riskierte. Aber sie hatte Recht - er wäre nur ein Hindernis. Helfen konnte er ihr nicht, er hatte keine Waffe. Und er konnte nicht auf Menschen schießen, mit der Absicht, sie zu töten. Ran unabsichtlich wehgetan zu haben, damals, war schlimm genug für ihn gewesen. Sharon wusste, dass er nicht zum Morden oder Verletzen gemacht war. Natürlich würde er sein Leben verteidigen, oder Rans - wenn es drauf ankam. Wenn er musste. Aber umbringen? Umbringen? Man konnte sein Leben auch retten, ohne ein anderes zu nehmen... Doch er wusste, Chianti würde nicht ruhen, bevor sie nicht jemand zur ewigen Ruhe bettete. Ein weiterer Schuss zerriss die Stille der Nacht. 170. 169. 168. Leichter Regen setzte ein. Nicht stark, aber stark genug, um die Kälte und Feuchtigkeit unter seine Kleidung kriechen zu lassen… 142. 141. 140. 139. 138.… Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das Auto, wandte den Blick nach oben. 123. 122. 121.… Schüsse. Immer und immer wieder. 116. 115. 114.… Über eine Minute war schon vergangen. Wenn sie sich nicht beeilte, dann kam sie nicht mehr raus, bevor der Alarm alles abriegelte. 88. 87.… Dann säße sie in der Falle, man würde sie töten. Ihr Verrat war offensichtlich. Und mit ihr wäre der Schlüssel auf ewig verloren. 64. 63. 62. 61. Eine Minute noch. Sie musste es schaffen. Sonst wäre alles umsonst gewesen… Die Nacht war pechschwarz, der Himmel wolkenverhangen. Nur selten war eine Lücke in der Wolkendecke, die es dem Mond gestattete, ein paar fahle Lichtstrahlen zur Erde zu schicken. 40. 39. 38. 37.… Immer wieder hörte er Schüsse, hörte die beiden Frauen schreien. Schrille Stimmen, die sich überschlugen. „Bitch!“ Gedämpft durch den strömenden Regen trug sich das Wort zu ihm hinüber. Es war offensichtlich, dass sie sich nie gemocht hatten. 16. 15. 14.… Shinichi biss sich auf die Lippen. Plötzlich war alles so still… das monotone Geräusch der Wassertropfen, die um ihn herum auf die Erde prallten... platschend zerbarsten... wurde plötzlich so laut, angesichts der völligen Abwesenheit irgendeines anderen Geräusches. 3. 2. 1- Er hörte es neben sich keuchen - drehte den Kopf, sah ihn ihre blauen Augen. Dann krachte es, irgendwo in der Ferne. „Huh.“ Sharon ließ sich neben ihm zu Boden sinken. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, strich sich eine nasse Haarsträhne hinters Ohr. Er fragte sie nicht, ob sie tot war. Er wusste, dass Chianti diese Auseinandersetzung nicht überlebt hatte. Shinichi schluckte. „Und jetzt?“ „Jetzt machen wir uns aus dem Staub. Den Rest darf die Polizei erledigen; und unsere Freunde vom FBI.“ Sie lächelte breit - ihre Zähne blitzten in der im Mondlicht. Dann stand sie auf, zog ihn hoch. Meguré schluckte. Sie saßen im Auto, waren gerade losgefahren - insgesamt waren außer ihm selber und seiner Truppe noch Yusaku, Kogorô und Heiji mitgefahren. Die anderen hatte man mehr oder weniger überredet, zu Hause zu warten. Er wollte so wenig Zivilisten dabei haben, wie möglich; die, die er ohnehin schon dabei hatte, waren ihm eigentlich schon zuviel. Aber er hatte sie nicht abhalten können. Die beiden Väter und den besten Freund. „Das ist lange her, Yusaku, nicht wahr?“, durchbrach er schließlich das langsam immer ungemütlicher werdende Schweigen. Er warf einen kurzen Blick auf den Mann neben ihm. Er wollte ein Gespräch beginnen, die Anspannung im Wagen ein wenig lösen. Yusaku Kudô offensichtlich aber nicht - der Schriftsteller gab keine Antwort. Meguré seufzte. Er hatte keine Kinder - aber er glaubte zu wissen, was in Yusaku gerade vorging - und in Môri, der leichenblass neben Heiji auf dem Rücksitz saß. „Ich meine, unser letzter, gemeinsamer Fall ist doch bestimmt schon…“ „Jûzô.“ Mehr sagte er nicht. Aber Meguré verstand in trotzdem. Und er konnte es ihm nicht verdenken. Yusaku wandte den Kopf ab und starrte nach draußen, in die Dunkelheit. Mittlerweile regnete es in Strömen. „Sharon - willst du nicht endlich anrufen?“ Er seufzte genervt. Mittlerweile war er bis auf die Knochen nass. Seine Kiefer schlugen aufeinander. „Hm?“ „Ich meine, ich hab mir ja wirklich ein gutes Passwort einfallen lassen - aber du solltest trotzdem langsam die Polizei anrufen, findest du nicht?“ „Sofort. Ich will nur noch ein wenig Abstand zum Hauptquartier kriegen.“ Mit dem, was dann passierte, hatte er einfach nicht gerechnet - auch wenn er es kommen hätte sehen müssen. Sie gingen gerade durch eine dunkle Gasse, als sie plötzlich stehen geblieben war. Er drehte sich um. „Was ist? Rufen wir jetzt an?“ Gedankenverloren lehnte er sich an einen Gartenzaun. Sie trat näher. „Weißt du…?“ Sie trat noch näher. Er schaute sie fragend an, wollte gerade nachhaken, was er denn nun wissen sollte, und erstarrte. Sie drückte ihn mit ihrem Körper gegen den Zaun - ein kaltes Stahlband schloss sich um seine Handgelenke- und ein metallisches Klirren verriet ihm, dass die Kette, die die beiden Ringe der Handschellen zusammenhielt, hinter einer der eisernen Streben des Zauns durchführte. Er wollte den Mund aufmachen, sie fragen, was das sollte, sie anschreien - als sie ihm auch schon ein Stück Stoff in die Mundhöhle stopfte, ein anderes um seinen Kopf wickelte und zuband, um zu verhindern, dass er es ausspucken konnte. „Tut mir Leid, Shinichi. Aber das musste leider sein… ich werde bei der Polizei anrufen, damit sie dich abholen. Ich kann dich leider nicht persönlich abliefern, denn sowohl dein Deal mit mir als auch der Deal, den ich mit Polizei und FBI geschlossen habe, platzt hiermit. Ich werde ihnen am Telefon sagen, was ich weiß, und wo du bist - und ab jetzt beginnt das Spiel von vorne, silver bullet.“ Er funkelte sie zornig an. „Ach ja. Hätte ich fast vergessen. Die Safekombination ist 451891.“ Als sie seine hochgezogenen Augenbrauen bemerkte, lächelte sie. „Ja, ich weiß was du denkst. Darauf hättest du auch selber kommen können. Nun, das habt ihr gemeinsam; ihr beide verehrt Conan Doyle. Du den Helden, er den Bösewicht. Moriarty.“ Sie zog den Safeschlüssel aus ihrer Tasche, stopfte ihn ihm in die Jackentasche. Sie küsste ihn auf die Stirn. Er starrte sie voll Verachtung an. „Oh, ich kann mir denken, dass dir das nicht gefällt. Es gefällt mir auch nicht. Aber ich will gegen dich eine faire Chance haben - was beinhaltet, dass du mir etwas Vorsprung geben musst.“ Sie lächelte bitter. „Bis demnächst, cool guy. Ich werde gleich die Polizei anrufen, damit sie dich finden - sonst erkältest du dich noch, bis dich jemand durch Zufall entdeckt. Ansonsten - auf bald. Catch me, if you can.“ Sie trat einen Schritt zurück, drehte sich um; dann hielt sie inne. „Ach ja… du wolltest wissen, warum ich so geworden bin… nicht wahr?“ Sie schaute ihn nicht an, blieb stehen, wie sie war. Er schaute sie erstaunt an. „Ich wollte Rache. Rache… allerdings erkannte ich erst viel zu spät, dass die, mit deren Hilfe ich mich rächen wollte, die waren, an denen ich mich rächen sollte… deshalb… danke ich dir. Nun werde ich wohl endlich… nach so vielen Jahren… Genugtuung bekommen.“ Sie atmete tief ein, wandte ihren Kopf gen Himmel. „Was die Ursache für meinen Vergeltungswunsch betrifft… so wirst du sie selbst herausfinden müssen. Aber wie ich dich kenne, wirst du die Teile bald beisammen haben, um das Rätsel zu lösen.“ Damit verschwand sie in der Dunkelheit der Nacht. Zuerst schaute Shinichi ihr einfach nur nachdenklich hinterher. Dann wurde ihm seine etwas prekäre Situation wieder bewusst. Er zog an seinen Fesseln, verdrehte die Augen. Das kann doch nicht wahr sein! Und jetzt - jetzt, in diesem Augenblick gestand er sich die Erkenntnis ein, dass manche Menschen sich wirklich nie änderten. Und er gratulierte sich zu der Entscheidung, ihr trotz ethischer und moralischer Bedenken einen Emitter an den Mantel geklebt zu haben. Allerdings… ihre letzten Worte hatten ihn nachdenklich gestimmt. „Professor.“ Shiho erhob sich. „Wir fahren jetzt auch. Ich kann hier nicht sitzen bleiben.“ Die Kinder sprangen auf die Füße. „Wir kommen mit!“ Shiho verzog das Gesicht. „Ich glaube, ihr spinnt. Nein, ihr bleibt hier.“ Ihre Stimme klang harsch - nun wurden ihre Züge allerdings wieder etwas sanfter. „Ich melde mich bei euch, sobald ich etwas weiß, okay?“ „Aber! Aber wir sind die Detective Boys...“ Sie zog die Augenbrauen zusammen, legte ihre Stirn in Falten. „Ganz Recht. Boys. Kinder. Und Kinder haben bei solchen Dingen einfach nichts zu suchen. Ihr wisst, dass ich Recht habe - und wäre Shinichi hier, dann würde er euch das auch sagen. Es handelt sich hier nicht einfach um die Suche nach einer kleinen Katze oder dem Mörder einer verschwundenen Leiche - das hier ist ein echter Polizeigroßeinsatz. Es wird geschossen werden. Vielleicht sterben Menschen. Das ist nichts für euch - damit würdet ihr nicht klarkommen. Zu sehen, wie jemand erschossen wird…“ Die drei Kinder starrten sie mit ernsten Gesichtern an. „Ihr wisst, mit mir braucht man nicht anfangen, zu diskutieren. Ich gewinne immer. Ihr bleibt hier.“ Kazuha stand auf. „Aber ich fahre mit. Schließlich ist mein Freund auch da draußen unterwegs.“ Sie klang wild entschlossen. Shiho seufzte. „Wenn du meinst.“ Dann zog sie den Professor am Ärmel mit sich, gefolgt von Kazuha, und ließ Yukiko und Eri mit Sonoko und den Kindern zurück. Eri seufzte, legte den Kopf in den Nacken. Sie trank die Kanne Kaffee so gut wie im Alleingang aus, denn Sonoko hatte Kaffee abgelehnt und Yukikos Tasse stand immer noch vor ihr auf dem Tisch, wurde langsam aber sicher kalt. „Warum bringt dein Sohn meine Tochter immer in Schwierigkeiten?“ Und erst jetzt kam Bewegung in Yukiko. „Wenn ich dich daran erinnern darf, Eri, war es nicht Shinichi, der sie da hineingezogen hat. Er hat versucht, sie vor allem zu schützen. Es war Ran, die sich Informationen beschafft hat, die er ihr nie gegeben hat, es war Ran, die das Gift besorgt hat, und es war auch Rans alleinige Entscheidung, es zu schlucken. Shinichi hätte ihr das ausgeredet, und das wusste sie auch, denn sonst hätte sie ihn gefragt. Wäre vor der Einnahme zu ihm gekommen. Er liebt sie, Eri. Er hätte nie gewollt, dass sie das Risiko eingeht, sich das antut. Und er hätte ihr das auch verklickert, das darfst du mir glauben. Das wusste sie, und deswegen hat sie es ihm bewusst verschwiegen, ihn extra für den Tag der Filmpremiere anderweitig beschäftigt. Er hat ihr nichts von der Beschattung der Organisation erzählt. Nichts von seinen Plänen. Ganz am Anfang hatte er ihr nicht mal erzählt, wodurch er geschrumpft wurde, und jahrelang vorher hat er ihr sogar verschwiegen, wer Conan wirklich war. Hör endlich, verdammt noch mal auf, immer ihm die Schuld zu geben. Deine Ran ist eine erwachsene Frau, die für sich selber Entscheidungen trifft. Um waghalsige Dinge anzustellen, braucht sie meinen Sohn schon lange nicht mehr.“ Yukiko war weiß vor Wut geworden, wischte sich eine Zornesträne aus den Augen. „Aber sie liebt ihn, Eri. Sie liebt ihn. Deswegen ist sie gegangen.“ Eri schluckte. „Entschuldige, Yukiko. Es - es tut mir Leid. Es ist nur… ich…“ „Du hast Angst.“ Die Rechtsanwältin nickte. „Schreckliche Angst.“ „Die haben wir alle.“ Damit griff die blonde Frau mit zitternden Händen nach ihrer Kaffeetasse und trank sie auf Ex aus. Eri tat es ihr gleich. Sonoko schaute nur von einer zur anderen. In diesem Moment stand Ayumi auf. „Ich will nach Hause. Wir gehen.“ Genta und Mitsuhiko starrten sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte. „Aber…“ Ayumi drehte sich um. „Ich geh meine Mama anrufen. Sie soll mich holen.“ Sonoko starrte ihr perplex hinterher; Yukiko und Eri bekamen es gar nicht so wirklich mit. Mitsuhiko und Genta folgten ihrer kleinen Freundin bis vor die Tür. „Sag mal, Ayumi…!“ Sie schaute vom einen zum anderen. „Ihr wisst noch, wo der Punkt geblinkt hat, oder?“ „Ja, aber…“ „Dann gehen wir da jetzt hin. Wenn wir hier geblieben wären, hätten wir nie… die hätten uns doch nie suchen lassen…“ Und erst jetzt fiel es den anderen wie Schuppen von den Augen. „Leute, ihr habt doch nicht geglaubt, ich ruf jetzt meine Mama an?“ Ihr kleines Stimmchen piepste vorwurfsvoll. Genta und Mitsuhiko zogen es vor, hierzu zu schweigen; sie bedachten sie lediglich mit bewundernden Blicken. Dann räusperte sich der dünne Junge. „Dann nichts wie los! Klasse Idee, Ayumi!“, rief Mitsuhiko voller Elan. „Dankeschön…!“ Das kleine Mädchen errötete zart. Dann liefen sie los. „Sie wird zu Fuß schneller sein als wir…“ Takagi seufzte bedrückt. Sato, die am Steuer saß, schaute ihn an. „Wahrscheinlich hast du Recht…“ Sie biss sich auf die Lippen, reichte dann ihr Blaulicht Takagi, der es ohne Umschweife aufs Dach stellte. Dann drückte sie das Gaspedal voll durch, rauschte mit quietschenden Reifen durch die Nacht. Im Hauptquartier läutete das Telefon. Und läutete. Läutete… Sharon starrte genervt auf ihr Handy. Doch, die Nummer stimmte. Wo waren die alle? Dann hörte sie Sirenen, verschwand schnell im Schatten hinter einen Baum, als ein Streifenwagen nach dem anderen an ihr vorbeirauschte. Aha… Verwundert sah sie ihnen nach. Langsam kam er wieder zu sich. Sein Schädel dröhnte. Er setzte sich auf, sah sich um - und sein erster Gedanke galt Vermouth. Er rappelte sich langsam hoch, bemerkte die Fesseln. Sie hatte ihn verraten. Diese dreckige Schlampe hatte ihn verraten. Verraten! Ungeduldig zog und zerrte er daran. Sie hatte es wohl etwas zu eilig gehabt, lieber etwas mehr Zeit auf die Suche nach etwas geeignetem zum Fesseln suchen sollen; der Stoff der Krawatte lies sich etwas dehnen, und so schaffte er es, seine Hände frei zu bekommen. Der Rest war dann ein Kinderspiel. Er fluchte leise, rieb sich die Handgelenke. Ein eiskalter Engel war sie ja schon immer gewesen - aber er hatte gedacht, dass sie eigentlich auf seiner Seite stünde, eben gerade deswegen. Weil sie so kalt, so abgebrüht war. Und nun hatte ausgerechnet sie ihn verraten. Er kniff die Augen zusammen, hob dann die Hand, betastete vorsichtig seinen Kopf, schaute seine dann Finger an. Eingetrocknetes Blut klebte an ihnen. Sie hatte ganz schön zugeschlagen, diese dreckige Verräterin. Er grinste böse. Aber wenn sie glaubte, dass er das auf sich sitzen ließ, dann hatte sie sich getäuscht. Dafür würde sie noch bezahlen. Bitter bezahlen. Und er auch. Kudô. Er zweifelte nicht im Mindesten daran, dass er noch lebte. Und nicht im Keller war. Nie gewesen war. Nein, er lebte noch, lief hier irgendwo noch putzmunter rum. Aber nicht mehr allzu lange. Dann wankte Cognac zur Tür und fand sie verschlossen. Gerade fing er an zu fluchen, als ihm etwas kleines, silbrig Glänzendes auf dem Boden auffiel. Ein Schlüssel. Plötzlich wurde ihm heiß. Der Schlüssel! Er klopfte gegen seine Brusttasche - sie war leer. Danach war sie also her gewesen… was hatte sie vor? Was zur Hölle hatte sie vor?! Dann hob er den Schlüssel auf, ging wieder wankenden Schrittes zurück zur Tür, sperrte auf - und dachte, egal was Vermouth auch immer vorhatte - die Gute wurde alt. Darüber konnte auch ihr junges Aussehen nicht hinwegtäuschen. Ihm den Schlüssel zu seinem Gefängnis hier zu lassen… wo war sie nur mit ihren Gedanken gewesen. Dann stürmte ihm Korn entgegen. Cognac verdrehte die Augen. „Lass mich raten. Kudô war nicht im Keller.“ Korn nickte, berichtete mit knappen Worten, was vorgefallen war. Der Boss hörte zu, seine Augen verengten sich. „So habe ich dich doch unterschätzt. Shinichi Kudô…“ Er presste die Kiefer zusammen. „Und worauf wartest du noch? Du weißt, wo die Schlüssel sind, lass sie raus!“ Korn nickte, machte sich eilends auf den Weg. Cognac seinerseits kochte vor Zorn. Dann zog er seine Waffe, machte sich auf den Weg nach unten. Rote Lichter an allen Ecken zeigten, dass der rote Alarm ausgelöst worden war - die Sirene war wohl schon wieder abgeklungen. Deswegen auch die verschlossene Tür, obwohl der Schlüssel im Raum gewesen war. Der rote Alarm verriegelte automatisch alle Türen und Fenster - roter Alarm hieß, ein Eindringling war im Haus. Jemand der nicht entkommen durfte. Und da normalerweise immer Leute auf den Gängen waren, konnten diese Mitglieder dann erstens, den ungebetenen Gast, so er sich außerhalb eines Raumes befand, dingfest machen - und den Alarm wieder abstellen. Das würde er jetzt als Erstes tun. Er brauchte seine Leute - sie mussten ausschwärmen, um Vermouth zu töten. Und ihren Komplizen ebenfalls. In der Schaltzentrale fand er wirklich jemanden - Bacardi. Er lag immer noch am Boden, starrte fassungslos auf die blinkenden Lämpchen. Cognac starrte ihn an. Dann bückte er sich unwillig, um seinen Untergebenen zu befreien. Der erzählte in knappen Worten, wie er in diese Lage gekommen war und machte sich währenddessen sogleich an den Armaturen zu schaffen. Cognac lief ungeduldig auf und ab. „Wie sieht es aus?“, knurrte er ungehalten. Hinter ihm betraten Gin und Cognac den Raum. Bacardi wandte sich um, stellte sich gerade hin, deutete eine kurze Verbeugung an. „Schlecht, Boss. Die halbe Konsole wurde weggesprengt. Ich kann keine der Türen öffnen- nur das Haupttor ist offen, der Alarm scheint nicht gegriffen zu haben, da es beschädigt ist.“ Bacardi tippte auf einen Punkt an einem rußgeschwärzten Bildschirm. „Und warum könnt ihr nicht über den allgemeinen Regler den Alarm abstellen?“ „Jemand hat das Passwort geändert.“ Gins Stimme klang eisig. „Wir hätten ihn erschießen sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten.“ „Woher weißt du, dass er es war?“ Gin nickte in Richtung Bacardi, der immer noch etwas müde über der Tastatur seines Laptops hing, den er an den Zentralrechner angeschlossen hatte. „Das hier…“ Er tippte auf eine Stelle an der Schaltkonsole. „… ist eindeutig.“ Eingeritzt in das Metall stand da zu lesen: Es gibt nur eine Wahrheit. S. K. Der Boss wurde weiß vor Zorn. Sein bleiches Gesicht spiegelte sich in einem der vielen Monitore, seine Gesichtszüge waren zu einer hässlichen, hasserfüllten Maske erstarrt. „Dafür wird er bezahlen. So leicht kommt der mir nicht davon.“ Er wandte sich zur Tür. „Gin, du kommst mit. Bacardi, Korn, ihr macht den Rechner wieder flott, befreit die anderen. Zügig, wenn ich bitten darf!“ Damit rauschte er ab, hinter ihm Gin, der mit eiserner Miene seine Waffe aus seinem Umhang zog. Jemand würde heute Nacht sein Leben lassen. Jodie schrie auf. „Hey! Ist das nicht Ran?“ Akai drehte ebenfalls den Kopf. „Ja, ich denke schon. Aber was will sie da? Sie läuft…“ „Direkt zum Hauptquartier. Sie wird mitbekommen haben, wo es ist, und nun will sie ihren Freund retten.“ James’ Stimme klang sachlich. Jodie wurde bleich. „Wir müssen sie aufhalten!“ „Und wie willst du das anstellen?“ Akai klang gereizt. Seine Partnerin starrte ihn an. Shuichi wurde nur gereizt, wenn er… wenn er Angst vor etwas hatte. Und leider hatte er diesmal Recht damit - sie befanden sich auf einer Straße, einer Schnellstraße, um genau zu sein. Sie fuhren also schnell. Und in der mittleren Fahrspur. Und Ran lief gerade über die Überführung eben dieser Schnellstraße. „Shit!“ Shinichi glaubte, ihm müsse das Herz stehen bleiben, als er sie sah. Vorne, in der Querstraße, auf direktem Wege zum Hauptquartier der Schwarzen Organisation, lief Ran. Er sah sie nur kurz, aber er war sich sicher. Ihm drehte sich fast der Magen um. Was tat sie hier? Ran! Er zog erneut, panisch an seinen Handfesseln, wollte schreien - doch mehr als erstickte Laute kamen nicht von seinen Lippen. Er musste sie aufhalten! Sie lief geradewegs in ihr Verderben… Angst erfasste ihn, durchdrang jede Faser seines Körpers. Würde sie ihnen in die Hände fallen… dann… dann… Er wollte gar nicht daran denken, was dann der Fall sein würde. Er wollte sie nicht verlieren. Er musste sie aufhalten. Unbedingt. Jetzt. Ran! Verdammt noch mal! Er kniff die Augen zusammen, zog und zerrte, stöhnte schmerzerfüllt auf - aber dann war es passiert. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch irgendwann hatte er es geschafft. Er hatte eine Hand durch einen Ring gezogen. Noch im Laufen rieb er sich sein schmerzendes Handgelenk, zerrte sich den Knebel aus dem Mund. „Ran!“ Sie war bereits außer Sicht- und Hörweite. Der Verkehr und die Dunkelheit über Tokio taten ihr Übriges. „Du Dummkopf…“ Er keuchte, stolperte, fiel fast hin. „Bleib doch stehen, verdammt!“ Was tu ich nur? Dir darf nichts passieren… Shinichi rannte weiter, so schnell er konnte, lief wie noch nie in seinem Leben. Er musste sie aufhalten. Sie lief in ihren Tod. Und das wäre das Schlimmste… das Schlimmste, was passieren könnte. Wenn sie starb… wegen ihm… Nicht doch… nicht doch, nicht doch, nicht doch… nicht jetzt! Nicht, wo wir so kurz vorm Ziel sind… Bitte, ihr darf nichts passieren… Ran keuchte, als sie angekommen war. Sie stand vor etwas, das aussah wie ein großes Firmengebäude. Es regnete, sie war klatschnass - aber es war nicht die Kälte, die sie zittern ließ. Sie hatte schreckliche Angst. Entsetzliche Angst. Angst um ihn, Angst vor dem, was in diesem Gebäude war. Was sollte sie jetzt tun? Sich mal umsehen? Sie nickte vor sich hin, setzte ein entschlossenes Gesicht auf. Ja, erstmal umsehen. Das war eine gute Idee. Vor dem Eingang schien es zu glitzern. Dann erkannte sie, dass die Scheiben der Autos vor dem Eingang Sprünge hatten, teilweise kaputt, zerbrochen waren. Überall zerstörte Scheiben, Scherben, Splitter. Die ganze Glasfront war zerschossen. Sie blieb stehen. Was war hier passiert-? Und dann ging drinnen Licht an, zwei Männer wurden sichtbar, eilten nach draußen. Eilten auf sie zu. Hinter ihr quietschten Reifen. „Ran! Komm sofort hierher, Ran!“ Jodies Stimme. Sie klang panisch. Ran drehte sich um, sah sie aus einem Wagen springen- dahinter erblickte sie Akai, und hinter der aufgeklappten Fahrertür erschien James Black. „Ran, mein hübsches Kind… wenn du weißt, was gut für deine Gesundheit ist, dann bleibst du genau da, wo du bist.“ Langsam, ganz langsam drehte sie sich um. Und sah einen schwarzhaarigen Mann, der mit lässig hinter dem Rücken verschränkten Armen auf sie zukam, dann, etwa sechs Meter von ihr entfernt stehen blieb. Neben ihm stand Gin, der mit seiner Pistole auf sie zielte. Ihr wurde kalt. Sie würde jetzt sterben. Egal ob Shinichi noch lebte oder nicht - sie würde jetzt sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)