Denn am Ende steht... von Leira ================================================================================ Kapitel 24: Die heiße Phase beginnt ----------------------------------- Guten Tag, guten Tag :D Vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel! Ich kann euch gar nicht genug danken, dass ihr euch die Zeit dafür nehmt- vielen Dank! So; nun einmal ein paar kleine Dinge vorweg: Heijis Zeit wird noch kommen; und auch die Detective Boys werden noch ihren Auftritt haben... Allerdings nicht alle auf einmal und nicht gleich ^^ Es sind mit diesem Kapitel noch sieben Kapitel, Leute... ich kann verstehen, wenn der eine oder andere ungeduldig wird, aber ich kann halt auch nicht alles in ein Kapitel packen ^^ Also gemach, Leute. :) Ich hoffe doch, diese Fic zu einem für euch annehmbaren Abschluss gebracht zu haben... den ihr dann im Oktober lesen werdet... *smile* Ach ja... ja, Yukiko mag hysterisch scheinen; das war gewollt. Sie sollte so richtig verzweifelt sein... aus ihr spricht die nackte Angst. Wir dürfen nicht vergessen, Shinichi ist ihr Sohn. Sie ist seine Mutter. Ich dachte einfach, da kann man mal die Nerven verlieren. So; Ja, Shinichi hat sich verhalten wie der letzte Trottel im letzten Kapitel; wie ein lebensmüder Idiot, allerdings nicht komplett ohne Hirn und Verstand. Das hatte schon seinen Sinn... der sich euch allerdings erst im nächsten Kapitel (so hoffe ich) erschließen wird. Ansonsten- viel Spaß beim Lesen dieses Kapitels! Hiermit empfehle ich mich bis nächsten Mittwoch! Mit den allerbesten Wünschen, eure Leira :D ____________________________________________________________________________ Es war am nächsten Morgen, anderthalb Tage, nachdem ihr Sohn entführt worden war, als Yukiko und Yusaku Kudô, beide ziemlich mit den Nerven am Ende, aus dem Taxi stiegen und den Weg zu ihrem Haus hinaufgingen. Sie erwarteten es leer - umso überraschter waren sie demnach, als sie eine völlig verheulte Ran auf der Treppe sitzend fanden. Ran. Nicht Kohana. Sie kauerte auf der untersten Stufe wie ein Häuflein Elend und hielt eine Fotographie in ihren Händen. Das Foto von ihr und Shinichi im Tropical Land. Es war klar, dass sie in seinem Zimmer gewesen war. Was keiner wusste, war, dass sie schon seit Stunden, seit dem Morgengrauen, hier war. Sie hatte es daheim nicht mehr ausgehalten, als sie aufgewacht war; und ging zu dem Ort, wo er ihr am nächsten war - in seinem Zuhause. Yukiko eilte zu ihr hin, nahm sie wortlos in die Arme, drückte sie kurz an sich. Dann klingelte es an der Haustür. Yusaku ging, um zu öffnen - herein kamen Heiji, Kazuha, Sonoko und Ai, sowie die drei Detective Boys. „Hier bist du! Wir haben uns Sorgen gemacht, du warst nicht mehr im Bett…“ Sonoko atmete erleichtert auf. „Ran…“ Sie lief zu ihrer Freundin, ließ sich neben ihr auf den Treppenabsatz sinken, griff nach ihrer Hand und drückte sie. Sie konnte es sich nur ansatzweise vorstellen, wie schwer es für sie war. Sie hatte erst vor ein paar Minuten von Kazuha die ganze Geschichte über Shinichis Entführung im Tropical Land gehört; Heiji war ihnen schweigsam und vor sich hinbrütend hinterher gelaufen. Sonoko machte sich Sorgen. Sie wusste, Ran liebte ihn über alles; und sie hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn ihm etwas Schlimmes geschah. Was genau etwas ‚Schlimmes’ war, wollte sie gar nicht näher definieren. Sie schluckte. Die Folgen würden verheerend sein, soviel war jetzt schon klar. Ran schaute auf, sah seiner Mutter ins Gesicht. „Tut mir Leid, dass ich… dass ich hier bin… ich… ich hatte noch den Schlüssel vom Professor, weil ich mal das Haus geputzt hab, als ich ihn zurückbringen wollte war er gerade nicht daheim, und da hab ich ihn behalten, und vergessen ihn zurückzugeben, und…, und…“ „Schon gut, Ran. Schon gut.“ Yukikos Stimme war heiser; sie streichelte Ran kurz übers Haar. „Schon gut...“ Sie schaute kurz zu Yusaku auf, der hinter sie getreten war. Er nickte. „Du darfst den Schlüssel behalten. Er… er hätte dir bestimmt ohnehin bald einen eigenen gegeben. Behalte den Schlüssel. Du kannst kommen, wann immer du magst, unsere Tür wird stets offen sein für dich.“ Damit stand sie auf, überließ das Feld den Kindern und Heiji, Kazuha und Sonoko, wankte ins Wohnzimmer. Yusaku folgte seiner Frau - und Heiji blieb zurück, stand ein paar Sekunden unschlüssig herum - dann drehte er sich um und ging, scheinbar einer plötzlichen Eingebung folgend. Kazuha warf ihm einen Blick hinterher, aber ging ihm nicht nach. Stattdessen zog sie mit Sonokos Hilfe Ran von der Treppe hoch und ging mit ihr in die Küche, um Tee zu kochen. Tee würde ihr bestimmt gut tun. Die Kinder und Ai folgten ihr. Heiji war auf dem Weg zur Polizeizentrale. Ihm fiel die Decke auf den Kopf, er hatte es nicht mehr ausgehalten… dieses Rumsitzen und Warten ging wider seine Natur, er… er musste etwas tun. Noch dazu, wo er sich doch so verdammt schuldig fühlte. Sein Gesicht ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Diese Augen, dieses Lächeln, als er ihm zugenickt hatte… Immer wieder dieses Gesicht… dieses viel zu junge Gesicht… und diese Augen. Augen… Augen die eine andere Sprache gesprochen hatten, als seine Zunge. Er hatte es gesehen, aber ignoriert. Was war er für ein Freund. Heiji fühlte Bitterkeit in sich hochsteigen. Hoffentlich nahm das kein böses Ende… wenn ihm was passierte, das würde er sich niemals verzeihen können… Er fühlte sich nutzlos hier - er war nicht der, der Ran trösten sollte… oder konnte. Die Mädels konnten ihr ohnehin viel besser Mut zusprechen als er… er war da einfach fehl am Platz. Er war nicht der Typ für so was. Er wollte ins Kampfgetümmel, in die Schlacht. Deshalb war er gegangen. Er musste etwas tun, um ihm zu helfen. Entschlossen betrat er die Zentrale, fragte er sich nun zu Megurés Büro durch - die Nennung von Shinichis Namen leistete ihm hierbei gute Dienste. Er wollte sich endlich nützlich machen - wollte fragen, ob er sich an den Ermittlungen beteiligen durfte. Als er schließlich das Büro des Kommissars gefunden hatte, und die Tür, nachdem sein Klopfen von einem lauten „Herein!“ beantwortet worden war, öffnete, staunte er nicht schlecht. Sie waren alle da. Takagi, Sato, Meguré - und die drei Agenten vom FBI. „Hallo Heiji. Setz dich doch.“ Meguré wies ihm einen Platz zu. Heiji setzte sich, sah sich etwas unsicher um, blickte von einem Gesicht ins andere. „Sie haben nichts dagegen, wenn ich…?“ „Wenn du bei den Ermittlungen mitmachst? Nein. Nein, eher im Gegenteil. Du kennst - du kennst wahrscheinlich Shinichi und seine Involvierung in diesen Fall besser als jeder andere. Ich denke, es ist von großem Nutzen und unbedingter Wichtigkeit, dass du hier bist. Ich wollte gerade einen Polizisten zu den Môris schicken, um dich zu suchen.“ Meguré schaute Heiji ernst an, räusperte sich. Er sah sichtlich mitgenommen aus. „Also - wie viel weißt du? Wie viel hat Shinichi dir erzählt, wie kam er genau mit diesen Leuten in Kontakt, welche Schritte hat er unternommen?“ Heiji schluckte, holte tief Luft; und dann erzählte er, leise, aber mit fester Stimme, seine Version der Geschichte. Seit Stunden hatte Ran kein Wort gesagt. Nicht eins. Mittag war gekommen und gegangen - man hatte Pizza bestellt, aber Ran hatte nicht einen Bissen gegessen. Sie hatte in der Küche auf der Bank gekauert, die Beine an den Körper gezogen und unentwegt sein Gesicht auf dem Photo angestarrt. Starrte es immer noch an. Ab und an rollte ihr eine Träne über die Wange, aber nicht ein Laut verließ ihre Lippen. Sie hatte nur Augen für sein Gesicht. Denn er lachte. Sie dachte an Weihnachten - der letzte Tag, an dem sie Shinichi lachen hatte sehen. Es war so schön gewesen, sein Lachen. Es machte sie fröhlich, wenn er lachte. Sie griff sich an den Hals, umschloss das Medaillon mit ihrer Rechten. Es war so wundervoll gewesen, bei ihm zu sein, ihn glücklich zu wissen. Auch wenn ihr Glück nur von kurzer Dauer gewesen war. Damals im Park - Es war so schön gewesen. So schön. Schön… Und dann war die Welt aus dem Ruder gelaufen. Nun war er vielleicht tot. Sie würde nie wieder sein Lachen sehen oder hören können. Nie wieder sein Gesicht sehen, sich in seinen klaren, blauen Augen verlieren, einfach vergessen, wo sie war… die Welt war unwichtig gewesen, solange er nur bei ihr war. Bei ihr war. Jetzt war er weg. Dieses Gefühl, als er ihr sagte, dass er sie liebte - dieses Gefühl, als er sie an sich zog, als er sie küsste - dieses Gefühl von seinen Lippen auf ihren – sich an ihn zu schmiegen, seine Arme um ihren Körper zu spüren… Nie würde sie es vergessen können. Nie. Bei ihm hatte sie sich sicher gefühlt. Sich wohl gefühlt. Sie hatte ihn geliebt. Sie liebte ihn immer noch. Mehr denn je. Seine Nähe… sie sehnte sich danach. Egal ob als Conan oder als Shinichi, es war ihr egal, es war ihr egal, ob sie Hana oder Ran war, sie wollte ihn nur wieder, endlich wieder… Wieder… Sie wollte ihn bei sich haben, am Leben, gesund… Damit sie sich wieder wohl fühlen konnte. Damit er wieder lachen konnte. Glücklich sein. Er hatte es verdient… Ein leiser Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. Shinichi fehlte ihr sosehr. Nicht zu wissen, wo er war, wie es ihm ging, ob er überhaupt noch lebte, war eigentlich mehr, als sie ertragen konnte. Aber immer wieder rief sie sich zur Raison, sie musste jetzt stark sein; musste stark sein für sie beide, sie durfte sich nicht gehen lassen. Auch wenn sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Sie hatte Angst, so schreckliche Angst um ihn. „Ran-neechan?“ Ayumi stützte ihre kleinen Hände auf Rans Knie. „Ran-neechan?“ Die Angesprochene schaute auf. Was Kazuha und Sonoko in den letzten Stunden nicht geschafft hatten, schaffte dieses kleine Mädchen, nun, da es sich sprechen traute, in wenigen Minuten. Ai stellte sich neben Ayumi, beobachtete die Szene aufmerksam. Sie wusste, warum Ayumi Zugang zu Ran gefunden hatte. Weil sie den gleichen Menschen liebten - und zwar auf die gleiche Weise. Ehrlich, aufrichtig, um seiner Selbst Willen. Sie hingegen… liebte ihn auch - aber anders. Sie liebte seine Brillanz - liebte, was er tat, wie er dachte, handelte - nicht so sehr wer er war. Sie liebte nicht sein Lachen; sie liebte, was er sagte, was er tat, was er dachte. Da bestand ein Unterschied. Ein großer, ein entscheidender Unterschied. Ran und Ayumi waren sich ähnlich. Sie selber und Ran nicht. Sie waren wie Tag und Nacht - wie Engel und Dämon, wie Licht und Schatten. Ran war rein, sie war unschuldig - ein liebender und liebenswerter Mensch. Und er hatte sich für die Richtige entschieden, schon lange bevor er erfassen konnte, was Liebe bedeutete. Schon lange davor hatte er ihr sein Leben gegeben, seine Seele anvertraut. Weil er geahnt hatte, dass er bei ihr in guten Händen war. „Er wird wiederkommen, Ran-neechan. Dein Freund wird wiederkommen. Shinichi wird es schaffen. Conan-…“ Sie schluckte, schaute Ran mit großen, wahrlich kindlichen, unschuldigen Augen an. „Wenn Shinichi so ist wie Conan, dann wird er nicht aufgeben. Er wird kämpfen. Er wird zurückkommen.“ Ran griff nach Ayumis Hand. Eine Träne rollte ihr über die Wange. „Danke… Ayumi.“ Ayumi nickte tapfer. Ran wischte sich mit ihrem Handrücken die Träne aus dem Augenwinkel. „Er wird zurückkommen. Er wird zurückkommen zu dir.“ Das kleine Mädchen schaute betreten auf die Seite. Ran biss sich auf die Lippen. Die Kleine hatte Recht. Solange sie nicht das Gegenteil bewiesen bekam, glaubte sie daran, dass Shinichi lebte. Dass es ihm gut ging. Dass er zu ihr zurückkam. „Ayumi…“ Sie streichelte dem Mädchen zärtlich über den Kopf. „Ayumi… Ayumi, du darfst nicht traurig sein, hörst du? Du wirst jemanden finden, der zu dir gehört, so wie… wie…“ „Shinichi zu dir gehört.“ Ais Stimme war klar und deutlich zu hören. Ayumi schaute auf. Das rotblonde Mädchen lächelte. „Ayumi, Ran hat Recht. Du darfst nicht traurig sein. Du hast doch noch Genta und Mitsuhiko. Und nur weil Shinichi - oder Conan - nicht mehr einer von euch sein wird, sollte er… sollte er…“ Nun wandte sie doch den Kopf ab, schluckte hart. „Nun, wenn er zurückkommt - warum sollte er nicht mehr euer Freund sein wollen, nur weil er dann zehn Jahre älter ist? Ihr seid doch auch mit Professor Agasa befreundet, und der ist mal locker vierzig Jahre älter als ihr.“ Ran staunte ob der Wirkung, die Ais einfache Worte auf die Kinder gehabt hatten. Sie alle strafften die Schultern, schauten einander an, mit einem Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf ihren Gesichtern. „Du hast Recht, Ai!“ Ai lächelte zufrieden. „Natürlich hab ich das. Ich hab immer Recht. Nun, fast immer…“ „Und damit er auch sicher zurückkommt, müssen wir ihn suchen!“ Gentas Stimme schallte durch die Küche. Ran ließ ihre Teetasse fast fallen. „Genau!“, riefen Ayumi und Mitsuhiko im Chor. „Damit er auch unser Freund bleibt! Denn wenn er stirbt, hat er nichts mehr davon, unser Freund zu sein! Wir müssen ihn retten!“ „Nein!“, schrie Ai entsetzt. Ihr Blick huschte nervös von einem zum anderen. „So war das nicht gemeint!!“ „Wie?“ Jodie, James und Shuichi, sowie Sato, Takagi und Meguré starrten ihn entsetzt an. „Er hat was gewusst?“ „Die Handynummer vom Boss. Er hat es mir erst - erst vorgestern erzählt, nach der Beschattung. Kurz bevor… ich weiß nicht, warum er mir das gesagt hat. Aber die Handynummer lässt sich aus den Tönen von Nanatsu no ko zusammensetzen.“ Sato schnappte sich einen Zettel und begann zu schreiben. „Also die hier? Stimmt das so?“ Sie hielt ihm das Papier hin. Heiji las die Nummer. „Ja. Das ist sie.“ Heiji nickte. „Aber was wollen Sie damit? Mehr als da anrufen können sie nicht - und wenn wir anrufen, gefährden wir dann nicht Sharons Plan? Gefährden wir dann nicht Shinichis Leben? Ich dachte, sie hätten einen Deal?“ James Black nickte nachdenklich. Von der Nummer hatte er ihnen wohl bewusst nichts erzählt. Warum? Weil er Angst hatte, dass sie mit der Information fahrlässig umgehen würden? Anrufen würden? Nun, der Reiz war schon groß. Aber der Kerl aus Osaka hatte Recht. Sie mussten zuerst einmal abwarten, wie es sich entwickelte. Allerdings - Handynummern waren nicht nur dazu da, um angerufen zu werden - sie waren auch noch zu allerlei anderen Dingen nütze… Die Detective Boys unterdessen waren Feuer und Flamme für ihren Plan zur Rettung von Shinichi Kudô, der nunmehr zum ‚Ehrenmitglied’ ernannt wurde, da für ihn die Bezeichnung ‚boy’ ja nicht mehr unbedingt zutraf; sie redeten wild durcheinander, entwarfen einen wahnwitzigen Plan nach dem anderen. Ran, Kazuha und Sonoko betrachteten die Szene, die sich vor ihnen abspielte, sprachlos. Ai wurde immer weißer im Gesicht, schrie sich langsam aber sicher heiser. Bis- Ja, bis Yusaku Kudô die Szene betrat. „Was zur Hölle ist hier los?!“ Sofort trat absolute Stille ein – man hätte eine Stecknadel fallen gehört. Alle Köpfe drehten sich zu Shinichis Vater, schauten ihn erschrocken an. „Nichts.“, murmelte Mitsuhiko kleinlaut. „Ach ja?“ Yusaku schaute von einem schuldbewussten, kindlichen Antlitz ins nächste, verschränkte langsam die Arme vor der Brust. „Wirklich nicht?“ „Wirklich nicht.“, bestätigte Genta. Der Schriftsteller zog die Augenbrauen zusammen. „Ihr habt also nicht gerade einen Plan nach dem anderen zur Rettung meines Sohnes aufgestellt?“ Die drei schauten zu Boden. Yusaku trat näher. „Mein Sohn…“ Er sprach ernst, sehr ernst, und mit leiser Stimme. „Mein Sohn… Shinichi… hat sich große Sorgen gemacht, hat um alles in der Welt versucht, euch raus zuhalten. Ihr werdet ihm sein Engagement nicht mit hanebüchenen Ideen und zwecklosen, aber umso riskanteren Aktionen danken. Ihr werdet euch da raushalten. Ihr seid Kinder. Shinichi war siebzehn, als er sich in die Sch…“, er räusperte sich, „als er Mist gebaut hat. Siebzehn. Er lebte allein, man hätte meinen können, er wäre vernünftig und erwachsen. Und doch ist ihm das passiert.“ Er machte noch einen Schritt auf sie zu. Sie starrten ehrfurchtsvoll zu ihm auf. „Ihr werdet euch nicht in Gefahr begeben. Es ehrt euch und ihn, dass ihr ihm helfen wollt, aber ihr werdet eure Finger da raus halten. Glaubt mir, er hätte das nicht gewollt.“ Die drei Kleinen starrten ihn eingeschüchtert an; doch Ai, die sie nicht aus den Augen ließ, kam nicht umhin, einen Anflug von Trotz in ihren Augen zu bemerken. „Ihr seid noch Kinder.“ Damit drehte er sich um, ging zurück ins Wohnzimmer. Wollte es zumindest - wenn es nicht an der Haustür geklingelt hätte. Er seufzte leise - dann ging er aus Küche. Man hörte seine Schritte im Gang, in der Eingangshalle - und dann seine Stimme an der Tür. „Jûzô?“ „Können wir reinkommen?“ Er nickte langsam. Sekunden später ging die Küchentür wieder auf. Herein kamen der Kommissar, die Inspektoren Sato und Takagi, Heiji, die Leute vom FBI und – Chris, beziehungsweise Sharon Vineyard. Als sie Ran sah, blieb sie ruckartig stehen. Ihr Blick wanderte zu Ai. „Gut gemacht.“ Ai starrte sie an, sagte nichts. Man sah ihr an, wie sehr sie diese Frau hasste und gleichzeitig fürchtete. Und wie wenig ihr ein Lob aus ihrem Munde bedeutete. „Wie geht es Shinichi?“ Rans Stimme klang bestimmter, als sie sich fühlte. Sie hatte Angst vor der Antwort, und doch musste sie diese Frage stellen. „Den Umständen entsprechend gut.“ Sharon sprach leise, aber ebenso bestimmt wie Ran. Die beiden ungleichen Frauen starrten sich ohne zu blinzeln in die Augen. „Und was heißt das im Klartext?“ „Dass er noch am Leben ist.“ Ran schluckte. Dann ging die Tür auf, und alle drehten den Kopf. In der Tür stand Yukiko Kudô, bleich wie der Tod selbst, ihre Augen rotgeweint, ihre Haare wirr - keiner hatte die bildhübsche Gattin von Yusaku Kudô jemals derart aufgelöst gesehen. „Er - er lebt?“ Ihre Stimme zitterte. „Warum holst du ihn nicht raus? Warum ist er noch da drin? Ich dachte, du willst ihm helfen?“ Sharon zuckte bei der hörbaren Anklage in den Worten ihrer ehemals guten Freundin zusammen. „Yukiko, so einfach ist das nicht…“ „Ha!“ Yukiko lachte bitter. „Ich will ihn wiederhaben! Was hast du noch vor mit ihm?!“ Sharon trat auf sie zu, wollte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legen, aber Shinichis Mutter trat zurück, schlug ihre Hand unwillig beiseite. „Fass mich nicht an, du Mörderin!“ Vermouth wurde blass. „Du hast ja Recht.“ Sie war kaum zu hören, flüsterte leise. „Aber ich verspreche dir, ich lasse nicht zu, dass man ihn umbringt. Hörst du? Ich verspreche es dir…“ „Was gelten denn deine Versprechen denn noch…?“ Yukiko schluchzte. „Weißt du, wie sehr ich um dich getrauert habe, nach deinem Tod? Deinem - deinem fingierten Tod? Warum hast du das getan? Warum bist du so geworden…?“ Sharon schluckte, wich ihrem bohrenden Blick aus. Überging ihre Frage nach dem Warum. Ihre Gründe… Sie schluckte, fasste sich. „Ich bring ihn dir wieder. Aber zuerst muss er mir noch bei etwas helfen.“ „Er ist keine Sache, die man sich ausleiht, Sharon! Du redest von meinem SOHN! Einem Menschen!“ Sie starrte sie wutentbrannt an, ihre Augen voller Zorn und Unverständnis. Die blonde Profikillerin schüttelte langsam, fast traurig, ihr Haupt. „Das ist mir bewusst, Yukiko, entschuldige, wenn es falsch rüberkam. Er ist einverstanden. Wir haben noch etwas zu tun, vorher können wir nicht gehen. Du musst das verstehen, es geht nicht…“ Sie warf ihr einen bittenden Blick zu. „Ich muss gar nichts… verstehen.“ Yukiko Kudôs Stimme klang gefährlich leise. „Und was ist das, was ihr noch zu tun habt?“ Sharon drehte sich zu der blonden FBI-Agentin um, die sich nun ebenfalls ins Gespräch eingemischt hatte. Jodies Stimme war voller Zweifel, voller Misstrauen, voller Skepsis. Und sie machte keinen Hehl daraus. „Was für einen Plan hast du?“ Sharon hob den Kopf, wandte sich um. „Ich kann verstehen, dass du mich hasst.“ „Ach, was! Dir war das doch egal-…“ Jodie starrte sie voller Wut an. „Was für ein Plan ist das…?! Wo ist das Hauptquartier? Wie-“ „Das kann, werde und will ich euch nicht sagen. Wenn ich es euch sage, riskiere ich, dass ihr euch einmischt.“ Jetzt klang Sharon wieder harsch, bestimmend, unbeugsam - ohne eine Spur von Zweifel, Mitgefühl oder Reue in ihrer Stimme. Jetzt war Sharon wieder Vermouth. „Ich bin nur gekommen, um euch zu sagen, dass er noch lebt. Nicht mehr, und nicht weniger. See you later.“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um, ging stolz erhobenen Hauptes und festen Schrittes nach draußen, sank in die schwarzen Polster ihres Wagens, drehte den Zündschlüssel um. Sie trauten ihr nicht. Das überraschte sie nicht. Ihnen von ihrem Plan zu erzählen wäre sein Untergang gewesen. Sie hätten alles zunichte gemacht. Alles. Hätte der Boss das FBI anrücken gesehen, hätte er cool guy vor deren Augen erschossen. Ihn vor das Gebäude gestellt und vor aller Augen abgedrückt. Einfach so. Denn wenn er, der Boss der schwarzen Organisation, untergehen musste - dann würde er mit sich reißen, wen er zu fassen kriegte. Als sie gegangen war, herrschte erst einmal Stille in der Küche des Hauses Kudô. Schließlich war es Yusaku Kudô, der die Ruhe störte, das Schweigen brach. Er räusperte sich. „Jûzô - war das alles, weswegen ihr hergekommen seid? Oder kann ich dir noch irgendwie behilflich sein?“ Kommissar Meguré blinzelte. „Nein, Yusaku. In der Tat war es das nicht. Auf Miss - Mrs. Vineyard sind wir eher zufällig gestoßen. Weswegen wir hier sind, ist, dass wir herausgefunden haben, wer der Boss ist.“ Yusakus Kinnlade klappte nach unten. Alle anderen sogen hörbar scharf Luft ein. „Bitte - WAS BITTE?“ Meguré nickte sichtlich stolz. „Doch, wirklich. Das heißt, nicht ganz - wir wissen, wie wir an ihn rankommen können. Über sein Handy. Shinichi hatte seine Handynummer herausgefunden, hat das Heiji erzählt - und damit konnten wir, über viele, viele Umwege den Netzbetreiber finden, und sind dabei, das Mobiltelefon zu orten. Sie waren schlau, aber nicht schlau genug. Nicht war Takagi?“ Takagi nickte heftig um seine Zustimmung zu bezeugen. Er, Sato, die Leute vom FBI, das halbe Morddezernat und Heiji hatten die letzten Stunden damit zugebracht, herauszufinden, über welchen Anbieter das Handy lief und wer es besaß. Dabei hatten ihnen die Tatsache, dass das FBI an dem Fall war, nicht unerheblich geholfen - die Nennung ein paar Namen und ein paar Telefonate, die James Black getätigt hatte, hatte erstaunlich schnell Türen und Tore geöffnet. „Wir sind gerade dabei, zu versuchen, es zu orten. Das kann leider noch ein paar Stunden dauern, aber wir sind dran. Wir melden uns, wenn wir es haben. Denn dann…“ Er brauchte nicht weiterzureden. Alle Anwesenden wussten, was dann möglich sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)