fear von Oceanwhirl (past - present - and no future to be seen) ================================================================================ Kapitel 1: sleepless -------------------- Jun hatte Alpträume. Schreckliche Alpträume. Er wand sich in seinen Laken, schweißbedeckt, wimmerte und schrie manchmal so laut, dass Yuuki im Nebenzimmer davon wach wurde. Dann ging der schwarzblonde Sänger hinüber in Juns Zimmer, weckte ihn auf und hielt den zitternden Bassisten so lange in seinen Armen, bis dieser wieder eingeschlafen war. Und am Morgen verließ kein Wort seine Lippen, weil er nur ahnen konnte, wie Jun sich fühlen musste, sprach dieser selbst doch ebenso nie darüber. Inzwischen fand Yuuki den Weg durch das Zimmer des Anderen schon, ohne sich den Fuß am Schrank anzustoßen. Er folgte dem herzzerreißenden Schluchzen und Stöhnen, bis er mit den Fingerspitzen die Matratze ertasten konnte. Vorsichtig, um Jun nicht zu erschrecken, ließ er sich darauf nieder und berührte sanft die Schulter des Bassisten. „Jun", rief er leise und rüttelte ein wenig an dessen Schulter. „Jun, wach auf." Das Keuchen, mit dem der Dunkelhaarige aufschreckte, klang fast verzweifelt. „Jun, ich bin's", murmelte Yuuki und strich einige Strähnen aus Juns schweißnasser Stirn. „Du hast wieder schlecht geträumt." „Yuuki?" Juns Stimme klang dünn und brüchig. „Ja, ich bin hier", antwortete der und wischte die Tränen von den Wangen des Anderen. „Mach dir keine Sorgen, ich bin ja da", beruhigte er ihn und bettete den schwarzen Schopf auf seinen Schoß, strich liebevoll über die langen Dreads. „Schlaf jetzt, okay?" Jun nickte kaum merklich und klammerte sich an Yuukis freien Arm, bevor er ein leises „Danke" hauchte und die Augen schloss. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er wieder eingeschlafen war, aber dennoch blieb Yuuki noch einige Minuten sitzen, um sicher zu gehen, dass es dem Dunkelhaarigen gut ging. Er wollte gerade aufstehen, um zurück in sein Zimmer zu gehen, als sich Juns Hand in sein einziges Kleidungsstück, die schwarz und weiß gestreiften Boxershorts, krallte. „Nicht", schluchzte er und wieder rannen Tränen über seine bleichen Wangen. „Ich kann nicht schlafen, wenn du nicht da bist." Yuuki seufzte. „Aber ich bin müde, Jun", murmelte er, hatte sein Vorhaben aber schon aufgegeben. „Bitte, Yuuki", flüsterte der Bassist und der Angesprochene konnte ihm seine unausgesprochene Bitte nicht abschlagen. „Dann mach mir ein bisschen Platz, damit ich mich wenigstens hinlegen kann", forderte er ihn auf und Jun kam dem nach. Irgendwie war Juns Bett viel gemütlicher als seines, stellte Yuuki fest, als er unter die Decke kroch. Dennoch war es ein bisschen seltsam, so plötzlich jemanden neben sich liegen zu haben. Und als Jun sich zitternd an ihn schmiegte und Yuuki gar nicht anders konnte, als ihn in seine Arme zu schließen, fühlte er sich fast ein bisschen unwohl. Juns Haare berührten seine bloße Brust und sein unregelmäßiger Atem fühlte sich heiß auf seiner Haut an. Aber das Unwohlsein legte sich gleich, als er bemerkte, wie schnell sich Jun in seiner Umarmung beruhigte. Einen Moment lang überlegte er, wie er den Anderen am Morgen erklären sollte, dass er in Juns Bett schlief, aber er war zu müde, um sich jetzt darum zu sorgen. Er würde sich zu gegebenem Zeitpunkt etwas überlegen. Er lauschte noch kurz auf Juns gleichmäßige Atemzüge, bevor auch er selbst eingeschlafen war. Es vergingen wenige Stunden, bevor Yuuki wieder durch Juns Wimmern geweckt wurde. Er schlug die Augen auf, sah aber nichts. Doch das war nicht nötig, denn Juns Verhalten machte unmissverständlich klar, dass er schon wieder von schlechten Träumen geplagt war. Der Dunkelhaarige hatte sich fest an ihn geklammert, den Kopf in den Nacken geworfen und wimmerte und keuchte wie unter schlimmsten Qualen. Yuuki lag einem Moment regungslos da und wusste nicht, ob er es übers Herz brachte, sich aus der festen Umklammerung des Bassisten zu lösen. Irgendwie fühle es sich schon gut an, wie sich der schweißbedeckte Körper des gutaussehenden, stöhnenden und keuchenden Dunkelhaarigen an seinen eigenen schmiegte. Als Jun sich dann aber plötzlich verkrampfte und sich eine Träne aus seinem Augenwinkel stahl, konnte Yuuki es nicht mehr mit ansehen und weckte ihn. Jun schlug die Augen auf und löste sich erschrocken von dem Schwarzblonden. „Es tut mir Leid", schluchzte er und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Ist nicht schlimm", sagte Yuuki leise und streichelte über Juns Kopf. Dennoch begann dieser nur noch bitterlicher zu weinen und Yuuki fühlte sich mit einem Mal so hilflos. Er wusste nicht, was den Schwarzhaarigen beruhigen konnte, und so zog er einfach die Hände von dessen Gesicht und schloss ihn fest in seine Arme. Jun schien im ersten Moment etwas überfordert, doch dann nahm er die Geste dankbar an und klammerte sich wieder fest an den Trost spendenden Sänger. „Es tut mir so Leid", flüsterte er noch einmal, aber er hatte schon fast aufgehört zu weinen und das beruhigte Yuuki. „Du hast nichts falsch gemacht", antwortete dieser und vergrub die Nase in Juns duftendem Haar. „Aber wir müssen etwas dagegen tun, Jun, es kann so nicht weitergehen." Er ließ etwas lockerer und sah dem Bassisten ins tränenüberströmte Gesicht. „Lass uns zu einem Arzt gehen oder so etwas. Zu irgendjemandem, der dir helfen kann. Irgendjemand muss doch wissen, was mit dir los ist." Jun nickte unsicher. „Aber bitte verrat nichts den Anderen.“ Damit war Yuuki einverstanden. Wenn es Jun peinlich war, hatte es die übrigen Bandmitglieder vorerst nichts anzugehen. Sie würden es mit Sicherheit verstehen, wenn Yuuki eine solch intime Angelegenheit mit Diskretion behandeln wollte. „Glaubst du, du kannst wieder einschlafen?“ „Ich denke schon“, schniefte Jun und wollte sich von dem Schwarzblonden lösen, doch der hielt ihn fest. „Bleib da, okay?“ Jun hauchte ein sehr zaghaftes „Okay“ und legte die Stirn an Yuukis bloße Brust. Auch der schloss wieder die Augen, als er merkte, dass der Bassist wieder in den Schlaf abdriftete. Er inhalierte tief den wohligen Geruch des Dunkelhaarigen und schlief dann selbst wieder ein. Kapitel 2: coffee ----------------- Jun sah zerzauster aus als sonst, als er am Morgen barfuß und noch in Shorts und seinem verknitterten Schlaf-Shirt in die Küche getapst kam. Yuuki, der nur in Shorts am Küchentisch saß und mit qualmender Zigarette in der Hand darauf wartete, dass der Kaffee endlich durchgelaufen war, bedachte ihn mit einem sehr aufmerksamen und fürsorglichen Blick. Shou schien etwas erschrocken, als er die unübersehbaren Ringe unter Juns geröteten und geschwollenen Augen entdeckte. „Du lieber Himmel, Jun, leg dich wieder hin, du siehst gar nicht gut aus!“, rief er aus und ließ sich von der Anrichte gleiten, wo er der Kaffeemaschine zuschauend gesessen hatte. „Mir geht’s gut“, murmelte Jun und machte eine abwehrende Handbewegung, als Shou seine Hand auf seine Stirn legen wollte, wodurch der sich allerdings nicht an seinem Vorhaben hindern ließ. „Fieber hast du keins“, pflichtete der Drummer ihm bei und blickte von Minute zu Minute ratloser drein. „Ich hab einfach nur nicht besonders gut geschlafen“, nuschelte Jun und setzte sich auf den Stuhl, der ihm am nächsten stand. Dann sah er auf und direkt in Yuukis besorgtes Gesicht. „Geht’s dir wirklich gut?“, fragte der und Jun nickte. Dennoch warf der schwarzblonde Sänger Shou, der unschlüssig neben Jun stand, einen kurzen Blick zu und bat ihn dann: „Können wir kurz alleine reden?“ Der Drummer wirkte etwas verwirrt, nickte dann aber und verließ, als Yuuki ihm versichert hatte, dass er Bescheid sagen würde, sobald der Kaffee fertig war, die Küche. Einen Augenblick lang herrschte noch Schweigen, in dem der Sänger sein Gegenüber aufmerksam musterte. Nur das leise röchelnde Geräusch der Maschine unterbrach die Stille. Jun, der unbehaglich auf die Tischplatte geblickt hatte, zuckte merklich zusammen, als Yuuki seine Stimme erhob. „Deine Augenlider sind ganz aufgequollen. Das sieht nicht gut aus. Du darfst nachts nicht mehr so viel weinen.“ Jun blickte gespielt verständnislos und vielleicht ein bisschen ertappt auf. „Wovon redest du?“ Yuuki zog, den Kopf leicht schüttelnd, an seiner Zigarette, bevor er wieder aufsah. „Du brauchst nicht so unwissend zu tun. Ich hab dir doch versprochen, keinem was zu sagen. Aber wenigstens mir solltest du dich mittlerweile anvertrauen können.“ Jun senkte den Blick wieder und verknotete seine Finger nervös unter dem Tisch. „Warum weißt du davon?“, murmelte er. Nun sah Yuuki etwas überrascht drein. „Weil ich jede zweite Nacht an deinem Bett sitze und dich tröste!“ Die Wangen des Bassisten nahmen eine ungewöhnlich rote Farbe an, als er Yuuki schockiert ansah. Dennoch war seine zitternde Stimme kaum mehr als ein ungläubiges Wispern, als er fragte: „Du tust was?“ Das Röcheln der Kaffeemaschine wurde mit einem Mal lauter, was bedeutete, dass das Wasser nun fast durchgelaufen war. „Woher sollte ich sonst davon wissen?“, fragte Yuuki zurück und drückte seine aufgerauchte Zigarette in dem kleinen braunen Aschenbecher aus, der zwischen ihm und Jun auf dem Tisch stand. „Du sagst ja keinem, was mit dir los ist.“ Jun war klar, dass das ein Vorwurf gewesen war und dementsprechend betreten senkte er den Blick wieder auf die Holzplatte. „Jede zweite Nacht?“, versicherte er sich und Yuuki nickte und fügte dann hinzu: „In der letzten Zeit noch ein bisschen öfter.“ Spätestens jetzt war ihm klar, dass Jun keinerlei Erinnerungen an seine alptraumgeplagten Nächte hatte, auch an die gestrige nicht. „Hör zu“, begann er und zündete eine Zigarette an, reichte sie Jun, der sie dankend annahm und zündete sich selbst dann eine zweite an. „Ich hab dir versprochen, dass die anderen nichts erfahren, solange du das nicht willst. Aber wir müssen zu einem Arzt. Jemand muss dir helfen.“ „Ich glaube, das stellst du dir ein wenig zu einfach vor“, flüsterte Jun nach einem Moment und lehnte seine Stirn in die Handfläche, während sein Blick sich irgendwo zwischen seinen Haaren und dem Nichts vor der Tischplatte verlor. „Wie meinst du das?“, hakte Yuuki nach und sah etwas deprimiert, wie Jun resignierend die Augen schloss. „Ich bin relativ sicher, dass mir kein Arzt der Welt helfen kann“, antwortete der Bassist leise und zögerlich. Von der Spitze der Zigarette, die er noch kein einziges Mal abgeascht hatte, fiel etwas verglühter Tabak auf den Tisch. Yuuki sann eine Weile über seine Worte nach, bevor er vorsichtig vorschlug: „Willst du vielleicht mit mir darüber reden?“ Die Antwort des Dunkelhaarigen kam sehr schnell und direkt und irgendwie machte Yuuki die Endgültigkeit seiner Aussage etwas bestürzt. „Auf gar keinen Fall.“ „Warum nicht?“, wollte der Schwarzblonde enttäuscht wissen. „Vertraust du mir denn nicht?“ „Doch“, wisperte Jun und zwei kleine Tropfen fielen auf die Tischplatte. Wahrscheinlich hatte er genau deshalb die Augen hinter Hand und Haaren versteckt. „Genau das ist doch das Problem. Ihr seid mir zu wichtig, als dass ich euch damit belasten wollen würde.“ Das ‚Ihr’ fühlte sich gut an und dann doch wieder nicht. „Aber dir ist schon klar, dass du in deiner jetzigen Verfassung eine Belastung für uns alle bist, nicht nur für dich und mich, sondern auch für Tetsu, Rai und Shou.“ „Wie kommst du darauf?“ Irgendwie klang das vorwurfsvoll. „Du bist meiner Meinung nach nicht in der psychischen… nicht mal mehr physisch in der Verfassung, dich auf die Band zu konzentrieren; du schläfst doch kaum noch.“ Das war zwar nur eine Vermutung, aber doch sehr plausibel. „Ich hab alles unter Kontrolle“, sagte Jun heftig und sah mit einem Anflug von Aufgebrachtheit, aber auch Unsicherheit in seinen hellbraunen und verweinten Augen zu dem Frontmann auf, der fast ein wenig erschrak. „Ich bin, egal, ob es um Proben, Songwriting oder Produktion geht, voll konzentriert und gewissenhaft, und das weißt du.“ „Klar weiß ich das!“, gab Yuuki mit zusammen gezogenen Brauen zurück, sich nicht darum scherend, dass er gerade seinem letztem Argument widersprach, denn da es nicht gewirkt hatte, spielte das nun keine Rolle mehr. „Aber glaubst du, dass ich dazu auch in der Lage bin?“ Das Röcheln, das in den letzten Augenblicken sehr viel lauter geworden war, erstarb mit einem letzten hoffnungslosen Aufkeuchen und mit einen kaum zu vernehmenden Geräusch schaltete sich die Kaffeemaschine ab. Jun sah mit einem Mal sehr verständnislos drein und Yuuki zog, effektvoll, um ihn ein wenig auf die Folter zu spannen, an seiner Zigarette. „Meinst du, es geht spurlos an mir vorüber, dich so zu sehen?“, gab er mit nun sanfter und samtiger Stimme zu bedenken und auch Jun zog zum wiederholten Male auf die Tischplatte starrend an seiner Zigarette und schwieg. „Ich mach nachts kaum noch ein Auge zu. Und was glaubst du, tut Shou jetzt? Glaubst du nicht auch, dass er jetzt völlig planlos im Wohnzimmer sitzt und sich weiß Gott was für Gedanken macht? Und das noch vor seinem ersten Kaffee.“ Es sollte ein kleiner Scherz sein, um Jun wieder etwas aufzumuntern, doch statt einem Lächeln schlichen sich stumme Tränen über seine bleichen Wangen. „Es tut mir Leid“, wisperte er und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. „Ich wollte euch nie solche Scherereien machen.“ Er zuckte etwas erschrocken zusammen und sah auf, als Yuuki über den Tisch langte und sachte seine Hand ergriff. „Dann mach wenigstens deinem Doktor Scherereien“, bat der Schwarzblonde und schaffte es, sein Lächeln zugleich mitfühlend und aufmunternd aussehen zu lassen. „Bitte. Vergiss deinen Stolz. Lass es uns versuchen.“ Jun starrte auf das verbliebene Drittel der schmalen weißen Zigarette, die sich eigentlich selbst geraucht hatte und nickte dann vorsichtig. Zwei letzte Tränen tropften von seinen Wimpern und Yuuki beugte sich nach vorne und wischte mit seinen Fingerspitzen sanft über die feuchten Spuren auf Juns Wangen. Der sah wieder auf und zwang sich zu einem winzigen Lächeln. „Meinen Stolz…“, flüsterte er, wie um durch das Aussprechen zu überprüfen, warum es so falsch klang. „Na gut“, entschied er dann und jetzt war Yuukis Lächeln sichtlich erfreut. „Okay. Lass mich das alles regeln, okay?“, meinte Yuuki und drückte seine Zigarette aus. „Zumindest das kann ich dir abnehmen.“ „Wenn du darauf bestehst“, meinte Jun und tat es dem Sänger gleich. „Das tue ich.“ Erst jetzt ließ er Juns schlanke Hand los und sein Lächeln wirkte etwas gehetzt, als er im Aufstehen anfügte: „Und jetzt sehe ich zu, dass Shou seinen Kaffee bekommt, sonst ist er wieder den halben Tag schlecht drauf.“ Jun nickte und erhob sich ebenfalls. „Ich geh duschen.“ Yuukis Lächeln erstarb, kaum dass Jun in den Flur verschwand. Einen Moment lang stand er vor dem geöffneten Hängeschrank und starrte auf die bunten Tassen darin. Er machte sich verdammt große Sorgen. Dann besann er sich mit einem Kopfschütteln, zauberte ein unehrliches Grinsen zurück auf seine Lippen, griff zwei Tassen und rief nach Shou. Der Drummer war diskret. Er fragte nicht nach, als Yuuki nicht von sich aus berichtete, worüber die beiden gesprochen hatten. Er setzte sich an den Tisch, bedankte sich artig, als Yuuki ihm seine Tasse Kaffee und den Süßungsmittelspender vorsetzte und überlegte dann laut, ob er Tetsu und Rai lieber aufwecken sollte, oder ob er riskieren konnte, dass sie wieder verschliefen. Erst nach ein paar Minuten lockerer Konversation wagte er zu fragen, ob es Jun wieder besser ging und als Yuuki bloß nickte, ging er auch nicht näher auf das Thema ein. Er redete mit leiser Stimme mit Yuuki, zog die Brauen zusammen, wenn er nachdachte und verbarg sein Lächeln hinter seinen Fingerspitzen, so wie er es schon immer getan hatte. „Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“, fragte Yuuki unvermittelt und Shou sah ihn überrascht an, bevor er anfing, die Jahre an den Fingern abzuzählen. Er blickte Yuuki kurz unsicher an, dann lachte er hinter vorgehaltener Hand kurz auf und antwortete: „Schon ziemlich lange. Wieso fragst du?“ „Ich wollte nur sicher sein, dass ich nicht der Einzige bin, der sich nicht genau erinnern kann“, grinste Yuuki und nahm einen Schluck des vorsorglich mit Wasser verdünnten Kaffees. Shous Kaffee war so unmöglich stark, dass Yuuki schon nach einer Tasse übermorgen noch hellwach wäre, von Rai ganz zu schweigen. „Im Prinzip spielt es ja auch keine Rolle“, fügte der schwarzblonde Sänger hinzu. „Es wird nur so langsam mal Zeit, dass wir den Durchbruch schaffen.“ „Ja“, meinte Shou und blickte in seine Tasse, um zu überprüfen, ob sie wirklich leer war. „Das ist mit CoЯe ja ziemlich schief gelaufen.“ Yuuki zuckte mit den Schultern. „Diesmal wird’s besser“, meinte er optimistisch. „Willst du noch?“ Er deutete auf Shous orangefarbene Tasse und der nickte dankbar, sodass Yuuki die Kaffeekanne hinter sich ergriff und sie über den Tisch reichte. Shou füllte die Tasse, drückte zusätzlich vier Teile Süßstoff hinein und wartete darauf, dass sich die kleinen weißen Pellets an der Oberfläche auflösten. „Immerhin bist du zum Großteil allein für die Songs verantwortlich“, meinte er indes, die braunen Augen weiterhin starr auf den Tasseninhalt gerichtet. „Wäre schade gewesen, wenn wir da juristische Probleme bekommen hätten.“ Er sah auf. „Schade um die Lieder meine ich.“ Yuuki grinste. „Ich nehme das als Kompliment“, meinte er, worauf Shou nur erwiderte: „Als ob dir nicht schon längst alles klar wäre.“ Jun kam mit T-Shirt und Hose bekleidet, aber noch immer barfuß in die Küche. Sein Haar war noch nass, aber dennoch hatte er sich schon geschminkt, was Yuuki mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Der Bassist zeigte keine merkliche Reaktion darauf. „Kaffee?“, fragte Yuuki und stand auf, um eine Tasse aus dem Schrank zu holen, weil er wusste, dass der Dunkelhaarige nicht ablehnen würde. „Danke, gern.“ Es waren nur zwei Worte, aber Juns Stimme klang so unsicher und brüchig, dass Yuuki zweifelsfrei sagen konnte, dass der Andere unter der Dusche geweint hatte. Während sich Jun nach einem leisen Räuspern und jetzt mit sichererer Stimme erkundigte, ob er vielleicht nach den beiden Gitarristen sehen sollte, die beide sehr ausgiebige Langschläfer waren, ließ Yuuki etwas Wasser in die Tasse und holte dann die Milch aus dem Kühlschrank, um beides schließlich vor Jun auf den Tisch zu stellen. Der bedankte sich mit einem sehr scheuen Blick und verließ dann wieder die Küche, um Tetsu und Rai aus dem Bett zu werfen. Yuuki ließ sich auf den Stuhl fallen, doch sein Versuch, unbeteiligt zu wirken, ließ Shou wie erwartet unberührt. Natürlich, wenn man bedachte, wie lange sie schon so eng befreundet waren. „Du machst dir große Sorgen, nicht wahr?“, vermutete der Schlagzeuger und umschloss seine Tasse mit beiden Händen. Yuuki nickte und fuhr sich mit der Hand durch die zum Teil blondierten Haare. „Gut“, antwortete Shou und nickte zufrieden. „Wenn du dich um ihn kümmerst, werde ich mich nicht weiter einmischen.“ Der Frontmann blickte verwundert auf, als er Juns Stimme aus dem Flur hörte, wie er lachend rief, dass man gefälligst aufhören möge, nach ihm zu werfen. Shou lächelte versonnen hinter seinen schmalen Fingern. „Rai hasst es, wenn man ihn nicht ausschlafen lässt.“ Yuuki war mit einem Mal froh, dass er noch nicht die Ehre gehabt hatte, den morgendlichen Weckruf zu übernehmen. „Ich denke, heute wird ein guter Tag“, murmelte der Drummer noch und widmete sich dann wieder seinem wahrscheinlich völlig übersüßten Kaffee. __ Danke für die Kommentare zum ersten Kapitel. Ich bin so happy und werde mir weiterhin alle erdenkliche Mühe geben, für euch, für UnsraW und für mich. *verneig* Kapitel 3: silence ------------------ „Jun, hast du kurz Zeit?“ Eine Gänsehaut überrannte den Dunkelhaarigen, als er Yuukis Stimme so unerwartet hinter sich hörte. Dennoch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen, als er sich zu dem noch immer oberkörperfreien, aber mittlerweile mit einer uralten und doch heißgeliebten Jeans bekleideten Sänger umwandte. „Klar.“ Yuuki betrat das Zimmer des Bassisten durch die offen stehende Tür und lächelte leicht. „Hier, ich hab dir nen Termin gemacht. Ich hoff, es is so okay.“ Jun blickte auf den Zettel, den der Andere ihm hinhielt und auf dem er mit seiner kaum leserlichen, krakeligen Schrift eben jenen Termin vermerkt hatte. Die Augenbrauen zusammen ziehend blickte er wieder zu Yuuki auf, der ihn erwartungsvoll ansah. „Schon heute?“ „Wenn es dir nicht passt, kann ich noch mal anrufen und es verschieben!“, beeilte sich der Blonde zu sagen, fügte dann aber hinzu: „Ich dachte mir nur, dass wir so schnell wie möglich loslegen sollten.“ Jun nickte dankbar. „Es ist okay, vielen Dank.“ Ein Grinsen breitete sich auf den von der trockenen Heizungsluft rissigen Lippen seines Gegenübers aus. „Immer wieder ein Vergnügen.“ Das Grinsen verschwand wieder und er blickte nachdenklich einmal durchs Zimmer, ganz so, als sei er sich nicht sicher, ob er seine Frage tatsächlich stellen sollte. Als er wieder in Juns braune Augen blickte, hatte er sich entschieden. „Wenn du möchtest, kann ich dich gerne begleiten“, bot er an, doch Jun schüttelte nur mit einem nervösen Lächeln den Kopf. „Nein, es geht schon, ich will dir nicht noch mehr Umstände machen.“ Allein, dass er Yuuki hatte den Anruf tätigen lassen, war unzumutbar. Aber er hatte seine Einwilligung von heute morgen nur schwerlich zurückziehen wollen, ganz gleich, wie schlecht er sich fühlte, wenn er Yuuki seine Aufgabe erledigen ließ. „Was heißt hier Umstände...“, murmelte der Sänger und sah mit einem Mal fast wieder besorgt drein. „Ich würde dich wirklich sehr gerne begleiten.“ Jun schluckte hörbar. „Wenn dir so viel daran liegt...“ Als ob er ihm jemals hätte einen Wunsch ausschlagen können. Yuuki nickte und lächelte leicht. „Okay, ich geh mir dann auch endlich mal was Ordentliches anziehen.“ Er blickte schief grinsend an seiner verwaschenen und durchlöcherten Jeans herunter und wandte sich dann mit einem kurzen Winken zum Gehen. Jun starrte auf den knochigen Rücken, bis Yuuki aus seinem Blickfeld verschwand. Dann wandte er sich wieder um und faltete seine restliche Wäsche auf dem Bett zusammen, um sie im Kleiderschrank zu verstauen. *** Die Küchenuhr zeigte noch immer 14:56 Uhr an, obwohl Yuuki schon bestimmt zum zehnten Mal auf das Zifferblatt und die schmalen schwarzen Zeiger blickte. Er wandte den Blick ab, als Tetsu die Küche betrat. „Was machst du da?“, fragte der Gitarrist und ging zum Kühlschrank, offenbar auf der Suche nach verwertbarer Nahrung. „Nur die Zeit totschlagen“, meinte der Angesprochene und blickte wieder auf die Uhr. Endlich hatte sich der Minutenzeiger bewegt. „Du sitzt da, als würdest du auf den Weihnachtsmann warten“, kommentierte Tetsu, der halb im Kühlschrank verschwunden war. Yuuki sah zu ihm hin und ertappte sich dabei, wie er seinem Bandmitglied auf den hübschen Hintern starrte. Dennoch unterließ er es erst wieder, als der Schwarzhaarige wieder aus den Kühlfächern auftauchte und eine Packung fertig zubereitetes Sushi mitzog. „Hast du noch was vor?“ „Ich geh nachher noch mit Jun zum Arzt“, antwortete Yuuki und beobachtete Tetsu, wie er versuchte, den durchsichtigen Plastikdeckel von der Schale zu ziehen, ohne dass die Röllchen dabei durch die halbe Küche flogen. „Ist er krank?“, fragte der Gitarrist mit einem Seitenblick. „Nein, wir gehen nur zum Hautarzt.“, war die unwahre und in einem stillen Moment abgesprochene Antwort und wurde dabei mit einem abschwächenden Schulterzucken untermalt. „Und da musst du mitgehen?“ Es klirrte, als Tetsu die Besteckschublade öffnete und darin herumwühlte. „Ich hab ja eh nix zu tun.“ „Keine neuen Lieder zu schreiben?“, witzelte der Gitarrist und Yuuki erwiderte sein schiefes Grinsen. „Hab ich gestern schon genug. So produktiv wie ich bin, kommt ihr doch mit der Umsetzung gar nicht hinterher.“ „Scheiß Workaholic“, nuschelte Tetsu mit vollem Mund, in den er sich Nigiri gesteckt hatte, und schmetterte die Schublade mit einem eleganten Hüftschwung zu. „Willst du nicht mit ins Wohnzimmer kommen, wir schau’n uns die neue Cradle-DVD an?“ Yuuki schüttelte den Kopf. „Wir müssen eh gleich los.“ Mit einem Schulterzucken und ein Maki in seinen Mund stopfend verließ Tetsu die Küche und ließ den Sänger allein zurück. Der blickte einen Moment auf die Packung Zigaretten vor sich auf dem Tisch und zündete sich nach einem Moment einen weiteren Glimmstängel an. Er hatte fast aufgeraucht, als Jun in die Küche kam und seine sorgenvollen Gedanken um eben diesen unterbrach. Es war vier Minuten nach drei. „Wartest du schon lange?“, fragte Jun verlegen und Yuuki erinnerte es irgendwie an ein typisches Film-Date. „Nee“, antwortete er und es war nicht mal gelogen. Aber die wenigen Minuten hatten sich wie ziemlich alter Kaugummi unendlich in die Länge gezogen. Hätte er nicht unzählige Male auf die Uhr geschaut, hätte er denken können, dass er schon seit Stunden hier saß. „Steht dir gut“, meinte er nebenbei und auf Juns figurbetontes Sweatshirt und die lässige schwarze Hose bezogen und stand vom Tisch auf. Sein Gegenüber nuschelte ein sehr schüchternes „Danke“ und senkte betreten den Blick, ganz so, als sei Yuukis Aussage ironisch gemeint und damit ein Angriff auf ihn gewesen. „Wenn du willst, können wir dann los“, lächelte der Sänger, als er Juns unsichere Reaktion bemerkte und drückte seine Zigarette aus. Der Bassist nickte nur. Schweigend gingen sie zur Garderobe, wo sich Yuuki in seine verschrammten Boots zwängte, während Jun seine zerfledderten roten Basketballschuhe schnürte. Als sie auch ihre Mäntel übergezogen hatten, rief der Sänger ein knappes "Wir sind weg!" in Richtung des Wohnzimmers, aus dem ihnen leiser Vampiric Black Metal entgegen scholl, und hielt, nachdem er den Autoschlüssel vom Haken genommen hatte, Jun mit einem aufmunternden Lächeln die Wohnungstür auf. Sie hatten eine Weile schweigend im Auto gesessen und Yuuki hatte mit wachsender Beunruhigung zugesehen, wie sich Jun den schwarzen Lack von den Nägeln kaute, bevor er endlich wagte, die bedrückende Stille zu durchbrechen. „Bist du nervös?“ Juns Kopf schnellte in seine Richtung. „N-nein“, stammelte er, als er den Sinn der Frage realisiert hatte. Yuuki traktierte ihn mit einem skeptischen Blick, bevor er wieder auf die Straße sah, was den Bassisten zu einem resignierenden Aufseufzen bewog. „Ja, schon“, gab er schließlich zu und hob den Zeigefinger wieder zu seinen Lippen. „Wird schon alles gut“, versuchte der Blonde ihn zu beruhigen und setzte den Blinker, bevor er in die Tiefgarage fuhr. Mit jedem Schritt, den die beiden der Praxis näher kamen, schien Jun unruhiger zu werden, aber Yuuki wusste, dass alles gute Zureden den Dunkelhaarigen nicht beruhigen würde. Er selbst war ja fast ebenso nervös. Der Empfangsraum war in hellem grün gestrichen, ein paar sehr gepflegte Pflanzen säumten das große Fenster und erst nach einem kurzen Blick hinaus wurde Yuuki bewusst, wie hoch der fünfte Stock wirklich über der Straße lag, auf der sie gekommen waren. Eine freundlich aussehende junge Dame erkundigte sich nach einer höflichen Begrüßung nach Juns Namen und wies ihn nach ein paar Mausklicks an, in das Zimmer am Ende des nicht sehr langen, weißen Ganges zu gehen, wo er schon erwartet werden würde, obwohl sie fünf Minuten vor der Zeit waren. Jun warf Yuuki einen hilflosen Blick zu, doch der lächelte nur ermutigend und so ging der Dunkelhaarige, nervös einen Dread zwischen seinen Fingern zwirbelnd, in das Sprechzimmer. „Wenn Sie möchten, bringe ich Ihnen einen Kaffee, während Sie warten“, bot ihm die nette Sprechstundenhilfe an, doch Yuuki schüttelte den Kopf. „Vielen Dank, ich denke, ich werde mir lieber etwas die Beine vertreten.“ „Natürlich“, antwortete die junge Frau mit einem verstehenden Nicken. „Die erste Sitzung wird etwa eine Stunde dauern. Falls sich etwas ändern sollte, werde ich Ihnen gerne rechtzeitig Bescheid geben, wenn Sie mir Ihre Handynummer hinterlassen möchten.“ Yuuki bedankte sich, diktierte ihr seine Nummer und verließ dann mit einem charmanten Lächeln die Praxis. Er wusste, dass er nach spätestens zehn Minuten in einem Wartezimmer die Wände hochgehen würde, mochte es noch so nett eingerichtet sein. Außerdem wollte er sich ohnehin noch die neue Ausgabe des Fool's Mate besorgen. *** So, jetzt wird's also interessant... Vielen Dank für die sehr motivierenden Kommentare, das spornt mich enorm an. Ich werde auch weiterhin mein Bestes geben! Kapitel 4: session I :: low voiced ---------------------------------- Jun klopfte sehr, sehr leise an die weiße Holztür, aber zu seiner Enttäuschung wurde es nicht überhört, sondern mit einem sehr freundlichen „Herein bitte“ beantwortet. Zögerlich zog er den Türgriff herunter und trat unsicher ein. Das Sprechzimmer war relativ groß, durch das riesige Fenster an der linken Wand sehr hell und die Frau hinter dem großen Schreibtisch davor passend dazu sehr gutaussehend und freundlich. Sie war mittleren Alters, nicht sehr groß und hatte welliges Haar, das ihr leicht um ihr schönes Gesicht bis auf die Schultern fiel. Sie trug eine hellgraue Bluse und ein schwarzes seidenes Halstuch. Sie wünschte einen Guten Tag, bot ihm mit einer eleganten Handbewegung Platz auf dem schwarzen Ledersofa gegenüber der Tür an, stellte sich als Doktor Murata vor und erkundigte sich nach seinem Namen, bevor sie sich kurz an ihrem PC zu schaffen machte, während Jun den Mantel abnahm und sich setzte. „Was führt Sie hier her?“, fragte sie mit ihrer sehr angenehmen Stimme und Jun schluckte. „Ein Freund von mir hat mir den Termin gemacht“, murmelte Jun und sah unsicher auf den Boden, nicht sicher, was er als Nächstes sagen sollte. Doktor Murata ersparte ihm unangenehmes Schweigen. „Richtig, er hatte mich heute Morgen angerufen“, erinnerte sie sich und kam um den Schreibtisch herum, um sich auf einen Sessel Jun gegenüber zu setzen. „Wir haben nur kurz über Ihr Problem gesprochen“, fuhr sie fort. „Er sagte, Sie hätten schlimme Alpträume.“ Jun nickte und kratzte nervös an seinem Handgelenk herum. „Wohnen sie zusammen?“ Jun sah, ein wenig überrascht über den Themenwechsel, auf und nickte. „Zusammen mit noch ein paar Anderen. Wir spielen alle in einer Band.“ Sie lächelte. „Einer die ich kenne?“ „Ich glaube nicht. Wir haben uns erst vor ein paar Monaten gegründet.“ „Was für eine Richtung, wenn ich fragen darf?“ Jun lächelte unsicher. „Visual Kei.“ Sie lachte leise auf, aber es war kein spottendes Lachen. „So etwas dachte ich mir“, meinte sie und strich ihr seidiges Haar zurück. „Davon hört man immer mehr in letzter Zeit. Es scheint immer populärer zu werden, auch außerhalb Japans, wie mir scheint.“ „Ja, vor allem in Europa werden immer mehr Sachen veröffentlicht“, bestätigte Jun und wunderte sich, dass sie tatsächlich etwas von Musik zu verstehen schien. Und gleichzeitig, dass seine Unsicherheit immer mehr verflog. „Welches Instrument spielen sie?“, fragte sie als nächstes. „Bass.“ „E-Bass, nehme ich an.“ Jun nickte. „Verstehen Sie etwas von Musik?“ Sie lächelte die ganze Zeit über. „Ich habe auch einmal in einer Band gespielt. Damals, in meiner Studienzeit.“ „Was haben Sie gespielt?“ „Ich war Jazz-Pianistin.“ Juns Augenbrauen zuckten. „Jazz...“ „Ja“, lachte sie auf und interpretierte seine Reaktion richtig, „Jazz muss man mögen und wer das nicht tut, kann nichts damit anfangen.“ Jun senkte betreten den Blick. „Entschuldigen Sie bitte.“ Sie tat es mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Ich kann es Ihnen beileibe nicht verübeln. Aber ich war jung und experimentierfreudig und hatte die Nase gestrichen voll von Chopin.“ „Yuuki spielt auch Klavier“, murmelte Jun und blickte auf das Parkett. „Yuuki? Ist das Ihr Freund, der mich angerufen hat?“ „Ja.“ „Ein sehr netter junger Mann, hatte ich den Eindruck. Und er hat eine sehr angenehme Stimme.“ Der Schwarzhaarige nickte. „In der Band singt er“, erklärte er. „Sie scheinen ihm sehr nahe zu stehen, wenn er von Ihren Alpträumen weiß.“ „Sein Zimmer ist direkt neben meinem“, antwortete Jun ausweichend und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. „Er sagte, dass er von Ihrem Weinen oft wach wird.“ Der Satz schwebte einen Moment lang im Raum, bevor sie schloss: „Sie erinnern sich nicht daran, was nachts passiert.“ Jun schüttelte den Kopf. „Bis heute morgen hatte ich nicht mal eine Ahnung, dass er davon weiß.“ „Laut seiner Aussage geht das schon seit Wochen, ja, Monaten so.“ „Mit den Alpträumen, ja“, erwiderte er nach kurzem Überlegen. „Erinnern Sie sich, wann es etwa angefangen hat?“ Jun schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Vielleicht vor einem halben Jahr oder so. Ich weiß es nicht genau.“ „Das ist schon ein sehr guter Anhaltspunkt“, kommentierte sie und irgendwie beruhigten ihn ihre Worte. „Was haben Sie gemacht, bevor Sie Mitglied dieser Band wurden?“ „Ich hab in einer anderen Band gespielt“, sagte er mit einem leichten Lächeln. Bei jemand anderem wäre er sich wie ein Freak vorgekommen, bei ihr irgendwie nicht. „Ihnen bedeutet Musik sehr viel“, vermutete sie und er nickte. „Schreiben Sie auch?“ „Nein. Yuuki schreibt die Lieder. Er ist ein ziemlich begabter Komponist.“ Sie nickte. „Haben Sie es einmal versucht?“ „Ich hab mal ein paar Lyrics getextet. Aber die waren nicht so besonders gut. Yuuki ist da viel talentierter als ich.“ „Wie kommen Sie darauf?“ Jun sah etwas irritiert auf. „Wie meinen sie das?“ Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und sah mit einem Mal sehr viel überlegener aus. „Ich möchte wetten, dass Sie niemals jemand anderen als sich selbst haben die Texte beurteilen lassen.“ Der Dunkelhaarige legte die Stirn in Falten. Sie sah nicht nur überlegen aus… „Woher wollen Sie das wissen?“ Sie lächelte bezaubernd, aber irgendwie traute er ihr dennoch nicht mehr so richtig über den Weg. „Es ist mein Job, solche Dinge herauszuhören“, antwortete sie. „Und Sie scheinen mir nicht der Typ, der seine Gefühle offen zur Schau trägt. Nicht zuletzt darum sind Sie doch hier.“ Jun wich ihrem freundlichen aber durchdringenden Blick aus. Bei Gott, wie viel wusste diese Frau schon über ihn? Egal, wie professionell sie sein mochte, er konnte sich doch unmöglich schon nach so kurzer Zeit verraten haben. „Rauchen Sie?“ Jun schreckte auf und starrte sie einen Moment verwirrt an, bevor er schweigend nickte. „Das trifft sich“, lachte sie und klatschte in die Hände, bevor sie aufsprang, regelrecht euphorisch zum Fenster ging, es öffnete und auf dem Rückweg einen Aschenbecher und ein sehr teuer aussehendes Zigarettenetui mitbrachte. „Sie haben lange keine Sprechstunde mit einem Raucher mehr gehabt, nicht wahr?“, meinte Jun mit einem schiefen Grinsen, fand er ihr momentanes Auftreten im Vergleich zum Vorhergehenden doch recht befremdlich, da fast kindlich. Sie lachte auf, ließ sich neben ihm auf die Couch fallen, stellte den Aschenbecher neben sich und öffnete dann das Etui, aus dem sie eine Zigarette nahm, sie Jun anbot, der sie dankend annahm, und dann eine zweite für sich selbst. „Ich bin durchschaut“, sagte sie charmant lächelnd und fügte dann noch hinzu: „Außerdem habe ich all meine Streichhölzer verbraucht.“ Jun kramte aus seiner Manteltasche ein schwarz-goldenes Plastikfeuerzeug hervor und gab ihr Feuer. *** Schnuffi... *herz* Nette Frau Doktor, benannt nach Shingo Murata, falls das jemandem was sagt. ^^ Das ist doch mal jemand, dem man sich gerne anvertraut. Mal sehen, was noch so rauskommt.... *g* Der Teil war kurz, ich weiß, aber über Kommentare freue ich mich trotzdem, wie zum letzten Kapitel ja auch *verneig* Kapitel 5: lies in revelation ----------------------------- „Bitte, setzen Sie sich noch einen Augenblick.“ Yuuki nickte und ließ sich mit einem Seufzen auf einen der sehr weichen, schwarzen Ledersessel im Eingangsbereich fallen. „Möchten Sie etwas zu trinken, bis die Sitzung zu Ende ist?“, fragte die Sprechstundenhilfe weiter, nachdem sie um die Theke herumgetreten war. „Nein, vielen Dank, ich war gerade was trinken“, antwortete der Sänger mit einer leichten Verbeugung. Die junge Frau nickte ihm zu und nahm dann wieder hinter der Arbeitsfläche Platz. Das Telefon klingelte gedämpft und sie nahm den Anruf freundlich entgegen, vereinbarte einen Termin, als auch schon Jun in den weißen Flur trat. Er bedankte sich freundlich bei der Person im Sprechzimmer und schloss dann mit einem höflichen Abschiedsgruß leise die Tür. Er schien überrascht, als er Yuuki in dem Sessel sitzen sah, lächelte aber schweigend, als er an den Empfang trat und wartete, bis das Telefonat beendet war. „Sie möchten sicher einen weiteren Termin“, vermutete die junge Frau und der Schwarzhaarige nickte. Sie vereinbarten den nächsten Montag um die gleiche Uhrzeit und er bedankte sich noch ein Mal sehr freundlich und fast zurückhaltend, bevor er sich zu Yuuki umwandte und in seinen schwarzen, knielangen Mantel schlüpfte. „Können wir?“, erkundigte sich der Schwarzblonde und Jun nickte. Die beiden verabschiedeten sich und verließen dann die Praxis. Erst als sie wieder im Auto saßen, erhob Jun die Stimme. „Hast du die ganze Zeit auf mich gewartet?“, fragte er ungewohnt schüchtern und schnallte sich an. Yuuki tat es ihm gleich. „Ich war noch ein bisschen in der Stadt rumlaufen und hab mir noch den Fool's Mate geholt. Ist ein Bericht über Dir en grey drin. Und Ruki hat jetzt Dreads.“ Er startete den Wagen und fuhr los. „Stehen sie ihm?“ „Ja, sieht ziemlich gut aus.“ Er sah nach rechts und links und bog aus der Einfahrt nach rechts ab, als gerade kein Auto kam. „Wie war's bei dir?“ „Okay soweit.“ Jun ergriff einen seiner Dreads und zupfte mit den Fingerspitzen daran herum. „Sie ist ziemlich nett. Und sie war mal Jazz-Pianistin.“ „Jazz...“, sagte Yuuki mit leicht verzerrtem Gesicht und entlockte Jun so ein Lächeln. „Genauso hab ich auch reagiert.“ „Was hat sie zu deinen Alpträumen gesagt?“ Juns Lächeln löste sich in Nichts auf. Allein der Gedanke daran schien ihm sehr unangenehm zu sein. „Noch nichts. Wir haben noch nicht eingehend drüber geredet.“ Er zögerte. „Um ehrlich zu sein bin ich mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt drüber reden will.“ Yuuki sah ihn kurz skeptisch an. „Wie soll sie dir dann helfen?“ „Sie hat mir Tabletten verschrieben. Wenn die helfen...“, er zögerte, „vielleicht muss ich dann ja gar nicht drüber reden.“ „Das glaubst du ja selbst nicht.“ Yuuki schüttelte den Kopf. „Ich werd auf keinen Fall zulassen, dass du permanent Tabletten frisst.“ „Aber wenn sie helfen-“, begehrte Jun auf, doch der Sänger fiel ihm energisch ins Wort. „Du wirst nicht ständig irgendwelche Tabletten nehmen.“ Er legte eine genauestens bemessene Pause ein. „Ist das klar?“ Jun nickte, den Blick auf die im Schoß verknoteten Hände gerichtet. „Das wäre feige.“ Yuuki konnte, den Blick aufmerksam auf die Straße gerichtet, nicht sehen, wie Jun schmerzvoll die Augen schloss und sich seine Nägel in die Handrücken drückten. *** „Na?“ Rai blickte neugierig zwischen Sänger und Bassist hin und her, als diese nach einem kurzen Zwischenstop bei einer Apotheke die Wohnung betraten. „Allergie gegen ungeröstete Nüsse und Laktose.“, meinte Jun und zerrte an seinen Schnürsenkeln. „Ich muss ’ne Therapie machen, damit ich nicht ständig Ausschlag kriege.“ Er war ein guter Schauspieler, wenn es darauf ankam. „Weißt du in welchen Lebensmitteln überall Spuren von Nüssen enthalten sein können? Das ist unfassbar!“ Yuuki hängte seinen Mantel an die Garderobe und setzte sich auf den Boden, um seine Schuhe auszuziehen, während der Bassist sich nun seinerseits aus dem Mantel schälte und sich weiterhin über Allergikerhinweise und die von nun an wöchentlichen Spritzen brüskierte. Er hatte Glück, dass Rai keinen blassen Schimmer von Allergien hatte und deshalb nicht einmal ahnte, dass die ganze Geschichte erstunken und erlogen war. Stattdessen nickte der Gitarrist nur mitfühlend und ließ sich von Juns Empörung mitreißen. Yuuki stand auf und ging schweigend in die Küche, bemerkte nicht einmal den kurzen Blick des Bassisten. Er nahm eine Flasche französisches Tafelwasser aus dem Kühlschrank und verschwand damit ins Wohnzimmer, wo Shou noch immer vor dem laufenden Re-Release saß, während Tetsu mit auf die Couchlehne gebettetem Kopf eingeschlafen war. Er grinste. So etwas hatte er sich ja denken können. Er grüßte Shou knapp und schob den schlafenden Gitarristen dann so unsanft zur Seite, um sich Platz zu verschaffen, dass dieser aufwachte, sich aber gleich murrend gegen den Drummer lehnte und weiterschlief. „Und, wie ist sie?“, wollte der Schwarzblonde wissen und deutete mir einem Kopfnicken auf die DVD. „Nicht mal schlecht.“, antwortete der Schlagzeuger mit einem leichten Lächeln und schwieg. Er hielt sein Versprechen, sich nicht einzumischen und fragte nicht nach, wo die beiden wirklich gewesen waren. Rai kam ins Wohnzimmer und schien empört, als er seinen Platz von dem Sänger besetzt sah, machte es sich dann aber auf dem einzeln stehenden Sessel bequem, während Dani sich die Seele aus dem Leib kreischte. „Wo ist Jun?“, fragte Shou, als der Bassist nach einigen Augenblicken nicht zu ihnen stieß. „Ist in seinem Zimmer“, erwiderte Rai, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. „Er meinte, er will endlich sein neues Spiel anfangen.“ Shou warf Yuuki einen kurzen Blick zu, doch der reagierte nicht. Wenn der Schwarzhaarige alleine sein wollte, würde er ihm den Gefallen tun. *** Mystery-Jun XD Es geht ja eher schleppend voran, aber Stimmung muss sein und im nächten Teil passiert dann auch mal was *promise* Tetsu ist einfach so zuckersüß ^^ Vielen Dank für die Kommis *verneig*, ich werde weiterhin alles geben! -Kai Kapitel 6: running away from fear --------------------------------- Jun hatte am Abend nur einmal kurz sein Zimmer verlassen, um ins Bad zu gehen und auch in der Nacht war es ruhig gewesen, sodass Yuuki vermutete, dass die Tabletten anschlugen. Aber wenn er gedacht hatte, dass der Gemütszustand des Schwarzhaarigen sich verbessert hatte, wurde er doch spätestens am Morgen eines Besseren belehrt. Jun kam mit aufgequollenen Augenlidern aus seinem Zimmer, als Yuuki gerade auf dem Weg in die Küche war, und der Bassist schien ehrlich erschrocken, als er seinen Bandkollegen erblickte, das sagte selbigem der verräterische Schritt zurück in Richtung seines noch abgedunkelten Zimmers. „Morgen“, sagte Yuuki und zog die schmalen Augenbrauen zusammen. Jun sah schlimmer aus, als je zuvor. „Morgen“, hauchte dieser stimmlos zurück und senkte unschlüssig den Blick. „Soll ich dir schon nen Kaffee machen?“, fragte Yuuki, um diese unangenehme Stille zu durchbrechen, und Jun schüttelte den Kopf mit den Worten „Ich geh noch duschen. Oder ist jemand im Bad?“ Der Schwarzblonde zuckte mit den Schultern. „Rai rennt schon hier irgendwo rum und Tetsu ist auch schon wach, aber ich glaub, der braucht noch’n bisschen, bevor er geradeaus gehen kann.“ „Wo ist Shou?“ „Frühstück holen.“ Jun nickte und beide schwiegen eine Weile, bevor der Schwarzhaarige wieder die Stimme erhob. „Ich... geh dann mal...“ Er deutete auf die Badezimmertür. Yuuki nickte und starrte ihm auf den Rücken, obwohl er sich dabei etwas komisch vorkam und befürchtete, dass er Jun damit zu nahe trat. Als der Bassist gerade durch die Tür gehen wollte, rief Yuuki ihn noch einmal zurück. „Jun?“ Angesprochener wandte sich unsicher zu ihm um und blickte fragend zurück. Yuuki zögerte einen Moment, überlegte, wie er sein Anliegen möglichst unverfänglich an den Mann bringen sollte und sagte dann nur mit gedämpfter Stimme: „Tu was, okay?“ Jun nickte und verschwand dann im Bad. Der Schlüssel drehte sich quietschend im Schloss, aber dennoch konnte Yuuki seinen Blick einen Moment lang nicht von dem weiß furnierten Holz der Tür abwenden. Warum, verdammt noch mal, sah Jun manchmal so verzweifelt aus? Mit einem schweren Seufzen wandte sich Yuuki zur Küche, erstarrte aber, als er Rai im offenen Durchgang stehen sah. Der Gitarrist bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. „Seid ihr beide okay?“ Yuuki nickte, ging dann an dem Dunkelhaarigen vorbei und begann Kaffee zu kochen. Rai sah ihm einen Moment dabei zu, bevor er sich auf die Fensterbank setzte und anfing: „Mir ist also nicht allein aufgefallen, dass was mit Jun ist.“ Yuuki sah ihn an, noch halb in seine eigenen Gedanken versunken und nickte nach einem Augenblick. „Sag nichts, ja? Es verletzt ihn, wenn man ihn darauf anspricht.“ Mit einem weiteren Seufzen starrte er in die Kaffeedose. „Es wird schon irgendwie werden.“ Rai nickte, wenn seine Neugierde auch nicht wirklich befriedigt war. „Ich werd versuchen, die Stimmung oben zu halten, falls das hilft.“ Yuuki nickte ihm mit einem leichten, aber dankbaren Lächeln zu. „Du bist echt in Ordnung.“ Der Gitarrist lachte auf. „Ich geb mir alle Mühe.“ Ein gegähntes „Morgen“ zog die Aufmerksamkeit auf den anderen Gitarristen, der mit zotteliger Frisur - falls man es denn so nennen konnte - in die Küche geschlurft kam, sich auf einen Stuhl fallen ließ und den Kopf in die Handflächen stützte. „Will mir jemand nen Kakao machen?“ Rai lachte leicht auf, hopste dann von der Fensterbank und ging zum Kühlschrank hinüber, um seinem Freund den Gefallen zu tun. Er hatte gerade die Tasse mit den Kätzchen vor der Nase des sich noch im Halbschlaf befindlichen Gitarristen abgesetzt, als das Geräusch der Eingangstür verkündete, dass Shou zurück war. Der Drummer schien gut gelaunt, obwohl Nieselregen auf seinem Haar lag, und sie deckten zu dritt den Tisch, während sich Tetsu wenigstens dazu überwinden konnte, sich in eine aufrechte Position zu begeben und seine Tasse ab und an an die Lippen zu heben. Shou beendete gerade seine Erzählung darüber, wie er versucht hatte, die Bäckerin davon zu überzeugen, ihm ein paar Stücke der hausgemachten Sachertorte mit nach Hause zu geben, weil er noch vier andere Leute bei sich wohnen hatte, die sicher auch gerne einmal probieren wollten, als Jun plötzlich totenblass und am ganzen Leib zitternd in der Tür stand. Seine vier Bandmitglieder starrten ihn fassungslos an und der Drummer war der Erste, der sich wieder fasste und besorgt auf den Schwarzhaarigen zustürzte. „Gott im Himmel, Jun, was ist mit dir passiert?!“, rief er schockiert und legte eine Hand sanft an dessen Oberarm. „Ich weiß nicht“, antwortete er und seine Stimme klang kratzig und rau und nicht annähernd so samtig wie sonst. „Mir geht’s irgendwie nicht gut.“ „Das brauchst du nicht erst zu sagen“, bemerkte Shou und strich sanft eine halblange Ponysträhne aus der Stirn des bleichen Bassisten. „Komm schon, ich bring dich wieder ins Bett. Du siehst aus, als ob du gleich zusammenklappst.“ „So fühl ich mich auch...“ Jun ließ sich ohne Widerstand von Shou in sein Zimmer bringen und so blieben Yuuki, Tetsu und Rai allein in der Küche zurück. Die Kaffeekanne knackte leise, als sich das Glas unter der Temperatureinwirkung des Gebräus ausdehnte. „Was zur Hölle...“, murmelte Tetsu nach einem Moment und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, während Yuuki sich wortlos eine Zigarette anzündete und am Tisch Platz nahm. Rai lehnte sich seufzend gegen die Anrichte. „Sieht nach Probe ohne Bassist aus.“ Yuuki nickte. „Noch mal ausfallen lassen können wir echt nicht.“ „Hoffentlich kommt Jun schnell wieder auf die Beine...“, murmelte Tetsu, den Blick in seine halbleere Tasse gerichtet. „Andernfalls müsste jemand von uns die Bassparts übernehmen.“ Er blickte auf und direkt auf Yuuki, der nachdenklich auf seine Zigarette starrte. „Er meint dich“, bemerkte Rai mit Blick auf den Sänger, der leicht nickte. „Ich weiß.“ Er zog an der Zigarette. „Aber warten wir erst mal ab, wie es Jun heute Mittag geht.“ Es folgte einvernehmliches Nicken. Als Shou nach einigen Augenblicken die stille Küche betrat, lagen alle Blicke auf ihm. „Kocht mal bitte jemand Tee?“ Es klang eher nach einem Befehl als nach einer Bitte. „Der kotzt sich da drüben grad die Eingeweide raus.“ Er kramte nach dem Eimer im Schrank unter der Spüle, war so schnell wieder weg, wie er gekommen war, und Rai machte sich schweigend daran, Wasser aufzusetzen, während die Hoffnung in kleine Splitter zersprang. „Ich geh mal nen Arzt anrufen“, beschloss Yuuki und das glühende Ende der Zigarette zwischen seinen Lippen hüpfte auf und ab, als er sprach, bevor er aufstand und zum Telefon in der Diele ging. Aus Juns Zimmer hörte er dessen leises Würgen und Shous beruhigende Worte murmelnde Stimme. *** „Eine Reaktion auf die Tabletten?“, fragte Shou und der Doktor nickte. „Er hat sie wohl heut morgen im Bad schon genommen…“, murmelte Yuuki vor sich hin und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Er sollte sich von seinem entsprechenden Arzt ein alternatives Behandlungsmittel verschreiben lassen, sobald er wieder auf den Beinen ist“, schloss der Mediziner und verstaute seine Unterlagen in seiner klischeehaften braunen Ledertasche. „Doch zuvor sollte er sich etwas ausruhen.“ „Wir werden dafür sorgen“, versicherte der kleine Drummer und nickte zur Unterstützung, bevor er sich verbeugte und hinzufügte: „Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig kommen konnten.“ Yuuki tat es ihm gleich und sie verabschiedeten den etwas in die Jahre gekommenen, aber sehr freundlichen Hausarzt, bevor sie die Wohnungstür hinter ihm schlossen. Shou fuhr sich seufzend mit den Händen übers Gesicht. „Irgendwie hab ich so langsam das Gefühl, dass das Schicksal gegen uns ist.“ Yuuki legte über diesen von Shou unerwarteten Pessimismus die Stirn in Falten. „Es hätte schlimmer sein können“, entgegnete er. „Immerhin ist er schnell wieder fit.“ „Na hoffentlich.“ Der Schwarzhaarige zwang sich zu einem schiefen Lächeln, bevor er wieder zu Yuuki aufsah. „Bringst du ihm noch ’nen Tee rein?“ Yuuki verstand nicht, warum Shou das nicht selber machte, aber er nickte bloß und folgte dem Kleineren dann in die Küche, wo dieser das Getränk zubereitete und dem Blonden dann die dampfende Tasse in die Hand drückte. Er warf ihm einen undeutbaren Blick zu, bevor er sich mit einem Lächeln abwandte und Yuuki so signalisierte, dass er gehen konnte. Dieser ging langsam und nachdenklich zu Juns Zimmer und lauschte einen Moment durch die geschlossene Tür. War ganz schön still da drin…. Vorsichtig zog er die Türklinke herunter und spähte in das halbdunkle Zimmer. Außer einem Berg von frisch bezogenen Decken auf Juns Bett konnte er aber nichts erkennen. Also trat er vorsichtig ein und als er ans Bett ging, bestätigte sich seine Vermutung, dass der Bassist eingeschlafen war. Von seiner schlechten Verfassung war keine Spur. Ganz friedlich lag er da, auf der Seite, die Knie stießen an die Ellenbogen, seine Lippen waren leicht geöffnet und seine langen Dreads umgaben ihn in einem fast kunstvollen Muster. Völlig unbewusst ging Yuuki vor dem Bett in die Hocke und betrachtete das Gesicht des Schlafenden. Wenn man ganz genau hinsah, bemerkte man noch, dass seine Lider vom Weinen leicht gerötet waren. Auch auf seinen ungewöhnlich bleich wirkenden Wangen lag ein zarter roter Schimmer. Die Ecken seiner Schneidezähne glänzten leicht zwischen seinen Lippen hervor. Und ganz flüchtig konnte der Schwarzblonde den sanften Geruch von Juns Haar wahrnehmen. Er zuckte etwas zusammen, als der Dunkelhaarige plötzlich die Augen aufschlug. „Was machst du da?“, fragte er mit brüchiger Stimme und Yuuki starrte in die hellen braunen Augen. „Ich war nicht sicher, ob du schläfst“, hauchte er und bemerkte erst jetzt, wie verflucht nah er dem Bassisten eigentlich war. Mit einem Ruck, bei dem fast die Tasse überschwappte, erhob er sich und bemerkte dabei nicht einmal Juns erschrockenes Aufkeuchen. „Ich hab dir Tee gemacht“, murmelte er und hielt demonstrativ die Tasse hoch. „Eigentlich hat Shou den Tee gemacht“, berichtigte er sich dann, und wäre am liebsten mit dem Kopf gegen die nächste Wand gerannt, als er bemerkte, dass er errötete. Peinlicher konnte es doch echt nicht mehr werden…. „Egal!“, schnitt er sich den Gedanken ab und hielt Jun den Tee hin. „Trink.“ Jun setzte sich auf und nahm mit zusammengezogenen Brauen die Tasse entgegen, an der er leicht nippte. Kamille. „Warum hast du ihn mir gebracht?“, fragte er und versuchte dabei so beiläufig wie möglich zu klingen, während Yuuki auf ihn herabblickte. „Shou meinte, ich soll ihn dir bringen“, erklärte der Sänger, der so langsam wieder Herr über seine Gesichtsfarbe wurde und steckte die Hände in die Hosentaschen, schaffte es aber, gleichzeitig mit den Schultern zu zucken. „Keine Ahnung, warum.“ Jun nickte leicht und trank seinen Tee in kleinen Schlucken, blickte dabei auf die graue Bettdecke. „Wann geht ihr proben?“, fing er nach einer Weile wieder an und wieder fiel Yuuki auf, dass seine Stimme sehr, sehr schwach klang. „In ’ner halben Stunde müssen wir los.“ Sein Blick wurde etwas besorgt. „Du kommst doch alleine klar, oder?“ Jun nickte, ohne aufzusehen. „Wenn was ist, ruf an, okay?“ Wieder folgte nur ein Nicken. Yuuki fröstelte. Warum schien die Stimmung plötzlich so verdammt erdrückend? „Ich…“, er zögerte, „…ich geh dann mal noch meine Sachen zusammenpacken.“ Wie erwartet nickte Jun nur und Yuuki verließ mit gemischten Gefühlen das Zimmer, nicht ohne beim Schließen der Tür noch einmal zu dem Bassisten, der noch immer starr auf seine Decke blickte, zurückzublicken. Er war kaum in sein eigenes Zimmer eingetreten, als ein leises „Fuck“ seinen Lippen entkam. Den Rücken an die Tür gepresst schloss er die Augen. Was, um Gottes Willen, lief hier eigentlich? Was für ein verdammtes Problem hatte Jun? Was für ein verdammtes Problem hatte er selbst?! Er stapfte zu seinem Schreibtisch hinüber und raffte seine Notenblätter zusammen. Einen ganzen Haufen Mist hatte er sich da zusammengeschrieben, aber es waren auch einige brauchbare Sachen dabei. Vor allem diese mistige Ballade mit dem Gitarrenintro hatte es ihm angetan. Eigentlich nicht so richtig sein Fall, und vielleicht auch etwas sehr einfach, aber vielleicht würde sich ja bei den Proben heute etwas ergeben. Für ein Lagerfeuer eignete sie sich zumindest schon mal ganz gut. Und dennoch…. Irgendwie hatte Shou schon Recht. Sie strampelten sich dermaßen ab, doch es passierte einfach nichts. Nein, falsch, es passierte etwas, aber das waren stets nur Dinge, die sie zurückwarfen. Juns bescheuerte Tabletten. Er war doch gleich dagegen gewesen. Er blickte auf die Noten hinab und summte leise die Melodie vor sich hin. Gut, wirklich gut. Am Anfang nur ein cooler Effekt, aber auch nicht zu sehr verzerrt. Dann ein bisschen schönes Schlagzeug, das würde Shou sicher Spaß machen. Nur eine Melodie für den Gesang fehlte noch, und etwas, was ein bisschen aus dem Schema fiel… Vielleicht wenn er nach der Strophe… oder noch besser nach der zweiten ein bisschen Abwechslung rein brachte. Vielleicht dann doch etwas sehr verzerrtes… Und überhaupt war da nichts. Kein Punkt, an dem man sich orientieren konnte. Natürlich, irgendwann würden sie Aufnahmen machen, aber es war alles so unheimlich vage. Wie, wenn die Sonne durch richtig dicken Nebel schien. Man wusste, dass sie da war, konnte sie sich womöglich etwa vorstellen, aber da war nichts Konkretes… eigentlich ein ziemlich cooler Vergleich, wenn er so darüber nachdachte. Ein Bild für etwas wirklich Grausames. Er hatte allmählich das Gefühl, stillzustehen, obwohl er sich mit aller Macht vorantrieb. Aber egal, wie lange er lief, er konnte einfach nichts mehr vor sich erkennen. Er hatte sich so lange bemüht und selbst gequält, und kam seinem Ziel doch kein bisschen näher. Tag für Tag für Tag. Es war einfach zu weit weg. Er zuckte zusammen, als es an seiner Tür klopfte. „Yuuki, bist du fertig?“ Eindeutig Tetsu. Spätestens beim folgenden Satz war es ihm klar. „Ich würd gern ein bisschen früher fahren, ich wollt mir noch schnell was Kleines zu Essen holen.“ „Ja, bin schon da“, erwiderte er, stopfte die Kompositionen in seine Umhängetasche, ergriff seinen verwaschenen Nirvana-Kapu, der irgendwo im Chaos auf seinem Boden lag, sowie Handy und Zigaretten, kramte ein Plektrum unter dem halb gelesenen Fool’s Mate auf dem Bett hervor und verließ sein Zimmer. Tetsu und Shou warteten bereits auf dem Flur und nach einem Augenblick kam auch Rai aus Juns Zimmer, wo er sich offensichtlich bei diesem verabschiedet hatte, was sein aufmunterndes Winken verriet. „Bis später, Jun!“, rief der andere Gitarrist und Shou und Yuuki stimmten ein, bevor sie die Wohnung in Richtung Auto verließen. Rai hatte sich dazu bereit erklärt, zu fahren, weil Shou Tetsus Fahrstil beileibe nicht ertragen konnte. Und während dieser das Für und Wider von Chickenburgern abwog, saß Yuuki mit Shou auf der Rückbank und wurde immer nervöser, je weiter sie sich von ihrer Wohnung entfernten. Irgendwann legte der Schlagzeuger seine Hand auf Yuukis Finger, mit denen er auf seinen Knien herumtrommelte und blickte ihn besorgt an. „Was ist los, Yuuki?“ Der Schwarzblonde zog die schmalen Brauen zusammen und blickte aus dem Fenster. „Nichts.“ Shou ließ seine Hand auf Yuukis Fingern liegen. Seine leise Stimme klang irgendwie traurig. „Machst du dir Sorgen um Jun?“ Yuuki nickte wortlos. Erst nach einem Moment des Schweigens sah er zu Shou hin und erklärte ebenso leise: „Er steht gar nicht drauf, allein zu sein. Ich hab irgendwie ein schlechtes Gewissen.“ „Wärst du lieber bei ihm geblieben?“ Yuuki schluckte. Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. „Das jetzt nicht gerade.“, antwortete er unschlüssig und kaute auf seiner Unterlippe herum, während er einen kurzen Seitenblick auf Shous Hand warf, die noch immer auf seiner lag. „Aber ihn so lange sich selbst überlassen, wo er das doch ganz und gar nicht ausstehen kann, ist auch ein bisschen gemein, findest du nicht?“ Shou lächelte leicht. „Meinst du nicht, du machst dir zu viele Gedanken?“ Er umschloss Yuukis Hand und drückte sie sanft. „Er ist jetzt sicher schon wieder eingeschlafen und bemerkt gar nicht, dass wir weg sind.“ Yuuki befeuchtete nachdenklich seine trockenen Lippen mit der Zunge. „Kann schon sein.“, murmelte er. Rai blickte ihn aus dem Rückspiegel an. „Bring ihm doch was Kleines mit, wenn wir eh schon für Tetsu halt machen. Dann weiß er, dass wir an ihn gedacht haben.“, schlug er vor und Shou lächelte aufmunternd. Der Sänger nickte und tastete mit der freien Hand nach seinem Geldbeutel in der Hosentasche. Shou ließ seine Hand erst los, als sie auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums ausstiegen. Sie beschlossen, sich aufzuteilen und sich so bald wie möglich wieder am Auto zu treffen. Tetsu rannte sofort zum Burgerschuppen, während Rai und Shou zum Drogeriemarkt gingen, weil sie beide einen ausgeprägten Faible für wechselnde Haarfarben hatten und über kastanienbraun nachdachten. Der Schwarzblonde hingegen schlenderte ziellos und sich eine Zigarette anzündend vor den Schaufenstern umher. Was, um Gottes Willen, sollte er Jun denn mitbringen? Süßigkeiten waren schon sehr abgegriffen und eine Flasche Hochprozentiges würde seinen Magen auch nicht beruhigen. Tee war scheiße und auch wenn er einen Augenblick lang mit einem spottenden Auflachen darüber nachgedacht hatte – andere Beruhigungstabletten würde er ihm auch nicht mitbringen. Tabletten waren scheiße. Tabletten hatten den ganzen Tag ruiniert. Er hätte ihm liebend gern ein neues Spiel mitgebracht oder so etwas, aber er konnte sich beim besten Willen nicht merken, was Jun schon hatte oder was er gut fand. Dasselbe betraf CDs. Er zog wütend über sich selbst und seine Einfallslosigkeit an seiner Zigarette und blickte eher beiläufig ins Schaufenster eines Spielwarenladens. Der Plüschhase war süß. Eigentlich war es eher so eine Art Schlenkerpuppe, aber so eine hatte er noch nie gesehen. Die Arme und Beine und Ohren waren unheimlich lang und das Fell sah unheimlich weich aus. Es war glänzend schwarz und die großen runden Knopfaugen hellblau, so ähnlich wie Yuukis Kontaktlinsen. Er schüttelte lachend den Kopf. Das konnte er echt nicht machen. Oder…? Rai starrte ihn fassungslos an, als er Yuuki von weitem mit einem Stofftier, das er schwungvoll neben sich her baumeln ließ, zum Auto kommen sah. Er wollte etwas sagen, aber Tetsu kam ihm zuvor, indem er mit vollem Mund „Gott, wie niedlich!“ schrie. Yuukis Grinsen schien von einem Ohr zum anderen zu gehen. „Hoffentlich kommt er sich nicht verarscht vor.“, sprach er seine Hoffnung laut aus, aber Tetsu schien das nicht zu erwarten. „Bestimmt nicht, der ist soooo süß!“ Man hatte den Gitarristen lange nicht mehr so lebhaft gesehen und Yuuki hatte alle Mühe, den Schwarzhaarigen davon abzuhalten, den Hasen mit seinen vom Burger fettigen Fingern anzufassen. Shou öffnete lachend die Beifahrertür und schubste Tetsu mit den Worten „Wir müssen los“ auf seinen Platz und nach einigen Augenblicken waren sie tatsächlich auf dem Weg zur Probe. Dort angekommen hatte sich Tetsu wieder beruhigt und so konnten sie ihre Instrumente schultern und den kleinen Raum mit dem riesigen Spiegel betreten. Die Luft hier war abgestanden und durch das Oberlicht fielen nur ein paar vereinzelte Strahlen, sodass sie die Deckenbeleuchtung einschalten mussten. Die Neonröhre flackerte einige Male, bevor sie endgültig brannte. „Dann zeig mal, was du so geschrieben hast.“, forderte Tetsu den Sänger auf, während er noch seine Gitarre stimmte und sie anschließend an jenen weiterreichte. Yuuki hängte sich das Instrument um und kramte das Plektrum aus seiner Hosentasche, bevor er anfing zu spielen. Die übrigen anwesenden Bandmitglieder lauschten gespannt. Es war prinzipiell nicht mehr als ein paar Powerchords, die er schon bei anderen Liedern benutzt hatte, aber die beeindruckte Stille, die herrschte, als er nach ein paar Takten geendet hatte, sprach für sich. „Das war’s natürlich noch nicht.“, beeilte er sich zu sagen, als er in die Gesichter seiner Freunde blickte. „Irgendwo muss noch ein bisschen Geschrammel rein, sonst ist es wohl zu langweilig, befürchte ich. Und du“, er deutete auf Shou, „musst dir auch was überlegen, wenn du willst, zeig ich dir mal, was ich mir so vorgestellt habe.“ Er hängte die Gitarre ab, gab sie ihrem Besitzer zurück und setzte sich hinters Schlagzeug. „Es war C#, oder?“, fragte Tetsu und griff den Akkord, spielte ihn einige Male prüfend an und nickte dann, um zu signalisieren, dass er bereit war. Der Sänger zählte ihn ein und begann nach dem achten Takt selbst zu spielen. Nach einer Weile hörte er auf und sah zum Drummer. „Vielleicht kannst du mit den Toms ein bisschen variieren.“, überlegte er, woraufhin der Schlagzeuger nickte. „Und du, Jun-“ Yuuki erstarrte. Die irritierten Blicke seiner Bandmitglieder lagen auf ihm und er starrte auf den großen Bassverstärker, in dessen Nähe sich Jun für gewöhnlich aufhielt. Mit einem Schlucken stand er auf, drückte Shou die Sticks in die Hand und hängte sich den Bass, den er selbst mitgebracht hatte, um, begann mit den Grundtönen an der Stelle, wo auch Shou einsetzte, begann aber bald zu variieren, bevor er schließlich Stift und Notenblätter hervorkramte, um alles aufzuschreiben, bevor er es vergessen hatte. „Klingt doch gut soweit“, meinte Shou und drehte ein Becken so, dass er den Schriftzug darauf lesen konnte. Rai blickte ihn lange schweigend an, denn dass der Drummer Yuuki nicht angesehen hatte und auch sonst plötzlich sehr sachlich war, war zu auffällig, als dass er es hätte ignorieren können. Er tauschte einen Blick mit Tetsu aus und ging dann zum Sänger, der wild auf einem Notenblatt herumkrakelte, hin. „Und was mache ich?“, wollte er wissen und schaute dem Blonden über die Schulter. „Ich hab mir überlegt“, begann dieser und schaute erst dann zu seinem Gitarristen auf, „es kommen am Anfang das Intro, dann am Besten zwei Strophen und dann ne Bridge, am besten mit den selben Akkorden…“, er blinzelte zu Rais Gitarre hinüber, überlegte es sich dann aber anders und fuhr fort: „eh… und dann noch mal ne Strophe oder zwei und dann erst der Refrain, wo du dann auch was spezielles machst, mit Effekten und so. Oder das am besten vorm Refrain.“ Rai grinste schief. „Was spezielles…?“ „Ja~“ Yuuki kratzte sich am Hinterkopf, „ich weiß noch nicht so genau. Oder du spielst die Akkorde und Tetsu macht den Solopart, was weiß ich…“ Er warf einen kurzen Blick zu Tetsu, der mit den Schultern zuckte, bevor ihm wieder etwas einfiel: „Und dann danach lassen wir es wieder mit dem Strophen-Intro-Teil ausklingen!“ Er machte eine ausschweifende Handbewegung, um das Ausklingen zu verdeutlichen. Rai schüttelte über diese Geste lachend den Kopf. „Du bist doch völlig irre.“ „Was denn?“, empörte sich der Sänger, doch Rai winkte ab und ging wieder zu seinem Platz. „Womit fangen wir an? Maria?“ „Nein, da müsste ich slappen, das ist eher was für Jun…“, war Yuukis Einwand und Rai nickte verständnisvoll. „kyuumin.“, kam es von Tetsu, der schon daran war, den passenden Effekt einzustellen. „Wenn wir das aufnehmen wollen, müssen wir das mit den zwei Gitarren echt noch mal machen.“ Yuuki nickte zustimmend und Shou spielte den entsprechenden Rhythmus an, was wohl ebenfalls als Zustimmung erkannt werden sollte. Dann zählte er ein und die eigentliche Probe begann. *** Naaa, das ist doch mal ein Kapitel nach meinem Geschmack. ^^ Wer sich etwas genauer mit der Band beschäftigt, weiß vielleicht sogar, welches Lied Mr.Yuuki gerade schreibt. 1_~ Der Junge scheint es auch bald an die Nerven zu kriegen. Langsam fängt auch noch Shou an, sich seltsam zu verhalten.... Dabei schien er die ganze Zeit so objektiv. Es wird jedenfalls nicht einfacher werden - und das find ich erstmal toll. Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel und bedanke mich für die Kommentare zum letzten. Und ich werde auch weiterhin mein Bestes geben! *verneig* -Kai Kapitel 7: a bit of their soul ------------------------------ Yuuki war irgendwie erleichtert, als er endlich wieder im Auto saß. Nicht nur, weil er froh war, dass Jun nicht länger auf sich allein gestellt war mit seiner Reaktion auf sein „Anti-Allergikum“, sondern auch, weil die gesamte Probe irgendwie unerfreulich gewesen war. Tetsu war sonderbar verbissen gewesen, Shou war plötzlich sehr kurz angebunden und Rais Laune war so übertrieben gut gewesen, dass er jedem damit auf die Nerven gegangen war, obwohl er es wahrscheinlich nur gut gemeint hatte. Umso besser fühlte sich das Lenkrad jetzt unter den Fingern des vocal an. So konnte er immerhin die Geschwindigkeit und somit auch den Zeitpunkt der Ankunft selbst beeinflussen, was ungemein beruhigend war. Wie gewöhnlich, wenn er fuhr, tönte aggressives und den Sänger darum erheiterndes Geschrammel aus den Lautsprechern des alten Nissan und Yuuki, seines Zeichens passionierter Drummer, trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad und dem Schaltknüppel herum. Tetsu saß auf dem Beifahrersitz und spielte gedankenverloren mit dem aus seiner Umhängetasche herausblitzenden Ohr des Hasen. Rai starrte schweigend aus dem Fenster und auch Shou, der hinter Yuuki saß, schwieg. „Ich hab Hunger...“, maulte Tetsu irgendwann und blickte mit vorgeschobener Unterlippe zu dem Blondschwarzen hin. „Schon wieder?“ Rai klang empört. „Aber du hattest doch erst Burger! Wie kann man so viel essen?“ „Vielleicht bin ich ja schwanger!“, giftete der Leadgitarrist den Rythmusgitarristen an. „Wer soll dich denn bitte geschwängert haben?“, lachte Rai und zog seine Beine zur Seite, als Tetsu unkoordiniert nach hinten schlug, in der Hoffnung, den anderen irgendwie zu treffen. Schließlich drehte er sich auf dem Sitz um, ohne sich abzuschnallen und prügelte unbeholfen auf Rai ein, der sich lachend auf dem Sitz wand, um ihm auszuweichen, was Tetsu aber nur noch mehr motivierte. Yuukis Hände verkrampften sich so um das Lenkrad, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Hört endlich auf mit dem Scheiß, ich bin am Fahren!“, brüllte er und Tetsu und Rai setzten sich sofort ordentlich hin, der Leadgitarrist entschuldigte sich kleinlaut. „Vielen Dank...“, murmelte Yuuki einigermaßen genervt. Shou räusperte sich. „Wenn ihr wollt, kann ich kochen, wenn wir zu Hause sind... Jun... hat sicher auch noch nichts gegessen.“ „Okay!“, rief Tetsu freudig und lächelte dem Drummer kurz zu. Auch Rai nickte zustimmend, bevor er wieder leicht lächelnd aus dem Fenster blickte. Shou starrte währenddessen auf Yuukis Nacken. Das Zögern bei Juns Namen war kurz aber durchaus zu bemerken gewesen. Der Sänger zuckte zusammen, als er ganz unerwartet eine Hand auf seiner Schulter spürte und als Shou sich von hinten zu ihm beugte, schauderte er kurz. Der Atem des Drummers strich über seinen Hals, während seine Hand fast liebevoll über seinen Arm hinab zu seinem Ellbogen strich. „Yuuki...” Eine Gänsehaut überlief den Sänger, als er Shous leise Stimme hörte und er schluckte. Nervosität befiel den vocal. Was sollte das? Warum kam Shou ihm so nah? Das tat er doch sonst nicht! Er fühlte sich plötzlich ganz schrecklich unwohl in seiner Haut, warf fast gehetzt einen Blick in den Rückspiegel, was ihm aber nicht weiterhalf. Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, als der Drummer seine leise Stimme zu einem kaum hörbaren Raunen erhob. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ Der sanfte Luftzug von Shous Atem verschwand, doch seine Hand blieb noch einen Moment auf der bloßen Haut des vocal liegen. „Hey, lenk ihn nicht ab, wenn du nicht willst, dass wir alle einen grausamen Unfalltod sterben!“, grinste Rai und knuffte dem Drummer leicht gegen den Oberarm, bevor er sich wieder dem Fenster zuwandte und so Shous eiskalten Blick nicht sehen konnte. Dessen Finger lösten sich von Yuukis Haut und der musste sich zusammenreißen, um nicht erleichtert auszuatmen. Warum auch immer diese plötzliche Nähe ihm etwas ausgemacht hatte.... Er beschloss, sich zu Hause angekommen zu allererst einmal mit seinen Zigaretten und seinem Lieblingssampler im Bad einzusperren und sehr kalt duschen zu gehen. Natürlich erst, nachdem er mindestens eine Zigarette geraucht hatte. Der Rest der Fahrt verlief ohne besondere Zwischenfälle, wenn man davon absah, dass Tetsus Magen kontinuierlich zu knurren begann, was Rai beim ersten Mal leise kichern ließ. Eine seltsames Gefühl befiel Yuuki, als Shou hinter ihm die Treppen zu ihrer Wohnung hinaufging. Er konzentrierte seine Gedanken einfach auf die Dusche, bat Tetsu dann, den Hasen noch eine Weile aufzubewahren und wandte sich dann dem anderen Gitarristen zu, der, sich vor der Wohnungstür aufbauend, eine kleine Ansprache hielt. „Denkt dran, leise zu sein, es könnte ja sein, dass Jun noch schläft.“ Er nickte beschwichtigend, sperrte dann die Tür auf und wollte sie gerade öffnen, als Tetsus Magen laut knurrte. Rais Kopf wirbelte zu ihm herum. „Sei still, Gebärmaschine!“, zischte er und drückte die Tür auf. „Ich werd persönlich dafür sorgen, dass du nichts zu Essen bekommst, wenn du Jun jetzt-“ Er brach ab, als er den Bassisten erstarrt im Flur stehen sah. Sein Blick fiel auf Juns nackte Füße und er räusperte sich. „Was machst du da?“ Jun blickte hilflos zum Eingang, den Rai versperrte. „Ich war nur was trinken...“ „Barfuß?“ „Ich bin immer barfuß, Rai...“ Eine steile Falte bildete sich zwischen den Augenbrauen des Gitarristen. „Ins Bett, aber ganz schnell!“ Sein Zeigefinger richtete sich herrisch auf Juns Zimmertür, woraufhin der Bassist empört wirkte. „Ich geh ins Bett, wann ich will.“ Seine Augenlider waren gerötet und er zwinkerte sehr oft. „Du bist krank, also legst du dich gefälligst hin!“ „Ich bin nicht krank, das ist nur wegen der Tab-“ „Wer nicht zur Probe kommen kann, hat keine Rechte, also los.“ Jun schien einzusehen, dass er nicht gegen Rai ankommen konnte, sodass er aufgab und seinen drei übrigen Bandmitgliedern einen undeutbaren Blick zuwerfend in sein Zimmer trottete. Rai blickte die Tür noch einen Moment an und wandte sich dann zu Shou, Tetsu und Yuuki, der sehr amüsiert über den Auftritt des Gitarristen war. „Ist doch so, oder?“ Der vocal grinste. „Ja, Mama.“ Er drängte sich an den anderen mit einem knappen „Das Bad gehört mir“ vorbei und holte die CD aus seinem Zimmer, bevor die Badezimmertür zufiel und sich der Schlüssel im Schloss drehte. Mit zitternden Fingern eine Zigarette anzündend lehnte sich der Schwarzblonde gegen die Tür, zog einige Male an dem Glimmstängel und legte dann den Sampler ein. Endlich hatte er seine Ruhe.... Fast besinnlich erklangen die ersten Takte von Circle aus den Lautsprechern des alten, verstaubten CD-Players, als Yuuki sich auszog, einen prüfenden Blick in den großen Spiegel über dem Waschbecken warf und dann unter die Dusche stieg. Mit geschlossenen Augen stand er unter der Brause und lauschte auf die Musik und das Prasseln des fast kalten Wassers, bis er sich endlich völlig entspannte, sich sein rationales Denken fast abschaltete und seine Gedanken abdrifteten. Seine Lippen formten die Worte der Lyrics, zuerst lautlos, doch schon beim nächsten Lied erhob er seine Stimme, sang die Worte nicht einfach, sondern fühlte sie. Das hier fühlte sich so wahnsinnig gut an.... *** Jun streckte zitternd die Hand aus und berührte die Tür, die das Badezimmer verschloss. Dahinter hörte er Yuuki, der über das Rauschen der Dusche hinweg aus tiefstem Herzen Dir en greys Bottom of the Death Valley mitsang. Eine Gänsehaut überlief den Bassisten. Er konnte selbst kaum glauben, wie sehr ihn dieses Lied berührte. Aber es lag nicht allein am überragenden Songwriting, der Betonung des Bassparts oder dem Ausdruck in Kyos Stimme. Nein, es lag nicht an Kyos Stimme.... „Hey Jun.“ Der Kopf des Dunkelhaarigen schnellte in Richtung der Küchentür, wo die Stimme hergekommen war. „Yuuki ist noch im Bad“, erklärte Rai leise und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ja, ich habs grad gemerkt.“ Jun zwang sich zu einem Grinsen, auch wenn er wusste, dass es Rai, der ihn schon so lange kannte, nicht würde überzeugen können. Seltsamerweise erwiderte der Gitarrist das Lächeln sehr glaubwürdig. „Tut mir Leid wegen vorhin, okay? Wie geht's dir?“ Jun kratzte sich am Hinterkopf. „Es geht schon wieder. Mir ist ein bisschen schwindelig, aber das liegt wohl daran, dass ich die ganze Zeit gelegen hab.“ „Ja,“, stimmte Rai mit einem verständnisvollen Nicken zu. „Das macht der Kreislauf manchmal nicht mit.“ Er blickte zur Badezimmertür. „Soll ich Yuuki sagen, dass er sich beeilen soll?“ „Nein, ich glaub eh nicht, dass der dich hört...“, vermutete der Bassist mit einem schiefen Grinsen. „Hast du Hunger?“ Rai schien sich tatsächlich große Sorgen zu machen. Mit einem sanften Lächeln winkte Jun ab. „Es ist alles okay, Rai, mach dir keinen Stress.“ „Willst du dich noch ein bisschen hinlegen?“ Jun zog die Brauen zusammen. „Rai...“ „Jaja, sorry…“, murmelte der Gitarrist. „Ich will nur, dass du schnell wieder gesund wirst.“ Jun verdrehte die Augen. „Ich. Bin. Nicht. Krank.“ „Ich weiß, ich weiß!“, beeilte sich Rai zu sagen und legte den Kopf schief. „Du hast die bösen Tabletten ausgekotzt und alles ist wieder gut.“ Er sah sein Gegenüber ernst an. „Aber du siehst allgemein in letzter Zeit etwas blass aus. Außerdem hast du ziemlich viel abgenommen...“ Er kniff sanft in Juns Seite. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, beteuerte der Bassist noch einmal und Rai stimmte dem mit einem Nicken zu. „Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du keine Scheiße baust!“ Ein schiefes Grinsen war die Antwort. „Wann hab ich jemals Scheiße gebaut?“ Rai lachte auf. „Mir würden da so ein paar Sachen einfallen. Wie damals mit der Vanillesoße-“ „Das warst du, du Idiot!“, fiel Jun ihm lachend ins Wort. „Aber es war Yuukis Idee!“, verteidigte sich der Gitarrist und grinste. „Das rettet dich nicht unbedingt...“ „Versuch dem mal zu widerstehen, wenn er dir so was einredet... außerdem waren wir betrunken.“ Jun schloss die Augen und schluckte. „Ich weiß.“ Seine Stimme versagte. Rai sah verwundert drein, wurde aber von der Frage, die ihm auf der Zunge lag abgelenkt, weil sich die Badezimmertür öffnete und der vocal mit nichts als einem Handtuch um die Hüften zu ihnen in den Flur trat. Sein schwarzblondes Haar tropfte noch und ließ kleine Wasserperlen auf seinem bloßen Oberkörper glitzern. „Hey, Jun!“, grinste er. „Ausgeschlafen?“ Jun antwortete nicht, kam auch gar nicht dazu, da Rai sofort dazwischenging. „Lass ihn in Ruhe.“ „Jaja, Süße.“ Er zwinkerte dem Gitarristen zu, bevor er sich wieder an Jun wandte. „Ich hab was für dich.“ Jun blickte ihn irritiert an. „Für mich?“ „Jaaa, für dich. Für wen sonst...?“ Yuuki kräuselte die Nase, als sei es ihm plötzlich peinlich, dass er so aufmerksam gewesen war, schrie dann aber so laut nach Tetsu, dass Jun und Rai zusammenzuckten. Der Leadgitarrist erschien mit grimmigem Blick im Durchgang zum Wohnzimmer und murrte: „Was?!“ Seine zerzauste Frisur deutete darauf hin, dass er geschlafen hatte. „Ich brauch das Geschenk.“ Er deutete mit dem Kopf auf Jun. „In deinem Zimmer.“, nuschelte der Gitarrist, während er schon auf dem Rückweg zur Couch war. Der Sänger nickte, wedelte dann mit den Händen, um Rai zu signalisieren, dass er verschwinden sollte und meinte dann: „Geh in dein Zimmer, ich komm gleich nach.“ Jun nickte, während Yuuki schon auf dem Weg in sein Zimmer war. Es dauerte nicht lange, bis der Schwarzblonde an die Tür klopfte und auf Juns „Komm rein“ die Tür öffnete. Jun blickte ihn auf dem Bett sitzend durch seinen Pony an. Yuuki, der inzwischen wieder Unterwäsche und eine alte Zimmermannshose trug, ging grinsend auf ihn zu und drückte ihm eine Papiertüte in die Hand. „Damit du in Zukunft keine Angst mehr hast, wenn du allein zu Hause bist.“ Dann tätschelte er leicht den Kopf des Bassisten und verließ mit einem kurzen „Ich geh mir die Haare trocknen“ das Zimmer. Jun sah in die Tüte hinein, konnte aber außer einem schwarzen Knäuel nicht viel erkennen und zog deshalb an einem Zipfel den Inhalt aus der braunen Tüte. Der Plüschhase blickte ihn aus hellen, klaren Augen an. Der Bassist setzte ihn auf seinen Schoß und strich über die fellige, schwarze Stirn. Das Stofftier fest an sich drückend und mit geschlossenen Augen, atmete er zitternd ein. *** Ein kleiner Einblick in Juns und Yuukis Seelen, die mindestens so schwarz sind, wie ihre Lungen XD Yuuki rastet wohl demnächst aus, und Tetsu wird aus allen Nähten platzen... Naja, so wie Yuuki auf seinen Hintern gestarrt hat, scheint er ja noch in Form zu sein, wer weiß, wie er seine übermäßige Nahrungsaufnahme ausgleicht, hrhr... Ach, ja, ich liebe das Gekabbel der beiden Gitarristen in diesem Kapitel! Die Credits für die Gebärmaschine gehen an Wensday Ich hoffe, euch hat es auch gefallen. Vielen Dank für die Kommentare zum letzten Kapitel!!! Ich bin bemüht wie immer! *verneig* [/laber] XD Kapitel 8: got a girlfriend? ---------------------------- Kaum, dass seine Haare getrocknet und geglättet waren, hing Yuuki an der Strippe. Am anderen Ende hatte er Doktor Murata, der er sich kurz vorstellte, bevor er erklärte: „Yuuki, genau, ich wohne mit Jun zusammen, der gestern bei Ihnen war.“ Die Ärztin lächelte hörbar. „Natürlich, Jun hat viel von Ihnen erzählt. Darf ich den Grund für Ihren Anruf erfahren?“ Der Schwarzblonde nickte, obwohl sie das natürlich nicht sehen konnte. „Es ist wegen der Tabletten, die er einnimmt... Naja, er scheint auf einen der Wirkstoffe allergisch zu reagieren, jedenfalls hat er sich erbrochen, nachdem er sie genommen hat und unser Hausarzt hat uns empfohlen, dass wir uns um andere Tabletten kümmern.“ Doktor Murata auf der anderen Seite schwieg einen Moment. „Wann genau hat er die Tabletten eingenommen?“ Das wusste Yuuki nicht genau zu beantworten, weshalb er einfach eine Vermutung anstellte. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube gestern Abend gegen acht und heute morgen gleich nach dem Aufstehen, aber ich kann es ihnen nicht genau sagen.“ Die Ernsthaftigkeit in der Stimme der Ärztin war besorgniserregend. „Wieso fragen Sie?“ Sie schnaubte kurz. „Die Tabletten waren für den Notfall gedacht, falls er wieder....“ Sie brach ab. „Das kann ich Ihnen leider nicht genauer erläutern, jedenfalls waren die Tabletten nicht zur stetigen Einnahme gedacht.“ Yuuki ließ sich auf den Boden neben dem Telefonschränkchen sinken und starrte an die gegenüberliegende Wand. Das hörte sich ja gar nicht gut an. „Ist Ihnen an Juns Verhalten irgendetwas aufgefallen?“ Der vocal zögerte kurz. „Ich weiß nicht...“, murmelte er dann. „Er ist... anders als früher....“ Es war schwer zu erklären. „Irgendwie verschlossen. Und schweigsam.“ Einen Moment herrschte Schweigen, bevor die Ärztin schließlich fragte: „Haben Sie in den nächsten Tagen Zeit, vorbeizukommen? Ich würde gern persönlich mit Ihnen darüber reden.“ Das verwunderte Yuuki dann doch etwas. „Ja... klar. Wann denn? Heute? Oder morgen?“ „Morgen um die Mittagszeit wäre prima“, erwiderte Frau Murata und wieder konnte man ihr Lächeln genau hören. „Wenn Ihnen das Recht ist.“ „Natürlich, gerne.“ Immerhin ging es um Jun. „Dann freue ich mich auf Sie“, sagte sie, bevor ihr noch einfiel: „Aber bitte sagen Sie Jun nichts davon, ich möchte ganz unvoreingenommen mit ihm reden.“ „Okay.“ Yuuki nickte. Sie würde schon ihre Gründe haben, wenn sie ihn um so etwas bat. „Einverstanden, dann sehen wir uns morgen“, verabschiedete sie sich mit einem sympathischen Kichern und legte auf, als auch Yuuki sich verabschiedet hatte. Der Sänger ließ den Hörer auf die Gabel fallen und seufzte. Was zur Hölle war los mit Jun? Unglücklich aufstöhnend erhob Yuuki sich und ging ins Wohnzimmer, wo Rai und Tetsu vor dem Fernseher sitzend darauf warteten, dass Shou mit dem Essen fertig wurde. Er schubste den Rythmusgitarristen unsanft bei Seite und setzte sich auf die Couch. „Ich bin morgen Mittag nicht da.“, kündigte er an, woraufhin Tetsu seiner Neugier durch ein „Warum, wo bist du denn?“ Luft machte. „Ich fahr zu ner Freundin.“ Was hätte er auch antworten sollen, seine Eltern hatte er erst besucht. „Huhuhu-", lachte Rai auf, und die Schnute, die er wegen Yuukis unsanfter Behandlung gezogen hatte, war verschwunden. „Yuuki hat ne Freundin! Yuuki hat ne Freundin!" Er tanzte mit den Hüften wackelnd auf der Couch herum, bis ein grober Schlag mit der Handfläche seitens des vocal auf seinen Hinterkopf ihn aufhören ließ. „Eine Freundin, verstanden?“ Rais Grinsen strafte sein Nicken Lüge. Und auch Tetsu meinte ernst und mit gesenkter Stimme: „Dass du so darauf beharrst, macht die Sache nur noch verdächtiger...“ „Ach, ihr seid doch alle bescheuert!“, maulte Yuuki und zündete sich eine Zigarette aus einem herumliegenden Päckchen an, egal wem es gehörte. „Und was wäre schon dabei, wenn ich ne Freundin hätte? Neidisch oder was?“ Er legte die Stirn in Falten. Manchmal verstand er echt nicht, was in den Köpfen der anderen vorging. „Also hast du echt ne feste Freundin?“, hakte Rai nach und fing sich gleich den nächsten Schlag ein, diesmal auf den Oberarm. „Nein! Und wenn ich je eine hab, wirst du es als letzer erfahren, Tussi...“ Rai schmollte. „Hey...“ Und als Yuuki nicht reagierte sagte er. „Dann hör gefälligst auf, meine Zigaretten zu rauchen!“ Er schnappte nach der Kippe des vocal, obwohl er wusste, dass der das nicht leiden konnte und hielt sie in die andere Richtung, als der Schwarzblonde sich über Tetsu, der zwischen ihnen saß, auf ihn stürzte. Tetsu begann, unfähig, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, zu wimmern und Rai fing an zu schreien, dass Yuuki gefälligst aufhören sollte, weil die Zigarette sonst wohl auf den Boden fallen würde, während der ihn nach allen Regeln der Kunst und in verschiedenen Sprachen beschimpfte. Shou erschien im Durchgang und beobachtete das Treiben lächelnd. Erst, als Tetsus hilfesuchender Blick seinem begegnete, griff er ein. „Jetzt hört mal kurz auf, Kinder, und lasst Tetsu da raus. Willst du mir beim Kochen helfen?“ Er wusste, dass Tetsu zu allem Ja sagen würde, was ihn aus seiner unglücklichen Situation herausholte, und so hatte er auch gleich jemanden, den er für die Sklavenarbeit einspannen konnte, für die sich sonst nie jemand bereit erklärte. Es war vielleicht ein klein wenig eigennützig, aber bevor es bei dem Gerangel auf der Couch noch Verletzte gab.... Tatsächlich rückte Yuuki zur Seite, woraufhin Rai verzweifelt aufschrie, weil sein Schutzschild ihn verließ, und Tetsu sprang regelrecht von der Couch, um in die Küche zu flüchten, gefolgt vom Drummer. „Jetzt gehörst du mir...“, murmelte Yuuki nach einem Augenblick des Schweigens, ohne näher darauf einzugehen, ob er sich auf den Gitarristen oder die Zigarette in seiner Hand bezog. Rai schüttelte verzweifelt den Kopf. Er wusste, dass er keine Chance gegen den Schwarzblonden hatte, aber nie im Leben würde er kampflos aufgeben. Und so setzte sich der lebhafte Kampf auf der Couch fort, bis Yuuki die halb verqualmte Zigarette zurück hatte und Rai heftig atmend und resigierend auf dem Polster liegen blieb. „Du hast doch eigene Zigaretten,“, maulte der Gitarrist, „warum musst du immer die von anderen Leuten klauen...?“ „Weil ich keine Lust habe, meine holen zu gehen“, murrte Yuuki und zog an der Zigarette. „Aber du rauchst doch gar keine Seven Stars.“ Der tadelnde Blick aus dunkelbraunen Augen sprach Bände. „Das ist dir egal...“, sah der Gitarrist ein und setzte sich wieder auf. „Dann lass mich wenigstens mal ziehen...“ Der vocal grinste schief und hielt seinem Freund dann die Zigarette so hin, dass dieser sie ihm nicht einmal aus der Hand nehmen musste. Konzentriert näherte sich Rai der Hand des Blonden und legte dann die Lippen um den Filter. Es war eigentlich nichts Besonderes, sie machten das ständig, auch Tetsu und bis vor kurzem auch noch Jun. Aber irgendwie kam es Yuuki in diesem Moment, in dem Rai den Rauch inhalierte und sich dann mit einem halbwegs zufriedenen Lächeln wieder zurücklehnte, einfach anders vor. Irgendwie wirkte es so wahnsinnig intim. Er blickte einen Moment auf den Filter und zog dann selbst noch einmal an der Zigarette, bevor er sie auch schon ausdrücken konnte. Als Teenager hätte er bestimmt gedacht, dass das jetzt ein indirekter Kuss gewesen war oder so was. Ohnehin seltsam, dass ihm das gerade jetzt einfiel... „Ist alles okay, Yuuki?“, durchbrach Rais Stimme die Stille und der Sänger blickte aus den Gedanken gerissen auf. „Ja, alles klar“, meinte er und drückte nun wirklich die Zigarette aus, die schon bis auf den Filter verglüht war. „Ich hab bloß Hunger.“ „Dann lass uns rübergehen und schauen, was die anderen beiden treiben“, schlug der Gitarrist vor und erhob sich ohne eine Antwort abzuwarten, bevor er die Hand des Sängers ergriff und diesen unsanft mit sich zerrte. Yuuki sagte nichts dazu. Allmählich bekam er tatsächlich Hunger. *** Beruhigend strich der Schwarzblonde über Juns Stirn. Ein paar Strähnen klebten an der schweißnassen Haut. „Wach auf, Jun“, murmelte er und legte seine Hände an die Schulter des Bassisten, um ihn wachrütteln zu können, falls es erforderlich sein sollte. „Hey, Jun!“ Mit einem zittrigen Schrei schlug der Dunkelhaarige die braunen Augen auf. „Jun?“ Yuukis Brust schnürte sich zusammen, als der Bassist nicht reagierte. „Jun!“ Erst jetzt blickte der Angesprochene auf in die Augen des vocal. „Yuuki...“, hauchte er und eine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel, bevor der Kleinere haltlos zu schluchzen begann, sich abwandte und sein Gesicht hinter den Händen verbarg. Yuuki seufzte resignierend, woraufhin Jun kurz zusammenzuckte und dann stumm vor sich hin weinte, während der Sänger sanft über die hervortretende Wirbelsäule des Andern streichelte. „Hör jetzt auf, okay?“, begann er leise, aber mit Nachdruck in der Stimme. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Und keine Alpträume. Doktor Murata wird dir helfen, okay? Also hör endlich auf zu weinen und schlaf wieder.“ Seine Stimme klang irgendwie merkwürdig säuselnd, aber Jun nickte und das bestätigte Yuuki, dass seine Beruhigungstaktik aufging. Auch das Zucken, das hin und wieder den Körper des Bassisten durchlaufen hatte, wurde immer seltener, bis es schließlich ganz aufgehört hatte. „Ist alles okay?“, fragte der Blonde nach einer Weile, in der er einfach nur dagesessen und leicht über Juns Rücken gestrichen hatte, doch Jun antwortete nicht und als Yuuki genauer hinschaute, sah er, dass er schon wieder eingeschlafen war. Er betrachtete noch einen Moment das hübsche Profil seines Freundes und ließ den Zeigefinger von der Schläfe über die Wange bis zum Kinn streifen, bevor er aufstand und wieder in sein Zimmer ging. Er schaltete den PC aus, an dem er noch gesessen und ein wenig vor sich hin programmiert hatte, und ging zum Bett hinüber. Sein Kapu landete auf dem Boden. Etwas irritiert blickte Yuuki auf seine Bettdecke, wo eigentlich der Fool's Mate hätte liegen müssen, den er nach einem suchenden Umblicken halb unter seinem gerade erst abgelegten Pullover auf dem Boden fand. Er war sich sicher, dass er ihn da nicht hingelegt hatte, als er am Mittag das Plektrum eingesteckt hatte, tat den Gedanken aber mit einem Kopfschütteln ab und kroch schließlich unter seine Decke, um noch ein wenig in der Zeitschrift herumzublättern. Erst lange nach Mitternacht löschte der vocal das Licht und kuschelte sich in die außergewöhnlich gut riechenden Laken. *** Yuuki strich sein schwarz-grau gemustertes Hemd noch einmal glatt, bevor er die Tür zur Praxis von Doktor Murata aufdrückte. Die hübsche Arzthelferin am Empfang sah auf und lächelte, als sie ihn wiederzuerkennen schien. Er ging grinsend hinüber. „Ich hab um 12 nen Termin“, begann er und sie warf nur einen kurzen Blick auf das Buch, das aufgeschlagen auf ihrer Seite des Tisches lag, bevor sie bezaubernd lächelnd zu ihm aufblickte. „Sie werden schon erwartet“, antwortete sie. „Ich zeigen Ihnen das Zimmer.“ Sie kam um den Tisch herum und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Während sie den Flur entlanggingen, ließ der Schwarzblonde es sich nicht nehmen, den Hintern der jungen Frau zu begutachten. Eigentlich war er in dem engen hellgrauen Minirock ganz hübsch anzusehen. Aber irgendwie verlor sie im Vergleich mit Tetsu... Mit einem Schulterzucken und ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob diese Tatsache ihn nicht beunruhigen sollte, sah er auf, als sie auch schon die Tür erreicht hatten. Er schenkte der Schwarzhaarigen ein charmantes Lächeln, als sie die Tür geöffnet hatte und ihn einließ. Dann wandte er sich dem geräumigen Zimmer zu. Hinter dem großen Schreibtisch saß die kleine Frau Murata und sah im ersten Moment ertappt aus, atmete auf, als die Tür von ihrer Mitarbeiterin geschlossen wurde. Erst jetzt bemerkte Yuuki das geöffnete Fenster hinter ihr und eine kleine Rauchschwade, die von unter ihrem Schreibtisch zu kommen schien. „Sie klopft nur nicht, weil sie hofft, mich so irgendwann zu erwischen...“, erläuterte sie schief grinsend und hob ihre Hand, in der sie eine schmale weiße Zigarette hielt. Yuuki lachte leise auf. „Bitte, setzen Sie sich“, bot sie schnell an und stand auf, um auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch zu deuten. Yuuki bedankte sich und zog seine Jacke aus, um sie über die Lehne zu hängen. „Was tun Sie, wenn sie Sie erwischt?“ Doktor Murata legte den Kopf schief. „Ich werde ihr wohl eine Gehaltserhöhung geben.“ Beide lachten und sie legte ihr Zigarettenetui auf den Tisch. „Bedienen Sie sich, wenn Ihnen danach ist.“ Yuuki nickte. „Gerne“, sagte er und nahm eine Zigarette, schon um ihr freundliches Angebot nicht ablehnen zu müssen, die Frage, ob sie ihm etwas zu Trinken anbieten könne, verneinte er aber höflich. Sie stellte einen kleinen Aschenbecher auf den Tisch und aschte selbst ab. „Yuuki nehme ich an.“, vermutete sie und lächelte, als der vocal nickte. „Jun hat mir viel von Ihnen erzählt...“ „Tatsächlich...“ Yuuki, der sich inzwischen gesetzt hatte, zündete sich die Zigarette mit einem schwarz goldenen Feuerzeug an, das die Ärztin mit einem seltsamen Blick bedachte, bevor sie nickte und plötzlich ernster wurde. „Wie geht es ihm?“ Yuuki blies den bläulichen Rauch zur Seite und legte die Stirn in Falten. „Besser. Zumindest körperlich.“ Sie nickte und blickte nachdenklich auf ihren Aschenbecher. „Wissen Sie – ohne Sie beunruhigen zu wollen - aber ich habe es noch nie erlebt, dass ich mir nach nur einer Sitzung in Aussicht stellen kann, dass einer meiner Patienten mir so viel Arbeit machen wird. Aber um ihn mache ich mir wirklich große Sorgen. Jun ist anders als die meisten Leute, denen ich bisher begegnet bin. Er erzählt so viel von sich und doch nichts. Ich habe bisher aus meiner Tätigkeit heraus nie viel auf diesen ‚Stille Wasser sind tief’-Spruch gegeben, aber auf Jun trifft es wohl tatsächlich zu. Entweder er ist sich selbst nicht darüber im Klaren, was er denkt und fühlt, oder er versteckt es derart geschickt, dass ich noch nicht einmal eine Ahnung habe, woran ich bei ihm bin.“ Sie sah auf. „Deshalb habe ich Sie gebeten, zu kommen. Ich muss ehrlich zugeben, dass Jun meine Kapazitäten übersteigt. Ich brauche Ihre Hilfe.“ Sie sah ihn mit diesen dunklen, braunen Augen an und Yuuki konnte gar nicht anders, als zu nicken. Er hatte gehört, dass Doktor Murata gut sein sollte, sehr gut sogar, deshalb hatte er den Termin bei ihr gemacht, aber dass sie zugab, dass Jun ein schwerer Fall war und sogar um seine Hilfe bat, beeindruckte ihn eher, als dass es sie in seiner Einschätzung herabwürdigte. Es sprach für ihren Charakter und es war ja auch kein Problem, diese Unterhaltung zu führen, wenn es dem Bassisten nur half. „Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen,“, murmelte Yuuki, „auch wenn es mich etwas schockiert, dass Jun wirklich so am Ende zu sein scheint, ich finde es gut, dass Sie das sagen, dass Sie ihn nicht einschätzen können meine ich. Dass Sie mich wissen lassen, dass... dass ich auch etwas tun kann.“ Es war ihm erst eingefallen, als er es gesagt hatte, aber eigentlich war auch das ein guter Gedanke. „Wissen Sie...“ Er zog an seiner Zigarette und blickte sich überlegend im Zimmer um. „Ärzte wie Sie werden in den Medien und überhaupt immer so wahnsinnig elitär dargestellt, aber Sie“, er lächelte schief, „scheinen wirklich okay zu sein.“ Sie strahlte. „Das von Ihnen zu hören, freut mich.“ Yuuki sah sie etwas verwirrt an. „Wie meinen Sie das?“ „Ach“, meinte sie. „Ich hatte nur den Eindruck, dass Sie eher der unterschwellige Typ sind, aber ich scheine mich geirrt zu haben, wenn Sie immer so ehrlich und geradeheraus sind.“ Ein Schulterzucken seitens Yuuki folgte. „Eigentlich bin ich nicht immer so“, meinte er. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Sie schien noch mehr drauf zu haben, als er erwartet hatte. Wobei... „Wie kommen Sie darauf?“ Sie nickte, als hätte sie diese Frage erwartet. „Dass Sie alle in einer Wohnung leben, hat dazu geführt, dass Jun und ich in unserem ersten Gespräch unausweichlich auch auf Sie gekommen sind. Er hat einige Andeutungen gemacht, die in diese Richtung gingen. Es scheint mir, dass er sehr genau auf die Menschen in seinem Umfeld achtet, um nicht zu verpassen, wenn eine nicht ganz offensichtliche Aussage getroffen wird.“ Sie lachte auf. „Sie sollten also aufpassen, wenn Sie ihm Andeutungen machen, was er zu Weihnachten bekommt.“ Wieder grinste der Sänger. „Ich werd’s mir merken.“ Sie drückte ihre Zigarette aus und kam dann wieder zum Thema. „Sie haben mir in unserem ersten Telefonat erzählt, dass er Alpträume hat.“ Sie legte die Stirn in Falten und blickte an ihm vorbei. „Wollen wir vielleicht lieber auf die Couch?“ Sich im Sitzen umdrehend erkannte Yuuki, dass sie das Sofa hinter ihm fixierte. „Klar, von mir aus.“ Sie ergriff den Ascher, das silberne Etui und ging dann zur Couch, lächelte den sehr viel größeren Blonden an, als er sie, höflich wie aus dem Lehrbuch, vorließ, damit sie sich einen Platz aussuchen konnte. Sie setzte sich und er ließ sich in gemessenem Abstand ebenfalls auf dem Polster nieder. „Was ich fragen wollte...“ Der Aschenbecher klapperte leise auf dem Glastisch, als sie ihn abstellte. „Wie äußert sich das? Dass er Alpträume hat. Er konnte es mir nicht sagen, weil er ja keinerlei Erinnerungen an seine Träume zu haben scheint oder an das, was nachts passiert. Sie scheinen ihn ja erst darauf angesprochen zu haben.“ Yuuki nickte an seiner Zigarette ziehend. „Er erinnert sich wirklich nicht daran. Ich gehe zu ihm rüber, wenn ich wach werde davon, dass er schreit und weint, wenn er die Alpträume hat.“ Bei diesen Worten schien Doktor Murata etwas schockiert, doch sie ließ Yuuki weiterreden. „Ich wecke ihn dann auf und bleibe meistens über Nacht bei ihm, und meistens schläft er dann ganz ruhig, nur manchmal träumt er dann noch schlecht.“ Yuuki schauderte allein bei dem Gedanken. „Er verkrampft sich dann und...“ Er schüttelte den Kopf. Wie sollte er das beschreiben? „Wissen Sie, worum es in seinen Träumen geht? Redet er vielleicht im Schlaf?“ Der Schwarzblonde überlegte einem Moment, bevor er den Kopf schüttelte. „Ich hab keine Ahnung. Er weint nur sehr viel. Nicht nur, wenn er Alpträume hat.“ „Wie meinen Sie das?“ Der Gedanke war erschreckend, jetzt wo er ihn aussprach. „Ich glaube, dass er ständig weint. Morgens wenn er aufsteht, hat er meistens Ringe unter den Augen und seine Lider sind geschwollen und rot. Und gestern... nein, vorgestern kam er geschminkt aus dem Badezimmer nachdem er duschen war, das hat er vorher noch nie gemacht. Das fand ich sehr verdächtig. Und dann...“ Er zögerte. „Ich glaube, er weint wirklich sehr oft. Aber ich krieg nicht raus, warum.“ „Keine Sorge“, murmelte sie und lächelte, als sie noch vor Yuuki selbst dessen Hilflosigkeit erkannte. „Wir werden uns schon was einfallen lassen.“ Dann griff sie ein anderes Thema auf. „Möchten Sie mir erzählen, wie er früher war? Sie sagten, er hätte sich verändert. Wie war er... sagen wir, als Sie sich kennen gelernt haben? Wann war das?“ Yuuki blickte auf seine Zigarette. „Das ist noch gar nicht so lang her, eineinhalb Jahre vielleicht. Wir hatten mit Core the Child, meiner alten Band, ein Konzert und ich hab kurz vorher Rai getroffen, eher zufällig. Na ja, ich hab ihn auf die Gästeliste gesetzt und er hat Jun mitgebracht.“ Einen Moment lang überlegte er und lächelte, während die Ärztin ihm aufmerksam zuhörte. „Ich glaub, so betrunken war ich noch nie... Na ja, wir haben Freigetränke gekriegt. Danger*Gang haben auch gespielt und wir saßen den Rest vom Abend mit den Mädels und ein paar Freunden zusammen. Ich weiß nicht mehr so genau, ob Jun viel getrunken hat, jedenfalls ist er ziemlich schnell aufgetaut und war laut und ein bisschen komisch, zumindest für meine Verhältnisse, aber er ist eben anders als andere und ich glaub, deshalb war er mir gleich so sympathisch. Vielleicht hat er ein bisschen viel vor der Konsole gehangen in seiner Jugend. Wir haben uns nicht mal viel unterhalten, glaub ich, an dem Abend, aber er hat sich ganz gut mit allen verstanden und war witzig und... na ja, er hat mit jedem so seine Späßchen getrieben, er war so... extrovertiert. Und auch danach... wir haben uns angefreundet, vor allem Rai und ich haben viel gemacht, nach dem Tag und er hatte eben immer Jun im Schlepptau und ich Shou, und es war echt immer witzig. Und dann war das mit Core vorbei und Rai meinte `Hey, lasst uns doch einfach ne eigene Band gründen` und Shou hat Tetsu bequatscht, ich weiß gar nicht, wie er den breitschlagen konnte, jedenfalls haben wir zusammen gespielt und es war einfach... so geil!“ Er sah sie an. „Es hat einfach alles gestimmt, sogar Tetsu hat sich super reingefunden, obwohl er vom Charakter ganz anders ist, gerade, weil er eigentlich nur Shou kannte. Und dann meinte Rai ‚Wir könnten doch alle einfach zusammenziehen, in eine Wohnung.`.“ Sein Lächeln verebbte. „Und ab da ist Jun anders geworden. Ich weiß nicht, ich glaub es waren ein paar Tage, oder sogar zwei Wochen. Aber er ist... anders geworden. Immer stiller. Und hat sich zurückgezogen. Bis jetzt, und jetzt ist er nicht mehr der Jun, den ich so mochte. Also ich meine, ich mag ihn immer noch, sehr, er ist wahnsinnig nett und engagiert und alles, aber er ist nicht mehr so, wie ich ihn kennen gelernt hab.“ Er schwieg einen Moment. „Er... ist wahnsinnig zurückhaltend, plötzlich, und, ich weiß nicht, es ist, als wäre er ein ganz anderer. Sein Verhalten... es passt nicht zu ihm...“ „Ist er nur Ihnen gegenüber anders?“, erkundigte sich Frau Murata, woraufhin Yuuki den Kopf schüttelte. „Ich hab nicht nachgefragt, weil ich Jun nach der Nacht versprochen hab, dass ich zu den anderen nichts sage, aber vor allem Rai scheint es echt viel auszumachen. Ich meine, sie waren beste Freunde früher, sind sie wohl immer noch, aber ich merke ja, dass er dem ganzen genauso hilflos gegenübersteht, wie wir anderen, wenn nicht noch mehr. Er hat auch bemerkt, dass etwas nicht stimmt, er hat es selbst gesagt, aber ich glaub, er will nicht einsehen, dass es anders ist als früher.“ Einen Moment herrschte Schweigen, bevor Doktor Murata wieder die Stimme erhob. „Und es hat angefangen kurz nachdem Sie alle zusammengezogen sind, in eine Wohnung?“ Yuuki nickte, obwohl er nicht darüber nachdenken wollte, dass es vielleicht an ihnen lag, dass Jun so fremd geworden war. „Haben die anderen sich denn auch verändert?“ „Nein.“, erwiderte Yuuki und fügte dann schnell hinzu: „Tetsu. Tetsu ist viel zugänglicher geworden, aber das ist wahrscheinlich, weil er uns jetzt alle besser kennt. Ich denke, das ist normal. Er ist ohnehin eher der schweigsame Typ, der nicht jedem gegenüber offen ist, von daher war seine Entwicklung echt positiv, aber bei Jun war es ja genau anders herum.“ Er zog noch ein letztes Mal an der Zigarette, bevor er sie ausdrückte. „Könnte es...“, begann Doktor Murata überlegend, „Könnte es vielleicht am Druck liegen? Jun hat mir erzählt, dass Sie alle sehr ambitionierte Musiker sind und schon bei anderen Projekten Erfahrungen sammeln konnten, während er selbst eher für sich gespielt hat oder in völlig anderen Stilrichtungen. Könnte es eventuell sein, dass er einfach überfordert ist?“ „Nein, das glaube ich nicht.“ Davon war Yuuki wirklich fest überzeugt. „Jun ist wahrscheinlich sogar der beste von uns fünf, egal, inwiefern er Erfahrungen gemacht hat oder eben nicht. Vielleicht ist er auch so gut, gerade weil er sich früher für andere Dinge interessiert hat, soweit ich davon gehört hab. Außerdem ist er unheimlich perfektionistisch, glaube ich. Manchmal macht das sogar mir Angst und ich bin normalerweise sehr genau und akkurat.“ Er lachte leise auf. „Aber Jun ist dermaßen eifrig und genau, dass es ihm von uns allem am wenigsten Druck machen sollte, egal, ob wir aufnehmen oder was weiß ich.“ Sie nickte und fragte dann noch einmal: „Sie scheinen viel von seinen Qualitäten als Musiker zu halten.“ Und als Yuuki nickte, hakte sie nach: „Weiß er das denn?“ Diese Frage überraschte den Schwarzblonden dann doch etwas. „Ich... ich denke schon. Na ja, ich glaub, ich hab kein Geheimnis draus gemacht, dass kein anderer Bassist als er in Frage kommt für UnsraW, abgesehen davon sind die Bassspuren, die ich schreibe, schon nicht so der Standard und er ist echt wahnsinnig gut. Ich hab das immer wieder betont, weil er ja anfangs etwas skeptisch schien, dass er der Richtige ist.“ „Wie haben Sie ihn überzeugt?“ Yuuki grinste etwas verlegen, was man bei ihm wirklich nicht oft erlebte. „Eigentlich war es eher Rai. Wie gesagt, die beiden sind eben schon länger befreundet. Und Shou war auch sehr ermutigend, ist er immer. Shou ist ein Mensch, der einen überzeugen kann, egal was ist. Er hat mich davon überzeugt, dass ich mir die Haare blondieren soll, dabei war es eigentlich eher ein Witz. Aber er hat solange an mir rumgequatscht, dass ich’s gemacht hab, egal, wie sehr ich auf der Straße angeguckt werde.“ Sie lachte und es klang wirklich sehr nett. „Es steht Ihnen aber auch sehr gut.“ Yuuki bedankte sich mit einem Lächeln. „Juns Styling ist aber auch eher auffällig“, lachte sie und Yuukis Lachen, das darauf folgte, war ein zustimmendes. „Ich weiß auch nicht, was ihn da geritten hat, aber ihm scheint es echt egal zu sein, was die Leute über ihn denken. Abgesehen davon weiß er, dass wir jeden verprügeln würden, der etwas gegen ihn sagt und außerdem sieht es meiner Meinung nach verdammt gut aus.“ Doktor Murata nickte. „Anders, aber wirklich sehr gut. Er ist überhaupt ein hübscher junger Mann.“ „Wir sehen alle gut aus“, lachte der vocal. „Das ist Visual Kei.“ „Jaja,“, meinte sie und strich ihr Haar zurück, „musikalisch begabt und wunderschön.“ „Sie haben’s erfasst!“ Yuuki lehnte sich zurück und schloss breit grinsend die Augen. „Als wir uns das erste Mal getroffen haben, an dem Abend vom Konzert,“, erinnerte er sich, „hab ich ihn ein paar mal mit Zero verwechselt, weil ich so besoffen war und die beiden einander von der Aufmachung wirklich sehr glichen... Ist ein bisschen peinlich im Nachhinein... Aber es plötzlich mit zwei kleinen Zombies zu tun zu haben, war etwas verwirrend für mich.“ Doktor Murata kicherte. „Wer ist denn jetzt Zero?“ „Zero ist auch Bassist. Er war mit seiner Band auch da an dem Abend und er war netter, als ich gedacht hätte, immerhin haben die schon seit ein paar Jahren auch kommerziellen Erfolg und hatten damals schon in Europa gespielt. Aber er war echt voll in Ordnung, wir haben uns gut verstanden... Die anderen waren auch alle nett, auch wenn Hizumi schon nach relativ kurzer Zeit zu nichts mehr zu gebrauchen war... aber Tsukasa hat sich um ihn gekümmert und die harten Sachen vor ihm versteckt.“ Ein Witz über harte Sachen, die der Drummer nicht vor seinem Bandmitglied versteckt hatte an diesem Abend, lag ihm auf der Zunge, aber er wusste es nicht definitiv und wollte ja keine Gerüchte verbreiten, egal ob Juns Ärztin nun einer Schweigepflicht unterlag oder nicht. „Jedenfalls hatte ich ne gute Zeit mit Zero, auch wenn ich mich an den Großteil nicht mehr erinnern kann. Tsukasa hätte den Vodka nicht zu mir stellen sollen, Daichi und Zero und Denka haben das schamlos ausgenutzt, um mich abzufüllen, wo ich doch ohnehin in Trinklaune war.“ Er fuhr sich durch die Haare, blieb mit den Fingern in den mit Haarlack verklebten Strähnen hängen und riss sich beim Versuch frei zu kommen wohl das ein oder andere heraus. „Tut mir Leid, dass ich Sie vollquatsche, vermutlich interessiert Sie das alles gar nicht.“ „Ach, Unsinn“, sagte sie. „Informationen sind immer gut, auch wenn ich all die Personen nicht zuordnen kann, aber es hilft mir, die Persönlichkeiten in Juns Umgebung zu durchschauen und einzuschätzen, was ihn umgibt. Abgesehen davon haben Sie eine sehr angenehme Stimme.“ „Oh, vielen Dank.“ Yuuki lächelte. So etwas hörte er äußerst gern. „Wann haben Sie Jun wiedergetroffen?“ Yuuki lachte auf. „Ich bin am nächsten Morgen in seinem Bad aufgewacht. Rai lag neben der Couch.“ Doktor Murata lachte nun ebenfalls. „Was um Gottes Willen haben Sie angestellt?“ „Wenn ich das mal wüsste...“ Yuuki schüttelte lachend den Kopf. „Aber Denka und Shou haben mir versichert, dass ich nichts Bescheuertes gemacht habe. Wobei Shou da eindeutig zuverlässiger ist...“ „Shou ist Ihr Schlagzeuger, nicht wahr?“ „Sie sind ein Fangirl, nicht wahr?“, scherzte der Sänger. „Sowieso.“ Yuuki knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes auf. Es schien ihm irgendwie unangebracht, so herausgeputzt zu sein. Doktor Murata war wirklich wahnsinnig nett und locker. Und überhaupt, wem hatte er etwas vorzumachen versucht? Sie war dafür ausgebildet, dass sie erkannte was in Menschen vorging, egal, was sie davon nach außen dringen lassen wollten. „Shou ist einfach der Beste.“, begann Yuuki. „Shou ist nett und lieb und hübsch und talentiert und ehrlich und der beste Freund des Menschen und überhaupt. Ich bin so froh, dass ich den aufgegabelt hab. Ohne ihn gäbe es UnsraW heute gar nicht, genau so, wie es Core nie gegeben hätte. Ohne Shou würde ich vermutlich noch bei meiner Mama wohnen und Bach spielen. Ich mein, ich hab nichts gegen Bach, Bach ist super, aber X hab ich schon immer lieber gespielt.“ „Oh, wenn sie Bach nervig finden, werden Sie Chopin sicher hassen“, warf sie ein und Yuuki blickte sie einen Moment irritiert an, bevor ihm einfiel, dass Jun ja erzählt hatte, dass die Medizinerin Pianistin war. „Na ja, meine Mutter stand immer sehr auf Bach, von daher hab ich nicht viel mehr kennen gelernt, wenn man mal von den Mozart-Standard-Sachen absieht. Auf Bach ging sie immer ab. Und sie wollte einfach nicht einsehen, dass es auch Musik gibt, die nicht älter ist, als mein Großvater.“ „Sie scheinen mir ein schweres Los gezogen zu haben“, murmelte die Dunkelhaarige lächelnd und ergriff das Zigarettenetui. „Auf die Gefahr hin, dass ich wie eine Kettenraucherin wirke, wollen wir noch eine Runde?“ Das Lächeln, das Yuuki ihr schenkte, war eines der charmantesten, zu dem er im Stande war. „Wie könnte ich da ablehnen?“ Er ergriff das Etui, entnahm ihm zwei Zigaretten, überreichte eine Doktor Murata und gab ihr Feuer, bevor er das silberne Etui zur Seite legte und seine eigene Zigarette ansteckte. „Immerhin scheint Ihre Mutter Sie vorbildlich erzogen zu haben, wenn sie Sie schon mit einseitiger Musik gequält hat.“, meinte sie und sah mit einem atemberaubenden Augenaufschlag zu ihm hin, der ihn sonderbarerweise kalt ließ, obwohl sie, obwohl schon so viel älter als er, dennoch sehr gutaussehend war. Natürlich konnte er es nicht lassen, der ein oder anderen Aussage, so wie beispielsweise der vorangegangenen, den Hauch eines Flirts zu verleihen. Aber entgegen all seiner Gewohnheiten hatte er noch nicht einmal ihr bei näherer Betrachtung auffällig schönes Dekolltée begutachtet. Er redete sich ein, dass es vermutlich daran lag, dass es hier um Wichtigeres ging, als sein eigenes verdrehtes Sexualverhalten. „Sie haben also versucht, Ihre Mutter von X-Japan zu überzeugen?“ Dass sie wusste, wer oder was X war, beeindruckte Yuuki allerdings sehr. „Na ja...“, stammelte er, war aber schnell über den Überraschungsmoment hinweg. „Ja, ich hab’s ne Zeit lang versucht. Aber es war absolut hoffnungslos.“ „Im Grunde ist Bach nicht einmal verkehrt, aber nichts, was ich meinen Sohn spielen lassen würde, wenn er sich lieber gerne die Haare bunt färben würde, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ „Allerdings“, bestätigte Yuuki und zog an der Zigarette, während er den Qualm von Doktor Muratas Zigarette beobachtete, der in einer Linie nach oben zog, wenn sie einatmete und wild durch die Luft wirbelte, wenn sie ausatmete. „Sie haben einen Sohn?“, fragte er dann. Sie nickte. „Ich bin verheiratet. Glück für Sie.“ „Was meinen Sie?“ „Wenn ich nicht verheiratet und nur ein paar Jahre jünger wäre, oder Sie älter, würden Sie mich so schnell nicht los werden.“ Yuuki blickte sie etwas verwirrt an, sodass sie erklärte: „Nur keine Angst, es sollte ein Kompliment sein. Sie sind wirklich ein außergewöhnlich höflicher junger Mann.“ Lächelnd nickte Yuuki. „Das kann ich nur zurückgeben.“ „Haben Sie eine Freundin, wenn ich fragen darf?“ Der vocal dachte einen Moment lang darüber nach, ob er darauf antworten sollte, fand aber keinen Grund, warum nicht und schüttelte dann den Kopf. „Im Moment nicht. Ich denke, die Band lässt mir einfach keine Zeit. Rai hatte glaub ich bis vor kurzem noch eine, aber es ist alles etwas stressig im Moment, weil wir Angebote für Gigs haben und wohl auch demnächst aufnehmen wollen, da bleibt keine Zeit für Sex und Zickenstress.“ Ihre schmalen Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben. „Und für Liebe?“ Ein Schulterzucken war die Antwort. „Sehen wir, falls es soweit kommt.“ „Nicht mal eine schlechte Einstellung.“, war der Befund. „Wenn es auch etwas verbittert klingt.“ Es folgte ein Moment des Schweigens, in dem Yuuki überlegte, ob er den nächsten Satz aussprechen sollte, bevor er es tat. „Jeder macht doch mal schlechte Erfahrungen...“ Sie nickte und wechselte dann wieder das Thema. „Haben sie feste Termine in nächster Zeit? Für Konzerte?“ Mit einem Kopfschütteln antwortete Yuuki: „Noch nichts festes, aber wir hatten den Spätherbst im Auge. Es stellt sich eben nur die Frage, ob Jun das dann durchhält...“ Er seufzte und zog dann an seiner Zigarette. „Er wirkt nicht so...“ „Wissen Sie...“ Sie lehnte sich zurück und blickte ihn von der Seite an. „Unterschätzen Sie die therapeutische Wirkung von Musik nicht. Ich hab Jun nie spielen gehört, aber aus dem, was ich weiß, kann ich mir schon zusammenreimen, dass Musik einen enorm hohen Stellenwert für ihn hat. Es scheint ihm viel Kraft zu geben, mit Ihnen allen zusammen in dieser Band spielen zu dürfen. Ich denke, ihm ist sehr wohl bewusst, dass es nicht jedem vergönnt ist, mit derart talentierten und fähigen Musikern zusammen zu spielen. Deshalb ist das auch der Punkt, an dem ich mit meiner Therapie gern ansetzen möchte.“ Sie lehnte sich nach vorn, um ihre Zigarette auszudrücken und blieb dann so sitzen, mit den Unterarmen auf dem Knie überkreuzt, während sie Yuuki dabei zusah, wie er es ihr gleichtat. „Ich kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen, wo Juns Sorgen liegen, die vermutlich der Auslöser für seine Alpträume sind, aber es scheint mir enorm wichtig, ihm klar zu machen, dass er ein Teil dieser Band ist. Möglicherweise ist das nicht einmal der Hauptgrund, aber er scheint sehr zu ihnen allen aufzusehen. Zu Rai und Tetsu ebenso, wie zu Shou, aber vor allem zu Ihnen und Ihren Fähigkeiten als Komponist. Ich hatte manches Mal das Gefühl, dass ihm nicht klar ist, dass er ebenso Teil dieser Band ist. Vielleicht sollte ich ihm, sofern sich meine Vermutung in dieser Hinsicht bestätigt, einfach einmal klar machen, dass er ein ebenso guter Musiker ist, wie Sie alle.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an und Yuuki konnte der Aussage nur zustimmen. „Das ist er“, erwiderte er. „Mindestens. Aber ich verstehe nicht, warum ihm das nicht klar sein sollte.“ Ihr Lächeln war nachsichtig. „Die Psyche des Menschen ist eine sehr verdrehte Angelegenheit.“, meinte sie. „Viele Dinge lassen sich nicht logisch erklären, sie sind eben so, wie sie sind. Es ist eine faszinierende Sache, aber auch nicht immer mit Vernunft anzupacken. Die einfachsten Dinge können bei verschieden geprägten Menschen ganz verschieden ankommen. Es gibt unzählige Arten zum Bespiel eine Aussage unterschiedlich zu interpretieren, abhängig von der Vorbelastung, der Wahrnehmung und all den anderen Faktoren, und wenn sie sich auch nur in Nuancen vom Eindruck einer anderen Person unterscheidet. Es kann deshalb sein, dass Dinge, die für Sie ganz klar erscheinen, für Jun weder logisch noch schlüssig sind, auch wenn ich daran zweifle, dass sich ihre Wahrnehmung so grundsätzlich voneinander unterscheidet. So etwas tritt normalerweise nur bei grundsätzlich verschiedenen Kulturkreisen und Gesellschaften auf, zumindest nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe. Worauf ich hinauswollte...“ Sie lachte leise, als sie bemerkte, dass sie sich verquatscht hatte. „Sie haben selbst gesagt, dass Jun anders ist. Er ist ein wirklich liebenswerter junger Mann, aber er ist anders. Und deshalb ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass er denkt, wie Sie oder Shou oder ich es tue.“ Yuuki nickte. Über so etwas hatte er sich bisher nie Gedanken gemacht. „Ich versteh, was Sie meinen“, murmelte er. „Deshalb ist es wichtig, dass die Therapie unmissverständlich ist. Es bringt nichts, ihm Dinge klarmachen zu wollen, ohne dass man dabei sicher sein kann, dass sie ihm danach auch tatsächlich klar sind. Ich kann nicht in Juns Kopf schauen, um zu sehen, ob das, was ich sage auch so bei ihm ankommt, wie ich es gemeint habe. Das eigentliche Problem ist, dass bei meinen Patienten nicht nur ich allein alles ausrichten kann. Das soziale Umfeld ist wahnsinnig wichtig. Und deshalb habe ich noch eine weitere Bitte an Sie.“ Sie zögerte. „Nur zu“, meinte Yuuki, der schon eine Ahnung hatte, was sie sagen wollte. „Wenn ich feststellen sollte, dass Juns Probleme nicht bloß bei ihm selbst oder in seiner Vergangenheit liegen, oder auch wenn sie es tun, braucht er in jedem Fall die Unterstützung seiner Mitmenschen. Und das sind nun einmal Sie. Ich weiß, dass er nicht bekennen möchte, dass er Probleme hatte oder hat, deshalb hat er nicht mit Ihren drei Mitbewohnern gesprochen und deshalb versucht er, weder vor Ihnen noch mir und vermutlich noch nicht einmal vor sich selbst zuzugeben, was nicht mit ihm stimmt. Deshalb ist es nicht möglich, dass Sie aktiv auf ihn zugehen, um mit ihm zu arbeiten. Das würde er nach meiner Einschätzung auch von Grund auf ablehnen. Aber Ihnen und mir öffnet er sich mehr als jedem anderen. Und deshalb können wir nicht ignorieren, dass er uns um Hilfe bittet. Wissen Sie... Es ist mein Job, ihm zu helfen. Aber gerade von Ihnen erhofft er sich Hilfe. Nur deshalb hat er sich auf all das eingelassen. Er vertraut Ihnen.“ Yuuki erwiderte den intensiven Blick aus braunen Augen. Ihre Worte sickerten in sein Bewusstsein und ihm wurde irgendwie flau. Er wandte den Blick ab und starrte auf den Tisch. „Sie sind sehr wichtig“, fügte sie hinzu und dieser Satz ließ Yuuki schlucken. „Okay.“, murmelte er mit belegter Stimme. „Was soll ich tun?“ Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Vorerst nichts. Er hat Ihnen scheinbar nicht viel erzählt von unserer ersten Sitzung und vielleicht würde er es deshalb als Vertrauensbruch ansehen, wenn ich Sie mit einbeziehe. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ein wenig die Augen offen halten könnten. Bevor ich nicht weiß, was sein Problem ist, kann ich auch nicht versuchen, es zu lösen. Aber wie ich bereits sagte – ich brauche Ihre Hilfe, wenn wir voran kommen wollen. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn wir uns nach dem heutigen Gespräch“, sie blickte auf die teuer aussehende Uhr an ihrem Handgelenk, „noch das ein oder andere Mal treffen könnten, damit ich mir ein Bild über den Jun machen kann, der sich nicht innerhalb dieses Raumes befindet. Ich denke, er hat mir viele Dinge erzählt, die Sie nicht wissen, aber er hat mir dennoch nur das erzählt, was ich über ihn wissen kann, ohne etwas über ihn zu wissen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und unter diesen Umständen zieht sich die Behandlung wohl noch eine lange Zeit hin. Aber es ist wichtig – und das ist Ihnen so klar wie mir -, dass wir schnell handeln, um Jun da rauszuholen, wo er gerade ist. Sie sagen, dass die Alpträume seinen ganzen Tagesablauf beeinflussen, und soweit hätte es nie kommen dürfen. Weiß Gott, was passiert, wenn wir jetzt nicht handeln.“ Yuuki wurde schlecht. Die schlimmsten Vorstellungen rasten durch seinen Kopf und hinterließen ein ekelhaftes Dröhnen und Rauschen. „Mir ist klar, dass ich Ihnen damit eine unglaubliche Verantwortung aufhalse und wenn Sie das nicht wollen, kann ich das verstehen und Sie schon gar nicht dazu zwingen.... Aber ich möchte Jun wirklich helfen.“ Der Schwarzblonde nickte. „Das möchte ich auch“, murmelte er und als er zu ihr aufsah, bemerkte er, dass sie lächelte. „Vielen Dank“, meinte sie mit einer leichten Verbeugung, auf die er nichts zu erwidern wusste. „Es ist nur wichtig,“, betonte sie noch einmal, „dass er keine Veränderung bemerkt. Weiß er, dass Sie mit mir sprechen, wird er Ihnen dasselbe erzählen, was er mir erzählt.“ Yuuki nickte, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. „Aber ich habe allein heute so viel über ihn erfahren, was mich weiterbringt, dass ich glaube, dass wir sehr erfolgreich zusammenarbeiten können.“ Das klang doch schon mal gut. „Es freut mich, das zu hören.“ Sie kicherte. „Es tut mir Leid, dass ich Ihnen vermutlich den Tag verdorben habe, mit meinem infernalen Gequatsche, aber ich empfinde es als sehr wichtig, dass Ihnen die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst ist. Dennoch machen Sie sich bitte keine allzu großen Sorgen. Wir werden den Kleinen schon wieder hinkriegen.“ „Das hoffe ich-“, begann Yuuki, doch die Ärztin fiel ihm ins Wort. „Dessen können Sie sich sicher sein!“ Sie warf einen erneuten Blick auf ihre Uhr. „Es wird leider Zeit. Rufen Sie doch bitte an, wenn es etwas Neues gibt.“ Der vocal lächelte. „Werd ich machen. Aber... Eine Bitte hätte ich noch an Sie...“ Sie blickte ihn neugierig an, sodass er fortfuhr: „Sie können mich ruhig duzen. Ich hab Rai erzählt, dass ich zu ner Freundin fahre, es wäre unrealistisch, wenn Sie mich am Telefon siezen.“ „Oh!“ Sie lachte auf. „Gerne. Das Gleiche gilt dann aber auch für Sie... dich.“ Er nickte grinsend und stand dann auf, sie folgte seinem Beispiel. Dann zog er seine Jacke an, während Doktor Murata den Aschenbecher versteckte. „Ich hoffe, hier sucht sie nicht...“, murmelte sie und Yuuki musste lachen. „Wir telefonieren dann“, meinte er grinsend und sie erwiderte es und nickte. Yuuki wandte sich zur Tür und deutete im Hinausgehen auf die Schublade, in der sie den Ascher deponiert hatte. „Ich drück dir die Daumen.“ Sie lachte und winkte kurz, bevor er die Tür schloss. Die Arzthelferin am Empfang verabschiedete ihn mit einem freundlichen Lächeln und er machte sich auf zum Auto. Erst, als die Fahrertür schloss, wagte er, einmal tief durchzuatmen. Er hatte eindeutig etwas anderes erwartet. Aber dennoch war er froh, dass er mit Frau Murata – Natsume – gesprochen hatte. Er steckte den Schlüssel ein und ließ den Wagen an, drehte die Musik lauter und fuhr los, dachte erst daran, sich anzuschnallen, als er schon aus dem Parkhaus heraus auf die Straße gefahren war. Er machte sich Sorgen, wirklich große Sorgen... Nervös trommelte er auf dem Lenkrad herum. Immerhin würde Rai ihm glauben, dass er bei einer Frau gewesen war. Was sonst würde seine Nerven so blank liegen lassen...? *** t.b.c. ^^ Ein kleiner Ausblick auf das chronologisch erste revelation-Kapitel mit ein paar hints auf andere *happy* Das ist alles so scheiß-durchdacht, Leute *-* Ich bin so glücklich mit dieser Fanfic... Ich hoff, ihr seid es auch. Mein Dank geht natürlich wieder an die Kommischreiber vom letzen Kapitel, ihr seid toll! Danke! Freut euch auf das nächste Kapitel!! *verneig* -Kai Kapitel 9: the shadow of great events ------------------------------------- Tetsu und Rai standen Spalier, als Yuuki die Wohnungstür öffnete. Da merkte man es wieder, dass Gegensätze sich anzogen: Ganz gleich, wie unterschiedlich die Charaktere der beiden auch sein mochten, sie waren sich doch verdammt ähnlich. Yuuki seufzte resignierend und machte sich schon auf das Verhör bezüglich seines Dates gefasst, als plötzlich sein Handy klingelte. Etwas irritiert ging er ran, die Nummer kannte er nicht. Einen Augenblick blieb er stehen und die beiden Gitarristen blickten ihn fragend an, bevor die Miene des vocal plötzlich nervös wirkte und er hektisch abwinkend ins Wohnzimmer lief. Rai und Tetsu blickten ihm verwundert hinterher, folgten ihm dann, um vielleicht etwas aus dem Gespräch herauszuhören. „Das wären dann insgesamt acht?", meinte der Schwarzblonde gerade verblüfft und starrte auf den Wohnzimmertisch, wo Rais Zigaretten lagen. Dieser wollte sich erbost auf den Sänger stürzen, als der sich bediente und die Zigarette zwischen die Lippen klemmte, doch Tetsu hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück. „Fünf sind schon mehr als ich erwartet hätte.", antwortete Yuuki gerade nervös auflachend und zündete die Zigarette an. Er lauschte in den Hörer und begann dann wieder. „Ich muss mit den anderen erst absprechen, ob die Termine okay sind, aber ich denke, das sollte kein Problem sein." Wieder verging ein Moment in dem der Sänger an der Zigarette zog. „Okay, ich freu mich auf den Anruf. Vielen, vielen Dank!" Er legte auf und lächelte versonnen. Jeder der beiden anderen war gespannt, worum es bei dem Gespräch gegangen war, sie waren schließlich erwähnt worden und Yuuki hatte sich so höflich bedankt... Und dann dieses Lächeln... „War das deine Freundin?", wollte Rai schließlich wissen und blickte den Sänger erwartungsvoll an. Der drehte sich lächelnd zu ihnen um. „Besser!" Jetzt wurde selbst Tetsu ungeduldig. "Sag schon.", murrte er und Yuukis Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Wir haben Angebote für fünf gigs.", lachte er und zog an seiner Zigarette „Und vielleicht kommen noch drei dazu." Die beiden Gitarristen starrten ihn fassungslos an. Dann fiel Rai dem anderen Gitarristen stürmisch um den Hals, Tetsus Befreiungsversuche blieben erfolglos. Dennoch konnte er sich ein für seine Verhältnisse fröhliches Lächeln nicht verkneifen. „Dann hat das Demo-Verteilen doch was genützt." „Darf ich's Shou und Jun erzählen?", fragte Rai den Sänger mit leuchtenden Augen, ohne jedoch seinen Kollegen loszulassen und Yuuki nickte nach einem Augenblick, in dem ihm eingefallen war, dass er gerade mal wieder Rais Zigarette rauchte und es unter diesem Aspekt betrachtet gemein gewesen wäre, ihm seinen Wunsch zu verwehren. Jauchzend hüpfte der Rythmusgitarrist in die Küche, wo Shou sich aufhielt und Tetsu machte sich auf den Weg, um Jun zu holen, der sich einmal mehr in seinem Zimmer vergraben hatte, als Yuuki gegangen war. Der Sänger überlegte einen Moment, bevor er Tetsu mit einigen schnellen Schritten hinterher hastete. „Ich geh ihn holen.", erklärte er, woraufhin der Gitarrist leicht nickte und sich zur Küche wandte. Der Schwarzblonde klopfte leicht an Juns Tür, öffnete sie, als er ein leises „Herein" hörte und erschrak, als er den Bassisten sah. Der saß in völliger Dunkelheit vor seinem Bett auf der halb heruntergezogenen Decke, nur das diffuse Licht des Fernsehers erhellte einen kleinen Teil des Zimmers. Neben ihm stand ein übervoller Aschenbecher und ein Haufen leerer Colaflaschen bedeckte den Boden, dazwischen lagen durcheinander und zum Teil ohne Hülle verschiedene Konsolenspiele und diese Tatsache war fast noch erschreckender als die tiefen Ringe unter den hellbraunen Augen. „Hey...", murmelte er und schloss die Tür hinter sich, als er eingetreten war. „Was spielst du?" „Okami", erwiderte der Bassist mit belegter Stimme. „Sieht cool aus", meinte Yuuki, während er sich aufs Bett setzte. „Ich hab grad nen Anruf gekriegt", fuhr er dann fort. „Wir haben Angebote für acht lives, fünf davon stehen fest, wenn wir wollen, die anderen drei sind noch in der Schwebe, aber auch da sieht's gut aus." Der Blick aus den hellen, geröteten Augen war ungläubig. „Ehrlich?" Nun konnte sich Yuuki ein Grinsen doch nicht mehr verkneifen, egal, wie Mitleid erregend der Bassist aussah. „Sind wir gut oder sind wir gut?" Jun lächelte leicht und nickte. „Das freut mich.", murmelte er dann, was Yuuki etwas skeptisch eine Augenbraue heben ließ. Das klang ja sehr begeistert. Ernüchtert stand er auf. „Ich geh in die Küche. Mal gespannt, wie Shou reagiert." Er registrierte das Nicken des Bassisten angesäuert und verließ dann dessen Zimmer. Na, etwas mehr Euphorie hätte er schon erwartet. Er betrat seufzend die Küche. Wenn Shou jetzt auch noch so lethargisch war, würde er sich wohl Sorgen machen müssen. Der Drummer war ja schon bei der Probe irgendwie seltsam gewesen... und irgendetwas schien unausgesprochen zwischen ihnen zu hängen. Als allerdings sein Blick dem des Schlagzeugers begegnete, verflüchtigte sich seine Sorge. Er zog an seiner Zigarette und grinste. „Dein Statement?" Shou grinste so breit wie noch nie zuvor und streckte beide Daumen in die Luft. „Du bist Gott, Leader-sama!" Das ging dem Sänger natürlich runter wie Öl. „Ich weiß, ich weiß.", meinte er und irgendwie wurde er rot. Dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen und aschte ab. „Ich hab gesagt, ich muss mit euch erst die Termine klar machen.", begann er. „Aber da das die Chance ist, auf die wir gewartet haben, glaub ich nicht, dass irgendjemand Einwände hat, hab ich Recht?" Die drei übrigen nickten. „Wann gehts los?", fragte Rai. „Am 23., also in weniger als zwei Wochen." „Oh mein Gott...", hauchte Tetsu, seine Nervosität war deutlich zu erkennen. War aber auch kein Wunder, er hatte kaum Bühnenerfahrung. „Ich muss mir die Haare färben!", rief der andere Gitarrist von seinem Stuhl aufspringend, was die anderen drei auflachen ließ. Dann ergriff er Tetsus Handgelenk und sah ihn flehend an. „Lila? Oder braun? Oder rot? Oder doch wieder blond?" Der Leadgitarrist stand seufzend auf. „Lass uns in die Stadt gehen und sehen, was es gibt." Er warf Shou und Yuuki einen kurzen Blick zu und der Dummer winkte kurz zum Abschied, während der vocal noch ein letztes Mal an der Seven Star zog und sie dann ausdrückte. Als die beiden Gitarristen verschwunden waren, stand er auf. „Kaffee?" Seinen Erwartungen entsprechend nickte der Dunkelhaarige, sodass er sich daran machte, eine frische Kanne aufzubrühen. „Wer hat dich eigentlich angerufen?", erkundigte sich Shou. „Sie hieß... Haga, glaub ich... Sie arbeitet als Eventmanagerin für die Läden." Vorsichtig, damit nichts daneben ging, wurde Wasser in den Tank der Maschine gegossen. „Sie fand wohl ziemlich beeindruckend, wie viele Demos sie von uns hatte." Der Schwarzblonde lachte auf und Shou fiel mit ein, verbarg es aber hinter seinen Fingerspitzen. „Jedenfalls meinte sie, dass unsere Musik genau in das Konzept ihres Veranstaltungskalenders passt und die Referenzen von Core kamen auch gut an." Shou kicherte. „Das wird ne richtig große Nummer.", murmelte er, woraufhin Yuuki nickte. „Schön, dass ich deinen Pessimismus bremsen konnte.", meinte der Sänger und schaltete die Maschine an, setzte sich dann wieder. „Ich hab nur zwei Tassen aufgestellt", erwähnte er beiläufig. „Können ja noch nachkochen." Shou nickte. „Andere Frage: Wie siehts mit unseren Outfits auf? Wir wollen doch schließlich nicht aussehen wie die Kassierer im Kiosk." Ein nachdenkliches Nicken war die Antwort. „Wir müssen uns auf jeden Fall was richtig geiles überlegen." „Wie wärs mit was richtig schön horror-mäßigem? Oder so. Also nicht grade Wednesday 13, aber... ich weiß nicht. Halt so mehr Metal und so." „Also ich find ja Rüschenhemden toll. Und so Cote Kei Zeug, wie früher. Aber nicht so, dass wir aussehen wie schlechte Malice Mizer-Cosplayer." „Das kann man doch miteinander verbinden, meinst du nicht?" Yuuki nickte nachdenklich und stand auf. "Ich geh kurz Zigaretten holen." Als er wieder zurückkam, hatte Shou schon zwei Tassen, eine orangene, neben der ein Löffel zum Umrühren lag, und eine mit Pandamuster drauf und ein wenig heißem Wasser darin, auf den Tisch gestellt und kramte dann aus einem Hängeschrank den Süßstoffspender hervor. Sein T-Shirt war nach oben gerutscht und gab so den Blick auf den unteren Rücken frei. Einen Moment betrachtete Yuuki die blasse, schimmernde Haut und befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. Erst als Shou sich zu ihm umdrehte, mit einer hoch gezogenen Augenbraue, löste er sich aus seiner Starre und er ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Wie oft hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du den Süßstoff nicht ins obere Regal stellen sollst, ich komm da nicht dran", schmollte Shou und schloss den Schrank, setzte sich dann ebenfalls. „Ging doch", lautete die Antwort, während sich Yuuki eine Zigarette ansteckte und den Rauch schließlich in Richtung Fenster blies, das ein Stück geöffnet war. „Du bist so gemein, ey!", lachte Shou und füllte beide Tassen mit dampfendem Kaffee, der soeben fertig geworden war. Einigermaßen gerschockt sah Yuuki zu, wie sich Shou vier - oder waren es sogar fünf?!- Süßstofftablettchen in die Tasse drückte und dann klimpernd umrührte. „Das schmeckt doch nicht, oder?", wollte er mit zusammengezogenen Augenbrauen wissen, deutete zur Antwort auf Shous „Was meinst du?" auf den Süßstoff. „Das muss doch viel zu süß sein." Der Drummer lächelte und stützte sein Kinn in seine Hand, sah Yuuki einen Moment an. „Ich finds lecker, du kannst gern mal einen Schluck probieren." Zögernd blickte der Schwarzblonde auf die Tasse, wieder in Shous amüsiertes Gesicht und dann wieder auf die Tasse, nach der er schließlich langsam die Hand ausstreckte. Er führte die Tasse an die Lippen und stockte kurz. Unwillkürlich musste er wieder an dieses indirekter Kuss-Ding denken. Anscheinend stattete ihm seine Pubertät zur Zeit einen Besuch ab, jetzt errötete er auch noch leicht. Er legte die Lippen an das Porzellan, nahm einen Schluck... und hätte ihn am liebsten sofort wieder ausgespuckt! „Bääääääh!", machte er und stellte Shou schnell die Tasse wieder hin. Das Zeug war erstens viel zu stark und zweitens auch noch abartig süß! „Ist ja widerlich!" Shou lachte laut auf und ließ sich gegen die Lehne des Stuhls zurücksinken. „Immerhin muss ich keine Angst haben, dass du mir meinen Kaffee wegtrinkst", scherzte er. Dann sah er plötzlich ernst werdend zur Tür und als Yuuki seinem Blick folgte, entdeckte er den Bassisten, der unmotiviert und mit hängenden Schultern die Küche betrat. „Hey, Jun", begrüßte Shou den Dunkelhaarigen, während der Sänger dem Angesprochenen nur mit skeptischen Blicken folgte, wie er grüßend und mit einem sichtlich erzwungenen Lächeln die Hand hob und zum Kühlschrank ging. „Willst du Kaffee?" Man konnte nicht behaupten, dass der Drummer schnell aufgab. „Nein, danke.", nuschelte Jun, öffnete die Kühlschranktür. Einen Moment blickte er regungslos hinein, seufzte dann und schloss sie wieder. „Brauchst du was Bestimmtes?", hakte Shou nach, woraufhin Jun den Kopf schüttelte. „Ich hatte gehofft, dass noch Sushi da ist, ich hatte grade so Lust drauf..." „Kannst du knicken", erwiderte Yuuki, „das hat Tetsu gefunden." Jun lachte untypisch, aber für die letzten Wochen eigentlich doch typisch, leise auf und zuckte mit den Schultern. „Ich bin in meinem Zimmer." Damit war er auch schon wieder verschwunden. Shou und Yuuki blickten ihm nachdenklich hinterher. „Aber um auf unsere Outfits zurückzukommen...", begann er und Yuuki drängte seine Sorge um Jun in den Hinterkopf. *** Ohne zu Klopfen platzte Shou in Juns Zimmer. Der Bassist zuckte merklich zusammen, sodass der Sony-Controller in seinen Händen knarrte. Die Tür flog hinter dem Drummer ins Schloss, als der auch schon mit schnellen Schritten zu Jun gehastet war und ihm den Controller aus der Hand riss. „Du gehst jetzt sofort rüber zu Yuuki und entschuldigst dich!", zischte er dem Bassisten entgegen, der wie erstarrt auf dem Boden saß und erschrocken zu Shou aufsah. „W-was hab ich denn gemacht?" Juns Stimme begann zu zittern. So hatte man den Drummer ja noch nie erlebt. Der starrte den am Boden Sitzenden einen Moment an, bevor er den Kopf schüttelte und sich seine Gesichtszüge entspannten. Er lächelte leicht und kniete sich neben Jun. „Tut mir Leid." Mit einer Hand fuhr er sich durch die Haare, die andere legte er auf den Unterarm des Bassisten. „Ich wollte dich nicht erschrecken." Beruhigend strich er über Juns sehnigen Unterarm. „Aber ich mag es nicht, wenn jemand Yuuki weh tut." Und auf Juns verwirrten Blick hin erklärte er: „Er hat sich so unheimlich gefreut, dass wir die Angebote bekommen haben, wir haben uns alle gefreut, nur du hast es nicht gezeigt. Dabei schien ihm besonders viel daran zu liegen, es dir selbst zu sagen und deine Reaktion als erster zu sehen. Er schien wahnsinnig enttäuscht, als er aus deinem Zimmer kam." Jun senkte den Blick, schwieg aber, sodass Shou sich erkundigte: „Ist alles in Ordnung mit dir, Jun?" Natürlich war nicht alles in Ordnung, das sah man jeder Faser des Körpers des Bassisten an, hörte es an seiner Stimme, die so schwach klang, auch wenn er es zu verbergen versuchte. Vielleicht konnte er Rai und Tetsu und mit viel Glück auch Yuuki damit täuschen, aber dem Drummer konnte er auf Dauer nichts vormachen. Trotzdem nickte Jun nur und sah wieder auf, zwang sich zu einem Lächeln. „Ich hab nur nicht besonders gut geschlafen und bin etwas erschöpft, aber sonst geht's mir gut." Er zögerte. „Und es tut mir Leid, das mit Yuuki. Natürlich hab ich mich gefreut, aber irgendwie kann ich immer noch nicht so richtig fassen, was da jetzt auf uns zu kommt. Ich meine... das ist einfach unglaublich." Er lachte tonlos auf und starrte vor sich hin. Shou nickte. „Ja, du hast recht. Das wird ne große Sache." Natürlich hatte er schon einige lives gespielt, vor allem Core hatte Yuuki gepusht ohne Ende, aber gleich fünf lives angeboten zu bekommen, das glich ja schon fast einer kleinen Tour! „Bist du nervös?" Jun nickte leicht. Es fiel ihm sichtlich schwer, das zuzugeben. Mit einem amüsierten Lachen zog Shou den Bassisten einfach kurzerhand in eine freundschaftliche Umarmung, die dieser mit einem wohligen Aufseufzen zuließ. „Du bist niedlich.", murmelte er gegen Juns lange schwarze Dreads und als der Bassist ein verwirrtes Geräusch machte, meinte er: „Ich hab gedacht, du würdest dich nicht freuen, weil du so schweigsam warst, aber dass du einfach aufgeregt sein könntest, hab ich gar nicht beachtet." Jun ließ den Kopf gegen Shous Schulter sinken. „Ich hab noch nie in so einer großen Band gespielt...", murmelte er. „Einer, die so große Ambitionen hat, meine ich." „Tut mir Leid, dass ich dich angemault habe!", beeilte Shou sich zu sagen und ließ Jun dann vorsichtig los, zog den Controller, der ein Stück weit weg gelandet war, am Kabel zu sich hin und gab ihn dann mit einem kleinlauten Blick dem Bassisten zurück. „Was spielst du?", wollte er dann wissen, als sein Blick auf die ungewöhnliche Spielgrafik fiel. „Okami", antwortete Jun knapp und der Schlagzeuger machte sich nichts aus der einsilbigen Antwort, denn er konnte vermutlich ohnehin nicht viel mit allen weiteren Informationen bezüglich des Games anfangen, sodass er nur ein kurzes Statement verlauten ließ. „Sieht cool aus." Er wandte sich zur Tür. „Hast du ne Idee, was wir heute essen könnten?" Jun hatte den Blick schon wieder auf den Bildschirm geheftet. „Lieferservice.", schlug er knapp vor und Shou nickte, zog dann Juns Zimmertür hinter sich zu. *** Ich glaub, das Kapitel ist nicht so toll wie das letzte, aber ich steh total auf die Kaffee-Szene und freu mich auf das revelation-Gegenstück dazu. Es wird einfach toll werden. ^^ Ich hoffe, es hat gefallen! Und wieder vielen Dank für die Kommentare und Anmerkungen! *verneig* -Kai Kapitel 10: light tremor ------------------------ Die Stimmung beim Essen war wie gewohnt. Während Tetsu andauernd versuchte, Shou das Fleisch vom Teller zu klauen, verhielten sich die anderen ruhig. Es wurde über die bevorstehenden lives gesprochen, was bei Rai immer wieder dazu führte, dass er die Hände vors Gesicht schlug mit den Worten „Was um alles in der Welt soll ich bloß anziehen?!“ Yuuki seufzte erst beim vierten Mal genervt. „Soll ich mit dir shoppen gehen?“ Sofort begannen die Augen des Gitarristen zu leuchten, während Jun sich unbeachtet an seinem Reis verschluckte. „Du würdest mir Klamotten kaufen?“, versicherte sich Rai strahlend, doch der Blick, den der vocal erwiderte war einigermaßen desillusionierend, und wirkte, als zweifele er an Rais geistiger Gesundheit. „Wie kommst du auf den absurden Gedanken? Ich hab gesagt mit dir, verwechsel da mal nichts.“ „Wär ja auch zu schön gewesen, mal einen Mann zu treffen, der auf einen eingeht“, kommentierte Rai in theatralisch übertriebener Resignation. Shou kicherte. „Wenn ich nicht wüsste, dass du der heteroste Typ bist, den ich kenne, hätte ich das gerade für echt tuckig gehalten.“ Rai und yuuki stimmten in das Lachen des Drummers mit ein und Tetsu nutzte die Chance, um unauffällig eine beachtliche Menge von der Portion des Schlagzeugers unter die Nudeln in seiner Schale zu mischen. „Nein, jetzt mal ernsthaft, ich finde, wir sollten es nicht übertreiben“, meinte Rai dann und widmete sich seinem Essen. Shou nickte. „Wenn wir völlig aufgetakelt auf der Bühne stehen und die Leute uns scheiße finden, wär das echt peinlich.“ „Also bitte!“, beeilte sich Yuuki zu sagen. „Uns findet doch keiner scheiße!“ „Ich hoffe es…“, grinste Shou und hob seine Hand, um seine Zähne zu verstecken. Yuuki schüttelte den Kopf und machte sich wieder über sein Hühnchen her, schien etwas angesäuert, aber als sie darauf kamen, dass sie vermutlich eines Banküberfalls würden verdächtigt werden, wenn sie sich vermummten, stimmte er wieder in das herrschende Lachen mit ein. *** In dieser Nacht erwachte Yuuki erneut durch Geräusche aus dem Nebenzimmer – Juns Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm die Zeit, es war kurz vor Morgen, einige Minuten vor fünf und obwohl er eigentlich nicht unter den warmen Laken herauswollte, erhob er sich und ging langsam hinüber zum Zimmer des Bassisten. Als er die Tür öffnete, bot sich ihm ein eher ungewöhnlicher Anblick. Der Dunkelhaarige saß vor seinem Bett auf der Decke, zwischen seinen Lippen klemmte eine halb gerauchte Zigarette und sein Blick aus mit dunklen Ringen unterlaufenen, glasigen Augen war starr auf den flimmernden Fernsehbildschirm vor sich gerichtet. „Jun?“, murmelte der vocal einigermaßen verschlafen und der Bassist zuckte heftig zusammen, bevor er den Pause-Knopf auf dem Controller drückte und zu Yuuki hinsah, dabei irgendwie träge wirkte. „Bist du schon wach, oder noch?“, fragte der Schwarzblonde weiter. „Noch, wieso?“ Die schmalen Brauen des Sängers zogen sich zusammen. „Wir proben in fünf Stunden.“ „Ich weiß.“ Jun Stimme klang belegt. „Willst du nicht ein bisschen schlafen?“ Ein Schulterzucken war die Antwort. „Ich mach durch.“ Skeptisch hob Yuuki eine Braue, dann zuckte er ebenfalls mit den Schultern. „Wenn du meinst...“ Mit diesen Worten wandte er sich wieder um. Okay, es war Wochenende, Jun hatte ein Recht darauf, bis spät in die Nacht oder gar früh morgens vor der Playstation zu hocken, aber wenn am nächsten Tag Probe angesetzt war, sollte er gefälligst ausgeschlafen sein, vor allem, wenn so Großes bevorstand! Kopfschüttelnd schloss der vocal die Tür und legte sich wieder ins Bett. Aber vielleicht konnte Jun das ja. Vielleicht war er wirklich in fünf Stunden fit und konzentriert oder vielleicht überlegte er es sich doch anders und legte sich doch noch ein paar Stunden hin. Was auch immer, das war nun wirklich nichts, worum er sich kümmern musste. Und Jun sollte mittlerweile sehr wohl wissen, dass Yuuki Unprofessionalität nicht tolerierte. Es würde also wohl alles glatt laufen. Mit sich selbst zufrieden nickend legte Yuuki sich auf die Seite, schloss die Augen und zog die Decke über die Schulter, war schon kurze Zeit später eingeschlafen. *** Shous Stäbchen hielten kurz vor seinen Lippen inne und er blickte in Richtung der Tür. Sein Blick zeigte deutliches Missfallen, sodass Yuuki sich nach dem Eingang zur Küche umwandte und dort Jun erblickte. Er seufzte unhörbar. Der Bassist hatte noch tiefere Ringe unter den Augen als noch vor vier Stunden. Selbst wenn er geschlafen hatte, wovon der Schwarzblonde nicht ausging, als er den Bassisten musterte, schien das nicht genug gewesen zu sein. Aber er hatte nicht vor, den Kleineren von seinen Pflichten in der Band zu entbinden. „Guten Morgen“, begrüßte er den Dunkelhaarigen und ließ es sich nicht nehmen, eine saftige Portion Ironie in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. „Danke gleichfalls…“, murmelte Jun, der scheinbar zu müde war, den Angriff zu verarbeiten. Sein Blick fiel auf die Tasse, die vor Shou stand. „Darf ich deinen Kaffee haben, Shou?“ Der Drummer nickte. „Klar.“ Er schob die Tasse über den Tisch, die Jun dankend ergriff, bevor er sich gegen die Anrichte gelehnt daran machte, sie zu leeren, ohne den normalerweise viel zu starken und zu süßen Kaffee mit Wasser oder Milch zu verdünnen. Yuuki betrachtete die Szene mit zusammengezogenen Brauen. Warum wollte Jun ausgerechnet Shous Tasse? War er schlicht zu träge, sich um eine eigene zu kümmern, oder steckte da vielleicht etwas ganz anderes dahinter? Mit dem erfolglosen Versuch, diese paranoiden Gedanken abzuschütteln, wandte er sich wieder dem Frühstück zu, aber die Stimmung schien seit Juns Ankunft erdrückend, selbst Shou schwieg nachdenklich. In Yuuki allerdings begann es allmählich zu kochen. Es würde noch dauern, bis er ausrastete, aber der Anfang war gemacht. Minutenlang herrschte Schweigen, bevor Jun die Tasse, die unnatürlich laut klirrte, ins Waschbecken stellte und verkündete, dass er jetzt duschen gehen würde. Die beiden anderen blickten ihm hinterher, doch weder Yuuki noch Shou sagten etwas, auch wenn der eine sehr verstimmt und der andere sehr besorgt aussahen. Die Holzstäbchen klapperten, als sie schweigend weiteraßen. „Heute Mittag nach der Probe fahr ich in die Stadt und treff mich mit Yuting wegen der Bühnenoutfits“, meinte Yuuki nach einer Weile. „Willst du mitkommen?“ Shou blickte wie aus den Gedanken gerissen auf und schüttelte dann den Kopf. „Ich schätze, ich werd noch etwas proben, für die Ausdauer.“ Yuuki lächelte leicht. „Das hört man gern.“ Die schlechte Stimmung verflog, als Tetsu in die Küche gepoltert kam und versuchte, einem der beiden das Essen wegzunehmen. Der Gitarrist war in letzter Zeit außergewöhnlich gut gelaunt. Aber dennoch war da immer noch dieses gewisse Fünkchen Wut in Yuuki. *** Der Funke brachte Yuuki zum explodieren, als Jun sich zum vierten Mal an der selben Stelle verspielte. Es war eine nicht wirklich komplizierte Triole in –9-, und so schleuderte Yuuki den Mikroständer in eine Ecke, denn er konnte auch laut genug Brüllen ohne Lautsprecher-Verstärkung. „Ich hab gesagt, dass du dich konzentrieren sollst!“, schrie er in Richtung des Bassisten, der zusammenzuckte. „Wenn du jemanden verarschen willst, ist das deine Sache, aber glaub nicht, dass ich hinnehmen werde, wie du unsere größte Chance überhaupt in den Sand setzt, weil du dich nicht unter Kontrolle hast!“ Jun begann sichtlich zu zittern. „Es tut mir Leid“, wisperte er tonlos, beobachtete Yuuki genau und wich ängstlich zurück, als Yuuki ein paar Schritte auf ihn zu trat. „Glaubst du, es interessiert Haga-san, ob es dir Leid tut?!“, schrie er, bekam nicht einmal mit, wie Shou hinter seinem Drumset hervorkam. „Wenn es dir zu viel ist, dann sag das, damit wir uns jemanden suchen können, der damit zurecht kommt!“ Shou legte seine Hand von hinten auf die Schulter des Schwarzblonden, doch der reagierte nicht darauf. „Aber ich hab keine Lust, dich mitzuschleifen, wenn du nicht einmal so eine Scheiße auf die Reihe kriegst! Ich hab lang und hart gearbeitet, um uns dorthin zu bringen, wo wir jetzt sind und ich seh nicht zu, wie du selbstsüchtiges-„ „Yuuki!“, schrie Shou, zerrte den vocal zu sich herum. „Es reicht! Lass ihn in Ruhe!“ Der Schwarzblonde blickte Shou feindselig an, woraufhin der Drummer schluckte. So einen Blick hatte er bei Yuuki noch nie gesehen. „Deshalb proben wir doch“, fuhr er fort, sah, wie Yuuki sich langsam beruhigte. „Um zu üben. Wir müssten nicht proben, wenn wir perfekt wären.“ Yuuki blickte sich um zu Jun und erschrak, als er sah, dass der Bassist Tränen in den Augen hatte. „Wenn du es morgen nicht kannst, gibt’s Ärger“, murmelte er mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. „Packt zusammen. Die Probe ist vorbei, morgen früh um 9 geht’s weiter. Und ich will professionelle Musiker sehen, keinen Kindergarten!“ Rai und Tetsu hatten ihr equip noch nie so schnell verstaut und den Proberaum verlassen, Jun dagegen schien mit heftig zitternden Händen Probleme zu haben, seine Sachen wegzuräumen und blieb als letzter zurück, als Yuuki und Shou, die weniger zu tun hatten, den Proberaum verließen. Shou warf einen besorgten Blick zurück, wandte sich aber, als die Tür zugefallen war, an Yuuki: „Was sollte das Yuuki? Er hat sich verspielt, aber das war kein Grund, so auszurasten!“, wies er den Sänger zurecht, dessen Blick ein wenig finsterer wurde. „Er hat sich vier Mal verspielt“, korrigierte der Bonde ihn doch das beeindruckte Shou nicht. „Und wenn schon, er hat fast geweint vor Angst!“, zischte er und jetzt war es an Yuuki, beim Blick des Drummers eine Gänsehaut zu bekommen. „Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber das gerade war völlig übertrieben!“ „Ach findest du?“, blaffte Yuuki seinen besten Freund nun an und straffte die Schultern. „Glaubst du, dass irgendjemand sich so eine scheiße anhören will? Oder soll ich das ganze Ding abblasen? Weil dein kleiner Jun da drin die Nächte vor der Playstation durchmacht und uns deshalb alle in die Scheiße reitet?“ „Findest du nicht, dass du das etwas kleinlich siehst?“, fragte Shou zurück, aber während Yuuki die Stimme erhob, wurde die des Drummers immer leiser und drohender. „Er wird das am 23. hinkriegen, er ist viel zu perfektionistisch, um etwas anderes auch nur annähernd in Betracht zu ziehen, und das weißt du so gut wie ich.“ Yuuki funkelte Shou an, wollte sich nicht eingestehen, dass er im Unrecht war. „Ich hoffe es!“, maulte er, drehte sich dann um, und verschwand in sein Zimmer, ließ Shou einfach stehen. Es gab nichts, was ein Versagen rechtfertigte, absolut nichts. Er riss sich schließlich Tag für Tag den Arsch auf. Und niemand, nicht einmal der kleine Bassist, egal wie es in ihm aussah oder was er für Probleme hatte, hatte irgendeine Berechtigung, ihm im Weg zu stehen. „Niemand“, flüsterte er in die Stille seines Zimmers, und schloss die Augen, versuchte, sich zu entspannen. Sein Handy klingelte und der Anruf heiterte ihn etwas auf, denn es war Haga-san, die einen weiteren Auftritt bestätigte. Und als er eine Stunde später aufbrach, um sich mit Yuting zu treffen, ließ er seinen Ärger zum Großteil hinter sich, wenn er auch immer noch etwas angesäuert war. *** DAS war mal ein klassisches Beispiel für lange Wartezeit.... ES TUT MIR LEID!!! *wein* Als Ausgleich gibt es das nächste Kapitel schon übermorgen ^-^ Ich grüße euch! -Kai ^-^ Kapitel 11: revelation 1: Kapitel 10-2: aftershocks --------------------------------------------------- Revelation 1: Kapitel 10-2: aftershocks Jun sah auf, als Shou den Proberaum wieder betrat. Er hockte mit seinem Verstärkerkabel auf dem Boden und hatte vor sich hingestarrt. „Mach dir nichts draus", murmelte Shou ohne Umschweife, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, "Er ist einfach ein Arschloch." Jun senkte etwas geknickt den Blick, reagierte kaum, als der Drummer sich zu ihm setzte und seine Hand auf die Schulter des dürren Bassisten legte. „Das Schlimme ist, dass er Recht hat...", überlegte Jun laut und nestelte an seinem Kabel herum. Er setzte an, etwas hinzuzufügen, doch Shou unterbrach ihn. „Spinn nicht, selbst wenn du dich verspielt hast, war das kein Grund, dermaßen auszurasten!", entgegnete der Schlagzeuger heftig und zog die Brauen zusammen. Jun lächelte leicht. „Danke, Shou." „Du kriegst das hin am 23., richtig?", vergewisserte sich der Drummer noch einmal und als Jun nickte, entspannten sich seine Gesichtszüge. „Ich zähl auf dich." Jun wickelte sein Kabel zusammen und stand auf, als auch Shou sich erhob. Er wollte es gerade in die Basstasche stecken, als er plötzlich merkte, wie Shou ihn am Handgelenk packte und zu sich umdrehte. Sein Herz setzte einen Moment aus vor Schreck und schlug dann doppelt so schnell weiter, als er Shous ernsten Blick sah, der Drummer einen Schritt zu ihm hin trat und dann vorsichtig die Hände auf Juns Hüften legte, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Jun-chan...", murmelte er leise, aber ernst und der Bassist starrte auf die Lippen des Drummers, als dieser sie mit der Zungenspitze befeuchtete. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Drummer weitersprach. „Wann bist du so dünn geworden?" Es dauerte einen Moment, bis Jun den Sinn der Worte verstand. „I-ich", begann er stotternd und riss den Blick von Shous Lippen los. „Ich weiß nicht." Er wusste es natürlich genau und er konnte auch den genauen Grund dafür wiedergeben, warum er abgenommen hatte, aber es gab Dinge, die Shou nicht wissen sollte. Die niemand wissen sollte und jemals würde. Die Antwort schien den Schlagzeuger eher mäßig zufrieden zu stellen, darauf deuteten zumindest die zusammen gezogenen Augenbrauen hin, doch er sagte nichts und entfernte sich ein Stück von Jun. „Pass bloß auf dich auf, wir brauchen dich noch", äußerte Shou scherzhaft und deutete dann auf die Tür. „Ich geh Ramen holen, willst du auch?" Jun schüttelte mit einem gespielt unbeschwerten Lächeln den Kopf. „Ich hab noch Sushi von gestern." Mit einem Nicken hob Shou die Hand und verließ den Proberaum. Die Tür war kaum zugefallen, da durchlief ein Schaudern den Körper des Bassisten und er ließ sich auf den Verstärker fallen. Er konnte das Flattern seiner Nerven fast hören, fühlte sich erschöpft, vielleicht von der Müdigkeit, weil er zu wenig geschlafen hatte, oder von Yuukis harten Worten. Allein die Erinnerung daran ließ einen kalten Schauder Juns Rücken hinablaufen. Der Vocal konnte wirklich furchterregend sein, wenn er wütend war und Jun musste den unangenehmen Gedanken an den Streit mit einem Kopfschütteln abschütteln. Er räumte fertig auf, vergrub sich dann wieder in seinem Zimmer und blendete all seine Gedanken aus, indem er sich vor die Playstation bannte. Das Leben der Menschen um ihn herum hörte er durch seine Zimmertür wie durch einen dicken Filter. Draußen hörte er Tetsu oder eher Rai, der wohl von dem Leadgitarristen die Haare gefärbt bekommen wollte und ihn durch den Flur hetzte, eine halbe Stunde später Yuukis Zimmertür, die ins Schloss fiel und irgendwann auch Shou der zurückkehrte und gegen Nachmittag sogar bei ihm hereinschaute, um sich zu vergewissern, dass der Bassist in Ordnung war. Jun nickte abwesend, wandte seinen Blick kaum von der Mattscheibe ab. Otaku zu sein war immer eine gute Ausrede, wenn man Menschen aus dem Weg gehen wollte. Es wurde Abend, Yuuki kam zurück und Jun hörte durch die dünne Wand bis in die Nacht den Sound von Yuukis Keyboard und seinem GuitarPro, der ihm sagte, dass der Ausflug mit Yuting wohl die Kreativität des Sängers angespornt hatte. Gegen zwei Uhr in der Nacht ging Jun zu Bett und er hatte einen sehr schlechten Schlaf. Und als er irgendwann verschwitzt und mit gehetztem Atem aus einem Alptraum aufgeschreckt die Augen aufschlug, spürte er Yuukis Arm, mit dem der Schwarzblonde ihn dicht an seinen Körper gedrückt hielt... *** Es ist verdammt schwer, ein revelation-Kapitel so vage zu halten, dass man nichts verrät... ^^' Dementsprechend kurz ist es, aber den echten Einblick gibt es erst, wenn ihr lange genug durchhaltet. Die revelations sind also aus Juns Sicht geschriebene Kapitel, die die Geschichte aus seiner Sicht beschreiben. Ich hoffe, das ist verständlich ^-^' Rai und Tetsu sind toll, ich liebe die beiden einfach. Warum pairt die eigentlich keiner? XD So, wo das nächste Kapitel ansetzt, dürfte ja dann klar sein ^^ Bis dahin *rabu* -Kai Kapitel 12: running away from you --------------------------------- Yuuki strich Jun ein paar dunkle Ponysträhnen aus dem schweißnassen Gesicht, lächelte voll Mitleid. „Bist du wach?“ Der Bassist nickte, keuchte noch immer heftig, aber immerhin hatte er jetzt, wo er nicht mehr träumte, aufgehört zu schreien. Sein Blick war erschrocken und er zitterte stark, aber alles war besser, als wenn er schlecht träumte. „Es tut mir Leid, dass ich dich angeschrieen hab“, murmelte er und streichelte Juns Hinterkopf sanft. „Ich bin nur sauer gewesen...“ Jun erwiderte seinen Blick schweigend und sein Atem fühlte sich heiß auf Yuukis Haut an. „Jun? Du bist doch wach, oder?“ „Ja...“, hauchte der Bassist, schloss die Augen und legte die Stirn an Yuukis Brust, während seine Hände, die in den Plüschhasen in seinen Armen verkrallt gewesen waren, wieder locker ließen. „Mir tut es Leid, ich hätte nicht so unprofessionell sein dürfen...“, fügte er dann hinzu und verkrampfte sich wieder ein bisschen. Yuuki betrachtete den Haaransatz des Kleineren und streichelte dann noch einmal darüber. „Kannst du wieder einschlafen? Wenn ich da bleibe?“, erkundigte sich der Blonde dann und wieder nickte Jun. Er war schon fast am Einschlafen, das verriet seine undeutliche Aussprache, als er noch einmal sagte: „Es tut mir Leid, Yuuki...“ Der Angesprochene legte die Arme fest um Jun, zog ihn ein wenig näher an sich und seufzte leise, bevor er ebenfalls die Augen schloss, von Juns leichten, ruhigen Atemzügen und dem Duft, der den Bassisten umgab, eingelullt ebenfalls schnell einschlief. *** Yuuki klatschte laut in die Hände, Shous irritierten Blick bemerkte er erst, als der Drummer ihn ansprach: „Was ist denn jetzt los?“ „Heut Abend wird The Code of Vulgar[ism] ausgestrahlt“, erklärte Yuuki und ließ die Fernsehzeitung auf den Glastisch im Wohnzimmer fallen. „Das heißt dann wohl ‚Bitte nicht stören’?“, meinte Rai mit einem schiefen Grinsen, er kannte das Prozedere, das Yuuki abzog, wenn dir en grey im Fernsehen lief, mittlerweile mehr als gut. Einmal hatte er Yuuki angesprochen, als ein Interview gelaufen war und das hatte dem Blonden gar nicht gefallen... „Genau!“, antwortete der vocal und reckte Rai den ausgestreckten Daumen entgegen. „Wer geht heute Abend mit ins Starbucks?“, fragte der Rythmusgitarrist ein bisschen gequält und hatte gleich Tetsu und Shou auf seiner Seite, während Jun mit den Schultern zuckte. „Ich üb noch ein bisschen auf dem Bass“, rechtfertigte er sich und Shou klopfte ihm auf die Schulter. „Hoffentlich regnet es nicht“, überlegte Tetsu mit einem Blick nach draußen, wo es schon einigermaßen bewölkt aussah. „Dann nehmen wir nen Schirm mit“, antwortete Shou praktisch wie immer, aber Rai schien von dem Gedanken nicht sehr begeistert. „Wir sollen alle unter einen Schirm? Aber meine Frisur...“ „Wen willst du eigentlich schon wieder aufreißen?“, fragte Tetsu, der aus der Erwähnung der Frisur schloss, dass Rai sich hübsch machen wollte. Sofort schlich ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen des Gitarristen, das einen extremen Kontrast zu Tetsus zusammen gezogenen Brauen bildete. „Du kennst doch diese eine blonde Kellnerin...“, begann Rai und Shou begann zu kichern, hielt sich die Fingerspitzen vor die Zähne. „Das dachte ich mir, dass die dein Typ ist“, meinte er und Rai errötete ein wenig, was mittlerweile nicht mehr oft geschah. Tetsu nickte beschwichtigend. „Die ist tatsächlich nicht übel...“ „Bringt mir jemand nen Caramell-Frappuccino mit?“, wechselte Yuuki das Thema und der Drummer bewies wieder einmal, dass er zu recht Yuukis bester Freund war. „Aber trotzdem...“, kam Tetsu wieder zum Thema zurück. „Wenns regnet, fahren wir dann mit dem Auto oder nehmen wir einen Schirm?“ *** Sie hatten einen Schirm genommen, aber Yuuki hatte keine Zeit, sich um den Regen zu scheren. Eine Gänsehaut überlief seine Arme. Sein Blick war wie auf den Fernseher gebannt und allmählich blendete er alles aus, was um ihn herum geschah. Das Intro lief und es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis die Musiker auf die Bühne kamen. Als es endlich so weit war, griff der Blonde blind nach den Zigaretten, konnte sich aber erst entspannt zurücklehnen und einen Glimmstängel entzünden, als er den ersten Takt von Child Prey erkannte. Okay, das war eine mehr als gelungene Eröffnung. Aber was hatte er von den fünf erwartet? Nichts geringeres. DIE hatte gerade am Ende von Red...[em] seine ESP weggeschmissen, als Jun langsam von hinten an Yuuki herantrat. "Darf ich mich zu dir setzen?" Ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, klopfte der vocal mit der flachen Hand neben sich auf das Polster. Offensichtlich zögerlich ließ sich Jun neben ihm auf das Sofa fallen, doch dem vocal fiel weder auf, dass Jun versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen, noch, dass er seinen Atem ruhig hielt und nichts mehr sagte. Und erst recht nicht, dass der Blick des Bassisten die ganze Zeit über nicht etwa auf die Mattscheibe gerichtet war, sondern auf das blonde Haar, das Yuuki ins Gesicht fiel. "Oh mein Gott", wisperte Yuuki. Es war das Ende von shokubeni. Kyos a capella-Part und er ließ eine Gänsehaut auf Yuukis Arme entstehen. Es war göttlich. "Sieh dir das an, Jun", hauchte er ehrfürchtig und Jun blickte zum Fernseher. Aber alles, was er sah, war ein kleiner Typ, der eine ziemliche Show abzog, gut, aber gewohnt. Er schwieg und senkte den Blick. Yuuki hingegen war völlig fasziniert. Nicht nur von Kyos Stimme, sondern auch von dem Gefühl, das darin lag. Einen ganz kurzen Moment fühlte Yuuki sich in der Lage, einen Blick auf die Seele des kleinen Sängers zu erhaschen. Seine Zunge schlüpfte zwischen seinen Lippen hindurch, befeuchteten sie, bevor er zitternd ausatmete. Er hatte noch nie etwas so Eindrucksvolles gesehen. "Ich liebe diesen Kerl", murmelte Yuuki und reagierte erst gar nicht, als Jun aufstand. Erst, als der Bassist aus dem Zimmer rannte, bemerkte Yuuki, dass etwas nicht stimmte und er wurde bestätigt, als er nur Sekunden später die Tür ins Schloss fallen hörte. War Jun weg? Warum? Und wie hatte er so schnell die Schuhe anbekommen? "Jun?", rief Yuuki, doch als keine Antwort kam, begann er, die ganze Sache komisch zu finden. Er stand zögerlich auf, ging zur Türschwelle und spähte in den Flur. Wenn Jun da war, was er hoffte, konnte er schnell zurück zum Fernseher, ohne zu viel zu verpassen. Aber Jun reagierte nicht, auch nicht, als Yuuki noch einmal nach ihm rief und noch ein drittes Mal. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ging Yuuki zur Tür. Juns Schuhe waren noch da, seine Jacke ebenfalls und der zweite schwarze Schirm, den die anderen da gelassen hatten. Juns Haustürschlüssel dagegen fehlte. Und das ließ Yuuki leichte Panik überkommen. Wo war Jun hin, ohne Schuhe, ohne Jacke und Schirm bei diesem Regen? "Scheiße", zischte er, schnappte sich seinen Schlüssel und seine Jacke und verließ die Wohnung, um den Bassisten suchen zu gehen. Der Regen hatte seine Kleidung innerhalb von Minuten durchnässt und Yuuki hielt es im Nachhinein für eine bescheuerte Idee, Jun auf eigene Faust zu suchen, immerhin waren sie hier in Tokyo. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er Jun finden würde? Richtig, verschwindend gering. Lächerlich. Yuuki fand zweieinhalb Stunden keine Zeit, auch nur an eine Zigarette zu denken. Die Verzweiflung, die am Anfang noch lau zu spüren gewesen war, war mittlerweile überwältigend. Er hatte Angst. Was, wenn Jun etwas passiert war? Was, wenn er sich, warum auch immer, etwas angetan hatte? Was, wenn er ihn nicht fand? Wie sollte er den anderen erklären, dass Jun weg war, allein Gott wusste, wohin? Oder den Grund… "Scheiße", murmelte Yuuki zum tausendsten Mal und blickte in den Himmel, der sich auch zu dieser Stunde in Tokyo nicht verdunkelte. Die Leuchtreklamen der Großstadt überstrahlten die Sterne, aber Yuuki mochte das. Er liebte es, hier zu leben. Seufzend überquerte er die Straße. Er war vermutlich der einzige Depp in der ganzen Stadt, der keinen Schirm dabei hatte… Er überlegte schon, zurück zu gehen, immerhin konnte Jun längst wieder zu Hause sein, als er ihn entdeckte. Er saß auf einer Mauer und heulte. Yuuki erkannte das an seiner Körperhaltung und dem Zittern, das den schmalen Leib erschütterte. Und dennoch empfand Yuuki kein Mitleid, sondern ein plötzliches, überwältigendes Gefühl von loderndem Zorn. Was dachte sich der kleine Pisser, einfach so abzuhauen?! Es dauerte wenige Sekunden, bis er bei Jun war und der Kleinere hatte ihn vermutlich noch gar nicht erkannt mit den heftig tränenden Augen, da hatte er schon Yuukis flache Hand im Gesicht. "Du Arschloch!", schrie er, zog die Hand zurück und hätte am liebsten nochmals zugeschlagen. Juns Wimmern hielt ihn aber zurück und sein Blick wurde sanfter, seine Stimme besorgt. "Was hast du, Jun?" Der Blonde musste sich anstrengen, um zu verstehen, was der Kleinere sagte, mit gesenktem Kopf und den Fingerspitzen über die Stelle tastend die Yuuki getroffen hatte: "Es tut mir Leid." Seufzend sank Yuuki vor ihm in die Hocke, ergriff zuerst Juns Hand, drehte dann den Kopf des Bassisten zu sich. "Lass uns nach Hause gehen, du erkältest dich noch." Jun zitterte heftig, ob es nun vom Weinen oder der Kälte kam, und Yuuki zog kurz entschlossen seine Jacke aus und steckte Jun hinein. "Nein", wehrte sich der Kleinere und wollte sich wehren, aber Yuuki ließ keinen Widerstand zu. Sie schwiegen auf dem Nachhauseweg. Erst als sie vor der Haustür standen, drehte sich Yuuki zu Jun um, musterte ihn mit festem Blick. "Es tut mir Leid, okay? Ich meine, dass ich dich geschlagen habe. Aber ich hab mir Sorgen gemacht." Jun nickte mit gesenktem Blick. Sie beide hinterließen Pfützen auf dem Boden, als sie die Wohnung betraten, doch Yuuki verschwendete nicht einen Gedanken daran, dass Shou sich nicht besonders darüber freuen würde; Jun zitterte erbärmlich, noch schlimmer als er selbst. "Komm mit, du legst dich jetzt ins Bett und ich koch dir nen Tee", erklärte Yuuki mit gesenkter Stimme und der Bassist nickte stumm und ließ sich von Yuuki in sein Zimmer dirigieren. Er nickte ebenfalls stumm zum Befehl des Blonden, sich die nassen Klamotten auszuziehen, während dieser im Badezimmer zwei Handtücher holte, eines davon, um Juns vor Regen tropfende Dreads zu trocknen, das andere für sich selbst. "Hier", sagte Yuuki und hängte das Tuch über den Kopf des Kleineren, ging dann in die Küche, um Tee zu kochen. Während das Wasser zu kochen begann, ging er in sein eigenes Zimmer, zog sich trockene Klamotten an, nur Unterwäsche und eine schwarze Jeans, die auf dem Boden herumlag, bevor er wieder in die Küche ging, den Tee aufbrühte und dann zu Juns Zimmer ging. Er blieb einen Moment an der Tür stehen, betrachtete Jun, der noch immer in nassen Kleidern auf dem Bett saß und stumm weinte, dabei halbherzig seine Haare trocken rubbelte. "Jun...", murmelte Yuuki, ging auf den Bassisten zu, der zusammengezuckt war, als er die Stimme des Sängers gehört hatte. Er sah auf und Yuuki durchzuckte ein Gefühl des Mitleids, das so abartig heftig war, dass es ihm einen Moment den Atem verschlug. Und als Jun dann auch noch ganz leise, mit gebrochener Stimme "Es tut mir Leid" wisperte, konnte er nicht anders, als den Tee bei Seite zu stellen und den bebenden Körper des Bassisten einfach in seine Arme zu ziehen. Der Regen von seiner nassen Jacke fühlte sich ekelhaft kalt auf seiner bloßen Haut an, aber Juns leises Schluchzen ließ ihn nicht weiter darauf achten. Es war allerdings seltsam, dass Jun sich nicht an ihn klammerte, so wie er es tat, wenn er Albträume hatte, sondern ganz in sich zusammengesunken weinte, wie als ob er allein wäre. Vorsichtig drückte Yuuki den Kleineren von sich weg, strich ihm ein paar Ponysträhnen aus dem Gesicht. "Du ziehst dich jetzt um und dann legst du dich hin, Jun, es wäre schlecht, wenn du krank würdest..." Mit einem leisen Aufschluchzen nickte der Bassist und schälte sich aus der Jacke. Yuuki beobachtete ihn, nahm dann seine Jacke an sich. "Ich bring die nach draußen, wenn ich zurück komme, liegst du mit trockenen Klamotten im Bett, klar?" Es folgte ein weiteres wortloses Nicken und Yuuki verließ das Zimmer. Er hängte seine Jacke an die Garderobe, aber statt zurückzugehen, blieb er noch einen Moment unschlüssig im Flur stehen. Er konnte Juns Hände förmlich vor sich sehen, wie sie gezittert hatten und die zerbissenen Nägel mit Blut verkrustet waren. Warum machte Jun das? Das musste beim Bass spielen doch weh tun... Die Tür flog auf und Rai kam herein gehastet. "Da hast du deinen Frappuccino", fiepte er, drückte Yuuki den Becher in die Hand und schüttelte sich die feuchten Haare aus. "Ich hasse dieses beschissene Mistwetter, es ist April, so langsam sollte es Sommer werden." "Das wird kein schönes Hanami", seufzte Shou, der dem Rythmusgitarristen folgte, dahinter kam ein erstaunlich gut gelaunter Tetsu, der einen Lemonmuffin vor sich her trug wie eine wertvolle Opfergabe. "Sind dir en grey schon fertig?", erkundigte er sich und Yuuki zuckte mit den Schultern. "Ich bin drüben bei Jun, denkt an die Probe morgen", meinte Yuuki und nahm seinen Eiskaffee mit zu Jun, der wie befohlen unter der Decke lag. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er den Hasen in den Armen des Bassisten entdeckte und er schloss die Tür hinter sich. Dann trat er zu Juns Bett. Die Matratze quietschte kaum hörbar, als er sich darauf niederließ, seinen Frappuccino abstellte und Jun dann seinen Tee reichte. "Danke", murmelte der, sichtlich um Fassung bemüht, und verbrannte sich prompt die Lippen. Yuuki kicherte ein wenig ob der kindlich scheinenden Tollpatschigkeit des Bassisten, doch der reagierte gar nicht, sondern nippte so lange an dem Tee, bis er ihn ohne bleibende Schäden zur Hälfte leeren konnte. "Ist dir schon wärmer?" Jun nickte, aber an seinem Zittern war zu sehen, dass er log. "Dann leg dich hin und ruh dich aus", meinte Yuuki einigermaßen resignierend und schaltete das Licht aus, blieb aber am Bett sitzen. Es dauerte nur Minuten, bis Jun leise zu weinen begann, und Yuuki hörte es schweigend mit an. Es war ein ekelerregendes Gefühl, dass Jun es zu unterdrücken versuchte, dass er ums Verrecken nicht sagen wollte, was mit ihm los war. Yuuki fühlte sich schlecht deshalb. Und er machte sich Sorgen, große Sorgen. Er betrachtete die Silhouette des Kleineren durch das Halbdunkel und nach einer schieren Ewigkeit war Jun doch eingeschlafen, hielt dabei den schwarzen Plüschhasen fest umklammert. "Süß", murmelte Yuuki zu sich selbst und strich einmal über Juns Oberarm. Er erschrak, wie kühl die Haut des Dunkelhaarigen noch war. Mit einem Seufzen schlug er die Decke zurück und legte sich zu Jun, schlang die Arme um ihn, um ihn zu wärmen. Wenn Konzerte anstanden, war ein kranker Bassist das Letzte, was er brauchte. Sein Frappuccino stand unbeachtet auf Juns Nachttisch zwischen Star Ocean und Monster Hunter und einem übervollen Aschenbecher und das Kondenswasser perlte auf die Tischplatte. Er war völlig geschmolzen und die Sahne nur noch eine cremige, halb flüssige Masse, als Yuuki aufwachte. Er wollte sich nach Jun umdrehen, wurde aber von einem kratzigen Husten davon unterbrochen. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Kopf wahnsinnig weh tat und noch mehr, als das Husten einfach nicht mehr aufhören wollte. "Yuuki?", hauchte der Bassist leise und der Angesprochene wedelte kurz mit der Hand, bis das Kratzen in seinem Hals aufhörte und er wieder zu Atem kam. "Yuuki, bist du okay?" Jun Stimme klang noch unsicherer als beim ersten Mal und er setzte sich auf, schaltete das Licht an und legte eine Hand auf die Schulter des Blonden. "Ja, geht schon", erwiderte der Sänger, aber sein Krächzen strafte seine Worte Lüge. Er schloss irgendwie erschöpft die Augen, als Jun die Hand auf seine Stirn legte. "Du... ich glaub, du hast Fieber", murmelte Jun und selbst im Halbdunkel konnte Yuuki erkennen, wie der Kleinere sich nervös die Lippen befeuchtete. "Ach, das ist halb so wild", meinte Yuuki und hustete leicht. "Ich geh dir was holen", murmelte Jun hastig und kletterte über Yuuki, nachdem er ihm den schwarzen Plüschhasen in die Hand gedrückt hatte, verschwand dann in Richtung Bad. Der vocal hob das Stofftier hoch und blickte ihm in die hellblauen Augen. "Du guckst wie ich", nuschelte er dem Hasen entgegen und legte ihn sich dann auf den Kopf. "Und riechen tust du wie Jun..." Yuuki atmete tief ein. Ja, das war ganz unverkennbar Juns Geruch mit einem Hauch Pianissimo. Er mochte diesen Geruch. "Ich hab was gegen Fieber und-" Der Bassist verstummte. "Was machst du mit Isamu-chan?" "Isamu-chan?" Yuuki zog den Hasen am Bein von seinem Gesicht und blickte irritiert zur Tür, in der Jun mit einem Stapel Tablettenpackungen stand. Der Bassist starrte ihn einen Moment wortlos an, bevor er mit offensichtlichem Unwohlsein den Blick auf die Schachteln in deinen Händen senkte. "Ich hab was gegen Fieber und was für den Hals, ich weiß nicht, ob das auch gegen Husten hilft..." Er kam etwas unsicher zum Bett, blieb davor stehen und blickte Yuuki untypisch schüchtern an. "Danke, Jun, das ist lieb von dir", murmelte Yuuki mit kratziger Stimme und setzte sich auf, um nach dem stehen gelassenen Tee des Bassisten zu greifen und ein paar Tabletten zu schlucken. Dann ließ er sich ächzend zurück in die Kissen fallen. Er schloss einen Moment die Augen, öffnete sie aber wieder, als nach einem Augenblick nichts geschah. "Willst du dich nicht auch wieder hinlegen?", erkundigte er sich und Jun nickte nach einem Moment. "J-ja, ich denke schon, es ist ja erst... kurz nach sieben." Er legte die Tablettenschachteln auf den Nachttisch und kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, bis Yuuki seufzend die Decke anhob und den Kleineren so animierte, ins Bett zu klettern. Dessen Blick war schockiert, als Yuuki, kaum dass er lag, trocken hustete und der Sänger hielt unmerklich inne, als er Juns zitternde Finger auf seiner Brust spürte. Als er den Kopf drehte, legte der Schwarzhaarige seine Stirn an Yuukis Schulter und es dauerte nur Sekunden, bis Yuuki die Tränen auf der Haut spürte. "Das ist meine Schuld, oder?", flüsterte er und sein ganzer Körper zitterte. "Es ist alles meine Schuld..." Es war grauenvoll, dass Jun hier neben ihm lag, sich weinend an ihn klammerte und sich die Schuld gab. Er verkniff sich eine tadelnde Bemerkung, sondern unterdrückte den Hustenreiz und zog Jun in eine tröstende Umarmung. Der Bassist rollte sich zusammen und weinte heftig und Yuuki hielt ihn einfach nur ganz fest an sich gedrückt. "Es tut mir Leid, Yuuki", schluchzte Jun, ohne dass seine Tränen versiegten. "Ich war ein Idiot, ich bin Schuld, dass du jetzt krank bist..." "So ein Unsinn, Jun, das ist, weil ich keinen Pulli anhatte", versuchte der Blonde zu widerlegen, doch der Bassist kümmerte sich nicht darum. "Es tut mir so Leid, Yuuki, ich wollte das nicht, ich konnte nur nicht-" Er brach ab, schüttelte den Kopf. "Es ist okay, Jun, wirklich, du musst dir nicht die Schuld geben", murmelte der Blonde und streichelte über die langen schwarzen Dreads und tatsächlich war außer einem Schluchzen nichts mehr zu hören von dem kleineren Bassisten und gegen seinen Willen schlief Yuuki nach ein paar Minuten ein. Es war draußen schon hell, als er wieder erwachte und als er sich zu Jun, der noch immer fest in seinen Armen lag, wandte, blickte er in die hellbraunen Augen des Bassisten, der plötzlich sehr rot wurde. "Guten Morgen, Jun", murmelte Yuuki und lächelte und das "Guten Morgen", das ihm erwidert wurde, war leise und klang sehr schüchtern, was Yuuki zum einen verwunderte, was er aber irgendwie niedlich fand. "Wie spät ist es?", erkundigte sich der Blonde und Jun zog den Kopf ein. "Kurz vor neun." "Dann können wir ja noch kurz liegen bleiben", murmelte Yuuki und drehte sich zu Jun, zog ihn fest an sich und vergrub die Nase im schwarzen Haar des Bassisten. Seine Stimme klang ein wenig rau, als er sagte: "Du riechst gut..." Jun gab ein seltsames Geräusch von sich, das wie ein Seufzen klang. Sie lagen einen Moment stumm da, in dem Yuuki ein wenig dahin döste, bis Jun wieder die Stimme erhob. "Ich will nicht, dass du krank wirst", wisperte er und Yuuki lächelte sanft. "Ich werd auch wieder gesund, mach dir keinen Kopf, das war sowieso längst überfällig." Er strich über Juns Haar und schloss die Augen. "Ich war schon so lange nicht mehr krank." "Aber trotzdem, das hätte doch nicht sein müssen", begann Jun und fing an leise zu weinen. "Wenn du mir nicht nachgegangen wärst-" "Jun, wirklich", unterbrach Yuuki ihn und streichelte über den Hinterkopf des Kleineren, "ich hab mir Sorgen gemacht, du bist weggelaufen und ich wusste nicht, was los war." Sein Kopf begann weh zu tun oder vielleicht tat er auch schon die ganze Zeit weh und er hatte es nur nicht bemerkt. "Um ehrlich zu sein, weiß ich immer noch nicht, was los ist..." Er seufzte und kuschelte sein Gesicht in Juns Haar. "Du hättest weiß Gott was anstellen können!" "Es tut mir Leid!", gab Jun aufschluchzend zurück und rollte sich ein wenig mehr zusammen, schlug die Hände vors Gesicht, damit Yuuki seine Tränen nicht sehen konnte. "Ist okay", murmelte Yuuki und schloss die Augen. Ihm war schwindelig. Und warm. Eigentlich war ihm sogar heiß. Ächzend zog er den Arm unter der Decke hervor, legte ihn um Juns knochige Schultern. Der Kleine hatte ganz schön abgenommen, aber Yuuki wusste nicht, ob er das gut finden sollte. Der schnell betrunkene, ein wenig pummelige Otaku, als den er Jun kennen gelernt hatte, hatte ihm irgendwie mehr zugesagt. Nicht, dass er Jun unattraktiv fand oder so, eigentlich war er sogar der Hübscheste von ihnen allen, aber seine Entwicklung machte dem Blonden irgendwie Sorgen. Er legte die Stirn in Falten, ließ es aber gleich wieder bleiben, als er bemerkte, dass seine Kopfschmerzen dadurch schlimmer wurden. Jun schien sich zu entspannen, schmiegte sich kaum merklich an ihn und Yuuki festigte die Umarmung, in der der Bassist lag, etwas. "Du riechst gut", nuschelte er in das dunkle Haar des Kleineren, der seine Stirn an Yuukis Hals legte und ein zurückhaltendes "Danke" erwiderte. "Du sammelst Parfum, oder?", erkundigte sich der Blonde und Jun nickte. "Ja, aber nicht sehr intensiv." Juns Stimme klang zittrig. "Das macht nichts", meinte Yuuki und lächelte. "Du riechst sehr gut." "Das hast du jetzt schon dreimal gesagt, Yuuki…", bemerkte der Bassist und Yuuki lachte leise, wurde aber von einem Husten unterbrochen und drehte sich von Jun weg, um ihn nicht anzustecken. Die Umarmung war gelöst, aber irgendwann stellte Yuuki mit kratzendem Hals fest, dass Jun seine Hände hielt, ganz locker und sanft. Er wartete, bis der Hustenreiz aufhörte, und blickte Jun dann an. Der Bassist hatte die Augen geschlossen und sah aus, als würde er schlafen. Die Lider waren etwas gerötet, aber das sah irgendwie schön aus. Früher hatte Jun öfter rotes Make-Up getragen, passend zu seinen ganzen Otaku-Killerspiel-T-Shirts. Und er hatte eine sehr hübsche gerade Nase. Und sein Haar sah so leicht und fedrig aus. Er betrachtete Juns friedliches Gesicht einen Moment oder zwei und kuschelte sich dann an den kleinen Bassisten. Der schlug die Augen auf, die einen hübschen honigfarbenen Schimmer hatten und hob dann die Hand, legte sie auf Yuukis Wange. "Du hast Fieber." Yuuki schluckte. Ihm war warm und Juns Hand lag auf seiner Wange und der Blick des Dunkelhaarigen war so intensiv… Er hätte ihm alles sagen können, Yuuki nahm es nur durch eine Menge Weichzeichner wahr. Wie in diesen blöden Shoujo-Anime, die Rai sich früher manchmal angeguckt hatte. Alles war rosa und warm und verschwommen, und es bereitete Yuuki ein sehr seltsames Gefühl in der Magengegend. "Soll ich dir einen Tee kochen oder Wadenwickel machen oder so?", fuhr der Bassist fort und legte die Hand auch an Yuukis Stirn, nur, um sicherzugehen. "Tee ja, Wadenwickel nein", erwiderte der Größere und Jun lächelte etwas verpeilt. "Gut", murmelte er, als er sich aufsetzte, "Ich weiß eh nicht, wie man Wadenwickel macht…" Er stand auf und Yuuki bemerkte erst im zweiten Moment, dass er dem Kleinen auf den Hintern glotzte, zog sich dann die Decke bis zur Nase. Ihn würde heute nichts und niemand mehr aus dem Bett kriegen und wenn Kyo persönlich zum Tee trinken kam… Was roch Juns Bett auch so gut….? Teh Luv! Es hat gedauert, wie immer, aber dafür hab ich grad voll den Hype… Jun + Yuuki = true Love foräwwa!!! *fiep* Die letzte Szene hab ich schon ewig im Kopf, eine, die im nächsten Kapitel kommt, sogar noch länger… ^^ Ich geb mir Mühe, euch nicht zu lange auf die Folter zu spannen! Überbrückt die Zeit mit meinen lustig-dramatisch-schlüpfrigen Oneshots. Vielleicht kommt auch bald schon eine meiner Unsraw-Gazette-Crossovers oder ich schreib eine meiner anderen Kurzgeschichten mit Unsraw-Beteiligung fertig. Ich bin eindeutig zu kreativ für meine Schreibkapazitäten… *lol* Kapitel 13: fever ----------------- Shou blickte irritiert auf, als jemand die Küche betrat, und das am frühen Morgen. Zugegebenermaßen war es nicht besonders früh, aber vor Mittag war die Küche am Wochenende normalerweise das Reich des Drummers. Noch überraschter war er allerdings, als nicht Yuuki zum Kaffeetrinken in der Tür erschien, sondern Jun. Shou setzte ein überraschtes aber ehrliches Lächeln auf. "Guten Morgen, Herr Bassist", grüßte er seinen Mitbewohner und legte die Zeitung auf die Tischplatte. "Guten Morgen, Shou-chan", erwiderte der Schwarzhaarige mit gedämpfter Stimme. Er zögerte einen Moment, bevor er die Küche ganz betrat und Shou legte die Stirn in Falten. "Ist alles in Ordnung?" "Yuuki ist krank", lautete die Antwort und Jun füllte den Wasserkocher, schaltete ihn an. Yuuki, der Unzerstörbare, krank? "Was Ernstes?" Jun schüttelte den Kopf. "Er meint, es sei nicht so schlimm. Ist wohl nur eine Erkältung." Der Wasserkocher begann, zu rauschen und Shou ließ seine Stimme ein wenig lauter werden, um ihn zu übertönen, als er sich erkundigte: "Wo hat er sich das denn jetzt eingefangen?" Der Andere zuckte merklich zusammen, schüttelte dann aber leicht den Kopf. Natürlich wusste Shou, dass gestern etwas passiert war, aber er schwieg. Er hatte Yuuki versprochen, sich rauszuhalten und die ganze Sache dem Blonden zu überlassen und solange niemand in akuter Gefahr schwebte, würde er sich an dieses Versprechen halten. Eine Erkältung stellte für den Schlagzeuger in der Tat keine akute Gefahr dar und so stand er nur auf und ging zu Jun, der etwas überfordert vor dem Schrank mit den über 35 Teesorten stand, die Shou über die Monate angesammelt hatte, und suchte ihm eine Sorte heraus, von der er wusste, dass Yuuki sie mochte. "Nimm den, damit machst du nichts falsch." Zuerst blickte Jun ihn mit großen Augen an, dann nickte er und senkte den Blick. Er füllte Teeblätter und dann das fast kochende Wasser in eine Kanne. Mit selbiger und einer Tasse machte er sich auf den Weg zurück in sein Zimmer, hatte Mühe, nichts zu verschütten. Tetsu hatte mal in einem Restaurant gearbeitet, der konnte soetwas sicher besser. Warum er wohl dort aufgehört hatte? Bestimmt war er rausgeflogen, weil er die Küche geplündert hatte, das kleine Biest. Es war ein Versehen, dass Jun noch lächelte, als er sein Zimmer betrat, und er errötete darüber, dass er wie ein Psychopath scheinbar grundlos grinsend durch den Flur rannte, als er sah, dass Yuuki ihn anblickte. Der Sänger war fast vollständig unter der Decke verschwunden, nur seine Augen und alles oberhalb davon war zu sehen. "Was ist das für ein Tee?", wollte er wissen und Jun hatte Mühe, ihn zu verstehen, weil die Decke seine Stimme dämpfte. "Ähm…", machte er und stellte die Kanne und die Tasse ab, vermutlich, weil er Angst hatte, etwas fallen zu lassen oder Tee zu verschütten, wenn er gleichzeitig die Balance halten und reden musste. Yuuki grinste unter der Decke, aber das war für Jun nicht zu sehen. "Shou hat ihn ausgesucht, ich weiß nicht genau. Er meinte, den magst du." "Dann ist es Erdbeer-Pfeffer", erwiderte der Sänger selbstsicher aber mit rauer Stimme und setzte sich etwas auf. Die Decke rutschte bis zu seiner Hüfte nach unten, aber ihm war ohnehin warm. Ob er wohl hohes Fieber hatte? Jun goss den Tee in die Tasse und reichte sie Yuuki, stand unschlüssig vor dem Bett, als der an dem Heißgetränk nippte und seinen Verdacht bezüglich der Teesorte bestätigt fand. "Du kannst wieder ins Bett kommen", meinte Yuuki schließlich und Jun zögerte. Vielleicht lang es etwas seltsam, wie aus einem seltsamen US-Horrorstreifen, in dem einer der Ehepartner sehen wollte, wo das Kettensägengeräusch her kam, aber immerhin blockierte Yuuki das Bett des Bassisten. Da war es wohl angebracht, ihm anzubieten, dass er wieder unter die Decke kommen konnte. Jun schluckte hörbar und krabbelte dann auf die Matratze, passte auf, dass er das Bett nicht so sehr erschütterte, dass Yuukis Tee überschwappte. Als ob das mit den vermutlich wenig mehr als 50 Kilo Körpergewicht nötig wäre. "Ich glaub ich hab fürchterlich Fieber", meinte der Blonde und setzte eine Leidensmiene auf. Sofort legte Jun die Hand an die Wange des Sängers. "Du solltest den Tee trinken und dich dann ausruhen", schlug er vor und Yuuki nickte. "Bleibst du hier, falls es mir schlechter geht und ich aus dem Bett falle oder so?" Es wäre vermutlich ein Scherz gewesen, wenn Yuuki gesund wäre, aber er fühlte sich nicht in der Lage, witzig zu sein. Er meinte es todernst! Als Antwort nickte Jun und Yuuki stellte den Tee weg, den er nicht mal zur Hälfte getrunken hatte und legte sich hin. "Ich halt mich an dir fest, damit ich nicht falle", erklärte er, rückte zum Schwarzhaarigen und legte die Arme um dessen Hüfte. Jun saß mit unterschlagenen Beinen und überfordert auf der Matratze und konnte dem scheinbar nicht widersprechen, ergriff nach einem Moment, in dem Yuuki sich nicht von ihm löste, sondern die Augen geschlossen hatte, seine PSP. Als Yuuki eine unbestimmte Zeit später wieder erwachte, kratzte sein Hals fürchterlich und komische, leise Musik kam von einem Punkt über ihm. Darum bemerkte er die sanften Finger, die durch sein heute Nacht luftgetrocknetes Haar strichen zuerst gar nicht. Er ließ die Augen geschlossen und überlegte, wo er war, warum sein Kopf so weh tat und wer da bei ihm war. Als es ihm nicht einfiel, öffnete er die Augen und fand sich in einer seltsamen aber angenehmen Situation wieder: Er war in Juns Zimmer. Sein Kopf lag im Schoß des Bassisten, der mit der einen Hand seine Haare kraulte, mit der anderen PSP spielte. Das erklärte auch die Musik, die der Kleinere leise gestellt hatte, wohl damit er Yuuki nicht weckte. Eine bezaubernde Geste. Von der Streicheleinheit mal abgesehen. Einige Zeit blieb Yuukis Wachzustand vom konzentrierten Bassisten unbemerkt und der Kranke beobachtete seinen Kollegen. Da er in letzter Zeit häufiger seltsame Gedanken über Tetsus Hintern hatte und darüber, dass Rais Lippen irgendwie sinnlich waren, fand er es nicht einmal besonders überraschend, dass ihm auffiel, wie attraktiv Jun war. Er war sehr viel dünner geworden, seit sie sich kennen gelernt hatten, war nicht mehr so mondgesichtig, obwohl Yuuki das irgendwie charmant gefunden hatte. Jetzt war Jun wohl der dünnste von ihnen, nach Shou natürlich. Juns Haare fand der Sänger gewagt und mutig, aber er bewunderte den Bassisten darum, dass er eines Tages wohl recht spontan in einen Afro-Shop gelaufen und mit den Dreads wieder herausgekommen war. Natürlich waren die Haare nicht alle echt. Juns Dreadlocks gingen ihm zum Teil fast bis zur Hüfte, dabei war sein Haar von wenigen Monaten noch schulterlang gewesen. Auch diese Frisur hatte Yuuki an dem Kleineren gemocht, auch wenn sie etwas ungewollt chaotisch ausgesehen hatte. Scheinbar hatte Jun vor seinem Eintritt bei UnsraW nicht sonderlich auf sein Äußeres geachtet. Er hatte ausgesehen wie ein normaler, unauffälliger Otaku, der auf komische Zombie-Games stand - nur, dass er ein hübsches, ein wenig mondförmiges Gesicht gehabt hatte und fedrige halblange Haare. Der Bassist zog ärgerlich die Brauen zusammen und Yuuki kicherte heiser. Er kannte niemanden, der sich so in ein Game hineinversetzten konnte wie Jun. Abgelenkt von dem Geräusch warf Jun ihm einen Blick zu, bemerkte dass Yuuki wach war. Sofort hörte die Liebkosung auf. Yuuki fragte sich, warum das so war. "Hab ich dich geweckt?" Yuuki hustete, schüttelte den Kopf, nur ein klein wenig, damit sein ohnehin schmerzendes Gehirn nicht so viel hin und her schwappte, und betrachtete Juns Augen. Sie hatten eine fast unnatürlich scheinende, helle Farbe. Es erinnerte Yuuki an Honig. "Du hast tolle Augen", informierte er den Bassisten, der seinen Blick verwirrt erwiderte. Dann klammerte der Blonde sich an Juns Hüfte, um ihn vielleicht dazu zu bringen, weiter seinen Kopf zu streicheln. Es wäre ihm peinlich, den Kleineren darum zu bitten, aber es war ein sehr angenehmen Gefühl gewesen. Stattdessen versetzte der Bassist die PSP in den Standby Modus und legte sie auf den Nachttisch. War es nicht schwierig, mit nur einer freien Hand die PSP zu bedienen? "Du bist ganz schön liebesbedürftig, wenn du krank bist", bemerkte er, was Yuuki ein wenig triumphierend lächeln ließ. Wieder erschütterte ein trockenes Husten seinen Körper. Dann wechselte der Kleinere wieder das Thema: "Brauchst du noch irgendwas? Ich meine… willst du Tee oder so? Oder was zu essen? Oder…. was anderes?" "Nein, ich will nur rumliegen." Das war die Wahrheit. Juns Bett roch toll und der Schwarzhaarige war so fürsorglich. Solches Verhalten kannte Yuuki sonst nur von Shou. Aber er hatte Jun ohnehin genauso gern wie den Drummer. Ob er das wusste? Immerhin betitelte er Shou immer so großspurig als seinen besten Freund. Dabei mochte er Jun doch ebenso sehr. "Du Jun", murmelte er schließlich und sah an dem Bassisten hinauf. Er lag auf der Seite und hatte den Oberkörper so gedreht, dass sein Gesicht nach oben zeigte, sodass er den Dunkelhaarigen ansehen konnte. Seine Schläfe war an den Bauch des Bassisten geschmiegt. Juns Shirt roch nach Jun. Der Bassist blickte ihn erwartungsvoll an und Yuuki fiel wieder ein, dass der diesem eigentlich etwas hatte sagen wollen. Er schloss die Augen und kuschelte das Gesicht in den Stoff des T-Shirts, das den direkten Kontakt zu Juns Haut unterband. Es hatte wohl aber auch dafür gesorgt, dass Jun nicht krank geworden war. "Du bist mein bester Freund." Das stimmte. Da er Jun genauso lieb hatte, wie seinen besten Freund, bedeutete das wohl, dass Jun auch sein bester Freund war, oder nicht? Die Antwort des Bassisten kam prompt: "Ich dachte, Shou ist dein bester Freund." Ein Einwand, den Yuuki erwartet hatte. "Ja, schon", erwiderte er, "aber du auch." "Yuuki", kam es schließlich von Jun, und er klang ein wenig belehrend, "das geht nicht. Man kann nicht zwei beste Freunde haben." "Ich kann das." Damit war die Sache für den Schwarzblonden erledigt und auch Jun ging nicht weiter auf das Thema ein. Als Yuuki wieder zu ihm aufsah, blickte der Kleinere aus dem Fenster. Yuuki fand ihn wirklich ausgesprochen hübsch. Er musste husten und ein leichter Schwindel überkam ihn. "Vielleicht sollte ich noch etwas schlafen", murmelte er, schloss wieder die Augen. Jede Bewegung strengte ihn an. Er sollte sich vielleicht einfach wirklich nicht mehr bewegen. "Ja", murmelte Jun leise. "Damit es dir schnell wieder besser geht." Das Licht in Juns Zimmer wirkte trübe und schimmerte ein wenig durch Yuukis gesenkte Augenlider. Juns Bauch war hart und muskulös, aber lag auf einer niedrigeren Ebene als die Rippen. Das Shirt - Yuuki meinte, sich erinnern zu können, dass es das mit den Fledermäusen drauf war, doch er war zu erschöpft, um die Augen zu öffnen und nachzusehen - war dünn und weich und duftend. Er atmete tief ein. Wie viel Uhr es wohl war? Ob die anderen schon wach waren? Es war so still…. Vielleicht waren sie noch weg. Aber Yuuki hatte sie doch nach Hause kommen sehen. Vielleicht waren sie noch einmal zu Starbucks. Und vielleicht brachten sie ihm wieder einen Frappucchino mit. Vielleicht auch einen für Jun. Gab es um diese Jahreszeit schon den Erdbeerfrappucchino, den der Bassist so gemocht hatte? Unsicher strichen Finger durch Yuukis Haar, sanft, zärtlich. Der Blonde bemerkte es kurz bevor er einschlief und seine wirren Gedanken zur Ruhe kamen. *** Es fällt mir schwer, Fieber zu beschreiben. Wenn ich Fieber habe, ist alles sehr wirr und seltsam. Ich hoffe, das kommt ansatzweise rüber. Das Beste Freunde-Ding war die erste Idee, die ich für fear überhaupt jemals hatte. Die Szene ist tatsächlich so geworden, wie sie schon zu Anfang werden sollte. Wie lange ist das jetzt her? Zwei oder zweieinhalb Jahre? ^^ Ich hoffe ihr mochtet sie auch. Als nächstes kommt "Three First Experiences - Der Cremetörtchen-Thriumph", das erste von drei Kapiteln. Die FF gehört zu fear und erklärt die ersten sexuellen Erfahrungen von Jun, Rai und Tetsu, wie sie in den Charakterbeschreibungen von fear beschrieben sind. Danach werde ich mich wohl um Kazuki kümmern. XD Ich gebe mein Bestes! Für UnsraW!!! *cheer* \^-^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)