Drachen unterwegs von abgemeldet (das Fanfic für einen schreibwettbewerb) ================================================================================ Kapitel 1: Unterwegs -------------------- Die Stätte lag auf einem Hügel, der bei Vollmond seine volle Kraft zeigte. Er gewährte dem Verstorbenen eine Stunde auf der Erde. Nur die grössten Kämpfer und tapfersten Helden hatten Anrecht auf einen Platz auf dem Hügel. Der nun fast volle Mond schien auf den Grabstein herab. Ein ziemlich zerdrückter Drachenkopf aus Stein zeigte die grausame Art, mit der der Begrabene sein Leben hatte lassen müssen. Der Mond strahlte geradezu auf die kleine Plakette aus blank poliertem Messing. Fein säuberlich war der Name des Helden eingeritzt worden, mit wunderschönen Buchstaben prangte "Lazkatu" auf der Plakette. Er hatte sein Volk von ihrem grausamen Herrscher befreit und eine neue Ära eingeleitet. Mit ihren beiden Kindern war sie unterwegs. Noch einen Tag hatte sie Zeit, den Hügel zu betreten und ihr drittes Kind für eine Stunde zu sehen und ihm nun endlich auf Wiedersehen zu sagen. Eine Träne rollte über ihre aufgerissene Wange. Sie sah wahrlich nicht mehr gut aus. Voller Staub und Wunden, die von der vergangenen Zeit erzählten. Ihre Jüngste lag erschöpft auf ihrem Rücken mit einer riesigen Wunde an der Flanke, die jederzeit wieder aufreissen konnte. Ihr älterer Sohn lief tapfer neben ihr her, obwohl seine Füsse schmerzten. "Nur noch ein Tag... dann haben wir es geschafft...",flüsterte die Mutter und ihr Sohn biss die Zähne zusammen und ignorierte den pochenden Schmerz an Füssen, Kopf und am Herzen. Die Mutter, von allen "Ai" genannt wurde, unterdrückte ein Schluchzen. Sie musste stark sein! Ihr geliebter Sohn... er hatte sie befreit, doch um welchem Preis? Ja Nekadzar war tot... aber sie konnte dafür ihren Sohn nie mehr sehen. Vor ihrem geistige Auge sah sie noch einmal die schreckliche Szene, die sich in ihrem Kopf eingebrannt hatte und die sie Nacht für Nacht in ihren Träumen verfolgte. Sah noch einmal, wie Lazkatu seine Klauen in den Hals des grausamen Herrschers gerammt hatte.... das ganze Blut... und wie sein Schädel mit einem abstrakten Knirschen unter der Wucht zerbarst, mit der Nekadzar ihren Sohn getötet hatte. Immer und immer wieder hörte sie das schreckliche Geräusch und immer wieder sah sie wie das glänzende Licht und die Lebensfreude ihres Sohnes erlosch, für immer weg war... und mit seiner Freude schwand auch die seiner Familie. Je mehr Zeit vergangen war, desto mehr wurde ihr bewusst, dass er weg war. Ihr ganzer Stolz. IHR Sohn... Natürlich liebte sie ihre anderen Kinder genau so... aber die hatten die schönen Zeiten vor Nekadzar nicht erlebt und genau darum würden sie nie mehr so eine Lebensfreude verspüren. Lautlos weinte sie um diesen Verlust, lief unter Schmerzen weiter und weiter. Ihre Kinder merkten nichts, waren taub vor Schmerz, ein Rauschen, das alles übertönte. "So Kinder... legt euch hin und schlaft... Morgen müssen wir den letzten Abschnitt schaffen, ruht euch aus.",keuchte sie und liess sich auf den staubigen Boden fallen. Ihre Tochter rollte sich von ihrem Rücken auf den Boden und zog sämtliche Körperteile so nah wie möglich an den Bauch. Ihr grosser Bruder schmiegte sich an seine kleine Schwester und wärmte sie somit, legte einen Flügel um sie, ein liebendes Lächeln auf den aufgesprungenen Lippen. Ai selber legte sich ebenfalls zu ihren Kindern und wärmte sie mit ihrer eigenen Körperwärme, schlief aber nicht. Sie musste sie bewachen, sie wollte sie nicht auch noch verlieren. Als die strahlende Sonne aufging, weckte Ai ihre Kinder. Sie stupste sie mit der Nase an und leckte ihre Gesichter sauber, wie sie es immer getan hatte. Ihre Tochter schlug die Augen auf und stöhnte. Der Schmerz kehrte zurück, die Wunde an der Flanke war zur Hälfte wieder offen. Ai seufzte und lud sie wieder auf den Rücken. Sie hatten noch eine ganze Strecke vor sich und die mussten sie vor Vollmond bewältigt haben. Fliegen konnte sie nicht, ihre Tochter war bereits zu gross und sie selber war zu schwach. Die Kinder konnten auch nicht, zu jung waren sie noch, zu kleine Flügel und zu wenig Übung, dazu kam die körperliche Schwäche und der psychische Schmerz. Die staubige Strasse führte geradewegs zum Hügel und auf ihn herauf doch waren sie der flimmernden Hitze ausgesetzt und da sie eher Nachtwesen und vor allem Wesen der Luft waren, machte ihnen das sehr zu schaffen, die ganze Strecke laufen zu müssen und dann auch noch jetzt... im Hochsommer. Nach und nach näherten sie sich ihrem Ziel, jeder Meter fiel ihnen schwerer und sie wurden immer langsamer, aber die Tatsache, dass sie ihrem Ziel so nahe waren, bündelte ihre letzten Kräfte und animierte sie, schneller zu laufen. Die Sonne ging langsam unter, der Mond begann seine Kräfte frei zu setzen, es wurde kühler und das weiche Gras des Hügels half zusätzlich. "Wir sind da... Kinder.",sagte Ai mit wenig Kraft in der Stimme. Sie ging voran und machte direkt vor der Stätte halt. Der volle Mond schien auf die Plakette, brachte die Inschrift zum leuchten und ein Glühen ging vom Grabstein aus. Gelbliche Nebel flossen sanft und elegant aus dem Glühen heraus. Als dieses abgeklungen war, stieg aus dem Nebel ein Kopf heraus. Die wunderschöne Gestalt von Lazkatu zeigte sich. Er streckte eine Hand aus und sagte mit seiner sanften, tiefen Stimme:" Ai, geliebte Mutter... Tia... kleine Schwester... Navandriel, Bruder..." Ai setzte ihre letzten Kräfte frei und lief zu ihrem Sohn, der sie in den Nebel zog. Die Kinder taten es ihr nach und stiegen zu ihrem Bruder. Sie verschwanden im Nebel und waren nie wieder gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)