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Ehre und Stärke II : Plutos Boten

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.

Kommentar: Das Kapitel wurde ganz schön lang. Jetzt sollte es auch klarer werden, wer hier wen erpresst. Außerdem leitet es den dramatischen Schluss für ‚Plutos Boten‘ ein. :)
 

Kapitel XXXII
 

Seitdem die ersten Sonnenstrahlen durch den Fensterladen des Schlafzimmers gekrochen waren, lag Zechs wach. Seit Stunden beobachtete er nun wie die Strahlen langsam über die Decke wanderten und genau so lange wartete er auch darauf, dass Treize aufwachen würde.

Bei diesem Schnarchen konnte er sowieso nicht wieder einschlafen. Es musste wohl ein Nebeneffekt der Drogen sein, dass Treize die Nacht mit diesen äußert störenden Lauten erfüllt hatte. Zechs war es auf dem Landsitz nie aufgefallen, dass Treize diese Angewohnheit sein Eigen nannte.

Natürlich hätte Zechs wieder in sein eigenes Zimmer zurückgehen können, doch zum einen fand er es feige sich der Konsequenzen zu entziehen, die ihn am heutigen Morgen erwarten würden und zum anderen hatte ihn Sally darum gebeten bei Treize zu bleiben und Zechs hätte kein gutes Gefühl gehabt, wenn er den Konsul allein gelassen hätte.
 

Was jedoch die ‚Konsequenzen‘ anging... Zechs schloss die Augen und versuchte sich so leise als möglich auf den Rücken zu drehen. Wie würde sich Treize ihm gegenüber verhalten nach dem was hier in diesem Zimmer geschehen war. Treize hatte Dinge gesagt, die Zechs auch jetzt noch, nachdem er fast eine halbe Nacht Zeit hatte sich darüber den Kopf zu zerbrechen, verwunderten und sogar erschreckten.

Dass Treize ihm vertrauen würde und ihn darum gebeten hatte bei ihm zu bleiben. Ganz zu schweigen von dem Kuss, den ihm Treize gegeben hatte und bei der Erinnerung an diese ganz besondere Episode der letzten Nacht begannen Zechs‘ Wangen zu glühen.

Würde ihn Treize wieder küssen? Dachte Treize, dass Zechs dies einfach so hinnehmen würde? Auch wenn Zechs sich nicht gewehrt hatte und es auch bei weitem längst nicht so abstoßend empfunden hatte, wie er sich diese Dinge vorgestellt hatte, so war er doch noch sehr befangen. Er verfügte auch einfach nicht über diesen reichhaltigen Erfahrungsschatz, dachte sich Zechs während sich sein Mundwinkel zu einem hämischen Lächeln hob. Treize mochte schon unzählige Liebhaber sein eigenen genannt haben. Zechs hatte nur eine Frau geliebt und der war er immer treu gewesen. Für Treize mochte ein Kuss ein unbedeutendes Ereignis sein, für Zechs war es viel mehr.
 

Wollte er denn, dass sich Treize ihm gegenüber anders verhielt? Ihr jetziges Verhältnis zueinander war Zechs völlig ausreichend, da musste er nicht lange nachsinnen. Treize respektierte ihn und sah in ihm längst nicht mehr den dummen Germanen. Sie führten Gespräche über Rom, das Reich, Politik, Kunst und Literatur, waren zusammen ausgeritten oder fochten Trainingskämpfe gegeneinander aus.

Zechs‘ war für Treize ein wichtiger Gesprächspartner und trug so manches Geheimnis des Konsuls in sich.

Aber wäre es da nicht logisch, wenn sich ihre Beziehung auf eine andere Ebene zu bewegte, eine körperliche Ebene?
 

Nein. Zechs öffnete wieder die Augen und wandte den Kopf. Aber vorstellen konnte er es sich irgendwie schon. Er betrachtet den schlafenden Mann neben ihm: Treizes Gesichtszüge waren entspannt und selbst die Falten auf seiner Stirn hatten sich geglättet. Seine Haare waren verworren und unordentlich, hingen ihm in die Stirn und bewegten sich leicht im Luftzug seines Atems. Selbst die fein geschnittenen Lippen, die sonst immer diesen unerbittlichen, kühlen arroganten Zug hatten, waren jetzt entspannt und Zechs fiel auf, dass Treize ein kleines Muttermahl im linken Mundwinkel hatte. Das hatte er noch nie bemerkt, genau so wenig wie die Farbe von Treizes Wimpern. Sie waren in ihrem Ansatz viel dunkler und wurden erst zu ihrer Spitze hin hellbraun, fast schon blond.
 

Wenn er es mit einem Mann treiben müsste und er wählen könnte, dann würde seine Wahl ohne zu zögern auf Treize fallen. Zechs wusste nicht, wie er auf diesen absurden Gedanken kam und die Tatsache, dass sich Treize genau jenen Augenblick ausgesucht hatte, um wieder zu erwachen, half nicht unbedingt Zechs‘ Befangenheit zu vermindern.
 

Treize blickte ihn an und blinzelte, so als ob er nicht recht verstand, was er hier tat. Zechs hoffte, dass sich Treize noch daran erinnerte, was letzten Abend passiert war. Er wollte sich nicht erklären müssen, warum er im Bett im Konsuls lag. Oder Treizes ausreden müssen, dass rein gar nicht zwischen ihnen passiert war, falls Treize die falschen Schlüsse zog.
 

„Wie geht es dir?“, sondierte Zechs vorsichtig das Terrain und würde am liebsten seine Frage noch um den Zusatz ‚An was erinnerst du dich noch?‘ erweitern.
 

Doch statt zu antworten, legte sich Treizes Stirn in Falten. „Ich habe hier geschlafen!“, entfuhr es ihm und er blickte Zechs erneut an. Dieser wusste nicht, was Treize ausgerechnet zu dieser Feststellung getrieben hatte. Oder waren es womöglich noch die letzten Reste des Stechapfels, der Treizes Verstand noch vernebelte.

„Hier... mit dir in diesem Bett?“, führte der Konsul seine Beobachtungen weiter fort, schlug die Hände vors Gesicht und gedämpftes Gelächter war zu vernehmen.
 

Jetzt glaubte Zechs ernsthaft daran, dass Treize noch nicht ganz er selbst war. Zweifelnd starrte er den Mann neben sich an, dessen Schultern zuckten und der noch immer lachte. Gab es irgendwelche guten Ausnüchterungsmethoden, die er hier anwenden konnte?

„Ich gehe zu Sally, vielleicht lässt sie sich erweichen und gibt dir etwas gegen,“, er zögerte kurz. „Gegen die Nachwirkungen.“

Zechs schwang bereits die Beine über die Bettkante, um das Schlafzimmer wie angekündigt zu verlassen doch Treize griff zielsicher, ganz und gar nicht benebelt, nach Zechs‘ Tunica und hielt ihn damit an Ort und Stelle fest.
 

„Zumindest scheinst du gut zu sehen.“, kommentierte Zechs und umfasste Treizes Handgelenk um ihm den Stoff wieder zu entziehen.
 

„Mir geht es gut. Denke ich.“, Treize verstand, dass Zechs ihm nicht zu nahe kommen wollte und ließ ihn zurückweichen. Fast war es Zechs als ob Treize noch etwas anderes sagen wollte, doch er schwieg und begann sich aufzusetzen.

Zechs beobachtete Treize Bemühungen sich in eine stehende Position zu bringen und debattierte mit sich, ob er Treize helfen sollte. Aber würde der stolze Konsul das überhaupt wollen? Gestern Nacht war eine Ausnahmesituation gewesen, in der Treize ihn geradezu um Hilfe gebeten hatte, aber jetzt?
 

„Was ich jetzt tun werde,“ Treize seufzte, nahm sich den Wasserkrug und schüttete den Inhalt aus dem Fenster hinaus in den Garten. „Es wird nicht sehr mannhaft sein. Aber du hast es ja schon einmal miterlebt.“
 

Bevor Zechs etwas erwiderte, hatte Treize sich schon über den Krug gebeugt.
 

„Schon gut.“ Zechs hob abwehrend die Hände und hörte schon Treizes Würgen. „Tu dir keinen Zwang an. Ich warte draußen.“ Er glaubte nämlich, dass er selbst einen Krug benötigen würde, wenn er im Zimmer verbliebe und Treize dabei zusah, wie sich dieser seines Mageninhaltes entledigte.

Bei Mariemaia hatte es ihm nichts ausgemacht, aber in dieser Situation hatte er überhaupt nicht nachgedacht, was er getan hatte. Er hatte auch keine Wahl gehabt als das Mädchen zum Erbrechen zu bringen. Jetzt jedoch hatte er die Wahl und lieber stand er alleine im Flur als Treize dabei zuzusehen. Doch die viel sagenden Geräusche, die durch die Tür standen, waren auch nicht angenehm. Treize nahm diese Aufgabe, wie alles andere, sehr genau.
 

„Würgt er einmal wieder seine Innereien heraus?“, grüßte ihn Sally – pragmatisch wie immer - als sie um die Ecke gebogen war und neben ihm stehen blieb. Sie hatte augenscheinlich weniger Skrupel als Zechs und stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. „Geht es Liebling?“, flötete sie und ein unanständiger Fluch tönte zu ihnen auf den Flur hinaus.
 

„Muss das sein?“ Zechs zog die Tür wieder zu und stellte sich demonstrativ mit verschränkten Armen davor. „Lass ihn, ich glaube es ihm schon unangenehm genug.“
 

„Er muss mit den Konsequenzen leben, wenn er sich schon freiwillig mit Stechapfel zudröhnt.“
 

„Ja schon, aber... Es ging ihm gestern wirklich schlecht. Nicht, dass es eine Ausrede ist, aber ich kann ihn schon irgendwie verstehen.“, schloss er lahm und bemerkte er jetzt wie sehr er Treize verteidigte. Warum eigentlich?
 

Sally hatte es ebenfalls bemerkt und lächelte. „Lass mich.“ Sie drückte ihn zur Seite und öffnete erneut die Tür. „Treize, ich hole dir etwas für deinen Magen.“
 

„Danke.“, presste Treize zwischen zwei trockenen Würgen hervor.
 

Die Ärztin blickte Zechs verwundert an als sie wieder den Kopf aus der Tür zog. „Du hast mit ihm geschlafen?“ Ihr war wohl das zerwühlte Bett aufgefallen.
 

„Was?“ Schon schickte sich Zechs an mit aller Heftigkeit zu widersprechen.
 

„Nein, ich meinte nicht das.“ Sie dehnte das letzte Wort und kicherte vergnügt über Zechs‘ Gesichtsausdruck. Überhaupt schien sie sehr guter Laune zu sein. Was Zechs zu der Überlegung veranlasste, was Une und Sally wohl noch alles getan hatten, nachdem sie ihn wieder weggeschickt hatten.

„Er ist neben dir eingeschlafen?“, fragte sie erneut.
 

„Ist es bei den Römer verboten zu zweit in einem Bett zu schlafen? Treize hat schon so etwas Ähnliches gesagt als er aufgewacht ist.“

Sally lächelte wieder und Zechs wurde ungeduldig. „Sally, du weißt doch etwas. Was ist es? Heraus mit der Sprache!“
 

Sie lehnte sich an die Wand und neigte den Kopf zur Seite. „Une hat es mir gestern erzählt. Sie hat mir von Treize erzählt nachdem ich sie dazu gedrängt habe...“
 

„Drucks nicht so herum.“
 

„Treize hat seine Liebhaber.“, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand und Zechs verdrehte genervt die Augen. Also das hatte er selbst schon lange gewusst.
 

„Aber er schläft mit ihnen nie in seinem Schlafzimmer oder bleibt bei ihnen über Nacht. Er kann Niemandem so sehr vertrauen als dass er sich so entspannen könnte neben ihm einzuschlafen. Deshalb wundert es mich.“
 

‚Ich dachte, du hättest mich verraten. Das hätte ich nicht verwinden können, denn ich vertraue dir. Mehr als du dir vorstellen kannst.‘ Zechs hörte die Worte erneut in seinem Kopf. Die Worte, die Treize in der Nacht zu ihm gesprochen hatte.

„Es war sicher nur der Stechapfel.“, wich Treize aus und nahm Treize damit wieder in Schutz.
 

„Nein, das glaube ich nicht. Nicht nur das.“ Sie beugte sich vor und strich Zechs die langen blonden Strähnen aus dem Gesicht. „Du tust ihm gut. Das kann ich dir als seine Ärztin versichern. Wenn du nicht hier wärst, dann hätte er sich schon viel öfters betrunken oder wäre zu den einschlägigen Freudenhäusern gegangen oder zu den Orgien. Das waren durchaus seine Hauptbeschäftigungen, wenn er hier in Rom war.“
 

Doch bevor Sally noch weitere Einzelheiten aus Treizes Vergangenheit ans Licht bringen konnte, trat der Konsuls selbst aus dem Zimmer.

„Sally, wenn du mir jetzt irgendeine deiner Kräutertränke bringen könntest, wäre ich dir sehr dankbar.“, begann er. „Und sag Duo er soll euch etwas zu Essen aus der Küche holen. Ich glaube, wir müssen reden.“
 

„Wirst du es ihr sagen die Sache mit Marie und dir?“, wollte Zechs wissen als Sally gegangen war. Doch Treize antwortete nicht darauf, vielleicht hatte er darüber noch nicht nachgedacht.

„Auf alle Fälle musst du mit Duo reden.“, drängte Zechs sanft. „Er wurde auch erpresst.“
 

Das führte dazu, dass Treizes Kopf zu ihm herumfuhr. „Wie bitte? Mein Leibdiener wurde erpresst!“ Treize fasst dies als persönliche Beleidigung auf und seine Hand, die noch immer den Wasserkrug hielt spannte sich an. „Ich sehe schon, das wird wieder ein höchst interessanter Tag werden.“, es klang durch und durch sarkastisch. „Esst schon einmal. Ich brauche ein Bad.“
 

Es dauerte in der Tat eine Weile bis Treize zurückkam. In der Zwischenzeit hatten es sich Duo, Sally und Zechs, in Ermangelung von Tischen oder Liegen, auf dem Bett bequem gemacht. Duo saß am Kopfende während sich die anderen beiden gegen je einen Bettpfosten lehnten. Das Tablett mit Essen hatten sie einfach vor sich aufgestellt.

Zechs fiel auf, dass Duo sichtlich nervös war und auch die Beteuerung, dass Treize wieder ganz der Alte war, half nicht den Leibdiener zu beruhigen. Natürlich war es gerade auch für Duo ungewöhnlich sein Frühstück im Beisein seines Herren einzunehmen und ausgerechnet auch noch in dessen Schlafzimmer.

Sally und Zechs waren da weniger befangen und als der Konsul das Zimmer betrat, hatten sie ihre Mahlzeit längst beendet. Zechs schwenkte noch etwas Kräutersud in seinem Becher und hatte das Kinn in die Hand gestützt, während er beobachtete wie Treize sich nochmals im Flur umsah und dann die Tür versperrte. Offenbar nahm Treize die Vermutung unter der Dienerschaft könnte sich ein Verräter aufhalten sehr ernst.

Der Konsul hatte die zerknitterte Tunica gewechselt, trug nun einen frischen Rock. Sein Haar war noch feucht und ein paar Wassertropfen waren auf seine Kleidung gefallen. Alles in allem machte er auf Zechs nicht mehr den Eindruck eines Mannes, der vor seinen Problemen davonlief und sich in den Dunst von Drogen flüchtete, ganz so wie in der vergangenen Nacht.
 

„Zechs hat mir zu verstehen gegeben, dass es wohl hier im Haushalt einen Verräter gibt.“, begann Treize ohne Umschweife, nachdem er sich einen Apfel genommen hatte.
 

„Halt, halt.“ Sally hob abwehrend die Hände. „Bevor wir darüber reden, müssen wir erst etwas anderes klären. Was hat dich gestern so aufgebracht?“
 

„Ich wüsste nicht, warum ich...“, wich Treize aus und wurde sofort wieder unterbrochen durch Sally.
 

„Du warst nicht du selbst und so wie du dich verhalten hast, hätte man fast meinen können, die hättest den Verstand verloren! Du hättest Zechs beinahe mit diesem Schwert aufgespießt.“ Sie streckte anklagend die Hand aus und deutete auf das Schwert, das noch immer auf dem Tisch neben der Tür lag.
 

„Sally das ist jetzt reichlich übertrieben.“, versuchte Zechs den Konsul zu verteidigen. Es war ja nichts passiert und Zechs hätte sich schon zu wehren gewusst, falls Treize ihn tatsächlich hätte verletzen wollen.
 

„Jetzt hilf ihm nicht auch noch!“, fuhr Sally Zechs an. „Treize kann sich selbst verteidigen. Treize,“, richtete sich wieder an den Konsul. „Wir vertrauen dir, wir stehen hinter deinen Entscheidungen und haben bis jetzt auch alle Konsequenzen getragen. Ich würde sagen, wir verdienen auch dein Vertrauen.“
 

Treize biss in seinen Apfel und verschaffte sich so etwas Bedenkzeit. Kurz sah er zu Zechs und dieser nickte unmerklich. Ja, Treize musste es den anderen sagen, dies war auch Zechs‘ Ansicht.
 

„Das Mädchen, Mariemaia.“ Treize schluckte und sah wie beiläufig aus dem Fenster. „Sie ist meine Tochter.“
 

Zechs nickte erleichtert, froh darum, dass Treize es ausgesprochen hatte und von nun an diese Bürde nicht mehr alleine tragen musste.

Duo starrte seinen Herren mit großen Augen an und Sallys riss vor Schock die Augen weit auf.
 

„Bis zum gestrigen Tag wusste nur Zechs davon.“ Hier wurde Zechs von der Ärztin und Duo ungläubige Blicke zugeworfen und verlegen spielte der Germane mit einem Stück Brot, das er noch auf seinem Teller liegen hatte.
 

„Gestern Morgen erhielt ich eine Notiz, die verlangte, dass ich die Wahl eines Präfekten unterstützen sollte, sonst würde Mariemaia sterben. Später während des Senatssitzung wurde genau jene Wahl heftig diskutiert. Ich sprach mich dagegen aus und als ich heimgekommen bin, lag Mariemaia vergiftet im Garten.“
 

„Ah, nun das erklärt zumindest dein Verhalten.“, Sally schien trotz allem erleichtert. „Und du hast Zechs verdächtigt, dich verraten zu haben?“, mutmaßte sie weiter.
 

Treize nickte und kurz blitzte ein entschuldigendes Lächeln auf seinen Zügen auf. Zechs erwiderte es.
 

„Aber dieser Anschlag galt nicht Marie, sondern Treize.“, mischte sich nun Zechs ein. „Niemand hätte es planen können, dass Marie ausgerechnet gestern sich in Treizes Park aufhält und auch noch von den vergifteten Früchten isst.“
 

Sally stimmte dem zu. „Sehe ich auch so. Zumal es kein tödliches Gift gewesen ist.“
 

„Aber das hieße ja, die Erpressung und der Anschlag stehen nicht in Zusammenhang und wurden von zwei unterschiedlichen Hintermännern verübt.“
 

Jeder starrte Duo an, überrascht wie scharfsinnig der Leibdiener die Situation analysiert hatte.

Treize lachte und zerzauste Duos Haare, der inzwischen errötet war, ob der ungeteilten Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. „Ja, das ist richtig. Sehr gut beobachtet Duo. Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich damals aufgenommen habe. Auch wenn du von Zeit zu Zeit Wein über meine Kleider schüttest.“, tadelte er sanft. „Außerdem hättest du gleich zu mir kommen sollen. Zechs hat gesagt auch du würdest erpresst werden.“
 

Duo zuckte schuldbewussst zusammen. „Ja. Ich, konnte nicht, weil...“, stammelte er.
 

„Was wollten sie von dir?“ Sally beugte sich vor und zog Duo sanft an an seinem Zopf.
 

„Sie haben mir Fragen gestellt. Ganz unsinnige Sachen. Wo sich die Leibwache aufhalten würde. Ob ihr überhaupt bewacht werdet. Was eure Lieblingsspeisen sind...“
 

Zechs horchte auf: „Was hast du geantwortet?“, unterbrach er den Diener und wartete gespannt auf die Antwort.
 

„Treize isst gern kandierte Früchte.“, Duos Augen wurden groß und dann schlug er sich die Hände vor den Mund. „Oh Gott, es war alles meine Schuld!“
 

„Nein Duo.“ Treize setzte sich neben den Leibdiener und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Im Gegenteil, jetzt wissen wir etwas sehr Wertvolles.“

Es waren vergiftete kandierte Früchte gewesen, die Mariemaia gegessen hatte. Sicher mehr als nur ein Zufall. Vielmehr gab es eine Verbindung zwischen Duos Erpresser und der Vergiftung.
 

Sally runzelte die Stirn. Sie glaubte drei Pflaumen aus der Schale, die vor ihr Stand. „Nochmal von vorn. Duo wurde erpresst.“, Sally legte eine Pflaume auf ihren leeren Teller. „Dann Treize, nämlich gestern morgen.“, Eine zweite Pflaume gesellte sich mit auf den Teller. „Und dann gibt es noch jemanden, der Treize vergiften wollte.“ Die drei Früchte bildeten nun ein Dreieck doch Zechs schob zwei der Pflaumen zusammen auf einen Haufen.
 

„Die Vergiftung und Duos Erpressung gehören zusammen.“
 

„Und wer steckt dahinter?“, stellte Sally die nächste Frage. „Duo, hast du die Männer erkannt, die dich erpresst haben?“
 

„So dumm haben sie sich dabei leider nicht angestellt.“, meinte Duo entschuldigend.
 

Auch Treize starrte nun konzentriert auf die Pflaumen, dann auf Duo. „Was haben sie gegen dich verwendet, Duo? Was macht dich erpressbar?“
 

Duo schluckte schwer. Er biss sich mit den Zähnen auf die Unterlippe, bevor er nach dem dünnen Lederband griff, das um seinen Hals hing. Er zog er hervor und mit ihm einen kleinen hölzernen Anhänger in Form eines Kreuzes, der sanft in der Luft hin- und herschwang.

Zechs verstand nicht, was das bedeuten sollte, anders als Sally und Treize, die sehr überrascht waren.
 

„Du bist Christ!“, entfuhr es Sally. „Seit wann?“
 

„Schon immer.“, gab Duo zurück und wagte es nicht seinen Herren anzublicken, der seinen Leibdiener ernst musterte. „Es waren Christen, die mich in Athena bei sich aufgenommen und aufgezogen haben. Sie haben mir diesen Glauben vermittelt und sind dafür auch gestorben und ich werde das gleiche tun!“ Seine Worte klangen trotzig, obwohl sich Duo nicht wohl in seiner Haut fühlte. Er fürchtete das Urteil seines Herren.
 

Zechs verstand immer noch nichts. „Kann mir das jemand erklären?“
 

Treize erbarmte sich der Unwissenheit des Germanen. „Eine Sekte der Juden.“, erklärte er. „Wie die Juden glauben sie, dass es nur einen Gott gibt. Außerdem klammern sie sich an die Vorstellung, dass ihr Messias demnächst wieder auf die Erde kommt um sie von dem Joch der Römer zu befreien.“
 

„Kann ich verstehen.“, hielt Zechs dazwischen und prompt traf ihn der abgenagte Rest des Apfels an der Stirn. Zechs war versucht ihn wieder zurückzuwerfen, doch Duo war aufgestanden und auf Treize zugegangen.
 

„Es ist mehr als das.“, protestierte Duo. „Jeder Mensch erfährt die gleiche Gnade von Gott und jeder Mensch ist gleich. Niemand darf als Gott verehrt werden.“
 

„Ja, euch widerstrebt der Kaiserkult, ich weiß das. Aber hat eurer Rabbi nicht gesagt, gebt Gott was Gott gehört und dem Kaiser was dem Kaiser gehört?“
 

Nun, wenn Duo mit Treize diskutieren wollte, da musste er wohl früher aufstehen. „Woher wisst ihr das?“
 

„Nur, weil ich römischer Adliger bin und Christen nicht tolerieren darf, heißt das nicht, das ich nicht eure Lehren lesen dürfte.“, entgegnete Treize. „Mir ist es gleich was du glaubst Duo. Aber du siehst, in welche Gefahr es dich, mich und auch Heero bringen kann.“
 

„Ich weiß.“, gestand Duo kleinlaut.
 

Treize hielt inne. „Wann warst du das letzte mal in den Katakomben?“
 

„In Rom? Noch nie.“
 

„Die Christen treffen sich regelmäßig in den Katakomben außerhalb der Stadt.“, erklärte Sally, die bemerkt hatte, dass Zechs immer noch nicht so recht verstand.
 

„Das ist gut.“ Treize nickte Duo zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern. „Du hast nichts zu befürchten.“, versicherte er Duo. „Falls sie das nächste Mal an dich herantreten und dich erpressen wollen, dann lass dir nichts anmerken und versichere ihnen, dass du alles tun wirst, was sie wollen. Aber dann teilst du es mir sofort mit.“
 

„Natürlich... Ah... Sie wussten von Senator Aurelius und...“, räusperte sich Duo.
 

„Das war doch dieser Senator, der damals in Korinth erstochen in den Bädern gefunden worden war! Bis heute weiß man nicht, wer ihn ermordet hat. Wir waren doch zur gleichen Zeit auf Befehl des Kaisers dort.“, erinnerte sich Sally.
 

„Senator Aurelius, Wirklich?“ Treizes Mundwinkel zuckten, dann lachte er auf. Er griff nach den zwei Pflaumen auf Sallys Teller und vertilgte sie genüsslich. „Ich glaube, ich weiß, wer der Verräter ist.“, offenbarte er den Grund für sein plötzliches Hochgefühl.
 

„Wer?“, sprudelte es aus Zechs, Sally und Duo unisono hervor.
 

„Ah... Nein, das wäre unklug, wenn ich es jetzt verriete. Vor allem müssen wir uns völlig normal verhalten und unseren Feinden keinerlei Anlass geben zu glauben, wir wären ihnen auf die Schliche gekommen. Von daher, “ Treize tippte sich mit dem Zeigefinger an die Lippe. „Mhm, ja. Die Diener glauben, dass ich Zechs nicht mehr länger vertraue. Deshalb Zechs bleibst du vorerst in deinem Zimmer, wir müssen diesen Glauben aufrecht erhalten. Es muss so aussehen, als ob...“
 

Zechs schüttelte den Kopf. „Seit wann sind es ‚unsere‘ Feinde? Ich habe damit ja wohl nichts zu tun und jetzt soll ich auch noch in diesem Intrigenspiel mitmischen. Nein, ich will da nicht mit hineingezogen werden!“
 

„Zechs. Du bist ein Teil des Spiels seit du in Rom eingetroffen bist. Du wirst tun, was ich sage, denn wenn nicht... Nun, die Prätorianer haben sich noch eine Zelle für dich frei.“, schloss Treize süffisant.
 

„Also, das ist doch...“
 

Doch Treize beachtete ihn nicht weiter und spann seine Gedanken weiter.
 

Sally wandte sich unterdessen an Zechs. „Ich würde sagen, Treize ist wieder ganz der Alte.“, flüsterte sie. „Intrigen und Verwirrungen das hebt seine Laune.“
 

„Scheint mir auch so.“, knurrte der Germane.
 

„Diese Schlangenbrut!“, rief Treize aus und schnappte sich die verbliebene Pflaume, die den letzten seiner Feinde darstellte. „Ich werde euch allen zuvorkommen.“ Er warf sie in die Höhe und ließ sie sich geschickt in den Mund fallen bevor er sie mit sichtlichen Genuss vertilgte.
 

Da hämmerte es an die Tür. „Konsul!““
 

„Das ist Heero.“ Duo war sofort aufgesprungen und öffnete dem Tribun die Tür zum Schlafzimmer.

Heero war völlig außer Atem als er den Raum betrat. Er sah so aus als ob er einen harten, langen Ritt hinter sich hatte. Seine Kleidung und Stiefel waren mit Staub und Schlamm bedeckt.
 

„Quatre... ich habe ihn gefunden!“



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