Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 30: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel XXX Energisch schritt Sally durch das Atrium der weitläufigen Villa. Sie hatte es auf einmal sehr eilig das Gästegemach zu erreichen, das sie sich mit Une teilte. Obwohl sie Zechs gesagt hatte, dieser könne sie aufsuchen, falls Treize irgendwelche Probleme machte, so hoffte sie doch, dass dies nicht der Falle sein würde. Zumindest nicht heute Nacht. Ausgerechnet nicht heute! Aber leider kannte sie Treize sehr gut und wenn er schon so kopflos auf die Vergiftung von Mariemaia Barton reagiert hatte, dann steckte noch mehr dahinter. Es war sehr, sehr ungewöhnlich, dass der Konsul sich dermaßen vergaß und sich keinen Deut mehr um Logik und rationales Denken scherte. Was mochte wohl dazu geführt haben? Sally wusste, dass Treize eine Schwester gehabt hatte. Aurelia Khushrenada war als sie gestroben war, in etwa im gleichen Alter gewesen wie Mariemaia. Womöglich hatte ihn der Anblick des hilflosen, beinahe erstickten Mädchens an seine Schwester erinnert. Treize selbst hatte ihr darüber natürlich nie etwas erzählt, also nahm sie sich vor Une zu fragen. Die Römerin wusste sicher Genaueres über die Umstände von Aurelias Tod und wie Treize damals darauf reagiert hatte. Sicherlich war ihm dieser Verlust sehr nahe gegangen und der Zwischenfall heute Nachmittag hatte die Wunden eines alten Traumas wieder aufgerissen. Bevor Sally die Tür zu den Gemächern öffnete wandte sie sich um und spähte in den Flur, den sie gerade durchquert hatte. Zechs hatte sie gewarnt, dass es möglicherweise einen Verräter unter den Dienern gab. Besser sie waren alle vorsichtig. Auch aus diesem Grund wollte sie Treize in dieser Nacht in der Gesellschaft des Germanen wissen. Das Gift hatte Treize gegolten, da war sich Sally sicher, und falls jemand noch einmal ein Attentat verüben wollte, dann war es besser, wenn Treize nicht alleine war. Doch niemand hatte sie verfolgt oder lungerte in den dunklen Schatten der Treppe, die in dieses Stockwerk führte. Nichtsdestotrotz verschloss die sorgfältig die Tür und schob den Riegel vor. Une wartete bereits im Zimmer auf sie und lächelte milde als sie das sorgenvolle Gesicht ihrer Geliebten betrachtete. „Das gibt doch nur Falten! Hör auf zu grübeln. Du wirst es auch nicht ändern können.“ Sally bewunderte die Römerin sehr. In der Öffentlichkeit gab sich Une immer so kalt, abweisend und überlegen. Viele fürchteten ihren Zorn und Une selbst wusste dies nur zu genau. Sie setzte ihren Ruf wohlüberlegt und skrupellos für ihre eigenen Ziele ein. In dieser Hinsicht waren sich Treize und Und recht ähnlich. Treize war im Kreis seiner Vertrauten ein anderer Mensch, ebenso wie Une, wenn sie mit Sally zusammen war... oder mit Treize. Obwohl Sally wusste, dass diese Episode in Unes Leben längst vorüber war, und dochflackerten noch immer heftige Gefühle der Eifersucht in ihr auf, wenn sie Treize und Une miteinander reden sah. „Geht es Treize gut?“, erkundigte sich Une. Da war wieder die Eifersucht. Auch Une wusste das und seufzte bedeutsam. „Du hast es nie richtig verwunden.“, fügte sie an, dann reichte sie Sally einen Becher mit Wein und bedeutete ihr doch neben ihr auf dem Diwan Platz zu nehmen. „Bei jedem anderen Mann wäre es mir auch gleichgültig.“, verteidigte die Ärztin ihre Gefühle. „Aber Treize ist nun einmal sehr charismatisch.“ Sie zögerte kurz. „Wenn er dich bitten würde, dann würdest du doch auch zu ihm ins Bett kommen.“ Damit handelte sich Sally einen erbosten Fußtritt ein, denn mittlerweile hatte sich Une umgelegt und ihre Beine über Sallys Schoß gebreitet. Une fand dies ganz und gar nicht lustig und Sally musste sich eingestehen, dass diese Bemerkung taktlos gewesen war. Wortlos bat sie mit einem Lächeln um Entschuldigung und begann Unes Füße zu massieren. „Treize würde nie darum bitten.“, stelle Une nach einigen Minuten der Stille klar. „Er bittet nie jemanden in sein Bett. Das hat er gar nicht nötig.“ Sie lächelte und Sally wusste nicht, ob es an der Massage lag oder etwa doch an den Erinnerungen, die Une an ihren früheren Liebhaber hatte. „Aber...“ Une atmete tief durch und ein kurzer Anflug von Trauer zeichnete ihre aristokratischen Züge. „Aber was?“ „Du solltest wissen: Treize hat mich nie geliebt. Oder irgendjemand anderen. Liebschafter sind für ihn ein Zeitvertreib oder ein Nutzen, wenn er die Leute damit beeinflussen kann. Weißt du, dass er nie mit mir in einem Bett zusammen geschlafen hat?“ „Ihr habt es nicht im Bett miteinander getrieben? Wo denn dann?“, Sally spielte die züchtige Frau und riss in gespieltem Entsetzen, die Augen auf, obwohl sie sich denken konnte, was Une damit sagen wollte. „Ich meinte, die völlig unschuldige Bedeutung des Ausdrucks ‚zusammen schlafen‘. Treize vertraut einfach Niemandem so weit, dass er neben einem anderen Menschen einschlafen könnte. Deshalb verlässt er seine Liebhaber auch immer nach dem Akt und nimmt sie nie mit nach Hause in sein eigenes Schlafgemach, denn er müsste sie ja aus seinem eigenen Bett schmeißen. Was natürlich sehr unhöflich und unschicklich wäre.“ Hier lachten beide. Ja, das war Treize: Selbst wenn es darum ging mit jemandem das Lager zu teilen, dachte er noch an Etikette und Höflichkeit. Une wurde wieder ernst. Sie umklammerte ihren Becher und betrachtete den Wein darin.„Eigentlich ist es schlimm, wenn man niemandem traut. Früher... als Kind... da war er nicht so.“ „Wann hast du ihn das erste Mal getroffen?“ „Wir waren noch Kinder als wir uns auf einem Gelage getroffen haben. Genauer gesagt war es so, dass ich mit Aurelia gespielt habe und er sich wie eine Glucke um seine kleine Schwester gekümmert hat. Jeder Bursche, der Aurelia geärgert, sie an den Haaren gezogen oder ihre Puppe weggenommen hatte, konnte sich der Rache des großen Bruders sicher sein.“ „Aurelia war doch...“ Doch bevor Sally weitersprechen konnte, unterbrach sie ein lautes Klopfen an der Tür. Sie ahnte sofort, was es zu bedeuten hatte. „Ich hatte Zechs gesagt, dass er mich holen soll, falls es etwas gibt.“ Une stöhnte und setzte sich auf. „Zuerst lässt dich Treize holen, dann willst du die Nacht hier verbringen und jetzt stört uns auch noch dieser Germane!“, beklagte sie sich. Sally küsste sie versöhnlich während der ungebetene Besucher noch weiter an der Tür hämmerte. Als sie endlich öffnete, trat Zechs sogleich ein und schloss die Tür. Erst dann wurde er sich bewusst, dass Sally nicht alleine war. Er starrte Une an, die nun ebenfalls aufgestanden war und sich demonstrativ an Sallys Seite stellte. „Ich störe doch nicht, bei... irgendetwas?“ Zechs schien es mit einem Mal fiel zu warm zu sein, so wie er an seinem Kragen herumzupfte und versuchte nicht ständig auf Unes schlanke Silhouette zu blicken, die durch ihre eng geschnürte Tunica noch besonders betont wurde. „Doch, eigentlich schon.“, Une starrte unerbittlich zurück. Es war kein Geheimnis, dass sie von Zechs nicht viel hielt und auch nicht verstand, warum sich Treize überhaupt mit dem Germanen abgab. „Ah... dann bitte ich vielmals um Entschuldigung.“ Der Sarkasmus in der Stimme war nun auch nicht gerade zu überhören und bevor sich Zechs und Une endgültig an die Gurgel gingen, deutete Sallys auf das tönerne Gefäß, das Zechs bei sich trug. „Was ist das?“ „Treize hatte es in seinem Zimmer stehen.“ Sally nahm das Gefäß in die Hände und betrachtete den Inhalt. Sie erkannte das klumpige Harz des Weihrauchs, aber sicher wäre Zechs nicht zu ihr gekommen, wenn Treize nur Weihrauch verbrannt hätte. „Er sagte, es sei Stechapfel.“, erklärte Zechs weiter. Sallys Augen wurden bei diesen Worten groß. „Dann sollte ich besser...“ Sie wollte schon in Richtung Tür gehen, da hielt sie Une zurück. „Nein, das tust du nicht. So lange Treize nichts von dem Stechapfel gegessen hat, wird er ein paar Stunden lang in Morpheus Armen liegen und am Morgen mit Kopfschmerzen aufwachen. Nichts, was du durch deine Anwesenheit ändern könntest.“ „Aber...“, protestierte Sally, wurde jedoch sogleich wieder unterbrochen. „Hat er Stechapfel gegessen?“, wollte Une von Zechs wissen. „Ich denke nicht.“, gab Zechs vorsichtig zurück. „Na also.“ Une öffnete die Tür und schob Zechs förmlich aus dem Zimmer. „So lange er ruhig und fest schläft, kann nichts passieren. Du bleibst bei ihm und Morgen ist alles wieder beim Alten.“ „Ja, aber, ich sollte...“, hörte man Zechs noch auf der anderen Seite der Tür bevor Une wieder den Riegel vorschob. Sally, die noch immer die Schale in der Hand hielt, blinzelte ihre Geliebte verblüfft an. Doch sie konnte Une schon verstehen, seit langem hatte sie einmal wieder die Möglichkeit ungestört zusammen zu sein. Une wusste, dass Sally bald mit Treize nach Ägypten aufbrechen würde und war begierig darauf die verbleibende Zeit auch zu nutzen. Gerade weil niemand wusste, wie lange Treizes Reise nach Ägypten dauern würde. Womöglich war dies ihre letzte gemeinsame Nacht. Widerwillig stellte Sally das Gefäß ab, sie ließ sich auf das Bett fallen und löste ihren Zopf. „Soll ich nicht doch nach ihm sehen?“ Une legte sich neben sie und strich ihr durchs Haar. „Zechs soll auf ihn aufpassen und wenn Treize tatsächlich aufwachen sollte, dann wird er so eine schlechte Laune haben, dass er sie an Zechs auslässt. Also ist es doch viel besser hier bei mir zu bleiben.“ „So habe ich das bisher noch nicht gesehen.“ Sally hob nun selbst die Hand doch bevor sie damit Unes Gesicht berühren konnte, hielt sie inne. „Eines noch... und sei bitte ehrlich. Hast du ihn damals geliebt?“ Une blickte ernst auf sie herab. „Ich habe geliebt, was er als Mann mit mir getan hat. Das habe ich damals nicht begriffen, aber jetzt weiß ich es.“ „Wie meinst du das? Du warst doch früh verheiratet und sicher war Treize nicht dein erster Liebhaber gewesen.“ „Nein, das nicht.“ Une begann die Bänder aufzuknoten, die die Tunica so eng an ihrem Körper hielten. „Römische Ehemänner sind Schweine.“, erklärte sie ihrer Freundin. „Jede Hure hält ihre Beine mit größerem Vergnügen offen als eine römische Ehefrau. Vor allem, wenn sie eine Adlige ist.“ Der Ton war so bitter, dass Sally sich unwillkürlich aufrichtete und Une in die Arme schloss. Une hatte noch nie von ihrer Ehe oder ihrem Mann erzählt und so war Sally überrascht diese schonungslosen Worte zu hören. „Wir Ehefrauen dienen nur zu einem Zweck: Den adligen Nachwuchs sicherstellen. Vergnügen und Leidenschaft suchen sich die Männer außerhalb des Ehebettes. Ich habe nicht um meinen Mann getrauert als sie mir die Nachricht schickten, er sei gefallen.“ Sie wollte fortfahren ihre Kleider abzustreifen, doch Sally hielt Une zurück. „Jetzt bin ich hier und wir haben die ganze Nacht für uns. Also kein Grund zur Eile. Erzähl es mir.“, bat sie. Une ließ die Hände wieder sinken und nahm es hin, dass Sally sie mit in die Kissen zog, die am Kopfende des Bettes aufgetürmt waren. „Ich wollte keinen Mann mehr.“, murmelte Une als sie beide so dalagen. „Ich dachte, sie wären doch alle gleich... Da traf ich Treize.“ Sie lachte, trotz der freudlosen Erinnerungen, die ihr gerade durch den Kopf gegangen waren. „Man hatte nach ihm geschickt, er solle wieder nach Rom kommen. Treize war zu dieser Zeit in Ägypten gewesen und hatte sich dort einen Namen gemacht. Es war auf einem Festgelage zu Ehren seiner Rückkehr. Selbst der Kaiser war anwesend.“ „Du auch...“ „Und ich auch.“, bestätigte Une. „Ich weiß nicht, was Treize damals damit bezwecken wollte. Doch statt wie es sich gehörte in Tunica und Toga zu erscheinen, hatte er sich wie ein Ägypter gekleidet. Vermutlich war es aus Trotz, man munkelte, dass Treize lieber in Ägypten geblieben wäre statt nach Rom zu kommen. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, dass sein Aufenthalt im Süden einem Exil gleichgekommen wäre. Die Umstände seiner Abreise waren auch nie wirklich ans Licht gekommen. Aber ich weiß es nicht genau. Ich habe ihn nie danach gefragt.“ Sally fand die Vorstellung merkwürdig, dass Treize sich so gekleidet hatte. Sie konnte sich Treize nicht in der ägyptischen Landestracht vorstellen, wusste sie doch genau wie sich ägyptische Edelmänner kleideten. Oder dass er geschminkt wäre und Schmuck trug. Treize war durch und durch, bis in die kleinste Faser seines Körpers ein Römer! „Er sah prachtvoll aus, der überbordende, verschwenderische Schmuck, das feine Leinen seines kurzen Schurzes. Die dunkel geschminkten Augen, sogar einen Ohrring hatte er getragen. Man erkannte, dass er in Ägypten nicht dem Müßiggang erlegen war.“, erzählte Une weiter. „Seine Haut war noch gebräunt von der Sonne Ägyptens und er sprach mit diesem exotischen Akzent, der sich eingeschlichen hatte. Ich glaube, es gab keine Frau, die ihn nicht gerne in ihrem Bett gesehen hätte. Selbst die Frau des Kaisers verschlang ihn förmlich mit ihren Blicken. Natürlich bemerkte Treize das und hatte wahrscheinlich sogar damit gerechnet. Jede noch so versteckte Anspielung oder die Angebote der reichen Matronen, er wies sie alle geschickt ab.“ Jetzt hörte Sally ganz deutlich das Lächeln in der Stimme ihrer Freundin. Auch wenn sie deren Gesicht nicht sah. „Ich traf ihn dann später im Park des Palastes. Er wollte für einen kurzen Moment der Festgesellschaft entfliehen und betrachtete die Statue des Jupiters im Mondlicht. Ich weiß es noch wie heute, er hat den Kopf gedreht, weil er mich gehört haben musste. Ich stellte mich ihm gegenüber. Er bedauerte den Tod meines Mannes und dass ich jetzt eine Witwe war. Ich unterbrach ihn. ‚Spar dir deine Floskeln.‘, habe ich gesagt. ‚Sag mir, was du wirklich denkst.‘“ „Was hat er geantwortet?“ „Nichts. Gelächelt, mich an meinem Kleid gepackt und mich geküsst. Es waren keine weiteren Worte nötig.“ Worte waren auch zwischen Sally und Une nicht mehr nötig als Sally ihre Freundin küsste. Schon bald waren die Erinnerungen an alte Liebhaber und verflossene Beziehungen vergessen. Neue Erinnerungen wurden geschaffen als sie sich in den Armen lagen, einander Liebesschwüre zuflüsterten und Dinge taten, die Une mit ihrem früheren Ehemann ganz sicher nie geteilt hatte. Sally drückte einen Kuss auf Unes Bauch, deutlich spürte sie das Pulsieren des Blutes unter der Haut und nahm ihre Hand zu Hilfe um das zu beenden, was ihre Lippen begonnen hatte. Ebenso spürte sie als sich der Körper unter ihren Händen anspannte. Die Ägypter glaubten, dass Mann und Frau ursprünglich ein Geschöpf gewesen waren, das auf der Töpferscheibe des Gottes Chum geteilt worden war. Die Vereinigung von Mann und Frau war der uralte Wunsch dieses Wesens wieder Eins und Vollkommen zu werden. Wenn Sally auf den Körper ihrer geliebten Une blickte, dann war sie versucht dieser Geschichte zu glauben. Sally kannte den menschlichen Körper besser manch anderer und wusste, zu für Leistungen er fähig war und doch... Sie war jedes Mal davon fasziniert und fragte sich, was sich die Götter dabei gedacht hatten. „Sally...“, Unes Stimme war nicht mehr als ein Hauch, doch es genüngte, um Sallys schwärmerische Gedanken zu unterbrechen. Einmal mehr wunderte sich Sally, wie anders ihre Geliebte war, wenn sie zusammen das Lager teilten. Une würde sich sonst nie so schwach geben. Sie stützte sich auf den Ellbogen auf und als sie das zufriedene Lächeln auf den Gesichtszügen Unes sah, musste auch Sally lächeln. „Mhm, das wird mir fehlen.“, knurrte sie mit kehliger Stimme und legte eine zitternde Hand in Sallys Nacken. „Komm her.“, forderte sie und küsste Sally sanft auf den Mund. Une mochte Treize nicht geliebt haben, aber sie liebte Sally und ließ sie es die ganze Nacht hindurch spüren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)