Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 28: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Ich hoffe, dass dieses Kapitel etwas Klarheit verschafft in unserem römischen Sumpf aus Intrigen. ^^ Kapitel XXVIII Die Sklaven waren allesamt aufgebracht. Keiner von ihnen, angefangen von den jungen Burschen, die die Botengänge erledigten bis zu der gestandenen Köchin, fand mehr Ruhe und ständig wurden die Geschehnisse des Tages neu aufgerollt. Jeder erzählte seine Version der Geschichte oder wusste neue Details beizusteuern. Für Acht hätte der Tag nicht besser verlaufen können. Endlich hatte sich die jahrelange Arbeit und die anstrengende Zeit des Warten gelohnt. Endlich hatte sich seine Geduld ausgezahlt! Aber, so ganz genau nach Plan war der Tag wiederum auch nicht verlaufen. Niemand hätte damit rechnen können, dass ausgerechnet diese Göre Mariemaia auftauchen würde. Dass ausgerechnet sie zuerst von den vergifteten Früchten aß, die eigentlich für Treize bestimmt waren. Deshalb musste er auch Bericht erstatten und hoffte, dass es inmitten der aufgeregten Dienerschaft nicht auffiel, dass er die Villa verließ. Senator Dermail residierte glücklicherweise ebenfalls in diesem Viertel der Stadt, so dass Acht nicht lange wegbleiben würde. In der Tat beachtete ihn niemand als er durch den Park eilte und die Pforte durchschritt, die zur Straße hinausführte. Treize befand sich ohnehin irgendwo in seinen Gemächern und ebenso der abscheuliche Germane. Sicherlich war er mittlerweile in ein Zimmer gesperrt worden und konnte nicht mehr länger frei in der Villa herumspazieren. Dass Treize dem Germanen nicht mehr vertraute, ihm sogar heute Nachmittag beinahe an die Gurgel gegangen wäre, das würde Senator Dermail mit Sicherheit interessieren. Acht erinnerte sich noch lebhaft an den unberechenbaren und entschlossenen Gesichtsausdruck, den Treizes Züge gezeichnet hatten. Der Konsul hätte das Mädchen mit all seiner Macht beschützt. Es gab keinerlei Zweifel mehr, sie war in der Tat seine Tochter. Ob sie wohl überleben würde? Acht wusste nicht, was für ein Gift es gewesen war, mit welchem er die Früchte beträufelt hatte. Aber bestimmt war es tödlich. Was für einen Sinn hätte dieser Anschlag denn sonst gehabt, wenn er nicht Treizes Leben gegolten haben mochte? Auf den Straßen des Nobelviertels war es um diese Tageszeit sehr ruhig. Die edlen Herren und ihre Familien waren noch beim Abendessen oder bereiteten sich auf ein festliches Gelage vor. Zügig huschte Acht an den prachtvollen Fassaden vorbei. An Dermails Villa angekommen umrundete er das Anwesen und betrat das Gebäude durch die Küche. Die Sklaven beachteten ihn kaum, er war ihnen bekannt, und sie verrichteten weiter ihre Arbeit. Der Senator befände sich mitten in einer Unterredung, wurde Acht mitgeteilt. Aber man werde ihm seine Anwesenheit sobald melden. Schließlich empfing ihn der Senator in seinem Arbeitszimmer, ein karger Raum, der nicht viel mehr als einen Tisch und etliche Regale für Schriftrollen beinhaltete. Doch – und dies war überraschend für Acht – sein Herr war nicht alleine. Marcus, der Sohn des Kaisers, befand sich ebenfalls hier und wie es schien hatte er die beiden mitten in ihrer Unterredung gestört. Marcus war wohl der Gast gewesen, von dem die Sklaven berichtet hatten. Der junge Adlige stand am Fenster des Raumes und hob träge den Kopf als Acht eintrat. Er verbarg seine Neugierde auf Achts Bericht sehr gekonnt, doch seine Brauen zuckten nervös und er leckte sich in gespannter Vorfreude die Lippen. „Was gibt es Acht?“ Der Senator faltete die Hände und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Es war nicht vorgesehen, dass Acht heute zu ihm kam um Bericht zu erstatten. Treize hätte Verdacht geschöpft, wenn Acht zu häufig aus der Villa verschwand. Acht fragte sich, warum ihn Dermail nicht bereits erwartet hatte. Schließlich hatte ihm der junge Herr Marcus den Befehl gegeben die Früchte zu vergiften. Marcus war es sogar gewesen, der Acht die kleine Phiole mit Gift in die Hand gedrückt hatte. Senator Dermail musste darüber doch im Bilde sein, sicherlich hatte er Marcus‘ Vorgehen gebilligt. Doch wie es schien, hatte der Senator keinerlei Ahnung was heute für ein Anschlag auf Treize geplant gewesen war. „Leider ist nicht alles nach Plan verlaufen.“, beichtete Acht und kam sogleich zum Wesentlichen. „Nicht Treize hat von den vergifteten Früchten gegessen, sondern Mariemaia, die Enkelin von Senator Barton.“ Er ging davon aus, dass Dermail unterrichtet war. Wenn nicht, dann war es nicht seine Schuld und falls Dermail doch Bescheid wusste, dann würden ihn lange Vorreden nur erzürnen. Unbehagliches Schweigen herrschte in dem Raum. Dermails buschige Augenbrauen berührten fast den schütteren Haaransatz und Marcus trat von einem Fuß auf den anderen. „Aber dafür habe ich Treizes Reaktion beobachten können. Es besteht kein Zweifel, dass er der Vater des Mädchens ist.“ Hier vernahm man ein leises überraschtes Schnauben von Marcus. „Ebenso steht fest, dass Treize den Germanen für die Erpressung verantwortlich macht. Er hätte diesen Zechs fast den Prätorianern ausgeliefert.“ „Ich habe keine Ahnung von was du da redest.“, entgegnete Dermail aufgebracht und schlug mit einer Faust auf den Schreibtisch. „Ich habe auch keinerlei Befehle gegeben, die angedeutet hätten jetzt und sofort gegen Treize vorzugehen.“ Acht hatte dies schon vermutet und war klug genug, jetzt still dazustehen und demütig den Kopf zu senken. Marcus hatte wohl einen Alleingang unternommen, indem er Acht befohlen hatte Treize die vergifteten Früchte unterzujubeln und Marcus sollte sich auch vor Senator Dermail verantworten. Er war schließlich nur ein einfacher Spion, der Treize schon lange beobachtete. Senator Dermail war es ein Dorn im Auge gewesen, dass Treize damals nach dem tragischen Tod seines Vaters so schnell unabhängig geworden und seine Angelegenheiten selbst geregelt hatte. Dermail hatte darauf spekuliert – wenn nicht als Vormund – so doch als Ratgeber für seinen Neffen fungieren zu können. Dass Treize häufig seine eigenen Wege ging und dies seinem Onkel ganz und gar nicht passte, das war der Grund gewesen Acht damals in Treizes Haushalt einzuschleusen. So konnte Dermail wenigstens erfahren, was Treize plante, mit welchen Leuten er sich umgab und so manches dunkle Geheimnis war auf diese Weise ans Licht gekommen. So zum Beispiel die Tatsache, dass Treize den Mord an Senator Julius Aurelius vertuscht hatte, ja sogar den Kaiser darüber im Unklaren gelassen hatte, und dass es Treizes Leibdiener gewesen war, der den Mord verübt hatte. Ein Wissen, dass sie geschickt eingesetzt hatten, um Duo, den besagten Leibdiener, unter Druck zu setzen und ihn für ihre Zwecke einzuspannen. „Gift!“, Dermail spieh das Wort voller Abscheu aus. „Gift! Das sind die Waffen von schwachen Frauen oder Huren.“ Er stand auf, so stürmisch, dass er den Stuhl dabei umwarf. Wutentbrannt drehte er sich zu Marcus um. Offensichtlich ahnte der Senator sofort, wer hinter diesem Anschlag steckte. „Was hast du dir dabei gedacht? Was hätte es uns genützt, wenn er jetzt gestorben wäre?“ „Ich wollte Treize eine Lektion erteilen.“, verteidigte der kaiserliche Sprössling sein Vorgehen, dabei tat er als ob ihn diese kleine Intrige im Grund nichts anginge. „Außerdem war es kein tödliches Gift. Er wäre schon nicht gestorben, hätte ein paar Tage das Bett gehütet. Mehr wäre auch nicht passiert.“ „Wie töricht! Was haben wir jetzt davon? Treize wird vorsichtiger sein denn je!“ Die Hände auf den Rücken gelegt schritt Dermail hinter seinem Schreibtisch auf und ab. „Du sagst, dass er und Zechs sich gestritten haben?“, wandte sich Marcus an Acht, der den Wortwechsel der beiden Adligen mit Interesse verfolgt hatte. „Das ist richtig Herr.“ „Schön.“ Acht hatte den Eindruck, dass dies für Marcus die erfreulichste Nachricht von allen war. „Gar nichts ist schön.“ „Nehmt euch zurück, alter Mann.“, Marcus‘ Stimme war schneidend geworden und sie erinnerte Acht sehr an Treize, der diesen Tonfall benutzte, wenn er mit ungehorsamen Soldaten sprach. Nun, es war bekannt, dass Marcus lange Zeit dem Vorbild Treizes nachgeeifert war. Allein schon um seinem Vater dem Kaiser zu imponieren, der Treize sogar den Vorzug zum eigenen Sohn gab. „Wir wissen jetzt, dass die Aussage eures Handlangers korrekt war: Mariemaia Barton ist Treizes Tochter und nachdem er heute Morgen das Erpressungsschreiben erhalten hat, wird er glauben der Anschlag habe dem Mädchen gegolten. Lasst es euch versichert sein: Die nächste Forderung wird Treize erfüllen. Er wird nie wieder etwas tun, was seine Tochter in Gefahr bringt. Jetzt können wir alles von ihm verlangen. Er wird uns direkt aus der Hand fressen.“ Insgeheim fragte sich Acht doch, warum Marcus auf einmal so versessen darauf war, seinem früheren Vorbild Schaden zuzufügen. Irgendetwas musste zwischen den beiden Männern vorgefallen sein, dass dazu geführt hatte. Marucs ahnte es nicht, doch Senator Dermail wusste, dass der Sohn des Kaisers Treize eine lange Zeit das Bett gewärmt hatte. Dermail hatte sich gegenüber Acht darüber mehrmals abfällig geäußert und vielleicht war Marcus eifersüchtig. Oder er wollte die Gunst seines Liebhabers wieder zurückerobern, denn Treize hatte schon lange keine Nacht mehr mit Marcus verbracht. Lediglich ein Murren war die Antwort von Dermail auf die Einschätzung des anderen Römers und selbst Acht, der keine hohe Meinung von Marcus hatte, nötigten die Worte Respekt ab. So etwas Kluges hatte er junge Adlige noch nie von sich gegeben. Senator Dermails Gedanken schienen in ähnlichen Bahnen zu laufen, denn er betrachtete Marcus mit einem merkwürdigen Blick. Wie man einen Hund betrachtet, der noch nie seinem Herren etwas zu Leide getan hatte, aber wie aus heiterem Himmel ein Kind gebissen hatte. „Jetzt schweigt ihr, was?“ Marcus lachte. „Ihr seht wohl ein, dass ich Recht habe.“ Triumphierend richtete Marcus seine Toga. „So gerne ich jetzt noch bliebe Senator, ich muss gehen. Lebt wohl.“ Acht und Dermail starrten ihm noch nach, als Marcus schon längst durch den Türbogen verschwunden war. Sie hatten dieses Bürschchen allesamt unterschätzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)