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Ehre und Stärke II : Plutos Boten

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel XVI
 

Catherine Bloom musterte die Auslagen des Händlers skeptisch. Mit Kennerblick drehte sie die Wurzel der Alraune im Licht hin und her. Die Form der Wurzel ähnelte der eines Menschen und vielleicht schrieb man dieser Pflanze auch deshalb so große Heilwirkung zu. Sie fragte sich, ob es ein weibliches oder ein männliches Exemplar war. Die Wirkung der weiblichen Pflanzen war höher und daher zu bevorzugen.

Wenn sie es nicht so eilig hätte, dann würde sie selbst nach einer Wurzel suchen.

Nein, es half nichts. Sie musste sich wohl damit zufrieden geben, auch dass der Händler einen unverschämt hohen Preis für die einzelne Wurzel forderte.

Sie blickte ihn scharf an, doch er zuckte nur mit den Achseln. „Ich habe zwei Hunde verloren als ich sie aus der Erde gezogen habe.“
 

Catherine schnaubte nur. Dieser unsinnige Aberglaube der Römer, dass die Wurzel der Alraune einen Todesschrei ausstieß, den jedes Lebewesen auf der Stelle tötete, war einfach lachhaft. Irgendein gelehrter Römer, nun so gelehrt konnte er dann auch wieder nicht sein, hatte vorgeschlagen die Wurzel an den Schwanz eines Hundes zu binden. So dass der Hund die Wurzel aus der Erde zog und das Tier dann in Folge des Schreis starb.
 

Doch ihr Volk wusste es besser. Kein Hund starb, wenn sie eine Alraune aus dem Boden grub. Catherine Bloom nahm die Alraune und die übrigen Kräuter entgegen und legte sie zu ihren anderen Einkäufen. Sie wollte aus der Rinde der Wurzel einen Heiltrunk herstellen. Ihr Volk glaubte seit jeher an die magische Kraft dieser Pflanze und sicher würde sie damit dem jungen Burschen helfen können, den sie vor einigen Tagen in den Wäldern vor Rom aufgelesen hatten.
 

„Catherine, nun beeil dich, wir müssen zurück.“ Josephus, der Anführer ihrer kleinen Schaustellergruppe, winkte sie ungeduldig zu sich.
 

„Ja, ich komme schon.“, gab sie zurück und wandte sich gerade von dem Marktstand ab, da stieß sie mit einem Passanten zusammen.
 

„Was soll das?“, rief sie erbost. Der Krug, den sie bei sich getragen hatte, war zu Boden gefallen und zerbrochen.
 

„Verzeihung.“, murmelte der Mann, der aussah wie ein Bettler. Die Kapuze seines Mantels war nach hinten gerutscht und sie sah, dass er blonde Haare hatte. Vielleicht ein germanischer Skalve, der vor seinem Herren auf der Flucht war? Er rappelte sich wieder auf, warf ihr eine Münze zu und rannte weiter.
 

„Ja, so etwas! Unhöfliches Pack.“ Sie spuckte aus und sammelte ihre Einkäufe ein, die sich auf dem Pflaster verteilt hatten. Dann griff sie nach der Münze und fast erschrocken sah sie auf, wollte schon dem jungen Mann nachrufen. Die Münze war aus Gold! Also war es wohl kein Sklave gewesen, der würde nie einen solchen Schatz freiwillig wegschenken!

Nun, ihr konnte es egal sein. Schnell, bevor andere auf die Münze aufmerksam werden konnten und steckte sie in eine Tasche an ihrem Gewand.
 

„Wer war das?“, fragte Josephus als sie neben ihm auf dem Karren Platz nahm. Jetzt hatte sie es eilig zu verschwinden. Vielleicht kam der Edelmann, ein solcher war er sicher, zurück und wollte die Münze wieder zu sich nehmen.
 

„Woher soll ich das wissen?“ Sie richtete ihren Rock und bedeutete dem anderen, dass sie losfahren konnten.

Nur langsam konnten sie sich mit ihrem kleinen Wagen durch das dichte Gedränge auf Roms Straßen kämpfen. So war es dann auch schon Abend, die Sonne war bereits im Begriff hinter dem Horizont zu sinken als sie in ihrem Lager vor den Toren Roms ankamen.

Ihre Gruppe hatte sich hier niedergelassen. So mussten sie keine Miete für die sowieso viel zu kleinen Zimmer in der Stadt zahlen. Manchmal stießen sie auch eine aufgegebene und verlassene Villa und verbrachten dort die Zeit zwischen ihren Auftritten. Heute Abend war der Großteil ihrer Gruppe zu eben einem solchen Auftritt verpflichtet worden.

Ihre Gruppe war bekannt, aber nicht so sehr für ihre fähigen Schauspieler, sondern für die talentierten Akrobaten, die die Festgesellschaften in den Pausen der Stücke unterhielt.

Catherine selbst war eine wahre Künstlerin, wenn es um Wurfmesser ging. Sie konnte einen Strohhalm, der ein Mann zwischen seinen Lippen hielt, glatt halbieren.
 

Nachdem sie mit Josephus die Lebensmittel versorgt hatte, ging sie in ihr Zelt zurück. Er lag noch immer da.

Catherine kniete neben der reglosen Gestalt nieder und legte die Hand auf seine Wange. Sie war warm, aber nicht fiebrig heiß oder schweißig. Das war ein gutes Zeichen.
 

Catherine war die Heilerin der Gruppe, deshalb hatte man ihn auch gleich zu ihr gebracht. Es war noch früh am Morgen gewesen, ein paar Männer der Gruppe hatten Fallen für Kaninchen und anderes kleines Getier in den Wäldern aufgestellt gehabt und wollten ihre Beute einsammeln. Da hatten sie den Mann gesehen. Wahrscheinlich war er gestürzt, denn man hatte ihn unter einem Felsvorsprung gefunden. Beim Sturz hatte er sich den Arm gebrochen und sich eine hässliche Verletzung am Kopf zugezogen. Jeden anderen Mann hätte Catherine da schon längst dem Willen der Göttern überantwortet. Aber er kämpfte, der junge Mann schien nicht sterben zu wollen. Es war als ob er sich weigern würde, dem Schicksal nachzugeben.
 

Wahrscheinlich war es ein Sklave, der einem der feinen Herren gehörte, die auf ihren Villen in den Bergen vor Rom wohnten. Catherine und ihre Gruppe waren zwar auf die Wohltätigkeit und die Engagements eben genau dieser Herren angewiesen, aber sie waren alle freie Menschen und verachteten diejenigen, die sich Sklaven und Diener hielten. Deshalb hatten sie den bewusstlosen Mann mit sich genommen und Catherine versuchte so gut es ging, seine Wunden zu behandeln. Sie war sich sicher, er würde bald erwachen und Catherine war schon sehr gespannt auf seine Geschichte. Sie fragte sich, wie sich seine Stimme anhören würde. War sie tief? Oder eher hoch?

Sie schob ihm sanft die dunkelbraunen Strähnen aus der Stirn. Es ließ sich nicht leugnen, er weckte die mütterlichen Instinkte in ihr. Vielleicht lag es daran, dass sie gerade in diesem Sommer eine Totgeburt gehabt hatte...
 

Sie griff nach der Münze, die ihr der merkwürdige Mann auf dem Marktplatz gegeben hatte. Vorsichtig biss sie darauf. Keine Frage, es war reines Gold. Ein Glücksfall! Sie lächelte, warf das Goldstück in die Höhe und fing es geschickt zwischen zwei Finger wieder auf, dann schob sie es unter die Felle, die dem Kranken als Bett dienten. Fürs Erste war dies ein gutes Versteck.

Aber jetzt sollte sie den Kräutertrank vorbereiten, wenn sie ihrem Patienten helfen wollte. Er musste die gesamte Nacht durchziehen, bevor er seine volle Wirkung entfalten konnte. Sie ging hinaus und stellte eine kleinen Topf an den Rand der Feuerstelle, damit sich das Wasser darin erwärmen konnte.
 

Aber noch bevor sie die Alraune in Stücke hatte schneiden können, hörte sie die Zeltplane hinter sich rascheln. Überrascht drehte sich um und konnte es gerade noch verhindern, dass ihr Patient auf den Boden stürzte.

„Du bist Plutos Klauen entronnen, du hattest Glück.“ Sie half ihm sich vor die Feuerstelle zu setzen und drückte ihm einen Becher mit Wasser in die Hand des gesunden Armes. Er starrte nur auf den Becher bis sie ihn sanft zu seinem Mund führte.

Zögerlich trank er einen Schluck, dann blickte er sie an und selbst im dürftigen Licht, des kleinen Feuers, konnte sie die Verwirrung in seinen Augen sehen.

„Wer bist du?“
 

„Ich bin Catherine. Wir sind eine Gruppe Schausteller, die...“
 

„Wer bin ich?“
 

Sie stutzte. Was hatte er da gerade gesagt? Hatte sie richtig gehört?
 

„Wer bin ich?“, wiederholte er und presste die Hand an seine Schläfe, schüttelte verzweifelt den Kopf und seine Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken. „Ich weiß es nicht, ich weiß nichts. Wer bin ich?“ Seine Stimme brach und Tränen begannen über seine Wangen zu laufen.
 

„Ist gut, mein Kleiner. Ist gut. Es wird alles gut.“ Sie nahm ihm den Becher wieder aus der Hand, stellte ihn beiseite und schlang ihre Arme um den Mann. Sie strich ihm sanft über die dichten Haare, die unter den Leinenbinden seines Verbandes hervorquollen, und wiegte ihn hin und her wie ein kleines Kind.
 

„Seid ihr meine Schwester?“, fragte er. Sichtlich darum bemüht seine Gedanken irgendwie zu ordnen und die Situation zu begreifen, obwohl er keinerlei Anhaltspunkte hierzu hatte.
 

Catherine fühlte, dass der junge Mann etwas benötigte, an dem er sich festhalten und klammern konnte. Wenn es ihm half, dass er glaubte, sie wäre seine Schwester, dann... „Ja, ja ich bin deine Schwester.“, bestätigte sie. „Jetzt bin ich es.“
 

„Und wer bin ich?“, wiederholte er. Das Zucken ebbte ab, er wurde ruhiger.
 

„Triton.“ Sie erschrak selbst über den Klang des Namens, den sie schon seit Jahren nicht mehr gehört oder gesprochen hatte. Es war in der Tat der Name ihres Bruders gewesen, der allerdings als Kind gestorben war.
 

„Triton.“, wiederholte er. „Ich bin Triton.“



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