Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Da ich noch eine nette Idee habe wen Treize in Kapitel 15 völlig unerwartet trifft, wird das nächste Kapitel noch etwas auf sich warten lassen. Ich hoffe ihr könnte noch etwas geduldig bleiben. :) Ansonsten möchte ich mich einmal wieder bei all jenen Leser bedanken, die dieser Geschichte noch immer die Treue halten. Außerdem noch eine Neuerung: Warum bin ich bis jetzt nicht auf die Idee gekommen, die Kapitelnummern in römischen Ziffern anzugeben. Es wäre ja irgendwie naheliegend. Kapitel XIV Treize hoffte der Kaiser sah es ihm nicht an, dass er in der letzten Nacht wieder einmal kaum Ruhe geschweige denn Schlaf gefunden hatte. Wenn er einmal eingenickt gewesen war, dann hatte er so gleich die finsteren Bilder gesehen. Die vielen Soldaten: Römer, Iberer, Briten und Germanen, die am Grenzfluss zum Reich der Toten standen und ihm zuwinkten. Ihm, der nur darauf wartete, dass der Fährmann kam und ihn selbst in jenes finstere Reich brachte, wo all die jene Geister ihn empfangen sollten. Mehrmals war er schweißgebadet aufgeschreckt und hatte sich schließlich an das Fenster gesetzt und zugesehen, wie der Mond seine Bahn über dem Firmament zog. Dementsprechend wortkarg war er auch gegenüber Heero gewesen, der mit ihm das Frühstück geteilt hatte. Kaum ausgeschlafen und mit der Aussicht auf eine mehrstündige Audienz beim Kaiser hatte er kaum noch gute Laune heucheln können. Aber Heero, der selbst wenig redete, hatte es ihm nicht übel genommen, dass sie die Mahlzeit schweigend zugebracht hatten. So war er kurz nach dem Essen zum Palast des Kaisers gegangen. Die Wachen kannten ihn und er musste nicht einmal den schriftlichen Befehl vorzeigen, der ihm vor wenigen Tagen auf seinen Landsitz gebracht worden war. Treize trug dem Anlass entsprechend seine prachtvolle dunkelblaue Toga, deren Saum mit einem breiten weißen Streifen verziert war. Ebenso neue Sandalen und er hatte sich am Abend von Duo die Haare an den Beinen und Armen entfernen lassen. Er wusste, dass dies bei manchen Römern als Schwäche galt und dass doch nur Frauen sich die Körperbehaarung entfernen lassen sollten. Aber Treize hielt da gerne entgegen, dass er die Griechen in diesem Punkt nur zu gerne respektierte und schätzte. Er fühlte sich so einfach sauberer und dies gab ihm Selbstsicherheit. Wenn er eines benötigen würde, wenn er vor den Kaiser trat, dann das. Der Kaiser war ihm zwar wohlgesonnen, aber dennoch war Treize immer auf der Hut, wenn er in der Gegenwart dieses Mannes war. Man überlebte nicht mehrere Jahrzehnte auf dem Kaiserthron, wenn man nicht über ein gewisses Maß an Gerissen- und Skrupellosigkeit verfügte. Duo war gestern Abend sehr schweigsam gewesen. Dies hatte Treize überrascht, normalerweise war der Diener immer darum bemüht die neuesten Gerüchte und den Klatsch zu erzählen, den er auf den Straßen Roms und auf den Marktplätzen aufgeschnappt hatte. Auch nicht die Tatsache, dass Heero gestern Abend zu ihnen gekommen war, hatte Duo aufheitern können. Treize ballte die Hand zur Faust. Heero war – wie Zechs – sogleich besorgt gewesen um den Verbleib Trowas. Doch Treize hatte den Tribun angewiesen vor allem ein Auge auf Quatre zu haben. Das heißt zuerst einmal musste Heero den anderen Tribun ausfindig machen. Treize hatte das ungute Gefühl, dass Quatre etwas sehr Dummes und Unüberlegtes anstellen würde. Senator Winner hatte Treize bereits eine Nachricht zukommen lassen, dass er nicht wisse, wo sich sein Sohn aufhalte und dass doch in wenigen Tagen die Hochzeit vollzogen werden sollte. Treize vertrat auch im Stillen die Meinung, dass Quatre gar nicht zu der Hochzeit auftauchen würde. Die Braut tat ihm jetzt bereits schon leid. Ganz zu schweigen von Senator Winner, der sich in Grund und Boden schämen würde, wenn Quatre verschwunden blieb. Doch alles dies musste jetzt warten. Treize musste sich auf seine Audienz beim Kaiser konzentrieren. Wie er schon gestern seiner alten Freundin Une erzählt hatte, wusste er nicht, warum er ausgerechnet jetzt vom Kaiser vorgeladen worden war. Aber natürlich hatte Treize auch seine Vermutungen: Der Kaiser wollte ihm sicher noch einmal ins Gewissen reden und ihn darum bitten die Nachfolge zu übernehmen. Treize konnte sich noch genau an jenen Tag erinnern als er an der Spitze seiner Legion in Rom eingezogen war. Die Stadt hatte nur ihm zugejubelt und er hatte den gesamten Tag wie in einem Rausch verbracht. Bis zu jenem Augenblick als der Kaiser es der gesamten Stadt verkündet hatte, er würde Treize adoptieren und ihn damit zu seinem Nachfolger machen. Das Gelage nach dem Triumphzug war für Treize ein stundenlanges Hadern mit seinen Gedanken und Wünschen gewesen bis er schließlich dem Kaiser vor der versammelten Festgemeinschaft widersprochen und die Adoption abgelehnt hatte. Er wusste, dass er damit den alten Mann sehr verletzt hatte, doch zu diesem Zeitpunkt wäre die Adoption für Treize das sichere Todesurteil gewesen. Er zweifelte nicht daran, dass er nicht lange seine neue Position hätte genießen können. Treize stand vor den schweren Holztüren, die in die Gemächer des Kaisers führten. Die Wachen nickten ihm knapp zu. Er erwiderte den Gruß und wechselte ein paar Worte mit ihnen während einer der Kammerdiener seine Ankunft meldete. Schon wurden die Türen für ihn geöffnet und ohne noch weiter zu zögern trat er ein. Wie gewohnt saß der Kaiser an seinem Schreibtisch. Einen Berg von Schriftrollen vor sich und eine Wachstafel neben sich liegen, um sich Notizen zu machen. Er sah auf als Treize den Raum betrat und scheuchte sofort die Diener fort. Auch dies war noch nichts Ungewöhnliches, der Kaiser hatte Treize schon oft unbeobachtet und unter vier Augen sprechen wollen. Treize verneigte sich kurz, murmelte die angemessene Ehrbekundung und wartete ab, was nun folgen würde. Er stellte fest, dass sein Herz unwillkürlich begonnen hatte schneller zu schlagen. „Jedes Mal wenn ich dich sehe, wirst du deinem Vater ähnlicher.“ Nun, diese Art von Begrüßung überraschte Treize, brachte ihn sogar gehörig aus der Fassung und er versuchte trotz allem zu lächeln. Auch wenn er sich noch immer nicht so Recht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass sein Vater und der Kaiser ein Verhältnis gehabt hatten. Nicht, weil er diese Vorstellung verabscheute. Ihm selbst sagte schließlich die Gesellschaft von Männer auch mehr zu als die von Frauen. Aber, weil er die dumpfe Ahnung hatte, der Kaiser sah in Treize manchmal niemand Anderen als seinen ehemaligen und nun toten Geliebten. Dass der Kaiser sich nur allzu gerne der Vorstellung hingeben würde, dieser junge Konsul vor ihm wäre niemand Anderes als der verstorbene Khushrenada, sein Geliebter. „Ihr habt mich zu euch gerufen?“, lenkte Treize auf den eigentlichen Anlass dieses Treffens. „Ach ja.“ Der Kaiser tat so als ob ihm das bis jetzt entfallen wäre. „Setz dich, mein Junge.“ Die braunen Augen des Kaisers betrachteten Treize eine lange Weile und er hielt dem Blick stand. Eigentlich war es ja gar nicht so schlecht, dachte Treize bei sich. Wenn er einem wirklich in ernsthaften Schwierigkeiten steckte und eine starke Hand benötigte, die ihn schütze, er müsste nur dem Kaiser seinen Körper anbieten. Der alte Mann würde ihm dann bereitwillig alles und jeden Wunsch gewähren. Und doch war es dies kein gerade sehr tröstlicher Gedanke. „Was weißt du über Caesarion?“ Die Frage kam genauso unerwartet wie die Begrüßung. Da stutzte Treize und durchforstete kurz sein Gedächtnis, doch dann fiel es ihm wieder ein. „Ihr sprecht von dem ägyptischen Bastard? Der Sohn von Julius Caesar und der ägyptischen Hure?“ Treize teilte den noch immer bestehenden Argwohn der Römer gegenüber der längst verstorbenen ägyptischen Herrscherin. Aus guten Grund, wie Treize fand, diese Frau hatte zwei der größten römischen Anführer geradewegs ins Verderben gestürzt. Sie war schließlich für einen blutigen Bürgerkrieg verantwortlich gewesen. „Ah. Nun, vielleicht solltest du in Zukunft solche Worte nicht mehr wählen.“, mahnte der Kaiser. „Vor allem nicht in der Gesellschaft von Ägyptern. Man versicherte mir, sie wären sehr angetan von dieser Frau und verehren sie noch immer.“ „Natürlich tun sie das. Immerhin war sie die letzte unabhängige Herrscherin dieses Landes.“ „Genau darum geht es.“ Der Kaiser lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände über seinem Bauch. Für sein Alter hatte er sich erstaunlich gut gehalten. Andere Männer in diesem Alter hatten einen beträchtlichen Bauchumfang. Der Kaiser jedoch würde sogar noch in seinen alten bronzenen Brustharnisch passen. „Caesarion ist damals nicht in Alexandria gestorben.“ „Nicht? Aber es hieß doch, dass die Truppen von Octavian ihn auf den Stufen des Tempels erschlagen haben, wo er damals Zuflucht gesucht hatte nachdem sich seine Mutter umgebracht hatte.“ „Das hat man der Bevölkerung erzählt.“ Der Kaiser lächelte freudlos. „In Wahrheit hatte man sich geeinigt, das Caesarion auf jegliche Ansprüche auf den Thron, sei es den ägyptischen oder den römischen, absieht. Dafür hat man ihm ein beträchtliches Vermögen vermacht und ihn ins Exil in Indien geschickt. Octavian war ein weiser Mann. Obwohl seine Gegner tot waren, hätten sich die Ägypter gegen ihn aufgelehnt hätte er Caesarion in aller Öffentlichkeit umbringen lassen. “ „Oh.“ Das waren erstaunliche Neuigkeiten, auch wenn diese Geschehnisse schon vor etlichen Jahrzehnten stattgefunden hatten. „Tatsächlich hatte Caesarion sogar noch geheiratet und Nachkommen gezeugt. Dies wissen wir auch aus gesicherten Quellen. Aber nun ist in Ägypten ein junger Mann aufgetaucht, der sich ebenfalls Caesarion nennt und behauptet er wäre einer dieser direkten Nachkommen.“ Treize verarbeitete diese Worte. Das hieß dann ja... „Wenn er wirklich ein direkter Nachfahre von Kleopatra und Julius Caesar wäre... Nicht auszudenken, wenn er den Thron beansprucht! Die Ägypter zumindest werden ihn sofort unterstützen und mit der richtigen Propaganda...“, bewusst sprach Treize nicht zu Ende. Der Kaiser wusste selbst, was diese bedeutete. „Ich sehe, du verstehst sofort den Ernst der Lage. Deshalb will ich, dass du nach Ägypten fährst und,“, hier zögerte der Mann nicht eine Sekunde. „tust was getan werden musst.“ ‚Was getan werden muss.‘, echote Treize still in Gedanken. Das hieß diese potentielle Gefahr für den römischen Thron zum Schweigen zu bringen und Treize bezweifelte, dass der Kaiser damit meinte, er solle den möglichen Nachkommen Caesarions bestechen. „Warum ich?“ „Nun, du hast Verbindungen in Ägypten, habe ich nicht Recht?“ Eindringlich musterte ihn der Kaiser erneut und dieses Mal senkte Treize betreten den Blick. ‚Natürlich, das wusstest du doch, dass dich diese Geschichte bis an dein Lebensende verfolgen wird.‘, mahnte Treize sich selbst und verdammte nicht zum ersten Mal seinen jugendlichen Leichtsinn, der ihn in dieser finsteren Nacht vor so vielen Jahren geleitet hatte. Nach dieser Nacht war er nach Ägypten gegangen und kurz flackerte in seinem Kopf das Bild von Merenptah auf. „Zum Anderen,“, fuhr der Kaiser fort. „schadet es dir nicht, wenn du in den nächsten Monaten nicht in Rom weilst. Du hast mächtige Feinde, mein Junge und ich würde deinem toten Vater nicht gegenübertreten können, wenn ich nichts für deinen Schutz getan hätte.“ „Ich brauche keinen Schutz.“, entgegnete Treize aus Reflex auch wenn er wusste, dass es keine gute Idee war dem Kaiser zu widersprechen. Doch Treize ließ sich nicht auf ein solches Spiel ein. Er wollte selbst dem Kaiser nichts schuldig sein. „Starrsinnig und stolz.“, der alte Mann schüttelte den Kopf. „Schön, du brauchst keinen Schutz, aber trotzdem ist es besser, wenn du nicht in Rom bist.“ Natürlich hatte der Kaiser Recht, doch Treize wollte auch nicht als feiger Hund dastehen, der den Schwanz einkniff und aus Rom flüchtete nur weil es für ihn brenzlig werden konnte. Denn genau so würde es aussehen, wenn er jetzt nach Ägypten ging. Das sagte er auch so. „Nun, wenn du auf mein Angebot der Adoption und der Nachfolge auf meinem Thron anders reagiert hättest, dann würde ich dich jetzt nicht nach Ägypten schicken. Dann ließe sich etwas Anderes arrangieren.“ Also war dieser Auftrag auch eine Art von Bestrafung. Treize hatte sich schon gefragt, wann ihn der Kaiser es spüren ließ, dass Treize ihm damals vor von Augen der versammelten römischen Gesellschaft so offen widersprochen hatte. Es war wohl klüger sich zu fügen und den Befehl auszuführen. „Wann soll ich aufbrechen?“, fragte er und ignorierte das selbstgefällige Lächeln des Kaisers. „So bald als möglich. Noch ist die Überfahrt ungefährlich, doch schon in einem Monat werden die Stürme losbrechen.“ Der Kaiser griff nach einer der Schriftrollen auf dem Tisch und reichte sie Treize. „Eine Vollmacht und hier...“ Er reichte ihm ein loses Blatt Papyrus. „Der Bericht unserer Spione, verbrenne es, sobald du es gelesen hast.“ „Natürlich.“ Treize verneigte sich erneut – dieses Mal zum Abschied. Doch der Kaiser war noch nicht fertig. „Ich weiß, du bist dir selbst gegenüber sehr streng, mein Junge. Aber damals...“ Der Kaiser spielte wieder auf diese unsägliche Geschichte, diese unsägliche Nacht, an und Treize spürte wie es ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb, nur bei dem Gedanken daran. „Diese Nacht, sie hat dich zu dem gemacht, was du heute bist.“ „Genau deswegen verfluche ich sie.“, antwortete Treize und wandte sich endgültig zum Gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)