Ehre und Stärke II : Plutos Boten von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel 7 Nachdem Trowa gegangen war, blieb Quatre noch lange alleine im Stroh liegen. Er hatte es doch Trowa beichten müssen. Wenn er es einem Menschen hätte sagen sollen, dass doch Trowa. Nein, es war richtig gewesen es Trowa zu sagen. Draußen im Hof hörte er den Hufschlag zweier Pferde, sicher kehrten Treize und Zechs von ihrem Ausritt zurück. Ja, er vernahm bereits die Stimme des Konsul, die einen gereizten und ungeduldigen Ton hatte. Quatre fragte sich, warum Treize überhaupt so viel Zeit mit dem Germanen verbracht, wenn sich die beiden sowieso immer nur in die Haare gerieten. Diese Gedanken hatten Quatre kurz abgelenkt und ein kleines Lächeln auf sein Gesicht gezaubert. Nein, es half auch nichts, wenn er hier noch länger lag. Er richtete sich auf und fuhr sich durch die Haare, um die Strohhalme auszuzupfen. Besser er berichtete alles Treize. Der Konsul würde Rat wissen. Langsam kleidetet sich Quatre wieder an, wartete noch ab bis im Stall wieder alles ruhig war und ging nach draußen. Es dämmerte bereits und von der Küche wehte der Duft des Abendmahles zu ihm herüber. Irgendetwas mit Pilzen, dachte er und trotz aller Qual knurrte sein Magen. Er aß mit Treize zusammen und so wie ihn der Konsul wiederholte musterte, trug Quatre auf seinem Hals wohl einige vielsagende Blessuren. Sie waren ja nicht gerade zimperlich umgegangen, Trowa und er. Schon möglich, dass er ein paar Kratzer oder Liebesbisse davongetragen hatte. Doch Treize bemerkte auch, dass Quatre nicht zum Plaudern aufgelegt war und so brachten sie das Mahl schweigend hinter sich. Quatre wusste nicht, wohin Zechs verschwunden war. Normalerweise aß der Germane zusammen mit Treize. Aber womöglich war Zechs in der Küche bei den Sklaven und wollte Treize einfach nicht sehen. Nach dem Essen zog sich Treize in die Bibliothek zurück und gezwungenermaßen folgte Quatre. Er hatte bis jetzt noch nicht den Mut gehabt das Thema auf seine Verlobung zu lenken. Vielleicht war es auch nicht der richtige Zeitpunkt. Treize war heute anders als sonst. Auch den Konsul schienen Probleme zu bedrücken. Quatre beobachtete wie Treize zwischen den Regalen der Bibliothek hin- und herging. Er musste mit Treize reden über seinen Vater, die Verlobung und Trowa. Aber wenn der Konsul nicht stillhalten konnte. „Cordus!“, verlangte Treize nach dem alten Sklaven, der über die zahlreichen Schriftrollen zu wachen hatte. „Wieso steht der Euklid, seine Pseudaria, nicht wo sie immer stand?“ „Dieser Germane!“, rief Cordus aus. „Ich dachte, ich hätte alles wieder in Ordnung gebracht. Verzeiht Herr, aber dieser Zechs nimmt sich einfach die Schriftrollen, die ihn interessieren und stellt sie nie an ihren Platz zurück.“ „Zechs stöbert in meiner Bibliothek herum?“ Quatre schmunzelte. Bei diesem Ausruf, der hier so ungläubig kundgetan wurde. „Ja Herr. Ich dachte,“ Cordus war es sichtlich unangenehm. „Ich dachte, er dürfte das. Schließlich hat Herr Wufei auch mit ihm hier studiert.“ „Mhm.“ Treize klopfte mit seinen Fingern auf das nächstgelegenen Regal. „Dann sieh zu, dass du mir den Euklid wieder findest und dann bringe ihn mir.“ „Ja Herr.“ Cordus verneigte sich. Treize seufzte. „Jetzt bringt er schon meine Bibliothek durcheinander.“ Sicher fragte sich der Konsul jetzt gerade, warum er denn den Germanen überhaupt mit nach Rom genommen hatte, statt ihn im Norden einfach am Fieber sterben zu lassen. Quatre rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum, der in der Ecke stand. Er musste mit Treize darüber reden, aber wie sollte er beginnen? Überhaupt, wenn der Konsul so aufgekratzt war und selbst keine Ruhe zu finden schien. Quatre wusste nicht, was auf dem Ausritt mit Zechs denn vorgefallen war, aber irgendetwas hatte Treize zutiefst verstört. Auch wenn es Treize, wie immer, sehr gut hinter seiner Fassade aus angeborenem Stolz und Arroganz zu verbergen wusste. „Wie war der Aufenthalt bei deinem Vater?“ Treize war an ihm vorübergegangen und trug ein paar Schriftrollen zu einem imposanten Schreibtisch, der am anderen Ende des Raumes stand. Wie von einem Peitschenhieb getroffen zuckte Quatre zusammen. Wusste Treize etwa schon davon? Nein, das konnte nicht sein. „Quatre?“ Treize sah sich zu ihm um, wohl verwundert darüber, dass Quatre ihm keinerlei Antwort gegeben hatte. „Ich würde gerne mit dir in Ruhe darüber reden.“ Treize blickte ihn ernst an. Das letzte Mal, dass Quatre so einen Wunsch geäußert hatte, war zu der Zeit gewesen, als sich der Junge mit dem Gedanken getragen hatte eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Doch dann nickte Treize nur. „Natürlich... Komm wir gehen nach oben.“ Quatre nickte und folgte Treize, der noch schnell die Öllampen auslöschte, die auf dem Schreibtisch standen. Natürlich wäre es unverantwortlich gewesen Feuer unbeaufsichtigt in einer Bibliothek brennen zu lassen. Im oberen Stock der Villa, neben Treizes Schlafzimmer gab es einen kleinen Raum, den der Konsul gerne benutzte, wenn er sich mit einem Freund zu einem vertraulichen Gespräch traf. Hier waren die Wände nur mit schlichter weißer Farbe getüncht und stellten einen wohltuenden Kontrast zu der ansonsten so üppigen und verschwenderischen Ausstattung der Villa dar. „Ich habe mich verlobt.“, begann Quatre so gleich als die Diener den Wein abgestellt und ihm Treize einen Pokal angeboten hatte. Treize sah verdutzt auf. „Das ging... schnell.“ Er war überrascht und hatte es wohl wirklich noch nicht gewusst. Wie auch, rief sich Quatre ins Gedächtnis. Treize war gestern aus Rom zurückgekommen. Sicher wurde die Neuigkeit bereits in der Stadt kundgetan, aber hier auf dem Landgut wusste es noch niemand. „Mein Vater hat es eingefädelt.“, Quatre drehte den Pokal zwischen seinen Händen. „Wer ist sie?“ „Julia Albina.“ „Aus dem Geschlecht der Flamina?“ „Eben jene.“ „Mhm.“ Treize kostete etwas von dem Wein und ebenso schien er gerade im Geiste das Bild der besagten Frau auferstehen zu lassen. „Hast du sie überhaupt je gesehen?“ Quatre schüttelte den Kopf. Es war alles sehr schnell gegangen. Sein Vater hatte ihn regelrecht mit der Nachricht der Verlobung überfallen – im Beisein des Vaters der zukünftigen Braut. So dass Quatre nicht viel Raum blieb um überhaupt Widerspruch einlegen zu können. Nicht, dass dies etwa eine Entschuldigung für seine Feigheit war. Quatre konnte sich gut vorstellen, dass Treize, wäre jener an Quatres Stelle gestanden, sofort protestiert hätte. „Ihre Haut ist tatsächlich so weiß, wie es ihr Name verheißt.“ Treize lächelte. „Sie ist etwas älter als du, aber es gibt viele junge Adlige, die sich gerne mit ihr vermählen würden. Du kannst dich glücklich schätzen.“ Quatre schätzte sich ganz und gar nicht glücklich. „Kennst du sie?“ „Ein wenig.“ Nein, Quatre wollte nicht nachfragen, was dieses kryptische 'Ein wenig.' wohl bedeuten mochte. Wenn Treize ihm jetzt noch sagen würde, dass er mit Albina schon das Lager geteilt hätte, dann... Quatres Magen gab schon beunruhigende Laute von sich. „Nein, Quatre keine Angst.“ Treize beugte sich zu seinem Tribun hinüber, wohl konnte er sich dessen Gedankengänge vorstellen. Er klopfte Quatre aufmunternd auf die Schulter. „Wir haben uns auf einem Gelage in der Villa ihrer Tante getroffen und über Platons Dialoge diskutiert. Sie ist außerordentlich gebildet.“ „Dein Vater hat dich dazu gezwungen.“, stellte Treize nach kurzem Schweigen und dem ausbleiben jeglicher Reaktion auf Seiten Quatres fest. „Er hat mir praktisch keine Zeit dazu gelassen mich mit der Idee anzufreunden. Ihr Vater stand vor mir und...“ Quatre stellte den Wein beiseite und barg den Kopf in den Händen. „Früher oder später, wäre es dazu gekommen. Warum dann nicht jetzt?“, warf Treize ein. „Was ist mit Trowa?“ Quatres Stimme drang nur gedämpft unter seinen Händen hervor. „Hast du es ihm gesagt?“ Quatre nickte gequält. „Wie hat er reagiert?“ „Was glaubst du wohl?“ Quatre richtete sich wieder auf. „Angespuckt und beschimpft hat er mich.“ Auch wenn es Quatre durchaus verstehen konnte. „Es hätte ihm doch klar sein müssen, dass dieser Tag irgendwann einmal eintritt.“ „Ja... Nein...“ Quatre wand sich, griff wieder nach dem Wein, stand auf und ging an das Fenster. „Wir hatten einander die Treue geschworen, damals in Germanien. Wir wollten immer zusammensein.“ „Und da wunderst du dich noch, dass er so reagiert! Aber Quatre, wie konntest du nur so ein Versprochen eingehen?“ „Was ist so falsch daran, das Leben mit einem geliebten Menschen verbringen zu wollen?“, Quatre drehte sich um und funkelte Treize mit einer gewissen Wut an. Warum wollte Treize nicht begreifen? „Im Grunde nichts.“ Treize erwiderte den Blick offen. „Aber du bist ein römischer Adliger du bist deiner Familie verpflichtet und deinem Geschlecht. Du musst heiraten und Nachkommen zeugen. Was du allerdings nicht musst: Deiner Ehefrau treu sein. Du hättest Trowa nicht als Geliebten verlieren brauchen, wenn du verheiratet wärst.“ „Du kannst das vielleicht. Einfach so die Liebhaber zu wechseln, wie andere ihre Kleider.“ Quatre schnaubte. „Warum hast du dann noch nicht geheiratet und einen Erben gezeugt?“ Treize legte sich auf seinem Diwan zurück und antwortete Quatre in aller Ruhe. „Mein Ruf ist ein anderer als deiner Quatre. Ich habe keine Affäre mit einem Pferdeknechten, über die sich die Gesellschaft den Mund zerreißt. Ich hatte viele Liebhaber - und auch einige Frauen und wie du weißt. Es gab mehr als einmal Vermutungen darüber, ob ich sie nicht heiraten würde. Ich mag mit Vielen das Lager teilen, aber ich achte doch noch darauf, mit wem und welchem Stand sie angehören. So manche Affäre war gewollt, nur damit sie meinem Ruf genügt.“ „Aber...“ „Quatre. Es ist durchaus akzeptiert, wenn du dir einen Geliebten hältst. Aber du bist ein römischer Adliger, der einer mächtigen Familie angehört. Du kannst nicht einen Sklaven lieben. Das geht nicht.“ „Aber...“ „Nein, es geht nicht. Du bist noch jung und man sieht es dir bis jetzt nach, dass du so an einem Pferdeknecht hängst. Aber in Zukunft wird das Gerede nur noch lauter werden und man wird mit dem Finger auf dich zeigen. Was denkst du, würden diese alten Senatoren sagen, wenn sie wüssten, dass du dich von einem Sklaven nehmen lässt.“ „Nur, weil Trowa ein Sklave ist, darf ich mit ihm nicht die Beziehung führen, die ich für richtig halte. Die auch du für richtig hältst!“ Quatre kann den Konsul schließlich auch schon etliche Jahre. Er wusste, dass Treize nichts mehr verabscheute als ein Verhältnis, in dem ein Partner der Unterlegene war. Aber so wie Treize gerade redete, widersprach er sich selbst. Treize stellte den Weinkelch mit so einer Heftigkeit auf den Tisch, dass der Wein über den Rand schwappte und seine Finger hinabrann. „Was ich für richtig halte und hinter verschlossenen Türen praktiziere, bleibt hinter verschlossenen Türen. Was an die Öffentlichkeit dringt und über das sich die Leute das Maul zerreißen ist etwas anderes. Verstehst du Quatre?“ „Das ist scheinheilig und verlogen.“ „Nein, Quatre.“ Über Treizes Augen hatte sich ein Schleier gelegt. „Nein, das nennt sich in unserer Welt Überleben.“ Treize blickte Quatre nicht mehr an, sondern starrte auf die Tropfen der roten Flüssigkeit, die auf dem Tisch gelandet waren. „Ich bin nicht stolz darauf, aber so ist es nun einmal.“ Er sprach so leise, dass es Quatre kaum hörte. „Bedingungslose Ehrlichkeit einem anderen Menschen gegenüber ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. Nicht leisten dürfen, weil sie uns verletzlich macht.“ Quatre erwiderte nichts. Erst als Treize aufstand und sich die Hände an einem Tuch trockenrieb, räusperte sich der Tribun. „Ich kann heute nicht mehr nach Hause zurück. Kann ich hier bleiben?“ „Natürlich. Du kennst den Weg.“ Mit einem knappen Nicken verabschiedete sich Quatre. Es war unmissverständlich gewesen, dass Treize ihr Gespräch für beendet hielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)