Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 78: Lanions Stimme -------------------------- Autor: Bina-chan86 Part 78/? Dieses Kapitel widmen wir Taroru, die bisher zu jedem einzelnen Kapitel einen Kommentar hinterlassen hat. Vielen Dank. *verbeug* „Jules! Silivren!“, rief Lydia erfreut aus. Die Bücher hatte sie vorsorglich wieder im Regal verstaut. Man konnte ja nie wissen, wer genau zu Besuch kam. Doch nun war Lydia im höchsten Maße erfreut über die Überraschung. Es tat gut bekannte Gesichter zu sehen. Sie trat auf die beiden zu und nahm sie nacheinander in den Arm. „Bin ich froh, euch zu sehen!“ So recht schien sie nicht zu wissen, ob sie weinen oder lachen sollte vor Glück. Jules fuhr sich verlegen mit den Fingern durch die Haare. „Gut siehst du aus.“ Ja, aber bald werde ich aussehen wie eine Seekuh, dachte Lydia. Aber das sagte sie nicht. Schließlich räusperte sich Jules und machte einen Schritt zur Seite. „Wir sind nicht allein gekommen“, offenbarte er seiner Freundin. Lydia blinzelte überrascht, ehe sie den Mann erkannte, der dort hinter Jules stand. „Ich glaube es einfach nicht...“, murmelte sie. Sie schüttelte den Kopf und fiel ihrem Bruder dann lachend in die Arme. Jerome hob sie hoch, als würde sie nicht mehr wiegen als eine Feder. „Glaub es ruhig“, meinte er grinsend. „Ich bin es wirklich.“ Meisterin Adeline staunte nicht schlecht, während sie die Szene beobachtete. Diese Begrüßung verlief so ganz anders, als die zwischen Lydia und Seithrun. Adeline wusste nur nicht, warum das so war. „Ich hätte mir ja denken könne, dass du hier auftauchst“, sagte Lydia mit gespielter Strenge. Jerome hob die Schultern und lächelte entwaffnend. „Du weißt doch, ich war nie sonderlich geduldig.“ „Nein, das warst du in der Tat nicht.“ Lydia bedeute ihren Gästen mit einem Handwink, dass sie sich setzen konnten und nahm dann ihren Platz selbst wieder ein. Adeline verließ derweil unbemerkt den Raum und trug einem ihrer Diener auf, der Gesellschaft etwas Tee und für die Reisenden einen kleinen Imbiss zu bringen. Jerome blieb an der Seite seiner Schwester und bombardierte sie mit etlichen Fragen. Seine Besorgnis rührte Lydia ein wenig. Isst du auch genug? Nach einer Weile gebot Lydia ihrem Bruder schließlich Einhalt und wandte sich Jules und Silivren zu. „Was Jerome dazu bewegt hat herzukommen, kann ich mir lebhaft vorstellen, aber warum seid ihr hier?“ Jules schmunzelte. „Nun ja, wir dachten, dass du unter Umständen gerne etwas Gesellschaft hättest.“ Dankbar drückte Lydia seine Hand. „Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“ Sie hielt einen Moment lang inne – so, als wäre ihr gerade wieder etwas eingefallen. Sie zog einen Mundwinkel nach oben und sah ihren Bruder direkt an. „Damit du es nicht aus anderer Quelle erfährst, sage ich es dir lieber gleich“, begann sie. „Du wirst bald Onkel.“ Jerome blickte verwundert drein. Er brauchte einen Augenblick, um diese Information zu verarbeiten. Aber dann sprang er auf und drückte Lydia erneut an sich – so fest, dass diese nach Luft schnappen musste. Lysander wusste nicht, wohin mit seinem Blick, der wie hypnotisiert immer wieder zu Dana zurückkehrte. Er wusste, als Repräsentant seines Landes hätte er einen respektableren ersten Eindruck erwecken sollen, stattdessen benahm er sich wie ein schüchterner Jüngling. Er konnte einfach nicht anders. Dana betrachtete den Prinzen ihrerseits wesentlich gefasster. Nun, das war nicht, was sie erwartet hatte. Unwillkürlich musste sie an Estelas Worte zurückdenken: 'Der Steuermann hingegen sagt sogar, dass er ein schüchterner, nachdenklicher Junge gewesen wäre.' Ja, das passte. „Wollt Ihr mir verraten, warum Ihr mich hier aufsucht?”, fragte Dana alsdann. „Unsere Audienz war, wenn ich mich recht erinnere, für morgen angesetzt. War es nicht so?” Dass Dana beinah ein wenig spöttisch klang, war Lysander anscheinend entgangen. „Ich musste Euch sehen”, lautete seine ehrliche Antwort. Das Lügen lag ihm offensichtlich nicht. Unter normalen Umständen eine schöne Eigenschaft, aber für einen Herrscher nicht unbedingt immer von Vorteil. „Verkleidet Ihr Euch öfter?”, hakte Dana weiter nach. „Äh, nein.” Lysander schüttelte den Kopf und wirkte verlegen. „Eigentlich nie.” Er wusste nicht, was er sich von diesem Treffen erhofft hatte. Eigentlich hatte er die Elbenprinzessin lediglich sehen wollen. Weiter nichts. Und nun stand er ihr leibhaftig gegenüber und hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Zuletzt erlöste Dana ihn aus seiner Verlegenheit, indem sie ihm ihr Anliegen vortrug. „Ich bin hier um Euch um Hilfe zu bitten, Prinz Lysander.” Dana beobachtete die Reaktion ihres Gegenübers ganz genau. Lysander schaute sie aus seinen goldbraunen Augen aufmerksam, ja beinah arglos, an. Trotz seiner nicht unbeachtlichen Größe – er musste etwa 1,90 m groß sein – wirkte er eher unscheinbar. Kein Krieger, schoss es Dana durch den Kopf. Und obgleich sie nicht wusste, wie es um seine Courage bestellt war, so ahnte sie doch, dass er ihr ihre Bitte nicht abschlagen würde. „Aber hier ist nicht der richtige Ort für eine solche Unterredung”, fuhr sie fort. “Wir sollten die Angelegenheit auf morgen vertagen, findet Ihr nicht auch?” „Wie Ihr meint, Prinzessin”, erwiderte Lysander. Seine Mund fühlte sich trocken an. Um der Wahrheit genüge zu tun, Dana hätte nichts lieber getan, als den Prinzen sofort um eine Antwort zu bitten, aber sie wusste, dass Eravelle sie dafür tadeln würde. Ja, sie konnte sich lebhaft vorstellen, was diese sagen würde: Staatsgeschäfte entscheidet man nicht in einem Hinterhof. Dana gestattete sich ein kleines Lächeln. „Wir sehen uns morgen, Prinz Lysander.” „Gib doch endlich auf”, seufzte Estela. Nach drei Bechern Wein hatte Zack offensichtlich geglaubt, dass es eine gute Idee wäre Estela zum Armdrücken herauszufordern. Als Dana die Gastwirtschaft wieder betrat, drückte Estela seinen Arm ohne große Anstrengung auf den Tisch und blickte auf. „Und? Was sagt unser Prinz?” Die anderen schauten sie mit einer Mischung und Verwunderung und Skepsis an. Dana setzte sich neben die Dämonenpriesterin. „Alles zu seiner Zeit.” Sie schien nicht im geringsten überrascht davon, dass Estela wusste, wer der Mann war. „Moment mal”, mischte sich Zack ein. „Nochmal zum Mitschreiben. Das war Prinz Lysander?” Dana bestätigte seine Frage mit einem Nicken. Eravelle staunte nicht schlecht. „Ich muss gestehen, damit habe ich nicht gerechnet.” Auch Mellryn, Alvar und Barilowyn hatten keine Ahnung gehabt. Immerhin rannte ein Prinz ja nicht alle Tage in Zivilkleidung durch die Gassen seiner Stadt. „Wie ist er denn so?”, erkundigte sich Estela grinsend. „Der Steuermann hatte recht”, sagte Dana bloß. Versonnen schüttelte Alvar den Kopf, ehe er das Wort an Dana richtete. „Was wollte er denn von dir?” „Mich sehen.” Man sah Dana deutlich an, dass sie nicht wusste, was sie davon halten sollte. Sie wirkte fast ein wenig verstimmt. „Dich sehen?” „Ja, so hat er es ausgedrückt.” Nachdenklich fuhr Dana mit den Fingerspitzen über die Maserung der Tischplatte. „Hm, das ist nicht ganz richtig. Er sagte sogar, dass er mich sehen musste.” „Komischer Vogel”, fand Estela. Lydia hatte lange mit ihrem Bruder und Jules gesprochen. Silivren war irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen und döste nun auf Jules’ Schoß friedlich vor sich hin. Das, was Jerome über Ithal berichtete, machte Lydia neuen Mut. Offenbar war es durch Adelines Hilfe gelungen die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Lydia wusste, dass dieser glimpfliche Ausgang zu Seithruns Ansehen in der Stadt beigetragen hatte, auch ohne, dass Jerome dies explizit erwähnte. Ihr Blick fiel wieder auf die kleine Silivren. „Bringen wir sie lieber ins Bett. Es war ein langer Tag.“ In der Tat war die Sonne schon vor Stunden untergegangen. Als sie jedoch hinaus auf den Gang traten, bemerkte Lydia sogleich, dass alles noch hell erleuchtet war. Sehr ungewöhnlich für diese späte Stunde. Sie hielt eine der Heilerinnen auf, deren Schritte über die Marmorfliesen hallten. „Was ist hier los?“ „Das wisst Ihr nicht?“ Die Frau blieb stehen. „Miliende, Jala und Lanion sind noch nicht zurück. Alle suchen bereits nach ihnen.“ Lydia sah die tiefe Besorgnis in ihrem Gesicht. „Habt dank“, sagte sie und ließ die Frau damit ihre Suche fortsetzen. Jerome war hinter seine Schwester getreten und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Kann ich irgendwie helfen?“ Noch ahnte keiner im Sanatorium, was wenige Stunden zuvor geschehen war. Die drei Freunde waren gegen Mittag zu einem ihrer zahlreichen Ausflüge aufgebrochen. Nachdem sich Lanion an die anderen gewöhnt hatte, war er immer mit dabei. Jeder von ihnen war einzeln nicht ganz vollständig – Jala fehlte der linke Arm, Miliende hatte ein schwaches Herz und Lanion konnte immer noch nicht wieder sprechen – doch zusammen waren sie ein gutes Team. „Wie weit ist es noch?“, fragte Mili und schob einen Ast beiseite. Jala hatte einige Tage zuvor eine Höhle entdeckt und diese wollte er seinen Freunden nun zeigen. „Nicht mehr weit“, antwortete er. „Wir sind fast da.“ Lanion folgte den beiden schweigend auf einem gewundenen Pfad. Ein paar mal blickte er sich nervös um, aber außer ein paar Waldtieren gab es dort nichts zu sehen. Schreckhaft war der Junge immer noch. Jala blieb so abrupt stehen, dass Mili fast in ihn hinein gerannt wäre. „Was ist jetzt wieder?“ Grinsend deutete Jala geradeaus. „Wir sind da.“ Mili und Lanion schauten an ihm vorbei. Vor ihnen erhob sich ein mächtiger Felsen aus der Erde. Adeline hatte ihn einmal den Alten Mann genannt. Und tatsächlich sah das Gebilde so aus, wie ein gebückt sitzender Mensch – nur eben viel größer. Skeptisch zog Mili eine Augenbraue hoch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da einen Eingang geben soll“, meinte sie. „Von hier aus sieht alles ziemlich glatt aus, wenn ihr mich fragt.“ Jala winkte sie hinter sich her. „Das dachte ich auch zuerst, aber von der anderen Seite sieht der Felsen ganz anders aus. Zerklüftet und voller Einkerbungen.“ Nachdem er sie herumgeführt hatte, war ziemlich schnell klar, warum das Felsgestein hier so anders aussah. Das Flusswasser sorgte stetig für die teilweise recht skurrilen Gebilde. Jala ging weiter voran. Der Eingang zur Höhle lag tiefer und war ziemlich dunkel. „Willst du da wirklich rein?“ Jala grinste. „Hast du etwa Angst?“ Mili schnaubte erbost. „Ich habe keine Angst.“ Als erstes kletterte Jala durch die schmale Öffnung. Da er die Höhle entdeckt hatte, sah er dies als sein Vorrecht an. Dahinter kam Miliende und schließlich Lanion. Der Boden war nass und ziemlich rutschig. Doch bald stieg der Weg an und der Untergrund wurde sandig. Darüber hinaus fiel hier durch Löcher in der Decke mehr Licht hinein. Lanion war bei der Sache etwas mulmig zumute. Einige der Wege sahen seiner Meinung nach nicht aus, als wären sie auf natürliche Weise entstanden. Aber das konnte er seinen Freunden ja nicht sagen. „So weit war ich vorher auch noch nie“, gab Jala nach einer Weile zu, während er sich neugierig umschaute. Irgendwann erreichten die drei einen Raum der größer war, als alle anderen zuvor. Mili ließ ihren Blick zur Decke schweifen oder besser gesagt dorthin, wo sie die Decke vermutete, denn es war nun wieder so schummrig, dann man selbige nicht sehen konnte. „Wow“, murmelte sie beeindruckt. Lanion zupfte sie am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und wies anschließend mit seiner Hand auf eine der Wände. „Ähm, Jala....“ Mili schluckte. „Ich glaube das hier ist keine normale Höhle.“ „Was sollte es denn sonst sein?“, fragte Jala. „Ein Grabmal.“ Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte man unzählige, aufwendig verzierte Grabkammern erkennen, die sich bis zu 10 Metern in die Höhe erstreckten. In den meisten dieser Kammern standen Tonstatuen, in anderen waren steinerne Särge. „Das gibst doch gar nicht“, stieß Jala verblüfft hervor und trat näher. Mili rührte sich nicht von der Stelle, sondern drückte leicht Lanions Hand, weil sie das Ganze gruselig fand. Besonders begeistert schien auch der junge Elb von seiner Entdeckung nicht zu sein. Jala blickte sich über seine Schulter hinweg um. „Was meint ihr, ob da Leute drin liegen?“ Lanion verzog das Gesicht. „Das will ich gar nicht wissen“, sagte Mili schaudernd. „Stellt euch nicht so an. Was soll schon passieren?“ Jala fegte mit seiner Hand den Staub von der Oberfläche. Im Gegensatz zu den anderen Objekte, waren auf diesem Sarg weder Schriftzeichen noch irgendwelche Verzierungen zu erkennen. Probeweise versuchte Jala den Deckel beiseite zu schieben. „Lass das sein, Jala!“ Trotz ihrer Furcht war Mili näher gekommen. „So etwas nennt man Grabschändung.“ „Ich habe nicht vor hier irgendetwas zu schänden und außerdem wissen wir ja nicht einmal, ob da jemand drin liegt“, konterte Jala. Lanion und Mili tauschten einen Blick miteinander. Keiner der beiden fand diese Argumente besonders stichhaltig. Doch Jala ließ sich von seiner fixen Idee nicht so leicht abbringen. Da ihm nur ein Arm zur Verfügung stand, stemmte er sich stattdessen mit seinem ganzen Gewicht gegen den Steindeckel, ehe seine Freunde protestieren konnten. Erst passierte gar nichts, aber dann löste sich der Verschluss und der Deckel ging mit einem ohrenbetäubenden Knall zu Boden. Jala wich hustend zurück. Der aufgewirbelte Staub versperrte ihm für einen Moment lang die Sicht. Keiner von den Dreien hätte wohl ernsthaft damit gerechnet, dass eine Leiche in dem Sarg wäre oder zumindest hätte keiner geglaubt, es wäre noch viel davon übrig. Tatsächlich war das, was sie hier vorfanden ein erstaunlich gut erhaltenes Exemplar einer mumifizierten Leiche. Erschrocken machte Mili einen Sprung nach hinten. Jala folgte ihr, aber langsamer. Keiner von beiden hörte das leise Knacken. „Mili! Jala! Vorsicht!“ Zu spät. Der Boden gab unter ihren Füßen nach und beide stürzten. Lanion versuchte noch nach Milis Hand zu greifen – mit dem Ergebnis, dass er ebenfalls durch das Loch fiel. Der Fall und dann Stille – gespenstische Stille. Jala war der Erste, der sich wieder rührte. Er war sich ziemlich sicher, dass er für einige Momente bewusstlos gewesen war. Er setzte sich auf und befühlte seine Rippen. Sie taten weh, aber es schien nichts gebrochen zu sein. „Seid ihr in Ordnung?“ Langsam gewöhnte er sich an die Dunkelheit und er konnte wieder etwas sehen. „Ja.“ Das war Mili. „Ja.“ Diese Stimme kannte er nicht. Sie klang brüchig und irgendwie ungelenk. Dann fiel es ihm wieder ein. „Lanion?“, fragte Jala zaghaft. „Ja.“ „Ich kann es nicht fassen“, flüsterte Mili mit Tränen in den Augen. „Du sprichst!“ Sie fiel Lanion um den Hals und drückte ihn an sich. „Ich kann es nicht fassen“, wiederholte sie noch einmal. Jala schniefte und wischte sich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen. Er war mindestens ebenso gerührt, wie Mili. Lanion war die Freude der beiden fast ein wenig peinlich. Er selbst war ziemlich erschrocken darüber seine eigene Stimme zu hören. Er hatte die Hoffnung schon beinah aufgegeben je wieder sprechen zu können. Estela setzte sich im Bett auf und streckte sich. Die ersten Sonnenstrahlen warfen Schatten auf ihre nackte Haut. Sie musste Barilowyns Arm beiseite schieben um aufstehen zu können. „Müssen wir schon aufstehen?“, gähnte dieser verschlafen und rieb sich die Augen. „Wir wollen doch das große Ereignis nicht verpassen.“ Estela kämmte sich die Haare und begutachtete dann ihre überschaubare Kleiderauswahl. Dana hatte ihr tatsächlich das Versprechen abringen können etwas Konservativeres zu der Audienz zu tragen. Wyn verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Was machen wir eigentlich, wenn all dies vorbei ist?“ Estela wandte sich zu ihm um. „Wenn die Audienz vorbei ist?“ Wyn schüttelte den Kopf. „Nein, wenn der Krieg vorbei ist. Was machen wir dann?“ „Hast du ein Rad ab?“ Estelas Gesichtsfarbe konnte mit der ihrer Haare durchaus mithalten. „Es gibt kein wir, nur damit das klar ist!“ Barilowyn betrachtete sie ganz ruhig. „Es gibt ein wir. Das weißt du genauso gut wie ich.“ „Tss!“, machte Estela. „Träum ruhig weiter.“ Wyn grinste bloß. Ja, das würde er nicht nicht nehmen lassen – das Träumen. „Dana, also wirklich!“, schimpfte Eravelle. „Deine Haare sehen aus, wie ein Vogelnest.“ Klaglos ließ Dana das Frisieren über sich ergehen. Eravelle meinte es ja nur gut mit ihr. Außerdem musste sie wie eine Königin aussehen, wenn sie als solche wahrgenommen werden wollte. Eravelle selbst trug ein pfirsichfarbenes Kleid, das an eine Uniform erinnerte. „Eravelle, was ist das?“, meldete sich Mellryn zu Wort. Die Angesprochene schenkte ihm ein unverbindliches Lächeln. „Oh, hast du die Sachen schon vergessen?“ „Nein, das meinte ich nicht.“ Eravelle hatte doch wirklich seine königlichen Gewänder aufbewahrt. „Irgendwer wird Dana zur Seite stehen müssen“, fuhr Eravelle fort. „Und weil du ihr Bruder bist, fällt dir diese Aufgabe zu. Und glaub ja nicht, dass du dich davor drücken kannst. Du bist immer noch ein Prinz, also benimm dich auch so.“ Aufgrund seines Zustandes hatte man Mellryn so lange mit Samthandschuhen angefasst. Eravelle hingegen verpasste ihm – metaphorisch gesprochen – einen Tritt. Ihre Strenge entlockte ihm ein Lächeln. „Jawohl, Madame!“ Wider Willen musste Dana lachen. „Also gut“, sagte sie schließlich. „Brechen wir auf.“ End of Part 78 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)