Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 58: Eravelles Versprechen --------------------------------- Author: Bina-chan86 Part 58/? „Sieht nicht so aus, als wärst du sonderlich erfolgreich gewesen.“ Nanden zuckte nicht einmal mit der Wimper bei dieser spitzen Bemerkung. Er blickte auch nicht auf, denn er wusste bereits, wem die spöttische Stimme gehörte. „Was willst du, Wyn?“, fragte er kühl. Ein Elb mit pechschwarzem, leicht lockigem Haar trat neben ihn. In Nandens Gegenwart wirkte dieser beinah feenhaft zierlich. „Nun“, begann Barilowyn – so sein vollständiger Name, „du bist zurückgekehrt, ohne Bericht zu erstatten, aber die Prinzessin ist noch immer am Leben.“ Er legte eine Kunstpause ein und drehte sich einmal um die eigene Achse. „Da fragt man sich schon, was eigentlich geschehen ist. Wurdest du überrumpelt und sind sie dir entwischt?“ „Weder noch“, winkte Nanden kurz angebunden ab. „Also?“, hakte Wyn neugierig nach. Nanden stieß einen resignierten Seufzer aus und rollte dabei mit den Augen. „Die Prinzessin habe ich ziehen lassen. Sie ist noch zu schwach, als dass sie Meister Haryon gefährlich werden könnte. Ich würde mich lediglich langweilen, wenn ich gegen sie kämpfen würde.“ Wyn zog leicht die Augenbrauen zusammen. Seine fein geschnittenen Gesichtszüge nahmen einen skeptischen Ausdruck an. „Du hast dich also mit ihr gemessen?“ Nanden schüttelte den Kopf. Nun wirkte Wyn erst recht irritiert. „Woher willst du dann mit Sicherheit sagen können, sie wäre zu schwach?“ Nanden hatte zwar keine Lust auf dieses Frage-Antwort-Spielchen, wusste aber, dass es zwecklos war, Barilowyn abwimmeln zu wollen. „Ich habe es gespürt“, lautete seine schlichte Erwiderung. „Ihre Gefährten waren es, die sich mir entgegen gestellt haben.“ „Waren sie stark?“ Nanden zuckte mit seinen breiten Schultern. „Wie man es nimmt“, meinte er grüblerisch. „Die beiden Frauen waren auf jeden Fall interessant.“ „Frauen?“ Wyn machte kein Geheimnis aus seiner Verwunderung. Er erntete ein Nicken von Nanden. „Von einer der beiden hast du sicherlich schon gehört. Es war Eravelle, die Freundin unseres entflohenen Prinzen.“ Wyn tippte sich mit dem Zeigefinger aufs Kinn. „Ich erinnere mich“, sagte er. „Obgleich ich sie nur ein einziges mal flüchtig gesehen habe.“ Er grinste plötzlich. „War die andere auch so hübsch? Wenn ja, dann hast du ziemliches Glück gehabt.“ Darauf wusste Nanden nichts zu entgegnen. „Mach dir bei passender Gelegenheit selbst ein Bild davon“, wich er aus. Wyns Grinsen wurde noch breiter. „Vielleicht tue ich das sogar.“ „An deiner Stelle wäre ich vorsichtig“, deutete Nanden ganz beiläufig ab, aber Wyn hörte ihm schon nicht mehr zu. Dana stellte schnell – und zu ihrem Leidwesen – fest, dass Estela im verletzten Zustand noch schwerer zu ertragen war als sonst. Die Elbenprinzessin konnte ja nicht ahnen, dass sie sich um den Dämon in ihrem Inneren sorgte, der sie am Leben erhielt und der Quell ihrer Kraft war. Estela murrte immer noch vor sich hin, hatte aber schon wieder einen gesegneten Appetit. Wo lässt sie das bloß alles?, fragte sich Dana im Stillen, während sie die Dämonenpriesterin fasziniert beobachtete. Estelas Körper war ohnehin ein Rätsel. Sie maß nicht mal 1,70 Meter, strotzte aber vor Kraft, was nicht zuletzt an dem Dämon lag. Trotz dieses Wissens war es immer wieder erstaunlich, wenn man zusah, wie dieses schmächtige Persönchen massive Eichentische mit einer Hand hochstemmte. „Ist was?“, schnaubte Estela, als sie bemerkte, dass Danas Blick auf ihr ruhte. Dana hielt es für klüger, ein anderes Thema anzuschneiden, obgleich sie wusste, dass dieses in gewisser Weise heikel war. „Was war das für ein Gegner?“ Estela blinzelte. Für eine Sekunde lang schienen ihre sonst grünen Augen rot zu sein. „Wir sollten diesen Feind in jedem Fall ernst nehmen“, antwortete sie schließlich. „Er ist fähiger als alle bisherigen, wie Mellryn gesagt hat. Außerdem gibt es noch ein Problem, was ihn betrifft. Dana horchte auf. „Und das wäre?“ „Er kämpft um des Kampfes Willen“, berichtete Estela. „Diese Intention macht ihn gefährlich.“ Sie selbst ging zwar auch keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, weil sie Freude daran hatte, aber im Gegensatz zu Nanden verfolgte sie dabei immer ein klares – oftmals egoistisches – Ziel. Dana wirkte zutiefst besorgt. „Haben wir überhaupt eine Chance gegen ihn? Ich weiß nicht, ob meine Magie stark genug sein wird, um ihn zu besiegen.“ „Was redest du da für einen Unsinn?!“ Estela schnitt ihr eine Grimasse. „Dieser Gegner gehört Eravelle und mir.“ „Aber…“, wollte Dana protestieren. Estela machte eine ungeduldige Geste. „Es wird nicht dein Gefecht sein, wenn wir ihm wieder begegnen. Benimm dich wie eine Königin und lass uns das machen.“ Eines war sicher: Sie wollte Rache! Eravelles Kräfte kehrten langsam aber sicher zurück. Jedoch mussten ihre Wunden weitestgehend auf herkömmliche Weise heilen. Mellryn war ihr seit dem Vorfall kaum noch von der Seite gewichen. Eravelle war von seiner Fürsorge zwar gerührt, fand aber inzwischen, dass er es ein wenig übertrieb. Daran ließ sich momentan allerdings nichts ändern, denn Mellryn schien darauf zu bestehen. „Wenn du schon da bist, kannst du mir zumindest ein wenig zur Hand gehen“, seufzte Eravelle, als sie wieder einmal allein waren. „Hm?“ Mellryn hob den Kopf und lief prompt rot an, als er sah, wie sich Eravelle das Oberteil über den Kopf zog. „Äh… was?“ Sie warf ihm eine kleine Dose zu, in der sich eine heilende Salbe befand. „Am Rücken komme ich nicht an“, erklärte sie nüchtern. Mellryn errötete doch tatsächlich wie ein Jüngling, der noch nie eine unbekleidete Frau gesehen hatte, dennoch tat er, worum sie ihn gebeten hatte. Verstohlen betrachtete er dabei ihre blasse, ebenmäßige Haut. Er konnte nicht verhindern, dass ihm dabei noch andere Dinge durch den Kopf gingen. Eine Weile herrschte Stille, während sich Mellryn um die Verletzungen kümmerte. Freilich konnte man ihm anmerken, dass ihm etwas auf der Seele lag. „Es fällt mir nicht schwer, dir zu vertrauen“, sagte er unvermittelt. „Aber es fällt mir schwer, mich nicht um dich zu sorgen.“ Über ihre Schulter hinweg blickte Eravelle ihn fragend an. „Solange meine Kräfte nicht vollständig wiederhergestellt sind, gibt es Wege, auf denen ich dir nicht so ohne weiteres folgen kann“, fuhr er mit belegter Stimme fort. „Früher war das nicht so. Wenn ich in deiner Nähe sein konnte, dann war ich beruhigt.“ „Egal, wohin der Weg führt – zu dir würde ich immer zurückkehren“, erwiderte Eravelle. „Ich weiß“, murmelte Mellryn. Er schlang die Arme um sie und ließ seine Hände schließlich auf ihrem nackten Bauch ruhen. „Warten fiel mir demungeachtet schon immer schwer.“ Eine leichte Gänsehaut überzog Eravelles Haut. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir meinetwegen zu viele Sorgen machst.“ Sie spürte, wie ein leichtes Zucken von ihm ausging und da wusste sie, dass er weinte. „Ich gehe niemals von dir fort“, beteuerte sie zum wiederholten Male. „Mein Herz ist einsam ohne dich.“ Zärtlich fuhr Mellryn mit seinen Lippen über ihren Hals. „Ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)