Herbe Schokolade und süßer Tee von Olschi (Was sich neckt, das liebt sich nicht!) ================================================================================ Kapitel 1: Das rothaarige Biest ------------------------------- Öhm... bevor die Story losgeht: Danke an Fayelli für die Hilfe bei der Rechtschreibung etc>.< Und nun viel Spaß!!! ____________________________________________________________ Er zog sich die Schnürsenkel an seinen Tretern ganz fest zu. Das war wichtig, schließlich wollte er nicht, dass ihm bei dem Kampf so etwas beschissenes passierte, wie auf seine eigene Schnürsenkel zu treten, und hinzufliegen. Seine braunen, wirren Haare hingen ihm ins Gesicht („Siehst du überhaupt noch etwas mit diesen Zotteln?“ fragte ihn seine Mutter immer ganz aufgeregt). „Na? Hast du Angst?“ fragte ihn grinsend einer seiner Kumpel von der Seite. Der Braunhaarige warf ihm einen „soll-das-ein-witz-sein-blick“ zu. „Naja, ich mein ja nur! Ich hätte Angst! Schließlich ist er der „Schläger“ von Morika-High! Er hat schon 10 Kerle, ganz alleine, stell dir vor – GANZ ALLEINE, zusammengeschlagen“ Er senkte den Kopf zu Seite und lies seinen Nacken knacken („Lass das! So machst du dir noch die ganzen Gelenke kaputt“ schrie seine Mutter immer, wenn er so etwas machte. „Von wegen!“ murmelte er ignorant darauf… vielleicht hatte sie auch Recht). „Los geht’s!“ er schritt auf die verrostete Eingangstür zu, sein Freund folgte ihm. „Meine Mutter nervt.“ „Hä?“ sein blonder Begleiter, der mit seinen Locken und strahlendblauen Augen eher wie ein Engel aussah, guckte ihn verwirrt an. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Vor eine Woche erreichte ihn ein Brief mit der Aufschrift „Herausforderung“. »Was soll die Kinderkacke? « dachte er sich, machte den Brief aber trotzdem mit einen winzigen Funken Neugier auf. SO eine Herausforderung hatte er noch nie. Eigentlich hatte er überhaupt noch nie eine Herausforderung. Die meisten hätten zu viel Schiss gehabt, um sich so was zu trauen. Warum eigentlich? So stark war er gar nicht gewesen. Zitat: „Du elendes Biest! (uh, wie bedrohlich) Das, was du meiner Freundin angetan hast, werde ich dir nie nie NIE verzeihen! (hat das ein Mädchen geschrieben?) Du bist kein Mann! Denn so handeln nur Schweine! (oder vielleicht doch ein Kind?) Darum fordere ich dich zum Kampf heraus!!!! Mann gegen Mann! Komm am nächsten Montag um 5:37 Uhr (was ist das denn für eine Zeit?) zum Hekubori-park! Wenn du Angst hat, kannst du ruhig deine Kumpels mitbringen. Ich mache euch eh alle fertig!!!! Mit freundlichen Grüßen (freundlichen? Soll ich jetzt lachen?) Haru Anazawa“ Nachdem er zu ende gelesen hatte, war er in schallendes Gelächter ausgebrochen. „Klingt nach einen Mädchennamen“ sagte einer seiner Freunde. „Bestimmt eine totale Schwuchtel!“ Jetzt stimmten sie alle ins Gelächter mit ein. Am nächsten Morgen, Hekubori-park, 5:37 Uhr: Ein Trupp von 10 (oder 9) Kerlen stand dem Herausforderer gegenüber. Die Vögel flogen über ihre Köpfe hinweg und zwitscherten entspannt. Es kümmerte sie nicht, dass die Leute da unten sich gleich prügeln wollten. Vielleicht wollten sie auch einfach nur Tee trinken. Aber danach sah das ganze eher nicht aus. Eigentlich hatte der Braunhaarige keine Angst, und hatte es nicht nötig seine Kumpels mitzunehmen. Aber er wollte wissen, ob der ach so bedrohliche Herausforderer immer noch so große Töne spuckte, wenn ihm ein Trupp von 10 (oder 9) Mann gegenüberstand, doch hätte er es ganz gelassen, wenn er gewusst hätte, wer genau der „Schläger von Morika-High“ ist. Der Herausforderer hatte knallrote Haare. »Das blendet ja fast« dachte er. Diese waren ziemlich lang und hingen schlaff und ungepflegt herunter. Auf dem Kopf hatte er eine Baseballmütze auf und um den Hals hing ihm eine grau-schwarz gestreifte Krawatte der Morika-High. Stille lag in der Luft, die durch das Gezwitscher der Vögel gestört wurde. Dumme Gesichter von 10 (oder 9) Mann starrten die Person mit den feuerroten Haaren an. Eine Fliege flog vorbei. Die Vögel zwitscherten immer noch unbekümmert. „Ein M… Mädchen???“ hörte er einen seiner Kumpel (der selbst wie ein Mädchen klang) von hinten aufschreien. „Der Schläger von Morika-High ist ein Mädchen?!“ „Halt die Klappe Hideki!“ unterbrach ihn der braunhaarige rasch. „Aber… ich meine… der berühmtberüchtigte und ach so gefährliche Schläger von Morika-High hat… ´nen Busen!“ seinen Stimme war jetzt sogar noch schriller als zuvor. „Was denn? Hat´s euch die Sprache verschlagen? Schlagt ihr keine Mädchen? Aber sie bescheissen könnt ihr, nicht wahr Ryo??“ sie durchbohr ihn mit ihren eisernen Blick, aber das störte ihn nicht. (Soll ich jetzt etwa Angst kriegen?) ~*~*~//>*<\\~*~*~ Vor etwa 10 Tagen hatte er mit seiner Freundin Schluss gemacht. Nicht weil er sie nicht mehr geliebt hatte, sondern weil er es allgemein nie getan hat. Und nur weil er ihr ein paar Mal gesagt hat, dass er sie liebte, hatte sie sich was drauf eingebildet und ist ihm ständig hinterher gerannt. »Frauen!« Und jetzt suchte ihn ihre beste Freundin (zumindest vermutete er, dass sie ihre beste Freundin war) auf und wollte Rache. „Ehm…“ es war schon wieder sein blonder Kollege. „Ich glaube mit diesen Kampf wirst du alleine fertig.“ „Ich habe kein Problem damit, wenn ihr alle mitkämpft.“ Meldete sich die Rothaarige. „Ich werde mit euch allen fertig. Und wenn ich ehrlich sein soll… bin ich auch nicht allein.“ Auf ihrem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. „Ich hab ja Betty dabei.“ »Betty?« schoss es allen wie ein Blitz durch die Gedanken. (Ihr Schoßhündchen etwa?) Ihre linke Hand verschwand hinter ihren Rücken. Sie holte etwas glänzendes, etwas schweres raus. »Eine Bleistange! Wie putzig!« dachte sich Ryo. Seine Kumpels fanden es ganz und gar nicht putzig. Die Stange war an einigen Stellen mit Rost bewachsen, und an sehr vielen Stellen klebte geronnenes Blut. „Ai, kleine Mädchen sollten nicht mit solchen gefährlichen Sachen spielen.“ Doch als er das sagte, konnte er deutlich einen wütenden Funken in ihren smaragdgrünen Augen erkennen. „Kannst du sie denn, Berta oder wie sie heißt, überhaupt hochheben?“ fügte er noch belustig hinzu. Seine Freunde fingen nun an laut zu lachen. Sie schien gelassen zu sein, jedoch verrieten sie ihre Augen. Diese Waren von Zorn erfüllt. »Da ist jemand leicht reizbar… wie amüsant!« „Das Lachen wird dir vergehen, wenn dir Betty ein paar Abdrücke auf deinem hübschen Gesicht (naja, hübsch ist er nicht wirklich… was fand Karin bloß an ihn?) hinterlassen wird!“ Ihre Schuhsohlen knirschten auf dem Asphalt auf und mit einer schnellen Bewegung stand sie nun vor ihm, hatte ausgeholt und kräftig zugeschlagen. Alles passierte innerhalb einer Sekunde aber er konnte noch im letzten Augenblick ausweichen. Allerdings wurde ihm sein Kopftuch vom Kopf gefegt. „Das Ding war eh hässlich!“ sagte sie mit kalter Stimme. Ryo hockte auf dem Boden. Sein Gesicht verzerrte sich zu einem wütenden Ausdruck. »Schlampe… das ist mein Lieblingstuch!« »Da ist jemand leicht reizbar« dachte sie. »Wie amüsant!« Mit einer schnellen Bewegung versuchte er sie von den Beinen zu hauen, doch sie sprang hoch, holte wieder aus und traf sein Bein. „Verdammt“ man konnte seinen Schrei in der ganzen Gegend schallen hören. „Schade… das wird leider kein Bruch.“ Sie grinste nicht. Ihr Ausdruck war todernst. Sie schaute ihn kalt an. (Wollte sie mir wirklich das Bein brechen?) Er drückte sich rasch vom Boden ab, ballte seine Hände zu Fäusten und… machte irgendetwas, was die Autorin nicht beschreiben kann, da sie keinen blassen Schimmer von Kampfkunst hat PUNKT Während die beiden miteinander kämpften, guckten seine Kumpels zu und wussten nicht, ob sie nun eingreifen sollen oder nicht. Einerseits wollten sie nicht mit dem ganzen Trupp gegen ein Mädchen kämpfen. Andererseits schien das Mädchen gar kein Mädchen zu sein. Sie schien Ryo sogar überlegen zu sein. „Wie geht denn so was?“ der blonde Engel klang immer noch schrill. „Wie groß ist die denn? 1,60m? Wie kann die denn so gut kämpfen? Wo bleiben die Gesetze der Physik?“ „Hat das eher nicht was mit Biologie zutun?“ sagte der fast 2 Meter große Kerl neben ihn. „Keine Ahnung, ich bin in beidem schlecht!“ Die beiden kämpften immer noch. Schienen beinahe zu treffen, bevor der Gegner dann in letzter Sekunde auswich. Das brachte die Beiden zu Weißglut. Betty lag inzwischen einsam auf dem Boden. Die Beiden waren zum vollkommen unbewaffneten Kampf übergegangen. „Komm Ryo, mach die Tussi fertig!“. Ryo schaute kurz auf, und bekam einen dicken Kinnhacken verpasst. Bevor er sich von dem ersten erholen konnte, kriegte er schon einen zweiten in die andere Gesichtshälfte und landete unsanft auf dem Boden. Sie sprang auf ihn und drückte ihre Betty, die plötzlich wieder in ihrer Hand lag, gegen seine Kehle. „DU kommst morgen nach der Schule auf das Dach und entschuldigst dich bei Karin!“ „Ich denk nicht dran. Ist doch ihre Schuld, wenn sie mir blind vertraut.“ Der Druck auf seine Kehle wurde stärker. „Ihr Männer seid solche Mistkerle! Wenn du sie nie gemocht hast, dann hättest du ihr nicht den Kopf verdrehen müssen! Du entschuldigst dich morgen bei ihr, und falls nicht, dann nehme ich mir die Zeit dich persönlich kalt zu machen!“ Ihre Worte jagten ihm kein bisschen Angst ein. Sie atmete noch ganz schnell, und starrte ihm direkt in die Augen, die dieselbe Farbe besaßen wie ihre. Und dieser Blick von ihr schien ihn praktisch dazu zu zwingen »Okay« zu sagen. „Okay“ sagte er kaum hörbar. Der Druck wurde schwächer. Ihr Gesichtausdruck entspannte sich, und ihre Augenlieder sanken. Sie stieg von ihm runter und erleichterte ihn somit das Atmen. „Und wehe du kommst nicht.“ Sie stand mit dem Rücken zu ihm und er konnte ihr Gesichtsausdruck nicht erkennen. Langsam schritt sie davon, Betty auf dem Boden schleifend. Er schaute ihr noch eine Zeit lang hinterher ohne jeglichen Ausdruck. „Hideki… komm mal her.“ „Warum?“ „Ich muss dir eine reinhauen.“ Er klang ganz ruhig. „Hääää? Warum denn??“ (der klingt ja immer noch wie ein Mädchen) Soll ich jetzt dafür büßen, dass du ein schlechter Verlierer bist?“ „Wenn du mich nicht abgelenkt hättest, hätte sie mich niemals erwischen können! Also komm her, damit ich meinen Frust abbauen kann!!!“ seine Coolness war plötzlich verschwunden und er schrie ganz laut. Die ganzen Vögelchen fanden es gar nicht nett. „Die hätte dich auch so fertig gemacht! Du weißt es genauso gut, wie wir, dass sie dir überlegen war. Warum soll jetzt mein Traumkörper für deinen verletzten Männerstolz büßen?“ »Traumkörper??? Das ist doch alles Wackelpudding!!« Manchmal musste Ryo echt überlegen, warum dieser Kerl mit dem Engelsgesicht in seiner Bande war. Er konnte ihn nicht wirklich leiden. Er war viel zu weich für einen Kerl und laberte ständig zu viel… und zu direkt. Denn in dem Punkt, dass sie ihn sowieso fertig gemacht hätte, hatte er Recht gehabt. ___________________________________________________________________________________ Vor 10 Tagen: Sie saß in einem leeren Musikraum und starrte aus dem Fenster. Vor dem Fenster flogen kleine Vögel und sangen fröhlich ihre Lieder. »Geflügel wäre jetzt nicht schlecht« waren ihre Gedanken, die sie bei diesem Anblick bekam. Jeder sozial-gesunde Mensch würde empört sein. Wie unmenschlich!!! Die Tür ging langsam auf und ein schwarzer Schopf kam hinein. »Hä?« schoss es ihr durch den kopf. Die blauen Augen des schwarzhaarigen Mädchens waren mit Flüssigkeit gefüllt, die sich Tränen nannten. »Noch mal hä?!« Das gerade rein gegangene Mädchen setzte sich an den Tisch, der Rothaarigen gegenüber. „Was ist los?“ fragte diese besorgt. „Warum stürmst du nicht rein, wie sonst? Wo ist meine energische Freundin hin?“ Keine Antwort. „Was ist mit dir???“ Das Mädchen brach nun in lautes Heulen aus und legte den Kopf auf die Arme. »Heilige Scheiße! Alarmstufe Rot!« „W… was…“ sie wusste nicht was sie tun sollte. Ihre beste Freundin lag schluchzend auf dem Tisch vor ihr und sie wusste nicht was sie tun soll. »Trottel!« sagte sie zu sich selbst. „Tief durchatmen. Du beruhigst dich jetzt und erzählst mir was los ist.“ (hoffentlich war das nicht zu hart) „Er…“ das Schluchzen wurde noch lauter. „Ryo… er hat Sch-Schluss gemacht!“ „Was?“ Sie war noch nie von diesem Kerl begeistert. Sie kannte ihn zwar nicht und hat ihn nur auf den Fotos auf Karin ihren Handy gesehen, aber sie konnte ihn trotzdem nicht leiden. »Er hat mich geküsst!« kam es fröhlich von ihr nach dem ersten Date. »Waaas? Karin, man lässt sich nicht gleich beim ersten Date küssen!!!« »Wir haben miteinander geschlafen!« kam es nach dem 3. Date. Haru verschluckte sich an ihrem Essen, starrte ihre Freundin ungläubig an und sagte nichts dazu. Na ja, doch… Später, nach 5 Minuten konnte sie es nicht mehr zurückhalten und fing an ihrer Freundin eine Predigt zu halten. Diese schien das Ganze aber gar nicht ernst zu nehmen und saß nur lächelnd da. »Er hat doch nur das eine im Kopf, dein Ryo.« »Er hat mir „Ich liebe dich“ gesagt« sie wurde leicht rot und kicherte verlegen. »W… und das glaubst du ihm auf Wort?« ~*~*~//>*<\\~*~*~ »Ich hab’s dir doch gesagt« dachte sie traurig, wagte es aber nicht, es laut auszusprechen. Ihrer Freundin ging es auch so schon beschissen. Sie umarmte sie leicht und lies sie ausheulen. „Alles wird gut. Er war es eh nicht wert.“ Plötzlich kam in ihr eine Wut hoch. Diese kam ständig, wenn so etwas passierte. Ihre Freundin war sonst eine Freudekanone, lief immer fröhlich herum und verbreitete gute Laune. »Den werde ich windelweich prügeln!« dachte sich Haru. Ihre Augen wurden dunkler. 10 Tage später: Sie saß am offenen Fenster und ihre roten Haare schimmerten matt in dem Licht. Ihr Blick war nach unten gerichtet, auf die Bank an der ein schwarzhaariges Wesen saß und in ein Buch vertieft war. Sie schloss ihre Augen und ohne, dass sie es gemerkt hatte, war sie schon eingenickt. Wai, nicht nachmachen… das Fenster ist noch offen!!! Man kann ganz leicht raus fallen, also nicht nachmachen liebe Leser. Aus der ferne kamen schnelle und immer lauter werdende Schritte. Die Tür wurde mit einem lauten *BAMM* aufgerissen. SO kündigte sich Karin normalerweise an. Nach dem *BAMM* und dem lauten „Haru, warum hast du das gemacht??“ plumpste die Rothaarige erschrocken vom Fensterstock. Sie kam hart auf dem Boden auf und starb sofort… Das wäre passiert wenn sie nach draußen geplumpst wäre. Zum Glück fiel sie nach hinten. Sie schaute auf und sah wie ihre Freundin mit schnellen Schritten auf sie kam. „Warum hast du ihn verprügelt?“ ihr Blick war voller Trauer. „Ich weiß, du sorgst dich um mich, aber warum musst du alles mit Gewalt lösen?“ Sie setzte sich in die Hocke und schaute ihre Freundin, die immer noch auf dem Boden saß, traurig an. „Er hat’s verdient!“ sie schaute weg. Nach draußen. Weg von diesem Hundeblick. Dadurch bekam sie ständig schlechtes Gewissen. (schau mich nicht so an, verdammt) In ihrem Inneren machte sich schwarze Trauer breit. Sie wusste, dass es nicht gut war alles mit Gewalt zu lösen. Aber sie konnte es nicht anders. Sie kannte keine andern Weg. Darum bewunderte sie diesen Schwarzhaarigen Jungen, den sie vor einem Monat getroffen hatte. Er konnte seine Probleme auf friedliche Weise lösen. „Mensch Haru“ Karin seufzte leise und umarmte ihre Freundin. „Trotzdem danke.“ Die Rothaarige senkte ihren Kopf. „Tut mir leid.“ „Ich weiß, dass du es nicht böse meinst.“ Die beiden Mädchen trafen sich immer in der Frühstuckspause in diesem Raum. Aus welchen Gründen auch immer fand hier nie Unterricht statt… zumindest war er ständig leer, wenn sie hier waren. Haru mochte es hier. In ihrem Klassenraum war es ständig zu laut. Sie brauchte Ruhe während sie isst. So kamen die Beiden ständig hierher, wo sie ihr Frühstuck genießen konnten. „Wann kommst du wieder nachhause? Diesmal bist du noch länger als sonst weggeblieben. Machen sich deine Eltern denn gar kein Sorgen?“ fragte Karin und schaute ihr ins Gesicht. „Die kommen immer so spät, da merken die gar nicht, dass ich nicht da bin! Die denken, dass ich schon schlafe oder sonst was… es kümmert sie halt nicht.“ In ihrer Stimme war ein trockener Unterton zu hören. „Ryo kommt heute… um sich zu entschuldigen.“ „Was?“ „Ich musste ihn zusammenschlagen, damit er seinen Arsch hierher bewegt!“ sie stand vom Boden auf. „Aber…“ Karin seufzte leicht, schloss kurz die Augen und öffnete diese wieder. Sie wusste nicht, was sie sagen soll und seufzte nur noch einmal. ______________________________________________________________________________________ »Diese verdammte Zicke« dachte sich Ryo. »Wegen ihr steh ich da wie ein Depp und muss mich auch noch entschuldigen. « Er lies seinen blick von der schwarzhaarigen Exfreundin, die ganz verlegen dastand, auf das rothaarige Biest gleiten. » Ich hasse dich!!« dachte er sich. „Ich hasse dich auch“. antwortete sie gelangweilt. Man konnte einen Schimmer von Verblüffung in seinem Gesicht erkennen. „Ich lass euch dann mal kurz alleine.“ Bevor sie jedoch wegging, schenkte sie Ryo einen Blick, der ihm bedeutete, ja keinen Scheiß zu machen, sondern sich ordentlich zu entschuldigen. Er knirschte mit den Zähnen. Seine grünen Augen wanderten wieder zu Karin, die ihren Kopf gesenkt hatte und verlegen auf den Boden starrte. »Die ist ja immer noch in mich verknallt« dachte er belustigt. Plötzlich spürte er einen bösen Blick in seinen Nacken. Er könnte wetten, dass es das rothaarige Biest war, das ihn da anstarrte. (Ist ja gut, ich entschuldige mich ja schon!) „Tut mit Leid!“ kam es leise aber trocken von ihm. Er drehte sich um und schritt auf die Tür zu, die zum Treppenhaus führte. (Mist, schon wieder dieser Blick) Er hätte schreien können. Schnell drehte er sich wieder um: „Es tut mir wirklich Leid. Ich hätte an deine Gefühle denken sollen. Ich war ein Arsch.“ Karin schaute ihn mit großen Augen an. Es schimmerte etwas in ihnen. »Oh nein, sie wird doch nicht etwa heulen… das hat mir ja noch gefehlt! « „Ich hab dich nie geliebt und das tut mir wirklich Leid (warum muss er das jetzt schon zum dritten Mal sagen?). Ich dachte, dass es vielleicht noch was wird aber… Tut mir Leid.“ (so oft „Tut mir Leid“ hab ich in meine ganzen Leben nicht gesagt) Er schaute wieder zu der Rothaarigen. Diese stand am Rand und schaute ihn nicht mehr an. Sie starrte in die Ferne und war total abwesend. Es schien fast so, als ob ihr die Beiden nicht mehr wichtig waren. Sie hatte eine Jungenschuluniform an und ihre Krawatte baumelte im Wind. »Dir werde ich’s noch heimzahlen! « Er überhörte das leise Schluchzen seiner Exfreundin. Vielleicht sogar absichtlich. ______________________________________________________________________________________ Uff, fertig!°////° Kapitel 2: Kirschblüten ----------------------- Hat zwar ewig gedauert, aber nun kommt Kapitel 2. Ich wrede versuchen den nächsten schneller fertig zu kriegen>___< Sprachlich konnte ich nicht alles so umsetzten, wie ich gern hätte. Mein Wortschatz ist (nochXD) nicht so groß. Aber ich hoffe ihr mögt es trotzdem>___< Danke übrigens für die Favos und Kommis. Sie freuen mich imma riesigX3 Herbe Schokolade und süßer Tee Kapitel 2: Kirschblüten Der Frühling hat ein typisches Merkmal an sich: alles blüht! Wirklich alles! Nicht nur die Blumen, sondern auch Tiere und Menschen. Frühlingsgefühle. Aber das Allerschönste was im Frühling blüht, sind die Kirschblüten. Sie fallen sanft zu Boden und erzeugen damit einen warmen Schneefall. Wie romantisch! Denken die Mädchen. Wie lästig! Denken die Jungs. Wie romantisch! Denken die schwulen Jungs. Wäh! Denkt sich Haru. Sie stand nun vor der riesigen Tür ihres Hauses und zog die Zeit hinaus. Sie wollte nicht rein. Nicht in das riesige Gebäude. Und am Schlimmsten war die Tatsache, dass ihre Eltern schon da waren. »Warum sind sie ausgerechnet heute früher gekommen? « sie holte tief Luft und hinterließ Fingerabdrücke auf der vergoldeten Türklinke, indem sie sie runter drückte. Als sie die Tür wieder in das Schloss fallen lies, hallte es im ganzen Haus wieder. Das Gebäude war viel zu groß, dachte sie immer. Das kann man nicht mehr Haus nennen. Ob Villa überhaupt noch zutreffen würde? Schloss wäre vielleicht das Richtige. Ja, genau! Mit langsamen, schleifenden Schritten lief sie zur der geschwungenen Treppe rüber, als sie von einer Stimme gerufen wurde. „Hallo Schätzchen!“ „Hallo Mama.“ Erwiderte sie nur kurz. Ihre Mutter grinste sie an, dann wurden ihre Augen größer und sie formte ihre Lippen zu einem U. „Aber Schätzchen, seit wann trägst du denn ein Jungenuniform?“ Vor ein paar Monaten hat sie schon einmal genau dieselbe Frage gestellt gehabt. „Seit letzten Frühling…“ „Na ja, wenn es dir so gefällt hab ich nichts dagegen.“ Sie lächelte immer noch. Ohne weiteres zu sagen stieg Haru die Treppen hoch. Das verwunderte Gesicht ihrer Mutter versuchte sie zu ignorieren. »Mir doch egal. « Als sie in ihrem Zimmer angelangt war, schmiss sie ihre Tasche auf das Bett, zog sich schnell um und warf dann sich selbst auf das Bett, das Kissen umklammernd. Nicht einmal Haustiere hatte sie. Vielleicht auch besser so. (Bei mir würden sie eh verrecken) An den Wänden hingen Poster von Dir-En-Grey. Und auf ihren Schreibtisch stand ein einsamer Bilderrahmen. Alles in diesem Haus war einsam. Die Zimmer waren es, die riesigen Gärten waren es und sogar die Luft rund rum war einsam. „Grrraaaah!“ kam es plötzlich von ihr. „In diesen Wänden werde ich noch wahnsinnig!“ Sie schmiss das Kissen gegen die Tür. Das Mädchen war eindeutig zu aggressiv. Sie stand rasch auf, ging zum Schreibtisch und machte sich an das Lernen. Ja, das Mädel lernte. Sie war vielleicht aggressiv und kam tagelang nicht nach hause, aber die Schule nahm sie ernst. Außerdem stand sie kurz vor den Prüfungen. »Ich hasse das Lernen. Aber es muss sein! « redete sie sich ein und führte die Augenbrauen zusammen. Sie war in der ersten Klasse der Oberstufe. Und nachdem die Kirschbäume verblüht sein werden, wird sie in die zweite Klasse kommen. »Hoffentlich komm ich mit Karin wieder in eine Klasse. « Das waren sie nämlich schon seit der Mittelschule. »Und hoffentlich komm ich mit ihm in eine Klasse. « ihr Blick wanderte nach oben und sie überlegte kurz. »Nein! Ich bin nicht in ihn verknallt, ich bewundere ihn bloß! Diese Karin, sie will mir doch tatsächlich weiß machen, dass es Liebe ist. Ha! Lächerlich! Das ich nicht lache! « auf ihrem Gesicht machte sich ein verzerrtes Grinsen breit. Sie drückte ihren Stift plötzlich härter auf das Papier. »Nur weil sie sich leicht verliebt, heißt es noch lange nicht, dass ich verknallt bin. « sie lachte kurz auf. »Wie gesagt (oder eher gedacht) LÄCHERLICH!!! « ~*~*~//>*<\\~*~*~ Er musste die Schule wechselt. Seine Eltern wollten es so. Angeblich war seine jetzige Schule nicht gut genug. Nach den Examen wird er auf die Morika-High gehen müssen. „Ausgerechnet dorthin!!“ schüttete er seinem blonden Kumpel die Seele aus. „Dann sehen ich ja die Beiden Tussen! Die eine glotzt mich immer so verliebt an und die andere macht mir das Leben schwer.“ Ja, heute hat Ryo erfahren, dass er auf die Morika-High gehen muss. Mit dem Gedanken konnte er sich gar nicht anfreunden. Er trat gegen den Tisch um seine Wut abzubauen. Er stopfte sich das Essen viel zu schnell in dem Mund und drohte beinahe schon die Gabel zu verschlucken. „Reg dich ab!“ „Halt die Klappe!“ Warum war es ausgerechnet sein blonder Kumpel. Irgendwie war er immer da. Egal was passierte, es war immer er, der redete oder auch zuhörte. Die anderen Gäste in dem Restaurant warfen flüchtige Blicke zu den Beiden. ALLE konnten sein Problem mit anhören. Sogar die Verkäufern am Stand überlegte, wer wohl die beiden „Tussen“ aus seinem Gespräch waren. Und draußen fielen leise die rosa Kirschblüten. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Da bist du ja!“ die Freunde von Haru grinsten sie an und es ging ihr dadurch gleich besser. Sie musste auch lächeln. „Na, ihr Weicheier?“ Sie ließ sich auf die nächste stehende Bank fallen. „Bist ja gestern gar nicht gekommen.“ sagte Tatsuja mit ruhiger Stimme, der neben ihr saß. Er schaute sie aus dem Augenwinkel an. Sein Cap verdeckte dabei die hälfte seines Gesichts. Haru seufzte leicht auf. „Ich war zuhause.“ „Wurde ja eigentlich auch zeit, dass du wieder hingehst.“ „Aaach… Was soll ich dort? Dort langweilen sich sogar die Wände. Diesmal dachte ich, dass ich endgültig vor Langweile abkratze. Da macht ja sogar lernen Spaß.“ Noch ein Seufzen entwich aus ihrem Mund. Ihre ganze Clique bestand aus Jungs. Bei ihnen fühlte sie sich wohl, wie eine von ihnen. Ja… sie fühlte sich schon seit ihrem 10. Lebensjahr als Junge. Und ihre Freunde hier sahen sie auch als einen Jungen an. Sie war eben kein normales Mädchen. Ein normales Mädchen würde sich nicht mit ihnen in Wrestling messen wollen, ein normales Mädchen würde ihr Äußeres pflegen und ein normales Mädchen würde auch Mädchenklamotten tragen und Kirschblüten mögen. Welches normale weibliche Wesen, würde sich freiwillig prügeln? Und durch die Gegend spucken? Und ohne Ende fluchen? Hmmm…. Keines? Ja, ein normales eben nicht. Aber genau deswegen mochten ihre Kumpels sie auch. Sie war locker und flennte nicht bei jeder Kleinigkeit. Ach ja… sie trug auch kein Pink! Das war ihr größter Verdienst. „Hey, ich hab Tatsuja in Armdrücken besiegt.“ Sagte Riku triumphierend. „Tse.“ Hörte man nur von Tatsuja. „Ohoho!“ Haru stand auf und krempelte ihre Ärmel hoch. „Na dann wollen wir mal sehen, ob du es mit mir aufnehmen kannst.“ Sie grinste ihn frech an. „Aber jederzeit, Madame.“ Er stand ebenfalls auf. „Ich hab nämlich ganz schön an Muskeln zugenommen.“ „Was denn, 5 Gramm mehr?“ nun grinsten beide. „Das wird sich gleich rausstellen!“ Die beiden gingen an den Tisch und packten sich an den Händen. „Auf die Plätze fertig los“ verkündete Tatsuja gelangweilt. *Bamm* »Das ging schnell. « dachten alle im Raum. „Du bist kein Weib!“ regte sich Riku auf und fasste sich am schmerzenden Arm. „Und du bist ein schlechter Verlierer!“ sagte die Rothaarige unbeeindruckt. „Frankensteins Monster.“ Kam es leise von dem schlechten Verlierer. „Wie war das?“ Harus Augen verengten sich zu schlitzen. Riku musste schlucken: „Nix!“ „Von wegen nix. Ich reiß dir den Arsch auf!“ mit diesen Worten sprang sie auf den Tisch, der zwischen den Beiden lag, und gleich darauf landete sie wieder auf dem Boden direkt vor dem schwarzhaarigen, der für einen Kerl eigentlich viel zu klein war. Dieser riss sofort aus und schmiss dabei einen Stuhl um. „Hey, jetzt beruhigt euch. Sonst ist wieder die ganze Ausstattung kaputt.“ Regten sich die anderen auf. Tatsuja musste dabei aber lachen. Sie hat ihnen allen gefehlt. Ohne sie, war ihre Bande nicht ganz dieselbe. „Hab dich.“ Sie schnappte sich Riku warf ihn auf dem Boden ohne auf sein „au“ zu achten und raufte ihm die Haare. „Lass das!“ der schwarzhaarige strampelte mit Händen und Füßen aber gegen sie hatte er keine Chance. Haru lachte laut auf. „Nenn mich noch einmal Monster und ich rasier dir eine Glatze.“ Sie ließ ihn wieder los. Dieser murmelte etwas leise und sie lächelte ihn an. „Pf!“ seine Wangen nahmen einen leichten roten Schimmer an, dieser verschwand aber gleich ohne, dass er jemandem aufgefallen war. Irgendwie war sie für ihn wie eine große Schwester, auch wenn er es niemals zugeben würde. „Ich hasse euch.“ Kam es plötzlich von der Rothaarigen. Alle schauten sie überrascht an. Sie musste wieder lachen. „Ein Tag ohne euch, und ich leide schon unter Entzug.“ Ihr Lächeln wurde sanft und ihr Blick senkte sich. „Lasst euch alle mal in die Fresse schlagen!“ Sie stürzte sich auf sie. „Spinnst du?“ Das Lachen wurde noch lauter. »Wann kann ich schon genauso entspannt lachen, wie hier? « „Hey, hast du dich echt mit Ryo Fukuyama geprügelt?“ Alle stoppten und Riku klatschte auf dem Boden auf. „Was?“ kam es von den anderen. „Ohne uns? Warum hast du nichts gesagt?“ Haru setzte sich auf und legte eine ernste Miene auf. „Ich wollte euch nicht mit reinziehen… es war ja für Karin. Eine Privatsache, ich wisst schon.“ „Mann.“ Riku krabbelte wieder hoch. „Hast du ihn wenigstens fertig gemacht?“ Ein kurzes Nicken. „Yeah Baby!!! Gut gemacht.“ Alle jubelten auf. Nur Tatsuja bemerkte, dass ihre rothaarige Freundin gar nicht stolz auf ihre Tat zu sein schien. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die ganze Klasse atmete erleichtert auf: endlich hatten sie es geschafft die Anschlussprüfungen waren vorbei. Eine gewisse rothaarige Dame legte sich auf den Tisch und schaute mit einem erschöpften Blick nach draußen. So schwer fand sie es gar nicht. Sie war bloß müde und nicht mehr. Zwar hatte ihr Japanisch zu schaffen gemacht, aber der Rest sah gut aus. „Haruuuu?“ Karin schaute sie mit riesigen Kulleraugen an und war kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Es lief nicht gut… es lief gar nicht gut!“ sie klammerte sich an ihrer Freundin fest, die einen leichten Seufzer ausgestoßen hat. „Das wird schon.“ „Nein es wird gar nichts. Ich bleib sitzen und schaff keinen Schulabschluss und muss dann in einer dunklen Gasse auf den Strich gehen und…“ „Schluss jetzt!!!! Du hattest es bisher immer mit Bravur bestanden, und das hast du auch diesmal. Wo ist diene positive Einstellung geblieben?“ „Die hat mein Hund gefressen!“ sie sank total fertig auf den Tisch nieder. „Du hast keinen Hund.“ Haru verdrehte genervt die Augen. „Außerdem frisst der Hund nur die Hausaufgaben auf und keine positive Einstellungen. REISS DICH ENDLICH ZUSAMMEN!!!“ „Gehen wir Eis essen?“ „Japp.“ Da wechselt wohl jemand leicht die Stimmung. Draußen herrschte herrliches Wetter. Der Wind wehte die Kirschblüten umher und als Haru in den Himmel sah, schien sie sich aus der Realität zu verabschieden, doch ihre Freundin holte sie mit lautem Gelächter wieder schnell auf den Boden. „Ich will Kuuuuchen!“ >Seit wann bin ich so verträumt? < Haru senkte den Kopf zu Seite. >Blöde Kirschblüten! < „Es gibt aber kein Kuchen sondern Eis.“ Ihr Blick schweifte nach vorn, wo sie plötzlich eine Gestalt zu erkennen schien. Jedoch konnte sie dieser wegen der vielen Kirschblüten schlecht sehen. Doch als sie näher kamen und sie sich vergewissert hat, dass sie sich nicht getäuscht hatte, erstarrte sie. Das entging der blauäugigen Freundin nicht und sie lächelte. „Was denn Haru-chan? Freust du dich gar nicht deine Liebe zu sehen?“ Haru wachte wieder auf und musste erst überlegen bevor sie „W... ach Quatsch!“ raus brachte. Sie drehte ihren Kopf schnell zu Seite und stampfte wütend weiter. „Wer ist hier wessen Liebe?“ >Was ist denn mit mir los? Warum bin ich heute so komisch? < „Uh, da scheint’s jemanden heftig erwischt zu haben.“ Sie grinste nun noch mehr und ihr Lächeln schien ihr bald bis zu den Ohren zu reichen. „Das sind die Frühlingsgefühle, Haru-chan!“ >Ist es das wirklich? Ist das der Grund für mein Verhalten? < plötzlich schien sie über ihre eigene Gedanken empört zu sein und machte ein lautes „Ha!“ Sie holte tief Luft. „Lächerlich!“ Noch mal Luft holen. „…“ Jedoch wusste sie nichts mehr zu sagen. Sie liefen nun an dem Schwarzhaarigen vorbei, dessen Augen so dunkel waren wie die Nacht. Haru wollte ihn ignorieren jedoch ließ sie ihren Blick doch zu dem Jungen schweifen (Ich hasse meine Augen, die machen was sie wollen) und dieser begrüßte sie mit einem Lächeln. „Hallo!“ hörte sie ihn sagen. „Hi!“ kam es kurz von ihr, ohne Lächeln und ohne besondere Gestik. Jedoch hüpfte ihr Herz hoch, bestimmt um sie zu ärgern. >Ich hasse den Frühling, und ich hasse die Kirschblüten! < Zum Glück wurde sie nicht rot. Das hätte ihr noch gefehlt. >Hallooooooo? < schrie sie innerlich auf. >Was sollen die ganzen kitschigen Gefühle? Das ist ja wohl zum Kotzen! < plötzlich schien das Mädchen wieder sie selbst zu sein und ihr Blick wurde kälter. Sie starrte nicht mehr verträumt durch die Gegend und auch der Boden unter ihren Füßen schien wieder da zu sein. >So ist’s richtig! Das ist schon eher dein typisches Verhalten!< Das schwarzhaarige Mädel neben ihr warf ihr einen verwirrten Blick zu. ~*~*~//>*<\\~*~*~ In den Ferien trafen sie sich wieder. >Gerade den wollte ich nicht sehen! < >Gerade die wollte ich sehen! < Ryo grinste und erfreute sich über das genervte Gesicht der Rothaarigen. „Wir haben noch eine Rechnung offen!“ „Ach, haben wir das?“ Haru drehte sich weg und wollte mit ihren Freunden davon schreiten, als schon wieder diese nervende Stimme erklang: „Ich fordere dich heraus!“ Ryo hatten ebenfalls seinen ganzen Trupp hinter sich stehen. Haru warf ihm einen gelangweiten Blick zu. „Ist das der komische Ryo?“ fragte Riku sie. >Komischer…? < Haru entging nicht, wie sich der Gesichtsausdruck des Braunhaarigen bei dem Wort „komischer“ verändert hat. >Wie ein kleines Kind!< sie musste lächeln. „Ja, das ist der komische… Ryo? Heißt er so?“ Ihr Lächeln wurde breiter und Ryo köchelte langsam vor Wut. >Nein, das ist wirklich zu amüsant. < dachte Haru. Ihre Kumpels fingen an zu lachen. „Nimmst du die Herausforderung an, oder hast du Schiss?“ wütende Worte des komischen Ryos drangen in ihr Ohr und sie wurde ernster. „Ich habe dich schon einmal besiegt! Falls du nicht willst, dass du dich nun endgültig blamierst, in dem du dich 2 mal von einem Mädchen schlagen lässt, dann solltest du mich lieber nicht herausfordern!“ „Keine Angst, ich bin mir der Konsequenzen bewusst!“ „Uh, du kannst ja Konsequenzen aussprechen. Weißt du überhaupt, was das Wort bedeutet?“ Die Jungs hinter ihr brachen in lautes Gelächter aus. Der Faden der Geduld, der bei Ryo auch so schon armselig aussah, platzte. In den letzten Tagen hat er ohne Ende trainiert, extra um dieses Biest von Mädchen zu besiegen. Und das wird er auch! Noch einmal wird sie nicht über ihn lachen. Er schritt auf sie zu und blieb ganz nah bei ihr stehen. Sie grinste ihn unbeeindruckt von unten an. >Er ist ein ganzes Stück größer als ich! < Aber deswegen kriegte sie noch lange keine Angst vor ihm. „Herausforderung angenommen?“ „Du wirst doch sowieso kämpfen, egal ob ich annehme oder ablehne.“ „Stimmt!“ er lächelte nun auch, genauso kalt wie sie. Die Leute um sie rum machten Platz, damit sich die Beiden ungestört die Köpfe einschlagen könnten. Sie waren in einer dunklen Gasse, wo die Wände der Häuser auseinander zu fallen drohten. Es war inzwischen dunkel und aus den Ecken hörte man die Ratten umherschleichen. Die Kirschbäume waren nicht in der nähe… Grün traf Grün. Sie funkelten sich gegenseitig hasserfüllt an. Die Uhr tickte, keiner der beiden rührte sich vom fleck. Die Jungs um sie rum fingen an sich zu langweilen. „Mach ihr beide jetzt was, oder können wir schlafen gehen?“ Haru lächelte kurz und rammte eine Faust in seinen Bauch, Stopp, sie rammte nicht, er fing ihre Faust ab drehte ihren Arm um, und ließ Haru auf dem Boden aufschlagen. Das tat weh. „Mist, da hat jemand trainiert!“ stellte Haru verwundert fest. Sie sprang von Boden auf. „Dann muss ich ja diesmal sogar ernst kämpfen.“ Sie formte ihren Mund zu einer Schnute und klang wie ein kleines Mädchen. Ryo dagegen wurde rot vor Wut. Er holte mit seinen Elenbogen aus, und versuchte ihn in Harus Magengegend zu rammen. Und schon wieder eine Kampfszene (Autorin seufzt). Nach einer halben Stunde schlugen die Beiden immer noch um sich. Nach 45 Minuten auch… „Wo ist denn heute deine Berta?“ fragte Ryo, der langsam (jetzt erst?) aus dem Atem kam. „Sie heißt Betty!“ Haru holte mit ihrem Bein aus und trat fest zu. „Und sie ist heute zuhause geblieben!“ Die Faust kam gleich nach dem Fuß. „Sie braucht Urlaub!“ Die Rothaarige kam ebenfalls aus der Puste. Ryo trat ihr in den Bauch. Sie stöhnte nur kurz auf holte aus… konnte aber nichts mehr machen, sie war zu erschöpft. „Verdammter Mistkerl!“ Ryo sah seine Chance und wollte sie noch einmal treten, jedoch war er auch schon langsam am ende seiner Kräfte und sank zusammen mit Haru zu Boden. Beide schnappten nach Luft und waren nicht mehr in der Lage irgendwas zu machen. „Wow, du hast ja echt trainiert.“ „Hab ich doch gesagt!“ „Nein hast du nicht, das war meine Fest… stellung. Du hast nix derartiges… erwähnt.“ „Miststück!“ „Mistkerl!“ „Ist das jetzt ein Unentschieden?“ kam es von dem blonden zu viel quatschenden Kerl. „Eigentlich habe ich gewonnen!“ kam es gleichzeitig von den Beiden. „Was heißt hier eigentlich?“ fragten die Beiden schon wieder zur gleichen Zeit. „Ich bin ein Mädchen! Das „schwächere Geschlecht“. Also bin ich eigentlich stärker!“ „Ach jetzt plötzlich bist du ein Mädchen. Du bist KEIN Weib!!!“ Sie trat ihn schwach von der Seite, für mehr hatte sie keine Kraft gehabt. „Halt die Klappe. Karin hat einen echt einen schlechten Geschmack!“ „W…“ der Braunhaarige wollte sich aufregen, aber er wurde unterbrochen. „Also ein Unentschieden! Können wir jetzt gehen?“ Haru und Ryo schauten ihre Freunde an und standen mit lauten Gestöhn auf. „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ versprach Ryo. „Beim nächsten Mal mach ich dich alle!“ Haru drehte sich nur um und sagte: „*Pieeep* dich!“ „Haru, kommst du jetzt?“ ihre Kumpels schienen langsam genervt. „Ja doch!“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Den mach ich fertig!!!“ Haru schmiss die Kissen durch die Gegend und sprang wie ein Affe auf ihrem Bett. Wieder einmal übernachtete sie zuhause. Diesmal hat sie ihre Eltern jedoch nicht gesehen. „Unetschiden.“ Stellte sie leise fest. „Unentschieden!“ stellte sei etwas lauter fest. „UNENTSCHIEDEN!!!“ brüllte sie so laut, dass man es noch auf der nächsten Straße hören konnte. „Das lass ich mir nicht bieten, von dieser Niete geschlagen zu werden! Niemals!!! Dem werde ich es zeigen!“ Sie setzte sich auf ihr weiches Bett. >Karin – du hast einen miesen Geschmack! < „Er ist doch so ein Idiot!“ schrie sie schon wieder. Das Hausmädchen, das gerade an ihrer Tür vorbei lief schreckte zusammen. >Wie konnte Karin sich auf so was einlassen? Und dann trauert sie ihm auch noch hinterher. Tse.< Ihr wütender Blick wanderte zum Telefon. Schnell griff sie nach dem Hörer und wählte eine Nummer. „Tatsuja? Hey ich bin’s! Kann ich heute bei dir übernachten?“ „Bist du zuhause?“ „Ja.“ Sagte sie leise. Am anderen Ende der Leitung könnte man ein Seufzen hören. Tatsuja fand es nicht gut, dass sie nur selten zuhause übernachtete und sich ständig irgendwo anders Rumtrieb. „Morgen werde ich auch ganz sicher hier schlafen… aber heute geht es nicht. Bitte!“ „Ist ja gut, komm vorbei!“ er legte auf. „Danke!“ sagte sie fröhlich, aber das konnte er nicht mehr hören. Schnell zog sie sich um, stopfte ein paar Sachen in die Tasche und schlich sich leise raus. „Yeeeeeey!“ schrie sie dann, als sie draußen war. „Tatsuja ist der Beste!“ Sie waren die besten Freunde, schon seit der Sandkastenzeit. Er war der Einzige, dem sie alle ihre Sorgen und Geheimnisse anvertrauen konnte. Und er war der Einzige, der sie ständig zu durchschauen schien. Als sie ihn anlügen wollte, dass sie die Schokoriegel nicht gegessen hat, merkte er ihr sofort den Schwindel an. Als sie sagte, dass es ihr gut geht, obwohl ihre Eltern nie da sind, wusste er, dass es sie auf eine Weise fertig gemacht hat. >Wie ein großer Bruder.<… Und nicht mehr… Rote Haare… rosa Schleifen… grünes, leichtes Sommerkleid, das locker im Wind flatterte. „Aaaaaaah!“ Ryo wachte mit einem lauten Schrei auf. >Oh mein Gott!!! Jetzt träum ich schon von dem Biest. < Seine Haut nahm einen blasen Schimmer an. >Die… in so einem Outfit… echt gruselig! < „Brrrrrr.“ Eine Gänsehaut machte sich auf seinen Körper breit und zwang ihn dazu, die Decke enger an sich zu ziehen. Es war dunkel in seinem Zimmer. Er versuchte die Gegenstände um ihn zu erkennen, aber die Dunkelheit ließ ihn erblinden. „Toll, jetzt bin ich wach. Und nun?“ der Junge mit den verwuschelten Haaren saß in seinem Bett und regte sich über die Tatsache auf, dass er nach dem aufwachen nicht mehr einschlafen konnte. >Ein Grund mehr, um diese Zicke zu hassen. < Und irgendwo in der Stadt lief ein rothaariges Mädchen durch die Straßen. Dunkle, schwarze Augen bemerkten das Mädchen flüchtig und wandten sich wieder ab. Und die Kirschbäume schienen im Dunkeln zu scheinen. Tatsuja legte den Hörer auf, starrte ihn noch ein paar Sekunden an und schüttelte schließlich mit dem Kopf: „Unverbesserlich!“ Mit langsamen Schritten bewegte er sich auf das Sofa zu und ließ sich in die weichen Kissen hineinfallen. Seine Augenlieder wurden schwer und zogen ihn in den Schlaf hinein. Aber er kämpfte gegen die Müdigkeit an. Schließlich würde bald sein „Kind“ zu ihm kommen. Oder „kleine Schwester“? Oder „Bruder“? Ein kleines lächelt huschte auf seinem Gesicht. Und irgendwo in der Stadt lief ein rothaariges Mädchen durch die Straßen. Schließlich kam sie an einer massiven Holztür an und betätigte einen Knopf, der ein Klingeln auslöste. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Kirschblüten… Kirschblüten sind wunder… „Hässlich!“ „Haru du bist unmöglich!“ Karin, die zusammen mit ihrer besten Freundin zur Schule lief war empört über die Äußerung der Rothaarigen. „Kirschblüten sind wunder… „ „Hässlich!“ „Wunderschön!!! Du hast kein Gefühl für schöne Dinge! Kirschblüten stehen für den Frühling. Für Liebe.“ „Und für Schulbeginn!“ Ja, es war schon wieder Schule angesagt. >Kotzt mich an! < „Bei Ferienbeginn blühen sie auch.“ Schmollte Karin und murmelte noch leise vor sich hin: „Wie kann man so unsensibel sein?“ Haru setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und tat so, als ob sie ihre Freundin nicht gehört hatte. Ein Junge mit schwarzen Haaren lief an ihnen vorbei und ließ das grünäugige Mädchen aufschrecken. >Puh, das ist er nicht! < Ein anderer braunhaariger Schopf erschien vor ihnen, und ließ Haru schon wieder aufschrecken. „Was macht der denn hier?“ Karin zuckte zusammen, wegen des schrillen Schreis und verfolgte den Blick ihrer Freundin. „Wer denn?“ Plötzlich wurden ihre Augen größer und ein roter Schimmer erschien auf ihren Wangen. „Ryo.“ Flüsterte sie leise. „Warum ist er hier?“ fragte sie etwas lauter. „Bestimmt um zu sterben!“ Haru ballte ihre Handflächen zu Fäusten. In ihren Augen schienen böse Funken zu tänzeln. Wenn der menschliche Kopf Dampf ablasen könnte, so würde Haru jetzt vor sich hindampfen. >Wehe er kommt in meine Klasse! < Haru konnte sich schon denken, dass er von nun an diese Schule besuchen wird. >Vielleicht kommen wir in eine Klasse. < dachte sich Karin, die rot angelaufen neben ihrer tatkräftigen Freundin stand. Ihr Blick war immer noch auf den braunhaarigen Jungen gerichtet. Karins Knie fühlten sich weich und wackelig an und sie wäre wahrscheinlich schon längst zu boden gesunken, wenn sie sich nicht an Haru festgekrallt hätte. Haru wachte aus ihren mordsüchtigen Gedanken auf blickte ihre Freundin überrascht an. >Ist sie immer noch nicht über ihn weg? < Ihre Miene wurde traurig und sie schämte sich plötzlich für all die Vorwürfe, die sie Karin innerlich gemacht hat. Schließlich konnte sie selbst nicht wissen wie es ist, wenn man verliebt ist. >Du Eisklotz braucht dich gar nicht aufzuregen! < Und die Kirschblüten hörten nicht auf zu fallen Kapitel 3: Zufälle ------------------ WICHTIG!!!! Es wird in dem Kapiten unterstrichener Text vorkommen, dieser soll als durchgestrichener gelesen werden! ähm isz bisschen kompliziert zu erklären, aber man kann keinen durchgestrichenen text hochladen. darum: wenn ich unterstrichenes sieht, tut so als ob es durchgestrichen istXD Ende der Durchsage. Viel Spaß! Kapitel 3: Zufälle Das Leben besteht aus lauter Zufällen, die alle aufeinander folgen, als ob sie sich abgesprochen haben. So kommt es, dass man entweder eine Pechsträhne zieht oder aber Glück hat. Manchmal gibt es aber auch Fälle, in denen gute und schlechte Zufälle im Gemisch auftreten. So führe ein (guter) Zufall dazu, dass Haru in den Nacken eines schwarzhaarigen, ruhigen und ihr noch total unbekannten Jungen starrte. Und ein anderer (aber schlechter) Zufall führe dazu, dass sie in ihren Nacken ebenfalls einen Blick spürte. Jedoch war dieser eisig und bohrte sich durch ihr Fleisch. >Aaaaaar, glotz nicht so! < dachte sie sich und traf auf grüne Augen als sie sich umdrehte. „Was machst du hier überhaupt?“ flüsterte sie Ryo mit einem drohenden Ton zu. „Das geht dich einen Dreck an!“ Haru strahlte ihm wütende Wellen entgegen. (Wie gern ich ihm eine reinhauen würde!!!) >Blöde Zicke! < schien der Blick von Braunhaarigen auszudrücken. Ryo spürte ebenfalls einen Blick auf sich. Hinter ihm saß ein schwarzhaariges Mädchen, das ihn verwirrt anschaute. >Was macht er hier? Warum müssen wir in einer Klasse sein? Das macht mein Herz nicht mit. < Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich zusammen zu reisen. Ein Zufall kam nach dem anderen und führte zu so einem blöden Sitzplan, den es nur in solchen Geschichten wie „Herbe Schokolade und süßer Tee“ gibt und der es den 4 Schülern zu schaffen machte. Haru schossen 2 Gedanken durch den Kopf und so wusste sie nicht über was sie nun grübeln soll: „Ich bin mit IHM in einer Klasse?“ oder „Ich bin mit IHM in einer Klasse?“ Das klingt vielleicht gleich, ist es aber nicht. Der erste Gedanke war über Takato, den Jungen, den sie auf eine Weise bewundert hat. Dieser Zufall, dass er nun direkt vor ihr saß, wühlte sie von innen auf. Irgendwie fühlte sie sich nicht wohl… oder lag dieses Unbehagen eher an der Person hinter ihr, um die sich ihr zweiter Gedanke drehte? Was wollte er auf dieser Schule? Etwa wegen Rache? Hat er wirklich die Schule gewechselt um sie fertig zu machen? >Das schafft er zwar eh nie, aber… WAS MACHT ER HIER?... Und was ist mit Karin? Das macht ihr bestimmt zu schaffen. < Sie drehte sich um, um nach ihrer Freundin zu schauen, als sie zusammenzuckte. (Stimmt ja, er sitzt ja auch noch hier.) „Was gibt es denn noch zu glotzen?“ kam ein Zischen von dem Braunhaarigen. „Wer sagt, dass ich dich anglotze?“ kam ein Zischen zurück. Ihr Blick schweifte zu Karin. Diese starrte auf die Bank und zitterte einwenig. >Dieser Idiot. < Sie warf Ryo einen wütenden Blick zu. >Warum musste er hierher kommen? arme Karin. < Als es dann endlich zur Pause klingelte sprang Ryo von seiner Bank auf und schritt aus dem Klassezimmer. >Wurde er von einer Biene gestochen? < dachte sich Haru und lief zu der Bank ihrer schwarzhaarigen Freundin rüber. „Alles okay?“ „Klar.“ Karin setzte ein Lächeln auf und. „Es kommt bloß ein bisschen unerwartet.“ „Tja, Zufälle gibt’s.“ „Und was ist mit dir?“ „Was soll mit mir sein?“ die Rothaarige setzte sich auf den Stuhl vor Karins Bank, ohne zu überlegen, dass Ryo vorher drauf saß. „Ich meine… wegen…“ ihre Augen wanderte zu Takato. Haru folgte ihren Blick und erstarrte kurz. Jedes mal, wenn sei ihn anschaute, erstarrte sie aus irgendeinen Grund, ungewollt und unerwartet. Sie konnte sich nicht erklären warum. Vielleicht lag es an seiner finsteren Art. „Macht es dich nicht ein wenig wuschelig?“ fragte Karin und ließ Haru aufschrecken. „Wuschelig? Soll das ein Witz sein?“ sie drehte sich weg, um nicht ihrer Freundin in die Augen gucken zu müssen. „Ich mein ja nur.“ Das blauäugige Mädchen kicherte leise vor sich hin und errötete. >Wuschelig… blödes Wort. Das macht mich doch nicht wuschelig. < überlegte Haru in ihren Gedanken und schaute aus dem Fenster. >Ach ja, heute steht ja noch eine Prügelei an. < ihr Gesichtsausdruck formte sich zu einem teuflischen Grinsen, welches ihrer Blauäugigen Freundin Angst machte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Mitten im Japanischunterricht hörte man einen Stuhl quietschen und alle schauten zu Haru, die plötzlich aufgestanden war. Sie hatte einen ernsten Blick und alle wussten eigentlich schon, was als nächstes passieren würde, außer Ryo der sie verwundert anschaute, der still auf seinem Platz saß, die Blicke auf Haru gerichtet. Als sich diese dann plötzlich kurz bewegte, zuckten alle gleichzeitig und es wurde wieder still. Ryo drehte sich von einer Seite zur anderen und fragte sich, was in seine neuen Klassenkammeraden gefahren ist. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder Haru und wollte sie gerade fragen, was das ganze werden soll als das Mädchen plötzlich loslief und aus dem Zimmer verschwand ohne auf das wütende Geschrei des Lehrers zu achten. „Anazawa-san, was soll das werden? Kommen sie sofort wieder zurück!!!!“ Jedoch hörte ihn die angesprochene Peron nicht mehr, da diese schon hinter der nächsten Ecke verschwunden war. Der Lehrer schaute genauso verwirrt aus der Wäsche, wie Ryo, denn beide waren neu an der Schule. „Sag mal…“ der Braunhaarige drehte sich unerwartet um, was Karin zusammenzucken ließ. Ryo wollte gerade weitersprechen, als ihm ihre Reaktion auffiel. Er verstummte für einen moment, setzte dann aber seinen Satz fort: „… passiert das öfters?“ Karin schaute ihn etwas überrascht an. „Die meisten hier scheint dieser Auftritt ja nicht grade zu überraschen, außer dem Lehrer vielleicht.“ Das schwarzhaarige Mädchen schaute ihn weiterhin mit großen Augen an, ohne ein Wort rauszubekommen. Nicht, weil es Ryo war, der da mit ihr sprach, sondern weil sie nicht wusste, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Es wussten zwar alle (außer den sprachlosen Lehrer da vorne), wohin Haru gegangen war, aber ob man das Ryo verraten konnte? Bei diesem bildeten sich aber langsam Falten auf der Stirn, weil das Mädchen immer noch nichts sagte. Wütend wollte er sich umdrehen als sie ihn am Arm packte: „Frag sie selbst!“ meinte sie. Ryo schaute sie nur angenervt an und wollte sich wieder umdrehen als sie fortsetzte: „Ich weiß nicht, ob ich es dir von ihr aus erzählen darf. Darum… frag sie selbst.“ Der Braunhaarige riss sich aus ihrem Griff los und schaute mit einem grimmigen Blick wieder nach vorne. >Das interessiert mich doch gar nicht! < Und der sprachlose Lehrer schaute immer noch dumm aus der Wäsche, und versuchte sich daran zu erinnern, was er auf die Tafel bringen wollte. >Dieser Idiot wird sicherlich bald gefeuert. < ~*~*~//>*<\\~*~*~ ‚Was ist das?’ Haru spürte, wie ihre Haare vom Wind zerzaust wurden. In ihren Blickwinkel tauchten rosa Schleifen auf, die leicht umherflatterten. Sie hatte ein leichtes, grünes Kleid an. ‚Warum habe ich so was an? ...Das steht mir gar nicht.’ Sie schaute hoch und bemerkte, dass sie auf einem Blumenfeld war. Blumenfelder waren nicht so ganz ihre Sache… eher Bäume. ‚Wo bin…’ „Haruuu?“ ‚…ich?’ „Haru? Sag mal, pennst du?“ Augenlieder wurden aufgeschlagen, und enthüllten grüne Farbe. >Ein Traum? < „Tut mir leid, ich muss eingenickt sein.“ >Sinnloser Traum. Aber wann ergeben schon Träume Sinn? < „Wir nehmen’s dir nicht übel.“ Hörte sie Riku sprechen. „Weil diese Schweine auch zu spät sind!!! Haben sich bestimmt in die Hosen gemacht und sind jetzt irgendwo auf dem Weg nach Mexiko.“ „Übertreib nicht!“ sagte ihm Tatsuja und schaute zu Haru. „Hast wohl die Schule umsonst geschwänzt.“ „Hm.“ Ließ sie nur von sich erklingen und richtete sich von der Betonplatte auf, auf der sie vorher gelegen hatte. Sie war es gewohnt, auf den merkwürdigsten Plätzen einzuschlafen. „Betty langweilt sich, sie kommt gar nicht mehr zum Einsatz.“ >Ob das ein Zufall ist, dass ich so was träume? Ausgerechnet da, wo sie zu spät kommen? Wenn sie nicht zu spät wären, hätte ich es gar nicht geträumt. Ist es denn ein Zufall, dass sie spät sind. < Haru war nun mit ihren eigenen Gedanken verwirrt und stellte fest, dass sie zu viel nachdachte. Plötzlich hörten sie Schritte von mehreren Leuten und schauten in die Richtung, aus der sie kamen. „Oh, die Angsthasen kommen doch noch.“ Sagte Riku. „Was soll das? Erst wollt ihr kämpfen und dann kommt ihr zu spät. Sollen wir solche Gegner ernst nehmen?“ Die Bande, die ihnen gegenüber stand, reagierte nur mit einem Grinsen auf die Frage. Und bevor sie anfangen zu kämpfen haut die Autorin ab, um die Szene nicht beschreiben zu müssen… ~*~*~//>*<\\~*~*~ Zufällig in der Pause vor der letzten stunde, kam Haru wieder in die Schule. Mit einer aufgeplatzten Lippe. Als Karin sie sah, schrie sie erschrocken auf. „Oh mein Gott Haru, du bist ja verletzt!“ „Ist bloß ein Kratzer.“ Brummte die Rothaarige leise. „Eine blöde Fliege lenkte mich ab! Stell dir das vor: eine Fliege! So was gibt es doch nur im Film, dass man beim Prügeln von einer Fliege abgelenkt wird… tja, das ist nun die Folge.“ Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Karin ließ jedoch nicht nach: „Es muss verarztet werden, nicht dass es noch entzünden oder so.“ „Karin.“ Harus stimme wurde ungeduldig. „Wir müssen in das Krankenzimmer, es desinfizieren und ein Pflaster drüber kleben.“ Das schwarzhaarige Mädchen zog an ihren Ärmel und versuchte sie vom Stuhl zu ziehen. „Ist schon gut Karin…“ Aber das Mädchen wollte immer noch nicht nachlassen. Nach 5 Minuten setzte sie ihren Willen durch und schleppte Haru nun durch die Gänge zum Krankenzimmer. Als sie im Südflügel angelangt waren, fiel der Blick des rothaarigen Mädchens auf eine Gruppe Jungs, die ein Mädchen umkreisten. Einer hatte sie am Arm gepackt und schüttelte sie, so dass das Mädchen die Augen vor Schmerz zusammen kniff. Haru bemerkte, dass die wenigen Schüler, die sich sonst im Gang befanden, die Situation nicht zu bemerken schienen. Aber vielleicht wollten sie es gar nicht bemerken. Als sie im Vorbeilaufen, der Gruppe immer näher kamen, konnte Haru ein paar Worte mit hören. „Sieh dich an, was glaubst du wer du bist? Glaubst du wirklich er würdigt dich auch nur eines Blickes?“ Haru wurde langsamer. Karin merkte, dass sie ihre Freundin stärker ziehen musste, drehte sich um und wollte schon sagen, dass sie sich bewegen sollte, als sie die Gruppe bemerkte. „Haru?“ Das rothaarige Mädchen löste sich aus dem Griff ihrer Freundin und schritt nun auf die Gruppe zu. Karin seufzte leise. „Nicht schon wieder.“ Sie wusste, dass es nichts bringen würde, ihre Freundin aufzuhalten versuchen. >Sie handelt doch eh nach ihrem Kopf. < „Lasst sie los!“ Als die Jungs die Stimme hörten, trafen sie auf den finsteren Blick Harus. Sie fixierte die drei mit einem eisernen Ausdruck. „Was geht dich das an?“ fragte einer der Jungs wütend. „Hey man…“ hörte man einen anderen von hinten ihm zuflüstern. „Das ist Haru Anazawa. Mit der sollte man lieber etwas sanfter sprechen. Die ist ganz schön aggre…“ (teuflischer Blick von Harus Seite) „…temperamentvoll.“ Sagte er und hustete ein Mal. „Haru komm schon.“ Zerrte Karin an ihrem Ärmel, doch dann sah sie das blonde, starkgebräunte Mädchen, das vor kurzem noch geärgert wurde. Diese schaute Haru hoffnungsvoll an und klammerte sich an ihren Büchern fest. Solche Mädchen werden oft nicht ernst genommen, weil sie aus der Reihe tanzen. Sie ziehen sich nun mal anders an, viel auffälliger. Ihre Haare sind gebleicht und die Haut bis zu einem unnatürlichen Zustand gebräunt. Das ist nicht in der Mode. Nur die Mädchen sind beliebt, die glatte, schwarze Haare haben. Eine Haut, so weiß wie Schnee und einem sanften Blick der alle freundlich begrüßt. Sie sehen auch ohne Schminke wie Supermodels aus. Ihre Noten sind die besten der ganzen Schule und man wagt es gar nicht sie zu kritisieren, weil es nichts zu kritisieren gibt. Aber solche Mädchen, die total bunt aussehen und deren Noten nicht besonders herausragend sind, werden nun mal nicht geliebt. „Ist mir egal wer sie ist, sie soll sich verpissen.“ Haru reagierte nicht auf seine Aussage. Sie schaute zu dem Mädchen rüber, das leicht zitterte. „Was hat sie getan?“ „Sich zu viel eingebildet! Die glaubt doch nicht, dass ich auf sie stehe.“ Er lachte kurz auf. „Die soll sich mal im Spiegel angucken.“ Plötzlich spürte er einen starken Schlag in seiner Magengegend. Seine Kumpels verzerrten das Gesicht, als ob sie den Schmerz mitfühlen konnten. „Mann, ich hab’s dir doch gesagt.“ „Eh Haru…“ hörte man Karin leise sagen. „War das nicht zu viel?“ Haru reagierte nicht, lief an den Jungs vorbei, schnappte das Mädchen an der Hand und zerrte sie weg von der Gruppe. „Haru?!“ Karin lief den Beiden hinterher. „Warum musstest du ihn schlagen? Es wird doch sicherlich wieder Stress beim Direktor geben!“ keine Reaktion. „HARU!“ Das blonde Mädchen schaute ungläubig ihre Retterin an und versuchte die Situation zu realisieren. Als sie im Hof angelangt waren, ließ Haru das Mädchen los und ließ sich auf das Gras fallen. Sie schloss die Augen jedoch als sie bemerkte, dass das Mädchen immer noch dastand öffnete sie sie wieder und saß das fröhliche Lächeln auf ihren Gesicht: „Du kannst gehen.“ Sagte sie kalt zu ihr. Der Ausdruck des blonden Mädchens veränderte sich zu überrascht. „Ehm…“ sie zupfte an ihrem Rocksaum und schaute verlegen zu Boden. „Was wollten sie?“ wurde sie plötzlich von Karin gefragt. Das Mädchen schaute mit einem Ruck hoch und fing an zu reden: „Das war… das war… das war Takumi-senpai. Ich… bin schon seit längerem in ihn verliebt.“ Sie schaute wieder verlegen zu Boden. Von Haru hörte man nur ein Knurren. „Ich wollte ihm heute einen Liebesbrief geben, aber…“ sie wurde traurig und ihre Augen fällten sich mit Tränen. „… er steht nicht auf solchen Mädchen wie mich. Ich hab gehofft… dass er… vielleicht doch….“ Mit jedem Wort wurde ihre Stimme zittriger als sie dann endgültig im Heulen ausbrach. Karin stand perplex da und versuchte tröstende Worte zu finden. Haru dagegen saß nur weiterhin auf dem Gras und starrte in den Himmel. Als das Mädchen sich langsam zu beruhigen schien, setzte sie fort: „Was hab ich denn auch erwartet. Ich meine… es hängt ständig mit Kagura aus der Parallelklasse zusammen. Sie ist viel hübschen und schlauer als…“ „Mach deine Augen auf!“ kam es plötzlich wütend von Haru. „Merkst du nicht, dass er ein Arschloch ist? Wie naiv bist du?“ Das Mädchen guckte sie schockiert an und Karin dachte dass sie nun wieder in Tränen ausbrechen würde als Haru leise hinzufügte: „Er war es nicht wert. Du hast jemand besseren verdient.“ Schon wieder war es still zwischen den drei, und diesmal konnte man nicht mal ein Weinen hören. Die Stunde hatte schon längst angefangen, darum konnte man niemanden mehr beschäftigt durch den Hof und die Gänge rennen sehen. In solchen Momenten fühlt man sich oft beruhigt, jedoch hängt es auch mit dem inneren Zustand zusammen. Ganz zufällig gingen Haru und Karin durch den Gang und konnten den Mädchen helfen. Und sie war dankbar für diesen Zufall. Die Stille wurde durch das laute Aufquieken der blonden Mädchen unterbrochen. Sie zerriss den Umschlag des Liebesbriefes, holte es raus und fing an auf dem Stück Papier etwas zu kritzeln. Karin schaute sie überrascht an. >Was ist jetzt los? < Das Mädchen grinste ganz breit und man konnte in diesen Augenblick ihre Aura sehen, so als würde diese rosa und voller Blumen sein. Als sie dann mit dem schreiben fertig war, quiekte sie wieder auf und streckte den Zettel Haru entgegen: „Hier für dich!“ schrei sie laut und fröhlich. Haru schaute erst überrascht auf das Mädchen und dann fragend auf den Zettel. Sie stand auf, nahm es entgegen und fing an zu Lesen. ‚Lieber Takumi-senpai Haru-kun (kun?) Als ich dich das erste Mal vor einem Jahr 5 Minuten sah, hab ich mich sofort in dich verliebt. (hää??) Du bist so männlich und gutaussehend – ein Traummann (hääää???). Als du beim Fußball dich so angestrengt hast, hab ich gemerkt, dass du ein aufrichtiger und zielstrebiger Mensch bist. Von da an hab ich dich beobachtet und gemerkt, dass es Liebe ist. Als du mir geholfen hast, sahst du sooo cool aus. Du hast zwar lange Haare aber es steht dir irgendwie . Ich hoffe du kannst meine Gefühle erwidern, Takumi-senpai Haru-kun. In Liebe Nodame-chan.’ >Das… muss ich erst verdauen. < Harus Gesicht färbte sich grau und sie starrte ungläubig auf das Brief. Karin bemerkte ihre Reaktion und schaute auf den Zettel, um zu lesen, was Haru so schockier hat. Mit jeder Zeile, die sie las, weiteten sich ihre Augen auf. Als sie fertig war, versuchte sie, sich das Lachen zu verkneifen. „Öhm…“ sie hustete und war dabei fast in Lachen ausgebrochen. „Nodame-chan, richtig? Ich glaube du hast da was verwechselt.“ Es fiel ihr äußerst schwer, nicht loszulachen, erst recht als sie das verwunderte Gesicht des Mädchens sah. „Haru… ist kein Junge.“ „Wie?“ Nodame-chan schien das ganze nicht richtig zu begreifen und schaute von Karin zu Haru und wieder zurück. Wenn man in einem Anime wäre, würde sie jetzt noch zusätzlich Katzenohren bekommen. „Haru ist ein Mädchen!“ nun verfärbte sich das Gesicht des Mädchens genauso grau wie Harus. Karin dagegen prustete, indem sie sich von den Beiden weggedreht hatte. „Ach du meine Güte. Es tut mir so leid. Du warst so… so cool und stark, und hast ihm eine reingehauen… da… da dachte ich, dass du ei Junge bist. Bloß über die furchtbar langen Haare hab ich mich gewundert. Das tut mir so leid. Bitte verzeih.“ Sie beugte sich vor Haru als Entschuldigungsgeste. „Ist schon gut, ist nicht das erste Mal. Bloß…“ sie sprach den Satz nicht zu Ende aus. >Bloß seine Liebe, hat mir noch kein Mädchen gestanden. < Karin lachte immer noch leise vor sich hin und hielt sich dabei an den Bauch. Nur solchen kurzen Phrasen wie „… ich kann nicht mehr…“ „…ist das lustig…“ waren zu hören. „Beruhig dich jetzt, das Mädchen fühlt sich schon schuldig genug. Außerdem müssen wir zum Unterricht.“ Sie wollte gehen, hörte aber noch Nodame-chan sagen: „Können wir trotzdem Freunde bleiben? Ich hab hier nicht so viele.“ „Klar.“ Antwortete Haru mit einem leichten lächeln, bevor sie aus dem Blickwinkel des blonden Mädchens verschwand. Dieses stand noch kurz da bevor es erschrocken zusammenzuckte: „Oh, ich muss ja auch noch zum Unterricht!“ Als nächstes konnte man das schnelle Trappeln ihrer Schritte hören. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Ich hab’s ihr doch gesagt.“ Murmelte Karin vor der Tür des Büros vom Direktor. Haru war schon seit einer halben Stunde hinter der Tür verschwunden, und musste sich jetzt bestimmt eine Predigt von dem alten Mann anhören. So dachte zumindest Karin. Der Direktor musterte Haru und wusste schon von vornhinein, dass es eh sinnlos ist, sie wegen ihrer Uniform anzusprechen. Aber die anderen dinge sollte er klarstellen. „ Anazawa-san, ich habe höchsten Respekt vor ihren Eltern (Sagen wir eher – sie haben Angst vor ihnen) und es steht auch in meinen Interessen, sie zu einer gebildeten und sozialen Person zu erziehen, das ist ja die Aufgabe unserer Schule (und ich glaube Sie dulden mich nur, wegen meiner Eltern). Aber das können wir nicht ohne ihre Rückleistung machen. Wir sind eine Elitenschule. Manche junge Menschen würden alles dafür geben, hier lernen zu können. Darum würde ich sie bitten, ihre Pflichten ernster zu nehmen“ Als nächstes hörte Haru nur blah blah blah. Ihr war schon bewusst, dass es nicht richtig war mitten in der Stunde abzuhauen >Das hab ich sogar schön öfters gemacht. < stellte sie fest. Aber was war falsch daran, diesen Mistkerl eine reinzuhauen. >Böse Menschen müssen bestrafft werden! < sie grinste teuflisch, was den Direktor zum plötzlichen Stottern brachte. „Jedenfalls…“ Die Worte des Direktors holten Haru aus ihren mordlüsternen Gedanken. „…muss ich ihre Eltern informieren.“ Haru sprang plötzlich auf und lehnte sich an den Tisch. „Das lassen Sie sein!“ „Bitte? Was soll dieser Ton, Anazawa-san?“ „Sie rufen meine Eltern nicht an.“ Sie schaute ihn drohend an, besinnte sich plötzlich und fügte hinzu: „Ich verspreche Ihnen auch, dass ich mich von nun an benehme… aber wenn Sie meine Eltern anrufen, dann kann ich für nichts garantieren.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn herausfordern an. >Dieses Gör, weiß sie mit wem sie da spricht? < „Sie wissen schon, dass wenn Sie es mir jetzt versprechen, dann müssen Sie es auch einhalten.“ „Ja, das ist mir schon bewusst. Also abgemacht?“ „Du…“ der Direktor wurde langsam wütend. Jedoch war es seine Pflicht stehts gelassen zu bleiben, darum riss er sich zusammen und setzte einen gleichgültigen Ausdruck auf. „Wir sind hier nicht zum Verhandeln da, Anazawa-san.“ „Hm… dann hab ich keine andere Wahl… vielleicht fang ich damit an, ihr Büro auseinander zu legen.“ „Ich rufe die Polizei…“ „Machen Sie’s! Solange es nicht meine Eltern sind.“ „Die Polizei wird Ihre Eltern ebenfalls benachrichtigen.“ „Hm… stimmt.“ Sie setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. „Da werden meine Eltern aber wütend sein.“ Der Direktor schrak zurück, als sie das sagte. Haru hasste es, ihre Eltern als Druckmittel zu verwenden, aber sie hatte keine andere Wahl. Zumindest fiel ihr auf die Schnelle keine ein. Sie wusste, dass ihre Eltern, wenn sie es nur wollten, einen Einfluss auf den Direktor der Schule nehmen konnten. Und davor hatte dieser Angst. „Wäre es nicht einfachen für uns alle, wenn Sie meine Eltern nicht anrufen und ich mich von nun an brav benehmen? Ich verspreche es auch, und meine Versprechen breche ich nicht.“ Sie streckte ihm die rechte Hand entgegen. Der alte Mann ihr gegenüber schien aus allen Nieten zu Platzen, aber ein solider Mann weiß sich zu beherrschen. Nur ungern legte er seine Hand in ihre und mit Worten: „Wenn ich auch nur ein Mal eine Beschwerde höre, werde ich ihre Eltern benachrichtigen.“ „Abgemacht.“ Wurde der Pakt besiegelt. Als Haru wieder rausgehen wollte, meldete sich der alte Mann noch mal: „Könnte ich nicht bitten…?“ „Die Uniform behalte ich!“ sagte Haru und ging hinaus. „Was… was hat er gesagt?“ Fragte Karin besorgt, als Haru hinter der Tür auftauchte. „Es ist alles geklärt…“ „Und warum siehst du so bedrückt aus? Was hat er denn gesagt?“ >Ich wollte um Gotteswillen nicht meine Eltern erwähnen aber…< „Karin?“ „Ja?“ „Ich bin ein furchtbarer Mensch.“ Sie setzte sich erschöpft auf den Boden. „Ich habe es schon wieder getan. Obwohl ich nicht gerne ein Kind einer reichen Familie bin, nutze ich es immer wieder aus. Warum kann ich meine Probleme nicht wie alle anderen Menschen lösen? (Warum kann ich sie nicht wie er lösen?)“ „Haru… das hier ist die Morika-High. Hier lösen alle ihre Probleme, in denen sie die Familie einfließen lassen.“ >Darum fühl ich mich nicht besser. < dachte Haru ließ aber nur ein „Hm.“ von sich erklingen. Sie stand wieder auf. Es war Zeit, nach hause zu gehen. „Löst du deine Probleme auch so?“ fragte sie Karin mit einem Grinsen. „Na klar, ich bin doch eine verwöhnte Göre!“ sagte sie darauf und die Beiden fingen an zu lachen. Wie der Zufall es so will, wurden sie von einen Paar dunklen Augen beobachtet. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Zufällig, als Karin von einem Jungen nach draußen gerufen wurde, kam Nodame in das Klassenzimmer der 2-2 gestürmt. „Haru-chaaaaaan!“ schrie sich und umklammerte das rothaarige Mädchen. Alle schauten verwundet zu den Beiden, richteten dann aber ihre Aufmerksamkeit weiterhin ihren eigenen Gesprächen, Beobachtungsobjekten und Mittagsschläfchen. >Das nenn ich mal einen stürmische Begrüßung. < überlegte Haru und bat das blonde Mädchen sie loszulassen, weil diese sie sonst erdrücken würde. Ryo konnte die Szene mitbekommen und wunderte sich, warum so eine furchteinflößende Person, wie das rothaarige Biest, überhaupt weibliche Freunde hatte. Die meisten in der Klasse schienen ihr aus dem Weg zu gehen und schauten sie angstvoll an, wenn sie auch bloß an ihnen vorbeilief. Oft fiel das Wort „Junkie“, wenn man über sie läste… die Meinungen über sie austauschte. Vor allem aber Mädchen schienen Angst vor ihr zu haben. Mit vielen Jungs kam sie ganz gut klar. „Wo ist das andere Mädchen? Das so süß aussah.“ Lächelte Nodame, immer noch an Haru hängend. „Karin? Ach… es ist wieder mal ein Verehrer.“ Sagte sie mit einem etwas kalten Ton. >Von denen gibt es duzende. < „Oh… ist sicherlich schön, so begehrt zu sein.“ Meinte das blonde Mädchen und schaute traurig auf den Boden. >Ich hätte es wohl nicht sagen sollen. < „Ah, da ist sie.“ Erblickte Nodame das schwarzhaarige Mädchen, das gerade reinkam. Ihrer Haltung nach, schien dieses aber gar nicht fröhlich zu sein. Als sie den Kopf hob und Nodame sah, wurde sie jedoch fröhlicher: „Hallo, Nodame-chan.“ Begrüßte sie sie mit einem Lächeln. Diese ließ Haru los und stürmte zu Karin: „Hast du jetzt echt eine Liebeserklärung bekommen?“ fragte sie aufgeregt. Karin lächelte verlegen: „So in etwa.“ „Huch? Freust du dich denn gar nicht?“ Haru kannte die Situation zu gut. Es kamen oft irgendwelche Typen, die Karin fragten, ob sie ihre Freundin werden will. Worauf sie dabei achteten war nur ihr Aussehen. ‚Sie kennen mich doch gar nicht.’ Sagte Karin einmal, als sie Mittagspause im leerstehenden Musikzimmer hatten. ‚Einige von ihnen habe ich noch nicht einmal gesehen gehabt. Es geht denen doch nur um mein Aussehen. „Du bist echt süüüß“ sagen die immer. Wenn sie mich genauer kenne würden, würden sie wissen, dass es da gar nichts zum Mögen gibt und das ich innerlich ganz und gar nicht süß bin.’ >Doch, das bist du. < dachte sich Haru. Karin kümmerte sich immer um sie und verstand immer aus welchen Gründen sie so handelte, wie sie handelte. >Ich dagegen bin weder äußerlich noch innerlich süß. < „Haru? Du bist ja schon wieder in Gedanken versunken.“ „Was?“ Haru sah blaue Augen vor sich, die sie fragend fixierten. „Ach ja… und was hast du geantwortet? So wie immer?“ „Ja, was soll ich sonst sagen.“ Sie schaute zu Ryo rüber, der das Gespräch (rein zufällig natürlich) mitgehört hatte. Dieser zuckte, als er merkte, dass die 2 Mädchen und das Biest plötzlich (die ist ja kein Weib) zu ihm rüberschauten. „Was guckt ihr mich an? Kann ich was dafür, dass sie immer noch in mich verknallt ist.“ meckerte er, ohne auf den plötzlich verletzten Ausdruck des schwarzhaarigen Mädchens zu achten. „Glotz mich nicht so an, Häss…“ bevor er noch den Satz beenden konnte, stand Haru vor ihm und holte aus: „Ich hau dir eine…“ (Ich verspreche Ihnen auch, dass ich mich von nun an benehme…) mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ryo, der schon auf den Schlag vorbereitet war, schaute sie überrascht an. >Was ist denn jetzt kaputt? < „Entschuldige dich bei Karin.“ Sagte sie nur leise und senkte ihre Kopf. „Schon wieder? Warum setzt du dich immer für sie ein, kriegt sie selbst nichts zu Stande?“ Als Karin diese Worte hörte, verkrampfte sich ihr Körper. Sie wollte etwas sagen, jedoch brachte sie (schon wieder, ich blöde Kuh) keinen Wort heraus und rannte hinaus. Nodame verstand nicht, worum es ging und schaute nur verwirrt umher. „Du Idiot!!!!! Hätte ich die Möglichkeit, würde ich dich auf der Stelle kalt machen!“ schrie Haru mit einem verbitterten Ausdruck. „Dann mach’s doch! Was hält dich davon ab?“ „Du hast doch keine Ahnung. Wie konnte sie sich nur in so einen Mistkerl wie dich verlieben.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen und man konnte den Hass ihm gegenüber aus ihren Blick ablesen. Sie packte ihn am Kragen und zog ihn näher an sich. Ryo schaute nur unbeeindruckt. (Soll ich Angst kriegen?) Sie flüsterte ihm zu: „Bleib weg, von ihr als auch von mir. Hier kann ich dir nichts antun, aber außerhalb der Schule kann ich für nichts garantieren.“ >Ich wiederhol mich: Sie ist echt KEIN WEIB!!! < Die beiden starrten sich kalt an. „Das reicht jetzt.“ Konnten sie eine kalte Stimme neben ihnen hören. Haru erstarrte wieder. Ryo erblickte den schwarzhaarigen Jungen, der neben ihnen stand. >Takato. < schoss es Haru durch den Kopf. Sie ließ Ryo los und drehte sich weg. >Er hat alles mitbekommen. < „Klärt eure Probleme draußen, aber nicht im Klassenzimmer.“ Ryo bemerkte plötzlich, dass sie von allen Schülern beobachtet wurden. Er knurrte nur leise und setzte sich auf seinen Platz. Haru stand immer noch wie erstarrt da, Takato direkt hinter ihr. „Hey.“ Er legte seine Hand auf ihre Schulter. Und schon wieder zuckte sie zusammen. >Was ist den mit der? Ihre Launen wechseln ja wie das Wetter in Deutschland. < (Woher weiß er, wie das Wetter in Deutschland ist?) „Tut mir Leid, ich muss Karin hinterher.“ Sagte sie mit gesenktem Kopf und rannte aus der Tür, aus der vor kurzem ein weinendes Mädchen gestürmt war. Die Gänge waren voller beschäftigter Schüler, was Haru aufregte, da sie sich durch die Massen drängen musste. >Wo ist sie wohl hin? < Sie hielt nach einem schwarzen Schopf Ausschau, aber in den Gängen gab es viele Schüler mit schwarzer Haarfarbe. Plötzlich fiel ihr das leerstehende Musikzimmer ein. >Bestimmt ist sie da drin. < Und sie hatte Recht. Das Mädchen verkroch sich in einer Ecke und versuchte mit allen Mitteln ihre Tränen drin zu behalten, diese jedoch wollten raus in die Freiheit, ihnen war es egal, was das Mädchen wollte. >Dieser… Warum musste er auf unsere Schule kommen? < fragte sich Haru innerlich und schritt auf ihre, beinahe weinende, Freundin zu. ~*~*~//>*<\\~*~*~ >Häää? Ist denn alles wieder in Ordnung oder was? Was sollte dann das Theater gestern? < Ryo war empört über das verhalten des einen Mädchens und des eines Biestes. Erst gestern kam die eine aus dem Klassenzimmer gestürmt und die andere hat ihm gedroht und jetzt saßen sie glücklich und fröhlich plaudernd am Tisch, als ob nie etwas gewesen wäre. >Zicken! < Haru und Karin waren wirklich ziemlich fröhlich an dem Tag. Nodame saß ebenfalls bei ihnen. „Aber Karin, wie ist es so, wenn man so oft Liebeserklärungen bekommt?“ fragte das blonde Mädchen verträumt. „Na ja, irgendwie freut man sich schon, aber einerseits weiß ich, dass die meisten mich nur wegen des Äußeren mögen.“ „Du siehst aber auch toll aus.“ Fügte Nodame immer noch verträumt wie vorhin hinzu und seufzte. „Ich wünschte ich hätte wenigstens bisschen was von deinem Charme.“ Karin lachte: „Du hast auch deinen eigenen Charme. Mir gefällt deine eigene Art, weil du so ungewöhnlich bist.“ „Eeeehrlich?“ hackte Nodame mit riesigen Kulleraugen nach. „Ja!“ sagte Karin nickend. „Haru-chan hat auch ihren eigenen Charme.“ Sagte das blonde Mädchen lächelnd. Haru, die gerade ihren Eistee trank, verschluckte sich an der Flüssigkeit. „Redet keinen Unsinn!“ keuchte sie und nahm noch einen schluck von dem erfrischenden Tee. „Doch doch.“ Nodame schien enthusiastisch zu sein. Sie griff in ihre Tasche und holte einen „Gal-magazin“ raus. „ich habe es heute zufällig im Buchladen entdeckt. Da steht, worauf die Jungs beim Mädchen achten. Soll ich mal vorlesen.“ „Klar!“ sagte Karin fröhlich. „Nein danke!“ sagte Haru mürrisch. „Komm schon Haru, das interessiert dich doch bestimmt auch.“ „Kein Interesse.“ Nodame zog eine Schnute, lächelte dann plötzlich weiter: „Ich les’ trotzdem vor.“ Sie blätterte im Magazin bis sie die benötigte Seite gefunden hatte und fing, mit einem Grinsen im Gesicht, an zu lesen: „Wir haben 100 Jungs aus Tokyo gefragt blah blah blah… das interessiert doch keinen… ah da! Also: 96% der Jungst behaupten, dass das Mädchen feminin und fröhlich sein soll, so, dass wenn man sie anguckt, die Sonne aufgeht… also das haben sie selbst dazugedichtet, kein Junge würde sich so ausdrücken.“ „Hm… feminin und fröhlich.“ Die Augen von Karin und Nodame wanderten zu Haru die mit einem gelangweilten Blick durch die Gegend starrte. Als sie prüfenden Blicke ihrer beiden Freundin sah, lehnte sie sich vorwärts auf den Tisch: „Ich weiß ich bin nicht feminin. So ein Zufall aber auch, dass ich es gar nicht sein will.“ Sagte sie und lehnte sich zurück auf den Stuhl. „Hhhmmm.“ Nodame fixierte Haru mit einem kritischen Auge. „Ich denke du bist hübsch, man müsste nur was an deiner Haltung, deinem Auftreten, deiner Kleidung…“ „Blah blah blah!“ unterbrach das rothaarige Mädchen Nodame. „Ich bleib so, wie ich bin.“ „Aber Haru…“ fing Karin an. „…wir können doch wenigstens versuchen, dir einen Kleid anzuziehen. Nur ein Mal.“ Das schwarzhaarige Mädchen schaute Haru mit einem bettelnden Blick an. „Abgelehnt!“ „Echt schade.“ Kam es plötzlich von der Seite. >Oh nein! Ich erstarre wieder! < Die Mädchen erblickten Takato, der an ihrem Plaudertisch stand. „Ich habe zufällig euer Gespräch mitgehört. Warum versuchst du es nicht mal aus, Haru? (Haru? Wie wär’s mit einer formaleren Anrede?) ich würde dich gern in einem Kleid sehen.“ Fügte er mit einem Lächeln hinzu, ging weg und hinterließ Haru in einem erstarrten Zustand zurück. „Kyyyaaaa!“ kreischte Nodame los. „Wer ist der gutaussehende Typ? Der steht bestimmt auf dich!“ „Quatsch!“ brüllte Haru los. Wenn sie ein Mensch wäre, der leicht rot wird, würde sie jetzt wie eine Tomate glühen. >Was denkt er sich? < Und wieder, aber wirklich reinzufällig, konnte Ryo das Gespräch mitverfolgen, und fragte sich, warum das rothaarige Biest immer so eigenartig auf den Typen reagierte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Das leben besteht aus lauter Zufällen, deren Reihenfolge bestimmte Ereignisse ergibt. Aber vielleicht sind es gar keine Zufälle sondern alles nur… …Schicksal? Kapitel 4: Eine Stunde - verschwunden ohne Spur ----------------------------------------------- NUn kommt Kapitel 4. Ist länger als all die anderen Kapis bisher. Irgendwie steigt die Seitenanzahl mit jedem Kapitel. Aber das nächste wird wieder etwas kürzer. Ich shcreibe inzwischne an Kapitel 6. Ich will mich für all die Kommis bedanken. Leute ihr seid super. Ich lieb euch alle. Und die, die allgemein mitlesen liebe ich auch;__; Kommis muntern mich imma auf und ich will schneller vorankommen. Und Fayelli: Danke nochmal!!!! Ohne dich hätte ich mich hier längst blamiert mit meines GramatigXD Und nun viel Spass! Kapitel 4: Eine Stunde – verschwunden ohne Spur „Wo ist Haru?“ Tatsuja sah Riku, der ihm direkt ins Gesicht starrte und eine… „Blöde Frage!“ stellte. „Warum? Wo ist sie denn?“ „Guck mal auf die Uhr, Blödmann!“ Riku schaute verwundert auf die Uhr: „18:01 Uhr. Und?“ Klatsch - konnte man plötzlich hören. „Au! Was soll das?“ „Bist du wirklich so bescheuert?“ Tatsuja setzte sich genervt in den braunbezogenen, und schon längst abgetragenen Sessel. „Oder tust du nur so?“ Er zündete sich eine Zigarette an. Riku musste husten, als ihn der graue Rauch erreichte und sich in seine Lunge schlich. >Scheiß Raucher. < Plötzlich wurde er, wie vom Blitz getroffen. >Ich bin ja wirklich blöd. < „Sag ich doch.“ Sagte Tatsuja. Riku schreckte auf und schaute ihn aus riesigen Augen an. >Er… und Haru… manchmal kommt es mir so vor, als ob sie Gedanken lesen können. < „Können wir nicht!“ „Ja, so was ist ja auch unmöglich.“ Stellte Riku erleichtert fest, doch als nächstes durchfuhr ihn wieder ein Blitz. „Was hast du gesagt?“ „Gar nichts. Soll ich was gesagt haben?“ Tatsuja saß gelangweilt in seinen Sessel und zog genussvoll an seiner Zigarette. Riku stand perplex da, schüttelte einmal mit dem Kopf und schlug sich auf die Wangen. „Ich brauch mehr Schlaf.“ Pause… „Toll, ich muss unbedingt mir Haru sprechen, aber es ist ja die eine Stunde eingebrochen.“ „Jupp.“ Stellte Tatsuja gelangweilt fest und atmete eine graue Wolke aus. >Wie kann er das Zeug bloß einatmen? Klebt da nicht alles danach zusammen, in der Lunge? < „Nö! Und hör endlich auf laut zu denken!“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ Jeden Tag, Punkt 18 Uhr, verschwand das rothaarige Mädchen namens Haru auf eine mysteriöse Weise. Niemand wusste wohin sie gegangen war, aber alle wussten, dass sie genau um 19 Uhr wieder da sein würde. Genau eine Stunde. Und in diesen 60 Minuten konnte sie keiner erreichen. Sie sagte, dass sie in dieser Zeit abschaltete. >Nicht wie ein Roboter! < antwortete sie wütend, falls jemand blöd genug war zu fragen, wie sie denn abschaltete. Sie schaltete von der Welt ab. Zog sich zurück, um Zeit für sich selbst und zum Überlegen zu haben. Aber kann ein Mensch einfach so ohne Spur verschwinden? Irgendwo muss er ja sein. ~*~*~//>*<\\~*~*~ 3 Mädchen saßen an dem Tisch und diskutierten über etwas. Während zwei von ihnen ganz aufgeregt zu sein schienen, war das dritte Mädchen eher… genervt? Gelangweilt? Schlecht drauf? Jedenfalls nicht so fröhlich, wie die anderen Beiden. Diese wedelten wild mit den Armen und hüpften auf und nieder auf ihren Stühlen. „Komm schon Haru. Bitteeeeeeeeeee.“ Zog Nodame das „e“ hinaus. „Ich hab mir schon alles ausgedacht.“ Haru fühlte sich von den 2 bettelnden Blicken durchbohrt. An der nicht mal so kleinen Falte auf ihrer Stirn, konnte man merken, dass sie versucht hatte sich zusammen zureißen und nicht los zu schreien. Ihre Freundinnen hatten nämlich die Idee, für sie einen „Wie-werde-ich-eine-lady“ plan zusammenzustellen. (Ein total bescheuerter Plan mit einem noch bescheuerterem Namen!!!) „Guck, ich hab schon die ersten Entwürfe!“ Nodame schlug ein pinkes Notizbuch auf. (Urgh, mir wird schon bloß von der Farbe schlecht.) „Wir fangen ganz von vorne an. Als erstes sollten wir an deiner Haltung arbeiten. Dann an den Manieren – dein Wortschatz ist nicht zu akzeptieren. Wenn man deine Aussprachen zensieren würde, würde in jedem 2. Satz ein Piepton auftauchen.“ „Mir doch *piep* egal!“ „Siehst du?!“ schrie das blonde Mädchen auf und schlug Haru auf die Stirn mit ihrem pinken Stift. (Igitt, ich wurde von der Farbe berührt.) „Bleib mir weg mit dem Ding.“ „Nach den Manieren sollten wir dann an dem Aussehen arbeiten. Wenigstens hast du lange, schöne Haare. Wie oft kämst du sie?“ fragte Nodame und schaute Haru erwartungsvoll an. Ihren (furchtbar pinken) Stift setzte sie auf das Papier an, um die Antwort aufzuschreiben. Keine Antwort… Ohne diese zu erwarten, musterte das blonde Mädchen die langen roten Haare und stellte selbst fest: „Anscheinend nicht sehr oft!“ „Du…“ sprang Haru auf und erschreckte ihre Freundinnen. Karin, die bisher nur aufgeregt das Gespräch mitverfolgte. Diese dann schließlich: „Versuch es doch wenigstens. Wenn es dir GAR keinen Spaß macht, hören wir auch auf. Außerdem…“ mit einer Fingerbewegung holte sie Haru näher an sich um ihr in das Ohr flüstern zu können. „…freut sich da jemand, dich in einem Kleid zu sehen.“ Haru richtete sich schnell auf und formte ihre Augen zu engen Schlitzen: „Also DARUM, werde ich es ganz sicher nicht machen.“ „Was denn da?“ hörten sie wieder diese eine tiefe Stimme hinter Haru. Jede einzelne Muskelfaser des rothaarigen Mädchens verkrampfte sich und ließ sie erstarren. (Er kommt immer in den ungelegensten Momenten!) „Ni…“ gerade wollte Haru „nichts“ sagen, als sie von ihrer schwarzhaarigen Freundin unterbrochen wurde. „Wir erstellen einen „Wie-werde-ich-eine-lady“ plan für Haru zusammen.“ Berichtete sie Takato, auf dessen Gesicht sich ein Lächeln ausbreitete. „Interessant.“ Haru drehte sich um und traf auf schwarze Augen. Takato musterte sie mit demselben Lächeln, wie immer. >Glotz… nicht… so! Moment!!! Wie benehme ich mich denn? Wie eine… kleine … verliebte (oh mir wird schlecht) Göre! Wo ist meine Selbstsicherheit hin? < Rasch drehte sie sich wieder um, um „Glotz mich gefälligst nicht so an!“ zu sagen. Allerdings kam nur ein leises „Hallo!“ raus. >Ich hasse mich. < „Hallo!“ kam es von dem Schwarzhaarigen mit einem eigenartigen Ton (Vielleicht lüsternen? Aber das ist sicher Einbildung!). „Ich bin froh, dass du dich vorgestern unter Kontrolle gehalten und den Neuen nicht geschlagen hast.“ Haru erinnerte sich an den Tag, als sie Ryo beinahe eine reingehauen hätte. „Ich bin stolz auf dich.“ Konnte sie noch erhaschen ehe sie in ihren Gedanken versank. Sie schaute überrascht auf und konnte gerade so noch ein Lächeln auf Takatos Gesicht sehen, der an ihr vorbeiging. Alle 3 Mädchen waren nun still und überlegten. „Haru?“ Sagte Karin. „Ich bin auch stolz auf dich!“ Ein Grinsen machte sich auf dem makellosen Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens breit. „Wer ist das Mädchen?“ fragte Nodame plötzlich. Die Köpfe der anderen beiden Mädchen drehten sich in Richtung Takatos. Dieser stand nun neben einem schwarzhaarigen Mädchen und unterhielt sich mit ihr. Als nächstes gingen sie gemeinsam aus dem Zimmer. „Wow, sie ist wunderschön.“ Fügte Nodame hinzu, und hatte auch Recht mit dieser Aussage. Denn das Mädchen war wirklich das totale Gegenteil von ihr, aber auch von Haru. Ihre Haare waren glatt wie Seide und gingen ihr bis zur Taille. Ihr Blick war sanft, genauso wie ihr Lächeln und ihr Auftreten. Wenn sie etwas sagte, konnten die anderen nichts anderes machen, als ihr unbewusst zuzuhören. Ihre Schuluniform saß perfekt und betonte ihre schlanke Figur. „Aber Karin ist genauso hübsch, finde ich.“ Schon wieder war es das blonde Mädchen, das redete. „Danke.“ Sagte Karin verlegen und schaute zu Ryo rüber, der… ...nicht da war? Wo ist er schon wieder hin? „Nodame, wir müssen dich in ein Geheimnis einweihen!“ sagte Haru plötzlich. >Was für ein Geheimnis? < überlegte Karin. „Hier gibt es zu viele Leute, die unsere Gespräche mitverfolgen, darum werden wir dir unser geheimes Zimmer zeigen.“ >Ach, DAS Geheimnis. < Die pinken Augen (Waren sie schon immer pink???) des blonden Mädchens weiteten sich und leuchteten auf. Sie machte ihren Mund auf um sich zu freuen, jedoch war sie sprachlos. Sie wedelte plötzlich wild mit den Armen, wie ein Vogel, der spinnte. (Eh… Blöder Vergleich!) „Komm mit!“ sagte Haru noch anschließend und führte Nodame zu dem leerstehenden Musikraum, aus dem man eine gute Aussicht auf dem Hof und auf die eine Bank hatte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Karin lief gerade durch den Flur und trug Sachen für den Teeklub. Sie hatte noch einen Kimono an, denn in dem Klub musste man die Teezeremonie in angemessener Kleidung halten. „Hey!“ Sie wurde plötzlich an der Schulter gepackt und um 180° gedreht. „Wo ist Haru?“ grüne Augen starrten sie an. Dieselben grünen Augen, die sie versucht hatte zu vergessen. „Weiß ich nicht.“ Sie versuchte gleichgültig zu klingen, was ihr ausnahmsweise gelang. Ihre Brust bebte aber. Noch ein Stückchen lauter und er würde es sicher hören können „Wie, du weißt es nicht? Seid ihr nicht immer zusammen?“ „Tja, sie hat da ein Geheimnis, von dem keiner was weiß. Nicht einmal ich.“ Sie blickte ihm direkt in die Augen, damit er ja nicht auf die Idee kommt, dass sie ihn noch mag. „Was hat es damit auf sich?“ „Es ist 18:15 Uhr. Um diese Zeit wirst du sie nicht finden.“ „Kannst du mal im Klartext reden?“ langsam wurde Ryo ungeduldig. Den traurigen Ausdruck des Mädchens bemerkte er natürlich wieder nicht. „Zwischen 18 und 19 Uhr verschwindet sie. Keiner weiß wohin. Sie sagt, sie bracht diese eine Stunde um nicht zu explodieren und ihre Wut abzubauen.“ „Jeden Tag? Ist das nicht ein bisschen zu viel Wut? Sie ist echt aggressiv.“ >Und trotzdem die ganze Zeit megawütend. < „Kann ich jetzt gehen?“ fragte das Mädchen bedrückt. Ryo ließ ihre Schulter los und sie lief in dieselbe Richtung, wie vor dem Gespräch. Ihre Schritte halten im ganzen Flur wieder. >Diese Haru… ist echt eigenartig. < stellte er nicht zum ersten Mal fest. >Wann wird sie endlich mit mir kämpfen? Ich muss sie noch fertig machen. < Oder sie mich?… Nee! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru rannte schnell durch die Straßen. Es kam nicht oft vor, dass ihr Vater mit ihr reden musste. Aber wenn, dann ging es um etwas Ernstes. >Mist! < sie bog um die nächste Ecke und war in ihrer Strasse angelangt. Noch ein paar (tausend) Schritte und sie stand vor ihrer Haustür. Tief durchatmend drückte sie nun die Türklinke runter und betrat das Haus. Laut hallte es im gesamten Haus wieder, als die Tür ins Schloss fiel. Ein Bediensteter empfing sie. >Hoffentlich weiß er nichts von meinem Junkieleben. Das würde Folgen haben. < Sie holte tief Luft und ging durch die Hallen direkt zum Büro ihres Vaters, der heute früher zuhause war. Er rief sie vor kurzem an und sagte, dass er dringend mit ihr reden wollte. >Wie lang ist es schon her, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe? < überlegte sie, als sie vor der massiven Holztür, die im Barocken Stil verarbeitet war, stand. Sie klopfte an und ging hinein. Sie versuchte einen festen Blick zu haben, ihr Vater konnte keine schüchternen und unsicheren Menschen ausstehen. „Du bist zu spät.“ Hörte sie seine tiefe, feste Stimme sagen. Sie stand ein paar Metern weit entfernt von seinem Arbeitstisch. „Ich musste rennen. Ich war noch in der Schule.“ „Ich habe dir doch extra einen Chauffeur zugewiesen, der dich hin- und zurückbringt.“ „Ich bevorzuge es zu Laufen.“ Meinte sie, mit demselben überzeugten Blick. Ihr Vater musste leicht lächeln. Vielleicht war er deswegen stolz auf sie. Vielleicht aber auch nicht. Er würde sich nie dazu äußern. „Worüber wolltest du reden?“ „Was ist mit deiner Schuluniform?“ stellte er eine Gegenfrage. >Muss mich jeder darauf ansprechen? < „Du sagtest ich darf sie tragen, solange meine Noten deinen Vorstellungen entsprechen.“ „Richtig.“ Erwiderte er nur kurz und drehte sich langsam auf seien „Chefsessel“ um 90°. Stille brach zwischen den Beiden ein. Haru versuchte geduldig zu sein. Geduld war eine der Eigenschaften, die sein Vater in anderen Menschen schätzte. „Deine Mutter und ich vertrauen dir, das weißt du ja.“ Haru nickte. „Wir können dich nicht immer im Auge behalten, da wir sehr beschäftigt sind. Mit deinen Noten bin ich zufrieden. Allerdings wurde mir berichtet, dass du immer sehr spät nachhause kommst oder gleich gar nicht.“ Haru sagte nichts, sie wusste, dass ihr Vater noch nicht fertig war. „Wenn es so weitergeht, müssen wir dir leider deine Freiheiten nehmen. Wenn wir dir schon genug Vertrauen schenken, erwarten wir auch, dass du dich dem entsprechend benimmst.“ Jetzt wusste Haru, dass sie sprechen durfte. Sie fasste sich zusammen, um ruhig und vernünftig zu klingen. „Vater, ich habe keine Geschwister. Mein Zimmer ist so groß, wie eine ganze Wohnung. Außer den Bediensteten, ist nie jemand da. Ihr seid ständig unterwegs. Kannst du dir vorstellen, wie langweilig es ist, die ganze Zeit allein zu sein?“ (War ich vielleicht doch zu ungeduldig?) Ihr Vater schaute sie finster an und schien über das Gesprochene nachzudenken. Nach einer Pause fing es an zu reden. „Das entschuldigt nicht dein Verhalten. Lade doch Karin ein. Ihr seid doch schon seid der Mittelschule Freundinnen. Ich habe nichts dagegen, wenn du ein paar Freunde mit nachhause bringst.“ „Sogar wenn du ihre Eltern nicht kennst?“ (Oh… die Frage könnte ihn reizen. Ich hätte nicht fragen sollen.) Doch ihr Vater reagierte überraschend ruhig. „Nun… solange sich deine Freunde benehmen, sind mir ihre Hintergründe egal. Natürlich müssen deine Noten weiterhin stabil bleiben. Ansonsten hast du freie Bahn.“ Haru schaute ihn überrascht an. Seid wann war er so gütig? Bestimmt waren bestimmte Gründe dahinter versteckt. Sie wollte aus dem Zimmer schreiten. „Ach ja…“ setzte ihr Vater an. >Ich wusste, dass noch etwas kommt. < „Morgen haben wir Abendessen mit der Familie Tsukimori. Sie kommen zu uns. Ich will, dass du mit dabei bist. Es geht um Geschäfte, darum sollten wir einen guten Eindruck hinterlassen, um die Beziehungen zu verbessern. Außerdem bringen sie ihren Sohn mit. Er ist im selben Alter wie du. Vielleicht werdet ihr euch verstehen.“ >Tsukimori? Noch nie von denen gehört.< „Und um welche Zeit?“ „20 Uhr.“ Haru atmetete erleichtert auf. So musste sie nicht auf die eine Stunde verzichten. „Sonst noch etwas?“ „Nein du kannst gehen. Ach ja, zieh dich bitte Morgen angemessen an. Das Kleid, das du anziehen musst, wird dir Morgen gebracht.“ >Auch noch ein Kleid. Toll! < dachte Haru genervt, sagte jedoch nur: „Jawohl!“ Denn so ein Ton gefiel ihrem Vater. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Angewidert betrachtete Haru das Kleid, das auf dem Bett lag und sie hämisch anzugrinsen schien. Nach Minuten des verharrten Anglotzens rannte sie plötzlich zum Tisch und holte schwarze Tusche und Pinsel raus. Sie tupfte den Pinsel in den kleinen Behälter und holte aus, um das hässlich-grinsende Kleid voll zumalen. Mitten in der Bewegung stoppte sie aber: >Was mach ich denn? Ist doch kindisch. Als ob ich eine Wahl hätte. < Mit einem bedrückten Ausdruck packte sie die Sachen wieder weg und versuchte sich aufzumuntern indem sie zu sich sagte, dass es bloß für eine Abend ist. Als sie ihren ganzen Mut zusammenfasste, schlüpfte sie schnell in das Kleid, kämmte sich die Haare und betrachtete sich im Spiegel. Nicht mit einem bewundernden Blick, sondern mit demselben angewiderten, wie vorhin. Am liebsten würde sie das Kleid zerschneiden, verbrennen, mit einem Panzer drüber fahren oder alles Mögliche, es aber bloß nicht anziehen. Es war weiß (Gar nicht gut. Weiße Sachen mach ich im nu dreckig.) und ging bis zu den Knien (Zu kurz! Wie tragen manche solche Miniröcke? Die sind ja noch kürzer. VIEL kürzer.). Es fiel leicht und betonte ihre Figur (Meine Oberweite ist immer noch flach wie die Berge vom norddeutschen Tiefland.) Oben wurde es von 2 dünnen Trägern gehalten. (Wähe ihr reißt!) Auf dem ganzen Stoff konnte man leichte, kaum sichtbare Blumenmuster erkennen. (Wie lang will die Autorin bitteschön noch das Kleid beschreiben???) Ehm… Es klopfte an der Tür. Harus Mutter kam herein und lächelte sie an. „Hübsch siehst du aus.“ >Ruhig bleiben Haru! < „Aber deine Haare, mit ihnen musste man noch etwas machen.“ „Ich kann keine Haare stylen.“ Meinte Haru mürrisch und setzte sich auf ihr Bett. „Ich mach das.“ Sagte ihre Mutter lächelnd und wies Haru mit einer Handbewegung darauf, dass sie sich auf den Stuhl setzten soll. „Wie läuft es in der Schule?“ fragte sie, als sie anfing die roten Haare ihrer Tochter in Form zu bringen. „Gut.“ Antwortete Haru nur kurz. „Endlich essen wir mal alle zusammen. Es ist schon so lange her, dass wir alle gemeinsam an einem Tisch saßen.“ >Es ist ja nicht so, dass ihr es wegen der Familie macht, sondern wegen der Geschäfte. Aber gut… < überlegte Haru. Solche Gedanken würde sie nie laut aussprechen. Ihre Mutter würde eh Ausreden finden und sagen, dass sie zu beschäftigt sind. Im Grunde waren sie es ja auch. 24 Stunden lang. 356 Tage im Jahr. Als ihre Mutter mit dem Frisieren fertig war, betrachtete sich Haru wieder im Spiegel. Ihre Mutter hatte ihre roten Haare hochgesteckt und ein paar Strähnen hingen lose runter. Sie musste zugeben, dass ihr das Kleid jetzt besser stand als mit offenen Haaren. Jedoch würde sie es trotzdem am liebsten verbrennen. „Oh mein Gott, Schätzchen!“ schrie ihre Mutter plötzlich wie am Spies. „Du musst dir noch die Beine rasieren. Du bist ja zugewachsen, wie ein Garten voller Unkraut.“ >Danke Mama! < Der Gedanke ihre Beine rasieren zu müssen, gefiel ihr gar nicht. „Nein. Entwachsen wäre besser. Wir haben noch genügend Zeit.“ Der Gedanke sich die Beine wachsen zu lassen gefiel ihr noch um einiges weniger. >Nur einen Abend Haru. Nur einen Abend. < ~*~*~//>*<\\~*~*~ Fast wäre sie die Treppe runtergeflogen. Nicht nur wegen der hohen Absätze. Was sie ins Schwanken brachte waren die braunen Haare und die grünen Augen, die sie inzwischen zu gut kannte. >Das ist doch wohl ein Scherz. Solche Zufälle gibt es wirklich nur in solchen Geschichten, wie „Herbe Schokolade und süßer Tee“. < Unten am Eingang stand ihr liebster Feind Ryo, zusammen mit seinen Eltern die freudig ihrem Vater die Hand reichten. „Ah, da kommen sie auch schon.“ Hörte Haru ihren Vater sagen. „Das ist meine Frau Rumina, ihr kennt euch schon flüchtig.“ Als nächstes zeigte er mit seine Arm zu Haru. „Und das ist meine Tochter Haru.“ „Die Beiden Damen sind ja hübsch, wie die Rosen aus Garten Edem.“ Sagte Herr Tsukimori. Ryo und Haru versuchten sich das Lachen zu verkneifen. Ryo, weil sein Vater Haru hübsch nannte. (Er kennt sie nicht in ihrer wahren „Mannsgestalt“.) Haru wegen der eigenartigen Formulierung seines Vaters. (Genauso ein Trottel, wie sein Sohn.) „Gut…“ setzte Herr Anazawa fort. „Gehen wir in das Esszimmer. >Tsukimori… ich habe bisher gar nicht seinen Nachnamen gewusst. < Haru war in ihren Gedanken vertieft, als sie am Tisch saß und die rot-gelbe Suppe löffelte. Der braunhaarige Mann ihr gegenüber warf ihr verhasste Blicke entgegen, diese wurden jedoch ignoriert. Stattdessen hob Haru ab und zu ihren Kopf, um den genervten Jungen zuckersüß anzulächeln. Er benahm sich in Gegenwart seiner Eltern genauso kontrolliert, wie sie. Anscheinend wussten beide Elternpaare nichts von dem Junkieleben ihrer Kinder. „Ach, und ihr seid tatsächlich in einer Klasse?“ kam es von der Frau Tsukimori. „Warum hast du es uns nicht früher gesagt, Ryo?“ Der Angesprochene wendete seinen Blick von Haru ab und versuchte freundlich zu lächeln. „Ich hatte nicht gewusst, dass es DIE Familie Anazawa ist, von der die Rede war. Sonst hätte ich euch natürlich darüber informiert.“ >Er kann ja sogar höflich reden. < Aber das konnte Haru auch. Das war keine schwierige Sache, ihre Sprache gebildet und höflich klingen zu lassen. Eigentlich waren damit die Stunden der „Manieren“ von Nodame und Karin um einiges gekürzt. „Wir haben Ryo auf die Morika-High geschickt, weil es einfach besser für ihn war.“ Setzte Ryos Vater fort. „Ja, wir verstehen das.“ Erwiderte Herr Anazawa. „Wir haben Haru ebenfalls dorthin geschickt, weil die Schule einfach eine Ausbildung des höchsten Niveaus bittet.“ Er schlürfte wieder an seiner Suppe. Fast gleichzeitig seufzten Ryo und Haru. Sie empfanden das Gespräch nicht als das Spannendste, was ihnen je wiederfahren ist. „Ryo mag übrigens Pferde. Er ist ein echter Fan.“ Haru musste hämisch grinsen, während man Ryo anmerkte, dass er nicht über das angefangene Thema erfreut war. „Tatsächlich?“ hackte Harus Mutter freudig nach. „Wir haben Pferde. Unsere Haru kann exzellent reiten.“ „Übertreib nicht Mama!“ lächelte Haru ihrer weiblichen Elternhälfte entgegen. „Ich reite zurzeit eher selten.“ Sagte sie zu all den anderen Insassen. „Aber, aber Schätzchen. Kein Grund schüchtern zu werden. (Wer ist hier schüchtern? Bloß, wenn ich jetzt sage ich reite gern, werdet ihr mich noch mit DEM zum Reiterstahl schicken.) Sie hat sogar schon ein Juniorenwettkampf gewonnen, als sie in der 7. Klasse war.“ „Oh, da habt ihr was Gemeinsam, nicht wahr Ryo? Er hat auch mal einen gewonnen, aber in der 6.“ „Ohoho. Na dann kann ja Haru Ryo-kun nach dem Essen unsere Pferde zeigen.“ Die Gesichter der beiden Jugendlichen verzerrten sich einwenig. >Genau DAS hab ich befürchtet. < „Das machst du doch Haru?“ wurde das rothaarige Mädchen von ihrer Mutter angestupst. „Ja natürlich.“ Antwortete die Angesprochene und lächelte wie ein Engel. „Schön, dass ich unsere Kinder verstehen.“ (Wer versteht sich denn? Wir haben noch kein einziges Wort miteinander geredet, falls es euch nicht aufgefallen ist.) Die Gesichter der beiden grünäugigen färbten sich rot vor Wut. „Ach guckt sie euch an. Sind sie nicht herrlich? Jetzt werden sie sogar rot.“ Lachte Ryos Mutter. Plötzlich ruckte Haru ihren Stuhl nach hinten. „Entschuldigt mich kurz. Ich bin gleich wieder da.“ Sagte sie höflich, schritt aus dem Zimmer und versuchte dabei nicht auf ihren Absätzen auszurutschen. >Sind denn diese Leute des Wahnsinns? < sie schritt auf und nieder auf dem Marmorboden im Badezimmer. >Seine Eltern sind ja genauso bekloppt, wie meine. Wenn nicht schlimmer. < Sie machte Halt vor dem Spiegel und stützte sich auf den Waschbecken. >Ruhig bleiben. Der Abend ist schneller vorbei als du denkst. < Hätte sie wohl gern! Der Abend verging eher im Tempo einer trächtigen Schildkröte. Nein, das war untertrieben. Er verging im Tempo einer alten, sehr sehr alten Schildkröte mit gebrochenen Beinen. Haru versuchte während des Essens Ryo nicht ins Gesicht zu spucken. Und dieser musste sich zusammenreisen, um Haru unterm Tisch nicht zu treten. Egal was für verhasste Blicke sie einander zuwarfen, waren ihre Eltern der Überzeugung, dass sie sich prima verstanden. Endlich war das Essen vorbei… aber leider war es Zeit den (blöden, bekloppten, bescheuerten!!!) Ryo zu den Pferdestählen zu führen. „Ich glaube ihr braucht uns nicht.“ Sagte Harus Mutter. „Wir werden hier währenddessen plaudern.“ Irgendwie war es auch gut, so konnte Haru in Ruhe ihre Wut an Ryo abbauen. „Kommst du Ryo-kun?“ sie packte ihn fest am Oberarm und lächelte ihm entgegen. „Natürlich Haru-chan!“ sagte er mit ebenso süßem Lächeln wie sie. Als die beiden draußen waren, lies Haru Ryo los und atmete tief durch. „Ich…!“ Setzte Ryo an mit einem wütenden Ton. „Ja, ja. Ich hab dir schon mal gesagt: Ich hasse dich auch.“ Sie massierte sich die Schläfen und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Inzwischen war es dunkel geworden. „Zu den Stählen geht’s da lang!“ sie zeigte auf einen der Pfade, die von der Stelle aus gingen. „Aha.“ Sagte der Braunhaarige und wollte loslaufen. „Moment.“ Haru schritt auf ihn zu und blieb ganz nah vor ihm stehen. Ryo sah sie überrascht an. Sie hob eine Hand und zwickte ihn in seine Nase. „Aua.“ Schrei dieser auf, aber nicht zu laut. Denn die Eltern sollten seinen Schrei nicht mitkriegen. „Puh, mir geht’s schon viel besser.“ Sagte Haru mit einem gelangweilten Blick und lief los in Richtung Stahl. „Du…“ knurrte Ryo los, holte sie ein und sprach weiter. „Wann kämpfen wir endlich? Unser Kampf ging als unentschieden aus. Wir brauchen aber einen Sieger.“ „Warum unentschieden? Ich hab dich schon mal besiegt, also bin ich der Sieger.“ Haru versuchte gleichgültig zu klingen. Jedoch störte sie selbst die Tatsache, dass ihr letzter Kampf als unentschieden ausging. Sie waren nun an dem Stahl angelangt. Und man muss sagen: dieser war riesig. „Wie viele Pferde habt ihr Bitteschön?“ „20.“ „Was? Seid ihr Pferdezüchter oder was?“ „Das ist ein großes Hobby meines Vaters. Wir erziehen sie zu richtigen Rennpferden und verkaufen sie dann. Das bringt viel Kohle ein.“ Sie betraten den dunkel stehenden Raum. Es roch nach frischem Heu und… Nein! Nach Mist roch es nicht. Die Pferde wurden sehr gut gepflegt. Als Haru den Schalter fand und das Licht anmachte, wurden einige der Tiere unruhig. Jedoch beruhigten sich diese wieder, als sie sich an das Licht gewöhnten. „Ich habe eine Idee.“ Sagte Ryo plötzlich und grinste aus ganzem Gesicht. „Die ist sicherlich genauso bescheuert, wie du. Aber lass hören!“ „Machen wir Wettreiten! Als den entscheidenden Kampf. Wer gewinnt geht als Sieger hervor.“ „Ich hab doch gesagt, dass ich der Sieger bin!“ „Oder kneifst du?“ Haru funkelte ihn böse an. Sie konnte Herausforderungen nicht wiederstehen. „Das träumst du wohl!“ Als sie das sagte, fiel Ryo plötzlich der (Alp) Traum ein, wo Haru ein leichtes Sommerkleid trug. Er musterte sie, weil es das erste (na ja, eigentlich das zweite) Mal war, dass er sie im Kleid sah. Als sein Blick nach oben wanderte und er auf ihre grünen Augen traf, die ihn wütend warnten, hustete er. „Kleider stehen dir nicht!“ „Ach.“ Sagte Haru nur launisch und zeigte ihm damit, dass sie genauso dachte. „Wird zwar bisschen anstrengend sein in einem Kleid zu reiten aber Okay. Ich nehme die Herausforderung an.“ Sie packte den Rocksaum des Kleides und machte einen Knoten, damit das Kleid nicht störte. „Glotz nicht so!“ sagte sie zu Ryo, als sie seinen verwunderten Blick sah. „Tse, denkst du ich fall über dich her? Ich sehe dich nicht als Mädchen.“ „Umso besser!“ erwiderte sie nur kalt. „Was für einen Pferd kann ich mir nehmen?“ „Nimm den alten Joe!“ sagte Haru und zeigte auf das graue Pferd im Gehege. Dieser bestand fast nur noch aus Gerippe. „Er ist krank und stirbt bald. Sein letzter Wusch ist es, dass du ihn reitest.“ Sagte sie mit einem ernsten Ausdruck, so dass Ryo ihr den Scherz beinahe abgekauft hätte. „Sehr witzig. Ich nehme den da!“ er schritt auf das Gehege zu, in dem ein schwarzes Pferd stand. „Berta gehört mir!“ sagte Haru und stoppte Ryo auf seinen Weg zu dem Pferd. „Berta? Heißt nicht so deine Stange?“ „Sie heißt Betty!!!!!!“ man konnte zornige Töne aus ihrer Stimme raushören. „Okay, okay. Berta, Betty… wie auch immer. Dann nehme ich diesen Burschen hier.“ Das auserwählte Pferd war dunkelbraun und sah ziemlich fitt aus. „Oh, Genickbrecher. Viel Glück!“ „Genickbrecher?“ „Ja, so heißt das Pferd.“ Ryo musste schlucken. Er bemerkte ein Lächeln auf Harus Lippen. >Die will mich doch einschüchtern. Hätte sie wohl gerne. < „Schön, dann wird er sicher ziemlich schnell sein.“ „Im Genickbrechen? Ja! Da ist er ein Profi!“ Haru lächelte weiterhin, während sie ihr Pferd für den Ritt fertig machte. Ryo schaute zum den auserwählten Hengst, wieder zu Haru und dann wieder zum Hengst. „Ach überlassen wir es dem Schicksal!“ sagte er und machte das Gehege auf. Das Pferd schien überraschend ruhig, was Haru wunderte. Sie beobachtete, wie sich Ryo dem Pferd näherte. Sie erwartete, dass mit jedem Meter, den der Braunhaarige auf das Pferd zukam, das Tier ausflippen würde und ihm das Genick brechen würde. Aber das Genick blieb heil, auch als Ryo anschließend auf dem Pferd saß. (Schaaade.) Sie erklärte ihm die Route, die sie nehmen würde: „Aber du wirst ja eh hinter mir sein, also folg mir einfach.“ Sagte sie und galoppierte los, ohne ein Startzeichen zu geben. „Hey!“ schrie Ryo hinterher und ritt ebenfalls los. Das Pferd war schnell, es war also eine gute Wahl. Von wegen Genickbrecher. Es war viel zu dunkel, um den Weg klar zu sehen. Es war eine Landstraße, darum gab es nicht einmal Beleuchtung. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war sich auf sein Pferd zu verlassen und zu hoffen, dass dieser besser durch die Dunkelheit sah. Haru galoppierte auf einen Baum zu. Ein Ast hing ziemlich tief. Aber sie kannte den Weg schon auswendig (Irgendwie unfair.) und konnte dem Ast ausweichen. Als sie den ast passiert hatte, drehte sie sich um und rief: „Duck dich!“ und lachte gleich darauf. Ryo hörte sie schreien und konnte noch rechtzeitig ausweichen. (Danke für die Vorwarnung.) Er sah das Mädchen in weiß vor sich reiten, auf ihren schwarzen Pferd. Wäre es nicht das Mannsweib, könnte das Schauspiel vor ihm wunderschön sein. >Jetzt kommt der Matsch. < dachte Haru und nahm etwas an Geschwindigkeit ab. Ryo nutzte die Gelegenheit und konnte aufholen. Als sie die riesige Matschpfütze erreichten, wurden die beiden vollgespritzt. Das weiße Kleid war nun voller Flecken. Aber das gefiel Haru. Sie lachte plötzlich laut auf. „Jetzt spinnst du völlig!“ schrie Ryo, der jetzt ein Stückchen vor ihr war. Haru hörte aber nicht auf zu lachen. „Ich bin schon ewig nicht mehr geritten. Hab inzwischen vergessen, wie schön es doch ist.“ Mit diesen Worten lies sie das Pferd schneller galoppieren und überholte Ryo. Anschließend kam sie als erste an das Finish. Sie stieg von ihrem Pferd und strich sich die roten Haarsträhnen, die total zerzaust waren, aus dem Gesicht. „Gewonnen.“ Sagte sie als Ryo anritt. „Aber ich lass den Wettkampf mal als unentschieden gelten. Ich hab den Pfad schon perfekt gekannt, ich war also im Vorteil.“ „Wow, unser Fräulein hat Sinn für Fairness.“ Sagte Ryo und stieg vom Pferd. Plötzlich brach er in Lachen aus. „Wie siehst du denn aus?“ „Guck dich an!“ gab Haru mürrisch von sich und wich sich mit dem Handrücken über die Wange. „Vater wird mich killen.“ Sie band den Knoten in ihrem Kleid los, dieser hatte aber einige Falten verursacht. (Noch schöner.) Währenddessen waren sich die Eltern von den beiden einig, dass ihre Kinder eindeutig zu lange wegblieben. Aber das hat sie nicht riesig gestört. „Sie müssen sich wirklich prächtig verstehen. Haru ist so ein höfliches und ordentliches Mädchen.“ Gab die Mutter von Ryo zufrieden von sich. Jedoch hat sich ihre Meinung rasch geändert, als sie Haru und Ryo ins Zimmer reinkommen sah. Sie legte eine Hand vor ihrem Mund. Ein kurzes Moment der Stille brach ein. Die Mütter starrten entsetzt ihre, mit Matsch vollgeschmierte, Kleidung an, während Ryos Vater leicht lächelte. Haru bemerkte, dass ihr Vater dagegen sehr grimmig schaute. Sie wusste, dass sie sich eine Predigt von ihm anhören kann. Aber sie bereute ihre Tat nicht. Im Gegenteil – es hat ihr so richtig gut getan. Sie setzte rasch ein gekünsteltes Lächeln auf. „Wir entschieden uns spontan für ein kleines Wettrennen. Leider übersahen wir in der Dunkelheit die riesige Pfütze und wurden vollgespritzt.“ Ryo ließ seinen Blick zu ihr schweifen. Es war ihm nicht entfallen, dass sie, bevor sie in die Pfütze geritten sind, langsamer geworden ist. Sie musste von ihr gewusst haben. „Es tut mir Leid.“ Fügte die Rothaarige noch hinzu und verbeugte sich leicht, vor den 4 älteren Läuten. Plötzlich fing Ryos Vater an zu lachen. „Das macht doch nichts. Es ist ungewöhnlich, meinen Sohn, der sonst so ernst ist, in so einem Zustand zu sehen. Ich danke dir, für diesen Anblick, Haru-chan.“ Er senkte seinen Kopf ebenfalls, als eine Geste der Dankbarkeit. Haru schaute überrascht auf. Ihr Vater schaute immer noch ernst. Mister Tsukimori war eindeutig anders als ihr Vater. >Hat der ein Schwein, dieser Mistkerl. < beneidete sie Ryo leicht in ihren Gedanken. Aber vielleicht war er privat eine andere Person. Ihrem Vater konnte man sein wahres Wesen auch nicht ansehen. Er hatte ständig ein perfektes Pokerface auf. Und somit konnte keiner Wissen, was in ihm vorgeht. Aber das war ein Grundgesetz im Business, ein Pokerface aufzuhaben. Jedoch begangen manche den Fehler und behielten die Maske sogar in Umkreis geliebter Menschen an. Ob sie dabei wussten, dass sie diese Menschen verletzten, blieb ein Geheimnis, der ebenfalls hinter der Maske verborgen blieb. „Herr Anazawa – es war mir ein Vergnügen.“ Riss Ryos Vater das Mädchen aus den Gedanken. „Unsere Kampagne ist bereit, mit ihnen Geschäfte zu machen.“ Und da war es: ein Lächeln. Harus Vater lächelte. Ein Lächeln der Zufriedenheit, den er ihr gegenüber nie zeigte. >Hör endlich auf, daran zu denken! Das hast du doch schon längst aufgegeben. < kämpfte Haru mit sich selbst. Sie sah, wie ihr Vater dem Mann ihm gegenüber die Hand reichte. „Haru-chan.“ Der alte kam auf sie zu, mit diesem Lächeln, von dem sie nicht wusste ob es ehrlich gewesen ist. Aber sie hoffte, dass es das war. „Sie sind eine bewundernswerte junge Dame. Es hat mich gefreut Sie kennen zulernen.“ Er reichte ihr seine Hand und sie nahm diese freudig entgegen. Irgendwie war ihr nach Heulen zumute. Aber sie würde niemals weinen. Es ist schon sehr lange her, als sie das letzte Mal geweint hatte. „Gleichfalls.“ Sie lächelte. Mit einem ehrlichen Lächeln. >Sie hat schon wieder ihre Laune gewechselt. Sie sollte mal dringend einen Psychiater aufsuchen. < dachte Ryo als er die Szene mit ansah. „Komm Ryo!“ wurde er von seinem Vater gerufen. Der Braunhaarige verabschiedete sich von Harus Eltern, als er aber an dem Mädchen selbst vorbeilief, schaute er sie nur kalt an. Umsonst, wie es sich herausgestellt hatte, denn Haru hat ihn nicht einmal angeguckt. Sie stand nur abwesend da. >Da! Schon wieder eine andere Laune. < er drehte sich weg, bevor er aus dem Raum verschwunden war. Harus Eltern begleiteten die 3 Gäste zu Tür. Bevor sie jedoch weggingen, holte Mister Tsukimori Harus Vater an die Seite und flüsterte ihm zu: „Ihre Tochter ist ein herausstechender Mensch. Das gefällt mir. Sie hat Temperament. Seien Sie nicht zu streng zu ihr!“ Er lächelte den Mann an, der fast ein Kopf größer war als er. „Natürlich.“ Erwiderte dieser genauso freundlich. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Das leerstehende Musikzimmer war nicht mehr leer, sondern wurde von Stimmen dreier Mädchen erfüllt. „Machst du das Essen selbst?“ Das blonde Mädchen schaute hungrig auf die Bentobox von Karin. An dieser Schule war es etwas ungewöhnliches Essen in die Schule mit zu nehmen. Denn es gab an der Morika-High eine Cafeteria und in dieser konnten sich die Kinder wohlhabender Familie alles ohne Probleme leisten. „Japp.“ Antwortete Karin selbstzufrieden. „Ich koche gern.“ Haru hörte die Konversation ihrer Freundinnen mit an, während sie auf dem Fensterstock saß. Etwas, oder eher gesagt jemand, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Dieser schwarzhaarige Junge saß wieder auf der Bank unten und war in ein Buch vertieft. Dieses Bild hatte etwas Friedliches an sich. Vielleicht auch nicht friedliches, aber etwas positives. Weil Haru sich gut fühlte, ihn zu beobachten. >Fast schon wie ein Stalker. < dachte sie und musste leicht lächelt. „Ah, ist es Takato-kun?“ hörte sie Karins piepsige Stimme neben ihrem Ohr und verschluckte sich an ihrem Essen. Das schwarzhaarige Mädchen hatte ihren Blick nach draußen gerichtet. Jedoch wanderten ihre blauen Augen langsam zu Haru und ein breites Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. „Was grinst du so?“ „Nichts.“ Antwortete das Mädchen schnell and richtete ihren Blick wieder nach draußen. „Er sieht Kazuma-kun wirklich sehr ähnlich.“ Kam es plötzlich leise und nachdenklich von dem schwarzhaarigen Mädchen. Harus Augen weiteten sich. Ihre Hand, in der sie ein Croissant hatte, hielt inne. Sie fühlte, wie ihr die Luft abgeschnürt wurde und sich ihre Glieder verkrampften. „Ah, tut mir leid.“ Schrie Karin auf. „Ich… ich hätte ihn nicht erwähnen sollen.“ Sie griff besorgt nach der Hand ihrer Freundin. „Schon gut.“ Sagte Haru und versuchte ein Lächeln auf zusetzten. Aber das gelang ihr nicht, Stattdessen verfinsterte sich ihr Blick und ihre Glieder verkrampften sich noch mehr. Sie versuchte ihre Gedanken zu verdrängen. Und… es gelang ihr auch. Ja, mit der Zeit wurde es besser. Früher währe sie in Tränen ausgebrochen. Aber diese Zeit war schon lange vorbei. ~*~*~//>*<\\~*~*~ >Wo bin ich denn hier gelandet? < grüne Augen starrten all das grüne Zeug um ihn rum an. Ein paar Vögel zwitscherten, als ob sie nichts Besseres zu tun hätten. Er wanderte einfach so durch den Park, ohne ein Ziel zu haben und achtete gar nicht, wohin er lief. Und nun stand er da, wusste nicht wo er war und hatte nicht einmal einen Pfad vor sich, der ihm den weiteren Weg zeigte. Er konnte sich auch nicht erinnern, wann er den Weg verlassen hatte. Da ihm nichts anderes übrig blieb, lief er einfach weiter. Irgendwann würde er schon rauskommen, denn auch der größte Wald hat irgendwann ein Ende. Und dieser hier war nicht mal besonders groß. Durch die Baumkronen zwangen sich ein paar Sonnenstrahlen und landeten hart auf dem Boden, der sie herzlichst empfing. Ein Schatten huschte vorbei. Moment… ein Schatten? Als er wieder zu der Stelle schaute, war nichts zu sehen. Als er gerade beschloss es als Einbildung abzustempeln, hörte er plötzlich ein Rascheln im Baum über ihn. Er sah ein kurzes Aufblitzen, von etwas Metallglänzenden. Mit lautem Krach stürzte sich etwas auf ihn und plötzlich schien die Zeit in Brüche zu gehen und sie auf ewig hinauszuzögern. Diese roten Haare kannte er zu gut. Und diese grünen Augen auch, die ihn böse anfunkelten. Sie war von Kopf bis Fuß durchnässt und drückte ihm Berta… eh, Betty gegen die Kehle und schnürte ihm somit die Luftzufuhr ab. Oben rum hatte sie nur einen schwarzen BH an. An ihren Beinen klebte eine nasse Hose, die genauso aussah, wie seine. >Was ist das denn? < Ryo schlug ungläubig seine Augen auf. Die Zeit schien immer noch still zu stehen, als ob sie ihm die Gelegenheit geben wollte, das Schauspiel zu realisieren und zu verstehen. Was ihm jedoch nicht gelang. Wie zur Hölle sollte man so was auch verstehen? „Was machst du hier?“ kam ein wütender Laut aus der Kehle des rothaarigen Mädchens. Ryo antwortete nicht. Der Schock lag ihm immer noch tief in den Knochen. „Ghiiiii.“ Ein undefinierbarer Ton schlich sich über ihre Lippen. Sie schmiss schnell ihre Bleistange Namens Betty zur Seite, packte Ryo an den Schultern und drehte ihn schnell auf den Bauch. Als nächstes holte sie die Krawatte, die sie benutzt hatte um ihre Haare zusammenzubinden, raus und wickelte sie um seine Handgelenke. Als letztes machte sie noch 2 feste Knoten rein. Ryo konnte das ganze immer noch nicht realisieren. Er sah ihre roten Haare über sein Gesicht streifen – sie hatte sich tief über ihn gebeugt. „Jetzt habe ich dich gefesselt, was?“ flüsterte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Ryos Augen weiteten sich noch mehr. „Das… kann man zweideutig verstehen.“ Sagte er keuchend, da ihm das Gewicht des Mädchens auf ihn, die Luft wegnahm. Haru blickte ihn fragend an und bemerkte, dass er leicht rot wurde. „Hä? Zweideutig? Was gibt es da anderes darunter zu verstehen? Gefesselt ist gefesselt.“ Sie stieg von ihm runter, so dass sich dieser wieder auf den Rücken drehen konnte. „Also… was machst du hier?“ Sie stellte sich in voller Größe vor ihm. Die Tatsache, dass sie Obenrum nichts außer ihrer Unterwäsche trug, schien sie nicht großartig zu stören. Was es eigentlich sollte. Aber sie war ja kein normales Mädchen. „Dasselbe konnte ich dich fragen?“ schrie Ryo empört und zog an seinen Fesseln, um sich zu befreien. Plötzlich fühle er sich wie vom Blitz erschlagen: Es ist die eine Stunde! Die Stunde, in der das Mädchen, das gerade vor ihm stand, spurenlos verschwand, als ob sie nicht mehr auf der Welt existierte. Anscheinend kann ein Mensch doch nicht so einfach verschwinden. Und er hatte sie gefunden. (Haaa, da ärgert sie sich sicher!!!) Sein Blick fiel wieder auf sie. „Kannst du dir Bitte was anziehen? Sonst muss ich mich übergeben!“ schrie er plötzlich. „Meine Klamotten sind nass. Du bist zu einem ungelegenen Moment gekommen.“ Antwortete sie nur gelangweilt und setzte sich einen Steinblock, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe befand. Ryo hob eine Augenbraue. Nun war er sich endgültig sicher, dass das rothaarige Mädchen eindeutig nicht zur Rasse Mensch gehört hatte, sondern zu der Rasse „gestörter Mensch“. „Warum… bist du mitten im Wald… total durchnässt, halbnackt… und hüpfst durch die Bäume? Das ist doch nicht normal!!!“ „Erstens: hier im Wald hat man Ruhe vor solchen Idioten, wie dir. Zweitens: Ich bin am Fluss entlang gewandert und bin an einem glitschigem Stein ausgerutscht. Ich hing gerade meine Sachen zum Trocknen auf, als ich deine blöden Schritte hörte, die hier gar nichts zu suchen haben!“ Mit jedem Wort, das aus ihrem Mund kam, wirkte das Mädchen gereizter. Sie durchbohrte Ryo mit einem eisigen Blick. „Jetzt bist du an der Reihe: Was machst du hier?“ „Könntest du dir erst was rüberwerfen? Sonst werde ich blind.“ Sie knurrte leise, stand auf und verschwand irgendwo im Gebüsch. Ryo war sich schon sicher, dass sie den Weg zur einen Psychiatrie aufsuchte, als sie wieder, mit ihren nassen Klamotten, auftauchte. Diese hatte sie in der Hand. >Zieht sie sich nun irgendwann etwas an oder nicht? < Sie schritt auf ihn zu und das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Mein Hemd ist noch nass. Ich borg mir deins.“ Mit diesen Worten, die Ryo aus den Socken hauten, ging sie in die Hocke und fing an die Knöpfe auf seinem Hemd zu öffnen. „H-Hey!“ fing Ryo zu stottern an. „S-Spinnst du nun v-völlig? D-Das grenzt ja schon an sexuelle Belästigung!“ „Du warst derjenige, den es gestört hat, dass ich ohne Hemd rumlaufe.“ Zischte Haru nur unbeeindruckt und setzte das Ausziehen fort. Ryo spürte ihre kalten Finger auf seiner Haut, die ihn gelegentlich berührten. „Mist.“ Aus Harus Gesicht konnte man rauslesen, dass sie ein Problem hatte. „Mit den gefesselten Händen, kann ich das Hemd schlecht ausziehen.“ Nach einer kurzen Überlegpause setzte sie fort: „Bleib ja still! Ich werde jetzt deine Hände losbinden. Wähe du bewegst dich.“ Sie fing die Knoten in ihrer aufzumachen. Als der letzte auf gewesen ist, nutzte Ryo die Chance, packte Haru an den Handgelenken und drückte sie in das Gras unter ihnen. Das Mädchen spürte ein festen Druck auf ihrer Kehle und wie sich seine Finger in ihr Fleisch bohrten. Seit wann hatte er solche Kraft? Sein Blick war eiskalt. „“Was fällt dir ein mich zu fesseln? Du blöde Schl…“ er konnte seinen Satz nicht beenden, da er ihren Knie in seinen Bauch spürte, das sich in seine Organe rammte. „Nenn mich nicht Schlampe!“ sie konnte eine Hand befreien und schluck ihm fest ins Gesicht. „So wie du rumrennst, bist du eine!“ er zerrte an ihren Haaren und packte wieder ihre lose gewordene Hand. Haru schrie auf. Was fiel ihm ein, sie an den Haaren zu ziehen. Sie wurde wütend. Richtig wütend. Sie biss in seine Schulter und schubste ihn weg. Der braunhaarige landete im nächsten Busch und knurrte auf vor Wut. Er stürzte sich auf sie und schmiss sie wieder zu Boden, ohne ihr die Gelegenheit zu geben, sich aufzurichten. Durch den halben Wald waren Schmerzensschreie zu hören und lauter Aufschläge auf den Boden. Die Vögel, die genussvoll ihre Lieder sangen, fühlten sich gestört und flogen weg. Nach eine viertel stunde lagen beide erschöpft nebeneinander. „Meine Lippe war gerade verheilt.“ Sagte Haru und schnappte nach Luft. Ihr Mundwinkel blutete. Ryo kam ebenfalls nicht ungeschoren davon: seine Wange quoll leicht an. Das würde sicher ein blauer Fleck werden. Er stand auf. Jeder seine Bewegungen bereitete ihm höllische Schmerzen. Er knöpfte sein Hemd völlig auf, es waren sowieso nur noch ein paar Knöpfe nicht auf. „Hier!“ er schmiss das weiße Stück Stoff an Harus Kopf. Haru griff danach. >Und der sagt, dass ich spinne? Was ist mit ihm? < Sie schaute ihn verblüfft an den Augenwinkel an. Ihr Ausdruck entging ihm nicht: „Wenn ich oben ohne rumlaufe, ist’s immer noch besser, als wenn du hier mit nur einem BH durch die Bäume hüpfst.“ Sie zog das weise Kleidungsstück an, das ihr viel zu groß war. Es war warm. Sie musste sich selbst zugeben, dass es nicht gerade sehr angenehm war, ohne Hemd herumzulaufen. Schließlich hatte der Frühling noch nicht seine warmen Zeiten erreicht. „Igitt, es stinkt nach dir.“ Sagte sie. Ryo drehte sich wütend um (Ich hör wohl nicht richtig.) Er wollte das Mädchen anschreien, wenn er denn noch in der Lage gewesen wäre. In der letzten halben Stunde hat er sich heiser geschrieen. Dann bemerkte er aber, dass sie lächelte. Neeeeeiiin, er würde sie nie verstehen. Niemals!!!! Die eine Stunde war inzwischen sogar vergangen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Sie nörgelten rum. War ja klar. Erst kam der Rektor. Dann ihr Vater. Das war zu erwarten, dass sie von nun an weniger Zeit für ihre Bande hatte. „Tut mir leid, aber ich kann echt nicht öfter vorbeikommen. Der Rektor hat mich auf den Kieker und mein Vater regt sich auch auf, dass ich spät heim komme.“ „Dann lass ihn sich doch aufregen! Seid wann bist du so ein braves Mädchen, dass auf ihren Vater hört?“ kam es von einem ihrer Kumpels. „Ihr versteht das nicht.“ Verzweifelt wollte sie noch etwas hinzufügen, aber sie ließ es. Wie sollte sie ihren Freunden erklären, dass sie in einer anderen Welt als sie lebte. Die Meisten in der Gang waren aus ärmeren Haushalten. Meistens handelte es sich um rebellische Jugendliche, um dessen wohl sich die Eltern einen Dreck kümmerten. „Und was ist mit der einen Stunde? Kannst du sie nicht weglassen?“ „Nein!“ die Antwort kam schnell. „Und wenigstens kürzen?“ Haru überlegte. Nach einer Pause, in der Stille zwischen der Gangmitgliedern ausbrach, seufzte sie schwer und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Okay. Ich mach’s zur einer halben Stunde.“ Sagte sie schweren Herzens. Ihre Freunde schrieen glücklich auf. Warum sollten sie auch traurig sein? War ja nicht ihre Zeit. Und so wurde die eine Stunde, in der das rothaarige Mädchen ohne Spur verschwand, zu einer halben Stunde. Leider war sie nicht mehr so spurlos verschwunden, wie früher. Ein braunhaariger Idiot und Störenfried hat ihr Versteck entdeckt und ihren Frieden geraubt. >Ich muss mir eine anderen Ort zum Verstecken suchen Kapitel 5: Geheimnisse ---------------------- Nun kommt Kapitel 5. Ich mag ihn nicht so=__= Irgendwas fehlt mir. Aber ich hoffe, dass ihr es mögt. (komische Wort. Heißt es so: mögt?O__ó) Danke für all die lieben Kommis, schon über 50 *party schmeiß* Ich liebe euch. Kapitel 5: Geheimnisse Morika-High – eine Eliteschule. Hier muss man einen hohen Preis für die Ausbildung bezahlen, diese bietet auch dementsprechend den besten Bildungsgrad. Die Schüler hier sind die Kinder wohlhabender Eltern, denen es an Nichts im Leben fehlt. Sie leben in einer perfekten Welt, in der das Geld auf sie nur so herunter zu regnen scheint. Diese Welt scheint so einfach und streng strukturiert zu sein, dass sich dort kein Fehler, auch wenn er kleiner als ein Staubkorn ist, reinschleichen kann. Jedoch verbirgt Morika-High dunkle Geheimnisse, von der sie nicht einmal selbst etwas weiß, denn die Schüler hüten diese gut. Die perfekte Welt, die von außen hin wie ein glänzender, makelloser Spiegel scheint, könnte in winzige Stücke zerbrechen, wenn diese Geheimnisse an die Oberfläche gelangen würden. Erst würden sie kleine Risse an der glatten Fläche verursachen, dann würden sie langsam aus diesen Rissen kriechen und all ihre Hässlichkeit zum Vorschein bringen. Und anschließend würden sie den Spiegel zerstören, der all diese Dunkelheit verborgen hielt. Und so wie der Spiegel, so würde auch ihre Welt in Scherben zersplittern. Aber es sind nur ein paar Schüler, die den Ruf der Schule zerstören könnten. Wölfe im Schafspelz, die sich unter die Menge gemischt haben. Hier gibt es zum Beispiel Schüler, die sich nachts von zuhause wegschleichen, um sich in Schlägereien als die Stärkeren zu beweisen und um ihr Territorium zu verteidigen: die sogenannten Junkies. Es sind gar nicht rothaarige, aggressive Mädchen oder aufbrausende, grünäugige Junge gemeint. Manch andere versteckt, dass er auf Jungs steht und wenn das rauskommen würde, würde man ihn sicher von zuhause rausschmeißen. Schließlich soll der makellose Spiegel auch weiterhin unversehrt bleiben. Einige sind die Erben einer Yakuza-Familie und andere wiederum haben geklaut, um sich einen Adrenalinstoß zu geben. Einige Schüler haben Erfahrung mit Drogenkonsum. Manchen drohte ein Rausschmiss. Aber wer all diese Menschen sind, wollen wir mal nicht verraten. Lassen wir es ein Geheimnis bleiben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Wie lange ist es her? Seit sie ihn getroffen hatte… wie lange ist es her? 2 Monate? Wenn man zusammenrechnen würde, würde man schon auf 2 Monate kommen… aber nur wenn man richtig rechnet. Sie konnte sich an alles genau erinnern, jede Sekunde, jede Bewegung von ihm. Als ob es vor einer Minute passiert wäre. Das war ihr unangenehm. Sie fragte sich warum sie das alles so klar in ihrem Kopf nachspielen konnte. So bedeutend waren die Geschehnisse doch gar nicht. Oder lag es daran, dass sich in ihrem Inneren etwas aufwühle, als sie ihn sah. Etwas längst Vergangenes aber noch lange nicht Vergessenes. Sie war sich dessen noch gar nicht bewusst, als Karin diese Worte aussprach: ‚Er sieht Kazuma-kun wirklich ähnlich.‘ Das Mädchen griff sich in die roten Haare und zog ihre Knie enger an die Brust. Sie saß auf ihrem Bett und versuchte die Erinnerungen zu verdrängen, die ihren Kopf zum Platzen brachten. Sie schnappte hastig nach Luft. Es stimmte. Er sah ihm wirklich ähnlich. Warum war es ihr früher nicht aufgefallen. All diese Fragen, die sie sich stellte, waren nun beantwortet und schienen einfach sinnlos gewesen zu sein. Warum sie immer erstarrte, wenn sie ihn sah oder seine Stimme hörte. Warum sie manchmal ihren Blick von ihm nicht abwenden konnte. Wie konnte sie nur so blöd sein und es nicht bemerken. Vielleicht hat sie es in ihrem Inneren schon längst gewusst und wollte es sich bloß nicht eingestehen. Immer und immer wieder schossen ihr Bilder durch den Kopf. Dieser dunkle Blick, das sanfte Lächeln, seine ganze Art und Weise. Sie wusste nicht mehr, wem das alles gehört hatte - der Vergangenheit oder der jetzigen Realität. Ihre Gedanken rasten und vertrieben alles Sinnvolle aus ihrem Kopf, so dass alle Geschehnisse miteinander verschmolzen und eine heiße Brandspur hinterließen. Es tat weh. Es tat höllisch weh. Das kleine Mädchen, das sie einst war, weinte tief im Inneren ihres Herzens. Aber nach draußen drang nur der heiße Atem, der nach Luft verlangte. Keine Träne war zu sehen. Sie konnte nicht weinen, sie hatte es verlernt. Harus Atem wurde langsamer, ihre Gedanken fanden langsam alle ihren Platz und brachten somit wieder Klarheit in ihren Kopf. Sie hatte wieder das Geschehnis vor Augen, als sie ihn das erste Mal sah. „Du bist doch ein reiches Töchterchen, was willst du denn auf den Straßen? Sei ein braves Mädchen und geh nach Hause!“ Haru hatte einen Kerl von locker 1,90meter vor sich, der sie an die Wand gedrängelt hatte. Auf ihrer Stirn pulsierte eine Ader die offenbarte, dass das rothaarige Mädchen am Ende ihrer winzigen Geduld war. Sie lief durch die Straße, als sie sah, wie 5 Kerle einen Schüler umkreisten und diesem zu drohen schienen. So heißblütig, wie das Mädchen war, konnte sie natürlich nicht weiterlaufen ohne sich einzumischen. „Gibt’s hier ein Problem?“ sagte sie mit einer kalten Stimme von hinten und zwang die Menschen vor ihr sich nach ihr umzudrehen. Ihre Fäuste juckten schon. Sie freute sich kämpfen zu können. Sie freute sich auf eine bestialische Weise. Das Gefühl, einen überlegen zu sein, gab ihr Ruhe und Zufriedenheit. Sie war ein Biest und hatte vor nichts Angst. Und genau diese Tatsache konnte sie zerstören. Sie bemerkte den Blick eines von den 5 Männern, der sie straff musterte. „Morika-High, hm? Nun haben wir schon jemand zweiten von der Sorte.“ Er lachte laut auf und der Rest mit ihm. Haru empfand nur Mitleid. Mitleid für ihre Dummheit und für die Tatsache, dass sie zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort waren und in den nächsten Minuten blutige Wunden davon tragen würden. Sie wusste zwar nicht, was hier vor sich ging und warum diese 5 Männer den Jungen belästigten aber freute sich darauf ihre Fäuste in Einsatz bringen zu können. Kämpfen bauten ihren Frust ab. Der Junge, der dieselbe Uniform trug, wie sie, flennte auf. „Lasst ihn in Ruhe!“ befahl sie. Sie war zu selbstsicher, sonst würde sie sich nie gegen 5 Mann stellen. Und nun stand sie da, von ihm an die Wand gedrängelt. Ja, jetzt war der Zeitpunkt gekommen um die Fetzen fliegen zu lassen. Mit einer schnellen Bewegung versetzte sie ihm einen Schlag in seine Bauchgegend. Der Riese stöhnte vor dem unerwarteten Schmerz auf. „Du kleine...“ er konnte sich nicht einmal aufrichten, als er ihren spitzen Elenbogen auf seinen Rücken spürte und zu Boden ging. Gleich als nächstes fasste sie ihn am Kopf und schlug ihn gegen ihr Knie. Sie sah etwas Blut... und es tat gut. >Schlechtes Gewissen? Nein! Ich tue es ja für eine gute Sache. < Sie blickte auf und sah den Jungen. Dieser zitterte und schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie bemerkte eine Bewegung links von sich und wich der gleich darauf folgenden Faust aus. Ihre Hand schmerzte, weil sie innerhalb einer Minute zig Schläge verpasst hatte. Aber auch dieser schmerz tat gut. Sie konnte sich ihre eigene Wut nicht erklären. Eigentlich versuchte sie es auch nicht. Schritte kamen auf die Gruppe zu. Aber das rothaarige Mädchen hörte sie nicht. Sie achtete allgemein nicht auf die Umgebung und verließ sich auf ihre Instinkte, die sie nie im Stich ließen. Eine tiefe Stimme erklang: „Was geht hier vor sich?“ Haru stoppte in ihrer Bewegung und hörte die Stimme weiter sprechen. „Wisst ihr in wessen Gebiet ihr euch befindet?“ Haru hob ihre Augen. Ihre Pupillen verengten sich und ließen ihren Blick wild, sogar fast wahnsinnig erscheinen. Sie erblickte einen schwarzhaarigen... Jungen? Für so einen tiefe Stimme war er verdammt jung. Vielleicht sogar in ihrem Alter. „Noch einer!“ hörte man einen von den Männern sich beklagen. „Hört auf euch die Köpfe gegenseitig einzuschlagen und verschwindet! Seit wann kämpfen fünf Männer gegen ein Mädchen?“ „Das...“ Haru richtete sich auf und blickte ihn drohend an. „...Lass mal meine Sorge sein!“ Er erwiderte nichts und bohrte sich mit seinem Blick durch sie. So kalt, dass es das Blut zum Gefrieren brachte. Harus Selbstsicherheit schwankte plötzlich. Wer war er? Er kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie spürte plötzlich, wie ihr die Luft entzogen wurde. „Verschwindet von hier.“ Hörte sie ihn wieder sprechen und seine Stimme kam ihr wie ein Grollen in ihren Ohren vor. „Träum weiter.“ Sagte einer der Männer und spuckte Blut aus. Haru sah, wie er sich wieder zum Angriff bereit machte und ging ebenfalls in Kampfposition. „Verschwinde DU lieber!“ sagte sie noch schnell zum Schwarzhaarigen, ohne diesen anzuschauen. Von dem Jungen, der noch vor kurzem bedroht wurde, sah man keine Spur. Man kämpfte jetzt nur um die Ehre. Um die Ehre als Sieger. Es passierte im Bruchteil einer Sekunde. Haru sah, wie eine Hand sie am Arm packte und sie zur Seite warf. Sie spürte eine Wand in ihrem Rücken. Sie sah, wie der schwarzhaarige Junge sich in den Kampf stürzte und den Schlägen auswich. Er wich nur aus. Er hatte nicht zugeschlagen. Nur ausgewichen. Haru schaute mit weit aufgerissenen Augen zu und legte ihre Hände auf die kalte Wand. Sie war wie erstarrt. Sie wollte losschreien: ‚Nun schlag schon zu! Was soll das?’ aber es kam nichts. Sie war gefesselt. Von seinen Bewegungen. Wie geschmeidig er seine Glieder bewegte, als ob es ihm nicht die kleinste Anstrengung kostete. Plötzlich sah sie, wie er einen Finger auf den Hals von einem der Männer drückte. Sie dachte er greift nun endlich an. Aber mehr als ein Finger war es nicht. Der Mann sank bewusstlos zu Boden. Von den einzigen Fingerdruck. Irgendwo im Fernsehen hat sie schon die Technik gesehen. In den nächsten Sekunden machte er dasselbe mit den andern Männern, ohne dabei auch nur berührt zu werden. Sie wachte langsam aus ihren Gedanken auf. Das Bild, das sich vor ihr erstreckte, stellte einen jungen Mann, mit dunklen, undurchschaubaren Augen und die blutenden Männer dar. Aber die Wunden stammen alle von Haru, nicht von ihm. Sie wollte gerade so etwas wie ‚Wow!’ rufen als sie seinen finsteren Ausdruck bemerkte. Er stand ihr gegenüber und schaute sie mit einem nichtssagenden Blick an. „Wie... wie hast du das gemacht?“ setzte sie zum Reden an. „Das musst du mir unbedingt beibr...“ Sie konnte ihren Satz nicht beenden. Er schritt auf sie zu. Mit langsamen Schritten. Ein Gefühl machte sich in ihr Breit. Es wuchs und drohte jede Sekunde aus ihr auszubrechen. Angst? „Du denkst wohl, nur weil du kämpfen kannst, dass du alles schaffen kannst?“ die Worte entwichen alle langsam und leise aus seinem Mund. Sie wünschte sich, es gäbe keine Wand hinter ihr. Automatisch setzte sie einen Fuß zurück, konnte allerdings nirgends laufen. Sein Gesicht brannte sich in ihr Unterbewusstsein, sie wusste nicht warum. „Gewalt ist das Abscheulichste, was ein Mensch tun kann. Und dann ist so dummes, naives Mädchen stolz darauf, dass sie es mit 5 Männern aufnehmen kann?“ Seine Stimme nahm an Lautstärke zu. >Naiv? Dumm? < Haru wurde wütend. Was fiel ihm ein. Er hat sie zum ersten Mal gesehen und tut so, als ob er alles über sie wusste. NICHTS wusste er. Das Jucken in ihren Fäusten wurde stärker. „Was spuckst du hier so große Töne?“ warf sie ihm entgegen. Dieses Gefühl der Wut, das sie ständig begleitete überkam sie wieder und schaltete ihre Vernunft ab. „Kommst hier her, wo ich sie schon fast fertig gemacht habe und tust dann als ob du Herr Gott persönlich bist!“ „Du bist wirklich dumm!“ er kam noch näher. Haru holte aus, um zuzuschlagen. Er fing die Faust problemlos auf und drückte ihre Hand nach hinten an die Wand. Haru spürte wie sein Griff fester wurde. Ihre Hand wurde taub und sie konnte förmlich spüren, wie das Blut in ihren Gefäßen abgeschnürt wurde. „Dir macht es also Spaß anderen Menschen Schmerzen hinzuzufügen?“ Der Druck wurde noch stärker. >Wie viel Kraft hat der Kerl? < Haru kämpfte gegen die Angst. Sie wollte sich nicht von so einem Gefühl, das sie nur schwächer machte, überrollen lassen. Sie nutzte ihre andere Hand um zuzuhauen. Aber keine Chance, auch diese wurde aufgefangen. Er kam ihrem Gesicht näher und sie spürte seinen Atem. Und obwohl dieser warm war, kam es ihr eisig kalt vor. „Tut das weh?“ fragte er mit demselben nichtssagenden Ausdruck. >Ja. < Sie lächelte nur. „Ist es angenehm?“ >SEHR angenehm! Könnte gar nicht angenehmer sein. < Er schlug ihr mit der Faust in das Gesicht und ließ ihren Kopf zur Seite sinken. Aus einem unerklärlichen Grund war sie nicht schockiert. Ihr Blick war eher leer. Als ob sie nichts spürte. „Eins musst du bedenken: nicht alle Menschen finden Schmerzen angenehm. Die meisten tun es nicht.“ Seine Stimme schlängelte sich in ihr Ohr und hinterließ eine kalte Spur in ihrem Kopf. Er ließ sie los. Sie bewegte sich nicht. Sie fühlte sich, als ob irgendein Faden in ihrem Kopf gerissen war und sie damit in einen tiefen Abgrund stürzte. Sie Blickte zu Boden und sah seine Schuhe. Er ging nicht weg. >Geh schon! < sagte sie in ihrem Inneren wollte aber nicht, dass er weggeht. Sie fühlte sich plötzlich vertraut mit diesem Menschen. Sie kannte ihn nur seit ein paar Minuten und wusste nicht ein Mal seinen Namen. Aber er zog sie an. Weil er anders war, als sie. Er schien sie aus ihrer verschleierten Welt entrissen zu haben. Ihre Glieder schmerzten plötzlich. Sie empfand den Schmerz gar nicht mehr so angenehm wie noch vor einer halben Minute. Im Gegenteil, die Schmerzen rissen sie auseinander. „Lust auf einen Kaffee?“ Sie riss ihren Kopf hoch und glaubte dem nicht, was sie gerade gehört hat. Sie dachte es sei ein Witz aber er schaute ernst. „Komischer Kerl.“ Wollte sie denken sagte es aber laut aus. >Wirklich komisch. < sie lag in ihrem Bett und versuchte einzuschlafen. Warum war sie noch mal aufgewacht? Das wusste sie jetzt nicht einmal. Manchmal wacht man auf, weil man etwas Furchtbares geträumt hat. Man hat die schrecklichen Bilder vor sich und denkt, man wird sie nie vergessen können und dass diese Bilder einen ein Leben lang verfolgen werden. Jedoch verschwinden diese schnell... wie weggewischt... und man hat nur kurze Ausschnitte und alle Bilder sind nur noch verschwommen. Sie werden zu etwas Geheimnisvollem. Aber manche Träume bleiben erhalten. Das heißt aber nicht, dass sie keine Geheimnisse sind. Denn manchmal kann man gar nicht entziffern, was der Traum bedeuten soll. >Aber Träume ergeben eh keinen Sinn! < Sie schloss ihre Augen und ließ die grüne Farbe verschwinden. In der nächsten Sekunde erschien diese jedoch wieder: >Ach ja! Jetzt weiß ich’s wieder... warum ich aufgewacht bin.< Sie musst leicht lachen. Sie benahm sich lächerlich. Saß auf ihrem Bett und erstickte beinahe. Und warum? Weil sie von ihm geträumt hatte. Diesem Menschen, dessen Gesicht ihr einst so vertraut war. Und nun schien sein Gesicht nur noch eine Erinnerung in ihrem Kopf zu sein. Eine Erinnerung, die mit jeder Sekunde verblasste und doch dablieb. ’Schon wieder diese rosa Schleifen... und schon wieder das Blumenfeld. Sieht ganz so aus, dass dieser Traum noch lästig sein wird.’ Sie hatte wieder das grüne Sommerkleid an und blickte in die Ferne. Am Himmel schwebten weiße Wolken, die wie weiche Watte aussahen und wenn man länger hinschauen würde, würde man Gestalten erkennen. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Menschenfigur vor ihr auf – jemand Vertrautes. Sie wusste, dass er gar nicht da sein konnte und dass es nur ein Traum war. Sie stellte plötzlich fest, dass die Tatsache, dass sie es wusste, dass sie in einem Traum war, eher ungläubig sein sollte. Im Traum denkt man nie daran, dass man vielleicht träumt. Alles kommt einem real vor. Und obwohl sie wusste, dass er nicht da war und dass sie womöglich bald aufwachen würde streckte sie die Hand aus. Ganz zögerlich. Als ob er durch eine zu rasche Bewegung verschwinden würde. So verschwinden wie damals. ‚Kazuma.’ Ein Gefühl der Verzweiflung überkam sie. Sie wollte, koste es was es wolle, ihn erreichen und sich an ihm festklammer, damit er dablieb. Sie streckte ihre Hand noch weiter nach vorne, so dass sei beinahe umfiel. Sie sah seine Gestalt zwischen ihren Fingern... so weit weg, so winzig und surreal. Sie setzte einen Schritt nach vorne. Ihre Augen rissen sich auf und sie starrte gegen die dunkle Decke. Ihre Hand war ausgestreckt. Nach oben. Als ob sie versuchte die Decke zu erreichen. Aber es war nicht die Decke. Eher war es der Himmel, weil dieser genauso unerreichbar war wie... Und genau wegen diesem Traum war sie aufgewacht. Jetzt kam ihr das ganze wirklich lächerlich vor. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Jetzt war sie eingebrochen. Wie etwas Schreckliches und Unheilbringendes. Die erste „Wie werde ich zu einem Mädchen“ Stunde brach ein. Mürrisch, so wie immer bei dem Thema, saß Haru an einem Tisch. Vor ihr lauter bunter, mädchenhafter und kitschiger Sachen. Vor dem Tisch standen Karin und Nodame. Die letzte von den Beiden hielt eine dicke Mappe in der Hand, aus der lauter bunter, aufgeklebter Zettelchen hingen. Natürlich war die Mappe mit lauter rosa Herzen, die Haru das Sehen schwer machten, verziert. „Gut.“ Sagte das blonde Mädchen und ließ die Mappe mit einem lauten Knall auf den Tisch fallen. „Haltung!“ >Kann sie auch in vollen Sätzen sprechen? < Haru schaute nur genervt drein und stützte ihren Kinn auf eine Hand. Karin strahle vor sich hin. >Ein Sonnenschein... wie immer! < „Machen wir das auf die alte, sich bewiesene Methode.“ Nodame nahm ein Buch in die Hand und schenkte Haru einen ernsten Blick zu. Sie schien sich in die Sache zu vertiefen, denn so ernst hatten Haru und Karin das Mädchen noch nie erlebt. Die Blondhaarige zwang Haru zum Aufstehen und sich Aufrichten. Das Buch legte sie quer auf ihren Kopf. „Die Brust musst du rausrücken. Den Hintern nach hinten. Die Schultern ebenfalls zurück. Ja, genau. Hoch mit dem Kopf, aber nicht zu hoch sonst wirkst du eitel. Und das Buch soll oben bleiben.“ Haru führte die Anweisungen aus. Sie fragte sich, warum sie das hier machte und stellte fest, dass es für sie auch Vorteile bringen konnte. So konnte sie ihrem Vater zeigen, dass sie sich wie eine Dame benehmen kann. Außerdem machte sie es auch wegen ihrer Freundinnen. Sie gaben sich Mühe und waren um Haru besorgt. Sie war ihnen etwas schuldig. Wegen Takato machte sie es bestimmt NICHT! „Lauf mal ein paar Schritte!“ Sagte Karin lächelnd und achtete auf Harus Beine. „Du darfst nicht so breitbeinig laufen, sondern in einer Linie.“ Sie demonstrierte Haru, wie ein Mädchen zu laufen hat, in dem sie selbst ein paar Schritte setzte. Ein Fuß vor dem anderen, in einer Linie. Es sah beinahe wie Laufstegtraining aus. Haru versuchte es ihr nachzuahmen. „Was ist mit deiner Hüfte?“ schrie Nodame los. Haru wollte sie schon anknurren, aber sie blieb still. „Was ist mit meiner Hüfte?“ „Du musst sie mehr bewegen. So hier“ Sie schob ihren Hintern zur Seite, setzte einen neuen Schritt und schob das Becken zur anderen Seite. „Du glaubst gar nicht, wie sehr die männliche Hälfte der Welt auf den Hüftschwung achtet. Man muss dabei nicht einmal besonders perfekte Maße haben. Solange man einen sexy Hüftschwung besitzt, kann man vieles Kaschieren. Das sind die Schönheitsgeheimnisse, die wir Frauen perfekt als Waffe einsetzen können.“ Während sie das alles erklärte lief sie mit langsamen Schritte durch das Zimmer, Haru direkt hinter ihr und versuchte das Vorgemachte zu kopieren, ohne das Buch fallen zu lassen. Jedoch kam sie sich dabei eher wie ein verkrampfter Storch vor. Wie sollte man „schön“ laufen und dabei ein Buch auf dem Kopf haben? >Lächerlich!!! < Auf ihrer Stirn bildeten sich Falten, die von den zusammengezogenen Augenbrauen verursacht wurden. „Ah, langsam wird’s.“ sagte Karin, die neben Haru lief und den Laufstil der Rothaarigen begutachtete. >Mach keine Witze! < dachte Haru. Es kam ihr fast schon schlampig vor, so mit dem Hintern wackeln zu müssen. „Versuch jetzt dich elegant hinzusetzen.“ Befahl ihr Nodame mit demselben ernsten Ausdruck. Am liebsten hätte sich das Mädchen einfach auf den Stuhl fallen gelassen und das Buch in die nächste Ecke geschmissen. Aber sie nahm sich vor die Sache durchzuziehen, egal wie viel Mühe es ihr kostete. So einfach würde sie nicht aufgeben. >Aufgeben ist was für Verlierer! < Das Buch plumpste runter. Mist! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Hach, die Vögel zwitscherten wieder mal voller Freude. Als ob der Frühling wieder seinen Anfang hatte, dabei war es schon Ende April. Bald würde man Sommeruniform tragen und Haru könnte endlich mal kürzere Hosen anziehen. In denen ließ es sich perfekt auf Bäumen klettern und neugierigen, blöden Jungs die Knochen brechen. Sie ertappte sich bei der Vorstellung, wie sie Ryo das Genick umdrehte. Sofort schüttelte mit dem Kopf. >Erstens: du wolltest nicht so gewalttätig sein. Zweitens: was zum Teufel denkst du plötzlich an diesen Vollidioten. < Sie lief durch den Hof. Um die Zeit nicht sinnlos zu vergeuden setzte sie ihre Füße auf eine besondere Weise voreinander. In einer Linie. Die Hüfte schön mitschwingen. Sie schaute zu Boden und wäre fast gegen jemandem gelaufen. Sie hustete einmal. >Hier ist nicht wirklich der richtige Ort zum Üben. < Sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass sie von keinem gesehen wurde und blickte sich besorgt um. >Puh. < Ihr Blick haftete plötzlich auf einer Bank. Diese Bank hatte sie schon öfters aus dem Fenster beobachtet. Na ja, nicht die Bank, aber die Person, die oft darauf saß. Er war nicht hier. >Zum Glück! Wenn er mich gesehen hätte... wie ich laufe... < Denkpause. >Um Gottes Willen! < sie schüttelte stark mit dem Kopf und brachte damit ihre Haare durcheinander. Langsam schritt sie auf die Bank zu, schaute sie kurz an und setzte sich zögerlich darauf. Sie saß noch nie auf DIESER Bank. Sie hatte schon auf vielen Bänken gesessen aber nicht auf dieser. Na ja, diese war nicht viel anders. Sie hob ihre Beine und setzte sich in einem Schneidersitz. „Wen haben wir denn da?“ Sie hörte eine Stimme. >Nicht verkrampfen, Haru! Bleib ruhig. < sie hob ihren Blick und traf auf seinen. „Das ist meine Bank.“ sagte er mit einem Lächeln und beugte sich etwas, um besser ihr Gesicht zu erkennen. Wie schaffte es dieser Kerl immer wie aus dem Nichts aufzutauchen? Das war wohl sein Geheimnis. „Schreib erst deinen Namen drauf, dann setz ich mich nimmer drauf.“ Erwiderte sie ernst. Er setze sich neben sie. >Jetzt wird er wieder lesen. < dachte sie und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Und tatsächlich packte er ein dickes Buch, welchen Haru nie lesen würde, aus. Ohne etwas zu sagen schlug er es auf. Er machte sich nicht die Mühe, sich mit dem rothaarigen Mädchen zu unterhalten. Das wollte sie auch gar nicht. Es gefiel ihr so, wie es war – einfach dasitzen und nichts sagen. Es gab auch nichts zu bereden. Sollte man sich etwa über das schöne Wetter und die zwitschernden Vögel unterhalten? Nein danke! Das will die Autorin den Lesern nicht antun. Die zwei auf der Bank sitzenden waren nicht ganz allein. Ein paar blaue Augen beobachtete sie von einer Ecke aus. Karin versuchte unentdeckt zu bleiben und triumphierte innerlich. Sie fand, dass Haru und Takato ein gutes Pärchen abgeben würden. Außerdem war sie der Meinung, dass die beiden nicht uninteressiert aneinander waren. Sie kicherte leise. Plötzlich spürte sie ein Atmen, nah an ihrem Ohr. Eine Hand fasste über ihren Kopf an die Wand. „Was gibt es da?“ Fast hätte sie los geschrieen, bis sie feststellte, dass es Ryo war. „Er... Erschreck mich nicht so.“ sagte sie (etwas) wütend und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden auf der Bank. Die Tatsache, dass Ryo ihr (etwas) zu nahe war, versuchte sie zu ignorieren. Allgemein diesen Kerl zu ignorieren, war das, was sie seit den letzten Tagen versuchte und es sogar auf die Reihe brachte. „Ach das Biest und der komische Typ aus meiner Klasse?“ „Sei leise.“ Kam ein Zischen von Karins Seite. Irgendwie konnte sie sich nicht mehr auf ihre Freundin konzentrieren. >Ruhig Herz! < befahl sie ihrem Lebensorgan, das eh nicht auf sie hören würde. Die machten immer ihr eigenes Ding. Ryo schaute zu der Bank rüber. Die Menschen, die darauf saßen sprachen nicht. Doch, jetzt fing der Schwarzhaarige an, etwas zu sagen. Haru schaute überrascht und dann redete sie selbst. „Will sie was von dem?“ fragte er Karin. Wie kam er denn auf die Frage? Überlegt, hat er was anderes und zwar wie blöd das rothaarige Mädchen doch dreinschaute. „Weiß nicht.“ Eine zu kurze Antwort, wie er fand. „Wie, du weißt nicht?“ „Ich weiß es halt nicht. Ich glaube schon, aber es könnte auch nur Bewunderung oder Respekt sein.“ Karin antwortete wütend. Der Kerl sollte lieber etwas leiser sein, damit sie nicht entdeckt werden. „Hä? Warum denn das?“ Karin drehte sich rasch zu ihm. Auch ihre Geduld fand ein Ende. Sehr viel größer als Harus, war sie nicht. Doch dann sah sie in seine Augen. Er schaute sie (etwas) überrascht an. Sie stellte zum 2. Mal fest, dass er zu nahe war. >Ruhig Herz. < „Weißt du was?“ Sie setzte zum reden an und versuchte ruhig zu klingen. „Das geht dich nichts an! Was interessiert es dich überhaupt. Jedes mal fragst du nach Haru. Wenn du mich fragst, dann willst du was von ihr.“ Ryos Ausdruck veränderte sich. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich an. Karin lief ein Schauer über den Rücken, als sie so furchtbar eisig von ihm angestarrt wurde. „Sag das noch einmal und ich zerschmettere dein süßes Gesicht.“ Als er das Aussprach, sah er die Angst, die sich in ihren Augen breit machte. Das Mädchen zitterte leicht. „Das...“ ihre Stimme klang unstabil. Sie holte tief Luft und setzte fort: „Das war ein Scherz. Warum musst du gleich so heftig reagieren?“ Sie lief... nein sie rannte an ihm vorbei. Das war ihm egal. >Heulsuse. < Er sah es zwar nicht, aber er wusste, dass sie weinen würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Duuuuuuu!“ Die Tür zum Klassenzimmer sprang mit einem lauten Knall auf. Haru schritt hastig auf Ryo zu. Sie packte ihn am Kragen und haute ihn voller Wucht ins Gesicht. Er fiel zu Boden und sie trat ihn in den Bauch. „Haru... Haru!!!!!“ sie spürte, wie jemand an ihren Schultern zerrte. „Du machst mir Angst.“ Sie sah in das Gesicht ihrer schwarzhaarigen Freundin. „Du hast mich gerade aus meinen Träumen gerissen.“ sagte die Rothaarige. „Anscheinend waren es keine sehr menschenfreundliche Träume.“ Haru konnte es nicht fassen, dass er Karin wieder zum Weinen gebracht hat. Das Mädchen sagte zwar, dass es schon okay wäre, aber Haru war wütend. Nicht nur auf Ryo, sondern darauf, dass sie in der Schule nichts machen konnte, sonst würde der Direktor alles an ihre Eltern petzen und was danach kommen würde, wollte sie lieber nicht wissen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Erzähl mir ein Geheimnis!“ „Hä?“ Haru war überrascht, als Takato das sagte. Karin und Ryo hatten sie in diesem Moment beobachtet, und fragten sich, warum sie plötzlich so überrascht aussah. „Ich möchte etwas Geheimes über dich wissen.“ Setzte Takato mit seinem tiefen und emotionslosen Ton fort. Haru wollte fragen warum. Dieser Typ war selbst ein Geheimnis. Oder war er einfach nur geistig gestört? >Quatsch! Wie komme ich denn jetzt darauf? < Sie überlegte kurz und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen, so damit sie in den Himmel schauen konnte. „Wenn ich über die ganzen Geheimnisse nachdenke, dann denke ich, dass ich sie nicht erzählen kann. Und wenn ich doch welche finde, die man erzählen kann, dann sind diese gar keine richtigen Geheimnisse. Weißt du was ich meine?“ sie schaute Takato an. Dieser saß da und fixierte sie mit seinen schwarzen Augen. „Ich glaube schon. Du willst es mir einfach nicht erzählen.“ Er lächelte leicht und wollte schon seine Aufmerksamkeit wieder seinem Buch schenken. „Nein. So ist das nicht gemeint.“ Sei raufte sich die Haare. „Vor ein paar Minuten da...“ sollte sie es erzählen? „...da hab ich geübt, wie man als Mädchen laufen sollte. Ich wollte es geheim halten, nun ist es eh erzählt aber... irgendwie ist es kein richtiges Geheimnis, aber irgendwie auch schon.“ Sie wollte sich noch mal die Haare raufen. Wie sollte sie es erklären. Es war zwar einfach aber auch kompliziert zugleich. Takato fing an zu lachen. Haru wusste nicht, ob es an ihren Worten lag, oder ob er sich vorstellte, wie sie das Laufen übte. „Danke, Haru!“ Der Satz kam unregelmäßig, im Takt seines Lachen raus. „Jetzt bist du dran. Erzähl mir etwas Geheimes über dich!“ „Geheimnisse bleiben keine Geheimnisse, wenn man sie erzählt, nicht wahr?“ Auf seinen Lippen bildete sich ein hämisches Grinsen. „Mistkerl.“ Entwiche es Haru, aber sie war nicht wütend. Sie schaute wieder nach oben und schloss die Augen. >Dann erzählst du mir eben nichts. Wenn ich’s mal dringend wissen muss, finde ich es schon selbst raus. < „Nicht wahr?“ fragte sie ihn direkt, als ob sie erwartete, dass er ihre Gedanken las. So kam es ihr zumindest vor. „Denkst du ich kann deine Gedanken lesen? So begabt bin ich nun auch nicht.“ Und obwohl er damit ausdrückte, dass er die Gabe des Gedankenlesens nicht besaß, war das rothaarige Mädchen neben ihm vom Gegenteil überzeugt. Ein Teil wird er schon lesen können. Zumindest wenn der Gedanke äußerst laut im Inneren ausgesprochen wird. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Das bekannte Trappen kam näher, wie ein Donner. „Haru-chaaaan, Karin-chaaaan!“ Nodame rannte an und drängelte sich zwischen die Beiden Mädchen, die auf dem Nachhauseweg waren. „Hey.“ Kam es gelangweilt von Haru. „Hallo, Nodame-chaaaaan!” erwiderte Karin fröhlich. >Woah, die beiden sind sich ähnlicher, als man denkt. < „Wie wäre es mal mit Karaoke? Habt ihr Lust?“ Nodame strahlte. „Wir können es gleich als Übungsstunde für Haru-chan nützen. Schließlich ist Karaoke etwas, was alle Mädchen tun. Also ich liebe es.“ Den letzten Satz drückte mit einem so hohen und piepsigen Ton aus, dass Haru dachte, dass die Gläser, die sich in der nähe befanden, zu Bruch gehen würden. „Ich kann nicht.“ Haru sah, dass sich der Ausdruck ihrer beiden Freundinnen rasch von supa-mega-dupa-fröhlich zu enttäuscht umwandelte. „Warum?“ Nodame klang, wie ein kleiner Streuner, der allein gelassen wurde. „Ich hab den Jungs versprochen, dass ich heute bei denen vorbeilaufen werde.“ „Welche Jungs?“ Aus Enttäuschung wurde Neugierde und vielleicht sogar Hoffnung. „Die Jungs aus ihrer Gang.“ Erklärte Karin, da sie wusste, dass Haru sich keine große Mühe machen würde, Nodame die Details zu erklären. „Gang? Oh mein Gott, Haru – bist du etwa ein Junkie.“ „Yepp.“ Antwortete Karin wieder für Haru. Nodame blieb stehen. Ihre Gesichtsfarbe wurde blass, obwohl man meinen könnte, dass man bei ihrer Bräune gar nicht blass werden kann. Doch dann sah man wieder einen Schimmer Hoffnung in ihrem Gesicht. Nein, nicht nur ein Schimmer, ihre Augen leuchteten hell auf. „Ka... kannst du mich mitnehmen?“ Mit schnellen Schritten ging sie wieder nach vorn und stellte sich neben Haru, um ihr ganz tief in die Augen sehen zu können. „Bitte! Und Karin kommt mit.“ „Eh?“ kam es von der Schwarzhaarigen, was sich nicht gerade fröhlich anhörte. „Bitte, Bitte!“ Nodame beugte ihren Kopf vor und presste die Handflächen aneinander, was ein Ausdruck des Bittens war. Karin war schon mal mit Haru bei ihren Freunden und sie hatte nicht wirklich rosige Erinnerungen davon. Riku, ein (ziemlich nervender) Freund von Haru, rückte ihr ständig auf die Pelle und wollte ihr weiß machen, dass er auf sie steht. Sie war jedoch der Meinung, dass er sie nur verarschen wollte. Haru wollte allgemein keine Mädchen in das „Wolfsrudel“ bringen, da die Jungs sich wie Tiere auf die Mädchen stürzen würden. Oder zumindest um sie kreisen würden, wie um frische Beute. Sehen Jungs hübsche, süße Mädchen verlieren sie plötzlich all ihre natürliche Coolness und werden auf eine bescheuerte Art und Weise cool. Sagen wir, dass sie ab da versuchen, cool zu wirken und das geht meistens in die Hose. „Bitte, Bitte!“ hörte das rothaarige Mädchen wieder Nodame sprechen. „Na gut. Aber ich warne dich – die Jungs sind keine Traummänner in Hosenanzügen.“ >Eher Rüpel, würde ich sagen. < Karin wurde nun von ihren Freundinnen angeguckt. „Eh...“ sie zögerte etwas. „MUSS ich mitkommen?“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Karin-chaaaan!“ Riku hörte sich wie Nodame an. ’Ja musst du.’ Sagte Nodame vor einer halben Stunde und so wurde das schwarzhaarige Mädchen mitgeschleppt. Und nun musste sie diesen Kerl, der seit kurzem bunte Strähnchen in den Haaren trug, ertragen. „Danke Haru, dass du auch mal deine Freundinnen mitbringst.“ Sagte einer der Mitglieder ihrer „Gang“ und warf einen interessierten Blick zu Nodame. „S... Süß!“ stotterte er. „Ach hör auf.“ Kicherte Nodame verlegen und wurde etwas rot. Der Kerl war fast doppelt so groß wie sie, aber anscheinen stand sie auf große Männer. „Ich weiß nicht, als was ich diese Trottel bezeichnen soll.“ Haru saß neben Tatsuja und hielt eine Getränkedose in der Hand. „Als Affen oder Wölfe oder als... Ach, egal. Riku, lass Karin in Ruhe!“ Jedoch hörte ihr Kumpel sie gar nicht und legte einen arm um die beinahe zitternde Karin. Tatsuja lachte leise und nahm ein Schluck aus der Dose, die genauso aussah, wie Harus. „Sie tun ihnen schon nichts böses. Lass sie doch ein wenig flirten. Der neuen, blonden scheint’s zu gefallen.“ Er deutete auf Nodame. „Kannst du ihr vertrauen? Dass sie nichts in der Schule erzählt?“ „Ich glaube schon.“ Sie fixierte das fröhliche Mädchen, das wieder verlegen lachte. „Was ist mit dir?“ fragte sie Tatsuja. „Willst du denn gar nicht flirten?“ „Sie sind mir zu jung.“ Sagte er ohne einen Ausdruck im Gesicht. „Sie sind beide 16. Drei Jahre Unterschied ist nicht viel.“ Sie ließ ihren Blick durch den Raum streifen. Wie gern sie ihr Zimmer genauso gestalten würde. „Kann sein. Aber wenn ich sie mir angucke, dann sehe ich, dass sie mit der Lebenseinstellung noch im Kindesalter sind.“ „Ist doch schön. Ich wünscht’, ich wäre genauso unbekümmert.“ Sie merkte, dass sie den Blick des Braunhaarigen auf sich hatte. „Das warst du auch mal.“ Er machte eine Pause. „Aber das ist schon länger her.“ Er schaute wieder nach vorne, zu der aus dem Häuschen geratenen Menge. Nur ein paar von ihnen saßen genauso abseits, wie Haru und Tatsuja. „Riku, wo hast du bitteschön deine Hand?“ ertönte Harus drohende Stimme. „Sorry!“ der angesprochene wurde rot und nahm die Hand von Karins Taille. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Ein Junge, mit dunklen Augen und ebenso dunklen Haaren stieg aus einem Auto. Sein Chauffeur schloss die Autotür hinter ihm. Er stand hinter einem Tor, innerhalb des Grundstückes seines Hauses. Genauer gesagt, des Hauses seiner Eltern. Das Gebäude war im altjapanischen Stil errichtet und war größer, als die Häuser der Mittelschicht. Viel größer, was darauf schließen ließ, dass der Junge aus reichen Verhältnissen stamm. Sein Gesicht war ausdruckslos. Das war es die meiste Zeit. Eine Gruppe von Männer, alle in traditionell japanische Kleidung gekleidet, empfing ihn mit den Worten: „Herzlich willkommen, junger Meister.“ Gleich darauf folgte eine Verbeugung. Der junge Mann schaute finster das Gebäude an und setzte Schritte, um in das Innere zu geraten. Draußen am Torpfosten hing ein marmornes Schild mit der Aufschrift „Henji“ – dem Familiennamen. Der Name war bekannt. Für viele Sachen, aber für eine ganz Besonders. Aber welche das ist, wird noch ein Geheimnis bleiben. Und solange dieses nicht aufgedeckt wird, wird es auch eins bleiben. Schließlich sind Geheimnisse keine Geheimnisse, wenn man sie erzählt... oder dahinterkommt... ...und den Spiegel zum Platzen bringt. Kapitel 6: Erinnerungen ----------------------- Leute, es tut mir ja sooo leid, dass es so ewig nichts neues kam. Ich habe inzwischen mehrere Kapitel fertig, also werden on der nächsten Zeit auch schnellere Updates kommen. Aber nun viel Spaß. Es flimmert auf. Wie ein kleines Licht in der hintersten Ecke eines dunklen Zimmers. Eine kleine Erinnerung. ‚Ah, das Gesicht hab ich schon irgendwo gesehen.’ Oder ‚Hier war ich schon ein mal.’ Aber manche Erinnerungen, sind wie Feuer. Sie hinterlassen Brandspuren und begleiten uns damit auf ewig. Manche Erinnerungen kann man haargenau, immer und immer wieder nacherzählen. Man hat sogar die Bilder vor sich. Nicht so klar, wie die Bilder die man direkt vor den Augen hat, aber viel deutlicher als manch andere, an die man sich ebenfalls erinnert. Es sind die Erinnerungen, die aus uns das machen, was wir sind. Denn sie sind nicht einfach Dinge, die uns an etwas erinnern sollen. Sie sind unsere Vergangenheit, die uns geprägt hat. Es flimmert auf... Ein Gesicht, das man nie wieder sehen wird, es sei denn auf einem Foto. Es brennt... ~*~*~//>*<\\~*~*~ Karin streckte sich und bewunderte die neue Sommeruniform. Der Rock war rot geblieben. Jedoch trug man nun keinen Jackett mehr sondern eine Bluse, deren Ärmel bis zur Hälfte des Oberarmes gingen. Die Schleife blieb dieselbe. „Sonne – ich liebe dich!“ quiekte sie fröhlich in den Himmel. „Ich liebe dich auch.!“ Antwortete der Himmel und Karin blieb vor Überraschung stehen, ihre Augen gegen ihren Gesprächspartner gerichtet. Plötzlich spürte sie, wie sich Arme um ihre Taille schwangen und sie von jemandem von hinten gepackt wurde. Ihr Mund ging auf und ein lautes Kreischen kam raus und erwarb somit die Aufmerksamkeit der vorbeilaufenden Menschen. Es war Riku. „Seit wann stehst du so früh auf?“ Haru, die daneben, ebenfalls in Sommeruniform aber der männlichen Ausgabe stand, schien müder zu sein als der Rest der Welt. So kam es ihr selbst zumindest vor. „Ich wollte nur mal schnell meine Karin-chan besuchen.“ Er grinste und drückte Karin enger an sich. „L... Lass los.“ Die Wangen des Mädchens nahmen die Farbe von Erdbeeren an. Sie zappelte und versuchte sich loszumachen. Das alles half aber nicht. Im Gegenteil – er fand das mega süß. Das sagte er auch: „Du bist so mega süß!“ Plötzlich spürte der „Bunthaarige“ (es waren eindeutig zu viele Farben) einen Schlag auf den Hinterkopf und ließ das zappelnde Mädchen mit einem Schmerzensschrei los. „Sie hat dich gebeten sie loszulassen!“ Haru ließ ihre, gerade für den Schlag benutzte Hand, in die Hosentasche gleiten. „Was machst du hier überhaupt?“ „Hab ich doch schon gesagt. Um Karin zu sehen.“ Er setzte wieder sein typisches, und wie Haru fand nervendes Grinsen auf und blickte Karin an. „Es muss Liebe sein!“ „Qua...“ das schwarzhaarige Mädchen stockte. Sie sah etwas. Etwas, dass eher ungesehen bleiben sollte. Mit Worten „Ich gehe.“ Drehte sie sich um und schritt schnell in Richtung Schule und musste den langsam anfahrenden Autos, die die Kinder zur Schule brachten, ausweichen. „Karin-chaaaaaaan!“ Riku heulte beinahe los. Vielleicht würde er auch in Tränen ausbrechen wäre da nicht wieder Harus Schlag. „Du nervst.“ Natürlich war es Ryo, den Karin gesehen hat. >Wer sonst. < Karin lief ihrem Exfreund davon, der gerade aus einem schwarzen Mercedes ausgestiegen war. Als dieser an den beiden gebliebenen vorbeilief, merkte Riku die böse Anspannung, die Haru und (Ach ja, der Typ von damals... Wie hieß er noch mal?) der Braunhaarige durch ihre Blick erzeugten. Es kam ihm vor, als ob sich die beiden am Liebsten an die Gurgel springen würden. Und so war es auch. „Vielleicht ist’s wirklich Liebe.“ Sagte Haru nachdenklich. „Hä? Du und der... WIE hieß der?“ er klang quietschend. Noch ein Schlag... Kein Wunder, dass er sich keine Namen merken konnte, wo er ständig unter Gewaltattacken anderer leiden musste. „Du und Karin! Wann stehst du schon unnötig so früh auf?.“ Man merkte die wütenden Noten, die in ihrem Ton zwischendrin spielten. „Da ist doch was faul. Entweder liebst du sie wirklich oder es steckt was anders dahinter.“ „Falls du’s noch nicht weiß, ich gehe auch zur Schule.“ „Falsch. Du schwänzt sie oder kommst dauern zu spät. Außerdem liegt deine Schule am anderen Ende der Stadt.“ „Dann ist’s wirklich Liebe.“ Grinsen. Schlag. Schritte, die immer mehr an Lautstärke verloren. Blick, dass etwas wie Beleidigung ausdrückte. >Wofür war der? < Plötzlich erinnerte er sich an... >Aaaarrr, wie war denn nun sein Name.“ „Hey du!“ schrie er Ryo (so schwer ist es doch gar nicht zu merken), der schon ein Stück entfernt war, zu. Dieser schenkte ihm einen kalten Blick über die Schulter. Der Bunthaarige lief zu ihm rüber und stellte sich in einer drohenden Pose vor ihm. „Wähe du machst Haru Probleme. Oder machst dich an sie ran.“ Ryo fixierte ihn abschätzend. „Ach... und wer bist du? Ihre Mommy? Bei dem Monstrum könnte man es doch glatt annehmen.“ Riku stieg die Wut in den Adern. „Ich sehe es doch in deinem Blick, wie gierig du sie anguckst. Aber lass dir eins gesagt kriegen: Haru gehört Tatsuja.“ Eigentlich tat sie es nicht, aber Riku wünschte sich, dass die beiden zusammenkommen würden. Ryo lachte los. Sein Kopf ließ er in den Nacken fallen und lachte gegen den Himmel. „Keine Ahnung wer Tatsuja ist, aber von mir aus kann er mit ihr machen was er will.“ Sein Ausdruck wurde finsterer und er setzte in einem tieferen Ton fort: „Am liebsten wäre es mir natürlich er würde sie umbringen und somit ein weiteres Problem aus der Welt schaffen.“ Riku lief ein kalter Schauer über den Rücken. Der Kerl meinte es ernst. Und schaute auch noch wie ein Serienmörder. >Okay, er will doch nichts von Haru. < Plötzlich fiel ihm ein, dass er (eigentlich) sauer werden müsste. Er fuhr die Augenbrauen zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Arschloch!“ Nicht gerade das Schlagfertigste, was man sagen könnte aber immerhin etwas. Ryo lächelte nur gehässig und drehte sich weg. Er lief weiter in Richtung Schule, die er von Anfang an angesteuert hatte und die er nicht wirklich herausragend fand. Hätte ihm sein Vater doch bloß nicht hingeschickt. Dann wären viele seiner Nerven erspart geblieben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru betrachtete sich in dem Spiegel auf dem Mädchenklo. Die Sommeruniform wat kürzer, luftiger und ließ mehr Bewegungsfreiheit zu. Sie lächelte unwillkürlich. Das tat sie in letzter Zeit zu selten. Es tat ganz gut, mal wieder ihre Mundwinkel hochfahren zu lassen. „Was ist denn?“ Karin schaute sie verwundert an und trocknete sich die Hände mit einem Taschentuch. „Nichts.“ Vergewisserte sie die Rothaarige. Sie gingen raus auf den Flur. Das Lächeln ging nicht weg. Sie bogen um die Ecke und sie stieß mit jemandem zusammen. „Pass doch auf wo...“ Sie sah schwarze Augen, die sie von oben fixierten. „... du hinläufst!“ Sagte sie mit leiserem Ton aber mit demselben wütenden Ausdruck Der Typ lächelte jedoch nur, raufte ihr leicht die Haare und setzte seinen Weg, wohin auch immer, fort. >Tu nicht so geheimnisvoll. < Haru blickte ihm hinterher. >Das... macht dich interessant. < Sie ertappte sich bei einem nicht erfreulichen Gedanken. Sie blickte kurz erschrocken auf. >Na ja, interessant ist noch lange nicht... geil oder so was. < Mit diesen Gedanken versuchte sie sich zu beruhigen. Aber ein klitzekleines Stimmchen flüsterte ihr gehässig zu: ‚Aber was nicht ist, kann noch werden.’ >Sei ruhig du innere unwichtige Stimme, die nur Unsinn labert! < „Haru, du wirst langsam unheimlich.“ Ihre schwarzhaarige Freundin hat die Stimmungsschwanjungen von Haru beobachtet und stellte mit Entsetzen fest, dass ihre Freundin etwas verstört wirkte. Aber war das nicht inzwischen etwas völlig Normales? ~*~*~//>*<\\~*~*~ In der Nacht tauchten vor Harus geschlossenen Augen realitätsvortäuschende Bilder auf. Sie träumte. Einen Traum, der sie seit kurzem zu verfolgen schien. Und jedes Mal ging es von vorne los, wie eine endlose Schleife jedoch immer ein Stückchen weiter, länger, als beim letzten mal. Schöner wäre es, wenn es nicht so weit kommen würde. Sie sah nämlich wieder ein Gesicht, an das sie sich zu gut erinnern konnte. ‚Ich will mich nicht an dich erinnern. Bitte geh!’ Haru schlug die Hände vor ihr Gesicht, damit sie nicht in seine Augen schauen musste. Sein Blick rief weitere Erinnerungen hoch, die lieber dort verborgen bleiben sollten, wo sie waren – tief vergraben, irgendwo in einem vergessenen Eckchen in ihrem Kopf. Sie entfernte ihre Hände und Blickte um sich rum. Es war plötzlich dunkel geworden. Fast wäre sie losgeschrieen. Er stand direkt vor ihr. So erreichbar. So grausam. Er Blutete. Am Kopf, an der Brust, am Arm – überall. Stand vor ihr, starrte sie an mit seinen dunklen Augen und bewegte sich nicht. Ein Schock durchfuhr sie. Sie begann zu zittern und konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Wie hypnotisiert starrte sie ihn an und sah das Blut aus den Wunden hervorquollen. Es wurde mehr und mehr. Die Flüssigkeit sah fast schon schwarz aus. Seine zerrissene Kleidung wurde davon durchtränkt, wie durch ein Gift, dass sich für ewig einätzt. Und um sie rum wurde es dunkler. Die Umgebung sah nicht mehr real aus, eher verzerrt und verschwommen. Es ließ ihre Sinne überempfindlich werden, was sie wahnsinnig machte. Haru spürte wie ihre Glieder schwächer wurden. Wie Gummi, das unter schweren Gewicht nachgab. In ihrem Kopf fühlte es sich so an, als ob jemand an den Nerven zupfen würde, wie die Seiten einer Violine. Jedes Mal, gab es ein schiefes Geräusch. ‚Erinnere dich!’ Er stand immer noch da. Aber es war nicht er, der sprach. Aber wer? ‚Aufwachen! Ich muss aufwachen!’ Sie schritt zurück. Wollte ihre Hand nach ihm strecken aber hatte Angst. Ganz zögerlich bewegte sie ihren Arm nach vorn. Zitternd. Blut war an ihren Fingern. Sie erstarrte. Und er schaute sie weiterhin an. Als ob er ihr etwas vermitteln wollte aber nicht sprechen konnte. Wie denn auch? Er war tot. Er machte seinen Mund auf und dunkle, rote Flüssigkeit floss in dickflüssigen Massen seinen Mundwinkel herunter. Mit einem Schrei fuhr sie hoch... und schrie, und schrie, und schrie. Sie druckte die Hände auf dem Mund. Um leiser zu werden. Sonst würden die Bediensteten angerannt kommen und womöglich einen Psychiater rufen. Sie zitterte am ganzen Körper und war mit Schweiß bedeckt. Sie musste raus. Weg von hier, aus diesen 4 Wänden. Rasch stand sie auf, warf sich in irgendwelche Klamotten und kletterte aus dem Fenster. Es fiel ihr schwerer als sonst, da sich ihre Glieder immer noch schwach anfühlten, wie im Traum. In ihrem Hals machte sich Übelkeit breit. Als sie den Boden unter ihren Füßen spürte, rannte sie los. Sie hatte ein festes Ziel vor sich. Zum Glück wusste sie wohin sie gehen konnte. In diesen 4 Wänden wäre sie verrückt geworden. Nicht nur jetzt, sonder schon vor langer Zeit, als sie sich rausschlich. Dass ihr Vater über ihre Tat rausfinden konnte, kümmerte sie in diesem Moment wenig. Es gab allgemein nicht viel, was sie jetzt interessierte. Soll er sie doch bestrafen oder ins Ausland schicken oder was auch immer. Das war ihr der eigene Verstand wert. Und wenn sie drin bleiben würde, konnte sie sich selbst nicht garantieren, dass dieser erhalten bleiben würde. Draußen schien es dunkler zu sein als sonst. Sie sah kaum etwas. Vor ihren Augen bildete sich ein nebliger Schleier und weiße senkrechte Fäden. Sie spürte, dass sie sich bald übergeben würde und machte halt. Eine Wand kam ihr gerade gelegen und sie lehnte sich gegen sie, nach Luft schnappend. Die Wand füllte sich nass an. Sie brauchte ein Stück um sich zu orientieren und rauszufinden wo sie überhaupt war. Das üble Gefühl ging langsam weg und sie rannte weiter. Endlich war die Tür erreicht. Sie klingelte hastig. Er sollte ja aufmachen. >Bitte sei da!< Die Tür ging mit einem Klick auf. Langsam, da der Mensch, der sie aufmachte, sehr müde war. Gähnend fragte er: „Wer ist da so spät?“ Als er Haru erblickte wachte er plötzlich auf. „Was ist los? Du bist ja ganz außer Atem.“ Haru stand vor ihm. Durchnässt. Es war ihr gar nicht aufgefallen, dass es regnete. Also waren die weißen Fäden Regentropfen. Sie dachte sie muss weinen, aber sie konnte es nicht. Hatte nicht das Talent dazu. Ohne zu überlegen, was sie machte, schlang sie ihre Arme um Tatsuja und drückte sich an ihn. Der Braunhaarige schaute überrascht und erstarrte am ganzen Körper. So etwas machte das rothaarige Mädchen nicht täglich. „Mein Gott, Haru, was ist los?“ Sie erschrak, als sie wieder seine Stimme hörte. „Ah...“ sie ließ ihn los. „Ich...“ sie schaute wirr um sich. Alles drehte sich, sie wusste plötzlich nicht aus welchen Grund sie hier war. Er packte sie an den Armen und schaute sie ernst an. „Was ist passiert?“ Ihr Blick wanderte immer noch wirr umher. „Ich... Tut mir Leid. Es ist nichts. Ich gehe wieder! Du willst ja nicht, dass ich von zuhause abhaue.“ Sie wollte sich losmachen aber er hielt sie fest. Er musste zudrücken, sonst würde sie sich losreisen. Er sprach laut zu ihr, weil es ihm vorkam, dass wenn er leise sprechen würde, würde sie ihn nicht verstehen. „Es regnet wie verrückt. Du bist schon bereits klitschnass, wenn du jetzt rausgehst holst du dir den Tod.“ Sie lachte nervös. „Ach Quatsch. Es stärkt. Ist wie kaltes Duschen.“ Sie versuchte nochmals sich aus seinem Griff zu befreien. Die Übelkeit nahm wieder zu und sie sah die Person vor ihr nur noch verschwommen. „Sag jetzt was los ist! Du bist doch nicht du selbst. Komm endlich rein!“ Er zog sie hinein. Sie schien ihm schwächer zu sein als sonst. „Lass los!“ Sie zerrte und zwang ihn damit stärker zu drücken. „Ich weiß nicht, warum ich hergerannt bin. Ich hab nur schlecht geträumt.“ Sie lachte wieder in einem gebrochenen Ton. „Schlecht geträumt? Ist das alles?“ „Ich sag doch es ist nichts. Jetzt lass los!“ Ihre Knie wurden wieder weicher und gaben unter ihr nach. >Nein, Haru. Du bleibst jetzt stehen. Du bist kein Schwächling. < „Tatsuja?“ sie zögerte. Was wollte sie denn sagen? Sie hob ihren Kopf und sah in sein Gesicht. Er schien besorgt zu sein und wartete darauf, dass sie weitersprach. Ihre Augenlieder wurden schwerer. „Ich bin müde.“ Sie lachte wieder, aber das Lachen klang genauso schwach, wie sie sich fühlte.. „So furchtbar müde. So müde war ich schon lange nicht mehr.“ Sie lehnte sich an ihn. Ganz vorsichtig. >Schwächling! < sagte sie zu sich selbst. Sie schaffte es nicht, alleine damit fertig zu werden und musste sich auf Tatsuja verlassen. Er umarmte sie schwach. „Wurde aber auch Zeit. Niemand hält so lange durch. Irgendwann braucht man eine Pause“ Er küsste sie auf dem Kopf, aber ganz leicht. Sie mochte es nicht, so behandelt zu werden (Wie ein kleines Kind, würde sie sagen.). Ihre Augenlieder fielen zu aber sie zwang sich sofort wieder aufzuwachen. Tatsuja war warm. „Ich mach dich ganz nass.“ Sagte sie halb im Schlaf. „Egal.“ Hörte sie seine Stimme von oben. Sie lächelte. Und schlief ein. Jedoch spürte sie sofort ein Rütteln. „Du musst dich umziehen. Ich gebe dir etwas trockenes. Es ist zwar alles zu groß aber du stehst eh auf breite Sachen.“ Er ging in das Schlafzimmer und kam gleich darauf mit trockener Kleidung zurück. „Danke.“ Sie bedankte sich nicht nur für die Kleidung. Sie bedankte sich für all seine Hilfe. Dass er sie ständig aufnimmt, sich um sie kümmert und einfach da ist. Dass er nicht verschwindet. „Danke.“ Sagte sie noch ein mal, aber da schlief sie schon und sprach im Schlaf. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Haaatschi!“ >Mist! < Haru stand im Bad und hielt sich die Hand vors Gesicht. Tatsuja schlief noch. Hoffentlich weckte sie ihn nicht auf. Das rothaarige Mädchen stand früher auf, da sie noch nach hause gehen und die Schulsachen abholen musste. Es würde schwierig werden, sich unbemerkt reinzuschleichen, aber das würde sie schon schaffen. Sie ging aus dem Bad und stellte fest, dass sie wohl oder übel Tatsujas Sachen für länger ausleihen musste, da ihre Klamotten noch nicht getrocknet waren. „Hatschi!“ sie musste wieder niesen. Sie hoffte stark, dass sie nicht erkältet war, sondern es jemand an sie dachte. So sagt man es ja. Eine Erkältung wäre dagegen viel zu lästig und... eklig! Schnupfen ist etwas Widerwärtiges. So grün und... >Hör auf mit den ekligen Gedanken! < befahl sie sich und nahm ihre Sachen vom Sessel. Sie erblickte Tatsuja, der wegen ihr auf der Couch schlafen musste. Wie immer eigentlich, wenn sie da war. Früher konnten sie noch in einem Bett schlafen aber dazu waren sie jetzt zu groß. Außerdem beschwerte er sich, dass sie ihn ständig treten würde. Sie kam näher zu der Couch, auf Zehenspitzen. „Ich hör dich.“ Murmelte er. Sie erschrak und blieb stehen. Seine Augenlieder gingen ganz langsam auf. Sie konnte sich Bildlich vorstellen, wie sie dabei quietschten. „Tut mir leid. Hab ich dich geweckt?“ „Dein Niesen kann man schlecht überhören.“ Sie lachte nervös. >Mist! < „Ich gehe nach hause. Ich muss ja noch zur Schule.“ Tatsuja richtete sich auf und fixierte sie streng. „Was war denn gestern los? Willst du es mir nicht erzählen?“ Ach stimmt ja. „Wie bin ich überhaupt hergekommen?“ Tatsuja fiel beinahe von der Couch. Machte sie Witze? Als sie seine Reaktion bemerkte fügte sie hinzu: „Ich kann mich nur noch erinnern, wie ich hier zu Bett ging.“ Sie lächelte nervös. Er sah sauer aus. >Hoffentlich bilde ich es mir ein. < „Haru!“ Sein Ton klang ernst. „Ich kenne dich zu lange, um nicht zu wissen wann du lügst und wann nicht. Wenn du in so einem, Zustand, wie gestern erscheinst, dann muss etwas passiert sein.“ Er stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kam ihr plötzlich größer als sonst vor. Viel größer. „Ich... muss los.“ Sie rannte ganz schnell in Richtung Tür, wie der Pinguin aus der „Kinder-Pinguin-Werbung. Auf dem Weg schnappte sie noch schnell ihre Schuhe und das nächste, was man hörte, war ein Knall mit der Tür. Er hielt sie für erwachsen, aber das nahm er gerade zurück. Tatsuja seufzte. Glaubte sie etwa, er würde sie nicht kriegen, falls er sie verfolgen würde? Aus irgendeinem Grund wurde er ständig von Haru unterschätzt. >Ich kenn dich haargenau, aber du mich? < Er seufzte wieder. Er würde schon dahinterkommen. Sie brauchte einfach etwas Zeit. Bloß die Tatsache, dass er warten musste störte ihn gewaltig, denn er wollte so schnell wie möglich wissen, was los war. Egal! Der Körper verlang nach Schlaf und diesem gönnte ihm Tatsuja auch. Nach 5 Minuten lag er schnarchend im Kissen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Haaa... Haaaa... Haaatschiii!“ >Wer du auch immer bist, hör endlich auf an mich zu denken!!! < Haru musste ein Taschentuch auspacken und wischte sich wütend die Nase. Sie schien kaum an Stärke zugenommen zu haben und fühlte sich, als ob sie stundenlang gekocht wurde. Darum war wohl alles in ihrer Nase so flüssig. „Hör auf eklige Sachen zu denken!“ Und jetzt redete sie sogar laut mit sich selbst. Gegen „mit sich selbst in Gedanken reden“ hat ja keiner was. Aber die lauten Selbstgesprächen empfingen nur skeptische Blicke. Sie musste schon wieder niesen. Vielleicht war sie auch nur allergisch auf die ganzen Polen, die da durch die Gegend flogen. Sie wedelte mit den Armen, um diese zu vertreiben. >Verschwindet! < Ihr fiel auf, dass sie sich komisch benahm. Nicht nur ihr, sondern auch den Menschen auf der Straße. Sie blickte sich hastig um. >Was glotzt ihr so? Jemand bringt mich durcheinander, indem er an mich denkt... Vielleicht bin ich aber doch erkältet.< Sie verzog ihr Gesicht. Plötzlich kam ein bekanntes, dröhnendes Lachen an ihr Ohr und ließ ihre Haare zu Berge stehen. Sie drehte sich um, blickte die Person an, die das Lachen von sich gab. Plötzlich tauchten Erinnerungen von den Traum letzter Nach auf, schossen ihr durch den Kopf und verschwanden gleich und hinterließen somit nur ein mulmiges Gefühl, aber warum war dem Mädchen nicht klar. „Lach nicht.“ Sagte sie zu Takato. Dieser bemerkte den bedrückten Ton und schritt auf sie zu. „Hast du schlecht geschlafen?“ fragte er sie mit seinem tiefen Ton und fixierte ihr Gesicht, das etwas blass aussah. „Ja, wegen dir!“ antwortete sie rasch und wollte sich nachhinein eine klatschen. Warum hat sie das gesagt? Es war doch gar nicht wegen ihm. Er lächelte mit diesen einen Ausdruck, den er manchmal hatte und der Haru nicht ganz gefiel, da sie ihn sicherlich falsch interpretiert hatte. „Wegen mir?“ hackte er nach. Kam ein Stückchen näher. „Darum habe ich in der Nacht geniest, weil du an mich gedacht hast.“ Sagte er. >Nicht gedacht – geträumt!... Außerdem war der Traum gar nicht von dir!!! < „Hatschi.“ Sie musste wieder niesen. Takato brach wieder in Lachen aus. Er lachte ziemlich laut, so dass die Menschen die Beiden umso mehr anstarrten. >Mistkerl! Macht er sich über mich lustig? < Das wagte sonst keiner, sich über sie lustig zu machen. Sie packte ein neues Taschentuch aus. „Irgendjemand muss auch an dich denken.“ Sagte er, als er endlich mit dem Lachen aufgehört hatte. Er fuhr sich durch die Haare und wendete keine Sekunde lang den Blick von dem rothaarigen Mädchen ab. Dabei wünschte sich dieses, dass er es tun würde und endlich aufhören würde, ihr ein unsicheres Gefühl einzuprägen. Ihr Kopf fühlte sich schwer an. Als ob es mir Rotze gefüllt wäre. Sie schüttelte mit dem Kopf und zwang sich nicht mehr so etwas ekliges zu denken. Aber ihre Gedanken wollte ihr heute nicht gehorchen. Sie hustete plötzlich. „Wofür steht husten?“ fragte sie die Person, die ihr immer noch gegenüber stand. „Für Erkältung würde ich sagen!“ er lächelte und streckte einen Arm nach ihr. Sie zuckte beinahe zusammen, als sie realisierte, dass er nach ihrer Stirn griff, um zu sehen ob sie Fieber hat. Sie schlug seine Hand weg, worauf er sie überrascht ansah. „Ich bin nicht erkältet.“ Und dieser Tatsache war sie sich auch sicher. Es wird schon etwas anderes geben, wofür Husten steht. „Soll ich dich im Auto mitnehmen?“ fragte er sie und sie schaute hoch und dann zum Wagen hinter ihm, das etwa 50 Meter entfernt stand. Ein schwarzer Bentley. So einen hatte ihr Vater auch. Plötzlich fiel ihr eine komische Tatsachen auf. „Hä? Wenn du mit dem Auto bist, warum läufst du dann?“ „Ich bin ausgestiegen, Als ich dich sah.“ Diesen Satz sagte er ohne einen besonderen Ton und sein Blick lag sogar mal woanders als auf Haru. Sie glaubte ihren Ohren nur schwer. Ihr Blick lag auf dem Boden, als sie die Gründe durchging, warum er so bekloppt... nein das ist nicht das Wort. Warum er so... komisch war? >Aaarrgh, warum fällt mir kein passendes Wort ein? < Ihr Kopf wollte heute wirklich nicht mitspielen. Sie blickte ihn scharf aus den Augenwinkel an. „Ich laufe lieber, danke. Irgendwie hab ich heute Angst vor dir.“ >Nicht nur heute, eigentlich. < Sein Ausdruck blieb neutral, als ob er so eine Antwort erwartet hätte. Aber anscheinend hatte er es doch nicht, seinem nächsten Satz nachzuurteilen: „Du bist ein eigenartiges Geschöpf.“ Er seufzte. „Was sollte ich dir schon antun? Aber wenn du laufen willst, kannst du es machen. Aber pass auf, dass du wegen der Erkältung nicht auf dem Weg zusammenklappst.“ Sagte er und drehte sich zum Auto. „Ich bin nicht erkältet.“ Murmelte Haru, aber anscheinend hörte er es nicht, denn es kam keine Reaktion. Als er später im Auto vorbeifuhr, ignorierte sie das Fahrzeug und kämpfte mit dem Gefühl der Reue. Sie wäre gern mitgefahren. Angst war ihr *peep*egal. Aber sie sollte am liebsten eine Schere nehmen und diese Anziehungskräfte, die von ihm Ausgingen, durchschneiden. Wenn es denn so einfach wäre. Sie seufzte und nieste gleichzeitig. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Warum heißt das Kapitel „Erinnerungen“? Weil es um Erinnerungen geht, warum denn sonst. Wollen wir also ein paar von diesen ausgraben. Sie begegnete ihm, als sie von ein paar Jungs aus ihrer Klasse bedrängt wurde. Sie lachten über sie, über ihre roten Haare und über ihre Gewohnheit, bei jeder Kleinigkeit zu weinen. Auch diesmal weinte sie und hasste sich dafür, dass sie so nah am Wasser gebaut war. Ach Quatsch, nah am Wasser? Sie war AUF dem Wasser gebaut. War das Wasser selbst. Aber die Tränen kamen ungewollt. Schwups und schon waren sie da. Sie hatte nicht ein mal Zeit richtig traurig oder wütend zu werden. Doch dann sah sie ihn. So stark und unabhängig. Obwohl er nur 2 Jahre älter als sie war, kam er ihr wie ein erwachsener Held vor. Wie ein Samurai, aber ohne Rüstung. Wie ein Ninja. „Lasst sie in Ruhe!“ Schrie er, kannte sie nicht und beschützte sie trotzdem. Tränen schienen plötzlich wie weggeblasen. Als Kind nimmt man alles viel heftiger wahr und das Erlebte hinterlässt Eindrücke, an die sich man sein ganzes Leben lang erinnert. „Er war mega cool.“ Würde sie damals sagen. Jetzt würde sie nichts sagen aber einen sanften Blick kriegen. „Alles okay?“ er reichte ihr die Hand und als sie diese nahm, brannte sich eine erneute Erinnerung in ihr Gedächtnis. Sie lachte. Das Lachen kam ebenso ungewollt, wie die Tränen die sie sonst bekam. „Ja! Danke!“ sie lachte immer noch und dann quollen wieder Tränen hervor. „Danke!“ wiederholte sie sich aber dieses Mal mit einer zittrigen Stimme. „Warum heule ich denn wieder?“ schrie sie. Der Junge versuchte nicht, sie zu trösten. „Wie heißt du denn?“ fragte er einfach. „H... Haru.“ Sagte sie schluchzend. „Anazawa Haru.“ Zum ersten mal lächelte er. Dieses Lächeln wurde haargenau in ihr Gedächtnis mit einer Nadel eingestickt. „Kazuma. Nachname ist unwichtig!“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ >Er hat mir seinen Nachnamen nie Verraten. Ich erfuhr ihn später, zufällig. < fiel es Haru ein, als sie sich manchmal an diesen Augenblick zurückerinnerte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Du hast eine Gang?“ Ihre Augen wurden größer und funkelten leicht. Er nickte. „Darum kannst du so cool kämpfen.“ Sagte sie lächelnd und nahm an Schwung auf der Schaukel auf. Ihre Haare wurden von dem dabei erzeugten Wind zerzaust. Plötzlich fiel ihr eine Idee ein, die ihr ganzes Leben ändern konnte. Aber sie sprach diese noch nicht aus. Erst wollte sie abwarten. „Stellst du sie mir vor? Deine Gang meine ich?“ Sein Gesicht verzog sich, was der Nachweiß dafür war, das er von ihrem Einfall nicht begeistert war. Aber als sie ihm später die eigentliche Idee erzählte, verzog sich sein Gesicht um einiges mehr. Er führte sie hin. Es waren nur Jungs in der Gruppe. Meistens handelte es sich um Rebelle, die in der Schule nur Schwierigkeiten anstellten. Aber Kinder kann man schlecht für ihre Taten verantwortlich machen. Die Meisten hier, waren nicht gut auf ihre Eltern zu sprechen und schienen Haru im Vergleich zu ihren Klassenkammeraden viel reifer zu sein. Inzwischen wusste sie, dass sie es doch nicht alle waren und sie es damals als Kind falsch wahrgenommen hatte. „Nimmst du mich auf?“ kam es aus ihr, wie ein Raketengeschoss. Und dann kam das verzogene Gesicht. Sie hüpfte vor ihm rum und seine Augen machten bei der Bewegung mit. Auf und ab, auf und ab. Er räusperte sich und überlegte, wie er sie loswerden sollte. „Hör mal.“ Fing er an. Er wusste nicht, wie man am besten mit einem Kind redet. Die Tatsache, dass er selbst noch eins war, fiel ihm in diesem Augenblick nicht ein. „Du bist ein Mädchen. Und wir nehmen nur Jungs auf.“ Sie wurde traurig und er glaube, dass sie wieder anfangen würde zu weinen. „Aber... ich möchte stark werden. Damit keiner mehr auf mir rumhackt. Ich bin eine Heulsuse und kann mich nicht wehren. Damit bin ich die perfekte Zielscheibe, aber das kann nicht so ewig gehen!“ Sie klang entschlossen und ihre Augen funkelten voller Hoffnung. „Bitte!“ sagte sie noch anschließend, aus reinen Höflichkeitsgründen. Ein Junge aus der Gang, der die Szene beobachtet hat, wurde auf sie aufmerksam. Er hatte braune Haare und war etwas größer als Kazuma. „Will die Kleine aufgenommen werden?“ „Nenn mich nicht Kleine!“ erwiderte sie wütend, aber die Tränen stiegen ihr wieder hoch. „Bitte! Ich will meine Heul-Krankheit loswerden.“ Sie brach nun völlig in Tränen und der braunhaarige Junge in Lachen aus. „Du hast sie mitgebracht, jetzt mach was damit!“ Kazuma seufzte. „Haru-chan, es tut mir Leid, aber ich kann dir nicht helfen. Wir sind eine reine Männergang.“ Sie drehte sich um und rannte weg, dabei wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Kazuma griff sich an den Kopf. „Hoffentlich stellt sie nichts Blödes an.“ Aber das tat sie. Sie rannte nach hause in ihr Zimmer. Kramte in allen Schublade nach und holte eine Schere. Schnip-Schnap-Haare-ab! Jetzt sah sie wie ein Junge aus, zwar etwas abgefranzt aber umso rebellischer. Sie holte irgendeine Hose aus ihrem Schrank, zog diese an, schnappte nach der Schere und zerschnitt die Klamotten. In der nächsten halben Stunde war sie wieder an dem Unterschlumpf der “Männergang“ und schnappte keuchend nach Luft. Die Aufregung war ihr ins Gesicht geschrieben. Der Jungs war allerdings ein Schock, der bis in die Knochen ging, in das Gesicht gezaubert. „Jetzt sehe ich aus wie ein Junge. Ich werde mich wie ein Junge benehmen und extra viel Sport machen. Nimmst du mich jetzt auf?“ Der schwarzhaarige Kazuma war immer noch erstarrt. Anscheinend wurde man das Mädchen nicht so einfach los. Er überlegte, indem er den Kopf auf eine Faust abstützte. „Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du mich besiegst, nehme ich dich auf.“ Das Mädchen schlug wild mit den Augenliedern. „Okay!“ sagte sie, ohne es sich groß zu überlegen und stellte sich so hin, wie sie es in Animes gesehen hatte. Kazuma wollte lachen, stand von dem Sessel auf und stellte sich lässig hin. „Na dann los. Du darfst den ersten Schlag versetzen.“ „O... Okay.“ Erwiderte das Mädchen unsicher. Sie rannte auf ihn zu und ballte ihre Hand zu einer winzigen Faust. „Uh!“ hörte man sie schreien, als sie in seine Richtung schlug. Allerdings war der Junge nicht mehr da. Sie blickte schnell um sich her. Er stand hinter ihr und schubste sie leicht an. Sie fiel zu Boden und kniff die Augen zusammen. „Das war unfair.“ Schrie sie und rappelte sich schnell auf. „Hya!“ machte sie und schlug mit dem Handrücken. Er fing ihre Hand auf drückte etwas zu. Sie verzerrte ihr kleines Gesicht zu einer Schmerzensmiene. „Du kannst nicht gegen mich gewinnen.“ Sagte er und schubste sie nach hinten. Sie landete auf dem Hintern und schon wieder kamen ihr die Tränen. Sie ging. Enttäuscht von sich selbst und dem Jungen, der sie nicht aufnehmen wollte. Doch am nächsten Tag stand sie wieder vor ihm. „Heute schaff ich’s!“ schrie sie und die Beiden kämpften wieder und wieder und wieder. Tage, Wochen, Monate vergingen und sie hatte es immer noch nicht geschafft ihn zu schlagen. Allerdings guckte sie sich bei jedem mal seine Techniken ab und trainierte diese, um sie beim nächsten Kampf anwenden zu können. So wurde sie besser und entschlossener. Sie wusste, dass sie es irgendwann schaffen würde. Und wenn er sie aufnimmt, wird er ihr seine Kampftechniken beibringen, damit sie stärker werden konnte. Was sie allerdings nicht bemerkte war, dass sie durch diese fast täglichen Kämpfe von ihm bereits trainiert wurde. Sie sprengte sich an und schaffte es mit der Zeit sogar ein paar Treffer zu landen. Ihre Haare waren etwas gewachsen und sahen nicht mehr so wild aus. Aber ihr Ausdruck wurde immer jungenhafter. Sie schaute sich heimlich Actionfilme an, um sich ein paar Tricks abzugucken. Ihre Bewegungen wurden fester und präziser. Auch trieb sie mehr Sport. Ihr Vater erlaubte ihr sogar Karate zu machen. „Wann nimmst du mich endlich auf?“ ein Jahr verging. Sie kannte Kazuma nun wie einen guten Freund, da sie ihn fast täglich sah. „Ist dir etwas aufgefallen?“ fragte er sie. Sie standen an einer Brücke. Sie war inzwischen 11 Jahre alt geworden. Und er war 13. Sie waren immer noch Kinder. „Was denn?“ „Du weinst nicht mehr so oft.“ Stimmt. Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte mal geweint hatte und stellte fest, dass sie sich gar nicht erinnern konnte. „Und eine Sache ist dir von Anfang an nicht aufgefallen?“ Sie schaute ihn voller Hoffnung und Neugierde an. >Was denn? Was denn? Was denn? < „Du warst schon damals stark, als du mir den abgeschnittenen Haaren zu mir gerannt kamst.“ Er gab ihr einen flüchtigen Küss auf die Stirn und ging mit schleifenden Schritten davon. Sie fasste an die Stelle, an der sie von seinen Lippen berührt wurde und glaube, sie sei jetzt so glücklich, wie nie zuvor. „Hei...“ sie drehte sich um und schrie ihm nach. „Heißt das ich bin aufgenommen?“ Ihre Brust füllte sich mit Hoffnung und Freude. Am Liebsten würde sie lachend durch die Straßen laufen und alle bösen Jungs verprügeln und gute Menschen umarmen. Kazuma antwortete nicht und machte nur eine verabschiedende Handbewegung. Und obwohl diese Geste nicht eindeutig war, war das Mädchen überzeugt, dass sie es geschafft hatte. Sie wurde aufgenommen. „Ich komme dann Morgen, hörst du? Ich lass dich nimmer in Ruhe!“ Sie lachte aus vollem Herzen und freute sich auf sein Training. Mit tänzelnden Schritten hüpfte sie nach hause und wurde dann von ihrem Vater angeschrieen. Sie nahm es ernst entgegen und als er sie dann auf ihr Zimmer schickte, lächelte sie weiter. Seine wütenden Worte kamen in das eine Ohr rein und kamen aus dem anderen wieder raus. So, wie es oft bei Kindern ist. Wozu hat man denn 2 Ohren? ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Haru, bist du erkältet?“ Karin blickte ihre Freundin mit ihren besorgten, blauen Augen an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann du das letzte mal krank warst.“ „Ich auch nicht und nein, ich bin nicht erkältet. Jemand belästigt mich einfach mit seinen Gedanken.“ Ryo der direkt hinter ihr saß, wanderte langsam in die Welt der Träume. „Wir haben heute wieder Mädchen-Training.“ Setzte Karin fort. „Bist du sicher, dass du heute in der Lage bist?“ „Warum nicht? Mir geht es gut. Ein bisschen Niesen bringt mich nicht um.“ Sagte sie mit einem etwas wütenden Ton. „Könnt ihr mal leise sein?!“ Kam es von der hinteren Bank. Ryo fühlte sich in seinem Schlaf gestört. „Kannst du mal woanders schlafen?!“ erwiderte Haru und klopfte stark auf seine Bank, so dass er ein Brummen im Schädel bekam. „Hatschi!“ Haru hielt sich eine Hand vor dem Mund. „Bist du erkältet?“ fragte der Braunhaarige ohne besonderes Interesse. „Falls ja, dann blieb weg von mir, du Bazillenschleuder.“ Haru verdrehte genervt die Augen und drehte sich wieder um, wo ihre schwarzhaarige Freundin versuchte, ihren Exfreund nicht anzuschauen. Dieser legte sich wieder auf die Bank und schloss die Augen. Jedoch klingelte als nächstes die Schulglocke und kündigte den Unterricht an. ~*~*~//>*<\\~*~*~ “Haru, erinnerst du dich denn gar nicht daran, was wir letzte Stunde behandelt haben?” Nodame stand vor ihr und stemmte die Hände in die Hüfte. Ein Fuß von ihr trappelte auf der Stelle und verreit ihre Ungeduld. „Mein Kopf will heute nicht so richtig arbeiten.“ Sagte Haru mürrisch und fasste sich an die Stirn. Diese glühte nicht. „Bist du erkältet?“ „Hört endlich auf alles dasselbe zu fragen! Nein, mir geht’s bestens, ich schlief nur zu wenig!“ Sie packte das Buch, legte es auf dem Kopf und lief langsam los. Heute haben ihr ihre Freundinnen noch zusätzlich Stöckelschuhe angezogen. Und eins wusste Haru: sie hasste diese Dinger fast genauso stark wie Ryo. Nodame plapperte etwas von Figur machen, Haru versank aber in ihren Gedanken. Heute konnte sie sich wirklich nicht konzentrieren. Alles was sie wollte waren weiche Kissen, eine schöne Decke und ein Bett, dass sie hier direkt vor sie stellte. Aber das Bett war nicht hier, darum musste sie sich jetzt in diesen Schuhen und dem Buch auf dem Kopf abquälen. „Versuch mal freundlich zu gucken!“ befahl Karin in einem freundlichen Ton. „Du schreckst ja alle ab mit deinem Mörderblick.“ Haru seufzte. Auch noch lächeln. Toll. Ihre Mundwinkel wanderten nach oben und Karin schrie fast auf, weil das Gesicht dabei noch mörderischer aussah als sonst. „Stooop!“ Schrie Nodame und stellte sich wieder vor Haru auf. „Ein Lächeln soll auf positive Weise verzaubern. Es darf nicht so gezwungen aussehen.“ >Es ist aber gezwungen! < „Du musst dabei auch den Ausdruck in den Augen wechseln. Die Augen sollen strahlen. Wie schaust du jemanden, den du magst an?“ „So.“ Ein ausdrucksloses Gesicht kam. „Stimmt! Das tut sie immer.“ Bestätigte Karin. Nodame fühlte etwas Verzweiflung in ihrer Brust. „Karin, du kennst sie doch gut. Lacht sie auch mal?“ Karin überlegte. „Nein... Doch.“ „Also was denn nun?“ „Na ja, sie lacht, aber selten. Ziemlich selten.“ „Leute, mir ist heute nicht nach lachen. Können wir das Lächeln in der nächsten Stunde üben?“ „Ich sag doch, sie ist erkältet.“ Nodame und Karin nickten einander einstimmig zu. „Okay, dann hören wir auf.“ >Gott sei dank! Aber ich bin nicht erkältet! < Haru war ein alter Sturkopf, der nur schwer zu überreden war. Sturköpfige Menschen können so nervig sein! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als sie sich an die vergangenen Jahre zurückerinnerte, war sie schon immer stur. Aber nur dann, wenn sie sich einer Sachen ganz sicher war oder etwas unbedingt erreichen wollte. Aber ihrer Sturheit hat sie auch einiges zu verdanken. Ohne dieser konnte sie niemals so viele schöne Erinnerungen haben. Ach, ja – schlimme Erinnerungen hatte sie auch davon. Es tat weh, wenn diese auftauchten. Sie liebten es, sie zu quälen und wollten einfach nicht verschwinden. Egal was sie tat, sie waren da. Zu groß waren die Eindrücke, die sie einst gehabt hatte. „Kazuma, ich bin froh dich kennen gelernt zu haben. Auch wenn es jetzt weh tut.“ ___________________________________________________________ Dieser Kapi ist ohne Zweitkorrektur, das heiß also, dass mehr Fehler drin sind^^' Es fiel mir echt schwer, den Kapi zu schreiben, genauso wie die darauffolgenden. Aber inzwischen ist die Schreibblokade überwunden *yeah* Ach ja, danke für die ganzen Kommentare bei den vorherigen Kapiteln. Ihr seid toll*__* Ich heirate euch alle, auch die, die einfach nur mitlesen. Also dann, bis zum nächsten Kapi. PS: In der Nacht ist es kälter als draußen! Kapitel 7: schwach ------------------ Es gibt eine Sache die mcih leicht ankotzt *hüstel*: man schreibt ewig an einem Kapitel, lest sich den nochmal durch und merkt, dass er mega kurz ist.O__O Vll liegts nur da dran, dass ich ncith mehr richtig ticke|D *winke* Viel spass Kapitel 7: schwach Du lässt dich von allen fertig machen... du bist schwach. Du gibst dich mit wenigen zufrieden... du bist schwach. Du hast nur Pudding in den Armen... du bist schwach. Du kannst einfach nicht mehr so weiter leben... du bist schwach. Du lässt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten und heulst leicht los... du bist SCHWACH! Aber wer hat das Wort „schwach“ definiert? Wer weiß schon, was schwach ist? Auf Haru traf nichts von den oben genannten Dingen zu. Das hieß also, dass sie ein starker Mensch war. Aber warum fühlte sie sich dann nicht so? Seit wann, waren ihre Beine wie Gummi und ihr Kopf wie ein riesiger, mit Brei gefüllter Luftballon? (Der Luftballon würde aber nimmer fliegen, wenn er mit Brei gefüllt wäre!) Es war Ende Mai, schon fast Sommer. Und ausgerechnet dann erkältet sie sich? >SCHWACH, Haru!< Sie fasste sich an die Stirn. Langsam musste sie zugeben, dass sie erkältet war. Aber sie würde sich nicht ins Bett legen, wie es die schwachen Menschen tun. Sie würde „weiterleben“ und sich von der Krankheit nicht stören lassen. Soll diese doch an ihren Schädel von innen klopfen und ihre Arme zittern lassen. Soll sie doch Husten und Niesen nach außen als böse Boten schicken. Das Rothaarigen Biest lässt sich davon nicht beeindrucken. >Moment... ist es nicht eine Art Herausforderung? < Haru liebte Herausforderungen und dieser Gegner war mal etwas anders und vielleicht sogar schwerer zu besiegen als all die anderen Schwächlinge, gegen die sie kämpfen musste (Siehe Ryo.) Sie grinste. >Mach doch was du willst, blöde Erkältung! Mal sehen wer wen als erstes drankriegt. < Hm... Bakterien und Viren sind vielleicht klein, aber man sollte sie nicht unterschätzen (meint die Autorin). ~*~*~//>*<\\~*~*~ 18:12 – ein Mädchen, mit Augen so grün wie frische Gurken... äh... Laubblätter, saß am Fluss und genoss die Ruhe. Sie hatte leider kein neues Plätzchen für die halbe Stunde gefunden, aber Ryo war bisher auch nie wieder aufgetaucht. Ein paar heftige Schläge warteten auf ihn, falls er es doch wagen würde. Sie fixierte irgendeinen grünen Punkt im Wald und starrte leer durch die Gegend. Ihre Gedanken schweiften ab, sie dachte über irgendwas nach, aber im nachhinein wusste sie nicht mehr woran. Schon nach einer Minute wusste sie es nicht. Wurde sie langsam alt? Sie schüttelte mit dem Kopf und klatschte sich auf die Wangen, um endlich mal den Zusammenhang zu der Realität zu finden. Sie erhob sich, atmete tief ein, damit die Luft bis in die innersten Kammern ihre Lunge gelang und dort das heiße Gefühl vertrieb – wie eine Klimaanlage. Sie lief zu einem Nussbaum, der seine Früchte noch lange nicht dran hatte. Es war Ende Mai, da hat er gerade aufgehört zu blühen. Sie fasste an einem Ast, setzte ein Fuß auf die Rinde um Halt zu kriegen und zog sich mit einem Ruck hoch. In ein paar festen Griffen und geschickten Bewegungen, war sie schon oben angelangt, setzte sich etwas bequemer und schlief ein! (Irgendwann wird sich das Mädchen den Hals brechen, weil sie an den unmöglichsten Orten schläft.) Zeit verging. Es war schon nach halb sieben. Sie rutschte etwas ab und noch bevor sie richtig aufwachen konnte, fiel sie runter und landete noch gerade so auf die Beine, was sie ihren Instinkten und ihrer Reaktion zu verdanken hatte. Jedoch spürte sie in den nächsten Sekunde einen stechenden Schmerz im Knöchel. Benahe schrie sie auf, aber das wäre schwach. Sie hat schon laut genug geschrieen, als sie sich letztens die Beine entwachsen ließ . Darum behielt sie den Laut, der so gerne nach außen drängen wollte, in sich drin und verzog nur ihr Gesicht zu einer Grimasse, die Schmerz ausdrückte. >Auch das noch! < Sie war wütend auf sich, so blöd gewesen zu sein. Es war das erste mal, dass sie aus einem Baum gefallen war, zumindest hatte sie sich nie dabei verletzt. Langsam und vorsichtig richtete sie sich auf, ohne das Bein, das den Schmerz aussendete, zu belasten. Irgendwie, und sie wusste nicht mehr wie, hoppelte sie aus dem Wald, durch den Park und zu sich nach hause. Allerdings blieb sie dort nicht lange, holte nur die inzwischen sauberen Sachen von Tatsuja und ging wieder aus dem Haus. Und obwohl die Sonne aus voller Kraft schien, kam es ihr wie ein regnerischer Tag vor. Vielleicht wegen den inzwischen benebelten Blick? Taumel, taumel, an der Tür ankomm, klingel. >Blöde Viren! < Sie schüttelte wieder schnell mit dem Kopf. Aufwachen! Ja, das war es, was sie jetzt brauchte. Und kämpfen! Die Tür ging mit lautem Geknirsche auf, und das Geräusch wiederhallte tausend mal lauter in Harus Kopf. „Haru?“ „Hi, Tatsuja.“ Ihr Lächeln wirkte ziemlich schief. „Ich hab deine Sachen zurückgebracht.“ Er schaute sie ungläubig an. Sie wirkte anders als sonst. Er dachte nach und fand heraus, dass es nichts brachte nach zu denken, denn er fand den Grund für das „Anderssein“ nicht heraus. Er ließ sie einfach rein: „Komm rein.“ Und verfolgte sie mit einem prüfenden Blick, als sie an ihm vorbeischweifte. „Kaffee?“ „Eher Tee. Japanischen Tee.“ „Seit wann trinkst du das Zeug?“ „Seid jetzt. Man sollte immer für neues offen sein.“ Und schon wieder ergatterte sie seinen skeptischen Blick und als sie den ersten Schluck nahm, stellte sie fest, dass sie diesen Tee SEIT jetzt und BIS jetzt trinkt, und sonst nie wieder. Wie konnte sie auch vergessen, wie eklig bitter das Zeug schmeckte. Aber an diesem Tag war sie allgemein vergesslich. Hatschi! „Gesu...“ wollte Tatsuja sagen. Hatschi! „Gesundheit!“ Beendete er. „Erkältet, was? Darum siehst du so beschissen aus.“ Er sagte seine Gedanken laut aus und ignorierte den bösen Blick, der von dem rothaarigen Mädchen kam. „Ja, aber es ist nicht schlimm. Ich werde es überstehen.“ Sie schlürfte wieder an der warmen Flüssigkeit in der Tasse und bekam gleich den Wunsch, diese wieder auszuspucken. „Hast du Zucker da?“ Ein Bisschen Süße würde nicht schaden. Der Braunhaarige überhörte die Bitte nach Zucker und kam ihr näher um an ihrer Stirn zu fühlen. Das letzte mal war sie mit 14 Jahren erkältet. Oder waren es 13? Jedenfalls saß sie damals auch bei Tatsuja und wollte sich auf keinen Fall dazu überreden lassen, nach hause zu gehen. Sie wusste, dass sie ihm damit zur Last fiel, aber das war ihr egal. Ziemlich egoistisch könnte man sagen. Aber sie wollte sich nicht von komischen Hausmädchen und noch komischeren Ärzten behandeln lassen. Sie behandelten sie, wie ein Kind. Das tat Tatsuja zwar auch, aber er versuchte es wenigstens zu verstecken, da er wusste, dass sie nicht wie ein Baby behandelt werden wollte. Jetzt dachte sie, dass sie sich gar keine andere Behandlung verdient hatte. „Du solltest dich hinlegen. Du hast Fieber.“ „Okay.“ Kam eine knappe Antwort und sie stand auf, um in sein Bett zu kriechen. Verdammt, sie machte es den Viren aber leicht. Jedoch hielt er sie am Arm fest und ließ sie ihr Vorhaben nicht ausführen. „Nicht hier! Zu hause. Ich habe keine Medizin da.“ Ihre Miene wurde enttäuscht und finster. Sie senkte ihren Blick zu Boden, so dass man ihre dunklen Wimpern mehr erkennen konnte. Tatsuja seufzte und sein Herz fühlte sich plötzlich um einen halben Kilo schwerer an. >Du könntest doch Medizin holen. < hörte er ihre fast schon winselnde Stimme sagen. Aber es war nicht ihre Stimme, sondern seine eigene Innere, die Mitleid mit dem Mädchen hatte und ihm schlechtes Gewissen einredete. Er seufzte noch mal, ließ ihren Arm los und fuhr sich durch die kastanien-braunen Haare. Sie stand da und regte sich nicht. War sie im Stehen eingeschlafen? „Hey...“ er beugte sich nach vorn zu ihr und wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht. Sie schreckte hoch und schaute ihn finster an. Und das schlechte Gewissen in ihm wuchs, wie Unkraut. Schließlich setzte sie zum Reden an: „Okay.“ Mehr nicht? Da war irgendwas faul. Sie ging in den Eingangsbereich seiner Wohnung und zog ihre Schuhe an, etwas taumelnd. Machte sie das mit Absicht? Das Gewissen machte sich noch ein Stückchen mehr bemerkbar. Sie legte eine Hand auf die Türklinke und drehte ihren Kopf in seine Richtung als wollte sie sagen: ‚Das ist deine letzte Chance mich aufzuhalten. Jetzt oder nie.’ Er handelte nicht, da er wusste, dass sie das nicht wirklich sagen würde und es nur seine Einbildung war. „Ruh’ dich aus.“ Sagte er nur und sie verließ die Wohnung. Was an ihrem Verhalten faul war? Nichts besonderes. Sie sagte zwar okay, aber hatte nicht vor nach hause zu laufen. Sie hatte sich auch so schon beinahe der Krankheit geschlagen gegeben und das störte sie gewaltig. Sie lief den Straßen entlang und die Sonne, die auf sie herabschien, schien ihre Körpertemperatur nochmals zu steigen. Es gab keinen Wind, auch nicht mal den kleinsten Hauch. Sie ging in ein Cafe an der Ecke und bestellte sich einen Kaffee. Keinen japanischen Tee, diesen hat sie ja bereits aufgegeben. Nach einem Schluck stellte sie jedoch fest, dass ihr auch dieser nicht schmeckte. >Zu warm. < sie schob die Tasse unsanft beiseite und bestellte sich ein Eis. Manchmal war es ziemlich praktisch reiche Eltern zu haben, denn so konnte man sich Fehlbestellungen leisten. Eine ärmere Person würde jetzt den Kaffee mit Mühe und Not der Speiseröhre entlang „quetschen“ (Auch Flüssigkeiten blieben auf eine Art und Weise im Hals stecken, wenn sie eher unerwünscht eingenommen wurden). ~*~*~//>*<\\~*~*~ Nicht schon wieder diese grüne Augen, diese braunen Haare und die 1,70m noch was. Und diese gebräunte Haut und der blöde Ausdruck auf seiner Fre... seinem Gesicht. Dabei wollte sie nur etwas spazieren gehen. Die Viren machten sie schwach und sie glaubte sich beinahe übergeben zu müssen als sie ihn sah. Der blöde, blöde und noch mal blöde Ryo. Musste er so blöd sein, und vor ihr auftauchen, wo sie dachte es könnte ihr kaum schlimmer gehen? Sie wusste schon was kommen wird: eine Herausforderung. Sie wollte nicht annehmen aber das Junkieherz quälte sie, zwang sie dazu die Herausforderung anzunehmen. „Das trifft sich doch gut. Hier gibt es nicht so viele Menschen, da können wir doch unser Unentschieden zu einem Entschieden machen.“ Er hatte ein paar von seinen Leuten dabei, an dessen Gesichter sie sich jedoch kaum erinnern konnte. Irgendwie war sie in dieser Gasse gelandet, wo sie dann auf den blöden Ryo traf. Ihre Erinnerung verriet ihr allerdings nicht wie sie hierher gelangen konnte. Sie muss wohl wieder halb im Schlaf durch die Straßen gewandert sein. „Heute nicht.“ Sagte sie leise aber genervt. Er soll sie in Ruhe lassen! Sie hatte ein schmerzendes Knöchel und lästige Viren am Hals hängen. Da wollte sie nicht noch einen nervenden Ryo ertragen. „Kneifst du?“ „Natürlich, weil ich auch Angst vor Hamstern habe. Vor Hamstern wie dir.“ Er ließ sich aus seiner Coolness nicht erschüttern. „Wo liegt denn dann das Problem?“ „Ich sagte heute geht’s schlecht. Morgen oder übermorgen kannst du von mir aus kommen, aber NICHT HEUTE!“ „Was denn, hast du deine Tage?“ Sein Grinsen wurde frech und so furchtbar unerträglich. „Haben denn Mannsweiber auch ihre Tage? Brrrr...“ er zitterte gespielt. „Das macht dich ja noch gruseliger.“ Ihr Blut kochte. Sie wusste nicht, ob es am Fieber lag oder an seinem dummen Gelaber. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ihm sein Maul zu zustopfen. Aber sie blieb gelassen (zumindest nach außen) drehte sich weg und würde ihn ignorieren, wenn er sich hätte ignorieren lassen. Er packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich. Ihre roten Haare schimmerten dabei im Licht und glühten wie Feuer. „Ich lass dich nicht so einfach gehen. Jedes mal läufst du davon. Hast du es nicht langsam satt? Man konnte doch glatt annehmen, dass du wirklich Angst vor Hamstern hast.“ >Halt deine Klappe! < Ihre Hand, die zur einer Faust zusammen geballt wurde zitterte vor Wut. Sie schloss ihre Augen. Stark! Sie muss jetzt stark sein! Sie blickte mit einem festen Blick nach oben und überraschte ihn damit. Zumindest meinte sie für einen kurzen Augenblick etwas Verwundertes in seiner Miene zu erkennen. Aber es konnte auch Einbildung sein, denn durch die schnelle Bewegung wurde ihr kurz finster vor den Augen. >Ist gut jetzt, Viren! Ihr könnt mich in Ruhe lassen! < Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Schulter und das war ihr zuwider. Aus irgendeinem Grund musste sie daran denken, dass diese Hände Karin angefasst haben und seine Lippen sie geküsst haben. „Du bist ekelhaft.“ Flüsterte sie leise. „Und du bist krank!“ >Ganz Recht! Sowohl seelisch als auch körperlich. < „Also was denn nun? Kämpfen wir oder nicht? Obwohl... du hast eh keine Wahl!“ Er holte aus und landete einen harten Treffer in ihrem Magen. Sie sank leicht zusammen und musste nach Luft schnappen. Irgendwie spürte sie den Schmerz, dieser war aber auch gleichzeitig stumpf und kaum zu spüren. Eine Hitze stieg ihr in den Kopf und sie hatte schon befürchtet, sie verliert das Bewusstsein. >Wie heißt das Wort, Haru? Stark! Stark heißt es! Reiß dich zusammen! < Sie richtete sich auf, wischte sich über den Mundwinkel. „Hamster wissen also, wie man mit Fäusten schlägt. Ich dachte sie kratzen nur.“ Bildete sie es sich ein, oder hatte sie nicht mehr alle. Was sollte dieses Gelaber. >Mach ihn einfach fertig! < ~*~*~//>*<\\~*~*~ Er hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Tatsuja lief auf und ab und überlegte, wo das Mädchen hingelaufen sein konnte. Natürlich wusste er, dass sie nicht nach hause ging, sonst hätte sie mehr als nur ‚okay’ gesagt. Sie hätte ihn vielleicht getreten und nur unwillig aus der Tür schieben lassen, aber ncith ‚okay’ sagen. Nach so vielen Jahren hätte er es eigentlich wissen sollen. Er beschloss einfach raus zu gehen und sie zu suchen. Wie weit konnte sie in diesem Zustand schon laufen? Tokio würde sie schon nicht verlassen. Er lachte schief. Tokio war groß und die Tatsache, dass sie in der Stadt war, machte das Problem nicht leichter. „Du hast’s verbockt, also suchst du sie jetzt.“ Und er meinte doch tatsächlich vor kurzem, dass sie erwachsen war. Erwachsenen Menschen machen einfach das, was ihnen gesagt wird. Und das rothaarige Problemkind dachte nicht einmal daran, auf ihn zu hören. Seit Kazuma nicht mehr da war, lag die Verantwortung für das Mädchen auf ihn. Das nervte ihn. Er war doch kein Babysitter. Aber warum? Warum war er auch gleichzeitig froh, für sie verantwortlich zu sein? Warum freute es ihn, dass sie sich auf ihn verließ? Er war doch nicht Kazuma. Sie war nicht seine Verantwortung. Wenn er sie finden würde, würde er sie anschreien. Und danach sie einfach mal umarmen. Warum? Einfach so. Musste es denn einen Grund haben? „Blödes Gör! Hör auf mich in den Wahnsinn zu treiben!“ Der sonst so ruhige Tatsuja, schimpfte laut und achtete nicht darauf, dass die Leute ihm unauffällig aus dem Weg gingen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ War es Haru? Seit wann war sie so... schwach. Sie ließ sich zwar nicht so leicht treffen, aber ihre Schläge waren langsam und kraftlos. Als ob sie zu wenig zum Frühstück gegessen hatte. Und ihr Blick. Er war so leer und unkonzentriert. Normalerweise durchbohrte sie ihn mit ihren festen und entschlossenen Augen (Was ihm aber keinerlei Angst eingejagt hatte. Natürlich nicht! Wer käme schon auf die Idee.). Und sie kam auch leicht aus der Puste, schnappte nach Luft wie eine alte Oma, die in ihrer Jugend zu viel geraucht hatte. „Was ist los, Mannsweib? Ist die Luft schon raus?“ Er konnte es sich sogar leisten kurze Pausen anzulegen. Nicht wie sonst, wo sie jede Unachtsamkeit ausnützen würde und versuchen würde ihn umzubringen (oder ihm zumindest weh zu tun). „Ja.“ Sagte sie und überraschte ihn damit. „Aber das hält mich nicht davon ab, dich umzubringen, oder dir zumindest weh zu tun.“ Sie atmete tief ein, aber der Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Stickstoff und woraus die Luft sonst so bestand, schienen ihre Lunge einfach nicht zu erreichen und irgendwo mitten in der Luftröhre zu verschwinden (sich in Luft aufzulösen, könnte man sagen, aber das würde keinen Sinn ergeben). Es kam ein Augenblick, wo die Beiden nur noch da standen ohne zu handeln oder etwas zu sagen. Stattdessen sendeten sie sich gegenseitig verhasste Blicke und wenn diese töten konnten, würden die Beiden jetzt nicht mehr da stehen. „Mein Gott, kommt ihr mal aus dem Knick?“ ein Freund von Ryos Seite meckerte auffällig, sagte aber die Gedanken der anderen ebenfalls aus. Die Rothaarige und der Braunhaarige wachten aus ihrem Trancezustand auf und Ryo machte sich wieder zum kämpfen bereit, indem er leicht in die Knie ging. Aber Haru stand mit trüben Augen da und veränderte nichts an ihrer Position. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie machte ihre blassen Lippen auf und murmelte kaum verständlich: „Warum sind denn jetzt zwei Ryos da? Ein blöder Hamster hat schon gereicht.“ Die anderen schauten sie nur unverständlich an, weil Harus Worte ihr Trommelfell nicht erreicht hatten aber Ryo schenkte ihr einen Blick, der sie für Verrückt hielt. Er stellte sich wieder kerzengerade hin und hob eine Augenbraue. Nein, sie war heute eindeutig nicht sie selbst. Sie war zwar sonst auch verrückt aber diesmal war es eine andere Art und Weise. Vergleichen wir! Früher: verrückte Furie Jetzt: verrücktes aber schwächere Furie Um sie rum wurde es wieder gekaspert und gemeckert und dies zwang ihn dazu wieder anzugreifen. Als er losrannte und ihr immer näher kam, stand sie nur da, hob ihren Blick, der immer noch trüb war. Er zögerte, schlug aber trotzdem zu. Sie duckte sich und haute ihm auf die Beine. Er stolperte und Haru schrie los. Sie hatte ihr verletztes Bein benutzt und dieses nahm es ihr übel. Der Schmerz pulsierte stark in ihrem Knöchel und sie sank zusammen. Ihre Hand wanderte zu der schmerzenden Stelle, als ob diese Bewegung den Schmerz lindern würde. Ryo der nach dem Stolpern Halt fand drehte sich um und schaute sie ungläubig an. Sie hielt sich weiterhin am Knöchel und verzerrte ihr Gesicht. Wut überkam ihn, als er da stand und sie dabei beobachtete. „Verdammt, hör auf so schwach zu sein. Was ist los?“ Sie ignorierte ihn und schnappte wieder hastig nach Luft, weil sich wieder eine Dunkelheit vor ihren Augen breit machte. Ihre ganze Statur erinnerte jetzt eher an ein Kind, als an ein Biest, das jedem Parole bat. Seine Wut wurde größer. Er wusste nicht, warum es ihn so rasend machte. Vielleicht, weil sie der einzige Mensch war, bei dem er dachte, dass er stark sei und nie aufgibt. >Autsch! < seine eigenen Gedanken taten ihm weh und er verdrängte diese. Das klang ja fast schon nach Bewunderung. „Steh auf!“ „Lass mich!“ schrie sie ihn mit einer heiseren Stimme an. Sie stutzte sich mit einer Hand auf dem Boden ab, um nicht umzufallen. Dann riss sie sich zusammen und stand wieder auf, wollte sich umdrehen bekam aber vorher einen heftigen Stoß in den Rücken. Dieses Arschloch wartete nicht einmal bis sie sich erhob und kampfbereit war. Aber sie war selbst schuld. Wäre sie nur nicht so schwach. Die Dunkelheit gewann nun endgültige Oberhand über sie und sie stürzte. Als sie auf dem Boden aufprallte merkte sie den Schmerz nicht. Sie merkte gar nichts. Jedoch öffnete sie in der nächsten Sekunden die Augen und sah Ryo über sich stehen, sein Blick kalt und gleichgültig. Und dann handelte ihr Körper, wie von selbst. Sie drehte sich schnell zur Seite, erhob sich und haute ihm ins Gesicht, mithilfe des Schwunges, den sie beim Aufstehen geholt hatte. Der Schlag erlang seinen Treffer und Ryo kippte zur Seite. Haru sah diese Bewegung wie in Zeitlupe. Sie hörte wie ihr das Blut in den Ohren rauscht, und ihr Körper fühlte sich unerträglich warm an. Ihre Gliedmaßen zitterten. Ryo brauchte ncith viel, um sich von dem Schlag zu erholen. Er schlug auf sie ein, sie blockte aber ab, dabei fühlte es sich so an, als ob ihr ganzer Körper an dem Zusammenstoß erschüttern würde. Sie packte ihn so schnell, dass ma es mit dem bloßen Auge kaum merken konnte und verpasste ihm eine Kopfnuss, was sie hätte ncith machen sollen. Der Schlag fühlte sich wie Donner in ihrem Kopf an. Die Dunkelheit vor ihren Augen breitete sich schneller aus, als zuvor. Sie sah nur, wie sich der Tunnelblick vor ihr bildete und als sie wieder klar sah, lag sie auf dem Boden. Sie hörte jemandem schreien und auf sie zulaufen. Zwei hände packten sie und erhoben sie von der Erde. „Tatsuja?“ sie erinnerte sich plötzlich wo sie war und blickte um sich rum, was ihr einen stechenden Schmerz im Kopf verursachte. Ryo stand perplex in einer Entfernung von 2 Metern und starrte sie ungläubig an. „Lass mich los.“ sagte sie zu Tatsuja und befreite sich aus seinem Griff. Als sie auf den Beinen war, wurde ihr wieder schwindlig. Sie fühlte, dass Tatsuja sie an den Schultern packte und sie vorm Umfallen abhielt. Plötzlich fing die Welt um sie rum sich an zu drehen (das sind die Augenblicke, in denen sich die Welt um einen dreht und man der Mittelpunkt von dieser wird). Sie sah zwei... drei Tatsujas, die sie besogt anschauten und anschrieen. Es kamen jedoch nur Bruchstücke von seinen Worten an, wurden aber lauter bis sie ganze Wörter und später ganze Sätze bildeten. „...ru. Haru! Wach auf. Verdammt, du blödes Gör. Ich sagte doch du sollst nach hause gehen.“ Die Ryos, die wieder 2 wurden, schauten immer noch wie bekloppt aus der Wäsche. „Schau nicht so doof.“ Murmelte sie, wie betrunken. „Ich hab doch gesagt: nicht heute!“ Und dann verschwand sie in einer Ohnmacht und die Welt hörte auf, sich um sie zu drehen und suchte sich einen neuen Mittelpunkt. „Verflucht.“ Flüsterte Tatsuja und packte sie hinter dem Rücken, um sie hochheben zu können. Ryo, der hinter ihm stand versuchte die Situation zu realisieren. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, gelang es ihm nicht. Er hob einen Arm, machte den Mund auf, wollte fragen was los sei. Hielt dann aber inne und schaute wieder nachfragend zu Boden. Tatsuja schaffte es mit Mühe und Not Haru in Huckepack zu nehmen und richtete sich auf. Ryo fragte endlich: „Was ist denn mit der los?“ Tatsuja dachte nicht daran ihm zu antworten. „Du bist doch der Ryo, der sie ständig verfolgt, oder?“ der angesprochenen spannte sich an. >Wer verfolgt hier wen? < Als Tatsuja keine Antwort bekam setzte er fort: „Ich würde dir eins raten: lass Haru in Ruhe, sonst lass ich dich nicht in Ruhe, hörst du?“ Ryo gab ein Laut von sich der nach Lachen klang, aber eher war es ein abschätzendes Geräusch, der preisgab, wie lächerlich er das ganze fand. „Sie ist selbst schuld. Sie ist doch ständig davongerannt und wollte nie mit mir kämpfen.“ Er erinnerte sich an all die Male, wo sie ihn ignorierte oder mit unfairen Mitteln gekämpft hatte. Ganz Recht, sie war selbst schuld. Und sie war selbst schuld mit ihm in so einem Zustand zu kämpfen. Hätte sie doch gleich gesagt, dass es ihr nicht gut ging. Ging es ihr denn überhaupt nicht gut? Vielleicht war er derjenige der heute stärker war und nicht sie die Schwächere. Er sah wie Tatsuja Haru in Huckepack nahm und davon schritt. Haru hatte ihre grünen Augen geschlossen und sah eher so aus, als ob sie schlief. In einer Weise tat sie das auch. Plötzlich sah er, wie sie ihre Arme die davor schlaff in der Luft hingen, sich um Tatsujas Hals schlangen und ihn aus dieser Weise umarmten. Hä? Tat sie nur so? Wieder stieg ihm eine Wut bis zum Hals und noch höher, bis sie als ein Schrei nach draußen gelang: „Bleib mal stehen!“ Mit schnellen Schritten näherte er sich den Beiden und blickte Haru ist Gesicht. Ihre Augen waren immer noch geschlossen. „Du. Hör auf so zu tun, als ob du schläfst!“ Ihre Augenlieder hoben sich langsam und trübe grüne Iris kam zum Vorschein. Sie blickte ihn an... nein, sie blickte ihn NICHT an. Sie starrte durch ihn hindurch. „Hamster sind ja sooo niedlich, wenn sie reden.“ Sagte sie eher zu sich selbst, schloss ihre Augen und schlief wieder ein (falls sie überhaupt je wach war). Tatsuja blickte zu Ryo und funkelte ihn böse an. „Lass sie endlich in Ruhe. Sie hat Fieber und ein verletztes Knöchel. Kannst du wirklich stolz auf dich sein, sie in so einem Zustand besiegt zu haben?“ >Nein... Ja... Ich weiß nicht. < Tatsuja drehte sich wieder um und ging weg. Ryo blickte den Beiden so lange hinterher, bis sie hinter der nächsten Ecke verschwanden und nicht mehr zu sehen waren, als ob sie nie da gewesen sind. Seine Kumpels bohren in den Ohren, in der Nase, beobachteten die Vögel im Himmel und so weiter. Das gerade Geschehene schien sie nicht zu interessieren. Außer seinen blonder Kumpel, der sich zu Wort meldete (das hat er schon lange nicht mehr getan): „Was? Ist sie etwas krank?“ „Anscheinend.“ Sagte Ryo in einem leisen und neutralen Ton. Und er fragte sich, warum sie so schwach war. Das Mädchen war mega blöd. Wenn man krank ist, legt man sich ins Bett und wandert nicht auf Straßen und provoziert solche Jungs wie ihn. >Sag es doch gleich, dass du krank bist, Zicke! < „Dann war das jetzt eine miese Aktion.“ Erwiderte der Blonde und spürte den eisigen Blick von Ryo auf sich. „Was denn? Stimmt doch. Hättest doch merken sollen, dass sie Fieber hat.“ „Das Gleiche gilt für dich und den Rest hier. Euch ist es ebenso wenig aufgefallen, wie mir.“ „Ja, aber wir haben auch nicht mit ihr gekämpft. Du hast sie doch angefasst, na ja so kann man es nicht formulieren, du kamst mit ihr in Berührung, hast du da die Körpertemperatur nicht bemerkt?“ „Sehe ich aus wie so ein Thermometer?“ Er haute seinem Freund eins auf die Rübe, dieser quatschte zu viel. Aber er sagte die Wahrheit (außer das mit dem Temperaturmessen): er hätte es merken sollen. ‚Bist du erkältet?’ schossen ihm seine eigenen Worte durch den Kopf. Stimmt, sie war schon den ganzen Tag anders drauf als sonst. Er kraulte sich den Kopf. >Ist doch egal. Machst du dir etwa Sorgen um sie? < ‚Ja!’ „NEIN!“ schrei er. Sein blonder Kumpel schreckte zusammen und blickte ihn erschrocken an. „Ist ja gut, ist ja gut.“ Sagte er. „Du siehst nicht aus wie ein Thermometer. Mein Fehler.“ Er verzog beleidigt das Gesicht und gesellte sich seinen anderen Freunden, die weniger zu meckern schienen als Ryo. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru murmelte etwas direkt am Ohr von Tatsuja und das brachte ihn zur Weißglut, denn er konnte weder ein Wort verstehen noch fühlte er sich dabei angesprochen. Entweder sprach sie mit sich selbst oder mit irgendjemandem aus ihren Traum. Er bog links ab, lief an dem grauen Briefkasten vorbei, kam an der Tür an und holte mit Mühe und Not (den es war nicht leicht, wenn man einen „Sack“ im Huckepack trägt) den Schlüssel raus. Als das Klick zu hören war und dann wider ein Klick als die Tür ins Schloss fiel, atmete er erleichtert auf. Seine Wohnung war nicht groß und es gab nur wenig Dekoration. Er hatte zwar einen Job, aber dieser war mittelmäßig und er wollte ihn sowieso nur behalten bis er einen besseren fand. Dieser bat nämlich kaum Möglichkeiten, sich eine größere Wohnung zu leisten und wenn dann auch noch rothaarige Mädchen darauf bestanden bei ihm zu übernachten, überfüllte ihn der Gedanke umso mehr, einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Erstens wegen dem Essen, den sie aß nicht gerade wenig und zweitens wegen den unbequemen Sofa, auf dem er dann schlafen musste. Er konnte die Federn im inneren des Möbelstücks geradezu spüren, wie sie sich in sein Rücken rammten und ab und zu blaue Flecke hinterließen, falls er mal besonders unruhig schlief. Er stellte das Mädchen auf dem Boden ab und diese blieb sogar stehen, ohne dass er sich besonders anstrengen musste sie festzuhalten. Er drehte sich zu ihr und blickte auf sie herunter. Ihre halbgeschlossenen Augen wanderten irgendwo auf dem Boden und streiften ab und zu seine Gestalt. Wie war sein Vorhaben noch mal? Sie anschreien und sie danach umarmen. Angeschrieen hat er sie. Er legte seine Arme um sie und drückte sie an seinen Körper. >Was machst du da, du Idiot? < Sie wirkte schwach, wie eine Masse Pudding. Normalerweise würde sie es sich nicht gefallen lassen aber jetzt sträubte sich nicht dagegen und lächelte sogar: „Du bist so verdammt heiß!“ sagte sie mit einer betrunken klingenden Stimme und Tatsuja riss seine Augen weit auf. Wie meinte sie denn das jetzt? Sie drückte ihn weg von sich. „Oder bin isch das? Mia is escht warm.“ Ach so! Sie fing an ihr Jackett auszuziehen, warf ihn auf dem Boden und lockerte ihre Krawatte. Tatsuja starrte sie ungläubig an. Als sie anfing die Knöpfe auf ihren Hemd zu öffnen konnte er nicht mehr tatenlos dastehen und hielt sie an den Armen fest: „Was tust du da?“ „Mir is warm. Isch explodier bald wie’n dammfenner Kessel.“ Sie klang nun endgültig betrunken und er wies sie darauf hin, sich nicht auszuziehen und sich auf das Bett zu legen. „Ich hol Eis aus der Tiefkühltruhe.“ „Mach des.“ Sagte sie und erfüllte sogar sein Befehl, indem sie sich auf das Bett fallen ließ. Als er mit einem Eisbeutel in der Hand und einem Handtuch wieder zurückkam, drehte er sie auf den Rücken und deckte sie zu. Zu ihren Versuch, die Decken wieder wegzuschieben erwiderte er streng: „Lass sie drauf. Wenn du dich durchgeschwitzt hast, geht das Fieber runter. Das Eis wird deinen Kopf kühlen (was du bitternötig hast).“ Er legte den Beutel auf ihre Stirn und sie lächelte zufrieden. Es fühlte sich gut an. Tatsuja setzte sich auf die Bettkante und atmete erschöpf auf. Er betrachtete sie. Ihr Gesicht war rot und ihre Lippen waren immer noch zu einem Lächeln geformt. Doch dieses verschwand plötzlich und ihr Mund ging auf: „Bin ich schwach?“ Ihre Augen gingen auf und sie schauten ihn mit einem fast nüchternen Blick an. So durchdringend, wie immer. „Warum fragst du?“ „Weil isch jess total fertig im Bett liege und zu nischts im Stande bin. Außerdem hab isch gerade einen Jampf verloren.“ Tatsuja fasste sich an der Stirn und seufzte. „Halt deine Klappe und ruh dich aus!“ „Nein! Antworte mia! Bin isch schwach?“ Er seufzte noch ein mal. Warum musste sie so anstrengend sein? Sie sollte doch einfach schlafen und sich nicht beklagen. „Du bist nicht schwach. Wenn ich ehrlich bin, denk ich du bist der stärkste Mensch, den ich kenne. Und dass du gerade fertig bist, liegt an der Erkältung, die jeder Mensch in seinem Leben mal kriegt. Der einzige Unterschied, ist dass sich die anderen normalen Menschen ins Bett legen, wenn sie Fieber haben und nicht auf der Straße nach Streit suchen.“ Sie döste. War ja klar. Erst darauf bestehen und dann einfach einschlafen, als er ihr eine Predigt halten will. Er beugte sich über sie und wollte ihr einen Kuss auf die Stirn geben. Jedoch hielt er in dieser Bewegung inne und starrte sie nur an. „Du hast nicht das Recht dazu.“ Flüsterte er leise und setze sich wieder aufrecht hin. Draußen fuhr ein Auto vorbei, wurde lauter und dann wieder leiser als es sich entfernte. Er starrte auf die Wand, die weder Farbe noch Bilder auf sich hatte. Plötzlich wurde es sehr Still und nur Harus Ein- und Ausatmen war zu hören, wie ein ganz leichter Wind, der um dieser Jahreszeit draußen wehte. Es war Ende Mai und ausgerechnet um diese Zeit kriegte Haru eine Erkältung. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Was war sie denn nun? Stark oder schwach? Du ließt dich von Viren besiegen... du bist schwach. Du ließt dich von Ryo besiegen... er ist schwach, aber da du geschlagen wurdest bist du noch schwächer. Schwach bist du! Schwach, schwächer, am schwächsten! ________________________________________________________________________ Ach ja... ich komme natürlich nicht ohne einen Nachwort aus. Ich wollte mich nochmal für die Kommis bedanken, auch wenn sie mit jedem kapi i-wie weniger werden. Die Story kommt jetzt erst ins Rollen und ich hoffe ihr werdet noch weiterhin mitlesen;__; P.S.: es gibt kein P.S.|D P.P.S.: doch! klar, gibt es einen! Kapitel 8: Regensaison ---------------------- Im Sommer, etwa ab Mitte Juni geht in Japan jedes Jahr die Regensaison los. Der Himmel scheint all den Kummer und den Schmerz, den er erleiden musste, sich innerhalb eines Monats von der Seele zu weinen. Es schüttet wie aus Eimern und es gibt nur ein paar einzelne Tage in dieser Zeit, an denen sich der Himmel beruhigt. In dieser Periode scheint die Welt verändert und alles riecht frisch und etwas kühl. Auf der Straße begegnet man nur wenigen Personen und diese verstecken ihre Gesichter unter den bunten Regenschirmen und platschen in Eile durch die Pfützen. Ein rothaariges Mädchen stand ohne Regenschirm da und starrte leer durch die Gegend. Sie schien sich in der Zeit verloren zu haben. Sie wusste plötzlich nicht mehr, welches Jahr man hatte. Der Regen war einfach so über sie hereingebrochen und kündigte damit den Beginn der Regensaison an. „In der nächsten Zeit sollten Sie nicht ohne einen Regenschirm das Haus verlassen, da die Regenschauer genauso schnell anfangen wie aufhören.“ Sagte die Wetterfee im Fernseher. Sie hätte auf die Vorhersage hören sollen. Vor 2 Wochen lag sie noch erkältet im Bett und drohte jetzt wieder eine Herausforderung von den Viren zu bekommen. Sie wachte aus ihrer Traumwelt auf, blickte um sich und rannte los, um sich von den tausend und einem Tropfen zu retten. ~*~*~//>*<\\~*~*~ 1 Woche zuvor: Er blickte sie unentschlossen und unsicher an. Sie sah genauso aus wie vorher und hatte ihren dauerwütenden Blick aufgesetzt. Nur wenn sie kurz Karin anschaute, formten sich ihre Gesichtszüge zu einem Lächeln und die Augen wurden sanfter. Plötzlich schaute sie in seine Richtung und schoss einen Pfeil mit ihrem Blick: „Was glotzt du so?“ Ryo erhob seinen Kopf, den er vorher auf eine Hand abgestützt hatte. Haru riss ihn mit ihrem Schrei aus seinen Gedanken. Er versuchte wütend zu klingen, indem er mit einer tiefen Stimme sprach: „Eh...“ Moment, die tiefe Stimme war nicht da! Noch mal: „Hab ich dich angeguckt?“ fragte er und haute sich innerlich eine über. Was sollte das denn? Er sah wie sie eine Augenbraue hob und ihn skeptisch musterte. Dann drehte sie sich, zu seiner Verwunderung, wieder zu Karin um, ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Da sie vor kurzem krank war, wollte Ryo eigentlich fragen, wie es ihr ging. Korrektur: Irgendein bescheuerter winziger Teil von ihm wollte es fragen. Dem restlichen und damit größten Teil war es piepegal. Er schaute nach draußen und wünschte sich, dass die Zeit schneller vergehen würde und er endlich dieses Gebäude, in dem ein Mädchen ihn rasend machte und das andere immer noch unsicher-verliebte Blicke rüber warf, verlassen konnte. Und dann kam auch noch immer wieder dieses (Blödchen) Blondchen aus der Stufe unter ihm. Wenn sie das Zimmer betrat, quiekte sie erst mal laut los und schmiss sich an Harus Hals. War sie vom anderen Ufer? Es fiel ihm gar nicht auf, dass er die Mädchen schon wieder beobachtete und Nodame, der das nicht entging, winkte ihm mit einem Lächeln zu. Er brummelte einfach und ignorierte das Mädchen. „Dieser Typ ist irgendwie süß.“ Sie legte einen Finger überlegend an ihr Kinn und musterte Ryo etwas genauer. Haru stockte das Atem und Karin schaute sie mit riesigen Augen an. Als dem blonden Mädchen das Verhalten ihrer Freundinnen auffiel, winkte sie nur schnell mit der Hand ab und lächelte sie an: „Keine Angst! Das war nur eine Feststellung. Ich weiß, dass er ein Arsch ist.“ Karin und Haru atmeten erleichtert auf. Haru, weil sie nicht wollte, dass schon wieder eine Freundin auf ihn reinfiel und Karin, weil... na ja, auch aus Harus Gründen aber es gab noch andere, und zwar Gefühle, die sie noch nicht vollkommen losließen. Sie fragte sich, wie lange diese noch verweilen würden. Es wäre viel einfacher, wenn Ryo nicht die Schule gewechselt hätte. „Wie geht es dir?“ ertönte eine Stimme und Haru, Karin, Nodame (und Ryo) fuhren hoch. Takato stellte eine Frage, die ein beschissener winziger Teil Ryos stellen wollte. Und jetzt lauschte dieser kleine Teil des Braunhaarigen genauer, um Harus Antwort mitzubekommen. Er sperrte die Ohren weit auf, um auch den leisesten Ton hören zu können. Sie antwortete nicht und starrte den Schwarzhaarigen nur an, als ob vor ihr ein sprechender Koalabär stand. „Was denn?“ grinste dieser nur und beugte sich etwas über sie. „Erkennst du mich nicht wieder?“ Nodame kreischte los und die anderen blickten sie an, als ob sie verrückt geworden wäre. Sie presste sich schnell eine Hand auf dem Mund: „Entschuldigung. Sprecht weiter.“ Die Blonde wurde leicht rot. Anscheinend dachte sie, dass er Haru küssen würde, da er ihr näher kam. Auf solche Ideen kam nur Nodame. Endlich machte Haru ihren Mund auf, um zu reden. Ihre Stimme klang trotz ihrer Erwartungen ziemlich fest: „Es geht mir gut. Hast du dir Sorgen gemacht?“ Ja schrie der kleine Teil von Ryo. >Nein!!!! < prügelte der größere Teil auf ihn ein.. Während dessen überlegte Haru, warum sie diese Frage gestellt hatte. War das Fieber noch nicht ganz abgeklungen? Takato lächelte, sagte nichts, ging auch nicht weg. Haru wurde rasend und verzweifelt zu gleich. Dem Grinsen nach zu urteilen, machte er sich über sie lustig und das passte ihr gar nicht in den Kragen. „Ich würde dir gern eine reinhauen.“ Sagte sie ohne großartig zu überlegen. Er lächelte weiter: „Das wirst du aber nicht tun.“ „Ja, leider.“ Erwiderte sie. Ryo war empört, er selbst hätte schon längst von ihr einen Tritt zwischen die Beine bekommen. Allerdings verstand er nicht, warum Haru wütend war, schließlich hatte Takato ihr nichts Böses getan. Oder? „Wie läuft es mit deinen Nachhilfestunden?“ fragte der schwarzhaarige wieder. „Welche Nachhilfestunden?“ sie schenkte ihm einen verwunderten Blick und lenkte sich somit von ihren bösen Gedanken ab. „Wie werde ich zu einem Mädchen?“ sein Grinsen wurde breiter. Haru fasste sich an den Kopf und biss sich auf die Lippen. „Du willst zu einem Mädchen werden?“ fragte Haru gehässig. „Es läuft gut!“ mischte sich Nodame ein und ließ somit Takato keine Reaktionsmöglichkeiten auf Harus Frage. „Wir kommen bald zu ihren Manieren, damit sie nicht immer so frech dahin redet.“ Sie piekte Haru mit einem Ellenbogen in die Seite und die Rothaarige verstand, dass damit die ‚ Ich würde dir gern eine reinhauen’ Phrase gemeint war. Sie seufzte. Das Gespräch ging ihr ziemlich auf die Nerven. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie, als Takato sie angesprochen hatte, gar nicht erstarrt war sondern normal reagiert hatte. Ein gutes Zeichen! „Gut, dass es gut läuft.“ Erwiderte Takato und fixierte Haru wieder mit diesem einen Blick, den sie nicht beschreiben konnte und nicht wusste, was dieser Bedeuten sollte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie wünschte sich, dass Takato gehen würde. Komisch... normalerweise wollte sie immer, dass er da blieb. Sogar wenn sie Angst vor ihm hatte. >Dinge vergehen. < sagte sie zu sich selbst in Gedanken. Und das stimmte auch. Nach einem bewegenden Ereignis, ist man von Emotionen überfüllt. So ist man voller Angst, wenn man etwas Schreckliches erlebt hat und kann die nächsten Tage weder schlafen, noch auf der Straße laufen, ohne sich dabei nach allen Seiten umzuschauen. Aber die Angst vergeht, wie ein sommerliches Gewitter und man denkt sich, wie albern man doch war. Sie hob ihren Blick und schaute ihn abwesend an. Es entging ihm nicht, so wie ihm nie etwas entging und er erwiderte ihren Blick, ohne seine Augen von ihren zu lösen. Sekunden vergingen: >Wenn du jetzt deinen Blick nicht von ihm löst, wirst du wieder Angst kriegen und wollen, dass er dableibt. < Sie brach den Augenkontakt ab, und damit schien etwas anderes zu Bruch zu gehen. Aber sie wusste nicht was. Es war ihr auch egal. So, wie die Dinge lagen, war es sowieso besser… Genau eine Woche später, um diese Zeit, fielen die ersten Tropfen eines Regenschauers auf die Erde und erloschen die Hitze, die diese ausstrahlte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Hast du deinen Regenschirm dabei?“ „Wonach sieht’s denn aus?“ Nodame stand vor Haru und hatte einen rosa Regenschirm mit roten Punkten und Blüten in der Hand. Das Mädchen ihr gegenüber war etwas durchnässt und wurde mit jedem Tropfen immer nässer. Ihre roten Haare wurden nun plattgedrückt und hingen strähnig herunter. Dadurch sah die Farbe sogar bräunlich aus. „Sieht nach einem „Nein“ aus.“ Nodame formte ihre Lippen zu einem Kussmund und guckte mit ihren großen Augen unter dem Regenschirm hervor. „Soll ich dir meinen leihen? Ich habe zwei.“ Haru musterte den Regenschirm des Mädchens und schüttelte langsam und abwesend den Kopf. Nodame nahm sie genauer unter die Lupe: „Sicher? Nicht, dass du krank wirst. Warst du ja erst vor Kurzem.“ Haru schüttelte wieder den Kopf. Das blonde Mädchen erkannte sofort den Grund für Harus Ablehnen: „Komm schon. So ein bunter Regenschirm könnte ein weiterer Schritt zum Mädchen-sein sein.“ Sie lachte und durch ihr Lachen schien die Sonne wieder aus den Wolken hervor zu kommen. Der Regen hatte Haru überrascht. Und als Nodame mit ihrem rosa Regenschirm schon außer Sicht war und der Regen immer stärker wurde schossen ihr wieder Nodames Worte durch den Kopf: Nicht, dass du krank wirst. Stimmt ja. Letztes Mal hatte sie sich auch im Regen erkältet. Sie setzte einen Fuß nach vorn. Dann den anderen. Erst langsam und dann immer schneller, bis ihr Laufschritt ins Rennen überging und das Wasser beim Aufkommen ihrer Füße in alle Richtungen spritzte. Die Regensaison war angebrochen und würde einen Monat lang verweilen, bis sie alles und jeden nass gemacht und auf ihre Anwesenheit hingewiesen hatte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ In der Wettervorhersage wurde nur dasselbe gezeigt: überall auf der Karte dunkle Wolken mit ein paar Tröpfchen auf der Karte. Jedoch waren die Tropfen in Wahrheit viel mehr, aber dafür würde der Platz auf der Karte nicht reichen. Haru starrte gelangweilt auf den Bildschirm und schaltete auf den Musikkanal um, indem sie eine Taste auf der Fernbedingung drückte. Draußen leuchtete ein Blitz auf, und die Tropfen klopften an die Fensterscheiben, so dass es einem gemütlich und unbehaglich zugleich ging. Sie wickelte die braune Decke enger um ihren Körper und zog an einem Kaffee. Es war gar nicht ihre Art, so auf der Couch zu hocken, Kaffe zu schlürfen und Fernsehen zu gucken aber was sollte man sonst bei solchem Wetter anstellen? >Damals war es auch Regensaison. < dachte sie und ein Gesicht, dem von Takato ähnlich, schwebte an ihren Augen vorbei. Bilder, wie Fotos die sich bewegten, tauchten wieder auf und sie schlief ein. Aber in ihrem Traum sah sie die Bilder immer noch und es spielte sich ein Schauspiel ab, das ihr die Tränen stahl. Und jetzt konnte sie nicht mehr weinen... ...plötzlich legte er seine Lippen auf ihre und es fühlte sich sanft an. Erst war sie geschockt und erstarrte und dann schubste sie ihn weg und legte eine Hand auf den Mund. „Hast du wieder getrunken?“ Kazuma blickte sie finster an, er schwankte nicht und roch auch nicht nach Alkohol (und schmeckte auch nicht danach) aber behauptete das Gegenteil, in dem er hämisch lachte: „Ja, ich bin betrunken.“ Haru schenkte ihm einen skeptischen Blick. In letzter Zeit war er eigenartig, aber sie war noch eigenartiger. Sie fühlte sich wohl und zugleich unsicher, wenn sie in seiner Gegenwart war. Wenn er leicht ihre Schulter berührte, bekam sie eine Gänsehaut und ihr Herz raste, als ob es ein Rennen gegen die Zeit starten wollte. Sie schaute ihm gern in die Augen und beobachtete ihn allgemein oft in letzter Zeit. Sie erwischte sich dabei, dass sie viel öfter an ihn dachte als sie sollte. Sie hatte seine dunklen Augen und seine schwarzen Haare vor Augen, wenn sie diese schloss. Sie tauchten wie von selbst auf. Ihr gefielen seine Arme, von denen sie oft beschützt aber auch geschlagen wurde, falls sie ihn herausforderte. Jedoch hielt er sich bei ihr oft zurück, was ihr nicht gefiel, denn sie wollte nicht als schwächer angesehen werden. Es war ihr nicht entgangen, dass er andere (meist waren es Feinde) härter schlug und keine Rücksicht nahm. Und was ihr auch nicht entging, waren seine Blicke. Manchmal kam sie sich beobachtet vor, schaute ihn an und merkte, wie seine Augen von ihr in irgendeine Richtung im Raum wanderten. Sie holte tief Luft und wollte ihn darauf ansprechen, aber sie ließ es bleiben. Es war doch sicherlich nur Zufall. Sie war 14 und er 16. Sie waren noch Kinder, aber nicht dieselben, wie früher, als sie mit 10 Jahren ihn gebeten hatte, sie stärker zu machen. Ihr Verhältnis änderte sich und so sehr sie sich dagegen zu sträuben versuchten, es hatte keine Wirkung und sie konnten diese Veränderung nicht aufhalten. „Ich bin betrunken.“ Wiederholte er und lachte los. Er machte einen Schritt nach vorn und überwand damit den letzten Abstand zwischen ihnen. Sie spürte, wie er eine Hand auf ihr Gesicht legte und mit seiner tiefen Stimme, die früher (vor dem Stimmbruch) viel kindlicher und amüsanter klang, sagte: „Starr mich nicht mit diesen Augen an! Ich halt’s nicht aus.“ Sie kämpfte gegen das Gefühl, ihre Arme um ihn zu schließen und ihre Lippen auf seine legen zu wollen. Vielleicht war die Pubertät für ihr Verhalten verantwortlich. Die Hormone spielten verrückt. „Tut mir leid, ich habe keine anderen als diese. Damit musst du leben.“ Sein Geruch nach Zigaretten und Pfefferminz (er nahm Pfefferminzbonbons, da sie den Zigarettengeruch hasste) schlich sich in ihre Nase und sie empfand es ausnahmsweise als angenehm. Zigaretten rochen scheußlich, aber der Geruch wurde langsam ein Teil von ihm. Von ihm, den sie seit 4 Jahren kannte und dessen schwarze Augen sie liebte. „Weißt du, womit du leben musst?“ fragte er sie und beugte sich über sie. Sein Atem streifte ihr Gesicht. Er war warm, fast schon heiß. „Womit?“ sie senkte ihre Augenlieder etwas. „Dass ich dich von nun an verfolgen werde und dich nicht gehen lasse und dich an mich binde und...“ Sie tat es. Sie ließ es einfach geschehen und küsste ihn. Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen. Seit wann war er so groß? Er riss seine Augen auf und glaubte nicht so recht, was da gerade passierte. Sie riss sich von ihm los und schnappte nach Luft, genauso wie er. „Dann lebe ich halt damit, genauso, wie ich mit deinem Zigarettengeruch lebe.“ Sie realisierte plötzlich, was sie gerade getan hatte und machte einen Schritt nach hinten. Ihre grünen Augen starrten ihn fragend an, als ob er ihr erklären könnte, was sie da gerade gemacht hat. Noch ein Schritt zurück. Er schreckte hoch. Wollte sie abhauen? Noch ein Schritt, und noch einer. „Hey!“ er schrie und sie rannte los. Was war in sie gefahren? Sie hatte gerade den Menschen, den sie am meisten bewunderte und am meisten respektierte einfach geküsst und damit eine Freundschaft zum Schwanken gebracht. Sie hörte, wie er hinter ihr schrie. Die Stimme wurde lauter – verdammt, er holte auf! Sie trappelte noch schneller, um nicht von ihm erwischt zu werden. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und drohte herauszuspringen oder zu platzen. „Ich sagte, ich werde dich nicht gehen lassen!“ schrie er und schnappte nach ihrer Hand, die sie gerade nach hinten schwang. In einem Ruck drehte er sie um (nicht gerade sanft) und sie spürte, wie ihr Gesicht gegen seine Brust gedrückt wurde. Seine Arme legte er auf ihren Rücken und zog sie an sich, damit sie nicht mehr entwischen konnte. Er vergrub sein Gesicht in ihren roten Haaren und der Atem stockte ihr. „Haru.“ Flüsterte er leise aber es kam ihr, wie ein Donner in den Ohren vor. >Wenn er so weiter macht, platzt mein Herz wirklich. < „Haru.“ Wiederholte er. >Jetzt! Jetzt wird es platzen. < Aber das Herz blieb ganz und ihre Arme wanderten nach oben, auf seinen Rücken, der in den letzten Jahren, viel breiter geworden war. „Ich glaube, ich bin auch betrunken.“ Murmelte sie und die Laute wurden von seiner Kleidung und seinem Körper gedämpft. Der Geruch nach Zigaretten und Pfefferminz war so stark, wie nie zuvor. „Du darfst doch noch gar nicht trinken!“ sagte er und sie boxte ihm in den Bauch. >Ruinier nicht die Stimmung! < Er lachte halb verkrampft durch die Schmerzen und nach kurzer Zeit brach sie auch in Lachen aus. Sie fühlte ein Hauch von Glück in diesem Moment. Es sollte nicht lange andauern. In zwei Monaten würde die Regensaison ausbrechen. Eine Regensaison, in der sich Blut mit Regen vermischen würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Sie wachte wieder auf. Im Fernsehen lief eine Talkshow, in der irgendeine japanische Popsängerin gerade über ihren neuen Song ausgefragt wurde. Die Sängerin war Haru scheißegal. Sie atmete wieder schwer und krallte ihre Finger in die Decke. >Du musst dich beruhigen! < Die Tür ging auf und ihre Eltern kamen rein. Ungläubig, als ob es Geister, die nur im Gewitter auftauchten, wären, starrte sie die beiden an. „Hallo, Schatz.“ Sagte ihre Mutter freundlich und Haru stellte nun fest, dass es keine Geister waren. Ihr Vater schaute grimmig. Das rothaarige Mädchen erinnerte sich daran, dass er bei solchem Wetter ganz schlechte Laune hatte. „H... Hallo.“ Erwiderte sie die Begrüßung und stand rasch von der Couch auf. Sie hätte auch in ihrem Zimmer fernsehen können, fiel ihr ein, aber aus irgendeinem Grund, wollte sie nicht in diesem Zimmer verweilen. „Hast du geschlafen? Haben wir dich geweckt?“ Ihre Mutter setzte sich auf die Couch und schenkte Haru ein freundliches Lächeln, welches sie fast immer aufhatte. „Nein.“ Erwiderte Haru, die immer noch nicht ganz wach war. Der Schlaf schien sie wieder zurückzerren zu wollen. „Ich wollte gerade auf mein Zimmer gehen.“ „Wir gehen morgen mit der Familie essen.“ Sagte ihr Vater, der mit einem mürrischen Gesicht am Fenster stand und das Wetter beobachtete. „Deine Großeltern werden kommen und dein Onkel Kyosuke mit seiner Familie auch.“ Nicht schon wieder ein Familientreffen. Einmal im Vierteljahr, versammelten sich die Anazawas und hielten ein (ziemlich langweiliges) Fest, in dem sie alle miteinander plauderten und ein paar Spielchen machten (z.B. Golf, was für Haru eins der langweiligsten Spiele überhaupt war). „Ach so. Soll ich wieder ein Kleid anziehen?“ Hätte ihr Vater sich jetzt umgedreht, hätte er ihr wütendes und zugleich hämisches Gesicht gesehen. Aber sein Blick blieb nach vorn gerichtet, nach draußen in die große weite Welt. „Ja. Das wäre mir sehr lieb.“ Sie lächelte gespielt, indem sie ihre Mundwinkel verkrampft nach oben fahren ließ. Ihr Vater schien zu überlegen und aus irgendeinem Grund, fand Haru diese Tatsache beunruhigend. Es lag eine eigenartige Stimmung im Raum, als ob etwas Drohendes auf sie zukam. Aber sie ließ schnell den Gedanken abschütteln und sagte zu sich selbst, dass es albern sei. Und wenn schon etwas Bedrohliches kommen würde, würde sie es sicherlich bekämpfen können. Sie liebte ja Herausforderungen, wie Kinder ein Eis im Sommer liebten. Sie ging auf ihr Zimmer und ließ die Tür laut hinter sich zuknallen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ An einem anderen Ort in Tokio, hatte jemand anderes ebenfalls geträumt, aber von etwas, das er ziemlich (aber wirklich ziemlich) ungern geträumt hatte. Wieder tauchten diese roten Haare auf. Wie er diese langsam hasste. Sie schienen ihn beinahe zu verfolgen. Das Mädchen lächelte und hatte wieder dieses hellgrüne Kleid an. Ihre nackten Füße standen mitten auf einer Wiese. Nein... sie standen nicht. Sie schwebten, ein paar Zentimeter über den Boden. Er schien ihr direkt gegenüber zu stehen (oder auch zu schweben), denn als sie ihre Augen aufmachte und geradeaus schaute, traf sie direkt auf seinen Blick. Eine leichte Brise wehte und sowohl ihre Haare als auch das Kleid, wippten langsam und rhythmisch mit dem Wind. Plötzlich schlängelten sich weiße Bänder um sie, wie Schlangen, die sie erdrücken wollten. Erst die Füße, dann der Bauch, bis sei vollkommen von ihnen zugedeckt war und man nur noch ihren Umriss erkennen konnte. Der Himmel wurde dunkel und schwarze Wolken tauchten innerhalb von einer Sekunde auf. Die Bänder lockerten sich und ihre Gestalt tauchte wieder auf. Sie hatte plötzlich ein weißes Kleid an, dessen Rock lang und verziert war. Ein Brautkleid? Auf ihrem Hals waren immer noch ein paar Bänder und plötzlich färbten sich diese rot. Erst waren es nur Punkte, diese wurden aber breiter und verfärbten immer mehr die weißen Bänder. Blut! Es ist Blut! Er geriet in Panik. Das Blut sickerte durch die Bänder hindurch und tropfte auf das weiße Kleid. Jedoch passte die rote Farbe zu irgendeinem Teil von ihr. Ihm fielen plötzlich die Rosen in ihrem Haar auf. Diese waren genauso rot, wie das Blut. In ihren Händen hielt sie einen Blumenstrauß (Brautstrauß), der ebenfalls aus Rosen bestand. Der Himmel wurde immer dunkler, bis man ihre Gesichtszüge nur noch schwach erkennen konnte. Und plötzlich fiel ihm auf, wie schön sie in diesem Augenblick aussah. Es war sicher Einbildung, denn man konnte sowieso nicht viel erkennen. Sicher war es Einbildung. Sicher war es... Ryo fuhr in seinem Bett hoch und fing sofort an, wütend zu werden. „Blöde Schlampe!“ schrie er. „Jetzt werde ich wieder nicht einschlafen können.“ Er bemerkte, dass er verschwitzt war und wurde umso mürrischer. Ein Alptraum! Wenn das Weib in einem Traum auftauchte, konnte es sowieso nur ein Alptraum werden. Vielleicht, war er selbst schuld daran, dass er von ihr geträumt hatte. Er hätte sie nicht ständig herausfordern sollen. Dadurch, dass er sich ständig Pläne zusammenschmiedete, wie er sie besiegen konnte, verbrachte er viel zu viel Zeit damit, indirekt an das rothaarige Biest zu denken. Er legte sich wieder auf den Rücken und ohne es zu merken schlief er sofort ein. Am nächsten Morgen wunderte er sich, wie er das so leicht zu Stande gebracht hatte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ >Komme ja pünktlich! < Nodames Worte hallten Haru durch den Kopf und beim Laufen durch die langen Schulkorridore schickte sie immer wieder sehnsüchtige Blicke nach draußen. Durch das Wetter war es jetzt viel dunkler als es hätte sein sollen und diese Atmosphäre erzeugte ein Müdigkeitsgefühl, dass sich hinterhältig ins Gehirn schlich. Sie war auf dem Weg zu den „Mädchen-Stunden“, seufzte und rempelte jemandem aus Versehen an. Ohne sich der gerade geschubsten Person bewusst zu werden lief sie weiter, bis eine Stimme hinter ihr erhallte und gleich daraufhin eine Wut in ihr entzündete. „Bleib stehen, du Mannsweib!“ Sie drehte sich um und erblickte Ryo, der anscheinend auf Ärger aus war. Sie zeigte ihm den Mittelfinger, drehte sich um und lief weiter: >Keine Beachtung schenken. < Ihr Verhalten gefiel Ryo nicht. Ganz und gar nicht! Er lief los, packte sie an der Schulter und drehte sie unsanft um, um ihr dann direkt ins Gesicht zu blicken: „Du schuldest mir noch einen Kampf!“ Er schnaubte regelrecht und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut (Igitt!) Sie wollte erwidern: Den hattest du! Aber dann fiel ihr ein, dass sie beim letzten Mal, als sie krank war, verloren hatte und jetzt als Verlierer galt. Anscheinend hatte dieser Kerl genug Anstand, um einzusehen, dass er eigentlich unfair gewonnen hatte, da sie in einer schlechten Verfassung war. „Oh, du kennst so was wie Anstand.“ Sie grinste ihm ins Gesicht. Den Kampf konnte er gern haben, aber nicht in der Schule. Sie erinnerte sich an das Versprechen, dass sie dem Direktor gegeben hatte und entriss sich aus seinem Griff. „Tut mir Leid, aber nicht hier!“ „Feigling!“ sein Gesichtsausdruck war immer noch wütend und anscheinend würde er sie nicht so leicht gehen lassen, wie sie es gern hätte. „Von mir aus, kannst du nach der Schule am Tor warten und dann kriegst du deinen Kampf!“ Sie drehte sich um und schritt davon. Jedoch erreichte sie nur ein paar Meter Entfernung, als er sie an der Schulter packte, sie noch gröber als zuvor umdrehte und ihr einen direkten Kinnhacken versetzte. Ihr Kopf neigte sich ruckartig zur Seite und sie musste sich etwas stärker auf ein Bein stützen um nicht umzufallen. „Du Riesenarschloch. Das war hinterhältig.“ Ihre Pupillen verengten sich zu kleinen Punkten und sie hatte wieder diesen wilden Blick. Sie haute mit der Handkante auf ihn, und da er dieser auswich, wollte gleich die andere Hand, die jedoch auch daneben ging. Er haute mit der Faust zu und sie beugte sich nach links, um auszuweichen. Gleich darauf, trat sie mit einem Fuß nach vorn und haute ihn auf den Boden. Er wollte sich aufrappeln, aber sie nützte die Situation aus und stürzte sich auf ihn. Langsam sammelten sich andere Schüler um sie. Einige schauten verängstigt andere wiederum eher amüsiert und feuerten die beiden an. Sie schlug ihm gleich zweimal ins Gesicht und er sah Schwarz mit weißen Sternen vor Augen. Noch bevor er wieder vollkommen klar sehen konnte, rammte er ihr ein Knie in den Bauch, und warf sie kopfüber weg von sich. Sie landete weich, indem sie ihre Hände schützend vor sich streckte und auf diese landete. Die Füße taten es diesen gleich. Ryo stand auf. Haru verlagerte schnell ihr Gewicht auf die Beine und drehte sich zu ihm um. Gleich darauf sah sie seine Fußsohle vor ihren Augen und landete wieder auf dem Boden. Er sprang auf sie aber sie trat ihm in den Bauch, so dass er zurückgeschleudert und einige Meter auf dem Boden dahin schliff. „Du Riesen- Riesen- Megariesenarschloch.“ Sie war im Nu wieder hoch und bewegte sich mit schnellen Schritten auf ihn zu, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Noch bevor sie vor ihm stand, erhob er sich ebenfalls und ging leicht in die Knie, die Arme vor sich in der Schutzstellung. „Ich rupf dir alle Haare aus! An allen deinen behaarten Körperstellen!“ schrie Haru. Nodame, die neben Karin stand flüsterte der Schwarzhaarigen zu: „Wir müssen wirklich an ihrer Ausdrucksweise arbeiten.“ Die beiden schauten besorgt, besonders Karin, da sie wusste, was Haru drohte, falls sie in der Schule kämpfen sollte. Und dieses tat sie gerade. Die Rothaarige haute währenddessen zu und er blockte ab, indem er die Arme kreuzte. Mit seiner rechten, holte er aus um ihr ins Gesicht zu schlagen aber als sie ihre Arme schützend hob, um den Schlag abzuwehren, bewegte er den Arm nach unten und schlug ihr in die Bauchgegend. Und die Linke folgte gleich darauf. Ihr blieb kurze Zeit die Luft weg und sie fasste sich an den Bauch. Dem Schlag, den er ihr ins Gesicht versetzten wollte, konnte sie gekonnt ausweichen: >Lahm! < dachte sie, fasste ihn an den Waden und zog seine Beine nach vorne, so dass er wieder stürzte. Jedoch - noch bevor er landete - streckte er seine Beine ganz gerade aus und erwischte somit die ihren und sie fiel mit ihm. Die Beiden keuchten auf vor Schmerz, als sie auf dem Boden aufprallten. Er beugte sich über sie, hielt sie mit einer Hand fest und haute mit der anderen wieder ins Gesicht. Da er seine Beine gespreizt ließ und sie praktisch darauf einlud, ihm dazwischen zu treten machte sie es auch und er wälzte sich zur Seite, schreiend vor Schmerz. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals und er seine um ihren. Gleichzeitig fingen die beiden an zu drücken und hinterließen rote Spuren auf der Haut. Plötzlich donnerte eine Stimme und die beiden Kämpfenden schauten hoch. Um sie rum war eine Menge versammelt. >Die Leute sind mir gar nicht aufgefallen. < dachten beide. Die laute Stimme gehörte dem Direktor und für kurze Zeit bleib Haru die Luft weg (nicht wegen der immer noch auf ihrem Hals ruhenden Hände von Ryo). „Ihr beide hört jetzt sofort auf und kommt in mein Büro!“ Die Beiden ließen lautseufzend los. „Alles nur...“ „...wegen der.“ „...wegen dem.“ Als sie dem Direktor in das Büro folgten, konnte Ryo seine Augen nicht von Harus Hals abwenden. Auf ihrer etwas gebräunten Haut erkannte man rote Spuren und er musste unwillkürlich an den Traum denken, in dem sie aus dem Hals geblutet hatte und das Blut durch die Bandagen gesickert war. Sie erwischte ihn dabei, wie er sie praktisch anstarrte und knurrte ihn wütend an: „Was denn? Nicht zufrieden, dass du mich nicht erwürgen konntest?“ Er ließ seine Augen nach oben wandern und erblickte ihr wütendes Gesicht. Ihr Mundwinkel blutete und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sie musterte ihn etwas genauer: „Hast du die Zunge verschluckt? Hör auf, mich so anzustarren, sonst bekomme ich Alpträume.“ >Und ich erst. < dachte er aber wendete immer noch nicht seinen Blick von ihr ab. Langsam nervte er sie. (So wie eigentlich immer. Inzwischen sollte sie sich daran gewöhnt haben). Sie drückte ihm eine Hand auf die Stirn, so dass er automatisch die Augen schloss und sein Kopf nach hinten kippte. „Glotz nicht, du elender Perverser!“ „Halt’s Maul!“ Endlich sagte er etwas. Zum Glück! Er hatte schon gedacht, etwas stimme nicht mit ihm. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Anazawa Haru und Tsukimori Ryo.“ Murmelte der alte Mann und blätterte in irgendwelchen Dokumenten rum (um wohl wichtig zu erscheinen). Dann blickte er die beiden an und Kreuzte die Finger ineinander. „Sowohl ich mich nicht irre, hatten sie ein Versprechen abgegeben, Fräulein Anazawa.“ Haru seufzte: „Er hat angefangen.“ Er war vielleicht falsch, das ganze auf Ryo schieben zu wollen aber es stimmte: er hatte angefangen. Und sie wollte nicht wegen ihm Ärger kriegen (ihr Vater würde sich so einige Strafen einfallen lassen). Der braunhaarige Kerl, der links von ihr saß, zischte sie an. Sie hätte ja nicht zurückschlagen müssen. „Stimmt das?“ Der Direktor schaute durchdringend auf Ryo. Dieser rollte mit den Augen: „Ja, das stimmt.“ War ja klar, dass er den Ärger abbekam. Der Direktor senkte seinen Kopf etwas und schien nachzudenken. Dann setzte er fort: „Es ist äußerst unverantwortlich mitten auf dem Schulkorridor eine Prügelei anzufangen. Und äußerst unvorbildlich auch. Ich will nicht, dass ein paar Bengel wie ihr, den Ruf der Schule zerstören. Wisst ihr, was für ein Chaos hier herrschen würde, wenn sich jeder hier so benehmen würde, wie es ihm gerade passt? Ich will euch daran erinnern, dass ihr auf die Morika-High geht – eine Elitenschule, die in ganz Japan anerkannt wird. Und Sie, Fräulein Anazawa, Sie wissen besser als ich, mit welchen Folgen sie zu rechnen haben, falls ich das ganze ihrem Vater berichte.“ Ja das wusste sie, aber konnte er endlich aufhören seine Predigt zu halten. Schon klar – die Morika-High ist eine Elitenschule, die jeder Japaner sein Leben lang gerne besucht hätte blah blah. >Komm zum Punkt, alter Opa! < Aber sie sprach es nicht laut aus. Der hatte auch so schon ein paar graue Härchen mehr in den letzten Minuten gekriegt. Der Opa überlegte wieder. „Ihr müsst beide nach dem Unterricht das Schwimmbecken schrubben, eine Woche lang.“ >Okay, einverstanden. < Sie wollte aufstehen und gehen aber der alte Opa setze fort: „Ich habe gehört, ihr beide besucht gar keinen Klub, es ist aber Pflicht einen zu besuchen!“ >Toll! < „Okay, ich trete dem Karateklub bei.“ Sagte Haru und wollte sich damit raus schlängen. „Und ich den Kendoklub.“ Sagte Ryo, der anscheinend dieselben Absichten hatte. Aber der Direktor setzte ein Lächeln auf. Ein Lächeln, dass den Beiden nicht gefiel: „Das muss ich euch leider verbieten. Denn eurem Benehmen nach, solltet ihr lieber einen Klub besuchen, der eure Manieren etwas erziehen wird.“ Die beiden Schüler vor ihm, saßen wie auf Nadeln da und warteten auf das gesprochene Urteil. „Ich schreibe euch in den Teeklub ein.“ Haru war etwas erleichtert. Karin war in dem Klub. Wenigstens etwas Positives. Aber Ryo schrie unzufrieden los: „Der Teeklub? Das ist doch was für Mädchen! Was soll ich mit so einem bekloppten, altmodischen Kimono und kitschigen Tassen?“ „Zähmen sie sich, Herr Tsukimori. Ihre Familie wäre über ihre Worte empört. Es halten sowohl weibliche, als auch männliche Vertreter die Teezeremonie und Ihnen könnten ein paar Stunden ordentlichen Benehmens nicht schaden. Und nun gehen sie aus meinem Büro!“ Ryo wollte wieder etwas erwidern, erhaschte jedoch einen scharfen Blick vom Direktor und sah ein, dass es sinnlos war. Laut schnaubend ging er aus dem Zimmer und ließ die Tür laut zuknallen. Der Direktor schaute Haru an und sprach: „Da sie diesmal anscheinend nicht an der Prügelei schuld waren, sondern Herr Tsukimori der Auslöser für diese war, werde ich ihrem Vater nicht von dem Vorfall Bericht erstatten. Auf Wiedersehen!“ Haru atmete erleichtert auf und ging aus dem Zimmer. Als sie die Tür leise hinter sich schloss, hörte sie Ryo schimpfen, sah ihn aber nicht, da er schon um die Ecke gebogen war. Plötzlich fiel ihr wieder ein, wohin sie vor dem Kampf unterwegs war, als sie Ryo getroffen hatte. Sie rannte schnell los. >Die Beiden werden mich umbringen! < In dem Zimmer angelangt stellte sie jedoch fest, dass Karin und Nodame gar nicht vorhatten sie umzubringen sondern eher besorgt waren: „Was hat er gesagt, der Direktor, mein ich?“ fragte Karin. „Ich muss das Schwimmbecken schrubben und den Teeklub beitreten, sonst nichts.“ Karin strahlte auf. „Juhu, dann hab ich’s gleich um einiges spannender!“ Sie tänzelte im Kreis als Haru fortsetzte: „Ryo muss auch hin.“ Karin blieb abrupt stehen und ihr Lächeln verschwand. Nodame beobachtete das ganze und blickte verwundert: „Huch? Kommt Karin mit Ryo-kun nicht so gut klar?“ „So was ähnliches.“ Sagte die Schwarzhaarige mit einem bedrückten Lächeln und legte eine Hand auf die linke Seite ihrer Brust, wo ihr Herz ganz laut gegen die Rippen hämmerte. „Mach dir keine Sorgen.“ Erwiderte Haru und setzte sich auf einen Stuhl. „Ich werde ihn schon im Zaun halten.“ „Das ist ja das Schlimmste.“ Sagte Karin plötzlich. „Ihr beide werdet euch doch die ganze Zeit anzicken.“ Haru richtete sich auf ihrem Stuhl auf und schaute überrascht. War Karin wegen der ganzen Streitereien sauer? Warum hatte sie nichts gesagt? „Okay.“ Sagte Haru und ließ sich wieder entspannt in den Stuhl sinken. „Dann werde ich ihn ignorieren. Dann lässt er uns schon in Ruhe.“ „Das wird er eben nicht!“ Karins Stimme wurde lauter und sie schrie beinahe schon. „Merkst du nicht, dass er dich nie in Ruhe lässt? Sobald du auch nur in der Nähe bist, gehört seine vollständige Aufmerksamkeit dir! Er KANN dich einfach nicht in Ruhe lassen, weil er besessen von dir ist oder so was.“ Haru starrte Karin aus riesigen Augen an, genauso wie Nodame. „Karin, du verstehst die Lage falsch. Bisher habe ich mich immer provozieren lassen, aber wenn ich ihn ignoriere, und das verspreche ich dir, wird er sowohl mich als auch dich in Ruhe lassen.“ „Nein, du verstehst es falsch. Aber du verstehst gar nichts. Warum glaubst du verfolgt er dich?“ „Weil er mich fertig machen will, warum denn sonst?“ Nun schrie Haru ebenfalls zurück. Zwischen ihr und Karin gab es nicht oft Streit, aber anscheinend brach gerade einer aus. „Warum wohl?“ Karin schnappte nach Luft um weiter zu schreien und den Grund zu nennen. Jedoch biss sie sich auf die Lippe und sagte nur in einem leisen Ton: „Ach vergiss es. Ich habe heute keine Lust auf „Mädchenstunden“.“ Sie schnappte nach ihrer Tasche und dem Regenschirm und rannte aus dem Zimmer. Später konnte man durch das Fenster beobachten, wie sie im Regen lief. Der Streit brach aus wie ein Gewitter, und Haru wusste nicht einmal warum. Sie und Nodame schauten sich verwirrt an. Dann seufzte die Rothaarige: „Okay, lass uns die Nachhilfe für heute abblasen.“ „Moment.“ Nodame hielt Haru auf und blickte sie ernst an. „Wer sagt, dass wir die Stunde abblasen können? Wir hängen auch so schon hinterher!“ „Hinter was denn?“ „Na dem Plan!“ Sie hielt das rosa Buch hoch, was ihr schwer fiel, da das Ding eine Tonne zu wiegen schien. „Lass Karin ihre Wut abbauen und mich meine Sache machen!“ Oh, nein! Wenn Nodame so ernst war, dann war nichts Gutes zu erwarten. Sie würde ihre Sache durchziehen. „Heute arbeiten wir an deiner Sprache.“ Sie lächelte die Rothaarige zuckersüß an und diese dachte, sie müsse hier und jetzt sterben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als sie eine Stunde später, mit einem Regenschirm in der Hand aus dem Schulgebäude schritt, durchdrang sie die Kälte, die durch den Regen erzeugt wurde, als ob die feuchte Luft sich zwischen den einzelnen Lücken ihrer Kleidung durch zwang, sich um ihre Haut wickelte und sogar unter diese zu kriechen schien. Unwillkürlich zog sie ihr Jackett enger um sich und schritt los. Als sie so im Regen lief, schien sie wieder in eine Art Trance versetzt zu werden, da sie sich wieder, auch wenn nur trüb, an die Ereignisse einer bestimmten Regensaison erinnerte. Wie von selbst schlugen ihre Füße eine Richtung ein, die nicht zu ihrem Haus führte, sonder zu einem verlassenen Ort. Und ohne es zu merken stand sie an einem Eisengitter und starrte durch ihn hindurch, auf ein Haus, dessen Dach durchbrochen war und dessen Fensterscheiben zerschlagen wurden. Die Zeit verging, und sie wusste nicht wie schnell. Manchmal war es so, als ob sich die Zeit ein paar Spielchen erlaubte. Um einem beim Warten zu quälen, gehen die Sekunden/Minuten/Stunden nur langsam voran. Und wenn man in Eile war, schienen diese nur so dahin zu düsen. Aber jetzt wusste sie nicht, ob die Zeit normal, langsam oder schnell lief. Es war ihr auch egal. Sie starrte auf das Haus und dachte nach. Worüber? Worüber dachte sie bloß nach? Es hatte sicherlich etwas mit der Regensaison vor 3 Jahren zu tun. Ach ja, sie hatte bald Geburtstag. Zu ihrem Geburtstag hatte es meistens geregnet, obwohl es in der Mitte des Sommers lag. 17 würde sie werden und damit lebte sie ein Jahr länger, als Kazuma es getan hatte. Vielleicht würde sie aber noch davor sterben. Sie schloss ihre Augen: >Was mache ich hier überhaupt? < Sie drehte sich um und ging mit langsamen Schritten in Richtung zu Hause. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Und der Himmel weinte unaufhörlich. Heulsuse! ____________________________________________________________________ Fertüsch! Danke an papillon-chan und Fayelli, die sich die Zeit nehmen mein Zeug zu korrigieren. Und danke an alle Leser und Kommischreiber *Autos verteil* (alle verteilen immer Kekse, da nütze ich die Macht der Sternchen lieber mehr aus, und verteile was großes, hehe) P.S.: Das Leben ist schon lustig! (Mein neues Sprichwort) Kapitel 9: Rotes Haar --------------------- Huhu! Hallo liebe Leser°///° Ich möchte euch warnen, um eventuelle Schocks oder Herzinfarkte zu vermeidenXD Kapitel 9 ist ein Sonderkapitel, und zwar weil sich die Erzählperspektive ändert. Dieses Kapitel wird aus Harus sicht erzählt. Also nicht schockiert sein! Ab Kapi 10 wird es dann normal weiter gehen. Und es kommt eventuell später noch ein Sonderkapitel, aber aus der Sicht jemands anderes erzählt. Und nun viel Spaß! Kapitel 9: Rotes Haar Angeblich war meine Mutter Schuld. An meinem Benehmen und vor allem an meinen roten Haaren. Als ich an dem regnerischen Tag, mit zerkratztem Gesicht (das ich Ryo zu verdanken hatte, diesem Arschloch) nach Hause kam waren meine Eltern schon da. Ich stocherte gerade in meinem Teller. Irgendwie konnte ich nicht in ihrer Anwesenheit ruhig essen. Normalerweise verschlinge ich alles, aber wenn mein Vater mit am Tisch sitzt, muss ich alles so klein hacken, dass es sogar Ameisen problemlos in ihren Mund legen könnten. (ich neige oft zu Übertreibungen) „Ich hatte früher auch rote Haare.“ Sagte meine Mutter mit ihrem typischen Lächeln, welches so breit war, dass man in ihren Mundschlitz einen Teller reinschieben konnte. Ich schaute überrascht auf. „Als ich dich kennen lernte, waren deine Haare nicht rot.“ Sagte mein Vater und Mutter lächelte wieder. „Die Farbe vergeht, schade eigentlich, aber irgendwann verblassen rote Haare. Meine verblassten schon ganz früh. Hoffentlich hält deine Farbe länger.“, sagte sie zu mir und ich musste seufzen. Mir war es ziemlich egal, welche Farbe meine Haare hatten, solange es nicht pink oder rosa war. „Man sagt ja, dass Menschen mit roten Haaren ziemlich frech sind.“, setzte Mutter fort. „Und ich glaube sogar selbst daran. Ich war eine Wilde.“ Ihr Gesicht drückte das nostalgische Gefühl aus, welches alle Leute ab 30 und älter kriegen, wenn sie sich an die jungen Jahre erinnern. „Ja, ich war regelrecht ein Junkie.“ Sie lachte und ich hustete los, da ein kleines Stück Essen mir in die falsche Röhre flog. Was? Meine Mutter war ein Junkie? MEINE Mutter? Zwickt mich oder sagt es ist ein Witz oder schlagt mich ins Gesicht, wenn es nötig ist, aber lasst diese Tatsachen nicht wahr sein! Aber es war wahr, denn so detailliert hätte sie das sonst, was sie danach erzählte, nicht wiedergeben können. „Tja, meine Tochter kommt wohl nach mir.“ Sie lächelte wieder. Manchmal fragte ich mich, ob sie mich liebte oder nur so tat. „Oder woher würden sonst die Verletzungen kommen? Sag mir bloß nicht, du bist gefallen, das würde ich dir nicht abkaufen.“ Plötzlich dachte ich daran, dass meine Eltern nicht wussten, dass ich ein Junkie war. Ich hoffte stark, dass sie es auch jetzt nicht wussten und einfach annahmen, dass ich mich mit irgendjemandem irgendwo irgendwann geprügelt hatte und dass es eine Ausnahme war und nicht regelmäßig passierte. „Hör auf Rumina! Es hört sich an, als ob du ihre Taten auch noch unterstützt!“ Mutter blickte meinen Vater beleidigt an. Bisher hatte er gar nicht gefragt, woher ich diese Verletzungen hatte aber das würde sicherlich noch kommen. Ich musste mir schleunigst was einfallen lassen. Eine Ausrede! Ich brauchte eine Ausrede! Aber er fragte nicht. Ging einfach in sein Büro und fragte nicht. Hääääää? Ist bei ihm eine Schraube geklaut worden? Oder liegt’s am Regen? Ach, eigentlich war es auch egal. Hauptsache ich war erlöst. Na ja, von Erlösung konnte man nicht sprechen, denn meine Mutter bestand plötzlich darauf, den ganzen Abend mit mir zusammen zu verbringen, Tee zu trinken, uns die Nägel zu lackieren (Nur über meine Leiche!) und entspannt zu quatschen. Hm. Gibt es da Ausreden? Nein! Denn meine Mutti wird man nicht so schnell los. Meine Seele schrie! Und meine Haare hingen mir leblos ins Gesicht. Ich starrte diese an und schielte dabei. Euch habe ich mein Wesen zu verdanken. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Ja, niemand anderem als den roten Haaren. Wenn mich jemand reizt, flippe ich leicht aus. Wie nennt man diese Eigenschaft? Temperament? Ich bin sehr temperamentvoll, genau. Es ist ja nicht so, dass ich von Natur aus ein wilder Junkie bin, der für 5 Yen jemanden umbringen würde. Manchmal versuche ich mich zusammen zu reißen, aber das Temperament gewinnt meist Oberhand, und ich sehe nur noch rot. Und daran sind meine Haare schuld. Wenn man rote Haare hat, sieht man rot. Darum sagt man auch, dass Blondinen blöd sind – weil sie alles blond oder sagen wir eher, blöd sehen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Die gibt es immer. Nehmen wir zum Beispiel Ryo. Er hat braune Haare ist aber im Kopf total blond. Echt! So was Blondes habe ich mein Leben lang nicht erlebt. Aber warum rede ich von dem? Weg, böse Gedanken. Je mehr ich mich mit dem abgebe, umso blöder (blonder) werde ich. Ich sollte aufpassen. Die Länge der Haare stört mich manchmal, aber sie schneiden lassen will ich auch nicht. Wegen Kazuma. Ich war 10 oder 11, das weiß ich auch nicht mehr genau, aber jedenfalls waren meine Haare nach der spontanen „do-it-yourself Friseur-Aktion“ (was für ein Name) wieder länger gewachsen und ich wollte sie mir wieder schneiden. Vielleicht sogar von einem Friseur, wenn ich Lust hätte. „Machs nicht!“ Sagte er damals und lächelte mich an. Ich liebte sein Lächeln. Damals konnte ich ihn auch endlos knuddeln, weil ich doch noch ziemlich mädchenhaft war. „Warum? Sie stören.“ „Ey, du bist schon jungenhaft genug, lass die Haare wenigstens als dein letztes Erkennungszeichen als Mädchen. Außerdem...“ „Außerdem?“ ich wickelte mir eine Strähne auf den Finger und schaute meine Haare etwas angewidert an. >Ich sollte sie mir mal wieder waschen. < Warum kann ich mich überhaupt noch an diese Kleinigkeiten erinnern? Egal. „Außerdem stehen dir längere Haare besser.“ Ich flammte auf. Ich war wirklich noch ziemlich mädchenhaft. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, wie es sich anfühlt rot zu werden (außer vor Wut, aber das Gefühl ist anders). War das ein tolles Gefühl, so was von jemandem gesagt zu bekommen, den man bewunderte! Es war so, als ob man eine goldene Medaille und noch dazu Schokolade überreicht bekäme. Denn Schokolade macht Kinder glücklicher als Gold. Jetzt ist Kazuma nicht mehr da, aber die Haare werden jedes Jahr länger. Manchmal, wenn ich im Bad stehe, nehme ich eine Schere und schneide sie einen Zentimeter kürzer – fällt ja keinem auf. Man konnte meinen ein Zentimeter bringt nichts, aber wenn ich es nicht machen würde, käme es mir so vor, als ob ich eines Tages als ein Haarmonstrum aufwachen würde (und das auch noch als rotes Haarmonstrum). Ach ja... es wird mal Zeit meine Mähne wieder zu waschen, sonst bringt mich Nodame um. Oder noch schlimmer: sie zwingt mich dazu, etwas Pinkes zu tragen. Und das kann ich nun wirklich nicht ertragen. Da ist mir der Tod lieber! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als am Nächsten Morgen ein schwarzer Schopf das Klassenzimmer betrat, fühlte ich mich etwas bange, was ich nicht oft tat. Ich fragte mich, warum Karin am Tag zuvor wütend geworden war. Ich hatte wirklich keine Ahnung, war für ein Pferd sie da geritten hatte. ‚Weil er besessen von dir ist...’ Wie meinte sie das? ‚...oder so was.’ Stimmt. Das fügte sie noch hinzu. Also fand sie bestimmt einfach nicht die richtigen Worte, um das auszudrücken, was sie sagen wollte. Vielleicht sollte es so was wie: ‚Weil er scharf drauf ist, dich zu besiegen.’ sein. Ich hoffte es stark. Karin schritt auf mich zu und an mir vorbei. War ja klar, dass sie noch sauer... Was? Sie lief nicht vorbei sondern blieb vor meinem Tisch stehen. Auf ihrem Gesicht lag ein etwas trauriger Ausdruck. Wenn das Mädchen traurig war, konnte ich die ganze Welt umdrehen, Hauptsache sie lachte wieder. „Kann ich dich draußen sprechen?“ fragte sie und ich nickte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Was würde es bringen, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen, wenn ich Schuld an ihrer Trauer war? Ich musste sie wieder zum Lachen bringen, also sollte ich aufpassen was ich sagte und mein Temperament in einer Truhe abschließen (in einer bombensicheren Truhe). „Es tut mir Leid.“ Fing sie an und blickte auf den Boden. „Ich weiß nicht, was gestern los war. Ich weiß es wirklich nicht und kann mein Verhalten nicht erklären. Ich weiß nur, dass ich dich nicht anschreien hätte dürfen. Es tut mir Leid. Bist du sehr böse?“ Ich hörte ihr zu und konnte es kaum glauben. Sie entschuldigte sich? Ich dachte, ich wäre diejenige gewesen, die etwas Falsches gesagt hätte. Weil ich es gestern nicht verstanden hatte, hatte sie ja selbst gesagt: ‚Nein, du verstehst es falsch!’ Eine stille Pause brach ein, während ich die Situation realisierte. Dann fiel mir aber ein, dass wenn ich jetzt nichts sagen würde, würde Karin denken ich wäre noch sauer. Ich fuhr mir mit der Hand durch die roten Haare. „Ist schon gut. Eigentlich bin ich diejenige, die sich entschuldigen muss. Ich vergebe dir. Vergibst du mir?“ Ich versuchte freundlich zu lächeln, was ich nicht oft tat. Sie lächelte zurück und plötzlich schien wieder die Sonne. „Natürlich.“ Während des Unterrichts saß ich da (breitbeinig, wie ein Kerl) und konnte mich nicht auf die Rede des Lehrers konzentrieren. Mir hallten Karins Worte durch den Kopf: ‚Weil er von dir besessen ist...’ „...oder so was.“ Ergänzte ich laut und blickte mich sofort um: zum Glück hatte es keiner gehört. Selbstgespräche waren bei mir in letzter Zeit zu oft bemerkbar. Was meinte sie? Irgendwie wollte ich mich nicht darum kümmern – es war Vergangenheit. Aber trotzdem saßen die Worte in meinem Kopf und krallten sich an mein Gehirn fest, damit ich sie ja nicht aus dem Kopf werfen konnte. Ich konzentrierte mich auf den Lehrer, der vorne mathematische Regeln erklärte und es gelang mir sogar, mich von den krallenden Gedanken abzulenken. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die Woche war auf eine Art und Weise unerträglich. Der Regen machte einem müde. Ich starrte jede Stunde aus dem Fenster oder auf Takatos Hinterkopf. Die Angst vor ihm war übrigens wiedergekommen. War ja klar, dass die friedlichen (unabhängigen) Tage nicht lange andauern würden. Mir fiel auf, dass ich ihn nie beim Namen nannte. Irgendwie war es immer nur ‚du’, wenn ich ihn ansprach. Aber eigentlich war ich deshalb froh, denn ich hätte ihn sonst bestimmt schon mehrmals Kazuma genannt. Und er hätte mich angestarrt und mich für blöd gehalten, und das wollte ich nicht. Ich wollte genauso wenig als dumm, wie als schwach bezeichnet werden. Solche „Beleidigungen“ wie Mannsweib oder Rüpel machten mir dagegen nicht das Geringste aus. Was stimmte, stimmte nun mal. Aber die Stunden, die ich mir Nachdenken verbracht hatte, waren nichts im Vergleich zu den Klubstunden. Diese waren Hölle auf Erden. Es gab mehrere Gründe den Klub zu hassen. 1. Ich musste so einen blöden Yukata anziehen. Dieser war so eng, dass die Beine praktisch aneinander gepresst wurden und man nicht ordentlich laufen könnte, geschweige denn sitzen. Natürlich war Karin zufrieden, denn ich saß zum ersten Mal, seit sie mich kannte, nicht breitbeinig da (das tat ich zwar in Gegenwart meines Vaters auch nicht, aber Karin war nie dabei gewesen). 2. Japanischer Tee! Igitt! Ich mag süßen Tee, mit viel Zucker (was man von mir eigentlich nicht erwartet). Nach einer ganzen Tasse von diesem bitteren Zeug, fühlte sich mein Mund an, als ob der ganze Speichel ausgetrocknet wäre und meine Wangen und mein Zahnfleisch sich zusammen ziehen würden. 3. Verdammt, ich musste meine halbe Stunde des Alleinseins im Wald verschieben. Verflucht sei der Erfinder der Schulklubs. Ich brauchte diese halbe Stunde!!! 4. Ryo... Ich musste aufpassen, dass ich nicht wie ein Hund anfing zu knurren. Ich ignorierte ihn natürlich, aber seine Blicke ließen mich nicht in Ruhe. Seine Blicke sagten: Ich hasse dich. Und ich dachte nur: Ich hasse dich auch. Na und? Starre ich dich jetzt die ganze Zeit an? Das schlimmste war aber, dass Karin mir bedrückt vorkam. Sie redete und lächelte weniger. Ich stellte bitter fest, dass sie ihn immer noch mochte. Zwar nicht so stark, wie früher – denn sie versuchte dagegen anzukämpfen – aber sie tat es doch, was ich nur schwer verstehen konnte. Nein, ich konnte es doch verstehen. Vor 3 Jahren, da ging es mir genauso. Jedoch war das Objekt, das mich nicht losließ, kein Arschloch wie Ryo. Es war Kazuma und ich liebte ihn. Inzwischen war es vorbei und nur noch eine winzige Erinnerung, wie ein Nachgeschmack des bitteren japanischen Tees, der auf der Zunge blieb. Wenn ich jedoch Takato sah, flammte die Erinnerung stärker auf. Takato sah Kazuma ähnlich –verdammt ähnlich - aber sein Charakter, war fast das Gegenteil von ihm. Takato verabscheute Gewalt, war auf eine Art düster und undurchschaubar. Auch lachte oder redete er nicht viel (wie Karin jetzt!!!). Ich schüttelte mit meiner Mähne und konzentrierte mich auf die Bewegungen der Teezeremonie. Machten sie immer das Gleiche in diesem Klub? Wenn es so war, dann würde ich sicherlich noch vor den Ferien verrückt werden. Als ich das Wasser in die Schale eingoss (ein paar Tropfen gingen daneben... mir egal!), merkte ich plötzlich aus dem Augenwinkel, dass sich jemand zu mir setzte, in einem dunklen Yukata. Dunkle Yukata wurden hier nur von Jungs getragen und von diesen gab es hier nur 2. „Was willst du?“ Sprach ich zu Ryo, während ich den Tee eingoss, meinen Blick aber auf Karin gerichtet hatte, die gerade mit einem anderen Mädchen redete. Ich schaute zu lange rüber und goss plötzlich daneben. Ich unterdrückte mir einen Fluch. Ryo war schuld! Durch meine Haare, die nach vorne fielen, konnte ich zwar nicht richtig erkennen ob er es war, aber der andere Junge im Klub hatte Angst vor mir und würde sich mir nie nähern. Er flüsterte: „Du schuldest mir einen Kampf!“ Ich rollte mit den Augen, holte ein Tuch raus und wischte über die Stelle, wo ich denn Tee verschüttet hatte. Als ich damit fertig war blickte ich ihn an. Er zuckte plötzlich zusammen, als ob er sich etwas erschreckt hätte. Ich hob eine Augenbraue und entschied mich einfach ihn zu ignorieren, indem ich meine Teezeremonie fortsetzte. Wieder sah ich ihn nicht richtig, aber ich konnte schwören, dass sich sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzogen hatte. Ich blickte nach vorn und sah, dass Karin in unsere Richtung schaute, mit einem Ausdruck von Trauer und Gleichgültigkeit (ich weiß nicht, wie beides gleichzeitig gehen soll, aber sie schaute wirklich so). Dann redete Ryo wieder: „Ich lass dich nicht in Ruhe, bevor der Kampf entschieden wird.“ Ich drehte mich wieder um und setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Ryo-kun, (wah, ist ja ekelhaft ihn so zu nennen), ich bin hier ebenfalls neu. Wenn du Fragen hast, richte dich an Klubchef Hiyaki (den anderen Jungen im Klub).“ Er schaute wütend, stand auf und schritt davon. Diesmal war es sogar leicht ihn los zu werden. Karin wurde danach noch stiller und ich biss mir auf die Lippen (die sogenannten Gewissensbisse waren das). Ich und Ryo hatten uns doch nicht gestritten, warum war sie also so mies drauf? Ich wollte sie nicht darauf ansprechen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Irgendwann würde sie mir selbst sagen, was sie störte. Und mich störte, dass Takato immer wie aus dem Nichts auftauchte. Ich schritt gerade auf dem Schulkorridor, zu den Schließfächern um meine Sachen rauszuholen, als er neben mir auftauchte und mich wieder anstarrte, während er mein Tempo mithielt. Auf seinen Lippen lag kein Lächeln und sein Ausdruck war so undurchschaubar, wie nie zuvor. Ich versuchte seinen durchdringenden Blicken auszuweichen, plötzlich fühlte ich mich unsicher. „Ich habe gehört, du gehst jetzt in den Teeklub.“ Er fragte und ich nickte nur, da sich meine Kehle plötzlich trocken anfühlte. Vielleicht immer noch wegen dem Tee. „Zieht ihr da Yukatas an?“ Ich schaute ihn nicht an, aber aus seinem Ton konnte ich herauslesen, dass er lächelte und plötzlich lief er ein Stückchen näher an mir. „Nein, wir ziehen Supermankostüme an und die Jungs Samurairüstungen.“ Ich versuchte sarkastisch zu klingen und das gelang mir sogar. Ich schaute nach draußen, als er wieder sprach. „Du klingst genervt.“ Das war ich in einer gewissen Weise. „Wirklich?“ Mein Blick wanderte irgendwo zwischen der Tanne und der anderen Tanne draußen. Die Tannen waren nass. Und er rückte noch ein Stückchen näher. Meine Angst stieg, aber die Nähe gefiel mir auch. „Ja.“ Seine Stimme hörte sich jetzt ganz nah an. Ich blieb stehen, mein Blick immer noch nach draußen gerichtet. Er blieb ebenfalls stehen. Ganz nah. Zu nah. Ich blickte hoch und als ich auf seine Augen traf, hätte ich ihn beinahe Kazuma genannt. Er nahm eine meiner roten Haarsträhnen. „Sie kräuseln sich etwas, deine Haare.“ Er sprach leise und seine Stimme drängte in mein Ohr, so tief, dass man es kaum verstehen konnte. „Es regnet ja auch. Würdest du bitte weggucken? Ich kann deine Augen nicht ertragen.“ Er lachte leicht. „Das ist komisch, ich habe gerade dasselbe sagen wollen.“ Nun lächelte auch ich, aber weil ich etwas empört über seine Aussage war. Dann schau weg und starr mich nicht so an! Jedoch ließ die Angst, die meine Kehle austrocknete (oder war es doch der Tee?) nicht zu, dass ich diesen Satz aussprach. Mir fiel plötzlich ein, dass Kazuma schon mal so etwas Ähnliches gesagt hatte. „Bist du ein Stalker?“ fragte ich ihn und wusste selbst nicht, woher diese Frage kam. Er schaute etwas überrascht und im nächsten Augenblick lächelte er wieder. Aber das Lächeln hatte etwas Sarkastisches an sich. „Warum? Hast du etwa Angst vor mir?“ „Etwas.“ Ich untertrieb. „Aber da gibt es noch etwas anderes, was mich stört.“ „Was denn?“ Er stand etwa 20 cm von mir entfernt, aber trotzdem konnte ich seinen Atem spüren, da er seinen Kopf etwas gebeugt hatte. Meine Augen konnte ich immer noch nicht von seinen losreisen. Die Angst wurde stärker, je länger ich ihn anschaute. >Guck weg! < dachte ich und wusste selbst nicht, ob ich mich oder ihn damit meinte. Eigentlich war es auch egal, Hauptsache der Blickkontakt würde abbrechen. Aber du willst gar nicht wegschauen Flüsterte mir eine innere Stimme zu. „Das sag ich dir nicht.“ Dann machte er einen Schritt nach vorn und meine Angst wandelte sich in Panik um. Instinktiv schritt ich zurück. „Warum nicht?“ Noch ein schritt auf mich zu. Was hatte er vor? Ich wollte rennen, aber ich durfte nicht – das wäre feige. „Weil du es bist.“ Er packte mich am Arm und zog mich näher an sich. Was hatte er vor? Was hatte er vor? WAS HATTE ER VOR? „Eben weil ich es bin, kannst du es mir sagen.“ 5cm, und 4 mm war jetzt die Entfernung zwischen unseren Gesichtern. Und wurde kleiner und kleiner: „Nein“ sagte ich und schnappte nach Luft. „Das kann ich nicht.“ Dann hörte die Entfernung auf zu schrumpfen und er hielt inne. In diesem Augenblick war ich mir sicher, dass er meine Angst riechen konnte. Verdammter Stalker! Er drehte seinen Kopf nach Links und grinste. Da war jemand. Ich schaute ebenfalls in die Richtung, war froh dass der Augenkontakt endlich gebrochen wurde. Es war Ryo. Nein! Verdammt! Das hieß, dass ich ihm dankbar sein sollte, dass er aufgetaucht war. Es hätte jemand anderes sein sollen, aber nicht er. Er stand an die Wand gelehnt und sein Ausdruck war gleichgültig. Seine Hände lagen in den Hosentaschen und wenn ich mich nicht getäuscht hätte, konnte man an den Konturen erkennen, dass diese zu Fäusten geballt waren. Stille brach ein und keiner sagte etwas. Dann drehte sich Ryo um und schritt davon, anscheinend in die Richtung aus der er gekommen war. Ich war etwas verwundert aber auch erleichtert. Takato ließ mich los. „Tut mir Leid.“ „Was denn?“ fragte ich, aber irgendwie wusste ich, was er meinte. „Dass ich dir Angst einjage.“ Er ließ seine Hände in die Hosentasche wandern und setzte dann fort: „Aber bei dir kann ich nicht anders. Es macht mir Spaß.“ „Mir Angst einzujagen?“ ich wurde wütend. Er machte sich lustig über mich. Schon wieder. „Nein, dich zu ärgern. Ich kann nichts dagegen tun, mein Körper handelt von selbst.“ Ich lachte zynisch. Sollte das ein Witz sein? War der Junge immer noch nicht aus der Pubertät raus? „Ach so ist das.“ Sagte ich und klang wieder sarkastisch. Ich war wütend. Er sollte froh sein, dass er kein Ryo war, dieser hätte schon längst Schläge gekriegt. Er betrachtete mich mit seinen rabenschwarzen Augen und ich verspürte den Wunsch von hier wegzugehen. „Vielleicht liegt es an deinen roten Haaren.“ Sagte er so leise, dass ich es noch gerade so verstanden hatte. „Ja. Meine Haare sind Schuld.“ ich verzog mein Gesicht und meine Augen wurden zu Schlitzen. „Das ergibt auch Sinn. Mein Haare sind sowieso an allem Schuld.“ Auf seinen Lippen tauchte ein Lächeln auf, er schritt wieder auf mich zu und ich schreckte zusammen. Seine Lippen kamen an mein Ohr, ich hörte sein Atem, sowie ich seinen Herzschlag hörte. Hm? Wie ist das möglich? „Soll ich? Soll ich nicht?“ fragte er und ich wusste nicht ob er mich oder sich selbst fragte. Vorsichtshalber antwortete ich: „Nein, du sollst nicht.“ Obwohl ich gar nicht wusste, was er meinte. „Okay.“ Sagte er wieder leise, blieb noch eine Zeit lang nah an mir stehen und ging dann endgültig weg. Mir dagegen fiel das Weggehen schwer. Ich stand erstarrt da, war froh, dass er mir nichts angetan hatte, obwohl ich nicht wusste, was er mir überhaupt antun wollte (Soll ich? Soll ich nicht?). Ich blinzelte und auf einmal schien meine Starre zu verschwinden. Ich kettete den Takato, der in meinem Geist lauerte zusammen, und sperrte ihn in eine Kammer weg. Bleib da drin und stör mich nicht! Ich will meine Gedanken nicht an dich verschwenden. Plötzlich fiel mir auf, dass mein Herz raste. Der Herzschlag den ich vorhin gehört hatte, war gar nicht Takatos sondern mein eigener gewesen. Ich kam mir dumm vor. Dumm. Dumm. So schrecklich dumm. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Der restliche Tag war besser, obwohl ich darauf vorbereitet war, dass dieser grässlich werden würde. Und später am Abend, tauchte sogar die Sonne hinter den Wolken auf. Das war die perfekte Gelegenheit, einen bestimmten Laden zu besuchen. Es war ein Laden auf einer Straße in der Vorstadt von Tokio. Eins von dieser Art, an dem man täglich vorbeiläuft und kaum bemerkt. Ab und zu fragt man sich, ob dieser Laden überhaupt Kundschaft hat und ob der Laden Gewinn macht, denn egal ob man vorbeiläuft oder drin ist, es ist kaum jemand da. Aber die Läden halten sich noch jahrelang, also müssen sie Kundschaft haben. Das erleichtert einem das Herz. Ich liebe solche kleinen Läden und dieser gehörte meinem Opa. Es war ein Blumenladen. Meine Eltern versuchten meinen Opa zu überreden, den Laden in die Stadtmitte zu verlegen, denn dort würde er sicherlich mehr Gewinn machen. Aber er blieb stur, und ich war ihm dankbar. Er hatte hier sein Leben lang gearbeitet, und ich erinnerte mich an viele hier verbrachte Stunden. Das Dach war aus roten Ziegeln, im Stil, der eher für Europa typisch war. Die Wände waren weiß, und die Fensterrahmen in hellem blau gestrichen. Es hatte etwas Idyllisches an sich. Innen gab es Blumen ohne Ende, und die Holzoptik machte das ganze gemütlich. Eine Bank stand in der Ecke. Ich liebte es früher dort zu sitzen und mir Ninjageschichten reinzuziehen. Jetzt saß ich auch dort und sah meinem Opa beim Blumengießen zu. Als er fertig war setzte er sich zu mir. Es war schon nach Ladenschluss, aber ich wusste, dass er länger im Laden blieb. „Du warst aber schon lang nicht mehr hier.“ Sagte er und sein Gesicht, der von Falten geprägt wurde, kam mir plötzlich so alt und einsam vor, dass mein Herz sich zusammenzog. „Ja, ich sollte dich öfter besuchen. Ich liebe es hier.“ Wir unterhielten uns über alles neue, was passiert war. Mein Großvater versteckte es zwar, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, dass ich ein Junkie war. Einer mit einer Bleistange und einer Maske auf dem Gesicht. „Sag, Haru-chan, hatte Kazuma-kun vielleicht einen Bruder?“ Ich und Kazuma waren hier oft und halfen meinem Opa bei der Arbeit. Aber der Laden hatte diesen schwarzen Schopf schon seit 3 Jahren nicht gesehen, genauso wie ich. Ich schüttelte mit dem Kopf: „Nein, nur eine kleine Schwester.“ (und diese war tot) „Hm.“ Er schien zu überlegen. „Willst du einen Tee?“ „Ja, einen mit viel Zucker, bitte.“ Er ging zu der Theke und verschwand hinter der hölzernen Tür, die sich direkt hinter der Kasse befand. Währenddessen starrte ich auf die Kuckucksuhr und plötzlich fing diese an zu läuten, obwohl es keine volle Stunde war. Ein Kuckuck sprang hinaus, verschwand wieder, sprang wieder hinaus und setzte sein Aufgabe fort, bis er 8 mal „ku-kuck“ sang. Die Uhr lief noch nie richtig, und dafür mochte ich sie: Richtig schrie ich als Kind. Setz deinen Willen durch. Wenn du denkst es ist acht Uhr, dann ist es acht Uhr! Lass dir von niemandem ihre Meinung aufbinden! Mein Opa tauchte wieder auf, mit 2 Tassen Tee. Der Dampf stieg hoch in meine Nase, kitzelte etwas und ich musste unwillkürlich lächeln. „Warum hast du vorhin gefragt, ob Kazuma einen Bruder hatte?“ „Vor kurzem war hier ein Junge. Schwarze Haare, dunkle Augen. Er sah Kazuma ziemlich ähnlich. Ich fragte ihn, ob er einen gewissen Kazuma kannte, aber er verneinte.“ Er nahm einen Schluck vom Tee. Ich war mir sicher er hatte Honig drin, so wie immer. „War ein freundlicher Bursche. Hat gefragt wie das Geschäft so läuft.“ Ich überlegte, ob es Takato sein könnte. Aber es gab zig Leute in Tokio, die Kazuma ähnlich sahen. Aber nicht so ähnlich schien mir jemand zuzuflüstern, aber ich ignorierte komische Stimmen. Wenn man anfangen würde, auf diese zu hören, drohte einem der Wahnsinn und ein Privatzimmer in der Klapse. Als ich aus dem Laden ging, fielen schon wieder Tropfen vom Himmel. Ich packte meinen Regenschirm aus und machte mich auf dem Weg nachhause. Jedoch musste ich aufpassen, dass meine Füße nicht von selbst eine andere Richtung einschlugen, zu einem bestimmten verlassenen Haus. Ich hatte dort nichts verloren. Mir fielen meine Haare auf, die sich wirklich kräuselten, auf eine fast bestialische Weise. Mir war es egal. Meine Haare würden es mir vielleicht übel nehmen, aber ich scherte mich nicht viel um sie (außer der Länge). Und dann dachte ich wieder an Takato (dieser muss aus der Kammer und den Ketten entwischt sein). Was hatte er heute vor, als er mir näher kam? Mir wurde plötzlich warm, obwohl die Luft durch den Regen ziemlich kühl war. Ich hatte Takatos Gesicht vor meinen Augen. Oder war es Kazumas? Ich legte mir eine Hand vors Gesicht. Ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte, Takato als ein Ersatz, als eine Art Wiedergeburt Kazumas zu sehen. Und dann durchfuhr mich ein Blitz, obwohl der Regen ruhig war und es überhaupt nicht gedonnert oder geblitzt hatte. >Wenn es so weitergeht... < dachte ich und hatte Angst den Gedanken zu Ende auszusprechen. >Wenn es so weitergeht, werde ich mich in ihn...< Mir wurde speiübel. Liebe war nichts für mich. Sagen wir, Liebe war nichts für rothaarige Biester, wie mich. Ich wollte nicht. Ich wollte nicht wieder verliebt sein. Das Gefühl war für mich inzwischen zu etwas Abstoßenden geworden. Ich wollte nicht wieder abhängig sein. Allein der Gedanke daran, wieder verliebt zu sein, jagte mir Angst ein. Und diese war viel größer, als die, die ich vor Takato hatte. Und dann fiel mir ein, dass ich vielleicht aus diesem Grund vor ihm Angst hatte. Weil ich mich in ihn verlieben konnte. Nein! Das durfte ich nicht zulassen. Es war Bewunderung und mehr nicht. Mehr durfte es einfach nicht werden. Ich hob meine linke Hand und sah auf den Handrücken. Wenn man genau hinschaute, erkannte man eine kleine Narbe in Form eines Kreuzes. Dieses Kreuz sollte mich an etwas erinnern. Ich hatte es mir vor 3 Jahren eingeritzt und dieses wurde wieder gebraucht. Manche malten sich ein Kreuz auf die Hand, um bestimmte Sachen nicht zu vergessen: Obst zu kaufen, eine Bekannte anzurufen. Mich sollte er daran erinnern, nicht wieder zu lieben. Warum es nicht gemalt war? Weil ein gemaltes schnell verschwindet, meins sollte aber ewig halten. Ebenso hätte ich mir eins tätowieren lassen können. Und plötzlich wurde mir leichter ums Herz. Das Kreuz zu sehen tat gut und ich war mir jetzt sicher, dass ich nicht lieben würde. Zumindest nicht so, wie ich Kazuma geliebt hatte. „Ich sollte ihn ignorieren.“ Sagte ich leise. Genauso wie Ryo, sollte ich auch Takato ignorieren. Das würde ich schon schaffen. Dessen war ich mir sicher. Zu sicher, wie es sich später herausstellte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als der Juli einbrach, wurde Nodame hartnäckiger. „Wir machen gar keine Fortschritte, meinst du nicht?“ ihr Blick war durchdringend und unerschütterlich. Wo ich ihr so in die Augen sah, war ich mir sicher, dass sie Kontaktlinsen trug. Dieses Pink oder Rosa war zu unnatürlich um echt zu sein. Und ob das nun komisch klingt oder nicht: es gäbe keine passendere Farbe für Nodames Augen. „Nodame hat recht.“ Gab Karin von sich und biss ein Stück vom Reisbällchen ab. Ich folgte ihr in dieser Bewegung mit meinen Augen und überlegte. „Haru“, sprach Nodame wieder und zwang mich dazu, sie anzusehen. „Unser Ziel ist es, dich um 180° zu drehen. Oder mindestens 90°, das würde auch reichen.“ Ihr Blick wurde verzweifelt. „Aber unsere Fortschritte betragen maximal 10° und das kommt nur davon, dass du jetzt weißt, wie man sich als Lady benimmt. Aber Haru...“ sie legte mit ihre Hände auf die Schultern und blickte mich ganz verzweifelt und ernst an, als ob das was sie jetzt als nächstes sagen würde, von größter Bedeutung sein würde. „... du musst das Wissen auch anwenden. Von bloßem Wissen, werden es nie mehr als 10° sein, verstehst du?“ „Ja.“ Antwortete ich. Und tief in mir drin tauchte ein winziger Funke vom schlechten Gewissen auf. Ich kippte Wasser darüber, und schon verschwand der Funke. „In einem Monat gehen die Sommerferien los. Bis dahin sollten wir dich um die restlichen 170° gedreht haben.“ „Ich dachte 90 reichen auch.“ Erwiderte ich. „Nein, das nehme ich zurück. Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Ich will die Sache perfekt durchziehen. Weißt du was ich einmal werden will?“ „Was?“ fragte Karin, die unserer Konversation bisher nur beiläufig zugehört hatte. An ihrer Backe klebte ein Korn reis, ich wies sie darauf hin. „Genau das.“ Sagte Nodame und lächelte. Anscheinend dachte sie, dass wir wussten, was sie meinte. Aber das taten wir nicht. „Was das?“ „Na das! Eine Mode- und Stilberaterin. Hilflosen Frauen dazu verhelfen zu richtigen Ladys zu werden.“ Sollte das heißen, ich war hilflos? Ich dachte ich würde lachen, aber ich blieb ernst. „Aha.“ Setzte Karin an. „Gibt es so einen Job überhaupt? Wie würde der Beruf dann überhaupt heißen?“ „Natürlich geht es nicht sofort nach dem Schulabschluss. Erst werde ich ein Make-up-Artist, und dann, wenn ich abhängig genug bin, werde ich zur „Nodame - die Mode- und Stilberaterin“ oder so, den genaueren Namen muss ich mir noch überlegen. Es soll peppig und süß und stilvoll sein.“ Ich hörte ihr zu und überlegte über viele Sachen. Erstens: Nodame – die Mode- und Stilberaterin klang ganz und gar nicht stilvoll. Und zweitens: sie hatte Recht in dem Punkt, dass ich die Regeln endlich einsetzten musste, denn 10° Fortschritt waren nicht einmal sichtbar. Aber es hatte mich gewundert, dass Nodame schon richtige Pläne für ihre Zukunft hatte. Es würde schwierig werden, aber vielleicht würde sie es schaffen, diese durchzusetzen. Ich schaute zu Karin und merkte, dass diese genauso überlegte. Sie hatte auch noch keine Pläne. Und falls doch, dann hatte sie mir nie etwas von diesen erzählt. Ich stand rasch auf und lenkte damit die Aufmerksamkeit meiner beiden Freundinnen auf mich. „Okay, um dir zu zeigen, dass sich die Mühe gelohnt hat, werde ich mich wie eine Lady benehmen, aber erst müsst ihr beide mich umstylen. Denn mein Aussehen und das „Lady-Benehmen“ passen zueinander wie pink und grün (ich fand die Kombination wirklich grässlich).“ Nodame lächelte mich an: „Deine Launen sind ziemlich wechselhaft.“ „Das liegt an meiner Mutter.“ Erwiderte ich. Nodame nahm sicher an, dass meine Mutter genauso launig war wie ich, aber diese Tatsache meinte ich nicht. Meine Mutter war hauptsächlich fröhlich und kaum schlecht gelaunt. Eigentlich hätte ich sagen sollen, dass es an meinen roten Haaren lag, und meine Mutter war für diese verantwortlich und dadurch auch für meine Launen. Aber der Satz wäre lang geworden. Und ich mag lange Sätze nicht. Ob das auch an meinen roten Haaren liegt? ~*~*~//>*<\\~*~*~ Kazuma sagte er liebte meine Haare, ich liebte Kazuma und damit alles was er liebte. Hieß das, dass ich meine roten Haare liebte? Vielleicht. Jetzt jedenfalls nicht mehr. Ich hasste sie, da sie mein Temperament auf das äußerste trieben und mir eine rote Brille aufsetzen. Manche Menschen tragen rosarote Brillen und ich einfach nur rote. Ich sehe alles rot, rot, rot. Vielleicht lasse ich meine Haare rosa färben und sehe alles rosa... Nein, lieber nicht. Dann erblinde ich ja. Und rot zu sehen ist besser als gar nichts zu sehen. ___________________________________________________________ Kommentare, Kritik, Meinungen oder einfache Beschwerden sind willkommen. Kapitel 10: 180° - Teil I ------------------------- Wenn ein Mensch sich verändert, dreht er sich um eine bestimmte Gradzahl – aber nur umgangssprachlich. So sagt man, wenn sich das Leben eines Menschen auf den Kopf gestellt hat, dass sich dieser Mensch um 360° gedreht hat. Aber kommt man da nicht auf derselben Stelle raus? Man dreht sich zwar im Kreis, steht aber im Endeffekt genau dort, wo man das Drehen begonnen hat. Warum sagt man also „sich um 360° drehen“? Es sind 180°, die das Leben und den Menschen selbst am meisten verändern, denn dann ist man auf die gegenüberliegende Richtung gedreht. Und nur dann ist das Leben das totale Gegenteil davon, was es einmal war. Aber kein Leben kann sich komplett ändern, denn dann würde man sogar das Geschlecht wechseln. Aber da Menschen oft zu Übertreibungen neigen, können wir ruhig bei den 180° bleiben, schließlich ist es nur eine Redewendung. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die Musik dröhne laut in ihren Ohren, und das war gut so. Sonst würde sie das Gekreische ihrer Freundinnen, was sie als Gesang bezeichneten, nicht aushalten können. Der Tisch unter ihren Ellenbogen wackelte, weil Nodame darauf saß und natürlich nicht darauf verzichten konnte zur Musik zu tanzen. Nodame und Karin sangen „Guuzen No Kakuritsu“ von Girl next Door. Ob sie dabei die Töne trafen war für die Beiden eher unwichtig, für Haru jedoch nicht. Darum war sie froh, dass sie ausnahmsweise ihren I-Pod mitgenommen hatte und jetzt Dir En Grey auf Lautstärke 35 anhören konnte. Ihr Trommelfell war weniger erfreut. „Haru, Haru, Haru...“ die Rothaarige spürte ein nervendes Tippen auf ihrer Schulter und öffnete die Augen. Karin starrte sie aus einer Entfernung von weniger als 20 cm an. Nodame schrie immer noch den japanischen Songtext: „????????.“ Und falls sie ein paar Zeilen nicht kannte erklang ein lautes und schiefes „Lalalaaaaaaaaaa“. Haru fragte sich, ob sie heute nicht das Gebäude verwechselt hatte und nicht gerade in einem Irrenhaus gelandet war. Aber nein, die Umgebung sah nach Schule aus. „Haaaaaruuuuuu!“ „Ja doch, ich höre dich!“ schrie Haru lauter als gewollt, da die dröhnende Musik ihre eigene Stimme übertönte. Karin fasste sich an den Ohren: „Schrei nicht so!“ „Dasselbe könnte ich auch sagen.“ Sie zog die kleinen Ohrstöpsel aus ihrem geschädigten Gehörorgan raus. „Was ist?“ Karin blickte sie überrascht an: „Eh... Was war es denn noch mal?“ sie richtete sich auf und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als ob es ihr helfen würde sich zu erinnern. „Was war’s denn, was war’s denn?“ sie tippte sich auf das Kinn. „Aaaaah, es war was Wichtiges. Es liegt mir auf der Zunge.“ Sie kniff die Augen zusammen und legte 2 Finger auf die Schläfen. Haru wurde langsam ungeduldig. „Laaalalalalaaaaa, shalala.“ „sang“ Nodame und hüpfte vom Tisch, um mit den Hintern wackeln zu können. „Ich hab’s!“ Karin schlug die Faust in die Hand. „Rate mal was nächste Woche ist?“ „Keine Ahnung. Ein Meteorit, mit Aliens besetzt, landet auf der Erde und wir werden von den Monstern gefressen?“ „Eh... Nein. Wie kommst du denn darauf? Egal.“ Sie winkte schnell ab. „Ah!“ >Ah? Ah ist nächste Woche? Na so was, wer hätte das gedacht?!< „Ich habe heute Mathenachhilfe.“ Setzte Karin aufgeregt fort. Haru starrte sie ungläubig von unten an. Ihre Freundin überlegte und bewegte ihre Lippen, als ob sie ihre Gedanken laut aussprach, allerdings ohne ein Laut von sich zu geben. „War vielleicht dein Bento verdorben?“ Haru wurde langsam nicht nur ungeduldig, sondern noch wütend dazu. Karin war nicht das schlauste Mädchen gewesen, das ihr je über den Weg gelaufen war, aber manchmal benahm sie sich wie eines. Einige Menschen besaßen die Gabe dumm zu sein, ohne dabei so zu wirken. Manchmal gelang es auch Karin. Ja, und manchmal war sie sogar richtig intelligent. Aber nicht in dem Moment. Nein, in diesem Moment überhaupt nicht. „Und noch mal von vorne.“ Gab Nodame plötzlich von sich und fing an, das Lied von neu zu singen. Haru legte sich verzweifelt eine Hand an die Stirn. „Bento?“ reagierte Karin endlich, allerdings 5 Sekunden zu spät. „Ah, da wir gerade von Bento reden (taten sie eigentlich nicht), nächste Woche ist dein Geburtstag.“ >Ah, Bento und mein Geburtstag, das passt zusammen, wie Schokolade und ein Teilchenbeschleuniger LHC. Also gar nicht.< „Was? Ehrlich?“ mischte sich Nodame ein, die (endlich) aufhörte zu singen. „Dann müssen wir uns ja beeilen.“ „Womit?“ fragte Haru weniger neugierig und stützte ihren Kopf auf eine Hand. „Na mit dem „Wie-werde-ich-zur-einer-Lady-Plan“.“ „Ach das? Und warum haben wir es so nötig, damit fertig zu werden?“ „Na weil es ziemlich doof wäre, wenn du in deinem jetzigen Zustand an die Öffentlichkeit treten würdest. Es werden doch sicherlich viele wichtige Leute bei der Party anwesend sein, und das könnte peinlich werden.“ >Danke. < dachte Haru. Wenn sie wollte, konnte sie sich wie eine Dame benehmen. Das Problem war jedoch das Wort „wollte“. „Du hast Recht.“ Stimmte Karin ein. „Es wäre allgemein super cool, wenn wir alle bei der Geburtstagsparty mit Harus neuem Ich umhauen. Das wäre das Ereignis des Jahres.“ Etwas übertrieben aber doch wahr. Karins und Nodames Augen strahlten, Haru schien weniger überzeugt. Sollte sie schon so bald Röcke tragen? >Scheiße. < dachte sie. Leider war sie noch nicht so weit, solche Wörter aus ihrem gedanklichen Wortschatz zu streichen. Nur aus dem „laut-gesagtem“. „Lasst uns mal sehen: dein Geburtstag ist am 16. Das ist ein Freitag. Ach tu Kacke! Das ist auch der letzte Schultag. Perfekt! Damit feiern wir also auch den Beginn der Sommerferien. Du musst also auch sommerlich aussehen!“ Nodame klang nicht nur so, sie WAR begeistert. „Sommerlich?“ Karin verzog ihr Gesicht zu einer verzogenen Miene. „Zu Haru passt Frühling.“ Die Rothaarige wusste gar nicht, dass Jahreszeiten auf irgendeine Weiße zu Menschen passen konnten. „Ah, da hast du allerdings recht.“ Nodame setzte sich nachdenklich auf einen Stuhl und schien nach einer Lösung zu suchen. >Als ob es hier um Leben und Tod geht. < dachte Haru. Sie ließ ihren Blick von einer zur anderen Freundin schweifen und wartete darauf, womit die Beiden als nächstes rausplatzen würden. „Egal.“ Sagte Karin plötzlich. „Jetzt ist etwas anderes wichtig.“ Ihre strahlend blauen Augen fixierten Haru. Plötzlich fühlte sich die Rothaarige etwas unsicher. Ihr war klar, dass ihre Freundin etwas von ihr erwartete. „Haru. Erinnerst du dich an all die anstrengenden, blut- und schweißkostenden Stunden, in denen wir dir beigebracht haben, wie sich eine Lady benimmt?“ Nodame nickte hastig, als ob sie gefragt wurde. Der ihr bisher unbekannte Zustand von Karin, jagte ihr Angst ein. Haru schien aber dagegen gelassen. „Ja.“ Kam es kurz und knapp von der letzteren. „Bis zu deinem Geburtstag musst du all diese Regeln anwenden, auf deine Sprache achten und vor allem - und das ist wirklich das allerwichtigste – darfst du weder Streit noch Prügel anfangen. Haben wir uns verstanden?“ Nodame nickte wieder. „Natürlich.“ Sagte Haru mit einem überzeugten Lächeln im Gesicht. „Bis dahin darfst du dich auf den Freitag freuen. Denn dann wird sich dein Leben um 180° drehen.“ >Ich darf mich freuen? Darf ich mich denn auch NICHT freuen? Das tue ich nämlich gerade. < Aber was sollte sie schon gegen das Schicksal und ihre Freundinnen ausrichten? Sie wollte es selbst so, und nun hatte sie den Meteorit, mit Haru-fressenden Aliens besetzt. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Karin fiel seit den letzten Tagen etwas auf. Sie war sich nicht sicher, darum wollte sie erst mal genauer beobachten, bevor sie irgendwelche Schlüsse daraus zog. Leider war das im Unterricht nicht möglich, da alle nur dasaßen und dem Lehrer zuhörten. Enttäuscht und verzweifelt seufzte sie. Sogar wenn im Unterricht was los wäre, Ryo saß direkt vor ihr und versperrte ihr die Sicht. Und dann passierte etwas Unerwartetes: es passierte nämlich etwas!!! Die Annahme, dass im Unterricht nichts los sein konnte nahm sie sofort zurück und beobachtete, wie Takato sich zu Haru umdrehte und sie etwas fragte oder ihr etwas sagte oder ihr ein Lied sang... Verdammt, von hier hinten konnte sie nichts hören. Sie beugte sich etwas mehr zur Seite, um mehr sehen zu können. Warum musste sie so klein und Ryo so groß sein? Takato grinste. Aus irgendeinem Grund gefiel ihr sein Lächeln nicht. Es war viel zu überzeugt, als ob er den Menschen vor sich genau durchschauen konnte. Verflucht. Wenn sie doch nur hören konnte, worüber sie reden. Sie beugte sich leicht nach vorn und spitzte ihre Ohren. „Bist du sicher?“ kam es an ihre Ohren. „Sakurako-san, darf ich fragen, was sie da machen?“ Karins Gesicht erstarrte in einer entsetzten Miene. Ryo, genauso wie der Rest der Klasse, drehte sich um blickte sie verwundert an. Sie hing mit halbem Oberkörper seitlich über den Tisch und streckte sich gleichzeitig nach vorn. Von der Seite sah das etwas fragwürdig aus. „Haben Sie von so weit hinten vielleicht Probleme mich akustisch zu verstehen? Soll ich sie nach vorne setzten, damit sie mich besser verstehen können?“ Der Lehrer klang nicht sauer, eher besorgt. Anscheinend nahm er an, dass Karin leicht taub war. Sie lachte nervös: „Es ist alles in bester Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Sie setzte sich wieder aufrecht, und lächelte alle mit einem Lächeln an, das ihnen versichern sollte, dass alles wirklich in bester Ordnung war. Innerlich fluchte sie. Sie konnte nicht mithören, worüber Takato und Haru geredet hatten. Seit ein paar Tagen benahmen sich die Beiden eigenartig. Na ja, Takato war derselbe. Aber Haru schien ihm aus dem Weg zu gehen. Wann immer er sie ansprach, gab sie immer nur kurze Antworten und ging mit irgendwelchen Ausreden fort. Und was ihr besonders auffiel, war dass Haru ihm nicht in die Augen blickte. Jedes mal ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und wich damit seinem aus. So ein unsicheres Verhalten war ihr von Haru total unbekannt. Zwar merkte sie, dass Haru sich Takato gegenüber schon immer anders benahm, aber nie wich sie jemandes Blicken aus. Es musste etwas vorgefallen sin. Und was genau es war, war jetzt ihre Aufgabe herauszufinden. „Okay!“ sie ballte eine Hand triumphierend zur Faust. Plötzlich wurde sie von der Seite berührt. Sie drehte sich um und sah in besorgte Augen, eines ihrer Klassenkammeraden: „Ist auch wirklich alles in Ordnung?“ fragte er und blickte ihr mitleidvoll und tief in die Augen. Karin gab ihm das strahlendste Lächeln, das sie parat hatte. Er wurde leicht rot und zog seinen Arm unsicher zurück. „Alles bestens. Ich habe nur überlegt.“ Versicherte sie ihm und blickte wieder nach vorn. Noch während der ganzen Stunde warf der Junge ihr schüchterne Blicke rüber, die sie jedoch übersah. Der Arme! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Was war denn jetzt los? Warum drehte er sich um? Sie hatten Stunde verdammt, und da redete man nicht. Hatte sie nicht einmal im Unterricht Ruhe vor ihm? „Kann ich dich nach dem Unterricht sprechen?“ „Warum denn nach dem Unterricht? Warum sagst du nicht jetzt, was dir auf der Seele liegt?“ Haru hob ihren Blick nicht vom Buch ab. „Nun, es ist etwas länger.“ Nun richtete sie ihren Blick nach oben, wich mit ihm aber sofort zur Seite, als sie merkte, dass er ihr direkt ins Gesicht blickte. Aus dem Augenwinkel merkte sie jedoch, dass er anfing zu grinsen. „Tut mir leid, ich muss danach zum Teeklub.“ „Es dauert nicht lang.“ „Hä?“ sie blickte ihn scharf an. >Verdammt. Nicht in die Augen gucken. < Sie räusperte sich und schaute wieder zur Seite: „Du hast doch gerade gesagt, dass es etwas länger ist.“ „Nun, zu lang um im Unterricht besprochen zu werden, aber kurz genug, damit du noch rechtzeitig zu deinem Klub kommst.“ Sie wurde unsicher. Sie wollte wissen, was er ihr zu sagen hatte, aber das durfte sie nicht. Es war das Beste, ihm einfach aus dem Weg zu gehen. Sie beschloss ehrlich zu sein: „Eigentlich, interessiert mich gar nicht, was du sagen willst.“ „Bist du sicher? Du scheinst ziemlich neugierig.“ Sie fuhr mit den Augen hoch, wich seinen Blick diesmal aber nicht aus. Dass ihre Klassenkammeraden sich alle nach hinten zu Karin umgedreht hatten, bemerkten die Beiden nicht. Als sie auf seine schwarzen Augen traf, durchfuhr sie ein Blitz. Ein Blitz der Unsicherheit und des Wunsches wieder wegzusehen. Aber, so konnte es nicht ewig gehen. Sie durfte sich nicht so von ihm beeinflussen lassen. Er grinste immer noch und starrte sie ununterbrochen an. >Er kann meine Gedanken lesen. < dachte sie, schob aber den absurden Gedanken beiseite. Nervös tippte sie auf den Tisch und wartete bis er wegsah. Dieses hatte er jedoch nicht im Geringsten vor. Stattdessen kam er ein Stückchen näher. Das ganze wurde allmählich zu einem Spiel: wer sieht zuerst weg. Millisekunden vergingen, kamen ihr jedoch vor wie Stunden. Seine schwarzen Augen schienen sie zu verschlingen und kamen ihr gleichzeitig wundervoll vor. >Was? Wundervoll? Von wegen! Grässlich wäre passender gewesen. < Genau. Grässlich. Sie musste sich vorstellen, dass er keine Anziehung sondern Abstoßung auf sie ausübte. Sie verengte ihre Augen zu kleinen Schlitzen, ihre Augen funkelten wütend. „Deine Augenfarbe gefällt mir.“ Sagte er plötzlich. Haru riss ihre Augen auf, schnappte nach Luft und sah weg. Er grinste jetzt umso mehr. >Mist. Ich hab verloren. < dachte Haru verzweifelt und wagte nicht hochzusehen. Plötzlich fühlte sie, wie Takato ihr einen Finger ganz leicht auf das Kinn legte und ihren Kopf hob. Sie riss ihre Augen doch wieder auf und erstarrte am ganzen Körper. „Hör auf deine Augen vor mir zu verstecken.“ Sagte er. Jedoch war sein Grinsen plötzlich gewichen. Er klang ernst, fast schon finster. Sie schlug seine Hand weg und atmete wieder schneller. Was sollte das? Als sie wieder nach vorne blickte hatte er sich umgedreht und schrieb in sein Heft. Ihr Atmen beruhigte sich wieder. Vielleicht würde er sie jetzt in Ruhe lassen. Ihr Herz fühlte sich plötzlich so an, als ob es sich zusammenzog. >Blödes Herz. Hat dich jemand gefragt? < ~*~*~//>*<\\~*~*~ Ryo wünschte sich woanders zu sitzen. Was sollte bitteschön gerade die Szene vor ihm? Wenn sie so scharf aufeinander waren, sollen sie in eine Besenkammer gehen und nicht sich mitten im Unterricht, und nicht auch noch direkt vor ihm – das ist ja das größte Verbrechen – befummeln. Befummeln war natürlich übertrieben, aber er war wütend. Und wenn man wütend ist, dann dreht man die Tatsachen in eine krassere Richtung. Haru und Takato kotzten ihn an. Erst befummelten sie sich im Schulkorridor und nun sogar im Unterricht. >Nimmt euch ein Zimmer... oder eine Besenkammer. Was auch immer, aber hört auf, mein Essen in eine Richtung zu treiben, die 180° von der entfernt liegt, die es eigentlich einschlagen sollte. < Was er damit meinte, war einfach: Bringt mich nicht zum Kotzen! Plötzlich war ihm danach, dem rothaarigen Biest eine reinzuhauen. Und Takato noch dazu. Sollte er Haru einen Zirkel von hinten reinpieksen? Das wäre fies, aber genau richtig um seine Wut abzubauen. Als er das Gerät gerade ausgepackt hatte, klingelte die Schulglocke. Am Liebsten hätte er laut losgeschrien. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru stürmte sofort aus dem Zimmer ohne auf Karin zu warten. Falls Takato immer noch mit ihr reden wollte, dann sollte er es sich am Liebsten abschminken: >Ich bin jetzt nämlich weg! < Hätte sie wohl gern. Takato stürmte ebenfalls gleich aus dem Zimmer und da er weiter vorne saß, stellte er sich direkt vor sie in den Türspalt. Sie blieb abrupt stehen. „Lass mich durch!“ Hinter ihnen baute sich eine Schlange von Schülern, die ebenfalls raus wollten. „Natürlich.“ Erwiderte Takato. Plötzlich beugte er sich vor, packte Haru und hob sie auf seine Schulter. Das passierte so schnell, dass sie nicht einmal mit der Wimper zucken konnte. „Du verdammter...“ schrie sie los. „Lass mich los!“ Sie strampelte wild mit den Beinen, dieses hatte jedoch wenig Auswirkung. Ihre Klassenkammeraden pfiffen, als Takato, mit Haru auf der Schulter, aus dem Zimmer schritt. Karin packte hastig ihre Sachen zusammen und ließ beinahe die Bücher fallen, als sie im Eiltempo den Beiden hinterherlief. „Ich bring dich um.“ „Oh, ich hab Angst.“ „Soll ich es hier und jetzt tun?“ „Leg los!“ Haru schlug mit einer Faust auf Takatos Rücken. Er zuckte nicht einmal. Sie schlug noch mal, aber auch der Schlag hatte wenig Wirkung gezeigt. Plötzlich packte er sie fester und sie fühlte, wie er sie ruckartig anhob. Als nächstes sah sie sich auf einer Bank auf dem Schulgelände platziert. Sie versuchte auszureisen, Takato drückte sie aber gegen die Bank: „Entweder reden wir jetzt friedlich oder ich zwing dich dazu.“ „Was ist denn bitteschön so wichtig, dass du mich sogar aus dem Klassenzimmer schleppst? Es ist gar nicht deine Art so etwas zu tun.“ „Ach ja? Und das sagst du, weil du mich 100%ig kennst.“ „Lass mich los. Ich muss zum Klub.“ Aber er hatte nicht vor loszulassen, also hatte sie keine andere Wahl als mit ihm zu reden. Allerdings konnte sie sich nichts vorstellen, was wichtig genug wäre um sie aus dem Klassenzimmer zu schleppen. Aber vielleicht hatte der Kerl sie einfach nicht mehr alle. Ja, das musste es sein. „Okay, erzähl.“ Sagte sie seufzend. „Was ist denn so wichtig?“ „So wichtig ist’s eigentlich gar nicht.“ Haru konnte ihren Ohren kaum glauben. „Dann will ich gar nicht wissen, wie du handelst, wenn es wirklich wichtig ist.“ „Stimmt, das willst du gar nicht wissen.“ Sagte er ernst und sie schenkte ihm ein zynisches Lächeln. „Ich wollte dich was fragen.“ Er ließ sie langsam los, darauf achtend, dass sie nicht ausriss. „Warum gehst du mir aus dem Weg?“ Sie stieß einen Lacher aus. „Das bildest du dir ein, ich gehe dir nicht aus dem Weg.“ „Natürlich.“ Er lächelte, wurde aber im nächsten Moment ernst. „Ich bin doch nicht blöd. Was ist los, verdammt?“ „Was spielt es denn für eine Rolle? Wir sind weder Freunde noch ein...“ sie stockte. „...noch ein Paar. Schon klar. Rede weiter!“ Sie schaute ihn ein paar Sekunden lang ernst an, bevor sie Luft holte um weiter zu reden. Was sollte sie überhaupt sagen, um ihn loszuwerden? Er sollte verschwinden, am liebsten gleich ganz vom Planeten Erde. „Ich kann dich nicht leiden! Darum geh ich dir aus dem Weg. Zufrieden?“ „Nein. Ganz und gar nicht zufrieden.“ Er drückte sie wieder wütend gegen die Rücklehne, so dass sie das Holz fest in ihrem Rücken spürte. „Was erwartest du dann?“ „Dass du mir die Wahrheit sagst.“ „Das war die Wahrheit.“ Als sie das sagte, spürte sie, wie er sie noch fester drückte. Es war nichts neues, das er ihr wehtat, aber diesmal war ihr der Grund nicht einmal ganz klar. „Wenn du jemandem nicht leiden kannst, weichst du nicht seinen Blicken aus.“ „Oh, und das sagst du, weil du mich 100%ig kennst?“ sie versuchte sich aus seinen Griff zu befreien. Sie schaute ihm schon viel zu lange in die Augen, konnte es sich aber auch nicht leisten, seinen Blicken auszuweichen. Er hatte Recht: wenn sie jemanden nicht leiden konnte, wich sie seinen Blicken nicht aus. Eher andersrum: sie zeigte mit dem Blick, dass sie diese Person nicht ausstehen konnte. Aber das musste Takato ja nicht wissen. Aber Verdammt! Woher wusste er es dann trotzdem? „Ich kenn dich gut genug. Und nun nenn mir den Grund. Es treibt mich nämlich in den Wahnsinn, wenn Leute grundlos den Schwanz einziehen, wenn sie mich sehen.“ „Schwanz einziehen? Denkst du ich hab Angst vor dir?“ „Ja! Das hast du nämlich selbst mal gesagt.“ Scheiße. Ertappt. Sie senkte ihren Kopf. „Also, sag mir jetzt warum.“ Haru blieb stumm, als ob sie ihn nicht gehört hatte. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, weil ihre Haare es verdeckten. „Warum?“ er schüttelte sie, auf eine nicht gerade sanfte Weise. Man konnte meinen, so behandelt man keine Mädchen, aber Haru wollte sowieso nicht wie etwas Schwächeres behandelt werden. Es war ihr also Recht so. Oder nicht? „Ich hab dir doch gesagt...“ ihr Ton war leise und etwas zittrig. Sie verlor ihre Geduld. Er sollte sie doch einfach nur in Ruhe lassen. „...ich kann dich nicht leiden. Ich hasse dich, bis auf die Knochen. Wenn ich nur dein Gesicht sehe, würde ich am Liebsten die Flucht ergreifen.“ Takato riss seine Augen ungläubig auf. Für einen kurzen Moment spürte sie, wie sein Griff lockerer wurde, jedoch nur kurz, denn im nächsten Moment packte er sie wütend. „Und nennst du mir auch den Grund, warum du mich hasst?“ sein Gesicht war finster und seine Augen schienen sogar dunkler als sonst. Haru sagte nichts. „Na los!“ Er schrie. Haru hatte ihn noch nie so schreien gehört. Er war doch immer gelassen. Was war aus ihm geworden? Sie hatte ihn komplett falsch eingeschätzt. „Warum, verdammt? Hast du die Zunge verschluckt?“ „Ich weiß es nicht, okay? Ich weiß gar nichts mehr. Bitte, lass mich einfach in Ruhe. Ich möchte dich nicht mehr sehen.“ Takato erstarrte und schaute sie ungläubig an. Er ließ sie los. „Wenn das so ist. Bitte... kannst du haben. In der Schule musst du aber leider noch mein Gesicht ertragen. Tut mir leid für dich.“ Er blieb noch einen kurzen Moment vor ihr stehen und als sie nichts sagte, schritt er hastig davon. Sie blickte ihm nicht hinterher – sie hatte es gerade mit dem schlechtem Gewissen zu tun. Eigentlich hatte er ihr nichts getan. Aber sie musste ihn fern halten, damit er aufhörte, sie an Kazuma zu erinnern. Ihr fiel plötzlich auf, dass er charakterlich ganz anders war. Aber das Äußere war wie ein Spiegelbild. Sie hörte ein Rascheln rechts von sich. Als sie in dir Richtung blickte, sah sie einen Schwarzen Schopf zwischen den Büschen bewegen. „Karin?“ Die Gestalt hielt inne. „Karin, ich seh’ dich.“ Die Schwarzhaarige könnte sich selbst verfluchen. Mit schuldigem Blick richtete sie sich auf. „Tut mir Leid, ich fragte mich was los war und hab das Gespräch zufällig mitbekommen.“ Sie fuhr nervös mit einem Fuß einen Bogen auf dem Boden. Ihr Blick war auf die Erde gehaftet. Haru fuhr sich seufzend durch die Haare. „Schon gut. Komm, wir müssen zum Klub.“ „Aber...“ sie blieb an der Stelle stehen. Anscheinend hatte sie zu dem gerade Geschehenen noch etwas zu sagen. „War das nicht etwas hart? Ich meine, du hast ihn dadurch vielleicht verletzt. Er sah ziemlich wütend aus.“ „Erstens: Er ist wütend? Dann ist es doch prima. Zweitens: Lass es mal meine Sorge sein.“ „Aber...“ „Kein aber. Glaub mir, es ist besser so.“ Auf dem Weg zum Raum, sagte Karin nichts mehr, obwohl es so viel gab, was sie sagen wollte. Sie glaubte zu wissen, warum Haru Takato aus dem Weg ging und doch verstand sie es nicht. Ihre Freundin tickte anders, als sie es von normalen Menschen kannte. Vielleicht würde sie sich mit der Zeit wieder einkriegen. >Hoffentlich. < dachte sie. Takato wäre nämlich genau richtig für sie, weil er der Einzige Mensch außer Harus Vater war, der Haru unter Kontrolle haben konnte. Aber eigentlich gab es noch einen weiteren Grund, warum sie wollte, dass Haru und Takato ein Paar würden. Jedoch war dieser Grund selbstsüchtig und egoistisch und außerdem dürfte sie ihn gar nicht in Betracht ziehen. Sie sollte Ryo vergessen, und sollte aufhören daran zu denken, dass er sich zu Haru auf eine besondere Weise hingezogen fühlte. Sogar wenn es so wäre, Haru würde noch lange nicht etwas mit ihm anfangen. Vielleicht, und das hoffte sie stark, bildete sie sich Ryos Zuneigung aber auch nur ein. >Hoffentlich. < dachte sie zum 2. Mal. Aber der Glaube überwiegte die Hoffnung. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als Haru an diesem Tag nach hause lief, ertönte in einem Laden ein Lied. Sie verstand es nicht und war sich auch nicht sicher in welcher Sprache es gesungen wurde. Eigentlich achtete sie nicht einmal richtig darauf. Der Laden war eine Kneipe, mit deutschem Bier. Das Leid hieß 180 Grad, der Interpret: Michael Wendler. Das Lied klang scheußlich, zumindest für Haru. Die älteren, europäisch aussehenden Leute die drin saßen, schienen es zu mögen. Was Haru in diesem Moment nicht wusste, war die Tatsache, dass der Titel des Liedes ihr baldiges Leben beschreibe würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Karin machte an diesem Tag auch eine Begegnung. Aber nicht mit deutscher Volksmusik, sondern mit einem Dieb. Der Dieb war anscheinend ein Kuchenfetischist, genauso wie Karin. Gerade in dem Moment als sie aus ihrer Lieblingsbäckerei schritt und den süßen Duft der Kuchenstückchen wohltuend einatmete, ergriff jemand die Schachtel, in der die Leckereien ordnungsgemäß gelagert waren und riss sie dem schwarzhaarigen Mädchen aus der Hand. Erst blickte sie überrascht auf die Hand, in der noch vor kurzem die Schachtel war, bis sie die Lage realisierte und losschrie: „Haaaaaaaaaaaaaaaalt!“ Mit schnellem Trappeln lief sie dem Übeltäter hinterher, allerdings erwies es sich schwerer als gedacht, denn die Menschenmassen in Tokio sind nicht gerade für ihren Mangel berühmt. Immer noch schrie sie dem Dieb hinterher: „Bleib stehen, du blöder Dieb!“ Niemand, aber wirklich NIEMAND durfte Karins Kuchen klauen. Es war dasselbe, wie einem Kampfhund sein Futter wegzunehmen. Langsam verlor sie ihn aus den Augen und das durfte einfach nicht passieren. Doch da kam ihr eine, ihrer Meinung nach, brillante Idee. Sie zog ihren Schuh aus, zielte genau indem sie ein Auge schloss und das andere konzentriert verengte. Ausholen, werfen... „Verdammt!“ Der Schuh flog in einem geraden Bogen nach unten, kaum 5 Meter von ihr entfernt. Der Dieb war aber in 30 Meter Entfernung. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ schrie sie zornig indem sie jetzt mit nur einem Schuh lief, und beim Vorbeilaufen den anderen gekonnt schnappte. Langsam kam sie aus der Puste, ihre Wangen färbten sich rot und die Haare wurden durch den Wind zerzaust. >Superman, bitte zur Hilfe! < dachte sie innerlich und was in den nächsten Augenblick passierte, hielt sie kaum für möglich. Erstaunt riss sie ihre Augen und beobachtete ein unglaubwürdiges Schauspiel: Superman kam angeflogen, mit einer geballten Faust voran und landete direkt vor dem... Hä? Was ist das denn für ein grünes Monster? Und warum muss man überall in Tokio riesige Bildschirme aufstellen, in denen Ausschnitte aus amerikanischen Filmen liefen? Superman kam also nicht zur Hilfe, sondern wurde nur auf einen Bildschirm gezeigt und so war sie auf sich allein gestellt und lief weiter. Die schwarze Mütze, die der Kuchendieb aufhatte, war kaum noch zu sehen und die Massen wurden immer dichter. Plötzlich wurde sie von hinten gestoßen und fiel beinahe um. Als sie ihren Blick hob, sah sie einen Mann laufen. Richtig laufen. Rennen! >Oh mein Gott, Superman! < Natürlich war es kein Superman, aber immerhin jemand der sich dafür entschied, der kleinen Karin zu helfen. In einem Eiltempo holte er den Dieb im Nu ein und riss ihn zu Boden. Als das passierte, quiekte Karin erfreut auf und lief zu den Beiden. Sie lächelte und ihre Wangen waren immer noch gerötet. Doch als sie die Beiden sah, die sich urplötzlich in ihren Tagesablauf eingemischt hatten, verschwand das Lächeln. „Tatsuja?“ Superman war kein Clarke Kent. Es war Tatsuja. „RIKU?????“ der Kuchendieb war ein Junger Mann, der bunte Haare hatte, die gerade zum Vorschein kamen, da die Mütze irgendwo einsam auf den Boden lag und darauf wartete aufgehoben zu werden. „Karin?“ ertönte es von den Beiden gleichzeitig. Riku blickte erst auf Karin, dann auf dem Beutel. „Dann hab ich ja...“ „Ja, das hast du, du Idiot.“ Tatsuja haute ihm eine auf die Birne. „Karin-chan, es tut mir ja so Leid. Ich wusste nicht, dass du es bist.“ „Ihr Beide... erklärt mir jetzt mal die Lage. Was sollte das gerade werden?“ „Warum muss ich bezahlen?“ sie saßen in einem Cafe und es stellte sich heraus, dass weder Riku noch Tatsuja Geld dabei hatten. „Und was sollte das vorhin verdammt noch mal werden? Werdet ihr es mir jetzt erzählen, oder soll ich das Ganze erst Haru berichten?“ „Bitte, alles nur nicht das.“ Riku klang wehleidig. Tatsuja schlürfte allerdings unbeeindruckt an seinem Milchshake und hatte seine Augen auf Karin gesetzt. „Also, warum klaut ihr Kuchen?“ „Äh...“ Riku setzte an. „Äh...“ er setzte noch mal an. „Ääääh....“ „Nun red doch endlich!!!!“ Karin verlor die Geduld. Sie packte einen zermatschten Kuchen (der Sturz war für die Kuchen nicht folgenlos) aus, piekste ihn gierig mit einer Gabel auf und stopfte sich ein riesiges Stück in den Mund. Das beinahe schon barbarische Schauspiel verschlug Riku noch mehr die Sprache. „Nicht wir klauen Kuchen, sondern unser Sindbad hier.“ Er deutete auf Riku, der immer noch ungläubig auf die mampfende Karin starrte. „Ich hab ihn nur aufgehalten, ich bin also der Gute hier.“ „Supa-määään!“ sagte Karin plötzlich mit vollgestopften Mund, senkte dann aber ihren Kopf beschämt nach unten. Nun blickte auch Tatsuja überrascht. Das Mädchen schien nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Schnell aß sie den Kuchen auf, wischte sich über den Mund und blickte die beiden ernst an. „Selbst wenn es so ist, warum klaut Riku Kuchen?“ „Ich mag Kuchen.“ „Kauf dir welchen!“ „Ich hab kein Geld!“ „Geh arbeiten!“ „Tu ich doch.“ „Und warum hast du kein Geld?“ Eine Pause entstand. Karin war immer noch ernst und lehnte sich nach vorne gebeugt auf den Tisch. Riku wurde langsam wütend: „Hey, weißt du was? Ich schulde dir keine Rechenschaft! Du bist reich, du weißt nicht, wie es ist ein normaler Mensch zu sein. Dann wird dir halt dein Kuchen geklaut, du hast noch genügend Geld um neuen zu kaufen!“ „Es geht doch nicht um die Kuchen (Doch! Eigentlich schon!). Es geht mir darum, dass du klaust. Du machst dir das Leben kaputt.“ „Was weißt denn du schon vom Leben?“ schrie er zornig und Karin zuckte erschrocken zusammen. „Du kriegst doch alles, was du dir je wünschst. Weißt du, wie es ist, wenn man für ein paar bescheuerte Kuchen sparen muss?“ Karin senkte ihren Kopf. Kleine Tröpfchen stiegen in ihre Augen. Als Riku es bemerkte bereute er seine Worte. „T-Tut mir Leid. Das hab ich nicht so...“ „Schon gut!“ sie hob wieder ihren Blick. Doch Tatsuja, der den Streit wieder unbeteiligt mit anhörte, bemerkte, dass ihre mit Tränen gefüllten Augen etwas Spitzes an sich hatten. Das Mädchen schaute unerschütterlich und voller Entschlossenheit. Doch gleich im nächsten Augenblick brach sie im wehleidiges Heulen aus. „Du bist ein Blödmann!“ Sie stand auf, ergriff ihre Tasche und schlug im Vorbeilaufen Riku auf die Stirn. Dieser erstarrte. Tatsuja lächelte. „Sie hat Recht.“ Er stand auf, schlug Riku auf den Hinterkopf und lief Richtung Ausgang, wo Karin ein paar Sekunden zuvor hinausgestürmt war. „Hey, warte mal!“ schrie er und versuchte sie einzuholen, was ihm auch gelang. Als er auf selber Länge mit ihr lief, beobachtete er, wie sie sich Tränen aus dem Gesicht wischte. „Ich bin eine Heulsuse.“ Sagte sie. „Stimmt.“ Bestätigte er. Sie schenkte ihm einen wütenden Blick und setzte an Geschwindigkeit zu, indem sie zornig mit den Füßen stampfte. Tatsuja fiel es nicht schwer mit ihr mitzuhalten. Amüsiert beobachtete er, wie sie versuchte eine wütende Grimasse aufzusetzen. „Was willst du?“ sie blieb abrupt stehen und Blickte ihn scharf an. Als sich ihre Blicke trafen, musste er unwillkürlich grinsen. Ihre Wangen waren immer noch rot gefärbt. Mit ihrem verheulten Gesicht und den zerzausten Haaren sah sie aus, wie ein trotziges Kleinkind. Ihre kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, ihr Atem ging hastig. „Willst du auch mal was sagen, oder nur starren?“ Sie riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Grinsen wurde schwächer, jedoch sagte er immer noch nichts. Sekunden des Schweigens verstrichen. Die Sonnenstrahlen hüllten die Umgebung in ein Spiel aus Licht und Schatten. Auf Karins Gesicht bildete sich ein Lächeln: „Ah, verstehe.“ Sie kam etwas näher und blickte Tatsuja direkt in sein Gesicht. Jedoch war es etwas anstrengend, er war gut einen Kopf größer als sie. „Du stehst auf mich.“ Ihr Lächeln wurde breiter und ihre Augen verengten sich zu gehässigen Schlitzen. Tatsuja riss seine Augen überrascht auf. „Was?“ „Na klar, warum läufst du mir sonst hinterher?“ Tatsuja kam ihr ebenfalls einen Schritt näher. Sie musste ihren Kopf noch höher reisen. „Eigentlich stehe ich nicht auf Kleinkinder. Wäre ja illegal.“ Sein Grinsen erschien wieder und als sie anfing wieder wütend zu schnauben musste er sich zusammenreißen um nicht loszulachen. Überraschenderweise ging sie jedoch wieder zurück, stellte sich stolz hin und sagte mit einem hohen Ton: „Fein.“ „Fein.“ Sagte Tatsuja leise, ohne es selbst zu realisieren und im nächsten Moment schritt das Mädchen schon wütend davon. Er blickte ihr hinterher, wie sie sich dem Straßenrand näherte. Entweder war sie blind oder blöd, aber sie bemerkte nicht, dass die Ampel vor ihr rot war. Jedenfalls ging sie schnurstracks gerade auf die Straße, ohne um sich zu schauen. „Du solltest...“ setzt er an und wollte sie warnen, doch im nächsten Augenblick sah er schon ein Auto auf sie zurasen. Das schwarzhaarige Mädchen reagierte jedoch nicht und setzte ihren dramatischen Gang fort. Was danach geschah, passierte innerhalb von Sekunden. Das rote Auto kam immer näher. Tatsuja rannte los, um das Mädchen noch irgendwie zur Seite zu reißen. Die Räder quietschten, als der Fahrer den Passanten vor sich bemerkte. Jedoch zu spät. Sie riss ihren Kopf ruckartig zur Seite, als sie das Geräusch hörte. Im nächsten Augenblick packten sie 2 Arme von hinten und rissen sie zu Boden. Sie spürte den harten Aufprall auf den Boden und das schwere Gewicht von Tatsuja auf sich. Ihre Augen kniff sie zusammen und ihr Herz raste mit einer ungesunden Frequenz. Tatsujas Atem streifte ihre Wangen. Langsam machte sie die Augen auf und realisierte, dass sie noch lebte. Kaum einen Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, lag das von Tatsuja. Seine Augen gingen auf und Blickten in ihre. Schweigend starrten sich die Beiden an ohne sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Karin fühlte sich in einen Abgrund der Ewigkeit stürzen. Die Zeit zog sich in unglaubliche Längen. „Was macht ihr da?“ kam plötzlich eine raue Männerstimme. Die Beiden erhaschten sich dabei, wie sie ineinander riesige Löcher starrten. Sie rissen ihre Köpfe zur Seite, aus der die Stimme kam. Ein Mann, Mitte 40, stand neben dem roten Auto. Und dann wurde den Beiden etwas Ungeheuerliches und unglaublich Peinliches klar. Der alte Mann war der Fahrer des roten Wagens und stieg aus, nachdem er abgebremst hatte. Das war allerdings nicht das Ungeheuerliche. Dieses war nämlich die Tatsache, dass der Wagen einen Meter vor Karin zum Stehen kam, dann kam Tatsuja und stürzte sich auf Karin – total umsonst also. Und was noch peinlicher war, war die Tatsache, dass sie immer noch in der Fahrbahn lagen. Wäre der Fahrer also weitergefahren, würde er direkt über die Beiden drüber fahren. Karins Gesichtsausdruck wurde stumpf. Ebenso Tatsujas. „Erst sagst du, du stehst nicht auf Kleinkinder und dann machst du dich mitten auf der Straße über mich her.“ Sie klang ruhig. Tatsuja blickte immer noch „doof“ drein. „Geh runter von mir!“ schrie Karin. Sofort stand der Angesprochene auf, ebenso Karin. „Krieg ich auch ein Danke?“ seine Stimme war ebenso wenig kontrolliert, wie Karins. „Wofür?“ „Dass ich dein Leben gerettet hab!“ „Hä? Das nennst du Leben retten? Ich wäre nicht mal angefahren worden und jetzt hab ich blaue Flecken wegen dir. Geschweige denn von...“ sie wurde still. Ihre Wangen färbten sich rot und ihr Herz schlug heftiger. Sie erinnerte sich an Tatsujas Körper, der sich schützend auf sie lehnte. >Nein! Weg Bild! Ich bin dabei mich aufzuregen. < Tatsujas Augen verengten sich. „Das was zählt, ist die gute Absicht, du Hühnerhirn.“ „Ähm... ich stör nur ungern...“ der Mann mit dem Auto meldete sich etwas unsicher zu Wort. „Aber ihr steht in meiner Fahrbahn.“ „Hü-Hühnerhirn?“ Der Alte wurde auffällig ignoriert. „Sag das noch mal!“ „Ach und was dann? Hetzt du deine Kindergartentruppe auf mich?“ „Du!“ knurrte Karin und stürzte sich auf Tatsuja. Ihre Hände legte sie auf seinen Hals, er konnte sich jedoch gekonnt aus ihrem Griff befreien und schubste sie weg. „Geht mit endlich aus dem Weg!!!!!“ schrie der Alte und die Beiden zuckten erschrocken zusammen. Schweigend gingen sie zur Seite, er nach links und sie nach Rechts, so dass das Auto direkt zwischen den Beiden vorbeifahren konnte. Als der Fahrer einstieg und langsam an Fahrt zunahm, schrien sich die Beiden immer noch an. Jedoch wurden ihre Schreie vom Verkehr übertönt, so dass man nur noch ihre Lippen bewegen sah, als ob man einen Stummfilm anschauen würde. An den Gesichtern von den Beiden erkannte man, dass die Worte, die nicht zu hören waren, nicht gerade menschenfreundlich und liebevoll waren. Dann zeigte Karin ihm den allerwertesten Finger, drehte sich wütend und schnaubend um 180° und schritt davon. „...mich auch!“ hörte man Tatsuja nur noch hinterher schreien. Er drehte sich ebenfalls um und stampfte gereizt davon. Auf der anderen Straßenseite stand ein Turm, auf diesem hing eine Uhr. Der Sekundenzeiger bewegte sich, mit jedem „tick“ um 6°. Als er die ersten 15 Sekunden – sprich 90° - hinter sich gebracht hatte, wurde etwas in Bewegung gebracht. „Tick“ – 96°. Der Sekundenzeiger war allerdings schneller, als alle anderen Bewegungen und Veränderungen. Bis zur Harus 180° dauerte es noch eine Woche und der Sekundenzeiger war nur wenige Sekunden davon entfernt. ~*~*~//>*<\\~*~*~ 96°, 97°, 98° - die Veränderung läuft. _________________________________________________________________________ Kommis sind wie immer willkommen. Und an papillon-chan: ich nenn dich von nun an SpeedyXD Kapitel 11: 180° Teil II ------------------------ Ryo tippte unaufhörlich auf den Tisch. Er war mal wieder genervt und gereizt. Seine Gedanken und sein Blick kreisten um ein Mädchen, das sich seit den letzten Tagen merkwürdig verhielt. Äußerst merkwürdig. Sie fluchte nicht mehr, fing nicht ständig Streit an. Ihr Gang war mehr als eigenartig geworden. Er war nämlich der, eines Mädchens. Sogar ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert: sie lächelte oft. Den bösen Blick einer Furie sah er gar nicht mehr. Hey, was sollte denn das? Seit wann war sie zu einem Mädchen geworden? Mit wem sollte er denn jetzt kämpfen? Und warum ignorierte sie ihn verdammt noch mal? Was sollte die plötzliche Veränderung? Hatte sie vor ihr Leben um 180° zu drehen? Ja! Aber das konnte sie sich abschminken. Rasch stand er vom Tisch auf und stampfte zu Haru, die neben Karin und eine Paar anderen Klassenkammeraden stand. Die Gruppe blickte ihn verwundert an. „Was ist los Ryo-kun?“ Harus Lächeln war süß wie Honig und so aufgesetzt wie eine Maske. Das machte ihn noch wütender. Karins Blick war etwas besorgt und wanderte von Ryo zu Haru. Dann richtete sie ihre Augen auf den Boden – anscheinend wusste sie, was jetzt kommen würde. „Was los ist? Das fragst du mich?“ Er ballte seine Hände zu Fäusten. Die Leute fingen an zu tuscheln. „Natürlich. Siehst du hier einen anderen Ryo-kun?“ >Lieber Gott, bewahre uns vor einem Zweiten! < Ryo konnte aus ihrem Ton ein paar genervte Noten heraushören. Wunderbar. „Eigentlich wollte ich dich dasselbe fragen: was ist los mit dir?“ Harus Ausdruck wurde gespielt überrascht. „Was soll denn sein?“ Die Wut in ihm stieg weiter, eine dicke Ader pulsierte auf seiner Stirn. „Na ja,...“ Ryo setzte ebenfalls ein falsches Lächeln auf. „Du bist irgendwie voll zur Tussi geworden.“ Haru lächelte, in ihrem Inneren riss allerdings ein Nervenfaden. „Ach so? Das tut mir Leid, Ryo-KUN! Nervt es dich? Muss wohl daran liegen, dass du deine Tage hast.“ Die Schüler um sie rum machten einen Schritt zurück, um sich vor der annähernden Gefahr in Sicherheit zu bringen. „Ja meinst du?“ Ryos Lächeln nahm jetzt sein halbes Gesicht ein. „Ja, mein ich! Dann wird man etwas zickiger. Oh...“ sie blickte schockiert und legte eine Hand vor dem Mund. „...sag bloß, du hast noch nicht viel Erfahrung. Hast du deine Tage etwa zum ersten Mal gekriegt?“ Irgendwie ging sie ihm jetzt noch mehr auf den Keks. Und irgendwie wurde er noch wütender, besonders auf ihre Haare – sie leuchteten zu stark. „Du verdammte Zicke!“ zischte er durch die Zähne, die immer noch als ein Lächeln getarnt waren. „Oh, lass deine Hormone ja nicht mit dir durchgehen.“ Jetzt reichte es ihm! Sie nervte, ihr Lächeln nervte und ihre Haare nervten. Er schnappte sich eine Schere, die auf der nächststehenden Bank lag und ohne zu wissen warum er das tat, schnitt er ihr ein Stück von der roten Mähne ab. Alle rundum erstarrten, als ob eine Gewitterwolke über ihnen ausbrach. Die Schüler wagten es nicht einmal zu atmen. Währenddessen bildete sich Ryo ein, ein paar Blitze zu sehen. Haru lächelte immer noch, mit dem Lächeln eines glücklichen Mörders. Ihre Gesichtsmuskulatur versteinerte sich und ein Schatten legte sich auf ihr Haupt. Aus irgendeinem Grund bereute Ryo seine Tat. Er legte die Schere wieder vorsichtig zurück und erzeugte damit das einzige Geräusch im Zimmer: tack. Harus Kopf drehte sich ruckartig zu ihm um. Er zuckte zusammen. Ihre Augen waren nicht mehr grün, sondern dunkel, dunkel wie die Nacht. Das Lächeln war aber immer noch da. „Können... wir uns draußen sprechen?“ „Ich...“ Ryo konnte nicht zu Ende sprechen. Haru packte ihn am Kragen und zerrte ihn aus dem Zimmer. Als er durch den Flur wortwörtlich geschleift wurde, merkte er, dass sie gar nicht nach draußen wollte. Stattdessen musste er mit Entsetzten feststellen, dass sie das Mädchenklo ansteuerten. „Was hast du vor?“ fragte er, als die Tür mit einem lauten Knall zuging. „Willst du mich vergewaltigen?“ Der Blick von Haru wurde noch böser. Vielleicht weil das Lächeln endlich verschwand. Das trug aber nicht zur Stimmung bei. „Nein! Eher das Gegenteil. Ich werde dich impotent machen.“ „Willst du dich etwa ausziehen? Glaub mir, schon dein angezogener Anblick verschlägt mir jede Lust. Mach dir also nicht die Mühe.“ „Hey!“ Harus Stimme ertönte wie ein Donner und ließ ihn zusammenzucken. „Wie konntest du es wagen?“ „Was? Deine Haare abschneiden? Irgendjemand musste ja diese Schande der Natur in Form bringen.“ Haru schritt hastig auf ihn zu und blieb kaum 5cm weit weg von ihm stehen. Ihr Atem war schwer und ihre Augen blutunterlaufen. „Woah, krieg ich jetzt deine Verwandlung zur Furie zu sehen? Musst du da nicht noch einen magischen Gegenstand ziehen und einen Spruch aufsagen: Kräfte des Mond... des...“ Ryo wurde immer leiser und langsamer. „Du bist echt wütend was?“ Haru sagte nichts. Sie rammte ihm ihr Knie in den Bauch und ließ ihn zu Boden sinken. Als nächstes beugte sie sich über ihn und packte ihn am Kragen. „Was soll ich mit dir tun? Dich hier verprügeln? Das wäre aber nicht so gut, dann würde ich von der Schule fliegen. Soll ich dich braten? Lebendig begraben? Aufspießen wie ein Stück Schinken?“ sie schrie. Plötzlich ertönte eine Klospüllung und eine Tür wurde aufgerissen. Aus dieser stürmte ein verängstigtes Mädchen. Die beiden Streitenden blickten ihr kurz hinterher, bevor sie ihren Konflikt fortsetzten. „Also, was darf es sein?“ Ihr Gesicht war seinem so nahe, dass er ihren Atem spüren konnte. Ihre Augen waren eng und durchbohrten ihn mit einer Aufdringlichkeit, die nur Blutdurst bedeuten konnte. „Was fragst du mich? Und überhaupt, was regst du dich auf wegen einem Stück Haare. Ich hab doch höchstens 5cm abgeschnitten.“ Sie gab ihm eine Ohrfeige. „Halt deinen Mund!“ „Warum fragst du mich dann?“ „Soll ich dir dein Herz rausreißen und es verspeisen?“ „Wow, deine Sprache hat sich gebessert. Sonst hättest du „es fressen“ gesagt.“ „Halt deinen Mund hab ich gesagt.“ „Dann frag nicht mehr. Du hast sie doch nicht mehr alle.“ „Was ist da drin los?“ ertönte eine Stimme an der Tür. „Verdammt, ein Lehrer!“ zischte Haru. „Ich mach jetzt auf und wehe du gibst auch nur einen Ton von dir.“ Sie ließ ihn los. „Steh auf.“ Sie bügelte ihre Uniform zurecht, setzte ein Lächeln auf und schritt zur Tür. „Ja bitte?“ „Was macht ihr hier drinnen?“ der Lehrer sah aus, wie ein Mops mit Haarausfall. „Ach, wir üben nur?“ „Was denn? Morden?“ „Nein, nein. Es ist für unser Theaterstück. Wir üben jede Pause hier, bloß jetzt gerade war es eine... laute Szene.“ „Was? Theater sagst du?“ „Ja genau. Ein neues Stück, wird zum ersten Mal aufgeführt: „Roberto und Elli“.“ „Hm. Noch nie von gehört. Okay. Aber übt woanders. Ein Junge auf dem Mädchenklo... das gehört sich nicht.“ „Ach das.“ Sie winke den Lehrer näher an sich und flüsterte ihm dann ins Ohr. „Ryo ist schwul. Es macht ihm nichts aus.“ „Oh. Das...“ er machte mit dem Kopf eine eigenartige Bewegung, die Verwirrung ausdrückte. „Das hätte ich dem Jungen gar nicht angesehen. Na gut. Aber das ist das letzte Mal. Nehmt euch ein Zimmer.“ Haru verzichtete drauf, seinen letzten Satz zu missverstehen. „Danke.“ Sie schenke ihm das beste Lächeln, dass sie zu bieten hatte. „Ach, nicht der Rede wert.“ Mit diesen Worten und einen besorgten Gesicht ging der Lehrer weg. Haru drehte sich wieder um, ihre Miene wieder finster. „Was hast du ihm als letztes gesagt?“ fragte Ryo. „Dass du auf Männer stehst.“ „Du hast was?“ Er schritt auf sie zu, sein Blick eisig und durchdringend. Sie ließ sich aber wenig beeindrucken. Stattdessen schien sie mit ihren Gedanken woanders zu sein. Sie erinnerte sich, wie Kazuma ihr gesagt hatte, dass sie ihre Haare lang wachsen lassen soll. Weil er es so mochte. Darum hatte sie ihre Haare nie schneiden lassen, auch nachdem Kazuma nicht mehr da war. Und jetzt hatte ein Trottel ihr einfach ein Stück Haare weggeschnitten. Einfach so. „Ich rede mit dir.“ Das Gesicht des Trottels war direkt ihrem gegenüber. Wut stieg wieder in ihr hoch. Wie konnte er es wagen?! Sie packte ihn am Kragen. Ihr Gesicht war finster. Ryo packte sie ebenfalls am Kragen, denn er wollte sich nichts gefallen lassen. Ohne weiter zu kämpfen starrten sich die Beiden wütend an, dabei verstrichen die Sekunden, ohne das einer von den beiden den Anfang machte. Ryo war sich eigentlich sicher, dass sie jeden Augenblick zum Schlag ansetzten würde. Das tat sie aber nicht, sondern ließ ihn einfach los. „Ach, vergiss es!“ sagte sie mit halbem Flüstern und verließ das Mädchenklo. Ryo starrte ihr überrascht hinterher. So eine Reaktion hatte er nicht erwartet. Vielleicht hatte ja SIE ihre Tage. Das wäre durchaus möglich. Oder sie war schwanger... von Takato! Er schlug sich. Wie kam er jetzt auf Takato? Aber warum benahm sich das Mädchen sonst so komisch? Irgendwas musste vorgefallen sein. Die Tür ging auf. Er blickte hoffnungsvoll auf. „Oh.“ Sagte das Mädchen, das anscheinend ‚musste’. Stimmt ja, er war immer noch auf dem Mädchenklo. Alleine. Er ging raus, an dem Mädchen vorbei. Jetzt war er noch wütender und genervter als zuvor. Jetzt beschäftigte Haru noch mehr seine Gedanken. Warum musste sie alles so kompliziert machen? Konnte sie nicht einfach einmal ordentlich gegen ihn kämpfen, so dass sich der Kampf entscheiden würde? Dann wäre alles endlich vorbei und er würde sich wieder Manns genug fühlen. Zurzeit kam er sich aber wie ein aufgewühltes Eichhörnchen... nein, Eichhörnchen sind zu weiblich... wie ein aufgewühlter Hengst vor. Ja! Das würde es treffen. Warum sich selbst runtermachen, wenn man es schöner ausdrücken kann? ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Hast du vor das alles zu essen?“ Karin schaute auf Harus vollgestelltes Tablett. Sie nahm von jedem, was angeboten wurde, ein kleines Bisschen, was im Endeffekt eine Masse ausmachte. „Hast du Frust oder so?“ Haru gab keine Antwort und lief einfach weiter, nicht auf die Menschen, die sie dabei fast umrannte, achtend. Karin seufzte. Ihre Freundin wurde immer abwesender. Nicht ihr gegenüber aber allen anderen. Erst der Streit mit Takato und dann mit Ryo. Zwar war es normal, dass Haru sich mit Ryo stritt aber diesmal war es ernster. Und sie ging ihm auch aus dem Weg, aber das war sogar besser so. Das hatte sich Karin gewünscht. Gleich an dem Tag als Haru und Takato sich gestritten hatten, führte Karin ein Gespräch mit dem Schwarzhaarigen und hoffte jetzt, dass dieses seine Wirkungen zeigen würde. Sie setzten sich an einen Tisch in der Kantine. Die Schüler, die an diesem schon saßen, rückten gleich ein Stückchen weiter weg, mit einem Getuschel, das kaum zu überhören war. Haru drehte sich zu ihnen um: „Leute, ich beiße nicht!“ sagte sie lächelnd und biss ein kräftiges Stück vom Hörnchen ab, ihre Zähne auffällig entblößend. Die Schüler schluckten. Plötzlich wurde der Stuhl neben Haru bewegt und es setzte sich jemand dazu. Mit Verwunderung und weit aufgerissenen Augen sah sie, wie Takato sein Tablett neben ihres stellte. „Yo.“ Sagte er nur kurz und fing sein Mittangsessen an. Haru starrte ihn mit immer noch aufgerissenen Augen an und fragte sich, ob er sein Gehirn irgendwo auf dem Schulweg verloren hatte. Oder ein Vogel war auf ihn herabgeschossen und hatte ein paar Schrauben gelockert. Wollte er nicht für sie unsichtbar werden? Das Essen vergaß sie, stattdessen durchbohrte sie ihn mit einem prüfenden Blick. Er saß aber nur gelassen da und aß irgendein komisches Zeug, das er sich geholt hatte. Karin nahm eine entschuldigende Haltung an. So, als ob sie ausgeschimpft werden würde. Das Gespräch mit Takato hatte also seine Wirkung gezeigt und darum kam er jetzt hierher. „Mein Essen rutscht die Kehle nur schwer runter, wenn du mich so anstarrst.“ Sagte Takato ohne aufzublicken. Haru drehte ihren Kopf langsam nach vorn, in der Versuchung den Kerl zu verstehen. Es gelang ihr aber nicht. Männer waren alle krank, verrückt und geistesgestört. Früher dachte sie, dass sie Männer besser verstehen könne als Frauen, jetzt stellte sie allerdings entsetzt und betrübt fest, dass sie von keinen der beiden Geschlechter eine Ahnung hatte. „Isst du gar nicht? Krieg ich dann dein...?“ Als er seine Stäbchen in Richtung ihres Tellers bewegte, schlug sie hart mit ihren eigenen darauf. Sie funkelte ihn böse an und setzte ihren Akt des Essensverschlingens fort. Und Verschlingen war das richtige Wort: den das Mädchen schluckte ohne zu kauen. Karin räusperte sich und erinnerte Haru damit daran, dass sie sich wie eine Lady benehmen soll. Haru wurde langsamer. Sie drehte ihren Kopf wieder zu Takatos Seite: „Du... bist ein Stalker, stimmt’s?“ sie deutete mit ihren Stäbchen in seine Richtung. „Mh-hm.“ Gab er nur kauend vor sich. Harus Augen wurden wieder breit. Sie konnte es kaum fassen. Sie verdrückte schnell die Reste ihres Essens, stand auf und ging davon, Karin ihr folgend. Takato grinste, ohne den beiden hinterher zu schauen. „Haru.“ Karin hatte Probleme schritt zu halten. „Nun komm schon. Takato ist ein guter Kerl. Warum bist du so abweisend?“ Die Rothaarige antwortete nicht. „Haru!“ Karin holte ein. „Ignorierst du mich jetzt auch noch?“ Haru blieb stehen und seufzte. „Tut mir leid.“ Sagte sie. „Ich bin nur... ach, es ist so schwer. Mein Vater macht Druck, Schule macht Druck, Ryo geht mir auf die Nerven, Takato...“ sie unterbrach sich. „Was ist mit Takato? Er hat doch nichts getan. Sag mir, warum gehst du ihm aus dem Weg? Ist es weil er Kazuma ähnlich ist?“ Haru zuckte bei dem Namen zusammen. „Ist es das?“ fragte Karin nochmals. „Kazuma hat damit nichts zu tun.“ Sagte die Rothaarige nur kalt und lief weiter. „Komm schon Haru. Du kannst doch nicht so ewig weiter machen. Jedes Mal wenn das Thema angerissen wird, weichst du aus. Das ist kindisch.“ Haru blieb wieder stehen. Kindisch? Ja, es war kindisch. „Lass... es einfach, okay? Ich will darüber nicht reden, egal wie kindisch es auch aussieht. Lass Kazuma aus dem da raus.“ „Aber wenn es nicht deswegen ist, warum hast du dann ein Problem mit Takato? Wenn du mich fragst, denke ich, dass er dich mag. Wenn du ihm nur eine Chance...“ „Hör auf Unsinn zu reden, Karin!“ „Das ist kein Unsinn!“ das schwarzhaarige Mädchen stellte sich vor Haru, die Hände in die Hüfte stemmend. „Und warum bist du dir so sicher?“ fragte Haru. „Weil...“ sie zögerte. „Ich weiß es einfach. Weibliche Intuition.“ Haru zischte und lief weiter. „Sag mal deiner Intuition, dass sie einen Dachschaden hat.“ Weiter ließ das Mädchen nicht mit sich reden. Für sie war das Thema abgeschlossen. Karin blies ihre Backen auf und setzte eine beleidigte Miene auf: „Soll das heißen, dass ich verrückt bin?“ flüsterte sie wütend. Noch 4 Tage bis zum Umbruch. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die Woche hätte schön werden können. Aber das tat sie nicht. Natürlich nicht! Für Karin war sie schön, ja. Aber nicht für Haru. Für sie war sie grässlich, grauenhaft, grausam und welche schlechten Wörter es sonst noch mit ‚g’ gibt. „Hey.“ Das Flüstern kam von hinten und löste in Haru ein Gefühl von Wut und erneuter Mordlust aus. „He-ey!“ flüsterte Ryo wieder. >Einfach ignorieren! < sagte Haru zu sich selbst und widmete sich ihren Aufzeichnungen. „Hallo, ich red mit dir.“ >Red woanders, aber nicht im Unterricht! < dachte sie und drehte sich nicht um. Ignoranz war das Beste, was sie in dieser Situation tun konnte. Und das Effektvollste: Ignoranz reizte Ryo auf eine unvorstellbare Weise. Nicht beachtet zu werden brachte ihn zur Weißglut. Was Haru selbst nicht bemerkte war, dass es ihr unglaublichen Spaß machte ihn zu reizen. Sie hasste ihn und der beste Zustand indem sie ihn sehen konnte, war der gereizte. Sie hörte, wie der Braunhaarige hinter ihr anfing wütend zu schnauben. „Hey!“ flüsterte er noch mal. Keine Antwort. Haru lächelte unwillkürlich. „Blöde Gans.“ Sagte er, nur für sich selbst hörbar und zog mit aller Kraft an ihren Haaren. Ein lautes „Autsch“ ertönte durch die ganze Klasse. Alle schreckten hoch, endlich dazu bewegt am Unterricht teilzunehmen. Dass es Haru war, die schrie schienen sie nicht zu bemerken, da alle bis zu dem Augenblick geschlafen hatten. Wütend drehte sich Haru um und erstach Ryo förmlich mit ihrem Blick. „Oh, tut mir Leid. Ich hab vergessen, dass deine Haare dein Allerwertestes sind.“ Sagte der Braunhaarige, glücklich und selbstzufrieden. Er hatte mal wieder sich selbst übertroffen! „Was willst du?“ nörgelte Haru durch die Zähne hindurch. „Streit? Tod? Den kannst du haben.“ „Du weißt was ich will.“ „Deine Männlichkeit? Tut mir leid, die hab ich nicht.“ „Dafür hast du deine eigene, Mannsweib! Ich will einen Kampf, Mannsweib.“ „Du wiederholst dich, Weibsmann.“ Ryo blickte perplex. Seine Finger fingen wieder damit an auf den Tisch zu klopfen, langsam wurde die Bewegung zur Gewohnheit. Er wollte etwas sagen. Etwas, das sie aus den Socken hauen würde und sie sprachlos machen würde. Aber stattdessen war er hier der Sprachlose. „Das Wort... Weibsmann... gibt es gar nicht!“ Autsch! Was Besseres fiel ihm nicht ein? Harus Augen verengten sich. Würde sie in dem Augenblick zischen, könnte man sie glatt mit einer Schlange verwechseln. „Das ändert nichts an deiner mangelnden Männlichkeit. Und nun lass mich den Unterricht verfolgen. Im Gegensatz zu manchen, will hier jemand etwas sinnvolleres tun als nur Leute belästigen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um während Ryo feststellen musste, dass er es hier mit einer Streberin zu tun hatte. „Du bist ein total komischer Mensch, weißt du das?“ flüsterte er weiter. Haru schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, zumindest schien es so. Aber Ryo wusste, dass sie ihm zuhörte. Sonst würde sie merken, dass sie gerade außerhalb des Randes schrieb. Ein breites Grinsen verzierte das Gesicht des braunhaarigen Jungen. Er setzte seine Belästigungsrede fort: „Sag mir mal eins: hast du Angst vor mir?“ Keine Antwort, aber eine zitternde Hand und dementsprechend schiefe Schrift von Haru. „Ich hab wohl recht, du zitterst ja schon vor Angst. Weißt du, eigentlich kämpfe ich nicht gegen Mädchen, aber du schaffst es immer wieder zu beweisen, dass du keins bist. Kann es sein, dass du lesbisch bist?“ Haru drehte sich immer noch nicht um. Sie versuchte sich ein paar zwitschernde Vögelchen und bunte Blumen vorzustellen, bloß um die bösen Mordgedanken zu vertreiben. Jedoch wurden die schönen Hippiegedanken durch blutige Bilder verdrängt. Wäre sie doch bloß nicht so aggressiv. Wieder mal erinnerte sie sich daran, dass sie ihr Temperament nur ihren Haaren zu verdanken hatte. „Oder bi?“ >Halt doch endlich deine blöde Klappe und geh mir nicht auf den Senkel!!!!< „Ja, du bist bestimmt bi. Der Henjityp (=Takato) scheint dir ja zu gefallen.“ Der Stift in Harus Hand brach in 2 Hälften zusammen. Sie drehte sich ruckartig um - ihre Faust begleitete sie - und schaltete bei Ryo für einen kurzen Moment alle Lichter aus. Nun sah er bunte Vögel und zwitschernde Blumen... oder andersrum? Egal! Als er jedoch nach ein paar Sekunden wieder das Bewusstsein erlang, hörte er Haru sprechen: „Sensei, Ryo-kun geht es gar nicht gut. Soll ich ihn ins Krankenzimmer bringen?“ Irgendein unverständliches Gelaber vom Lehrer (das Zwitschern übertönte es) und schon wurde er sanft und kuschelig an den Armen gepackt und schonend aus dem Zimmer gezerrt. „Sag DU mir mal eins: wie groß glaubst du kann meine Geduld noch sein? Hast du es echt so nötig zu sterben? Hast du vielleicht eine verstorbene Oma im Himmel, die du unbedingt wiedersehen willst? Leider wirst du nur die bösen Vorahnen treffen, denn so ein Mistkerl wie du kann nur in der Hölle landen. Aber ich werde mich dann trotzdem nicht freuen, wenn du in die Hölle kommst, weil mir der Teufel persönlich leid tun würde, jemand so schwules in seinem Hegefeuer zu haben.“ „Ehm...“ „Lass mich ausreden! Aber das Problem ist wieder, dass du eigentlich gar kein Mensch bist, sondern ein Schwein, oder Eichhörnchen oder Hamster – irgendein dreckiges Vieh – und Tiere landen weder im Himmel noch in der Hölle. Wohin wirst du dann wohl geschickt? Nirwana wäre echt zu schön für so was wie dich.“ „Darf ich...“ „Lass mich ausreden verdammt!“ Jetzt erst merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie nahm an, es war vor Wut. Ihre Schritte wurden langsamer und sie schnappte hastig nach Luft. Einen Ryo hinter sich zu schleifen war nicht gerade leicht. „Du bist fett!“ sagte sie und schien mit ihrer eher sinnfreien Rede fertig zu sein. Ihre Stimme zitterte ebenfalls. Ryo hatte es wieder geschafft, sie auf die Palme zu bringen. Wann würde er sie endlich in Frieden lassen. Und dann sein blödes Gelaber mit dem Kampf. Immer wieder dasselbe. Haru nahm immer mehr an Geschwindigkeit ab, bis sie endgültig stehen blieb. Es musste eine Lösung her, wie sie Ryo loswerden konnte, und zwar genau jetzt. „Du bist komisch.“ Sagte Ryo. Erst ignorierte Haru seine Worte, aber bemerkte dann, dass er Recht hatte: sie WAR komisch. Sie grübelte. „Du bist wirklich komisch!“ „Das hab ich gerade selbst festgestellt!“ „Wurde aber auch Zeit!“ „Hat dich jemand gefragt?“ „Kämpfst du mit mir?“ „Hast du vor, mir noch länger auf den Geist zu gehen?“ „Hast du vor, noch länger zu kneifen?“ „Hör auf Gegenfragen zu stellen!“ Haru schrie und der Schrei ertönte durch die ganzen Hallen und dann brach Stille aus, in der nur der schwergehende Atem von Haru zu hören war. Ryo schaute sie nur emotionslos an. Sie war sich sicher, dass er sie für verrückt hielt, aber was kümmerte sie schon seine Meinung. Sie lies ihren Blick abschweifen, um sich damit abzulenken und zu beruhigen. „Kämpfen wir?“ „Du...!“ Harus Faust blieb kurz vor seinem Gesicht stehen. Seine Miene blieb kalt und ausdruckslos. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Ich frag dich mal was: warum liegt dir so viel daran mit mir zu kämpfen? Es gibt da draußen genug gute Kämpfer, nimm nur zum Beispiel Takato – er ist viel stärker als ich. Wenn du ihn besiegst, dann bist du gut.“ „Ich will aber gegen dich kämpfen!“ „Warum?“ Harus verzweifelte Stimme ertönte wieder laut durch den Raum. Sie ließ ihre Arme sinken und drehte sich um, ihre Hand ließ sie durch die roten Haare gleiten. Die Stelle, wo Ryo vor kurzem ein Stück abgeschnitten hatte, war gar nicht bemerkbar. „Ich weiß nicht warum. Vielleicht hab ich dann einfach keine Träume mehr.“ Haru drehte sich abrupt um, ihre Augen verengt: „Träume? Von was?“ „Von wem?’ würde es eher treffen.“ Haru seufzte. „Okay, Träume von wem?“ Ryo verkrampfte sich plötzlich und zögerte mit der Antwort. Das rothaarige Mädchen konnte es glatt riechen, dass etwas faul war. „Los, raus mit der Sprache. Was für Träume meinst du?“ „Weiß du was, verschieben wir doch das Gespräch auf morgen.“ Ryo wollte gehen - (abhauen wollte er, aber das sagen wir mal nicht, da Männer niemals abhauen würden. Abhauen ist was für Feiglinge) - aber Haru stellte sich ihm direkt in den Weg, ihn von unten fixierend. „Nein, das besprechen wir jetzt.“ „Hey, ich muss zum Unterricht. Du hast mich auch so schon raus gezerrt. Willst du dass meine Noten unter deinen Belästigungen leiden?“ Haru konnte ihren Ohren kaum glauben. Was bildete sich dieser Bengel ein. „Du scheinst dich aber nicht wirklich dem Unterricht zu widmen. Entweder sagst du mir jetzt, was das für Träume sein sollen, von denen du sprichst, oder ich prügele mich nie, nie, nie, nie, nie wieder mit dir.“ Mist, das war unfair! Er blickte auf sie unsicher herab, überlegend, was er tun sollte. „Okay.“ Seufzte er anschließend. „Es sind Träume von bunten Blumen und zwitschernden Vögelchen, zufrieden?“ Er wollte wieder laufen, da er dachte, dass er sich rausgeredet hatte, aber da hatte er die Rechnung ohne Haru gemacht. „Glaubst du das kauf ich dir ab? Du hast ‚von wem’ gesagt.“ Ihr Blick wurde noch durchdringender. Langsam fing Ryo an zu schwitzen. Hätte er doch bloß nicht vom dem Thema angefangen. Selber Schuld! „Von dir.“ Sagte er kaum hörbar und sank beschämt seinen Kopf. „Was? Ich kann dich nicht hören?“ Haru legte eine Hand an ihr Ohr. „Von dir!“ schrie Ryo und ließ Haru zusammenschrecken. „Die Träume sind von dir.“ Fügte er in einem gemäßigteren Ton hinzu. Sein Blick wanderte nach draußen, Harus Blick ausweichend. Es herrschte übrigens herrliches Wetter. „Hä?“ sagte Haru. Ihre Haltung war angespannt, als ob sie ganz auf der Hut wäre. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Bist du taub oder dumm? Soll ich mich wiederholen?“ „Ich hab dich schon gehört! Warum träumst du bitteschön von mir?“ Ryo spürte förmlich, wie er durch ihren Blick immer kleiner wurde. „Denk ja nichts Falsches! In den Träumen blutest du und bist kurz vorm Sterben.“ „Was soll ich schon Falsches denken?“ Seinen letzteren Satz schien sie überhört zu haben. „Na dass...“ er blickte sie an und erstarrte in einer verkrampften Pose. Auf Harus Gesicht lag ein breites, fieses Grinsen. Machte sie sich über ihn lustig? „Was denn?“ fragte sie und machte noch einen Schritt näher, ihre Haltung war immer noch die, einer Person, die sich anschleichen wollte. Nun stand sie wenige Zentimeter von ihm entfernt. Haru spürte, wie er jede Sekunde unsicherer wurde und das amüsierte sie. Sie wusste gar nicht, dass Ryo auch solche Zustände hatte. Sie dachte er konnte nur rumschreien und mit jedem Menschen, Tier, Baum und was sich sonst noch in der Umgebung befand, einen Streit anzetteln. Er blickte rasch nach oben, ganz unwillkürlich, in dem er den Kopf in den Nacken fallen ließ. Er wollte einfach nur dem Blick ausweichen, jedoch war die Flucht nach oben eher ein ungeeigneter Plan. Am liebsten würde er sich selbst eine reinhauen. Seine Finger tippten unruhig an seinen Beinen. Plötzlich brach Haru in lautes Gelächter aus. Ryo riss seinen Kopf wieder nach unten und schaute sie verwundert an. „Du sollst dich sehen, Mann!“ Sie hielt sich den Bauch, das Lachen kam in regelmäßigen Stößen. „Und du denkst ICH bin komisch? Du bist doch selber ein dämlicher Vogel.“ Normalerweise würde er kontra geben, aber er war einfach zu sehr damit beschäftigt, überrascht und schockiert zu sein. Haru hörte nicht auf zu Lachen: „Sollst du doch sonst was von mir geträumt haben. Keine Angst, ich werde schon nichts Falsches denken.“ Sie wich sich eine Träne aus den Augen und beugte sich mehr nach vorn, da sich in ihrem Bauch langsam ein Lachkrampf ausbreitete. Das Lachen wurde noch lauter. „Du bist noch so ein Kind.“ Ryos Miene verfinsterte sich. Haru merkte nicht, wie er seine Hände zu Fäusten ballte. Seine Lippen wurden zu einer schmalen Linie gepresst. Noch in letzter Sekunde, aus dem äußersten Augenwinkel sah Haru den Schlag kommen und wich mit dem Kopf aus. Das Lachen hörte abrupt auf. „Hey, was soll das? Wann hörst du endlich auf ohne Vorwarnung anzugreifen? Das ist feige.“ „Warnung!“ sagte Ryo nur kalt und haute Haru in die Seite, so dass sie über die eigenen Füße stolperte und sich noch gerade so auf den Beinen halten konnte. „Was ist in dich gefahren?“ schrie sie. „Ich kämpfe nicht mit dir in der Schule! Kapier es endlich!“ Ryo erwiderte nichts, sondern stand nur finster da, sein Gesichtsausdruck versteinert. Wieder sah Haru einen Zustand von ihm, den sie vorher nicht gekannt hat. Karin hatte schon die Ehre gehabt, mit dieser Bekanntschaft zu machen, für Haru war sie allerdings neu. „Das finde ich ganz und gar nicht witzig.“ Kam es endlich von Ryo. Sein Ton war leise, aber man konnte die Wut deutlich heraushören. „Mach aus mir keinen Idioten!“ sein Schrei ertönte wie Donner, wieder und wieder durch den Flur hallend. Oder war es nur das Echo in Harus Ohren? Sie wusste es nicht und schaute den Braunhaarigen völlig perplex an. Ein Gefühl schlich sich in ihr hoch, ein Gefühl, das sie auf keine Fall nach draußen dringen lassen durfte. Das Gefühl von Angst. Ihre Hände zitterten leicht, was sie hart versuchte zu unterbinden. Sie holte tief Luft und sprach mit einer ruhigen Stimme, ihr Blick war allerdings zur Seite gerichtet: „Den machst du aus dir selbst!“ Und dann schaute sie ihn direkt an, zeigte ihm damit, dass sie sich nicht unterkriegen ließ. Ein paar Schreie jagten ihr noch lange keine Angst ein. Das zumindest versuchte sie sich einzureden. Sie fragte sich, warum er plötzlich so wütend wurde. Weil sie über ihn gelacht hatte? Oder weil sie ihn als ein Kind bezeichnet hatte? Oder lag es an den Träumen? In seinem Gesicht ließ sich nichts erkennen. Ryos Miene war immer noch finster. Als er nach einer Minute immer noch nichts erwiderte, sagte sie mit einem hämischen Halblächeln: „Ist doch lächerlich!“ Mit diesen Worten ging sie weg und ließ Ryo zurück. Dieser versuchte sich zusammenzureißen. Aus unerklärlichen Gründen, tickte er bei bestimmten Themen aus. Aber das durfte ihm nicht mehr passieren. „Ich wünschte, sie würde zur Hölle gehen.“ Sagte er leise zu sich selbst und seine Hände zitterten immer noch vor Wut. Und tief unter der Erde dachte ein kleiner Teufel, dass er denselben Wunsch wie Ryo hatte. Teufel freuen sich auf neue Seelen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Nach Ryos Wutausbruch war Haru nicht mehr sie selbst. Nicht dass sie es schon vorher gewesen wäre, aber jetzt wurde es noch schlimmer. Der Grund für ihre Unsicherheit lag allerdings nicht nur an Ryo. In letzter Zeit tickten viele Leute aus, ohne dass sie den Grund für ihren Ausbruch kannte. Mit einem plötzlichen Augenblick schienen die Dinge kompliziert geworden zu sein. Das Beste, was sie jetzt tun konnte, war einfach sich zu beruhigen. Sie stand am Ausgang und wartete auf ihre beiden Freundinnen, während sie wieder versuchte an bunte Blumen zu denken. Der Wind streifte ihre Haut und ihre Haare wehten sanft mit dem seidigen Wind mit. Die sommerliche Sonne brannte heiß auf ihr und die kühle Brise war mehr als wohltuend. „Haru?“ Nodame stand plötzlich neben ihr. „Träumst du?“ Die Rothaarige schüttelte den Kopf als Verneinung. Von Nodames Seite kam ein skeptischer Blick: „Und warum hast du mir schon seit 5 Minuten nicht zugehört?“ „Was? Du bist schon seit 5 Minuten da?“ Stille... „Egal! Komm mit!“ sagte Nodame und lief voraus. Hinter Haru tauchte plötzlich Karin auf. War sie auch schon seit 5 Minuten da? „Wohin gehen wir?“ fragte die Rothaarige. „Einkaufen. Du brauchst neue Klamotten.“ Die Begeisterung von Harus Seite ließ nur zum Wünschen übrig. „Yay.“ Sagte sie mit einem Ton, der eher für Begräbnisse angebracht war. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Nach dem alle Einkäufe gemacht und Harus letzte Nerven aufgebraucht waren, brauchte das Mädchen Zeit für sich. Darum ertönten in einer Gasse Schreie, die auf verzweifelte Anstrengung hindeuteten. Haru nahm Anlauf, gegen eine Wand... Sie hatte nicht vor die Wand mit ihrem Schädel zu rammen! Stattdessen stützte sie sich mit einem Fuß ab und sprang mit aller Kraft zur Seite, um 180° gedreht, um sich wieder von der gegenüberliegenden Wand, die etwa 2 Meter entfernt war, abstützen zu können und damit immer höher zu steigen. Jedoch gelang ihr der Trick nicht: „Verdammt!“ schrie sie als sie geschickt auf dem Boden landete und ihren Rücken leicht wölbte um die Last auf ihre Knöchel zu dämpfen. „Wie machen die denn das in den Filmen?“ Sie war außer Atem, nahm sich aber keine Pause und rannte wieder auf die Wand zu. „Hepp, hepp!“ war dabei alles, was man hörte. Als sie für sich feststellen musste, dass es unmöglich war den ganzen Tag lang ein Mädchen zu sein, entschied sie sich etwas Jungenhaftes zu machen. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte eine Lady zu werden, hatte sie noch lange nicht vorgehabt ihr Yankeeleben aufzugeben. Es war für sie wie Kaffee für einen Workaholic, wie Zucker für Kinder, wie Peitschenschlag für einen Masochisten oder einfach wie Romeo für Julia – sie konnte nicht ohne es. Es war ihre Droge, das süße Gift, das sie in seinen Bann zog. Das Mädchen musste ein falsches Chromosom haben. Warum sonst fühlte sie sich zu solchen Sachen hingezogen, und vor allem als Mädchen? „Scheiße!“ schrie sie, als sie immer noch in der Luft war aber merkte, dass ihr auch dieser Anlauf misslingen würde. Sie kippte ihren Kopf nach hinten um in den Flug nach unten wenigstens einen Salto machen zu können – Adrenalin schoss durch ihre Adern. Und Adrenalin war auch das, was sie erkennen ließ, dass sie unmöglich aus der Höhe glücklich landen konnte, wenn sie einen Salto machte. ‚Zu Spät!’ schrie das Schicksal und Das Mädchen stürzte mit einer Beschleunigung von 9,81m/s² Richtung Erde. Aus dem Augenwinkel schien sie etwas Schwarzes zu erkennen, aber sie war sich sicher, dass es nur Einbildung gewesen sein konnte. Den Schrei in ihrer Kehle unterdrückte sie. Als der Aufprall kam, war ihr Blick nach oben gerichtet. Sie sah den blauen Himmel und dachte, dass das letzte was sie vor dem Schmerz fühlte, ein Gefühl der Freiheit war. Komisch. Warum solch ein Gefühl ausgerechnet in diesem Augenblick? Der Aufprall kam nicht! Haru blinzelte ein paar Mal mit den Augen. Unter ihrem Rücken fühlte sie etwas Weiches und Hartes zu gleich. Jemand lachte. Sie erblickte wieder etwas Schwarzes. „Stalker!“ war das Einzige was sie rausbrachte. Sie starrte in die dunkelschwarzen Augen von Takato. „Ein Dank wäre angebrachter.“ Sagte er, sein Gesicht dicht vor ihrem. „Was machst du hier?“ fragte sie. Takato blickte plötzlich weg zur Seite und nickte mit dem Kopf. Aus irgendeinem Grund kam es ihr so vor, als ob die Bewegung nicht ihr gelten sollte. Danach hörte sie Schritte von mehreren Menschen. Sie blickte in die Richtung, in die Takato genickt hatte und konnte noch einen kleinen Blick auf einen schwarz-weiß gestreiften Anzug erhaschen. Er war also nicht allein. Sie schaute wieder zu Takato und... „Lass mich los!“ sie befreite sich aus seinen Armen. Sie hatte ganz vergessen, dass sie die ganze Zeit von ihm gehalten wurde. Takato grinste nur. Er hatte einen schwarzen Anzug an, mit einem schwarzen Hemd und einer weißen Krawatte. Der Anzug war seiner Figur perfekt angepasst, seine Hände lagen in den Hosentaschen. Ihr fiel auf, dass er unter der Kleidung gut gebaut war. >Was? Hast du völlig den Verstand verloren? < sie wurde wütend auf sich selbst. „Also: was machst du hier?“ wiederholte sie die Frage, als sie damit fertig war, sich innerlich auszuschimpfen. „Ich kam nur vorbei, als ich ein paar Schreie hörte. Ich dachte jemand sei in Schwierigkeiten geraten. Und wer hätte das gedacht: ich hatte Recht!“ Haru schnaubte wütend. Sie wollte gerade etwas erwidern als eine Stimme an sie vordrang: „Meister Henji?“ Ein junger Mann, Mitte 30, kam mit langsamen Schritten auf die Beiden zu. Haru blickte zu Takato und sah etwas Unerwartetes: Takatos Gesichtszüge wurden härter, als ob er über den Besuch des Mannes nicht gerade erfreut war. „Sie werden sich verspäten, wenn wir jetzt nicht losgehen?“ sagte der Mann und verbeugte sich leicht. Haru wunderte sich nicht über das Verhalten des Mannes. Für Schüler der Morika-High war es etwas Gewöhnliches einen persönlichen Diener zu haben. Was sie eher überraschte, war Takatos Verhalten. An seiner Gesichtsmuskulatur konnte sie erkennen, dass er die Zähne fest zusammenbiss. „Ich komme gleich.“ Zischte er. Haru starrte ihn verwundert an. „Ah...“ kam es plötzlich von dem Mann und Haru riss ihren Kopf wieder zu ihm. „Ist das nicht Fräulein Anazawa?“ Takato drehte seinen Kopf genervt zur Seite. Sein ganzer Körper spannte sich an. „Ja, das bin ich.“ Haru war leicht überrascht. Als sie jedoch länger nachdachte, stellte sie fest, dass nichts an der Lage überraschend war. Die Bediensteten in ihrem Haus wussten ebenfalls die Namen ihrer Mitschüler. Es war Pflicht sie zu kennen – schließlich waren die Meisten Erben großer Firmen. Haru war allerdings trotzdem erstaunt. Sie musterte wieder Takato, der immer noch eine finstere Miene aufhatte und nichts sagte. „Es freut mich Sie persönlich treffen zu dürfen!“ sagte der Bedienstete und beugte sich vor. Haru erwiderte die Verbeugung und nahm sogar die richtige Pose ein: so, wie sie es bei der „Lady-Nachhilfe“ gelernt hatte. „Sie sehen ganz entzückend aus.“ Sagte der Mann und das Erste, was Haru dachte war: >Quatsch nicht! < Ihre Haare waren zerzaust und die Kleidung leicht dreckig. „Geh jetzt, Mizuke! Ich komme sofort nach.“ Takato sagte endlich was. Aber sein Ton war eisern. Der Bedienstete verbeugte sich noch einmal zur Verabschiedung und mit den Worten „Entschuldigen sie mich“ ging er weg. Als er verschwand wurde es still. Der Wind rauschte leise und man hörte den Straßenverkehr hinter der nächsten Ecke. Haru heftete ihren Blick auf Takato. Hatte er vor sich irgendwann zu bewegen? Ja, das hatte er. Gleich in der nächsten Sekunde hob er einen Arm und fuhr sich durch die Haare. Die plötzliche Bewegung ließ Haru aufschrecken. Sie war darauf gespannt, was er jetzt sagen würde. Eigentlich hoffte sie sogar innig, dass er sein Verhalten erklären würde. Der Schwarzhaarige öffnete seinen Mund: „Okay, bis Morgen!“ sagte er und schritt hastig davon. Der letzte Ausdruck, den sie von ihm zu sehen bekam, war derselbe versteinerte. „Mein Gott.“ Flüsterte sie genervt. „Versteht jemand Stalker?“ Ein Stalker ist eine Person, die andere dauerhaft bedroht, bedrängt und belästigt (laut Wikipedia). Haru überlegte: bedroht hatte er sie nicht wirklich. Bedrängt? Ja, durchaus. Belästigt? Und wie! Zwei zu Eins. Daraus folgt: Takato war ein Stalker. Eindeutig. Ein äußerst komischer Stalker. Etwas bewegte sich schnell und regelmäßig. Sie verstand erst nicht was, bis sie merkte, dass es ihr Herz war. Es pochte ganz laut. >Oh, nein! < dachte sie verzweifelt und legte sich eine Faust auf die Brust. Das Gefühl sich zu Takato hingezogen zu fühlen war wieder da. Aber das durfte nicht sein. Das wäre krank! Wer fühlt sich schon zu seinem Stalker hingezogen? Sie redete sich ein, es wäre wieder nur wegen seiner Ähnlichkeit zu Kazuma. Aber vom Charakter her, war Takato ganz anders. Kazuma war aufgedreht gewesen, hatte viel gelacht und war allgemein ein Kind gewesen. Takato war dagegen ein Rätsel. Es schien ihr, als ob über ihm eine dunkle Wolke lag, ein Geheimnis. Etwas, das er versteckte. >Schluss damit! < befahl sie sich und setzte ihre Übung Wände hinaufzuklettern fort. Jedoch schweiften ihre Gedanken immer wieder ab. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Noch 2 Tage und etwa 50° ~*~*~//>*<\\~*~*~ Noch 1 Tag und 30°. Draußen herrschten 30° Celsius. Haru blickte gegen den Himmel und wünschte sie könnte die Uhr zurückdrehen und an einer schönen Stelle anhalten. Sie wollte nicht 17 werden. Sie wollte nicht zu einem kompletten Mädchen werden. Was würden ihre Kumpels sagen? Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Was? Es werden Reporter kommen?“ Haru stand am Essentisch auf, ihr Blick auf ihre Mutter gerichtet. „Ja natürlich!“ sagte die angesprochene nur kurz und piekte weiter in ihrem Essen rum. Ihre Augen konnte sie nicht heben, sonst hätte sie Haru anschauen müssen. „Setz dich wieder hin!“ sagte Harus Vater in einem gelassenen Ton und nahm einen Schluck Wein. Widerwillig platzierte sich Haru auf ihren Stuhl. Der Appetit war ihr vergangen – für die nächsten 5 Sekunden. Nachdem diese verstrichen waren, schnitt sie wütend den Fisch auf und stopfte sich ein riesiges Stück in den Mund. „Iff klaupf eifaff niff!“ regte sie sich auf, schluckte das Essen runter und setzte fort: „Warum der ganze Wind? Ich werde ja nicht 18, sondern erst 17. Siebzeeehn!“ zog sie und versuchte ihren Eltern zu vermitteln was sie meinte. Diese aßen jedoch ungestört weiter. Nur ein einziger Kommentar kam von ihrem Vater: „Wo sind deine Manieren?“ Na ja, es war kein Kommentar, sondern eine rhetorische Frage. Haru atmete aufgeregt. Ihre Eltern nahmen sich an dem Tag frei, schließlich musste noch viel vorbreitet werden, obwohl das meiste eh von professionellen Partyplanern organisiert wurde. Gleich am frühen Morgen war Harus Mutter in ihr Zimmer gestürzt und hatte sie erst mal mit Küssen zugeschüttet. Haru war begeistert gewesen. Und als sie runter gekommen war, hatte sie von ihrem Vater nichts anderes als ein einfaches „Alles Gute zum Geburtstag, Schatz!“, einen Kuss auf die Stirn und einen Blick auf die Zeitung bekommen, die er in der Hand gehalten hatte und die anscheinend viel spannender gewesen war als das verschlafene Aussehen seiner Tochter. Ihr könnt mich doch alle mal! war der Satz, den sie am liebsten laut rausschreien würde. Harus Blick wanderte ein letztes Mal von ihrem Vater zu ihrer Mutter, die sie immer noch gekonnt ignorierten, bevor sie mit lautem und hilflosem Seufzen ein weiteres Stück Fisch gierig verschlang. Wenn am Abend Reporter kommen würden, hieß es für Haru nichts Geringeres als dass sie sich am Abend keinerlei Fehler erlauben konnte. Kein Abknicken auf den Absätzen, keine bösen Wörter, dafür aber ein ewiges Lächeln, das ihr sicherlich Krämpfe im Gesicht verursachen würde. Geburtstag Ahoi! ~*~*~//>*<\\~*~*~ Noch 15°. Haru betrachtete ihr altes Ich zum letzten Mal im Spiegel, bevor sie in die Prozedur des Umstylens geschleift wurde. >Tatsuja, Riku und der Rest der Gang, Betty: bitte vergebt mir! Im Inneren werde ich immer noch dieselbe bleiben. < ~*~*~//>*<\\~*~*~ Der reichlich mit Blumen und kleinen gläsernen Brunnen gestaltete Raum füllte sich langsam mit Gästen. Die Kleidung von diesen war fein und elegant, was darauf hinwies, dass die Party von hohem Stande war. 2 Mädchen entwichen aus einem Raum im oberen Stock und gingen ebenfalls nach unten, wo sich die restlichen Menschen befanden. Die Mädchen kicherten aufgeregt, und gingen die Stufen in einem leicht tänzelnden Gang herunter. Ihre Kleider waren beide bodenlang und aufeinander abgepasst: pastellfarbiges rosa, mit leichten weißen Verzierungen, die von unten nach oben sich langsam und spielerisch auflösten. Der Unterschied der Kleider lag an den Ausschnitten. Karins Kleid hatte ein V-förmiges, mit Spitzen verziertes Dekolleté. Nodames Kleid war allerdings trägerlos und schmiegte sich geschmeidig um ihren ganzen Körper. „Gleich ist es so weit!“ flüsterte Karin, deren Haare zu einer Hochsteckfrisur gelegt waren. „Haru sieht einfach toll aus. Ich wusste gar nicht, dass sie so süß aussehen kann.“ Nodame kam unten an der Treppe an und drehte sich um 360°, bis sie mit dem Gesicht wieder zu der Menschenmenge gerichtet war. Sie bemerkte einen schwarzen Schopf in der Menge. Das Mädchen quiekte laut auf und zog Karin zu sich: „Guck mal, da ist Takato!“ Karin schaute in die angezeigte Richtung: „Aber... ist das nicht Harus Vater, mit dem er da redet? Kennen sich die Beiden?“ „Keine Ahnung.“ Winkte Nodame schnell ab und schaute sich weiter nach bekannten Gesichtern um. Außer Takato waren fast die ganzen Klassenkammeraden, und auch einfache Schulkameraden von Haru anwesend. Anscheinend wurde die Party groß angekündigt. Die Gäste unterhielten sich aufgeregt, und ab und zu fiel Harus Name. Das Mädchen war für ihre aufgewühlte und wilde Art berühmt. Die Schulkameraden wussten von ihrem Temperament durch die Schule und die älteren Leute wussten es über ihre Kinder oder Klatsch und Tratsch. Ein paar hübsch gekleidete Mädchen in Harus Alter, lächelten und redeten aufgeregt. Sie konnten mit Porzellanpüppchen verglichen werden: ihre Haut blass, die Haare in leichten und seidigen Locken und die Lippen zu süßen Schleifchen geformt. „Ich frage mich warum sie so viel Wind um einen siebzehnten Geburtstag machen. Und dann noch die ganzen Reporter. Ich frage mich ob Harus Eltern vorhaben sich auf immer und ewig zu blamieren, mit so einer Tochter. Ich habe Haru noch nie in einem Rock gesehen.“ „Ich auch nicht! Ich glaube ich habe nicht einmal ihre Haare gekämmt gesehen.“ „Ja, und dann schleppt sie noch oft diese Metallstange mit sich rum. Ich glaube sie hat ihr sogar einen Namen gegeben: Nancy oder so.“ Das Gelächter, das danach ausbrach konnte durch den ganzen Saal gehört werden. Ryo, der nicht gerade freiwillig zu der Party geschleift wurde und nicht drum rumkam das lästige Gerede der Mädchen mitzuhören, nahm sich wütend ein Stück Sushi vom Tablett. „Warum müssen alle Mädels so nervig sein. Entweder sind sie hohl wie Stroh und denken an nichts anderes, wie sie heute mal alle mit ihrem Aussehen umhauen können oder sie sind total eingebildet, obwohl es nichts gibt, weswegen sie es sein dürfen.“ „Oder sie laufen einen ewig hinterher.“ Sprach sein Freund und gleichzeitig Klassenkamerad. „Oder... sie sind wie Haru. Grob, gewaltsam und giftig. Obwohl ich zugeben muss, dass sie äußerst intelligent ist.“ Ryo zischte. „Ach wirklich? Ich denke sie hat keinerlei positive Seiten. Und überhaupt: ich frag mich die ganze Zeit, was ich hier soll? Wenn mich meine Eltern nicht hierher geschleift hätten, würde ich jetzt jemandem gemütlich die Fresse polieren.“ „Bitte?“ Sein Kumpel hatte nicht die geringste Ahnung, dass Ryo ein Mitglied einer Gang war. „Das war ein Scherz.“ Sagte Ryo mit einer ernsten Miene. Sein Freund ließ ein paar gezwungene Laute von sich, die wie Lachen klangen sollen. „Haru, mein Schätzchen! Du siehst fantastisch aus. Wie eine komplett andere Person. Ich wusste, dass hinter deiner wilden Fassade eine Schönheit steckt.“ Sagte Rumina zu ihrer Tochter in einem Raum, das mit Duft von Parfüm durchtränkt war. Haru knurrte nur mürrisch. Sie betrachtete sich im Spiegel und musste zugeben, dass sie sich nicht wieder erkannte. Als sie in Richtung der Treppen lief, wo sie schon von den Gästen gespannt erwartet wurde, betete sie zu Gott, dass sie nicht mit diesen hohen Absätzen umfallen und eine neue Bekanntschaft mit der Mutter Erde machen würde. Der Duft von Parfüm und teurer Schminke drang in ihre Nase und sie fühlte sich, wie eins dieser Püppchen, die da unten standen und nur darauf warteten, dass Haru erscheinen und sich bis in die Knochen blamieren würde. Noch ein paar Meter trennten sie von der Treppe und somit vom sichtbaren Bereich für die Gäste. Sie blieb kurz stehen, holte tief Luft, ballte ihre Hände zu Fäusten und stellte ihre Beine in die Grätsche. Als sie die Luft wieder stoßend ausatmete boxte sie mehrmals in die Luft und machte einen Tritt nach vorn als Abschluss der Zeremonie, die sie aufbauen sollte. >Es ist Zeit diesen Leuten mal alle Lichter auszuschalten. < sagte sie aufbauend zu sich selbst. Dieses Vorhaben wollte sie diesmal nicht mit Gewalt lösen, sondern mit ihrem neuen Ich. Sie stellte sich wieder aufrecht hin, auf ihren Lippen erschien ein bezauberndes Lächeln. „Darf ich um ihre Aufmerksamkeit bitten?“ erklang eine Stimme durch die Lautsprecher und brachte die Gäste zum Schweigen. „Heißen Sie sie willkommen: unser Geburtstagskind und Gastgeber: Anazawa Haru!“ Die Köpfe wurden hochgerissen, in Richtung Treppe. Mit eleganten Schritten, wie sie es von Karin und Nodame gelernt hatte, brachte Haru die letzten Meter hinter sich und erschien dem Publikum, dessen Aufmerksamkeit in diesem Augenblick ganz ihr galt. Ein Scheinwerfer war auf sie gerichtet. Plötzlich wurde es still im Raum und eine melodische Musik erklang. Haru fing an die Treppen runter zu steigen: langsam und elegant. Die Menschen betrachteten staunend, mit welcher Grazie sich das Mädchen bewege und wie verführerisch ihr Kleid ihre Figur betonte. Es war weiß und knielang. Der Rock des Kleides floss in leichten Falten nach unten. Um ihre Taille wurde es enger und ebenfalls in sanften aber das Bild nicht zerstörenden, kleinen, waagerechten Falten gelegt. Der Ausschnitt des Kleides war v-förmig, der am Ende allerdings durch schwarze und hellgrüne Verzierungen abgestumpft wurde. Die Farben schwarz und hellgrün tauschten überall in dünnen Linien auf dem Kleid auf, jedoch ganz fein, so dass das Kleid nicht überladen wirkte. Die Musik spielte immer noch und es sagte immer noch keiner was, als Haru in der Mitte der Treppe angelangt war. Ihre roten Haare waren das faszinierendste an ihrem ganzen Aussehen. Ihr Pony war geglättet und leicht zur Seite gelegt. Die langen Strähnen, die wie Feuer schimmerten, wurden spielerisch zu einer Hochsteckfrisur geformt und ein paar einzelne, lockere Strähnen fielen lockig herunter auf ihren Rücken und ihre Schultern. Die hochgesteckten Haare waren durch einzelne hellgrüne und schwarze Bänder verziert. Das ganze würde durch passenden Schmuck in Silber mit grünen und schwarzen Steinen ergänzt. Haru wünschte sich über alles, dass ihr endlich ihr Vater entgegen kommen und sie empfangen würde, so wie es eigentlich geplant war. Dieser alte Sack ließ aber auf sich warten. Haru ließ ihren Blick durch den Raum schweifen aber ihren Vater konnte sie nicht entdecken. Stattdessen sah sie ein paar staunende, mundaufgerissene Gesichter. Ihr Blick traf auf Takato und blieb dort hängen, obwohl sie sich wünschte, es wäre nicht so. Sein Gesicht war im Gegensatz zu anderen ganz emotionslos. Er schaute sie an und brach plötzlich den Augenkontakt ab, in dem er sich umdrehte und aus dem Sichtfeld schritt. Haru war ganz perplex und hätte beinahe das Lächeln abgesetzt. Was war denn jetzt los? War er sauer? Sie schmiss den Gedanken an Takato schnell aus dem Kopf. Sie hatte jetzt an Wichtigeres zu denken. Wie sie es schaffen sollte nach unten zu kommen ohne dabei hinzufliegen, zum Beispiel. Plötzlich kam ihr zur ihrer Erleichterung ihr Vater entgegen und legte ihren Arm in seine Armbeuge. Als er das tat fingen die Menschen an zu klatschen und hießen somit das Geburtstagskind willkommen. Wurde aber auch Zeit! Das ewige Schweigen fing schon langsam an ihr auf den Keks zu gehen. Und so war ihr Leben verändert und es gab keinen Weg zurück. Als die einzelnen Gäste auf sie zukamen und ihr gratulierten, lächelte sie diesen entgegen, fühlte sich aber miserabel – fast schon zum heulen. Ihre Füße schmerzten, ihr Gesicht ebenfalls, wegen dem aufgesetzten Lächeln. Sie war nun ein Mädchen, eins das sich ihr Vater immer gewünscht hatte. Aber das was sie empfand, war kein Stolz auf sich selbst, weil sie es endlich geschafft hatte seine Erwartungen zu treffen, sondern ein Gefühl von Falschheit. Sie fühlte sich wie ein falsches Juwel, das nur so lange schien, bis man es zerbrach. Sie hatte sich um 180° gedreht, aber wenn man einen Steinbrocken um 180° dreht, bleibt er immer noch ein Steinbrocken und kein Diamant. Ein Paar grüne Augen fixierte das rothaarige Mädchen aus der Menge. Ryo stand im Raum, an die Wand gelehnt und betrachtete, wie das Mädchen mit einem falschen Lächeln die Glückwünsche entgegennahm. In diesem Moment verspürte er eine plötzlich aufkeimende Wut. Warum musste sie wieder ein weißes Kleid anhaben. Das erinnerte ihn zu sehr an den Traum, den er seit Kurzem fast jede Nacht hatte. Der Unterschied zum Traum lag allerdings darin, dass das Mädchen nicht am Hals blutete. „Was soll der Zirkus?“ zischte er durch die Zähne. Sein Freund schaute ihn überrascht an: „Was ist los? Warum bist du wütend?“ „Ich bin nicht wütend.“ Ryos Freund reagierte nicht, sondern schaute in Harus Richtung: „Wer hätte das gedacht?! Unsere Haru ist ja richtig süß.“ Ryos Miene verfinsterte sich abrupt. Er durchbohrte Harus Rücken mit seinem Blick. Und als ob das Mädchen die Kälte von diesem spüren konnte, drehte sie sich um und traf auf Ryos dunklen Blick. Das falsche Lächeln verschwand. Ihr Gesicht formte sich zu einem gleichgültigen Ausdruck. Plötzlich schritt das Mädchen auf ihn zu und noch bevor er etwas realisieren konnte lag seine Hand plötzlich in ihrer: sie begrüßte ihn. „Danke Ryo-kun, dass du gekommen bist.“ Auf ihrem Gesicht tauchte plötzlich wieder ein Lächeln auf, aber es war nicht das falsche von vorhin sondern war gehässig und aufziehend. Ihr Händedruck wurde plötzlich fester, so fest, dass Ryo beinahe losschrie. „Also dann, ich wünsche euch noch viel Spaß auf der Party. Mit diesen Worten schweifte sie an ihm vorbei und rammte ihm mit aller Kraft einen Absatz in den Schuh. Diesmal konnte Ryo den Schrei nicht unterdrücken. Haru legte schockiert eine Hand vor dem Mund: „Oh, das tut mir so Leid. Ich bin ja so ein Trampel! Alles okay?“ Ihr Gesicht war das eines Engels. Ryos Freund fühlte sich geblendet. Er schubste Ryo zur Seite: „Er wird es überleben. Alles Gute zum Geburtstag Anazawa!“ „Danke.“ Sagte sie strahlend und schritt davon. Der Klassenkamerad musterte sie von oben bis unten, bis sie aus der Sicht verschwunden war. Der belustigte Blick seines Freundes entging Ryo nicht. Er knurrte mürrisch. Sein Fuß tat höllisch weh. Das würde sie ihm noch büßen. Als Haru durch den vollen Raum schritt, stieß sie auf Takato. Dieser entschuldigte sich bei seinen Gesprächspartner und ging weg. „Noch auffälliger könnte er mir nicht aus dem Weg gehen.“ Sagte Haru durch die Zähne. „Was hat er für ein Problem? Ist er sich zu fein mir zu gratulieren?“ Egal! Es war nicht wichtig. Sie sollte endlich aufhören ihre Gedanken an ihn zu verschwenden. Ihr Leben war jetzt anders geworden. Vielleicht hieß diese Umstellung auch, dass Takato endlich aufhören würde, sie zu verfolgen. Sie seufzte und setzte wieder ein Lächeln auf. „Onkel Koji, lange nicht gesehen.“ Sagte sie zu einem älteren Mann und stürzte sich wieder in die gesellschaftlichen Gespräche. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Der Sekundenzeiger der Uhr, die hoch im Saal hing, steuerte auf die Zahl 6 zu. Noch wenige Grad und er würde in eine ganz andere Richtung als bei 12 schauen. Tick: Zahl 6! Halbe Minute. Es ist vollbracht. __________________________________________________________________ Ich bedanke mich herzlichst bei all den Kommischreibern. Ihc macht mich glücklicher, als es ein Erdbeerkuchen je machen könnteXD Danke, danke, danke! P.S.: Ich mag den Kapi net~__~ Dafür aber den nächsten8D Der kommt bald. Kapitel 12: Überraschung ------------------------ Ich heiße all die wilikommen, die bisher durchgehalten habenXD Denn eingetlich gehts ab jetzt richtig los. Nicht, dass vorher noch nichts los war, aber jetzt kommts richtig in die Gänge. Jedenfalls viel Spass! ____________________________________________________________________ Kapitel 12: Überraschung! Surprise! – sagen die Amerikaner. Surprise! – sagen auch die Franzosen, aber in einer anderen Betonung. Sorpresa! – hört man von den Spaniern, Jingxi – von den Chinesen. Und in allen Ländern bedeutet es eins: unerwartetes Ereignis – Überraschung. Das Leben überrascht uns alle mal. Es fängt schon bei den Überraschungspartys, Überraschungsbesuchen und Überraschungswetter an. Das sind aber die kleineren unerwarteten Ereignisse. Manchmal wird man so großen „surprises“ gegenübergestellt, dass man sich fragt, ob man gerade in einem Hollywoodfilm die Hauptrolle spielt. „Überraschung!“ Haru schrie auf. Nodame sprang sie wie aus dem Nichts an und hatte es offensichtlich geschafft, das rothaarige Mädchen zu überraschen. Die Geburtstagsparty war im vollem Gange. „Alles Gute zum Geburtstag noch einmal.“ Genauer gesagt, war es das 5. Mal... wenn man die extralange Glückwunsch-SMS nicht mitzählte. Das blonde Mädchen fiel Haru um den Hals und drückte sie kräftig an sich. „Wäre ich ein Junge würde ich mich Kopf über Fuß in dich verlieben. Du siehst einfach umwerfend aus.“ Haru keuchte auf: „Ich krieg keine Luft und kann mich kaum noch auf diesen Absätzen halten. Wenn du mich nicht loslässt, dann ersticke ich oder wir fallen beide um.“ „Tut mir Leid!“ das Mädchen ließ Haru grinsend los. „Wo ist Karin?“ fragte Haru und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Draußen. Sie unterhält sich mit ein paar Jungs, die meiner Meinung nach alles tun würden, damit sie ihr bloß auffallen. Die Glückliche.“ Nodame nippte schmollend an ihrem Glas mit Kindersekt. Der Kellner weigerte sich ihr etwas Hochprozentiges zu geben. ‚Kein Alkohol für Schüler.’ Sagte er nur hochnäsig und drückte Nodame das Glas, aus dem sie jetzt trank, in die Hand. „Ey, das ist unfair!“ schrie die Blonde plötzlich. „Warum darf Takato Wein trinken und ich nur dieses Kinderzeug?“ Bei dem Namen, den Nodame fallen ließ, zuckte Haru unwillkürlich zusammen. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung, in der der Schwarzhaarige Stand. Sein überraschendes Verhalten hatte sich im Laufe des Abends nicht verändert. Jedes mal, wenn sie näher kam, ging er weg. Als ob sie je vorhatte sich ihm zu nähern. Wen kümmerte schon der König „Ich-bin-zu-fein-um-zu-gratulieren“?! >Schluss Haru. Mach dir keine Gedanken wegen ihm. Es war doch, was du wolltest: nämlich, dass er dich in Ruhe lässt. < Worte sind leicht auszusprechen, oder zu denken. Aber das Herz machte was es will. Sie blickte ihn immer wieder an, musterte ihn im Stillen und versuchte mit allen Mitteln in der Ferne zu bleiben. Oder... Plötzlich kam ihr eine Idee. Wieso den arroganten Bengel mal nicht durch die Räume hetzten lassen. Ein fieses Grinsen schmückte ihr Gesicht. Vielleicht würde die Party sogar lustig werden. Für einen Moment vergaß sie die Manieren und Schlug mit einer Faust auf die Handfläche. Als sie auf Takato zulief fragte sie sich plötzlich warum sie das tat und warum sie Takatos Verhalten nicht einfach ignorieren konnte. Sollte sie das mit dem Hetzten doch lassen? Zu spät. Der Schwarzhaarige hatte sie bereits erblickt und drehte sich wieder um, um zu fliehen. Ein Lächeln umspielte Harus Lippen und sie fühlte sich plötzlich wie ein Jäger. Takato war sonst immer undurchschaubar und cool und jetzt floh er von ihr, wie ein Elefant vor einer Maus. Maus? Nein! Sie war doch keine Maus. Sagen wir: er floh wie ein Hase vor einem Fuchs. Takato blieb stehen, anscheinend mit dem Gedanken, dass er ihr entkommen war. Aber er hatte wohl nicht daran gedacht, dass sie ihn verfolgen würde: >Jetzt bin ich mal der Stalker. < Haru rempelte jemandem an, entschuldigte sich schnell mit einem Lächeln und lief weiter. Dabei musste sie ein Lachen unterdrücken... Das Mädchen hatte sie doch nicht mehr alle. Als Takato vor ihr davonlief, gesellte sich die Rothaarige zu einer Gruppe, wechselte ein paar Wörtchen mit den Gästen – alles als Vertuschungsmanöver. Sie wollte ihn eher unauffällig hetzten. Zum ersten Mal an diesem Abend war das Lächeln auf ihren Lippen echt. „Genießt noch die Party!“ sagte sie zu ihrem Gesprächspartner und begab sich wieder auf die Verfolgungsjagd. „Wir gehen auf die Jagd, wir gehen auf die Jagd!“ summte sie kaum hörbar. „Und das Mädchen, das grad singt, braucht einen Psychiater.“ Sang sie im selben Rhythmus, jedoch ohne jeglichen Reim. Takato verschwand plötzlich. Sie konnte in nicht mehr entdecken. Als sie mit ihren Blick durch die Mengen ging, entschied sie für sich, dass Takato in den Garten gegangen sein musste. Sie schritt auf die große, gläserne Tür zu, die nach draußen in den inzwischen dunklen Garten führte. Als sie draußen angelangt war, wurde sie plötzlich am Handgelenk geschnappt und zur Seite gezogen, hinter die Wand, die sie vor den Blicken der Gäste schützte. Ein paar starke Arme umfassten ihre Taille. Da wollte anscheinend jemand eine in die Fresse bekommen. In der Dunkelheit konnte sie nur schlecht erkennen, wen sie vor sich hatte. Als der Unbekannte jedoch sprach, stellte sie mit Überraschung fest, dass er gar kein Unbekannter war. „Jetzt hab ich dich.“ Sie blickte schockiert hoch und konnte schwer die Umrisse von Takatos Gesicht erkennen. „Lass mich los... bitte.“ Sagte sie in einem kalten Ton. Takato überhörte ihre Bitte. „Du bist echt leicht zu manipulieren.“ Was sollte denn das heißen? Als sie versuchte sich zu befreien, wurde sein Griff fester. Als es ihr nicht gelang sich friedlich frei zu machen, machte sie eine Wendung und entwich aus seinen Armen. „Was wolltest du von mir?“ fragte der Schwarzhaarige, als Haru wieder aufrecht vor ihm stand… Im Dunkeln schienen seine Augen so finster wie noch nie. Sie hatten schon beinahe eine hypnotische Wirkung. „Was sollte ich schon von dir wollen?“ sie neigte ihren Kopf zur Seite: „Nichts!“ gab sie die Antwort auf ihre eigene Frage. „Und warum hast du mich verfolgt?“ „Hab ich nicht!“ die Antwort kam zu schnell – wie ein Geschoss. Haru schimpfte sich innerlich aus. Zu schnelle Antworten rochen stark nach Ausreden. „Doch, das hast du.“ Er grinste. Harus Faust juckte und verlangte nach Fleisch – nach Fleisch, dem sie weh tun konnte. „Aber eigentlich weiß ich warum du es getan hast.“ Sagte er leiser und seine Stimme fühlte sich wie sanfte Seide an, die sich in ihr Ohr drängte. Er beugte sich etwas mehr zu ihr rüber und sie konnte seinen Duft einatmen, der ihr die Sinne raubte. Erneut stellte sie fest, dass sie verrückt sein musste. Sie stemmte ihre Hände in seine Brust, um ihn von sich weg zu schieben. Er ließ das jedoch nicht zu, einfach indem er sie wieder näher an sich zog. „Ach ja? Und warum?“ fragte sie und strengte sich an, Takato weg zu schieben und ihr Herz zu beruhigen. „Weil ich es so wollte.“ Flüsterte er ihr ins Ohr. Jetzt realisierte Haru, was hier vor sich ging. Es war seine Strategie, sein Plan. Er lief vor ihr weg, weil er wusste, dass sie ihn verfolgen würde. Das Blut rauschte in ihren Venen und der Atem blieb ihr stehen. Er musste weg. Sofort! Hier und jetzt! Unverzüglich!!! Sie holte aus, um ihm ins Gesicht zu hauen. Er fing ihre Faust problemlos ab, als ob es ihm nicht die geringste Mühe machte. Haru fühlte sich gefangen. In einer Mäusefalle... sie war wohl doch eine Maus. „Bist wohl doch kein Elefant.“ Sagte sie leise, eher zu sich selbst. Das Grinsen auf Takatos Gesicht wurde noch breiter. Seine Schultern zuckten vor Lachen. „Hör auf zu grinsen, oder ich schneide dir das Grinsen aus dem Gesicht.“ „Hast du ein Messer dabei?“ Takato schien immer noch amüsiert. >Du sollst Angst haben, verdammt! < schrie sie ihn innerlich an. >Das sollte eine Drohung sein. < „Nein, aber ich kann es mit meinen Nägeln machen. Ich musste mehrmals zur Maniküre – meine Nägel haben die perfekte Länge.“ Ihre Stimme war kalt und tief. Sie sprach ruhig aber innerlich kochte sie. Sie versuchte die immer noch von ihm umklammerte Faust zu bewegen, nach vorn, wo sein Gesicht lag. Das Grinsen musste weg! Als Takato wieder sprach war seine Stimme wieder leise: „Du bist wie ein kleines Hündchen. Niedlich aber bissig.“ „Dann pass mal lieber auf, dass das Hündchen dir nicht die Kehle durchbeißt.“ Takato lachte: „Das kleine Ding? Sie ist zwar bissig, aber es bringt ihr nichts, da sie nicht das Geringste gegen große Hunde ausrichten kann.“ Das Gespräch entwickelte sich in eine eigenartige Richtung. So, wie sie redeten, unterhielten sich keine erwachsenen Menschen. „Ach, und du sollst wohl so ein großer Hund sein? Was für einer? Ein Mops?“ „Möpse sind klein.“ Sagte Takato und plötzlich wurde es still. Langsam realisierten beide, was er gerade gesagt hat, aber keiner von beiden fing an zu lachen, was normale Menschen in so einer Situation machen würden. Aber waren Takato und Haru normal? Nein! Also schwiegen sie. Und bewegten sich auch nicht. Sie starrten sich nur gegenseitig an: Haru wütend und er mit einem Lächeln im Gesicht. Sie zuckte wieder und hoffte, dass sein Griff um ihre Hand gelockert werden würde. Mist! Er wurde nicht gelockert. „Lass uns eine Sache vereinbaren: Ich lass dich vorerst nicht gehen.“ Er zog sie ganz eng an sich, so dass sein Gesicht kaum 5cm von ihrem entfernt war. Haru konnte seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren, so wie den süßlichen Duft nach Alkohol. „Erstens: ich glaube du bist betrunken. Zweitens: kannst du deine Beine breit stellen, damit ich zutreten kann?“ sie schenkte ihm ein falsches Lächeln und fügte noch hinzu: „Mistkerl.“ „Stimmt. Stimmt genau.“ Sagte er. Na toll! Und was stimmte nun? Dass er ein Mistkerl war oder dass er betrunken war? Plötzlich neigte Takato seinen Kopf an ihre Schulter, ganz leicht, er berührte sie kaum. Und dann ließ er seinen Kopf nach oben wandern, entlang ihrem Hals, ganz langsam, seine Lippen einen hauchdünnen Abstand von ihrer Haut entfernt. Der Atem des Mädchens stockte irgendwo in ihrer Luftröhre und sie glaube schon beinahe, dass ihr Herz aufhören würde zu schlagen. Aber es wäre gut so. Lieber sterben als... das... Er atmete ihren Duft nach Parfüm ein: „Dein natürlicher Duft ist besser.“ Flüsterte er und beinahe hätte Haru den Satz nicht verstanden. Ihr Herz fing wieder an zu schlagen und drohte eine zu hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Sie erstarrte am ganzen Körper, in der Angst sich zu bewegen. Falls sie sich nämlich bewegen würde, konnten seine Lippen, die nur wenige Millimeter von ihr entfernt waren, ihre Haut berühren. Und was sollte das heißen: ihr natürlicher Duft wäre besser? Hatte er sie schon immer gerochen? Hatte er den Duft in Erinnerung? Es war falsch daran zu denken und es wurde Zeit sich zu befreien, dachte sie. Sie schob ihn unsanft weg, aber provozierte ihn damit nur, sie wieder zurück zu sich ziehen. Sie vernahm ein kaum hörbares Lachen seinerseits, als er sie in die ursprüngliche Position zurückzog. Angst stieg in ihr hoch. Allerdings wusste sie nicht ob vor ihren eigenen aufflammenden Gefühlen, vor der Tatsache, wie nah Takato war oder Angst vor Takato selbst. „Lass mich bitte los.“ Entwich ein leiser Laut aus ihren Lippen. Ihre Stimme zitterte. Zur ihrer Überraschung ließ der Junge sie wirklich los. Er schwankte leicht zur Seite und schaute sie benebelt an. Sie starrte ihn erst verwundert an, ergriff dann aber die Gelegenheit, um abzuhauen und wollte weg gehen. Bevor sie jedoch reagieren, oder sogar mit den Wimpern zucken konnte, schnappte er sie wieder am Handgelenk, zog sie zu sich und unterdrückte den Laut, der gerade aus ihrer Kehle entweichen wollte, mit seinem Mund. Haru spürte, wie er seine Lippen gegen ihre presste und diese leicht bewegte. Er zwang sie praktisch dazu, ihren Mund aufzumachen, indem er immer aufdringlicher wurde. Sie hämmerte mit den Händen gegen seine Brust, was gar nicht ihre Art war. So wehrten sich immer schwache Mädchen, aber sie war keins. Sie haute einem immer in die Fresse. Sie spürte, wie seine Zunge in ihre Mundhöhle eindrang und dort alles abtastete. Der Geschmack von Alkohol machte sich auf ihrer Zunge breit. Wie viel hatte der Kerl getrunken? Sein Griff um sie wurde fester, und als sie noch enger an ihn gezogen wurde, konnte sie jeden Muskel seines Körpers gegen ihren gedrückt spüren. Haru packte ihn am Kragen und versuchte ihn zu schütteln. Das einzige Ergebnis war nur eine kleine Zerstörung seines Outfits. Nun hatte sie genug. Wer war er, um so mit ihr umzugehen? Für wen hielt er sich? Sie stemmte wieder ihre Hände in seine Brust und drückte ihn, so stark sie nur konnte von sich weg. Jeder Muskel in ihren Armen wurde angespannt. Sie riss ihren Kopf von ihm weg und schaffte es endlich ihn wegzuschubsen. Er taumelte leicht rückwärts und Haru wischte sich mit einer Hand über die Lippen. Der Handrücken an den Mund gepresst, schaute sie ihn wütend an. Nein, wütend war nicht der richtige Ausdruck. Ihr Blick war wieder dieser wahnsinnige, ihre Pupillen waren ganz eng, was man im gedämpften Licht jedoch kaum erkennen konnte. Takatos Blick war immer noch benebelt. Sein Mund war leicht offen, seine Kopf etwas nach hinten gekippt. Er schien seine Tat nicht zu bereuen. „Lass dich ja nie wieder bei mir blicken!“ ertönten Harus zornige Worte. Sie drehte sich hastig um und schritt wieder in das Gebäude, wo die Party in vollem Gange war. Sie bemerkte ein Mädchen im rosa Kleid nicht, dass sich hinter der Tür versteckt hielt. „Karin, Karin, komm mal her!“ Nodame lief mit rasender Geschwindigkeit auf die angesprochene (oder eher angeschriene) Person zu. „Du wirst mir nie glauben, was gerade passiert ist.“ Kreischte sie fröhlich, als sie bei Karin stehen blieb. Ein Junge mit braunen Haaren, hörte das Geschrei mit (es war ja auch kaum zu überhören) und wurde auf das, was das blonde Mädchen zu berichten hatte aufmerksam. „Oh mein Gott! Oh mein Gott! Das ist so unglaublich! Ich glaube ich bin gerade in einem Manga oder einer Fanfiction oder so was.“ „Nun erzähl schon, was ist passiert?“ Karin wurde ungeduldig. „Pass auf!“ Nodame hörte endlich auf mit Armen und Beinen zu wedeln und blieb regungslos stehen. Und dann ließ sie es raus platzen: „Takato hat Haru geküsst!“ quiekte sie und fing wieder an wie verrückt zu hüpfen. Karin riss ihre blauen Augen auf: „Was? Wann?“ „Gerade eben! Im Garten!“ „Wie? Hat er es einfach getan?“ „Na ja, es gab noch eine kleine Vorgeschichte, ich wusste allerdings nicht, was es genau war. Takato hat irgendwas von manipulieren und es so wollen gesagt.“ Die Wörter flossen aus Nodames Mund, wie Kugeln aus einen Maschinengewehr. Sie erzählte Karin alles, das sie noch von dem Gespräch von Haru und Takato wusste. Ryo beobachtete die Mädchen mit leicht aufgerissenen Augen. Takato hat das Biest geküsst? War er schwul? Er konnte es kaum glauben. Sein Gesprächspartner erzählte ihm irgendwas, aber er hatte ihm nicht mehr zugehört. Karin blickte zur Seite und traf auf Ryos Blick. Sofort erstarrte sie, Ryos Miene wurde ausdruckslos. Nodame plapperte weiter, während Karin den Augenkontakt mit dem Braunhaarigen hielt. Er hatte es also mitgehört. >Was? Bist du schockiert? Enttäuscht? Oder vielleicht sogar eitersüchtig? < waren die Fragen, die sie ihm am liebsten hier und jetzt stellen würde, es aber nie tun würde. Als sie ihn das letzte Mal darauf angesprochen hatte, dass er Haru vielleicht mögen würde, hatte er sie vom Gegenteil überzeugt. Damals hatte sie Angst gekriegt. Die Beiden starrten sich noch lange an, bis Ryo den Augenkontakt abbrach, weil sein Gesprächspartner ihn darauf hingewiesen hatte, dass der Braunhaarige ihm nicht zuhörte. Dieser entschuldigte sich, blickte Karin noch kurz an und lief rüber zum Buffet. Karin schaute ihm noch lange hinterher. In ihrer Brust machte sich ein faules Gefühl breit, vielleicht weil sie wusste, oder sich zumindest einbildete zu wissen, was Ryo dachte und empfand. Sie senkte ihren Kopf. Als Ryo sie angeschaut hatte, dachte er nicht an sie. Er dachte an jemand anderes. Karin wollte nicht, dass er an jemand anders dachte. Seine Gedanken sollten ihr gehören. Aber sie wusste und war entsetzt darüber, dass sie es nicht taten und es auch nie getan hatten. Sie holte tief Luft und riss sich wieder zusammen: sie sollte sich für Haru und Takato freuen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt um an sich selbst zu denken. Haru lief durch die Menge ohne darauf zu achten, dass sie ein paar Menschen unsanft anrempelte. Sie steuerte die Treppen an und als sie oben durch den Flur lief, passierte etwas, das sie schon den ganzen Abend lang erwartet hatte, was aber bisher nicht passiert war: sie knickte auf einen Absatz um. Das rothaarige Mädchen fluchte laut, zog den Schuh aus und wedelte damit in alle Richtungen, als ob sie sich nicht entscheiden konnte in welche sie den Schuh werfen konnte. „Aaaaarrrr!“ schrie sie endlich und zog den Schuh wieder an. Den brauchte sie heute Abend noch. Leider! Sie ging in ein Zimmer, in dem eine Couch, 2 Sessel, ein paar Bücherschränke und ein Klavier standen. Sie stampfte mit einem Fuß in den Boden und ging in lautes Rumhüpfen bzw. Rumtrampeln über. Währen dieser Prozedur knurrte sie und stellte sich unter ihren Füßen Takatos Gesicht vor. Haru hörte auf zu hüpfen. Sie blickte durch den Raum auf der Suche nach etwas, dass sie kaputt machen konnte: alles stellte sich als zu teuer heraus. Da fiel ihr immer noch wahnsinniger Blick auf das Klavier. Sie schritt auf das Instrument zu und haute in die Tasten. „Pling, pling, pling!“ erklang es im Zimmer, laut und ohne jeglichen Rhythmus. Einfaches Geklimmpere nannte man so was. „Pliiing, pliiiing“ spielte sie ganz tief. Statt einzelner Finger, haute sie die ganze Handfläche auf die Tasten. Ihr Gesicht war verzerrt, ihre Zähne entblößt. „pling, pling piling“ spielte sie ganz schnell und haute gleich danach noch mal mit aller Kraft in die Tasten. Irgendwo im Inneren des Instruments riss eine Seite. Plötzlich blinkte in ihrem Kopf ein Lämpchen auf: Ryo – war die Person, die ihr durch den Kopf schoss. Der Braunhaarige schaute gerade gelangweilt durch den Raum, als er rote Haare aufleuchten sah und gleich im nächsten Augenblick an der Krawatte gepackt und weggeschleift wurde. „Komm mit, ich muss mich abreagieren.“ Ryo war leicht verwirrt. Die Attacke kam überraschend. „Was willst du?“ fragte er das Rothaarige Mädchen, die ihn am Ärmel durch die Mengen zog. Sie blieb erst stehen, als sie draußen auf einem Balkon standen. Als sie dort angelangt waren, drehte sie sich zu ihm um und packte ihn am Kragen. „Willst du kämpfen?“ fragte er und blickte auf das kleine Mädchen herab. Dieses atmete schwer und blickte nach unten. Ihre Hände zitterten. Obwohl er wusste, dass sie bald zuhauen würde, stellte er sich nicht in Kampfstellung sondern bleib weiterhin aufrecht stehen. Seine Miene zeigte, dass er äußerst verwundert war. Der erwartete Schlag kam nicht, auch nach dem mehrere Minuten verstrichen waren. Das Mädchen schien immer unruhiger zu werden. Sie biss ihre Zähne zusammen. „Aaaaaarrrr!“ schrie sie endlich, ließ ihn los und fing an unruhig auf den Balkon auf und ab zu laufen. „Dieser verdammte Mistkerl! Was fällt ihm ein?“ schrie sie. „Meinst du Takato?“ fragte Ryo in einem kalten und gleichgültigen Ton. Haru schaute ihn verblüfft an und hörte abrupt damit auf, laut schnaubend zu fluchen und zu knurren. „Woher weißt du davon?“ fragte sie ihn und hoffte stark, dass er etwas anderes meinte, als sie dachte. Aber was sollte er sonst meinen? „Hab gehört wie Karin und die Blonde sich darüber gefreut haben.“ „Gefreut? War ja klar!“ seufzte Haru. Moment... sie hielt inne. Und woher wussten es die beiden? Ihre Wut stieg noch mehr an, wo sie gerade anfing zu denken, dass es gar nicht schlimmer werden konnte. „Darf ich dich was fragen?“ kam es von Ryo, den sie für kurze Zeit fast wieder vergessen hatte. Sie schaute ihn fragend an und ihr Blick verriet, dass er die Erlaubnis zu fragen gekriegt hatte. Nicht, dass er je eine gebraucht hätte. Er hätte sowieso gefragt: „Warum freust du dicht nicht?“ seine Augen waren halbgeschlossen und dadurch konnte sie nicht erkennen, in welche Richtung er schaute. „Hä?“ „Takato ist doch ein super Fang, ein Traummann.“ Jetzt wurde Haru auch auf Ryo wütend: „Hast du etwa die Absicht für die Zukunft zeugungsunfähig zu sein?“ „Warum so wütend die Madame? Du kannst mir nichts vorspielen. Gib’s zu: du freust dich riesig und tust bloß wie die Jungfrau von Bethlehem, die angeblich von niemandem angefasst werden darf.“ Er lehnte sich locker an das Geländer. Haru bekam den dringenden Wunsch, ihn hinunter zu schubsen. Leider war der Balkon zu tief und unter ihm Gebüsch, das es leider verhindern würde, dass Ryo seinen Schädel hart aufschlug und die Reste seines eh schon kaum existierenden Gehirns rausliefen. „Und jetzt wird sie auch noch sprachlos.“ Auf Ryos Lippen spielte ein zynisches Lächeln. „Habe ich etwa mit meinen Vermutungen Recht?“ „Du hast doch keine Ahnung.“, zischte Haru durch die Zähne und wurde lauter: „Weder von mir noch von sonst irgendwas. Du bist nur ein dummer, hässlicher, bekloppter, idiotischer Idiot, der von nichts eine Ahnung hat!!!“ Ihre Wangen färbten sich rot vor Wut. Ryo wurde sprachlos und riss seinen Mund entsetzt auf: „Und das sagt mir ausgerechnet das größte Flittchen, das mir je begegnet ist.“ „Ein Flittchen?“ jaulte Haru mit weit aufgerissenen Augen. „Du nennst MICH ein Flittchen?“ „Natürlich. Oder siehst du hier ein anderes. Darf ich anmerken, dass du dich nicht gerade geschämt hast, als du vor mir in nur einem BH am Oberkörper rumgelaufen bist?“ Haru erinnerte sich an die Szene im Wald und das stapelte noch einen weiteren Baustein auf ihren inzwischen riesig gewordenen ‚Wutberg’. „Das war, weil du für mich kein Kerl bist, du Schimmelwürstchen!“ „Ach, kein Kerl sagst du? Soll ich dir zeigen, was für ein Kerl in mir drin steckt?“ schnauzte er sie an. „Willst du deine Hose ausziehen? Bitte, ich warte.“ Mit diesen Worten stemmte sie ihre Hände in die Hüfte und warf ihm hochnäsig einen herausfordernden Blick zu. Ryo neigte seinen Kopf ungläubig zur Seite, seine Augen weit aufgerissen. Ihm fehlten die Worte. Das durfte er sich nicht von ihr gefallen lassen. Sie wollte es sehen? Bitte! Schließlich hatte sie selbst danach verlangt. „Kannst du haben!“ sagte er giftig und griff zu seinem Gürtel. Als er dabei war, ihn aufzumachen räusperte sich jemand: „Fräulein Haru? Sie werden auf die Bühne gebeten.“ Der Butler warf einen verstohlenen Blick von Haru zu Ryo, murmelte irgendwas Unverständliches, drehte sich um und schritt vom Balkon. Haru und Ryo blieben noch einen Augenblick regungslos stehen. Ryo wollte erleichtert aufatmen, aber das durfte er nicht vor der Rothaarigen tun. Diese bewegte sich immer noch nicht, ihre Wut schien etwas abgeklungen zu sein. Sie sah zu ihm: „Dein verdammtes Glück!“ Danach schritt sie mit eleganten Schritten in das Innere des Gebäudes. Ryo bemerkte plötzlich, dass seine Hände immer noch auf seinen Gürtel lagen. Erschrocken ließ er diese nach oben wandern. Der Ruf auf die Bühne kam überraschend für Haru. Oben stand ihr Vater und als sie neben ihn trat, wusste sie nicht so recht zu wissen, ob es gut oder schlecht war, hier oben zu stehen. Anscheinend hatte ihr Vater etwas geplant. Ein ungutes Gefühl schlich sich in ihre Brust und nistete sich dort ein. Nur für eine Weile, bis er von einem anderen erlöst werden würde. „Ich bitte um eure Aufmerksamkeit.“ Fing Harus Vater an zu reden. Seine Stimme klang ernst und amüsiert zu gleich. Haru fixierte sein Gesicht, in der Versuchung sein Vorhaben zu durchschauen. Hoffentlich kam jetzt kein Ponypferd als Geschenk. Ryo drängelte sich durch die Massen nach vorn und blickte nun, ebenso wie die anderen, hoch auf die Bühne. Fast einen halben Raum von ihm entfernt, blinzelten 2 paar riesige Augen: die einen blau, die anderen unnatürlich rosa. „Wie sie alle wissen ist meine Tochter heute bereits 17 geworden. Sie ist schneller groß geworden, als es mir lieb war.“ Sagte er und der Saal lachte. >Haha, Paps du bist so unheimlich witzig. < dachte Haru. Ihre Vater hatte kein Sinn für Humor und machte auch nie Witze. Sein jetziges Verhalten diente nur seinem Image. Er setzte fort: „Sie war noch nie ein leichtes Kind, aber genau das machte sie zu einer individuellen Persönlichkeit. Und glauben sie mir: heute Abend bin ich besonders stolz auf sie, wenn ich sehe, wie reif und vernünftig sie geworden ist.“ Haru hätte sich verschluckt, wenn es etwas zum verschlucken gäbe. Ihr Vater sollte aufhören lange und nicht gerade der Wahrheit entsprechende Vorreden zu halten und endlich zur Sache kommen. Plötzlich wurde es ihr mulmig. Sie überblickte die ganze Sache: ihr Geburtstag, riesige Party, Reporter – ihr Vater hatte das bestimmt nicht veranstaltet, weil er Lust hatte das überschüssige Geld in den Wind zu schmeißen. Er musste etwas geplant haben. >Was hast du bloß vor, alter Stinkstiefel? < „Als ihr Vater werde ich eines Tages die Aufgabe haben, sie in die Hände eines anderen Mannes zu übergeben. Eines Mannes, der sie lieben und schützen wird.“ Haru wurde übel. Sollte sie hier und jetzt kotzen, oder es erst mal drin behalten? „Voller Freude möchte ich euch allen berichten, dass ich bereits einen passenden Begleiter für meine Tochter gefunden habe.“ Im Saal durchlief ein Murmeln. Haru schaute ihren Vater schockiert an, in der Hoffnung er würde nur ein paar blöde Scherze machen. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass er äußerst ernst zu sein schien. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Und dann hörte sie auf zu atmen, ebenso wie ihr Herz seinen Schlag stoppte. Sie blickte auf die vergangenen Monate zurück: das Treffen mit Familie Tsukimori, die nervigen Witze darüber, wie Haru und Ryo sich doch verstanden. >Bitte lieber Gott: mach, dass es nicht wahr ist. Lass es nicht Ryo sein. Jeden, nur nicht Ryo. < flehte sie innerlich, ihre Augen zusammengekniffen. Als das Getuschel im Publikum langsam abklang, setzte Harus Vater fort: „Dieser junge Mann hat mein vollstes Vertrauen, das ich als Vater nur dem Ausgewählten schenken darf. Und er ist ein Auserwählter.“ Er machte eine Pause. Im Saal brach Totenstille aus. Alle schienen genauso angespannt zu sein, wie die Rothaarige, die innerlich immer noch zu Gott betete. Ihre Augen ruhten die ganze Zeit auf ihrem Vater: >Nun sag schon meinen Todesurteil aus, alter Mistkerl! < Dieser machte endlich den Mund auf und sprach die entscheidenden Worte aus: „Hiermit kündige ich die Verlobung meiner Tochter, Anazawa Haru, mit Henji Takato an! Ich bitte den jungen Mann hochzukommen.“ Haru ließ ihre Hände fallen. Die Zuschauer klatschten, mit Ausnahme derer, die genauso schockiert drein schauten, wie die zum Tode verurteilte. Haru versuchte keine Emotionen zu zeigen, nicht hier oben, wo sie von jedem gesehen werden konnte. Sie schaute ihren Vater fragend und beinahe schon flehend an. Dann sah sie, wie Takato die wenigen Stufen stieg, die nach oben führten. Sein Gesicht war ernst, man konnte nicht die geringsten Emotionen daraus ablesen. Am liebsten hätte das rothaarige Mädchen ihre Schuhe ausgezogen und wäre weggelaufen. Aber sie blieb dort, wo sie war. Ihre Aufmerksamkeit galt Takato. Sie versuchte mit aller Mühe zu erkennen, was er von der ganzen Sache hielt. Als er oben angelangt war, stellte er sich neben Haru, nahm ein Mikrofon in die Hand und... lächelte. Das ganze Geschehen schien ihn nicht in geringster Weise zu überraschen. Was ging hier vor? „Guten Abend!“ sprach Takato mit seiner tiefen stimme. Dann drehte er sich zur Haru und streckte seine Hand aus – eine Geste, die sie darauf einlud, ihre Hand in seine zu legen. Sie warf ihrem Vater einen zögerlichen Blick zu. Er schaute ernst, und obwohl er nicht sprach, befahl er mit seinen Augen, sofort die Einladung von Takato anzunehmen. Langsam ließ sie ihren Arm nach oben wandern. Als sie ihre Finger in seine Handfläche legte, merkte sie, wie kalt seine Haut war. Diese Kälte passte perfekt zu seinem ganzen Wesen. Er lächelte immer noch. „Nun...“ sagte der Schwarzhaarige, als er sich wieder zum Publikum wandte. „Ich nehme die Lady natürlich gerne an.“ Das Publikum brach in lauten Applaus, lautes Gekreische und Gepfeife aus. Takato drückte seine Lippen auf Harus Handrücken und der Beifall wurde noch lauter. Haru stand wie erstarrt da und konnte kaum glauben, was gerade passierte. War gerade erster April? Nein. Es War der 16. Juli. >Sagt mir bitte jemand, dass am 16. Juli der zweite inoffizielle Tag der Scherze ist. < ‚Überraschung!’ schrie das Schicksal und schaffte es das Mädchen aus den Socken zu hauen. Ihr erstarrter Blick wanderte durch die Mengen: wie sie sich freuten. Warum? Für wen? Sie hatten doch keine Ahnung, dass diese Verlobung ihr Todesurteil war, dass es für sie kaum etwas Schlimmeres gab, als mit diesem arroganten Mistkerl leben zu müssen. Warum freuten sie sich also? Sie sollten gefälligst aufhören! Haru blieb gelassen, aber nur nach außen. Ihr Vater stand daneben und wenn sie auch nur auf die Idee kommen würde abzuhauen, würde er sie mit dem nächsten Flugzeug nach Europa in ein Frauenkloster schicken. Obwohl... vielleicht war es gar keine schlechte Lösung. Immerhin musste sie dann nicht mit ihrem eigenen Stalker verheiratet sein. „Haru, sag etwas.“ Hörte sie den strengen Ton ihres Vaters hören und sah plötzlich das Mikrophon vor ihren Mund. Sie nahm das Gerät zögerlich in der Hand. Mit großer Anstrengung quälte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht: „Nun, was soll ich sagen? Ich glaube mein lieber Vater hat mir meinen Wunsch von den Lippen abgelesen. Ich hoffe, dass er mich noch wenigstens meinen Schulabschluss machen lassen wird, bevor wir die Hochzeitsglocken läuten lassen.“ Scherzte sie und das Publikum lachte. „Ehrlich gesagt, kam diese Ankündigung ganz überraschend. Ich... bin jetzt echt baff, wenn ich es so sagen darf.“ Das Publikum lachte wieder. „Aber...“ sie machte eine Pause. Sie musste gut überlegen was sie sagte. „Ich bin trotzdem froh. Ich könnte mir niemand besseres als Takato als meinen zukünftigen Ehegatten vorstellen. Danke.“ Sie schenkte den Zuschauern ein strahlendes Lächeln. Nach außen schien sie zu scheinen. In ihrem Inneren lauerte aber die pure Finsternis, die damit begann, ihre Seele aufzufressen. Sie fühlte, wie etwas in ihr zerbrach und in tausend Splittern auseinander flog. Als das Publikum klatschte, drückte sie das Mikrophon so fest zusammen, das es beinahe zu zerbrechen schien. Gemeinsam mit Takato und ihrem Vater ging sie von der Bühne. Gleich unten wurde sie hastig von ihrer Mutter umarmt. „Ich bin ja so froh, dass du damit einverstanden bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Haru klopfte ihrer Mutter nur emotionslos auf die Schulter. Sie hatte es also auch gewusst. Gleich als nächstes kam Takatos Vater auf sie zu. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen und musste erst überlegen, bevor sie feststellte, wer er war. Seine Haare waren grau, seine Gesichtszüge hart und veraltert. Er schien älter als ihr Vater zu sein: „Fräulein Anazawa, es ist mir eine Ehre sie als zukünftige Schwiegertochter zu haben.“ Haru lächelte faul und empfing seinen Händedruck. Langsam schien sie nur die Hälfte des Geschehens wahrzunehmen. Ihr Blick wurde leicht trüb. Das aufgesetzte Lächeln tat langsam weh. Die nächste halbe Stunde hörte sie sich lauter Glückwünsche an. Immer noch in der Hoffnung, dass das alles nicht wirklich passierte, nahm sie diese entgegen. Dann sah sie Karin und Nodame vor sich. Nodame war wieder aufgedreht und sagte aufgeregt etwas zu Haru, was es allerdings war, bekam die Rothaarige nicht mit. Als sie Karin ansah, sah sie das erste Gesicht an diesem Abend, das anscheinend wusste, wie sich das rothaarige Mädchen wirklich fühlte. Karin nahm zögerlich Harus Hand und blickte tief in die grünen Augen. „Stimmt das, was du da oben gesagt hast? Bist du wirklich glücklich?“ fragte sie. Nodame hörte abrupt auf, fröhlich zu sein. Haru lächelte wieder – mit einem warmen Lächeln. Sie war Karin so dankbar. „Keine Sorge. Sogar wenn nicht: ich werde es überleben. Glaubst du ich würde mir was gefallen lassen, was mir nicht passt?“ fragte sie amüsiert und wollte das schwarzhaarige Mädchen damit aufheitern. Dieses schaute sie aber weiterhin besorgt an, als ob sie ihren Worten nicht im Geringsten glaubte. Karin wusste, dass Haru sich nur schlecht gegen ihren Vater wehren konnte. Schließlich war er der Mann, der all ihren Unterhalt finanzierte. Aber es lag nicht nur am Geld. Der Hauptgrund lag darin, dass er nun mal ihr Vater war. Und an dieser Tatsache konnte niemand etwas ändern. Haru merkte, wie sie langsam weg gezogen wurde, weg von ihren Freundinnen. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an Takato, der die ganze Zeit mit ihr Arm in Arm lief. Sie schaute ihn an, in der Besorgnis, dass er das Gespräch zwischen ihr und Karin gehört hatte, aber er schien nichts mitbekommen zu haben. Das Gefühl, das sie sich für ihn die ganze Zeit gewünscht hatte, kroch langsam hoch. Endlich ersetzte es die Anziehungskraft zu ihm, aber auch die Bewunderung schwand dahin. Sie hasste Takato. Haru war sich sicher, dass er von der Verlobung schon früher gewusst hatte... und er hatte ihr nichts gesagt. Stattdessen hatte er sie immer verfolgt, sie immer unsicher gemacht. Sie kam sich hintergangen vor, als ob sich die ganze Welt über sie lustig machte. Das Schicksal kicherte leise und fies hinter einer Ecke. „Du könntest Schauspielerin werden.“ Takatos Stimme riss Haru aus ihrer Gedankenwelt. Sie blickte ihn fragend an, sein Ausdruck war wieder gleichgültig. Wohin war plötzlich sein Lächeln von vorhin verschwunden? Nachdem Haru, Takato, Harus Eltern und Takatos Vater alle zusammen in einem Raum geredet hatten – die Party war inzwischen vorbei und die Gäste gingen nach Hause – schickte Herr Anazawa die jungen Leute raus, mit der Begrünung, dass die Erwachsenen sich unterhalten mussten. Tz! War sie ein kleines Kind? Nun standen sie allein im Flur und nur das Ticken der Standuhr durchdrang die Stille, die den Raum fürsorglich umhüllte. „Wow, dir ist nicht entgangen, dass ich gespielt hab?“ sagte Haru sarkastisch. Takato, der bisher irgendeinen Punkt im Raum fixiert hatte, schenkte ihr einen nichtssagenden Blick: „Du scheinst ja nicht besonders glücklich zu sein. Über die Verlobung meine ich.“ Am liebsten hätte Haru ihm eine Tür gegen die Nase gerammt. Sie sollte also glücklich sein, nachdem dieser Mistkerl ihr so unverschämt die Zunge in den Hals gesteckt hatte? Nachdem er seine Tat nicht einmal bereute? Was war sie? Ein Spielzeug? „Das bildest du dir sicher ein. Ich bin glücklich wie ein Walross, das gerade als Schinken aufgespießt wird.“ Takato hob fragend eine Augenbraue. Haru hatte mal wieder Unsinn geredet und konnte sich selbst eine Treppe runter schubsen. „Weißt du... früher...“ sie holte Luft. Gibt es ein Lehrbuch für ernste Gesprächsanfänge? Dann sollte schleunigst einer eins vorbeibringen. „Früher habe ich dich bewundert.“ Sagte sie zögerlich und warf einen flüchtigen Blick zu ihm. Er hörte ihr zu, aber seine Emotionen waren wieder mal nicht lesbar. „Weil du nicht sofort zur Gewalt greifst, wenn es einen Konflikt gibt, obwohl du mit deinen Fähigkeiten durchaus alles mit Gewalt lösen könntest. Ich wollte so werden, wie du. Ich hatte auch Respekt vor dir, welcher jetzt nur noch Staub ist. Jetzt...“ sie machte eine Pause und schaute ihn direkt an. „Jetzt hasse ich dich nur noch.“ Takato gab plötzlich ein lachendes Geräusch vor sich, er schien das ganze lächerlich zu finden. Er wischte sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und lehnte sich locker an die Wand: „Glaubst du, du wärst die Dame meiner Wahl? Ich hätte mir auch eine bessere Ehegattin vorstellen können als dich. Schau dich an...“ Er musterte sie von der Stirn anfangend, bis hin zu den Füßen. Dann wanderte sein Blick wieder zu ihrem Gesicht. „Du hast rote Haare, bist klein, kantig und zu guter letzt bist du flach wie ein Brett.“ Haru glaube sich verhört zu haben. Zeigte der Kerl jetzt sein wahres Gesicht? Das Gesicht eines perversen, eingebildeten und unverschämten Mistkerls? Sie wollte ihn anschreien, aber da ihre Eltern nur durch eine Tür, die nicht schalldicht genug war, von ihr getrennt waren, riss sie sich zusammen und sprach konzentriert: „Schön. Dann können wir ja unseren Eltern sagen, dass es leider – so Leid es mir auch tut – mit der Verlobung nicht klappt.“ Mit diesen Worten und hocherhobenen Haupt lief sie auf die Tür zu, streckte ihren Arm nach der Türklinke aus, wurde aber an dieser geschnappt und weggezogen: „Das lässt du schön sein!“ Takatos Gesicht wurde plötzlich zornig, Haru glaube es waren die ersten Emotionen, die er an diesem Abend gezeigt hatte. Seine Hand drückte ihre, und sie spürte wie ihre Knochen stark gegeneinander gepresst wurden. Ihre grünen Augen hafteten prüfend auf seinem Gesicht, ihre dunklen Wimpern ergaben dabei zu ihrer Augenfarbe einen ausdrucksstarken Kontrast. „Was bist du bloß für ein eigenartiges Vieh? Hast du heute zu viel Alkohol gehabt? Lass mich los. Wenn ich nicht die Dame deiner Wahl bin, dann darf es dir auch egal – sogar lieb – sein, wenn die Verlobung abgeblasen wird.“ Sie entriss ihre Hand aus seiner und umklammerte die Türklinke. Sofort packte Takato sie an den Schultern und schubste sie weg von der Tür. Haru wäre auf den hohen (und verfluchten) Absätzen beinahe umgefallen. Wieder ertönte Takatos kalte Stimme: „Ich sagte du sollst es lassen! Wenn du auch nur in die Nähe der Tür kommst, dann tue ich dir schlimmere Sachen an, als dir meine Zunge in den Hals zu stecken.“ Haru schluckte, als sie sich die „schlimmeren Sachen“, die Takato meinte vorstellte. Aber von ihm ließ sie sich nichts sagen, und Angst würde sie auch nicht kriegen (abgesehen von der Angst, die sie gerade hatte). Sie schritt wieder auf die Tür zu, Takato stellte sich drohend vor sie. „Lass mich vorbei!“ sagte sie zu ihm und versuchte an ihm vorbei zu schlüpfen. Jedoch schien er nicht einmal die Absicht zu haben, sie vorbeizulassen. Sie ging nach links und er ebenso. Sie hüpfte zur rechten Seite und er machte es ihr nach. Der Kindergarten dauerte eine Weile an, bis Haru das ganze satt hatte. Sie täuschte gekonnt eine Bewegung nach rechts, dann wieder schnell nach links und drängelte sich schnell wieder rechts an ihm vorbei. Ihre Hand war nur noch ein paar Zentimeter von der Tür entfernt, als sie einen Ruck nach hinten spürte und gleich als nächstes gegen die gegenüberliegende Wand gedrückt wurde. Ihr Kopf rammte dabei gegen einen Bilderrahmen, das ein Bild an der Wand umrandete. Takatos Hände drückten ihre an die bunte Tapete. „Willst du meine Geduld auf die Probe stellen?“ „Wenn du schon fragst: ja!“ Der Griff um ihre Handgelenke wurde stärker. Sie ließ sich den Schmerz, der dabei verursacht wurde, nicht anmerken. Stattdessen war ihr Ausdruck entschlossen und wütend zu gleich. Sie wich keine Sekunde seinem durchbohrenden Blick aus. „Die Antwort wirst du bereuen.“ Haru sah aus dem Augenwinkel, wie seine Faust sich blitzartig ihrem Gesicht näherte (irgendwie scheute sich keiner der Männer aus ihrer Umgebung Frauen zu schlagen). Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als die Faust kurz vor ihrer Wange stehen blieb. Ihr Blick lag immer noch auf Takato, innerlich fragte sie sich, warum er nicht zugehauen hatte. Hatte er es von Anfang an nicht vor oder zögerte er nur? Takato bewegte sich nicht. Seine dunklen Augen lagen auf ihrem Gesicht, das in diesem Augenblick eiserne Kälte ausstrahlte. Haru bemerkte, wie sich sein Ausdruck leicht änderte. Für einen kurzen Augenblick schien er unsicher zu werden. Seine Augen wanderten von ihren Augen zu ihren Wangenknochen, zu ihren Lippen und dem Kinn. Hä? Was sollte das Anglotzen? Dann wäre ihr ja ein Schlag ins Gesicht lieber, als so von ihm unter die Lupe genommen zu werden. Sie vernahm wieder den Duft nach Alkohol. Sie erinnerte sich trüb, wie Takato nach der Ankündigung der Verlobung noch einige Gläser zu sich genommen hatte. >Scheiße! < ihre Seele geriet in Panik. Takatos Faust, die schon die ganze Zeit an ihrem Gesicht verweilt hatte, ging auf. Er legte seine Handfläche auf ihre Wange. >Doppelscheiße! < Ihr fiel plötzlich auf, wie trüb sein Blick war, das war er schon die ganze Zeit. Seine Finger fuhren ihre Gesichtszüge entlang, bis hin zum Kinn, wo er dann ihren Kopf hob. „Wehe du fasst mich auch nur an.“ Drohte sie ihm. „Tu ich doch schon bereits!“ er musterte wieder ihr Gesicht, indem er es von links und rechts anschaute. Auf seinen Lippen spielte ein Sichelmond, der sich zum schlafen gelegt hatte und mit seinen Spitzen nach oben zeigte. Dann wanderte sein Blick nach unten, entlang ihrem Körper, ganz langsam. Harus Herz fing plötzlich wieder mit der blöden Beschäftigung an, wie wild herum zu hämmern. >Mein Gott, willst du da Nägel in die Lungen schlagen? < richtete sie sich an ihr lebenswichtiges Organ. Es antwortete mit einem kurzen Flattern und setzte das Hämmern fort. „Was soll das werden?“ fragte Haru endlich nach Minuten des Schweigens. „Wenn ich es dir sage, hasst du mich noch mehr.“ Sein Grinsen zeigte, dass ihn die Tatsache, dass ihre Verachtung ihm gegenüber noch größer werden konnte, so ziemlich an seinem Allerwertesten vorbeilief. Die Tür hinter ihnen ging plötzlich auf. Als die 3 älteren Personen rausliefen, standen die 2 Jüngeren bereits in einem angemessenen Abstand voneinander und hatten gelangweilte Gesichtszüge angenommen. „Na, habt ihr euch unterhalten? Versteht ihr euch gut?“ fragte Harus Mutter. Nervöse Noten waren dabei herauszuhören. Was hatten die 3 besprochen? „Ich und Takato verabschieden uns dann mal.“ Sprach der ältere Henji. „Es ist schon ziemlich spät und das Geburtstagskind ist sicherlich schon müde.“ Die Angesprochene lächelte sanft. „Gute Nacht.“ Sagte der alte Mann. „Komm Takato.“ Der Schwarzhaarige verbeugte sich vor Harus Eltern und als er an ihrem Kind vorbeilief, bemühte er sich nicht einmal, dieses anzuschauen. >Gute Nacht, Schnapsdrossel! < dachte Haru. Und gleich als nächstes wendete sie sich an den Schöpfer: >Danke, lieber Gott! < Wer weiß, was der Kerl noch hätte anstellen können. „Ich geh’ ins Bett.“ Sagte sie und nicht auf die nach ihr plötzlich nervös ausgestreckte Hand ihrer Mutter achtend, ging sie nach oben, zog sich aus und ohne sich abzuschminken oder zu duschen, schmiss sich die Rothaarige ins Bett. Doch kurze Zeit später schreckte sie hoch: Abschminken! Zähne putzen! – waren die Gedanken. Schließlich sollten Karins und Nodames Stunden nicht umsonst gewesen sein. In ganz Tokio brannten Lichter und schmückten damit die Stadt, wie ein Weihnachtsbaum. In einem Fenster ging das Licht an: Ryo lockerte seine Krawatte, als er sein Zimmer betrat. Genervt warf er das Stück Stoff in eine Ecke und fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. Aus irgendeinem Grund, war sein Zorn immer noch nicht verflogen. Er schritt unruhig durch das Zimmer, setzte sich dann auf das Bett, tippte aber weiterhin nervös mit dem Fuß. Seine Finger fuhren durch die braunen Haare. Seine Frisur kam inzwischen aus der Form und einzelne Strähnen zeigten in diverseste Himmelsrichtungen. Dieser Anblick zerstörte allerdings nicht sein Aussehen. Im Gegenteil: es stand ihm. Klar, zu Trotteln passten trottelige Frisuren, würde Haru sagen. Warum dachte er an Haru? Immer noch! Nicht nur an die Haru von heute, die es mal wieder geschafft hatte ihn auf die Palme zu bringen, sondern auch an die Haru aus seinem Traum. Diese hatte ein Brautkleid an. Ein Brautkleid... Er stieß eine Ladung Luft aus, die preisgab, wie angespannt er war. Er fuhr sich wieder nervös durch die Haare und raufte diese. Wie konnte das sein? Das Brautkleid im Traum ergab plötzlich eine Sinn: Haru würde heiraten, wann und wo war unwichtig. Was jetzt wichtig war, war die Frage warum er sie schon vorher in einem Brautkleid in seinem Traum gesehen hatte. Dass er in die Zukunft sehen konnte, kam weniger in Frage. Vielmehr konnte es nur ein Zufall gewesen sein. >Genau! Und jetzt gehst du schlafen und denkst nicht mehr an das Mannsweib.< Aber er konnte sich einfach nicht beruhigen. Er sah immer wieder die blutverschmierten Verbände auf ihren Hals. >Im Brautkleid und blutverschmiert...< überlegte er. Das passte nicht zusammen. Er zog sich entgültig aus und schmiss sich ins Bett. Die grünen Augen wurden von den Augenliedern abgedeckt und vor dieser Welt versteckt. Später in der Nacht zeigten sie dann diesen Bilder, die den Besitzer von ihnen langsam wahnsinnig machten. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen durch das große Fenster und landeten reflektierend auf feuerroten Haaren. Das Mädchen, dass immer noch in der Traumwelt verweilte boxte gegen die leuchtend gelben Störenfriede: „Alkoholiker!“ murmelte sie im Traum und schlug weiterhin wild um sich. Anscheinend waren es nicht die Sonnenstrahlen, die sie gerade verprügelte. „Fischgesicht! Ich bring dich um!“ gleich darauf folgten wilde Tritte nach oben und beförderten die Decke auf den Boden. Haru wälzte sich zur Seite und zuckte immer noch mit den Beinen, als ob sie auf jemandem herum trampelte: „Nimm das! Na, wie schmeckt dir das?“ Endlich wurde das Mädchen wach und öffnete langsam die Augenlieder. Ihre grünen Augen starrten gerade aus, auf das Objekt in ihren Händen: „Was macht hier ein Teddybär?“ murmelte sie halbverschlafen. Ihre Hände umklammerten den Hals des Kuscheltiers, anscheinend als Ersatz für die Person aus ihrem Traum. Noch mehrere Sekunden lang schaute sie den Teddybären, in ihren nach vorne ausgestreckten Armen gelangweilt an. „Stirb!“ sagte sie plötzlich kalt und drückte wieder zu, ihre Zähne knirschend und ihr Gesicht zu einer zornigen und schiefen Miene gezogen. Mit aller Kraft umschlang sie ihre Finger um das weiche Fell des Unschuldigen. Dann haute sie ihm eins auf die Nase. Der arme Teddybär (der inzwischen todunglücklich über seine neue Besitzerin war) war eigentlich das Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter. Natürlich schenkte sie noch zusätzlich lauter teuren Krims Krams. Haru setzte sich in ihrem Bett auf und zog ihre Knie an die Brust. Ihre Arme um die Beine schlingend, verengte sie ihre Augen und fuhr mit einem prüfenden Blick durch den Raum, als ob sie irgendwo einen Hinterhalt verdächtigte. „Meine Eltern spinnen doch.“ Ihre Stimme wurde durch ihre Knie abgedämpft. „Sind wir hier in einem Shojo-Manga, oder einen von diesen kitschigen Romanen? Was soll diese arrangierte Heirat? Wir leben im 21. Jahrhundert, verdammt.“ Fluchte sie und wippte leicht nach vorn und wider zurück. „Und dann noch dieser Kerl? Endlich hat er sein wahres Gesicht gezeigt!“ als sie sich an ihren zukünftigen, verhassten Ehegatten erinnerte, warf sie wieder einen schnellen und giftigen Blick zu dem Teddybären. Gleich darauf schlug sie mehrmals, hart mit ihrer Faust auf das braune Geschöpf, ihre Zähne waren wieder entblößt. Batsch, btsch, batsch. Der Teddy flog nach jedem Schlag leicht nach oben, durch die Abfederung im Bett. Als sie sich endlich dafür entschied, dass es nichts brachte ihre Wut an unschuldigen Wesen abzubauen, krabbelte sie aus ihrem Bett und rieb sich die Augen mit ihren kleinen Fäusten. Blindlings und völlig wahllos, griff sie in ihren Kleiderschrank, um sich etwas zum Anziehen herauszuholen. Was, egal! Hauptsache es war bequem und nicht rosa. Sie kriegte etwas zu fassen und holte es verträumt raus. Völlig schockiert starrte sie das herausgenommene Ding in ihrer Hand an. Der Schlaf war plötzlich im nu verflogen. Das Kleidungsstück war rosa. Angeekelt warf sie es auf dem Boden mit einer Schnelligkeit, die ein Mensch hat, wenn er eine brennende Kartoffel in der Hand hält. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten das Ding noch kurz an, bevor sie zum Kleiderschrank wanderten und dort erstarrten... „Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!“ das wütende Gebrüll ertönte durch das ganze Haus, und wurde immer lauter, als sich das Mädchen dem Wohnzimmer näherte. Auf ihrem Gesicht lauerte nichts als purer Zorn. Sie riss die Tür auf, aber niemand war im Raum. „Wo bist du, alte Kleiderschrankschänderin?“ flüsterte sie und blickte durch den Raum, mit dem Blick eines Mörders. „Okasa!“ (=Mutter) schrie sie wieder. Hinter ihren Rücken tauchte plötzlich ein Dienstmädchen auf: „Herr und Frau Anazawa sind noch am frühen Morgen ausgegangen.“ Sagte sie zögerlich, drängelte sich an dem wütenden Mädchen vorbei und setzte ihre Aufgabe des Aufräumens fort. Haru konnte es kaum fassen. Diese Tussi (aber Haru, so spricht man doch nicht über die eigene Mutter) hatte doch tatsächlich ihren ganzen Kleiderschrank umgeräumt. Nun hingen statt den paar Hosen, Schlabberpullis, Hemden und T-Shirts nur pinke, rosane, gelbe, rote – also regenbogenfarbige – Missgeburten in ihrem Kleiderschrank. Laut knurrend und stampfend ging das Mädchen wieder nach oben und suchte sich das dunkelste und traurigste raus, was es im Schrank zu finden gab. Ein graues Top, jedoch mit einer lockeren großen schleife am Kragen und – tatsächlich, wer hätte das gedacht – eine schwarze Röhrenhose. Zwar kniff diese, aber es war besser, als eins dieser albernen Röcke oder Kleider. Von denen hatte sie am vergangenen Abend genug gehabt. Als sie mit dem Anziehen fertig war, verließ sie das Zimmer in einer Weltuntergangsstimmung: überall lagen Klamotten, die sie liebevoll auf den Boden geschmissen hatte. Als Haru die Tür zum Zimmer geschlossen hatte, fingen alle ihre neugewonnenen Sachen an bittere Tränen zu weinen... na ja, sie taten es nicht wirklich. Aber wenn sie könnten, würden sie. Auf dem fast leergeräumten (-geschmissenen) Kleiderschrank hing eine Notiz, die das Mädchen übersehen hatte: „Überraschung! Ein Geschenk von deiner Mutti und deinen Freundinnen Karin und Nodame. Alles Gute zum Geburtstag!“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ Alle lieben Überraschungen, außer denen, die keine Überraschungen lieben – logisch! Einem rothaarigen Mädchen wurde an einem Abend die ganze Freude an Überraschungen verdorben. Sie wünschte sich, das Leben würde sie vorher warnen, dass es ihr eine Gemeinheit antun wollte. Leider konnte man dem Leben seine Niederträchtigkeit nicht rausprügeln. In dem Spruch: „Gewalt ist keine Lösung.“ steckt also ein Stückchen Wahrheit drin. Aber hey, wenn man schon kein Leben verprügeln konnte, konnte man es immer noch mit Takato und Harus Eltern machen... ach ja, Takatos Vater durfte man natürlich nicht vergessen. Sollte das Mädchen sie vielleicht auf ihre eigene Art und Weiße „surprisieren“ (kommt von dem Wort surprise)? Die Frage wäre nur: wie? Ach... lassen wir uns überraschen! _______________________________________________________________ Ich meld mich noch zu Wort und zwar mit der Frage: wie findet ihr die Länge der Kapitel? Sind sie zu lang? Es ist schwer sich kurzzuhalten, wenn man thematische Kapitel hat... wenn ihr wisst was ich meineO__o Ich würde gerne eure Meinung hören. Und wiedermal ein riesiges Danke an die KOmmischreibenr^^ Kapitel 13: Pech ---------------- Manchmal kommt man sich verfolgt vor. Hinter jeder Ecke scheint jemand auf einen zu lauern und wartet nur auf den Augenblick, der passend ist, um angreifen zu können. Der Verfolger ist fies und benutzt miese Tricks: es ist Pech! Man wird vom Pech verfolgt. Auf Schritt und Tritt. Manche Tage sind aber besonders schlimm. Man steht auf und tritt sofort auf das Wesen Pech. Mitten hinein! Die Wirkung ist je nachdem unterschiedlich: ob man vom Bett fällt, oder keine Klamotten findet oder das Wetter einfach nur bescheuert ist. Das Beste, was man an solchen Tagen machen kann, ist einfach sie zu überleben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Kann ich nicht einfach zuhause bleiben? Nein kam die kurze und schroffe Antwort und nun saß sie auf ihren Riesenkoffer (riesig war er nicht wegen der Klamotten, sondern wegen Betty, da diese ziemlich lang war) und beobachtete mürrisch, wie ihre Mutter die Bediensteten dazu anwies, ihre 8 Koffer (und das für 7 Tage) auf die 2 Autos zu verteilen, da sie nicht in einen Kofferraum passten. „Warum nehmen wir nicht gleich einen Transporter mit? Dann kannst du gleich die restlichen 5 Tonnen von deinen Klamotten mitnehmen, nur zu Not!“ meinte das rothaarige Mädchen sarkastisch. Es war der erste Montag nach ihrem Geburtstag und es gab eine gute und eine schlechte Sache an diesem Tag. Die Gute: sie schaffte es immer noch in Gegenwart aller anderen mädchenhaft zu sein, ohne durch die ewige Schauspielerei in tiefe Depressionen zu verfallen. Respekt! Die schlechte... nein die Megaschlechte... so was von schlechte Nachricht, die es nicht einmal in den schlimmsten Alpträumen gab: Sie machten Ferien. Nicht einfach Ferien, wo Harus Nerven geschont geblieben wären. Nein! Sie machten Ferien mit der Familie Tsukimori. Hipp hipp, Hurra! Das Pech schien sie seit den letzten Tagen zu verfolgen. Aber trotz der schlimmen Tatsachen und kommender Nervenstrapazen und möglichen Mordanschlägen, war sie froh, dass Takato nicht mitfuhr. Er konnte nicht, wegen Arbeit, blah, blah... jedenfalls war sie seinem Vater dankbar, dass er seinen Sohn in viel zu jungem Alter zur Arbeit zwang. Danke Herr Henji! Haru saß breitbeinig auf dem Koffer, weil sie wusste, dass sie in dem stressigen Moment (sie ließ sich allerdings nicht stressen) von niemandem beobachtet wurde, da alle voller Hektik waren. Als allerdings ihr Vater aus der Tür kam, schloss sie sofort ihre Beine und setzte sich aufrecht hin. Ihre roten Haare waren an ihrem Hinterkopf durch etwas Blaues zusammengebunden. Sie wusste nicht einmal den Namen für das Ding. War ja auch egal. An ihrem Oberkörper lag ein enges topähnliches etwas, für welches es sicherlich auch einen speziellen Namen gab. Es hatte dunkelblaue – fast schwarze – Farbe, der Ausschnitt war etwas zu tief und zu breit und sammelte die vielen kleinen Falten zusammen, die das Oberteil ‚süß’ wirken ließen. Die dunkle knielange Hose war nicht erwähnenswert, außer dass es das einige Stück war, das ihr an sich gefiel. Und dann gab es noch Stiefel. Stiefel! Im Sommer! >Die Modespezialisten spinnen!< dachte sie. Und seufzte, wieder in ihre lockere Position zurückschmelzend. Es war noch ziemlich früh und auf ihren Wangen lag eine leichte, frische Röte. Als sie so da saß, mit ihren Beinen strampelnd, sah sie süßer aus, als ihr lieb war. Sicherlich lag es an den Haaren, die jetzt in Form gebracht waren, an den gezupften Augenbrauen und natürlich an den Klamotten, für die jedes normale Mädchen sterben würde. Als sie jedoch ihren Mund aufmachte, kamen gar keine süßen Worte heraus: „Wann kommt diese Pennerfamilie?“ schimpfte sie und schreckte plötzlich, um sich schauend, hoch. Als sie feststellte, dass niemand ihr zugehört hatte, atmete sie erleichtert auf. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Es war erst der frühe Nachmittag aber für Tatsuja stand jetzt schon fest, dass der Tag gelaufen war. Er wollte sich das einzig schöne an diesem Tag an anzünden – seine Zigarette. Ein Tag konnte so schlecht werden, wie er wollte, aber solange er eine Packung Zigaretten, auch wenn diese nur halbvoll war, in der Hosentasche hatte, war das Leben für ihn gar nicht so schlecht, wie es noch vor dem ersten Zug war. Umso schlechter konnte es allerdings werden, wenn es keine Zigaretten mehr gab. „Scheiße!“ fluchte Tatsuja und schmiss die leere, zusammengeknüllte Packung auf den Boden. 50 Meter und 17 Zentimeter von der Packung entfernt torkelte ein schwarzhaariges Mädchen. Für sie war der Tag ebenfalls gelaufen, aber ihr konnten auch keine Zigaretten helfen, von der Tatsache abgesehen, dass sie gar nicht rauchte. Nein, sie verabscheute es sogar. Ihre Handtasche hing schlaff an ihr runter und wurde beinahe schon auf dem Boden entlang geschliffen. Ihr Mund ging ab und zu auf und ließ einen verzweifelten Seufzer heraus, bevor er wieder zuging. Sie lief 15 Meter und 39 Zentimeter. Tatsuja lief 30 Meter 00 Zentimeter und 00 Millimeter, bevor er stehen blieb und das Mädchen vor sich sah. Sie schaute nach unten und schien nicht daran zu denken, dass außer ihr noch über 6 Milliarden anderer Menschen auf der Erde lebten, etwa 8 Millionen (sogar 8,438) davon in Tokio, also in der Stadt, wo sie gerade entlang schritt. Jedenfalls hatte sie aus dieser Vergesslichkeit nach unten geguckt, auf den schönen Boden und auf ihre schönen, süßen Schuhe. Aber ihre Gedanken waren wo anders. Lange Rede kurzer Sinn: sie würde bald in Tatsuja hinein krachen. Tatsuja war normalerweise nett. Aber hier überkam ihn der Wunsch stehen zu bleiben und abzuwarten: es wäre nämlich zu lustig, wenn sie wie blöd gegen jemanden laufen würde. Gäbe es verschiebbare Laternen, so würde er eine an seine Stelle „schieben“. Die Entfernung wurde weniger. Das Grinsen auf Tatsujas Gesicht breiter, bis das Mädchen ganz leicht mit der Stirn seine Brust rammte. Überrascht taumelte das blauäugige Mädchen zurück und musste ihren Kopf ziemlich hoch reisen, um die Person vor sich zu erkennen. „Heilige Mutter Gottes.“ Kam es ihr aus den Lippen, aber nicht erstaunt sondern ganz emotionslos. „Eh... Gott wäre mir lieber.“ Sagte Tatsuja und meinte damit die Anrede, die ihm Karin gerade geschenkt hatte. „Warum so niedergeschlagen?“ Das Mädchen senkte ihren Kopf und ihre Augen verfärbten sich zu einem trüben Blau. „Ich bin nicht niedergeschlagen sondern glücklich und zufrieden. Und... muss los!“ Sie lief weiter, bis Tatsuja weiter sprach: „Hast du eine Zigarette dabei?“ Das Mädchen blieb abrupt stehen und nur eine Augenbraue zuckte. Sie schenke ihm einen verhassten Blick: „Sehe ich aus wie eine Zigarettenfabrik, die die Sucht anderer Leute unterstützt?“ „Also nein?“ „Nein! Natürlich nicht!“ „Hab ich mir gedacht.“ „Warum fragst du dann?“ „Hätte ja sein können!“ „Hätte es nicht! Außerdem ist rauchen schädlich!“ „Hast du das auf den Packungen gelesen, oder bist du da von alleine drauf gekommen?“ Karin ballte ihre Hände zu Fäusten und scheiterte an dem Versuch, Tatsuja mit ihrem Blick zu killen. Sie riss ihr Kinn voller Stolz hoch und schritt erhobenen Hauptes davon. „Hast du wenigstens Geld dabei?“ kam die Stimme neben ihr. Der braunhaarige Typ war ihr natürlich gefolgt. Nicht nur wegen seiner Zigarettensucht, sondern weil sich auch seine Laune durch das Mädchen zu heben schien. „Verdien dir eigenes!“ „Tue ich ja auch, hab aber im Moment keins dabei. Und tu nicht so, als ob du dir dein eigenes Geld verdienst.“ „Lass mich raten: verdienst du dein Geld, in dem du fremde Leute auf der Straße so lange nervst, bis sie dir freiwillig ihr ganzes Geld geben?“ meinte Karin sarkastisch. „Im Moment schon!“ Tatsuja meinte es ebenso sarkastisch, wie das Mädchen neben ihm. Dieses knurrte. „Also...“ setzte Tatsuja fort und schritt etwas näher an das Mädchen: „Warum bist nun so niedergeschlagen?“ „Ich sagte ich bin glücklich!“ schrie das Mädchen wutentbrannt und beinahe hysterisch. „Ja, glücklich wie ein Honigkuchen.“ „Honigkuchen?“ „Honigkuchen!“ „Du hast sie nicht mehr alle!“ „Hast du Geld für Zigaretten?“ Der Kopf des Mädchens nahm die Farbe einer Tomate an. Sie zitterte am ganzen Körper und war beinahe am explodieren (Tatsuja wäre dann voller Tomatensaft *schenkelklopfer*). Doch statt einer Explosion passierte etwas anderes. Kleine Tränentröpfchen bahnten sich ihren Weg nach außen und liefen Karins immer noch rote Wangen hinunter. Tatsuja hörte auf zu grinsen (und merkte leicht, dass ihm davon inzwischen sein Gesicht wehtat). „Heulst du jetzt vor Glück, da es dir ja so gut geht?“ „Halt die Klappe!“ schluchzte sie und deckte ihr Gesicht mit den Händen ab. „Willst du mir erzählen, was los ist?“ „Nein?“ „Willst du’s mir erzählen?“ fragte er zum zweiten Mal. „Ja!“ „Wusst ich’s doch!“ „Dann frag nicht, sondern gib mir ein Eis aus.“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ Kaum war Ryo aus dem Auto gestiegen, schon zischte Haru, die immer noch auf ihrem Koffer saß. Sie zwang sich dazu, in eine andere Richtung zu schauen, um ruhig bleiben zu können, denn Ryos Anblick ließ wieder ihr Blut kochen. Als der Braunhaarige damit fertig war Harus Eltern zu begrüßen schaute er zu Haru. Mit einem abschätzenden und abfälligen Blick musterte er das Mädchen, das immer noch alles daran setzte, ihn zu ignorieren. Um nicht als unhöflich vor den Eltern zu gelten lief er zu dem Biest rüber und begrüßte sie: „Hallo!“ und fügte noch im Flüstern hinzu: „Miese Schl...“ „Hallo Ryo-kun!“ unterbrach ihn Haru plötzlich und sprang auf. Sie entblößte ihre Zähne in einem perfekten Lächeln. „Sei so lieb und geh mir aus der Sonne.“ Ryos Hand ballte sich zu einer Faust. Er drehte sich rasch um und stieg wieder ins Auto. „Haru Schätzchen, wir machen los.“ Das rothaarige Mädchen hätte beinahe vor „Freude“ losgeschrien. >Bleib ruhig, Haru! Es gibt auch positives an der Sache: dein zukünftiger Trottel-Ehemann fährt nicht mit; dein Vater kommt auch später, so dass es wenigstens im Auto entspannend ist, da die Tsukimoris im anderen Auto sitzen und... Hach ja, das Wetter ist schön! Ist das nicht was?< Trotz der mühevollen Meditation und Gebete konnte sie sich aber nicht beruhigen. „Das ist schön, dass Ryo-kun mitfährt findest du nicht?“ sagte Rumina plötzlich mit einem so fröhlichen Gesichtsausdruck, dass Haru am liebsten aus dem Auto gesprungen wäre, um bloß nicht von der Ausstrahlung ihrer Mutter geblendet zu werden. „Ehm...“ Jetzt musste sie entweder Nein sagen oder lügen: „Warum?“ kam aber stattdessen die zögerliche Frage. Aber eigentlich wusste sie, was ihre Mutter mit der Aussage meinte. Und davor graute es ihr. „Ich finde Ryo-kun ist ein feiner Junge. Ich denke er wäre der passendere Ehemann für dich.“ Harus Gesichtsfarbe änderte sich zu einem ungesunden Grün. Ryo? Feiner Junge? Ja! Klar! Warum denn nicht? Es gehört doch zum feinen Ton Mädchen zu schlagen. Und zu noch einem feineren Ton gehört es sich naive Mädchen auszunutzen und sie dann fallen zu lassen. Moment... Zurückspulen! Ich denke er wäre der passendere Ehemann für dich. „Stoooooooop!“ schrie Haru so laut und plötzlich, dass der erschrockene Fahrer eine Vollbremsung legte und die Reifen mit Qualm und lautem Quietschen zum Stehen brachte. „Nicht Sie!“ schrie Haru zum Fahrer und dieser legte, mit einer Stirn voller Schweißtropfen, wieder den ersten Gang ein. „Was hast du gesagt? Das ist nicht dein Ernst oder? Erst verlobt ihr mich mit einem Ar... etwas arroganten... Jungen (Verdammt, war das schwer ohne Flüche zu reden) und dann sagst du auch noch Ryo wäre der bessere Ehepartner! Mama, soll ich lesbisch werden?“ „Oh nein, Schätzchen, sag doch so was nicht!“ Nicht? Vielleicht wäre ja das DIE Lösung. Aber mal abgesehen davon, dass sie eher homosexuell werden würde, als Ryo zu heiraten, hatte sie für ihr Leben lang nicht vor, überhaupt jemandem zu heiraten. Auch wenn es der bestaussehenste Mann, mit Geld, gutem Charakter und einer Vorliebe für Tiere und Jet Lee persönlich wäre, würde sie niemals einen Mann heiraten. Wer brauchte schon Heirat? Sie hatte ihre Betty und damit war sie glücklich! „Es ist nur...“ setzte ihre Mutter fort. „Ich war nicht wirklich dafür, dich mit Takato zu verloben.“ Haru riss ihren Kopf herum, um nachzuprüfen, ob ihre Mutter es ernst meinte. Und tatsächlich war Ruminas Gesicht ernst und leicht angespannt. Plötzlich schien Harus Wut kleiner zu werden. „Dein Vater bestand plötzlich darauf, dass dieser Junge dein Ehemann werden sollte und hat dabei nicht einmal gesagt, was der Grund für diese Eile wäre. Er hatte mehrmals Treffen mit Herrn Henji gehabt und sie haben heimlich etwas in Vaters Büro besprochen.“ Haru starrte ihre Mutter voller Erstaunen an. Sie war also nicht die Einzige, die gegen diese Ehe war. „Ich glaube es ist etwas faul an der Sache. Warum diese ganze Eile? Und dann noch die familiären Hintergründe von Takato.“ „Was ist mit denen?“ „Nichts! Das ist ja das eigenartige. Ich weiß nichts über die Hintergründe der Familie Henji: weder was sie machen noch wie groß die Familie ist. Und ein Vater sagt nie was dazu. Jedes Mal, wenn ich ihn darauf anspreche antwortet er nicht, oder redet sich irgendwie heraus. Das einzige, was ich über die Familie weiß, ist dass Takatos Mutter bei seiner Geburt starb.“ Rumina schaute ihre Tochter an und Haru glaubte eine Verzweiflung in den grünen Augen ihrer Mutter zu lesen. „Schätzchen, bist du wirklich damit einverstanden diesen Jungen zu heiraten?“ Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Plötzlich zog sich Harus Herz zusammen. Sie ergriff Ruminas Hand und drückte diese. Was sollte sie jetzt bloß sagen. „Gibt es vielleicht bereits jemandem, den du liebst?“ Haru schüttelte den Kopf. Ihre Mutter legte eine Hand auf Harus und blickte ihrer Tochter tief in die Augen: „Haru, wenn du es nicht möchtest, werde ich alles daran setzten die Verlobung aufzulösen.“ Das rothaarige Mädchen fühlte ihrer Mutter gegenüber eine unendliche Dankbarkeit. Aber was sollte sie sagen? Gegen ihren Vater kam auch ihre Mutter nicht an. „Und dann verloben wir dich mit Ryo-kun!“ auf Ruminas Gesicht spielte wieder ein Lächeln. Haru nahm die Dankbarkeit zurück und ließ die Hand ihrer Mutter los. Sie drehte sich weg und wendete ihre grünen Augen nach draußen, wo die Sonnenstrahlen das Grün der Bäume hell aufleuchten ließen. Ein paar der Strahlen streiften ihre Haut und blendeten ihre Sicht. Sie blickte nach unten, auf ihre Hand, wo ein kleines Kreuz sich durch eine etwas hellere Farbe von der restlichen Haut abhob. Mit einem Finger fuhr sie sanft über die unregelmäßigen Konturen. Sie konnte sich immer noch an den Schmerz, den ihr diese Narbe verursacht hatte, erinnern, aber es war nichts im Gegensatz zu einem anderen Schmerz. Sie dachte wieder an Takato, wie er betrunken mit seiner Nasenspitze über ihre Haut führ. Sie bekam eine Gänsehaut und Wut stieg wieder in ihr hoch. Sie berührte ihre Lippen und drehte sich wieder weg, damit ihre Mutter die Bewegung nicht mitkriegen konnte. Dieser Mistkerl hatte es doch tatsächlich gewagt sie zu küssen und dann noch so brutal, als ob er das Recht dazu besaß. Vielleicht sollte sie ihrer Mutter wirklich sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollte. Aber würde es was bringen? Wenn nicht, dann würde sie den Rest ihres Lebens vom Pech verfolgt werden. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Was guckst du mich so an? Ich hab dir doch gesagt ich hab kein Geld dabei.“ Tatsuja wurde von Karin durchbohrt, in deren Augen immer noch kleine Überreste der Tränen lagen und die in der Sonne leicht schimmerten. „Außerdem bist du reich.“ „Fang nicht schon wieder damit an! Was möchtest du?“ „Nichts!“ „Toll! Dann kannst du ja gehen, wenn du mir eh nichts ausgibst und ich dir auch nichts ausgeben kann...“ „Erst musst du mir erzählen, was los ist.“ „Nein!“ „Doch!“ Karin holte Luft und plusterte sich auf, bis sie ganz rot wurde. Tatsuja war sich in dem Moment sicher, dass das Mädchen – egal wie klein sie war – aufstehen und ihn zusammenschlagen würde. Das fand er zu amüsant! Er sollte öfters kleine Karins provozieren. „Haru...“ kam es plötzlich leise von ihr. „Was?“ „Haru fährt doch in den Urlaub... zusammen mit Ryo...“ sie klang ganz zittrig und die Tränen in ihren blauen Augen wurden wieder mehr. „Oh...“ war das einzige was Tatsuja darauf antworten konnte. In diesem Augenblick wurde ihm eins klar: das Mädchen vor ihm war verliebt. Und das in jemandem, von dem sie annahm, dass er in ihre beste Freundin verliebt war. Er runzelte die Stirn. Die Vorstellung, dass Ryo in Haru verliebt war, war – wie sollte man sagen – absurd und surreal. Oder einfach nur unmöglich. Aber Karin schien da einer anderen Meinung zu sein. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die zwei schwarz glänzenden Autos passierten die riesigen Eisentore, die zur der gemieteten Sommervilla führten. Allerdings fuhr man auch danach noch einen halben Kilometer, bis man bei dem Sitz angelangt war. Haru bemerkte vor lauter Wut auf ihre Mutter, die töricht genug war, ihre außerordentlich geniale Idee über eine Heirat mit Ryo auszusprechen, gar nicht die Bäume, die am Rand der Straße aufgereiht waren und den Weg in ein Muster aus Schatten und Licht hüllten. Auch als die Reifen endlich vor dem Anwesen zum Stehen kamen, scherte sich das rothaarige Nervenbündel nur wenig um das prachtvolle Gebäude, das sich vor ihr erstreckte. Stattdessen schob sie den Butler, der gerade ihren Koffer packen wollte zur Seite, packte das Gepäckstück an den Henkeln und hob es selbst hoch, was ersichtliches Staunen bei dem Mann im Frack auslöste. Mit wütenden Schritten und dem Koffer in Beiden Händen stampfte das Mädchen auf das Gebäude zu, bis sie schließlich ihre grünen Augen hob. Harus Schritte wurden langsamer. Das Bauwerk vor ihr war alt, aber nicht so alt, dass man das Pfeifen des Windes durch ein paar einzelne Löcher in den Wänden hören würde, und auch nicht so alt, dass man bei regnerischem Wetter ein schönes, kaltes Bad in seinem Bett nahm. Nein! Das Faszinierende war, dass die Villa mehrere Hunderte von Jahren alt zu sein schien und doch in einer guten Verfassung war. Über den Fensterrahmen befanden sich Blumenreliefs und zum Eingang führte eine marmorne Treppe. Die Tür war aus schwerem Rotholz und schien hinter ihrer Pforte etwas zu verbergen. Das Gebäude rief in Haru unwillkürliche Erinnerungen hoch, die aus ihren dunklen Kammern entwichen und eine Gänsehaut bei der Rothaarigen verursachten. Als das Mädchen noch in ihren Gedanken versunken war, wurde ihr Gepäck plötzlich unglaublich schwer... ZU schwer. Sie wachte auf und erblickte Ryo, der doch tatsächlich ein Bein auf ihren Koffer stellte und das Gepäckstück damit runter drückte. Haru musste sich wegen der schweren Last ganz weit runter beugen. In ihren Augen spielten wutentbrannte Funken, als sie den Braunhaarigen anschaute und mit aller Kraft versuchte, ihren Koffer wieder hoch zu kriegen: „Du elende Mistkröte!“ Ryo schien unbeeindruckt, sogar gelassen. Er schaute sie gelangweilt an – seine Hände waren in den Hosentaschen und das einzige was er an Gepäck trug, war ein kleiner Rucksack. Er tat seinen Fuß weg, indem er sein ganzes Gewicht einfach auf das andere verlagerte. Das Gewicht des Koffers ging mit einem Ruck hoch und Haru wäre beinahe nach hinten gefallen. „Du...“ brüllte sie ihn an. „Willst du sterben?“ Haru mochte es nicht auf so eine blödsinnige Weise aus ihren Gedanken entrissen zu werden. Der von ihr „Angesprochene“ lief aber unbekümmert weiter, ohne auf ihre wütende Frage, die weder rhetorisch noch ironisch gemeint war, zu reagieren. Haru tippte mit einem Fuß und durchbohrte den dicken Schädel des Ignoranten mit ihrem Blick: „Ach, jetzt spielen wir auf Mister Cool, was?“ zischte sie durch ihre Zähne. Sie stellte den Koffer ab, hob einen Kieselstein vom Boden auf und schmiss ihn voller Wucht und treffsicher an den Kopf des Tsukimori-Juniors. Der getroffene schrie auf und fasste sich an den Hinterkopf. Er drehte sich rückartig um, mit einem wilden Blick, der nach dem Verursacher seiner zukünftigen Beule suchte. Aber das Mädchen war inzwischen schon fast auf gleicher Höhe wie er und sagte nur im Vorbeilaufen: „Benimm dich in der Gegenwart der Eltern. Die gucken schon total behämmert.“ Ryo erblickte seine Eltern und Harus Mutter und tatsächlich schauten diese relativ bestürzt, doch gleich im nächsten Augenblick brach Ryos Vater in hallendes Gelächter aus, dicht gefolgt von den beiden Frauen. Ryo murrte nur etwas leise und rieb sich die schmerzende Stelle. Das würde sicherlich Revanche geben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als Haru ihr Zimmer betrag waren die ersten Worte die ihren Lippen entwichen: „Scheiße, jetzt komm ich mir wie so eine bekloppte Prinzessin vor.“ Sie schmiss ihre Tasche auf das Himmelbett, das vor ihr friedlich ruhte und ihr Schlafplatz für die folgende Woche werden sollte. Auch hier schien das Wesen Pech seine Hände im Spiel zu haben. Es kam ein Dienstmädchen herein und fragte, ob es Haru beim Auspacken helfen sollte, aber die Rothaarige lehnte ab indem sie freundlich mit dem Kopf schüttelte. Als sie dabei war, ihre Sachen in den Schrank zu sortieren, ging die Tür ohne jegliches Geräusch einen Spalt weit auf. Haru vernahm einen leichten aber kalten Windzug auf der Haut und drehte sich um, als sie jemand hinter der Tür auf dem Flur vorbei weichen sah: eine dunkle Gestalt. Haru schaute genauer hin, legte das Kleidungsstück in ihrer Hand behutsam auf das Bett und eilte zur Tür. Als sie auf den Flur hinausguckte, sah sie niemandem. Und alles was sie hörte war eine Stille, die jedoch im nächsten Moment durch leise Stimmen unterbrochen wurde. Haru vernahm ein Kichern. Sie lief zum Treppengeländer und schaute nach unten, wo die Stimmen herkamen. Sie sah zwei Dienstmädchen. Haru strengte ihr Gehör an um mitzukriegen, was die Beiden besprachen. Eigentlich war es nicht ihre Art jemanden zu belauschen, aber sie wollte wissen, ob es eins der Mädchen war, das gerade an ihrem Zimmer gewesen war. „Ja, er sieht so gut aus. Wie alt ist er denn?“ „Weiß nicht. Ich glaube er geht in die elfte Klasse.“ „Was? Mist! Dann ist er höchstens 17.“ Haru runzelte die Stirn. Es war eindeutig, dass keins der Mädchen in ihre Tür hineingeschaut hatte. Sie setzte schon an, um wegzugehen, als sie wieder die Worte der beiden Mädchen im Kopf durchspielte: elfte Klasse? Redeten sie über Ryo? „Okay, hier leidet jemand eindeutig unter Geschmacksverwirrungen.“ Murmelte sie mit einem angeekelten Gesichtsausdruck. Sie konnte der Versuchung nicht wiederstehen, den beiden Dienstmädchen etwas länger „zuzuhören“ – lauschen klang ihr zu ungeeignet, schließlich hatte sie das Gespräch nur beiläufig mitgehört. „Hattest du etwa vor dich an ihn ranzumachen? Ein Dienstmädchen hat doch eh keine Chance bei ihm, er ist stinkreich.“ Haru gab einen leisen Lacher von sich. Ryo würde sicherlich auch ein Dienstmädchen nehmen. „Was machst du da?“ ertönte plötzlich eine tiefe Stimme, mehrere Meter weit von ihr entfernt. Diese kam von einer Person, über die gerade gesprochen wurde. Haru schaute verdutzt hoch, sie wollte noch irgendwie gestikulieren, dass er leise sein soll, aber die Mädchen hatten die Stimme von oben bereits gehört und gingen schnellen Schritten davon. Haru seufzte enttäuscht auf: „Du kommst immer in den ungelegensten Momenten.“ Ryos Gesichtsausdruck war gelangweilt und emotionslos. Er ging langsam los und setzte dem Anschein nach seinen Weg fort, wohin auch immer dieser ursprünglich führte und sprach dabei: „Ach, so wie damals im Flur in der Schule, als ich dich und Takato gestört hab.“ Haru verengte ihre Augen in einer unverständlichen Miene. In diesem Moment wäre ein Fragezeichen über ihrem Kopf mehr als passend gewesen: „Was?“ „Ach nichts.“ Ryo wusste nicht, wie er überhaupt darauf kam und warum der erste Gedanke, der ihm in den Sinn kam, ein Bild von Haru zusammen mit Takato darstellte, wie sie ganz eng aneinander standen. Bei dem Bild wurde ihm schlecht. Er erblickte das verdutzte Mädchen, dessen Augen immer noch Verwunderung ausdrückten und schaute gleich darauf wieder weg. „Hast du in mein Zimmer reingeschaut?“ kam plötzlich eine Frage von Harus Seite. „Nein.“ Antwortete Ryo mit einem Soll-das-ein-Witz-sein-Ton. „Hm.“ Das Mädchen vor ihm schaute plötzlich entgeistert und schien zu überlegen. Ihre grünen Augen wanderten langsam durch den Raum, schienen aber nichts wahrzunehmen. Ihr kam plötzlich ein Gedanke in den Kopf, ein Gedanke der sie begeisterte, falls er stimmen würde. Wenn sie sich einen Überblick über die Sache verfasste, musste sie erkennen, dass die Puzzleteile zusammen passten. Das alte Haus, die Umgebung und dann der feine Kälteschauer: die Villa musste eine Geistervilla sein. Haru glaubte zwar nicht an Gespenster, aber immerhin würde der Urlaub interessanter und spannender werden, wenn es den Anschein hatte, dass es in diesen Wänden spucken würde. Und das wiederum hieß, dass sie vielleicht gar nicht so viel Pech hatte, wie sie glaubte. Als sie überlegte merkte sie nicht, dass der Junge vor ihr sie ansah. Er musterte ihre Gesichtszüge, die sich unwillkürlich veränderten, als das Mädchen nachdachte. Aber Haru selbst schien nicht wahrzunehmen, dass sich ihre Mimik wandelte. Plötzlich, wie ein Blitz, schoss ihr Blick zu ihm, so dass er instinktiv seinen eigenen abwenden musste. „Hast du Angst vor Gespenstern?“ fragte das Mädchen und Ryo musste sie wieder voller Verwunderung anschauen. Als er gerade nachfragen wollte, ob das Mädchen blöd sei, hörten sie ein Trappeln über sich. Gleichzeitig schauten beide hoch. „Was war das?“ fragte Ryo. „Auf dem Dachboden.“, rief das Mädchen mit einem Lächeln auf und lief an ihm vorbei, dabei streifte sie seine Schulter. Er drehte sich nach ihr um, sich immer noch fragend, ob das Mädchen blöd sei. „Eindeutig blöd!“ stellte er fest, war aber selbst blöd genug, um dem Mädchen zu folgen. Haru lief durch den Flur und schaute um jede Ecke, auf der Suche nach etwas Bestimmten: „Wo geht es hier hinauf? Es muss irgendwo eine Tür oder Treppe geben, die nach oben führt.“ „Was hast du vor?“ erkundigte sich Ryo, der ihr dicht auf den Fersen lag.. Haru reagierte nicht auf die Frage - wieder mal. Stattdessen blieb sie vor einer alten Tür stehen, in ihrem Gesicht stand Triumph geschrieben: „Hier muss es sein.“ Ryo stellte sich neben sie, die Tür betrachtend. Das rothaarige Mädchen legte behutsam eine Hand auf den Türknopf und umschloss ihn zögerlich mit den Fingern, als ob er sich ihr entziehen würde, wenn sie eine zu rasche Bewegung machen würde. Langsam drehte sie das umfasste Objekt, bis es sich nicht mehr bewegen lies. Das Lächeln auf Harus Gesicht verschwand: „Verschlossen.“ Sagte sie nur und rupfte etwas stärker an der Tür. Pech gehabt! Die Tür ging nicht auf. „Na toll!“ sagte sie leicht wütend und drehte sich um, als sie die Brust von Ryo sah. Er war die ganze Zeit dich hinter ihr und jetzt dicht vor ihr gestanden. Sie schaute auf uns sah, dass er sie ebenfalls anschaute. Aus irgendeinem Grund musste sie schlucken. Ryo dachte in diesen Moment, dass es am Besten wäre, wenn er zur Seite treten würde, aber seine Füße schienen wie angewurzelt. Als das Mädchen ihn mit seinen grünen Augen ansah, wurde es ihm mulmig zumute. „Geh mir aus dem Weg!“ kam die drohende Stimme aus Harus Kehle und durchbrach die Stille, die sich inzwischen wieder um die Beiden gebildet hatte. Ryos Blick wurde verdutzt, als ob er ihre Worte gar nicht verstanden hatte. Er konnte seinen Blick nicht vom Gesicht des Mädchens abwenden. „Bist du taub? Ich sagte du sollst mir aus dem Weg gehen!“ schrie Haru lauter und schubste ihn zur Seite. Ryo fiel beinahe um, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Sein Blick wurde wütend und mehrere Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, als er sie wieder anschaute. In 2 großen Schritten stand er vor ihr und packte sie am Handgelenk. Haru starrte fassungslos auf seinen Griff und dann wieder auf sein Gesicht: „Hast du sie nicht mehr alle? Lass mich los!“ „Weißt du, irgendwie nervst du!“ er zog sie an der Hand, legte einen Arm um ihren Hals, drückte zu und machte somit einen sogenannten Schwitzkasten. Also konnte sich das Mädchen nicht aus dem Griff befreien. „Lass los!“ schrie sie heiser. Sie schnappte sich die Hand, des einen Arms, der sich um ihren Hals gelegt hatte, und biss hinein. Ryo schrie auf und betrachtete die Bissspuren auf seiner Haut. Haru wischte sich in der Zwischenzeit die Zunge ab: „Igitt, ich hab deine Hand im Mund gehabt.“ „Bist du aus dem Zoo entlaufen, oder was?“ schrie Ryo, so dass seine Stimme im ganzen Flur widerhallte. „Das Selbe könnte ich dich fragen, du Klammeraffe.“ Haru richtete sich auf und ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihre Haare waren zerzaust und ein paar Strähnen waren aus dem Haarbund entwichen und hingen ihr zerstreut ins Gesicht. Sie pustete, um sich diese aus der Sicht zu schaffen. „Glaubst du echt an den Scheiß? Dass es hier Geister gibt? Ich gebe dir mal einen Tipp: geh zum Psychologen und lass dich überprüfen. In deinem Kopf stimmt nämlich etwas nicht, das fällt mir schon seit Langem auf.“ „Ach ja tatsächlich? Dann schick ich dich mal zum Frauenarzt, du scheinst nämlich ein echtes Hormonproblem zu haben.“ „Du...“ er holte aus, seine Zähne knirschten. Haru schenke ihm einen herausfordernden Blick: „Na los. Schlag zu!“ Ryo zögerte. „Worauf wartest du?“ Die Faust sauste durch die Luft aber Haru brauchte nur ihren Kopf leicht zur Seite zu neigen. Sie schmiss sich mit ihrem ganzen Gewicht auf Ryo und riss ihn zu Boden. Er umklammerte ihre Arme und schaffte es die Lage so zu verändern, dass er auf dem Mädchen landete. Mit beiden Händen umklammerte er ihr Gesicht und verharrte in dieser Position. Haru zog an seinen Armen, um sich zu befreien, aber er war wieder erstarrt. Haru fragte sich, warum er schon wieder stärker geworden war. Nun schaffte sie es nicht einmal mehr, seine Hände von ihrem Gesicht wegzuziehen. Sie strampelte mit den Beinen, um ihn wenigstens treten zu können, aber dadurch, dass er auf ihr saß, kam sie nicht einmal in die Nähe ihres Ziels. Ryo löste sich aus seiner Starre und realisierte die Situation. Er drückte Harus Wangen in seinen Händen zusammen, so dass sich ihre Lippen eine Schnute bildeten. „Wass miff wos.“ War, was durch diese Verzerrung aus Harus Mund kam. Ryo setzte das Grinsen eines Teufels auf und bewegte seine Hände hin und her, so dass sich Harus Gesicht noch mehr verzog. Das Mädchen unter ihm war nun endgültig wütend. Was bildete er sich ein, sie so lächerlich zu machen? Außerdem war sein Prachtkörper nicht gerade leicht. Mit aller Kraft drückte sie ihn von sich, so dass er zur Seite rollte. Sie stand rasch auf. Ihre Haare waren komplett zerzaust. Sie schnaubte und drückte mit jeder Zelle ihres Körpers Zorn aus. „Geh doch mit den Dienstmädchen f****n, oder sowas!“ schrie sie und stampfte davon. Ryo schaute ihr perplex hinterher. Auf den Boden sitzend, versuchte er aus ihren Worten einen Sinn zu erkennen, aber es gelang ihm nicht. Dienstmädchen? F****n? Plötzlich riss er seine Augen auf, in einem kompletten Schock. >Sie dachte doch nicht etwa, dass er sie...?< er war zu feige, den Gedanken zu Ende auszusprechen. Aber die Antwort auf seine Frage lautete ‚Nein’. Haru hatte so etwas gesagt, weil ihr in dem Moment nichts Besseres einfiel. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Ein Traum, vielleicht sogar ein Alptraum war es, der am frühen Morgen auf Harus schlafendem Gesicht Verzerrungen verursachte. Das Mädchen entblößte ihre Zähne und knurrte leise. Ab und zu zuckten ihre Augenbrauen und ein paar schwer verständliche Worte entflohen ihrem Mund. Sie rollte sich vom Rücken auf die Seite, zur Bettmitte, als ihre Augen langsam aufgingen. Sie erblickte etwas Braunes vor sich, aber nur verschwommen. Als sich ihre Sicht verschärfte sah sie den Teddybären, den sie seit ihrem Geburtstag besaß. In nur einer Millisekunde war das Mädchen wach: „WOH!“ schrie sie und wich voller Panik zurück, bis sie auf dem Bettrand gelandet war. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Aber nicht nur der Schock sondern auch eine Frage: Was machte der Teddybär hier? Sie war sich sicher, dass sie ihn zu Hause gelassen hatte. Sie streckte ein Bein aus, ganz vorsichtig, als ob der Bär etwas Abstoßendes und Schreckliches wäre. Als sie ihn mit ihrer Fußspitze erreicht hatte, schubste sie das Kuscheltier aus dem Bett, so dass es auf dem Boden landete. Sie blieb noch etwas in der komischen Position – wie ein Krebs mit einem verzerrten Gesicht – verharren, bis sie aufatmete und sich endlich lockerte. Sie warf einen unsicheren Blick über den Bettrand, wo der Teddy lag. Dann krabbelte sie auf allen Vieren über das riesige Bett, bis sie mit dem Kopf über der Bettkante hing und zu dem mysteriösen Objekt sprach: „Beantworte mir mal eine Frage: bist du hierher zu Fuß gelaufen oder hast du ein Taxi genommen?“ Als das Tier (natürlich) nicht antwortete zischte Haru leise, stand vom Bett auf und zog sich an. Als sie rausging fiel ihr Blick nur flüchtig auf den Teddy, bevor sie die Tür aufriss, die sie aus dem Zimmer hinausführte. Allerdings wurde die Tür in einem Winkel von 90° aufgehalten, und zwar mit einem dumpfen Knall. Gleich als nächstes schrie jemand: „Au, verdammt! Pass doch auf.“ Würde Haru auf ihre Umgebung achten, hätte sie bemerkt, dass sie soeben eine Tür gegen Ryos Nase gehauen hatte. Aber das Mädchen lief nur schnurstracks in Richtung Treppe und nach unten, wo das duftige Frühstück auf sie wartete. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Perfekt gepflegte und lackierte Nägel glitten über die Tasten und erzeugten kleine Schriftzeichen auf dem ebenso kleinen Display des Handys. Hey, wie geht’s? War der Einzige Text, den Karin bisher problemlos eintippen konnte. Zögerlich drückte sie weiter auf den Tasten: Wie laufen die Ferien so? Ist das Haus schön? Ich habe komplette Langeweile. Nodame ist mit ihren Altern nach Hawaii geflogen. Karin hielt wieder inne. Streitest du mit Ryo oft? Jedoch bevor sie noch ihren eigenen Namen unter die Nachricht gesetzt hatte, löschte sie alles, was sie vorher eingetippt hatte und legte ihren Kopf verzweifelt auf den Tisch. Sie seufzte entmutigt, als sie auf die halbe Stunde zurückblickte, in dem sie immer wieder dasselbe Schema wiederholt hatte: SMS schreiben; SMS löschen. Sie fühlte sich entmutigt, kraftlos und dumm zugleich. Warum dachte sie nur immerzu an Ryo und dass er Ferien machte und zwar zusammen mit Haru? „Du bist blöd, blöd, blöd!“ schrie sie sich an und klopfte mit dem Handy auf den Tisch. Dann blickte sie wieder auf das Display (das sogar noch heil war – gepriesen waren die teuren Qualitätsprodukte). Es gab mehrere Optionen die ihr durch den Kopf gingen, und keine schien sinnvoll. Sie wünschte sich, dass Nodame da wäre und sie diese um Rat fragen könnte. Aber Nodame war nicht da, und Haru auch nicht. Sogar wenn diese da gewesen wäre, würde sie diese nicht um Rat fragen, denn dann wäre es gar nicht notwendig, da Ryo gar nicht mehr zusammen mit Haru Ferien machen würde und... Karin seufzte wieder. Sie schaute ihr Namensverzeichnis auf dem Handy durch, bis sie auf einem Namen anhielt: Tatsuja. Er hatte ihr Tatsächlich seine Nummer gegeben, damit sie ihn anrufen konnte, wenn sie ein Problem hatte. Sie fragte sich allerdings, ob er sich dadurch nicht einfach über sie lustig machen wollte. Der Kerl war echt verwirrend. Sie glaubte sogar, dass er noch verwirrender war als Ryo. Den letzteren konnte man im Endeffekt doch durchschauen, denn ihm stand immer alles ins Gesicht geschrieben, auch wenn er des Öfteren versuchte seine Gefühle zu verstecken. Aber Tatsuja war komplizierter. Erwachsener... oder doch nicht? Karin drückte den Knopf mit dem grünen Telefonhörer: „Die Nummer die Sie gewählt haben...“ erklang fast sofort aus dem Hörer. Karin legte auf. „War ja klar.“ Ihr fiel ein, dass sie einmal mit Haru bei Tatsujas Wohnung vorbeigelaufen war. Sie war nicht drin gewesen aber sie wusste noch, wo das Gebäude lag. Nach wenigen Sekunden des Überlegens stand sie auf und machte sich auf dem Weg. Tatsujas braune Haare lagen zerstreut auf dem Kissen. Als dir Türklingel läutete, murrte er grimmig, zwang sich aber trotzdem aus dem Bett. Er Hatte Boxershorts und ein weites T-Shirt an, mit der Aufschrift: Red Beach - die Bar in der er arbeitete. „Ja.“ Erklang seine müde Stimme, als die Tür aufging. „Oh, h-hab ich dich geweckt?“ Der Braunhaarige sah Karin vor sich. Leichte Röte war ihr ins Gesicht gepinselt. Tatsuja fuhr sich durch die Haare und schaffte sich somit den zotteligen Pony aus der Sicht: „Karin?“ Seine Müdigkeit war gewichen. „Was gibt es?“ Karin fuhr einen nervösen Halbkreis mit dem Fuß. Als sie sprach, war ihr Kopf vor Scham nach untern gesenkt: „Es kommt vielleicht plötzlich und könnte auch nervig sein, aber ich brauch einen Rat.“ Der ihr Gegenüber starrte sie ungläubig an. Er kratzte sich am Hinterkopf und sagte anschließend seufzend: „Komm rein.“ Karin schreckte hoch. „Was? In die Wohnung? Aber...“ „Soll ich in Boxershorts draußen stehen? Keine Angst, wenn ich mich an dir vergreife, mach ich mich strafbar, und darauf habe ich keinen Bock, also rein mit dir.“ Das blauäugige Mädchen zögerte noch kurz bevor es nachgab und mit einem leisen „Okay“ die Wohnung betrat. Trotzdem fühlte sie sich leicht unwohl, erst recht, wenn sie seine karierten Boxershorts sah. Zum Glück hatte er noch ein T-Shirt an. „Also, was ist los?“ „Es ist... ziemlich blöd... eigentlich.“ „Kaffee?“ „Was? Ach so. Nein. Ich hätte gerne destilliertes Wasser.“ „Geht auch Leitungswasser?“ Karin schaute verdutzt. „Ehm, egal. Ich brauche nichts.“ „Na los erzähl!“ >Wollte ich doch, bis du mit deinem Kaffee kamst.< dachte die Schwarzhaarige aber setzte ihre Erzählung fort. „Ich habe dir ja schon erzählt, dass Haru zusammen mit Ryo Urlaub macht.“ Sie räusperte sich. „Ja, und weiter.“ „Vor lauter Sorge kann ich nicht einmal mehr schlafen. Ich wollte Haru eine SMS schreiben, aber das würde blöd kommen. Ich wollte fragen, was sie so macht... mit Ryo. Ob...“ „Ob er sich an sie ranmacht?“ „Nein.“ Tatsuja hob eine Augenbraue, während er Karin fragend fixierte. „Nicht so direkt.“ „Du wolltest? Also hast du ihr noch nicht geschrieben?“ der Braunhaarige rührte in seinem Kaffee bevor er einen kräftigen Schluck nahm. „Darum geht es ja. Ich wollte dich fragen, was du in so einer Situation machen würdest?“ sie sprach den letzten Satz schnell aus und blickte Tatsuja erwartungsvoll an. „Was ich...?“ Der Ratgeber schien ratlos. „Ich weiß nicht, ich war noch nie in so einer Situation.“ „Gab es nicht einmal Situationen, in denen du über deine Freundin besorgt warst, dass sie mit einem anderen Typen fremdgehen konnte.“ „Ist Ryo dein Freund?“ Die Frage überraschte Karin. Sie sank ihren Blick zu Boden: „Nein.“ „Hm.“ „Was hm? Sag mir, was du in dieser Situation machen würdest? Würdest du es sein lassen oder nicht?“ „Ich sag doch ich weiß nicht. Ich hatte nie...“ seine Stimme wurde plötzlich leise und seine Augen wichen zur Seite. „Was?“ fragte Karin. Tatsuja antwortete nicht, sondern rührte weiterhin in seinem Kaffee. Plötzlich ging Karin ein Licht auf. „Sag bloß, du hattest noch nie eine Freundin?“ Keine Antwort. „Wie alt bist du denn? Du hattest echt noch nie...?“ „Nein, hatte ich nicht! Kannst du jetzt aufhören zu fragen?!“ Karin prustete los, bis sie in lautes Gelächter ausgebrochen war. Sie hielt sich am Bauch fest und kniff die Augen zusammen. „Das heißt du bist noch eine Jungfrau.“ „Das habe ich nicht gesagt!“ sagte Tatsuja abrupt und wütend. „Wenn du hier bist, um über mich zu lachen kannst du sogleich verschwinden.“ Das schwarzhaarige Mädchen hörte auf zu lachen: „Was? Hey, ich hab’s nicht so gemeint.“ Versuchte sie sich noch zu retten, aber der Braunhaarige schob sie schon bereits Richtung Tür. „Warte.“ Schrie sie, als er bereits die Tür aufgemacht hatte. Tatsuja hielt inne und gab ihr somit die Möglichkeit sich auszusprechen. „Ich will es von dir trotzdem wissen. Was würdest du an meiner Stelle machen?“ Sie stand in der Türschwelle und faltete ihre Hände zusammen. In ihrem Blick stand Hoffnung geschrieben. Tatsuja machte den Mund auf, wollte sie wütend anschreien, machte seine Lippen aber wieder zu. Er seufzte als Symbol dafür, dass er nach gab. „Du kennst doch die Antwort bereits.“ Sagte er in einem plötzlich weichen Ton. „Das Beste wäre, du würdest nicht schreiben. Du solltest aufhören an ihn zu denken, dich ablenken. Bilde dir einfach ein, du magst ihn nicht mehr. Und hoffe, dass das Gefühl mit der Zeit vergeht.“ Er machte sich wieder daran, die Tür zuzumachen: „Aber...“ erwiderte Karin noch verzweifelt, bevor das Stück Holz vor ihrer Nase zuging. Sie blickte die Tür verloren an, nicht wissend, was sie machen soll. Sie senkte ihren Kopf. niedergeschlagen und verzweifelt. Tränen drohten wieder an die Oberfläche zu gelangen, aber Karin versuchte mit allen Mitteln diese zu unterdrücken, sie dort zu behalten, wo sie hingehörten. Das Gefühl der Verzweiflung, welches sie niederzuschmettern drohte, wuchs in ihr heran, bis es eine riesige dunkle Staubwolke in ihrem Inneren war. Karin schluckte und versuchte damit den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. Auf der anderen Seite der Tür stand Tatsuja, der ebenfalls auf die Tür schaute und dann den Kopf senkte. Dann griff er aber entschlossen nach dem Türgriff und machte das blauäugige Mädchen für sich wieder sichtbar. Sie hob erschrocken ihren Kopf, in ihren Augen die ersten Spuren der Tränen. Völlig unwissend was er tat, griff er nach Karins Handgelenk und zog das Mädchen an sich. Er umschloss sie in seinem Griff und legte eine Hand auf ihren Hinterkopf, um sie somit enger an sich ziehen zu können. Der Atem des Mädchens stoppte. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Dann ließ Tatsuja Karin genauso schnell los, wie er sie geschnappt hatte, druckte ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Das gibt dir genug Stoff zur Ablenkung. Also denk nicht mehr an ihn.“ Dann ging die Tür mit einem lauten Knall wieder zu. ... Karin zuckte nicht einmal mit der Wimper. Ihr war auch nicht mehr nach Weinen zumute. Der einzige Gedanke, eher gesagt die einzige Frage, die ihr durch den Kopf schoss, war: >Was zum Teufel war das?< Sie legte sich eine Hand auf dem Mund, Röte schoss ihr ins Gesicht. Sie drehte sich abrupt um und schritt hastig davon, mit einer Geschwindigkeit von 5 Schritten die Sekunde. Währenddessen saß Tatsuja in der Hocke in seiner Wohnung und raufte sich die Haare: „Hast du völlig den Verstand verloren? Willst du dich strafbar machen?“ Aber seine Methode hatte gewirkt. Karin vergaß für mehrere Stunden das Problem „Ryo-Haru“ und dachte über andere Dinge nach... ~*~*~//>*<\\~*~*~ ...aber sie hatte es auch gar nicht nötig, sich Sorgen um das Problem zu machen, denn Haru tat alles, um Ryos Gesicht nicht sehen zu müssen. Sie lag gerade auf einer Liege im Gartenhaus, dessen Decke mit Glas ausgebaut war. Der ganze Anbau war um einiges größer als ein normales Gartenhäuschen. In der Mitte ging eine gewundene Treppe nach oben und führte zu kleinen Brücken, die die obere Etage bildeten. Auch hier sah das Haus alt aus, und die Stahlkonstruktionen nahmen an manchen Stellen die rote Farbe des Rostes an, der verblüffende Ähnlichkeiten mit der Haarfarbe einer gewissen Dame hatte. Als Haru mit ihren grünen Augen durch den Raum fuhr, war sie mit dem anschwellenden Gefühl konfrontiert, geheime Wesen zu erblicken und dessen Geheimnisse zu entdecken. Dann drehte sie sich auf den Bauch, als sie feststellte, dass es leider unmöglich war irgendwelche Geister zu sehen, da es diese nun mal nicht gab und nie geben würde. Enttäuscht und doch noch mit einem kleinen Überrest an Hoffnung musterte sie die schlingenden Pflanzen, die die Wände hinaufkrochen und sich weiter oben in alle Richtungen zerstreuten. Plötzlich spürte sie eine kalte, hauchzarte Berührung auf ihrem Handgelenk. Sie schreckte hoch und erblickte ihre Mutter. Diese lächelte mit einem breiten Grinsen. Haru sank enttäuscht ihre Augenlieder. „Hey, Mama.“ „Haru Schätzchen, kannst du das bitte Ryo-kun bringen?“ Haru spähte nach unten und erblickte das Objekt in der Hand ihrer Mutter: ein Handy. „Er hat es vorhin gesucht.“ Setzte die Frau fort. „Ein Hausmädchen hat es gefunden und mir gegeben.“ „Warum gibst du es ihm nicht selbst?“ fragte Haru gelangweilt und rollte wieder auf den Rücken. „Du hast doch eh nichts zu tun.“ Ihre Mutter klang plötzlich empört. „Sie dich an: liegst den ganzen Tag rum und starrst auf die Decke. Wenn du mich fragst, solltest du endlich anfangen deinen Urlaub zu genießen.“ Haru blinzelte ein paar Mal mit den Augen, im Unglauben, dass ihre Mutter tatsächlich wütend war. Sie nahm ihr das Handy vorsichtig ab und ließ währenddessen den Blickkontakt zwischen ihnen nicht abbrechen, denn sonst hatte sie befürchtet, dass ihre Mutter noch wütender werden könnte. „Okay. Kein Grund um auszuflippen.“ Sagte sie noch, bevor sie aufstand und, vor sich hinfluchend, Richtung Ryos Zimmer ging. Haru war sich zwar nicht sicher, ob er auch wirklich in seinem Gemach war, aber sie hatte keine Lust ihn persönlich aufzusuchen sondern entschied sich dafür, sein kostbares Gerät einfach auf seinem Bett zu lassen. Wenn sie genug Glück hatte, würde der Braunhaarige vielleicht sogar mit seinem Gewicht drauf landen, wenn er sich abends ins Bett stürzen würde. Und dann würde das Handy kaputt gehen. Haru grinste teuflisch. ... Die Tür flog mit rasender Geschwindigkeit auf und knallte gegen die Wand. „Oi!“ schrie Ryo, der in seinem Zimmer war. Haru zischte ohne ihn anzublicken. Sie war wütend, da ihr Plan jetzt nicht mehr in Erfüllung gehen würde. Sie schritt schnurstracks zum Bett, warf das Handy ohne jegliche Liebe und Sorgfalt auf die Decke. Ryo fühlte sich mehr als gestört, denn er stand gerade halbnackt im Raum. Genauer gesagt hatte er nur seine Boxershorts an. Als Haru an ihm vorbeizischte, konnte er gar nicht anders, als sich aufzuregen, schließlich hatte er Grund genug dazu: „Hey, schon mal was von Klopfen gehört?“ Er hielt sich ein T-Shirt vor der Brust und versuchte sich hinter diesem zu verstecken. „Bist du doof? Siehst du nicht, dass ich nur Boxershorts anhabe?“ seine Stimme klang aufgeregt, beinahe quietschend. Haru schenke ihm einen gelangweilten Blick. Doch dann hielt sie inne, ihre Augen fingen an, den Jungen voller Gleichgültigkeit zu mustern. Ryo machte einen winzig kleinen Schritt zurück, so klein, dass es gar nicht auffällig war. Aus irgendeinem Grund kam er sich beobachtet vor. Warum nur? Als Haru damit fertig war, ihn von oben bis unten und wieder zurück zu studieren, gingen ihre Lippen wieder in diesem einen teuflischen Lächeln auf. Ryo musste unwillkürlich zucken: „Was? Hast du mich nicht gehört? Geh raus!“ Doch statt seinem Befehl zu folgen, machte das Mädchen einen Schritt in seine Richtung: „Was denn? Hast du Angst? Dass ich über dich herspringe?“ Sie kam Ryo immer näher und dieser musste ausweglos sich an die Wand hinter ihm pressen. „Oder fühlst du dich von mir eingeschüchtert?“ Nun war sie direkt vor ihm und grinste ihn von unten an. Aber trotz des Höhenunterschieds kam sich Ryo plötzlich als das schwächere Glied vor. Haru setzte fort: „Du wirst ja ganz rot. Hast du nicht gesagt du siehst mich nicht als eine Frau? Findest du mich jetzt, nachdem ich mich verändert habe, hübsch?“ Ryo lies das T-Shirt in seinen Händen fallen und drückte diese gegen die Wand, in der verzweifelten Versuchung sich noch flacher zu machen. Doch plötzlich wurde ihm klar, dass er sich so eine Demütigung nicht bieten lassen durfte. Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Hey! Ich glaube du vergisst hier etwas. Ich bin hier der Mann. Ich könnte dir sonst was antun, wenn du dich nicht sofort aus meinem Zimmer entfernst.“ Er richtete sich auf und war dadurch gezwungen, ihr noch näher zu kommen. Aber das unsichere Gefühl unterdrückte er. Das musste er. Schließlich war ER hier der Mann! „Soll ich etwa Angst kriegen? Du könntest mir nicht das Geringste antun, schon mal von der Tatsache abge...“ Ihre letztes Wort wurde unterdrückt. Ryo griff prompt nach ihrer Taille, mit der anderen Hand umschloss er ihr Handgelenk. Haru konnte nicht einmal realisieren was passiert war, sie war noch dabei sich ihre Rede zusammen zu dichten, als Ryos Lippen hart auf ihre trafen. Harus Herz setzte einen Schlag aus, bevor es wieder anfing zu pochen, und zwar mit einer rasenden Geschwindigkeit. In dem flüchtigen Augenblick, den der Kontakt zwischen den beiden einnahm, schloss Ryo seine Augen und drückte seinen Körper gegen Harus, der unter seiner Berührung erstarrte. Haru konnte die Hitze, die von ihm ausging spüren... oder war es ihre eigene? So schnell es ging drückte sie ihn von sich und starrte ihn an, hastig nach Luft schnappend. Sie wollte ihn anschreien, ihn verfluchen, ihn verprügeln, aber der Schock ließ sie kein Wort aus der Kehle bringen. Ryo starrte ebenso verdutzt wie das Mädchen vor ihm. Seine Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht und dieser Anblick machte Haru wahnsinnig. Und verwirrt. Sie wischte sich über die Lippen, drehte sich wütend um und stampfte aus dem Zimmer. Hätte sie es doch gleich getan! Aber wer hätte gedacht, dass er so was machen würde. Was fiel ihm überhaupt ein? Genau: was fiel ihm überhaupt ein!!!! Wie konnte er es wagen? Haru drehte sich abrupt um, ihre Schuhsohle hätte dabei beinahe gequalmt. Ryos Gedanken währenddessen kreisten um eine einzige Frage: >Was hab ich getan? Was hab ich getan? Ich muss verrückt sein!< Ryo hielt sich eine Hand vor dem Mund. In seinem Gesicht war Panik und Ratlosigkeit geschrieben. Als die Tür wieder laut gegen die Wand knallte, schaute er erschrocken hoch. Haru stand wieder vor ihm und ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie keine friedlichen Absichten. Sie stiefelte auf ihn zu, ließ ihm keine Chance zu reagieren und trat gegen sein Schienbein. Ryo schrie los und zog sich krampfhaft zusammen. Doch gleich als nächstes flog eine Faust in Richtung seines Gesichts und schaltete ihm die Lichter aus. Als er wieder etwas sehen konnte, lag er auf dem Boden, neben seinem Bett und hörte Harus wütende Schritte auf dem Flur leiser werden. Er rollte sich stöhnend zur Seite und hielt sich dabei die schmerzende Gesichtshälfte. Wenn Haru ziemlich wütend war, taten ihre Schläge ziemlich weh. Dieser Schlag tat höllisch weh! Ryo setzte sich auf. Moment! Was fiel ihr überhaupt ein? (Wieder geht es von vorne los) Sie war selbst Schuld an der ganzen Sache! Genau! Er war hier der Mann – schon vergessen? Der Braunhaarige stand rasch auf und eilte aus seinem Zimmer. Das Hausmädchen, das er dabei beinahe umrannte, wurde blass und schrie: „Ach du meine Güte!“ Haru war schon bei der Treppe angelangt, als ihre liebste Person sie einholte. Er schnappte sie wieder an der Hand: „Hey!“ >Das sagt er in letzter Zeit oft.< dachte Haru. „Bist du verrückt? Entschuldige dich.“ „Entschuldigen? Wofür? Da dich deine Mutter anscheinend nie geschlagen hat, musste jemand die Aufgabe deiner Erziehung übernehmen.“ Haru versuchte sich seinem Griff zu entziehen, aber Ryo bleib hartnäckig. „Hey! Willst du jetzt auch noch meine Mutter beleidigen? Entschuldige dich.“ Sein Griff wurde noch fester, als er an Harus Hand zerrte. „Träum weiter!“ Haru zog so stark sie konnte, und konnte sich tatsächlich aus seinem Griff befreien. Sie setzte an, um nach unten zu gehen, aber Ryo packte sie an der Schulter und drehte sie um. Sie schubste ihn weg, kam dabei aber selbst ins Schwanken und verlor das Gleichgewicht. Als sie spürte, dass sie gleich nach hinten, und zwar Richtung Treppe fallen würde, angelte sie sich Ryos Arm. Die erhoffte Wirkung, und zwar dass sie durch das Festhalten vom Fallen gerettet werden würde, blieb aus. Stattdessen verlor Ryo ebenfalls sein Gewicht. Mit lautem Poltern und Krachen stürzten die Beiden die Treppen hinunter. ~*~*~//>*<\\~*~*~ An einem einzelnen Tag kann vieles passieren. Nicht nur schlechte Dinge. Den Begriff „Pechsträhne“ haben die Menschen selbst erfunden. So etwas wie ein Unglück nach dem anderen zu haben gibt es nicht, es gibt nur Menschen, die sich einbilden, besonders viel Pech zu haben. Die Lösung liegt in der Psyche: man soll mit einem nüchternen Blick die Lage betrachten und die guten Sachen erkennen, denen man alltäglich begegnet. Von diesen gibt es mehr als man glaubt. Und wenn man auch dann nur Schlechtes sieht: nun... Alles hat seinen Zweck! ________________________________________________________________________ Danke an papillon-chan. Sie war echt fleißig mit dem korrigieren. Und danke an all die lieben Kommis für den letzten Kapitel. Ganze 10!!! Ich dachte ich habe die meisten meiner Kommischreiber verloren;__; Noch 4 Tage und ich habe Ferien*__* Kapitel 14: Alpträume --------------------- Kapitel 14: Alpträume In der tiefen Nacht, wenn die Finsternis über die Welt herrscht, kriechen sie hervor und überfallen die Menschen in dem Augenblick, in dem sie sich am wenigsten wehren können. Sie nehmen diese in ihre Gewalt, schleusen sich tief in ihr Inneres ein und stellen dort an, was auch immer ihnen passt. Natürlich wissen sie auch dabei, was einem am Meisten Angst einjagt und einen erschüttern lässt, sonst würden sie nicht Alpträume heißen. Ihre Aufgabe ist es, kleinen Kindern Angst vor Monstern, hübschen Mädchen Angst vor fettigem Essen und Eltern Angst um ihre Kinder einzujagen. Sie sind geschickt und vielfältig, wenn es um das erfüllen dieser Aufgabe geht. Sie sind zum Beispiel in der Lage, den Traum viel schrecklicher wirken zu lassen als er in Wirklichkeit ist, da man nachts viel empfindlicher wird. Würde man den Alptraum auf Video aufnehmen, würden die Meisten über ihre eigene Angst lachen. Aber leider haben die allwissenden Menschen so ein Aufnahmegerät (noch) nicht erfunden. Zu schade! Jemand sollte mal unbedingt diese Marktlücke füllen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Eine dunkle Mappe, mit einem Wappen auf dem Lederbezug, wurde zugeklappt und landete gleich als Nächstes in einer Schublade, wo sie noch eine Weile verweilen durfte. Ein schwarzhaariger, junger Mann lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Er brauchte eine Minute. Nur eine einzige Minute! Mehr nicht. Und dann war er wieder fit. Seine Augenlieder gingen auf, enthüllten 2 dunkle Augen, die auf die Tür gerichtet waren. Gleich im nächsten Augenblick ging diese auf. Er wusste, dass das passieren würde. Das tat er oft: wissen, was passieren würde. Er hatte sich diese Gabe nicht antrainiert, er war mit ihr geboren worden. Er konnte Menschen durchschauen, ihre Handlungen voraussagen. Diese Eigenschaft hatte sich in so vielen Momenten als ein Vorteil herausgestellt. Und umso mehr Spaß hatte er daran, Menschen mit Hilfe dieser Gabe zu manipulieren. „Takato?“ hörte er die Stimme seines Vaters, noch bevor dieser in sein Blickfeld trat. „Das Auto steht schon unten.“ „Ja, Vater.“ Der Angesprochene stand von seinem Sessel auf und lief zur Tür. Als er neben seinem Familienoberhaupt lief waren seine Augen geradeaus gerichtet, aber aus seinen Augenwinkeln konnte er jede Bewegung um ihn herum registrieren. Im Gegenteil zu seiner Gabe Menschen zu lesen, hatte er sich diese antrainiert. Genauer gesagt war nicht er das, sondern sein Vater. Seinem Vater hatte er auch seine Kampfkünste zu verdanken. Das Gebäude in dem Takato und sein Vater liefen, die Anzüge, die sie anhatten, waren alles nur Tarnung. Der Handel mit Tabakwaren war nur ein kleiner Teil des Imperiums der Familie Henji, ein unbedeutendes Stück, das allerdings ein Schleier sein sollte, der vor weiteren Fragen schützte. „Tut mir Leid, dass ich dich so mit Arbeit überschütte.“ Sprach der Ältere nach einer Weile des gemeinsamen Schweigens. „Dein Bruder taugt zu Nichts. Er kann weder denken, noch kämpfen. Er kann nur unser Geld verschwenden. Du bist meine einzige Hoffnung als Nachfolger.“ Takato lächelte kalt: „Schon gut. Ich komme schon klar, Vater.“ „Das glaube ich dir sogar. Aber trotzdem: du solltest mir Bescheid sagen, falls die Belastung zu groß wird.“ Er faltete seine Hände hinter seinem Rücken und verlieh somit seiner Haltung Würde. „Das mache ich. Aber wie gesagt: ich komme schon klar.“ „Na gut.“ Seufzte der graue Mann. „Aber jetzt haben wir ja sowieso Urlaub, nicht wahr? Es wird mal Zeit uns zu den Anazawas und Tsukimoris zu gesellen. Nicht dass der junge Tsukimori-Bursche dir deine Braut wegschnappt.“ Er lachte das Lachen eines alten Mannes, wie es angenehmer nicht sein konnte. Dieser Mann war nett, wenn er wollte. Er konnte aber auch ein echter Tyrann sein, das hatte Takato bereits oft an eigenener Haut erlebt. Den Witz seines Vaters nahm er mit einem Lächeln hin. Wenn er nur wüsste dachte Takato. Herr Anazawa saß bereits im Wagen, als sein zukünftiger Schwiegersohn und dessen Vater einstiegen. Während der Fahrt lag stets kalte Luft zwischen den dreien, auch wenn ihre Gespräche sie alle zu amüsieren schienen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Autsch!“ Ryo wollte den Schmerz unterdrücken, aber er schaffte es nicht. Der Arzt drückte nicht gerade sehr achtsam auf seinem Arm herum. Haru, die mit in dem Raum saß und ebenfalls eine Untersuchung über sich ergehen lassen musste, warf ihm einen abwertenden Blick zu: „Memme!“ „Was glaubst du wem ich das zu verdanken hab? Es ist vielleicht sogar gebrochen.“ „Es ist gebrochen.“ Sagte der Arzt. „Siehst du?“ schrie er zur Haru, riss dann aber schockiert seine Augen auf: „Was? Gebrochen? Wie soll ich denn die da (er deutete auf Haru) mit nur einem Arm verprügeln?“ „Keine Ahnung.“ Der Doktor schien gelassen und nicht darauf zu achten, dass sein Patient gewalttätig gegenüber Frauen wurde: „Jedenfalls müssen Sie vorerst den Arm schonen. Gehen Sie mit der Schwester mit. Sie bringt Sie zum Röntgen und dann legen wir Ihnen einen Gipsverband um.“ Ryo murrte auffällig grimmig. Hätte Haru ihn doch nicht mit gezogen. Sie hatte ja nur ein paar blaue Flecken abgekriegt, mehr nicht. Und er? Er würde jetzt mit einem Gips aus seinem Urlaub zurückkehren. Verdammt! Er hatte schließlich noch ein paar Prügeleien auszutragen. „Sie können gehen, Fräulein Anazawa. Die Schwester gibt Ihnen noch einen Schmerzmittel.“ Sagte der Mann mit der Brille zu der Rothaarigen und diese schritt aus dem Raum. Sie setzte sich auf einen der Stühle und musste nachdenken. Sie konnte nicht anders. Sie musste einfach darüber nachdenken, was passiert war, als sie fielen. Eigentlich hätte sie diejenige sein sollen, die mit einem Bruch rechnen hätte sollen. Sie war mit dem Rücken Richtung Stufen gefallen. Bei so einem Fall konnte man kaum ohne einen Bruch aus der Sache rauskommen. Aber sie war heil und die paar Kratzer, die sie hatte taten nicht einmal weh (und der Doktor wollte auch noch, dass sie ein Schmerzmittel bekam - sie würde dieses ganz sicher nicht nehmen). Und warum? Warum hatte Ryo einen Bruch und sie nicht? Sie wusste es. Aber sie wollte es nicht verstehen. Denn, dass Ryo sie nach vorne gezogen hatte und sich selbst nach hinten, um ihren Aufprall durch seinen eigenen abzudämpfen, war sicher nur Einbildung. Als sie spürte, dass sie gleich nach hinten, und zwar Richtung Treppe fallen würde, angelte sie sich Ryos Arm. Die erhoffte Wirkung, und zwar dass sie durch das Festhalten vom Fallen gerettet werden würde, blieb aus. Stattdessen verlor Ryo ebenfalls sein Gewicht. Als Haru spürte, wie sich ihre Geschwindigkeit langsam steigerte, änderte sich plötzlich etwas in ihrer Position. Es passierte ganz schnell, kaum merklich, ein Mensch der das Geschehen von der Seite betrachten würde, würde es womöglich nicht einmal bemerken, aber Ryo legte seine Arme um Haru und schaffte es, sich selbst nach unten zu bringen, war aber damit derjenige, der mit dem Rücken und einem Ellenbogen auf den Stufen aufkam. Haru landete auf ihm und als sie beide vor Schmerz stöhnend unten angelangt waren, war ein Arm von Ryo immer noch um Haru geschlossen. Harus grüne Augen waren weit aufgerissen und starrten die ganze Zeit einen alten Mann, der ihr gegenüber saß an, ohne dass ihre Besitzerin es auch nur annähernd registrierte. Der Opa hatte nicht die geringste Angst, auch war er nicht verwundert. Stattdessen musterte er das Mädchen prüfend durch seine dicke Brille mit zusammen gekniffenen Augen: „Was gibt’s denn da zu glotzen?“ Haru hörte die Frage nicht. Sie hatte zu tun, und zwar Denken und Grübeln. Es konnte nicht sein. Warum sollte Ryo so etwas tun? Es war sicherlich nur ein Reflex. Beschützerinstinkt... Nein! Das war ein blöder Ausdruck. Ein tierischer Instinkt – das würde es eher Treffen. Verdammt! Warum musste er so was tun? Jetzt fühlte sie sich schuldig. Schuldig? „Naaaaaiiin. Nein, nein, nein, nein, nein!“ sagte sie schnell und über ihre eigenen Gedanken lachend. Er war selbst Schuld. Vielleicht hatte er sie auch gar nicht vor dem Absturz beschützt. Vielleicht kam es einfach nur so, dass er unten landete, und seine Arme, die um sie geschlossen waren, bildete sie sich ein. Er war bei dem Sturz übrigens immer noch in Boxershorts gewesen. Haru vereiste in ihrer Position und auch in ihren Gedanken. „Naaaaaiiin. Nein, nein, nein, nein, nein!“ sagte sie wieder. Der Opa vor ihr reagierte: „Was nein? Ich fragte: was gibt es da zu glotzen? Das war keine Entscheidungsfrage, Mädchen!“ Haru hörte ihn immer noch nicht. Sie hörte Schritte im Flur und als sie hochsah, sprang sie auf: Ryo stand vor ihr, mit einem Gipsverband um den rechten Unterarm. Sie starrte ihn an, etwas perplex, denn ihre eigenen Gedanken und die ganzen Fragen brachten sie aus dem Konzept. Sie machte ihren Mund auf und schloss ihn wieder. Sie blickte zu Boden, wieder zu ihm, machte wieder den Mund auf und wieder kam nichts heraus. Ryo glaubte nicht was er sah: War das Mädchen vor ihm gerade zappelig? „Was ist los Mannsweib? Du führst dich wie ein verrücktes Huhn auf.“ Haru riss ihren Kopf abrupt in seine Richtung, ihre Augen blitzen wütend auf: „Wie war das?“ „Du hast mich schon gehört. Du stehst hier rum, als ob du deinem Schwarm deine Liebe gestehen willst.“ Haru war sprachlos. Sie riss den Mund auf und starrte ihn empört an. Ihre ganzen Fragen waren plötzlich gewichen. Wie konnte sie auch nur annehmen, dass er so etwas, wie ihr vor dem Sturz zu verhelfen, tun würde? Sie hatte ja ganz vergessen, dass er ein arrogantes und egoistisches Arschloch war. „Willst du auch was sagen? Oder mich weiterhin anstarren?“ kamen wieder die giftigen Worte aus Ryos Mund. Haru fühlte plötzlich eine ausgeprägte Sehnsucht nach Betty und sogar ihre Hand fing, aus Mangel die Metallstange viel zu lange Zeit nicht mehr gehalten zu haben, an zu jucken. „Du...“ sie zeigte mit einem Finger in seine Richtung. Der Versuch Ryo zu beleidigen misslang, denn ihr fehlten einfach die richtigen Worte, die verletzend genug waren. Sie ließ ihren Arm wieder sinken und pustete wütend, so dass ein paar ihrer Haarsträhnen nach oben geblasen wurden. „Weißt du, eigentlich dürftest du so etwas gar nicht von dir geben, nach dem DU... MICH...“ „Oj, oj, oj!“ Ryo wusste schon wo das Mädchen hinauswollte und musste sie unterbrechen. „D-Das... war...“ „Arrrrrgh, hör auf zu stottern! Ist doch egal. Wen kümmert das jetzt schon.“ „Egal?“ Jetzt war Ryo derjenige, der empört klang. „Egal! Jedenfalls tut es mir leid.“ Sie blickte zu seinem Arm, unsicher, und dann wieder zu ihm hoch. „Das mit dem Bruch.“ Ryo blieb stumm und schaute Haru ungläubig an. Ihr Blick wanderte immer noch gehetzt zu allen Seiten, streifte kurz seine Augen und wich wieder aus. Ryo räusperte sich. Als Haru das vernahm, schrie sie wieder lauter: „Und überhaupt, bist du doch selbst schuld! Pass das nächste Mal besser auf!“ Sie zögerte wieder und nuschelte anschließend, bevor sie sich wegdrehte und weg ging: „Sayonara.“ Ryos Blick haftete auf ihrem Rücken. Er setzte einen Fuß an und wollte ihr nachrennen, sie anschreien, irgendwas sagen, Hauptsache er hatte das letzte Wort. Doch er zögerte; setzte den Fuß wieder zurück, ging wieder nach vorn - diesmal ein paar Schritte - blieb aber wieder stehen. Dann lief er wieder zurück; drehte sich um; holte Luft; setzte wieder einen Fuß nach vorn und dann wieder zurück. „Aaaaaaaaaaaarrrrrr!“ die Menschen im Krankenhaus drehten sich alle zu ihm um. „Diese...“ er ballte eine Hand zur Faust, wollte gegen etwas hauen, aber die Ausstattung gehörte nicht ihm und durfte nun mal nicht zerstört werden. Wenn er erst mal wieder in der Villa ankommen würde, würde er etwas kaputt machen müssen. Am liebsten eine von Harus Sachen. Vielleicht ihren Hals? Hm, die Versuchung war zu groß und zu schön! Aber eigentlich – und es fiel ihm schwer das zuzugeben – hatte sie auch ein bisschen recht. Er war derjenige, der... sie... Er erinnerte sich wieder an die Bilder in seinem Zimmer: Haru wie sie auf ihn zukommt mit diesem frechen Grinsen im Gesicht; er zieht sie an sich; küsst sie. >Welchen Teufel hat dich bitteschön geritten?< innerlich prügelte er schon längst auf sich ein, aber äußerlich ging das schlecht, weil erstens: er war bereits in einem Krankenhaus und ein Psychiater könnte nicht näher sein. Zu diesem würde man ihn nämlich sicherlich schicken; und zweitens: mit einem gebrochenen Arm ging es etwas schwer und würde durch den Gips sogar etwas mehr weh tun. Aber hatte er die Schmerzen nicht verdient? >Vielleicht sollte ich wirklich zu einem Psychiater geschickt werden.< ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru versuchte mit aller Mühe nicht daran zu denken. Aber dadurch, dass sie es versuchte nicht daran zu denken, dachte sie schon wieder daran und erlitt dabei einen Misserfolg beim Nicht-daran-denken. Als sie, ihre Mutter, Ryos Eltern und der Hamster (Ryo) wieder in die Villa zurückkehrten, gingen sie und der Braunhaarige in entgegengesetzte Richtungen, nur um den Anblick des jeweils anderen nicht ertragen zu müssen. Aber seit der Zeit in Ryos Zimmer und dem Sturz von der Treppe dachte sie nur an eines. >Vielleicht sollte ich sogar seinen Rat befolgen und einen Psychiater aufsuchen.< dachte sie und wusste dabei nicht einmal, dass ihr Ratgeber fast genau dieselben Gedanken hatte. >Denk nicht daran, verdammt!< befahl sie sich. Doch das gelang ihr erst, als etwas Schlimmes passierte. Die schwere Holztür des Anwesens ging auf, 3 Männer traten ein und begrüßten gleich darauf die sie empfangenden Personen. Haru wollte am liebsten fliehen, als sie Takatos dunkle Augen sah, aber die Anwesenheit ihres Vaters, der zusammen mit den Henji-Männern ankam, hinderte sie daran und fesselte sie förmlich an den Boden, zwang sie dazu im Raum zu bleiben. „Hallo, Vater!“ sie verbeugte sich vor ihm, dann vor dem älteren Henji und dann vor dem Jüngeren. Der letztere musterte sie aufdringlich und das entging ihr nicht. Als sie ihm herausfordernd in die Augen blickte, grinste er nur selbstgefällig. Takato betrachtete Ryos Arm, bevor er sich vor ihm ebenfalls verbeugte und sprach: „Hallo, Ryo. Ich hoffe doch du hast in der Zwischenzeit nicht versucht meine Verlobte für dich zu gewinnen.“ Bei dem Witz entwich Haru und Ryo gleichzeitig ein abwertendes „Ha!“ Die Eltern aller drei Partien lachten. Takato, der zu Haru blickte und dann wieder zu Ryo, beugte sich nach vorn und flüsterte unauffällig, so dass es niemand mitbekam: „Ich meine es ernst.“ Er ging weiter, um Harus Eltern zu begrüßen und ließ Ryo fassungslos stehen. Nachdem der Braunhaarige die Worte verarbeitet hatte, entwich ihm ein Lachen, welches preisgab, dass er Takatos Aussage immer noch lächerlich fand. Währenddessen stellte Haru für sich selbst fest, dass der Urlaub nun endgültig zu einem Alptraum werden würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Der Schrei entstand in seiner Kehle, kam in die Mundhöhle und entwich über seine Lippen nach draußen, wo er sich dann weiter ausbreitete, die Wand durchdrang hinter der sofort grüne Augen enthüllt wurden, die durch den Schrei aufgeweckt worden waren. >Dreht er jetzt völlig durch?< dachte Haru und verfluchte die Lage ihres Zimmers. Es befand sich nämlich gleich neben Ryos, der in dieser Nacht bereits zum dritten Mal schreiend aus einem Alptraum erwachte. Das rothaarige Mädchen klopfte laut an die Wand. Hinter dieser hielt sich Ryo den Kopf und versuchte die Bilder zu verdrängen: Wieder war es sie, wieder dieses Kleid und wieder diese roten Blumen. Immer und immer wieder, tausend Mal die selbe Routine. Aber diesmal schien etwas anders. Sie stand ihm zwar immer noch gegenüber aber viel näher als sonst. Ihre Augen waren matt und schienen durch ihn hindurchzusehen. Plötzlich schloss sie diese und schwebte auf Ryo zu. Näher und näher, bis er schließlich ihren Atem wahrnahm. Es roch nach Blut. Er wusste nicht wie Blut roch, hatte sich nie gefragt wie es riechen könnte, hatte nie auf den Geruch seiner verwundeten Gegner geachtet. Aber aus irgendeinem Grund wusste er, dass dieser Geruch Blut war. Und plötzlich konnte er sogar Blut auf seiner Zunge schmecken. Das Mädchen vor ihm beugte sich zu ihm hinüber, ihre roten Haare wehten im Wind, ihre Augen immer noch geschlossen. Und dann küsste sie ihn und er... ...erwachte lautschreiend. Schon wieder! Langsam aber sicher hatte er Schiss davor einzuschlafen, denn er wusste was danach kommen würde. An der Wand klopfte es und Ryo knurrte mürrisch. >Wessen Schuld glaubst du, ist es, dass ich nicht schlafen kann?< die Worte waren an Haru gerichtet, die sie (natürlich) nicht hören konnte. Aber dann überlegte er: ER war derjenige, der sie geküsst hatte (er verfluchte sich immer noch dafür) und damit auch der Verursacher seiner Alpträume. >Trotzdem ist DIE schuld!< es war leichter jemand anderem die Schuld zu geben, so war man von Lasten des schlechten Gewissens befreit. Als er wieder schreiend (und zwar zum sechsten Mal) aufwachte, wurde das Klopfen lauter. Aus lauter Wut klopfte er zurück. >Sei Ruhig, du Hexe!< Doch die Hexe dachte nicht einmal daran, ruhig zu werden. Diesmal war das Klopfen ein Donnern. Ryo sprang auf und dampfte vor Zorn. Er trat gegen die Wand und noch bevor er damit fertig war, 5 Mal zu treten, klopfte es auf der anderen Seite wieder. Ryo hämmerte als Antwort noch wilder, genauso tat es Haru. Als nach mehreren Minuten keiner der Beiden nachgegeben hatte, schrien beide gleichzeitig wütend los und schritten zum Fenster. „HEY!“ ertönte es aus beiden Zimmern gleichzeitig, als sich die Beiden draußen aus dem Fenster hängend anschrien. „Hörst du endlich mal auf?“, sagte Haru. Ryo erstarrte. Haru hatte weiße Sachen an. Er verschwand hinter dem Fensterrahmen und ließ eine verwunderte Haru zurück. Drinnen drückte er sich an die Wand und atmete hastig, seine Augen weit aufgerissen. Er redete sich ein, dass er sich beruhigen sollte. >Vergiss den Traum!< Langsam und unsicher bewegte er sich wieder aus dem Fensterrahmen: Haru war immer noch da und fixierte ihn prüfend mit einem Schlangenblick. Der Braunhaarige verschwand wieder und wanderte nervös am Fenster auf und ab. Er konnte sie nicht einmal anschauen. Warum musste sie aber auch weiße Sachen anhaben? Dadurch musste er an den Traum denken und an den Ku... Er Schlug seinen Kopf mehrmals gegen die Wand. >Vergiss es, vergiss es, vergiss es!< Dann richtete er sich auf, kerzengerade, holte tief Luft, fasste Mut und schaute wieder hinaus: „Was klop...“ Haru war nicht mehr da. Alles was er noch von ihr wahrnahm war ein leises Meckern: „Geh doch sterben.“ „A... Hey, komm zurück.“ Sie sollte zurück kommen, verdammt! Er hatte hier Mut gefasst und sie ging einfach weg! Jetzt WOLLTE er sie sehen und sie beleidigen, sie anschreien, sie einfach nur anzicken. „Komm zurück.“ Sagte er leise, so leise dass es nicht einmal der Wind hörte. Und doch, wie durch ein Wunder schaute das Mädchen wieder aus dem Fenster, als ob sie ihn erhört hätte. Ryo riss seine Augen auf, als er Haru wieder erblickte. Sie war wütend. So wie sie es eigentlich immer war: „Soll ich dir einen Rat geben, Psycho?“ fragte sie. Er beobachtete wie sie ihre Lippen bewegte, Worte von ihnen entweichen ließ, aber er nahm nichts davon wahr. Er wusste nicht wie lange er da so erstarrt aus dem Fenster hing, doch irgendwann nahm er Harus Worte doch noch wahr: „Sag mal, zwinkerst du gar nicht? Hörst du endlich auf mich so anzustarren?“ Ryo zwinkerte. Haru schnaubte. „Jedenfalls: nimm dir meinen Rat zu Herzen!“ und weg war sie. >Rat? Was für einen Rat?< er hatte nicht zugehört. Nachdem Ryo wieder schlafen gegangen war, waren die Alpträume weg und er schlief bis zum Morgen durch. Jedoch umso weniger konnte das Mädchen, dass durch eine Wand von ihm getrennt war, in dieser Nacht schlafen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Haru besaß eine Gabe. Genauer gesagt war es aber eine Eigenschaft, die in manchen Situationen sich jedoch als eine Gabe herausstellte. Und zwar konnte sie an allen möglichen Plätzen einschlafen, und ihre Träume waren dabei sogar süßer, als wenn sie in ihrem Bett lag. Diesmal war das auserwählte Örtchen ein Sofa. Man könnte meinen, ein Sofa wäre gut für ein Nickerchen geeignet, nicht jedoch dieses. Es war klein, kaum größer als ein Sessel und Harus Beine hingen auf einer Seite lose über dem Boden. Die Arme baumelten irgendwo über ihrem Kopf. In genau dieser Position holte sie ihren Schlaf nach, den sie nachts nicht gekriegt hatte. Harus Mutter kam in das Zimmer, betrachtete das Mädchen verwundert, lächelte und ging weg. Ihr Vater kam hinein, murmelte etwas ging aber ebenfalls weg, ohne das Mädchen aufzuwecken. Ein Dienstmädchen kam hinein... und wieder heraus. Man durfte die Madame niemals wecken. Ryo kam herein. Sprang beinahe hoch, als er das rothaarige Wunderwesen sah. Dann realisierte er, dass die Gelegenheit perfekt war, das Mädchen zu erwürgen. Takato kam hinein, traf auf Ryo. Der letztere ging weg, ohne dem Schwarzhaarigen etwas zu sagen. Er blieb hinter der Tür stehen, welche noch einen Spalt offen stand. Durch diesen beobachtete er, wie Takato ebenfalls auf das schlafende Mädchen aufmerksam wurde. Er schritt auf sie zu. Ryo wollte auf einmal wissen, was Takato vorhatte, aber er schob die Neugierde beiseite. Anschließend zwang er sich dazu, zu gehen. Soll der andere Typ sie doch anmalen, braten oder wach küssen (WTF?): es ging ihn nichts an. Als der Schwarzhaarige auf sie zutrat, drehte sie sich leicht zur Seite. Takato lächelte. Als wollte sie ihn in Empfang nehmen. Er ging in die Hocke, direkt vor ihr schlafendes Gesicht. >Ich könnte jetzt alles mit dir anstellen, und du würdest es womöglich nicht einmal mitkriegen.< Takato strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine Wange des Mädchens zuckte dabei. Sie änderte ihre Position, indem sie einen Arm, der vorher über ihrem Kopf gelegen hatte, neben sich legte und den Handrücken unter ihr Gesicht schob. Plötzlich schoss eins ihrer Beine in die Höhe und trat in die Luft, mehrmals, so stark, dass das Mädchen zur Seite kullerte und auf den Boden fiel. Takato konnte noch gerade so wegspringen, dass sie nicht auf ihn fallen konnte. Plumps. Takato schaute zu ihr herunter. Sie schlief weiter und war wieder dabei, sich eine Hand unter den Kopf zu legen. Der schwarzhaarige Junge hatte damit zu kämpfen nicht laut loszulachen. Er ging wieder in die Hocke, musterte das Gesicht seiner Verlobten. Dann (er wusste selbst nicht, warum er so handelte) legte er sich neben sie, sein Gesicht direkt vor ihrem. Es wäre nicht schlecht, wenn sie jetzt aufwachen würde, dachte er. Er wäre auf ihre Reaktion mehr als gespannt. Allerdings gab es einen Nachteil an schlafenden Menschen: sie waren schlecht vorauszusagen. Und wann sie aufwachen würden, konnte man ebenfalls nie vorher sehen, es sei denn man weckte sie auf. Takato durchdrang Haru mit seinem Blick, als ob er dadurch dem Mädchen befehlen wollte, aufzuwachen. Aber sie schlief weiter, atmete ruhig auf und ab. >Kinder sind am Süßesten, wenn sie schlafen.< das sagten alle über kleine Babys, die süß aussahen, aber ganz und gar nicht süß schrien. Das wilde Biest vor ihm war jetzt auch friedlich und man konnte sogar glauben, dass sie einem nie etwas anhaben könnte. Es würde Spaß machen, das Biest zu zähmen. Die Zeit mit Haru war immerzu äußerst amüsant. Noch bevor er es realisieren oder aufhalten konnte, schlief Takato ein. Damit verlor er gegen das Mädchen, denn es hatte ihn in seinen Bann gezogen, völlig unwillkürlich. Ein leises Atmen war zu vernehmen. Aber Moment... es war nicht ihr eigenes. Langsam gingen ihre Augen auf, die Augenlieder fühlten sich zu schwer an, um sie schnell zu bewegen. Vor ihr sah sie undeutlich eine Person. Jemanden, den sie vermisst hatte und der endlich erschienen war. Wie schön es doch war, ihn neben sich liegen zu sehen. Ganz automatisch schlug sie die Person, aber eher leicht, indem sie nur eine Hand auf sein Gesicht fallen ließ. „Kazu... ma.“ Flüsterte sie und lächelte. „Wo warst du so lange, du Mistkerl?“ Ihre grünen Augen gingen wieder zu. Die schwarzen vor ihr auf. Takato schaute das Mädchen vor sich an. Er brauchte einen Moment um in die Realität zurückzukehren. Was hatte sie gesagt? Kazuma? Wer war Kazuma? Hatte sie ihn gerade geschlagen? Plötzlich riss das Mädchen vor ihm die Augen auf. Sie schaute ihn eine Sekunde lang an, bevor sie sich blitzschnell aufsetzte. „Was machst du hier?“ Takato antwortete nicht und richtete sich stattdessen langsam auf. Sein Blick fiel auf ihr Gesicht. Er schien Haru durchbohren zu wollen. Dann ließ er einen flüchtigen Lacher seinen Lippen entweichen. „Schläfst du immer so? Wie ein vollgefressenes Ferkel? Ich glaube sogar ein Kanonenschuss würde dich nicht aufwecken.“ „Deine Meinung ist mir egal!“ sie stand auf und versuchte sich am Riemen zu reißen, um den Kerl nicht vor Wut anzuspringen. Warum konnten weder er noch Ryo sie einfach in Ruhe lassen? Warum mussten die beiden sie immer nerven? Langsam aber sicher war sie davon überzeugt, dass ihre Nerven immer mehr nachgaben und zwar der Krankheit „Dauerwut“. „Das sollte sie aber nicht sein.“ Takato stellte sich vor sie. Er lächelte zwar, aber Haru kam es so vor, als ob er wütend war. „Schließlich werden wir eines Tages einander tagein tagaus ertragen müssen. Und darum solltest du lieber so handeln, wie es mir gefällt.“ Haru lachte empört. „Bitte? So wie es dir gefällt?“ Sie schlug zu, aber er schnappte sie an der Hand. Als Haru versuchte sich zu befreien, drückte er nur noch fester zu und somit war das Mädchen in seinem Griff gefangen. >Ich hasse diese Ferien!< „Du...“ sagte sie leise, ihre Stimme zitterte vor Wut. „Ich schwör’s dir: ich werde alles daran setzen stärker zu werden und dann werden wir sehen, wer die dominante Hälfte in dieser Ehe spielen wird.“ Der erneute Versuch sich zu befreien misslang ihr und sie sprach weiter: „Ich werde dich verprügeln, hörst du!? Du wirst immer blaue Flecken haben und dann wirst du heulend die Scheidung einreichen!“ Eine sehr rosige Voraussage. Takato lachte. >Hörst du auf zu lachen? Er musse doch ein Psychopath sein. Warum lacht er immer? Man droht ihm und er lacht.< Takato hatte es schon wieder geschafft, Haru zu verwirren und in leichtes Staunen zu versetzen. „Du solltest es lassen mir ständig zu drohen. Du wirst es nie schaffen mir auch nur einen Kratzer zu verpassen. Und solltest du es doch versuchen...“ er beugte sich über sie und flüsterte mit einer tiefen Stimme: „...dann wirst du es bereuen. Ich lasse es dich bereuen.“ Haru blieb die Luft irgendwo zwischen Lunge und Luftröhre stecken. Sie kämpfte gegen einen erneuten Krampanfall an. Das Blut gefror in ihren Adern und brachte sie dazu, zu erstarren. Aber das dufte nicht passieren, denn dann hätte Takato gewonnen. Sie riss ihren Kinn hoch, voller Stolz und Anmut (zumindest versuchte sie diesen rüberzubringen) und schaute ihm entschlossen in die Augen. „Ach ja? Und falls ich es doch schaffe? Wenn ich dich zusammenschlagen werde, was dann?“ „Soll das jetzt eine Wette werden?“ „Ja! Du hast es erfasst. Also, was wirst du dann machen, wenn ich es schaffe dich zusammenzuschlagen?“ Takato lachte wieder, indem er seine Zähne entblößte. Haru hob ihre Augenbrauen: „Hast du keinen Vorschlag? Dann habe ich einen.“ Takato schenkte ihr einen durchdringenden Blick. Das Lächeln verschwand und seine Lippen wurden zu einer Linie zusammengepresst. Haru spürte, wie seine Geduld weniger wurde. „Wenn ich es schaffen sollte, dann hebst du die Verlobung auf.“ „Träum weiter.“ Er ließ sie los und drehte sich um. „Ich hab keine Zeit für so was.“ Er wollte gehen, aber Haru hielt ihn auf: „Du willst also kneifen? Hast du Angst?“ Der Schwarzhaarige drehte sich abrupt um und bewegte sich mit stampfenden Schritten auf das Mädchen zu, in seinem Gesicht lag purer Zorn. Als er näher kam zuckte Haru unwillkürlich und zog ihre Schultern in einer schützenden Position an. Takato blieb direkt vor ihr stehen, nur ein paar Zentimeter entfernt und atmete hastig: „Wer hat hier vor wem Angst?“ fragte er und Haru verstand sofort, was er meinte: er kam nur auf sie zu und sie zuckte bereits zusammen, wie ein ängstliches Tier. Langsam bewegte sie ihren Blick nach oben, brachte es aber nicht fertig, Takato ins Gesicht zu sehen. Sie ließ ihre Arme fallen und somit ihre Pose lockerer werden. „Lass mich dir eine Frage stellen.“ Sagte sie. Takato antwortete nichts und dies fasste sie als ein „schieß los“ auf. Sie zögerte. Die Frage musste richtig formuliert werden. Jedoch wusste sie schon von vorn herein, dass sie keine ordentliche Antwort bekommen würde. Sie durfte nichts davon wissen. Aber sie wollte trotzdem fragen. Vielleicht würde Takato ja doch so menschlich sein und ihr ehrlich antworten.. Sie blickte hoch und traf auf seine Augen. Nein! Doch nicht! Er würde nicht ehrlich sein. Sein Leben, Auftreten und das ganze Wesen schien ein Geheimnis zu sein. Haru fragte sich plötzlich, ob Takato überhaupt das Wort Ehrlichkeit kannte. „Warum ist es dir so wichtig, dass ich die Verlobung nicht auflöse?“ Takato rollte genervt mit den Augen und wollte weggehen, aber Haru setzte fort: „Du hast doch selbst gesagt, dass du mich hasst. Warum gehst du dann auf die Heirat ein, wenn du doch weißt, dass du für den Rest deines Lebens unglücklich sein wirst? Also warum? Warum verdammt?“ Die letzte Frage schrie Haru beinahe. Ihre zu Fäusten geballten Hände zitterten und sie spürte, wie sich ihre eigenen Nägel in ihr Fleisch bohrten. „Erstes: wann habe ich dir gesagt, dass ich dich hasse?“ „Du hast gesagt, du könntest dir jemand besseres als deine Verlobte vorstellen. Eine Person, die du heiraten musst, die du aber nicht im Geringsten magst... man muss sie doch hassen, weil man den Rest des Lebens mit ihr verbringen muss.“ Sie machte eine Pause und schaute ihn durchdringend an. Auf seinem Gesicht war nicht einmal ein Hauch von Emotionen erkennbar. „Zumindest geht es mir so.“ fügte sie noch leise hinzu. Takato drehte sich zu ihr um, schaute ihr in die Augen. Haru betete innerlich, dass sie mit ihren Worten etwas bewirken konnte, dass sie eine Antwort auf ihre Fragen kriegen würde. Doch als Takato endlich sprach, zerbrachen alle ihre Hoffnungen und zerfielen zu Staub. „Es ist mir egal ob du mich hasst oder sonst was. Lass dir nur eins gesagt sein: die Verlobung bleibt, ob du willst oder nicht. Und solltest du versuchen sie aufzulösen, dann wird es Konsequenzen geben, nicht nur von meiner Seite aus, sondern auch von deinem Vater. Wenn ich erfahre, dass du auch nur daran denkst die Verlobung aufzulösen, dann breche ich dir persönlich deinen zarten Hals.“ Er ging weg. Haru blieb zurück und schaute matt durch den Raum. „Dieses arrogante...“ ein schiefes Lächeln lag auf ihren Lippen. Am liebsten würde sie sich erschöpft auf den Boden setzen, einfach nur zusammen brechen. Aber das wäre nicht ihre Natur. Ihre Natur wäre es, wütend zu werden. Das tat sie auch. „Verdammt.“ Murmelte sie durch ihre stark zusammengepressten Zähne. Sie schloss ihre Augen und grub die Nägel noch tiefer ins Fleisch. Sie wünschte sich einzuschlafen und wenn sie aufwachen würde, dann würde sich die jetzige Realität als ein Alptraum herausstellen. Leider war das nicht so einfach. „Ich bin mit dem Teufel persönlich verlobt.“ Mit dem Gesicht eines Engels. Wie konnte es dieser Mistkerl nur wagen, Kazumas Gesicht zu haben? Er war es nicht wert. Kazuma war ein wunderbarer Mensch gewesen, von Freude und Lebenswillen erfüllt. Er war immer ehrlich gewesen, hatte Acht auf Haru gegeben. Er hatte Haru geliebt. Womöglich als einziger Mensch auf Erden. Er hatte sie so sehr geliebt, dass es ihr selbst weh tat. Wie sehr wünschte sie sich Tränen. Ihre Seele schien zu zerreißen, dadurch, dass sie nicht weinen konnte, dadurch, dass sich die Schwärze in ihr immer weiter ausbreitete. Wenn sie doch nur aufwachen würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Mitten in der Nacht überfallen sie uns, ohne dass wir es sofort mitkriegen. Sie schleichen in unser Unterbewusstsein und jagen uns Angst ein, lassen uns in Panik geraten. Alpträume. Aber irgendwann wacht man voller Erleichterung auf und der Alptraum ist vorbei. Schlimm wird es dann, wenn die Realität zu einem Alptraum wird... _______________________________________________________________________ Ach tu schreck Leute. Beim letzten Kapitel wart ihr ja ganz schön fließig mit dem Kommischreiben. Habt mich aus den Socken gehauen. Danke!!!! Außer einem Danke gibt es aber leider kein Dankeschön, wie ein extra langes Kapi oder einer Fanart, tut mir leid. Bin zu nichts zu gebrauchen. Auf los dürft ihr mit Tomaten schießen. Kapitel 15: machtlos -------------------- Wer hätte gedacht, dass es weiter geht. Ihr sicher nichtXD Ich schon. Ihr müsst wissen, ich will diese Fanfic unbedingt beenden. Das Problem war nur eine Schreibkrise, die allerding auch technische Hintergründe hatte. Ich hatte bereits 16 1/2 Kapitel geschriebn gehabt, aber dann ging mein PC kaputt und alles war weg. Die ersten 14 Kapitel waren ja hier, aber die restlichen 2 1/2 musste ich neuschrieben. Uff... das war eine Qual. Es ist echt nicht toll, ganze Kapitel noch mal nachschreiben zu müssen. Vor allem, wo man inzwischen teils vergessen hat, worüber man alles geschriben hat. Aber Kapi 15 ist nun geschafft. Das war eine schwere Geburt. Es ist allerding kürzer, als die ursprüngliche Version, weil ich nicht alles in mein Gedächtnis wiederrufen konnte. Genug gelabert, viel Spaß mit Kapi 15. Kapitel 25 - machtlos Die Menschen wollen dauernd etwas bewirken, etwas an ihrer Situation ändern. Sie schuften wie verrückt, um dieses zu erreichen. Schließlich weiß jeder Mensch bescheid: Fleiß wird belohnt. Wie naiv! Denn so läuft es ganz und gar nicht. Fleiß wird nicht immer belohnt, er wird nämlich auch nach der Qualität und dem Nutzen bewertet. Was sich daraus also schließen lässt: falls man fleißig war und sein bestes gegeben hat und doch nichts erreicht hat, dann ist man zur Verzweiflung verdammt, zur Machtlosigkeit. Man ist in der Situation gefangen und kommt nicht weiter. Mann kann rein gar nichts dagegen tun. So kann vergangene Taten nicht rückgängig machen, verbrannte Bücher nicht wiederherstellen, einen Schwulen nicht dazu bringen sich in ein Mädchen zu verlieben und auch keine verstorbene Menschen ins Leben zurückholen. Es ist zwecklos es zu versuchen, gegen manche Mächte ist man eben machtlos. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Ein kleines, grünes Blatt riss sich vom Baum, wollte mal unabhängig sein und landete sanft auf dem Boden. Gleich darauf latschte jemand unsanft auf das junge Blatt und trampelte ohne großer Rücksicht weiter durch den Wald und zerstörte dabei Gräser, Blümchen und sogar eine kleine Raupe, die sich gerade einen Weg durch das Dickicht schlug. Haru war aufgebracht. Ihr kompliziert gewordenes Leben wuchs ihr über den Kopf und langsam verlor sie sowohl den Überblick als auch die Geduld. Wie sollte sie nur Takato loswerden? Oder ihn zumindest etwas besänftigen, damit er ihr seine Gründe nennt. Warum verflucht noch mal, wollte er, dass die Verlobung bestehen bleibt? Da stank etwas verdächtig nach einem Geheimnis, hinter das sie nicht kommen sollte. Konnte Takato nicht wie ein normaler Mensch sein und mit ihr reden? Warum musste er ihr das Leben schwer machen? Und die Tatsache, dass Ryo ihr Leben auch komplizierter machte, besänftigte nicht gerade Harus Wut. Ohne ihre Schritte zu verlangsamen steuerte sie auf einen Baum zu und schlug heftig gegen den Stamm. Die Haut an ihren Handknöcheln schlürfte sich dabei an der Rinde auf. Die Rothaarige löste die Hand ab und schaute auf die verwundete Stelle. Das brennende Gefühl vom Schmerz und der Anblick des Blutes beruhigten sie auf eine unheimliche Art. >Ich bin ja doch ein blutrünstiges Monster. < dachte Haru. Und es stimmte. Jedes mal, wenn sie wütend war, verprügelte sie jemandem oder war kurz davor. Und danach, nachdem das Opfer auf dem Boden lag, kehrte eine angenehme und doch Angst einflößende Ruhe sie ein. Sie wollte sich diese Eigenschaft abgewöhnen, scheiterte aber immer wieder daran, wie es sich auch jetzt bewies. Sie schien einfach machtlos gegen diesen bestialischen Charakterzug zu sein. Dagegen anzukämpfen war einfach sinnlos. Haru seufzte, ließ ihre Arme fallen und schloss die Augen. Dann flüsterte sie zu sich selbst: „Beruhige dich, Haru. Es gibt Menschen, die ein viel schlimmeres Leben als du haben. Das, was du als schlimm empfindest, sind noch rosa Blüten. Du muss immerhin nicht hungern und eine Familie mit 12 Kindern ernähren, indem du auf den Strich gehst.“ Die Methode wirkte und schon fühlte sich Haru so, als ob sie nie wütend gewesen wäre. Sie musste die Gelegenheit allein und konzentriert zu sein ausnutzen und einen Weg aus dem Schlamassel finden. Aber wie? Es schien so, als ob sie rein gar nichts ausrichten konnte. Nicht gegen ihre Eltern… obwohl… >Hatte meine Mutter nicht gesagt, sie würde mir helfen?< sie erinnerte sich an das Gespräch im Auto. Ihre Mutter sagte zu ihr, dass sie Haru unterstützen würde, wenn diese etwas gegen die Verlobung hätte. Wenn sie das jetzt so bedachte, war sie sich auch sicher, dass ihre Mutter durchaus nicht machtlos war. Umgekehrt – sie schien einen sonderbaren Einfluss auf ihren Mann ausüben zu können. Sie schaffte es des öfteren die Strafen für Haru zu besänftigen, nachdem diese mal wieder Mist angestellt hatte. Auch war es schon beinahe ein Kunststück, wie leicht ihr Gatte neue Schuhe spendierte. Männer waren in solchen Sachen meist sehr unliebsam. Sogar in beruflichen Entscheidungen hatte Harus Mutter öfter ihr Händchen drin. Während Haru über die eigenen Probleme und die Lösungen von diesen nachdachte, grübelte ein Mädchen in Tokio über andere Sachen nach. Ihre schwarzen Haare lagen Zerstreut über dem Tisch, ihr Kopf ruhte auf einen Arm und der Blick war schnurstracks auf ein Handy gerichtet. >Irgendwie kommt mir die Situation bekannt vor.< Genau, denn sie war wieder dabei eine SMS an Haru zu senden und konnte sich aber nicht vollkommen dazu entschließen. Tatsujas Methode sie abzulenken, hatte auch wieder nachgelassen und nur noch eine leichte Röte tauchte beim Gedanken daran auf den Wangen des Mädchens als Beweiß dafür dass es passierte, auf. „Mann!“ sie vergrub ihr Gesicht in den eigenen Haaren. Sie konnte sich unmöglich irgendwann vor Tatsuja blicken lassen. Sie sollte endlich aufhören so egoistisch und eifersüchtig zu sein. Sie sollte endlich mal eine wahre Freundin werden und Haru aus der Patsche helfen. Seit ihrem Geburtstag kamen sie zwar nicht dazu miteinander zu reden, aber wusste, dass Haru niemals Takato heiraten wollen würde. Das bemerkte sie an ihren Augen, als Haru an ihr Vorbeilief, an der Seite ihres zukünftigen Ehemannes. Zum Glück hat Herr Anazawa noch mal verkündigt, dass die Hochzeit erst stattfinden würde, wenn die beiden selbstständig seien. Es sei denn, sie haben es ganz eilig. lachte er damals. In dem Augenblick hatte Karin eine unglaubliche Wut gegenüber dem Vater ihrer besten Freundin verspürt. Als Vater hätte er den Schock seiner Tochter merken müssen, als er die frohe Botschaft verkündet hatte. Okay, damit wäre es beschlossen. Sie würde Haru anrufen und mit ihr reden. Und sie würde kein Wort über das „Haru-Ryo-Problem“ verlieren. Damit wurde das Handy aufgeklappt und die Nummer innerhalb von einer Sekunde eingetippt. Haru war noch immer im Wald und verspürte einen unangenehmen Schauer. Sie schaute sich um. Plötzlich kam sie sich nicht mehr allein vor. Jemand schien sie aus irgendeinem Blickwinkel zu beobachten. Vielleicht bildete sie es sich nur ein. Doch dann raschelte es hinter ihr. Also doch. Sie beschloss sich nicht umzudrehen und so zu tun, als ob sie nichts gemerkt hätte. Damit würde sie denjenigen, wer auch immer es sein möge, ermutigen und dieser würde der Annahme sein, ungestört näher kommen zu können. Doch gerade als sie für einen Überraschungseffekt sorgen wollte, wurde sie selber überrascht. Ihr Handy klingelte und entlockte ihr damit einen wütenden Schrei. „Wer zum…“ als sie auf das Display blickte, verschwand die Wut. Sie hob sofort auf: „Karin?“ „H… Hey!“ „Ist irgendwas los?“ „Hä? Warum?“ „Erstens, weil du normalerweise SMS schreibst, zweitens, weil du bei dem Hey gestottert hast und drittens, weil ich so ein Gefühl habe.“ Karin verstummte. Ihre Freundin schien ihr gerade wie ein Detektiv. Es gab Momente, in denen Haru außergewöhnlich aufmerksam war und aus den kleinsten Dingen Verhaltensweisen oder Stimmungen herauslesen konnte. Das waren Momente im Kampf. Haru war nur so hochkonzentriert, wenn sie mitten oder kurz vor einem Kampf war. Prügelte sie sich gerade mit Ryo rum? Stopp! Sie wollte nicht an das „Haru-Ryo-Problem“ denken. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ Fragte sie endlich. „Wie geht’s dir? Nach all dem. Und wo jetzt auch Takato zu euch zugestoßen ist?“ „Mach dir keine Sorgen um mich, sag mir lieber, was mit der los ist.“ Typisch. Haru war überfürsorglich wenn es um schwächere und im Besonderen um Karin ging. „Bei mir ist alles bestens. Ich rufe dich an, weil ich dir helfen will und nicht von dir getröstet werden will.“ „Was? Du musst getröstet werden? Hat dir jemand was angetan?“ „Beruhige dich Haru, es ist alles okay. Wie gesagt, ich mache mir Sorgen um dich.“ Am anderen Ende der Leitung wurde es still. So als ob Haru überlegte, ob sie ihrer Freundin glauben soll oder nicht. „Na dann.“ Sie seufzte. „Aber wobei willst du mir überhaupt helfen?“ „Na, Takato loszuwerden, wobei denn sonst.“ „Das ist nicht so einfach. Hast du etwa einen Plan?“ Karin überlegte. Hatte sie einen Plan? Nicht wirklich, sie hatte einfach beschlossen Haru anzurufen und ich ihre Hilfe anbieten, ohne wirklich zu wissen, wie sie helfen sollte. „Nein. Aber wir denken uns gemeinsam was aus.“ „Ich glaube ich habe da sogar schon was.“ „Ehrlich?“ Karin stützte sich aufgeregt auf die Ellenbogen und führte eine Hand vor dem Mund. „Ja. Meine Mutter hat gesagt, sie würde mir helfen, wenn ich was gegen die Verlobung haben sollte. Sie sagt, sie hat da ein ungutes Gefühl. Ich dachte erst, das bringt nichts – das wird vielleicht auch so sein – aber ein Versuch ist es wert.“ „Das ist doch toll. Deine Mutter ist eine gute Verbündete.“ „Ja, ich hoffe bloß sie verhindert mehr Unheil, als wie viel sie selber anstellt.“ Haru setzte sich in Bewegung, sie war bereits lange genug unterwegs. Wenn sie zu lange wegbleiben würde, würden sich alle unnötige Sorgen machen. Es konnte allerdings auch sein, dass auch allen egal war und keinem ihre Abwesenheit auffiel. „Ich gehe gleich zu ihr rüber und rede mit ihr. Vater ist gerade mit Herrn Henji unterwegs.“ „Ja, okay. Ist vielleicht wirklich besser so gleich zu handeln. Ruf mich an, wenn ihr irgendwas beschlossen habt.“ „Mach ich.“ Damit wanderte das Handy in die Tasche. Haru fühlte sch durch eine seltsame Entschlossenheit erfüllt, jedoch war da noch ei anderes Gefühl, das sie nicht ruhen ließ: das Gefühl beobachtet zu werden. Die ganze Zeit über hielt es an. Haru holte tief Luft um sich von diesen Gefühl nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Mit der Zeit klang es sogar ab, was dennoch nicht beruhigend war. Karin saß regungslos, wie von einem Zauber belegt, dar und starrte einen imaginären Punkt an. Sie konnte es nicht dabei belassen, sie sollte noch etwas machen, um Haru zu helfen, denn dazusitzen und abwarten bis Haru mit den Ergebnissen des Gespräches anrief, war nicht wirklich hilfreich und konnte sie nicht befriedigen. Sie musste etwas auf die eigene Faust machen, ihren eigenen Kopf nach Lösungen durchforsten. „Das Problem ist bloß meine Birne ist für nichts zu gebrauchen.“ Sprach sie heiser und in der Stille schien ihr Stimme beinahe schon unwirklich. Sie lief zum Bett über und ließ sich darauf sinken, das Handy neben sich legend. „Wenn doch nur Nodame da wäre, sie hätte sicherlich eine Idee.“ „Das kommt ganz auf das Thema an. Worum geht es denn?“ sprach jemand und die Stimme klang verdächtig nach einem blonden Wesen, das gerade auf Hawaii Urlaub machte. „Jetzt höre ich schon Stimmen.“ Sagte Karin zu sich selbst und starrte zur Decke. „Das will ich doch hoffen, sonst müsste man dich frühzeitig pensionieren, weil du taub bist“ Lachte die Stimme wieder, und Karin erhob sich mit einem Leichten verdacht, dass sie sich doch nichts einbildete. Ruckartig drehte sie ihren kopf zur Tür und erblickte ihre Hoffnung: Nodame. „Nodame!“ schrie Karin beinahe heraus. „Bist du nicht auf Hawaii?“ „Sieht nicht so aus.“ Sie schenkte ihrer Freundin ein strahlendes Lächeln. „Jetzt bin ich hier.“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ Wie flüssiger Honig schimmerten die roten Haare in der Sonne und wippten leicht auf und ab bei jedem Schritt. Wie zwei tropfen Waldmeister leuchteten die grünen Augen, während sie unruhig die Gegend erkundeten. Haru war bei der Villa angelangt und hielt sofort nach einem schwarzen Schopf Ausschau. Dieser war nicht zu sehen. Haru atmete erleichtert auf. Takato durfte nichts mitkriegen, sonst würde er ihr auf der Stelle den Hals umdrehen. Das ihre Hand brannte und dass hauchdünne, rote Spuren ihren Handgelenk runter liefen bemerkte sie nicht. Ihre Gedanken waren mit anderen Sachen befasst, viel wichtigeren Sachen. Mit einem heftigen Schwung wurde die vordere Tür aufgerissen und das Mädchen trat herein, sich nach jemandem ausschauend. „Hey!“ erschrak sie das Dienstmädchen, das gerade die Treppen runterkam. „Weißt du, wo meine Mutter ist?“ „Im Arbeitszimmer.“ Ein Ferienhaus mit Arbeitszimmer, manche nutzten eben die Ferien um noch mehr zu arbeiten. Haru schwor sich flüchtig nie so zu enden. Man musste das Leben wenigstens etwas genießen. „Danke.“ Nickte Haru dem Dienstmädchen zu und verschwand durch die Tür rechts. Oben an der Treppe erschien ein junger Mann und schaute dem Mädchen hinterher. Sein Arm lag in einer Schlinge und wurde durch einen Gips umschlossen. „Ah, Tsukimori-san.“ Bemerkte ihn das Dienstmädchen und wurde gleich darauf etwas rot. „Wie geht es ihrem Arm.“ Ryo schenkte ihr einen nichts sagenden Blick. „Beschissen.“ Warf er ihr entgegen und drehte sich um. Das Mädchen konnte nicht anders, als verwundert hinterher zuschauen. Haru überrannte ein seltsames Empfinden. Je näher sie dem Arbeitszimmer kam, umso größer wurde dieses Gefühl. Jedoch war dieses eher einer angenehmen Art. Es war wie eine Aufregung, die man vor einer Achterbahnfahrt empfand. Diese Aufregung ließ den Puls höher Schlagen und den Stressfaktor steigen und doch war dieses Gefühl angenehm, denn man wusste, dass einem bald etwas Gutes passieren würde. Der Adrenalinspiegel würde steigen und wir würden so viel Spannung in uns verspüren, dass wir niemals in der Lage wären diese für längere Zeit auszuhalten. Natürlich wusste Haru, dass ein Gespräch mit ihrer Mutter nicht wie eine Achterbahnfahrt sein würde, im Gegenteil es würde ruhig werden… und beruhigend. Das erhoffte sich Haru. Die Aufregung, die sie verspürte, war eine Vorfreude und zwar eine Vorfreude auf eine mögliche Lösung aus dem Schlamassel, indem sie gerade wie in einem Käfig gefangen war. Es trennten sie nur noch zwei Türen vor dem Zimmer. Warum musste das Haus so viele Türen haben. Da war ja eine nach der anderen. Man verlor kostbare Zeit dadurch dass man dauernd Türen öffnen musste. Mit Ungeduld drückte Haru die Türklinke herunter und stieß die Türpforten auf. Ihre Augen erfassten schnell das nächste Zimmer und blieben fest auf einem Punkt haften. Vorfreude darf man nie empfinden, denn sie wird einem in den meisten Fällen verdorben. Jegliches positive Gefühl in Harus Innerem stürzte sich in eine dunkle Tiefe. Ihre Augen wurden weit aufgerissen, in dem Unglauben, das Gesehene wirklich vor sich zu haben. Im Zimmer stand Takato, locker an die Wand gelehnt. Er schaute direkt auf sie, so als ob er Haru erwartet hatte. In dem Augenblick wurde Haru klar: er wusste es. Er wusste, dass sie zu ihrer Mutter wollte. Aber woher? War er wirklich ein Teufel? Konnte er die Zukunft voraussagen? Konnte er Gedanken lesen, und das auf Distanz? Absurd. Doch dann erinnerte sich Haru an das Gefühl, als sie mit Karin am Telefon sprach – das Gefühl beobachtet zu werden. So war das also. Er war ihr gefolgt. Stalker! Daran hatte sie gar keine Zweifel mehr. Takato stieß sich von der Wand ab und schritt auf Haru zu. Die Rothaarige zuckte leicht zusammen, als sie realisierte, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte. >Bleib fern, komm ja nicht näher.< befahl sie mit ihrem Blick und wusste gleichzeitig, dass er sie niemals erhören würde, und falls doch, würde er es ignorieren. Takato kam inzwischen näher: „Was auch immer du vorhattest, du solltest es lassen.“ Sie wollte etwas sagen, ihm irgendeine trotzige Antwort geben, jedoch blieben die Worte ihr in der Kehle stecken, Panik griff über sie und sie verspürte das Bedürfnis zu fliehen, konnte sich allerdings keinen Millimeter rühren. Ihre Kehle fühlte sich unglaublich trocken an, so dass sie unwillkürlich schlucken musste, um das unangenehme Gefühl zu vertreiben. „Hatte ich dich nicht gewarnt, nichts in Bezug zur Auflösung der Verlobung zu unternehmen?“ Die Frage war natürlich nur rhetorisch gemeint. Er blieb einen Schritt entfernt von ihr stehen, und Haru atmete sogar erleichtert auf. Sie schaute nach oben und sah, dass er ihr einen nichts sagenden Blick schenkte. Beinahe schon so, als ob er ganz tief in seinen Gedanken versunken war, so als ob er darüber zögerte, was er als nächstes machen sollte. Haru war auf das Schlimmste vorbereitet. Sie dachte er würde rüberkommen und ihren Hals umdrehen, so wie er es versprochen hatte. Aber er blieb stehen und verharrte in einer regungslosen Pose. Jedoch wusste Haru nicht, ob es wirklich eine Erlösung war, denn seinen Blick standzuhalten, war eine größere Qual als jede erdenkliche Strafe. Sie stand da, Schultern leicht angezogen, wie ein Kind, das etwas verbrochen hatte. Auf ihrer Stirn bildeten sich winzige Schweißtröpfchen. Die Zeit verstrich in einem unglaublich langsamen Tempo. Angespannt wartete Haru auf Takatos Regung, traute sich nicht die Situation auszunutzen und Flucht zu ergreifen. Er war ihr überlegen, das wusste sie. Sie fühlte sich wie eine Maus, die in den Käse rein gebissen hatte und nimmer loslassen kann, weil die Mäusefalle sonst zuschnappen wird. Plötzlich ertönte lautes Poltern, das sich verdächtig nach Schritten anhörte. Haru erwachte aus ihrem Trancezustand, als sie eine Stimme hinter sich hörte: „Hey, Anazawa, weiß du wo…“ es war Ryo der anscheinend auf der Suche nach jemandem oder etwas war. Er blieb stehen, als ihm die Figur auffiel, die vor dem rothaarigen Mädchen stand. Haru drehte sich hastig um. Als der Braunhaarige in ihr Blickfeld kam, fühlte sie unglaubliche Erleichterung, ja, beinahe schon Freude, das er aufgetaucht war. Ryos Augen wanderten von Haru, die er leicht verwundert anstarrte, zu Takato. Dann änderte sich seine Miene zu einem gleichgültigen Ausdruck. „Stör’ ich euch bei irgendwas?“ Seine Hände wanderten in die Hosentaschen. „Nicht im Geringsten.“ Es war Takato der Sprach. Er löste sich endlich von der Stelle, schlängelte sich erst an Haru und dann an Ryo vorbei und schritt dann aus dem Zimmer. Haru folgte ihm noch kurz mit dem Blick und atmete erleichtert auf, sich n die Wand lehnend. Ryo, dessen Ausdruck sich nicht geändert hatte, musterte sie, so als ob er dadurch erfuhr, was in dem Raum vor seinem Eintreten passiert war. Harus Blick traf auf seinen. Sofort veränderte sich ihre Miene: „Was wolltest du vorhin fragen?“ Ihr Ton klang genervt und ungeduldig. So, wie er eben immer klang, wenn sie mit Ryo sprach. „Hab ich vergessen.“ Das tat er wirklich, er wusste auf einmal nicht mehr, wonach er gesucht hatte. Die Tatsache Takato und Haru gestört zu haben, schien seine Erinnerung ausgelöscht zu haben. „Du bist echt bescheuert.“ Seufzte Haru und ließ ihre Hand nach oben wandern, um sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht zu entfernen. Die beiden hatten eigentlich nichts mehr zu bereden. Es stand den beiden frei, sich einfach zu entfernen und doch blieben beide an einer Stelle. Ryo beobachtete Haru immer noch und sein Blick fiel auf ihre Hand. Diese war aufgeschlürft und blutete. „Was ist mit deiner Hand passiert?“ fragte er sofort. Haru schaute ihn überrascht an. Dann blickte sie kurz zu ihrer Hand. >Stimmt ja.< Die Verletzung hatte sie ganz vergessen. Hatte jetzt aber auch nicht wirklich sich um diese zu kümmern. Sie hatte gerade andere Gedanken im Kopf. „Nichts. Das geht dich nichts an.“ Sie versteckte ihre Hand und wand den Blick ab. Sie dachte damit Ryo loszuwerden aber er reagierte eher unerwartet. Er schritt auf sie zu und schnappte nach der Hand. Leicht skeptisch betrachtete er die Wunde. Haru glaube währenddessen ihren Augen nicht. Diese wanderten von ihrer Hand zu Ryo. Empörung und Überraschung standen ihr ins Gesicht geschrieben. „Du solltest es reinigen, sonst entzündet es sich.“ Ryo klang wie ein Arzt, der gerade eine Diagnose aufstellte. Haru entriss ihr Handgelenk seinem Griff. „Ich sagte, das geht dich nichts an.“ Damit beschloss sie wegzugehen, doch Ryo schnappte sofort wieder nach ihrem Handgelenk und drehte das Mädchen wieder zu sich um. Dann, ohne große Rücksicht auf sie zu nehmen, zog er sie hinter sich her, Richtung Küche. Hinterherziehen war eigentlich nicht der richtige Ausdruck, hinterher schleifen würde es eher treffen, denn vor lauter Verwirrung, wollten Harus Beine nicht richtig mitlaufen. „Wo gehst du hin?“ „Küche, dort ist… >Ein Messer? Eine Bratpfanne? Ein Fleischwolf?< „…ein Verbandskasten. Ich musste ihn in letzter Zeit dank einer gewissen Person öfters benutzen.“ Haru starrte ihn ungläubig an. Hä? Er wollte ihre Hand verarzten? Wo er selbst Halbkrüppel war? Ihr Blick fiel auf den Gips an seinen linken Arm: na ja die Finger konnte er noch durchaus bewegen, aber… Moment! Nicht die Tatsache, dass er einen Gips trug, war hier ein Problem. Dass er ihre Hand verbinden wollte, war es eher. Was war denn in ihn gefahren? War er plötzlich zu einem guten Samariter mutiert? „Liebe deinen Nächsten“? War es zu seinen Vorsatz geworden? Oder ignorierte er gerade die Tatsache, dass sie Haru war? Vergaß er es, genauso, wie er vergaß, was er gesucht hatte, bevor er auf sie und Takato traf? Nein, da musste irgendwo ein Hacken sein. Haru riss ihre Hand aus seinem Griff und blieb stehen. „Was hast du vor?“ Sofort und ohne zu zögern drehte sich Ryo um, rollte mit den Augen, so als ob er es mit einem ungeduldigen Kind zu tun hat und ergriff sofort wieder ihr Handgelenk: „Ich stopf dir Watte in den Mund, damit du endlich ruhig bist.“ Haru würde ihm normalerweise in die Fresse schlagen, aber sie war zu verwirrt um jetzt irgendwie zu reagieren. Stattdessen vergrößerte sich ihre Verwirrung nur noch. Sie starrte auf Ryos Rücken, als sie ihm hinterher trottete und versuchte ihn mit ihrem Blick zu durchbohren, umso eventuell in sein inneres zu gelangen und kapieren, was in diesem Menschen vorging. Normalerweise war er doch total primitiv und es war nicht schwer zu erraten, was dieser selbstgefälliger, perverser Psychopath und Frauenherzensbrecher (Karinherzensbrecher genauer gesagt) dachte. Nun war Haru aber in Ratlosigkeit versunken. Die Beiden waren in der Küche angekommen. Ryo drückte Haru auf einen Stuhl, und als sich diese wieder erheben wollte, brüllte der Braunhaarige sie an: „Bleib sitzen.“ Gerade als er zum Schrank weggehen wollte, rührte Haru sich aber wieder. „Ich sagte, du sollst sitzen bleiben, sonst setz ich mich auf dich drauf.“ Der Gedanke war nicht besonders entzückend, also blieb Haru sitzen, während sie Ryo bei jeder Bewegung beobachtete. Sie konnte nur raten, was er vorhatte. Bestimmt wollte er sie mit einer Nadel aufspießen. Als er den Verbandskasten rausgeholt hatte, stellte er einen Stuhl gegenüber von Haru und setzte sich drauf, so dass sein Knie ihres berührte. Aus reinem Reflex zog Haru ihr Bein weg. Ryo beugte sich nach vorne, betupfte einen Wattepad mit Desinfektionsmittel und wollte sich gerade daran machen, Haru zu verarzten, als diese ihre Hand wegzog. „Ich kann das selbst machen.“ „Mit Links? Das könnte dauern.“ „Und du hast einen Gips.“ „Ja, aber auf dem linken Arm. Und außerdem kann ich die Finger bewegen.“ Als Demonstration wackelte er mit den Fingern vor ihrem Gesicht. Auf seinen Lippen spielte dabei ein Grinsen. Das verwirrte Haru nur noch mehr. Überzeugt davon, dass sie nicht mehr aufmucken würde, presste Ryo den Wattepad auf die Wunde. Haru zischte vor Schmerz auf. „Und mich nanntest du einen Weichei.“ Damit meinte er seinen Besuch beim Arzt, nachdem sie die Treppen runtergestürzt waren. Damals hat er auch vor Schmerz aufgestöhnt. Mit den Fingern der linken Hand umfasste er ihr Handgelenk, mit der rechten betätigte er das Stück Watte. Haru sagte nichts. Sie wartete einfach bis er fertig wurde und versuchte das Brennen so gut wie möglich zu ertragen. Während dessen starrte sie direkt auf Ryo, fixierte ihn mit ihrem skeptischen Blick, blinzelte nicht einmal, um ja keinen Hinweis auf den versteckten Hacken hinter dieser Situation entgehen zu lassen. >Der sieht ja sogar mal intelligent aus.< dachte sie, während ihr Blick über seine Züge strich. Grüne Augen, sie hatten dieselbe Farbe, wie ihre, waren halb durch die Wimpern bedeckt. Seine Wangenknochen verliehen seinem Gesicht eine gewissen Härte und doch eine angenehme Ausdrucksstärke. Karin empfand Ryo als gut aussehend. Das taten viele Mädels, auch die Hausmädchen dieser Villa. Haru verstand nichts von Schönheit, sie hat noch nie auf diese geachtet. Sie hatte Kazuma aus vielen Gründen geliebt, aber ob sein Äußeres eins dieser Gründe war…? Sie wusste es nicht. Sie konnte die Leute nicht einfach in „schön“ und „unschön“ einteilen. Ryo drückte etwas fester auf die Wunde und Haru stöhne leise auf, teils aus Schmerz teils vor Überraschung. Sie wurde aus ihren Gedanken entrissen. „Jetzt fehlt nur noch der Verband. Du musst etwas mithelfen, sonst wird es zu locker.“ Er packte die weiße Binde aus und legte ein Ende auf ihre Hand: „Halt mal.“ Wies er sie an und sie gehorchte. Dann fing er an, sorgfältig das Band um die verletzten Knöchel zu wickeln. „Was würdest du bloß ohne mich machen?“ sagte Ryo, ohne aufzublicken. „Hm, das Leben genießen vielleicht.“ Antwortete Haru ohne lange zu überlegen. Ryo schaute zu ihr hoch, ihre Blicke trafen sich. Haru schreckte dabei innerlich auf. Jedoch drang dabei nichts von dem Schreck nach außen. War er wütend? Doch zu ihrer Überraschung grinste Ryo nur und setzte das Verbinden fort. So, als ob er keine andere Antwort erwartet hätte. Was hätte denn auch sonst kommen sollen? Plötzlich wurde Haru die Situation zu eigenartig, zu friedlich. Beinahe so, als ob die beiden Freunde wäre. Aber sie wollte mit diesem Mistkerl keine Freunde sein. Außerdem lag sein Knie schon wieder an ihrem. Sie starrte auf die Stelle, wo sie sich berührten und Ryo schien ihr Blick aufgefallen zu sein. Er schaute ebenfalls dort hin und räusperte sich, während er sein Knie entfernte. „Warum machst du das?“ kam eine Frage und Haru war überrascht, dass diese ihren eigenen Mund entwich. „Was?“ „Das!“ sagte Haru mit einem zickigen Ton und bewegte die Hand, die gerade verbunden wurde. „Hm, gute Frage. Muss daran liegen, dass ich dich nicht gerne blutend sehe.“ Seine Augen verfinsterten sich für einen Augenblick. Bilder schossen ihm durch den Kopf. Bilder, wo Haru sich blutend nach ihm streckte. „Das sagt der Kerl, der versucht, mich bei jeder Gelegenheit umzubringen.“ Harus Stimme vertrieb zum Glück die dunklen Bilder. Ryo schaute auf und grinste ihr entgegen: „Unsinn, ich wollte nur zärtlich zu dir sein. Das musst du missverstanden haben.“ Haru zuckte erschrocken zurück. „Sehr witzig.“ Und ihr Gesicht fühlte sich plötzlich etwas warm an. Beinahe so, als ob sie rot werden würde. „Fertig.“ „Hm.“ Der Laut klang abwertend. „Sieht ja nicht sehr stabil aus. Wird bestimmt bald abgehen.“ „In solchen Situationen bedankt man sich.“ Ryo stand auf, klopfte seine Hose ab, so als ob er gerade Mordsarbeit geleistet hätte und wollte wieder etwas sagen, als plötzlich hinter ihm ein Geräusch ertönte. Es hörte sich nach Kratzen an. Gleichzeitig, drehten sich Haru und Ryo in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Was sie erblickten war eine Tür. Alt, zerkratzt, aus Holz. An einigen Stellen sah man noch die Überreste der Farbe, mit der die Tür irgendwann gestrichen wurde. „War die Tür schon immer da?“ fragte Haru und Ryo schien nicht einmal überrascht über diese Frage zu sein, denn er stellte sich gerade dieselbe Frage. Das Geräusch ertönte wieder. Und jetzt war es eindeutig als Kratzen erkennbar. So als ob menschliche Nägel gegen das Holz kratzen würden. Haru konnte sich bildlich vorstellen, wie dabei zig von Holzsplittern unter die Nägel gerieten und sich in das Fleisch bohrten. „Das muss die Katze sein.“ Flüsterte Ryo und wusste dabei selbst nicht, warum er seinen Ton so leise hielt. „Oder ein Geist.“ Flüsterte Haru zurück. „Fängst du schon wieder damit an…?“ Ryo drehte sich wütend zu ihr um, erstarrte jedoch so gleich, weil ein Klicken ertönte. Die Türklinke wurde runtergedrückt und die Tür ging einen Spalt weit auf. Dieser war so klein, dass man nicht im Geringsten erkennen konnte, was sich dahinter befand. Gespannt starrten zwei Paar grüne Augen auf das Brett vor ihnen und warteten auf die nächsten Geschehnisse. Zunächst geschah nichts, doch dann schien sich etwas hinter der Tür zu bewegen. Langsam erschien eine Hand aus dem Spalt. Die Nägel waren lang und grau, beinahe schwarz. Die Haut war ebenso dunkel, und hatte an einigen Stellen geronnenes Blut. Sowohl Haru als auch Ryo taten einen Schritt zurück. Ryo ergriff die Pinzette, die im Verbandskasten lag. Die Hand tastete sich langsam auf der Außenseite der Tür vor, so als ob sie nach etwas suchte. Dann ging die Tür weiter auf, so dass dort jetzt ein Mensch durchpassen könnte. Haru und Ryo schritten wieder ein Stück zurück. Dabei stolperte der Braunhaarige fast über die Füße des Mädchens. Ein Geräusch ertönte. Ein tiefer, kaum hörbarer Ton, der sich wie ein leises Stöhnen anhörte und doch komplett unmenschlich klang. Dann hörten die Beiden ein Atmen. Und hinter der Tür war immer noch nichts als Dunkelheit erkennbar. „Was ist das denn?“ flüsterte Haru und zeigte in Richting Tür. Aus dem Spalt tauschte plötzlich eine lange, schwarze Haarsträhne auf und als nächstes tauschte ein ganzer Kopf auf, der unnatürlich zur Seite geneigt war, so als ob… …das Genick gebrochen wäre. Gleichzeitig schrieen beide los. Ryo streckte die Pinzette nach vorne, als ein Versuch das Ding, was auch immer es war, fern zu halten. „Bist du Harry Potter, oder was?“ schrie Haru ihn an und zupfte dabei an seinen T-Shirt, versuchte ihn dadurch zurückzuziehen. „Willst du es wegzaubern? Lauf lieber weg.“ Damit wurde die Pinzette fallen gelassen und die Beiden liefen so schnell los, wie sie nur konnten. Dabei schrieen sie wie verrückt, so dass ihre Schreie durch das ganze Haus erhallten. Eine nach der anderen wurden Türen aufgerissen, bis Haru und Ryo letztendlich nach draußen gelangten. „Was hab ich dir gesagt? Es war ein Geist! Ich hatte Recht.“ Haru war komplett aus der Puste. „War es nicht! Das war bestimmt die Tochter der Köchin!“ Ryo schmiss sich auf den Rasen und schnappte nach Luft. „Ach, und du hast eine Tochter-der-Köchin-Phobie, oder was? Darum bist du so gerannt.“ „Halt’s maul. Das war ein Reflex.“ Das Reden fiel ihm schwer, darum versuchte Ryo erst gar keine weiteren Ausreden zu finden. „Du hast gekreischt, wie am Spieß.“ Haru lachte los und musste dabei aufpassen, nicht an Luftmangel zu ersticken. „Das sagt die Richtige.“ Ryos Brustkorb ging auf und ab. Er starrte gegen den Himmel, dieser war außergewöhnlich blau. Haru setzte sich neben ihm, jedoch behielt sie genug Abstand um ja nicht von seiner Blödheit angesteckt zu werden. „Ich sollte zurückgehen und noch mal nach dem Geist sehen. Mit dem Wegrennen habe ich mir den ganzen Spaß verdorben.“ „Warum bist du dann weggerannt?“ „Es war ein Reflex.“ Grinste sie ihn an, er grinste zurück. Die Stimmung war echt entspannt. Zu entspannt. Gesichtsmuskel beider erstarrten. >Irgendwie… gefällt mir diese Stimmung nicht.< Das Grinsen auf Harus Gesicht blieb zwar, jedoch sah es jetzt unglaublich verzerrt aus. Ohne lange zu zögern und wieder aus reinem Reflex, holte Haru aus und klatschte Ryo eine. Sein Gesicht wurde zur Seite geschleudert. „Autsch.“ Schrie er auf und hielt sich die Wange. Er starrte ungläubig zu Haru. „Was sollte das denn?“ „Da, die Stimmung ist doch schon viel besser.“ Murmelte sie eher zu sich selbst und stand auf. „Danke.“ „Hä?“ Ryo schien genervt zu sein. Warum wohl? „Hier für.“ Haru hob ihre rechte Hand. Ryo erblickte den weißen Verband. Seine Gedanken hielten für einen Augenblick still. Stand by. Haru steckte sich die Hand in die Tasche und schritt wieder zum Haus. Ob sie dabei auf dem Weg zur Geisterjagt war, war nicht bekannt. Sie fuhr sich durch die Haare, fasste sie mit einer Hand und holte sie nach vorne, um das Genick frei zu machen. Somit konnte sie sich etwas abkühlen, denn durch das Rennen, war sie leicht verschwitzt. Die kühle Luft im Nacken tat gut. Ryos Blick lag gerade auf diesem Nacken. Irgendwas schien dieser an sich zu haben, denn der Braunhaarige konnte einfach nicht den Blick von ihm lösen. Das Hirn weggepustet, die Gedanken wie verschollen. In seinem Kopf schien rein gar nichts zu sein. Nur die Gestalt, die vor ihm lief, von ihm gemachtes Verband trug und ihn aufs tiefste hasste. Und danke sagte. Und ihn sogar kurz anlächelte. Ehrlich anlächelte. „Was zum…?“ entwich es seinen Lippen. Und die Gedanken schienn noch immer auf stand by zu sein. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Wir sitzen öfters da, sind in unsere Gedanken versunken. Wir denken: Mein Leben ist scheiße, mein Leben ist langweilig. Ich sollte es mal ändern. Und als nächstes taucht die Frage auf: aber wie? Tja, wenn wir das wüssten, dann würden wir nie versunken in unseren Gedanken da sitzen, sondern handeln. Aber das „wie“ ist nicht das einzige Problem. Ein weiteres Problem ist das Zögern. Sogar wenn wir wissen wie, können wir uns nicht überwinden etwas zu tun. Schließlich bringt es ein gewisses Risiko mit sich. Also sitzen wir weiter hin da, versunken in unseren Gedanken, machtlos etwas zu tun. Machtlos gegen uns selbst und die fehlende Fairness dieser Welt. _______________________________________________________________ Na, habt ihr euch über die vielen Rechtschreibe- und Grammatikfehler gewundert? Meine Beta-Leserinnen haben zu tun, darum müsst ih weiterhin mit dieser miesen Qualität leben. Wenn ihr Fehler findet, sagt mir ruhig bescheid. Ihr würdet mir sogar einen Gefallen damit tun^^ Zur guter letzt möchte ich noch erwähnen, dass ich dieses Ende besser mag, als von der vorherigen Version von Kapi 15. Das andere hat mich mit seinem Beschissen-sein einfach wahnsinnig gemacht. P.S. Mein Gott, ich sollte meine Ausdrucksweise ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)