Herbe Schokolade und süßer Tee von Olschi (Was sich neckt, das liebt sich nicht!) ================================================================================ Kapitel 12: Überraschung ------------------------ Ich heiße all die wilikommen, die bisher durchgehalten habenXD Denn eingetlich gehts ab jetzt richtig los. Nicht, dass vorher noch nichts los war, aber jetzt kommts richtig in die Gänge. Jedenfalls viel Spass! ____________________________________________________________________ Kapitel 12: Überraschung! Surprise! – sagen die Amerikaner. Surprise! – sagen auch die Franzosen, aber in einer anderen Betonung. Sorpresa! – hört man von den Spaniern, Jingxi – von den Chinesen. Und in allen Ländern bedeutet es eins: unerwartetes Ereignis – Überraschung. Das Leben überrascht uns alle mal. Es fängt schon bei den Überraschungspartys, Überraschungsbesuchen und Überraschungswetter an. Das sind aber die kleineren unerwarteten Ereignisse. Manchmal wird man so großen „surprises“ gegenübergestellt, dass man sich fragt, ob man gerade in einem Hollywoodfilm die Hauptrolle spielt. „Überraschung!“ Haru schrie auf. Nodame sprang sie wie aus dem Nichts an und hatte es offensichtlich geschafft, das rothaarige Mädchen zu überraschen. Die Geburtstagsparty war im vollem Gange. „Alles Gute zum Geburtstag noch einmal.“ Genauer gesagt, war es das 5. Mal... wenn man die extralange Glückwunsch-SMS nicht mitzählte. Das blonde Mädchen fiel Haru um den Hals und drückte sie kräftig an sich. „Wäre ich ein Junge würde ich mich Kopf über Fuß in dich verlieben. Du siehst einfach umwerfend aus.“ Haru keuchte auf: „Ich krieg keine Luft und kann mich kaum noch auf diesen Absätzen halten. Wenn du mich nicht loslässt, dann ersticke ich oder wir fallen beide um.“ „Tut mir Leid!“ das Mädchen ließ Haru grinsend los. „Wo ist Karin?“ fragte Haru und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Draußen. Sie unterhält sich mit ein paar Jungs, die meiner Meinung nach alles tun würden, damit sie ihr bloß auffallen. Die Glückliche.“ Nodame nippte schmollend an ihrem Glas mit Kindersekt. Der Kellner weigerte sich ihr etwas Hochprozentiges zu geben. ‚Kein Alkohol für Schüler.’ Sagte er nur hochnäsig und drückte Nodame das Glas, aus dem sie jetzt trank, in die Hand. „Ey, das ist unfair!“ schrie die Blonde plötzlich. „Warum darf Takato Wein trinken und ich nur dieses Kinderzeug?“ Bei dem Namen, den Nodame fallen ließ, zuckte Haru unwillkürlich zusammen. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung, in der der Schwarzhaarige Stand. Sein überraschendes Verhalten hatte sich im Laufe des Abends nicht verändert. Jedes mal, wenn sie näher kam, ging er weg. Als ob sie je vorhatte sich ihm zu nähern. Wen kümmerte schon der König „Ich-bin-zu-fein-um-zu-gratulieren“?! >Schluss Haru. Mach dir keine Gedanken wegen ihm. Es war doch, was du wolltest: nämlich, dass er dich in Ruhe lässt. < Worte sind leicht auszusprechen, oder zu denken. Aber das Herz machte was es will. Sie blickte ihn immer wieder an, musterte ihn im Stillen und versuchte mit allen Mitteln in der Ferne zu bleiben. Oder... Plötzlich kam ihr eine Idee. Wieso den arroganten Bengel mal nicht durch die Räume hetzten lassen. Ein fieses Grinsen schmückte ihr Gesicht. Vielleicht würde die Party sogar lustig werden. Für einen Moment vergaß sie die Manieren und Schlug mit einer Faust auf die Handfläche. Als sie auf Takato zulief fragte sie sich plötzlich warum sie das tat und warum sie Takatos Verhalten nicht einfach ignorieren konnte. Sollte sie das mit dem Hetzten doch lassen? Zu spät. Der Schwarzhaarige hatte sie bereits erblickt und drehte sich wieder um, um zu fliehen. Ein Lächeln umspielte Harus Lippen und sie fühlte sich plötzlich wie ein Jäger. Takato war sonst immer undurchschaubar und cool und jetzt floh er von ihr, wie ein Elefant vor einer Maus. Maus? Nein! Sie war doch keine Maus. Sagen wir: er floh wie ein Hase vor einem Fuchs. Takato blieb stehen, anscheinend mit dem Gedanken, dass er ihr entkommen war. Aber er hatte wohl nicht daran gedacht, dass sie ihn verfolgen würde: >Jetzt bin ich mal der Stalker. < Haru rempelte jemandem an, entschuldigte sich schnell mit einem Lächeln und lief weiter. Dabei musste sie ein Lachen unterdrücken... Das Mädchen hatte sie doch nicht mehr alle. Als Takato vor ihr davonlief, gesellte sich die Rothaarige zu einer Gruppe, wechselte ein paar Wörtchen mit den Gästen – alles als Vertuschungsmanöver. Sie wollte ihn eher unauffällig hetzten. Zum ersten Mal an diesem Abend war das Lächeln auf ihren Lippen echt. „Genießt noch die Party!“ sagte sie zu ihrem Gesprächspartner und begab sich wieder auf die Verfolgungsjagd. „Wir gehen auf die Jagd, wir gehen auf die Jagd!“ summte sie kaum hörbar. „Und das Mädchen, das grad singt, braucht einen Psychiater.“ Sang sie im selben Rhythmus, jedoch ohne jeglichen Reim. Takato verschwand plötzlich. Sie konnte in nicht mehr entdecken. Als sie mit ihren Blick durch die Mengen ging, entschied sie für sich, dass Takato in den Garten gegangen sein musste. Sie schritt auf die große, gläserne Tür zu, die nach draußen in den inzwischen dunklen Garten führte. Als sie draußen angelangt war, wurde sie plötzlich am Handgelenk geschnappt und zur Seite gezogen, hinter die Wand, die sie vor den Blicken der Gäste schützte. Ein paar starke Arme umfassten ihre Taille. Da wollte anscheinend jemand eine in die Fresse bekommen. In der Dunkelheit konnte sie nur schlecht erkennen, wen sie vor sich hatte. Als der Unbekannte jedoch sprach, stellte sie mit Überraschung fest, dass er gar kein Unbekannter war. „Jetzt hab ich dich.“ Sie blickte schockiert hoch und konnte schwer die Umrisse von Takatos Gesicht erkennen. „Lass mich los... bitte.“ Sagte sie in einem kalten Ton. Takato überhörte ihre Bitte. „Du bist echt leicht zu manipulieren.“ Was sollte denn das heißen? Als sie versuchte sich zu befreien, wurde sein Griff fester. Als es ihr nicht gelang sich friedlich frei zu machen, machte sie eine Wendung und entwich aus seinen Armen. „Was wolltest du von mir?“ fragte der Schwarzhaarige, als Haru wieder aufrecht vor ihm stand… Im Dunkeln schienen seine Augen so finster wie noch nie. Sie hatten schon beinahe eine hypnotische Wirkung. „Was sollte ich schon von dir wollen?“ sie neigte ihren Kopf zur Seite: „Nichts!“ gab sie die Antwort auf ihre eigene Frage. „Und warum hast du mich verfolgt?“ „Hab ich nicht!“ die Antwort kam zu schnell – wie ein Geschoss. Haru schimpfte sich innerlich aus. Zu schnelle Antworten rochen stark nach Ausreden. „Doch, das hast du.“ Er grinste. Harus Faust juckte und verlangte nach Fleisch – nach Fleisch, dem sie weh tun konnte. „Aber eigentlich weiß ich warum du es getan hast.“ Sagte er leiser und seine Stimme fühlte sich wie sanfte Seide an, die sich in ihr Ohr drängte. Er beugte sich etwas mehr zu ihr rüber und sie konnte seinen Duft einatmen, der ihr die Sinne raubte. Erneut stellte sie fest, dass sie verrückt sein musste. Sie stemmte ihre Hände in seine Brust, um ihn von sich weg zu schieben. Er ließ das jedoch nicht zu, einfach indem er sie wieder näher an sich zog. „Ach ja? Und warum?“ fragte sie und strengte sich an, Takato weg zu schieben und ihr Herz zu beruhigen. „Weil ich es so wollte.“ Flüsterte er ihr ins Ohr. Jetzt realisierte Haru, was hier vor sich ging. Es war seine Strategie, sein Plan. Er lief vor ihr weg, weil er wusste, dass sie ihn verfolgen würde. Das Blut rauschte in ihren Venen und der Atem blieb ihr stehen. Er musste weg. Sofort! Hier und jetzt! Unverzüglich!!! Sie holte aus, um ihm ins Gesicht zu hauen. Er fing ihre Faust problemlos ab, als ob es ihm nicht die geringste Mühe machte. Haru fühlte sich gefangen. In einer Mäusefalle... sie war wohl doch eine Maus. „Bist wohl doch kein Elefant.“ Sagte sie leise, eher zu sich selbst. Das Grinsen auf Takatos Gesicht wurde noch breiter. Seine Schultern zuckten vor Lachen. „Hör auf zu grinsen, oder ich schneide dir das Grinsen aus dem Gesicht.“ „Hast du ein Messer dabei?“ Takato schien immer noch amüsiert. >Du sollst Angst haben, verdammt! < schrie sie ihn innerlich an. >Das sollte eine Drohung sein. < „Nein, aber ich kann es mit meinen Nägeln machen. Ich musste mehrmals zur Maniküre – meine Nägel haben die perfekte Länge.“ Ihre Stimme war kalt und tief. Sie sprach ruhig aber innerlich kochte sie. Sie versuchte die immer noch von ihm umklammerte Faust zu bewegen, nach vorn, wo sein Gesicht lag. Das Grinsen musste weg! Als Takato wieder sprach war seine Stimme wieder leise: „Du bist wie ein kleines Hündchen. Niedlich aber bissig.“ „Dann pass mal lieber auf, dass das Hündchen dir nicht die Kehle durchbeißt.“ Takato lachte: „Das kleine Ding? Sie ist zwar bissig, aber es bringt ihr nichts, da sie nicht das Geringste gegen große Hunde ausrichten kann.“ Das Gespräch entwickelte sich in eine eigenartige Richtung. So, wie sie redeten, unterhielten sich keine erwachsenen Menschen. „Ach, und du sollst wohl so ein großer Hund sein? Was für einer? Ein Mops?“ „Möpse sind klein.“ Sagte Takato und plötzlich wurde es still. Langsam realisierten beide, was er gerade gesagt hat, aber keiner von beiden fing an zu lachen, was normale Menschen in so einer Situation machen würden. Aber waren Takato und Haru normal? Nein! Also schwiegen sie. Und bewegten sich auch nicht. Sie starrten sich nur gegenseitig an: Haru wütend und er mit einem Lächeln im Gesicht. Sie zuckte wieder und hoffte, dass sein Griff um ihre Hand gelockert werden würde. Mist! Er wurde nicht gelockert. „Lass uns eine Sache vereinbaren: Ich lass dich vorerst nicht gehen.“ Er zog sie ganz eng an sich, so dass sein Gesicht kaum 5cm von ihrem entfernt war. Haru konnte seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren, so wie den süßlichen Duft nach Alkohol. „Erstens: ich glaube du bist betrunken. Zweitens: kannst du deine Beine breit stellen, damit ich zutreten kann?“ sie schenkte ihm ein falsches Lächeln und fügte noch hinzu: „Mistkerl.“ „Stimmt. Stimmt genau.“ Sagte er. Na toll! Und was stimmte nun? Dass er ein Mistkerl war oder dass er betrunken war? Plötzlich neigte Takato seinen Kopf an ihre Schulter, ganz leicht, er berührte sie kaum. Und dann ließ er seinen Kopf nach oben wandern, entlang ihrem Hals, ganz langsam, seine Lippen einen hauchdünnen Abstand von ihrer Haut entfernt. Der Atem des Mädchens stockte irgendwo in ihrer Luftröhre und sie glaube schon beinahe, dass ihr Herz aufhören würde zu schlagen. Aber es wäre gut so. Lieber sterben als... das... Er atmete ihren Duft nach Parfüm ein: „Dein natürlicher Duft ist besser.“ Flüsterte er und beinahe hätte Haru den Satz nicht verstanden. Ihr Herz fing wieder an zu schlagen und drohte eine zu hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Sie erstarrte am ganzen Körper, in der Angst sich zu bewegen. Falls sie sich nämlich bewegen würde, konnten seine Lippen, die nur wenige Millimeter von ihr entfernt waren, ihre Haut berühren. Und was sollte das heißen: ihr natürlicher Duft wäre besser? Hatte er sie schon immer gerochen? Hatte er den Duft in Erinnerung? Es war falsch daran zu denken und es wurde Zeit sich zu befreien, dachte sie. Sie schob ihn unsanft weg, aber provozierte ihn damit nur, sie wieder zurück zu sich ziehen. Sie vernahm ein kaum hörbares Lachen seinerseits, als er sie in die ursprüngliche Position zurückzog. Angst stieg in ihr hoch. Allerdings wusste sie nicht ob vor ihren eigenen aufflammenden Gefühlen, vor der Tatsache, wie nah Takato war oder Angst vor Takato selbst. „Lass mich bitte los.“ Entwich ein leiser Laut aus ihren Lippen. Ihre Stimme zitterte. Zur ihrer Überraschung ließ der Junge sie wirklich los. Er schwankte leicht zur Seite und schaute sie benebelt an. Sie starrte ihn erst verwundert an, ergriff dann aber die Gelegenheit, um abzuhauen und wollte weg gehen. Bevor sie jedoch reagieren, oder sogar mit den Wimpern zucken konnte, schnappte er sie wieder am Handgelenk, zog sie zu sich und unterdrückte den Laut, der gerade aus ihrer Kehle entweichen wollte, mit seinem Mund. Haru spürte, wie er seine Lippen gegen ihre presste und diese leicht bewegte. Er zwang sie praktisch dazu, ihren Mund aufzumachen, indem er immer aufdringlicher wurde. Sie hämmerte mit den Händen gegen seine Brust, was gar nicht ihre Art war. So wehrten sich immer schwache Mädchen, aber sie war keins. Sie haute einem immer in die Fresse. Sie spürte, wie seine Zunge in ihre Mundhöhle eindrang und dort alles abtastete. Der Geschmack von Alkohol machte sich auf ihrer Zunge breit. Wie viel hatte der Kerl getrunken? Sein Griff um sie wurde fester, und als sie noch enger an ihn gezogen wurde, konnte sie jeden Muskel seines Körpers gegen ihren gedrückt spüren. Haru packte ihn am Kragen und versuchte ihn zu schütteln. Das einzige Ergebnis war nur eine kleine Zerstörung seines Outfits. Nun hatte sie genug. Wer war er, um so mit ihr umzugehen? Für wen hielt er sich? Sie stemmte wieder ihre Hände in seine Brust und drückte ihn, so stark sie nur konnte von sich weg. Jeder Muskel in ihren Armen wurde angespannt. Sie riss ihren Kopf von ihm weg und schaffte es endlich ihn wegzuschubsen. Er taumelte leicht rückwärts und Haru wischte sich mit einer Hand über die Lippen. Der Handrücken an den Mund gepresst, schaute sie ihn wütend an. Nein, wütend war nicht der richtige Ausdruck. Ihr Blick war wieder dieser wahnsinnige, ihre Pupillen waren ganz eng, was man im gedämpften Licht jedoch kaum erkennen konnte. Takatos Blick war immer noch benebelt. Sein Mund war leicht offen, seine Kopf etwas nach hinten gekippt. Er schien seine Tat nicht zu bereuen. „Lass dich ja nie wieder bei mir blicken!“ ertönten Harus zornige Worte. Sie drehte sich hastig um und schritt wieder in das Gebäude, wo die Party in vollem Gange war. Sie bemerkte ein Mädchen im rosa Kleid nicht, dass sich hinter der Tür versteckt hielt. „Karin, Karin, komm mal her!“ Nodame lief mit rasender Geschwindigkeit auf die angesprochene (oder eher angeschriene) Person zu. „Du wirst mir nie glauben, was gerade passiert ist.“ Kreischte sie fröhlich, als sie bei Karin stehen blieb. Ein Junge mit braunen Haaren, hörte das Geschrei mit (es war ja auch kaum zu überhören) und wurde auf das, was das blonde Mädchen zu berichten hatte aufmerksam. „Oh mein Gott! Oh mein Gott! Das ist so unglaublich! Ich glaube ich bin gerade in einem Manga oder einer Fanfiction oder so was.“ „Nun erzähl schon, was ist passiert?“ Karin wurde ungeduldig. „Pass auf!“ Nodame hörte endlich auf mit Armen und Beinen zu wedeln und blieb regungslos stehen. Und dann ließ sie es raus platzen: „Takato hat Haru geküsst!“ quiekte sie und fing wieder an wie verrückt zu hüpfen. Karin riss ihre blauen Augen auf: „Was? Wann?“ „Gerade eben! Im Garten!“ „Wie? Hat er es einfach getan?“ „Na ja, es gab noch eine kleine Vorgeschichte, ich wusste allerdings nicht, was es genau war. Takato hat irgendwas von manipulieren und es so wollen gesagt.“ Die Wörter flossen aus Nodames Mund, wie Kugeln aus einen Maschinengewehr. Sie erzählte Karin alles, das sie noch von dem Gespräch von Haru und Takato wusste. Ryo beobachtete die Mädchen mit leicht aufgerissenen Augen. Takato hat das Biest geküsst? War er schwul? Er konnte es kaum glauben. Sein Gesprächspartner erzählte ihm irgendwas, aber er hatte ihm nicht mehr zugehört. Karin blickte zur Seite und traf auf Ryos Blick. Sofort erstarrte sie, Ryos Miene wurde ausdruckslos. Nodame plapperte weiter, während Karin den Augenkontakt mit dem Braunhaarigen hielt. Er hatte es also mitgehört. >Was? Bist du schockiert? Enttäuscht? Oder vielleicht sogar eitersüchtig? < waren die Fragen, die sie ihm am liebsten hier und jetzt stellen würde, es aber nie tun würde. Als sie ihn das letzte Mal darauf angesprochen hatte, dass er Haru vielleicht mögen würde, hatte er sie vom Gegenteil überzeugt. Damals hatte sie Angst gekriegt. Die Beiden starrten sich noch lange an, bis Ryo den Augenkontakt abbrach, weil sein Gesprächspartner ihn darauf hingewiesen hatte, dass der Braunhaarige ihm nicht zuhörte. Dieser entschuldigte sich, blickte Karin noch kurz an und lief rüber zum Buffet. Karin schaute ihm noch lange hinterher. In ihrer Brust machte sich ein faules Gefühl breit, vielleicht weil sie wusste, oder sich zumindest einbildete zu wissen, was Ryo dachte und empfand. Sie senkte ihren Kopf. Als Ryo sie angeschaut hatte, dachte er nicht an sie. Er dachte an jemand anderes. Karin wollte nicht, dass er an jemand anders dachte. Seine Gedanken sollten ihr gehören. Aber sie wusste und war entsetzt darüber, dass sie es nicht taten und es auch nie getan hatten. Sie holte tief Luft und riss sich wieder zusammen: sie sollte sich für Haru und Takato freuen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt um an sich selbst zu denken. Haru lief durch die Menge ohne darauf zu achten, dass sie ein paar Menschen unsanft anrempelte. Sie steuerte die Treppen an und als sie oben durch den Flur lief, passierte etwas, das sie schon den ganzen Abend lang erwartet hatte, was aber bisher nicht passiert war: sie knickte auf einen Absatz um. Das rothaarige Mädchen fluchte laut, zog den Schuh aus und wedelte damit in alle Richtungen, als ob sie sich nicht entscheiden konnte in welche sie den Schuh werfen konnte. „Aaaaarrrr!“ schrie sie endlich und zog den Schuh wieder an. Den brauchte sie heute Abend noch. Leider! Sie ging in ein Zimmer, in dem eine Couch, 2 Sessel, ein paar Bücherschränke und ein Klavier standen. Sie stampfte mit einem Fuß in den Boden und ging in lautes Rumhüpfen bzw. Rumtrampeln über. Währen dieser Prozedur knurrte sie und stellte sich unter ihren Füßen Takatos Gesicht vor. Haru hörte auf zu hüpfen. Sie blickte durch den Raum auf der Suche nach etwas, dass sie kaputt machen konnte: alles stellte sich als zu teuer heraus. Da fiel ihr immer noch wahnsinniger Blick auf das Klavier. Sie schritt auf das Instrument zu und haute in die Tasten. „Pling, pling, pling!“ erklang es im Zimmer, laut und ohne jeglichen Rhythmus. Einfaches Geklimmpere nannte man so was. „Pliiing, pliiiing“ spielte sie ganz tief. Statt einzelner Finger, haute sie die ganze Handfläche auf die Tasten. Ihr Gesicht war verzerrt, ihre Zähne entblößt. „pling, pling piling“ spielte sie ganz schnell und haute gleich danach noch mal mit aller Kraft in die Tasten. Irgendwo im Inneren des Instruments riss eine Seite. Plötzlich blinkte in ihrem Kopf ein Lämpchen auf: Ryo – war die Person, die ihr durch den Kopf schoss. Der Braunhaarige schaute gerade gelangweilt durch den Raum, als er rote Haare aufleuchten sah und gleich im nächsten Augenblick an der Krawatte gepackt und weggeschleift wurde. „Komm mit, ich muss mich abreagieren.“ Ryo war leicht verwirrt. Die Attacke kam überraschend. „Was willst du?“ fragte er das Rothaarige Mädchen, die ihn am Ärmel durch die Mengen zog. Sie blieb erst stehen, als sie draußen auf einem Balkon standen. Als sie dort angelangt waren, drehte sie sich zu ihm um und packte ihn am Kragen. „Willst du kämpfen?“ fragte er und blickte auf das kleine Mädchen herab. Dieses atmete schwer und blickte nach unten. Ihre Hände zitterten. Obwohl er wusste, dass sie bald zuhauen würde, stellte er sich nicht in Kampfstellung sondern bleib weiterhin aufrecht stehen. Seine Miene zeigte, dass er äußerst verwundert war. Der erwartete Schlag kam nicht, auch nach dem mehrere Minuten verstrichen waren. Das Mädchen schien immer unruhiger zu werden. Sie biss ihre Zähne zusammen. „Aaaaaarrrr!“ schrie sie endlich, ließ ihn los und fing an unruhig auf den Balkon auf und ab zu laufen. „Dieser verdammte Mistkerl! Was fällt ihm ein?“ schrie sie. „Meinst du Takato?“ fragte Ryo in einem kalten und gleichgültigen Ton. Haru schaute ihn verblüfft an und hörte abrupt damit auf, laut schnaubend zu fluchen und zu knurren. „Woher weißt du davon?“ fragte sie ihn und hoffte stark, dass er etwas anderes meinte, als sie dachte. Aber was sollte er sonst meinen? „Hab gehört wie Karin und die Blonde sich darüber gefreut haben.“ „Gefreut? War ja klar!“ seufzte Haru. Moment... sie hielt inne. Und woher wussten es die beiden? Ihre Wut stieg noch mehr an, wo sie gerade anfing zu denken, dass es gar nicht schlimmer werden konnte. „Darf ich dich was fragen?“ kam es von Ryo, den sie für kurze Zeit fast wieder vergessen hatte. Sie schaute ihn fragend an und ihr Blick verriet, dass er die Erlaubnis zu fragen gekriegt hatte. Nicht, dass er je eine gebraucht hätte. Er hätte sowieso gefragt: „Warum freust du dicht nicht?“ seine Augen waren halbgeschlossen und dadurch konnte sie nicht erkennen, in welche Richtung er schaute. „Hä?“ „Takato ist doch ein super Fang, ein Traummann.“ Jetzt wurde Haru auch auf Ryo wütend: „Hast du etwa die Absicht für die Zukunft zeugungsunfähig zu sein?“ „Warum so wütend die Madame? Du kannst mir nichts vorspielen. Gib’s zu: du freust dich riesig und tust bloß wie die Jungfrau von Bethlehem, die angeblich von niemandem angefasst werden darf.“ Er lehnte sich locker an das Geländer. Haru bekam den dringenden Wunsch, ihn hinunter zu schubsen. Leider war der Balkon zu tief und unter ihm Gebüsch, das es leider verhindern würde, dass Ryo seinen Schädel hart aufschlug und die Reste seines eh schon kaum existierenden Gehirns rausliefen. „Und jetzt wird sie auch noch sprachlos.“ Auf Ryos Lippen spielte ein zynisches Lächeln. „Habe ich etwa mit meinen Vermutungen Recht?“ „Du hast doch keine Ahnung.“, zischte Haru durch die Zähne und wurde lauter: „Weder von mir noch von sonst irgendwas. Du bist nur ein dummer, hässlicher, bekloppter, idiotischer Idiot, der von nichts eine Ahnung hat!!!“ Ihre Wangen färbten sich rot vor Wut. Ryo wurde sprachlos und riss seinen Mund entsetzt auf: „Und das sagt mir ausgerechnet das größte Flittchen, das mir je begegnet ist.“ „Ein Flittchen?“ jaulte Haru mit weit aufgerissenen Augen. „Du nennst MICH ein Flittchen?“ „Natürlich. Oder siehst du hier ein anderes. Darf ich anmerken, dass du dich nicht gerade geschämt hast, als du vor mir in nur einem BH am Oberkörper rumgelaufen bist?“ Haru erinnerte sich an die Szene im Wald und das stapelte noch einen weiteren Baustein auf ihren inzwischen riesig gewordenen ‚Wutberg’. „Das war, weil du für mich kein Kerl bist, du Schimmelwürstchen!“ „Ach, kein Kerl sagst du? Soll ich dir zeigen, was für ein Kerl in mir drin steckt?“ schnauzte er sie an. „Willst du deine Hose ausziehen? Bitte, ich warte.“ Mit diesen Worten stemmte sie ihre Hände in die Hüfte und warf ihm hochnäsig einen herausfordernden Blick zu. Ryo neigte seinen Kopf ungläubig zur Seite, seine Augen weit aufgerissen. Ihm fehlten die Worte. Das durfte er sich nicht von ihr gefallen lassen. Sie wollte es sehen? Bitte! Schließlich hatte sie selbst danach verlangt. „Kannst du haben!“ sagte er giftig und griff zu seinem Gürtel. Als er dabei war, ihn aufzumachen räusperte sich jemand: „Fräulein Haru? Sie werden auf die Bühne gebeten.“ Der Butler warf einen verstohlenen Blick von Haru zu Ryo, murmelte irgendwas Unverständliches, drehte sich um und schritt vom Balkon. Haru und Ryo blieben noch einen Augenblick regungslos stehen. Ryo wollte erleichtert aufatmen, aber das durfte er nicht vor der Rothaarigen tun. Diese bewegte sich immer noch nicht, ihre Wut schien etwas abgeklungen zu sein. Sie sah zu ihm: „Dein verdammtes Glück!“ Danach schritt sie mit eleganten Schritten in das Innere des Gebäudes. Ryo bemerkte plötzlich, dass seine Hände immer noch auf seinen Gürtel lagen. Erschrocken ließ er diese nach oben wandern. Der Ruf auf die Bühne kam überraschend für Haru. Oben stand ihr Vater und als sie neben ihn trat, wusste sie nicht so recht zu wissen, ob es gut oder schlecht war, hier oben zu stehen. Anscheinend hatte ihr Vater etwas geplant. Ein ungutes Gefühl schlich sich in ihre Brust und nistete sich dort ein. Nur für eine Weile, bis er von einem anderen erlöst werden würde. „Ich bitte um eure Aufmerksamkeit.“ Fing Harus Vater an zu reden. Seine Stimme klang ernst und amüsiert zu gleich. Haru fixierte sein Gesicht, in der Versuchung sein Vorhaben zu durchschauen. Hoffentlich kam jetzt kein Ponypferd als Geschenk. Ryo drängelte sich durch die Massen nach vorn und blickte nun, ebenso wie die anderen, hoch auf die Bühne. Fast einen halben Raum von ihm entfernt, blinzelten 2 paar riesige Augen: die einen blau, die anderen unnatürlich rosa. „Wie sie alle wissen ist meine Tochter heute bereits 17 geworden. Sie ist schneller groß geworden, als es mir lieb war.“ Sagte er und der Saal lachte. >Haha, Paps du bist so unheimlich witzig. < dachte Haru. Ihre Vater hatte kein Sinn für Humor und machte auch nie Witze. Sein jetziges Verhalten diente nur seinem Image. Er setzte fort: „Sie war noch nie ein leichtes Kind, aber genau das machte sie zu einer individuellen Persönlichkeit. Und glauben sie mir: heute Abend bin ich besonders stolz auf sie, wenn ich sehe, wie reif und vernünftig sie geworden ist.“ Haru hätte sich verschluckt, wenn es etwas zum verschlucken gäbe. Ihr Vater sollte aufhören lange und nicht gerade der Wahrheit entsprechende Vorreden zu halten und endlich zur Sache kommen. Plötzlich wurde es ihr mulmig. Sie überblickte die ganze Sache: ihr Geburtstag, riesige Party, Reporter – ihr Vater hatte das bestimmt nicht veranstaltet, weil er Lust hatte das überschüssige Geld in den Wind zu schmeißen. Er musste etwas geplant haben. >Was hast du bloß vor, alter Stinkstiefel? < „Als ihr Vater werde ich eines Tages die Aufgabe haben, sie in die Hände eines anderen Mannes zu übergeben. Eines Mannes, der sie lieben und schützen wird.“ Haru wurde übel. Sollte sie hier und jetzt kotzen, oder es erst mal drin behalten? „Voller Freude möchte ich euch allen berichten, dass ich bereits einen passenden Begleiter für meine Tochter gefunden habe.“ Im Saal durchlief ein Murmeln. Haru schaute ihren Vater schockiert an, in der Hoffnung er würde nur ein paar blöde Scherze machen. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass er äußerst ernst zu sein schien. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Und dann hörte sie auf zu atmen, ebenso wie ihr Herz seinen Schlag stoppte. Sie blickte auf die vergangenen Monate zurück: das Treffen mit Familie Tsukimori, die nervigen Witze darüber, wie Haru und Ryo sich doch verstanden. >Bitte lieber Gott: mach, dass es nicht wahr ist. Lass es nicht Ryo sein. Jeden, nur nicht Ryo. < flehte sie innerlich, ihre Augen zusammengekniffen. Als das Getuschel im Publikum langsam abklang, setzte Harus Vater fort: „Dieser junge Mann hat mein vollstes Vertrauen, das ich als Vater nur dem Ausgewählten schenken darf. Und er ist ein Auserwählter.“ Er machte eine Pause. Im Saal brach Totenstille aus. Alle schienen genauso angespannt zu sein, wie die Rothaarige, die innerlich immer noch zu Gott betete. Ihre Augen ruhten die ganze Zeit auf ihrem Vater: >Nun sag schon meinen Todesurteil aus, alter Mistkerl! < Dieser machte endlich den Mund auf und sprach die entscheidenden Worte aus: „Hiermit kündige ich die Verlobung meiner Tochter, Anazawa Haru, mit Henji Takato an! Ich bitte den jungen Mann hochzukommen.“ Haru ließ ihre Hände fallen. Die Zuschauer klatschten, mit Ausnahme derer, die genauso schockiert drein schauten, wie die zum Tode verurteilte. Haru versuchte keine Emotionen zu zeigen, nicht hier oben, wo sie von jedem gesehen werden konnte. Sie schaute ihren Vater fragend und beinahe schon flehend an. Dann sah sie, wie Takato die wenigen Stufen stieg, die nach oben führten. Sein Gesicht war ernst, man konnte nicht die geringsten Emotionen daraus ablesen. Am liebsten hätte das rothaarige Mädchen ihre Schuhe ausgezogen und wäre weggelaufen. Aber sie blieb dort, wo sie war. Ihre Aufmerksamkeit galt Takato. Sie versuchte mit aller Mühe zu erkennen, was er von der ganzen Sache hielt. Als er oben angelangt war, stellte er sich neben Haru, nahm ein Mikrofon in die Hand und... lächelte. Das ganze Geschehen schien ihn nicht in geringster Weise zu überraschen. Was ging hier vor? „Guten Abend!“ sprach Takato mit seiner tiefen stimme. Dann drehte er sich zur Haru und streckte seine Hand aus – eine Geste, die sie darauf einlud, ihre Hand in seine zu legen. Sie warf ihrem Vater einen zögerlichen Blick zu. Er schaute ernst, und obwohl er nicht sprach, befahl er mit seinen Augen, sofort die Einladung von Takato anzunehmen. Langsam ließ sie ihren Arm nach oben wandern. Als sie ihre Finger in seine Handfläche legte, merkte sie, wie kalt seine Haut war. Diese Kälte passte perfekt zu seinem ganzen Wesen. Er lächelte immer noch. „Nun...“ sagte der Schwarzhaarige, als er sich wieder zum Publikum wandte. „Ich nehme die Lady natürlich gerne an.“ Das Publikum brach in lauten Applaus, lautes Gekreische und Gepfeife aus. Takato drückte seine Lippen auf Harus Handrücken und der Beifall wurde noch lauter. Haru stand wie erstarrt da und konnte kaum glauben, was gerade passierte. War gerade erster April? Nein. Es War der 16. Juli. >Sagt mir bitte jemand, dass am 16. Juli der zweite inoffizielle Tag der Scherze ist. < ‚Überraschung!’ schrie das Schicksal und schaffte es das Mädchen aus den Socken zu hauen. Ihr erstarrter Blick wanderte durch die Mengen: wie sie sich freuten. Warum? Für wen? Sie hatten doch keine Ahnung, dass diese Verlobung ihr Todesurteil war, dass es für sie kaum etwas Schlimmeres gab, als mit diesem arroganten Mistkerl leben zu müssen. Warum freuten sie sich also? Sie sollten gefälligst aufhören! Haru blieb gelassen, aber nur nach außen. Ihr Vater stand daneben und wenn sie auch nur auf die Idee kommen würde abzuhauen, würde er sie mit dem nächsten Flugzeug nach Europa in ein Frauenkloster schicken. Obwohl... vielleicht war es gar keine schlechte Lösung. Immerhin musste sie dann nicht mit ihrem eigenen Stalker verheiratet sein. „Haru, sag etwas.“ Hörte sie den strengen Ton ihres Vaters hören und sah plötzlich das Mikrophon vor ihren Mund. Sie nahm das Gerät zögerlich in der Hand. Mit großer Anstrengung quälte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht: „Nun, was soll ich sagen? Ich glaube mein lieber Vater hat mir meinen Wunsch von den Lippen abgelesen. Ich hoffe, dass er mich noch wenigstens meinen Schulabschluss machen lassen wird, bevor wir die Hochzeitsglocken läuten lassen.“ Scherzte sie und das Publikum lachte. „Ehrlich gesagt, kam diese Ankündigung ganz überraschend. Ich... bin jetzt echt baff, wenn ich es so sagen darf.“ Das Publikum lachte wieder. „Aber...“ sie machte eine Pause. Sie musste gut überlegen was sie sagte. „Ich bin trotzdem froh. Ich könnte mir niemand besseres als Takato als meinen zukünftigen Ehegatten vorstellen. Danke.“ Sie schenkte den Zuschauern ein strahlendes Lächeln. Nach außen schien sie zu scheinen. In ihrem Inneren lauerte aber die pure Finsternis, die damit begann, ihre Seele aufzufressen. Sie fühlte, wie etwas in ihr zerbrach und in tausend Splittern auseinander flog. Als das Publikum klatschte, drückte sie das Mikrophon so fest zusammen, das es beinahe zu zerbrechen schien. Gemeinsam mit Takato und ihrem Vater ging sie von der Bühne. Gleich unten wurde sie hastig von ihrer Mutter umarmt. „Ich bin ja so froh, dass du damit einverstanden bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“ Haru klopfte ihrer Mutter nur emotionslos auf die Schulter. Sie hatte es also auch gewusst. Gleich als nächstes kam Takatos Vater auf sie zu. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen und musste erst überlegen, bevor sie feststellte, wer er war. Seine Haare waren grau, seine Gesichtszüge hart und veraltert. Er schien älter als ihr Vater zu sein: „Fräulein Anazawa, es ist mir eine Ehre sie als zukünftige Schwiegertochter zu haben.“ Haru lächelte faul und empfing seinen Händedruck. Langsam schien sie nur die Hälfte des Geschehens wahrzunehmen. Ihr Blick wurde leicht trüb. Das aufgesetzte Lächeln tat langsam weh. Die nächste halbe Stunde hörte sie sich lauter Glückwünsche an. Immer noch in der Hoffnung, dass das alles nicht wirklich passierte, nahm sie diese entgegen. Dann sah sie Karin und Nodame vor sich. Nodame war wieder aufgedreht und sagte aufgeregt etwas zu Haru, was es allerdings war, bekam die Rothaarige nicht mit. Als sie Karin ansah, sah sie das erste Gesicht an diesem Abend, das anscheinend wusste, wie sich das rothaarige Mädchen wirklich fühlte. Karin nahm zögerlich Harus Hand und blickte tief in die grünen Augen. „Stimmt das, was du da oben gesagt hast? Bist du wirklich glücklich?“ fragte sie. Nodame hörte abrupt auf, fröhlich zu sein. Haru lächelte wieder – mit einem warmen Lächeln. Sie war Karin so dankbar. „Keine Sorge. Sogar wenn nicht: ich werde es überleben. Glaubst du ich würde mir was gefallen lassen, was mir nicht passt?“ fragte sie amüsiert und wollte das schwarzhaarige Mädchen damit aufheitern. Dieses schaute sie aber weiterhin besorgt an, als ob sie ihren Worten nicht im Geringsten glaubte. Karin wusste, dass Haru sich nur schlecht gegen ihren Vater wehren konnte. Schließlich war er der Mann, der all ihren Unterhalt finanzierte. Aber es lag nicht nur am Geld. Der Hauptgrund lag darin, dass er nun mal ihr Vater war. Und an dieser Tatsache konnte niemand etwas ändern. Haru merkte, wie sie langsam weg gezogen wurde, weg von ihren Freundinnen. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an Takato, der die ganze Zeit mit ihr Arm in Arm lief. Sie schaute ihn an, in der Besorgnis, dass er das Gespräch zwischen ihr und Karin gehört hatte, aber er schien nichts mitbekommen zu haben. Das Gefühl, das sie sich für ihn die ganze Zeit gewünscht hatte, kroch langsam hoch. Endlich ersetzte es die Anziehungskraft zu ihm, aber auch die Bewunderung schwand dahin. Sie hasste Takato. Haru war sich sicher, dass er von der Verlobung schon früher gewusst hatte... und er hatte ihr nichts gesagt. Stattdessen hatte er sie immer verfolgt, sie immer unsicher gemacht. Sie kam sich hintergangen vor, als ob sich die ganze Welt über sie lustig machte. Das Schicksal kicherte leise und fies hinter einer Ecke. „Du könntest Schauspielerin werden.“ Takatos Stimme riss Haru aus ihrer Gedankenwelt. Sie blickte ihn fragend an, sein Ausdruck war wieder gleichgültig. Wohin war plötzlich sein Lächeln von vorhin verschwunden? Nachdem Haru, Takato, Harus Eltern und Takatos Vater alle zusammen in einem Raum geredet hatten – die Party war inzwischen vorbei und die Gäste gingen nach Hause – schickte Herr Anazawa die jungen Leute raus, mit der Begrünung, dass die Erwachsenen sich unterhalten mussten. Tz! War sie ein kleines Kind? Nun standen sie allein im Flur und nur das Ticken der Standuhr durchdrang die Stille, die den Raum fürsorglich umhüllte. „Wow, dir ist nicht entgangen, dass ich gespielt hab?“ sagte Haru sarkastisch. Takato, der bisher irgendeinen Punkt im Raum fixiert hatte, schenkte ihr einen nichtssagenden Blick: „Du scheinst ja nicht besonders glücklich zu sein. Über die Verlobung meine ich.“ Am liebsten hätte Haru ihm eine Tür gegen die Nase gerammt. Sie sollte also glücklich sein, nachdem dieser Mistkerl ihr so unverschämt die Zunge in den Hals gesteckt hatte? Nachdem er seine Tat nicht einmal bereute? Was war sie? Ein Spielzeug? „Das bildest du dir sicher ein. Ich bin glücklich wie ein Walross, das gerade als Schinken aufgespießt wird.“ Takato hob fragend eine Augenbraue. Haru hatte mal wieder Unsinn geredet und konnte sich selbst eine Treppe runter schubsen. „Weißt du... früher...“ sie holte Luft. Gibt es ein Lehrbuch für ernste Gesprächsanfänge? Dann sollte schleunigst einer eins vorbeibringen. „Früher habe ich dich bewundert.“ Sagte sie zögerlich und warf einen flüchtigen Blick zu ihm. Er hörte ihr zu, aber seine Emotionen waren wieder mal nicht lesbar. „Weil du nicht sofort zur Gewalt greifst, wenn es einen Konflikt gibt, obwohl du mit deinen Fähigkeiten durchaus alles mit Gewalt lösen könntest. Ich wollte so werden, wie du. Ich hatte auch Respekt vor dir, welcher jetzt nur noch Staub ist. Jetzt...“ sie machte eine Pause und schaute ihn direkt an. „Jetzt hasse ich dich nur noch.“ Takato gab plötzlich ein lachendes Geräusch vor sich, er schien das ganze lächerlich zu finden. Er wischte sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und lehnte sich locker an die Wand: „Glaubst du, du wärst die Dame meiner Wahl? Ich hätte mir auch eine bessere Ehegattin vorstellen können als dich. Schau dich an...“ Er musterte sie von der Stirn anfangend, bis hin zu den Füßen. Dann wanderte sein Blick wieder zu ihrem Gesicht. „Du hast rote Haare, bist klein, kantig und zu guter letzt bist du flach wie ein Brett.“ Haru glaube sich verhört zu haben. Zeigte der Kerl jetzt sein wahres Gesicht? Das Gesicht eines perversen, eingebildeten und unverschämten Mistkerls? Sie wollte ihn anschreien, aber da ihre Eltern nur durch eine Tür, die nicht schalldicht genug war, von ihr getrennt waren, riss sie sich zusammen und sprach konzentriert: „Schön. Dann können wir ja unseren Eltern sagen, dass es leider – so Leid es mir auch tut – mit der Verlobung nicht klappt.“ Mit diesen Worten und hocherhobenen Haupt lief sie auf die Tür zu, streckte ihren Arm nach der Türklinke aus, wurde aber an dieser geschnappt und weggezogen: „Das lässt du schön sein!“ Takatos Gesicht wurde plötzlich zornig, Haru glaube es waren die ersten Emotionen, die er an diesem Abend gezeigt hatte. Seine Hand drückte ihre, und sie spürte wie ihre Knochen stark gegeneinander gepresst wurden. Ihre grünen Augen hafteten prüfend auf seinem Gesicht, ihre dunklen Wimpern ergaben dabei zu ihrer Augenfarbe einen ausdrucksstarken Kontrast. „Was bist du bloß für ein eigenartiges Vieh? Hast du heute zu viel Alkohol gehabt? Lass mich los. Wenn ich nicht die Dame deiner Wahl bin, dann darf es dir auch egal – sogar lieb – sein, wenn die Verlobung abgeblasen wird.“ Sie entriss ihre Hand aus seiner und umklammerte die Türklinke. Sofort packte Takato sie an den Schultern und schubste sie weg von der Tür. Haru wäre auf den hohen (und verfluchten) Absätzen beinahe umgefallen. Wieder ertönte Takatos kalte Stimme: „Ich sagte du sollst es lassen! Wenn du auch nur in die Nähe der Tür kommst, dann tue ich dir schlimmere Sachen an, als dir meine Zunge in den Hals zu stecken.“ Haru schluckte, als sie sich die „schlimmeren Sachen“, die Takato meinte vorstellte. Aber von ihm ließ sie sich nichts sagen, und Angst würde sie auch nicht kriegen (abgesehen von der Angst, die sie gerade hatte). Sie schritt wieder auf die Tür zu, Takato stellte sich drohend vor sie. „Lass mich vorbei!“ sagte sie zu ihm und versuchte an ihm vorbei zu schlüpfen. Jedoch schien er nicht einmal die Absicht zu haben, sie vorbeizulassen. Sie ging nach links und er ebenso. Sie hüpfte zur rechten Seite und er machte es ihr nach. Der Kindergarten dauerte eine Weile an, bis Haru das ganze satt hatte. Sie täuschte gekonnt eine Bewegung nach rechts, dann wieder schnell nach links und drängelte sich schnell wieder rechts an ihm vorbei. Ihre Hand war nur noch ein paar Zentimeter von der Tür entfernt, als sie einen Ruck nach hinten spürte und gleich als nächstes gegen die gegenüberliegende Wand gedrückt wurde. Ihr Kopf rammte dabei gegen einen Bilderrahmen, das ein Bild an der Wand umrandete. Takatos Hände drückten ihre an die bunte Tapete. „Willst du meine Geduld auf die Probe stellen?“ „Wenn du schon fragst: ja!“ Der Griff um ihre Handgelenke wurde stärker. Sie ließ sich den Schmerz, der dabei verursacht wurde, nicht anmerken. Stattdessen war ihr Ausdruck entschlossen und wütend zu gleich. Sie wich keine Sekunde seinem durchbohrenden Blick aus. „Die Antwort wirst du bereuen.“ Haru sah aus dem Augenwinkel, wie seine Faust sich blitzartig ihrem Gesicht näherte (irgendwie scheute sich keiner der Männer aus ihrer Umgebung Frauen zu schlagen). Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als die Faust kurz vor ihrer Wange stehen blieb. Ihr Blick lag immer noch auf Takato, innerlich fragte sie sich, warum er nicht zugehauen hatte. Hatte er es von Anfang an nicht vor oder zögerte er nur? Takato bewegte sich nicht. Seine dunklen Augen lagen auf ihrem Gesicht, das in diesem Augenblick eiserne Kälte ausstrahlte. Haru bemerkte, wie sich sein Ausdruck leicht änderte. Für einen kurzen Augenblick schien er unsicher zu werden. Seine Augen wanderten von ihren Augen zu ihren Wangenknochen, zu ihren Lippen und dem Kinn. Hä? Was sollte das Anglotzen? Dann wäre ihr ja ein Schlag ins Gesicht lieber, als so von ihm unter die Lupe genommen zu werden. Sie vernahm wieder den Duft nach Alkohol. Sie erinnerte sich trüb, wie Takato nach der Ankündigung der Verlobung noch einige Gläser zu sich genommen hatte. >Scheiße! < ihre Seele geriet in Panik. Takatos Faust, die schon die ganze Zeit an ihrem Gesicht verweilt hatte, ging auf. Er legte seine Handfläche auf ihre Wange. >Doppelscheiße! < Ihr fiel plötzlich auf, wie trüb sein Blick war, das war er schon die ganze Zeit. Seine Finger fuhren ihre Gesichtszüge entlang, bis hin zum Kinn, wo er dann ihren Kopf hob. „Wehe du fasst mich auch nur an.“ Drohte sie ihm. „Tu ich doch schon bereits!“ er musterte wieder ihr Gesicht, indem er es von links und rechts anschaute. Auf seinen Lippen spielte ein Sichelmond, der sich zum schlafen gelegt hatte und mit seinen Spitzen nach oben zeigte. Dann wanderte sein Blick nach unten, entlang ihrem Körper, ganz langsam. Harus Herz fing plötzlich wieder mit der blöden Beschäftigung an, wie wild herum zu hämmern. >Mein Gott, willst du da Nägel in die Lungen schlagen? < richtete sie sich an ihr lebenswichtiges Organ. Es antwortete mit einem kurzen Flattern und setzte das Hämmern fort. „Was soll das werden?“ fragte Haru endlich nach Minuten des Schweigens. „Wenn ich es dir sage, hasst du mich noch mehr.“ Sein Grinsen zeigte, dass ihn die Tatsache, dass ihre Verachtung ihm gegenüber noch größer werden konnte, so ziemlich an seinem Allerwertesten vorbeilief. Die Tür hinter ihnen ging plötzlich auf. Als die 3 älteren Personen rausliefen, standen die 2 Jüngeren bereits in einem angemessenen Abstand voneinander und hatten gelangweilte Gesichtszüge angenommen. „Na, habt ihr euch unterhalten? Versteht ihr euch gut?“ fragte Harus Mutter. Nervöse Noten waren dabei herauszuhören. Was hatten die 3 besprochen? „Ich und Takato verabschieden uns dann mal.“ Sprach der ältere Henji. „Es ist schon ziemlich spät und das Geburtstagskind ist sicherlich schon müde.“ Die Angesprochene lächelte sanft. „Gute Nacht.“ Sagte der alte Mann. „Komm Takato.“ Der Schwarzhaarige verbeugte sich vor Harus Eltern und als er an ihrem Kind vorbeilief, bemühte er sich nicht einmal, dieses anzuschauen. >Gute Nacht, Schnapsdrossel! < dachte Haru. Und gleich als nächstes wendete sie sich an den Schöpfer: >Danke, lieber Gott! < Wer weiß, was der Kerl noch hätte anstellen können. „Ich geh’ ins Bett.“ Sagte sie und nicht auf die nach ihr plötzlich nervös ausgestreckte Hand ihrer Mutter achtend, ging sie nach oben, zog sich aus und ohne sich abzuschminken oder zu duschen, schmiss sich die Rothaarige ins Bett. Doch kurze Zeit später schreckte sie hoch: Abschminken! Zähne putzen! – waren die Gedanken. Schließlich sollten Karins und Nodames Stunden nicht umsonst gewesen sein. In ganz Tokio brannten Lichter und schmückten damit die Stadt, wie ein Weihnachtsbaum. In einem Fenster ging das Licht an: Ryo lockerte seine Krawatte, als er sein Zimmer betrat. Genervt warf er das Stück Stoff in eine Ecke und fing an, sein Hemd aufzuknöpfen. Aus irgendeinem Grund, war sein Zorn immer noch nicht verflogen. Er schritt unruhig durch das Zimmer, setzte sich dann auf das Bett, tippte aber weiterhin nervös mit dem Fuß. Seine Finger fuhren durch die braunen Haare. Seine Frisur kam inzwischen aus der Form und einzelne Strähnen zeigten in diverseste Himmelsrichtungen. Dieser Anblick zerstörte allerdings nicht sein Aussehen. Im Gegenteil: es stand ihm. Klar, zu Trotteln passten trottelige Frisuren, würde Haru sagen. Warum dachte er an Haru? Immer noch! Nicht nur an die Haru von heute, die es mal wieder geschafft hatte ihn auf die Palme zu bringen, sondern auch an die Haru aus seinem Traum. Diese hatte ein Brautkleid an. Ein Brautkleid... Er stieß eine Ladung Luft aus, die preisgab, wie angespannt er war. Er fuhr sich wieder nervös durch die Haare und raufte diese. Wie konnte das sein? Das Brautkleid im Traum ergab plötzlich eine Sinn: Haru würde heiraten, wann und wo war unwichtig. Was jetzt wichtig war, war die Frage warum er sie schon vorher in einem Brautkleid in seinem Traum gesehen hatte. Dass er in die Zukunft sehen konnte, kam weniger in Frage. Vielmehr konnte es nur ein Zufall gewesen sein. >Genau! Und jetzt gehst du schlafen und denkst nicht mehr an das Mannsweib.< Aber er konnte sich einfach nicht beruhigen. Er sah immer wieder die blutverschmierten Verbände auf ihren Hals. >Im Brautkleid und blutverschmiert...< überlegte er. Das passte nicht zusammen. Er zog sich entgültig aus und schmiss sich ins Bett. Die grünen Augen wurden von den Augenliedern abgedeckt und vor dieser Welt versteckt. Später in der Nacht zeigten sie dann diesen Bilder, die den Besitzer von ihnen langsam wahnsinnig machten. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen durch das große Fenster und landeten reflektierend auf feuerroten Haaren. Das Mädchen, dass immer noch in der Traumwelt verweilte boxte gegen die leuchtend gelben Störenfriede: „Alkoholiker!“ murmelte sie im Traum und schlug weiterhin wild um sich. Anscheinend waren es nicht die Sonnenstrahlen, die sie gerade verprügelte. „Fischgesicht! Ich bring dich um!“ gleich darauf folgten wilde Tritte nach oben und beförderten die Decke auf den Boden. Haru wälzte sich zur Seite und zuckte immer noch mit den Beinen, als ob sie auf jemandem herum trampelte: „Nimm das! Na, wie schmeckt dir das?“ Endlich wurde das Mädchen wach und öffnete langsam die Augenlieder. Ihre grünen Augen starrten gerade aus, auf das Objekt in ihren Händen: „Was macht hier ein Teddybär?“ murmelte sie halbverschlafen. Ihre Hände umklammerten den Hals des Kuscheltiers, anscheinend als Ersatz für die Person aus ihrem Traum. Noch mehrere Sekunden lang schaute sie den Teddybären, in ihren nach vorne ausgestreckten Armen gelangweilt an. „Stirb!“ sagte sie plötzlich kalt und drückte wieder zu, ihre Zähne knirschend und ihr Gesicht zu einer zornigen und schiefen Miene gezogen. Mit aller Kraft umschlang sie ihre Finger um das weiche Fell des Unschuldigen. Dann haute sie ihm eins auf die Nase. Der arme Teddybär (der inzwischen todunglücklich über seine neue Besitzerin war) war eigentlich das Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter. Natürlich schenkte sie noch zusätzlich lauter teuren Krims Krams. Haru setzte sich in ihrem Bett auf und zog ihre Knie an die Brust. Ihre Arme um die Beine schlingend, verengte sie ihre Augen und fuhr mit einem prüfenden Blick durch den Raum, als ob sie irgendwo einen Hinterhalt verdächtigte. „Meine Eltern spinnen doch.“ Ihre Stimme wurde durch ihre Knie abgedämpft. „Sind wir hier in einem Shojo-Manga, oder einen von diesen kitschigen Romanen? Was soll diese arrangierte Heirat? Wir leben im 21. Jahrhundert, verdammt.“ Fluchte sie und wippte leicht nach vorn und wider zurück. „Und dann noch dieser Kerl? Endlich hat er sein wahres Gesicht gezeigt!“ als sie sich an ihren zukünftigen, verhassten Ehegatten erinnerte, warf sie wieder einen schnellen und giftigen Blick zu dem Teddybären. Gleich darauf schlug sie mehrmals, hart mit ihrer Faust auf das braune Geschöpf, ihre Zähne waren wieder entblößt. Batsch, btsch, batsch. Der Teddy flog nach jedem Schlag leicht nach oben, durch die Abfederung im Bett. Als sie sich endlich dafür entschied, dass es nichts brachte ihre Wut an unschuldigen Wesen abzubauen, krabbelte sie aus ihrem Bett und rieb sich die Augen mit ihren kleinen Fäusten. Blindlings und völlig wahllos, griff sie in ihren Kleiderschrank, um sich etwas zum Anziehen herauszuholen. Was, egal! Hauptsache es war bequem und nicht rosa. Sie kriegte etwas zu fassen und holte es verträumt raus. Völlig schockiert starrte sie das herausgenommene Ding in ihrer Hand an. Der Schlaf war plötzlich im nu verflogen. Das Kleidungsstück war rosa. Angeekelt warf sie es auf dem Boden mit einer Schnelligkeit, die ein Mensch hat, wenn er eine brennende Kartoffel in der Hand hält. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten das Ding noch kurz an, bevor sie zum Kleiderschrank wanderten und dort erstarrten... „Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!“ das wütende Gebrüll ertönte durch das ganze Haus, und wurde immer lauter, als sich das Mädchen dem Wohnzimmer näherte. Auf ihrem Gesicht lauerte nichts als purer Zorn. Sie riss die Tür auf, aber niemand war im Raum. „Wo bist du, alte Kleiderschrankschänderin?“ flüsterte sie und blickte durch den Raum, mit dem Blick eines Mörders. „Okasa!“ (=Mutter) schrie sie wieder. Hinter ihren Rücken tauchte plötzlich ein Dienstmädchen auf: „Herr und Frau Anazawa sind noch am frühen Morgen ausgegangen.“ Sagte sie zögerlich, drängelte sich an dem wütenden Mädchen vorbei und setzte ihre Aufgabe des Aufräumens fort. Haru konnte es kaum fassen. Diese Tussi (aber Haru, so spricht man doch nicht über die eigene Mutter) hatte doch tatsächlich ihren ganzen Kleiderschrank umgeräumt. Nun hingen statt den paar Hosen, Schlabberpullis, Hemden und T-Shirts nur pinke, rosane, gelbe, rote – also regenbogenfarbige – Missgeburten in ihrem Kleiderschrank. Laut knurrend und stampfend ging das Mädchen wieder nach oben und suchte sich das dunkelste und traurigste raus, was es im Schrank zu finden gab. Ein graues Top, jedoch mit einer lockeren großen schleife am Kragen und – tatsächlich, wer hätte das gedacht – eine schwarze Röhrenhose. Zwar kniff diese, aber es war besser, als eins dieser albernen Röcke oder Kleider. Von denen hatte sie am vergangenen Abend genug gehabt. Als sie mit dem Anziehen fertig war, verließ sie das Zimmer in einer Weltuntergangsstimmung: überall lagen Klamotten, die sie liebevoll auf den Boden geschmissen hatte. Als Haru die Tür zum Zimmer geschlossen hatte, fingen alle ihre neugewonnenen Sachen an bittere Tränen zu weinen... na ja, sie taten es nicht wirklich. Aber wenn sie könnten, würden sie. Auf dem fast leergeräumten (-geschmissenen) Kleiderschrank hing eine Notiz, die das Mädchen übersehen hatte: „Überraschung! Ein Geschenk von deiner Mutti und deinen Freundinnen Karin und Nodame. Alles Gute zum Geburtstag!“ ~*~*~//>*<\\~*~*~ Alle lieben Überraschungen, außer denen, die keine Überraschungen lieben – logisch! Einem rothaarigen Mädchen wurde an einem Abend die ganze Freude an Überraschungen verdorben. Sie wünschte sich, das Leben würde sie vorher warnen, dass es ihr eine Gemeinheit antun wollte. Leider konnte man dem Leben seine Niederträchtigkeit nicht rausprügeln. In dem Spruch: „Gewalt ist keine Lösung.“ steckt also ein Stückchen Wahrheit drin. Aber hey, wenn man schon kein Leben verprügeln konnte, konnte man es immer noch mit Takato und Harus Eltern machen... ach ja, Takatos Vater durfte man natürlich nicht vergessen. Sollte das Mädchen sie vielleicht auf ihre eigene Art und Weiße „surprisieren“ (kommt von dem Wort surprise)? Die Frage wäre nur: wie? Ach... lassen wir uns überraschen! _______________________________________________________________ Ich meld mich noch zu Wort und zwar mit der Frage: wie findet ihr die Länge der Kapitel? Sind sie zu lang? Es ist schwer sich kurzzuhalten, wenn man thematische Kapitel hat... wenn ihr wisst was ich meineO__o Ich würde gerne eure Meinung hören. Und wiedermal ein riesiges Danke an die KOmmischreibenr^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)