Herbe Schokolade und süßer Tee von Olschi (Was sich neckt, das liebt sich nicht!) ================================================================================ Kapitel 8: Regensaison ---------------------- Im Sommer, etwa ab Mitte Juni geht in Japan jedes Jahr die Regensaison los. Der Himmel scheint all den Kummer und den Schmerz, den er erleiden musste, sich innerhalb eines Monats von der Seele zu weinen. Es schüttet wie aus Eimern und es gibt nur ein paar einzelne Tage in dieser Zeit, an denen sich der Himmel beruhigt. In dieser Periode scheint die Welt verändert und alles riecht frisch und etwas kühl. Auf der Straße begegnet man nur wenigen Personen und diese verstecken ihre Gesichter unter den bunten Regenschirmen und platschen in Eile durch die Pfützen. Ein rothaariges Mädchen stand ohne Regenschirm da und starrte leer durch die Gegend. Sie schien sich in der Zeit verloren zu haben. Sie wusste plötzlich nicht mehr, welches Jahr man hatte. Der Regen war einfach so über sie hereingebrochen und kündigte damit den Beginn der Regensaison an. „In der nächsten Zeit sollten Sie nicht ohne einen Regenschirm das Haus verlassen, da die Regenschauer genauso schnell anfangen wie aufhören.“ Sagte die Wetterfee im Fernseher. Sie hätte auf die Vorhersage hören sollen. Vor 2 Wochen lag sie noch erkältet im Bett und drohte jetzt wieder eine Herausforderung von den Viren zu bekommen. Sie wachte aus ihrer Traumwelt auf, blickte um sich und rannte los, um sich von den tausend und einem Tropfen zu retten. ~*~*~//>*<\\~*~*~ 1 Woche zuvor: Er blickte sie unentschlossen und unsicher an. Sie sah genauso aus wie vorher und hatte ihren dauerwütenden Blick aufgesetzt. Nur wenn sie kurz Karin anschaute, formten sich ihre Gesichtszüge zu einem Lächeln und die Augen wurden sanfter. Plötzlich schaute sie in seine Richtung und schoss einen Pfeil mit ihrem Blick: „Was glotzt du so?“ Ryo erhob seinen Kopf, den er vorher auf eine Hand abgestützt hatte. Haru riss ihn mit ihrem Schrei aus seinen Gedanken. Er versuchte wütend zu klingen, indem er mit einer tiefen Stimme sprach: „Eh...“ Moment, die tiefe Stimme war nicht da! Noch mal: „Hab ich dich angeguckt?“ fragte er und haute sich innerlich eine über. Was sollte das denn? Er sah wie sie eine Augenbraue hob und ihn skeptisch musterte. Dann drehte sie sich, zu seiner Verwunderung, wieder zu Karin um, ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Da sie vor kurzem krank war, wollte Ryo eigentlich fragen, wie es ihr ging. Korrektur: Irgendein bescheuerter winziger Teil von ihm wollte es fragen. Dem restlichen und damit größten Teil war es piepegal. Er schaute nach draußen und wünschte sich, dass die Zeit schneller vergehen würde und er endlich dieses Gebäude, in dem ein Mädchen ihn rasend machte und das andere immer noch unsicher-verliebte Blicke rüber warf, verlassen konnte. Und dann kam auch noch immer wieder dieses (Blödchen) Blondchen aus der Stufe unter ihm. Wenn sie das Zimmer betrat, quiekte sie erst mal laut los und schmiss sich an Harus Hals. War sie vom anderen Ufer? Es fiel ihm gar nicht auf, dass er die Mädchen schon wieder beobachtete und Nodame, der das nicht entging, winkte ihm mit einem Lächeln zu. Er brummelte einfach und ignorierte das Mädchen. „Dieser Typ ist irgendwie süß.“ Sie legte einen Finger überlegend an ihr Kinn und musterte Ryo etwas genauer. Haru stockte das Atem und Karin schaute sie mit riesigen Augen an. Als dem blonden Mädchen das Verhalten ihrer Freundinnen auffiel, winkte sie nur schnell mit der Hand ab und lächelte sie an: „Keine Angst! Das war nur eine Feststellung. Ich weiß, dass er ein Arsch ist.“ Karin und Haru atmeten erleichtert auf. Haru, weil sie nicht wollte, dass schon wieder eine Freundin auf ihn reinfiel und Karin, weil... na ja, auch aus Harus Gründen aber es gab noch andere, und zwar Gefühle, die sie noch nicht vollkommen losließen. Sie fragte sich, wie lange diese noch verweilen würden. Es wäre viel einfacher, wenn Ryo nicht die Schule gewechselt hätte. „Wie geht es dir?“ ertönte eine Stimme und Haru, Karin, Nodame (und Ryo) fuhren hoch. Takato stellte eine Frage, die ein beschissener winziger Teil Ryos stellen wollte. Und jetzt lauschte dieser kleine Teil des Braunhaarigen genauer, um Harus Antwort mitzubekommen. Er sperrte die Ohren weit auf, um auch den leisesten Ton hören zu können. Sie antwortete nicht und starrte den Schwarzhaarigen nur an, als ob vor ihr ein sprechender Koalabär stand. „Was denn?“ grinste dieser nur und beugte sich etwas über sie. „Erkennst du mich nicht wieder?“ Nodame kreischte los und die anderen blickten sie an, als ob sie verrückt geworden wäre. Sie presste sich schnell eine Hand auf dem Mund: „Entschuldigung. Sprecht weiter.“ Die Blonde wurde leicht rot. Anscheinend dachte sie, dass er Haru küssen würde, da er ihr näher kam. Auf solche Ideen kam nur Nodame. Endlich machte Haru ihren Mund auf, um zu reden. Ihre Stimme klang trotz ihrer Erwartungen ziemlich fest: „Es geht mir gut. Hast du dir Sorgen gemacht?“ Ja schrie der kleine Teil von Ryo. >Nein!!!! < prügelte der größere Teil auf ihn ein.. Während dessen überlegte Haru, warum sie diese Frage gestellt hatte. War das Fieber noch nicht ganz abgeklungen? Takato lächelte, sagte nichts, ging auch nicht weg. Haru wurde rasend und verzweifelt zu gleich. Dem Grinsen nach zu urteilen, machte er sich über sie lustig und das passte ihr gar nicht in den Kragen. „Ich würde dir gern eine reinhauen.“ Sagte sie ohne großartig zu überlegen. Er lächelte weiter: „Das wirst du aber nicht tun.“ „Ja, leider.“ Erwiderte sie. Ryo war empört, er selbst hätte schon längst von ihr einen Tritt zwischen die Beine bekommen. Allerdings verstand er nicht, warum Haru wütend war, schließlich hatte Takato ihr nichts Böses getan. Oder? „Wie läuft es mit deinen Nachhilfestunden?“ fragte der schwarzhaarige wieder. „Welche Nachhilfestunden?“ sie schenkte ihm einen verwunderten Blick und lenkte sich somit von ihren bösen Gedanken ab. „Wie werde ich zu einem Mädchen?“ sein Grinsen wurde breiter. Haru fasste sich an den Kopf und biss sich auf die Lippen. „Du willst zu einem Mädchen werden?“ fragte Haru gehässig. „Es läuft gut!“ mischte sich Nodame ein und ließ somit Takato keine Reaktionsmöglichkeiten auf Harus Frage. „Wir kommen bald zu ihren Manieren, damit sie nicht immer so frech dahin redet.“ Sie piekte Haru mit einem Ellenbogen in die Seite und die Rothaarige verstand, dass damit die ‚ Ich würde dir gern eine reinhauen’ Phrase gemeint war. Sie seufzte. Das Gespräch ging ihr ziemlich auf die Nerven. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie, als Takato sie angesprochen hatte, gar nicht erstarrt war sondern normal reagiert hatte. Ein gutes Zeichen! „Gut, dass es gut läuft.“ Erwiderte Takato und fixierte Haru wieder mit diesem einen Blick, den sie nicht beschreiben konnte und nicht wusste, was dieser Bedeuten sollte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie wünschte sich, dass Takato gehen würde. Komisch... normalerweise wollte sie immer, dass er da blieb. Sogar wenn sie Angst vor ihm hatte. >Dinge vergehen. < sagte sie zu sich selbst in Gedanken. Und das stimmte auch. Nach einem bewegenden Ereignis, ist man von Emotionen überfüllt. So ist man voller Angst, wenn man etwas Schreckliches erlebt hat und kann die nächsten Tage weder schlafen, noch auf der Straße laufen, ohne sich dabei nach allen Seiten umzuschauen. Aber die Angst vergeht, wie ein sommerliches Gewitter und man denkt sich, wie albern man doch war. Sie hob ihren Blick und schaute ihn abwesend an. Es entging ihm nicht, so wie ihm nie etwas entging und er erwiderte ihren Blick, ohne seine Augen von ihren zu lösen. Sekunden vergingen: >Wenn du jetzt deinen Blick nicht von ihm löst, wirst du wieder Angst kriegen und wollen, dass er dableibt. < Sie brach den Augenkontakt ab, und damit schien etwas anderes zu Bruch zu gehen. Aber sie wusste nicht was. Es war ihr auch egal. So, wie die Dinge lagen, war es sowieso besser… Genau eine Woche später, um diese Zeit, fielen die ersten Tropfen eines Regenschauers auf die Erde und erloschen die Hitze, die diese ausstrahlte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Hast du deinen Regenschirm dabei?“ „Wonach sieht’s denn aus?“ Nodame stand vor Haru und hatte einen rosa Regenschirm mit roten Punkten und Blüten in der Hand. Das Mädchen ihr gegenüber war etwas durchnässt und wurde mit jedem Tropfen immer nässer. Ihre roten Haare wurden nun plattgedrückt und hingen strähnig herunter. Dadurch sah die Farbe sogar bräunlich aus. „Sieht nach einem „Nein“ aus.“ Nodame formte ihre Lippen zu einem Kussmund und guckte mit ihren großen Augen unter dem Regenschirm hervor. „Soll ich dir meinen leihen? Ich habe zwei.“ Haru musterte den Regenschirm des Mädchens und schüttelte langsam und abwesend den Kopf. Nodame nahm sie genauer unter die Lupe: „Sicher? Nicht, dass du krank wirst. Warst du ja erst vor Kurzem.“ Haru schüttelte wieder den Kopf. Das blonde Mädchen erkannte sofort den Grund für Harus Ablehnen: „Komm schon. So ein bunter Regenschirm könnte ein weiterer Schritt zum Mädchen-sein sein.“ Sie lachte und durch ihr Lachen schien die Sonne wieder aus den Wolken hervor zu kommen. Der Regen hatte Haru überrascht. Und als Nodame mit ihrem rosa Regenschirm schon außer Sicht war und der Regen immer stärker wurde schossen ihr wieder Nodames Worte durch den Kopf: Nicht, dass du krank wirst. Stimmt ja. Letztes Mal hatte sie sich auch im Regen erkältet. Sie setzte einen Fuß nach vorn. Dann den anderen. Erst langsam und dann immer schneller, bis ihr Laufschritt ins Rennen überging und das Wasser beim Aufkommen ihrer Füße in alle Richtungen spritzte. Die Regensaison war angebrochen und würde einen Monat lang verweilen, bis sie alles und jeden nass gemacht und auf ihre Anwesenheit hingewiesen hatte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ In der Wettervorhersage wurde nur dasselbe gezeigt: überall auf der Karte dunkle Wolken mit ein paar Tröpfchen auf der Karte. Jedoch waren die Tropfen in Wahrheit viel mehr, aber dafür würde der Platz auf der Karte nicht reichen. Haru starrte gelangweilt auf den Bildschirm und schaltete auf den Musikkanal um, indem sie eine Taste auf der Fernbedingung drückte. Draußen leuchtete ein Blitz auf, und die Tropfen klopften an die Fensterscheiben, so dass es einem gemütlich und unbehaglich zugleich ging. Sie wickelte die braune Decke enger um ihren Körper und zog an einem Kaffee. Es war gar nicht ihre Art, so auf der Couch zu hocken, Kaffe zu schlürfen und Fernsehen zu gucken aber was sollte man sonst bei solchem Wetter anstellen? >Damals war es auch Regensaison. < dachte sie und ein Gesicht, dem von Takato ähnlich, schwebte an ihren Augen vorbei. Bilder, wie Fotos die sich bewegten, tauchten wieder auf und sie schlief ein. Aber in ihrem Traum sah sie die Bilder immer noch und es spielte sich ein Schauspiel ab, das ihr die Tränen stahl. Und jetzt konnte sie nicht mehr weinen... ...plötzlich legte er seine Lippen auf ihre und es fühlte sich sanft an. Erst war sie geschockt und erstarrte und dann schubste sie ihn weg und legte eine Hand auf den Mund. „Hast du wieder getrunken?“ Kazuma blickte sie finster an, er schwankte nicht und roch auch nicht nach Alkohol (und schmeckte auch nicht danach) aber behauptete das Gegenteil, in dem er hämisch lachte: „Ja, ich bin betrunken.“ Haru schenkte ihm einen skeptischen Blick. In letzter Zeit war er eigenartig, aber sie war noch eigenartiger. Sie fühlte sich wohl und zugleich unsicher, wenn sie in seiner Gegenwart war. Wenn er leicht ihre Schulter berührte, bekam sie eine Gänsehaut und ihr Herz raste, als ob es ein Rennen gegen die Zeit starten wollte. Sie schaute ihm gern in die Augen und beobachtete ihn allgemein oft in letzter Zeit. Sie erwischte sich dabei, dass sie viel öfter an ihn dachte als sie sollte. Sie hatte seine dunklen Augen und seine schwarzen Haare vor Augen, wenn sie diese schloss. Sie tauchten wie von selbst auf. Ihr gefielen seine Arme, von denen sie oft beschützt aber auch geschlagen wurde, falls sie ihn herausforderte. Jedoch hielt er sich bei ihr oft zurück, was ihr nicht gefiel, denn sie wollte nicht als schwächer angesehen werden. Es war ihr nicht entgangen, dass er andere (meist waren es Feinde) härter schlug und keine Rücksicht nahm. Und was ihr auch nicht entging, waren seine Blicke. Manchmal kam sie sich beobachtet vor, schaute ihn an und merkte, wie seine Augen von ihr in irgendeine Richtung im Raum wanderten. Sie holte tief Luft und wollte ihn darauf ansprechen, aber sie ließ es bleiben. Es war doch sicherlich nur Zufall. Sie war 14 und er 16. Sie waren noch Kinder, aber nicht dieselben, wie früher, als sie mit 10 Jahren ihn gebeten hatte, sie stärker zu machen. Ihr Verhältnis änderte sich und so sehr sie sich dagegen zu sträuben versuchten, es hatte keine Wirkung und sie konnten diese Veränderung nicht aufhalten. „Ich bin betrunken.“ Wiederholte er und lachte los. Er machte einen Schritt nach vorn und überwand damit den letzten Abstand zwischen ihnen. Sie spürte, wie er eine Hand auf ihr Gesicht legte und mit seiner tiefen Stimme, die früher (vor dem Stimmbruch) viel kindlicher und amüsanter klang, sagte: „Starr mich nicht mit diesen Augen an! Ich halt’s nicht aus.“ Sie kämpfte gegen das Gefühl, ihre Arme um ihn zu schließen und ihre Lippen auf seine legen zu wollen. Vielleicht war die Pubertät für ihr Verhalten verantwortlich. Die Hormone spielten verrückt. „Tut mir leid, ich habe keine anderen als diese. Damit musst du leben.“ Sein Geruch nach Zigaretten und Pfefferminz (er nahm Pfefferminzbonbons, da sie den Zigarettengeruch hasste) schlich sich in ihre Nase und sie empfand es ausnahmsweise als angenehm. Zigaretten rochen scheußlich, aber der Geruch wurde langsam ein Teil von ihm. Von ihm, den sie seit 4 Jahren kannte und dessen schwarze Augen sie liebte. „Weißt du, womit du leben musst?“ fragte er sie und beugte sich über sie. Sein Atem streifte ihr Gesicht. Er war warm, fast schon heiß. „Womit?“ sie senkte ihre Augenlieder etwas. „Dass ich dich von nun an verfolgen werde und dich nicht gehen lasse und dich an mich binde und...“ Sie tat es. Sie ließ es einfach geschehen und küsste ihn. Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen. Seit wann war er so groß? Er riss seine Augen auf und glaubte nicht so recht, was da gerade passierte. Sie riss sich von ihm los und schnappte nach Luft, genauso wie er. „Dann lebe ich halt damit, genauso, wie ich mit deinem Zigarettengeruch lebe.“ Sie realisierte plötzlich, was sie gerade getan hatte und machte einen Schritt nach hinten. Ihre grünen Augen starrten ihn fragend an, als ob er ihr erklären könnte, was sie da gerade gemacht hat. Noch ein Schritt zurück. Er schreckte hoch. Wollte sie abhauen? Noch ein Schritt, und noch einer. „Hey!“ er schrie und sie rannte los. Was war in sie gefahren? Sie hatte gerade den Menschen, den sie am meisten bewunderte und am meisten respektierte einfach geküsst und damit eine Freundschaft zum Schwanken gebracht. Sie hörte, wie er hinter ihr schrie. Die Stimme wurde lauter – verdammt, er holte auf! Sie trappelte noch schneller, um nicht von ihm erwischt zu werden. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und drohte herauszuspringen oder zu platzen. „Ich sagte, ich werde dich nicht gehen lassen!“ schrie er und schnappte nach ihrer Hand, die sie gerade nach hinten schwang. In einem Ruck drehte er sie um (nicht gerade sanft) und sie spürte, wie ihr Gesicht gegen seine Brust gedrückt wurde. Seine Arme legte er auf ihren Rücken und zog sie an sich, damit sie nicht mehr entwischen konnte. Er vergrub sein Gesicht in ihren roten Haaren und der Atem stockte ihr. „Haru.“ Flüsterte er leise aber es kam ihr, wie ein Donner in den Ohren vor. >Wenn er so weiter macht, platzt mein Herz wirklich. < „Haru.“ Wiederholte er. >Jetzt! Jetzt wird es platzen. < Aber das Herz blieb ganz und ihre Arme wanderten nach oben, auf seinen Rücken, der in den letzten Jahren, viel breiter geworden war. „Ich glaube, ich bin auch betrunken.“ Murmelte sie und die Laute wurden von seiner Kleidung und seinem Körper gedämpft. Der Geruch nach Zigaretten und Pfefferminz war so stark, wie nie zuvor. „Du darfst doch noch gar nicht trinken!“ sagte er und sie boxte ihm in den Bauch. >Ruinier nicht die Stimmung! < Er lachte halb verkrampft durch die Schmerzen und nach kurzer Zeit brach sie auch in Lachen aus. Sie fühlte ein Hauch von Glück in diesem Moment. Es sollte nicht lange andauern. In zwei Monaten würde die Regensaison ausbrechen. Eine Regensaison, in der sich Blut mit Regen vermischen würde. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Sie wachte wieder auf. Im Fernsehen lief eine Talkshow, in der irgendeine japanische Popsängerin gerade über ihren neuen Song ausgefragt wurde. Die Sängerin war Haru scheißegal. Sie atmete wieder schwer und krallte ihre Finger in die Decke. >Du musst dich beruhigen! < Die Tür ging auf und ihre Eltern kamen rein. Ungläubig, als ob es Geister, die nur im Gewitter auftauchten, wären, starrte sie die beiden an. „Hallo, Schatz.“ Sagte ihre Mutter freundlich und Haru stellte nun fest, dass es keine Geister waren. Ihr Vater schaute grimmig. Das rothaarige Mädchen erinnerte sich daran, dass er bei solchem Wetter ganz schlechte Laune hatte. „H... Hallo.“ Erwiderte sie die Begrüßung und stand rasch von der Couch auf. Sie hätte auch in ihrem Zimmer fernsehen können, fiel ihr ein, aber aus irgendeinem Grund, wollte sie nicht in diesem Zimmer verweilen. „Hast du geschlafen? Haben wir dich geweckt?“ Ihre Mutter setzte sich auf die Couch und schenkte Haru ein freundliches Lächeln, welches sie fast immer aufhatte. „Nein.“ Erwiderte Haru, die immer noch nicht ganz wach war. Der Schlaf schien sie wieder zurückzerren zu wollen. „Ich wollte gerade auf mein Zimmer gehen.“ „Wir gehen morgen mit der Familie essen.“ Sagte ihr Vater, der mit einem mürrischen Gesicht am Fenster stand und das Wetter beobachtete. „Deine Großeltern werden kommen und dein Onkel Kyosuke mit seiner Familie auch.“ Nicht schon wieder ein Familientreffen. Einmal im Vierteljahr, versammelten sich die Anazawas und hielten ein (ziemlich langweiliges) Fest, in dem sie alle miteinander plauderten und ein paar Spielchen machten (z.B. Golf, was für Haru eins der langweiligsten Spiele überhaupt war). „Ach so. Soll ich wieder ein Kleid anziehen?“ Hätte ihr Vater sich jetzt umgedreht, hätte er ihr wütendes und zugleich hämisches Gesicht gesehen. Aber sein Blick blieb nach vorn gerichtet, nach draußen in die große weite Welt. „Ja. Das wäre mir sehr lieb.“ Sie lächelte gespielt, indem sie ihre Mundwinkel verkrampft nach oben fahren ließ. Ihr Vater schien zu überlegen und aus irgendeinem Grund, fand Haru diese Tatsache beunruhigend. Es lag eine eigenartige Stimmung im Raum, als ob etwas Drohendes auf sie zukam. Aber sie ließ schnell den Gedanken abschütteln und sagte zu sich selbst, dass es albern sei. Und wenn schon etwas Bedrohliches kommen würde, würde sie es sicherlich bekämpfen können. Sie liebte ja Herausforderungen, wie Kinder ein Eis im Sommer liebten. Sie ging auf ihr Zimmer und ließ die Tür laut hinter sich zuknallen. ~*~*~//>*<\\~*~*~ An einem anderen Ort in Tokio, hatte jemand anderes ebenfalls geträumt, aber von etwas, das er ziemlich (aber wirklich ziemlich) ungern geträumt hatte. Wieder tauchten diese roten Haare auf. Wie er diese langsam hasste. Sie schienen ihn beinahe zu verfolgen. Das Mädchen lächelte und hatte wieder dieses hellgrüne Kleid an. Ihre nackten Füße standen mitten auf einer Wiese. Nein... sie standen nicht. Sie schwebten, ein paar Zentimeter über den Boden. Er schien ihr direkt gegenüber zu stehen (oder auch zu schweben), denn als sie ihre Augen aufmachte und geradeaus schaute, traf sie direkt auf seinen Blick. Eine leichte Brise wehte und sowohl ihre Haare als auch das Kleid, wippten langsam und rhythmisch mit dem Wind. Plötzlich schlängelten sich weiße Bänder um sie, wie Schlangen, die sie erdrücken wollten. Erst die Füße, dann der Bauch, bis sei vollkommen von ihnen zugedeckt war und man nur noch ihren Umriss erkennen konnte. Der Himmel wurde dunkel und schwarze Wolken tauchten innerhalb von einer Sekunde auf. Die Bänder lockerten sich und ihre Gestalt tauchte wieder auf. Sie hatte plötzlich ein weißes Kleid an, dessen Rock lang und verziert war. Ein Brautkleid? Auf ihrem Hals waren immer noch ein paar Bänder und plötzlich färbten sich diese rot. Erst waren es nur Punkte, diese wurden aber breiter und verfärbten immer mehr die weißen Bänder. Blut! Es ist Blut! Er geriet in Panik. Das Blut sickerte durch die Bänder hindurch und tropfte auf das weiße Kleid. Jedoch passte die rote Farbe zu irgendeinem Teil von ihr. Ihm fielen plötzlich die Rosen in ihrem Haar auf. Diese waren genauso rot, wie das Blut. In ihren Händen hielt sie einen Blumenstrauß (Brautstrauß), der ebenfalls aus Rosen bestand. Der Himmel wurde immer dunkler, bis man ihre Gesichtszüge nur noch schwach erkennen konnte. Und plötzlich fiel ihm auf, wie schön sie in diesem Augenblick aussah. Es war sicher Einbildung, denn man konnte sowieso nicht viel erkennen. Sicher war es Einbildung. Sicher war es... Ryo fuhr in seinem Bett hoch und fing sofort an, wütend zu werden. „Blöde Schlampe!“ schrie er. „Jetzt werde ich wieder nicht einschlafen können.“ Er bemerkte, dass er verschwitzt war und wurde umso mürrischer. Ein Alptraum! Wenn das Weib in einem Traum auftauchte, konnte es sowieso nur ein Alptraum werden. Vielleicht, war er selbst schuld daran, dass er von ihr geträumt hatte. Er hätte sie nicht ständig herausfordern sollen. Dadurch, dass er sich ständig Pläne zusammenschmiedete, wie er sie besiegen konnte, verbrachte er viel zu viel Zeit damit, indirekt an das rothaarige Biest zu denken. Er legte sich wieder auf den Rücken und ohne es zu merken schlief er sofort ein. Am nächsten Morgen wunderte er sich, wie er das so leicht zu Stande gebracht hatte. ~*~*~//>*<\\~*~*~ >Komme ja pünktlich! < Nodames Worte hallten Haru durch den Kopf und beim Laufen durch die langen Schulkorridore schickte sie immer wieder sehnsüchtige Blicke nach draußen. Durch das Wetter war es jetzt viel dunkler als es hätte sein sollen und diese Atmosphäre erzeugte ein Müdigkeitsgefühl, dass sich hinterhältig ins Gehirn schlich. Sie war auf dem Weg zu den „Mädchen-Stunden“, seufzte und rempelte jemandem aus Versehen an. Ohne sich der gerade geschubsten Person bewusst zu werden lief sie weiter, bis eine Stimme hinter ihr erhallte und gleich daraufhin eine Wut in ihr entzündete. „Bleib stehen, du Mannsweib!“ Sie drehte sich um und erblickte Ryo, der anscheinend auf Ärger aus war. Sie zeigte ihm den Mittelfinger, drehte sich um und lief weiter: >Keine Beachtung schenken. < Ihr Verhalten gefiel Ryo nicht. Ganz und gar nicht! Er lief los, packte sie an der Schulter und drehte sie unsanft um, um ihr dann direkt ins Gesicht zu blicken: „Du schuldest mir noch einen Kampf!“ Er schnaubte regelrecht und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut (Igitt!) Sie wollte erwidern: Den hattest du! Aber dann fiel ihr ein, dass sie beim letzten Mal, als sie krank war, verloren hatte und jetzt als Verlierer galt. Anscheinend hatte dieser Kerl genug Anstand, um einzusehen, dass er eigentlich unfair gewonnen hatte, da sie in einer schlechten Verfassung war. „Oh, du kennst so was wie Anstand.“ Sie grinste ihm ins Gesicht. Den Kampf konnte er gern haben, aber nicht in der Schule. Sie erinnerte sich an das Versprechen, dass sie dem Direktor gegeben hatte und entriss sich aus seinem Griff. „Tut mir Leid, aber nicht hier!“ „Feigling!“ sein Gesichtsausdruck war immer noch wütend und anscheinend würde er sie nicht so leicht gehen lassen, wie sie es gern hätte. „Von mir aus, kannst du nach der Schule am Tor warten und dann kriegst du deinen Kampf!“ Sie drehte sich um und schritt davon. Jedoch erreichte sie nur ein paar Meter Entfernung, als er sie an der Schulter packte, sie noch gröber als zuvor umdrehte und ihr einen direkten Kinnhacken versetzte. Ihr Kopf neigte sich ruckartig zur Seite und sie musste sich etwas stärker auf ein Bein stützen um nicht umzufallen. „Du Riesenarschloch. Das war hinterhältig.“ Ihre Pupillen verengten sich zu kleinen Punkten und sie hatte wieder diesen wilden Blick. Sie haute mit der Handkante auf ihn, und da er dieser auswich, wollte gleich die andere Hand, die jedoch auch daneben ging. Er haute mit der Faust zu und sie beugte sich nach links, um auszuweichen. Gleich darauf, trat sie mit einem Fuß nach vorn und haute ihn auf den Boden. Er wollte sich aufrappeln, aber sie nützte die Situation aus und stürzte sich auf ihn. Langsam sammelten sich andere Schüler um sie. Einige schauten verängstigt andere wiederum eher amüsiert und feuerten die beiden an. Sie schlug ihm gleich zweimal ins Gesicht und er sah Schwarz mit weißen Sternen vor Augen. Noch bevor er wieder vollkommen klar sehen konnte, rammte er ihr ein Knie in den Bauch, und warf sie kopfüber weg von sich. Sie landete weich, indem sie ihre Hände schützend vor sich streckte und auf diese landete. Die Füße taten es diesen gleich. Ryo stand auf. Haru verlagerte schnell ihr Gewicht auf die Beine und drehte sich zu ihm um. Gleich darauf sah sie seine Fußsohle vor ihren Augen und landete wieder auf dem Boden. Er sprang auf sie aber sie trat ihm in den Bauch, so dass er zurückgeschleudert und einige Meter auf dem Boden dahin schliff. „Du Riesen- Riesen- Megariesenarschloch.“ Sie war im Nu wieder hoch und bewegte sich mit schnellen Schritten auf ihn zu, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Noch bevor sie vor ihm stand, erhob er sich ebenfalls und ging leicht in die Knie, die Arme vor sich in der Schutzstellung. „Ich rupf dir alle Haare aus! An allen deinen behaarten Körperstellen!“ schrie Haru. Nodame, die neben Karin stand flüsterte der Schwarzhaarigen zu: „Wir müssen wirklich an ihrer Ausdrucksweise arbeiten.“ Die beiden schauten besorgt, besonders Karin, da sie wusste, was Haru drohte, falls sie in der Schule kämpfen sollte. Und dieses tat sie gerade. Die Rothaarige haute währenddessen zu und er blockte ab, indem er die Arme kreuzte. Mit seiner rechten, holte er aus um ihr ins Gesicht zu schlagen aber als sie ihre Arme schützend hob, um den Schlag abzuwehren, bewegte er den Arm nach unten und schlug ihr in die Bauchgegend. Und die Linke folgte gleich darauf. Ihr blieb kurze Zeit die Luft weg und sie fasste sich an den Bauch. Dem Schlag, den er ihr ins Gesicht versetzten wollte, konnte sie gekonnt ausweichen: >Lahm! < dachte sie, fasste ihn an den Waden und zog seine Beine nach vorne, so dass er wieder stürzte. Jedoch - noch bevor er landete - streckte er seine Beine ganz gerade aus und erwischte somit die ihren und sie fiel mit ihm. Die Beiden keuchten auf vor Schmerz, als sie auf dem Boden aufprallten. Er beugte sich über sie, hielt sie mit einer Hand fest und haute mit der anderen wieder ins Gesicht. Da er seine Beine gespreizt ließ und sie praktisch darauf einlud, ihm dazwischen zu treten machte sie es auch und er wälzte sich zur Seite, schreiend vor Schmerz. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals und er seine um ihren. Gleichzeitig fingen die beiden an zu drücken und hinterließen rote Spuren auf der Haut. Plötzlich donnerte eine Stimme und die beiden Kämpfenden schauten hoch. Um sie rum war eine Menge versammelt. >Die Leute sind mir gar nicht aufgefallen. < dachten beide. Die laute Stimme gehörte dem Direktor und für kurze Zeit bleib Haru die Luft weg (nicht wegen der immer noch auf ihrem Hals ruhenden Hände von Ryo). „Ihr beide hört jetzt sofort auf und kommt in mein Büro!“ Die Beiden ließen lautseufzend los. „Alles nur...“ „...wegen der.“ „...wegen dem.“ Als sie dem Direktor in das Büro folgten, konnte Ryo seine Augen nicht von Harus Hals abwenden. Auf ihrer etwas gebräunten Haut erkannte man rote Spuren und er musste unwillkürlich an den Traum denken, in dem sie aus dem Hals geblutet hatte und das Blut durch die Bandagen gesickert war. Sie erwischte ihn dabei, wie er sie praktisch anstarrte und knurrte ihn wütend an: „Was denn? Nicht zufrieden, dass du mich nicht erwürgen konntest?“ Er ließ seine Augen nach oben wandern und erblickte ihr wütendes Gesicht. Ihr Mundwinkel blutete und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sie musterte ihn etwas genauer: „Hast du die Zunge verschluckt? Hör auf, mich so anzustarren, sonst bekomme ich Alpträume.“ >Und ich erst. < dachte er aber wendete immer noch nicht seinen Blick von ihr ab. Langsam nervte er sie. (So wie eigentlich immer. Inzwischen sollte sie sich daran gewöhnt haben). Sie drückte ihm eine Hand auf die Stirn, so dass er automatisch die Augen schloss und sein Kopf nach hinten kippte. „Glotz nicht, du elender Perverser!“ „Halt’s Maul!“ Endlich sagte er etwas. Zum Glück! Er hatte schon gedacht, etwas stimme nicht mit ihm. ~*~*~//>*<\\~*~*~ „Anazawa Haru und Tsukimori Ryo.“ Murmelte der alte Mann und blätterte in irgendwelchen Dokumenten rum (um wohl wichtig zu erscheinen). Dann blickte er die beiden an und Kreuzte die Finger ineinander. „Sowohl ich mich nicht irre, hatten sie ein Versprechen abgegeben, Fräulein Anazawa.“ Haru seufzte: „Er hat angefangen.“ Er war vielleicht falsch, das ganze auf Ryo schieben zu wollen aber es stimmte: er hatte angefangen. Und sie wollte nicht wegen ihm Ärger kriegen (ihr Vater würde sich so einige Strafen einfallen lassen). Der braunhaarige Kerl, der links von ihr saß, zischte sie an. Sie hätte ja nicht zurückschlagen müssen. „Stimmt das?“ Der Direktor schaute durchdringend auf Ryo. Dieser rollte mit den Augen: „Ja, das stimmt.“ War ja klar, dass er den Ärger abbekam. Der Direktor senkte seinen Kopf etwas und schien nachzudenken. Dann setzte er fort: „Es ist äußerst unverantwortlich mitten auf dem Schulkorridor eine Prügelei anzufangen. Und äußerst unvorbildlich auch. Ich will nicht, dass ein paar Bengel wie ihr, den Ruf der Schule zerstören. Wisst ihr, was für ein Chaos hier herrschen würde, wenn sich jeder hier so benehmen würde, wie es ihm gerade passt? Ich will euch daran erinnern, dass ihr auf die Morika-High geht – eine Elitenschule, die in ganz Japan anerkannt wird. Und Sie, Fräulein Anazawa, Sie wissen besser als ich, mit welchen Folgen sie zu rechnen haben, falls ich das ganze ihrem Vater berichte.“ Ja das wusste sie, aber konnte er endlich aufhören seine Predigt zu halten. Schon klar – die Morika-High ist eine Elitenschule, die jeder Japaner sein Leben lang gerne besucht hätte blah blah. >Komm zum Punkt, alter Opa! < Aber sie sprach es nicht laut aus. Der hatte auch so schon ein paar graue Härchen mehr in den letzten Minuten gekriegt. Der Opa überlegte wieder. „Ihr müsst beide nach dem Unterricht das Schwimmbecken schrubben, eine Woche lang.“ >Okay, einverstanden. < Sie wollte aufstehen und gehen aber der alte Opa setze fort: „Ich habe gehört, ihr beide besucht gar keinen Klub, es ist aber Pflicht einen zu besuchen!“ >Toll! < „Okay, ich trete dem Karateklub bei.“ Sagte Haru und wollte sich damit raus schlängen. „Und ich den Kendoklub.“ Sagte Ryo, der anscheinend dieselben Absichten hatte. Aber der Direktor setzte ein Lächeln auf. Ein Lächeln, dass den Beiden nicht gefiel: „Das muss ich euch leider verbieten. Denn eurem Benehmen nach, solltet ihr lieber einen Klub besuchen, der eure Manieren etwas erziehen wird.“ Die beiden Schüler vor ihm, saßen wie auf Nadeln da und warteten auf das gesprochene Urteil. „Ich schreibe euch in den Teeklub ein.“ Haru war etwas erleichtert. Karin war in dem Klub. Wenigstens etwas Positives. Aber Ryo schrie unzufrieden los: „Der Teeklub? Das ist doch was für Mädchen! Was soll ich mit so einem bekloppten, altmodischen Kimono und kitschigen Tassen?“ „Zähmen sie sich, Herr Tsukimori. Ihre Familie wäre über ihre Worte empört. Es halten sowohl weibliche, als auch männliche Vertreter die Teezeremonie und Ihnen könnten ein paar Stunden ordentlichen Benehmens nicht schaden. Und nun gehen sie aus meinem Büro!“ Ryo wollte wieder etwas erwidern, erhaschte jedoch einen scharfen Blick vom Direktor und sah ein, dass es sinnlos war. Laut schnaubend ging er aus dem Zimmer und ließ die Tür laut zuknallen. Der Direktor schaute Haru an und sprach: „Da sie diesmal anscheinend nicht an der Prügelei schuld waren, sondern Herr Tsukimori der Auslöser für diese war, werde ich ihrem Vater nicht von dem Vorfall Bericht erstatten. Auf Wiedersehen!“ Haru atmete erleichtert auf und ging aus dem Zimmer. Als sie die Tür leise hinter sich schloss, hörte sie Ryo schimpfen, sah ihn aber nicht, da er schon um die Ecke gebogen war. Plötzlich fiel ihr wieder ein, wohin sie vor dem Kampf unterwegs war, als sie Ryo getroffen hatte. Sie rannte schnell los. >Die Beiden werden mich umbringen! < In dem Zimmer angelangt stellte sie jedoch fest, dass Karin und Nodame gar nicht vorhatten sie umzubringen sondern eher besorgt waren: „Was hat er gesagt, der Direktor, mein ich?“ fragte Karin. „Ich muss das Schwimmbecken schrubben und den Teeklub beitreten, sonst nichts.“ Karin strahlte auf. „Juhu, dann hab ich’s gleich um einiges spannender!“ Sie tänzelte im Kreis als Haru fortsetzte: „Ryo muss auch hin.“ Karin blieb abrupt stehen und ihr Lächeln verschwand. Nodame beobachtete das ganze und blickte verwundert: „Huch? Kommt Karin mit Ryo-kun nicht so gut klar?“ „So was ähnliches.“ Sagte die Schwarzhaarige mit einem bedrückten Lächeln und legte eine Hand auf die linke Seite ihrer Brust, wo ihr Herz ganz laut gegen die Rippen hämmerte. „Mach dir keine Sorgen.“ Erwiderte Haru und setzte sich auf einen Stuhl. „Ich werde ihn schon im Zaun halten.“ „Das ist ja das Schlimmste.“ Sagte Karin plötzlich. „Ihr beide werdet euch doch die ganze Zeit anzicken.“ Haru richtete sich auf ihrem Stuhl auf und schaute überrascht. War Karin wegen der ganzen Streitereien sauer? Warum hatte sie nichts gesagt? „Okay.“ Sagte Haru und ließ sich wieder entspannt in den Stuhl sinken. „Dann werde ich ihn ignorieren. Dann lässt er uns schon in Ruhe.“ „Das wird er eben nicht!“ Karins Stimme wurde lauter und sie schrie beinahe schon. „Merkst du nicht, dass er dich nie in Ruhe lässt? Sobald du auch nur in der Nähe bist, gehört seine vollständige Aufmerksamkeit dir! Er KANN dich einfach nicht in Ruhe lassen, weil er besessen von dir ist oder so was.“ Haru starrte Karin aus riesigen Augen an, genauso wie Nodame. „Karin, du verstehst die Lage falsch. Bisher habe ich mich immer provozieren lassen, aber wenn ich ihn ignoriere, und das verspreche ich dir, wird er sowohl mich als auch dich in Ruhe lassen.“ „Nein, du verstehst es falsch. Aber du verstehst gar nichts. Warum glaubst du verfolgt er dich?“ „Weil er mich fertig machen will, warum denn sonst?“ Nun schrie Haru ebenfalls zurück. Zwischen ihr und Karin gab es nicht oft Streit, aber anscheinend brach gerade einer aus. „Warum wohl?“ Karin schnappte nach Luft um weiter zu schreien und den Grund zu nennen. Jedoch biss sie sich auf die Lippe und sagte nur in einem leisen Ton: „Ach vergiss es. Ich habe heute keine Lust auf „Mädchenstunden“.“ Sie schnappte nach ihrer Tasche und dem Regenschirm und rannte aus dem Zimmer. Später konnte man durch das Fenster beobachten, wie sie im Regen lief. Der Streit brach aus wie ein Gewitter, und Haru wusste nicht einmal warum. Sie und Nodame schauten sich verwirrt an. Dann seufzte die Rothaarige: „Okay, lass uns die Nachhilfe für heute abblasen.“ „Moment.“ Nodame hielt Haru auf und blickte sie ernst an. „Wer sagt, dass wir die Stunde abblasen können? Wir hängen auch so schon hinterher!“ „Hinter was denn?“ „Na dem Plan!“ Sie hielt das rosa Buch hoch, was ihr schwer fiel, da das Ding eine Tonne zu wiegen schien. „Lass Karin ihre Wut abbauen und mich meine Sache machen!“ Oh, nein! Wenn Nodame so ernst war, dann war nichts Gutes zu erwarten. Sie würde ihre Sache durchziehen. „Heute arbeiten wir an deiner Sprache.“ Sie lächelte die Rothaarige zuckersüß an und diese dachte, sie müsse hier und jetzt sterben. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Als sie eine Stunde später, mit einem Regenschirm in der Hand aus dem Schulgebäude schritt, durchdrang sie die Kälte, die durch den Regen erzeugt wurde, als ob die feuchte Luft sich zwischen den einzelnen Lücken ihrer Kleidung durch zwang, sich um ihre Haut wickelte und sogar unter diese zu kriechen schien. Unwillkürlich zog sie ihr Jackett enger um sich und schritt los. Als sie so im Regen lief, schien sie wieder in eine Art Trance versetzt zu werden, da sie sich wieder, auch wenn nur trüb, an die Ereignisse einer bestimmten Regensaison erinnerte. Wie von selbst schlugen ihre Füße eine Richtung ein, die nicht zu ihrem Haus führte, sonder zu einem verlassenen Ort. Und ohne es zu merken stand sie an einem Eisengitter und starrte durch ihn hindurch, auf ein Haus, dessen Dach durchbrochen war und dessen Fensterscheiben zerschlagen wurden. Die Zeit verging, und sie wusste nicht wie schnell. Manchmal war es so, als ob sich die Zeit ein paar Spielchen erlaubte. Um einem beim Warten zu quälen, gehen die Sekunden/Minuten/Stunden nur langsam voran. Und wenn man in Eile war, schienen diese nur so dahin zu düsen. Aber jetzt wusste sie nicht, ob die Zeit normal, langsam oder schnell lief. Es war ihr auch egal. Sie starrte auf das Haus und dachte nach. Worüber? Worüber dachte sie bloß nach? Es hatte sicherlich etwas mit der Regensaison vor 3 Jahren zu tun. Ach ja, sie hatte bald Geburtstag. Zu ihrem Geburtstag hatte es meistens geregnet, obwohl es in der Mitte des Sommers lag. 17 würde sie werden und damit lebte sie ein Jahr länger, als Kazuma es getan hatte. Vielleicht würde sie aber noch davor sterben. Sie schloss ihre Augen: >Was mache ich hier überhaupt? < Sie drehte sich um und ging mit langsamen Schritten in Richtung zu Hause. ~*~*~//>*<\\~*~*~ Und der Himmel weinte unaufhörlich. Heulsuse! ____________________________________________________________________ Fertüsch! Danke an papillon-chan und Fayelli, die sich die Zeit nehmen mein Zeug zu korrigieren. Und danke an alle Leser und Kommischreiber *Autos verteil* (alle verteilen immer Kekse, da nütze ich die Macht der Sternchen lieber mehr aus, und verteile was großes, hehe) P.S.: Das Leben ist schon lustig! (Mein neues Sprichwort) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)