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Digimon Alpha Generation

Sieben Jahre nach Tamers
von

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Episode 43: Geister der Vergangenheit

Puh, es hat mal wieder länger gedauert. Weil ein eher langsames Kapitel fiel das schreiben auch schwerer. >.< Tut mir irrsinnig sorry. Aber dazu gesellte sich nebenher das Wichteln und mit dem bin ich noch immer nicht fertig... Aber ich denke die Geschichte wird noch bis Ende des Jahres abgeschlossen ;)
 


 

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Episode 43: Geister der Vergangenheit
 

Unaufhörlich kreiste Culumon um ihre Köpfe, offenbar ganz begeistert Qinglongmon getroffen zu haben. Von der vorhergegangenen Ängstlichkeit schien nichts mehr übrig zu sein – zumindest im Moment – und Kayako wünschte, dass es ihr ähnlich gehen könnte.

Gedankenverloren kauerte sie auf einem der Steine in Qinglongmons Teil der Ebene. Sie kraulte das Fell des Digimons in ihrem Schoß, ohne es wirklich anzusehen. Auch Toshi, der etwas abseits von ihr bei dem Jungen aus Tokyo saß und sich mit ihm unterhielt, beachtete sie kaum.

So viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf.

Noch immer fragte sie sich, was sie dieses Mal hierher getrieben hatte. Sie war ein Tamer, ja, aber sie hatte doch schon das letzte Mal gesehen, dass sie nicht viel ausrichten konnte. Nur war es jetzt noch schlimmer. Dieses Programm – D-Reaper – war mächtig genug, als dass die Ultimates Probleme hatten gegen es anzukommen. Sie war, wie auch diese beiden anderen Jungen, machtlos dagegen. War sie überhaupt ein richtiger Tamer, wo sie nicht einmal mit Chiupumon verschmelzen konnte?

Als sie damals, als das chinesische Mädchen – wie war noch ihr Name? – gegen Ogudomon gekämpft hatte, gesehen hatte, wie dieses zusammen mit ihren Partner zu Minervamon geworden war, hatte sie es nicht glauben können. Sie hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich war. Ein Mensch, der mit einem Digimon verschmolz. Und da auch die beiden Jungen, die dasselbe Digivice wie sie besaßen – das Digivice das damals im Kampf gegen Ogudomon versagt hatte – eine Möglichkeit gefunden hatten, mit ihren Partnern zu fusionieren, zweifelte sie noch mehr.

Doch auf der anderen Seite wollte sie nicht kämpfen. Sie hatte Angst. Angst, dass Chiupumon verletzt wurde. Angst, dass sie sich selbst verletzte. Angst, dass Toshi verletzt wurde.

Toshi. Warum hatte sie ihn schon wieder in Gefahr gebracht? Er war mitgekommen, wie schon vor einem halben Jahr, um sie zu beschützen. Dabei konnte er noch weniger machen als sie. Er hatte nicht einmal einen Partner.

Wieso war sie so unverantwortlich den einzigen Menschen, dem sie wirklich etwas zu bedeuten schien in eine solche Gefahr zu bringen?

Wieso war sie überhaupt hierher gekommen?

Sie sah auf Chiupumon hinunter und das Digimon legte den Kopf zurück, um sie ebenfalls anzusehen. „Ist was?“, fragte es, wie immer mit einem frechen Unterton.

Sie schüttelte nur den Kopf und sah schließlich zu den beiden Jungen hinüber, welche wiederum ihre Blicke auf Qinglongmon gerichtet hatten, dass sich aus der Ferne näherte.

„Qinglongmon“, rief nun der Junge aus Tokyo.

Das Digimon blieb über ihnen schweben. Seid es sie hierher gebracht hatte, war es immer wieder von dannen geflogen. Es hatte ihnen gesagt, es würde nach den anderen Göttern, den anderen Souveränen und den Grenzen dieser Ebene sehen. „Es ist bald soweit“, kündigte es an. „Wir können die Grenzen nicht mehr lange halten.“

„Qinglongmon“, rief der Junge erneut. „Diese Ebene... Du sagtest sie ist so etwas wie das Zentrum dieser Welt? Was wird passieren, wenn Reaper es schaffen würde, sie zu zerstören?“

Das Digimon schwieg für eine Weile. „Das wissen wir nicht... Aber lasst uns hoffen, dass dies nicht passieren wird...“
 

Missmutig sah Yamaki auf den Pappbecher mit Kaffee in seiner Hand. Selbst er, der er allgemein nicht viel davon hielt zu schlafen, so lange es Arbeit gab (und es gab immer Arbeit), merkte, dass er langsam seine Grenze erreicht hatte. Sie hatten vielleicht fünf Stunden geschlafen und nun waren sie wieder hier und konnten kaum etwas anderes tun, als den Daten der Digiwelt dabei zuzusehen, wie sie immer weniger wurden.

Es ärgerte ihn, dass sie nichts tun konnten. Es ärgerte ihn, dass sie nicht wussten, was aus den Kindern geworden war. Aber er im Moment konnten sie nichts weiter tun, als in Ungewissheit ausharren und hoffen, dass etwas passierte. Irgendetwas...

Nach einer Weile trat Reika zu ihm.

Sie hatten Namiko erneut mit zum Government Building genommen, da sie nicht wussten, was in den nächsten Stunden passieren würde und keiner von ihnen zurückbleiben wollte. Selbst Keith, der vom Flug und seiner vermeintlichen Flucht noch immer erschöpft war, war mit zur Zentrale gekommen, nur damit er wie sie auf die Bildschirme starren konnte, die den Zustand der Digiwelt anzeigten.

„Sie schläft“, meinte Reika schließlich, hatte sie zuvor das Kind in dem Notfallbett, das sie in seinem Büro hatten, schlafen gelegt.

Er nickte nur und schaute weiter auf seinen Kaffee, um den Blick zumindest etwas von den Bildschirmen und den Zahlen abzulenken. Schließlich seufzte er.

„Ich wünschte nur, wir könnten etwas tun“, murmelte er schließlich. „Wenn die Kinder sterben...“

Da trat Shibumi hinter sie. „Wir müssen ihnen vertrauen... Außerdem sind sie keine Kinder mehr.“

Doch viel bewirkten seine Worte nicht.

Nach einem kurzen Schweigen schüttelte Yamaki nur energisch den Kopf und setzte sich wieder an seinen Arbeitsplatz, nur um dort auf seinen eigenen Bildschirm zu schauen und sich mit dem Daumen zu den Lippen zu fahren. Er wollte irgendetwas tun. Irgendwas, dass ihm zumindest das Gefühl gab, nicht vollkommen nutzlos zu sein.

Dabei bemerkte er nur aus den Augenwinkeln, wie Keith den Raum verließ.

Seine Frau jedoch sah dem amerikanischen Mann nach. Sie zögerte kurz, sah wie auch Yamaki auf einen der Bildschirme, doch dann folgte sie Keith.
 

„Shuichon!“, rief Jenrya und blieb stehen, während das Mädchen unbeirrt weiterlief. „Shuichon, jetzt warte doch einmal!“

„Shuichon“, flüsterte auch Lopmon, doch das Mädchen, fast rennend, hielt nicht inne.

„Nein!“, erwiderte sie laut.

„Aber Shuichon“, setzte ihr Bruder an. „Es hat keinen Sinn, wenn wir einfach nur weiterlaufen...“

Sie verlangsamte ihren Schritt kurz und drehte sich um. „Dann bleib hier und... Mach was du willst!“ Noch immer wütend ballte sie die Hände zu Fäusten. „Aber ich will die anderen finden, so schnell wie möglich!“ Damit wollte sie schon wieder weiterlaufen, doch Shoji, der direkt hinter ihr war, streckte die Hand aus und hielt sie fest.

„Lass mich los!“, protestierte sie.

Der Junge schüttelte jedoch nur den Kopf. „Dein Bruder hat Recht. Wenn wir die anderen finden wollen, bringt es nichts kopflos durch die Gegend zu rennen...“ Er zögerte. „Wir müssen überlegen, was wir als nächstes machen... Zumal... Zumal wir nicht wissen, wohin die anderen gekommen sind.“

„Wir wissen nicht einmal, ob die anderen noch leben“, fügte Gazimon an seiner Seite hinzu und setzte sich auf seine Hinterbeine auf.

„Wenn Denrei und Dracomon etwas passiert ist, ist es allein seine Schuld“, erwiderte Shuichon.

„Das wissen wir.“ Lopmon seufzte. „Aber trotzdem können wir uns jetzt nicht trennen.“

Für einen Moment herrschte Schweigen.

Sie waren noch immer auf der Ebene, auf der sie gegen die Agenten gekämpft hatten und auf die mittlerweile wieder eine blasse Farbe zurückgekehrt war. Es war bereits seit einiger Zeit dunkel und die ganze Zeit waren sie gelaufen und hatten nach einem Ausweg von dieser Ebene gesucht, bisher offensichtlich jedoch ohne Erfolg. Schließlich jedoch durchriss ein ferner Knall, wie von einer Explosion, die Stille.

„Was war das?“, fragte Terriermon und hob seine langen Ohren, um besser zu lauschen.

„Das klang nicht gut“, flüsterte Jenrya, doch seine Schwester überging das Geräusch völlig.

„Und was ist euer Vorschlag?“ Sie sah die anderen ungehalten an.

Erneutes betretenes Schweigen, denn einen besseren Vorschlag, als einfach weiter nach dem Ausgang der Ebene zu suchen, hatte offenbar keiner.

Da stellten sich auf einmal Gazimons Ohren auf. „Hier ist etwas!“, rief es aus und drehte sich um.

„Was?“, erwiderte Shoji sofort und man merkte, wie Anspannung sich auf den Gesichtern der Jugendlichen breit machte.

„Agenten?“, fragte Jenrya.

„Einer von den anderen?“, erkundigte sich Shuichon.

Doch das Digimon schüttelte den Kopf und schnüffelte. „Es kommt mir so bekannt vor...“, murmelte es und schien eine Weile zu überlegen, ehe es auf einmal zu Shoji sah. „Das Mädchen! Alice.“

„Alice?“ Der Junge zog die Augenbrauen zusammen. Er holte das Digivice aus seiner Tasche. „Wo ist sie?“, fragte er dann.

Gazimon zeigte gezielt in eine Richtung. „Aber sie ist nicht allein.“

Daraufhin nickte Shoji nur und wollte in die Richtung laufen. Doch nun war es Shuichon, die ihn zurückhielt.

„Alice?“, fragte sie.

Auch ihr Bruder hatte die Augenbrauen zusammengezogen. „Alice...“, murmelte er.

Terriermon sah sie an. „Doch nicht etwa...“
 

Die Nacht begann sich in die Länge zu ziehen, während sie einfach dort saßen und warteten. Erneut war Qinglongmon verschwunden und keiner von ihnen wusste wirklich, was sie machen sollten.

Denrei war hin und hergerissen. Er wusste, dass es das sinnvollste und wichtigste war, hier zu bleiben und, sollten die Grenzen der Ebene nachgeben, auch wenn er nicht wusste, was er allein gegen Reaper machen sollte. Doch er wollte auch die anderen suchen. Shuichon. Shoji. War ihnen auch nichts passiert?

Wie sollten sie sich in dieser chaotischen Welt wiederfinden?

Es hätte ihn zumindest beruhigt, wenn er gewusst hätte, was mit ihnen war und ob es ihnen gut ging, aber auch auf die Frage würde es für ihn wohl erst einmal keine Antwort geben. Selbst wenn er sie suchen würde, wo sollte er beginnen?

Mit einem Seufzen sah er zu den anderen beiden hinüber – Toshi und Kayako. Er wurde aus dem Mädchen nicht klug, auch wenn ihm etwas sagte, dass sie ihm selbst nicht unähnlich war. Den Jungen, eigentlich war er wohl schon ein Mann, fand er eigentlich nett, aber auch etwas seltsam mit seinen hellrot gefärbten Haaren und seinem offenbar unvertreibbarem Lächeln.

Seine Finger strichen über Dracomons Schuppen und er löste sein Digivice von seiner Hose. Doch bevor er es Kayako gleichtun konnte, die immer wieder Gedankenverloren auf das kleine Gerät sah, erklang derselbe warnende Piepston, den er nun in den letzten Tagen bereits mehrmals gehört hatte.

Sofort stand er auf und sah sich aufmerksam um, was die anderen beiden ihm gleichtaten. Dracomon knurrte, während Culumon seine Ohren wieder einzog.

Sie hörten einen Knall und im nächsten Moment schien es, als würde die ganze Farbe aus ihrer Umgebung gesaugt. Ein Lichtblitz war in der Entfernung zu sehen und plötzlich wurde das riesige Qinglongmon über sie hinweg geschleudert, von einigen seltsam glänzenden Schuppen umgeben.

Denrei überlegte nicht lange. Er wusste, genau so wie die anderen beiden, was los war. Es war so weit – schon so früh. D-Reaper hatte auch diese Ebene erreicht.

„Dracomon!“, flüsterte er und hob sein Digivice. „Matrix Evolution!“

Das Digivice glühte auf und hüllte sie in sein Licht, ehe im nächsten Moment die bereits schon vertraute Wärme wieder da war.

„Dracomon – Shinka! Slayerdramon!“

Und während Kayako noch zitternd dort stand flog Slayerdramon in die Richtung, aus der Lichtblitz gekommen war.
 

„Alice?“, rief Shoji und rannte zu dem Mädchen hinüber, das neben einem größeren, humanoiden Digimon auf dem Boden lag und sich nur mühsam aufrichtete.

„Was?“ Sie sah zu ihm hinüber, ehe ihr Blick zu den beiden Geschwistern wanderte, die ihm folgten. „Kommt nicht näher“, meinte sie dann.

Tatsächlich blieb der Junge stehen und betrachtete sie und das Digimon. Wie konnte das sein? War sie nicht gestorben? Hatte er sie nicht sterben sehen? Und die Ebene, sie war komplett ausgelöscht worden!

Und doch saß das Mädchen nun vor ihm, offenbar weitestgehend unbeschadet und absolut lebendig.

Was war das für ein Digimon, das bei ihr war?

Er sah auf sein Digivice. Empress Angemon, sagte dieses ihm. „Ein Ultimate...“, murmelte er.

„Ist das...?“, fragte nun Lopmon an seinen grünen Doppelgänger gewandt, der auf Jenryas Kopf saß.

„Ja, das ist sie“, erwiderte Terriermon und sein Partner flüsterte:

„Aber wie kann das sein?“

Einzig Shuichon schaute weniger verwirrt, als neugierig herein und ging schließlich zu Shoji hinüber und sah sowohl das fremde Digimon, als auch das Mädchen, das sie als einzige noch nie gesehen hatte, und lächelte beide an. „Du bist Alice?“, fragte sie und ließ ihr nicht einmal Zeit zum Antworten. „Dieses Digimon“, fuhr sie fort. „Ist es dein Partner?“

„Partner?“, murmelte Alice und stand schließlich auf, während das Engelsdigimon, selbst von weiblicher Statue bereits etwas abseits von ihnen stand.

„Alice“, meinte es mit scharfer Stimme.
 

„Keith?“, fragte Reika vorsichtig und trat auf den Mann zu, der am breiten Fenster stand und hinaus sah.

„Stimmt etwas nicht?“ Auch Megumi war aus einem der Nebenräume gekommen, in dem sie zuvor geschlafen hatte.

„Die Sache mit deinem Vater tut mir leid“, fuhr Reika vorsichtig fort und warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu. Sie selbst konnte langsam kaum mehr der gedrückten Stimmung vertragen, wusste aber selbst nicht, was sie dagegen tun sollte. Letzten Endes fühlte sie sich selbst nicht gerade in Partylaune, zumal sie nicht einmal wusste, was als nächstes passieren würde.

„Es hat nichts mit Dolph zu tun“, erklang eine weitere Stimme hinter ihnen.

Ein Blick verriet Reika, dass auch Shibumi ihnen gefolgt war.

Als sie sich erneut Keith zuwandte hielt dieser ihr ein kleines eingerahmtes Bild entgegen, an dem ein kurzes Kettchen hing – zu klein, als das man es hätte um den Hals hätte hängen können. Sie nahm das Bild entgegen und sah es sich an, während sich nun auch Megumi neugierig neben sie drängte.

„Das ist...“, sagte sie schließlich, denn sie erkannte das Bild. Dolphin hatte dasselbe Bild bei sich gehabt, wenngleich größer und in einem Standrahmen. Sie hatte es damals gesehen, als sie im Operatower damals für eine Lösung für das D-Reaperproblem gesucht hatten.

„Alice“, erwiderte der Mann und meinte damit offensichtlich das kleine Mädchen mit weißblondem Haar, das auf dem Bild zusammen mit ihm selbst und seinem Vater zu sehen war. Auf dem Foto, das offensichtlich bereits etwas älter war, hatte Dolph auf diesem doch noch keine grauen Haare, saß der Informatiker auf einem Sessel, während das Mädchen seine Arme versuchte um ihn zu schlingen, während sein Sohn hinter den beiden Stand.

Reika verstand, zumindest einen Teil.

„Deine Tochter“, stellte Megumi derweil halbfragend fest.

Der Mann nickte.

Als eine Weile Schweigen herrschte und weder Keith, noch Shibumi Anstalten machten fortzufahren, harkte Reika nach. „Was ist mit ihr passiert?“

Noch immer dauerte es etwas, bis es schließlich Shibumi war, der die Frage beantwortete. „Sie ist gestorben.“

Beide Frauen wussten nicht, was sie sagen sollten, auch wenn Reika so etwas geahnt – befürchtet – hatte. Sie dachte an Namiko. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie es wäre die Kleine zu verlieren, wie es für andere Eltern wäre ihr Kind zu verlieren. „Das tut mir leid“, brachte sie schließlich hervor, auch wenn es ihr selbst als unangebracht und bei weitem nicht ausreichend erschien.

Wieder – Schweigen.

„Sie ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen“, erklärte Keith schließlich. „Sie war damals zwölf, beinahe dreizehn. Irgendein Raser hat nicht rechtzeitig bremsen können. Ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen.“ Daraufhin schwieg er wieder einige Momente. „Es ist beinahe neun Jahre her. Sie wäre jetzt bereits einundzwanzig.“ Während er sprach, wandte er seinen Blick kein einziges Mal vom Fenster ab. „Meine Frau und ich haben uns nicht viel später scheiden lassen.“

Langsam meinte Reika zu verstehen, worauf er hinaus wollte, denn auch sie erinnerte sich, was vor sieben Jahren geschehen war, als die Kinder gegen D-Reaper gekämpft hatten. Nun, gesehen hatte sie das Mädchen damals nicht, doch sie hatte die Geschichte der Kinder gehört.

„Dad hat mir die Geschichte erzählt“, fuhr der Vierunddreißigjährige schließlich fort. „Und seitdem frage ich mich, ob sie dort noch irgendwo ist... Und wie das möglich sein kann.“

Es war Megumi, die nach kurzem Zögern an den Mann heran trat und ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Was ist das Geheimnis von jener Welt?“, fragte Keith nach einigen Momenten offenbar viel mehr an sich selbst, als irgendeinen der anderen gewandt. „Früher habe ich es doch nur für ein Spiel gehalten.“

„Aber uns ging es nicht anders“, erwiderte Shibumi und trat ebenfalls ans Fenster. „Es war damals ein schöner Traum.“
 

„Es tut mir leid“, flüsterte das Mädchen an Shoji gewandt. „Ich kann nicht mit euch sprechen.“ Sie wandte sich ab und wollte zu dem Digimon hinüber gehen.

„Warte!“, rief Shuichon aus, doch Shoji reagierte schneller.

Mit ein paar Schritten hatte er sie eingeholt und griff nach ihrem Handgelenk. „Alice!“

Sie sah ihn ausdruckslos an.

„Alice, warte einen Augenblick“, bat der Junge derweil.

„Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen“, erwiderte sie und sah zu dem Engeldigimon hinüber, das Angewomon nicht unähnlich war, jedoch auch einen Stab ähnlich dem vom Angemon hatte.

„Eine Aufgabe?“, fragte Gazimon.

„Alice“, meinte das Ultimate mit einem ungeduldigen Unterton.

Doch bevor das Mädchen oder das Digimon etwas weiteres sagen konnten, war es Shuichon, die ihr Wort an sie richtete. „Bitte!“, rief sie aus. „Wir sind hier, um diese Welt zu beschützen. Deswegen sind wir hergekommen. Ist es nicht das, was ihr auch wollt?“ Sie sah zu Empress Angemon hinüber. „Das ist doch die Aufgabe, die ihr habt, oder?“ Dabei war sie sich ihrer Sache gar nicht einmal so sicher. „Wir haben unsere Freunde verloren, als wir gegen D-Reaper gekämpft haben. Bitte, wir müssen den Ausweg von dieser Ebene finden. Wir müssen sie suchen.“

„Shuichon“, flüsterte Lopmon in ihren Armen, während es nun an dem Engeldigimon war sie anzusehen.

Schließlich richtete es sein Wort an sie. „Es gibt einen Weg – vielleicht“, sagte es. „Aber wenn ihr uns aufhaltet, bleibt ihr zurück.“

Shuichons Gesicht hellte sich auf. „Ihr helft uns sie zu finden?“, rief sie aus.

Doch anstatt zu Antworten wandte sich das Digimon nur ab und Alice tat es ihm gleich.

Während sich Shuichon und Shoji bemühten, den beiden so schnell wie möglich zu folgen, blieb Jenrya noch einen Moment stehen.

„Jian!“, protestierte Terriermon, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen, doch der Junge sah den anderen noch für einige Momente nach.

„Was ist sie?“, flüsterte er leise, machte sich dann jedoch in großen Schritten daran den anderen zu folgen.
 

Derweil blieb Dolphin und Daisy nichts anderes übrig als still auf die Bildschirme zu starren. Sie waren weiterhin in Gefangenschaft – oder wie man es offiziell genannt hatte „in Gewahrsam“, auch wenn der Präsident im Moment wohl zufrieden zu sein schien, denn er konnte, wie auch die Offiziere des Militärs und sie selbst sehen, dass die Menge der Daten der digitalen Welt von Sekunde zu Sekunde weniger wurde. Es war vielleicht nicht ganz das Ergebnis, was er erwartet hatte. Es ging nicht so schnell, wie gewünscht. Aber es reichte aus.

Die vermeidliche Gefahr der digitalen Wesen, der Monster, wurde gebannt. Von Sekunde zu Sekunde verringerte sie sich.

Das einzige was ihn und viele seiner folgsamen Amerikaner beunruhigte, waren die Phänomene, die rund um den Data Stream in Washington auftraten. Die Fragen danach, worum es sich dabei handelte, und wie ein Stück aus dem Himmel herausbrechen konnte – denn genau so sah es aus – wurden in den Medien laut.

Sie ließ man jedoch nicht dorthin, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dafür vertraute man ihnen offenbar nicht genug.

So blieb ihnen im Moment nichts anderes übrig, als weiter auf die schwindenden Zahlen zu sehen.

„If we only could do something“, murmelte Daisy. „Anything.“

Doch sie wusste genau so gut wie Rob, dass sie kaum eine andere Wahl hatten, als zu warten. Vor allem sie, denn man hatte ihr gesagt, dass ihre Familie genau so gut in vermeintliche Gewahrsam genommen werden konnte – oder schlimmeres. Und bei der Panik, die sich verbreitet hatte, traute sie den Staaten aktuell viel zu.

Jedoch gab es auch die andere Seite. Da waren die Kinder und ihre Partner und die Welt, die sie einst selbst erschaffen hatten. Wie viel war all dies wert? Konnten sie überhaupt noch etwas tun? Oder sollten sie all ihr vertrauen in Shibumi, Tao und die anderen legen?

„We cannot do anything“, erwiderte Dolphin an sie gewandt.

„Maybe we can't“, antwortete Daisy nach kurzem schweigen. „But maybe we can help the others.“

„Bist du sicher, dass du das riskieren willst?“, fragte der Mann nach einer Weile auf japanisch. „Es ist deine Familie?“

„Aber diese Welt war unser Traum“, gab die Frau zur Antwort. „Und sie ist jetzt der Traum dieser Kinder.“
 

Sie hatten sich erneut hier versammelt – mitten in der Wüste. Hier hatten sie vor einigen Monaten – so lange kam es ihnen nicht einmal vor – zusammen mit den beiden Jungen aus Japan gegen Lucemon gekämpft. Sie hatten es besiegt. Und jetzt all das.

„Maybe we could try to step into that... Whatever it is“, schlug der jüngste von ihnen – Peter – vor.

„That could kill you!“, erwiderte sein Kindermädchen entsetzt.

„Yeah, but I mean, what else could we do?“, fragte die rothaarige Jugendliche, deren Pico Devimon auf ihrer Schulter saß.

„We cannot simply do nothing, can we?“ Auch der etwas dicklichere Junge zwischen ihnen sah sie an. „I mean... Who else could do anything?“

„Whatever you do“, meinte das kleine blaue Fellknäul in den Armen des kleinen Jungens. „I will follow you.“

Der Junge nickte, das Digivice in der einen Hand, mit der er gleichzeitig auch seinen Partner festhielt.
 


 

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Anmerkungen:

*Empress Angemon: Ein Digimon das ich erfunden habe. Ihr findet unter den Illus zur Fanfic ein Bild von ihm ;)
 


 

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Soweit zu diesem Kapitel ;)

Die Geschichte von Alice als solche habe ich mir einfach einmal ausgedacht - interpretationsfreiheit - weil es ansonsten zu ihr keine Informationen gibt, außer eben, dass sie Keith' Tochter ist, und da sogar Konaka eine Geschichte dieser Art nicht ausschließen will... War ich so frei. Wir müssen schließlich das Mythery in der Genreangabe rechtfertigen ;)

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Merkur
2012-07-02T18:28:37+00:00 02.07.2012 20:28
Sehr interessant. Ich hab mich ja, seit ich Tamers gesehen hatte, schon immer gefragt, wie Alice' Geschichte wohl aussehen mag. Umso mehr freue ich mich darüber, dass du das Thema aufgreifst und so diese Frage auf deine Weise beantwortest. Ich bin schon sehr gespannt, was es mit ihr und EmpressAngemon wohl auf sich hat. Bei EmpressAngemon finde ich das Design auch wieder wirklich cool ^^
Zudem bin ich wirklich gespannt, wie die Tamer die Digiwelt jetzt noch retten wollen, wo D-Reaper bereits die Ebene der Souveränen erreicht hat. Ich nehme mal an, dass Maestosamon noch einmal vorkommen wird, da ja noch nicht wirklich geklärt ist, was es damit auf sich hat und ob es etwas damit zu tun hat. Ich bin jedenfalls gespannt.
Und ich hoffe darauf, dass Zhuqiaomon irgendwann noch vorkommen wird ^^
Von:  DINO2011
2012-05-26T02:20:56+00:00 26.05.2012 04:20
Hm, wieder ein schönes Kapitel, auch wenn ich die Aktion ein wenig vermisse xD
Das mit Kayako ist halt so ne sache, ich an Denreis stelle hätte ihr ja ne Ohrfeige gegeben und ihr zugeschrieen das sie sich zusammenreißen soll ehe ich davongeflogen wäre. Okay, hätte ich nicht, aber man hätte es tun sollen >.<
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich sie von all deinen Charakteren am allerwenigsten mag? Aber ich denke das muss ich nicht näher ausführen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine große Anhängerschar hat :X
Du hast sie zumindest eindeutig nicht dazu geschrieben gemocht zu werden xD
Naja, ich hoffe mal das Daisy und Dolph den Tamern noch etwas unter die Arme greifen können und ich freue mich schon auf das Finale.

Von:  Selma
2010-10-09T11:43:24+00:00 09.10.2010 13:43
Gewisse Freiheiten im Bezug auf Alice sind bestimmt nicht falsch. Soviel hat man ja in der Serie auch nicht wirklich erfahren, als das man da sich nicht Raum für Eigeninterpretationen herausnehmen dürfte.
Am Anfang dachte ich ja noch es bliebe etwas 'ruhiger', aber du hast es ja mal wieder geschafft, diesen Gedanken sehr schnell und angenehm in Wohlgefallen aufgehen zu lassen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wies Weitergeht... Dummer Präsi.

MfG
Selma
Von:  Arcane_Carbuncle
2010-10-06T12:46:45+00:00 06.10.2010 14:46
Hui, ähm, ich bin grad etwas sprachlos...
Also, an diesem Kapitel gibt es weder sprachlich noch handlungsmäßig etwas auszusetzten, zumindest hab ich alles verstanden und es haben mich auch keine Fehler angeschrien.
Öh, ja, weiter so^^
Von:  Taroru
2010-10-04T13:35:53+00:00 04.10.2010 15:35
o.O
ich weiß gar nicht was ich sagen soll XD *lach*

>.< verdammt noch mal du treibst das ganze wirklich noch auf die spitze, ich will sofot wissen wie es weiter geht... wie das nun mit alice zusammenhängt usw.
und vorallem wie das alles wieder 'grade' biegen sollen o.O
gott... ich platze ja fast vor neugierde XD lass dir also nicht wieder so viel zeit mit dem nächsten kappi ;p
ich für mein teil bin jedenfalls echt begeistert, auch wenn mich das hin und her gespringe der szenen manchmal schon durch einander bringt ^^° aber so hat es etwas von der tv serie XD da springen die ja auch gerne mal von der einen gruppe zur anderen XD so bekommt man wenigstens alles mit ^^b
Von:  Heruvim
2010-10-04T12:45:20+00:00 04.10.2010 14:45
Uuuuh, endlich ist das neue Kapitel da, what a wonder <3

Mir gefaellt die Hintergrundgeschchte soweit, wobei du mit ihrem Auftritt schon ziemlich gegeizt hast, muss ich sagen o,o
EA hatte auch wenig screentime.
Schoen, dass der Geschwisterkonflikt durch Alice kurz unterbrochen wurde... mal schauen, wie du ihn loest ^^

LG, Heru-chan
Von:  fahnm
2010-10-03T23:07:41+00:00 04.10.2010 01:07
Das Kapi ist Hammer gut.^^
Freue mich schon aufs nächste.^^


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