Digimon Alpha Generation von Alaiya (Sieben Jahre nach Tamers) ================================================================================ Episode 35: Digital Hazard -------------------------- So, endlich geht es einmal weiter :3 Sorry, dass ich zwischendurch so lange brauche... ^^" ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Episode 35: Digital Hazard Unruhig sah Jenrya aus dem Fenster, wo über dem nun friedlichen Tokyo die Sonne Stück für Stück höher stieg und ihr orangerotes Licht langsam über der Stadt verteilte. Dann fuhr er weiter wie zuvor und lief angespannt den Flur rauf und runter. „Moumantai“, murmelte Terriermon, das müde auf einem der Plastiksessel an der Wand saß, vor sich hin. „Moumantai. Alles wird gut, Jian. Mach dir keine Sorgen. Moumantai…“ „Wie soll ich mir keine Sorgen machen?“, fuhr der Junge es an. „Meine Schwester…“ Doch da unterbrach er sich bereits wieder und sah schuldbewusst aus dem Fenster. Genau so hatte er reagiert, als Shuichon das erste Mal in die Digiwelt gekommen war. Damals wäre Terriermon deswegen beinahe besiegt – vielleicht sogar getötet worden. Und doch war es dieses Mal was anderes, weil er nicht einmal in ihrer Nähe war. Er wusste nicht, ob sie noch lebte, wie es ihr ging und was sie machte. Waren sie durch den Stream wirklich in die Digiwelt gekommen? Waren sie in der Digiwelt angegriffen worden? Oder waren sie vielleicht alle tot? Er ballte seine Hand zu einer zitternden Faust. „Shuichon…“, murmelte er. „Idiot.“ Dann wandte er sich mit einem Mal um und ging den Gang hinab in Richtung der Türen, die zu den Hypnosräumen führten. „Jian, warte!“, rief Terriermon aus und landete auf seiner Schulter. „Was hast du vor?“ Während es das fragte öffnete sich die breite Tür und sie traten in die Forschungsräume ein. „Ich muss irgendetwas tun können…“ Jenrya wandte sich zu den Computern, die in Reihen am Rand der Halle standen. „Wie weit seid ihr?“, fragte er dann seinen Vater, der müde und mit einem Plastikbecher voll Kaffee vor einem der Rechner saß. Janyuu sah seinen Sohn an, schüttelte dann aber den Kopf. „Wir kommen auch jetzt nicht weiter“, erwiderte er. Sie hatten bereits seit dem Sommer versucht mehr über den Stream oder was auch immer die Lichtsäule vor dem Governmentbuilding war, herauszufinden, doch alle Analyseprogramme brachten nicht mehr Ergebnisse, als die Erkenntnis, dass die Säule 2538 Meter hoch war und eine starke Ionisierung aufwies. Genau so, wie die sechs anderen Lichtsäulen auch. Wenn es in den Säulen einen Zugang zur Digiwelt gab, so konnte selbst das modifizierte Yuggoth dies nicht feststellen. Vielleicht waren die anderen einfach gestorben, als sie in den vermeidlichen Stream gesprungen waren. Vielleicht lagen sie tot am Boden mitten in diesem seltsamen Licht. Vielleicht hatten sie sich auch einfach irgendwie aufgelöst… Vielleicht… Unbewusst verkrampfte sich Jenryas Hand um sein Digivice, ehe er einen Moment später auf das unscheinbare Gerät schaute. Vielleicht… „Kann ich einen der Rechner nutzen?“, fragte er auf einmal noch hektischer als vorher. „Was“, setzte sein Vater an, doch da tippte Shibumi auf die Schulter des Jungen und zeigte auf einen freien Rechner, drei Plätze von dem Janyuus entfernt. Jenrya nickte. „Danke.“ Einen Moment später machte er sich bereits an die Arbeit. In der Digiwelt kam der Morgen genau so schnell, wie die Nacht und plötzlich war wieder alles hell. Doch auch das vertrieb das seltsame Gefühl nicht, das sich in der Nähe der Schlucht in den drei Tamern und den Digimon breit machte. So kam es, dass sie nun bereits ein ganzes Stück von der Stelle entfernt waren, wo sie einst – so lange war es noch gar nicht her – gegen Ogudomon gekämpft hatten. „Ich bin müde“, gähnte Shuichon und sah zum vermeidlichen Himmel der Ebene hinauf, wo sie die große Datenkugel sahen, als die ihre Welt hier erschien. „Ich kann bald keinen Schritt mehr laufen.“ „Ich auch nicht“, murmelte Coronamon und ließ sich einfach auf den Boden fallen, so dass Culumon, das einen Moment vorher noch selig auf seinem Kopf geschlafen hatte, aufwachte und sich mit einem verschlafenen „Culu“ umsah. „Vielleicht sollten wir eine Pause machen“, meinte Shoji schließlich und sah sich ebenfalls um. „Wenn wir dort raufklettern, sollte es etwas sicherer sein“, meinte er dann und zeigte auf einen der in dieser weiten Wüste herumstehenden Felsen, der nicht ganz so hoch, dafür aber sehr breit zu sein schien. Niemand widersprach. Zwar griffen die wenigsten Digimon gezielt Menschen an und es war ohnehin kein einziges Wildes weit und breit zu sehen, aber manchmal geschahen seltsame Dinge in dieser Welt. Trotzdem war während der Kletterpartie von nicht ganz acht Metern einiges Gejammer, vor allem von Lopmon und Coronamon zu hören, wobei letzteres nicht einmal gekämpft hatte. Nur Denrei sagte nichts, wie er auch schon seit mindest einer Stunde nichts mehr gesagt hatte. Als sie schließlich auf dem Felsen saßen, wurde nicht mehr fiel geredet. Sie alle hatten wenig oder gar nicht geschlafen, so dass sie nicht einmal darüber nachdachten, dass es vielleicht besser gewesen wäre, hätte jemand Wache gehalten. Stattdessen legten sie sich einer neben den anderen in der Mitte der runden Ebene hin und fielen beinahe augenblicklich in einen unruhigen Schlaf. Nun, nicht alle. Denrei legte sich nicht hin, obwohl er in der vergangenen Nacht gar nicht geschlafen hatte und selbst noch immer erschöpft von dem vergangenen Kampf war. Er blieb sitzen, ganz am Rand des Felsen, und sah gedankenverloren auf die physische Ebene der Digiwelt hinab. Für einen Moment beobachtete Shoji ihn noch, wandte aber schließlich den Blick doch ab und beruhigte seine Sorge damit, dass der andere Junge vielleicht einfach etwas Ruhe brauchte. Er hatte viel durchgemacht, in den vergangenen Stunden, und musste vielleicht einfach etwas nachdenken. Und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, wurde er schon selbst vom Schlaf übermannt. In der Ferne zog ein Datastream über die Ebene, jedoch zu weit entfernt, als dass er für sie eine Gefahr darstellte oder sie ihn hätten erreichen können. Wohin er wohl führte? Weiter in die Digiwelt hinein. Zu irgendeiner anderen Ebene. Mit leerem Blick zog Denrei die Beine an den Körper heran und legte das Kinn auf die Knie, während er weiter in die recht trostlose Landschaft starrte. Außer ihnen waren hier – wahrscheinlich – keine Menschen. Sie waren zu dritt in einer ganzen Welt, verschwindend klein mit ihrer Umgebung verglichen. Babydmon schlief an die Seite seines Partners gelehnt, wie auch die anderen. Alle schliefen, alle waren sie müde – auch Denrei. Aber er wollte nicht schlafen. Er war sich sicher, dass er würde ohnehin keine Ruhe finden können. Nach allem was in den letzten Stunden – waren es wirklich nur Stunden gewesen? – passiert war. Vergeblich versuchte er ein paar weitere Tränen zurück zu halten. Er war einfach zu schwach. Er hatte versagt. Er hatte als Tamer versagt. Doch einen Moment später machte sich ein ironisches Lächeln auf seinem Gesicht breit. Nein, er war gar kein Tamer. Er war nie einer gewesen. Ebenso wie Kayako und Shoji keine Tamer waren. Sie waren nur Schachfiguren gewesen, einfache Bauern, die von den Demon Lords benutzt worden waren. Und er hatte sich wirklich für etwas Besonderes gehalten! Trotzdem tat es ihm Leid, dass Dracomon hatte drunter leiden müssen. Es war doch immer noch sein Freund und Partner, selbst wenn er kein Tamer war. Er hätte es beschützen müssen, doch stattdessen hatte er es gegen seinen Willen kämpfen lassen. Beinahe wären sie beide gestorben. Wäre das vielleicht besser geworden? Aber nun waren sie hier. Zumindest waren sie in der Digiwelt. Weitab von seinem Vater, seiner Schule, seinem eigentlichen, ehemaligen Leben. Niemals würde er dorthin zurückgehen, das war der Moment, den er in jenem Augenblick traf. Selbst wenn es feige war. Selbst wenn es hieß, wegzulaufen. Er würde hier bleiben. In der Digiwelt. Am besten allein. „Denrei?“, fragte Babydmon leise, als er sich erhob und begann den Felsen wieder herunter zu klettern. „Denrei?“ Doch er ignorierte es. Es wäre besser, wenn er allein ging. Er war kein guter Partner. Noch immer starrte Dolphin auf den Computerbildschirm. Es wäre einfach. Er müsste das Programm nur löschen, einfach auf Delete drücken, nein, am besten die ganze Festplatte formatieren. Doch er wusste selbst, dass Daten nicht so schnell unwiderruflich verschwanden und er wusste auch, was das für Daisys Mann und ihre Kinder bedeuten würde. Amerika war schon lange kein freies Land mehr. Und vor allem gerade stand das Recht auf Freiheit auf Messers Schneide. Das Land befand sich ungewollt im Ausnahmezustand, selbst wenn die meisten Bürger davon wohl nichts merkten, seit die Digimon sich verstreut hatten. Es war bereits der zweite Tag, den er damit verbrachte, dass Feld mit dem fertigen Programm anzustarren. Irgendwann würden sie kommen, kommen und fragen, wie weit das Programm war. Irgendwann gäbe es keinen Aufschub mehr, keinen Ausweg. Nein, einen Ausweg gab es bereits jetzt nicht mehr. Fast hoffte er, dass das Programm fehlerhaft war, dass es nicht funktionierte. Aber er wusste, dass diese Hoffnung reiner Selbstbetrug war. Es war vorbei. Was vor 24 Jahren begonnen hatte, war nun vorbei. Auch wenn es ihm leid tat um die Kinder. Was würde überhaupt mit all den Digimon passieren, die in dieser Welt waren? Würden sie auch einfach verschwinden? Konnte eine ganze Welt wirklich einfach so gelöscht werden? „Dolphin“, hörte er Daisys Stimme neben ihn und wollte etwas erwidern. Da klopfte es an der Tür und einen Moment später trat ein Offizier ein. Die Zeit war um. Es war eine Stimme, die Shoji nach nicht einmal einer Stunde aus dem Schlaf hochschrecken ließ, zumindest dachte er das. Doch als er sich nun umsah, konnte er niemand sehen, der seine Stimme an ihn gerichtet haben könnte. Shuichon, Lopmon, Gazimon, Coronamon, Lunamon und auch Culumon schliefen. Und Denrei und Babydmon… „Sie sind weg!“, stellte er verschlafen fest und war im nächsten Moment auf einmal hellwach. Er griff nach Shuichons Schulter. „Wach auf!“, sagte er. „Shuichon.“ Gähnend und sich streckend sah sie ihn auf. „Wie spät ist es denn?“, murmelte sie, erkannte einen Moment später aber, dass es nicht ihr Bruder war, der sie da aufweckte. „Shoji, was ist los?“ Der Junge seufzte. „Denrei ist wieder weg?“ „Denrei…“ Sie schien einen Moment zu brauchen, um zu begreifen, was er ihr sagen wollte. Als sie sich dann aber auf dem Felsen umsah und den anderen Jungen nicht entdeckte, verkrampfte sie sich. „Dieser Idiot!“, zischte sie scheinbar ernsthaft sauer. „Zumindest scheint er Babydmon mitgenommen zu haben“, meinte Shoji. „Als ob ihm das etwas helfen würde, wenn er angegriffen wird.“ Damit sprang sie auf die Beine und lief zum Rand des kleinen Plateaus, um sich umzuschauen. Dann jedoch schüttelte sie den Kopf. „Dieser Idiot…“, murmelte sie erneut. „Dieser dumme Idiot!“ Sie sah zu Shoji und seufzte. „Ich fürchte, wir müssen ihn suchen.“ Der Junge nickte. „Ja“, stimmte er zu. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, fügte er dann noch hinzu und sah zum Himmel der Ebene. Ein seltsames Gefühl hatte sich in ihm breit gemacht, so als würde eine Gefahr drohen. „Wir sollten uns besser beeilen. Der kann sich auf was gefasst machen…“ „Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn wir ihn gefunden haben.“ Shuichon hob Lopmon einfach auf und weckte auch Culumon. „Komm.“ Er nickte. „Gazimon! Coronamon! Lunamon!“ Sie mussten auf jeden Fall vermeiden in dieser Welt getrennt zu werden. Vor allem jetzt, sagte ihm eine Stimme in seinem Kopf, auch wenn er nicht sicher war, was das zu bedeuten hatte. Er wusste nur, dass mit dieser Welt im Moment etwas einfach nicht stimmte und dass sie, würden sie zu lange herumtrödeln, in Gefahr schweben würden. Wenn sie das nicht bereits taten… Es widerstrebte Dolphin die Taste zu drücken, doch erneut merkte er, dass er keine Wahl hatte. Hier standen sie. Daisy, er, einige Offiziere, der neue Präsident von Amerika, in einem größeren Computerraum der Militärbasis und alle machten ein feierliches Gesicht. Alle, bis auf ihn und Daisy. „Dolph“, meinte sie auf Japanisch zu ihm. „Wir dürfen das nicht tun.“ „Als ob wir eine Wahl hätten“, erwiderte er nur kalt und angespannt und bückte sich, um den Enter-Button zu drücken und das Programm zu starten. Das neue D-Reaper. Das Ende der digitalen Welt. „Sie sind in der Digiwelt!“, rief Jenrya aus und zog die Aufmerksamkeit des ganzen Raumes dadurch auf sich. Eigentlich hatte er dasselbe Programm verwendet, wie Yamaki und die anderen bereits geschrieben hatten, während die Demon Lords die reale Welt angegriffen hatten. Das Programm, mit dem sie seine Schwester und die Jungen bereits damals gefunden hatten. Jedoch hatte er dieses Mal nicht nach den Digimon oder Anomalien auf der physischen Ebene, sondern gezielt nach Shuichons Digivice gesucht. Dann führte die Säule vor dem Gebäude also wirklich in die Digiwelt? Doch das war erst einmal nicht wichtig. Viel wichtiger war, wie sie die anderen möglichst schnell wieder in die reale Welt schaffen konnten. Sie waren in Gefahr, wenn die amerikanische Regierung wirklich versuchte die Digiwelt zu vernichten. „Shuichon“, murmelte er angespannt. „Wir müssen sie zurückholen.“ „Wenn wir ihnen eine Arche schicken, müssen sie aber an einem Punkt bleiben“, meinte Shibumi, der bereits seit einer Weile hinter ihm gesessen hatte und nun die sich beständig verändernden Koordinaten des Digivices beobachtete. „Ich weiß“, erwiderte Jenrya. Natürlich wusste er das und er wusste auch, dass sie so leicht keine Verbindung mit den drein und ihren Digimon aufnehmen konnten. Es sei denn, er ging selbst. Aber im Notfall würde er das tun. „Shuichon…“ Nun öffnete Terriermon, das neben der Tastatur scheinbar geschlafen hatte, ein Auge und sah den Jungen an. „Du machst dir zu viele Sorgen“, meinte es. „Deine Schwester kommt schon allein klar. Das ist nun einmal ihr Abenteuer. Moumantai.“ Doch beruhigen tat es den Jungen nicht im Geringsten. Einen Moment später ließ ihn ein Geräusch aus dem halb offenen anliegenden Saal, in dem die Bildschirme und Geräte zur genauen Beobachtung der äußeren Ebenen der digitalen Welt standen, aufschrecken. Ein Alarmgeräusch, wie er sofort erkannte, als auch sein Digivice auf einmal einen hohen Piepston von sich gab. „Das klingt nicht gut“, murmelte Shibumi. Und als Jenrya auf sein Digivice sah, erkannte er das rote Warnzeichen: Digital Hazard. „Denrei! Denrei!“ Auf seinem Schwanz hopsend folgte Babydmon seinem Partner nun seit mindestens zwanzig Minuten. „Denrei, jetzt warte doch.“ Die Stimme des kleinen Digimon war leidend, doch der Junge drehte sich nicht um und beschleunigte seinen Schritt sogar noch. „Denrei!“, jammerte das seepferdähnliche Wesen nun wieder. „Denrei…“ Damit blieb es am Boden sitzen und sah seinem Partner traurig hinterher. „Warum lässt du mich denn allein. Wir sind doch Partner…“ Für einen Moment blieb Denrei stehen, doch dann schüttelte er den Kopf. „Ich kann nicht länger dein Partner sein“, murmelte er und sah auf den Boden. „Es ist alles meine Schuld.“ Nun schwieg das Digimon und sah ihn an. „Deine Schuld? Was ist deine Schuld?“ „Alles“, erwiderte der Junge und ging weiter. Erneut zögerte Babydmon kurz, folgte ihm dann aber weiter. „Ich will aber bei dir bleiben“, meinte es. „Lass mich allein!“, schrie Denrei es daraufhin an, schaute jedoch dann schuldbewusst in eine andere Richtung. „Ich bin kein guter Partner, Draco… Babydmon. Ich habe dich zum Kämpfen gezwungen. Ich hätte beinahe die anderen verletzt… Ich hab dir weggetan.“ Er nahm das Digivice aus seiner Jackentasche und starrte es wütend an. „Ich bin ja nicht einmal ein richtiger Tamer.“ „Natürlich bist du ein Tamer!“, widersprach Babydmon, als der Junge Anstalten machte das Digivice wegzuwerfen. „Du bist mein Freund! Du lässt mich digitieren! Natürlich bist du ein Tamer… Du bist mein Tamer!“ Für einen Moment sah er es an. „Lilithmon hat uns nur benutzt…“ „Na und? Das ändert aber doch nichts daran, dass wir Freunde sind, oder? Und Shuichon und Lopmon und Shoji und Gazimon… Das sind doch auch alles unsere Freunde!“ „Aber sie verstehen nicht…“ „Wie sollen sie denn etwas verstehen, wenn du nicht mit ihnen redest?“, meinte das kleine Digimon und legte den Kopf schief. Erneut zögerte Denrei. Für das normal so kindliche Dracomon eine sehr erwachsene und überlegte Erkenntnis. Jetzt war sogar sein Partner erwachsener, als er selbst… Es hatte vielleicht sogar Recht, aber… Weiter kam er nicht, als das Digivice in seiner Hand einen Warnton von sich gab, ähnlich wie damals, als Ogudomon aufgetaucht war. Aber wieso? Waren etwa immer noch Teile der Demon Lords in dieser Welt? Er sah sich um. Mit einem Mal wurde der bisher wie in der realen Welt bläulich wirkende Himmer rot, so als hätte jemand ein dünnes rotes Tuch über die Welt gelegt. „Was…“, setzte er an, doch dann brachte ihn ein Gefühl dazu sich umzudrehen. Eine dunkle Säule breitete sich kreisförmig aus und mit ihr verschwand die Digiwelt. Stück für Stück löste sich die Ebene einfach auf. „Das…“, murmelte Denrei. „Das kann nicht sein…“ Dann verstand er jedoch, dass er sterben würde, würde er mit der Säule in Berührung kommen und mit einem Mal lief er los, hob Babydmon vom Boden auf und rannte fort, auch wenn er bereits ahnte, dass dies keinen Sinn machen würde. „Denrei!“, hörte er dann eine Stimme schreien und ehe er realisieren konnte, woher die Stimme kam, packte eine gewaltige Klaue ihn und sein Digimon und er wurde in die Luft gehoben. Nach dem ersten Moment des Schreckens wurde ihm klar, dass die Klaue zu Wendimon gehörte, dass mit Hilfe der weißen Flügel über die Digiwelt hinweg flog, während Sangloupmon nicht weit von ihnen entfernt mit dunklen Flügeln folgte. „Was…“, murmelte er wieder völlig außer Atem. „Wie…“ „Du bist so ein Idiot!“, hörte er Shuichon aus der anderen Faust des riesigen Digimon zu ihm herüberschreien. „Was…“, wiederholte er noch immer verwirrt. „Kannst du nicht endlich aufhören wegzulaufen?!“, schrie das Mädchen weiter, wurde aber ignoriert. Noch immer starrte Denrei auf die sich weiter ausdehnende schwarze Fläche, die wie eine Säule, nein, mittlerweile eher wie eine Wand, bis in die Unendlichkeit nach oben aufstieg. Noch immer piepste sein Digivice und noch immer war der Himmel rot. Würde die Digiwelt etwa ganz zerstört werden? Dann hatte es auch keinen Sinn zu fliehen, erkannte er. Früher oder später würden sie gelöscht, wie auch die anderen Daten hier. „Alles in Ordnung?“, hörte er dann Shoji rufen, der auf Sangloupmons Rücken saß. Schließlich schaffte Denrei es zu nicken. „Ja“, murmelte er, ehe er lauter herüberrief: „Es geht.“ „Was ist das?“, fragte nun Coronamon von Wendimons linker Schulter herab und sah auf die Säule. „Man könnte ja meinen…“ Dabei klang es nicht so frech wie sonst. „Man könnte meinen, dass die Digiwelt untergeht.“ Weiter starrten sie auf das ewige schwarze Nichts, dass sich weiter ausbreitete und von dem sie nun davonrasten. Sie wussten alle, dass es wahrscheinlich nicht nur so aussah, sondern wirklich so war wie das Childdigimon meinte. Die Digiwelt ging unter – wurde Stück für Stück zerstört. „Wir müssen hier irgendwie weg…“, murmelte Shuichon und sah immer wieder nervös über die noch vor ihnen liegende Ebene hinweg. Es gab keinen Weg der auf eine andere Ebene geführt hätte, jedenfalls war aktuell keiner zu erkennen. Weit und breit gab es kein Anzeichen von einem Datastream, vielleicht waren diese auch durch das schwarze Was-auch-immer-es-war ausgeschalten worden. Irgendwann wäre vielleicht die ganze physische Ebene der Digiwelt zerstört. Und dann? Doch während sich das schwarze Nichts weiter ausbreitete und die beiden Digimon so schnell, wie es ihnen nur eben möglich war, vor ihm flohen und dabei die anderen Digimon und die drei Jugendlichen trugen, geschah noch etwas anderes. Ein helles Licht, ja, ein Lichtstrahl zuckte über den Himmel und traf Mitten in das Zentrum der Zerstörung. Fast wie ein Stern blieb dort mitten in der tiefen Schwärze ein Lichtfunken schweben, ehe er sich wie in einer Explosion auf einmal ausbreitete, schneller noch als die Zerstörung fortschritt. Das Licht holte die Grenze des Nichts ein und dann mit einem Mal geschah nichts mehr. Es schien beinahe, als hätte man die Zeit angehalten. Noch immer war die Schwärze da und noch immer traf das seltsame Licht ihren Rand, während der Himmel weiterhin rot war und es auch schien, als würde man die reale Welt durch ein rotes Tuch ansehen. „Was…“, brachte Denrei hervor, doch dann war auch dieser Moment vorbei. Wie in Zeitraffer verschwand das Nichts und Stück für Stück auch das Licht. Beide zogen sich zu den Punkten zurück, von denen sie ausgegangen waren, und zumindest Teile der zuvor gelöschten Ebene kamen wieder, als würde man sich die vorhergegangene Zerstörung auf einem Video im Rückwärtslauf ansehen. Und dann mit einem Mal, als beide Mächte zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren, blieb etwas wie ein Tropfen im Himmel hängen, der sich langsam verdunkelte. Ein seltsamer Tropfen, denn er fiel nicht nach unten sondern schwebte, wie eine große dunkle Götterspeise über der halbzerstörten physischen Ebene. „Es ist noch nicht vorbei“, flüsterte Shuichon auf einmal, während sie den wabernden Tropfen anstarrten. Sie sollte Recht behalten. Nach einigen Minuten – oder waren es doch nur Sekunden? – zersprang die seltsame Masse auf einmal in viele kleine Tropfen, erneut wie in einer Explosion. Und genau so fegte auf einmal eine Schockwelle über sie hinweg. Zu stark als dass die beiden Adults ihr hätten widerstehen können. Die Flügel lösten sich auf und mit einem Mal wurden sie zurückgeschleudert. Es war unmöglich zu behalten wo oben und unten war und dann war mit einem Mal alles schwarz… ERROR, blinkten die roten Buchstaben auf dem Bildschirm des Computers und auch auf der Projektion an der Wand. ERROR Und für einen Moment schien es vollkommen ruhig im Saal und sowohl die Offiziere, als auch der Präsident starrten auf das eine blinkende Wort. ERROR „What is the meaning of this?“, brachte letzterer endlich hervor und starrte Dolphin wütend an. „I don’t know, it must be an error in the programm“, erwiderte der Forscher vielleicht etwas zu erleichtert, denn der Blick von Dean Maille wurde noch wütender als zuvor. „I see that it is an error“, fauchte er. „Correct it.“ Dolphin zuckte mit den Schultern. „That may take its time.“ „We don’t have time!“ Doch Daisy sah ihn nur mit einem sehr kalten Blick an. „Why don’t we have time – after twenty-four years.“ Und auch wenn sie es nicht sagte, war ihr genau wie Robert ein Stein vom Herzen gefallen, die Buchstaben auf dem Bildschirm aufleuchteten. ERROR, stand es auch auf dem Bildschirm von Jenrya geschrieben, wenngleich die Buchstaben bei ihm weder rot waren, noch blinkten. Sie standen nur da, in einem einzelnen kleinen Fenster, dass man mit einem Klick auf den Button ‚OK’ schließen konnte. Und es wurde erst entdeckt, nachdem der Digital Hazard genau so plötzlich geendet hatte, wie er zuvor begann. Und das nur nach drei Minuten und zweiundfünfzig Sekunden. Die Digiwelt war nicht zerstört, wenngleich sie an Daten verloren hatte. Was auch immer die Digiwelt angegriffen hatte, war aufgehalten worden. Wie und warum wussten sie nicht. Das einzige, was sie bisher ahnen konnten war, dass die Amerikaner mit dem Angriff zu tun hatten, doch was sich genau in diesen beinahe vier Minuten abgespielt hatte – wer wusste das schon? Außer vielleicht Dolphin, Daisy und die drei Jugendlichen in der Digiwelt. Seufzend und mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis im Bauch setzte sich Jenrya wieder an den PC, an dem er zuvor die Koordinaten von Shuichons Digivice ermittelt hatte, doch anstatt weiterhin die Koordinaten anzuzeigen, brachte es nur die eine Meldung. ERROR Nervös klickte er auf den ‚OK’ Button und startete das Programm erneut, doch als dieses weitere zwei Minuten, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, suchte und berechnete, erhielt er wieder dieselbe Meldung wie zuvor. ERROR Gebannt sah er auf das eine Wort. „Shuichon…“, murmelte er dann schließlich. „Verdammt… Was ist denn nur passiert?“ ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ So, dass war es erst einmal zu dem Kapitel, dass mal wieder ganz anders geworden ist als geplant, aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen. Ja, ich weiß, dass ich gemein und böse bin und ich schon wieder auf einem Gottverdammten Cliffhanger sitzen lasse, aber hey: Das ist meine Spezialität und darauf bin ich stolz ;) Was passiert ist, verrate ich natürlich nicht... xD Rätselt einfach mal. Viel Spaß! Übrigens gibt es von Denrei und Shoji neue Charakterbilder und auch ein neues Cover :3 Wie findet ihr's? (Als FA wartet das Cover noch auf Freischaltung) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)