Digimon Alpha Generation von Alaiya (Sieben Jahre nach Tamers) ================================================================================ Episode 17: Beelzebumon vs. Beelzebumon --------------------------------------- Episode 17: Beelzebumon vs. Beelzebumon Denrei schluckte, als er das Gefährt auf der Spitze der Stadtzentrale sah, das sie von hier wegbringen sollte. Er und die anderen Tamer, inklusive Shoji, den Shuichon am frühen Morgen bereits angerufen hatte, standen um eine seltsame mit spiegelnden Platten belegte Plattform herum, über der wiederum ein Flugzeug – eigentlich erinnerte es mehr an eine fliegende Untertasse – schwebte. Noch immer schien Jenrya nicht sonderlich begeistert darüber, dass seine Schwester, wie auch Shoji und Denrei mitkamen. In der Frühe, also um kurz vor fünf, war der Junge vom Streit der Geschwister geweckt worden. Allein der Weg zur Stadtzentrale hatte sich als durchaus abenteuerlich gestaltet, waren sie von zwei Wilden auf dem Perfektlevel angegriffen worden. Doch irgendwie waren sie hergekommen, sogar unbehelligter von den Digimon, als Denrei es sich gedacht hatte. Der Junge, den sie erst am Vortag kennen gelernt hatten, stand mit seinem roten Reptiliendigimon vor dem Fluggefährt und sah es mit nostalgischem Blick an. „Das ist nicht Grani“, meinte Guilmon nun und legte den Kopf auf die Seite. „Nein, ist es nicht“, bestätigte Takato. Denrei seufzte leise und sah auf die Stadt hinunter, die noch immer fast so dunkel wie in der Nacht war. Eigentlich sogar noch dunkler, denn mittlerweile hatte man die Straßenbeleuchtung abgestellt. Dafür waren weiterhin Lichtsäulen zu sehen, die die Straßen mit dem Himmel verbanden. Zitternd rieb er sich die nackten Arme. Vielleicht hätte er doch auf den Vorschlag von Shuichon eingehen und eine Jacke anziehen sollen. Immerhin wehte hier oben ein starker Wind und die Luftfeuchtigkeit hob die Temperatur auch nicht an. Das chinesische Mädchen griff nach seinem Handgelenk. „Komm.“ Nun ging auch Denrei – von dem Mädchen gezogen – auf die Arche, so nannten sie zumindest das merkwürdige Gefährt, dessen Form der der alten Digivices glich, zu. Er zweifelte dabei daran, dass alle sieben Tamer mit den noch einmal so vielen Digimon hinein passten. Außerdem fragte er sich, wo die beiden Chaoten Hirokazu und Kenta geblieben waren. Freiwillig ließen sie sich das hier doch nicht nehmen – oder? Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür, die vom Treppenhaus aufs Dach führte und zwei Gestalten kamen hindurch gerannt. Jedoch handelte es sich dabei nicht um die beiden Jungen, sondern um zwei Kinder von vielleicht zehn oder elf Jahren. Beide hatten braune Haare, doch während die des Jungen kurz geschnitten waren, waren die des Mädchens schulterlang. Trotzdem konnte man ihnen ansehen, dass es sich um Bruder und Schwester bei ihnen handelte und beide schienen ziemlich außer Atem zu sein. „Impmon“, keuchte nun das Mädchen. „Ihr müsst ihm helfen!“ „Was ist denn los?“, fragte Ryou und sah zu den Kindern hinüber. Der Junge, um dessen Hals ein Digivice an einem Band hing, schüttelte den Kopf. „Es ist verschwunden!“ „Was heißt ‚verschwunden’?“, erkundigte sich Renamon, das neben Ruki bei der Arche stand. „Es war heute morgen weg!“, rief das Mädchen aus. Da seufzte das gelbe Fuchsdigimon und zuckte mit den Schultern, woraufhin Ruki es fragend ansah. „Was denkst du, Renamon?“ „Zu den Demon Lords gehört Beelzebumon“, antwortete die Füchsin. „Du meinst doch nicht…“, erklang Takatos Stimme aus der Arche heraus, ehe er einen Moment später den Kopf durch die Membran am Eingang des Gefährts steckte, die an die Oberfläche einer Seifenblase erinnerte. „Nein, aber ich denke, dass es das als persönliche Beleidigung auffasst.“ Renamon schüttelte leicht den Kopf. „Die Frage ist nur, ob es auch findet, wen es sucht…“ „Aber“, setzte das Mädchen nun wieder an, als auf einmal die Tür zum Dach erneut aufgerissen wurde und die beiden Jungen, über dessen Verbleiben Denrei sich zuvor schon gewundert hatte, standen, ebenfalls außer Atem und von ihren Digimonpartnern gefolgt auf der Dachfläche. „Was macht ihr hier?“, fragte Jenrya etwas entgeistert, worauf ihm ein doppelten Grinsen entgegenfunkelte. „Glaubt ihr, ihr könnt uns einfach so abhängen?“, meinte der bebrillte Junge, was sein Penmon mit einem aufgeregten „Pipapo! Popa!“ unterstützte, ehe die Blicke der Jungen auf die beiden Kinder wanderten. „Kommen die auch mit?“ Beelzebumon verdrehte gleich alle drei Augen, als Coronamon bereits das sechste Mal fast von seiner Schulter fiel und sich irgendwie am Kragen des Ultimates festhielt, dem im Gegensatz zu seiner normalen Form zwei schwarze Flügel aus dem Rücken ragten. „Man, flieg nicht so schnell!“, schimpfte nun das orange Child. „Es hat dich niemand gebeten, mitzukommen!“, antwortete Beelzebumon. Daraufhin schrie auch Lunamon, das auf der linken Schulter des Digimons saß, gegen den Wind an. „Hört endlich auf zu streiten!“ Mittlerweile flogen sie sicher schon zwei Stunden in einer unglaublichen Geschwindigkeit über die Landschaft hinweg. Das Meer, das Japan vom Ozean trennte, hatten sie schon lange hinter sich gelassen und so hoch, wie sie flogen, froren die beiden Childs ziemlich. Trotzdem jammerte nur Coronamon, obwohl es sich zuvor hatte einfach nicht ausreden lassen wollen, mit Impmon mitzukommen. Eine Entscheidung, die es mittlerweile schon lange bereute, aber das hätte es niemals zugegeben. Warum Beelzebumon sie aber überhaupt mitgenommen hatte, war Lunamon fraglich. Immerhin würden sie die beiden Dummen sein, die am Rande des Schlachtfeldes standen und bei einer Attacke den Kopf einzogen. „Was hast du überhaupt vor, Beelzebumon?“, fragte es schließlich, weil es sich dabei noch immer nicht ganz sicher war. Das schwarze Digimon sah auf seinen Blasterarm und zog eine wütende Grimasse. „Es gibt da jemanden, mit dem ich ein Hühnchen zu rupfen habe! Es kann nicht zwei geben, die denselben Namen tragen!“ So wirklich wohl fühlte sich Denrei nicht, als er zwischen acht weiteren Jugendlichen und neun Digimon in dem kleinen Raum, denn das Innere der Arche war zwar größer, als es von Außen aussah, aber eigentlich nur groß genug, dass vielleicht die Digimon hinein gepasst hätten, aber nicht auch noch die Tamer. Außerdem hatte er nicht wirklich verstanden, was sie jetzt vorhatten. Der erste Teil war ihm in etwa klar: Man wollte sie in die Digiwelt schicken und von da aus irgendwie wieder in die reale Welt und zwar immer zu anderen Orten. Wie das genau ablaufen würde und ob sie zwischendurch in die Digiwelt zurückkamen oder was auch immer… Er wusste es nicht. So viel Ahnung von Computern hatte er auch wieder nicht und es interessierte ihn eigentlich auch nicht. Nur im Moment war ihm trotzdem unbehaglich zu Mute. „Die Umwandlung beginnt jetzt“, erklang die Stimme von Lee Janyuu durch die installierte Sprechanlage der Arche, als Shuichon ihm mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Seite versetzte. Er zuckte zusammen. „Autsch!“ Damit sah er sie beleidigt an. „Mach nicht so ein Gesicht“, entgegnete sie grinsend. „Wenn ich dich so ansehe, glaube ich schon fast, dass die Welt untergehen wird. So schlimm kann es aber wohl nicht sein, oder?“ Leise grummelte er etwas vor sich hin. „Wer weiß“, murmelte er dann. „Hast du etwa Angst?“, kicherte eine Stimme hinter ihm, die wohl Hirokazu gehörte, während von draußen ein merkwürdiges Rauschen erklang und langsam anschwoll. Nun sah auch Dracomon zu seinem Partner auf. „Was passiert hier, Denrei?“ Daraufhin setzte sich Lopmon auf dem Kopf des Drachendigimons, auch wenn es keinen großen Unterschied machte, war hier doch kaum noch Luft, wo es sonst hätte hingehen können. Die Ohren auf die Schnauze des Drachen ablegend meinte es: „Es ist alles in Ordnung“, was von Terriermon mit einem „Moumantai“ unterstützt wurde. „Natürlich habe ich keine Angst“, brüstete sich Denrei, der sich mal wieder dümmer als alle anderen fühlte, da selbst Shoji die Ruhe selbst zu sein schien, auch wenn er bis jetzt kaum etwas gesagt hatte. Als bei diesem Gedanken der Blick des siebzehnjährigen zu dem Jüngeren wanderte, zog dieser eine Augenbrauche hoch. „Was ist?“, fragte er. „Nichts“, brummelte Denrei. Einen Moment später sah er das Flackern zu seinen Füßen, beziehungsweise das Flackern seiner Füße, die auf einmal aussahen wir das Bild eines Fernsehers mit schlechtem Empfang, so dass er sich ein erschrockenes Aufkeuchen nicht unterdrücken konnte. „Keine Angst, Junge“, meinte Ruki zu ihm und sah ihn scheinbar gelangweilt an, während das Flackern langsam an ihnen empor wanderte. „Das ist normal so.“ „Ich habe keine Angst!“, wiederholte Denrei. „Na dann“, meinte Shuichon grinsend, ehe das Flackern ihre ganzen Körper, wie auch die der Digimon und ihre Umgebung, ausmachte. Im nächsten Augenblick meinte Denrei ein lautes Geräusch zu hören und dann setzte auch schon das Gefühl ein, sich mit rasender Geschwindigkeit fortzubewegen. Mammon trabte rücksichtslos durch die Stadt, immer in Richtung des Lalbag-Fort, nicht weit vom Buriganga entfernt. Für Rashmika war die Stadt völlig unbekannt, sodass sie eigentlich auch nicht viel mehr machen konnte, als auf die Intuition ihres Digimonpartners zu vertrauen, der einfach immer weiter vor anlief, durch die engen Straßen hindurch. Immer wieder waren sie von Digimon angegriffen worden, je näher sie der Stadt gekommen waren – und sie liefen schon eine ganze Weile. Die Vierzehnjährige war sich nicht einmal sicher, ob sie dort überhaupt etwas ausrichten konnte. Da flog auf einmal ein für sie unbekanntes Digimon aus der Luft auf sie zu, dessen Körperbau zumindest annähernd humanoid war und nun mit seiner großen schwarzen Kralle ausholte um nach dem dunkelhäutigen Mädchen, dessen Haar von einem Turban verborgen war, zu schlagen, als eine Lichtkugel auf den Angreifer zuschoss und ihn zurückwarf. Rashmika sah sich um und erkannte auf einem der näheren Dächer einen Jungen mit schwarzen, strubbeligen Haar, der grüßend die Hand hob. „Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte er sie und sie brachte kaum mehr als ein Nicken zustande. „Gotsumon“, rief es dem kleinen Digimon in der Luft zu, das Rashmika als eine Mamemon-Unterart erkannte. Allerdings war sie sich nicht sicher, welches Mamemon das genau war, doch zumindest wusste, sie, dass es ein oder zwei Level über Gotsumon war. Kannte der Junge den die Namen der Digimon nicht? Doch das konnte warten. Erst einmal sollten sie sich vielleicht um ihren Gegner kümmern, der sich in der Luft wieder gefangen hatte. Jetzt fiel ihr auch der Name des Digimons ein: Es war ein Devidramon! Und sie meinte sich zu erinnern, dass es von seiner Grundform nur einmal digitiert war, also war es Schwächer als Mammon. „Greif es an!“, rief sie ihrem Partner daher zu und dessen Stoßzähne leuchteten blau auf. „Tusk Strickes!“ Damit schossen zwei Energieblitze auf das Devidramon zu und vernichteten es, sodass Mammon nun die restlichen Daten absorbieren konnte. „Weißt du, was hier los ist?“, schrie Rashmika nun zu dem Jungen hinüber, der – so meinte sie zumindest – sogar etwas jünger und kleiner war als sie. Er schüttelte nur den Kopf. „Nein. Seit der Himmel dunkel geworden ist, ist das schon so.“ Nun sah sie zum Himmel, wo nicht weit von ihr entfernt, über dem einstigen Palast Lalbag-Fort ein seltsames Zeichen am Himmel zu leuchten schien. Die seltsamen Lichtstrahlen, die Himmel und Erde miteinander zu verbinden schienen, gab es um dieses Zeichen herum viel öfter, als woanders. Ein Schrei erklang von der Straße aus, als ein Mann von einer Seitenstraße fast in Mammons Bein hineinfuhr. Die Bremsen des halbzerfallenen Autos, dessen Fenster teilweise mit Sperrholz geschlossen worden waren, qualmten. „Tut mir leid!“, entschuldigte sie sich, während der Mann aus seinem Fahrzeug stieg, das er in der schmalen Gasse ohnehin nicht wenden konnte. Fassungslos starrte er nur das Mädchen auf dem Monster an, dann sah er zwischen Mammon und seinem Auto hin und her, ehe er wortlos und bloß schreiend floh. „Was willst du tun?“, fragte sie der Junge. „Ich will da hin!“, antwortete sie und zeigte auf das Zeichen am Himmel. „Dürfen wir mitkommen?“ Der Junge folgte ihrem Fingerzeig mit dem Blick. Zur Antwort zuckte sie mit den Schultern und grinste ihn an. „Wenn du dich auf einem Elefanten halten kannst!“ Auch er grinste nun, ehe er einen Moment später auf dem mit Blech belegtem Dach zurückging, Anlauf nahm und auf den Rücken des riesigen Digimons sprang. „Sicher!“ Der Hauptcomputer in der momentan mit Forschern des Wild Bunch gefüllten Hypnoszentrale gab eindringliche Piepssignale von sich, während man neben dem Punkt, der die Arche mit den Kindern darstellte, auf dem großen Überwachungsbildschirm der Operator ein Warnzeichen zu blinken begann. „Was ist da los?“, fragte Janyuu, der von seinen Kollegen eigentlich nur TAO gerufen wurde, aufgebracht. Shibumi scrollte eine Liste mit Programmanweisungen der neuen Arche hinunter. „Ich kann es nicht sagen“, antwortete er. „Es liegt auf keinen Fall an der Arche, etwas anderes stimmt nicht.“ „Etwas anderes?“ Der Vater von Jenrya und Shuichon bemühte sich wirklich ruhig zu bleiben, doch was gerade vor sich ging, war absolut nicht geplant. Die Kinder, beziehungsweise die Arche, schien zwischen der physischen Ebene und der realen Welt festzustecken. Sie folgte nicht ihrem Kurs. Curly, die an einem anderen Computer saß, stand auf. „Ich fürchte, es liegt am Kurs. Die Berechnungen sind nicht komplett.“ Alle sahen sie an und wussten auch, was das bedeutete. Ja, sie ahnten sogar schon, woran es lag, denn auch wenn ihre Computer mittlerweile besser waren als 2001, so hatten sie wahrscheinlich wieder dasselbe Problem. Der Arbeitsspeicher hatte nicht ausgereicht und deshalb gab es den Fehler. Genau aus dem Grund hatten sie, als sie im November vor sieben Jahren die Kinder aus der Digiwelt zurückholten, über das Internet einige PCs in ganz Japan angezapft. Damals hatten fast Zweimillionen Computer den nötigen RAM-Speicher geliefert, aber in der Hypnoszentrale waren es dieses Mal vielleicht dreihundert Rechner, selbst wenn diese weitaus mehr leisten konnten, als ein durchschnittlicher Haushalts-PC. „Wir brauchen mehr Speicherplatz“, meinte Dolphin schließlich. „Und was ist mit den Kindern?“, fragte Janyuu. „Denen passiert nichts“, antwortete Daisy, deren Haar mittlerweile grau war, beruhigend und legte ihrem ehemaligen Studienkollegen die Hand auf die Schulter. „Wir verlieren nur Zeit“, murmelte Yamaki, dessen Hand einmal wieder mit seinem Zippo spielte. Wenn es vorher schon eng gewesen war und Denrei sich schon ziemlich eingequetscht gefühlt hatte, so war es nun noch schlimmer. Es hatte einen Ruck gegeben und dann war die Arche stehen geblieben, während sie ihre Insassen durch den plötzlichen Stopp umgeworfen hatte und diese teilweise über- und untereinander lagen. „Was ist denn hier los?“, fragte Ruki, die sich dank Renamon als erste aus dem Menschen-Digimon-Knäul befreit hatte. „Warum stehen wir?“ Takato, der unter Guilmon mehr oder weniger begraben worden war, schaffte es zumindest, seine Hand zu befreien, in der er den Communicator hielt, den er bereits bei seinem erst kürzlich vergangenen Besuch in der Digiwelt bei sich gehabt hatte. Er antwortete dem Mädchen nicht, sondern schaltete das Gerät an. „Moumantai“, meinte Lopmon, das beim Stopp hochgesprungen war und so nun auf dem Kopf des Mädchens saß. Dieses richtete sich auf. „Autsch. Man, sei still.“ Der kleine Raum war erfüllt von schmerzhaften Stöhnen, während sich die Gruppe wieder sortierte und jeder langsam wieder ausrecht saß. „Man, Dracomon“, meinte Denrei, als sein Partner sich weigerte, aufzustehen, obwohl er mit dem Bauch auf den Beinen des Jungen lag. Da landete auch Terriermon noch auf den Beinen des Tamers und echote das „Moumantai“ von Lopmon. Schließlich schaffte Denrei es doch, seine Beine zu befreien und versuchte, seinen Partner hochzuziehen. „Man, Dracomon“, wiederholte er. „Jetzt steh schon auf.“ Doch immer noch blieb das Digimon liegen. „Schau doch“, meinte es und zeigte mit seiner Kralle auf den Boden. Erst verstand der Junge nicht, doch dann verstand er, was sein Partner meinte. Der Boden war durchsichtig, so dass Denrei unter sich eine Art in der Luft schwebendes Gitternetz erkennen konnte und noch viel weiter darunter irgendwo etwas Gelbes, vielleicht Sand. Langsam wurde ihm etwas klar. Das da war die Digiwelt. Ja, sie waren schließlich durch einen Teil der Digiwelt geflogen mit der Arche und jetzt steckten sie hier sozusagen fest? „Die Digiwelt…“, flüsterte er, während hinter ihm Penmon mit einem „Pipa“ seinem Partner die heruntergefallene und nun etwas verbogene Brille reichte. „Man, was ist nur wieder los?“, grummelte Hirokazu vor sich hin und lehnte sich ausversehen gegen Hagurumon, das daraufhin ein metallenes Seufzen von sich gab, sodass sich der Junge schnell wieder aufrichtete. „Yamaki schreibt, dass es ein Problem mit der berechneten Route gibt“, antwortete Takato, woraufhin Ryou anfing breit zu grinsen. „Mal wieder.“ Alle sahen ihn an, wohl wissend, dass er eigentlich Recht hatte, denn das letzte Mal, als sie die Arche als Transportmittel verwendet hatten, war etwas Ähnliches geschehen. Guilmon sah auf den kleinen Bildschirm, der ihren aktuellen Standpunkt anzeigte, und legte den Kopf leicht schief. „Grani…“, flüsterte es mit trauriger Stimme und lehnte seine Schnauze an das Kontrollpult. „Kannst du uns nicht wieder helfen?“ Auch der Blick seines Partners ruhte auf dem für sie nicht nutzbarem Pult, aus dem das letzte Mal zwei Kabel sich mit dem Communicators Yamakis verbunden hatten, weil die Arche ihnen hatte sagen wollen, dass sie ihr Bestes gab. „Wir haben doch keine Zeit“, flüsterte er. „Wir können nicht so lange in der Digiwelt bleiben.“ Beelzebumon, das sich noch immer im Blaster Modus befand, sah auf seinen fast identischen Gegner hinab, der auf der Mauer des roten Palastes stand und ihn auf eine ziemlich abfällige Art angrinste. Aus allen drei Augen des Demon Lords sprach Verachtung, obwohl er sich eigentlich nur um normalen Modus befand. Schließlich, als sich der Feind nicht rührte, hob das japanische Digimon seinen Kanonenarm und wollte ein Pentagramm in die Luft malen, um damit seinen Gegner zu befeuern. Doch gerade in dem Moment, als er den Arm bewegte, stieß der Demon Lord sich vom Dach des Gebäudes ab, sprang auf sein geflügeltes Ebenbild zu und griff es mit beiden Klauen an, um ihn zu Boden zu bringen, denn der größte Vorteil des digitierten Impmons war, dass es fliegen konnte. Der Plan ging auf, auch wenn das sich im Blaster Modus befindende Digimon mit seinem Arm schützte, um größeren Schaden zu vermeiden. Doch da hatte der Demon Lord schon eine seiner beiden Pistolen in der Hand und hielt es gegen die Stirn seines Gegners. „Bye!“, grinste es und drückte ab. Beelzebumon spürte wie die Kugel seinen Kopfschuss traf und zum Teil zerschmetterte. Splitter trafen sein drittes Auge und im nächsten Moment wurde das Digimon als Ganzes zu Boden geschleudert, wo es von einer ganzen Salve Kugeln getroffen wurde. „Impmon!“, hörte es von irgendwo die beiden Zwillingsdigimon, die es auf verquere Weise an seine beiden Tamer erinnerten, schreien. Wieso hatte es die beiden Childs überhaupt mitgenommen? Schließlich hörte es auch, wie der Demon Lord, der seinen Namen trug, auf dem Boden landete und ein Klicken verriet ihm, dass es seine Pistolen gehoben hatte. „Schwächling!“, lachte es höhnisch. „Denkst du, nur weil du einen anderen Modus hast, kannst du es mit einem Demon Lord aufnehmen?“ Beelzebumon antwortete nicht. „Was?“, stichelte sein Feind weiter. „Du bist nicht tot und nicht ohnmächtig. Jetzt stell dich nicht so. Oder bist du dir zu schade mit einem echten Digimon zu reden? Nein! Ich weiß es! Haha! Du bist zu feige! Das macht doch die Digimon mit einem menschlichen Partner aus, nicht? Feigling!“ Es begann, wie verrückt zu lachen und ein weiterer Schuss erklang, der eindeutig für Beelzebumon bestimmt war. Aber dieses raffte sich auf und stieß sich vom Boden ab, sodass es etwa drei Meter in der Luft schwebte und die Kugel es verfehlte. „Du“, knurrte es. „Du… Arschloch!“ Damit hob es erneut den Kanonenarm. „Du hast doch keine Ahnung, was es heißt, einen Partner zu haben!“ Damit feuerte es einen Energieschwall ab, der seinen Gegner, der sich mit einem unsichtbaren Schild zu schützen schien, zurückwarf. Keuchend landete Beelzebumon auf dem Boden. Seine Flügel fühlten sich irgendwie taub an und es musste nicht an sich heruntersehen, um zu wissen, wie violettes Blut fast unsichtbar über das schwarze Leder ran. Auch sein drittes Auge schmerzte, sah aber zumindest noch verschwommen. Trotzdem würde es dieses Biest, das denselben Namen wie Beelzebumon trug, büßen! „Alles okay, Impmon?“, rief Lunamon zu ihm hinüber. „Klappe!“, erwiderte es nur ungehalten. „Und ich bin Beelzebumon verdammt!“ So ballte es seine linke zu einer Faust und sprang auf den Demon Lord zu, der sich gerade wieder zu fangen schien, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen. „Und du beschmutzt meinen Namen nicht noch mehr“, knurrte es dabei. „Wenn du da so rumliegst, fällst du noch raus“, meinte Shuichon, die neben Denrei hockte, doch dieser beachtete sie nicht einmal, so fasziniert war er von der Welt unter sich, auch wenn er davon nicht sonderlich viel erkennen konnte. „Da könnte sie Recht haben.“ Shoji krabbelte das Stück, was ihn von dem Älteren trennte, und sah nun ebenfalls durch den Boden hinaus. Schließlich hob Denrei den Kopf. „Das ist die Digiwelt.“ „Natürlich ist das die Digiwelt“, erwiderte Gazimon und verschränkte seine pelzigen Arme vor dem Körper. Der Fünfzehnjährige erkannte das Glänzen in den Augen des anderen. „Ja, und?“, fragte er und hob die Augenbrauen fragend an. „Hast du nie davon geträumt hierher zu kommen?“ Da horchte auch Jenrya auf. „Komm nicht auf dumme Gedanken“, warnte er. „Du weißt, warum wir hier sind.“ „Natürlich“, murmelte Denrei, doch sein Blick glitt trotzdem sehnsüchtig zur verschwommenen Landschaft unter ihnen. Was hätte er dafür gegeben, durch diese Welt da unten zu reisen. „Was geht es denn jetzt weiter?“, nörgelte Monodramon und rollte sich auf dem Boden herum, wobei es Hirokazus Füße unter sich begrub und den Jungen dadurch aufschreien ließ. Takato zuckte mit den Schultern. „Wir müssen warten, bis die Berechnungen fertig sind.“ „Aber ich muss mal aufs Klo!“, beschwerte sich das Digimon. „Warte einfach.“ Ryou tätschelte ihm den Kopf und erntete einen entgeisterten Blick von seiner Freundin. Mittlerweile hatte Mammon mit den beiden Kindern die Grenze des Palastgartens erreicht. Das Mamemon schwebte noch immer über ihnen und schien etwas hyperaktiv in der Luft kleine Tänze aufzuführen, als sie die Hecke am Rand des Gartens fast erreicht hatten. Doch dann entdeckten sie die Digimon, die den Garten wie skurrile Statuen umgaben. Als wäre das Devidramon vorhin nicht genug gewesen, waren hier sicher zwanzig davon. „Man, was soll das?“, beschwerte sich der Junge hinter Rashmika, der sich inzwischen als Niranjan vorgestellt hatte und eigentlich ein Straßenkind war, sodass sich das Mädchen die ganze Zeit fragte, wie er zu einem Digimonpartner kam. Das sie als Elefantenjunge, für den sie sich normal ausgab, von ein paar Touristenkindern, deren Familie sie durch den Wald geführt hatte, ihr das Kartenspiel beigebracht hatten, war mehr etwas wie ein Glücksfall. „Die wollen halt nicht, dass wir hierher kommen“, meinte sie gleichgültig, als die Digimon sich erhoben. „Und jetzt?“, schrie der Junge auf und duckte sich, als Mammon eines der angreifenden Digimon mit seinem Rüssel abwehrte. Sie zuckte mit den Schultern. „Warten wir’s mal ab.“ Zumindest war sie sicher, dass das Digimon, das zu dem Straßenjungen mit der stinkenden Hose gehörte, auf demselben Level wie Mammon war, denn es schaffte es, die meisten Devidramon mit nur einer Attacke zu zerstören. Trotzdem ahnte sie bereits, dass es einfach zu viele Gegner waren. Da sprangen, wie ein Blitz, drei weitere Digimon hinter einem der umstehenden Häuser hervor, und griffen allesamt die Devidramon an. Eigentlich wurde Rashmika auch erst im zweiten Moment klar, dass es sich bei ihren Helfern um Digimon handelte. Das eine erkannte sie, denn es war eines der bekannteren: Leomon. Doch die anderen beiden – ein humanoides in Zaubererkleidung und ein frauengestaltiges, dessen Arme eigentlich weiße Flügel waren, während seine Füße Krallen waren – waren ihr unbekannt. Einen Moment später kamen drei keuchende Gestalten auf die Straße, die den Lalbag-Fort umgab, gerannt und sahen zu den beiden Kindern auf dem Mammon hinauf. Eine der drei Gestalten – eine erwachsene Frau mit schwarzem Haar – wischte sich über die Stirn „Man, noch irgendwie geschafft“, während die anderen beiden, ein älteres Mädchen und ein vielleicht gleichaltriger Junge die Kinder entnervt ansahen. „Hey, was macht ihr hier denn, Gören?“ „Dasselbe könnten wir euch fragen, man!“, erwiderte Niranjan frech und streckte ihm die Zunge heraus. Die Frau der kleinen Gruppe zuckte mit den Schultern. „Dort kämpfen bereits zwei Digimon.“ Sie zeigte durch die herumflatternden Devidramon in die Richtung des eigentlichen Palastes, wo man immer wieder kurz Lichter aufblitzen sah, als würden Attacken aufeinander treffen. „Und eins davon ist wahrscheinlich dafür verantwortlich, was hier los ist“, meinte das weißgeflügelte Digimon und blieb kurz über der Frau in der Luft schweben, ehe es die Gegner erneut angriff. Rashmika sah zu den Lichtblitzen. Wenn sie dort überhaupt einmal hinkamen… Summend und piepsend berechneten die Computer in der Hypnoszentrale erneut den Kurs, den die Arche nehmen sollte, während das beharrliche Klipsen von Yamakis Zippo langsam alle entnervte. Schließlich trat Reika neben ihren Mann und riss ihm das Feuerzeug aus der Hand, ehe sie es in ihrer Tasche verschwinden ließ. Entgeistert sah er sie an, doch ihr Blick war warnend. „Wir sind alle ungeduldig“, meinte sie. „Und wir warten alle darauf, dass es weitergeht.“ „Aber…“, begann er und seufzte. Auch wenn er es ihr gegenüber nicht zugegeben hätte, rang er mit sich, nicht zum Zigarettenautomaten vor dem Stadtzentrale zu laufen. Eine Zigarette würde ihn wahrscheinlich auch mehr beruhigen, als das dumme Feuerzeug. Schließlich vertrieb er den Gedanken wieder und trat hinter Janyuu. „Wie geht es voran?“, fragte er. „Es wird noch mindestens eine halbe Stunde dauern“, entgegnete Shibumi, der am Platz neben Janyuu saß. „Verdammt“, knurrte der blondhaarige Mann. Auch wenn er es nicht zugab, er machte sich gleich doppelt Sorgen. Einmal um die Kinder, aber ebenso darum, dass sie es nicht schaffen würden und es noch mehr unnötige Tote gab. Derweil hatte niemand in der Arche bemerkt, dass auf den beiden neuen Digivices ein Zeichen aufleuchtete, das die Tamer zumindest teilweise erkannt hatten. Nun, dasselbe Zeichen war auch auf dem Bildschirm von Shuichons D-Arc zu sehen, während das Mädchen versuchte, Denrei von dem durchsichtigen Stück Boden zurückzuziehen. Dafür waren sie ohnehin zu entnervt, waren dem einen doch die Füße und dem anderen eine Hand eingeschlafen. Zumindest waren sie sich alle soweit einig, dass sie schnellstmöglich hier heraus wollten. Na ja, vielleicht alle, bis auf Denrei, dessen verträumter Blick noch immer an der Welt unter ihnen haftete. „Denrei“, zischte Shuichon, wurde aber ignoriert. Der Junge schreckte erst aus seiner Tagträumerei auf, als er merkte, wie seine Hand durch den Boden hindurch glitt. „Was…?“, begann er, doch da sanken auch schon seine Beine durch den Boden und baumelten einen Moment später in der Luft. „Was ist hier los?“ Auch die anderen waren nun auf ihn aufmerksam geworden und Shuichon griff nach seiner linken Hand, während Shoji sich den Kragen der Weste schnappte. „Was macht ihr da?“, fragte Takato. „Das ist keine Absicht!“, versicherte Denrei, doch viel mehr konnte er auch nicht mehr sagen, ehe alle drei Digivices aufleuchteten und er, die beiden, die ihn hielten und die dazugehörigen Digimon ganz durch den Boden fielen. Ehe er sich versah, waren sie schon durch das grüne Gitter gefallen und rasten auf einmal dem Boden entgegen, so dass er sich nicht ganz sicher war, ob er wirklich unten ankommen wollte. Gleichzeitig setzte sich – obwohl in der Stadtzentrale die Berechnungen noch nicht komplett waren – die Arche am Übergang zwischen der physischen Ebene und der realen Welt wieder in Bewegung. ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Anmerkungen: *Devidramon: Wir kennen sie denke ich noch alle. Der Digimonkaiser benutzte sie gerne als Fortbewegungsmittel, die drachenartigen Devimon auf dem Adultlevel, die in erster Linie stark, aber nicht sonderlich beweglich sind. *Mammon: Ist der japanische Titel von Mammothmon. Ein Digimon auf dem Perfect-Level, dass sehr groß und sehr stark ist und in Adventure Tokyo ziemlich zugesetzt hat. *MetalMamemon: Das ist die Unterart, um die es sich bei Niranjans Partner handelt. Klein, schnell und wendig, mit einem Blasterarm ausgestattet. *Partner der hinzu gestoßenen Gruppe in Dhaka: Leomon, Wizarmon und Harpymon. *Lalbag-Fort: Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Bangladesher Königspalast, der mitten in Dhaka steht und heute als Touristenattraktion gilt. Steht auch unter Denkmalschutz... Soviel erst einmal zu diesem Kapitel ;) Die auftauchenden Indischen/bangladesher Tamer sind der Feder von entsprungen, die sie mir netterweise für dieses Kapitel gespendet hat :D Freue mich wie immer über Feedback! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)