Digimon Alpha Generation von Alaiya (Sieben Jahre nach Tamers) ================================================================================ Episode 14: Wer du bist ----------------------- So, gleich das nächste Kapitel hinten dran... Es war eigentlich anders geplant, aber hey: Egal! Dieses Mal ein Kapitel für Nessi-chan, die heute die Weisheitszähne ganz losgeworden ist ^.~ Viel Spaß damit! ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Episode 14: Wer du bist Das kleine blaugrüne Drachendigimon ergriff Denreis Hand mit seiner Kralle. „Dracomon“, stellte es sich vor, obwohl der Junge das wusste. Allein der Gedanke, dass das, was er bisher für ein Spiel gehalten hatte, real geworden war, erfüllte ihn mit reinster Glückseeligkeit, auch wenn er sich noch nicht recht dessen bewusst war, was dies des weiteren für ihn bedeuten würde. Trotzdem erfüllte das Digivice in seiner Hand ihn mit einem gewissen Stolz. Er hatte jetzt einen Digimonpartner. Er hatte jetzt die Möglichkeit, seine Träume zu verwirklichen. Oder etwa nicht? Denrei öffnete die Augen und sah trotzdem nichts. Er blinzelte, schloss die Augen und öffnete sie erneut, doch alles blieb schwarz. War er etwa blind? Doch dann bemerkte er auch, dass er unfähig war seinen Körper zu bewegen. Etwas Kühles schien seine Hände zu umgeben und sie weit neben seinen Schultern festzuhalten. Es war fast, als würde er die Hände einzeln gefesselt an einer Wand oder ähnlichem hängen, nur dass er hinter sich nichts spürte. Es war, als wäre er von Nichts umgeben. Und einem dunklen, schwarzen Nichts. „Denrei?“, hörte er auf einmal die quakende Stimme Dracomons. „Denrei? Den? Den? Denrei?“ Immer wieder rief es seinen Namen, klang verängstigt. Seine Kehle fühlte sich trocken und rau an, als er versuchte, dem Digimon zu antworten. „Dracomon?“, keuchte er, schluckte dann und verteilte den Speichel in seinem Mund. „Dracomon!“ „Denrei?“ Dieses Mal klang die Stimme des Digimons erleichtert. „Denrei, wo sind wir hier?“ Der Junge sah sich erneut um, insofern man es als „sehen“ bezeichnen wollte, wo er doch nichts sah. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er dann leiser, da er das Digimon ja nicht einmal erblicken konnte. Träumte er vielleicht noch immer? Doch da wurde er sich eines vertrauten Gefühls bewusst: Hände, die sich um seinen Hals legten, allerdings dieses Mal von hinten und sie drückten auch nicht zu. Stattdessen spürte er einen Körper, der sich an seinen Rücken drückte, ehe er die Stimme Lilithmons vernahm. „Es ist kein Spiel mehr, richtig?“, fragte sie in sein Ohr flüsternd. Mühsam schluckte er. „Nein“, erwiderte er, wobei er sich nicht sicher war, was er denken sollte. Vielleicht war das hier ja doch nur wieder ein Traum. Wenn es so war, schien dieses Digimon jedoch die Fähigkeit zu besitzen, in seine Träume einzudringen. Kein angenehmer Gedanke. „Nein, du träumst nicht.“ Das Digimon legte seine normale Hand unter das Kinn des Jungen, wobei dieser die scharfen Nägel zu spüren bekam und ihm bewusst wurde, dass es ihm einfach die Luftröhre herausreißen konnte. Erneut schluckte er und versuchte weiterhin, irgendwas in dieser Finsternis zu erkennen. Wenn er sich doch zumindest wehren könnte. „Wo bin ich hier?“, fragte er schließlich. Lilithmon kicherte. „Ein Riss im Raum.“ „Was?“ Denrei verstand nicht wirklich. „Sagen wir es so: Ich habe uns für eine Weile in Sicherheit gebracht“, meinte das Digimon daraufhin. Sicherheit? Was sollte das bedeuten? Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, wie Saint Galgomon den Feind attackiert hatte. Im nächsten Moment hatte er das Gefühl gehabt, dass ihn etwas Schweres am Kopf traf und danach war er wohl ohnmächtig geworden. Aber wo waren jetzt die anderen? „Sie werden dich wahrscheinlich suchen“, meinte das Digimon. „Aber hier können sie uns nicht finden, sei unbesorgt.“ „Was soll das denn jetzt heißen?“, fragte der Junge, während auch sein Digimon wieder zu schreien begann: „Lopmon! Shuichon!“ Doch Denrei stimmte in Dracomons Schreine nicht mit ein, sondern versuchte sich irgendwie zu bewegen. Die Angst machte sich in seinem Magen wie ein großer Klumpen breit, als er daran dachte, wie schutzlos er dem Digimon ausgeliefert war. Shuichon sah auf. „Dracomon?“, fragte sie und sah sich um. Unter ihr und Shoji, die sie beide auf dem Rücken Antiramons saßen, flogen die Häuser nach und nach vorbei, während das riesige Digimon von einem Dach zu anderen sprang, ab und zu Attacken auf sich nähernde andere Digimon feuernd, da sie keine Zeit verlieren wollten, lag die Vermutung nahe, dass Lilithmon Denrei in ihrer Gewalt hatte. Deshalb suchten sie auch getrennt nach dem Digimon, auch wenn sie wohl kaum etwas gegen den Demon Lord, oder viel eher die Demon Lady ausrichten konnten. „Was ist?“, fragte Shoji, dessen Partner ihnen zu den Füßen des ehemaligen Deva folgte. „Nichts.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört.“ „Willst du wirklich, dass sie dich finden?“, fragte Lilithmon den Jungen, der sich unter ihrer Berührung wand und ihr zu entkommen versuchte. „Natürlich will ich das!“ Wütend versuchte der Junge, die unsichtbaren Fesseln loszuwerden, um endlich vor dem Digimon fliehen zu können. Wieso reagierte das Digivice denn nicht? Wieso konnte Dracomon nicht wieder zu Coredramon digitieren? „Warum?“ Was sollte er darauf erwidern? Weil er Lilithmon fürchtete, doch das wollte er nicht so einfach zugeben. „Weil sie meine Freunde sind.“ „Freunde?“, fragte das Digimon. „Wer?“ „Sie alle!“, erwiderte der Junge, wobei er sich für die Unsicherheit in seiner Stimme ohrfeigen konnte. „Bist du dir da sicher?“ Lilithmon lachte. „Ich glaube, du hast den Jungen, Shoji, schon mit ganz anderen Worten betitelt.“ Im nächsten Moment brachen die Erinnerungen wie ein Sturm auf ihn ein. „Wer bist du?“, fragte Denrei nun und sah merklich geschockt zu dem Jungen hinüber, der gerade das kurz zuvor erschienene Witchmon, gegen das er eigentlich gekämpft hatte, besiegt hatte. „Das geht dich nichts an“, erwiderte der Junge – Shoji, wie Denrei nun wusste. „Was“, begann Denrei, während Dracomon das Gazimon anknurrte. Der Junge lachte. „Gott, sieh dich an – wie lächerlich! Ihr seid ja nicht einmal mit einem Adultdigimon fertig geworden.“ „Na und?“, erwiderte der nun wütend werdende Denrei. „Ihr seid schwach“, meinte der Junge. „Also verzieht euch! Das hier ist mein Territorium.“ Dracomons Knurren wurde lauter. Es nahm Kampfhaltung an. „Wer sagt das?“, rief Denrei nun richtig aufgebracht. „Ich“, lautete die kühle Antwort. „Schwächling!“ Er wandte sich zum Gehen, doch der andere riss ihn herum und versetzte ihm einen Kinnhaken oder hatte dies zumindest vor. Im nächsten Augenblick jedoch lag Denrei bäuchlings auf dem Boden, während der andere Junge ihm seinen Arm hinter den Rücken verdreht hatte und nun über ihm kniete. Ja, Denrei erinnerte sich an das Gefühl, als er von dem anderen Jungen zum Fall gebracht worden war. Er hatte es noch nie leiden können, wenn jemand auf ihn herabsah und die Wut, die er in diesem Augenblick verspürt hatte, war fast übermächtig gewesen. Trotzdem hatte er später, als er zusammen mit dem anderen Jungen gegen das Mädchen Lilithmon und Astamon gekämpft hatte, das Gefühl gehabt, dass man ihm doch vertrauen konnte. Er war hochnäsig gewesen, doch das hatte sich schnell verloren. „Was soll das?“, fragte er bitter. „Was?“, erwiderte das Digimon. „Was machst du mit meinen Gedanken?“ Die Vision zuvor hatte ihm gezeigt, dass das Digimon sie irgendwie kontrollierte, doch er verstand nicht wie. Er wusste nur, dass ihm das gar nicht gefiel. „Ich mache dir nur klar, was du selbst denkst“, meinte Lilithmon. „Ja, sicher“, murmelte er. „Woher willst du das denn wissen?“ „Ich weiß so einiges über dich“, antwortete das Digimon. „Zum Beispiel auch, dass du deinen ‚Freunden’ nichts von deinem Vater erzählt hast. Und dass du dich nicht mehr an die Digimon erinnerst.“ „Das geht dich nichts an“, meinte der Junge. „Lass mich einfach in Ruhe! Was willst du überhaupt von mir? Warum bist du damals aufgetaucht, hmm? Warum hast du mich beinahe getötet? Mehrmals! Jetzt tu nicht so… als…“ Er brach ab. Was sollte er sagen? Er sprach schließlich mit einem Digimon und nicht mit einem Menschen und zwar einem mächtigen Digimon. Der Gedanke daran ließ ihn zittern. Erneut war das Kichern des Digimon zu vernehmen, dass mindestens so herablassend klang, wie Shoji damals gewesen war. „Du hast starke Wünsche“, meinte es dann wieder ruhig. „Die hattest du schon die ganze Zeit. Jemand mit starken Wünschen kann stark sein.“ „Und?“, hauchte er, während das Digimon sein Kinn noch weiter in die Höhe drückte. „Ich dachte eigentlich, dass du mir helfen würdest“, meinte es. „Wieso sollte ich?“, fragte der Junge. „Weil ich dir einen Wunsch erfüllen kann“, erwiderte das Digimon. Das Kind in Sakuyamons Armen schien sich, trotz der Höhe in der sie flogen, mehr als wohl zu fühlen. „Das ist super, Ruki-chan“, murmelte es und schlang die Ärmchen um den Hals des Digimons, das immer noch versuche, Wisemon zu entkommen, was sich jedoch als schwieriger herausstellte als angenommen. Natürlich war Sakuyamon ein Level über seinem Gegner, doch war da ja auch noch Namiko, auf die sie aufpassen musste und mit der sie kaum angreifen konnte. Nun, angreifen könnte sie eigentlich schon, aber die Angst, das Kind dabei zu verlieren, war zu groß, fühlte sich Ruki im Inneren des Digimon doch verantwortlich für die Kleine. „Wieso kämpfst du nicht?“, fragte das Kind nun, als das Digimon erneut einer Attacke des Gegners auswich und ein Stück in die Tiefe flog, um ihn abzuhängen. Verdammt. Ruki sah sich durch Sakuyamons Augen um. Wo sollen wir hin? Erneut begann eine der Kugeln, die Wisemon mit sich führte, Flammen zu fangen und flog auf das humanoide Digimon zu, das noch irgendwie auszuweichen versuchte, jedoch von dem flammenden Ball verfolgt wurde und so die Flucht ins Gewirr der Gassen zwischen den Häusern, die einen Moment vorher noch unter ihnen gewesen waren, antrat. Konnten sie das Digimon nicht irgendwie abhängen? Sie konnte Namiko ja auch nicht einfach irgendwo absetzen. So viele Digimon wie im Moment in Tokyo unterwegs waren, war es noch gefährlicher als mit ihr durch die Straßen zu fliegen. Verdammt – aber was hatte sie für eine Wahl? Doch gerade als sie, dicht gefolgt von dem Nightmare Soldier, wieder auf eine der Hauptstraßen kam, wurde eben dieser von etwas getroffen und zu Boden geworfen. „Pi Pi Pi!“, jubelte Piccolomon triumphierend und sprang, obwohl es in der Luft schwebte, von einem Füßchen aufs andere. „Pi! Pi Po Pa! Pa Po!“ „Piccolomon?“, entfuhr es Sakuyamon und Ruki gleichzeitig überrascht, als sie wieder an Höhe gewannen und sich umsahen. Wenn Piccolomon, das Perfektlevel von Penmon, hier war hieß das ja… Da bestätigte ein Ruf auch schon ihren Verdacht. „Ruki!“, brüllte Hirokazu zu ihnen herüber. „Hey, Ruki!“ Das war wiederum Kentas Stimme. „Wir sind hier oben.“ Sakuyamon sah in die Richtung aus der die Stimmen kamen und entdeckte die beiden Jungen auf jeweils einer Schulter Andromons sitzend auf dem Dach eines Hauses, ehe sie zu ihnen hinauf schwebte. „Danke“, murmelte sie, woraufhin sich Hirokazu die Nase rieb. „Kein Problem!“ Kenta war derweil damit beschäftigt, seinen Partner weiterhin anzufeuern. „Piccolomon, los!“ „Pi Pa!“, kam die Antwort, als Wisemon sich wieder aufgerappelt hatte. „Eine gute Idee.“ Der Junge zog eine Karte hervor und zog sie durch sein Digivice. „Card Slash! Holy Orb!“ Über dem kleinen, pinken Digimon erschien eine leuchtende Kugel, einen Moment bevor Wisemons Kugel – dieses Mal in einem Eismantel – es erreichte und im nächsten Moment einfach an ihm abprallte. „Pa! Pi Pa Pi!“ Mit diesem triumphierendem Ausruf und dem kleinen Speer voraus flog Piccolomon auf seinen Gegner zu und durchstieß ihn im nächsten Moment, woraufhin er sich auflöste. „Super gemacht, Piccolomon!“, jubelte der Tamer des Feendigimons, als dieses zu ihm hinauf geflogen kam. „Pi! Pi! Pi Pa!“ „Einen Wunsch?“, fragte Denrei vorsichtig, obwohl er sich dessen bewusst war, dass Lilithmon versuchte, ihn um ihren Finger zu wickeln. Erneut erklang kurz ihr Kichern. „Ja, einen Wunsch, beziehungsweise das, was du dir am allermeisten wünscht.“ Und wieder fuhr ihre eiskalte Hand seinen Hals entlang und ließ ihn zittern. Was ich mir am allermeisten wünsche? Eigentlich war der Junge sich sicher, dass er diesen Worten keinen Glauben schenken konnte und das nicht nur, weil Lilithmon ein bösartiges Digimon war, sondern auch, weil niemand die Macht haben konnte, Wünsche zu erfüllen. Wo waren sie denn auch? In tausend und eine Nacht? Wohl kaum. Sie waren irgendwo, im Nichts, in vollkommener Dunkelheit. „Denrei?“, erklang Dracomons Stimme nun wieder ängstlich aus dem Nichts. „Es kommt niemand.“ „Hab… Hab keine Angst“, erwiderte der Junge. „Sie werden uns schon finden.“ Doch da fuhr das böse Digimon ihn schon an: „Belüg dich doch nicht selbst, Dummkopf!“ Dabei spürte er, wie sie um ihn herum ging oder schwebte und nun vor ihm war, auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Du willst mir gut gesinnt sein?“, meinte er. „Mehr als deine angeblichen Freunde, die dir nichts von ihrem kleinen Geheimnis erzählt haben“, antwortete sie. Auch diese Worte erweckten die Erinnerungen an die Wut, die er gegenüber den anderen, insbesondere gegenüber Shuichon empfunden hatte, als ihm klar wurde, dass mehr hinter der Sache steckte, als er wusste und es ihm niemand erklärte. Jenrya und Shuichon behandelten ihn zwar freundlich, wiesen aber jegliche Fragen ab. Als ob er dumm wäre! Es war doch klar, dass sie ihre Digimon schon ewig hatten. Auch von diesem Jungen, der mit seinem Digimon zu Dukemon verschmolzen war, hatte ihm niemand erzählt, auch wenn er für sie alle wichtig zu sein schien. Sie hatten ihre Digimon schon seit sieben Jahren und er würde ihnen wohl niemals das Wasser reichen. Wie auch? Er konnte doch nicht wissen, was für Abenteuer sie schon zusammen erlebt hatten. „Ich sehe, du fängst an zu verstehen“, erklang Lilithmons Stimme und ließ einen neuen Schauer der Wut durch seinen Körper laufen. „Hör endlich auf meine Gedanken zu lesen!“, fauchte er sie an. „Wenn du mir so gut gesinnt bist, warum kann ich mich dann nicht bewegen?“ „Du willst dich bewegen?“, kam die herablassende Antwort und ehe er etwas erwidern konnte, fiel er schon. Ja, sicher, er konnte durch die Dunkelheit nicht wissen, ob er fiel, doch es war zumindest das Gefühl eines Sturzes, dass jedoch genau so plötzlich verschwand, wie es gekommen war. Trotzdem spürte er keinen Boden unter den Füßen. Es war, als würde er einfach in der Luft hängen. „Fühlst du dich jetzt besser?“ Lilithmons Stimme triefte fast buchstäblich vor Spott, war jedoch schon wieder näher, als es dem Jungen lieb war. „Du kannst mir also Wünsche erfüllen?“, fragte er noch immer misstrauisch. „Deinen sehnlichsten Wunsch“, korrigierte sie. „Das ist doch nur eine Lüge! Ein Märchen!“, schrie er wütend über den Teil von sich, der daran glauben wollte. „Hmm…“ Ihre linke – normale – Hand strich über seine Schulter. „Wenn du es für Blödsinn hältst – wieso probierst du es nicht einfach aus?“ „Weil ich das Spiel kenne“, erwiderte er, gab es in Büchern und Anime doch immer wieder ähnliche Situationen. „Alles, was man sich wünscht, hat seinen Preis. Nichts ist umsonst. Ist es nicht so?“ „Wie man es nimmt“, erwiderte das Digimon. „’Wusst ich’s doch“, murmelte er. „Ich falle auf diese Spiele nicht herein.“ „Dann willst du also so weiterleben, wie du bisher gelebt hast?“ Obwohl er sie nicht sehen konnte, senkte er den Blick. „Mein Leben hat sich schon geändert“, antwortete er dann. „Als Dracomon aufgetaucht ist, hat sich mein Leben schon geändert.“ „Und wenn du das nur mir zu verdanken hast?“ Noch immer lag die Hand Lilithmons auf seiner Schulter, da er mittlerweile eingesehen hatte, dass er ihr hier nicht entkommen konnte, so unangenehm es ihm auch war, fühlte er sich doch noch immer, als wäre er in einem dieser Alpträume gefangen. Das Schlimme an ihren Worten war, dass er sich dasselbe auch schon gefragt hatte. Auch, wenn Karatenmon ihn hatte töten wollen – vielleicht war es so geplant gewesen. Aber zu was machte es ihn dann? „Und was willst du machen, wenn Dracomon geht?“, fuhr das Digimon fort. „Ich werde aber nicht gehen!“ Von irgendwoher erklang erneut die Stimme Dracomons, dieses Mal mit einem trotzigen Unterton. „Denrei ist doch mein Freund!“ Der Junge nickte. „Ja, das stimmt.“ „Und wenn man dir Dracomon wegnimmt?“, meinte Lilithmon. „Und jetzt behaupte nicht, dass würde niemand tun. Du kennst die Menschen. Du kennst deinen Vater.“ Darauf wusste Denrei nichts zu erwidern. Sie hatte Recht. Würde sein Vater von Dracomon erfahren… Er würde es niemals verstehen. Er hatte ihn doch nie verstanden! Erst hörte man einen Schrei, dann Rascheln und schließlich rollten Lunamon und Coronamon, die schon wieder begonnen hatten, sich zu streiten, den Abhang beim asphaltierten Platz vor der halboffenen Tür, die zum Reservoir führte, runter. „Oh, du… Wieso“, begann Lunamon noch immer aufgebracht, als es die Tür bemerkte und unter Betracht nahm. Zwar wusste es nicht, was dort war, aber dort war irgendwas. Irgendetwas sehr Mächtiges. „Was?“, fragte Coronamon verständnislos. „Spürst du das nicht?“ Lunamon ging mit vor Faszination strahlenden Augen auf die Tür zu, als ein Windzug von der Straße es aufblicken und sich umdrehen ließ, wo es Antiramon und Matadrumon entdeckte. Im nächsten Moment ließ sich Shuichon den Arm ihres großen Partners heruntergleiten, sprang von dessen Hand ab und landete sicher auf der Straße, wo sie sich umsah. „Was macht ihr hier?“, fragte sie schließlich an die beiden Digimon gewandt. Lunamon zeigte auf die halboffene Tür. „Da ist etwas…“ Er erinnerte sich noch an den Streit, weshalb er Dracomon tatsächlich fast verloren hatte. Und er verstand seinen Vater einfach nicht. Sobald er nach Hause kam, ging es schon los… „Denrei! Verdammt noch mal, Denrei!“ „Ja, verdammt!“, schrie er zurück, als er die Tür aufschloss und mit so einer Wucht öffnete, dass sie gegen die Wand knallte. Das Gesicht seines Vaters brannte rot vor Zorn, so dass er schon fast bedrohlich aussah oder dies zumindest getan hätte, wenn Denrei dies nicht gewohnt gewesen wäre. „Was ist denn?“, fragte er ungehalten. „Sprich nicht so respektlos mit deinem Vater“, wurde er sofort gerügt. Darauf grummelte Denrei nur. „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es auch wieder heraus.“ „Sei nicht unverschämt!“ „Ist das alles, was du zu sagen hast?“ Denrei versuchte die Tür wieder zu schließen, doch sein Vater hielt ihn vor Wut schnaubend davon ab. „Dein Lehrer aus der Abendschule hat gestern Abend angerufen“, begann sein Vater nun. „Du warst seid mehreren Wochen nicht mehr dort, hat er gesagt. Und er hat gefragt was los ist und genau das frage ich jetzt dich.“ Der Junge schlängelte sich an ihm vorbei und ging in die Küche. „Schule kann mich mal“, meinte er nur. „Ich hör wohl nicht richtig“, schrie sein Vater ihn an, was der Junge jedoch nur mit einem eiskalten Blick erwiderte. „Lass mich einfach in Ruhe“, murmelte er und öffnete den Kühlschrank. „Denrei, du sagst mir sofort, was das soll!“ „Wieso?“ Er holte eine Tüte Saft und kalten Reis vom Vortag aus dem Kühlschrank. „Denrei, ich bin dein Vater…“ Mit den Sachen im Arm ging der Siebzehnjährige an ihm vorbei, wollte wieder in sein Zimmer. „Schöner Vater bist du…“, murmelte er. „Kein Wunder, wenn Mutter dich verlassen hat.“ Einen Augenblick später vielen die Tüte Saft und die Schüssel mit Reis, die daraufhin zerbarst, zu Boden, als Herr Yuki seinen Sohn bei der Schulter gepackt und herumgezogen hatte, um ihm eine Ohrfeige zu geben. „Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst“, meinte er kühl. „Deine Mutter war eine elende Hure.“ Aber er hatte ihm sonst nie von seiner Mutter erzählt. Jedes Mal, wenn er aus das Thema zu sprechen kam, war die Antwort dieselbe: „Frag nicht.“ oder „Sie wollte dich nicht, also brauch es dich nicht zu interessieren.“ oder „ deine Mutter war nichts als eine dumme Hure.“ Nein, sein Vater hatte ihn noch nie verstanden. Denrei konnte nicht verhindern, dass zwei einzelne Tränen über seine Wangen rannen, wenn er an die vielen Streitereien mit seinem Vater dachte, wenn er daran dachte, wie sehr er sich als Kind noch gewünscht hatte, seine Mutter zu sehen. Ein Wunsch, den er mittlerweile aufgegeben hatte, genauso wie die Hoffnung, dass sein Vater nachsichtlicher werden würde, wenn er besser in der Schule war. Trotzdem meinte er, dass er als Kind besser mit seinem Vater ausgekommen war – doch wirklich erinnern konnte er sich nicht daran. Es war ja auch egal. Wichtig war nur, dass sein Vater die Polizei oder irgendwen rufen würde, wenn er von Dracomon erfuhr. „Und was willst du dann machen?“, fragte Lilithmon, deren Gesicht nun ganz nahe bei dem seinen war. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er. Ihm war klar, dass er gegen seinen Vater und gegen die Polizei machtlos wäre, solange er nicht zuließ, dass Dracomon jemanden verletzte. „Was wünscht du dir?“ „Kraft“, antwortete Denrei. „Ich möchte Dracomon beschützen können.“ Mit einem gewissen Unbehagen sah Shuichon sich um. Es gefiel ihr gar nicht, dass Antiramon ihnen nicht folgen konnte, doch es hätte niemals durch die Tür zum Reservoir gepasst und wenn ihre Vermutung stimmte und Denrei hier war, durften sie keine Zeit verlieren. Sie konnten nicht zum anderen Eingang gelangen. Was wäre, wenn ihm in dieser Zeit etwas passierte? Schon öfter hatte Shuichon gesehen, dass Digimon unberechenbar seien konnten. Derweil sah Shoji neben ihr immer wieder auf sein Digivice, das, seit sie den Tunnel betreten hatten, immer wieder aufblinkte. „Glaubst du nicht, es wäre besser, wenn wir warten?“, fragte er, während Matadrumon sich dicht bei ihm hielt, um eventuelle Angriffe abwehren zu können. „Nein, Lilithmon kann ihn einfach so töten, das weißt du“, erwiderte sie und sah sich weiter um, während Coronamon und Lunamon vorausliefen. „Dracomon?“, riefen sie nun gemeinsam. „Denrei?“ „Ja“, murmelte Shoji, der sich an die Angst erinnerte, die er vor dem Mädchen empfunden hatte, noch bevor er wusste, dass es ein Digimon war. Daraufhin nickte Shuichon ihm nur zu und beschleunigte ihren Schritt. Sie hoffte, dass Takato bald hier war. Ohne ein Ultimate wären sie gegen Lilithmon hoffnungslos verloren. Trotzdem stimmte sie nun auch in das Geschrei von den beiden Digimon mit ein: „Denrei! Denrei!“ Schwer seufzend hob Denrei wieder den Kopf. Ja, er wünschte sich nichts mehr, als seinen Partner zu beschützen, doch was wäre der Preis dafür? Seine Freunde? Waren es überhaupt seine Freunde? Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. „Also, was ist?“, fragte Lilithmon. „Denrei“, murmelte Dracomon kleinlaut. „Ich“, begann der Junge. „Es hat immer Spaß gemacht, mit ihnen zu spielen“, erklang wieder die Stimme seines Partners. „Sei endlich ruhig!“, schrie Lilithmon auf einmal in die Richtung, aus die Stimme des Drachendigimons kam. Doch da wurde dem Jungen etwas klar. „Dracomon?“, rief er ins Nichts. „Shuichon ist mein Freund!“, erwiderte das Digimon fest. „Coronamon und Lunamon sind das auch. Und auch Lopmon!“ Seufzend nickte der Junge, auch wenn es sein Partner wohl nicht sehen konnte. Auch er hatte eigentlich Spaß gehabt mit den anderen. Und auch, wenn er damit nicht einverstanden war: Es war das erste Mal gewesen, dass er ein ganzes Wochenende etwas mit anderen Jugendlichen gemacht hatte. Choshi, ein Wochenende am Meer. So etwas war es, was Freunde zusammen machten, oder? Die Freunde, die er aus der Schule kannte, mit denen er jedoch auch nur bis zum Ende der Mittelschule zusammen gewesen war, hatte er eher selten gesehen, ebenso seine Spielkumpanen aus dem Internet. Und – jedenfalls war das jetzt sein Eindruck – er hatte noch nie soviel Spaß gehabt wie mit Shuichon und den Digimon in den letzten Monaten. In dem Moment meinte er eine Stimme zu hören. Eine Stimme die ihn rief, aber nur von weit her. Er wollte es schon für eine Einbildung halten, doch da bestätigte Dracomon „Das war Shuichon!“ „Was?“, stieß Lilithmon ungläubig aus. Erneut hörte er das Rufen. Es war tatsächlich die Stimme des chinesischen Mädchens, aber nicht nur ihre. Da waren auch noch andere Stimmen. „Shuichon?“, erwiderte er viel zu leise. Verblüfft blieben sie vor dem „Ding“, das sie vor sich sahen, stehen und starrten es an. „Was ist das?“, fragte Coronamon und sah es an. Mitten auf dem Weg lag eine Art umgedrehte Halbkugel, die aus einer unendlich dunklen, wabernden Masse zu bestehen schien. So etwas hatte noch keiner von ihnen gesehen, wenngleich es Shuichon etwas an eine Zone erinnerte. „Ist Denrei darin?“, fragte Lunamon, das neben dem Mädchen schwebte, und sah sie fragend an. „Ich weiß es nicht“, erwiderte Shuichon, als Coronamon schon auf die Kugel zusprang und mit der Faust dagegen schlug – doch ohne Erfolg. Anstatt dass die Masse, wie man annehmen konnte, nachgab, schien sie plötzlich steinhart zu sein und warf das Digimon zurück. „Mist!“, fluchte es. „Versuch du es“, meinte Shoji auf einmal zu Matadrumon, woraufhin dieses nach einem kurzen Zögern mit dem Fuß voran ebenfalls einen Angriff auf das Ding – worum es sich dabei auch immer handelte – startete. Denrei konnte das Gefühl nicht genau erklären, aber es war, als würde eine Erschütterung durch den Raum gehen, auch wenn man davon nicht wirklich sprechen konnte, gab es doch keinen Boden oder überhaupt einen festen Bestandteil. „Sie können nicht“, zischte Lilithmon. Da wurde er sicherer. „Shuichon!“, rief er. „Shuichon!“ Auch Dracomon fiel in seine Rufe mit ein: „Shuichon! Coronamon! Lunamon!“ „Was ist das?“, keuchte Matadrumon, das hart gegen die Tunneldecke geschlagen war, nachdem die Masse es zurückgeworfen hatte, und sich nun mühsam wieder aufrichtete und aufmerksam die Halbkugel ansah. „Ich wette, dass Lilithmon darin ist“, murmelte Shuichon und sah sich um, als würde sie eine Lösung an die Wand geschrieben finden. Auch Shoji musterte die Masse aufmerksam. „Was kann das nur sein?“ „Wenn Denrei darin ist, müssen wir ihn da raus holen“, sprach das Mädchen viel mehr ihre Gedanken weiter aus. „Was sollen wir denn nur tun?“ Und als wollte es ihre Frage beantworten, erklang auf einmal ein Kinderlachen direkt hinter ihr und ließ sie herumfahren, ehe sie in die großen Augen eines Digignomes sah. „Was macht du denn hier?“, fragte sie, während Coronamon erneut Kampfhaltung einnahm. „Er wird dir nichts tun“, beruhte Matadrumon es, während der Digignom sie weiter anlachte und auf einmal auf die Kugel zuflog. „Du wünscht dir Macht, nicht?“, begann Lilithmon erneut, die langsam die Beherrschung verlor, wie Denrei ihrer Stimme entnahm. „Ich kann dir alle Macht, alle Kraft geben. Ich kann dafür sorgen, dass Dracomon auf sein Perfekt-, sogar auf sein Ultimatelevel digitiert. Dann wird es dir niemand mehr wegnehmen.“ „Aber darum geht es nicht“, sagte der Junge nur. „Das… Das ist nicht der Sinn einer Digitation.“ „Und das sagt ein Mensch?“, fauchte die Dämonin ungehalten, doch Denrei korrigierte sie: „Ein Tamer!“, erwiderte er und griff nach dem Digivice an seinem Gürtel, ehe im nächsten Moment eine Stimme aus der Höhe zu vernehmen war, die weder zu Shuichon noch zu den Digimon gehörte. Es war ein Lachen. „Was…“, murmelte Denrei und sah in die Richtung aus der das Geräusch kam und blinzelte, als er dort ein Licht sah. Ein Licht, das immer näher kam. Nun erinnerte er sich wieder an das Wesen, das sie am Stand von Choshi gesehen hatten. Wie hatte Shuichon es genannt? „Ein Digignom…“ Denreis Digivice leuchtete auf und im selben Moment sah er ein weiteres Licht, nicht weit von ihm entfernt, das dieses Mal jedoch von seinem Digimon Partner kam: „Dracomon – Shinka! Coredramon!“ Nun hatte der Digignom Denrei erreicht, der nun auch in das Gesicht der vor dem kleinen Digimon zurückgewichenen Lilithmon erkennen konnte, dessen Züge komplett entgleist waren. „Wie kann das…“, begann sie, als Denrei den Schlitz am oberen Rand seines Digivices bemerkte. Derselbe Schlitz, den auch das von Shoji hatte. Hieß das etwa…? Der Digignom lächelte ihn an und setzte sich von seiner Hand auf seine Schulter, als der Junge eine Karte aus seiner Tasche holte. Gerade, als er die Karte berührte, leuchtete sie kurz auf und wurde blau. „Eine blaue Karte“, murmelte er, der er das nun schon einige Male gesehen hatte. Dann zog er sie durch das Digivice: „Card Slash! Matrix Evolution!“ „Denrei!“, erklang die begeisterte Stimme Coredramons, ehe es erneut in Licht getaucht wurde. „Coredramon – Matrix Evolution! Wingdramon!“ Fortsetzung folgt... ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Anmerkungen: *Wisemon: Ist ein Perfectdigimon vom Typus Virus mit dem Attribut der Dämonen. Es schwebt die ganze Zeit in einem Buch umher und benutzt zwei Kugeln als Waffen, wenn man so will. *Piccolo: Ist uns denke ich gut unter dem Namen Piximon bekannt. Ein Feendigimon auf dem Perfectlevel vom Typus Datei. *Andromon: Ebenfalls Perfectlevel und vom Typus Serum. Dazu ein Androiden Digimon, das zum Metal Empire gehört. Ich denke wir kennen es noch alle ^.~ *Wingdramon: Das Perfectlevel von Dracomon :D Es ist einfach super! Dragonsroar natürlich und natürlich ein Drachendigimon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)