Digimon Alpha Generation von Alaiya (Sieben Jahre nach Tamers) ================================================================================ Episode 04: Unterstützung ------------------------- So, Kapitel 4 ist fertig :) Zwei Tage arbeit... Puh! Aber es muss hier ja mal weitergehen... Ein kleiner Spoiler vorweg: In diesem Kapitel taucht der erste "alte" Charakter in dieser FanFic auf... Jetzt rätselt wer es ist :D Naja, es gibt noch einen kleinen Anhang zu den Digimon. ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Episode 04: Unterstützung Der Englischlehrer, Todama-sensei, redete und redete. Irgendetwas über ein so genanntes Gerundivum – was auch immer das sein sollte. Wer brauchte denn schon englische Grammatik? Denrei hatte schon vor einiger Zeit aufgegeben, diese Sprache, oder überhaupt etwas, was man ihm in der Schule eintrichtern wollte, zu verstehen. Wozu auch? Es gab viel interessantere Dinge auf der Welt, und egal, was sein Vater über die Zukunft und einen guten Job sagte – das brachte ihm im Moment nichts ein. Und Schule war doch das langweiligste überhaupt. Wer interessierte sich denn schon für Mathe, Englisch, Japanisch und Kaligraphie? Die zwei Informatikstunden, die sie in der Woche hatten, verbesserten das ganze auch nicht wirklich. Schule war an sich immer wieder dasselbe: Hingehen, Morgenübungen mitmachen, in die Klasse und einen ganzen Tag nichts tun. Er seufzte und schaute aus dem Fenster. Was Dracomon und die beiden Digimongeschwister wohl grade machten? Hoffentlich keinen Unsinn. Vielleicht wäre es doch besser, wenn er sich krankmeldete oder einfach so in einer Pause verschwinden würde – doch wenn sein Vater davon Wind bekam… Das war auch der Grund, warum er heute überhaupt in der Schule war. Würde er weiterhin schwänzen, würde man sich an seinen Vater wenden und dann würde er richtig Ärger bekommen. Ausgehverbot, sehr wahrscheinlich, und das hieße, dass er sich nicht um Dracomon kümmern könnte. Trotzdem war es eine doppelte Qual in der Klasse, in der er ohnehin keine wirklichen Freunde hatte, eingepfercht zu sein, während Coronamon, Lunamon und sein Partner allein im Shinjuko Central Park waren und sonst was anstellen konnten. Hoffentlich gingen die restlichen Stunden schnell vorbei…   „Langweilig!“, beschwerte sich Coronamon, während es, die kurzen Arme hinter dem Kopf verkreuzt, an einen Baum gelehnt saß. Auch Lunamon und Dracomon schauten nicht grade fröhlich in die Gegend, während sie irgendwo auf dem Trampelpfad herumlungerten, auf dem Denrei und dessen Partner einige Tage zuvor auf die beiden anderen Digimon getroffen waren. „Immer noch langweilig!“ So ging das schon eine ganze Weile. „Jetzt sei doch mal ruhig“, meckerte Lunamon, dass mitten auf dem Weg kniete – sofern man bei einem Wesen, was keine Beine besaß, von knien sprechen konnte. „LAAAAANGWEILIG!“, rief es, durch den Ärger seiner Schwester noch angespornt, nun um so lauter. „Wenn du so laut bist wird uns noch jemand hören!“, erwiderte diese nun wütend. „Na und?“, meinte das Feuerdigimon darauf nur. „Dann passiert wenigstens etwas.“ Es gab ein selbstsicheres Lachen von sich. „Hmm.“ Dracomon gab ein unsicheres Geräusch von sich. Es saß, die Hinterbeine von sich gestreckt, auf dem Boden und schaute missmutig auf eben diesen. „Was?“, fragte Coronamon ungehalten. Ein weiteres unmutiges Grummeln des Drachendigimons folgte. „Was ist, Drachenbaby?“ Coronamon sprang nun auf, woraufhin Lunamon es am Arm fasste. „Lass es!“, warnte es seinen Bruder mit scharfer Stimme, ehe es selbst zu Dracomon hinüberschwebte. „Was hast du denn, Dracomon?“ „Ich hab Hunger“, murmelte es. „Und Denrei ist nicht da.“ Es klang dabei wie ein kleines Kind, dem die Mutter gesagt hatte, es sollte zuhause bleiben, während sie einkaufen ging. Unsicher, ängstlich und verlassen. Die beiden Geschwister tauschten Blicke aus und Coronamon begann zu grinsen, was seine Schwester böses ahnen ließ. „Hast du denn großen Hunger, Dracomon?“, fragte es, gespielt besorgt, was dem Drachendigimon jedoch nicht auffiel, so dass dieses zur Antwort nur wimmernd nickte. „Hör auf, Coronamon“, warnte Lunamon, doch natürlich hörte sein Bruder nicht auf es. „Hmm.“ Nun tat es so, als würde es überlegen. „Das ist aber gar nicht gut. Vielleicht“ – es warf seiner Schwester einen hinterlistigen Blick zu – „Sollten wir besser etwas zu essen besorgen, was meinst du, Dracomon?“ Das angesprochene Digimon sah es erwartungsvoll an. „Würdet ihr das machen?“ „Aber natürlich“, lachte Coronamon und tätschelte dem Drachen den Kopf. „Und du kommst natürlich mit.“ Da wurde Dracomon nachdenklich. „Dürfen wir das denn? Denrei hat doch gesagt…“ „Schön, dass Denrei das gesagt hat, aber davon werden wir auch nicht satt, oder?“, erwiderte Coronamon. „Stimmt“, musste es nun zugeben. Da mischte Lunamon sich wieder ein. „Hör nicht auf es, Dracomon. Es wird nur Ärger machen!“ „Halt die Klappe, Schwester“, erwiderte Coronamon und fasste Dracomons Kralle. „Komm, Dracomon.“ Damit zog es das Drachendigimon auf die Beine und mit sich mit. „Ja, aber…“ Halb widerwillig lief Dracomon ihm nach. „Wa...“, setzte Lunamon an. „Wartet!“ Es schwebte ihnen hinterher. „Das dürft ihr nicht!“ Doch natürlich konnte es sie nicht aufhalten und dann hatten sie auch schon den geteerten Weg erreicht. „Hmm.“ Coronamon hielt seine Nase in die Luft. „Riechst du das auch, Dracomon?“, fragte es, während es die „Kommt sofort zurück“ Rufe Lunamons ignorierte. Auch Dracomon schnupperte. „Das riecht nach Essen!“, stellte es dann freudig fest und rannte nun los, ohne dass weitere Überredungskünste nötig waren, und während Coronamon ihm folgte, fühlte auch Lunamon sich schließlich gezwungen ihnen nachzusetzen, um im Notfall vielleicht das schlimmste vermeiden zu können. Die Schnauze in die Luft gehoben und beständig schnüffelnd lief das Drachendigimon voraus, dicht von den beiden Geschwistern gefolgt. Es war ein Glück, dass es noch recht früh am Morgen war, denn um diese Uhrzeit, wo die meisten Menschen in Tokyo arbeiteten oder in der Schule waren, war der Park noch recht leer und die einzigen, an denen sie auf ihrer „Nahrungssuche“ vorbei kamen, waren zwei ältere Herren, die auf einem der auf den Boden gemalten Schachfelder spielten, und so sehr in ihr Spiel vertieft waren, dass sie die Digimon nicht einmal wirklich registrierten. Doch das Glück wandte sich schon bald ab, als sie schließlich die Quelle des Geruchs, dem Dracomon die ganze Zeit gefolgt war, fanden: Ein Hot Dog Stand, der an der Kreuzung zweier Wege aufgestellt war. Und natürlich waren auch hier Menschen. Zum einen der Hot Dog Verkäufer, zum anderen aber auch noch eine Mutter mit einem Kind von vielleicht drei Jahren auf dem Arm. Und Dracomon marschierte mit Coronamon schnurstracks auf sie zu. „Was?“ Die Frau wich erschrocken vor den Digimon zurück, als diese auf sie zu gerannt kamen, was die drei jedoch nicht groß beachteten. „HUNGER!“, rief Dracomon – mittlerweile alle von Denreis Warnungen vergessen – und stürzte auf den rotweiß gestreiften, fahrbaren Stand zu. „Ich will essen!“, fügte es dann noch lang gezogen hinzu und sah den jungen Verkäufer erwartungsvoll an. „Ja, aber…“, begann dieser, der seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht weniger erschrocken war, als die Frau mit dem Kind, das eben grade begonnen hatte, zu weinen. Jedoch versuchte er die Fassung zu wahren. „Aber…“ Er suchte nach den richtigen Worten, wie man es eben tut, wenn ein kindsgroßer Drache und ein merkwürdiges, hundsgesichtiges und fellüberzogenes Kind vor einem stehen, während ein merkwürdiges Geisterwesen grade auf einen zufliegt. „Habt ihr… Habt ihr denn Geld?“ Daraufhin sah Dracomon ihn nur verwirrt an. „Geld?“ Coronamon hingegen reagierte empört. „Pah! Geld! Wozu soll das gut sein?“ Es ließ an seinem Armreif eine Stichflamme entstehen und grinste den Verkäufer an. „Geben sie uns sofort etwas zu essen, sonst passiert was!“ Nun wurde der junge Mann bleich. „Aber…“, stotterte er. „Aber…“ Die Frau schrie auf und machte ein paar Schritte zurück, während sie – das Kind an sich gepresst – augenscheinlich ausrechnete, wie hoch ihre Überlebenschance wäre, wenn sie wegliefe. Da hatte Lunamon endlich die Gruppe erreicht. „Coronamon, hör sofort auf!“, rief es wütend und warf mit einer Kopfnuss seinen Bruder um, ehe es sich den beiden Menschen zuwandte. „Es tut mir wirklich leid!“ Es beugte demütig den Kopf, während es „Ihr müsst euch auch entschuldigen“ den beiden anderen zuzischte. „Aber warum denn?“, fragte Dracomon, welches etwas überfordert dreinschaute, ihm den Kopf zuwandte. „Mach einfach“, erwiderte Lunamon. „Ich denk nicht dran“, meinte sein Bruder störrisch und verschränkte die Arme. „Coronamon!“ Langsam wurde das weiße Digimon wütend. Diese Unterhaltung wurde von den beiden Erwachsenen, die beide noch ein Stück zurück gewichen waren, verängstigt beobachtet, während das Kind noch immer schrie. „Nö“, meinte Coronamon und wandte sich ab, worauf Lunamon ein Knurren von sich gab, was so gar nicht zu dem sonst recht niedlich wirkenden Wesen passte. „Entschuldige dich bei den Menschen!“ „Keine Lust“, erwiderte das Feuerdigimon nur. Zu viel mehr kam aus auch nicht, denn da rammte seine Schwester es erneut, so dass es mit Wucht gegen den Hot Dog Stand flog und diesen unter lautem Scheppern umwarf. Das reichte dem Verkäufer und der Mutter nun vollends. Beide liefen – so schnell sie konnten – weg und waren nur einige Augenblicke später hinter der nächsten Kurve verschwunden. „Essen“, strahlte Dracomon die Bockwürste, die nun, wie auch die dazugehörigen Brötchen, über den Boden verteilt lagen, an, ehe es sich draufstürzte und gleich einige auf einmal herunter schlang. Die Digimonzwillinge hingegen beachteten diese nun achtlos herumliegende Mahlzeit nicht, sondern waren mal wieder in einen Streit, oder viel mehr in einer Prügelei vertieft. Jedoch wurde diese auch dieses Mal jäh unterbrochen, bevor sie begannen die ersten Attacken einzusetzen. „Hört sofort auf, ihr beiden!“, rief eine Mädchenstimme. Dann prallte ein kleiner Eiskristall direkt neben den beiden Streitenden, die natürlich nicht einmal aufgehorcht hatten, auf den Boden. „Sofort!“ ‚Oh man’, dachte Denrei, als er – endlich von der lästigen Schulpflicht befreit – grade mit einer vollen Tüte aus einem Supermarkt in der Nähe des Shinjuko Central Park kam. ‚Hoffentlich haben Dracomon und die beiden Chaoten nichts angestellt…’ Er war sich nicht sicher, was die beiden Geschwisterdigimon alles anstellen konnten und Dracomon war einfach nur wie ein Kind. Seufzend beschleunigte er seinen Schritt in Richtung des Parks. Grade die letzten Stunden in der Schule waren einer Qual gleichgekommen, so besorgt war er um seinen Partner gewesen. Er hatte nicht einmal richtig zuhören können, war mehrmals verwarnt worden und hatte als sie in den letzten beiden Stunden – Sport – Fußball gespielt hatten, einen Ball mit voller Wucht in die Magengegend bekommen, weil er nicht aufgepasst und nur träge herum gestanden war. Noch immer tat ihm sein Bauch etwas weh. Trotzdem lief er mit schleunigem Schritt weiter, die Wege des Parks, in dem sich zu dieser Zeit viele Leute, vor allem auch einige Jugendliche aufhielten, um ihre Freizeit und heute auch das gute Wetter zu nutzen, aber Denrei beachtete sie nicht. Endlich erreichte er den Trampelpfad ins Gebüsch, wo sich die Digimon hoffentlich noch immer versteckten. Fast rennend lief er ihn entlang, nur um ein kurzes Stück weiter erschrocken stehen zu bleiben. „Was“, stotterte er und sah auf das Bild, das sich ihm bot. Da waren keine drei Digimon mehr, nein, da waren vier – vier Digimon und ein Mädchen. Dasselbe Mädchen, was er drei Tage zuvor am See gesehen hatte. Aber was hatte das zu bedeuten? Nun horchte Dracomon auf und drehte sich um. „Denrei!“ Freudig lief es auf seinen Partner zu, der ihm den Blick noch immer auf das fremde Mädchen gerichtet den Kopf tätschelte. Die anderen Digimon, das waren Coronamon, Lunamon und ein Lopmon, waren damit beschäftigt Süßigkeiten in sich hinein zu stopfen, welche aus einer Tüte, die auf dem Boden lag, geradezu heraus quollen. Daneben kniete das Mädchen und sah ihnen lächelnd zu, ehe sie den Blick hob und zu Denrei sah. „Hi“, grüßte es ihn, stand auf und ging zu ihm hinüber. Er sah es perplex an. „Hi?“ Das Mädchen war über einen Kopf kleiner als er und sah ihn nun freundlich und etwas neugierig an. „Du musst Denrei sein“, stellte sie dann fest. Dies war sicher nicht schwer zu erraten gewesen, da Dracomon ja vorher nach ihm gerufen hatte und wahrscheinlich auch schon einiges erzählt hatte. Trotzdem zuckte er zusammen, als sie ihn gleich beim Namen ansprach. „Und du bist?“, brachte er schließlich hervor. „Shuichon“, erwiderte sie grinsend. „Lee Shuichon. Freut mich dich und Dracomon kennen zu lernen.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. Verwirrt starrte der Junge erst sie, dann ihre Hand an, ehe er sie langsam und zögerlich ergriff. „Die Freude ist ganz meinerseits“, murmelte er verlegen vor sich hin und musterte sie nun genauer. Shuichon war – ihrem Namen nach – chinesischstämmig, was ihren recht dunklen Teint erklärte. Sie schien zwischen zwölf und fünfzehn Jahre alt zu sein, genau konnte er es nicht sagen, da die beiden Zöpfe, zu denen sie ihr rötliches Haar gebunden hatte, sie recht kindlich erscheinen ließen. Sie trug ein ärmelloses, helles Top und eine kurze, recht weit geschnittene Hose, an dessen Bund etwas hing, was Denreis Aufmerksamkeit auf sich zog. „Ist das ein Digivice?“, fragte er darauf zeigend. „Hmm?“ Sie folgte seinem Blick und löste das Gerät, was wesentlich runder und auch so anders geformt war als Denreis Digivice, von ihrem Gürtel. „Ja, so kann man es nennen“, erwiderte sie dann grinsend und hielt es ihm entgegen. „Du hast auch eines, oder?“ Immer noch etwas befangen griff er die Tasche seiner Schuluniformjacke und holte sein Digivice heraus, um es ihr zu zeigen. „Das sieht ja ganz anders aus als die A…“ Sie brach ab. „Das ist ja ganz anders wie meins“, endete sie schließlich. „Darf ich mal?“, fragte sie dann und streckte auch schon ihre rechte danach aus. „Von mir aus“, murmelte Denrei. „Kann ich mir deines auch mal ansehen?“ „Sicher“, grinste sie, als sie ihm schon sein Digivice mehr oder weniger aus der Hand riss und ihm stattdessen das eigene hinein drückte. „Cool“, kommentierte sie auch schon im nächsten Moment. Daraufhin schüttelte er nur den Kopf und wandte sich Shuichons Digivice zu. Tatsächlich waren dessen Ecken abgerundet und um das Display zog sich ein runder, rosa gefüllter Kreis. Die beiden Knöpfe, die sich darunter befanden, waren ebenfalls rosa. Er drehte es in der Hand um es genauer zu betrachten. Oben war ein Stoffband mit einem gelochten Klipp, mit dem man es wohl an einem Gürtel oder ähnlichem befestigen konnte. Schließlich fiel ihm ein Schlitz am rechten Rand des Gerätes auf. War der etwa für Karten gedacht? „Tut mir echt leid“, erklang auf einmal eine piepsige Stimme, die ihn aus seinen Gedanken holte. Er sah sich um, ehe er begriff, dass die Stimme von Lopmon kam, welches zu ihnen herübergeflogen war und nun auf Dracomons Kopf saß. Beide Digimon schauten ihn an. „Was?“, fragte Denrei nur verwirrt. „Tut mir leid, dass Shuichon… Naja, sie ist halt etwas hyperaktiv. Ich hoffe, sie hat dich nicht zu sehr überrannt.“ Das langohrige Digimon sah etwas geknickt drein. „Oh, Lopmon!“, rief das Mädchen daraufhin gespielt wütend und schlug halbherzig nach ihm, woraufhin das Digimon von Dracomons Kopf sprang. „Was hast du denn, Shui-chan?“, fragte es. „Man kann es ja nicht leugnen, dass du eine Nervensäge bist, oder?“ Es kicherte und schwebte wieder zu Lunamon und Coronamon hinüber, die immer noch Süßigkeiten in sich hineinschlangen, nun aber auf- und zur Seite springen mussten, um Shuichon auszuweichen. Diese hatte ihren Partner am Ende eingefangen und kniff ihn nun in die Wangen. „Wer ist hier die Nervensäge?“, fragte sie, während Lopmon merkwürdig jaulende Laute von sich gab. „Ihr beide kennt euch schon ziemlich lange, nicht?“, fragte Denrei, der nun etwas über Dracomons Kopf strich, was dem Digimon zu gefallen schien. „Kann sein“, meinte Shuichon nur und sah eine Miene ziehend in eine andere Richtung. Daraufhin seufzte der Junge und ging zu ihr. „Hier, dein Digivice.“ Er hielt es ihr entgegen. „Oh.“ Verlegen gab sie ihm seines zurück und hängte das eigene wieder an den dünnen Gürtel. „’Schuldige.“ „Nicht schlimm“, erwiderte er und ließ sich auf den Boden fallen. „Aber jetzt sag mir bitte eines: Was machst du hier?“ Sie kicherte. „Ach, weißt du, ich habe euch vor drei Tagen schon gesehen und heute war bei uns in der Schule Sporttag…“ Sie machte ein unschuldiges Gesicht. „Da dachte ich mir, ich schaue Mal nach, ob die Digimon allein nicht irgendwelche Dummheiten machen.“ „Oh“, machte Denrei und holte ein Brötchen aus seinem Rucksack. „Und haben sie?“ Dabei schwankte ein besorgter Unterton in seiner Stimme mit. „Es hielt sich in Grenzen“, erwiderte sie mit wissendem Gesicht. „Sie haben nur einen Hotdogverkäufer überfallen…“ „Was?“, erschrak er und wandte sich den Digimon zu. „Dracomon?“ Dieses ließ Kopf und Schwanz hängen. „Tut mir leid… Ich hatte Hunger…“ „Es war Coronamons Schuld“, fügte Lunamon hinzu, woraufhin der Junge nur seufzte. „Es ist nichts schlimmeres passiert“, meinte Shuichon daraufhin und lächelte die Digimon an. „Wir haben ja früh genug eingegriffen.“ – Lopmon murmelte irgendwas von „Eigenlob – „Aber es war dumm von dir, die Digimon ohne etwas zu essen den ganzen Tag hier allein zu lassen. Zumal sie hier auch gesehen werden könnten…“ „Das können sie überall“, erwiderte Denrei. „Wenngleich du wahrscheinlich Recht hast: Ich hätte ihnen Essen dalassen sollen.“ Etwas demütig sah er auf den trockenen Boden. „Und es ist trotzdem Coronamons Schuld gewesen“, murmelte Lunamon. „Ist es gar nicht – selbst schuld“, schmollte sein Bruder. „Seid ruhig, alle beide“, zischte Lopmon. „Hier wird nicht mehr gestritten. Dracomon schwieg und ging näher an seinen Partner heran, um ihn mit der Schnauze anzustupsen. Sein Blick war der eines getretenen Hundes. „Schon gut, Dracomon“, murmelte Denrei und tätschelte ihm erneut den Kopf. „Ich wüsste vielleicht einen Ort, an dem sich die Digimon verstecken können, während du in der Schule bist“, meinte Shuichon so plötzlich, dass der Junge zusammenzuckte. „Eh?“, machte er. „Ich kann es dir zeigen“, erwiderte sie. „Aber wir sollten noch etwas warten, bis hier weniger Menschen unterwegs sind. Es würden sich einige über die Digimon erschrecken.“ „Hmm“, war Denreis Antwort. „Von mir aus“, nuschelte er dann und lehnte sich gegen einen Baum.   Es war schon viertel nach neun, als die kleine Gruppe, die aus zwei Menschen und vier Digimon bestand, vorsichtig durch den Shinjuko Central Park schlich. Die Sonne war zwar bereits untergegangen und es war schon relativ dunkel im Park, doch immer noch trafen sie ab und zu auf vereinzelte Menschen. Zum Teil Jugendliche, die noch nicht nach Hause wollten, zum Teil verliebte Pärchen oder Menschen, die noch spazieren gingen. Jedes Mal, wenn sie Menschen hörten, waren die Digimon gezwungen, sich mit einem Sprung ins Gebüsch außer Sichtweite zu bringen. Nur Lopmon blieb in Shuichons Armen hängen – immerhin war es klein genug, um als Plüschtier durchzugehen, was ihm einige Sticheleien, vor allem von Seiten Coronamons einbrachte. „Müssen wir noch weit laufen?“, fragte Dracomon mit einem nörgelnden Unterton. „Nein, nicht mehr weit“, erwiderte Shuichon. Denrei schwieg, wie er es die ganze Zeit schon gemacht hatte. Innerlich schmollte er etwas, weil das chinesische Mädchen mehr zu wissen schien, als es zugab, und es ihm nicht erzählte. Wie lange kannten sie und Lopmon sich schon? Wenn schon so lange Digimon in dieser Welt waren – wieso hatte er sie nicht bemerkt? Er seufzte. So erreichten sie schließlich ihr Ziel. Zumindest blieb Shuichon plötzlich stehen. „Wir sind da“, meinte sie und wandte sich den Hang rechter Hand von ihnen zu. „Was?“, fragte Denrei, als sie auf ein kleines Häuschen, welches von Gebüsch umgeben war, zeigte, zu dem eine schmale, aus einzelnen Steinplatten bestehende Treppe hoch führte. „Aber“, setzte der Junge an, doch sie war bereits die Treppe hoch gelaufen, so dass ihm nichts anderes übrig blieb als ihr zu folgen und sich den kleinen, aus Betonplatten bestehenden Kasten genauer anzusehen. Die Digimon taten es ihm gleich. Der Vorteil des kleinen Baues war, dass er den Digimon auf der einen Seite ein Dach lieferte und auf der anderen Seite durch das üppige Gebüsch vom Weg aus nur der obere Teil zu sehen war. Zwar war es vorne offen, aber solange die Digimon drin blieben… „Und wenn hier Menschen vorbei kommen?“, wandte er ein. „Ich meine, Coronamon…“ Da unterbrach Lopmon ihn schon: „Ich werde hier bleiben und auf sie aufpassen“, meinte es selbstsicher. „Aber…“ „Viel anderes bleibt euch nicht übrig“, erwiderte sie und lächelte ihn an. Er seufzte. „Dracomon?“ „Hmm?“ Das Digimon sah zu ihm auf. „Würdest du mir versprechen dich hier zu verstecken, wenn ich nicht da bin?“, fragte er. „Denrei“, murmelte es mit trauriger Stimme. „Ich will nicht das Denrei nicht da ist. Ich will wieder mit zu Denrei nach Hause.“ „Ich weiß. Aber das geht nicht.“ „Wieso nicht?“, fragte Dracomon wieder. „Das habe ich dir schon erklärt“, erwiderte der Junge. „Komm, Dracomon, bitte. Wir bekommen sonst noch eine Menge Ärger, wenn ihr noch mal einfach so durch die Gegend lauft.“ „Und wieso?“, warf Coronamon aus dem Hintergrund ein. „Das ist doch klar!“, erwiderte seine Schwester prompt. „Ach ja? Dann erklär es mir bitte, du Schlaumeier!“ Die anderen verdrehten genervt die Augen. Konnten die beiden Geschwister überhaupt etwas anderes als streiten? „Jetzt beherrscht euch endlich mal!“, rief Lopmon, schwebte zu den beiden hinunter und packte – wenn man es so nennen konnte – jeden der beiden am Kopf, um sie gegeneinander zu stoßen. „Au“, kam es synchron von beiden, als sie sich schmollend die Stirnen rieben. „Ihr könnt doch nicht immer nur streiten“, meinte Shuichon. „Doch!“ Coronamon sah sie wütend an. Daraufhin seufzte Denrei nur und packte das Mädchen bei der Schulter. „Lass sie“, meinte er. „Denen ist nicht mehr zu helfen.“ Sie nickte und zuckte etwas grinsend mit den Schultern. Da erklang plötzlich eine Stimme: „Hey ihr!“ Denrei, Shuichon und die Digimon fuhren herum, wobei Lopmon auf den Kopf seiner Partnerin flog, um besser sehen zu können. Unten auf dem Weg stand ein Junge. „Du!“, rief Denrei aus, als er ihn erkannte. „Ja, ich“, erwiderte der Junge. „Ich habe dir doch gesagt, dass das hier mein Territorium ist, Schwächling! Wieso bist du mit deinem Digimon hier nicht verschwunden?“ „Das geht dich nichts an“, schrie Denrei zornig zu ihm herüber. „Außerdem… Was soll das Gelaber von wegen ‚dein Territorium’? Das ist ein öffentlicher Park, hier darf sich jeder aufhalten!“ „Aber nicht jedes Digimon“, erwiderte der Fremde. Dracomon knurrte. „Soll ich das Arschloch angreifen?“ „Nein, warte“, zischte sein Partner, der gesehen hatte, wie schnell das Gazimon des Fremden war. „Wer bist du?“, fragte Shuichon nun an den Fremden gewandt. Diese lachte nur finster auf. „Noch eine Göre mit einem Digimon hier.“ Er sah sie voller Verachtung an. „Und wer ist da hinter euch?“ „Verdammt“, kam es von Coronamon, das für den Fremden noch hinter dem Gebüsch verborgen war. „Ich!“, rief es dann und sprang auf den Jungen zu. „Coroknuckle!“ Damit holte es zum Schlag aus, der aber nicht traf. Stattdessen wurde der Schlag von Gazimon, das wie aus dem Nichts bei seinem Partner erschienen war, abgefangen und Coronamon mit einem Schlag von dem Tierdigimon des Jungens hart zu Boden befördert. „Coronamon“, rief Lunamon und flog nun ebenfalls auf den Jungen zu. „Tear Shoot!“ Der Halbmond auf seiner Stirn leuchtete auf und ein heller Strahl schoss auf Gazimon zu. „Pah“, machte der Junge nur und zog eine Karte mit einer Hand, während er in der anderen bereits sein Digivice hielt. „Card Scann! Defense – Plug-in C!“ Gazimon sprang auf das schwebende Lunamon zu, während die Attacke es zwar traf, aber nicht zurück warf. Es folgte ein weiterer Schlag mit den Klauen und Lunamon landete nicht unweit von seinem Bruder im Gebüsch. „Sieh an“, meinte der Junge daraufhin. „Zwei Wilde, kann das sein?“ Er lachte verächtlich und zog eine weitere Karte. „Gazimon, lösch sie aus, sie gehören nicht in diese Welt! – Card Scann! Sharpened Claws! Und: Card Scann! High Speed Attack!“ Er scannte beide Karten ein. Im nächsten Moment war Gazimon verschwunden. „Verdammt, das können wir nicht zulassen“, murmelte Denrei. „Dracomon.“ „Es ist zu schnell!“, erwiderte Shuichon, doch Dracomon nickte seinem Partner zu. „Gut“, meinte dieser daraufhin. „Was der kann, können wir schon lange.“ Er hatte jetzt gesehen, wie der fremde die Karten benutzte. „Card Scann! High Speed Attack!“ Nun stürmte auch Dracomon, welches nun fast genauso schnell, wie sein Gegner, war, los und auf diesen zu. „Baby Breath!“, startete es schon auf halben Weg seine Attacke. Gazimon fuhr herum. „Verdammt.“ Wenn es nicht getroffen werden wollte, musste es ausweichen, was es nun auch tat. Dann startete es einen Gegenangriff: „Paralyze Breath!“ Eine leicht violette Wolke verließ sein Maul und breitete sich aus, so dass Dracomon davon eingehüllt wurde. „Den…“, krächzte es – unfähig sich zu bewegen. „Dracomon!“, rief Denrei und wollte schon die nächste Karte ziehen, als eine Hand seine festhielt. „Lass ihn“, meinte Shuichon und ging an ihm vorbei, während Lopmon noch immer auf ihrem Kopf saß. „Bist du bereit, Lopmon?“ „Alles klar“, rief dieses und sprang vor ihr auf den Boden, bereit zu kämpfen. Der fremde Junge sah sie irritiert an. „Du willst mich mit diesem Plüschtier angreifen?“, fragte er ungläubig, woraufhin das Mädchen nur grinste. Auch Gazimon wandte sich den beiden nun zu. „Na, ganz wie du willst, aber heul nicht, wenn Gazimon deinen Partner löscht“, sagte er. „Gazimon, mach sie zuerst fertig. Um den Rest der Schwächlinge können wir uns später auch noch kümmern“, befahl er seinem Partner. „Das habt ihr davon, wenn ihr nicht hören wollt!“ „Wir werden ja sehen, wer am Ende heult“, erwiderte Shuichon nur und grinste. Da ging Gazimon auch schon zu einem erneuten Angriff über, dieses Mal ohne von irgendwelchen Karten verstärkt zu werden. Es griff mit seinen Klauen an, beziehungsweise hatte dies vor, doch da zog das Mädchen eine Karte und hob ihr Digivice. „Card Slash!“, rief sie, während sie eine Karte aus den alten Editionen durch den Schlitz an ihrem Digivice zog. „Super Evolution! Plug-in S!” Daraufhin begann Lopmons Körper zu leuchten. „Lopmon – Shinka! Wendimon!“ Nun stand, statt dem vorherigen kleinen, plüschtierähnlichen Lopmon etwas ganz anderes vor ihnen. Wendimon war breit genug, als dass es den Weg, auf den sie standen komplett ausfüllte und war mit dem Kopf auf einer Höhe mit einigen Baumkronen. „Es ist digitiert“, murmelte der fremde Junge. „Wahnsinn“, hauchte Denrei. „Wendimon“, rief Shuichon. „Zeig ihm, was wir von Leuten halten, die andere terrorisieren und sich mit schwächeren anlegen!“ Mit einer Hand fing das große Digimon das Gazimon des Jungens, welches noch versuchte zur Seite auszuweichen, ein und schleuderte es im nächsten Moment mit voller Kraft von sich, so dass das Child hart auf dem Boden aufkam. „Gazimon!“, rief der Junge und drehte sich zu ihm um. Denrei starrte immer noch das frisch digitierte Monster an, was vor ihm stand. Es sah anders aus, als das Wendimon, was er bisher kannte. Hatte hellbraunes und weißes Fell. Also war es nicht vom Typus Virus? „So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen!“, meinte der Junge und zog eine weitere Karte. „Card Scann! First Aid Kit!“ Gazimon kam wieder auf die Beine, als der Junge schon eine weitere Karte in der Hand hatte. „Card Scann! Metal Knuckle!“ Metallkrallen erschienen um Gazimons richtige Krallen herum und es sprang erneut auf seinen Gegner zu. „Metal Knuckle!“ Es wollte mit der Zusatzattacke angreifen, doch Wendimon stieß ein wildes Heulen aus, welches seinen Gegner erneut zurück warf. „Destroyed Voice“, murmelte Denrei den Namen er Attacke, während er selbst auch zurück gewichen war. Nun legte Shuichons Partner den Kopf zurück und eine Lichtkugel erschien in seinem Maul, die es im nächsten Moment auf das Tierdigimon, das nun am Boden lag abfeuerte. „GAZIMON!“, schrie der Junge verzweifelt, als die Kugel auf seinen Partner traf und einen Augenblick alles in grelles Licht hüllte, so dass auch Denrei die Arme schützend vor sein Gesicht heben musste. Als sie wieder sehen konnte, rannte der Junge schon auf seinen Partner zu, welcher nun mit einigen Wunden und geschlossenen Augen am Boden lag. Er hob Gazimon an. „Gazimon“, murmelte er verzweifelt. „Gazimon, bitte…“ Derweil waren Lunamon und Coronamon wieder auf die Beine gekommen und standen nun zusammen mit Dracomon zu Wendimons Füßen. Sie hatten zwar ein paar Kratzer, schienen aber ansonsten unversehrt zu sein. Denrei ballte seine rechte Hand zu einer Faust und lockerte sie dann wieder. So gerne hätte er den Jungen geschlagen, als Vergeltung für ihr letztes Treffen. Schließlich ließ er es aber bleiben. „Idiot“, murmelte er und wandte sich den anderen zu. „Lassen wir ihn in Ruhe.“ Die anderen nickten, während Wendimon erneut in Licht getaucht war und einen Moment später als Lopmon zu seinem Partner gehüpft kam. „Shui-chan, ich hab Hunger.“ „Vielleicht sollte ich noch etwas zu essen holen“, meinte Denrei daraufhin. „Ja“, erwiderte Shuichon darauf nur. „Die Digimon haben nach dem Kampf sicher wieder Hunger.“ Währenddessen öffnete Gazimon blinzelnd die Augen. „Es tut mir leid, Nii-san“, flüsterte es. „Gazimon“, murmelte der Junge daraufhin und tatsächlich standen ihm Tränen in den Augen. ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Anmerkungen: Lee Shuichon: Lee Shuichon ist der japanische Name von Suzie, also der kleinen Schwester von Henry, welcher im Japanischen Jenrya hieß. Sie ist mittlerweile 14. Coronamon: Coronamon ist ein Childdigimon und wurde in Japan mit Digimon Story: Sunburst eingeführt. Es ist vom Typus Serum und ein Tierdigimon. Lunamon: Lunamon ist ebenfalls ein Childdigimon und wurde mit Digimon Story: Moonlight eingeführt. Es ist vom Typus Datei und auch ein Tierdigimon. Wendimon: Das Wendimon was hier auftaucht habe ich mal ganz frei den Typus Datei gegeben. Daher auch die veränderte Fellfarbe ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)