Undercover Agentin in Gefahr von MercyDawn (Back in Black!) ================================================================================ Prolog: Rückblick auf die letzten zehn Jahre in Kurzfassung ----------------------------------------------------------- Sarah Mitchell ist jetzt bereits seit 10 Jahren undercover in Deutschland. Sie lebt unter dem Namen „Linda Berg“ und muss sich mit allerlei Problem bezüglich der Organisation herumschlagen. Hinzu kommen ihre Prüfungen an der japanischen Schule, die sie per Fernkurs besucht, weil sie an der deutschen Schule nicht allzu gute Noten schreiben darf, um nicht aufzufallen. Jetzt schlägt aber noch etwas ganz anderes wie ein Blitz in ihr Leben ein, von dem sie nicht für möglich gehalten hätte, das es sie so sehr aus der Bahn werfen könnte… Kapitel 1: Pain and Woe ----------------------- „Hey, Linda, sag mal merkst du das nicht? Er starrt dich schon die ganze Zeit an!“, Maria stupste sie an. „Hm? Achso, du meinst Mark… Ja, doch ist mir aufgefallen… Warum, was ist denn los…?“, Linda bedachte ihn mit einem kurzen Blick. Maria sah sie verwirrt an:„Was los ist?! Hallo, er ist der Schwarm der Schule, was sag, ich da, der Schwarm aller Mädchen, selbst derer, die noch nicht mal wissen wie man Liebe überhaupt schreibt und er starrt dich an! Und du zeigst ihm die kalte Schulter! Himmel, geht’s dir auch wirklich gut?!“ Linda schoss herum. Ihre Augen funkelten verdächtig blau und nicht mehr im ehemaligen grün und sie flüsterte ihrer Freundin mit bebender Stimme zu:„Ja, mir geht’s gut! Bloß weil ich nicht gleich Feuer und Flamme bin, heißt das nicht, dass es mir nicht gut geht! Verdammt, der Kerl lässt mich kalt wie die Eiszeit!“ Maria zuckte zusammen:„I-ist ja gut…!“ Sie ging nach draußen zur Mädchentoilette. Linda seufzte und sah Mark nachdenklich an. Ja… Auch wenn sie es sich nicht eingestehen mochte, es war eine Lüge gewesen, das er sie so kalt ließ wie die Eiszeit. Er ließ sie ganz und gar nicht kalt. Nein, er war es, den sie liebte… Aber zusammen sein, nein, das durften sie nicht. Schon auf die Idee zu kommen und mit dem Gedanken zu spielen ihm ihre Gefühle zu gestehen… Jedes Mal wenn sie sich dabei erwischte, wie sie sich das ausmalte, schalt sie sich selbst dafür. Er wusste nichts von ihren Gefühlen und das war auch gut so. Sie konnte es sich nicht leisten sich von so etwas abwegigem wie Liebe ihren Auftrag durcheinander bringen zu lassen. Dafür war er zu wichtig. Andererseits… Auch Mark war ihr sehr wichtig… Gerade deshalb konnte sie nicht mit ihm zusammen sein. Sie hatte den Verdacht, dass die Organisation inzwischen wusste wer und vor allem was sie war. Jetzt mit ihm zusammen zu kommen würde ihn nur in Gefahr bringen und das war nun wirklich das Letzte was sie wollte. Als es klingelte setzte sie sich auf ihren Platz neben Maria. „Was haben wir jetzt…?“, fragte sie sie ein wenig zerstreut, mit den Gedanken noch bei Mark. „Warte, ich guck gerade nach… Letzte Stunde, letzte Stunde… Englisch! Das ist doch prima, da mussten wir doch den Essay über Kriminalistik schreiben! Das ist doch dein Fachgebiet, nicht wahr?“ „Äh, ja…“ Kaum das die Lehrerin den Raum betreten und sie alle begrüßt hatte ging die Tür erneut auf und die stellvertretende Direktorin stand im Türrahmen. „Bettina? Könntest du auf ein Wort rauskommen?“, sprach sie die Lehrerin, Frau Bettina Schneider an. Sie nickte und ging, wenn auch sehr überrascht mit ihr hinaus. Maria stupste Linda an:„Was meinst du was los ist?“ Linda antwortete nicht. Tja… Ich weiß nicht…Aber irgendwie… irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert ist…! Keine Ahnung warum, aber ich habe das Gefühl, dass sich hier sehr bald alles ändern wird… - Und das nicht unbedingt zum Guten…! Ihr lief ein Schauer über den Rücken als sie daran dachte was alles passieren konnte, worüber anscheinend nur sie nachdachte, denn Shuichi, Jodie und James hatten nie darüber gesprochen. Vielleicht weil sie es nicht als nötig empfanden, sooft wie Sarah alias Linda darüber sprach, aber dennoch… Diese Gefahren sind nicht zu unterschätzen… Man kann nicht oft genug darüber sprechen…! Vor allem müssen sie die Regeln beachten…! Sie sah zu Mark hinüber und lächelte grimmig. Ha, ich hab gut reden… Ich selbst bin auf dem besten Weg die wichtigste Regel zu brechen… Ich halte das einfach nicht mehr aus… Sie lehnte sich gerade in ihrem Stuhl zurück als ihre Englischlehrerin wieder den Raum betrat und direkt auf sie zuging. Alle aus der Klasse wandten ihre Köpfe Richtung Linda. Sie selbst hörte dem zu, was ihre Lehrerin ihr zu flüsterte, nickte dann ernst und stand auf. „Linda! Wo gehst du hin?!“, viele riefen ihr das nach, aber sie wandte sich nicht um. Auch wenn sie ruhig blieb, das was sie gefühlt hatte, schon die ganze Zeit wenn ihre Lehrerin da war, machte ihr Angst. Sie kannte dieses Gefühl. Shiho hatte es oft genug gehabt und auch sie selbst kannte diese Empfindung. Die eiskalte Aura dieser Frau. Vermouth. Natürlich, sie hatte damit gerechnet. Wer sonst sollte sie ausspionieren können, ohne dass sie etwas unternehmen konnte? Aber etwas ganz anderes machte ihr jetzt auch noch Sorgen. Sie war auf direktem Weg zum Direktor bestellt worden. Normalerweise müsste man annehmen sie habe etwas ausgefressen, aber das war nicht der Fall, das wusste sie. Es war nie der Fall gewesen. Immer wenn man sie zum Direktor bestellt hatte waren die Probleme nicht weit gewesen und dass man sie nicht auf ihrem Pager angepiepst hatte zeigte nur, dass es zwar nicht oberste Priorität hatte, aber immerhin so wichtig war, dass man sie aus dem Unterricht holte. Nicht das sie es nötig gehabt hätte Englisch zu lernen. Schließlich war sie sozusagen Ur-Britin. Sie würde keinerlei Probleme haben, weil sie nicht da war. Die wirklich guten Noten in diesem Fach waren die einzigen gewesen, die sie vor James hatte legitimieren können. In allen anderen Fächern, wo sie auch mindestens eine zwei hätte haben können, musste sie allerdings schlechter schreiben oder im mündlichen wenig mitarbeiten. Es war einfach auffällig eine besonders gute Schülerin zu sein. Selbst in Sport musste sie eine Mindestzeit fehlen, aber das war ihr eigentlich recht. Es war oft genug schwierig geworden zu erklären warum sie selbst im Sommer langärmelige Oberteile und lange Hosen trug. All das ging ihr in den wenigen Minuten durch den Kopf bis sie vor der Tür des Direktors stand und anklopfte. „Herein!“, klang es dumpf von der anderen Seite der Tür. Sie öffnete die Tür, trat ein und schloss sie wieder hinter sich. „Sie wollten mich sprechen, Herr Direktor?“, fragte sie höflich. Er schüttelte den Kopf:„Nein, ich nicht, aber dieser Mann dort. Er ist immer hier aufgekreuzt und immer brachte es Ärger für Sie mit sich Fräulein Berg! Ich denke Sie sind seiner Besuche überdrüssig?“ Linda sah zu dem Mann hinüber. Er war unverkennbar Japaner, trug eine schwarze Strickmütze und war dunkel gekleidet. Sie sah den Direktor wieder an:„Durchaus nicht. Auch wenn seine Besuche Unannehmlichkeiten mit sich bringen. Sie halten mich auf dem Laufenden und zeigen mir das man mir, zumindest ansatzweise, Gehör schenkt.“ Der Mann erhob sich aus dem Sessel und sagte in perfektem Deutsch:„Ich denke Sie sollten uns jetzt allein lassen, Herr Kallert.“ „Oh, wie immer also? Na schön, ich will nichts sagen, da Sie immer entscheidende Argumente vorbringen und auch das Schreiben ihres Chefs ist unmissverständlich. Aber ich hoffe wir verstehen uns richtig, wenn ich gerne weniger Besuche dieser Art hätte?“, Herr Kallert schien recht verärgert zu sein. Der Mann blieb vollkommen ruhig:„Natürlich. Allerdings lassen sich meine Besuche nicht immer vermeiden.“ Nachdem der Direktor das Zimmer verlassen hatte entspannte sich Linda alias Sarah ein wenig, aber die Angst blieb:„Shuichi, was ist passiert?!“ Jetzt flackerte die Angst auch in ihren Augen auf. Shuichi hob beruhigend die Hände:„Sarah. Bitte. Setz dich hin, dann kann ich es dir in Ruhe erzählen. Ändern können wir ohnehin nichts mehr.“ Noch beunruhigter als sie es ohnehin schon war ließ sich Sarah auf einen Stuhl sinken. Solche Reden passten nicht zu Shuichi. Normalerweise war er der Erste, der einem sagte man könne das Ruder noch herumreißen. „Was ist passiert?!“, wiederholte sie ihre Frage, nun drängender. Seufzend trat er zu ihr heran:„Ich muss dir eine traurige Nachricht überbringen. – Kato Nagakura, einer deiner Kollegen, ist vor wenigen Minuten von Chianti erschossen worden, als er auf dem Weg zu deinem Haus war… Wir sind noch an ihr dran, aber es sieht so aus, als ob wir ihnen mal wieder nichts nachweisen könnten… Auch nicht, wenn ich als Whisky aufkreuze. Es tut mir Leid.“ Sie saß vollkommen geschockt da. Unfähig auch nur einen Ton heraus zu bekommen. Kato. Er war ihr wie ein Bruder gewesen. Sie waren auf zahlreichen Einsätzen zusammen gewesen und hatten sich gegenseitig so gut gekannt, das, wenn man den einen fragte, der andere antworten konnte. Sie waren wie Bruder und Schwester gewesen. Der Bruder, den sie nie gehabt hatte. Den sie gehabt hätte, wären ihre Eltern nicht bei dem Unfall vor 11 Jahren gestorben. Sie war schwanger gewesen damals. Zu dieser Zeit hatte sie nur gewusst das sie einen kleinen Bruder bekommen würde, aber nicht wie und wann. Selbst sie hatte das nicht gewusst. In diesem Punkt war sie ein ganz normales kleines Mädchen gewesen. Und jetzt Kato. Ziemlich blass stand sie auf:„I-ich gehe dann mal wieder in den Unterricht…“ Bevor Shuichi etwas sagen konnte war sie schon aus dem Büro gestürmt. Der Direktor kam herein als er die Tür zufallen hörte:„Wie ich sehe sind ausnahmsweise mal Sie es, der noch da ist…“ Shuichi beachtete ihn nicht. Sarah… Warum quälst du dich? Ich weiß doch, dass du die Anwesenheit dieser Frau spürst und ihre Absichten sehr gut kennst…! Warum tust du dir das an…? Kurz bevor sie die Klasse wieder betrat sammelte sie sich wieder einigermaßen. Immer noch ziemlich blass ging sie durch die Reihen zu ihrem Platz, setzte sich hin und beachtete das Getuschel nicht, das sich erhoben hatte. Eigentlich hörte sie es gar nicht, genauso wenig wie sie Maria hörte, die sie flüsternd fragte was los gewesen war. Sie schüttelte nur stumm den Kopf, als Frau Schneider alias Vermouth sie mit gespielt besorgter Stimme fragte, ob sie nach draußen an die frische Luft gehen wolle. Linda starrte nur geistesabwesend auf einen Punkt auf der Tafel. Nicht einmal Marks ehrlich besorgte Blicke bemerkte sie. Als es zum Ende der Stunde klingelte blieb sie auf ihrem Platz sitzen, während sich ihre Klassenkameraden verabschiedeten und der Raum sich leerte. „Was ist passiert, Linda? Ich seh’ doch, dass es dir nicht gut geht. Ist dir schlecht? Soll ich jemanden holen?“, Mark war noch da. Zum ersten Mal sahen sie sich gegenseitig an. Langsam schüttelte sie den Kopf und sagte mit schwacher Stimme:„N-nein, a-alles in Ordnung…“ Ihr kreidebleiches Gesicht strafte sie lügen. Sie stand auf. Ihre Beine zitterten und sie stützte sich mit der Hand auf ihrem Tisch ab. Mark stellte seine Schultasche ab und packte sie sanft aber bestimmt am Arm:„Linda! Bitte, sag mir doch was mit dir los ist! Ich will dir doch nur helfen!“ Deutlich schwang die Sorge in seiner Stimme mit. Wieder sah sie ihn an. Diesmal in seine Augen. Sie seufzte schwach, dann knickten ihre Beine ein und Mark fing sie erschrocken auf, als sie das Bewusstsein verlor. „Linda! Sag doch was! Linda!“, jetzt bestimmte nicht nur Sorge, sondern auch Angst seine Stimme. Shuichi hatte noch eine ganze Weile im Sekretariat gesessen und sich von der Sekretärin einen Kaffee nach dem anderen bringen lassen. Das heißt, er hatte sie nicht darum gebeten, sie war einfach mit der Tasse vor ihm aufgetaucht und hatte sie ihm hingehalten:„Bisher hätten Sie den bei jedem ihrer Besuche ganz gut gebrauchen können! Also trinken Sie wenigstens dieses Mal einen Kaffee!“ Überrascht hatte er die Tasse entgegen genommen und sich, etwas verwirrt, bedankt. Jetzt ließ er die Tasse beinahe fallen, als er Mark hörte. Was ist da los…?! Alarmiert sprang er auf, stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab und rannte die Treppen zu Sarahs Klassenzimmer hoch. Er ließ eine ziemlich konsternierte Sekretärin zurück, die ihm noch nach sah. Mark zuckte zusammen als Shuichi ins Klassenzimmer stürmte. Eine komplett verständliche Reaktion, wenn man bedachte das Shuichi für einen Japaner ziemlich riesig war. Größer als Mark war er alle mal. „Wer sind Sie?!“, fragte er ihn als Shuichi auf Linda zu stürzte. Shuichi bedachte ihn mit einem verwirrten, aber auch leicht verärgerten Blick. „Ein… guter Freund.“, antwortete er hastig und ausweichend. „Ich habe Sie noch nie hier gesehen!! Und Linda hat Sie nie erwähnt!!“, Mark vertraute ihm nicht. Shuichi zog die Augenbrauen hoch und sagte knapp:„Allgemein hat sie ja auch wenig mit dir gesprochen, oder?“ Mark erschrak:„W-woher…?“ „Ich sagte doch ich bin ein guter Freund. – Es ist nichts wirklich Schlimmes, aber wir sollten sie dennoch zu einem Arzt bringen. Allerdings ist es bei ihr nicht möglich sie zu einem normalen Arzt zu bringen…“, kurzerhand hob Shuichi Linda hoch und wollte mit ihr aus der Klasse gehen, aber Mark stellte sich ihm in den Weg:„Woher soll ich wissen, das Sie die Wahrheit sagen?! Sie können sie genauso gut beobachtet haben!!“ Shuichi musste grinsen:„Kluger Junge.“ Er legte Linda auf einem der Tische ab. „Weißt du, du hast gar nicht so Unrecht. Ich habe sie tatsächlich beobachtet, allerdings um sie zu schützen.“ „Ich glaube Ihnen nicht!!“, Mark hatte diesen Gesichtsaudruck, der verhieß er würde bald die Polizei rufen. Und das wäre für Shuichi ungünstig geworden. Offiziell war er ja gar nicht hier. „Du bist echt clever. Ein bisschen zu clever, du bringst mich ziemlich in Verlegenheit. Kannst du mir nicht einfach vertrauen…? – Na schön, ich sehe schon, ich habe keine andere Wahl.“, er zog aus seiner Hemdtasche seinen Ausweis. „Hör zu! Bitte schrei hier nicht rum, wenn ich dir den zeige!!“, er gab ihm den Ausweis. „FBI...!“, hastig hielt Shuichi ihm den Mund zu und zischte:„Pscht!! Ich sagte doch du sollst nicht rum schreien!“ „A-aber was machen Sie hier? Sie sind doch Japaner, oder? Und was hat Linda damit zu tun?“, er war hoffnungslos verwirrt. Shuichi seufzte:„Kannst du nicht ein bisschen weniger fragen…?! – Ich bringe sie jetzt erst mal zu einem Arzt, dann sehen wir weiter. Es ist nicht gut, wenn du zu viel weißt. Schon allein die Tatsache, dass du weißt das ich vom FBI bin kann dich in Gefahr bringen.“ Er hob Linda wieder hoch und ging jetzt endgültig die Treppe hinunter, aber wenn er gedacht hatte Mark abschütteln zu können, dann hatte er sich getäuscht. Mark stürmte ihm hinterher:„Das ist mir egal! Ich komme mit!!“ Shuichi fühlte sich unangenehm an sich selbst erinnert, als er Jodie hartnäckig gefolgt war, obwohl sie ihm gesagt hatte, er solle es bleiben lassen. Unbeirrt ging er weiter zu seinem Wagen, Mark klebte an seinen Fersen. „Ok, du haust ja sowieso nicht ab, dann hilf mir jetzt mal und hol den Schlüssel aus meiner Manteltasche!“ Mark tat wie ihm geheißen und öffnete die hintere Autotür, damit Shuichi Linda auf den Sitz verfrachten konnte. Er schnallte sie an und schlug die Tür zu:„Ich nehme an, dass du jetzt auch nicht einfach verschwinden wirst, richtig?“ „Vollkommen korrekt.“ Shuichi grinste:„Du erinnerst mich an mich selbst, Junge. – Steig ein und sorg dafür das sie nicht zu übel durchgeschüttelt wird.“ Den Satz Darfst auch gern ihre Hand halten , der ihm auf der Zunge lag, sprach er nicht aus, sondern behielt ihn belustigt für sich. Kapitel 2: Quest for all truth ------------------------------ Mark stieg hinten ein und setzte sich direkt neben Linda, während Shuichi sich auf den Fahrersitz setzte und die Tür zuschlug. Mark tat es ihm gleich und sie schnallten sich an. Shuichi war erst ein paar Meter gefahren als Mark ihn wieder etwas fragte:„Wie haben Sie das gemeint, als Sie gesagt haben, dass ich Sie an sich selbst erinnere?“ Shuichi steckte sich eine Zigarette an und murmelte dann leise:„You can’t stop asking, can you?“ „Ich war mal genauso wie du. Ich bin jemandem gefolgt, einer guten Freundin, obwohl sie mir gesagt hat ich solle es nicht tun, es würde mich in Gefahr bringen. Ich hab’ drauf gepfiffen und bin ihr einfach nach. Letzten Endes war es gut, denn das hat ihr das Leben gerettet, allerdings habe ich dafür meines fast verloren…“ „Ich würde mein Leben für Linda geben…“, flüsterte Mark leise, aber Shuichi hörte es dennoch. Mhm… Genauso wie sie ihr Leben für dich geben würde. Für jeden auf dieser Welt. Sogar für ihren schlimmsten Feind… Nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, mein Leben zu riskieren, für jemanden, von dem ich weiß, er dankt es mir nicht mal…Schon gar nicht für diese Frau… Für sie zu allerletzt…!! Er knirschte mit den Zähnen und biss dabei fast seine Zigarette durch. Erst nachdem sie schon eine ganze Weile gefahren waren sagte Mark wieder etwas:„Wohin fahren wir eigentlich? Wenn wir uns nicht beeilen brauch sie den Arzt auch nicht mehr…!“ „Bist ein ungeduldiger Kerl, was? – Zum FBI Hauptlager, aber ich weiß nicht, wie ich denen erklären soll, dass ich dich mitbringe! Nein, das weiß ich nun wirklich nicht! Am besten ruf ich da jetzt mal an, bevor wir die einfach so überfallen… Nebenbei, ich sagte doch schon, es ist nicht so schlimm, sie hat schon sehr viel Schlimmeres durchgemacht als das hier…“ Er schnappte sich das Handy, als sie gerade an einer Ampel hielten und klemmte es in die Freisprechanlage. Kurz nachdem sie wieder losgefahren waren tippte er die Nummer des Büros von seiner „Kollegin“ ein. „Bureau 3, FBI Headquarter Germany, Mizuhara Kaniyoshi… - What’s the matter, Shu?” Shuichi lächelte leicht:„It seems you overcame the actions of the last hour, Mizuhara. – Ah, well before you say something you could repent: We aren’t talking in private. I, ah, will bring you a, uhm, well a guest.” “A guest. A GUEST?! Shu! You know we, especially SHE, told us not to tell anyone!! This is top secret!! – Ah, anyway, who is your guest? I can imagine, but please release me from my curiosity. - Où tu es?!” Shuichi zuckte zusammen, als er im Hintergrund jemanden auf Französisch brüllen hörte. Es war unverkennbar eine Frauenstimme und die einzige Französin, die er kannte, die etwas hiermit zu tun hatte, war… „Hortense! Lui corner moi peine…!“ „I am Mark Riehk, a classmate of Linda!“, meldete sich Mark zu Wort, als Shuichi nicht weiter sprach. Shuichi trat so plötzlich auf die Bremse, als Mark das sagte, dass sein Hintermann ihm fast hinten rein gefahren wäre. „S-sag mal spinnst du?! Eben hast du mir noch gepredigt Vorsicht sei die Mutter der Porzellankiste und jetzt quatscht du frei von der Leber deinen Namen durch die Gegend! Was wäre wenn da jemand mithören würde, der dir nicht freundlich gesinnt ist?!!“, Shuichi drehte sich auf dem Sitz um und schrie Mark an. „Ich…“ „Ähm, Shuichi…? Maybe you would better come and tell us all…? – Ich denke Mark würde das bevorzugen, als das du ihn jetzt auseinander nimmst…!”, Mizuhara sprang recht schnell wieder ins Deutsche, um Mark nicht auszuschließen, auch wenn sie sich sicher war, dass er sehr wohl verstanden hatte, was sie da besprochen hatten. „Uhm, well, would be better, yeah. Give me two minutes.” “Ok. That’s the Shuichi I want to hear!”, lachte Mizuhara und legte auf. „Gut, du hast es gehört. Ich bringe dich jetzt erst mal mit zum Hauptlager, schon allein deshalb, weil Linda eine Versorgung braucht. Aber das nächste Mal machst du das nicht, sonst gibt es für dich vielleicht kein nächstes Mal!!“, immer noch zornig fuhr Shuichi wieder los, kurz bevor die Ampel auf gelb umsprang. Sein Hintermann musste fluchend stehen bleiben und auf Grün warten. „Shuichi!“, kaum das sie am Hauptquartier angekommen waren wurden sie bereits von Hortense begrüßt. Die muntere Französin sagte noch viel mehr, aber Mark verstand kein Wort. Das Einzigste, was er heraushörte, war das sie Japanisch sprach – und zu seinem Ärger nicht nur sie: Die anderen beiden Frauen, die Shuichi begrüßten sprachen ebenfalls Japanisch. Nur ein Mädchen, das wohl ihrer Mutter weggelaufen war sprach ihn überhaupt an:„Dare?“ Mark sah sie überrascht an. Das Kind hatte mandelförmige Augen von einem so dunklen blau, das es an schwarz grenzte. Ihre roten Haare waren gewellt und gingen ihr bis zu den Schultern Hüfte. Sie trug eine schwarze Hose, feste, schwarze Schuhe, und einen schwarzen Mantel. „Who are you?“, wiederholte sie ihre Frage und legte ihren Kopf schief. „Äh… I, I am Mark Riehk… And who are you?“ Er hatte die Frage nicht nur aus Höflichkeit gestellt. Es interessierte ihn tatsächlich wer dieses Mädchen war, denn sie war offensichtlich Japanerin, sprach ihn aber auf Englisch an, im Gegensatz zu den FBI-Agentinnen. Eine von ihnen war Französin, die andere wohl Amerikanerin, aber die dritte im Bunde war japanischer Herkunft, ohne jeden Zweifel. Ihm kam der Verdacht ihrer Tochter gegenüber zu stehen. „Hey, girl, is that your mum?“, er zeigte auf die Frau mit den langen schwarzen Haaren. Das Mädchen sah in die Richtung in die er zeigte und nickte dann:„Yes. She is my mum. I’m Ruby. Ruby Kaniyoshi.“ Ruby? Ruby Kaniyoshi? Ein seltsamer Name für ein japanisches Mädchen. Hat bestimmt was damit zu tun, das ihre Mutter beim FBI arbeitet. Da hat sie wohl das Faible für englische Namen her.„Oh, entschuldige bitte! Wir wollten dich nicht ausschließen. Ich bin Mizuhara Kaniyoshi, die Frau mit der Shuichi eben telefoniert hat. Es war nicht dein Fehler zu sagen wer du bist. Eigentlich ist Shuichi auch nicht so, aber er hat eine ganze Menge um die Ohren in letzter Zeit und jetzt auch noch das ist einfach ein bisschen zu viel. Komm mit, ich zeige dir wo du warten kannst bis Linda untersucht worden ist…“, Mizuhara ging in Richtung Eingang und Mark folgte ihr, allerdings nicht ohne noch mal zum Wagen zurück zu blicken, wo Shuichi gerade Linda auf die Arme nahm. Mizuhara bemerkte seinen Blick und als er aufgeholt hatte sprach sie ihn darauf an:„Du machst dir Sorgen, nicht wahr?“ „Ich…“, Mark wurde verlegen. „Das ist kein Grund verlegen zu werden. Wir alle machen uns Sorgen, nur sind wir mit diesen Situationen einigermaßen vertraut. Wir zeigen unsere Sorge nur nicht so offen, weil wir auch unter Druck Topleistungen bringen müssen, da muss man schon mal das ein oder andere beiseite schieben können. Das mag nicht immer besonders menschlich rüberkommen und auch manchmal ziemlich abweisend wirken, aber wir meinen es nicht so. Das Shuichi so wütend war liegt auch da dran, das er eigentlich immer derjenige ist, der die Hiobsbotschaften überbringen darf und heute durfte er eine so schlimme Nachricht überbringen, da war er nicht besonders angetan davon, das du da „dazwischengefunkt“ hast.“ „Mom, where is Daddy?“ Ruby war ihnen hinterher gelaufen und zupfte ihrer Mutter jetzt am Ärmel. Mizuhara lächelte entschuldigend und sagte dem Mädchen dann etwas auf Japanisch, woraufhin es freudestrahlend davonlief. „Entschuldigen Sie, aber arbeitet Ihr Mann auch hier?“ Mizuhara lachte:„In gewisser Weise ja! Aber eigentlich bin ich von Interpol und hier nur stationiert, weil ich eng mit dem FBI zusammen arbeite.“ Mark sah sie verwundert an, währen sie durch die langen, verwinkelten Gänge im Quartier gingen:„Interpol? Das heißt ja, das nicht nur der amerikanische Geheimdienst an der Sache, was auch immer das sein mag, dran ist, sondern dass das ganze international ist?!“ Mizuhara öffnete die Tür zu ihrem Büro:„Ja. Allgemein ist die ganze Sache sehr… Naja, um es gelinde auszudrücken,unerfreulich. Allerdings ist das doch stark untertrieben. – Bitte setz dich doch!“ Mizuhara schloss die Tür und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Nachdem Mark sich auch gesetzt hatte stellte er etwas beunruhigt fest:„Das dürfte dann ja wohl heißen, das hier Gefahr an der Tagesordnung steht.“ Sie seufzte:„Ja wohl wahr…“ „Aber, was ich schon die ganze Zeit wissen will: Was hat Linda damit zu tun?! Warum ist ein FBI-Agent in unserer Schule?! Warum kann sie nicht zu einem normalen Arzt?! Was ist hier los?!“ Mizuharas Miene wurde todernst:„Na schön. Ich kann dir nicht alles sagen, einen Teil muss sie dir selbst sagen, aber jetzt nur soviel: Sie ist kein normales Mädchen. Sie ist es genauso wenig, wie ich eine normale Frau bin. Es wäre absolut vermessen sie so zu bezeichnen und sie ist wirklich hart im Nehmen. Eigentlich wirft sie so schnell nichts aus der Bahn. Allerdings haben die Ereignisse der letzten Wochen und Tage dazu geführt, dass selbst sie zusammengebrochen ist. Jemand mit weniger seelischem Durchhaltevermögen hätte garantiert schon vor Jahren aufgegeben, aber sie kämpft sich da durch und gibt nicht mal nach. – Ich bitte dich aber, egal wie sehr es dich interessiert, sie nicht sofort danach zu fragen, wenn sie untersucht worden ist. Eigentlich bitte ich dich sogar damit noch ein paar Tage zu warten. Wenn sie es dir natürlich von sich aus erzählt, in Ordnung, das ist ihre Entscheidung. Versprichst du mir damit zu warten? Du musst das nicht tun, es ist mehr eine Bitte. Mir liegt sehr viel an ihr, ich möchte nicht, dass sie noch mehr leidet. Sie zeigt es nicht, aber dennoch…“ Mark nickte:„Natürlich. Ich…, ich möchte ebenso wenig, dass sie leidet oder traurig ist… Sie war überhaupt noch nie traurig, jedenfalls hat sie es nie gezeigt, ich habe mich so sehr erschrocken als ich gesehen habe wie blass sie war…“ In der Zwischenzeit hatte Shuichi „Linda“ bereits ins Krankenzimmer gebracht und sie wurde schon gründlich von Takeshi untersucht. Dabei ging Shuichi natürlich nach draußen. Er erinnerte sich immer noch gut an seine Schicht bei der er für Jodie eingesprungen war, weil die mit Fieber im Bett lag und Sarah alias Linda beim Unterwäschekauf begleiten musste. Normale Einkäufe waren ja kein Problem, weil sie da ja die schusssichere Weste anlassen konnte, aber hier brauchte sie besonderen Schutz. Für ihn war das ein ziemlich unangenehmer Spagat gewesen. Einerseits sollte er auf sie aufpassen, andererseits wollte er ja nun wirklich nicht spannen. Alles in allem ein äußerst unangenehmer Einsatz. „Was ist denn mit dir los, Shu? Alles in Ordnung?“, Jodie sah ihn schief an. „A-ach, ich hab’ mich nur gerade an den Einsatz erinnert als ich dich vertreten musste…“ „Jaah, das war schon was…“, Jodie grinste. „Jetzt hör auf, ich fand das gar nicht komisch…!“, Shuichi wurde ziemlich rot. „Weißt du eigentlich, das dir rot hervorragend steht…?“ „Jodie!!“ Genau in diesem Moment kam ein Mann mit langen blonden Haaren vorbei:„Streitet ihr wieder? Hehehe… Naja, was sich liebt, das neckt sich ja bekanntlich, nicht wahr…?“ Jetzt wurde auch Jodie rot und diesmal war es nicht nur Shuichi der verlegen und wütend zugleich klang:„Gin!!“ „Ihr braucht nicht so rum zu schreien, ich weiß ganz gut wie ich heiße…!“, erwiderte er grinsend. „Schön, aber du kannst es auch nicht sein lassen uns ein bisschen zu ärgern, oder irre ich mich…?“, grummelte Shuichi. „Nein, tust du nicht. Wie dem auch sei, ich denke…“ Gin wurde von Ruby unterbrochen, die auf ihn zu gerannt kam und ihn beinahe umschmiss, als sie ihn umarmte:„Papa!“ Überrumpelt und keuchend, weil sie ihren Kopf in seine Magengegend gerammt hatte, löste er sich von ihr:„H-Hallo Ruby… Was ist denn los?“ „Sarah-neechan… Sie ist bei Takeshi, Shuichi-niichan hat sie hergebracht und dann war da noch ein Junge bei ihm… - Papi, was ist passiert?!“, fragte sie ihn. Hör mal, DAS wüsste ich jetzt selber gerne…! „Shuichi… Was ist hier los…?!“, Gin sah ihn streng an. „Äh, ich weiß nicht ob das so gut ist wenn die Kleine dabei ist, Gin…“, wandte Shuichi ein. „Ich will auch wissen was passiert ist!“, begehrte sie auf. „Ruby. Willst du nicht lieber mit mir zu dem Jungen gehen?“, fragte Jodie vorsichtig. „Ich bin schon 8, ich bin groß genug, um zu erfahren was passiert ist, egal was es ist!“, beharrte Ruby trotzig. „Ähm… Naja, sie ist ja auch in die Organisation eingeweiht, also wäre es wohl nur fair ihr das zu sagen…“, meinte Gin nachdenklich. „Hm. Na schön. Ich musste ihr die Nachricht von Katos Tod überbringen. Das war ein ziemlicher Schock für sie. Sie ist in den Unterricht zurück, aber dann zusammengebrochen. Ein Junge, dieser Mark Riehk, hat sie aufgefangen, als ich rein kam. Er war etwas, ähm, naja, misstrauisch mir gegenüber und ich musste ihm sagen was ich bin. Er wollte unbedingt mit und ehrlich gesagt… Ich fürchte er ist Sarahs kleines Problem…“, er seufzte. „Dieser Junge ist also hier, ja?“, fragte Gin. „Ja. Ich hab gesehen wie er rein kam. – Ich glaube nicht das Mizuhara ihm schon erzählt hat wer Linda eigentlich ist – geschweige denn was passiert ist.“, sagte Jodie. „Glaube ich auch nicht. Aber… Ich würde ihn mir gerne mal ansehen… Da er jetzt hier ist steckt er ja schon ganz schön tief drin.“, meinte Gin. „Ich glaube er steckt zu tief mit drin um da jetzt wieder raus zu kommen…“, seufzte Shuichi. „Ich fürchte er steckt zu tief mit drin um da jemals wieder raus zu kommen …!“, stimmte ihm Jodie zu. „Au ja! Lass uns zu ihm gehen, Papi, lass uns zu ihm gehen!“, Ruby hüpfte vor Gin herum. „Na schön, Ruby. Aber du darfst ihm nichts sagen, hast du verstanden?“ Das Mädchen nickte eifrig. „Gut. – Na dann, kommt mit.“, meinte Shuichi. Gemeinsam gingen sie zu Mizuharas Büro. Gin klopfte an. „Herein!“, tönte es von der anderen Seite der Tür und sie traten ein. Jodie schloss die Tür hinter sich. „Ah, ich hab’ mir schon gedacht, das ihr bald kommt… - Hallo Ruby!“, begrüßte Mizuhara sie. Mark sah die Agenten verwirrt an. Als sein Blick jedoch auf Gin fiel, erhob er sich hastig von seinem Stuhl. „G-Gin…!“, stammelte er ungläubig. Gin zuckte leicht zusammen und seufzte dann:„Ich scheine eine gewisse Berühmtheit erlangt zu haben.“ „Keine Panik, Mark, das ist zwar Gin, aber nicht der für den du ihn hältst. – Er ist mein Kollege.“, beruhigte ihn Shuichi. „I-Ihr Kollege…?!“ „Ja. Gin ist ein Verräter der schwarzen Organisation und auf unsere Seite gewechselt.“, erklärte Jodie. „Papa ist nicht mehr böse!“, sagte Ruby voller Überzeugung. Vor Erstaunen sank Mark gleich wieder auf den Stuhl. „P-papa…?“, echote er. Verwirrt sah er von Mizuhara, die freundlich lächelte, zu der kichernden Ruby, zu Gin, der etwas verdutzt blinzelte. Offenbar hatte Ruby ihn ziemlich überrumpelt. „Ähm, äh, ja… Ja, ich äh, bin Rubys Vater…“, brachte er endlich heraus. „A-aha… - Ähm. Und was genau… Wollen Sie…?“, fragte Mark, nach Fassung ringend und verzweifelt nach einem Thema suchend, das nicht einfach nur noch ins Abstruse und/oder Lächerliche überging. „Eigentlich wollte ich dich fragen, was dich mit, äh…“, Hilfe suchend, sah er Mizuhara an. „Was dich mit Linda, verbindet. Ich glaube allerdings nicht, das er das jetzt wiederholen möchte, oder Mark?“, sagte sie und sah Mark sanft lächelnd an. Er spürte wie er rot wurde. „Ähm, nein, eigentlich nicht, nein…“, nuschelte er und sah zu Boden. „Du liebst sie, hm? Du liebst sie, oder? Hab ich Recht, Mark-niichan?“, fragte Ruby. Sie war die Einzigste, die ihm in die Augen sehen konnte und das tat sie auch. „Ru-ruby…!“, stammelten Mizuhara, Gin, Shuichi und Jodie entsetzt. Dummerweise hatten sie diese Vermutung alle gehabt, aber sie waren so taktvoll gewesen nicht zu fragen. Aber Ruby war halt ein Kind. Ein ziemlich scharfsinniges Kind. Mark lächelte sie an:„Du hast Recht, Ruby. Ich liebe Linda. Aber kannst du mir sagen wer sie ist? Sie ist nicht wirklich Linda, oder? Sie ist kein normales Mädchen, das weiß ich von deiner Mutter, aber wer ist sie wirklich?“ Er hockte sich hin, damit er mit ihr auf Augenhöhe war. Ruby sah ihren Vater an, der den Kopf schüttelte. „Mark-niichan… Das muss sie dir selbst sagen…“ Das Mädchen zwinkerte geheimnisvoll:„Sorry, it’s a big secret, I can’t tell you. A secret makes a woman a woman.“ Mark sah sie verwundert und sprachlos an. „Vermouth…“, flüsterte er mit aufgerissenen Augen. „Ja, sie ist so wandlungsfähig wie Vermouth. Doch das Einzigste, was sie verbindet ist Vermouth Hass auf sie.“, antwortete Ruby leise. Kapitel 3: It’s a crazy game that we are playing… ------------------------------------------------- Sarah alias Linda wachte auf und sah sich verwirrt um. Was ist... – Mark! Kato! Shuichi! Sie riss die Augen auf als sie erkannte wo sie war und sich erinnerte was passiert war. Die junge Agentin sprang vom Bett. „Hey! Immer langsam mit den jungen Pferden! Bleib schö…- Halt…!!“, Takeshi wollte sie zurück halten, aber sie schlängelte sich gekonnt wie immer an ihm vorbei und stürmte auf den Gang. De Tränen stiegen ihr bei der Erinnerung an die letzte halbe Stunde in die Augen. Sie wollte jetzt hier weg. Alleine sein. Weder Takeshi, noch Shuichi, noch sonst irgendwer hätte sie jetzt trösten können. Wie in Trance rannte sie die Gänge entlang zu ihrem Büro. Natürlich wussten inzwischen alle von Katos Tod und das sie da war, aber sie konnten das Mädchen auch nicht aufhalten. Entweder waren sie viel zu überrascht als sie an ihnen vorbei raste oder sie wich ihnen geschickt aus. Doch kurz vor ihrer Bürotür konnte auch sie nicht mehr ausweichen, als plötzlich Masao, mit Ordnern beladen aus dem Büro nebenan kam. Sie riss die Augen auf und versuchte zu bremsen, Masao versuchte hastig wieder in das Büro zu kommen, aber vergeblich: Die beiden prallten frontal zusammen, die Ordner fielen zu Boden, genau wie Sarah, die nicht das Glück hatte ein Tür im Rücken zu haben. Masao keuchte und hielt sich den Bauch. Sie hatte ihm die Ordner in den Magen gerammt. Er streckte ihr die rechte Hand hin um ihr aufzuhelfen:„Sarah! Was machst du hier? Hat Shuichi dich nicht zu Take…- Sarah?“ Er kniete sich neben sie, als sie keinerlei Anstalten machte seine Hand zu nehmen oder einen Laut von sich gab. Ihr waren die Haare ins Gesicht gefallen und sie sah zu Boden. Beunruhigt packte er sie an den Schultern:„Sarah, was ist los mit dir…?!“ Sie sah ihn an und er erschrak, als er die Tränen in ihren Augen sah:„Sarah…“ Plötzlich sprang sie auf, lief schnell in ihr Büro und verbarrikadierte sich dort. Verwirrt und überrascht richtete Masao sich auf und trommelte gegen die Tür:„Sarah! Hey, du kannst doch nicht von der Krankenstation abhauen! Sarah!“ Doch es half nichts. Hinter der Tür hielt das Mädchen sich weinend die Ohren zu. Sie hatte sich auf ihr Bett gesetzt, das dort stand, weil schon des Öfteren K.o. gegangen war und sie es vorzog nicht wegen purer Müdigkeit die Betten in der Krankenstation zu blockieren. „Vermouth Hass auf sie?!“, wiederholte Mark erschrocken. „Ja. – Die Frau ist nicht gerade das, was man ‚dankbar’ nennen würde…“, brummelte Gin etwas ungehalten. „Gin…“, Mizuhara sah ihn nachdenklich an. Auf einmal piepste Shuichis Pager:„Entschuldigt… - Was?! – Jodie, Gin, Mizuhara, kommt mit! Ruby, du bleibst hier bei unserem Gast!“ Jodie, Gin und Mizuhara nickten ernst und liefen ihm hinterher aus dem Zimmer, obgleich sie nicht wussten, was los war. Wenn Shuichi kompromisslos rumbrüllte, war das mitnichten ein gutes Zeichen. „Was ist da los, Ruby?“, fragte Mark. Sie schüttelte den Kopf:„Ich weiß es nicht… -Aber vielleicht weiß es Sapphire…!“ Sie kicherte. „Sapphire…?“ „Meine ältere Schwester!“, antwortete sie und tippte auf dem Handy, das sie aus der Tasche gezogen hatte herum. „Aha…“ Das war eindeutig zu viel. Das Linda offenbar nicht einfach ein normales Mädchen war, sondern etwas mit dem FBI und Interpol zu tun hatte, das der Killer der schwarzen Organisation ein Verräter war und zwei Töchter hatte und das sich Linda offenbar durch irgendetwas den Zorn und den Hass Vermouth zugezogen hatte, machte die Sache auch nicht unbedingt verständlicher, geschweige denn ungefährlicher. „Hallo Schwesterherz! Sag mal, weißt du, warum Papa und die anderen so plötzlich losgestürmt sind?“ Am anderen Ende der Leitung herrschte lange Schweigen, aber dann hörte Mark die Stimme eines Mädchens, das kaum älter als Ruby sein konnte:„Hm… Nein. Aber ich denke es hat etwas mit den jüngsten Vorfällen zu tun. Das…- Warte, Ruby. Du bist nicht alleine, oder?“ „Nein, Mark-niichan ist bei mir.“ „Dann kann ich dir jetzt nicht mehr sagen. Kommt lieber beide mit zu Büro Nummer 16, ich glaube ich kann euch beiden dann mehr Informationen geben.“, sie legte auf. „Deine Schwester ist ja ziemlich… Geheimnisvoll…“, meinte Mark etwas verwirrt. Er fragte sich warum das alles ihn hier eigentlich noch verwundern konnte. Es konnte doch nicht wirklich wahr sein, was hier passierte, oder? Das musste alles ein Traum sein. „Ruby…? Sag mal, ich träume nicht zufällig, oder…?“ Das Mädchen sah ihn ernst an:„Mark-niichan, wenn du träumen würdest, würdest du dann das hier fühlen?“ Sie zwickte ihn ohne Vorwarnung in den Arm. „Autsch…!“ „Du träumst nicht, das hier ist alles Wirklichkeit. – Folg mir.“, sie nahm ruhig seine Hand und zog ihn ohne ein weiteres Wort und ohne seinen Protest zu beachten hinter sich her. Schnell kamen sie dort an und Sapphire wartete bereits vor der Tür auf sie. Das Mädchen schob sich die Sonnebrille mit dem Mittelfinger der rechten Hand hoch und schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht. Als sie ihn ansah, kam Mark sich vor als würde sie einen Scan durchführen. Bei Ruby hatte er noch das Kindliche entdecken können, aber bei Sapphire fehlten die Naivität und die Fröhlichkeit. Das Mädchen war todernst. Die langen, schwarzen Haare des Kindes waren gewellt, ihre Augen dunkelblau und fast schwarz, wie bei ihrer Schwester. Sie hatte einige saphirblaue Strähnen im Haar, der einzigste Anhaltspunkt für ihren Namen. Vermutlich hatten Gin und Mizuhara den Namen einfach schön gefunden. Bei Ruby passte der Name nun wirklich, denn sie hatte ja leuchtend rotes Haar. Wie ihre jüngere Schwester war Sapphire ganz in schwarz gekleidet. Ihre Kleidung bestand aus einem langen Kleid, Stiefeln, Handschuhen und einem Mantel, aus dessen Taschen sie gerade die zweite Hand nahm. „Willkommen, Herr Riehk. Ich bin Sapphire Kaniyoshi. Wie Sie bemerkt haben dürften, bin ich Rubys Schwester.“, begrüßte sie ihn kühl. Hi-Hilfe…! Das Mädchen ist ja noch frostiger als die Eiszeit…! „Ha-Hallo… Mich kennst du ja schon… Ähm, du musst mich nicht Siezen, ich bin noch nicht erwachsen…“, versuchte er die Situation aufzulockern. „Na schön. Mark-niichan. Warum beenden wir das Kaffeekränzchen nicht und ich komme zur Sache?“, das „Mark-niichan“ kam nicht ganz überzeugend, allgemein schien sie ihm ziemlich misstrauisch gegenüber zu sein. Allerdings hatte Mark nicht die geringste Ahnung wie er ihr Misstrauen geweckt hatte. „Ja! Was für Informationen hast du?“, fragte Ruby, fröhlich wie immer. Offenbar war sie das Verhalten ihrer Schwester gewohnt. „Hört mir gut zu: Gin, Mizuhara und Jodie sind eben zu Büro Nummer 28 gelaufen. Du weißt wessen Büro das ist, Ruby. Die Ursache dürfte dir wohl ebenfalls klar sein, nicht wahr?“ Rubys Gesicht wurde ernst und leicht blass:„Ja!“ „Dann weißt du ja auch, das es nur eine Möglichkeit gibt den Status Quo zu ändern, oder?“, fuhr Sapphire fort. Ruby nickte. „Perfekt. Also, dann. Hol Topas und wir starten unseren eigenen kleinen Versuch. Die nennen sich zwar Agenten, aber mal ernsthaft: Die haben einfach keine Ahnung, wie man mit uns umzugehen hat, hm?“, Sapphire hatte ein hämisches Grinsen auf den Lippen. „Ja…!“, Ruby grinste ebenfalls hinterhältig. Mark schluckte. Diese Kinder…! Das war doch nicht normal! „Ähm, wenn ich kurz stören dürfte… Was genau mache ich…? Und wer ist Topas…?“ Ruby lächelte:„Du bleibst hier bei Sapphire! Und Topas… - Topaaaaasss!“ Ein kleines Mädchen kam um die Ecke. Sie war vielleicht drei Jahre alt und noch recht wackelig auf ihren dünnen Beinchen. Fast automatisch lief Mark auf sie zu, als sie stolperte und fing sie auf:„Hoppla! Immer schön vorsichtig, Kleine!“ „Das ist Topas.“, sagte Sapphire. Sie und Ruby standen neben ihm und lächelten die Kleine an. „Sagt mir nicht dieser Blondschopf ist eure Schwester…!“ „Erraten…!“, kicherte Ruby. „Sie hat die blonden Haare und die grünen Augen von Gin geerbt.“, erklärte Sapphire. Auf einmal war sie richtig freundlich zu ihm. „Aber was soll sie…?“ „Oh, das wird leicht! Ruby, starte mal unseren Plan!“, lachte Sapphire. „OK! – Komm Topas, wir gehen zu Mama und Papa!“, sie nahm Topas, die Mark wieder auf den Boden gesetzt hatte, bei der Hand und verschwand mit ihr. Sapphire öffnete die Bürotür und zog Mark hinter sich her. „So, jetzt will ich dir mal etwas erklären: Ruby, Topas und ich, sind keine normalen Kinder. Genauso wenig wie ein Meerschweinchen fliegen kann. Als die Kinder von Agenten sind wir auch selbst solche. Zumindest Ruby und ich, Topas ist noch zu klein. Da Gin nach wie vor als NOC in der Organisation tätig ist, genauso wie Mizuhara, müssen wir als ihre Kinder natürlich mit eingespannt werden. Das ist nicht ungefährlich, aber notwendig. Wir sind nach außen hin Kinder, aber wir sind weder naiv noch infantil. Ruby benutzt eben diese beiden Dinge als ihren Deckmantel, aber ich… Naja, sagen wir es mal so, das ich diesen Deckmantel abgeworfen habe.“ Merkt man dir auch an, Kleine…! Du bist ohne jeden Zweifel Gins Tochter…! „Dadurch gelangen wir auch an Informationen, an die DU nicht mal in deinen kühnsten Träumen denken würdest, mein Lieber. Und jetzt zur Sache: Linda Berg, deine Klassenkameradin, ist, wie meine Mutter dir vermutlich schon sagte, ebenso wenig normal, wie wir es sind. Ich denke, das Ruby über diese Vorfälle hier genauso gut Bescheid weiß wie ich. Und ich denke, das es unfair wäre, dir zu verschweigen, warum ein FBI-Agent an eurer Schule ist. Du steckst schon so tief in der ganzen Sache mit drin und hast keine Ahnung von der Gefahr in der du schwebst. Das hätte ihr genauso wenig gefallen, um genau zu sein, es gefällt ihr ganz und gar nicht. – Shuichi Akai, Scharfschütze des FBI, ehemaliger Erzfeind von Gin, ist an eurer Schule, weil er als Sonderbeauftragter des FBI und von Interpol, Linda Berg schützen und ein Organisationsmitglied, das sich dort eingeschleust hat, beschatten muss!“ „Ein Organisationsmitglied hat sich an unserer Schule eingeschleust und Linda steht unter dem Schutz von Interpol und dem FBI…?!“, er wurde kreidebleich. „Ja. - Schön das du den Ernst der Lage offensichtlich eher begreifst als andere hier…“, murmelte sie traurig. „Aber… Warum war er dann in unserem Klassenraum? Dort habe ich ihn vorher nie gesehen…“ „Sie ist ja auch vorher noch nie zusammengebrochen! Jedenfalls nicht in der Schule! Dieses Mädchen ist verdammt noch mal, die Beste, der Besten, die wir hier haben!“, zornig schrie sie ihn an. Er zuckte zusammen:„Die Beste, der Besten, die ihr hier habt?! Ist Linda etwa eine Agentin…?!“ „Wenn du wirklich wissen willst, wer das Mädchen ist, das du liebst, dann quetsch nicht mich aus, sondern James!“, bellte sie. „James… Black?!“ „Ja, James Black! Der Chef des FBIs! Wenn du zu ihm willst, bitte ich halte dich nicht auf! Die Büronummer dürfte dir wohl klar sein!!“, das Mädchen sprühte vor Zorn und schubste ihn schon fast aus der Tür. Hinter ihm schlug sie krachend die Tür zu. „Was habe ich ihr eigentlich getan…?“, murmelte er vor sich hin, während er den Gang entlang ging, auf der Suche nach James Büro. Die Büronummer war ihm allerdings klar. 1. Was wohl auch sonst. James war ja schließlich der Chef des Ganzen hier. Gin, Mizuhara, Jodie und Shuichi versuchten zur selben Zeit ebenso vergeblich wie Masao Sarah dazu zu bewegen die Tür zu öffnen, als Ruby mit Topas im Schlepptau ankam. „Ruby…! Hatte ich nicht gesagt du sollt bei Mark bleiben?!“, herrschte Shuichi sie an. „Sapphire ist bei ihm! - Lasst Topas und mich mal mit Sarah reden!“, antwortete sie ungerührt und ungewöhnlich fröhlich für diese Situation. „Als ob ihr das besser könntet…!“, meckerte Shuichi. „Ich weiß nicht Shuichi, lass die beiden es mal versuchen.“, meinte Jodie und zog ihn von der Tür weg. Ruby klopfte an die Tür:„Sarah? Machst du mal die Tür auf? Topas und ich wollen mit dir reden. Topas will dir zeigen wie toll sie schon laufen kann!“ Lange Zeit herrschte Stille hinter der Tür. Dann hörten sie, wie ein Schlüssel herumgedreht wurde und die Tür öffnete sich einen Spalt breit:„Kommt rein ihr zwei. – Aber der Rest der Bande bleibt draußen.“ Schnell huschten die beiden Kinder hinein und Sarah drehte schnell den Schlüssel wieder herum, bevor die anderen reagieren konnten. „Sollten wir noch mal Kinder werden…?“, murmelte Gin etwas frustriert. „Jedenfalls kommen die beiden sehr viel eher ans Ziel….“, meinte Mizuhara. Shuichi starrte nur auf die inzwischen wieder verschlossene Tür, bis Jodie ihn wegzog:„Komm. Lass uns zurückgehen. Du siehst aus als könntest du einen kräftigen Kaffee vertragen.“ „Ich glaube eher einen starken Schnaps…“, murmelte er geistesabwesend und ließ sich widerstandslos mit zur Kantine schleifen. Gin und Mizuhara sahen sich irritiert an:„Was?“ „Ich glaube, Shuichi wird nicht ganz damit fertig, das unsere Töchter das Steuer übernehmen und dabei besser vorankommen, Jin.“ „Ja, das Gefühl habe ich auch… Allerdings kann ich auch nicht behaupten, dass ich davon begeistert wäre…“, brummelte er. „Lass uns in mein Büro gehen, Sapphire wird die Krise kriegen mit Mark allein zu sein.“ „Oh ja, da hast du Recht…!“, hastig folgte er ihr. Masao hatte sich das ganze Spektakel nur kopfschüttelnd angesehen und hob die Ordner wieder auf:„Kaum das etwas Unvorhergesehenes passiert bricht das Chaos aus… Und ein Großteil von denen waren mal bzw. sind als NOCs immer noch Organisationsmitglieder? Oh je…“ Seufzend verschwand er samt Ordnern in Richtung Labor. „Ähm, entschuldigen Sie bitte… Könnten Sie mir sagen... – Oh!“, Mark hatte einen Mann angesprochen, der sich gerade mit einer anderen Agentin, so wie es schien, unterhalten hatte, aber als er sich umdrehte zuckte er zusammen. „Hallo, Mark. Du warst schnell. Ich hatte erwartet, das du länger brauchst um mich zu finden.“ „Was…? Aber Sie sind doch…“ „James Black, ganz Recht, mein Junge.“ „Woher wussten Sie, dass ich sie suchen würde…?“, Mark war heillos verwirrt. „Naja, das FBI hat seine Augen und Ohren eben überall. Es war zu erwarten, dass du nach deiner Ankunft hier irgendwann mit Sapphire in Kontakt kommen und sie dich zu James schicken würde.“, antwortete die Frau mit der sich James unterhalten hatte lächelnd. „Sie… Sie sind…!“, stammelte er. „Natsue Hashamoto, Shuichis Untergebene und die Frau, die immer beim Bäcker vor eurer Schule sitzt und ihren Kaffee trinkt! Freut mich dich endlich mal kennen zu lernen!“, lachte sie. „Sie haben also auch meine Schule… observiert…?“ „Ja!“ „Bin ich hier gerade in einen Kinofilm hinein geraten oder ist das hier wirklich die verrückte Wahrheit…? Ach ja, ich weiß schon… Ich könnte ja keine Schmerzen fühlen, wenn das nicht stimmen würde und Rubys Fingernägel spür ich ja immer noch…“, seufzte er resigniert. „Ruby, was willst du wirklich?“, fragte Sarah das Mädchen, kurz nachdem sie die Tür geschlossen hatte. „Mark. Er muss wissen was passiert ist und wer du bist! Sonst wird er arme Kerl noch vollkommen verrückt!“, antwortete sie ernst. „Du hast ja Recht… Aber ich kann nicht, das verstößt gegen die Re…“ „Ach, zum Teufel mit den Regeln! Er steckt schon so tief mit drin! Die Organisation hat ihn auch im Visier, das weißt du genau! Sarah, du bist doch nicht dumm! Mark wird der erste sein, den Vermouth als Geisel nimmt um dich zu beeinflussen! Du musst ihm sagen wer und was du bist! Er schöpft sowieso schon lange Verdacht!“, unterbrach Ruby sie unwirsch. Sarah hatte sich mit Topas auf dem Schoß auf ihr Bett gesetzt. Nachdenklich fuhr sie dem Kind über das blonde Haar. „Kato hätte das auch gewollt!“, fügte Ruby hinzu. „Kato...“, murmelte Sarah und schloss die Augen. Ja, Kato hatte ihr damit in den Ohren gelegen und sie selbst konnte den Wunsch Mark zu informieren ja auch nicht leugnen. „Sarah, er ist in Gefahr, egal ob du es ihm sagst oder nicht! Aber wenn er weiß mit wem er es zu tun hat, kann er sich darauf vorbereiten!“ Sarah öffnete die Augen wieder und setzte Topas auf den Boden. Entschlossen stand sie auf:„Du hast Recht. – Wo ist er?“ „Er müsste bei Sapphire sein.“, antwortete Ruby. „Gut.“ Sie war schon fast aus der Tür, als sie sich noch einmal umwandte:„Danke, Ruby. Und auch dir Topas.“ Ruby lächelte nur: Keine Ursache.“ Vermutlich hatte sie es nicht mehr gehört, aber das war Ruby egal. Wichtig war, dass Sarah endlich das tat, was sie sich schon immer gewünscht hatte zu tun. Als Mizuhara die Tür zu ihrem Büro aufstieß und zusammen mit Gin eintrat bekamen sie erst einmal einen gehörigen Schrecken. Das Büro war leer! Kein Mark, keine Sapphire weit und breit! Kurz sahen sie sich an:„James!“ Wie der Blitz rannten sie davon. Sapphire ging vor Zorn rauchend in ihrem Büro auf und ab. Wie konnte Mark nur so dumm sein?! Hatte er denn nicht erkannt wer Linda wirklich war?! Nein, vermutlich nicht. Sie ist eine Verkleidungskünstlerin und schauspielerisch hat sie es genauso drauf. Eigentlich kann ich ihm gar keinen Vorwurf machen. Außerdem ist es über zehn Jahre her, das man etwas von ihr gehört hat. Sie verließ das Büro und rannte in die Richtung, in die Mark vermutlich gegangen war. Sarah lief durch die Gänge und rief immer wieder Marks Namen, aber vergeblich. Die einzigen, die sie traf, waren Jack, Marys Kollege, Shintakei und ihr Double Mai Chono. Letztere schaffte es allerdings, im Gegensatz zu den anderen, sie fest zu halten:„Sarah! Was zur Hölle treibst du wieder?!“ „Mai, ich muss Mark finden! Ich habe jetzt keine Zeit…!“ „Mark ist hier…?!“, erschrocken ließ sie Sarah los. „Ja! - Hilfst du mir?“ Mai lächelte:„Wozu sind Freunde denn da? – Ich lenke sie ein bisschen ab, dann kannst du in Ruhe weitersuchen!“ „Danke, Mai!“ Strahlend lief Sarah weiter und suchte noch wie vor noch Mark. Mai sah ihr nach. Du solltest langsam mal die Arbeit hinter dir lassen, Sarah. Wir beide müssen schon genug arbeiten, aber du gönnst dir wirklich nichts… Sag es ihm endlich. Sag ihm endlich, was du ihm schon so lange sagen willst… „Ich denke wir sollten dir…“, James hatte gerade wieder angefangen zu reden, als er auch schon unterbrochen wurde:„Mark!! Wo steckst du? Mark! Maaaarrrrkkk!!“ Verdutzt sahen James, Natsue und Mark sich um – und sahen Sarah, besser gesagt Linda, die gerade um die Ecke bog und dann freudig auf Mark zu rannte. „Mark! Da bist du ja! Ich habe dich gesucht!“ „Huch! Dann sind wir schon zwei…“, meinte Sapphire, die ebenfalls um die Ecke kam. Verwirrt sah Mark von Sapphire zu Natsue, zu James, zu Linda und verstand überhaupt nichts mehr. „Warum hast du Mark gesucht?“, fragte James Sapphire verwirrt. Das Mädchen lief leicht rot an und nuschelte kaum hörbar etwas. Verlegen trat sie von einem Fuß auf den anderen:„Ähm, Mark-niichan… Tut mir Leid wegen eben… Ähm, ich, äh… Ich wollte dich nicht so anbrüllen… Tut mir Leid…“ Mark war erst ein wenig verwundert, aber dann lächelte er:„Ist schon in Ordnung. Dafür kriege ich jetzt vielleicht ein paar Informationen. Im Prinzip müsste ich dir danken, denn du hast meinen Verstand wieder geweckt, Sapphire.“ Das Mädchen war so verwundert, dass ihr die Sonnenbrille von der Nase rutschte und auf den Boden fiel und sie keinerlei Anstalten machte sie aufzuheben. Sie starrte Mark einfach nur verdutzt an. Die anderen verstanden kein Wort von der Konversation der beiden. Natsue hob Sapphires Brille auf und drückte sie ihr wieder in die Hand:„Ich verstehe zwar nicht worum es geht, aber ich habe das Gefühl, das hier bald vieles besser wird. – James, ich glaube Marks Fragen werden sich gleich von selbst beantworten, wir können also gehen.“ Die junge Frau zwinkerte „Linda“ zu und zog den verwirrten James mit sich. Sapphire erwachte aus ihrer Starre:„Oh je! Mutter wird erwarten, dass ich in ihrem Büro bin…! – Ich muss weg…!“ Das Mädchen beeilte sich zu verschwinden. Mai steckte wieder unter ihrer Maske als Linda und lief zu Mizuharas Büro, um die Agenten aufzuhalten, als sie überraschend auf eben Mizuhara und Gin stieß. Verwirrt blieben nicht nur Mizuhara und Gin stehen, sondern auch Mai. „Was macht ihr denn hier…?“, fragte sie mit Sarahs Stimme. „Sarah! Hat dich Ruby aus deinem Büro rausgekriegt?“, fragte Gin seinerseits verwirrt. „Aus meinem… - Äh, ja! Sie hatte Recht, es war doch ein wenig albern sich da zu verschanzen…“ Da hast du mir aber was eingebrockt, Sarah…! „Wir suchen Mark und Sapphire! Die beiden hätten eigentlich in meinem Büro sein müssen, aber da waren sie nicht! Hast du sie gesehen?“, mischte sich Mizuhara ein. „Nein… Vermutlich sind die beiden in der Kantine, Mark hatte ja noch kein Mittagessen… Lasst uns doch mal nachsehen…!“, sie nahm Gins linke und Mizuharas rechte Hand und zog die verdutzten FBI bzw. Interpol Agenten hinter sich her in Richtung Kantine. Kapitel 4: Quest for love ------------------------- „Hallo Linda… Ähm… Geht’s dir wieder besser…?“, fragte Mark sie etwas verlegen. „J-Ja…! Ähm, aber… Hör mal, ich… Ich will dir etwas sagen, ich… Ich finde du… Du hast ein Recht darauf und ähm…“ Mark sah sie erstaunt an. Ansonsten hatte er Linda immer selbstbeherrscht und kühl in seiner Gegenwart erlebt. Niemals war sie verlegen oder nervös gewesen. Doch jetzt stotterte sie herum und traute sich nicht einmal ihn anzusehen. Sie sah auf, als sie merkte, wie er sie irritiert ansah und wurde gleich purpurrot:„Äh… Äh… K-Komm einfach mit…!“ Sie packte seine Hand und zog ihn hinter sich her in ein Büro. Hastig schloss sie die Tür. Mark lächelte leicht als er beobachtete, wie sie unsicher wegsah und sich auf die Lippe biss. Sie war ziemlich süß, wenn sie verlegen war. Endlich fasste sie sich ein Herz und blickte ihn fest an:„Mark. Ich weiß, das du weißt, das ich… Das ich kein normales Mädchen bin, aber… Selbst unter diesen Mädchen bin ich wohl noch ein wenig ungewöhnlich… Mark, ich… Ich bin…“ Sie schloss die Augen und hob die rechte Hand an ihr linkes Ohr. Sie packte dort fest zu und riss sich mit einem Mal die Maske herunter. Sarah öffnete die Augen vor dem sprachlosen Mark und sagte fest:„Ich bin Sarah Mitchell!“ „Aber… Aber Sarah Mitchell ist vor über 10 Jahren…“, stammelte er. „Gestorben? Ja, das ist es, was alle denken sollten! Aber ich bin nicht gestorben! Vor 10 Jahren täuschte ich meinen eigenen Tod vor um aus Japan verschwinden zu können! Ich legte mir eine neue Identität zu, beschattete die Taten und Aktionen der Organisation hier in Deutschland weiter. Sie hatten hier etwas Großes geplant. Bisher konnten wir Morde fast immer verhindern, genauso wie Überfälle und Ähnliches. Selten ging etwas daneben, aber wenn, dann wurde es publik. Du hast nie etwas von den Dingen gehört, die wir vereiteln konnten, weil sie im Geheimen blieben. Unsere wahren Verdienste werden niemals öffentlich bekannt werden, nur unsere Fehlschläge. Deshalb sind das FBI und Interpol von so vielen verhasst. Aber um zur Sache zu kommen: Du fragst dich sicher, warum ich gerade an deiner Schule bin, warum in deiner Klasse, warum ich mich mit allen anderen gut verstehe, nur dir gegenüber kühl und abweisend bin, nicht wahr?! Du willst wissen warum ich auf einmal so schwach war, du willst Informationen, die ich dir so gerne geben würde, aber… Aber…“ Am Anfang war sie selbstbeherrscht, fast zornig gewesen, doch jetzt bebte sie und Tränen schimmerten in ihren Augen. Sarah ballte die Hände zu zornigen Fäusten und ließ die rechte Faust auf den Schreibtisch in dem Zimmer krachen. Wortlos. In rascher Folge tropften Tränen auf den Tisch. Mark sah sie bestürzt an. Egal, wer sie war, er wusste, das er dieses Mädchen immer lieben würde, ganz egal welchen Namen sie trug und zu sehen, wie sie litt und mit sich selbst kämpfte tat ihm in der Seele weh. Er trat einen Schritt auf sie zu und legte ihr unsicher die Hand auf die Schulter. „Verdammt…! Verdammt, warum hat er nicht auf mich gehört…!“, flüsterte sie unter Tränen. „Du Dummkopf! Wenn du gehört hättest, wärst du jetzt noch am Leben…! Kato…!“ Auf einmal merkte sie, dass er seine Hand auf ihrer Schulter hatte. Langsam drehte sie sich um und sah ihm in die Augen. Tränen liefen über ihre Wangen. Plötzlich warf sie sich ihm um den Hals und weinte nur noch. Er strich ihr über den Rücken und versuchte sie zu trösten:„Li… - Sarah… Ich… Du musst mir nicht sagen, was passiert ist… Du musst dich nicht quälen…“ Mark hob ihr Kinn sanft mit der rechten Hand hoch, damit sie ihm in die Augen sah:„Hey… Bitte wein nicht mehr…“ „Mark…“, wisperte sie. „Shh… Stop talking…“, flüsterte er. Seine Lippen kamen ihren immer näher. Sie schloss die Augen und versank mit ihm in diesem Kuss. Zärtlich und tröstend. Der erste Kuss ihres Lebens. So hatte sie ihn sich nicht vorgestellt und doch hatte sie sich nichts mehr gewünscht. Sie genoss es in seinen Armen zu liegen, aber sie wusste, dass diese Idylle trügerisch war. Die Gefahr lauerte hinter jeder Ecke. Das wäre ihr spätestens mit Katos Tod klar geworden. Doch sie wusste bereits seit vielen Jahren, was Gefahr wirklich bedeutete. Sie wusste, was Todesangst war. Und sie wusste, dass sie nie wieder jemanden verlieren wollte und gerade deshalb musste sie jetzt etwas loswerden, bevor die Organisation ihr diese Gelegenheit nahm. Sarah löste sich von ihm:„Ich… Es tut mir Leid, das ich dir das alles die ganze Zeit verschwiegen habe… Mark… Ich… Ich liebe dich…“ Der Blick in seinen Augen wurde noch sanfter:„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen… Aber… Du hast dir bestimmt schon die ganze Zeit gedacht, das ich… Das es mir genauso geht wie dir, oder? Miss Undercover?“ „Nein, ich… Dafür war ich zu blind, wie es scheint… Die Liebe macht eben blind...“ Mark lächelte:„Nicht immer das Schlechteste. Hoffentlich hat deine Blindheit dafür gesorgt, das du nicht mitgekriegt hast, wie ich gegen den Kartenständer gerannt bin…“ „Da machst du dir zu viele Hoffnungen! Das habe ich mitgekriegt! Live und in Farbe!“, kicherte sie. „Oh…Nicht gut…“, seufzte er, aber er grinste dabei. Sapphire rannte zu Mizuharas Büro. Keuchend kam sie davor an und stieß die Tür auf:„Mama! Es… - Mama?“ Verwirrt stellte sie fest, dass das Zimmer leer war. „Wo steckt sie denn…?“, murmelte sie sich vor sich hin. Nachdenklich ging sie wieder auf den Gang hinaus und stapfte in Richtung Kantine los. Dort war der (mehr oder weniger…) geheime Treffpunkt des FBIs. Eigentlich war er überhaupt nicht geheim. Jeder wusste, dass die FBI-Agenten alle samt eine ziemlich Schwäche für Kaffee bzw. Whisky und Kakao hatten. Ziemlich außer Atem kam sie dort an und sah ihre Eltern dort mit „Sarah“ sitzen. Verblüfft starrte sie sie an:„Sarah…? Aber Ruby hat doch… Ich verstehe nicht ganz…“ „Ich auch nicht. Das kann doch gar nicht sein…?“, meinte Jodie, die gerade mit Shuichi um die Ecke bog. „Sarah“ schluckte unwillkürlich, als sie alle ansahen. „Mai…?“, fragte Gin. „Ich, äh, kann das erklären…“, kicherte sie nervös. „Das hoffe ich…!“, sagte Shuichi und schüttete sich einen Whisky ein. „Ich denke ich sollte jetzt aber mal eine Sache aufklären… Für meine lieben Kollegen habe ich jetzt nämlich sicher einen Doppelauftritt hingelegt…“, murmelte Sarah. „Doppelauftritt?“, fragte Mark verwirrt. „Naja… Also… Als ich dich gesucht habe, da bin ich meinem Double über den Weg gelaufen und sie hat sich bereit erklärt die anderen ein bisschen abzulenken…“, erklärte sie verlegen. Mark sah sie erst verdutzt an – und begann dann schallend zu lachen:„Du bist wirklich nicht normal!“ Er nahm ihre Hand:„Dann lass uns gehen!“ Sie nickte:„Ja, lass uns gehen!“ „Ähm, wisst ihr… Ich habe Sarah getroffen und, naja…“ „Sie hat dich gebeten, sie zu doubeln und die anderen abzulenken, richtig, Mai…?“, fragte eine Stimme. Verdutzt sahen alle in die Richtung aus der die Stimme kam und erblickten Natsue mit Ruby, Topas und James im Schlepptau. „Äh, ja…“ „War doch klar!“, kicherte Ruby fröhlich. „Schön, das euch immer so klar ist…“, murmelte Gin. „Es geht eben doch nichts über weiblichen Instinkt! – Nicht wahr, Jodie, Mizuhara, Ruby, Sapphire…?“ „Japp!“, kam es einstimmig von den Frauen. „Wessen weiblicher Instinkt lag denn hier wieder goldrichtig?“, Sarah lugte um die Ecke. „Unserer! – Aber sag mal, wen hast du denn da im Schlepptau…?“, antwortete Natsue grinsend. „Mich! – Freut mich Sie alle kennen zu… Ach nein, wir kennen uns ja schon alle!“, stellte Mark fest. „Ja, sieht so aus… Aber… Hat sie dich etwa…“, Shuichi hielt den Whisky immer noch unangerührt in der Hand. „Informiert? In Kenntnis gesetzt? - Ja, das kann man wohl so sagen. - Aber wenn ich es recht bedenke in mehr als nur einer Hinsicht…“, fügte er nachdenklich mit einem Seitenblick auf Sarah hinzu. Das Mädchen lief purpurrot an. Mark nahm ihre Hand, zog sich zu sich – und küsste sie zärtlich. Shuichi zerdrückte sein Glas, das seine Inhalt überall hin verspritze und dessen Splitter ihm in die Hand schnitten, Gin rutschte von seinem Sessel, James starrte die beiden nur mit offenem Mund an. Die Frauen im Raum lächelten nur viel sagend. Einzig und allein Topas verstand überhaupt nicht worum es ging und zog verwirrt am Hosenbein ihres sich gerade aufrappelnden Vaters. „Was ist denn los…?“, fragte sie mit großen Kulleraugen. Doch Gin war nicht in der Lage irgendeine Frage zu beantworten. Auch Shuichi öffnete gerade erst schmerzvoll interessiert seine linke Hand und betrachtete das Blut daran. „Shu, wann lernst du eigentlich mal nicht gleich auszuflippen, wenn sich einer deiner Bekannten einen Freund bzw. eine Freundin sucht und sie sich vor dir küssen? – Das arme Glas!“, seufzte Jodie. „Die Nummer hast du doch schon gebracht, als du von Gin und mir erfahren hast, Shu…“, meinte Mizuhara. „D-Das war auch was anderes…!“, rechtfertigte Shuichi sich. „Da hast du auch wieder Recht. Aber bei Shintakei und Karoline und Jack und mir das Gleiche…“, meinte Natsue. „Nur bei Jodie und dir hat’s irgendwie immer noch nicht geklappt, hm?“, warf Sapphire grinsend ein. Shuichi zuckte zusammen und fiel beinahe vom Barhocker und Jodie, die gerade einen Schluck Kaffee genommen hatte, verschluckte sich und fing an zu husten. „Na, na, wer wird denn gleich so überreagieren… Bloß nicht ersticken, Jodie…!“, fürsorglich klopfte Natsue ihr auf den Rücken. Mizuhara half derweil Gin wieder auf die Beine. Sarah kniete sich zu Topas hinunter und erklärt ihr lächelnd:„Ach, weißt du, Topas, es ist nur so, das Mark und ich uns sehr gern haben, so wie dein Papa und deine Mama.“ Erst sah das Kind sie verständnislos an, doch dann begann es zu strahlen:„Du lächelst wieder!“ „Ja! Ist schon ein wenig her, was…?“, meinte sie. „Ja, schon sehr lange!“, bestätigte Topas. Das kleine Mädchen umarmte Sarahs Arm. „Du bist mir ja wirklich mal eine niedliche Kleine!“, lachte Mark, als er das sah. „Ja, nicht wahr?“, lächelte Sarah fröhlich. „Meine anderen Halbschwestern waren auch mal so niedlich und klein. – Allerdings liegt die Betonung wirklich auf „waren“…“, fügte Sarah beim Anblick Sapphires und Rubys hinzu. „Diese drei sind deine...?“ „Ja, Mizuhara ist schließlich meine Mutter.“ Kapitel 5: Undercover undercover! --------------------------------- Nach einigen klärenden Gesprächen zwischen Mark und den anderen, wusste er nun endlich über all das Bescheid, was Sarah ihm so lange aus Angst vorenthalten hatte. Jetzt wussten beide was geschehen konnte und sie konnten zusammen halten. Keiner der beiden verlor gegenüber ihren Klassenkameraden oder sonst irgendwem ein Sterbenswörtchen darüber, was geschehen war. Nur ihre Beziehung verschwiegen sie nicht. So wie es jetzt war, so hätte es nach ihnen gerne weiter gehen können, aber etwas rückte heran, was sie unruhig werden ließ. Sarahs Geburtstag. Es war der 10. Januar, als Mark und Sarah als Linda Hand in Hand über den Schulhof schlenderten. Das Mädchen wirkte nervös. „Beruhige dich, es wird alles gut!“, flüsterte er ihr zu. „Hoffentlich hast du Recht… Ich habe kein gutes Gefühl hierbei…“ „Sie hat Recht, Mark. Um ihren Geburtstag herum ist es immer, nun wie soll ich sagen… Ungemütlich.“, kam es aus dem Lautsprechern in Mark und Sarahs Ohren. „Shuichi! Würdest du vielleicht mal die Klappe halten?!“, zischte Mark zurück in das Mikrofon an seinem Jackenkragen. „Ist ja gut…“, brummelte Shuichi leicht beleidigt. Nach der Pause gingen sie wieder in den Klassenraum und setzen sich auf ihre Plätze. Dieses Mal saß Mark neben Sarah. Mai saß als Shizune verkleidet hinter ihr. Sarah dreht sich zu der vermeintlichen Gastschülerin um:„Gibt es etwas Neues?“ „Außer, das alles wie immer drunter und drüber läuft, weil der Hausmeister wieder vergessen hat seinen Piepser anzuschalten und ein halbes Dutzend der Lehrerinnen in Mutterschutz sind? Nein.“, antwortete sie seufzend. „Ich wünschte die da würde mal in Mutterschutz gehen…“, murmelte Mark und nickte zu ihrer Englischlehrerin hinüber, die gerade den Raum betreten hatte. „Schön wär’s… Bloß, das die nie einen Mann abkriegen und auch nicht von hier verschwinden wird so lange ich da bin… - Das erste war übrigens nicht auf meine Anwesenheit bezogen. Die Frau ist charakterlich einfach unter aller Kanone – und das nicht nur für die Männer.“, flüsterte Sarah zurück, während sie sich erhoben, um sie zu begrüßen. „Das kannst du laut sagen.“, wisperte Mark zähneknirschend und setze sich mit allen zusammen wieder hin. Weder Mai, noch Sarah oder Mark hatten in das allgemeine Begrüßungsgemurmel eingestimmt. Die Jungen vergötterten die Lehrerin wegen ihrer recht offenherzigen Kleidung. Eines musste man Vermouth zugestehen, sie hatte Stil. Sie wusste wie man den Männern den Kopf verdreht – allerdings funktionierte das nicht bei allen Männern. Shuichi, Gin, James und Mark, sowie die FBI-Agenten waren da rühmliche Ausnahmen. Wobei nur die ersteren vier sofort mit Abneigung reagiert hatten. Dem Rest hatten die Frauen erst einmal den Kopf waschen und sie darüber aufklären müssen, was diese Frau so verzapft hatte. Danach waren sie allerdings für immer von ihrer Schwärmerei geheilt. Der Unterricht verlief normal. Für Sarahs Geschmack und ihren im Moment überparanoiden Geist etwas zu normal. Und damit sollte sie Recht behalten. Die letzte Stunde war schnell vorbei und alle gingen nach Hause. Einzig und allein Mai, Sarah und Mark gingen zusammen vor das Schultor, wo Shuichi mit dem Wagen auf sie wartete. Mai und Mark waren schon eingestiegen, aber Sarah sah sich noch einmal misstrauisch um. Ihr war, als ob sie heute anders beobachtet würde. Andere Augen. Augen, die zwar ebenso voller Hass auf sie hinabblickten und ihr fremd waren. Und doch… Seltsam vertraut. So vertraut… „Was ist los?“, fragte Shuichi sie besorgt, als sie endlich einstieg und die Tür schloss. Sie schüttelte den Kopf:„Nichts.“ Er sah sie zweifelnd an, sagte aber nichts. Während er Fahrt sagte niemand etwas und Sarah war darüber auch recht froh. Sie brauchte Ruhe zum Nachdenken. „Shuichi… Gibt es eigentlich ein Organisationsmitglied, dass das letzte Mal vor, sagen wir, 10 Jahren aktiv war?“, fragte sie plötzlich, als sie ausstiegen. Verwirrt wandte er sich zu ihr um:„Wie kommst du denn jetzt da drauf? – Hm, nein, nicht das ich wüsste…“ „Nur so. Ist nicht weiter wichtig…“ Auch Mark und Mai sahen sie argwöhnisch an, bevor sie jeweils in ihren Büros verschwanden und Mark in die Kantine ging. Sarah setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und lehnte sich darin gedankenverloren zurück. Wer konnte das gewesen sein? Sie erinnerte sich noch gut an die Dinge, die vor 10 Jahren geschehen waren. Vielleicht zu gut, denn sie suchten sie in ihren Träumen heim. Wer kommt da in Frage…? Vermouth, Chianti, Wodka, Cachaca, Korn, V.I.N.O. und Martini jedenfalls nicht… - Dann…! Sie fuhr aus ihren Gedanken hoch. Natürlich! Wie hatte sie das nur vergessen können?! Hastig griff sie nach ihrem Telefon und rief Mai an. „Was gibt’s denn?“, fragte die sie atemlos, nachdem sie innerhalb von weniger als einer Minute zu Sarahs Büro gespurtet war. Nicht ganz einfach bei den unbeabsichtigten Hindernissen, die ihr Kollegen stellten. Plötzlich aufgehende Türen, Ordner schleppende Agenten und der Kabelsalat den Masao aufgrund neuer Anschlüsse auf dem Gang verursacht hatte und dafür gesorgt hatte, das Mai sich in ihrem Bestreben möglichst schnell ans Ziel zu kommen, auf die Nase gelegt hatte. „Hör zu: Ich muss als Shadow so schnell wie möglich etwas Wichtiges erledigen. Vertrete du mich hier bitte derweil als Sarah, ja? Sag aber Shuichi und Mark nichts, ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen machen. Shuichi kannst du informieren, wenn ich bis heute Abend nicht zurück bin.“ Ohne auf eine Antwort zu warten verschwand sie hinter dem Papierschirm und begann sich umzuziehen. „Aber wo willst du hin?! Was hast du vor?!“, fragte Mai verzweifelt. „Das kann ich dir nicht sagen! Du musst mir vertrauen, Mai!“ Mai trat ebenfalls hinter den Schirm und begann, die von Sarah abgelegte Kleidung mit der ihren zu tauschen und anders rum. Als Sarah sich Shadows Maske überzog und Mai Sarahs, sahen sich die beiden Mädchen noch einmal in die Augen. „Shadow“ packte „Sarah“ an den Schultern:„Ich verlasse mich auf dich, hörst du?“ „Ja. – Sei vorsichtig!“, flüsterte sie. „Keine Sorge. Ich komme so schnell ich kann zurück.“ Mit diesen Worten verließ sie aus dem Zimmer. Draußen stieg sie in den Bus zum Bahnhof und fuhr zu der Station, die dem Hauptquartier der BO am nächsten lag. Immer den Blick starr geradeaus gerichtet ging sie durch eine Seitengasse auf den Eingang einer Fabrik zu. Sie öffnete die Tür, spazierte zum Aufzug und holte einen Schlüssel heraus. Im Aufzug steckte sie diesen in das Schlüsselloch neben dem Tastenfeld, drehte ihn herum und drückte dann auf den Knopf für das Untergeschoss. Dort angekommen zog Shadow den Schlüssel ab und trat hinaus. Das Hauptquartier der BO. Schwarz, wie ihr Name und dennoch seltsam gemütlich – jedenfalls, wenn man mit den richtigen Leuten in der Kantine saß. Doch Shadow stand nicht der Sinn nach einem Kaffee. Sie ging an der Kantine vorbei und schritt geradewegs auf eine Tür zu, die aus festem Stahl zu bestehen schien. Der Schriftzug darauf verdeutlichte nur zu genau mit wem man es hinter der Tür zu tun bekam, wenn der Betreffende da war. Unbeirrt klopfte sie an die Tür:„V.I.N.O. Ich muss Euch sprechen!“ Zuerst kam keine Antwort. Aber dann wurde die Tür aufgerissen:„Shadow! Ein seltenes Vergnügen, dich zu sehen! Komm rein!“ Lächelnd trat Shadow ein und schloss die Tür hinter sich:„Es tut mir Leid, dass ich nicht sooft hier sein kann, wie die anderen, Boss.“ „Ach was, du bist unsere einzigste Chance endlich an diese Sarah Mitchell heran zu kommen. DU bist die Elite in diesem Fall. Du solltest dir darüber keine Gedanken machen, meine Liebe.“, winkte er ab. „Ich danke Euch. Allerdings gibt es einen speziellen Grund warum ich hier bin. Sicherlich seid Ihr darüber informiert…?“ „Nein, bin ich nicht!“, antwortete er überrascht. „Nun, dann ist meine Information wohl noch nicht bei Euch angekommen. Eigentlich sollte Whisky Euch darüber in Kenntnis setzten, das ich auf dem Weg bin, aber er hat es anscheinend noch nicht geschafft. Vielleicht habe ich auch zu viel erwartet, er ist schließlich genauso eingespannt wie ich…“, gab sie zu Bedenken. „Oh ja, das würde es auch erklären! Normalerweise ist er sehr kompetent.“, stimmte er zu. „Wie dem auch sei, es ist zwar bedauerlich, das Ihr nicht informiert seid, aber ich will zum Punkt kommen: Bacardi. Sie ist hier, nicht wahr?“, stellte Shadow fest. V.I.N.O. starrte sie verwundert an:„Woher weißt du das…?“ „Sagen wir, ich spüre es wenn mich jemand beobachtet und ich spüre auch sehr wohl WER mich da observiert.“, antwortete sie. „Nicht schlecht… Ja, du hast Recht, sie ist hier. Aber was willst du von mir?“ „Nun, da Ihr ihre Anwesenheit hier offensichtlich geheim haltet, wollte ich Euch erst um Erlaubnis bitten, bevor ich mich mit ihr treffe. Es gibt… Einen alten Plausch weiter zu führen, der vor 10 Jahren begonnen und niemals beendet wurde. Einen netten Plausch unter… Kolleginnen.“ V.I.N.O. zog die Augenbrauen hoch:„Ein netter Plausch, ja? Shadow, versuch nicht mich glauben zu lassen, dass ihr beide euch versteht. Es ist kein Problem, ich wollte dich ohnehin heute noch davon in Kenntnis setzen.“ „Danke. Entschuldigt mich dann bitte. V.I.N.O.“, sie nickte ihm zum Abschied respektvoll zu und verließ das Zimmer. Hinter ihr schloss sich die Tür. Also doch. Bacardi, the sniper girl. Na, mit dir werde ich schon fertig…! Sie verzog das Gesicht zu einem grimmigen Grinsen und betrat die Kantine. Drinnen wandten sich fast sofort die Köpfe zu ihr um. Wodka, Martini und Korn, sowie Cachaca und Chianti waren da. „Shadow! Eine seltene Ehre, dich zu sehen!“, rief Martini freudig, als er sie sah. Er stand hinter dem Tresen. „Na, wieder mal verloren?“, fragte sie ihn und nahm auf einem Barhocker platz. „Ah, sag mal musst du da immer drauf rum reiten?“, meckerte er mit einem Grinsen. „Japp. Weißt du doch. Du hast aber auch wirklich immer Pech. Wie wär’s? Kleines Spiel?“, sie zwinkerte ihm zu. „Nein, nein! Ich muss sowieso schon die nächsten Wochen den Barkeeper spielen, also lieber nicht…!“, lachte Martini. „Schade. - Gib mir mal eine Cola.“ „Bitte, die Dame!“ Ach ja… Eigentlich ist er viel zu gutherzig für die Organisation. Immer zu Scherzen aufgelegt, aber dennoch fertig mit der Welt… Nachdenklich nippte sie an ihrer Cola. „Was ist los, Shadow?“, fragte Chianti, die ihre nachdenkliche Miene bemerkt hatte neugierig. „Hi, Chianti. Bacardi ist los. Ich kann es nicht ab, dass ich ihre Visage wieder sehen muss.“, murmelte sie als Antwort. „Ah… Ich kann sie auch nicht leiden, aber sie ist einfach zu gut.“ „Was macht sie eigentlich hier?“, fragte Martini. Er war zwar nicht mit der Meinung der beiden Frauen über Bacardi einverstanden, sagte aber nichts dazu. „Keine Ahnung, Ich habe zwar gerade mit dem Boss gesprochen, aber er hat kein Wort darüber verloren. – Allerdings habe ich auch nicht danach gefragt.“, antwortete Shadow. „Du warst beim Boss?!“ „Chianti. Was meinst du wohl, wo ich sonst herkomme? Warum bitte sollte ich sonst hier sein? War schwer genug sich von dieser Mitchell loszueisen.“, erwiderte sie kühl. Auf einmal wurde es still im Raum und Shadow spürte das jemand den Raum betreten hatte. Sie hörte die Schritte auf dem Boden und erkannte sie, genauso wie die Aura. Ohne sich umzudrehen begrüßte sie die Person, die sich ihr von hinten näherte, noch bevor sie sich neben ihr auf dem Barhocker niederließ:„Hi, Bacardi.“ Chianti erhob sich und verschwand zu Korn an den Tisch, möglichst weit weg von der jungen Scharfschützin. „Eine White Lady bitte, Martini. – Lange nicht gesehen, Shadow.“, antwortete Bacardi genauso lauernd wie Shadow. „Kann man wohl sagen. Und? Was genau treibst du hier…?“, Shadow nahm einen kleinen Schluck von ihrer Cola. „Der Boss hat mich zu Unterstützung von Chianti und Korn gerufen. Offensichtlich ist diese kleine Mitchell jemand mit Matrix Fähigkeiten.“ „Das hätte ich dir auch so sagen können.“, meinte Shadow spöttisch. „Stimmt schon, aber das tust du ja nicht.“ „Nein, ich wüsste auch ehrlich gesagt nicht warum ich das tun sollte. Du bist bzw. warst in Japan stationiert. Da brauchst du wohl kaum Infos über jemanden, den die Organisation in Deutschland observiert.“, sie erhob sich. „Sorry Martini, aber irgendwie ist die Gesellschaft hier schlecht. Ich gehe. Ciao!“ Mit wehendem Mantel verließ sie die Kantine. „Pah! Was für ein arrogantes Weib!“, schnaubte Bacardi. Martini verzog das Gesicht. Auch diese Meinung konnte er beim besten Willen nicht teilen! Shadow stand stumm draußen. Ihr Blick war leer. Warum bist du so geworden…? Kaito hatte so viel Vertrauen in dich… Damals… Ich hätte dir geholfen… Josephine… Sie ging weiter den Gang entlang zum Aufzug und fuhr nach oben. Shadow sah auf die Uhr: Kurz nach 5 und es war stockdunkel. Seufzend ging sie weiter in Richtung Bahnhof. Als sie sowohl mit der Bahn als auch mit dem Bus an ihren Zielhaltestellen angekommen war und zum HQ gehen wollte, blieb sie plötzlich misstrauisch stehen und sah sich um. Dieses Gefühl...! Sie bemerkte den Schatten zu spät. Der Schuss, der durch die Dunkelheit peitschte traf sie in der Brust, blieb in der schusssicheren Weste stecken. Sie keuchte und zog mit der linken Hand die Pistole, rannte hinter eine Ecke, um sich in Sicherheit zu bringen. V-Verflucht…! Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie so verdammt schnell sind…! Sie hörte Schritte näher kommen und wie ein Gewehr erneut geladen wurde. Shadow trat hinter der Ecke hervor:„Vermouth.“ Die blonde Frau lächelte:„Hat sie dich erwischt, Shadow-chan…?“ „Zugegeben Vermouth, ich habe nicht damit gerechnet, das ihr so schnell seid, aber freu dich nicht zu früh…“, presste sie keuchend hervor. „Ich bitte dich, in deiner Situation würde ich nicht so vorlaut sein…“, hämisch musterte Vermouth sie. Unter dem Mantel schloss sich Vermouths Hand um das Messer. Mit einem Ruck zog sie es und stach auf die überrumpelte Shadow ein. In letzter Sekunde riss Shadow die Pistole hoch und Vermouth durchstach ihre linke Hand. Trotz der Schmerzen ließ sie die Waffe nicht fallen und hielt sie Vermouth an den Hals:„Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nicht vor dich zu töten, aber wenn es sein muss, drücke ich auch ab…!“ „S-Stay back, Bacardi..!“, Vermouth begann zu schwitzen. „Ah… Dein Leben ist dir also doch lieb…?“, sie stieß Vermouth weg, die Pistole immer noch auf sie gerichtet. „Verschwinde! Und sei lieber vorsichtiger, wenn du mich ermorden willst. – Das ist jetzt schon das zweite Mal, das es daneben gegangen ist.“ Vermouth trat, den Blick Shadow zugewandt zurück und als sie in sicherer Entfernung war, drehte sie dem Mädchen den Rücken zu. Doch es war nicht zu Ende. „Bacardi!“, bellte sie plötzlich und der Schuss traf dieses Mal die rechte Schulter des Mädchens. „Ich habe dich gewarnt, Vermouth!“, obwohl der Schmerz in ihrer Schulter sie fast umbrachte und Blut ihre Sachen tränkte, stürmte Shadow entschlossen heran, wich den Schüssen aus und war schon im nächsten Moment bei Vermouth. Die Waffe auf ihren Hals gerichtet drückte sie ohne eine Sekunde zu zögern ab. Fast sofort ging die Killerin zu Boden. „Bacardi! Wenn du nicht willst, dass dich dasselbe Schicksal ereilt, dann verschwindest du jetzt besser mit deiner Auftragsgeberin ohne Mätzchen zu machen! Ich weiß wo du steckst!!“, brüllte Shadow zornig. Die junge Frau trat aus dem Schatten heraus, das Gewehr in der rechten Hand und immer noch auf Shadow gerichtet:„Du bist es wohl wirklich.“ „Wer soll ich wirklich sein?“, fragte sie kühl. „Diese kleine Mitchell hätte das wohl nicht geschafft. Wir hatten sie im Verdacht dich zu doubeln.“, antwortete Bacardi fasziniert. „Ah… Tja, wir sind uns schon vom Können her sehr ähnlich, aber das wäre ihr wohl nicht gelungen, nein. Aber sag mal… Das hätte doch auch ein Blick auf meinen linken Unterarm ganz einfach klären können…?“, Shadow nahm Vermouth Messer und zerschnitt den linken Ärmel ihres Mantels, des Oberteils. Darunter kam bleiche Haut zum Vorschein und als sie ihn so drehte, das Bacardi, die inzwischen die Waffe gesenkt hatte, die Innenseite des Arms sehen konnte, lächelte sie spöttisch:„Na…?“ Bacardi starrte auf die Tätowierung, die unter dem großen Buchstaben S verkündete:„Shadow, secret member of the Organization. Be aware of her.“ „Diese Tätowierungen haben alle geheimen Mitglieder. Frag ruhig mal Whisky. Auch er hat sie … Lass dir seinen Arm zeigen… - Und sieh her: Keine Fälschung…“, sie ritze mit dem Messer über das S und Blut zeigte sich auf der Haut. Die Schrift verwischte auch nicht, weil sie mit Feuchtigkeit in Kontakt kam. „Warum… Warum wissen die anderen nichts davon…?!“ „Naja, schließlich sind wir geheime Mitglieder… Da bleibt so einiges verborgen… Es ist so: Nicht einmal der Boss würde unsere wahren Namen kennen, hätten wir sie ihm nicht verraten. Daher die Tätowierungen. Wir können den Schwur, den wir geleistet haben niemals leugnen.“, Shadow sprach leise, doch Bacardi verstand jedes Wort. Sie bemerkte, das Shadow schwach war. Zögernd hielt sie ihr die Pistole an den Kopf. „Darf ich dich an etwas erinnern, bevor du abdrückst…? Ich bin der Liebling vom Boss und ein geheimes Mitglied, sowie offiziell eine Freundin von Sarah Mitchell. Wenn du mich tötest hast du nicht nur das FBI und Interpol im Nacken.“ „Wie sollen die herausfinden, dass ich da getan habe…?“, spottete Bacardi. „Weil der Transmitter unser kleines Gespräch an den Zentralcomputer der Organisation leitet, sobald ich aufhöre zu atmen… Und das FBI ist nicht dumm… Wie du schon sagtest sind diese Mitchell und ich uns sehr ähnlich… Sie weiß bestimmt, das ich hier bin…“ „Na schön. Ich ziehe mich mit Vermouth zurück und im Ausgleich dafür singst du nicht, verstanden?“, Bacardi zog die Waffe zurück. „Wie sollte ich…? Der Boss würde mir das hier wohl nicht glauben, weil er weiß, wie sehr ich Vermouth und dich hasse und das FBI… Komm schon, will ich liquidiert werden…?!“, Shadow lehnte sich keuchend an eine Wand. „Nein, wohl kaum. Na dann… Oyasumi nasai, Shadow-chan…“, Bacardi zerrte Vermouth in ihr nahe stehendes Auto und fuhr mehr oder weniger geschlagen davon. Mühsam hielt Shadow sich auf den Beinen und wankte in Richtung FBI Hauptquartier. Das war… Knapp… „Shuichi…“ „Hm? Was ist, Sarah?“, Shuichi wandte sich zu dem Mädchen um. „Ich muss mit dir sprechen…“, mit einem gequälten Gesichtsausdruck zog sie ihn in Mais Büro. „Was zum…?! Warum zerrst du mich in…“, die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. „Mai?!!“, stieß er hervor. „Shuichi, ich… Es tut mir Leid, sie hat mich darum gebeten! Aber sie wollte schon lange wieder zurück sein…!“, in ihren Augen sah er die pure Verzweiflung. „Wann?!“ „Seit über einer Stunde!!“ „Aber…! – Verflucht…“, er sah auf die Uhr. Inzwischen rückte der kleine Zeiger schon auf die 8 zu. „Sie ist zum Lager gegangen, richtig?“, fragte er, auf einmal wieder überraschend ruhig. „Ich weiß es nicht, sie sagte, sie müsse etwas als Shadow erledigen, also denke ich schon…“, antwortete Mai. „Gut. Bleib hier und spiel weiter deine Rolle, ich bin bald zurück!“, er stürmte aus dem Büro. „Warum werde ich immer mit Anweisungen zurück gelassen…?“ Shuichi rannte in sein Büro und zog sich rasch um. Verkleidet als Whisky hastete er an den anderen vorbei, lief dabei beinahe Topas über den Haufen und sprang in seinen Wagen. Der kleine Transmitter lokalisierte währenddessen Sarahs Position. 2 Kilometer entfernt… Gut, da bin ich schnell… Tatsächlich war er in weniger als 5 Minuten nicht weit von der Stelle entfernt an der Vermouth und Bacardi Shadow zurückgelassen hatten. Er sah Sarah, die ungeschützt und bewusstlos an einer Wand zusammengesunken war und sprang aus dem Auto. Ohne zu wissen, ob noch jemand von der Organisation in der Nähe war, war es gefährlich sie mitzunehmen, selbst wenn er als Whisky verkleidet war. Whisky kniete sich neben Shadow und bemerkte mit Entsetzen die Verletzungen an Schulter, Brust und Hand. Er ballte die Hände zu Fäusten. Wer auch immer dem Mädchen das angetan hatte, jetzt war es ihm eindeutig egal, ob es gefährlich war sie mitzunehmen. Vorsichtig hob er sie hoch und setzte sie so sanft er konnte auf den Beifahrersitz. Whisky schnallte sie gut an und fuhr zurück zum Hauptquartier, wo er schon von Mai erwartet wurde. Das Mädchen schrie beinahe auf, als sie sah, wie er mit ihr auf den Armen auf das HQ zukam. „Beeil dich schon!! Ich gebe Takeshi Bescheid!!“, rief sie ihm zu und rannte hinein. „AUS DEM WEG!!“, brüllte sie nur, als sie vorbeiraste. Türen wurden wieder zugeknallt, Agenten sprangen aus der Bahn und Mai vergas nicht einmal Masaos Kabelsalat. Sie sprang darüber hinweg wie eine Gazelle auf der Flucht – auf Takeshis Bürotür allerdings hämmerte sie mehr wie ein zorniger Bär ein, als wie eine Gazelle. „TAKESHI!“, bellte sie. Drinnen zuckte der arme Takeshi zusammen und wagte kaum die Tür zu öffnen:„Ja…?“ Sie packte ihn am Arm und zerrte ihn auf dem schnellsten Weg zu Krankenstation, als auch schon Whisky mit Shadow hereinkam. Glücklicherweise hatte sich noch niemand getraut die Türen wieder zu öffnen, denn so blieb erst einmal geheim, dass Sarah verletzt war – um genau zu sein, war das der Hauptgrund für Mais Gebrüll. Takeshi wurde allerdings sofort mit Verletzungen konfrontiert, die man sich nicht bei einem Training zuziehen konnte und daher wusste er auch gleich Bescheid:„Verdammt, könnt ihr mir mal erklären, warum ihr eigentlich hier seid?!! Mai ist nicht nur zum Schmuck ihr Double und du solltest auf sie aufpassen, Shuichi!! Hast du vergessen, das Kaito dich das letzte Mal beinahe umgebracht hat, weil sie vergiftet wurde?!!“ Zornig und besorgt herrschte er die beiden an während er nach Desinfektionsmittel und Verbänden kramte. „Mai! Hol mir sofort die Blutkonserven! Shuichi, du hältst bitte hier die Hand drauf und ich sorge derweil dafür, das sie eine Vollnarkose bekommt…!“ Mai flitzte davon und Takeshi drückte Shuichi erst einen Kittel und Handschuhe in die Hand, die er anzog bevor er tat wie ihm geheißen. Takeshi selbst schmiss sich in Operationsdress und narkotisierte das Mädchen erst mal. Mai kam herein und zog sich ebenfalls um und gab Takeshi die Blutkonserven, der sie sogleich an die Kanüle anschloss. Bleierne Stille legte sich über den improvisierten Operationssaal. Nur Forderungen wie:„Schere.“ „Skalpell.“ klangen durch den Raum. Nach einer Stunde legte auch Takeshi endlich die Instrumente beiseite und atmete auf:„Sie ist außer Lebensgefahr, aber es geht ihr nach wie vor sehr schlecht. Wisst ihr beiden Pappnasen eigentlich, das sie sowieso schon anfällig genug für Blutverlust ist, durch das Gift, das Vermouth ihr verabreicht hat?! Keiner von uns hat bisher ein Gegenmittel gefunden um es für immer aus dem Körper zu eliminieren! Also, verflucht noch mal, passt besser auf sie auf! Dieses Mädchen liegt verdammt vielen Leuten sehr am Herzen, nicht zuletzt wohl auch euch und mir und außerdem ist sie die Hoffnung der Leute, die kaum noch Hoffnung haben!“ Er war bei der Operation ruhig gewesen, aber jetzt brach der Zorn wieder aus ihm heraus. Obwohl er wusste, das weder Mai noch Shuichi Schuld an den Verletzungen Sarahs hatten. Deshalb reagierte auch keiner der beiden mit Rechtfertigungen. Schlimmer noch, insbesondere Mai fühlte sich schuldig, dass sie Sarah hatte gehen lassen. Und selbst Shuichi machte sich Vorwürfe nicht eher geahnt zu haben, was da vor sich ging. Als Shuichi die Maske abnahm und seine Verkleidung ausgezogen hatte, also wieder als Shuichi vor Mai stand und so bedrückt aussah, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte, als er sich an Akemi erinnert hatte, unterdrückte sie ihre eigenen Gefühle und versuchte ihn zu beruhigen:„Shuichi… Ich… Das ist nicht deine Schuld… Ich hätte darauf pfeifen müssen, was Sarah mir gesagt hat und euch informieren müssen. Du kannst schließlich niemanden beschützen, von dem du nicht weiß wo er ist. Du dachtest ich wäre Sarah, wie alle anderen auch. Das ist meine Schuld, nicht deine…“ „Vielleicht ist es auch deine Schuld, Mai, aber ich glaube wir alle sind ein bisschen Schuld… Denn keiner hat es bemerkt und auch dir kann man keinen Vorwurf machen. Sarah hat ihren eigenen Kopf und normalerweise weiß sie was sie tut. Nein… Es ist nicht allein deine Schuld… - Komm, wir müssen den anderen wieder mal Hiobsbotschaften überbringen… Herrgott, wie hab’ ich das vermisst…!“, ergänzte er sarkastisch. Kapitel 6: You say we are not responsible? We are!! --------------------------------------------------- Als Shuichi, Mai und Mark am nächsten Morgen auf die Krankenstation kamen, um Sarah zu besuchen, wurden sie überrascht. Das Mädchen saß in voller Montur auf dem Bett und war gerade dabei ihre Pistole zu laden. „S-Sarah…! Wo willst du hin…?!“, fragte Mark entsetzt, als sie sich ungeachtet des Erscheinens der drei erhob und auf die Tür zu ging. Mai und Shuichi starrte sie ebenfalls fassungslos an. „Du kannst nicht gehen! Du bist verletzt!“, versuchte Mai sie zur Vernunft zur bringen. „Sie hat Recht, Sarah. Ich habe dich nicht gerettet, damit du jetzt in den Tod läufst!“, Shuichis Stimme war ruhig, aber bestimmt. Sie drehte sich zu ihnen um und sah sie zornig an:„Mark. Shuichi. Mai. Seid ehrlich mit euch selbst: Das Bacardi und Vermouth mich gerne töten möchten ist schon seit langer Zeit kein Geheimnis mehr. Weder kann ich die beiden töten, noch sie mich. Aber ich kann nicht so tun, als ob sie anderen Menschen nichts angetan hätten, bzw. es noch vorhaben! Im Gegensatz zu Vermouth, Cachaca und Bacardi sind die anderen Killer und Scharfschützen ja beinahe noch niedlich! Martini würde keiner Fliege was zu Leide tun, er arbeitet auch ausschließlich im Labor! Korn und Chianti observieren FBI-Agenten und nach 10 Jahren wurde erst einer von Chianti getötet! Und das auch nur, weil er drauf und dran war sie auffliegen zu lassen! - Ich... Ich kann nicht leugnen, dass ich aufgrund des Todes von Kato durch sie nicht wütend wäre, aber… Sie begeht keine sinnlosen Morde. - Auch Wodka tötet nicht bedenkenlos! Keiner von ihnen ist eine Killermaschine, die alles und jeden vernichtet! Lediglich diese drei scheinen sogar Spaß am töten zu haben! Habt ihr vergessen, wie sehr Cachaca mich, Vermouth, Mizuhara, Sapphire, Ruby und Topas hasst?! Sie hasst ja sogar Shiho! Alle, die jemals mehr als freundschaftlich mit Gin umgegangen sind oder es tun, geben ihre Zielscheiben ab! Cachaca liebt Gin! Das wisst ihr so gut wie ich, Vermouth ebenso und Bacardi will am Liebsten das ganze FBI abmurksen, nur damit sie beim Boss als Liebling dasteht! Glaubt ihr wirklich wir wären dafür nicht verantwortlich?! Wir wären nicht dafür verantwortlich, wenn sie Menschen töten?! Sie quälen?! Ich kann nicht hier bleiben und mich ausruhen, wenn ich weiß, das da draußen gemordet und tyrannisiert wird!! Ganz egal, ob ich sterbe oder lebe, ich sterbe lieber wie ein stures Kind, das für seine Überzeugung eingetreten ist, als als ein Feigling, der sich versteckt!! Ich weiß verdammt noch mal, wie es ist Menschen zu verlieren…! Ich weiß es…!“ Die Worte schmeckten bitter auf Sarahs Zunge, doch sie sprach sie aus. „Sarah, ich kann dich ja verstehen, aber warum musst du dich gerade jetzt wieder so überbeanspruchen? Wir wollen auch nicht, das anderen etwas passiert, die hiermit vielleicht gar nichts zu tun haben, aber dafür musst du nicht sterben!“, Mark umklammerte mit der linken Hand ihren rechten Arm und sah ihr in die Augen. Verzweiflung sprach aus ihnen un der Wille zu verhindern, was sie seit Jahren ohnmächtig mit ansehen musste. Sie blieb stumm, als sie sich von Mark losriss und dann doch an der Tür inne hielt. Sie blieb stumm, als sie die Türklinke umklammerte und die Wunde an ihrer linken Hand aufbrach. Sie blieb stumm, als das Blut den Verband durchweichte und sie mit einem verzweifelt, traurigen Blick darauf sah. Doch als sie mit Tränen in den Augen zu ihnen zurück sah, bevor sie die Tür öffnete und ging, sagte sie noch etwas. Leise, wie der Wind, doch vorwurfsvoll, verzweifelt und traurig:„You say, we are not responsible? - We are…! The pavements are drowning in the blood of innocents, but you wash your hands, you come out clean. But we are responsible.” Kapitel 7: Living between the truth and the lies ------------------------------------------------ „Das ist seltsam… Warum einer fehlt kann ich ja noch nachvollziehen, aber warum fehlen Shadow, Mitchell und Riehk…?!!“, Chianti war genervt. Da war sie schon extra wieder früh aufgestanden, damit sie und Korn das Klassenzimmer gut im Visier hatten und dann war die Zielperson gar nicht da. „Frag mich nicht, Chianti. Ich weiß es doch auch nicht.“, brummte Korn. „Sieht ganz so aus als könnten wir die Stellung hier erstmal aufgeben. Wenn sie nicht da ist, dann observieren wir einen für uns vollkommen uninteressanten Klassenraum!“, meckerte sie. „Du hast ja Recht… Ich wüsste bloß gerne wo die drei stecken.“, meinte Korn ebenfalls sichtlich genervt. „Darauf könnte ich dir eine Antwort geben, Korn.“ Chianti und Korn wandten sich um und starrten verblüfft das Mädchen an, das hinter ihnen stand. „Shadow…! Himmel, was ist denn mit dir passiert…?!“, fragte Chianti ein wenig geschockt. „Das ist nicht so wichtig, Chianti. Es ist nur so, das diese kleine Mitchell sich bei der Festnahme eines Verbrechers schwer verletzt hat und sie jetzt erst einmal das Bett hüten muss. – Oder müsste. So wie ich das sehe, lässt sie sich nicht davon abbringen morgen wieder hier aufzutauchen. Wo dieser Riehk steckt dürfte euch dann ja wohl klar sein, hm?“, antwortete sie gelassen. „Bei ihr natürlich, wo sonst. – Aber warum bist du nicht da unten?!“, Korn deutete auf den Klassenraum, in dem jetzt gerade der Erdkundeunterricht angefangen hatte. „Korn. Meinst du allen Ernstes ich begebe mich freiwillig in die Gesellschaft von Vermouth?! Abgesehen davon, das ich die Frau nicht ausstehen kann, kommt es mir ganz gelegen, wenn ich einen Tag nichts zu tun habe…“, Shadow lehnte sich an die Wand der Sporthalle, deren Dach etwas höher war als das des Verwaltungsgebäudes auf dem sie jetzt standen. Beide Dächer waren allerdings schlecht einzusehen. Wenn man nicht gezielt nach oben sah, konnte man dort auch niemanden ausmachen, geschweige denn erkennen, was da oben getrieben wurde. „Bist nicht in der besten Verfassung, was?“, Chianti grinste. „Es ging mir schon besser, da hast du wohl Recht. Wenn du es wissen willst: Dieser Verbrecher hat auch mich ziemlich erwischt. Ich wäre ihm allerdings dankbar gewesen, wenn er Mitchell gleich gekillt hätte. So musste ich mich nämlich von ihm anschießen lassen, damit nicht auffliegt, dass ich eigentlich kein wehrloses Mädchen bin. – Mann, der hätte ruhig besser zielen können…“, erklärte Shadow gelangweilt, aber auch leicht von dem Verhalten des Verbrechers genervt. „Aber wenn ihr beide alleine wart, wieso hast du ihn nicht zusammen mit der Kleinen abgeknallt und es später ihm in die Schuhe geschoben?!“, fragte Korn. „Weil nicht mal eine Minute nachdem der erste Schuss gefallen war Akai ankam! Da kann ich sie ja wohl schlecht erschießen! Akai ist nach Bacardi der beste Scharfschütze, der mir bekannt ist und Mitchell ist auch nicht von schlechten Eltern. Akai hat den Kerl mal eben festgenommen, zusammen mit Mitchell. Ich hätte ja meinetwegen auch noch die zwei killen können, samt diesem Kerl, aber als dann das halbe FBI auf der Matte stand… - Sorry, aber Massenmord fällt unweigerlich auf…!“, inzwischen war sie wirklich genervt. „Wenigstens hast du deine Tarnung behalten.“, meinte Chianti. „Oh ja, ganz toll, Chianti! Ich bin begeistert mit zwei gebrochenen Rippen, einer angebrochen Rippe, einem Messer in der linken Hand und einem Trümmerbruch in der rechten Schulter davon gekommen zu sein! Natürlich, hab’ mich selten so gefreut…!“, meinte sie sarkastisch. „Ausweichen konntest du wohl nicht…?“, frotzelte Chianti ein wenig weiter. „Chianti, wenn du nicht bald die Klappe hältst, dann entscheide ich darüber wie du stirbst, kapiert?!“, fauchte Shadow und erhob sich. „Was soll es da groß zu entscheiden geben? Du erstichst mich!“, Chianti zuckte mit den Schultern. Aber sie hatte nicht mit Shadows Schnelligkeit gerechnet. Plötzlich hatte sie eine Pistole unterm Kinn. „Kapiert…?!“, zischte Shadow, die Augen gefühllos kalt und zu Schlitzen verengt. W-Was zum…?! „Ka-kapiert…“ „Gut!“, grummelte Shadow und steckte die Waffe zurück ins Holster. Unauffällig wischte sich Chianti den Schweiß ab, während Korn vor ihr stand und Shadow anherrschte (die sich aber nichts sagen ließ, sondern ihn ihrerseits zu Recht wies, woraufhin er Ruhe gab). Sie ist verdammt schnell…! Shadow, du bist wohl wirklich nicht umsonst ein geheimes Mitglied und der Liebling vom Boss…! Eine perfekte Schauspielerin, die das FBI ausnimmt wie eine Weihnachtsgans, eine professionelle Killerin, die schon im zarten Alter die Waffe ergriff und kaltblütig „Klienten“ erstach, ihnen dabei in die Augen sah und diesen armen Teufeln in der letzten Sekunde ihres Lebens ihren Codenamen entgegen flüsterte… „Shadow!“ „Ich ziehe es jetzt vor zu gehen und mich auszuruhen. Wenn ihr mich sucht, ich bin entweder in der Kantine oder auf meinem Zimmer! – Sollte es sich aber nicht um etwas Wichtiges handeln, dann will ich auch nicht aus meinem Zimmer geholt werden, klar…?“ Ihr Blick ließ keine Zweifel ob sie das ernst meinte. Im Lager angekommen setzte sich das Mädchen (nach Überprüfung der Abwesenheit Bacardis im gesamten Gebäude) in die Kantine und verlangte einen Cappuccino. „Was machst du eigentlich hier? Du siehst schlimm aus.“, stellte Martini fest, währen er sich daran machte ihre Bestellung auszuführen. „Wenigstens noch einer, der sich über meinen Zustand mokiert.“, brummelte sie. „Entschuldige, aber das fällt auf, wo du doch sonst immer so fit bist!“, verteidigte er sich. Bis auf die beiden war die Kantine leer. Wodka schlief wohl immer noch friedlich und wo Bacardi steckte wollte sie lieber gar nicht wissen. „Ganz schön leer hier…“, meinte sie und überging die Frage. „Ja, Wodka habe ich heute noch nicht gesehen, Bacardi ist beim Training, Kir lässt sich selten blicken – um genau zu sein, ungefähr so oft wie du. Gin und Whisky sind beim FBI, genau wie Burbon und die drei Knirpse und Korn und Chianti observieren die Schule und Vermouth gibt Unterricht. – Hier.“, er stellte ihr die Tasse hin. „Danke. - Vermutlich machen Chianti und Korn im Moment eher Scherze über Löcher in Vermouths Kopf, unsere Zielperson ist nämlich auf der Krankenstation des FBIs.“, brummelte Shadow in ihre Capuccino. „Warum das?“, verwundert sah er vom Gläser Putzen auf. „Tja, es gibt halt noch Verbrecher außer uns und einer von denen hat uns beide ein wenig gelöchert.“ „Wieso dich denn auch?!“, jetzt ließ er fast das Glas fallen. Sie stellte die Tasse ab und sah ihn durchdringend an:„Weil ich sie nicht vor Zeugen erschießen, kann, deshalb. Den Kerl hätte ich ja noch killen können, aber die gesamte FBI Truppe wohl eher nicht, hm?“ „Akai und Co. sind wohl aufgekreuzt?“ „Genau. Wegen denen habe ich zwar einiges einstecken müssen, aber sie haben eine hervorragende Krankenversorgung. Um ehrlich zu sein, ich wäre wohl nicht in diesem Zustand hier, wenn sie mir nicht geholfen hätten. So ungern ich es zugebe, aber Akai hat mir danach das Leben gerettet, indem er mich zu diesem FBI-Arzt brachte.“, gab sie zähneknirschend zu. „Die Schmach unserer Prinzessin, was?“, kicherte er. „Ja, ja. Treib’s nicht zu wild, Chianti hat auch schon den Lauf meiner Pistole unterm Kinn gehabt, als sie nicht aufgehört hat – und sie hat’s kapiert.“, lässig nippte sie an ihrem Capuccino. „Shadow?“ „Hm?“ „Lass mich aber gleich noch mal einen Blick auf die Wunden werfen. So wie ich das sehe, haben sie deinen linken Arm ja nicht verarzten könne, oder?“, meinte er leicht besorgt. „Nein… Das habe ich selber gemacht… In Ordnung, du kannst den Verband gleich noch mal erneuern und einen Blick auf den Schnitt an der Tätowierung werfen, aber ich glaube nicht, dass der so schlimm ist. Er hat mich lediglich angeritzt.“ Martini räumte die Gläser ein und kam um die Theke herum. Sie hielt ihm den linken Arm hin. Vorsichtig schob er den Ärmel hoch und besah sich den Schnitt. „Ist wirklich nicht so schlimm, da würde ein einfaches Pflaster schon reichen, aber so wie ich dich kenne ist dir das schon zu viel…?“, meinte er. „Ich hasse Pflaster, also spar ich sie mir lieber. Die zeugen bloß von Verweichlichung. Pflaster sind was für Kinder, so wie Genever, Chantre und Rose. Die drei sind noch Knirpse.“ „Ja, unsere drei Jüngsten… - Ich hole den Verbandskasten, dann wechsele ich dir den Verband, ok? Warte so lange bitte hier.“ Martini verschwand aus dem Zimmer. Ja… Sapphire, Ruby und Topas… Diese drei sind wirklich keine normalen Kinder… Ruby und Sapphire führt man nicht hinters Licht und Topas ist auch kein süßes Kindchen… Topas… Werde nicht so wie ich, meine Kleine… Als die Tür wieder aufging, wunderte sie sich. Martini war erst en paar Minuten weg und er war garantiert nicht zum Krankenzimmer gerannt. Außerdem waren die Schritte schwerer, die sie hinter sich hörte. Sie lächelte nicht und wandte sich nicht um, als sie den Mann begrüßte:„Hallo Whisky.“ „Was zum Teufel machst du hier?! Du bist verletzt, also solltest du dich ausruhen!“, herrschte er sie an. „Was meint der Herr wohl warum ich hier bin und nicht beim FBI…?“, antwortete sie kühl. Whisky sagte nichts, aber man konnte ihm ansehen, dass ihm diese Antwort nicht wirklich gefiel, obwohl sie ja Recht hatte. Für ein verletztes Organisationsmitglied, gab es im Moment keinen sichereren Ort. Er ließ sich neben ihr auf einem Barhocker nieder und betrachtete sie:„Du bist dir also sicher, dass du das tun willst?“ „Ja. Ich warte schon viel zu lange. Ich kann nicht zulassen, das sie mir dazwischenfunkt.“, antwortete Shadow ihm. „Hm. Wie du willst. Ich werde dich wohl nicht umstimmen können.“, seufzte er. „Nein, das wirst du nicht.“, bestätigte sie. Martini kam wieder herein und bemerkte überrascht Whisky. „Oh, hallo Whisky! Entschuldige bitte, dass ich nicht da war, aber ich habe den Verbandskasten für Shadow geholt…“, er trat zu ihnen und legte den Kasten auf den Tresen. „Schon gut. Kümmere dich ruhig um sie, ich kann mir meinen Whisky schon selbst holen.“, murmelte er. Verwirrt sah Martini ihn an. Irgendwie wirkte die rechte Hand vom Boss gedankenverloren und anders als sonst. Während er den Verband abnahm und die Wunde auswusch, fragte er:„Was ist los, Whisky?“ Whisky schenkte sich gerade selbst ein, als Martini ihm diese Frage stellte und er bekam sie nur am Rande seines Bewusstseins mit. Er schreckte auf:„Hm? Was…?“ Misstrauisch beäugte Martini ihn:„Ich habe dich gefragt was los ist. Du wirkst etwas abwesend.“ „Naja, wem gibt es nicht zu denken, das unsere beste Killerin derart zugerichtet ist?“, antwortete er. „Auch wahr. Aber ich dachte du wüsstest Bescheid…?“, Martini begann den neuen Verband anzulegen. „Nein, weiß er nicht. Er war zur Wache eingeteilt als es passierte und Akai hat es so lange wie möglich unter Verschluss gehalten, was passiert ist.“, mischte sich Shadow ein. „Die FBI-Leute haben es erfahren als sie beim Frühstück saßen. Also vor knapp zwei Stunden. Da war der gute Whisky hier aber schon zu einer neuen Wachschicht eingeteilt, stimmt’s?“, ergänzte sie, als sie Whiskys verdutztes Gesicht sah. „Was auch immer passiert ist, könnte man mich mal darüber aufklären…?!“, jetzt klang er wieder mehr wie er selbst. Leichter Zorn in der Stimme, Befehlston. Ja, das war Whisky. „Du hast doch wohl von der Verhaftung dieses… Kerls gehört. Verdammt, bei mir bleiben Namen genauso wenig hängen, wie bei Gin. - Egal. Der Kerl hat Mitchell ziemlich zugesetzt, deshalb liegt sie auf der Krankenstation und ich… Naja ich musste mich wohl oder übel auch treffen lassen, wenn ich nicht auffliegen wollte. Der Typ hat sie nämlich leider nicht erschossen. Akai und der verdammte Rest des FBIs kam nämlich angestürmt und bevor ich mich versah waren wir nicht mehr nur zu dritt. Also war meine Chance die Kleine zu töten auch wieder dahin…“, seufzte sie. „Der Verbrecher, den du meinst, heißt Leon Drake. Ein Amerikaner. Er hat mehrere Morde in seiner Heimat begangen. Die Sache wurde ihm zu heiß und er ist nach Deutschland geflohen – vergeblich wie man sieht.“ „Kann sein, dass er so hieß. Ich merke mir so was nicht, bin ja kein Agent.“, Shadow zuckte mit den Schultern. „Warum hieß? Er ist nicht tot.“, meinte Whisky. „Ja und? Er wird es bald sein, wenn er vor ein Gericht kommt.“, Shadow trank ihren Capuccino aus. „Recht hat sie. Das amerikanische Rechtssystem ist einigermaßen brutal.“, bestätigte Martini und klappte den Verbandskasten wieder zu. „Was heißt hier brutal? Sie gehen mit den Leuten, die ihre Mitmenschen töten so um, wie wir mit Verrätern. Ich finde die Methode nicht schlecht, denn gewissermaßen sind sie ja Verräter am eigenen Staat, oder etwa nicht?“, sie erhob sich. „Ein Verräter erfährt keine Gnade, das dürftest du wohl wissen, Martini. Sherry verdient sie auch nicht, aber unsere einzigste Chance, dass du das Gift endlich entschlüsselst, ist sie zurück zu holen und dann zu töten. – Ihre Hieroglyphen kann ja keiner entziffern.“, Shadow grinste hämisch. „Diabolischer Gedanke, aber wahr, Shadow. Warum nennt dich der Boss bloß „Dämonenkind“…?“, scherzte Whisky. Sie lachte:„Tja, warum bloß…? – Wie auch immer, ich fürchte ich muss doch zurück zum Hauptquartier, sonst werden die noch misstrauisch.“ Kapitel 8: Countdown to truth ----------------------------- „Du hast ihnen also erzählt, dass wir einen Verbrecher namens Leon Drake festgenommen haben und Shadow und Sarah dabei schwer verletzt wurden?“, fragte Mai Sarah, als sie zusammen mit den restlichen FBI-Mitgliedern in der Besprechung saßen. „Ja. Um genau zu sein: Shadow konnte Sarah nicht töten, weil das restliche FBI auftauchte. Shadow wurde durch Shuichi das Leben gerettet, da er sie zum Arzt brachte, die Tätowierung jedoch hat keiner bemerkt. Ist das soweit verstanden?“, Sarah saß am Kopf des Tisches und sah die anderen an. Alle nickten mit den Köpfen. „Gut. Ihr alle kennt die Wahrheit, aber da Vermouth und Bacardi glauben, das ich mich hab einschüchtern lassen, dürfen wir sie auch nichts anderes glauben lassen. Die Besprechung ist beendet.“ Nachdem der Großteil der Agenten den Raum verlassen hatte trat Mark zu Sarah:„Was hast du damit verhindert? Was hast du damit verhindert, als du dich heute in Gefahr begeben hast?“ „Ich habe etwas gerettet, Mark. Etwas, was nicht verloren gehen darf, wenn ich weiter leben will, wo wie ich es bisher gewohnt bin. Mein Seelenheil.“ Das Mädchen ließ den sprachlosen Mark stehen und ging in Mais Büro, wo Mai bereits auf sie wartete. „Mai. Ich habe eine Bitte. Wenn du dich verkleidest, dann sei sehr genau. Orientier dich bei den Verletzungen an mir, du weißt, dass wir offiziell genau die gleichen Wunden haben. Es gibt keinen Unterschied. Du musst jetzt besonders gut aufpassen, denn Vermouth und Bacardi werden nach wie vor vorhaben mich zu töten. Da sie denken, das Shadow geschwächt ist musst du mit Angriffen rechnen. Wenn wir in der Schule sind, dann müssen wir zusammen bleiben.“ „Verstanden.“, Mai nickte ernst. „Gut. Geh zu Takeshi und er wird dir die gleichen Verbände anlegen wie mir und dir die Tätowierung aufmalen. Ich bleibe fürs erste Sarah.“ Sarah kehrte in ihr Büro zurück und machte sich bereit. Die nächsten Tage würden schwer werden. Um 6 Uhr morgens des 15. Januars piepste Sarahs Wecker. Sie musste sich nicht überwinden aufzustehen, denn sie lag schon eine ganze Weile wach und starrte an die Decke. Der 15. Januar. Sie hatte sich nicht auf diesen Tag gefreut. Sie hatte ihn gefürchtet. My birthday means death and perdition for others. It’s a day of shattered dreams and broken shields. – But this is my destiny. If I can really trust in what the legend says I’m born for this… Sarah rüstete sich heute mehr für einen Kampf als für einen Schultag. Sicher, sie hatte Geburtstag und das war der Klasse auch bekannt, aber es gab jetzt kein zurück. Sie befestigte die Verbände, zurrte Schoner fest, prüfte noch einmal ob die Pistole in ihrem Mantel geladen war, steckte Reservepatronen ein. Die Tunika und die schwarze Hose, die sie anzog, waren nur für diesen Tag gefertigt worden. Sie selbst hatte sie in Auftrag gegeben und sie wusste, das alles, was sie heute trug auch Mai tragen würde. In einer farblich abgewandelten Version. In der Kantine saßen die beiden Mädchen zusammen mit Shuichi, Jodie, Mizuhara, Gin, Sapphire, Topas und Ruby. „Mach dir keine Sorgen. Wir passen auf dich auf.“, versuchte Jodie sie zu beruhigen. „Ich bin nicht um mich besorgt, Jodie.“, antwortete das Mädchen leise. Ich habe ein mieses Gefühl bei der Sache. Ein ganz mieses… „Schlagt die Bücher auf Seite 17 auf und bearbeitet bitte die Aufgaben 15 bis 23!“ „Bisher ist noch nichts passiert oder hast du etwas Ungewöhnliches bemerkt?“, flüsterte Mai Sarah in der Mathestunde zu. Sie antwortete nicht. Ungewöhnlich? Vielleicht nicht für eine Lehrerin ungewöhnlich, aber für Vermouth schon…Schnell waren bei ihrer Grübelei auch die letzten Minuten der Stunde vorbei und es läutete zur großen Pause. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Linda!“, Maria kam auf sie zu. „Danke. Entschuldige, aber ich wollte mich mit Mark und Shizune treffen…“ „Kein Problem! Bis nachher in der Stunde!“ Seufzend ging Sarah zur großen Eiche auf dem Schuldhof unter der schon Mai und Mark warteten. „Wo bleibst du denn so lange?“, fragte Mark. „Maria.“, sagte sie nur. „Achso.“ „Du bist ganz schön nachdenklich, was?“, meinte Mai. „Ja. Würde dich diese Lage nicht nachdenklich stimmen?“ „Nun, ich glaube ich wäre gar nicht erst so weit gekommen, das es mich hätte nachdenklich stimmen können.“, entgegnete sie. Doch du wärst so weit gekommen. Du wärst vermutlich noch weiter gekommen als ich es bin… Als sie die Klasse wieder betraten und der Unterricht erneut anfing, schien alles so zu sein wie immer, aber Sarah spürte, das etwas nicht stimmte. Es war die Englischstunde und Vermouth war merkwürdig fröhlich. Sie fühlte ihre Freude, auch wenn die Killerin sich alle Mühe gab sie nicht zu zeigen. Aber sie fühlte nicht nur etwas. Sie hörte auch etwas. Ein leises Piepsen aus der Ecke in der der Klassenschrank stand. Doch wenn sie die anderen darauf aufmerksam machte, war alles verloren. „Frau Schneider?“ „Ja?“, Vermouth sah von ihrem Heft auf in das sie sich vermeintlich Notizen machte. „Irgendetwas piepst da schon die ganze Zeit. Ich glaube es kommt aus dem Klassenschrank! Darf ich mal nachsehen gehen?“, fragte Dennis. „Meinetwegen, sieh nach.“ Der Junge stand auf und öffnete die Tür des Schrankes. Unauffällig sah auch Sarah nach hinten und suchte mit einem geschulten Blick die Fächer ab. „Hier ist so ein komisches Ding, das da die ganze Zeit piepst…“, Dennis streckte die Hand danach aus. „STOP! Nicht anfassen!!“, Sarah konnte nicht mehr still sein. Sie sprang auf und Dennis zog seine Hand zurück. „Linda! Was ist denn in dich gefahren?!“, Vermouth spielte ihre Rolle perfekt. Doch das Mädchen scherte sich nicht darum und stieß Dennis zur Seite, um sich den Gegenstand näher anzusehen. Wie ich es mir dachte... Clever eingefädelt, Vermouth...! „Bleibt zurück. Das ist eine Bombe.“, sagte sie ruhig. „Woher willst du das denn bitte wissen?“ „Du machst dich doch bloß wichtig!“ „Es tut mir Leid, aber ich mache mich leider nicht bloß wichtig, Tim.“, sie wollte weiter sprechen, aber ein Ruck durchfuhr die Schule und der Boden bebte kurz. Erschrocken drehte sich das Mädchen um und starrte auf die Bombe. Jetzt war ihr ihre Deckung nun wirklich egal und sie zog das Handy aus der Hosentasche. „Du kannst doch nicht einfach im Unterricht telefonieren!“ „Oh, entschuldigen Sie bitte, aber ich muss hier offensichtlich noch etwas erklären.“, ungeduldig zog sie die Maske herunter. „Ich bin Sarah Mitchell, Special Agent des FBI und von Interpol. Vor Jahren habe ich meinen eigenen Tod vorgetäuscht, um die Organisation hier her verfolgen zu können.“, Sarah war jetzt in ihrem Element. Die Wahrheit. Endlich. „Jodie! Sofort die Bauarbeiten stoppen! – Shuichi! Pass auf, dass unser blonder Engel sich benimmt…“, der Befehlston am Telefon verdeutlichte, dass das kein Scherz war. Die Klasse war perplex und verwirrt. Es wurde getuschelt und misstrauische Blicke auf das Mädchen geworfen. Noch glaubte so keiner recht an das, was sie sagte, aber das sollte sich ändern… „Ich weiß ja nicht, warum das hier soweit kommen musste, aber ich fürchte, dass ich dich nicht laufen lassen kann, Vermouth…!“, sie zog die Waffe und richtete sie auf Vermouth. Nicht wenige in der Klasse schrieen auf. Jetzt war ihnen zumindest klar, das dieses Mädchen, wer auch immer sie war und ob sie wirklich die Wahrheit sagte, keine Scherze machte. Doch Vermouth fing an zu lachen:„Du hast es gemerkt. Natürlich. Wie konnte ich so dumm sein. Das Mädchen, das aus dem Sherlock Holmes Museum kommt. Shinichi Kudos Schülerin.“ Auch Vermouth zog die Maske herunter, die Hände erhoben. „Vermouth, ich werde nicht zögern zu schießen, ich hoffe das weißt du. Meine Barmherzigkeit geht nur bis zu einer bestimmten Schwelle und wenn du die überschreitest ist es vorbei. Erst einmal wird es mir genügen, wenn du mir erklärst, warum du diese Bombe platziert hast…“ „Meinst du allen Ernstes ich würde dir das erzählen…?“, Vermouth lächelte breit. „Nein. – Mark, komm her und nimm die Pistole. Du hast genug Erfahrung um sie, wenn nötig, zu erledigen. Ich muss mich hier um eine Bombe kümmern, denn evakuieren können wir ja leider nicht.“ Zumindest möchte ich nicht das Risiko eingehen… Mark nahm die Pistole entgegen, während Sarah Vermouth eine weitere auf sie richtete. „Sei vorsichtig. Bleib dicht bei mir, dann können Chianti, Bacardi und Korn nicht auf dich schießen!“, flüsterte sie ihm zu. „Warum können wir hier nicht raus…?!“ „Sei still, verdammt noch mal, Tim! Du willst also wirklich, das ich dir das erkläre, ja?! Na schön! Durch die Erschütterung eben wurde die Quecksilberwaage aktiviert! Eine weitere Erschütterung und hier muss keiner mehr zur Schule gehen. Dumm nur, das wir dabei auch alle draufgehen!! Hier würde es schon reichen wenn ein Stihl umfällt, also passt bitte auf!“, fauchte sie zornig. „Aber weißt du auch wie man eine Bombe entschärft…?“, fragte Maria ängstlich. „Ich nicht. Aber Shinichi weiß es.“, antwortete sie und tippte auf ihren Ohrhörer. „Ich denke die Kleine ist verletzt?!“, Chianti fluchte. „Das ist sie auch. Sieh mal genau hin. Seitdem sie hier ist hat sie die linke Hand immer in der Manteltasche versteckt. Ihre rechte Hand benutzt sie so selten es geht, obwohl sie allen die Rechtshänderin vorspielt. Beim Sport macht sie wegen banalen Dingen nicht mit. Sie hat exakt die gleichen Verletzungen wie Shadow. Der Typ muss ein ziemliches abgefahrenes Schema gehabt haben.“ Verwirrt über die helle Stimme horchte Chianti auf. Auch Korn war verwirrt. „Das hatte er auch.“, antwortete eine zweite Stimme. Die beiden sahen auf. „Hallo ihr beiden. Lange nicht mehr gesehen.“, lächelte Chantre. „Recht hast du. – Wir sind auf Anweisung Shadows hier. Wir sollen euch die Informationen geben, die euch fehlen.“, ergänzte Genever. Das hämische Grinsen auf den Gesichtern beider Mädchen entging den Scharfschützen nicht, aber sie wurden auch nicht recht schlau daraus. „Aha… Sagt mal, wie seid ihr denn her gekommen…?“, fragte Chianti. „Wir sind Kinder. Wenn wir nicht wollen, dass uns jemand sieht, dann sieht uns auch keiner.“, erklärte Chantre. „Kommen wir zum Punkt: Ihr könnt hier im Prinzip einpacken, außer beobachten lässt sich nichts machen. Auf Mitchell oder Riehk könnt ihr nicht schießen, die Bombe ist zu nah.“ „B-Bombe…?!“, stammelte Korn. „Ja. Vermouth hat eine Bombe gelegt. Vermutlich wollte sie damit erzwingen, das Mitchell ihre Deckung aufgibt.“, meinte Chantre grimmig. „Woher wisst ihr das…?“ „Shadow. Ihr Mikrofon tut es noch, auch wenn sie nicht hinein sprechen kann. Wir können hören, was in ihrem unmittelbaren Umfeld geschieht und sie kann uns hören. – Nicht wahr, Shadow?“ Chianti wandte den Kopf zum Klassenzimmer und sah durch das Zielfernrohr auf Shadow. Die nickte leicht. Die Scharfschützin zuckte zusammen:„Aber warum gerade ihr Knirpse…?!“ „War ja klar, das die Frage kommen würde.“, seufzte Genever. „Tja, wir sind Kinder. Niemand erwartet, das wir eine Bedrohung darstellen.“, grinsend strich sich Chantre eine Strähne aus dem Gesicht. „Was ist eigentlich mit Bacardi? Weiß sie das auch…?“, fragte Korn. „Ja. Sie und Vermouth verstehen sich in letzter Zeit für meinen Geschmack zu gut… Daher ist sie von allen Aktionen, die Vermouth so plant und durchführt bestens informiert. – Manchmal anscheinend sogar noch besser als der Boss.“, brummelte Genever ärgerlich. „Wie meinst du das jetzt wieder?“ „Tja, sei mal ehrlich: Warum sind Shadow, Vermouth und Bacardi auf einmal so friedlich? – Bingo! Irgendetwas lief da, was nicht auf freundlicher Ebene ausgetragen wurde. Egal von wessen Seite das kam, ich weiß nur, dass mir die Sache nicht schmeckt…“, antwortete Chantre. „So. Jetzt nur noch… - Was zum…?!“, Sarahs linke Hand fing an zu zittern. „Was ist los?“, fragte Maria. „Shinichi? Wir haben ein kleines Problem... Es gibt noch zwei Kabel und die sind dummerweise beide blau… Welches soll ich denn jetzt durchschneiden…?“, flüsterte sie, so leise, das Shinichi sie am anderen Ende der Leitung kaum verstand. „Was…?! Aber… Wie viel Zeit bleibt euch noch?!“, Shinichi sah aus sicherer Entfernung zu der Schule und im Besonderen zu dem Klassenzimmer hoch. Durch das Fernglas, sah er Sarahs Gesicht. Es war angespannt und Sorge spiegelte sich darin wieder. „Weniger als 10 Minuten…“, kam es leise zurück. „Was ist passiert?“, Jodie stand neben Shinichi. „Es gibt noch zwei Kabel und die sind beide blau. Und ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit!“ „Shinichi. Es ist heute ein besonderer Tag. Wegen dem Fest in der Nähe sind nur noch wir in der Schule. Der Schulleiter hat sie freigestellt. Vermouth hat dafür gesorgt, dass uns das verheimlicht wird. Wenn alle einzeln rausgehen, dann haben wir eine reelle Chance, das wir die Unschuldigen retten können.“, sagte Sarah leise und sah zurück. Ja… Ich mag euch alle, mehr oder weniger, wie das bei Klassenkameraden eben so ist, aber… Verlieren will ich keinen von euch. Ihr habt hiermit nichts zu tun, seid Opfer eines Machtspiels. Es tut mir so Leid euch alle da mit reingezogen zu haben… „Sarah…! Aber dann…!“, Shinichi hatte sehr wohl durchschaut, was sie plante. Vermouth würde die Bombe zünden, wenn Sarah auch aus dem Gebäude verschwand, so viel war klar. Also musste sie bleiben… „Ich weiß. Aber das ist es mir wert.“, Sarah hob das Messer. Durch das Fernglas sah Shinichi fassungslos mit an, wie sie das Kabel zum Headset durchtrennte. Das Mädchen erhob sich:„Hört mir gut zu: Jeder von euch wird jetzt einzeln nach unten zu meinen Kollegen gehen. Sammelt euch dort. Rennt nicht, aber geht zügig. Mark, bitte geh mit Vermouth voran. Solange sie vor dir ist, kann dir nichts passieren. – Und wenn du nicht parierst, Vermouth, dann gnade dir Gott. Shuichi Akai wartet nämlich mit dem Gewehr im Anschlag auf dich, du kannst jegliche Mätzchen in irgendeiner Art knicken.“ „Bist du verrückt geworden?! Ich kann das vielleicht nicht für dich tun, aber ich kann bei dir bleiben und das werde ich auch tun!“, protestierte Mark. Nein! Nein, du Dummkopf! Tu das nicht! „Du musst! Zwing mich nicht dazu etwas zu tun, was ich weder tun will, noch tun kann! Bitte zwing mich nicht dazu, Mark! Bitte!“ Verzweiflung beherrschte ihre Stimme. „Aber...“ „Bitte, Mark!“ „Na gut. - Ich warte auf dich.“ „Was zum Teufel ist da los?! Warum gehen die alle einzeln raus?!!“ „Die Sache gefällt mir nicht… - W-was…?!“, Genever zuckte zusammen. „Was ist los?!“ „Sie kann die Bombe nicht entschärfen! Sie evakuieren das Gebäude! Aber so wie es aussieht bleibt die kleine Mitchell wohl drinnen…“, Genever erhob sich aus ihrer Hocke. „Sie weiß ganz genau, das Vermouth die Bombe hochgehen lassen würde, ohne Rücksicht auf Verluste, wenn Mitchell ebenfalls die Schule verlässt.“, meinte Chantre. „Wie auch immer, wir müssen hier auch weg, es sei denn ihr wollt drauf gehen! Bacardi ist garantiert schon verschwunden!“, Genever packte Korn am Arm und zog ihn hinter sich her zur Feuerleiter. Chianti schnappte sich ihre Sachen und folgte den beiden. Kurz blieb Chantre auf dem Dach stehen und warf noch einen letzten Blick zu Sarah, die inzwischen fast allein in dem Klassenzimmer war. Gerade verließ auch der letzte Schüler den Raum. Sarah-neechan... Sie riss sich los und stieg ebenfalls die Treppe hinunter. Alle vier machten sich schnellsten daran von dem Gelände herunter zu kommen. Allein hockte Sarah vor der Bombe. Stumm blickte sie auf den Countdown, der sich unaufhaltsam auf Null zu bewegte. Weniger als eine Minute… Selbst wenn Vermouth jetzt schon in Handschellen dasitzt, raus kann ich hier nicht rechtzeitig…So sterbe ich also… Das Mädchen schloss die Augen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so kommen würde. Eigentlich habe ich gehofft, dass die Organisation zerschlagen werden würde, aber das war wohl nur ein Traum… - Moment! Warum habe ich hier so finstere Gedanken…?! Wenn ich schon die Chance habe zu überleben, warum sollte ich es dann nicht wenigstens versuchen…? Sie öffnete die Augen. Entschlossen hielt sie die Schere in der Hand. Die Frage ist nur welches Kabel… Das Vordere oder das Hintere… Obwohl sie sich in Gedanken noch nicht schlüssig darüber war, bewegte sich ihre Hand von ganz alleine. „W-Was macht sie da…?!“, Shuichi fing beinahe an zu schreien, als er sah, wie Sarahs Hand mit der Schere sich der Bombe näherte. Glücklicherweise war Vermouth bereits in Handschellen im Auto, sonst hätte sie eine 1A Gelegenheit gehabt abzuhauen, denn Shuichi war in diesem Moment ungefähr so pflichtbewusst sie zu bewachen wie ein „Sie will doch nicht etwa…?!“, Jodie riss die Augen auf. „Keep on trying!” Sarah…Du hältst dir selbst die Treue… „Na gut… Alles oder nichts…!“, flüsterte für sich selbst – und drückte die Schere zu. Doch es kam kein Knall, keine Druckwelle. Kein heißes Feuer, das sich wie die Hölle anfühlte. Sie öffnete die Augen, die sie fest zugekniffen hatte. Ungläubig starrte sie auf die Bombe und den Countdown. Er war stehen geblieben. 5 Sekunden vor Null. Das nennt man dann entweder Schicksal oder einfach nur extremes Glück…! Sie stand auf und ging ins Atrium. Gerade als sie das Treppenhaus betreten wollte stockte sie mitten in der Bewegung. Piep. Piep. Piep. H-Höre ich etwa immer noch den Countdown…?! Beunruhigt sah sie sich um. Als sie in das Treppenhaus trat wurde das Piepsen lauter. Sarah sah sich um. Links war nichts, rechts nicht. Unter ihr war auch nichts… Ni-Nicht doch...! Sie riss den Kopf nach oben. Tatsächlich! Eine zweite Bombe, direkt über ihr platziert! Zw-zwanzig Sekunden...?! Diese Bombe konnte sie nicht mehr entschärfen! Sie hatte bereits 10 Sekunden mit dem Schock verplempert! Nur noch 10 Sekunden! Die einzig sinnvolle Reaktion, war die jetzige: Sie rannte. Sie rannte um ihr Leben, jagte die Treppe hinunter. Mit jedem Atemzug verging eine Sekunde, das wusste sie – und viel davon blieb ihr nicht. 3! 2! 1! BUMM! Die Bombe explodiert, legte alles um sich herum in Schutt und Asche. Feuer breitete sich im Treppenhaus aus. Gebäudeteile waren herabgestürzt und versperrten dem Mädchen den Weg nach draußen und das Feuer kam immer näher. Jetzt weiß ich warum Vermouth gelächelt hat…! „W-was zum…?!“ Natürlich hatten auch die anderen die zweite Explosion mit angesehen und nicht wenige von Sarahs Mitschülern hatten entsetzt aufgeschrieen. Jodie packte Mark, als der auf den Schulhof rennen wollte:„Nicht! Wir wissen nicht, ob nicht doch noch eine Bombe platziert ist!!“ Shuichi hingegen ließ sich nicht zurückhalten: Er riss die Tür seines Wagens auf, zerrte Vermouth heraus und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. „Sh-Shuichi…!“, Shinichi starrte ihn an, obgleich er selbst entsetzt war. „Du verdammte Mörderin! Hast du noch weiter Bomben platziert?! – Sag schon, du hinterhältiges Biest!!“, eine erneute Ohrfeige mit der Shuichi seine Verzweiflung und seinen Zorn noch klarer machte traf sie. „Autsch…! Ein wenig grob, Akai… Liegt dir etwa so viel an der Kleinen…?“, sie lächelte hämisch. Shuichi zitterte vor Wut:„Du…!“ Er zog die Pistole hervor und presste sie ihr an den Kopf:„Ich bring dich um, wenn ihr etwas passiert ist, darauf kannst du wetten, Vermouth!!“ Er schubste Vermouth unsanft zurück in den Wagen und steckte die Waffe weg:„Shinichi, pass auf sie auf! Ich will nicht, das dieses Weib die Gelegenheit abzuhauen!“ Ohne sich von irgendjemandem zurückhalten zu lassen, stürmte er in die Schule. Zu viel war geschehen. Viel zu oft hatte sie ihm das Leben gerettet. Viel zu oft hatte er ihre Verzweiflung und ihre Tränen gesehen. Viel zu oft war er der Grund für ihre Sorgen gewesen. „Du verdammter Kerl! Weißt du eigentlich, das ich, jedes Mal wenn ich eine Sirene höre, sofort an euch denke…?! Ich habe immer Angst euch könnte etwas passierte sein!!“, Tränen rannen über ihre Wangen. „Sarah…“ „Hau ab! Wenn ihr euch nicht daran haltet, was ich euch sage, dann brauchst du mir ja doch nicht zuzuhören!“ – Sarah… Shuichi riss die Tür zum Atriumgebäude auf. Rauchschwaden schlugen ihm entgegen und die Hitze des Feuers. Er bewaffnete sich mit einem Feuerlöscher und kämpfte sich zum Treppenhaus vor. Shuichi betrat es. Er konnte durch den Rauch so gut wie nichts sehen und außerdem fing er von ihm an zu husten, wie es Ruby bei ihrem Keuchhusten getan hatte. Dem Scharfschütze stieg der Qualm in die Augen, die fast sofort anfingen zu tränen. „Sarah….?!“, rief er hustend in das Treppenhaus. Die Hitze des Feuers machte sie fast wahnsinnig. Sie konnte nicht mehr weiter. Zu groß war der Schmerz in ihrer rechten Schulter. „Sarah…?!“ Sarah öffnete die müden Augen. War das nicht gerade Shuichi gewesen? Mühsam stand sie auf:„Shuichi…?!“ „Shuichi…?!“ Sarah! Shuichi sah die Betonteile, die auf die Treppe gestürzt waren. Sarah musste auf der anderen Seite sein. Er versuchte einen kleineren Brocken zu verschieben – und hatte zu seiner eigenen Überraschung Erfolg. Eine Lücke von maximal 50 cm Durchmesser war in die „Wand“ gerissen. Ermutigt arbeitet er weiter und hatte noch fünf Minuten ein Loch geschaffen, das groß genug war um hindurch zu gehen, was er dann auch tat. Er sah sich um. Hier war das Feuer noch heißer, noch mehr Qualm schlug ihm entgegen. Wenn Sarah hier war, dann konnte sie schon nicht mehr bei Bewusstsein sein. Panik stieg in ihm auf. Doch da erblickte er sie. Sie lag ohnmächtig auf dem Boden. Ihre Sachen waren angesengt und Blut tränkte die rechte Hälfte ihres Oberkörpers. Entschlossen hob er sie hoch. Es war nicht einfach sei durch das schmale Loch zu tragen, aber nach einigen Anläufen schaffte er es. Weniger als fünf Minuten trug er sie über den Schulhof. „Das ist mir egal! Shuichi ist auch da rein!!“, Mark versuchte alles, um Jodies festem Griff zu entkommen, aber er hatte keine Chance. „Der übrigens dahinten kommt!“, meinte Shinichi. „Er hat Linda! – Ich meine Sarah!“, schrie Maria, außer sich vor Freude. Jodie ließ Mark los, der sofort auf Shuichi und Sarah zustürmte. Shuichi trug sie noch bis zum inzwischen gerufenen Krankenwagen, bevor auch er sich keuchend hinsetzen musste. Mark brachte kein Wort heraus. Die Dankbarkeit, die in seinen Augen stand, reichte Shuichi vollkommen. „Fahr schon mit ihr…!“, hustete er. Mark nickte und stieg ein. Mit Blaulicht und Sirene fuhr der Krankenwagen weg. „Ist alles in Ordnung bei dir…?“, fragte Jodie und hockte sich besorgt neben Shuichi. Er sah sie müde an:„Klar, es ging mir noch nie besser…!“ „Du lügst mich doch an!“ „Ach, echt…?“, fragte er sarkastisch, oder wollte es zumindest, denn ein Hustenanfall schüttelte ihn. „Shu!“ „Keine Sorge, das geht schon…“, er stand auf. Um ihn drehte sich alles. Er schloss die Augen, aber das Drehen ging weiter. Shuichi fühlte wie er das Gleichgewicht zu verlieren drohte und griff blind nach Jodies Arm und hielt sich daran fest. „Shu, du musst dich ausruhen!“, Jodie nahm seine Hand, führte ihn langsam zu ihrem Wagen und ließ ihn sich auf den Beifahrersitz setzen. Sein eigener Wagen war ja durch Vermouth „blockiert“, oder besser: Man konnte Shuichi einfach nicht zumuten sich Vermouth Kommentare an zuhören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)