Child of the Sun von Manu-chi (Können Vampire zu Menschen werden?) ================================================================================ Kapitel 1: OneShot ------------------ Child of the Sun Als ich dich dort blutüberströmt auf dem sandigen Boden liegen sah, wollte ich schreien, die Welt verfluchen und dennoch rührte ich mich nicht, konnte mich nicht rühren. Dein Peiniger lag bereits tot, von mir erschossen, am Boden und du lagst keuchend daneben, im schwachen Licht der Sonne und erlebtest die letzten Minuten deines ohnehin zu kurzen Lebens ohne Wiederkehr, nicht so wie bei mir. Endlich brachte ich meinen Körper dazu, sich zu bewegen und rannte zu dir hin. Ich nahm dich in meine Arme und konnte nichts anderes als immer wieder erstickt „Bitte stirb nicht“ zu flüstern. Als ich dann deine nun beinahe glanzlosen Augen sah, kam mir nur ein Gedanke in den Sinn: Ich würde nicht zulassen, dass du stirbst. In der Zeit, als ich noch im Gefängnis war, ist mir endlich klar geworden, was du für mich warst und bist. Du bist das Leben, das ich nicht mehr habe, du bist wie der Sonnenschein, nur das mein Körper durch dich nicht verbrannt werden kann und das Wichtigste ist, du besitzt mein Herz, das nur in deiner Hand fähig ist, noch einmal zu schlagen. Du bist für mich das von mir gemiedene Licht in der endlosen Finsterns in der ich lebe, du bist mein Engel. Plötzlich hörte ich wieder die Stimme meines Meisters in meinen Ohren: „Es gibt nur eine Möglichkeit einen Menschen zu retten, ohne ihn zu einem von uns zu machen: Der Vampir selbst muss sich unter bedingungsloser Liebe und Hingabe für diesen Menschen opfern und merke dir Junge, es kann tödlich für dich sein.“ Doch mir war das egal. Ich würde mich auch für dich opfern, wenn ich ein ganz normaler Mensch wäre. Ich wusste, welche Folgen auf mein Handeln kommen würden, auch wenn es bei jedem Vampir anders ist, doch das konnte mich nicht aufhalten. Ich blickte dir noch einmal in die sich vor Schwäche und nahendem Tod schließenden Augen und konnte nicht anders als meinen unterdrückten Tränen freien Lauf zu lassen. Noch nie in meinem Leben habe ich geweint, weder als Mensch noch als Vampir, nicht einmal als mein bester Freund sich das Leben genommen hat, doch für dich würde ich jederzeit weinen. Deine zitternde Hand sank nun ganz langsam zu Boden und ich wusste, wenn ich nicht bald handeln würde, wäre es zu spät. Ich legte dich zurück auf das sandige Erdreich und führte beide meiner Handgelenke an meine Lippen. Schnell biss ich in die bei mir nicht mehr pulsierenden Adern und das rote Blut lief in feinen Rinnsalen über beide Hände hinunter. Langsam, wie wenn ich dich nicht erschrecken wollte, ließ ich beide Hände auf deine Wunde sinken, um sie mit meinem Blut zu tränken, doch das war noch nicht alles. Wiederum langsam, beinahe schreckhaft näherte ich mich deinem Gesicht mit dem meinen. Ich blickte noch einmal in dieses nun friedliche, engelsgleiche Gesicht, bevor ich meine Lippen auf die deinen senkte und sanft das Blut aus deinen Mundwinkeln leckte. Doch dann, mir bewusst werdend, dass es, wenn ich das Ritual nicht endlich beenden würde, es vielleicht schon zu spät sein könnte, legte ich meine erkalteten Lippen auf die deinen. Sie waren warm und schmeckten nach Blut, doch das interessierte mich nicht. Sanft schob ich meine Zunge zwischen deine Lippen berührte zaghaft die deine, auch wenn keine Gegenreaktion mehr von dir kam, um unsere Speichel und unser Blut zu vermischen. Kurz verweilte ich noch in dieser Position, bevor ich mich von dir löste und in dein Gesicht blickte. Schon jetzt bemerkte ich die Wirkung meines Tun’s, denn alles verschwamm vor meinen Augen und ein unbekannter Schmerz breitete sich in mir aus, ließ mich aufkeuchen und kraftlos auf dich fallen. Als ich dann schließlich dein schlagendes Herz an meinem Ohr hörte, musste ich einfach lächeln bevor mich jegliche Kraft verließ und mein Kopf in deine Halsbeuge sank. ~#~#~ Tief einatmend und anschließend hustend erwachte Sho wieder zu neuem Leben. Alles drehte sich vor seinen Augen und er konnte sich nicht bewegen, was ihn verwundert die Augen aufschlagen ließ, doch er schloss sie sogleich wieder als ihn die Sonne blendete, die durch ein Loch in der Decke schien. Langsam öffnete er seine blauen Saphire und blickte sich verwundert um. War er nicht gerade angeschossen worden bzw. sollte er nicht eigentlich tot sein? Verwirrt über diese Situation ließ er seinen Blick schweifen und bemerkte erst jetzt den blonden Haarschopf neben seinem Kopf. Kurz erschrocken aufkeuchend stellte er fest, dass es Kei war und das dieser auch den Grund für seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit darstellte. Besorgt musterte er den anderen und bemerkte die sogar für ihn unnatürliche Blässe in dessen Gesicht. „Kei…“, murmelte Sho und seine Stimme klang rau und kratzig. Doch Angesprochener rührte sich nicht, zeigte nicht einmal eine klitzekleine Regung. „Kei!“, etwas lauter sagte der Brünette den Namen seines Freundes und legte die Hände auf dessen Rücken, um diese alsgleich erschrocken wieder zurückzuziehen. Kei’s Hemd war komplett nass und als Sho auf seine Hände blickte, sah er nur rotes Blut auf seinen Handflächen kleben. Plötzlich ging Sho ein Licht auf. Sie lagen hier mitten in der Sonne und Kei durfte nicht in der Sonne sein. Aber warum war er noch nicht verschwunden? Verschwanden Vampire nicht wenn sie in der Sonne lagen? Kei hatte es ihm zumindest so erklärt. Abermals packte er Kei am Rücken, was diesen einen leisen Laut, einem schmerzverzerrtem Stöhnen gleich, entlockte, was Sho noch in seinem Tun beflügelte. Vorsichtig legte er Kei auf die Seite, erhob sich, auch wenn seine Beine weich waren wie Butter und zog den Blonden in den Schatten. Erschöpft ließ er sich wieder auf den Boden sinken. Der hohe Blutverlust hatte ihn geschwächt. Kei allerdings war wirklich ein Fliegengewicht. Wie lange war es wohl her, seit er etwas zu sich genommen hatte? Doch um diese Frage machte er sich keine weiteren Gedanken, stattdessen hob er vorsichtig Kei’s Kopf und bettete ihn auf seinem Schoß. Die Augenlider des Blonden flatterten auf und Kei blinzelte müde. Kurz ordnete er all seine Sinne, da ihm etwas schwindelig war und blickte dann in das besorgte Gesicht seines Freundes Sho. Sanft lächelte Kei Sho an und dessen Lippen begannen zu zittern. „Was passiert mit dir Kei? Du bist nicht verschwunden, als die Sonne auf dich gefallen ist!“, sagte Sho leise und schluckte hart. Sein Freund sah alles andere als gut aus. Er war schwach und konnte seine Augen kaum offen halten. „Das ist nicht wichtig… wichtig ist, dass du lebst!“, antwortete Kei und lächelte. Kurz herrschte Stille, bis Sho wieder das Wort ergriff. „Warum hast du mich nicht sterben lassen?“, lautete die Frage, die Sho am meisten zu schaffen machte. Er hatte sterben wollen, es Kei sogar andeutungsweise gesagt, doch dieser hatte es irgendwie fertig gebracht, ihn ins Leben zurückzuholen. Wie ein Engel lächelnd strich Kei zärtlich über Sho’s Wange. „Ich konnte dich doch nicht sterben lassen…“, wisperte Kei erschöpft und seine Augenlider drohten sich zu senken. „Aber Kei warum…!“, sachte wurde ein Zeigefinger auf die protestierenden Lippen Sho’s gelegt. „Du hättest es mir doch nie verziehen, wenn ich dich zu einem von uns gemacht hätte…doch sterben lassen konnte ich dich nicht…“, der Blonde atmete rasselnd ein und versuchte, seiner Stimme wieder Herr zu werden. „Ein Engel ist nicht da um zu sterben, sondern um zu leben…“, wisperte Kei, sodass sich Sho anstrengen musste, um ihn zu verstehen. „Aber ich bin doch kein Engel!“, protestierte der Brünette leise und blickte zitternd auf seinen immer schwächer werdenden Freund. „Doch Sho, für mich bist und warst du schon immer ein Engel und darum konnte ich nicht zulassen, dass du stirbst…“, flüsterte Kei weiter und merkte, dass er bald nicht mehr in der Lage sein würde, zu sprechen. „… um mich ist es nicht schade Sho… ein Monster weniger auf der Welt, dass unschuldige Menschen tötet, aber du… du hast noch so viel zu geben und musst noch so viel von der Welt sehen… und… deine Tochter… sie braucht dich Sho, ich wäre niemals ein so guter Vater gewesen wie du… ich könnte sie tagsüber nicht sehen oder auf sie aufpassen… du schon… Sho…“, Kei’s Stimme versagte und er hustete. Blutroter Lebenssaft lief über seine Lippen hinunter, über den blassen, schlanken Hals und benetzte schließlich das blütenweiße Hemd, das schon einige Blutflecken in der Brust und Bauchgegend aufwies. Langsam sank die Hand des Blonden zu Boden und seine Augenlider schlossen sich. Sho musste schockiert feststellen, dass sein Freund gerade die letzen Sekunden seines Leben, das eigentlich hätte ewig dauern sollen, verlebte und griff sich rasch die Hand des Blonden. „Kei! Stirb nicht, hörst du?! Du darfst nicht sterben! Ich kann nicht mehr ohne dich sein Kei! Bitte, du musst die Augen offen halten! Stirb nicht!“, sagte der Brünette, wurde dabei immer lauter und verzweifelter, ja beinahe hysterisch und rüttelte leicht den nun schweren Köper in seinen Armen. „Kei! Du darfst nicht einfach so verschwinden! Mein Leben ist nicht weniger Wert als das deine, hörst du?! Kei! Kei!!!“, schluchzte Sho und perlende Tränen liefen über seine blassen Wangen. „Stirb nicht!“, wisperte er erstickt und weinte hemmungslos über den Tod seines Freundes. Er konnte nicht fassen, dass dieser einfach so gestorben war. Er war doch ein Vampir! Vampire konnten nicht sterben!! Abermals schluchzte er auf hielt den toten Körper an sich gedrückt, konnte und wollte ihn nicht loslassen. Die perlenden Tränen fielen auf das blasse Gesicht Kei’s und glitzerten im Sonnenlicht. Doch sie verweilten nicht, liefen über die Wangen hinunter, über den Hals bis sie zur Brust gelangt waren, um dort im weißen Hemd zu verschwinden. Eine, nur eine einzige dieser Tränen, tropfte auf die halb geöffneten Lippen des Verstorbenen und lief nach kurzem Stillstand in den Mund hinein. Sho wurde noch immer von heftigen Schluchzern geschüttelt und konnte einfach nicht aufhören zu weinen, schließlich kannte er Kei schon seit seiner Kindheit und er hatte diesen Blonden auf eine ganz eigene Art und Weise lieben gelernt. Doch plötzlich ging ein Ruck durch den schlanken Körper Kei’s und ein lautes Keuchen drang an Sho’s Ohren. Er blickte auf und sah auf den in seinem Schoß liegenden Kei, der sich nun zur Seite gedreht hatte und Überreste des Blutes, das sich noch in seinem Mund und seiner Kehle befunden hatte, hinaus hustete. Keuchend bettete Kei seinen Kopf wieder auf Sho’s Schoß und wischte sich, mit noch immer geschlossenen Augen über die schweißnasse Stirn. Langsam öffnete er seine Augen, die nun lapislazuliblau funkelten und blickte in ein erschrockenes Gesicht. Er bemerkte sofort, dass der andere geweint hatte und hob langsam die Hand, um die feucht glänzende Tränenspur sanft weg zu streichen. Sho versteifte sich erschrocken und packte reflexartig die Hand, die ihn berühren wollte. Kei hielt ebenfalls leicht erschrocken inne und beide blickten sich an. Lange verharrten sie in dieser Position bis Sho plötzlich wieder zu weinen begann. Die perlenden Tränen liefen in Sturzbächen über seine Wangen und der erste Schluchzer drang an Kei’s Ohren. Der Blonde war sich nicht sicher, was er tun sollte, entschied sich diesmal aber für eine andere Methode, um die Tränen fortzuwischen. Langsam, immer darauf bedacht sich nicht zu schnell zu bewegen, richtete sich Kei ein Stück auf, lies seine Hand sanft in den Nacken Sho’s wandern und zog diesen sanft zu sich. Sho zuckte erschrocken zusammen, als Kei’s Lippen seine Wange berührten und die glänzenden Tränen wegküssten. Doch er ließ es geschehen. Als schließlich die Tränen versiegt und die warmen Lippen diese zum Verschwinden gebracht hatten, blickten sich beide wieder an. „Kei du… du bist doch gerade… gestorben, aber wieso… lebst du wieder? Ich meine… ich verstehe das nicht…!“, wisperte Sho und schallt sich einen Idioten, weil er nur Schwachsinn redete. „Ich weiß nicht…“, murmelte der Blonde und schien nachzudenken. Als nach ein paar Minuten noch immer kein Wort zwischen ihnen gefallen war, ergriff abermals Sho die Initiative. „Aber ich bin froh, dass du nicht gestorben bist…“, murmelte er und Kei schaute auf. Blaue Saphire trafen auf funkelnden Lapislazuli und langsam erschien ein liebevolles Lächeln auf Kei’s Lippen. „Ich auch…“, antwortete Kei lächelnd und stich sanft über Sho’s Wange. Eine Zeit lang schwiegen sie, blickten sich einfach nur an und waren froh, nicht getrennt worden zu sein. Kei blickte in diese blauen Saphire, die er so sehr liebte und strich immer wieder zärtlich über die Wange des anderen. Lange hielt er es allerdings nicht mehr aus und schließlich legte er seine freie Hand sanft in den Nacken des anderen. „Bitte hasse mich nicht für das was ich jetzt tue, Sho…“, wisperte Kei, zog den Brünetten ein Stück zu sich hinunter und legte seine Lippen auf die des anderen. Dieser versteifte sich augenblicklich und riss erschrocken die Augen auf, doch schon nach kurzer Zeit senkte er ergeben die Lider und erwiderte den sanften Druck der Lippen des anderen. Dieser freute sich über diese Reaktion und strich sanft mit seiner Zunge über Sho’s Unterlippe. Durch diese Aktion erschrocken öffnete der Brünette seine Lippen und Kei ergriff seine Chance. Langsam, um den anderen nicht noch mehr zu erschrecken ließ er seine Zungen zwischen die Lippen des Brünetten gleiten. Sachte fuhr er dessen Lippen und Zähne nach, erkundete das fremde Reich, das sich vor ihm erstreckte. Vorsichtig stupste er die Zunge des anderen an, der darauf etwas anders reagierte, als Kei gedacht hatte. Sho packte den Blonden am Rücken und drückte ihn an sich, erwiderte nun Vollendens den sanften Kuss indem er einen kleines Zungenduell anzettelte, das keiner von ihnen beiden gewinnen sollte. Wegen Luftmangel mussten sie sich dann schließlich lösen und blickten sich an. Plötzlich begann Kei zu lächeln und schließlich zu lachen. „Oh Sho, was ist nur heute mit dir los? Soviel weinst du doch sonst nicht?“, lächelte Kei sanft und streichelte über die schon wieder tränennasse Wange des anderen. Dieser lachte leise auf und lächelte glücklich. Dieser kleine Vampir, Ex-Vampir wohl gemerkt – Kei war eindeutig zu einem Menschen geworden, schließlich konnte er seinen Herzschlag unter seiner Hand spüren –, verbesserte er sich selber, brachte ihn noch um den Verstand. Sho schüttelte aufgebend den Kopf. Das veranlasste den anderen dazu, sich sogleich noch einen Kuss von dem anderen zu stehlen, was dieser mit Freuden erwiderte. ~+~+~ Später erfuhr Sho noch von Kei, dass Vampire Menschen auch ohne Biss „heilen“ konnten und was danach mit ihnen passierte. Entweder sie starben augenblicklich oder aber sie wurden zu Menschen. Es gab noch andere, sehr seltene Fälle wo sie Vampire blieben oder unter qualvollen Schmerzen verendeten, doch Gott sei Dank war es bei seinem Schatz anders gewesen. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)