Bleibt alles anders von abranka (SSxGW) ================================================================================ Kapitel 7: VII. Kapitel ----------------------- Snape wurde von einem Apparierknall und einem direkt darauf folgenden weit weniger klar einzuordnendem Rumpeln und Klirren aus dem Schlaf gerissen. Den Zauberstab in der Hand war er sofort auf den Beinen und eilte in seinem ausgeblichenen, ehemals schwarzen, doch jetzt mehr gräulichen Schlafanzug die Treppe hinunter. Eine Lache aus Eukalyptusöl – der Geruch stach als Erstes in die Nase –, diversen Honigsorten, anderem klebrigem Zeug und vielen Scherben erwartete ihn vor dem Arbeitszimmer. Mürrisch fegte er alles mit einem beiläufigen Spruch beiseite. Er hatte keine große Lust, mit bloßen Füßen durch Scherben zu laufen. Der Lichtschein seines Stabes reichte weiter und fiel nun auf das Regal, das umgestürzt war und seine Last gen Flur geworfen hatte. Daneben lehnte eine rothaarige Gestalt an der Wand und wirkte nicht so recht bei Bewusstsein. Ansonsten hätte sie garantiert einen Laut von sich gegeben, denn auch das Gefäß mit dem flüssig gehaltenen, äußerst heißen Bienenwachs war zerbrochen und sein Inhalt hatte sich auf ihren Beinen verteilt. Snape gab ein leises Aufseufzen von sich, beseitigte die Bescherung mit einem Fluch und ging neben George in die Hocke. Seine Augenlider flatterten, öffneten sich aber nicht. Schweiß stand auf der blassen Stirn und als er diese berührte, stellte Snape sofort fest, dass der junge Mann Fieber hatte. So heiß sollte ein Mensch normalerweise nicht sein. Er schob den Zauberstab in den Hosenbund, legte die Arme um Rücken und Beine seines Arbeitgebers und richtete sich langsam auf. Kurz schwankte er, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand. Oha, George war doch schwerer, als er gedacht hatte. Aber irgendwie würde er ihn schon in sein Schlafzimmer bekommen. Hier liegen lassen konnte er ihn ja kaum. Mühsam stampfte er die Treppe empor und bog in Georges Schlafzimmer ab. Dort legte er ihn auf das Bett und streifte ihm den nassen Mantel ab. Bei Merlin, was hatte der Kerl nur angestellt? Er war vollkommen durchweicht und seine Kleidung war nicht nur nass und klamm, sondern auch noch eiskalt! „Idiot...“, murmelte Snape leise, während er Kleidungsschicht um Kleidungsschicht von dem reglosen Körper schälte und achtlos beiseite warf. Er stockte auch nicht, als er George die Boxershorts herunterzog und dann durch einen dicken Schlafanzug ersetzte. Erstaunlicherweise besaß dieser Kerl sogar welche – obwohl er dennoch meistens zum Frühstück in Boxershorts und Morgenmantel auftauchte. Wenigstens die Mutter des Jungen besaß offenbar Verstand, denn jemand anderes würde ihm diese Kleidungsstücke kaum untergejubelt haben. Dicke Wollsocken und ein Schal kamen noch hinzu, dann wickelte er das Federbett um George, der nun zumindest erste Lebenszeichen von sich gab. Er murmelte schwach Worte, die Snape nicht verstehen konnte und worüber er auch nicht gerade unglücklich war. Fieberträume waren nicht gerade das, was sinnvoll und angenehm zu hören war. Er schnappte sich das Bündel klammer Klamotten und verschwand nach unten. Keine halbe Stunde später kehrt er mit kalten Wadenwickeln, einem Handtuch, einer Schüssel mit Wasser und diversen Heiltränken wieder zurück. Die Wickel hatte er in der Küche vorbereitet, während die Tränke aus seinem persönlichen Vorrat stammten. Allerdings würde auch mit diesen Mitteln eine derart dicke Erkältung seine Zeit brauchen. Nachdem er die kalten Wickel um die Waden seines Patienten gebunden hatte, ließ sich Snape auf der Bettkante nieder und tupfte dem Fiebernden sachte den Schweiß von der Stirn. Da dieser jetzt schlief, beschloss er, die erste Medikamentendosis zu verschieben. Schlaf war ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Heilmittel. Nicht, dass er jetzt weich und nett werden würde oder so. Ganz sicher nicht. Außerdem... war das hier nicht Fred, wie er sich in Erinnerung rief, sondern sein Bruder. Und das war ein vollkommen anderer Mensch, auch wenn er so gleich aussah... Ein leiser Seufzer entwich ihm, als er durch das verschwitzte rote Haar strich und daraus einige Knötchen löste. Nein, er war jemand anderes... Er war sich dessen sehr genau bewusst. Und doch tat sein Herz gerade einen kleinen Hüpfer, den er ihm am liebsten verboten hätte. Dunkle Augen blickten George an, als er wach wurde. Dunkle, sorgenvolle Augen, umrahmt von schwarzem Haar, weiche Gesichtszüge... „Ein... Engel...“, murmelte George leise und streckte die Hand aus, um die Wange dieses wundervollen Geschöpfes zu berühren, um die weichen Lippen zu berühren... „Was glauben Sie, was Sie da tun?“ Snapes Stimme sorgte dafür, dass Georges verklärter Gesichtsausdruck verschwand, seine Hand zurücksank und das selige Lächeln von seinen Lippen gewischt wurde. Die Weichzeichnung verschwand und hinterließ Snapes blasses, kantiges und verhärmtes Gesicht, das man nun wirklich nicht als engelsgleich bezeichnen konnte. „Nichts...“, murmelte George leise und drehte sich auf die Seite, wandte Snape ganz bewusst den Rücken zu. Seine Wangen glühten vor Verlegenheit. Er musste ja vollkommen benebelt sein, wenn er Snape schon für einen Engel hielt! Das war abgrundtief peinlich! Und dann krachte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück in sein Gedächtnis. An das Tagebuch, an Freds Eröffnungen, an die geheime Affäre zwischen Fred und Snape und... George stöhnte leise auf, presste die Hand vor den Augen und wünschte sich schlagartig, dass sich der Boden auftat und ihn verschlang. Logischerweise wusste Snape ja auch Bescheid, nur nicht, dass er es jetzt auch wusste und... Er verlor sich in den Gedankengängen und fand erst aus diesem Labyrinth heraus, als er sachte an der Schulter berührt wurde. Verwirrt blinzelnd wandte er den Kopf und sah wieder in Snapes Gesicht. Neben dem gewohnt mürrischen Zug glaubte er so etwas wie Sorge in den dunklen Augen erkennen zu können, doch das musste er sich einbilden. Natürlich bildete er sich das ein. „Trinken Sie das.“ Ein Becher mit einer kalten, grünlichen Flüssigkeit wurde ihm in die Hand gedrückt. „Was ist das?“ Misstrauisch beäugte er den Inhalt und schnupperte daran. Bäh! Das roch grauenhaft! „Ein Heilmittel.“ Snape zog amüsiert eine Augenbraue hoch. „Oder fürchten Sie eine Revanche für Ihre kleinen... Tests?“ An das Augenbrauenmittelchen hatten sich noch die Schlingspaghetti angeschlossen, die sich dem Essenden um Zunge und Zähne wickelten, nach einem recht akuten Schreckmoment jedoch nur durch aktives Kauen beseitigt werden konnten. Snapes Schreckmoment hatte die Küche mit Tomatensoße gesprenkelt... Trotzig schob George die Unterlippe vor und leerte den Becher in einem Zug. Er hatte die Katzenverwandlung nicht vergessen, aber Snape war für so etwas nicht der Typ. „Sie sollten dringend überprüfen, wem Sie Ihr Vertrauen schenken.“ Spott lag in Snapes Stimme, während George einen heftigen Hustanfall bekam, weil er diese Menge an Alkohol in dem Getränk nicht erwartet hatte. „Ach...“ Noch immer keuchend winkte der Rothaarige ab. „Ich weiß das schon sehr genau...“ Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, ehe er kläglich den Mund verzog. „Mein Kopf explodiert gleich“, jammerte er. „Schlafen Sie. Das wirkt am besten.“ „Kein kleines Wundermittel?“ Braune Augen blickten bettelnd zu Snape empor, was diesem einen Seufzer entlockte. Außerdem... „Nase putzen.“ Er drückte dem vollkommen verdattert dreinschauenden George ein sauberes Taschentuch in die Hand. „Was...?“ „Ihre Nase sieht verboten aus.“ Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit machte Georges Gesichtsfarbe seinen Haaren akute Konkurrenz. Das war doch... Er war doch kein kleines Kind mehr! Und Snape hatte ihn auch nicht wie ein solches zu behandeln! Allerdings... Er riss das Stück Stoff hoch und putzte sich äußerst geräuschvoll die Nase, während seine Augen danach trachteten, Snape zu durchbohren und dann in kleine Stücke zu hacken. Ganz besonders, als er des kleinen, äußerst amüsierten Funkelns in den schwarzen Augen gewahr wurde. „Und jetzt schlafen Sie“, kommandierte der ehemalige Zaubertränkelehrer mit einem süffisanten Grinsen. „Und wenn nicht?“ Trotzig schob George das Kinn vor. „Dann explodiert Ihnen eben der Schädel.“ George schnaubte leise und bemühte sich, einigermaßen klar zu denken, was ihm nicht besonders leicht fiel. „Was ist mit dem Laden? Ich...“ „Miss Hope kümmert sich um den Verkauf. Ihre Hauselfe hat die Nachschubproduktion übernommen und ich erledige den Versand und die Wundertüten. Alles läuft und Sie sollten sich jetzt ausruhen.“ „Nein, ich...“ George richtete sich auf und ignorierte die Vernunft in Snapes Worten. Er musste doch etwas tun! Er konnte doch nicht einfach so hier liegenbleiben und nichts tun, während der Hauptteil des Weihnachtsgeschäfts begann und drei der kommenden Schulleckereien noch nicht ausgereift waren! „Sie bleiben liegen.“ „Aber... die Motivationsschokolade und die Ideenbonbons und die Gutelaunedrops...“ George wollte aufstehen, doch Snape drückte ihn sachte, aber entschieden mit einer Hand zurück ins Kissen. Sein Gesicht war nah, viel zu nah, wie der Rotschopf in einem Anflug von Panik feststellte. „George...“ Tief und dunkel war die Stimme und jagte ihm einen heißen Schauder über den Rücken. So war sein Name definitiv noch niemals ausgesprochen worden. „...wenn Sie nicht im Bett bleiben, verpasse ich Ihnen einen Lähmzauber, der sich gewaschen hat.“ So plötzlich wie Snape ihm so nahe gekommen war, brachte er auch wieder Abstand zwischen sie. Paralysiert nickte George, was ein nur schwaches, aber dennoch gerade eben erkennbares, dünnlippiges Lächeln um Snapes Mund erscheinen ließ. Dann stand dieser auf und ließ ihn alleine zurück. George seufzte tief und verschränkte die Arme im Nacken. Sein Blick richtete sich auf die Decke. Was war nur mit dem los? Irgendwie kam Snape ihm anders vor. Oder beurteilte und betrachtete er ihn nur anders, seit er es wusste? Versuchte er ihn jetzt mit Freds Augen zu sehen? War es das? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)