Devoted von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 8: Verlangen -------------------- Moin moin! Danke für die Kommis und die imaginären Blumentöpfe. Leider habe ich immer noch keinen gekauft und meine beste Freundin wird mich deswegen sicherlich irgendwann köpfen *seufz* - Aber ja, Kakteen sind toll. Sie ÜBERLEBEN! Das hat keine andere Pflanze vorher geschafft. Ich hab selbst Efeu und andere, belastbare Grünpflanzen kaputt gekriegt. Ich vergess nämlich immer zu gießen *lol* Nun aber viel Spaß mit Devoted ;) Kapitel 8: Verlangen Glühend stand die Sonne hoch am Himmel und ihre Wärme erfüllte die Luft. Es war Sommer und der See schimmerte im hellen Licht nahezu bewegungslos, nur ab und zu von leichten Wellen unterbrochen, die der Riesenkrake verursachte, wenn er mal an die Oberfläche kam. Es war ein herrlicher Nachmittag und die Siebtklässler hatten bereits ihre letzten Unterrichtsstunden gehabt, sodass sie nun den Sonnenschein am See genießen konnten. Dennoch hatten sich viele schon in den Schatten der umliegenden Bäume zurückgezogen, denn sie Sonne strahlte mit ungeheurer Kraft und brachte so manchen ins Schwitzen. Entspannt lehnte Draco sich ein wenig an die raue Rinde der Eiche, unter der er zusammen mit anderen Leuten seines Jahrgangs und Hauses saß. Sein Blick schwenkte zu Theodore Nott, welcher unweit von ihm mit geschlossenen Augen vor einem Busch im Gras lag und wie eh und je den Tag über beharrlich nicht mehr als zwei oder drei Worte mit den anderen gewechselt hatte. Auch hatte er nie wieder gegenüber Draco das Thema ’Blaise’ angesprochen, wofür Draco ihm sehr dankbar war. Er war immer noch ein wenig geschockt, dass es wirklich jemand bemerkt hatte, doch im Nachhinein war er froh gewesen, dass es nur Theodore Nott war, der sich eh nicht wirklich für Blaise und Draco, und was zwischen ihnen war, interessierte, anstatt jemand anders, der es vielleicht allen weitererzählt hätte. Dabei musste Draco an Pansy denken und er fragte sich, wie sie reagiert hätte, hätte sie erfahren, dass er Blaise liebte und letztens Schuljahr eine Art Beziehung mit ihm geführt hatte. Hätte sie es weitererzählt oder hätte sie es, jetzt wo sie wieder entspannter und wie üblich mit ihm umging und all ihr Gram wegen seiner Abweisung vergessen zu sein schien, für sich behalten? Er konnte es nicht einschätzen und war er froh, dass Pansy es nicht wusste. Mittlerweile schien sie jedenfalls über ihn hinweg zu sein. Oder zumindest ging sie nun fest mit dem Sechstklässler aus; einem dunkelblonden, hoch gewachsenen Jungen aus gutem Hause, der abgesehen von ein paar Pubertätspickeln im Gesicht, eine recht stattliche Figur von sich gab. Ob sie ihm wirklich Gefühle entgegenbrachte oder ob sie es einfach nur ausnutzte, dass jemand sie umgarnte und sie so jemanden hatte, konnte Draco nicht beurteilen. Sicher war nur, dass er sie vergötterte, als wäre sie ein Idol, dem man nacheifern könnte; fast schon so, als wäre sie königlich und müsste auf Händen getragen werden. Draco wusste, dass Pansy eben dieses Gefühl gefiel und so machte er sich keine weiteren Gedanken über sie und ihren Freund. Denn ob sie sich nun wirklich liebten oder nicht, irgendetwas schien sie auf jeden Fall aneinander zu binden und es schien gut für beide zu sein. Was ihn allerdings erheblich störte, war dieses endlos lange Geknutsche in der Öffentlichkeit, wo man das Gefühl hatte, ihre Münder wären miteinander verschweißt worden und unabtrennbar. Ebenso unangenehm waren dann die Geräusche, die sie dabei machten. Angefangen von diesem üblichen, quietschenden Kuss-Geräusch bis zu einem schweren Atem, der fast schon einem Keuchen glich, und was die Krönung war, war dieses schreckliche Gemurmel, das so ein bisschen danach klang, als wollten sie sich noch was Liebevolles sagen, obwohl ihre Lippen sich nicht voneinander lösen konnten. Draco überlegte lange, ob er das aus Verbittertheit, weil seine Beziehung zu Blaise sich überhaupt nicht von der Stelle bewegte, so empfand, doch dann fiel ihm auf, dass alle anderen ihres Hauses (und ebenso auch andere Schüler der Schule) es ebenso nervig fanden, wie er, was ihn ein bisschen erleichterte. Und so kam es, dass auch heute an diesem wunderschönen Tag, Pansy und ihr Freund, dessen Name Draco übrigens regelmäßig vergaß, weder Finger noch Lippen voneinander lassen konnten und mal übereinander, aufeinander, nebeneinander, auf jeden Fall aber zusammen im Gras saßen oder lagen und sich gegenseitig die schmalzigsten Dinge ins Ohr flüsterten (davon verstand Draco zu seinem Glück nur die Hälfte, wenn überhaupt) oder Zärtlichkeiten austauschten. Draco rollte seine in der Sonne nur noch heller und kälter erscheinenden Augen und wandte seinen Blick von den beiden ab. Er wusste nicht, wie lange er die einzelnen Grashalme unter ihm anblickte, als er das schmatzende Geräusch zweier sich trennender Lippen neben sich vernahm und es kam ihm so vor, als wäre bei Pansy und ihrem Freund alles überdimensional laut. Man konnte sie schon fast mit dieser Brown aus Gryffindor und Weasley vergleichen, als diese letztes Jahr wohl auch nicht mehr als nur eine Knutschbeziehung geführt hatten. „Sag mal, Dracoooo~“, hörte er kurz darauf Pansys Stimme ertönen und er drehte sich wieder zu ihr; bemüht, nicht darauf zu achten, wo genau die Hand ihres Freundes unter ihrem Rock war. „Wir sind doch heute nicht dran, durch die Gänge zu gehen und zu gucken, ob noch jemand nach Zehn herumstromert, oder?“ Draco rollte ein weiteres Mal die Augen. „Pansy, hast du eigentlich gerade zugehört als wir zu Professor Snape kommen mussten? Der Kontrollgang der Vertrauensschüler wurde abgeschafft; das machen jetzt die Carrows selbst“, antwortete er ihr leicht gereizt. Sie ging jedoch nicht weiter darauf ein, murmelte ihrem Freund nur etwas ins Ohr, worauf sich ein Grinsen auf beiden Gesichtern ausbreitete und schon waren sie wieder ins Küssen versunken. Draco schüttelte den Kopf und wandte seinen Blick wieder ab. Vielleicht war es doch keine so gute Idee von ihm gewesen, ihr zu raten, doch mal mit dem Jungen auszugehen. Unwillkürlich fiel sein Blick plötzlich auf Blaise, welcher schräg gegenüber von ihm auf seinen Armen gestützt in der Sonne lag. Das dunkelrote, ärmellose Oberteil zeichnete sich harmonierend auf seiner schokoladenartigen Haut ab, welche in der Sonne fast ein wenig bronzen schimmerte. Gerne hätte Draco sich auch noch etwas anderes angezogen, als das übliche, weiße Schulhemd, doch dafür war aufgrund der Vertrauensschüler-Besprechung keine Zeit gewesen. Doch nun wurde ihm unter dem Hemd fast schon zu warm, obwohl es luftig war. Weiterhin beobachteten seine Augen Blaise, wie dieser fast schon anmutig die Beine ein wenig anwinkelte und sich schließlich wieder auf den Rücken sinken ließ. Und plötzlich – er wusste nicht, ob es daran lag, dass Pansy und ihr Freund neben ihm immer noch küssend lagen – überkam ihn das Verlangen, aufzustehen, zu Blaise zu gehen und sich über diesen zu beugen, um diese weichen, warmen Lippen auf seinen zu spüren. Ungewollt leckte Draco sich über die Lippen und versuchte, den harten Kloß herunterzuschlucken, der sich nun in seinem Hals gebildet hatte, doch es klappte nicht. Seine Augen wanderten weiter, blieben auf Brust, die sich stetig hob und senkte, hängen und Draco wusste, wie wohlgeformt sie unter dem Stoff war und wie gut sie sich unter seinen Händen angefühlt hatte. Ein irres Flirren begann sich in seinem Magen auszubreiten und langsam durch seinen ganzen Körper zu ziehen, während seine Zähne sich immer wieder in seine Unterlippe vertieften. Er hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren und nur noch dieses zärtliche Verlangen zu spüren. Er wollte es, hier und jetzt, doch sein Gehirn weigerte sich, seine Beine aufstehen und zu Blaise gehen zu lassen. Spürbar pumpte das Herz das rote Blut schneller durch die Venen, ließ Dracos Puls steigen und ihn fast wahnsinnig werden. Es war irgendwie krankhaft, wie sehr er an Blaise hing, wie sehr er ihn trotz aller Verdrängung der letzten Wochen und Monate noch wollte. Er hing an ihm, wie ein Fisch an der Angel, mit keiner Chance sich zu befreien. Oder zumindest kam es ihm so vor. Fast wie eine Folter, wenn auch eine ziemlich zärtliche und sinnliche. Er hatte das Gefühl, vor lauter Hingabe fast zu platzen. Doch dann sah er wie wieder Bewegung in Blaise’ Körper kam und dieser sich langsam aufsetzte, was das Bild ein wenig störte und Draco aus seinen Illusionen, in denen er schon längst zu ihm gegangen war und ihn geküsst hatte, zurückholte. Blaise’ Augen fixierten plötzlich seine und Draco hatte das beschämende Gefühl, dass Blaise die ganze Zeit gewusst hatte, wie er ihn anstarrte. Er wandte seinen Blick ab, atmete tief ein und stand schließlich auf, um zurück ins Schloss zu gehen. Schatten, der auf blasse Haut fällt. Eine dunkle Hand, die sanft darüber streicht. „Ich könnte ewig hier so mit dir verharren, weißt du das?“, murmelt eine raue Jungestimme leise in ein blasses Ohr und zwei Lippenpaare finden schließlich wieder zueinander. Verwirrt blickte Blaise ihm nach. Er hatte keine Ahnung, dass Draco eigentlich vor ihm floh. Lange hatte er in seiner eigenen, kleinen Illusion verharrt, in der Draco und er so da lagen, wie Pansy und ihr Freund es taten, nur vielleicht nicht ganz so laut und peinlich, wie sie es waren. Er hatte wieder Dracos Hände auf seiner Haut gespürt und umgekehrt über die blassen Züge gestrichen und ebenso hatte er ihre Lippen aneinander gespürt. Schließlich hatte er sich von den Gedanken gelöst und versucht, seinen Körper von der innerlichen Aufruhr wieder zu entspannen, als er Dracos Blick auf sich gespürt hatte, ehe dieser weg gegangen war. Er wusste, dass Draco keine Gedanken lesen konnte und dass seine kleine Illusion allein ihm vorbehalten war, und doch konnte er das schlechte Gefühl nicht verdrängen, bei irgendwas Bösem ertappt worden zu sein. Hatte Draco etwas geahnt und war deshalb weggelaufen? Ergab das Sinn, wo er doch vor Monaten noch versucht hatte, Blaise zurückzugewinnen? Seufzend ließ Blaise sich wieder ins Gras sinken, blendete die nervigen Geräusche von Pansy und ihrem Freund einfach aus. Er hasste sich dafür, noch so über Draco zu denken. Noch diese Gedanken, Fantasien und Gefühle zu haben. Und gerade waren sie beinah so stark gewesen, dass er fast seine Prinzipien und Zweifel über Bord geworfen hätte. Er hatte das Gefühl, das Verlangen nach Draco würde immer stärker werden, je mehr er sich dagegen wehrte, und ihn irgendwann überwältigen. Er wünschte sich, Draco wäre für ihn nicht mehr als seine vorangegangen Liebschaften es gewesen waren. Er wünschte, er würde ihn nicht lieben und nicht so anhänglich ihm gegenüber sein, wie er sich im Moment fühlte. Er wünschte, er könnte ihn einfach aus seinem Kopf verbannen und aufhören, an ihn zu denken. Doch das ging nicht. Und das wusste er. Genüsslich strich Blaise sich über seinen Bauch und atmete tief aus. Beim Abendessen hatte er seiner Meinung nach viel zu viel gegessen (aber es war so lecker gewesen), sodass er nun das Gefühl hatte, sein Magen würde platzen. Vielleicht wäre es nur für diesen Moment, aber auch wirklich nur für diesen Moment, gar nicht mal so übel einen Magen wie Crabbe oder Goyle zu haben, die anscheinend so lange essen konnten wie sie wollten, ohne dieses unangenehme Völlegefühl zu bekommen. Allerdings hatte Draco ihm gegenüber erwähnt, dass die beiden schon früher so viel Süßigkeiten gegessen hatten, dass ihnen schlecht wurde und sie schlimme Magenschmerzen bekamen. Kein Sättigungsgefühl zu haben, schien also doch keine so gute Idee. Schwermütig ließ Blaise sich auf sein Bett fallen und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Leise atmete er aus. Draco hatte beim Abendessen neben ihm gesessen und er konnte sich noch gut an das warme Gefühl erinnern, wann immer ihre Arme oder Hände sich zufällig gestreift hatten. Wieso kam er einfach nicht von ihm los? Wären seine Haare nur etwas länger, würde er sie jetzt raufen und an ihnen zerren und einen zischenden Wutschrei von sich geben, aber da sein schwarzes Haar nicht länger war als höchstens fünf Millimeter, erübrigte sich das. So voller Hingabe in jemanden verliebt zu sein und es eigentlich gar nicht zu wollen – womit hatte er eigentlich das verdient? Kommt mir vor, wie in einem schlechten Märchen… der Prinz wird für seine kaltschnäuzige Art gegenüber seinen Liebhaberinnen bestraft, indem er sich in den bösen Prinz des Nachbarreiches verliebt… muhahaha… und wenn sie nicht gestorben sind, dann liebt er ihn noch heute. Er hörte plötzlich, wie die Tür zum Schlafsaal geöffnet wurde und drehte seinen Kopf ein wenig, um besser sehen zu können. Ein leises Seufzen entrann seinen Lippen, als er bemerkte, dass es Draco war. Oh, mein edler Prinz… ich bin Euch in Liebe ergeben… was für ein Schauermärchen! Doch es stimmte, denn schon jetzt spürte er wieder dieses Verlangen nach dem blonden Jungen, der nun neben ihm an seinem eigenen Bett stand; ein Verlangen, dass er viele Monate versucht hatte, zu unterdrücken. „Crabbe und Goyle sind immer noch unten und futtern den Nachtisch auf“, hörte Blaise Draco mit einer belanglosen Stimme sagen. „Manchmal denke, die beiden haben mehr als nur einen Magen.“ Für einen kleinen Augenblick schmunzelte Blaise. „Vielleicht sind die in Wahrheit Kühe?“ „Ah, und du denkst, das Schnarchen, was sie nachts von sich geben, ist ein verkapptes Muhen?“ – Draco lachte leise. Blaise zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts mehr. Und so verharrten sie einige Minuten im Schweigen, in denen Draco ein paar Sachen aus seiner Schultasche räumte. „Seit Anfang des Jahres benehmen sie sich eh komisch…“, begann Draco dann plötzlich mit leiser Stimme und Blaise wunderte sich, warum er nun ein Thema anschnitt, dass nicht zu dem alltäglichen Gerede über das Wetter, die Carrows oder sonstige Dinge gehörte, über die sie sich normalerweise unterhielten. „Du meinst, weil sie dir nicht mehr gehorchen wie kleine Schoßhündchen?“, gab Blaise zurück und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig bissig klang. „Vielleicht sind sie auch einfach nur eigenständig geworden, Malfoy.“ Er konnte sehen, wie sich Dracos Gesichtzüge ein wenig anspannten und er das Buch in seiner Hand auf sein Bett fallen ließ, ehe er sich gänzlich zu Blaise umdrehte. Die grauen Augen blitzten arrogant wie eh und je aus dem blassen Gesicht hervor. „Du tust so, als wären sie meine Leibeigenen gewesen?“ Blaise grinste ein wenig süffisant. „Waren sie das nicht?“ „Nein, definitiv nicht!“, gab Draco wütend zurück und schnaubte leicht, bevor er sich wieder von Blaise wegdrehte. Blaise’ Augen blieben auf Dracos Rücken gerichtet; beobachteten, wie sich der Oberkörper aufgebracht schnell hob und senkte. „Aber du hast es schon genossen, dass sie fast alles gemacht haben, was du wolltest.“ „Natürlich!“, hörte er Draco sagen, doch dieser drehte sich nicht wieder zu ihm. Blaise biss sich auf die Lippen und setzte sich ein wenig auf. Er konnte nicht beschreiben wieso, aber plötzlich baute sich das Verlangen in ihm auf, sich mit Draco zu streiten. Richtig zu streiten. Er wollte ihn provozieren, bis die eiserne Maske fiel und Draco die Fassung verlor und ihn anschrie. Und er wollte das Thema in eine ganz bestimmte Richtung lenken. Er wollte eine Frage beantwortet haben, die er sich schon lange stellte, ohne dass es dabei zu einem klärenden Gespräch kam, bei dem er selbst seine Schutzmauer verlieren würde. Wenn sie sich streiten würden, wenn er sauer auf Draco war, dann würde er sicher nicht seinem Verlangen nachgeben und seine Prinzipien aufrechterhalten können. „Vielleicht sind sie neidisch“, begann er daher mit leiser und stichelnder Stimme. „Sie scheinen sich doch sehr zu dem dunklen Lord hingezogen zu fühlen. Und dann warst du es, und nicht sie, der Dumbledore töten durfte. An ihrer Stelle würde ich mich dann auch nicht mehr von dir herumkommandieren lassen!“ Gespannt hafteten seine Augen an Dracos Körper, der sich nun merklich anspannte. Seine Worte hatten ihre Wirkung also nicht verfehlt. Der Atem des anderen Jungen ging so stockend, anscheinend um Beherrschung bemüht, dass er ihn sogar hören konnte. Schließlich drehte Draco sich zu ihm und seine Augen fixierten Blaise mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung, die dieser noch nie an Draco gesehen hatte. „Ach, halt die Klappe, Zabini“, fauchte er ihn an. „Du hast doch verdammt noch mal keine Ahnung, was da oben passiert ist!“ Blaise setzte sich ein wenig mehr auf und blickte Draco herausfordernd an. Das Gespräch verlief genauso, wie er es sich gedacht hatte. „Doch, das weiß ich durchaus. Du solltest Dumbledore töten. Das war dein ach so geheimer Auftrag, mit dem du auf der Zugfahrt geprahlt hattest und den du mir das ganze Schuljahr über verschwiegen hast!“ „Oh, bist du jetzt beleidigt, weil ich es dir nicht gesagt habe? Hättest du das gerne wissen wollen, ja? Ich glaube nämlich nicht!“, gab Draco zurück und wie von Blaise erwartet, verlor er langsam seine beherrschte Fassung und die anerzogene Maske begann zu bröckeln. „Du hättest mir vertrauen können!“, zischte Blaise und plötzlich bildete sich ein Kloß in seinem Hals und all die unterdrückten Gefühle seit damals schienen Besitz von ihm ergreifen zu wollen. So hatte er das nicht geplant. „Du hast ihn umgebracht, Draco!“ Ihm war nicht bewusst, dass er wieder den Vornamen des blonden Jungen benutzte und ebenso wenig, wie entsetzt seine eigene Stimme klang, die nun den spielerisch grausamen Ton endgültig verlor. Er konnte sehen, wie Draco ihm näher gekommen war und dessen Brust sich vor ihm schneller bewegte. Die Hände des Malfoy-Erben zitterten unübersehbar und sein Gesicht sah angespannter aus denn je. „Das habe ich nicht!“, erwiderte Draco wütend. „Ich habe ihn nicht umgebracht! Ich sollte es, aber ich habe es nicht getan. Ich habe ihn tot von diesem Turm fallen sehen, denkst du, das war ein toller Anblick?!“ Verwirrt blickte Blaise zu ihm auf und sah den bebenden Draco vor sich genauer an. Er hatte es nicht getan? Er hatte Dumbledore nicht getötet? Wer war es dann gewesen? Snape? Und dennoch… Draco war ein Todesser und das wusste er mit Sicherheit. All das würde nichts ändern, denn es würde immer zwischen ihnen stehen. Vielleicht war es feige, doch es drängten sich ihm wieder die Bilder vom Grab seines Vaters auf und all das, was Draco gerade gesagt hatte, besänftigte ihn trotzdem nicht mehr. „Du warst aber dabei. Und du hättest es tun sollen. Du bist ein Todesser.“ Draco starrte ihn schweigend an, ehe er schließlich seinen Blick senkte. Er wusste, dass Blaise mit alldem wegen dem frühen Tod seines Vaters, der auf einer Mission für den dunklen Lord umgekommen war, nichts zu tun haben wollte. „Ist das der Grund?“, fragte er leise, denn ihm schien nun einiges klar zu werden. Er hob seinen Blick wieder und sah zu Blaise, welcher seinen Blick erwiderte. „Ist das der Grund, warum du mich seit Anfang des Schuljahrs so abweisend behandelst als wären wir nie Freunde… als wären wir nie mehr gewesen?“ Draco sah, wie Blaise sich auf die Lippen biss und das war mehr Antwort, als der Dunkelhäutige ihm hätte geben können. Dennoch sah er, wie Blaise den Kopf schüttelte, auch wenn er immer noch schwieg. Ihm kam wieder der Kuss in den Sinn; dieser kleine, anscheinend unbedeutsame Kuss, den Blaise ihm gegeben hatte, nachdem Draco seine Wunden notdürftig gereinigt hatte. „Du kannst mir nicht sagen, dass du gar nichts mehr für mich fühlst“, sagte er schließlich leise und sah Blaise erwartend an. Dieser holte tief Luft und stand langsam auf. Sein Blick wirkte ein wenig hilflos, als wäre er in die Enge getrieben worden. Sein Vorhaben hatte sich umgekehrt und der Spieß war nun auf ihn gerichtet. Ihm war klar, dass Draco die Antwort auf diese ungestellte Frage längst wusste und es nur aus seinem eigenen Mund hören wollte. „Das habe ich auch nie behauptet“, sagte er und vergrub seine Hände in den Taschen seiner dunklen Stoffhose. Er bemerkte, wie Draco ihn erwartungsvoll ansah und wieder überrannte ihn dieses starke Gefühl, sich dem anderen einfach hinzugeben. Aber er hatte sich doch geschworen, mit niemanden eine Bindung eingehen zu wollen, der ein potenzielles Opfer dieses Kriegs werden könnte. Natürlich waren sie alle in Gefahr, aber doch taten es die Todesser und die Anhänger des Phönixordens freiwillig und begaben sich in größere Gefahr als die allgemeine Bevölkerung der Magiergemeinschaft. „Aber nicht mehr genug“, erklärte er Draco daher und es tat weh, ihn und sich selbst, belügen zu müssen. „Nicht mehr genug…?“, wiederholte Draco die Worte und es fühlte sich ein weiteres Mal wie ein Stich in seine linke Brust an. „Und warum hast du mich dann geküsst?“ „Das war ein Versehen.“ Blaise senkte langsam den Blick; konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen, während er ihn anlog, obwohl Lügen sonst kein Problem für ihn war. „Versehen“, murmelte Draco leise und seine Augen wurden trüb. Er hatte das Gefühl, Tränen würden in ihm aufsteigen, doch er konnte sie erfolgreich zurückhalten. Er würde sich nicht auch noch die Blöße geben und vor Blaise anfangen zu weinen. „Und wenn du die ganze Zeit gewusst hast, dass du mich nicht mehr willst, warum hast du mich dann diese lange Zeit zappeln lassen? Fandest du das lustig?“ Seine Stimme klang wieder wütend und er bemühte sich nicht mal mehr, seine gefühllose Maske aufrecht zu erhalten. „Nein“, antwortete Blaise und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Langsam blickten seine dunklen Augen wieder auf und trafen erneut die Dracos. Schweigend starrten sie sich an; standen sich gegenüber wie zwei Statuen, nur dass ihre Augen mehr Gefühle widerspiegelten, als man es je hätte ihn Stein meißeln können. Blaise spürte sein Herz schmerzhaft gegen seine Brust schlagen. In ihm wuchs das Verlangen, Draco zu sagen, dass er gelogen hatte und dass er ihn natürlich noch wollte. Und obwohl es irgendwie obskur war, so zu denken, fand er es merkwürdig anziehend, Draco so gefühlsbelastet und fassungslos zu sehen. Der aufgebrachte Blick in den grauen Augen zog ihn nahezu magisch an und das Kribbeln in seinem Körper schien überhand zu nehmen. Sein Verstand schien vollkommen auszusetzen, das Verlangen immer stärker zu werden, während er seinen eigenen Atem stocken hörte. Es war, als würde er sich in Trance befinden; wie in einem Traum, aus dem er nicht mehr aufwachen wollte. Langsam ging er näher auf Draco zu, sah dessen verwirrten Blick, doch störte sich nicht daran. Er wusste selbst nicht, was er tat, doch es schien ihm richtig zu sein. Sein Kopf war wie losgelöst; gedankenlos und leer. Und schließlich spürte er die kühlen, blassen Lippen an seinen eigenen, die sich noch besser anfühlte, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Ein Schauer schien durch seinen Körper zu gehen und sein Verlangen nur noch zu nähren, während Draco für einen Moment wie erstarrt schien. Blaise’ Hand legte sich langsam in Dracos Nacken, zogen diesen noch näher zu sich, bis er schließlich spürte, dass sein Kuss erwidert wurde. Seine andere Hand legte sich um die schlanke Hüfte des Blonden; zog sie noch enger zueinander. Er konnte Dracos Herz an seiner Brust fühlen, wie es ebenso schnell schlug, wie sein eigenes auch. Ihr Kuss wurde immer intensiver, immer leidenschaftlicher und fordernder. Er spürte Dracos Hände an seinem Haar und die andere auf seinem Rücken. Fordernd drängte er ihn zurück, bis schließlich Dracos Rücken an eine Wand prallte, weshalb diesem ein leises, schmerzvolles Zischen entwich. Entschuldigend strich Blaise ihm mit einer Hand über die blasse Wange; küsste die weiche Haut an Dracos Hals. Er hörte ein leises Keuchen aus Dracos Mund entkommen und wusste, dass dieser genauso erregt war wie er selbst auch. Hitze wallte in ihm auf, störte ihn jedoch nicht, genauso wenig wie er sich darüber Gedanken machte, dass jeden Moment jemand von den anderen drei Zimmergenossen hereinkommen könnte. Seine Hände wanderten tiefer; seine Finger drückten hastig die weißen Knöpfe von Dracos Hemd durch die Ösen. Das Gefühl, den anderen wieder so nah zu spüren, diese Gefühle wieder zu haben, war nahezu elektrisierend. Ihre Lippen fanden einander wieder und entbrannten in einem immer tiefer werdenden Kuss, während seine Hände nun über die glatte, mittlerweile nicht mehr so kühle Haut von Dracos Oberkörper strichen. Er bemerkte, wie Dracos Hände ebenfalls tiefer wanderten und langsam sein Shirt ein wenig höher zogen, bis die leicht rauen Fingerspitzen seine dunkle Haut berühren konnten. Alles schien wie früher, wie vor einem Jahr, und all die Zweifel schienen wie weggeblasen zu sein. Doch plötzlich spürte Blaise Dracos Hände an seinen Schultern und merkte, wie er wegdrückt wurde, ehe Draco ein leiser Schmerzenslaut entwich. Das blasse Gesicht wirkte verzerrt und die grauen Augen blickten entsetzt. „Draco…?“, fragte Blaise behutsam und legte den Kopf ein wenig schief, fragte sich, was er wohl falsch gemacht haben konnte. „Es brennt“, zischte Draco, als hätte jemand ihm in eine offene Wunde gepackt. Verständnislos sah Blaise ihn an, wollte gerade schon fragen, was denn nun brennen würde und was los sei, als Draco plötzlich den linken Ärmel von seinem Hemd hochzog. Und da sah er es: das dunkle Mal. Doch es wirkte nicht so still und dunkel, wie das letzte Mal, als er es in ihrem sechsten Schuljahr an Dracos Arm gesehen hatte. Es bewegte sich und glühte. „Was… was macht es da?“, fragte Blaise entsetzt und wich instinktiv zwei Schritte von Draco zurück. Dieser sah genauso panisch aus, wie Blaise sich fühlte. „Er kommt“, sagte Draco atemlos und seine Stimme klang voller Furcht. „Ich spüre es. Er kommt… hierher!“ Es war unverkennbar, wen Draco mit ’er’ meinte. Blaise wich noch weiter vor ihm zurück. „Was?“ – Seine Stimme brannte vor Panik – „Hierher? Hogwarts? Der dunkle Lord?“ Doch Draco brauchte nicht antworten, denn Blaise wusste bereits, dass es stimmte. „Jemand muss ihn gerufen haben…“, murmelte Draco und sein Herz schien sich vor Angst zu überschlagen. Es gab nur einen Grund, aus dem man den dunklen Lord im Moment rufen durfte. „Potter…“ „Was?!“ Blaise sah ihn entsetzt an, doch Draco hatte nicht einmal Zeit, ihm zu erklären, was er damit meinte, denn kaum hatte Blaise anscheinend in Gedanken schon Eins und Eins zusammengezählt, schüttelte er panisch den Kopf. Und ehe Draco nach seiner Hand greifen konnte, hatte Blaise sich auch schon umgedreht und war in Richtung Tür gelaufen. „Blaise, warte! Bleib stehen, du kannst jetzt nicht abhauen!“ Doch seine Worte erreichten seinen Freund nicht mehr. Mit angstvollem Blick starrte er auf die dunkle Tür, die sich hinter Blaise geschlossen hatte und er wusste, dass ein endgültiger Kampf nun begonnen hatte und dass er als Todesser kaum Chancen hatte, sich diesem zu entziehen. TBC So, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen :) Wäre nett, wenn ihr mir ein Kommi hinterlasst und mich vielleicht anfeuert, doch endlich mal einen Blumentopf zu kaufen xD~ Eventuelle Fehler in diesem Kapitel bitte ich zu berücksichtigen, da ich im Moment ziemlich im Lernstress bin und keinen Nerv hatte, es Korrektur zu lesen. Na ja, wie ihr sicher an der Tatsache, dass Voldie nach Hogwarts kommt, merkt, geht es ziemlich auf's Ende der Geschichte zu. Aber ein Kapitel und einen Epilog wird's noch geben ^^ Bis denne, motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)