Devoted von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 7: Angst/Wut -------------------- Moin moin! Vielen Dank für die Kommis zu Kapitel 6 :) Es freut mich, wenn euch die Geschichte gefällt und noch mehr freut mich, dass ich anscheinend mein Versprechen einhalten konnte und genau eine Woche später nun Kapitel 7 hochlade (Versprechen brechen ist ja auch nicht die feine englische Art). Ich wünsche euch also viel Spaß beim Lesen! ^^ Kapitel 7: Angst/Wut Fast zwei Wochen hatte es gedauert, bis die Wunde an Blaise’ Wange nahezu verheilt und nur noch eine leicht raue Stelle auf der Haut zu sehen war. Doch der tiefe, klaffende Schnitt in seiner Schläfe war hartnäckig. Immer wieder wurde die Stelle wund. Kaum legte sich eine heilende Kruste über den Schnitt, riss sie auch schon wieder ein und legte wundes Gewebe und Fleisch preis, auch wenn es merkwürdiger Weise nicht mehr anfing zu bluten. Natürlich hatte Madam Pomfrey Blaise eine Salbe zum Auftragen gegeben, war sich aber nicht sicher, wann die Wunde endgültig verheilen würde. Es könnte ebenso durchaus sein, dass Blaise eine Narbe davon tragen würde. Und seit dem Tag, an dem sie ihm das gesagt hatte, wurde um Blaise allgemein lieber ein großer Bogen gemacht. Schüler aus unteren Klassen gingen ihm aus dem Weg und selbst Mitschüler wie Pansy oder Daphne sprachen ihn nur noch an, wenn es nötig war. Seine Stimmung war gereizt und allein Millicent Bulstrode hatte es gewagt, etwas über die wahrscheinliche Narbe zu sagen; wahrscheinlich als Rache dafür, dass Blaise sich jahrelang über ihre immer noch wuchernden Pickel lustig gemacht hatte. Allerdings hatte er ihr daraufhin einen solch bitterbösen Blick zugeworfen, dass sie die Narbe ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr erwähnte. Viele tuschelten hinter seinem Rücken, dass er vielleicht dann der „Potter der Slytherins“ werden würde, was auch Draco irgendwie verstimmte und nachdem selbst Theodore Nott sich einmischte, weil es ihn nervte und dabei so laut wurde, wie man es von ihm noch nie erlebt hatte, ließen sie es. „Ihr seid doch alle bescheuert! Seine Narbe wird wohl kaum blitzförmig sein und ist ja auch auf seiner Schläfe und nicht auf seiner Stirn! Hört auf mit dem Gelaber, das geht einem ja an die Nerven!“ – das waren seine Worte gewesen und wenn diese Worte von jemanden kamen, der sonst nicht viel sagte, schien das wohl Eindruck zu hinterlassen (und Draco musste sich gestehen, ein wenig beleidigt zu sein, dass sie auf Theodore gehört hatten und nicht auf ihn). Zum Glück war all das hinter Blaise’ Rücken passiert und dieser hatte noch nicht davon erfahren und so sollte es auch lieber bleiben. Allerdings vermuteten die meisten (und wahrscheinlich stimmte es daher auch), dass Blaise es einfach nicht ertragen konnte, bald eine Narbe im Gesicht zu haben, selbst wenn sie nicht stören würde. Immer wieder wiederholte er, dass er nur hässliche Leute mit Narben kannte. Seine Onkel Morpheus zum Beispiel, vor dem er sich als Kind immer geekelt hatte. Professor Moody aus ihrem vierten Schuljahr, der natürlich einige Kriegsverletzungen aus seiner Zeit als Auror davongetragen hatte. Eloise Midgen aus Hufflepuff, die nun zwar nach Jahren endlich ihre Akne los war, aber dafür unendlich viele kleine Narben im Gesicht davon getragen hatte. Und nicht zu guter letzt Harry Potter, der – wie Blaise es immer wieder erwähnte – gerade wegen diesem „hässlichen Ding“, der Narbe, so berühmt geworden war, dass es gleich noch mehr abstoßend war (wobei all das auch von Blaise’ allgemeiner Abscheu gegenüber Potter herrühren konnte). Draco musste gestehen, wirklich ein wenig Mitleid mit Blaise zu haben, zumal er selbst Harry Potter wohl noch mehr verabscheute, als Blaise es je getan hatte, und doch fand er Blaise’ Verhalten gleichzeitig einfach nur amüsant. Als Blaise’ Mutter dann aber in einem seitenlangen, theatralischen Brief schrieb, es gäbe sicher Mittel und Wege, das kosmetisch zu übertünchen, murmelte Blaise plötzlich etwas von „so schlimm wäre es wohl doch nicht“. Während den zwei Wochen war Pansy nun doch mit dem Jungen aus dem sechsten Schuljahr ausgegangen, wie sie Draco mit honigsüßer Stimme in jedem Detail beschrieb. Er sei ein wirklich netter Junge und sehr interessiert an ihr und sollten sie jemals wieder in diesem Jahr nach Hogsmeade dürfen, so würde er sie in Madam Puddifoot’s Café einladen, dieses Café für Verliebte. Draco fragte sich, warum sie ihm das alles erzählte, doch er war sich sicher, sie tat es nur, weil sie ihm eins auswischen wollte, dass er ihr so direkt eine Abfuhr erteilt hatte. Ihm war es allerdings ziemlich egal, mit wem sie sich traf und all die Details nervten ihn nur, doch um ihr (und irgendwie auch sich selbst) einen Gefallen zu erweisen, tat er interessiert, meinte, sie hätte es verdient, so jemanden zu finden, dass sie eine tolle Freundin wäre und dass er sich für sie freuen würde. Das strahlende Lächeln, mit dem sie dann fort ging, bestätigte ihm wieder einmal, dass er das großartige Talent, Leuten Honig um den Mund zu schmieren, von seinem Vater fast 1 zu 1 geerbt hatte. Sein Verhältnis zu Blaise jedoch, stand wieder beim Nullpunkt oder zumindest hatte Draco das Gefühl, es wäre so. Irgendwie kam er sich vor, als wären sie beide noch elf Jahre alt und in ihrem ersten Schuljahr, wo sie nicht viel miteinander zu tun gehabt hatten, außer eben alltäglicher Smalltalk. Blaise war in dieser Zeit manchmal unheimlich zuvorkommend und liebenswürdig, so wie Draco ihn aus der Zeit ihrer Freundschaft und Beziehung kannte, und mal war er wieder abweisend, wie am Anfang dieses Schuljahrs, so als wäre nichts mehr zwischen ihnen gewesen. Natürlich war Draco klar gewesen, dass der Kuss an dem Tag, wo Alecto Carrow Blaise verletzt hatte, nichts zu bedeuten hatte. Und doch hatte er irgendwie gehofft, zumindest ihr Verhältnis würde sich dadurch wieder normalisieren und wenn schon keine Beziehung, dann zumindest eine Freundschaft wieder entstehen zu lassen. Doch es sah nicht danach aus, dass dies in naher Zukunft möglich war. Blaise kam Draco irgendwie ziemlich hin- und hergerissen vor, so als wüsste er selbst nicht, was er wollte. Zu gerne hätte Draco mit ihm darüber gesprochen, doch ihm war klar, dass Blaise ihm nicht die Wahrheit sagen, wenn er fragen würde. Und so entschied Draco sich, auch nichts zu tun. Die Wochen vergingen wieder schnell und die Winterferien standen vor der Tür, auch wenn Draco sich nicht sonderlich darauf freute. Irgendwie wünschte er sich während der Zugfahrt nach London in seine früheren Schuljahre zurück, um genau zu sein in die ersten Fünf. Zwar war sein Vater nun im Gegensatz zum letzten Jahr anwesend und er selbst hatte sich keiner fast unlösbaren Aufgabe, die ihn innerlich zerriss, anzunehmen, doch dafür hauste auch dunkle Lord in ihrem Haus und seine Gesellschaft war eine der unangenehmsten, die Draco jemals gekannt hatte. Selbst seine eigene Tante hätte er am liebsten aus dem Haus gehabt, doch mit dieser konnte er noch eher leben als mit dem Lord selbst. Zur seiner Erleichterung war der dunkle Lord allerdings nicht anwesend, als er zusammen mit seiner Mutter, die ihn vom Bahnhof abgeholt hatte, das Anwesen betrat. Sein Vater sah ein wenig erschöpft aus und auch wenn sie nie darüber gesprochen hatten, wusste Draco, dass auch er sich nicht sonderlich wohl in der Gegenwart seines Meisters fühlte, seit er in dessen Ansehen weit gesunken war. Doch trotz der Abwesenheit des dunklen Lords war das Weihnachtsfest nicht annähernd gelassen oder gemütlich. Die düstere Stimmung lag schwer auf ihren Gemütern und die höhnischen Kommentare von Bellatrix machten es nicht entspannender. Und so war Draco fast schon froh, als er sein Elternhaus verlassen und wieder in Richtung Hogwarts fahren konnte. Selbst wenn dies mittlerweile auch kein sonderlich angenehmer Ort mehr war, so fühlte er sich da, trotz Snape und den Carrows, weiter von dem dunklen Lord und all den dreckigen Machenschaften, die mit ihm zusammenhingen – Verrat, Folter, Mord – entfernt. Am Bahnhof sah er schließlich Theodore Nott auf sich zukommen und begrüßte ihn knapp, ehe er zusammen mit ihm in ein Abteil ging. Blaise war über Weihnachten in Hogwarts geblieben, da seine Mutter zusammen mit ihrem neuen „Anwärter zum Ehemann“ eine Reise zu den Malediven gemacht hatte und ihn dorthin natürlich nicht hatte mitnehmen können, immerhin hätte es ihr neuer Verlobter sicher nicht gern gesehen, „das Kind“ dabei zu haben. Blaise schien es nicht sonderlich zu kümmern. Er wusste, dass seine Mutter all das tat, weil der Mann reich war und auch wenn sie kaum in Geldnot steckten, so musste das Guthaben doch immer weiter aufgestockt werden. Draco konnte trotzdem nicht umhin, es irgendwie abartig zu finden, doch er hatte Blaise gegenüber nie etwas gesagt. Es stand ihm immerhin auch nicht zu, über Mrs Zabinis (ein Wunder, dass sie diesen Namen immer behielt) Lebensstil zu urteilen und da Blaise trotz allem gut mit seiner Mutter auskam, machte Draco sich eigentlich nicht allzu viel daraus. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass er es nicht anders gewohnt war, denn immerhin waren seine Eltern schon fast zwanzig Jahre miteinander verheiratet. Doch Blaise’ Vater war gestorben, ebenso wie Theodores Mutter tot war, nur dass Mr Nott seitdem nicht mehr geheiratet hatte. Nachdenklich sah Draco den hageren Jungen ihm gegenüber an, fragte sich, ob seine Mutter oder sein Vater ihm mehr fehlen würde. Crabbe und Goyle hatten das Abteil schon längst verlassen, um nach der Hexe mit dem Imbisswagen zu suchen und waren seitdem nicht zurückkehrt (Draco vermutete, sie waren so voll gefressen, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten). Es war nicht so, dass Draco sie wirklich vermissen würde. Viel mehr vermisste er das Rascheln von Tüten, in denen Knabbereien gewesen waren, und ihr Grunzen und ihr dümmliches Lachen. Kurz um: Er vermisste einfach irgendein Geräusch, das nicht von der Rotationsbewegung der Walzen oder von den blanken Rädern auf den Schienen kam. Die Stille, die dieses Abteil durchflutete, war nahezu unerträglich. Wieder blickte er zu Theodore, welcher verträumt aus dem Fenster blickte, und Draco wusste nicht, wie lange er ihn angestarrt hatte, bis er sich räusperte. „Und… ähm, wie waren deine Weihnachtsferien?“, gab er sich einen Ruck und durchbrach das Schweigen. Langsam – Draco kam es so vor, als wäre es in Zeitlupe – drehte Theodore sich zu ihm und sah ihn für einen Moment teilnahmslos an. „Ging so“, sagte er schließlich leise und fragte nicht einmal, wie es denn bei Draco gewesen sei, weshalb dieser einfach beschloss, weiterzureden, obwohl er sich dabei ein wenig wie Pansy vorkam. „Bei mir auch“, erzählte er und meinte, dass dieses Jahr irgendwie keine richtige Stimmung aufgekommen sei. „Vielleicht werden wir ja auch zu alt dafür.“ „Mag sein.“ „Na ja, meine Tante lebt teilweise bei uns. Vielleicht hat sich auch dadurch einiges verändert“, redete Draco weiter und er wusste gar nicht, warum er Theodore das überhaupt erzählte. „Bellatrix Lestrange?“, fragte dieser nun nach und Draco wunderte sich ein wenig, dass Theodore nun doch Interesse an einem Gespräch zeigte. „Ja, klar. Wer sonst? Mein Vater hat keine Geschwister und meine Mutter hat nur diese eine Schwester“, erwiderte Draco und schlug die Beine übereinander. „Des dunklen Lords treuste Dienerin“, murmelte Theodore leise vor sich und schüttelte dann den Kopf, so als wollte er einen bestimmten Gedanken hinaus verbannen. „Hm, ja, das ist sie wohl“, antwortete Draco. „Zumindest ist sie ihm sehr treu ergeben und verehrt ihn. Und ist eine gute Kämpferin, denke ich.“ Theodore blickte ihn lange und nachdenklich an und Draco fühlte sich fast ein bisschen unbehaglich, einen solchen Blickkontakt mit Theodore zu haben, denn das kam sehr selten vor. Draco konnte sich kaum daran erinnern, jemals wirklich in Theodores Augen geblickt zu haben, geschweige denn, dass diese zurückblickten. „Das weiß ich“, erwiderte Theodore schließlich und blickte wieder aus dem Fenster. „So wie dein Vater? Ihr müsst ja stolz sein, dass der dunkle Lord in eurem Hause wohnt. Obwohl ich gehört habe, dass dein Vater nicht mehr ein so hohes Ansehen bei dem dunklen Lord hat.“ Hart presste Draco die Zähne zusammen, hörte sie leise knirschen und unterdrückte ein paar gemeine Worte, die ihm nun auf der Zunge lagen. Niemand würde seinen Vater in seiner Gegenwart beleidigen. „Und wer hat dir das erzählt, Nott?“ Dracos Stimme klang eisern und abwehrend, fast ein bisschen hochnäsig und Theoodore blickte kurz zu ihm. „Mein eigener Vater“, sagte er und senkte seinen Blick auf ihre Füße. „Und es war nicht als Spott gemeint. Mein Vater war damals auch im Ministerium. Jeder, der bei dieser Mission dabei war, ist im Ansehen des dunklen Lords gesunken, auch wenn er deinen Vater vielleicht mehr verantwortlich macht, weil er die Führung hatte.“ Schweigend betrachtete Draco ihn. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er, wie Theodores Gesichtszüge sich anspannten und verzweifelt wirkten, ehe er wieder wie üblich aussah. „Ich kann mir denken, dass das für deinen Vater und dich nicht leicht ist“, murmelte Theodore weiter. „Doch glaub nicht, dass es dir schlechter geht als allen anderen, auch wenn du ja wie die meisten einen Hang dazu hast. Mein Vater ist alt, Draco. Er ist nicht mehr so jung wie deiner und selbst wenn der dunkle Lord deinen Vater im Moment verachtet, so weiß er, dass dein Vater noch durchaus wichtig für ihn sein könnte. Mein Vater war dagegen nie ein großer Planer. Er hat Befehle ausgeführt und darin war er gut. Aber Askaban hat ihm zugesetzt, wie es deinem Vater auch zugesetzt haben wird, und er ist nicht mehr der Jüngste. Was glaubst, hat mein Vater noch für einen Wert für den dunklen Lord?“ Draco schluckte hart. Mit solchen offenen Worten hatte er nicht gerechnet, schon gar nicht von Theodore Nott, und dann auch noch mit solchen Schmerz gesprochen. Denn auch wenn Nott sich wirklich Mühe gegeben hatte, eine ausdruckslose Stimme zu bewahren, so war Draco durchaus aufgefallen, dass er Angst um seinen Vater hatte und Angst davor, dass dieser ausgelöscht werden könnte. Draco wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Kein Wort der Welt hätte Theodore helfen können und zugleich war Draco auch nicht sonderlich gut in einfühlsamen Worten und im Trösten. Er verspürte großes Mitleid mit dem unscheinbar wirkenden Jungen ihm gegenüber, doch er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte. „Es tut mir Leid. Ich wollte nicht-“, begann Draco, unterbrach sich aber selbst, weil er keine Worte fand. „Vergiss es. Du musst nichts sagen. Ich weiß auch so, dass du selbst genauso Angst vor dem dunklen Lord hast, wie ich. Ein Freund meines Vaters meinte, unsere Generation sei vollkommen verweichlicht, weil wir nicht die gleiche Euphorie verspüren, wie sie“, erzählte er so leise, dass Draco ihn kaum verstand, und doch huschte Theodore ein leichtes Schmunzeln über das Gesicht, als Draco bei dem Wort ’Angst’ den Mund öffnete, wahrscheinlich um zu protestieren, dass er keine hätte. Schließlich nickte Draco nur stumm und biss sich auf die Lippen. Wenn Theodore ihn so einfach durchschaut hatte, warum konnte dann nicht auch Blaise verstehen, wie es wirklich in ihm aussah. Draco war sich sicher, dass Theodore nicht wusste, was wirklich auf dem Turm geschehen war und in jener Nacht, in der Dumbledore starb. Doch wahrscheinlich hatte er es Draco angemerkt, weil er selbst in der gleichen oder zumindest in einer sehr ähnlichen Lage war. „Ist alles okay bei dir?“ Eine raue, aber durchaus sanfte Stimme erklingt und eine dunkle Hand legt sich auf eine schwarze Schulrobe. „Ja, natürlich“, erwidert eine andere Stimme. Ein blassen Gesicht, kränklich und mit tiefen Augenringen gezeichnet. „Du lügst“, sagte die raue Stimme. „Draco, verdammt, du lügst. Du siehst krank aus. Wann hast du dich das letzte Mal im Spiegel angesehen?“ „Heute Morgen und ja, ich weiß. Vielleicht geh ich später mal zu Madam Pomfrey.“ Dunkle Lippen, die sich blasser Haut nähern. Ein sanfter Kuss auf blondes Haar. „Okay.“ Letztes Jahr hatte Blaise durchaus noch gemerkt, wenn es ihm schlecht ging. Immer wieder hatte er Draco gefragt, was los sei, doch Draco hatte ihm nicht verraten können, welchen Auftrag er vom dunklen Lord bekommen hatte. Er wusste bis heute nicht, inwiefern Blaise sich schon einige Dinge zusammengereimt hatte, doch ihm war klar, dass Blaise nie so ahnungslos gewesen war, wie er getan hatte. Wahrscheinlich hatte er ihn spätestens dann durchschaut, als er mit Snape geflohen war. Doch warum sah er jetzt nicht mehr, wie es Draco manchmal ging. War ihre Beziehung zu oberflächlich geworden, war Blaise selbst zu oberflächlich geworden oder… wollte er es einfach nicht sehen? „Denkst du jetzt an ihn?“, holte Theodores leise Stimme ihn wieder aus seinen Gedanken und Draco runzelte verwundert die Stirn. „An wen?“ Erneut kam der Anflug eines Schmunzelns über Theodores Lippen, doch er versiegte so schnell wieder, als wüsste Theodore nicht richtig, wie man ein Schmunzeln oder Lächeln auf den Lippen hielt. „Blaise.“ Draco schluckte auffällig und senkte seinen Blick, nur um wenige Sekunden später wieder zu Theodore zu sehen. „Wieso sollte ich?“, fragte er abwehrend und war froh, dass seine innere Nervosität sich nicht auf seine Stimme zu übertragen schien. Noch einmal ein Hoch auf die Gene und die Erziehung seines Vaters. „Malfoy...“, begann Theodore langsam und sein Ton klang so, als sollte Draco bloß nicht versuchen, zu lügen. „Denkst du, ich bin blind, taub oder doof?“ „Nein?“, erwiderte Draco unsicher und konfus, doch er wagte nicht, zu denken oder gar auszusprechen, was Theodore vielleicht wissen könnte. Dieser bedachte ihn mit einem langen, forschenden Blick, ehe er dann bestätigend zu sich selbst nickte. „Ich weiß es“, sagte er schließlich und seine Stimme klang beinah schon weise und erhaben, was Draco ein wenig störte und noch aufgewühlter werden ließ. Innerlich fragte er sich, was Theodore wusste, obwohl er es schon ahnte, doch die Frage kam nicht über seine Lippen. Aber seine Augen schienen ihn zu verraten. „Das mit dir und Blaise“, sagte Theodore ruhig, so als wäre es eine öffentliche Tatsache. Dracos Augen weiteten sich ein wenig. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde sich verkrampfen und ihm die Luft nehmen. „Und versuch bloß nicht, es zu leugnen, Malfoy.“ Erstaunt und gleichzeitig geschockt blickte Draco ihn an. Er konnte nicht fassen, was Theodore da sagte. Sie hatten sich nie etwas anmerken lassen, waren vorsichtig gewesen und hatten es keinem verraten. Lediglich im Unterricht, wenn sie nebeneinander gesessen hatten, hatten sie sich manchmal in der Öffentlichkeit berührt, aber sie waren sich immer sicher gewesen, dass niemand sie gesehen hatte. „Aber wie…?“, fragte Draco kurzatmig und ließ ein leises Keuchen verlauten. „Seit wann…?“ Theodore zuckte mit den Schultern, als wüsste er es selbst nicht genau. „Weißt du, Menschen wie ich, Einzelgänger, haben manchmal den nötigen Abstand, um mehr Überblick zu haben“, meinte er schlicht, doch Draco war so verwirrt, dass er seine Worte nicht richtig fassen konnte. „Damit meine ich, dass ich als ein solcher Mensch oft mehr sehe, als andere, weil ich vielleicht mehr beobachte, als andere, unbewusst oder bewusst, darauf kommt es ja nicht an. Es hat mich eh immer gewundert, dass außer mir und Blaise natürlich, nie jemand gemerkt hat, wie sehr du dieses Schuljahr seine Aufmerksamkeit wolltest.“ Ungläubig starrte Draco ihn an und fühlte sich fast schon ein wenig beleidigt, so durchschaut und bloßgestellt worden zu sein. „Kann schon sein, aber das hat seine Gründe“, erklärte er und seine Stimme klang merkwürdig heiser. „Denke ich mir. Ich kann mir vorstellen warum.“ „Ach ja?“ Skeptisch sah Draco ihn an. Es gefiel ihm nicht, dass jemand anscheinend so genau über ihn Bescheid wusste und dann war es auch noch Theodore Nott, über den er sich nie sonderlich viel Gedanken gemacht hatte. Natürlich wusste er, dass Theodore das alles eigentlich vollkommen egal war und er sich wahrscheinlich aus all dem nichts machte, aber er wollte einfach nicht, dass andere über ihn Bescheid wussten. Über ihn und Blaise. Es war ihr Geheimnis geblieben und gerade jetzt, wo es nicht danach aussah, dass sie jemals wieder so etwas wie ein Paar werden würden, wollte er auch, dass es eins blieb. „Ja, ich weiß es nicht erst seit gestern, Malfoy“, erwiderte Theodore fast schon ein bisschen genervt. „Um genau zu sein weiß ich es seit letztem Jahr.“ Das nahm Draco vollkommen den Grund unter den Füßen und er war froh, dass er eh schon saß. Theodore hatte es auch schon in ihrem sechsten Schuljahr gewusst?! Diese schöne, aber auch schmerzhafte Zeit, die Draco gerne zurückhätte – und Theodore hatte es schon gewusst? „Irgendwie hab ich es mir gedacht, als ihr angefangen habt, euch mehr zu zweit zurückzuziehen, auch wenn ich sagen muss, dass ihr wirklich geschickt gewesen seid, denn ich hab es erst im Nachhinein erkannt, nachdem ich gesehen hab, wie du ihn unter der alten Eiche am See geküsst hast, an diesem regnerischen Tag im Herbst“, erzählte er ohne besonderen Ton, als würde er eine Hausaufgabe vorlesen. Erneut zuckte er mit den Schultern. Draco dagegen wirkte wie erstarrt. „Du… du hast das gesehen?!“ „Ja, woher sollte ich sonst davon wissen?“ Draco antwortete nichts. Seine Frage war eigentlich keine Frage gewesen, sondern eher eine Feststellung und eine Reaktion auf den Schock. Tief atmete er ein und versuchte sein im Rekord schlagendes Herz wieder zu beruhigen. Er musste seine Fassung wiedergewinnen. Er musste wieder die Maske aufziehen, die ihn immer schon vor solchen Moment geschützt hatte, denn er wurde das Gefühl nicht los, zu viel preisgegeben zu haben, auch wenn er selbst nicht viel getan hatte. Doch allein seine Reaktionen waren schon zu offen gewesen. „Schön und gut“, sagte er und war froh, wenigstens wieder eine starke Stimme zu haben. „Aber es ist vorbei und mir scheint, als hätten diese Wochen letztens Jahr nie so wirklich existiert.“ – es tat weh, so etwas zu sagen, doch er ließ sich nichts anmerken und er wusste, dass es manchmal die Wahrheit war – „Ehrlich gesagt ist das Thema für mich gestorben, also bringt es nichts, dass du mir all das jetzt erzählst, Nott.“ Das war eine Lüge. Als ob er nicht noch genau die gleichen Gefühle für Blaise hätte, wie letztes Jahr. Doch die Lüge schien zu fruchten, denn Theodore lehnte sich mit einem überraschten Blick zurück. „Wenn du das sagst“, meinte er nur und klang so desinteressiert wie eh und je. „Von mir hättest du eh keine Hilfe bezüglich Blaise erwarten können. Eure Beziehung interessiert mich nicht sonderlich.“ Draco zog gekonnt arrogant beide Augenbrauen hoch. „Ich bezweifle auch, dass du mir hättest helfen können, Nott, selbst wenn ich dich um Hilfe gebeten hätte, was sicher nicht vorgekommen wäre.“ „Das denke ich allerdings auch.“ Draco grinste leicht. „So viel wie heute hast du in den letzten zwei Jahren nicht mit mir gesprochen. Schweigst du jetzt für vier Jahre? Ich hoffe es.“ Irgendwie konnte er nicht verhindern, dass diese Worte aus seinem Mund drangen und er war zu wütend, um noch höflich sein zu können. „Eigentlich denke ich nicht, dass wir uns in vier Jahren noch sehen werden, Malfoy und wenn, hätte ich dir wohl eh nicht mehr viel zu sagen.“ Dracos Lippen kräuselten sich leicht. „Nein, du hast ja jetzt schon alles gesagt.“ Theodore zeigte erneut den Anflug von einem Schmunzeln. „Ja, das stimmt.“ Ein wenig befriedigt und erleichtert ließ Draco sich tiefer in seinen Sitz sinken und sah aus dem Fenster. Nott würde das Thema nie wieder erwähnen, so viel war sicher, und er würde es auch keinem anderen verraten. Und den Rest der Fahrt verbrachten sie erneut schweigend. Die Wochen strichen wieder dahin und es änderte sich nicht viel. Die Strafen der Carrows wurden härter, Snape wurde grimmiger und Dumbledores Armee aufmüpfiger. Blaise verhielt sich weiterhin mal nett, mal abweisend ohne eine bestimmte, klare Linie dabei zu haben und Draco nahm es weiter so hin. Schließlich kamen die Osterferien und Draco musste erneut nach Hause fahren. Schon allein das Wort ’musste’ hatte früher in diesem Zusammenhang nie bestanden, doch er konnte nicht behaupten, sich noch irgendwo im Haus richtig wohl zu fühlen, außer in seinem eigenen Zimmer vielleicht. Und als hätte er es irgendwie schon geahnt, sollten die Osterferien zu sehr schwarzen Tagen werden, als Fenrir Greyback und seine Truppe mit drei Jugendlichen auftauchten, die vermeintlich Harry Potter, Ron Weasley und Hermine Granger sein sollten und Dracos Mutter auf die glorreiche Idee kam, dass Draco sie identifizieren sollte. Natürlich waren sie es. Das hatte Draco auf einen Blick erkannt, auch wenn Potters Gesicht verunstaltet war, worüber er sicher gelacht hätte, wäre die Situation nicht so angespannt gewesen. Doch er erkannte zweifelsfrei Weasley und die kleine Besserwisserin und so konnte der andere nur Harry Potter sein. Er wusste, was ihnen blühen würde, wenn sein Vater, seine Mutter oder seine Tante den dunklen Lord rufen würden. Er wusste auch, was geschehen würde, wenn der dunkle Lord Harry Potter töten würde und er wusste, dass ihm speiübel war. Nicht, dass er auch nur im geringsten an dem Leben von einem der Drei gehangen hätte, aber er wollte auch kein Mörder sein. Viel mehr… er konnte kein Mörder sein. Das hatte er oben auf dem Turm bewiesen und der einzige Grund, warum er Dumbledore überhaupt bedroht hatte, war, weil der dunkle Lord ihm selbst gedroht hatte, seine Eltern umzubringen und er bis heute nicht wusste, ob er es getan hätte, oder nicht. Und auch wenn er die Drei nicht selbst töten müsste, würde er ihr Todesurteil fällen, wenn er sie identifizierte. Er konnte nicht lügen, doch er konnte so tun, als wäre er sich nicht sicher. Und das tat er auch. Doch es brachte nichts. Seine Tante war sich sicher, Hermine Granger vor sich zu haben und kombinierte in ihren Gedanken die anderen beiden zusammen. Und schließlich wurde der dunkle Lord gerufen. Draco war erneut übel geworden und die Schreie von dem Schlammblut, welches von seiner Tante gefoltert wurde, hallten noch Tage später in seinen Ohren wieder. Er hatte keine Ahnung, wie Potter und seine Freunde es geschafft hatten, zu entkommen, doch der dunkle Lord war so wütend wie Draco es noch nie erlebt hatte und sie wurden hart bestraft. In Erinnerung daran spürte er die Schmerzen noch heute. Und in diesem Moment hatte er sich gewünscht, er hätte Potter, Weasley und Granger doch verraten. Lange Zeit durfte keiner von ihnen das Haus verlassen und es wurde noch schlimmer, als das ein kostbarer Gegenstand aus Bellatrix’ Verließ gestohlen wurde, den sie wohl für den dunklen Lord aufbewahrt hatte. Schließlich konnte Draco irgendwann als Erster das Haus wieder verlassen, musste dem Lord aber mehrmals versichern, wie gütig er doch sei, was ihn selbst anwiderte und wie dankbar Draco sei, zur Schule gehen zu dürfen. Und doch war er froh, als er durch die Mauern von Hogwarts trat. Selbst wenn dort ebenfalls alles schlimmer wurde, so war er wenigstens weiter weg vom dunklen Lord. TBC Das Kapitel war eher als Überbrückungskapitel gedacht und das ist es eigentlich auch immer noch, doch dafür ist es doch ziemlich lang geworden. Zuerst dachte ich, es werden allerhöchstens 2-3 Seiten in Word und ich dachte schon "Oh man, was machst du jetzt", doch dann schrieb ich drauf los und es wurden plötzlich 8 *lol* So kann's gehen ^^" Hoffentlich hat es euch gefallen. Kommis sind wie immer erwüscht, auch Kritik, und nebenbei hätt ich gern einen Blumentopf. Ja, einen Blumentopf. Ich muss einen Katkus-Zögling von seiner "Mama" trennen. Bin leider nur etwas zu faul, zu loszufahren und einen zu kaufen ^^" Also, bis nächste Woche! motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)