wicked von kaprikorn (der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit) ================================================================================ Kapitel 30: Unstillbare Gier ---------------------------- Sie schwiegen sich an, seit er den Raum betreten hatte. Riddle missfiel seine Anwesenheit, weil er genau wusste, warum er gekommen war. Da sie soetwas wie Freunde waren, gab sich der Schwarzmagier geduldig. Und den Blick ausdruckslos erwidernd, dem ihn Abraxas zuwarf, wagte er nicht einmal ein Blinzeln. Sie kommunizierten, ohne zu sprechen. Schließlich war es Tom, der den Augenkontakt abbrach, sich von seinem Stuhl erhob und an das schmutzige Fenster trat, um in eine sternklare und laue Sommernacht hinaus zu sehen. Er legte die Hände auf seinen Rücken und verlor sich einstweilen in unwichtigen Gedanken, als sein ungebetener Gast endlich das Wort erhob: „Bones' Tod war notwendig?“ Die Frage breitete sich bis zu den Wänden des Zimmers aus, wo sie abprallte und die Richtung zu Riddles Ohr suchte. Selbiger antwortete nicht sofort, senkte die Lider. „Du solltest mich eigentlich gut genug kennen, denn alles was ich tue entspricht einer gewissen Notwendigkeit, Malfoy.“ Er spürte, wie Abraxas ihn maß, beobachtete. Er mochte das Gefühl des Stierens nicht. Finger klopften für einen Sekundenbruchteil enerviert im Takt auf die Holzplatte des Tisches. „Hast du deine Ziele überhaupt noch vor Augen, Tom?“ „Nenn mich nicht so..!“ Ein Knacken verkündete einen Sprung in der Fensterscheibe; derselbe verzerrte Riddles Antlitz auf morbide Art und Weise und veranlasste den Blonden, die Stirn zu runzeln. Tom hatte sich nur spärlich unter Kontrolle, wie es schien. Die Kälte seiner Stimme entzweite den Raum, das plötzliche Rot in seinen Augen reflektierte sich im Spiegelbild. „Natürlich weiß ich was ich will, was dachtest du, du Narr?“ Wenn Abraxas Malfoy eines nicht nötig hatte, dann sich beleidigen und herabsetzen zu lassen. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Tom war noch nie der schüchterne Typ gewesen. Zumindest nicht dann, wenn es darum ging das zu bekommen, was er begehrte. Wirkliche Freundschaft war es, im Vergleich zu anderen, nicht, die sie verband. Vielleicht ein Geben und Nehmen, vielleicht auch einfach nur eine Zweckgemeinschaft. Trotzdem mochte Braxas Riddle. Anfänglich hatte er ihn für sein Genie und seine Ideen bewundert. Seine Träume waren faszinierend und gleichsam amüsant gewesen. Oft hatte Tom davon geschwärmt, an Hogwarts unterrichten zu dürfen. Malfoy bemerkte seinerzeit, wie wohl sich der Schwarzmagier in jenem alten Schloss fühlte. Und umso mehr schockierte ihn seine Antwort auf die Ablehnung Dumbledores, nachdem er sich vergeblich um den Lehrerposten beworben hatte. Aber war es tatsächlich nur das? Wenn der Blonde seinen Gegenüber betrachtete, glaubte er das nicht. Tom hatte seinen eigenen Körper verstümmelt, um Unsterblichkeit zu erlangen. Wie genau er das anstellte, sollte auf Ewig sein Geheimnis bleiben. Was ihm nicht verborgen blieb, war der gesundheitliche Zustand seines Freundes. Von seiner fehlenden Nase abgesehen, wirkte er mehr denn je wie eine verfaulende Leiche. Abraxas fröstelte. „Ich dachte“, dehnte er langsam, die Augenwinkel verengend, „du hättest sie möglicherweise längst erreicht.“ Riddle sah erst bei dem knarzenden Geräusch des Stuhles um, der über den Boden schliff, als sich der Sitzende aus seiner Position erhob. Die Stirn in Falten legend, schenkte er Malfoy sein Profil. „Ich werde nicht länger Todesser sein, Tom.“ Ein Schatten zuckte über Riddles Fratze, er presste seinen lippenlosen Mund blutleer aufeinander. „Um meiner Familie wegen und weil ich der Ansicht bin, dass du nicht mehr weißt, was du tust.“ „Du wagst es, mich unzurechnungsfähig zu nennen?“ „Nein.“ Abraxas schüttelte den Kopf, zögerte dann in der Bewegung, um auf Riddle zu zugehen, entschied sich dagegen und steuerte stattdessen fluchtartig die Türe an, hielt am Rahmen derselben nochmals inne. „Ich mache mir Sorgen um dich und -“ „LÜGNER!“ Die Fensterscheibe brach und Scherben tobten unter der Implosion seiner Wut auf die Strasse. Die Hände zu Fäusten geballt, bereute er es, seinen Zauberstab im oberen Stockwerk liegen gelassen zu haben. Er hätte diesen Verräter ohne Umschweife getötet. Und nichts anderes als das war er: Ein widerlicher, feiger Verräter. Zornesröte legte sich in einem unscheinbaren Hauch auf seine Wangen. Sein Vertrauen brach und in seinem Innersten nährte sich das schwarze Loch in seinem Herzen von dem aufkommenden Schmerz. „Ich habe dich aus Azkaban befreit! Ich bin der Grund dafür, dass du noch am Leben bist! Und so dankst du mir meine freundschaftliche Fürsorge?! Du solltest vor mir knien, Abraxas!“ „Knie nieder!“ Spucke verteilte sich auf dem Boden. Das Rot in seinen Augen war angeschwollen und leuchtete nun unentwegt gen Türrahmen. Malfoy brachte den Mut auf, Tom in die Augen zu sehen. Doch seiner Aufforderung – seinem direkten Befehl – leistete er keine Folge. Indes mischte sich Mitleid auf seine ausgemergelten Züge. Den Mund bereits geöffnet, Worte auf der Zunge, seufzte er leise, machte kehrt und setzte seinen Weg fort. Er ließ ihn stehen in seiner Rage, in Verwirrung und Enttäuschung. Unfähig noch etwas hinzuzufügen. Apathisch griff Tom nach einem der Stühle und donnerte ihn von Sinnen auf die Tischplatte, die darunter erbebte und kraftlos in sich zusammen sank. Splitter verkeilten sich in seinem Gesicht, seinen Handrücken und begannen binnen Sekunden zu bluten. Er schleuderte die Bruchstücke von sich, in den kalten Kamin und gegen die restliche Einrichtung des kahlen Zimmers, bis ihn die Kraft in den Beinen verließ und er mit einem erstickten Laut an der Wand nach Halt suchte. An dem kühlenden Stein kauernd, zitterte sein Leib, seine Schultern. „Dieser Feigling...“ fauchte er gepresst, atemlos. Warum taten die Menschen ihm immer wieder diese Schmach an? Warum überließen sie ihn seinem Schicksal? Zuerst Merope, jetzt Abraxas, der seine Träume doch eigentlich mit ihm teilte – oder nicht? Tom sah sich an dem Grab seiner Mutter stehen. Der Friedhof war nicht weit vom Waisenhaus gewesen und mit der Information der Betreuerin hatte er sich aufgemacht, sie zu finden. Anstatt Trauer übermannte ihn allerdings die Raserei und so verwüstete er ihre Ruhestätte, bespuckte ihren unbeschriebenen Grabstein und schrie sie an, was für eine Hure sie war, ihn allein in dieser verdammten Welt zurück zu lassen. Malfoy war im Grunde genau wie sie und dafür hasste er ihn. Eine saichte Berührung katapultierte ihn in die Realität zurück. Die Räumlichkeit war mittlerweile von einer dämmrigen Finsternis überflutet und das Möbilar nur noch schemenhaft erkennbar. Die Augen aufgerissen, starrte er Bellatrix entgegen, die neben ihm kniete und ihn mit einer Mischung aus Panik und Besorgnis taxierte. Voldemort hatte sie nicht kommen hören, noch hatte er mit einem weiteren Gast gerechnet. Die Tage im Haus der Gaunts waren zuweilen sehr einsam. Umso irritierender war ihr unangekündigtes Dasein. Es war allgemein bekannt, dass Lord Voldemort niemanden empfing, wenn es unbegründet war und ihm seine kostbare Zeit stahl – von der er eigentlich mehr als genug besaß. Die Hexe hatte ihre Hände in den Schoß gelegt. Ihre vollen Lippen waren halb geöffnet, bereit eine Erklärung abzugeben. Das letzte Mal hatte sie ihn mit denselben geküsst, fiel es ihm nebensächlich ein. Vollkommen unvoreingenommen. Und es war ihm nicht einmal die Mühe wert gewesen, sich ihren Geschmack zu merken. Die Erkenntnis traf ihn abrupt, dass sich sein Kopf zur Seite neigte, sich sein Augenmerk klärte und das Rot daraus gemächlich schwächer wurde. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, interessierte es ihn nicht wie sie schmeckte. Die Lust, die sich hinter diesem Gedanken verbarg, reizte ihn da deutlich mehr, wurde spürbar stärker in seiner Brust und, wie er nach einem Atemzug unweigerlich fest stellte, auch in seinen Lenden. Er bekam immer das, was er wollte... In einer fahrigen Regung beugte er sich über sie, drängte sie mit dem Gewicht seines Körpers auf das Parkett und nutzte den Moment ihren überraschten Laut mit einem harten Kuss zu ersticken. Besaß er Zärtlichkeit, so versteckte er sie gut, was auch Bellatrix auffiel, die daran war, sich zur Wehr zu setzen, keine Gelegenheit erhielt, seinen Kontakt zu erwidern. Ihre Handgelenke mit dünnen Fingern umklammernd, keuchte er, als sich die Lippen voneinander trennten. Sein Atem zog seine Bahnen über ihr Haut, ihre Brüste drückten ich steil gegen seinen Oberkörper. Ein wahnsinniges Lächeln glitt auf seine Mundwinkel, begleitet von einem kehligen, leisen Auflachen. War es ein Selbstbeweis? Dass er tun und lassen konnte was er wollte und niemanden benötigte, der ihn falsch bevormundete? Dass sie ihm gehörte? Ja, sagte er sich, das war es. Als er das nächste Mal ihren Mund berührte, war er weniger ungestüm. Von Sanftheit fehlte jedoch nach wie vor jede Spur. Bella versteifte sich unter ihm, verdeutlichte damit die aufkeimende Angst, die sich in ihr ausbreitete. Sich abermals lösend, trat Tom mit bebender Brust und laut schlagendem Herzen den Rückzug an, kniend, dass sein Becken an dem ihren ruhte. Er leckte sich mit der Zungenspitze über die rauen Lippen. Die Kuppe seines Zeigefingers reckte sich zögerlich in ihre Richtung, fuhr an der warmen und weichen Kehle entlang, über ihr Dekolletè. Zu dem einen gesellte sich ein weiterer, bis sich schließlich Riddles ganze Hand um ihren Busen schloß. Auf seinen Zügen breitete sich lustvolles Interesse und Wohlgefallen aus. Er konzentrierte sich mehr auf das Stück Fleisch, das er verhalten knetete, als Bellatrix' ersticktes Aufstöhnen. Sie wandt sich nach wie vor unter seinem Griff und seinem Körper, jetzt weniger mit der Absicht sich zu befreien. Und Tom registrierte ihre Reaktion, dass die Verlockung, fortzufahren und seine Wut zu vergessen ungeahnte Ausmaße annahm. So verhakten sich seine Finger an dem Ansatz ihres Kleides, zogen den Stoff ein Stück weiter hinab. Die unstillbare Gier steigerte sich mit jedem Hautfetzen, der dadurch freigelegt wurde. Wie durch einen Schleier nahm er die Wirklichkeit überhaupt noch wahr, derart abwesend und mechanisch waren die Abläufe seines Tuns. Wann hatte er das letzte Mal eine Frau gespürt? Er erinnerte sich nicht mehr. Inne haltend, fuhr er auf, gebannt und schockiert in die nun rahmenlose Dunkelheit stierend. Tom hatte dem einfältigen Leben abgesagt, nachdem er den Weg der Unsterblichkeit gewählt hatte. War sich sicher, keine unnötigen Gelüste mehr stillen zu müssen, weil er sie ganz einfach nicht mehr fühlen würde. Und jetzt lag unter ihm Bellatrix, halb entkleidet, offensichtlich unsicher und geil gleichermaßen, die er wie eine längst überfällige körperliche Ration behandelte. Das raubte ihm den Verstand. Sich schwerfällig aufrappelnd, taumelte der Schwarzmagier. Bella streckte sich nach ihm, doch sie war zu langsam. Denn war er über sie hinweg gestiegen, um den kleinen und unscheinbaren Raum zerstört zurück zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)