Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 104: Das mächtige Blut ------------------------------ Das mächtige Blut Catherine dachte an den Tag zurück, an dem Daniele zur Villa gekommen war, und nickte nachdenklich. „Ja, das ist wahrscheinlich. Zum einen würde die Bruderschaft mächtiges Blut immer zuerst in Männern vermuten, zum anderen hat Daniele mich und Lucien getrennt – und Lucien nach Rom gebracht. Nicht mich. Es ging am Anfang um Lucien, bis…“ „Es ging so lange um ihn, bis sie festgestellt haben, dass nicht er das Blut in sich trägt, sondern du.“ meinte Lestat. „Imbolc!“ rief Lea nur und alle anderen nickten. „Ich nehme an… Und, bitte, das ist nur eine hypothetische Annahme…“ meldete sich David vorsichtig zu Wort. „Es ist wahrscheinlich, dass mit unserem Auftauchen die Bruderschaft den Gedanken aufgegeben hat, auf dich Zugriff zu haben, weshalb sie dein Blut aus Proben und mit allerlei Mittel nachgebildet, also synthetisch hergestellt hat.“ „Man kann synthetisches Blut erzeugen?“ fragte Lea, die davon noch nie gehört hatte. „Ja, es ist… Nun, mir war es bisher auch unbekannt, aber sie haben einen Weg gefunden. Wieder durch Magie und Wissenschaft.“ erklärte Marius, worauf Catherine nickte. „Ich dachte, mich überrascht nichts mehr.“ murmelte sie und blickte zu Lestat, ehe sie sich wieder an Marius wandte: „Könnte es sein, dass meine frühere Familie deshalb hier aufgetaucht ist, weil sie sich zum Ursprung hingezogen fühlt – also zu meinem richtigen, echten Blut?“ „Dieser Gedanke ging mir auch schon durch den Kopf, allerdings kann ich dir das nicht genau sagen. Es ist möglich.“ antwortete Marius und David stimmte ihm zu. „Was wäre noch möglich?“ fragte Lestat, der den Blick nicht von Catherine abwandte. „Sie könnte in Gefahr sein. Sie könnte selbst eine Gefahr für die Bruderschaft sein, die sie nicht mehr einkalkulieren möchte.“ „Großartig.“ murmelte Catherine und kniff die Augen zusammen, da sie nicht recht daran glaubte, dass Lucien und ihre Eltern – ihre Abbilder vielmehr – nur hier gewesen waren, um sie schließlich zu töten. „Unwahrscheinlich ist allerdings, dass sie dann nur drei schicken…“ überlegte David laut. „Vielleicht wissen sie nicht, dass ihre Geschöpfe gar nicht so stark sind.“ schlug Lea vor. „Ja, vielleicht wissen sie nicht, dass Catherine alles in Brand steckt, was ihr zu nahe kommt.“ meinte Armand grinsend. „Diese Spekulationen bringen uns nicht weiter.“ ging Catherine dazwischen und kam somit Marius zuvor, der eben dasselbe vorhatte. „Das war alles, oder? Damit sind wir alle auf dem neusten Stand.“ fuhr sie fort und wartete, bis David und Marius nickten. „Gut, dann werden sich Lestat und ich nun zurückziehen.“ „Du willst….“ begann Marius und wollte zur Vorsicht mahnen, doch Lestat schüttelte den Kopf und legte ihm die Hand auf den Unterarm. „Ich habe getrunken und bin vorsichtig. Sie hat Recht: jetzt gibt es wirklich keine andere Möglichkeit mehr. Wir müssen wissen, was an ihrem Blut anders ist.“ meinte er und erhob sich vom Tisch. Catherine tat es ihm gleich und griff nach seiner Hand, ehe sie gemeinsam die Bibliothek verließen. Schweigend schlenderten sie durch die Eingangshalle und die Treppe nach oben in Catherines Zimmer, in das Lestat nach ihr eintrat und die Tür schloss. „Bist du dir sicher?“ fragte er und lehnte sich an die Tür an, während Catherine ihren dünnen Pullover auszog. „Wenn du mich das noch einmal fragst…“ begann sie. Catherine drehte sich um und wollte schon wütend werden, da er sie mit seiner Unsicherheit langsam wirklich ärgerte, doch sie verstummte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Er war tatsächlich unsicher, bemerkte sie, als sie ihn an der Tür sah, wie er sie prüfend anblickte. Catherine legte ihren Pullover zur Seite und ging einige Schritte auf ihn zu, doch kam nicht dazu, etwas zu sagen, da er meinte: „Ich habe Angst um dich.“ „Ich weiß.“ flüsterte sie und streichelte seine Wange. „Du weißt aber auch, dass wir es versuchen müssen.“ „Ja, wie willst du…“ begann er und betrachtete sie aufmerksamer, als sie leicht lächelte und mit dem Kopf zum Bett wies, ehe sie ihn mit sanftem Zwang mit sich dorthin fortführte und sich auf das Bett niederließ. „Ich denke nicht, dass es gut ist, mein Blut in Wallung zu bringen…“ warnte er. „Ich denke schon.“ widersprach Catherine, zog ihn zu sich und begann, ihn zu küssen und zu streicheln, was Lestat mehr als bald erwiderte. Lea fand es sehr seltsam, mit den anderen in der Bibliothek zu sitzen, die scheinbar nur darauf warteten, dass Lestat und Catherine wieder durch die Tür kamen und ‚Heureka’ riefen. Nachdenklich schüttelte sie den Kopf und erhob sich. „Wohin gehst du?“ fragte Louis und erhob sich ebenfalls. „Ich muss in die Küche. Ich habe Hunger.“ „Oh… Ich komme mit. Es könnte nicht sicher sein.“ „Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass vier Paar Vampir-Ohren es nicht gehört hätten, wenn irgendwo in der Villa ein Eindringling wäre.“ gab Lea zurück und schüttelte den Kopf. „Bleib’ hier und warte mit den anderen darauf, dass Lestat und Catherine zurückkommen, wobei ich wirklich Zweifel habe, dass das in der nächsten Zeit sein wird.“ „Wieso?“ fragte David etwas verwirrt und fragte damit das, wovon Lea gehofft hatte, dass sie es niemals erklären musste. „Ähm… Ich kann mir vorstellen, dass dieser Moment… der Vorgang an und für sich… sehr… persönlich und… intensiv ist…“ „Und?“ fragte David, doch Marius schien begriffen zu haben, worauf Lea hinauswollte. „Man könnte auch sagen: intim… Oh, mein Gott! Wie alt seid ihr eigentlich?“ meinte sie nur noch und verließ die Bibliothek, wobei sie sich sicher war, dass sie ihr hinterher sahen. „Glaubt ihr wirklich, dass sie gerade…“ begann Armand grinsend und begegnete Marius’ Blick. „Das geht uns überhaupt nichts an.“ meinte er nur. Armand zuckte die Schultern und blickte vor sich hin. Louis überlegte, ob er nicht doch Lea nachgehen sollte. David wälzte die Unterlagen, die ihn auch schon in den letzten Wochen beschäftigt hatten, während Marius schließlich nach irgendeinem Buch im Regal griff und sich über…. Er warf einen Blick hinein… okkulte Gegenstände informierte. Lestat geleitete Catherine warmen Körper vorsichtig auf das Laken zurück, küsste sie noch einmal auf die Lippen und sank dann hinunter zu ihrem Hals, den er erst zärtlich küsste und an ihm knabberte, ehe er schließlich noch einmal ohne aufzublicken inne hielt. Ihr Körper wand sich sinnlich unter seinem und es fiel ihm schwer, sachlich zu bleiben, aber das war unbedingt nötig. Sie brannte nach ihm. Sie verlangte nach ihm – mit jedem einzelnen ihrer Herzschläge und Atemzüge. Sie war sich sicher. Er fühlte ihre Hände langsam seinen nackten Rücken hinaufwandern und schloss die Augen. Seine spitzen Zähne traten stärker hervor. Ihr Duft raubte ihm den Verstand, doch ihr Leben war kostbarer als sein Verlangen. Vorsichtig ließ er seine Zähne über ihren Hals streichen, fühlte mit seinen Lippen nach ihrem Puls und durchbrach kurz darauf mit einem akkuraten Biss ihre Haut. Catherine stöhnte auf und legte den Kopf zurück, um ihm noch mehr Platz zu machen. Was sie fühlte war alles andere als Schmerz oder … Oh, Gott. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sie Lust empfinden würde, wenn er sie biss. Sie hatte ebenfalls nicht erwartet, dass ihr alles an sich und ihm so klar erscheinen würde. Sie fühlte nur noch ihn und sich, doch dieses Gefühl überwältigte sie völlig. Sein Körper drängte gegen ihren Körper. Sein Haar fiel auf ihre Schultern herab und streichelte ihre Haut. Seine Rückenmuskeln bewegten sich unter ihren Händen. Seine Arme umfingen sie stark und hielten sie sicher bei sich. Seine Lippen, seine Zunge und seine Zähne berührten ihren Hals und sie fühlte die langsamen Züge, in denen er trank, scheinbar bis in ihr tiefstes Inneres reichen. Lestat war überrascht, wie leicht es ihm fiel, in Catherines Erfahrungen und Erlebnisse zu sehen, doch er suchte nach etwas anderem, das ihn noch viel tiefer führen würde, weshalb er langsam und kontrolliert von ihrer Vene trank. Es war gut gewesen, dass er vorher getrunken hatte, denn er hatte die Kraft, sich Zeit zu lassen – und Zeit brauchte er. „Zögere nicht…“ flüsterte eine Stimme, die Catherine nicht kannte und auch Lestat fremd schien. Verzerrt. Gespenstisch. Zugehörig zu einem Schatten, der sich von der Wand löste und mit bedrohlicher, lauernder Gemächlichkeit auf Margaret Barcley, die kranke Frau im Bett, zu schlich. „Nimm’ es an.“ flüsterte er in seiner unheimlichen Stimme. „Der Preis für deine Gesundheit ist nicht dein Leben… Du wirst leben.“ fuhr er fort und beugte sich zu ihr hinunter. „Leben!“ Seine weißen, schlanken Finger streckten sich wie die Finger des Todes nach der kranken Frau aus und sie nickte schwach. Er streichelte sie, flüsterte Worte, die sie nicht verstand, ehe er in sein Handgelenk biss und das Blut über die bleichen Lippen der Kranken strich. Dann trank sie – in großen Zügen und begierig, die ihr gebotene Medizin in sich aufzunehmen. Und sie wusste nicht, dass sie damit ihr Todesurteil unterschrieb, denn durch das Blut des Vampirs würde sie nicht mehr älter werden. Sie würde genesen, doch sich verändern. Sie würde als Hexe sterben und ihr Blut… an ihre Nachfahren vererben. All das wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Für sie war sein Blut in ihrem Körper eine lang ersehnte Rettung, eine Chance auf ein normales Leben mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Für ihn… war es eine Laune… ein Experiment, dessen Ausgang er niemals erfahren sollte, denn es hatte nicht mit Margarets Tod geendet. Er war der Vampir mit den schwarzen Haaren und den schwarzen Augen, wie Catherine ihn benannt hatte, da sie ihn nicht kannte. Lestat wusste, wer er war. Er, der sich in einer längst vergangenen Winternacht ins Feuer gestürzt hatte. Sein Schöpfer. Magnus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)