Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 57: Zukunftsgedanken ---------------------------- Zukunftsgedanken Lea hatte ebenfalls bemerkt, dass Catherine an dem Gemälde verweilte, doch da hatte sich Catherine schon wieder abgewandt und kam auf sie zu. „Hast du etwas entdeckt?“ fragte sie und Catherine erzählte von dem Gemälde, vom Wappen, vom unbekannten Maler und von ihrer Vermutung, dass dieses Gemälde irgendeine Vorfahrin von ihr zeigen konnte. Da die Führerin den Saal hinter ihnen schloss, konnte Lea nicht mehr selbst einen Blick auf dieses geheimnisvolle Gemälde werfen, was sie aber auch schon beinahe wieder vergessen hatte, als sie mit Catherine das Schloss über die Terrasse und dann durch den Park verließ. „Ich bin doch froh, dass wir hier waren. Es war schön.“ meinte Lea und ging schon ein Stückchen vor. Die meisten anderen Teilnehmer der Führung hatten sich für denselben Weg entschieden und wandelten nun in einiger Entfernung auf das schmiedeeiserne Tor zu. Catherine nickte, doch das sah Lea nicht, und blickte noch einmal zurück zur Schlossfassade und ließ dann ihren Blick über den Park streifen. Das satte Grün und der blaue Himmel taten Catherines Augen gut und das Gezwitscher der Vögel berührte sie ebenfalls. Es war schön in diesem Park und irgendwie erinnerte sie das alles an den Park in der heimatlichen Villa in Paris. Sie schloss wieder zu Lea auf und meinte: „Wenn das alles vorbei ist und sich alles gut klären und lösen sollte…“ „Hast du daran Zweifel? Was meinst du?“ fragte Lea und Catherine schüttelte leicht den Kopf, damit sie leiser war. „Sie wollten mich töten – nicht nur einmal, Lea. Ich rechne mit allem, aber das ist jetzt egal…“ „Egal? Du spinnst ja! Wie kannst du da so gleichgültig sein?“ „Pssst!“ zischte Catherine und warf ihr einen bösen Blick zu.“ „Entschuldige… Was ist, wenn alles gut geht?“ fragte Lea wieder leise. „Wenn alles gut geht, kehre ich nach Paris zurück, stelle mich den wartenden Fragen und beginne ein neues Leben in der Villa meiner Vorfahren – ohne Bruderschaft und ohne Übersinnliches…“ „Und ohne Lestat?“ fragte Lea, worauf Catherine stockte. Schließlich meinte sie leise: „Lea, es war klar, dass Lestat nie Teil meines Lebens werden würde. Er ist tot.“ Lea schwieg betreten und auch Catherine sagte nichts mehr, bis sie den Park verlassen hatten und zurück am Hotel waren. Sie hatten sich entschieden, nur schnell einen Kaffee zu trinken und dann zurück nach Thirlestane Castle zu fahren. Ein gutes Stück des Weges lag bereits hinter ihnen. Das Radio spielte, um das Schweigen von beiden Seiten etwas zu mildern, doch keiner von beiden fiel etwas ein, worüber sie sprechen konnten. Lea dachte über das nach, was Catherine gesagt hatte: Lestat würde nie Teil ihres Lebens werden können, da er tot war. So einfach die Worte waren und so scheinbar flach die Folgerung aus diesen zwei Bestandteilen auch war, machte sie trotz allem Sinn – obwohl Lea nicht wollte, dass sie Sinn machte, denn sie hatte so sehr gehofft, noch einige Male mit Louis sprechen zu können. Bei ihm hatte sie sich wohl gefühlt, obwohl sie nicht genau wusste, wie es dazu gekommen war. Er hatte viel geschwiegen und sie reden lassen. Er hatte kaum eine Regung gezeigt und sie toben und verzweifeln lassen, aber irgendwie hatte sie gespürt, dass in seinem Inneren aus irgendwelchen anderen Gründen ähnliche Verzweiflung empfand. Catherine und Lestat waren sich viel näher gekommen, aber sie hatte offenbar verstanden, dass Sterbliche nicht mit Unsterblichen zu tun haben sollten… Sie hatte sich so geärgert über Elathas Aussage, dass es immer ein Problem gibt, wenn Sterbliche und Unsterbliche zusammen kommen, und nun dachte Lea, dass Catherine selbst so ähnlich dachte! „So ist es nicht.“ meinte Catherine plötzlich, was Lea sehr erschreckte. „Ich habe bei Lestat Dinge getan, die ich nicht verstehe.“ „Was für Dinge?“ fragte Lea nach, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. „Ich habe von seinem Blut getrunken…“ „Was?! Bist du dann jetzt Vamp… Nein, Schwachsinn! Das bist du nicht, aber … Man kann doch nicht einfach Blut trinken!“ Catherine nickte. „Ich weiß nicht, warum ich es getan habe.“ „Warum du es getan hast? Er wird dir Blut von sich gegeben haben! So einfach ist das!“ Catherine schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte es und ich habe es mir genommen. Es war meine Entscheidung, auch wenn mein Hirn in dieser Situation ziemlich umnebelt sein musste, aber es war mein Tun und nicht seines.“ stellte Catherine die Sache richtig. Lea schwieg eine Weile, in der sie ihre Gedanken versuchte zu ordnen. „Was hat er gemacht?“ fragte sie schließlich. „Ich… Und das ist nun seltsam: Tief in meinem Inneren meinte ich, es sei normal – und er hat nicht darauf reagiert.“ „Das verstehe ich nicht.“ „Ich auch nicht.“ „Wie kann man darauf nicht reagieren? Ich meine…“ Lea brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe es nicht.“ fügte sie noch einmal hinzu. Catherine nickte und schwieg, da sie auch keine Erklärung für die ganze Sache hatte. Ob Lestat eine Erklärung hatte? Sie schüttelte in Gedanken den Kopf. Sie sollte endlich aufhören, an ihn zu denken. Sie wandte den Kopf zu Lea und sah, dass sie still zum Fenster hinausschaute. Catherine presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. „Was wirst du tun, wenn wir in dieser Sache nie zu einem Ergebnis kommen?“ brach Lea schließlich das Schweigen. „Das kann ich mir inzwischen nicht mehr vorstellen, aber…“ begann Catherine. „Hast du heute Nacht etwas Wichtiges entdeckt, während ich geschlafen habe?“ fragte Lea dazwischen. „Später.“ meinte Catherine und fuhr fort: „Wenn wir diese Sache nicht beenden können, werde ich ebenfalls nach Paris zurückkehren.“ „Aber die Bruderschaft…“ „Ja, die Bruderschaft wird eine Gefahr sein, aber wenn ich in Paris bin, können sie mich nicht so einfach töten. Dort bin ich nicht unbekannt. Nicht so unbekannt wie hier.“ „Dann war es nicht so wie Salieri gesagt hat, oder?“ vermutete Lea, worauf Catherine den Kopf schüttelte. „Ich habe ihm geglaubt, dass die Hexen mich hier schützen werden. Der Angriff an Imbolc ging aber nur so glimpflich aus, weil Marius und die anderen da waren. Die Hexen konnten mich nie schützen.“ Lea nickte. „Wenn ich es mir recht überlege, dann war ich hier immer gefährdeter als in Paris, aber das habe ich damals nicht gesehen.“ fügte Catherine hinzu. „Ja, hier könnten sie dich verschwinden lassen. Vielmehr deine Leiche und wenn du dann nach Tagen oder Wochen gefunden würdest – wenn überhaupt – könnte man bestimmt nicht mehr feststellen, wer oder was dich getötet hat.“ meinte Lea und Catherine nickte leicht. „Weißt du, was mich etwas wundert?“ „Was denn?“ fragte Catherine und unterdrückte einen Wutausbruch wegen des Autos vor ihr, das sehr langsam vor ihr her fuhr. „Die Bruderschaft hat schon lange keinen Versuch mehr unternommen, dich zu finden…“ „Sie weiß ja auch, wo ich bin.“ warf Catherine ein. „… oder dich zu töten.“ vollendete Lea ihren Satz. Catherine nickte. „Da hast du Recht. Ich bedauere es natürlich nicht, aber es stimmt mich auch nachdenklich.“ „Vielleicht bist du nicht mehr wichtig für sie. Vielleicht lassen sie dich gehen.“ „Das wäre sehr untypisch. Die Mitglieder der Bruderschaft dürfen nicht aus dem Orden scheiden. Darauf steht der Tod. Das ist so… Das war immer so.“ Lea seufzte und meinte dann: „Dann bist du wohl immer noch so etwas wie vogelfrei.“ Catherine lachte wegen des Ausdrucks und nickte. Früher hatten Dämonen und sonstige Kreaturen sie gejagt, nun waren es ‚ihre eigenen’ Leute. Schicksal. „Du wolltest mir noch erzählen, was du in den Unterlagen Wichtiges entdeckt hast.“ Catherine nickte und begann von dem Stammbaum und den anderen Aufzeichnungen zu erzählen und grob den Inhalt des Tagebuchs zusammen zu fassen. Als sie durch das Tor zur Auffahrt nach Thirlestane Castle fuhren, hatte Catherine Lea alles klar gemacht, was sie selbst inzwischen verstanden hatte. Leas Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verwirrtheit und Neugier wegen so vieler neuer Informationen. Immer wieder hatte sie Catherines Worte in ihren eigenen wiederholt und gefragt, ob sie das nun richtig verstanden hätte, worauf Catherine meistens genickt hatte. „Da hast du ja richtig viel herausgefunden.“ „Wohl eher mein Großvater.“ korrigierte Catherine sie und lächelte. „Entschuldige, aber ich finde es weitaus schwieriger, viele kleine Informationen zu nehmen und daraus eine zu basteln, als eben Fragmente zu sammeln.“ widersprach Lea. „Das kommt dir nur so vor. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Großvater nichts hatte außer dem relativ starken Gefühl, dass mit der Bruderschaft etwas nicht stimmt, dass es mit unserer Familie zu hat und andere solche Dinge, dann empfinde ich schon Respekt für seine Arbeit, die einfach nur für seine Sturheit spricht.“ „Er war stur?“ „Sehr.“ antwortete Catherine und erinnerte sich an einige Momente zurück, in denen sie als Kind verbale Auseinandersetzungen zwischen ihrem eigenen Vater und Großvater mitbekommen hatte. Ob es bei manchen von ihnen auch darum ging, was er herausgefunden hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)