Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 19: Aufkeimende Feindseligkeiten ---------------------------------------- Aufkeimende Feindseligkeiten Catherine trat als letzte in die Bibliothek und blickte sich um. Nur Elizabeth und die Vampire waren da. „Sie kommt zu spät…“ bemerkte Lestat mit einem Grinsen auf den Lippen. „Kümmer’ dich um deinen Kram.“ entgegnete Catherine und warf ihm einen wütenden Blick zu. „War irgendetwas?“ „Wie kommen Sie darauf, Elizabeth?“ fragte Catherine und setzte sich zwischen Louis und David. „Wie auch immer…“ begann Elizabeth etwas verwirrt. „Haben Sie Ihren Namen erhalten?“ „Nein. Ich kann mich an nichts erinnern. Doch, ich erinnere mich an… Schmerzen und Flammen, aber an keinen Namen.“ „Das ist schlecht.“ gab Elizabeth zu. „Kann das Ritual nicht einfach wiederholt werden? Ein paar Kräuter, ein paar Worte. So schwer kann das ja nicht sein.“ „So einfach ist das nicht, Lestat. Das könnte sie töten.“ widersprach David und blickte Catherine an. „Und das wollen wir nicht?“ „Nein, Lestat, das wollen wir nicht!“ David verlor fast seine Geduld. Lestat lächelte ein wenig. „Was wollen wir hier? Wir – beziehungsweise ihr – seid keinen Schritt weiter und wir treffen uns zu einer Besprechung. Ich sehe da keinen allzu großen Sinn darin.“ David blickte zu Elizabeth, Elizabeth zu Catherine und Catherine zuckte die Schultern. „Ich gebe ihm nicht gern Recht, aber wenn es so ist und wir wirklich nicht mehr wissen als vorher, dann bringt das Treffen wirklich nichts.“ meinte sie, als David sie nun auch fragend anblickte. „Es muss aber etwas geben, das wir übersehen haben!“ rief Elizabeth plötzlich, was nicht nur Catherine erschreckte. David räusperte sich und ergriff dann das Wort: „Wir wissen ein bisschen mehr…“ „David, diese Theorie mit der Seele…Das kann nicht sein.“ ging Elizabeth dazwischen. „Wieso nicht? Es ist die einzige, die wir bisher nicht ausschließen konnten.“ „Und auch die einzige, über die wir am wenigsten wissen.“ meinte Elizabeth wieder, worauf David nickte. „Auf jeden Fall wird etwas geschehen.“ „Was denn?“ fragte Catherine. Nach ihrer Meinung war beim Imbolc-Fest schon genug geschehen. „Generell können wir sagen, dass – auch wenn wir noch nicht wirklich wissen, was hier los ist – das Imbolc-Fest erst der Anfang war. Es werden mehr Mitlieder von der Bruderschaft kommen. Und mehr Hexen werden sterben. Das war erst der Anfang.“ murmelte Elizabeth und sank auf ihren Stuhl nieder. „Ich hätte gehen sollen.“ meinte Catherine leise. Irgendwie beschlich sie ein ungutes Gefühl. Nicht wegen der Worte, die Elizabeth gesagt hatte, sondern wegen denen, die noch kommen würden. „Mir ist das noch nie passiert, dass ich mit Zeichen nichts anfangen kann, aber diese hier…. kann ich nicht deuten, auch wenn sie noch so klar erscheinen. Ich bin verantwortlich für die Gemeinschaft der Hexen und ich weiß mir keinen Rat. Ich kann keiner Hexe einen Rat weitergeben, weil ich selbst nicht durchschaue, was hier geschieht. Ich hatte gehofft, dass Sie…“ Sie blickte Catherine offen an. „…mir weiter helfen, doch seit Sie hier sind, sind wir kein Stück weiter.“ Catherine erhob sich und erwiderte ihren Blick. „Es tut mir leid, dass ich Ihren Erwartungen nicht entspreche!“ entgegnete sie wütend und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Im Trainingsraum schlug Catherine schon seit zwei Stunden auf die Geräte ein und ließ so ihre Wut an ihnen aus. Sollte es an ihr liegen, dass sie nichts wussten? Konnte es nicht einfach sein, dass sie allesamt unfähig waren? Was wollten die hier alle überhaupt von ihr? Wo war sie nur hineingeraten? Und wieso?! Catherine schlug mit dem rechten Ellenbogen gegen das mit Leder überzogene Polster. Die Tür öffnete sich und jemand trat in den Raum, doch Catherine ignorierte es. Ihre Handgelenke schmerzten, Schweiß brannte in den flachen Schürfwunden und Tränen der Erschöpfung hingen in ihren Augenwinkeln. Lucien in seinem Blut. Catherine hielt außer Atem inne und blinzelte. Geräusche. Schreie. Das Messer. Blut. Luciens Blut. „Oh, mein Gott.“ murmelte Catherine und sank zu Boden. Sie erinnerte sich. Der Raum um sie schien sich zu drehen und die Decke schien auf sie einzustürzen. Das konnte nicht sein! Das konnte nicht wahr sein! Sie hatte ihn nicht…! „Catherine.“ Die Stimme drang zu ihr durch, doch sie war kaum fähig zu reagieren. Die Bilder in ihrem Kopf hielten sie gefangen. Lestat beugte sich zu ihr hinunter und suchte ihren Blick. Sie sagte nichts, sie reagierte nicht. Lestat zog sie zurück auf ihre Füße und blickte sie an. Nun senkte sie den Blick und machte sich los. Langsam ging sie auf die Tür zu. „Ist alles in Ordnung?“ Sie blieb stehen, wandte sich jedoch nicht um. Vorsichtig näherte er sich ihr und drehte sie an ihren Schultern zu sich um. Seine Hand hob ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Ihre grünen Augen glänzten glasig und hielten seinem Blick stand. „Ich habe mich geirrt.“ stellte er leise fest. „Worin?“ fragte sie matt. „Es ist weitaus mehr, als ich angenommen hatte.“ Catherine zog die Augenbrauen hoch. „Ich weiß, was du gesehen hast. Marius sagte mir, was geschehen ist.“ „Du warst nicht dabei.“ stellte sie fest, worauf er nickte. „Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Das ist… ich habe so etwas noch nie… Logisch. Nein, ich meinte: ich habe noch nie die Kontrolle über mich verloren. Und vor wenigen Tagen hätte ich fast meinen Bruder ermordet.“ „Das warst nicht du.“ „Ich habe das Messer gehalten! Natürlich war ich es!“ „Nein. Deine Augen…“ Ein Räuspern ließ beide ihre Köpfe zur Tür drehen. „Entschuldigen Sie, wenn ich störe, aber ich brauche Sie dringend, Catherine.“ Elatha stand da und blickte die beiden von oben bis unten an. Catherines und Lestats Blicke begegneten sich noch einmal, ehe sie bemerkten, dass sie ziemlich eng beieinander standen. „Ähm…“ Catherine wich ein paar Schritte zurück. „Ich komme.“ Schnell verließ sie den Raum und stieg mit Elatha die Treppe hinauf. „Wie geht es Lea? Besser?“ „Ja, etwas.“ antwortete Elatha kurz. „Das ist gut. Wohin gehen wir?“ Elatha steuerte nur auf die Bibliothek zu und meinte: „Saerlaith möchte sich bei Ihnen entschuldigen. Die Situation ist derart verfahren, dass es einfach nur ärgerlich ist. Sie meinte allerdings nie, dass Sie an etwas Schuld sind.“ „Ich bin Schuld.“ „Was meinen Sie?“ „Ich habe meinen Bruder niedergestochen.“ Elatha zögerte einen Moment. „Sie haben sich verteidigt.“ Elatha öffnete die Tür zur Bibliothek und ließ Catherine zuerst eintreten. David und Elizabeth warteten noch an dem runden Tisch in der Mitte des Raumes. „Wird mein Bruder seine Verletzungen überleben?“ fragte sie, als niemand im Raum das Wort an sie richtete. Elizabeth nickte flüchtig, dann blickte sie wieder auf das Pergament vor sich. „Setz’ dich.“ forderte David sie auf und Catherine setzte sich mit an den runden Tisch. „Wir haben hier den Stammbaum deiner Familie. Fällt dir etwas auf?“ Catherine ließ ihren Blick über den großen Bogen streifen und studierte ihn. Ihr Bruder Lucien, ihre Eltern Jacques und Clarisse, sowie die Großeltern, Urgroßeltern und Ururgroßeltern waren ihr mit Namen bekannt und waren auch verzeichnet. Sie ging Generation für Generation zurück, las Namen und Lebensdaten, doch konnte beim besten Willen nichts Auffälliges daran entdecken. Catherine hob den Blick und sah David fragend an. „Das hatte ich fast befürchtet.“ „Was? Dass mir nichts auffällt?“ Er nickte. Catherine studierte den Stammbaum noch einmal genauer. „Ist jemandem sonst etwas aufgefallen?“ fragte sie nebenher. „Ihrem Bruder.“ entgegnete Elizabeth, worauf Catherine wieder aufblickte. „Und was ist ihm aufgefallen?“ „Er murmelte etwas von: sie haben den wahren Namen verbannt.’ Sagt Ihnen das etwas?“ „Nein… Und Sie denken jetzt, dass diese wirren Worte etwas mit meinem Familienstammbaum zu tun haben?“ erwiderte Catherine und beugte sich wieder über das Pergament. „Es ist eine Spur. Es wäre möglich.“ entgegnete David, da Elizabeth nur genickt hatte, was Catherine nicht sehen konnte. Elatha stand stumm am Tisch. Catherine fühlte ihren beobachtenden Blick auf ihr und konzentrierte sich noch stärker auf die Namen vor ihr. „Ich sehe nicht unbedingt eine Notwendigkeit darin, dass die Antwort in diesem Pergament liegt. Könnte es nicht auch sein, dass…“ „Ja, natürlich. Es gibt tausend andere Möglichkeiten, aber leider ist diese hier die einzige, die wir im Moment überprüfen können.“ „Tausend andere Möglichkeiten? Es tut mir leid, aber ich kann überhaupt nichts mit diesen Worten anfangen. ‚Sie haben den wahren Namen verbannt.’… Nein, da klingelt bei mir überhaupt nichts.“ David sah etwas enttäuscht aus und ließ seinen Blick wieder über den Stammbaum gleiten. „Eine alte Familie.“ stellte er fest, worauf Catherine nickte. „Alter Adel… Eigentlich müsstest du dich sehr gut mit Lestat verstehen.“ „Tatsächlich?“ fragte Catherine ironisch. „Sie verstehen sich gut.“ murmelte Elatha leise und bissig. „Wie bitte?“ Elizabeth schaute Elatha fragend an. „Nun, sie verstehen sich gut.“ antwortete sie nach längerem Zögern. „Wir verstehen uns überhaupt nicht.“ widersprach Catherine und begegnete ihrem kühlen Blick. „Zumindest gut genug, dass er etwas über Ihre Augen sagen wollte, als ich Sie gestört habe!“ Elizabeth blickte Catherine entgeistert an, doch Catherine ignorierte es. „Hier!“ meinte sie plötzlich. David blickte sofort auf die Stelle, auf die Catherine mit dem Finger zeigte und fragte: „Ist dir etwas aufgefallen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)