Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Die Ruhe 'nach' dem Sturm ------------------------------------ Hallo! Ich habe gesehen, dass sich doch jemand gefunden hat, der die Geschichte liest, also kommt hier nun das dritte! Freue mich, so ein feedback zu erhalten. Viel Spaß beim Lesen. Liebe Grüße! Elena ___________________________________________________________________________ Die Ruhe ‚nach’ dem Sturm Sie erwachte noch vor dem Mittag, obwohl sie erst beim Morgengrauen eingeschlafen war, doch sie verspürte keine Müdigkeit. Im Gegenteil: beschwingt setzte sie ihre nackten Füße auf das Parkett und tapste mit ihren Kleidern unter dem Arm ins Badezimmer, um sich zu richten. Dann spazierte sie über den Flur und klopfte an Luciens Zimmertür. Sie klopfte zweimal, doch er antwortete nicht. Leise öffnete sie die Tür einen Spalt und sah, was sie erwartet hatte: er schlief noch fest. Catherine schloss die Tür wieder, ging hinunter in die Küche, in der normalerweise das Personal die Familie bekochte, und frühstückte eine Kleinigkeit. Dann ging sie in den Salon, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer, unter der man ihren Vater in Rom erreichen konnte. Es dauerte lange, da sich niemand für das Klingeln zu interessieren schien, doch schließlich hatte sie jemanden am anderen Ende der Leitung. „Hallo?“ „Hallo. Ich muss mit Jacques du Ravin sprechen.“ „Wem?“ „Jacques du Ravin.“ wiederholte Catherine. „Er ist nicht hier.“ „Wann kommt er wieder?“ „Es tut mir leid, Sie müssen sich irren. Jacques du Ravin war seit mehreren Wochen nicht mehr in Rom.“ „Das kann nicht sein. Er ist jetzt gerade in Rom.“ beharrte Catherine. „Nein…“ „Und Clarisse du Ravin?“ „Sie ist ebenfalls nicht hier! Darf ich fragen, wer Sie sind?“ Catherine antwortete nicht. „Hallo?“ „Ähm.. Was ist mit Kardinal Salieri?“ „Mit ihm kann ich Sie nicht verbinden.“ „Wieso nicht, verdammt noch mal?!“ „Er ist krank.“ „Es ist aber wichtig.“ „Es tut mir leid. Ohne einen Namen kann ich sowieso nichts für Sie tun.“ „Jacques du Ravin ist mein Vater.“ Die Frau am anderen Ende sog scharf die Luft ein. „Catherine?“ „Ja.“ „Sie sind…“ „Seine Tochter, ihre Tochter, ja.. Und?“ „Nichts.“ „Was können Sie mir über Daniele sagen?“ „Wen?“ „Signore Daniele.“ Catherine wurde langsam wirklich ungeduldig. Wie hatte es die Bruderschaft so lange geschafft, sich im Geheimen zu halten, wenn so unfähige Leute am Werk waren? „Signore Daniele… wurde Ihnen vom Rat geschickt.“ „Er ist also von der Bruderschaft?“ „Ja, vertrauen Sie ihm.“ Catherine hätte die Aussage ohne den Nachsatz ‚vertrauen Sie ihm’ als vertrauenswürdiger empfunden. „Was können Sie mir über ihn sagen?“ „Er ist von der Bruderschaft. Der Rat hat ihn geschickt.“ „Ja, das weiß ich nun ja schon. Was noch?“ „Führen Sie den Auftrag aus, den Sie bestimmt schon bekommen haben…“ „Hören Sie, sind Danieles Arbeitsweisen in der Bruderschaft bekannt? Können Sie mir dazu etwas sagen?“ „Nein, das tut mir Leid. Er genießt nur das volle Vertrauen des Rates.“ Catherine schüttelte nur den Kopf und gab ein murrendes Geräusch von sich. „Sie wissen doch, dass eine Verweigerung der Aufträge innerhalb der Bruderschaft nicht möglich ist?“ „Ja, das ist aber auch das einzige, das ich weiß.“ entgegnete Catherine und wartete auf eine Reaktion, die sie auch bekam: Die Frau legte auf. Sie hatte stets gewusst, dass die Bruderschaft ihre Ziele strikt verfolgte, doch bisher hatte sie immer auch etwas über den Zweck erfahren. Welchen Zweck sollte aber die Verwüstung des Imbolc-Altars erfüllen? War das nötig, dass die alte Macht nicht entfesselt wurde oder steckte mehr dahinter? „Hast du Papa erreicht?“ Catherine blickte auf und erblickte ihren Bruder, der sich nun angezogen hatte, aber immer noch verschlafen aussah. „Eine Frau…“ Catherine brach ab, als sie bemerkte, dass sie nicht einmal ihren Namen wusste. „Und?“ Catherine stellte das Telefon zurück in die Station und ließ sich in dem Sessel nieder. „Cathe…“ „Mama und Papa sind nicht in Rom.“ meinte sie leise. „Was? Das kann doch nicht sein!“ Catherine schüttelte den Kopf. „Wir sollen den Auftrag ausführen.“ Lucien sagte nichts mehr, sondern wählte noch einmal dieselbe Nummer. „Immerhin kannte sie Daniele.“ Lucien nickte nur. Catherine rollte die Augen. Warum musste er jetzt noch einmal dort anrufen? „Das bringt doch nichts.“ meinte sie genervt. Lucien reagierte nicht und wartete, während Catherine das Zimmer verließ. Das hatte doch alles keinen Sinn. Das machte alles keinen Sinn. Er würde auch nichts anderes erfahren als sie. Catherine stieg langsam die Treppe nach oben und hörte, dass ihr Handy klingelte, weshalb sie sich auch nicht mehr beeilte. „Hallo?“ fragte sie schließlich. „Hallo, Catherine!“ „Nathalie, was gibt es?“ „Das wollte ich dich fragen. Wieso kommst du nicht?“ „Wohin? Was? Ich versteh…“ „Oh, sag’ mir nicht, dass du es vergessen hast! Catherine, das ist so wichtig für mich!“ Catherine überlegte scharf, dann rief sie: „Der Neujahrsball! Verdammt! Ja, ich… nein, ich habe es nicht vergessen… Es war mir nur entfallen!“ „Das ist dasselbe.“ „Temporär entfallen!“ fügte Catherine hinzu, was es allerdings auch nicht besser machte. „Du weißt doch, wie wichtig mir der Kostümball ist! Ich gehe da jedes Jahr hin! Meine Eltern organisieren das Ganze jedes Jahr... Ich muss da hin! Und zwar in einem… genialen, überzeugenden und unglaublichen Kleid! Und mit meinem Bruder kann ich nicht zu der Anprobe gehen, weil der immer nur ‚Hm’ und ‚Ja’ sagt... Oh, du bist die einzige, die wirklich ihre Meinung sagt!“ Catherine schloss die Augen. Danach war ihr nun wirklich nicht, aber sie durfte… konnte… wollte ihre Freundin nicht enttäuschen. „Wir haben den 31. Dezember. Hat der Laden überhaupt auf?“ fragte Catherine in der Hoffnung, dass es nicht so war. „Der Besitzer macht wegen mir eine Ausnahme, weil ich ja immer dort mein Kostüm hole.“ „Stimmt ja…“ „Na, ich werde ihm absagen. Da ich mich auf meine beste Freundin Catherine einfach nicht verlassen kann, werde ich ihm absagen müssen. Das ist einfach zu schade!“ Nathalie meinte das nicht sehr ernst. Catherine war immer da – auch wenn sie sagte, dass sie wahrscheinlich keine Zeit hatte, war sie immer doch noch wenigstens für kurze Zeit zu Parties, Treffen und Stadtbummeln gekommen. Sie konnte sich auf sie verlassen, auch wenn sie oft plötzlich gehen musste und man sie dann oft stundenlang nicht erreichen konnte. Sie war schon ein bisschen… „Nein, du musst nicht absagen. Wann treffen wir uns?“ riss Catherine sie aus ihren Gedanken. „Wie wäre es mit sofort?“ Catherine war nicht begeistert, doch sagte nichts dagegen. Lucien kam ihr entgegen, als sie im Mantel die Treppe herunter kam. Sie erklärte ihm auf seinen fragenden Blick schnell, was sie vorhatte. Er war nicht begeistert, doch das hatte sie sich schon ausgemalt. „Hältst du das für besonders klug?“ „In gewisser Weise.“ Catherine ärgerte sich langsam wirklich. „Du kannst doch nicht…“ „Ich muss. Und das liegt auch in deinem Interesse!“ „Es liegt vor allem in deinem Interesse!“ „Schön, gut! Es liegt in meinem Interesse, dass ich mich nicht nur mit Dämonen und sonstigen Was-weiß-ich-was herumschlage, sondern nebenbei auch einmal gerne einfach neunzehn Jahre alt bin!“ rief sie wütend und funkelte ihn an. Lucien starrte sie an. Solche Ausbrüche kannte er nicht von seiner Schwester. Sie war immer vernünftig und zuverlässig gewesen. „Morgen bist du zwanzig.“ entgegnete er, nachdem er sich gefasst hatte. Catherine schnaubte verächtlich und blickte ihn ebenso verächtlich an. „Wie kann man in dieser Aufgabe nur so aufgehen?!“ fragte sie verständnislos, worauf er nur den Kopf schüttelte. „Was?“ Er zögerte noch einen Augenblick, dann antwortete er: „Es ist noch gar nicht so lange her, da waren wir uns einig, dass es irgendjemand machen muss. Und wir wurden eben dazu auserwählt. Im Übrigen haben wir jetzt einen Auftrag.“ Catherine schüttelte energisch den Kopf. „Ich traue Daniele immer noch nicht! Er hat das Notizbuch von unserem Vater, der, wie er sagt: ‚noch länger in Rom gebraucht wird’ und wir rufen an und erfahren, dass weder Papa noch Mama in Rom sind… Was soll ich davon bitte halten?“ „Der Auftrag…!“ „Jetzt hör schon damit auf! Selbst wenn wir wirklich diesen Auftrag von der Bruderschaft haben, dann haben wir noch Zeit, ihn auszuführen. Imbolc ist Anfang Februar! Und im Moment ist mir ein Leben nur für die Bruderschaft einfach zu wenig. Ich will auch mein eigenes haben. Ich weiß nicht, wann mir das klar geworden ist – vielleicht gestern Nacht, aber jetzt ist es mir klar! Und mein normales Leben…“ „Das hattest du bisher auch.“ unterbrach er sie. „Aber nicht so! Immer musste ich darauf gefasst sein, dass ich plötzlich von irgendeiner Party verschwinden muss, dass ich Vorlesungen schwänzen muss, dass ich… Meine Güte, du musst doch wissen, wie ätzend es ist, immer auf Abruf zu stehen!“ „Das ist unsere Pflicht.“ „Ja, dann versteh’ mich eben nicht!“ Catherine machte auf dem Absatz kehrt und rauschte zur Haustür. Lucien packte sie am Arm. „Es ist unsere Bestimmung. Das Schicksal…“ „Hör mich auf mit Schicksal! Ich bestimme mein Leben selbst!“ „Nein, das kannst du nicht. Und das weißt du auch.“ Lucien war ruhig und scheinbar gelassen, doch innerlich verzweifelte er fast. Was war los mit ihr? „Dann scheitere ich eben an dem Versuch, aber ich werde mich damit nicht zufrieden geben, dass es kein normales Leben für mich nicht geben sollte! Das kann ich nicht. Und jetzt lass’ mich endlich los!“ forderte sie und er ließ sie tatsächlich gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)