Kurzgeschichten und Gedichte von Enisegu ================================================================================ Kapitel 2: Die Mär von der einsamen Braut. ------------------------------------------ Drei Gedichte, die ich für Nebeah als Extra zu ihrem Geburtstagsbild geschrieben habe. Ihr könnt es in meinen Fanarts finden. Es zeigt die nächtliche Ruine einer alten Kirche mit dem einsamen Geist einer jungen Frau in einem hellen Kleid. Die Gedichte sind mehr oder weniger aus verschiedenen Gedanken entsprungen: was für ein Ereignis zu dieser Szene geführt haben könnte. ********************************************************************************* - IRRLICHT - Im dunklen Wald, im hohen Moos da sitzt ein Mädchen ruhelos. Die Nacht ist tief schwarz, die Eule schreit - sie hofft ihr Geliebter wär nicht mehr weit. Sehnsucht hat sie hergetrieben - die beiden, die sich heimlich lieben. Sie späht hinaus in Nacht und Ferne, sucht da Signal seiner Laterne. Sah sie nicht eben grad das Lichte? Dort an der hohen, kahlen Fichte? Gewiss - ER steht und wartet dort an ihrem heil'gen Liebesort. Vielleicht weil es sie nicht gesehen dreht er sich weg um fort zu gehen. "Wo willst du denn hin? Lass mich nicht allein! Der Wald ist so gruslig - voll Trug und Schein!" Tiefes Grausen das Mädchen erfasst. Sie stürzt ihm nach in eiliger Hast. Mal schwankt es stark - mal steht das Licht "Geliebter! Warum wartest du nicht?" Sie laufen durch den grünen Reigen aus Ästen, Blättern, Stämmen, Zweigen. Her und hin - in jede Richtung - steht sie plötzlich auf einer Lichtung. Und in des Mondes mattem Glanz erkennt sie trotz der blätter Tanz: Ein heil'ger Ort, doch Menschenkind - durch alte Mauern heult der Wind. Die kleine Kirche, die sich hier erhebt, ist nur von Tier und Pflanz' noch belebt. Steinerene Mauern, ein schiefer Turm - das Holz zerfressen von Zeit und Wurm. Da sieht sie sein Licht - es scheint warm und helle - freudig betritt sie die alte Kapelle. Doch hart, kalt und erbarmungslos erkennt sie: es war ein Irrlicht bloß! Mystisch klang Glockengeläut herab - die alte Kirche, die wurde ihr Grab. Sie musst fortan wie jeder Stein ein Teil von ihr für immer sein. Es ist der Zauber des Waldes bei Nacht, der sie dort bannt mit großer Macht. Drum hütet euch auch bei Mondesschein vorm Wandeln im Walde bei Nacht ganz allein. - MITGIFT - Geld, Geld , Geld, Geld - offen die Tore der Welt. Viel von da bringt Pomp und Trara. Mädchen reich heiratet gleich: liebt ihn gar - wunderbar! Liebt ihn sehr und noch mehr - oh wie toll, wundervoll! Geld, Geld, Geld, Geld - das Geiz und Geschick zusammen hält. Plötztlich großes Ungemach: wenig Ehre und viel Schmach. Familie fällt, verliert viel Geld. Sinkt auch sozial unter "normal". Kein Geld, kein Geld, kein Geld, kein Geld - Dem Jungen das Mädel SO nicht gefällt. Will nicht mehr heiraten gehn - dreht sich weg und lässt es stehn. Mädel, Mädel wein! Lässt er dich allein! Was für ein tiefer, tragischer Schock! Tränennasser Hochzeitsrock. Kein Geld, kein Geld, kein Geld, kein Geld - harte, kalte, ungnädige Welt. War er doch sonst so voll Begehren: Sie konnt sein Werben kaum erwehren. Herz ist tonnenschwer - liebt ihn doch so sehr. Wartet sie auf ihn ab jetzt - Hoffnung, Hoffnung stirbt zuletzt! Bis er kommt zu ihr zu eilen wird sie hier für ewig weilen, ist ihm treu durch alle Not - treu auch weit noch nach dem Tod. - MIT GIFT - Junge, Junge klein, Junge klein und Mägdelein, Junge klein und Mägd'lein fein, Junge klein und Mägdlein fein heraus geputzt. Junge, Junge mag, Junge mag das Mädel, Junge mag das Mädel sehr, Junge mag das Mädel sehr, sehr wenig. Beide, Beide sollen, Beide sollen heiraten, Beide sollen heiraten einander, Beide wollen aber nicht. Junge, Junge holt, Junge holt herbei, Junge holt herbei den Messewein, Junge tut etwas hinein. Mädel, Mädel trinkt, Mädel trinkt den Wein, Mädel trinkt den Wein, wird rot, Mädel trank den Wein - ist tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)