Ich von NaokiKaito (...Zu viel Leben...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mein Leben ist ein Scherbenhaufen. Und jedes Mal, wenn ich versuche, die Trümmer zu etwas sinnvollem zusammenzusetzen, passiert etwas, das meine Versuche zurückwirft. Ich frage mich, ob es überhaupt noch Sinn macht, immer wieder neu anzufangen, oder ob ich nicht aufgeben sollte...heute Nacht... Und wieder stehe ich hier. Am Anfang meiner Reise. Am Abgrund meiner selbst. Niemand ist hier, der versteht was ich sage, niemand, der meine Anwesenheit spüren könnte, das letzte bisschen Leben in mir. Tiefe Schwärze, der Abgrund meiner Seele verschlingt alles lebendige, alles fühlende. Reißt klaffende Wunden, das Blut versickert ungesehen, ungehört. Ohne Schmerz. Hilflos, kraftlos. Und doch so verdammt zielgerichtet. Das Ende scheint eine greifbare Versuchung. So nah... Die einzige Fluchtmöglichkeit. Bilder vor meinem inneren Auge. Fröhliche Tage, lachen, weinen vor lachen. Einfache Dinge, die Zeit totschlagen. Witze reißen, Späße machen. Singen, tanzen. Gute Laune. Was ist das? Vorbei? Ich sitze hier zu Füßen eines Mannes, der sich auflöst. Verschwindet. Nicht nur gedanklich. Schwärze frisst ihn auf. Und er war so wichtig. Für uns alle. Für das, was sich Familie nennt. Ich lächle und verberge das Loch in meinem Inneren, verberge alles, zeige nichts von meinen Gefühlen. „Sie hatte einen Gefühlsausbruch!“, macht es die Runde. Tatsächlich. Eine banale Gelegenheit, nichts von Belangen, und dennoch einfache Freude. „Kann ich mir gar nicht vorstellen!“ Ich auch nicht. Nicht mehr. Nichts scheint mehr so, wie es war. Ich bin schwach. Gebe es zu. Werde gehalten. Und doch nicht von denen, die mir so unsagbar wichtig sind. „Ich bin so müde…“ Das bin ich auch. So verdammt müde. „Ist dir schlecht? Zuviel Alk?“ – „Nein... zuviel Leben.“ Viel zu viel. Zu viel, als dass man es in jungen Jahren verkraften kann. Ich sitze hier und merke, du bist nah. Ganz nah. Und doch weiß ich nicht, wo du bist, wie du bist. Warum du getan hast, was du getan hast. Nur wenige Menschen, die mir wirklich wichtig sind. Für die ich sterben würde. Von denen ich nicht weiß, was sie denken. „Kann ma passieren...“ Ja, das kann es. Und es tut weh. Verdammt weh. Und doch zeigt es, dass ich lebe. Dass ich noch hier bin. Es durchdringt die Schwärze, die Leere. Bringt mich zum Weinen. Mich, die immer stark sein wollte, musste. Für andre, für mich selbst. Träume verfolgen mich, rauben mir den Verstand. Bringen noch mehr Schmerz, Leid, durchdringen die Schwärze, die sich wohltuend um mein Denken gelegt hatte. Lassen mich schreien, innerlich. Risse zieren die bisher perfekte Fassade. „Es ist doch egal, was ist, solange ich funktioniere.“ Und genauso ist es. Es interessiert nicht. Nur wenige Menschen. Eigentlich nur einen. Einen von dem ich es nicht erwartet hätte. Ist das die „wahre Freundschaft“? Oder das berühmte Sozialarbeitersyndrom, von dem ich auch befallen bin, dass mir selbst allerdings nicht das Geringste bringt? Im Endeffekt bin ich nicht anders als die Menschen, die mein Leben beherrschen. Tot geweiht. Und voller Angst, Unfähigkeit mit meinen Gedanken fertig zu werden. Gedanken, die ich nicht einmal in Worte bringen kann, fassen kann. Gedanken, die so nichtig sind, so... klein. Und doch so alles verschlingend, überdeckend und riesig, dass sie sich auftürmen, aufbäumen, mir die Luft zum Leben nehmen, zum Denken, zum Klardenken. Rationalität als oberstes Gebot. Funktionstüchtigkeit als Maß aller Dinge. Gefühle, Emotionen, irreal, unwichtig. Nicht entscheidend. Schuldgefühle als Zeichen eines benutzten Gewissens. Etwas, dass neu sein muss. Nie berührt, weggesperrt. Keine Belastung des Hirns, Rationalität, Funktionieren. Kein Nachdenken. Das Kind muss erwachsen werden. Viel zu früh. Und es bleibt Kind, wenn es gefällt. Darf nicht entscheiden, muss Verantwortung tragen, Eingrenzung, keine Freiheit. Noch immer Kind. Und so vieles erwachsener. Belastet von allen Seiten. Ein Weg, den ich nie einschlagen wollte. Und doch musste. Eine verquere Art und Weise des Lebens. Voller Schmerz, Schwäche. Lügen. Denn es darf niemand sehen. Ich bin stark. Und um so vieles schwächer, als man sieht. Denn ich stehe nicht dazu, schwach zu sein. Verberge damit die einzig wahre Stärke. Und scheitere. Immer wieder. *~* Danke Schwester. Für alles. Ich denke du weißt am besten, wann, wieso und überhaupt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)