Der rote Faden von Leira ================================================================================ Kapitel 6: Krisenstab --------------------- Herzlich willkommen allerseits! Nun- nein, Bergfest ist noch nicht, Diracdet, außer du bezeichnest gemeinhin die Mitte einer FF als Bergspitze. Denn richtig zur Sache geht's wohl erst... in den nächsten Kapiteln. Und jaaaa- auf die Frage, wen ich mir nun als Boss ausgedacht hab- die Antwort muss auch noch warten. *grins* Ach ja, und Kogorô- Kogorô benimmt sich wohl wie jeder Vater- nun, fast jeder. Eris Vater war doch ähnlich, nicht wahr? Väterliche Eifersucht, den Drang, sein kleines Mädchen beschützen zu wollen... und Kogorô erzieht Ran fast allein, da ist der Beschützerinstinkt wohl noch größer *g* Ganz davon abgesehen, dass er seine Haushälterin verliert, wenn Ran geht *lacht* Nein, Spaß beiseite- ich denke, soviel Durchblick kann man ihm zutrauen. Tja, ansonsten- um was es in dem Kapitel geht, lest ihr ja gleich selber, also kann ich mir das sparen. Nur eine Frage abschließend: ich hatte vor, an dieser Stelle die Fic kurz zu unterbrechen und nächste Woche um die gleiche Zeit statt Kapitel sieben einen Weihnachtsoneshot hochzuladen. Nun hab ich auf die Idee schon positive und negative Reaktionen gekriegt, und starte hiermit eine Umfrage: einmal aussetzen oder Kap 7 und den OS parallel laufen lassen? So. Das war's jetzt aber von meiner Seite, ich wünsch euch viel Vergüngen beim Lesen, eure Leira *g* *wegbeamt* _________________________________________________________________________________ „Wie bitte?!“, entfuhr es Jodie, als Professor Agasa, Ai und der Kommissar den beiden FBI-Agenten die Lage der Dinge geschildert hatten. „Der kleine Conan war tatsächlich Kudô? Ich meine, irgendwo hab ich das ja geahnt, aber ich hab für ihn immer gehofft, dass ich mich täusche…“ Während am Anfang noch deutlich die Verwunderung und teilweise wohl auch Entsetzen in ihrer Stimme zu hören waren, verlor sich der Rest ihres Satzes in unverständlichem Gemurmel. Stumm blickte sie auf Ran, die immer noch leichenblass in einen Sessel saß und sich unruhig umschaute. Akai verschränkte die Arme vor der Brust, wirkte wie immer wie die personifizierte Gelassenheit. „Tja- das erklärt natürlich einiges.“, konstatierte er sachlich. „Warum er grundsätzlich seine Nase in Dinge steckte, die viel zu gefährlich für ein kleines Kind sind, warum er so clever war, einmalig gut Fakten kombinierte, ein scharfes Auge für Details hatte… und warum er so viel wusste.“ Jodie schaute ihren Partner an. „Ja, ja, alles schön und gut. Wir müssen ihn da rausholen…!“ „Ja, sicher. Aber wie stellst du dir das vor? Glaubst du allen Ernstes, dass es da noch viel zu holen gibt? Ich schätze mal, eher nicht.“ Ran zuckte zusammen. Ich schätze mal, eher nicht… Rechnen die schon damit, dass er nicht mehr am Leben ist…? Nein… nein, nicht doch… sowas können die doch nicht denken, das geht doch nicht, er ist bestimmt noch nicht - tot… Aber… Warum bin ich mir da so sicher…? Ai schüttelte zur Verwunderung aller den Kopf. „Nein, ich denke, Sie irren sich. Wir haben noch eine Chance.“ Ran wandte ihr hoffnungsvoll den Kopf zu. Shuichi starrte sie an. „Und du bist…?“, fragte er gelangweilt. Ai funkelte ihn böse an. „Ich bin Shiho Miyano. Meines Zeichens Ex-Mitglied der Organisation, Codename Sherry… und nebenbei die Tochter der Erfinder des Giftes, das ihm und mir das angetan hat. Ich wurde auch geschrumpft, wenn auch eher ungewollt. Eigentlich sollte das Zeug tödlich sein, deswegen wurde es ihm ja auch verabreicht. Um ihn umzubringen, weil er zuviel gesehen hatte…“ Shuichi Akai schaute das Mädchen nur an. Also bist du es wirklich? „Also hatte ich Recht!“, murmelte Jodie. „Ich hatte Recht… damit, dass du kein kleines Mädchen, sondern ein Organisationsmitglied bist…“ „Warst.“, unterbrach Ai die FBI Agentin gereizt, die sie aber kaum zur Notiz zu nehmen schien, weil sie unbeeindruckt fort fuhr mit ihren Überlegungen. „… und wenn ich mich nicht irre, gibt es außer euch beiden noch eine dritte Person, nicht wahr…?“ Ran starrte erst Ai, dann Jodie fassungslos an. „Eine dritte Person? Wer?“ Das kleine rotblonde Mädchen schluckte. „Vermouth.“ „Wer? Wer ist das?“, drängte Ran, in ihrer Stimme schwang ein leiser Hauch von Angst. „Sharon Vineyard.“, flüsterte Jodie und beantwortete damit Rans Frage. Ran blinzelte; dann schüttelte sie ungläubig den Kopf. „Nein. Nein! Sharon ist tot… sie ist vor ein paar Jahren…“ „…verjüngt worden. Sie gibt sich jetzt für ihre Tochter aus. Chris Vineyard. Und Chris Vineyard wiederum ist…“ „Vermouth.“, wisperte Ai. „Der Liebling vom Boss…“ Ran schüttelte ungläubig den Kopf. Das... das konnte doch nicht stimmen, Sharon Vineyard, verjüngt? Ein Mitglied einer Verbrecherbande? Obwohl- wenn Shinichi auch so etwas zugestoßen war, und sie hegte keinen Zweifel, dass Shinichi und Conan tatsächlich eine Person gewesen waren... dann war es gut möglich, dass Sharon dasselbe wiederfahren war. Aber eine Verbrecherin? Ein trockenes Räuspern ließ sie alle herumfahren. „Schön, dass wir das geklärt haben. Aber nun mal zurück zum eigentlichen Thema: Warum glaubst du, dass Kudô noch lebt?“, mischte sich nun auch Akai wieder, gewohnt sachlich, ins Gespräch ein. „Weil Vermouth, weiß der Geier warum, anscheinend ein Faible für ihn hat.“, antwortete Ai. „Nun…“, murmelte Ran. Langsam erlangte sie wieder Kontrolle über sich, brachte Ordnung in ihre Gedanken. „Wenn Shinichi… Conan ist, und diese Vermouth Sharon Vineyard, dann ist klar, warum sie eine Schwäche für ihn hat. Seine Mutter Yukiko und sie waren gute Freundinnen, durch sie hab ich Sharon kennen gelernt. Ich… vermute mal, er hat sie erkannt, aufgrund von Fotos… und wenn er sie wieder erkannt hat, dann weiß sie erst Recht wer er ist, denn sie hat ihn als kleinen Jungen gesehen. Also könnte sein, dass sie ihn nicht töten wollte, weil sie ihn kennt, weil er der Sohn ihrer besten Freundin ist- und ihn deswegen vielleicht mag? Und…“ Rans Augen wurden groß, als die Erkenntnis sie traf. „Dann habe ich sie ja auch schon gesehen, Vermouth- diese blonde Frau, damals, Sie wissen schon, Miss Jodie, als Sie angeschossen wurden. Sie nannte mich Angel… sagte, ich solle weggehen, weil sie Ai…“ Ran wandte ihren Kopf in Richtung des kleinen Mädchens, das scheu zu Boden blickte. „… erschießen wollte?“ Die FBI Agentin nickte schwer. „Ja, genau. Sie wollte Ai erschießen, weil sie, alias Sherry, eine Verräterin ist, und auf Verrat steht der Tod, nicht wahr?“ Sie warf Ai einen kurzen Blick zu. „Du hast Ai das Leben gerettet, indem du sie mit deinem Körper abgeschirmt hat. Dich wollte sie nicht umbringen, deswegen war sie so aufgebracht. Dann wurdet ihr bewusstlos. Ich war angeschossen worden, konnte mich kaum bewegen, nicht verhindern, dass sie ihn, den sie zuvor überrumpelt hatte, mit seinen eigenen Waffen geschlagen hatte, als er kurz abgelenkt war…“ Erneut fixierte sie das kleine Mädchen mit ihren Augen, „… mitnahm. Ihn entführt hat… und es wäre für sie ein Leichtes gewesen, ein Kinderspiel, ihn da umzubringen. Sie hätte ihn töten können und hat es nicht getan. Also könnte es durchaus sein, dass sie ihn mag, und, wenn sie wirklich der Liebling ihres Chefs ist, wie Ai sagt, ihren Einfluss ein wenig geltend macht und ihn schützt. Er könnte tatsächlich noch am Leben sein. Aber wie lange noch…?“ Jodie schob sich nachdenklich ihre Brille mit ihrem Zeigefinger wieder höher auf die Nase. „Und wo ist er…?“ Rans Stimme zitterte. Ihre Frage hing in der Luft. Drückendes Schweigen herrschte, Anspannung und Angst lagen fast spürbar im Raum. Die Gesichter der Anwesenden waren allesamt blass, ihre Züge wie versteinert, als sie angestrengt nach der Antwort auf diese eine Frage suchten. Ran strich sich nervös eine Strähne hinters Ohr. Einerseits konnte sie noch hoffen -hoffen, dass er noch lebte- andererseits machte die Sorge, die Furcht um sein Leben sie fast wahnsinnig, kontrollierte ihr Denken und Handeln, beherrschte sie… Wo bist du? Wo… bist… du? Heiji stieß sich vom Tisch ab, gegen den er bis gerade eben gelehnt hatte. „Worauf warten wir dann noch? Wir müssen ihn finden, und das schnell!“ Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Ja, natürlich müssen wir das. Er ist ein wichtiger Zeuge in dem Fall…“, stellte Akai nüchtern fest. Ran stand so heftig auf, dass der Stuhl nach hinten umkippte. Das laute Krachen ließ die meisten der Anwesenden zusammenfahren. „Was, nur deswegen wollen Sie ihn finden? Damit er für Sie aussagt?! Er…“ „Schon gut, Ran.“, versuchte Jodie das aufgebrachte Mädchen zu beschwichtigen. Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sacht. „Beruhige dich. Natürlich will Shuichi ihn hauptsächlich deswegen finden, weil Shinichi ein solches Schicksal nicht verdient hat. Weil er ein ehrlicher, hilfsbereiter Mensch ist, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wir werden ihn finden, Ran. Im Übrigen gebe ich Heiji Recht, wir sollten uns auf den Weg machen.“ Sie wandte ihren Kopf zum Kommissar, der nervös seine Hände knetete. „Wissen Sie schon, wo Sie mit der Suche anfangen wollen?“ „Ja.“, nickte Meguré. „Wir fangen da an, wo er wahrscheinlich verschwunden ist.“ Und hoffen, dass wir dort einen Hinweis auf deinen Verbleib finden, Kudô… „Wusstest du das?“ Sato saß in ihrem roten Sportwagen und schaute kurz zu Takagi, der neben ihr saß. „Was?“ „Na, das mit Conan! Was denn sonst…?“ Sie schaltete runter und gab so heftig Gas, dass der Motor aufheulte. „Ach so… nein. Gewusst habe ich es nicht. Aber ich hatte wohl eine Ahnung…“, meinte Takagi leise. „Na, dass der Junge nicht normal sein kann, ahnten wir wohl alle.“ Sato runzelte die Stirn. „Das meinte ich nicht. Ich… Miwa, erinnerst du dich noch an den Tag, an dem ich mit Conan im Aufzug feststeckte? Im Tokio-Tower, mit dieser Bombe?“ Sato nickte. Als ob sie diesen Tag je vergessen könnte. Takagi räusperte sich. „An diesem Tag, Miwa… da benahm er sich anders. Als feststand, dass wir mit dieser Bombe festsaßen, wahrscheinlich sterben würden, war nichts mehr von dem Kind zu spüren, das er rein äußerlich war. Nichts mehr. Er versuchte nicht mal mehr ansatzweise, sich zu verstellen. Ich geb’s gern zu, ich hätte diese Bombe nie entschärfen können. Er hingegen lag oben und machte sein Ding. Er hatte mehr Durchhaltevermögen, mehr Kraft als ich… Er behielt die Nerven, einen kühlen Kopf, und schaffte hinterher sogar noch, herauszufinden, wo die andere Bombe versteckt war, bevor wir in die Luft flogen. Aber worauf ich eigentlich hinaus will… Als klar war, als wir beschlossen hatten, die Nachricht abzuwarten, um euch die SMS mit dem Aufenthaltsort der zweiten Bombe schicken zu können… als wir im Prinzip unser Todesurteil gefällt hatten… Da… er saß nur da, dieser sieben- oder achtjährige Knirps, saß in der Deckenluke und baumelte mit den Beinen. Kein Geschrei, kein Geflenne, wie man es erwarten könnte, angesichts des Endes seines viel zu jungen Lebens. In seinen Augen lag ein Hauch von Trauer und Schmerz- und doch hatte er einen Ausdruck von Entschlossenheit auf dem Gesicht, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Erst recht nicht im Gesicht eines Grundschülers. In diesem Augenblick war Conan Edogawa kein Kind. Absolut nicht. Und da… da hab ich ihn gefragt.“ Miwako bremste scharf vor einer roten Ampel. „Was? Was hast du ihn gefragt?“ „Ich hab ihn gefragt, wer er ist. Wer er wirklich ist.“ „Du hast was?!“ Die junge Polizeibeamtin starrte ihn erstaunt an. Dann wandte sie schnell wieder den Kopf nach vorne, weil der Verkehr nach ihrer Aufmerksamkeit verlangte. „Und seine Antwort? Was… was hat er darauf gesagt?“ Takagi lächelte tiefgründig und zitierte: „‚Na ja…’ “, hat er gesagt, „‚wenn Sie das wirklich interessiert, dann gerne. Und zwar im Jenseits.’ Und dabei hat er so seltsam traurig gelächelt. Melancholisch. Da hab ich es mir gedacht. Ich hab Shinichi nicht wirklich gut gekannt, er hatte ja immer hauptsächlich mit dem Kommissar zu tun, wie du ja weißt. Aber das war seine Art. Das war so typisch für ihn.“ Sato nickte leicht. Dann bog sie auf den Besucherparkplatz des Tropical Land ein. Sie waren da. Ran fröstelte. Sie waren gerade angekommen und ausgestiegen- nun standen sie vor dem Eingang und warteten. Gedankenverloren beobachtete sie den Kommissar, der zusammen mit Takagi und Sato mit der Angestellten an der Kasse debattierte. Wortfetzen wehten zu ihr rüber, die Frage des Kommissars, ob irgendwie verdächtig erscheinende, ganz in schwarz gekleidete Leute gesehen worden wären. Es ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte er nur alles angestellt. Was hatte er ausgehalten… wie hatte er…? Und wieso hatte sie es nie gesehen? Nichts gesehen, gar nichts… War so blind gewesen… gegenüber allem, was er sagte und tat, hatte nie erkannt… Nichts erkannt. Ran seufzte schwer, rieb sich die Oberarme mit ihren Händen. Ihr war kalt, dabei… dabei war es doch schon Mai. So kalt war es doch gar nicht mehr, und sie hatte doch eine Jacke an… Allerdings wusste sie, dass es nicht die Außentemperatur war, die sie zittern ließ. Shinichi… Sie verstand es einfach nicht… Alle hatte es gesehen, alle hatten es gewusst… Jeder, mit dem sie bis jetzt geredet hatte, Heiji, Kazuha, Ai, sogar ihr Vater… jeder hatte ihr gesagt, dass er sie geliebt hatte. Sonoko war zwar heute nicht dabei gewesen, aber aufzuzählen, wie oft ihre beste Freundin ihr weismachen hatte wollen, dass Shinichi in sie verliebt war, würde in dreistellige Zahlen gehen. Sie hatte immer nur abgewinkt. Er doch nicht. Er hätte doch fast jede haben können, er war berühmt, begehrt, wohlhabend und sah gut aus… bekam massenweiße Fanpost. Warum hätte er da gerade sie rauspicken sollen? Sie hatte ihn nie angebetet, wie es viele andere machten, ihm keine Liebesbriefe geschrieben. Sie hatte ihm gesagt, wenn er sie aufregte, nach ihm geschlagen, wenn es ihr zu bunt wurde- und doch hatte er sie jeden Morgen abgeholt, war mit ihr zur Schule gegangen- und sie hatte sich Sorgen gemacht, wenn er nicht gekommen war. Er war ihr Freund gewesen, sie hatten schon im Sandkasten miteinander gespielt… vielleicht war es das? Vielleicht waren sie einfach schon zu vertraut gewesen? Sie hatte es nie gewagt, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Hatte ihm nie gesagt, dass er ihr fehlen würde, wenn er weg wäre. Nie gesagt, dass er mehr für sie war, mehr als nur ein Freund. So viel mehr. Sie hatte ihm nie gesagt, dass sie seine Gesellschaft schätzte, hatte ihm eher noch an den Kopf geworfen, dass er sie nervte. Er hatte sich nie davon abhalten lassen, sie weiter zu nerven… Ran schmunzelte. Allerdings wischte ihr schon der nächste Gedanke ihr Lächeln aus dem Gesicht. All das habe ich nie getan... ich hätte ihm so viel zu sagen gehabt, doch nie hat auch nur ein Wort meinen Mund verlassen. Und dabei hatte er doch, jetzt im Nachhinein betrachtet, ihr so viele Hinweise gegeben, die ihr gezeigt hätten, wie er es sah. Hinweise auf seine Identität- und seine Gefühle für sie. Hinweise, die sie ermutigen hätten können, auf ihn zuzugehen. Sie war so blind gewesen, in den letzten Jahren. Sie hatte ihn oft so falsch eingeschätzt. Und dabei dachte sie doch, sie würde ihn kennen- kannte sie ihn wirklich so gut, wie sie glaubte? Sie hatte eher gedacht, er würde sie anlügen, mit Absicht und voll Schadenfreude, als zu glauben, dass er sie beschützen wollte. Wieso? Er war so oft so knapp davor gewesen, ihr zu sagen, wer er war. Conan hatte des Öfteren seltsame Sachen gesagt, aber sie hatte dem nie größere Bedeutung beigemessen. Oder hatte sich immer wieder täuschen lassen. Warum? Ran, ich muss dir etwas sagen… Damit hatte es meistens begonnen. Seine kindliche Stimme, sein süßes Gesicht… und Augen, die eigentlich für ein Kind viel zu viel erzählen konnten. Augen, die vom Leben berichteten, von guten und schlechten Zeiten, von Liebe und Leid, Sachen, die ein siebenjähriges Kind noch nicht wissen konnte… Als ihr Vater Geld beim Pferderennen gewonnen hatte, und sie noch kurz einkaufen gewesen war, war er völlig aus der Fassung geraten, als er sie nicht gefunden hatte. Als sie ihm die Augen zugehalten und er sie erkannt hatte, da hatte er nicht aufgrund ihres plötzlichen Auftauchens erschrocken dreingeschaut, wie sie es vermutet hatte, nein- er war erleichtert gewesen. Wirklich und zutiefst erleichtert. Und diese seltsamen Worte, die er damals gesagt hatte... Ran…! Schwarz… Pass auf, dass das Steak nicht verkohlt und ganz schwarz wird… Er hatte ihr von der Schwarzen Organisation erzählen wollen, dessen war sie sich sicher. Er war so kurz davor gewesen, ihr alles zu sagen. Nur am Ende hatte er noch mal die Kurve gekratzt. Das war nur ein Beispiel gewesen… es hatte so viele mehr gegeben. Und dann… all die Momente, in denen er ein wenig von sich preisgegeben hatte… von den Gefühlen, die er für sie hegte. Allen voran der Abend im Restaurant im Beika-Turm. Ran fragte sich jetzt noch, wie bescheuert sie damals gewesen war. Fragte ihn ernsthaft, ob er die Mitschriften haben wollte, damit er für die Schule nachlernen konnte. Er lud sie in ein teures Restaurant ein und sie konnte sich nicht denken, woher der Hase lief. Selten dämlich, wirklich. Er hatte es ihr sagen wollen. Wenn dieser Fall nicht gewesen wäre, für den sie ihm auch noch ihre ‚Erlaubnis’ gegeben hatte- und wenn Ai ihm die Wahrheit gesagt hätte, über die Dauer des Gegengifts… Stattdessen war Conan wieder gekommen, und hatte diese Sachen von ihm ausgerichtet. Die Bitte, auf ihn zu warten, weil er wieder kommen würde… und wenn es das Letzte wäre, was er in seinem Leben täte. Und dabei… dabei war er es selbst gewesen, der sie darum gebeten hatte, auf ihn zu warten. Ran schluckte, merkte, wie ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. Wenn sie ihm ‚verboten’ hätte zu gehen, ihn gebeten hätte, zu bleiben, dann hätte- dann hätte er es ihr vielleicht gesagt… Und dann… dann noch sein achtzehnter Geburtstag. Als er mit ihr zusammen die Bombe entschärft hatte. Und diesen einen Satz gesagt hatte, als sie in Panik zu geraten drohte, weil sie nicht wusste, welchen Draht sie durchschneiden sollte… „… und wenn wir sterben, dann sterben wir gemeinsam…“ Ran bekam eine Gänsehaut, ihre Knie begannen zu schlottern. Und zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sie sich, wie es wohl gewesen wäre, wenn ein paar Dinge, der Abend im Tropical Land, um nur ein Beispiel zu nennen, anders gelaufen wären. Wenn doch nur einer von ihnen beiden den Mund aufgemacht hätte… Sie fragte sich, wie es wäre, wenn er sie jetzt in den Arm nehmen würde, sie sich an ihn lehnen könnte, seine Wärme spüren… Wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein, ihm nah zu sein… Ihn zu küssen? Wie würde sich das anfühlen…? Aber jetzt… momentan war all das so weit weg wie nie zuvor. Und langsam, langsam wurde ihr wirklich klar, was sein Verlust für sie bedeuten würde. Sie liebte ihn. Wenn er nicht wiederkam… Sie blinzelte. In ihren Augen sammelten sich immer mehr Tränen, sie schluckte schwer, versuchte sie zu unterdrücken. Wenn sie zu langsam waren, zu spät kamen… wenn er tot war… Allein der Gedanke daran verursachte bei ihr ein Gefühl der Ohnmacht, der Verzweiflung, das so stark war, dass sie es körperlich spüren konnte. Sie merkte, wie ihr schlecht wurde, ihr Herz zu rasen begann, ihr kalter Schweiß auf die Stirn trat. Die ganze Zeit hatte er sich um sie gekümmert, war bei ihr gewesen, hatte ihr geholfen und sie getröstet, wenn es ihr nicht gut ging, wohl wissend, dass er die Ursache dafür war. Langsam wurde ihr klar, was er alles durchmachen hatte müssen, was er alles ertragen hatte, ihretwegen. Dass er sogar soweit gegangen war, den auch für ihn schmerzlichen Schritt zu tun, sich von ihr zu trennen. Damit sie frei war, neu anfangen konnte… Sie war wichtig für ihn. Und er war wichtig für sie. Er war in Lebensgefahr, und sie stand hier und wartete, badete in Selbstmitleid und schwamm in Selbstvorwürfen, was ihm beides nicht das Geringste nützte. Ran schluckte, kämpfte das Gefühl von Übelkeit nieder, das in ihr aufgekeimt war. Jede Sekunde, jede Minute, die verging, brachte ihn dem Tod ein Stückchen näher. Sie standen hier und vertrödelten wertvolle Zeit. Ran atmete tief durch, straffte die Schultern. Die ganzen Jahre hatte er für sie gekämpft, allein - jetzt wurde es Zeit, dass ihm jemand half. Dass sie ihm half. Der Moment war gekommen, an dem sie sich ihm zur Seite stellen musste, den Kampf mit ihm zusammen ausfocht. Ein grimmiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihr Entschluss stand fest. Das alles hier ging viel zu langsam. Shinichi, halt durch. Ich komme, hörst du? Ich finde dich… nur… halt durch, bitte. Bitte, bitte… Kazuha und Heiji schauten sich alarmiert an, als sie den wild entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin bemerkten. Dann sahen sie zu, wie Ran mit entschiedenen Schritten auf den Eingang des Vergnügungsparks zuging. Heiji und Kazuha seilten sich ab, sie wollten ihre Freundin auf keinen Fall alleine lassen. Eilig rannten die beiden Oberschüler aus Osaka ihr hinterher. Ran marschierte einfach los, schlängelte sich durch die Menschentraube, die sich vor dem Eingang gebildet hatte. Sie wusste, wo sie hinwollte. Dass man sie aufhalten wollte, kümmerte sie nicht. Stimmen, die nach ihr riefen, ignorierte sie, Hände, die sie festhalten wollten, schüttelte sie ab. Jodie Starling stieß ihren Partner in die Rippen, als sie das Mädchen davongehen sah. Er nickte nur, und die beiden FBI-Agenten hefteten sich an ihre Fersen. Ai, die Ran die ganze Zeit beobachtet hatte, entfernte sich unauffällig von den Detective Boys, die zusammen mit Professor Agasa hierher gekommen waren, und folgte der Oberschülerin ebenfalls. „Wo will sie denn hin?“, fragte Jodie ein wenig atemlos, als sie sich endlich durch die Menschenmenge durchgequetscht hatten. Ran hatte ein schönes Stück Vorsprung gewonnen, allerdings sahen sie sie immer noch hier und da vor sich laufen. „Ich nehme an, sie geht zum Riesenrad, fängt mit dem Suchen an. Es scheint ihr wohl zu langsam zu gehen, und da muss ich ihr uneingeschränkt zustimmen.“, antwortete Akai und warf dem kleinen Mädchen neben sich einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Jodie folgte seinem Blick und lächelte, als sie Ai erkannte, die mit finsterer Miene vor sich auf den Boden starrte. „Hey, little one. Bei dem Gesicht, das du machst, würde ich sagen, du siehst wohl keine Chance mehr…“ Ai schaute sie an. „Danke, ich weiß selber, dass ich bei ihm keine Chance hab…“, meinte sie trocken. Jodie allerdings sah sie erstaunt an. „What… you, too? Du liebst ihn auch?“ Der Kopf des kleinen rotblonden Mädchens fuhr hoch. Ihre Augen waren vor Entsetzen aufgerissen und die Röte war ihr ins Gesicht gestiegen. Akai zog die Augenbrauen hoch. „Sie- haben darauf gar nicht abgezielt?“, stotterte Ai. Die Frau schüttelte den Kopf, dann lächelte sie entzückt. „Weißt du, dass du sooo cute aussiehst, wenn du erschrickst? Sooo große Augen kriegst du da. Richtige Kulleraugen! Soooo sweeeet!“ Sie holte begeistert mit ihren Händen aus, um die Größe von Ais ‚Kulleraugen’ extrem übertrieben anzudeuten, wofür sie sich von ihrem Partner, der neben ihr mit in dem Hosentaschen vergrabenen Händen herging, einen mehr als einfach nur verächtlichen Blick einfing. „Sei kein Spielverderber, darling.“, meinte sie gelassen; dann wandte sie sich wieder zu Ai zu. „Nein, darauf wollte ich nicht hinaus. Ich meinte eigentlich, dass du wohl keine Möglichkeit mehr siehst, ihn da noch lebend rauszukriegen. Ich dachte, deswegen schaust du so betrübt. Dass du dich in ihn verliebt hast, wusste ich nicht.“ Sie seufzte. „Aus welchem anderen Grund ziehst du denn dann so ein düsteres Gesicht, little one? Du wirkst verbittert...“, fragte sie dann. Das Mädchen zog es vor, zu schweigen, und so blieb Jodie nichts anderes übrig, als zu raten. „Bist du eifersüchtig, sweetheart?“ „Nein, bin ich nicht.“, antwortete die Kleine stur. Die FBI-Agentin seufzte. „Doch, bist du. Versuch nicht, mich anzulügen.“ Ai blickte hoch. „Selbst wenn, wüsste ich nicht, was Sie das angeht.“ Jodie schaute zu ihr hinab. Das kleine Mädchen war kalkweiß im Gesicht, ihre Unterlippe zitterte und ihre Hände hatte sie in den Hosentaschen vergraben. All diese Dinge straften das Desinteresse und die Kälte in ihrer Stimme Lügen. „Du bist eifersüchtig, und du hast Schuldgefühle. Und du fürchtest etwas. Was ist denn los…?“ „Ich beneide sie.“, murmelte Ai schließlich, senkte ihren Blick. „Ich beneide Ran um Shinichi. Ich gönne ihn ihr nicht. Ich habe versucht, sie auseinander zu bringen. Ich hab ihn manipuliert, ihm für ihn wichtige Details verschwiegen, wie die Dauer des temporären Gegengifts. Ich sabotierte seine Pläne, brachte ihn dazu, sie anzulügen, damit sie ihn hasst…“ Jodie starrte sie erstaunt an. „Aber…“ „Kein Aber.“, murmelte Ai. „Ich kann nicht anders. Und jetzt sehen Sie sich das an, wie weit ich ihn getrieben habe… mit Absicht, denn mir ist bewusst, was ich mache. Ich kann's nicht ändern, ich bin einfach so.“ Sie hob ihren Kopf wieder, starrte auf die Lichter der Vergnügungsparkattraktionen, deren bunter Schein sich in ihren Augen spiegelte. „Ich hab’s gesehen. Ich hab gesehen, wie schlecht es ihm ging, ich hab ihn leiden sehen, und ich wusste, ich bin mit Schuld daran. Er hat sich gequält, wegen Ran. Und anstatt ihm zu helfen, wie er mir geholfen hätte, habe ich nie ein Wort der Aufmunterung oder des Trostes verloren. Es war mir egal, nein, schlimmer- es war mir Recht. Ich wollte ihn für mich haben, habe gehofft, irgendwann gibt er auf, fügt sich… und als er mit ihr Schluss gemacht hat, glaubte ich mich am Ziel. Ich hatte keine Ahnung wie fertig ihn das machen würde. Ich dachte, er kommt drüber weg- wie sehr hab ich mich getäuscht. Sie haben ihn nicht gesehen, danach… ich schon. Und selbst da… hab ich nur ein „Es tut mir Leid“ herausgebracht. Ich hab ihn nicht ermuntert, nicht aufzugeben, sich bei ihr zu entschuldigen, was auch immer… ich hab nur gesagt, dass es mir Leid tut. Tut es auch. Ran ist ein nettes Mädchen. Und…“ Ai seufzte. „Und jetzt habe ich Angst. Angst um sein Leben, das ich ihm zerstört habe. Und dennoch… Ich kann es nicht ändern. Ich bin egozentrisch und kein Gefühlsmensch.“ „Das ist nichts weiter als eine faule Ausrede. Sich selber zu ändern, das ist etwas, was durchaus in unserer Macht steht. Es ist alles nur eine Frage des Wollens.“ Ai schaute auf, sah in Shuichi Akais eisblaue Augen, die kurz auf sie herabblickten. Dann wandte er seinen Kopf, genauso wie sie selbst, in eine andere Richtung, als etwas anderes ihr Interesse erregte. Und nicht nur ihre. Lautstarkes Poltern und Schreien zog die Aufmerksamkeit von jedem, der sich im Umkreis von zwanzig Metern befand, auf sich. „Nun“, murmelte der FBI-Agent, „da vorne ist sie ja. Dann gehen wir am besten mal hin und helfen dem armen Teufel, der da jetzt in der Falle sitzt…“ Der Ursprung des Lärms war Ran, die mittlerweile das Führerhäuschen des Riesenrads erreicht hatte. Sie schrie und brüllte, traktierte die Glasscheibe mit Händen und Füßen wie eine Furie. „Kommen Sie raus da!“ Im Inneren seiner Kabine war der Schausteller, ein kleiner dicklicher Mann, bis ganz nach hinten gerutscht, presste sich an die Rückwand und starrte mit vor Angst geweiteten Augen das außer Rand und Band geratene Mädchen vor seinem Stand an. „Hinter Ihrem Fahrgeschäft wurde jemand entführt und Sie wollen nichts gesehen haben?! Das glaube ich nicht…!“ Dann war Shuichi bei ihr angekommen, packte sie am Oberarm und zog sie ein wenig zurück, presste gleichzeitig seine Dienstmarke gegen das Glas. „Shuichi Akai, FBI. Kommen Sie bitte heraus, meine Partnerin“, er nickte in Jodies Richtung, „und ich hätten da ein paar Fragen an Sie.“ Als der Mann keine Anstalten machte, sich vom Fleck zu rühren, fügte der schwarzhaarige FBI-Agent mit einem eher zynischen, leicht spöttischen Lächeln hinzu: „Keine Bange, wir beschützen Sie natürlich vor der Kleinen hier.“ Der Mann warf ihm zwar einen leicht verärgerten Blick zu, bequemte sich aber nun endlich dazu, seine Hütte zu verlassen. Währenddessen zog Akai Ran ein wenig abseits. „Jetzt hör mir mal zu, Kleine. Du kannst dir versichert sein, wir alle wollen deinen Freund lebend finden, aber mit solchen Hauruck-Aktionen hilfst du ihm nicht weiter, hörst du? Du wirst so was in Zukunft unterlassen und solange ich und Jodie dabei sind, tust du das was wir für richtig halten, wir sind schon ein wenig länger im Business als du. Haben wir uns verstanden?“ Ran starrte ihn störrisch an und schwieg, drehte dann ihren Kopf zur Seite. Er griff wieder ein wenig fester zu und zog sie zu sich, damit sie ihn wieder ansah. „Haben wir uns verstanden?“, wiederholte er; aus seiner Stimme sprach Unnachgiebigkeit. „Ja.“, presste Ran mit zusammengekniffenen Lippen hervor. „Braves Mädchen.“ Das ‚brave Mädchen’ warf ihm einen giftigen Blick zu, der ihn allerdings herzlich wenig zu stören schien. „Also schön.“, meinte er dann, als auch Heiji und Kazuha, sowie Ai und Jodie sich um ihn und Ran versammelt hatten. „Jodie und ich befragen jetzt den Führer dieses Riesenrads, vielleicht hat er ja etwas gesehen. Ihr sucht solange das Gelände ab; besonders interessant dürfte wohl der Platz hinter dem Riesenrad sein.“ Damit drehte er sich um, zog Jodie mit sich und ließ sie alleine stehen. „Na los, fangen wir an.“, murmelte Ai. Als sich keiner der drei anderen rührte, drehte sie sich um schaute sie fragend an. „Worauf wartet ihr? Er wird Recht haben, sie werden ihn wohl da drüben überwältigt haben, dort sieht sie keiner. Außerdem haben sie ihn dort das letzte Mal auch schon gekriegt…“ Ran schluckte. Heiji starrte Ai feindselig an. „Sag mal… was willst du eigentlich hier? Weswegen bist du mitgekommen?“ Ai zog die Augenbrauen überrascht hoch. „Na, einen Hinweis finden, wohin sie ihn verschleppt haben, das will ich. Wie ihr doch auch, nicht wahr?“ „Weißt du, langsam fange ich an zu zweifeln, ob du’s mit Kudô so gut meinst, wie du immer tust. Du sagst zwar, du machst dir Vorwürfe, weil du ja angeblich ach so gut gewusst hast, wie schlecht es ihm ging… aber meines Erachtens kann es damit nicht so weit her sein.“ Ai erstarrte, ihre Hände verkrampften sich. „Ich denke nicht, dass du auch nur ansatzweise erfasst hast, wie schlecht es wirklich um Shinichi stand, denn sonst… sonst hättest du dein kindisches Benehmen sein lassen, und ihm wirklich geholfen. Aber nein… du musstest ja unbedingt die verschmähte Geliebte spielen. Du bist egozentrisch, introvertiert und verschlossen, interessierst dich nur für dich. Ich glaube dir, dass du ihn finden willst, aber deine Motive sind mir noch schleierhaft. Warum ich dir das sage, ist, weil ich will, dass du dir klarmachst, was passieren wird, wenn wir ihn finden. Ich will, dass du dir bewusst wirst, dass du, wenn du uns jetzt hilfst, nicht nur ihm, sondern auch Ran hilfst. Wenn du damit nicht zurecht kommen solltest, wenn dieser ganze Mist hinterher wieder von vorne losgeht, dann solltest du jetzt besser gehen. Ich will dir keine böse Absicht unterstellen, aber ich sehe nicht länger mit an, wie du meinen Freund, ob nun freiwillig oder nicht, zugrunde richtest mit deinen Spielchen.“ Ai schluckte. Er hat Recht, mit dem was er sagt. So… so bin ich wohl. Aber… will ich so sein? Ran und Kazuha starrten Heiji erstaunt und mit leicht geöffneten Mündern an. Das rotblonde Mädchen schaute einen nach dem anderen an, las auf all ihren Gesichtern Misstrauen und Ablehnung. An Rans bleichem Gesicht blieb ihr Blick haften. „Ich will ihn genauso lebend wieder finden wie ihr…“ Dann straffte sich ihr kleiner Körper, Entschlossenheit spiegelte sich auf ihrem jungen Gesicht. „Du hast Recht. Ich hab ihm nicht geholfen, ich war eifersüchtig und neidisch. Und ich kann nicht behaupten, dass ich das nicht immer noch bin. Ich weiß nicht, ob ich das abstellen kann, aber ich will keinem damit schaden.“ Ai warf einen herausfordernden, prüfenden Blick in die Runde. Sie strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. Ihre Finger zitterten. „In meinem Leben habe ich viele falsche Entscheidungen getroffen, und nur wenige bereut. Wirklich bereut. Aber zwei gibt es, zwei Entschlüsse, die ich gefällt habe, die ich am liebsten rückgängig machen würde. Und beide… beide betreffen Shinichi Kudô. Die erste ist, die Forschung am APTX wieder aufgenommen und es nicht einfach als hoffnungslosen Fall und Gedankenspielerei belassen zu haben. Nein- ich musste ja unbedingt herausfinden, zu welchen Leistungen mein Hirn und die Forschung imstande waren. Damit habe ich nicht nur mir selbst geschadet, wahrscheinlich unzähligen Menschen das Leben gekostet, nein… ich habe ihm damit seine Identität genommen. Hätte ich die Arbeit einfach gelassen, meine Neugierde besiegt, dann wäre er nie in diese Situation gekommen. Ich weiß nicht, was stattdessen passiert wäre… aber nicht das hier, so viel ist sicher. Zum zweiten... Nun, Fakt ist, dass ich mich in letzter Zeit auch nicht wirklich um ein Gegengift gekümmert hab. Ich dachte... dachte, er hält das schon aus. Ich habe ihn gezwungen, dich anzulügen, dir nicht die Wahrheit über seinen Verbleib zu sagen. Ich wollte, dass du ihn hasst, deswegen. Weil er so selten da war, weil er dir nie sagte, wo er war. Ich wollte, dass du misstrauisch wirst, das Vertrauen in ihn verlierst, ich wollte, dass diese lange Trennung und seine Hilflosigkeit, seine Ohnmacht in dieser Situation ihn zermürbt. Ihn von dir abbringt. Genau das Gegenteil hab ich erreicht, und viel zu spät gemerkt. Ich bin eine Egozentrikerin, eine skrupellose noch dazu, und das... das tut mir Leid. Reichlich spät, ich weiß. Ich entschuldige mich dafür bei dir... Ich hab ihn dazu getrieben, ein Ende herbeizusehnen, diesen Schritt zu tun… Ich bin Schuld, dass das hier gerade passiert.“ Eine Träne rann ihr aus dem Augenwinkel. Sie wischte sie unwillig weg und räusperte sich. Ich könnte mich ändern… ich will doch nicht Schuld am Unglück anderer sein… eigentlich. „Und außerdem… gibt es da noch etwas, was mir noch auf dem Herzen liegt. Ich… wisst ihr… was ich nicht für ihn war, eine Freundin, jemand der ihm zur Seite steht… war er trotz allem für mich. Shinichi war mir immer ein guter Freund, er war hilfsbereit und fürsorglich, hat mir die Hand gereicht, als ich am Boden lag, hat mich nicht verurteilt oder gehasst dafür, was ich bin, wozu er jedes Recht gehabt hätte. Er hat mir gezeigt, was Freundschaft bedeutet. Dass das Leben auch schön sein kann. Dafür will ich ihm noch Danke sagen…“ Den letzten Satz wisperte sie nur noch, er ging fast unter im Gemurmel, Gelächter, Getuschel und Geraune der Menschen um sie herum. Heiji nickte nur. Doch ja… ich will mich ändern. Es ist an der Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)