Der Weg von abgemeldet (Zum RPG "Das Blut der Templer 2") ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Drückende Stille, Dunkelheit, Kälte...das ist alles, was geblieben ist, seit du fort bist. Stille, weil ich dich nicht mehr reden und lachen höre, Dunkelheit, weil ich das Leuchten in deinen Augen nicht mehr sehen kann, Kälte, weil ich die Wärme deines Körpers neben mir nicht mehr spüre. Ich kann nicht mehr sehen Trau nicht mehr meinen Augen Kann kaum noch glauben Gefühle haben sich gedreht Manchmal schließe ich die Augen und sehe dich vor mir, klarer als auf den Fotos. Der Wind streicht dir durchs Haar und du rufst lachend meinen Namen, wie du es so oft getan hast. „Jonas, schau nicht so traurig...“ Ich habe dich eigentlich nie ohne ein Lächeln gesehen und dabei wusstest du, was kommen würde. Du hattest einfach keine Angst. Ich bin viel zu träge um aufzugeben Es wäre auch zu früh Weil immer was geht Seit Tagen liege ich nur noch im Dunkeln auf dem Bett, die Fenster sind zugezogen und ich starre an die Decke und denke nach. Sie sagen mir „Versuch zu vergessen.“, aber ich klammere mich an jedes Detail, an jede Erinnerung die ich von dir habe und merke mit Erschrecken, dass es immer weniger werden. Ich habe nicht einmal mehr die Kraft zu weinen. Wir waren verschworen Wären füreinander gestorben Da war dieser Abend, als du im See schwimmen warst und ich dir sagte, du würdest krank werden, wenn du nicht herauskommen würdest. Du hast gelächelt, aber ich habe dieses traurige Glitzern in deinen Augen gesehen, dass ich damals nicht einordnen konnte. Jetzt kann ich es und wünschte, ich wäre wieder so unwissend wie ich es damals war. Warum hast du mir nie etwas gesagt? Haben den Regen gebogen Uns Vertrauen geliehen Wir haben versucht auf der Schussfahrt zu wenden Dann war da der Tag, an dem wir nebeneinander lagen und einfach an nichts dachten, während die Sonne durchs Fenster schien und uns wärmte. Und plötzlich, ohne Grund, fragte ich: „Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du morgen stirbst?“ Du hast mir nie eine Antwort gegeben. Nichts war zu spät Aber vieles zu früh Du hast mir oft gesagt, die wäre es egal, wann du sterben würdest. Aber dann kamst du zu mir und sagtest, du seiest schwanger und du hast geweint. „Es ist mir nicht egal, Jonas. Nicht jetzt.“ Immer wieder habe ich diesen Satz später still für mich wiederholt und erst verstanden, als ich nicht mehr helfen konnte. Wir haben uns geschoben Durch alle Gezeiten Haben uns verzettelt Auf das Kind hast du dich gefreut, jedenfalls hast du mir das erzählt. Aber du hast mir in so vielen Dingen nicht die Wahrheit gesagt, dass ich nicht mehr weiß, was ich glauben soll. Du sagtest: „Ich werde dich nicht verlassen, Jonas.“, und dabei gelächelt. Du hast so oft gelächelt und das vermisse ich jetzt. Es ist, als wäre mit dir sämtliche Fröhlichkeit von mir gewichen. Uns verzweifelt geliebt Wir haben die Wahrheit so gut es ging verlogen An dem Abend, an dem ich endlich die Wahrheit erfuhr, habe ich dich gefragt, warum du mir nie etwas gesagt hast. Und du hast geantwortet, dass es nichts geändert hätte. In diesem Moment habe ich dich gehasst, habe ich dich zwischen all der Liebe und dem Schmerz, den ich empfand, angeschrieen, wenn auch nicht laut. Und Sekunden später habe ich mich dafür geschämt, dafür, dass ich dir Dinge vorgeworfen habe, für die du nichts kannst. Dass du stirbst und das Kind mit dir nimmst und mich allein lässt mit all den Erinnerungen, die langsam verblassen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist...die mich verlassen, wie du es getan hast. Es war ein Stück vom Himmel Dass es dich gibt Und trotzdem fühle ich jedes Mal, wenn ich an dich denke nicht nur Bitterkeit, sondern auch Glück. Und deshalb rufe ich mir immer wieder dein Bild ins Gedächtnis, immer und immer wieder, auch wenn es allmählich verwischt wie ein Foto, über das man zu oft streicht. Und ich überlege auch, wie wir als Familie gewesen wären, mit dem Kind zusammen. Ich denke darüber jeden Abend nach, auch wenn es schmerzt. Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt Wenn ich daran denke, wie du manchmal draußen standest und die Sonne dich anschien...in diesen Momenten sah es so aus, als würde alles Licht der Welt von dir ausgehen. In diesen Momenten sah es so aus, als dürfte kein Mensch dieser Erde dich auch nur ansehen, als wäre dein Anblick verboten. In diesen Momenten sah es so aus, als wärst du unsterblich. Aber du warst es nicht. Nordisch nobel deine sanftmütige Güte Dein unbändiger Stolz Das Leben ist nicht fair Manchmal frage ich mich, ob du auch Hilfe angenommen hättest, wenn es welche gegeben hätte. Als wir uns das erste Mal trafen, hast du mir gesagt, du bräuchtest meine Hilfe nicht, dir könne sowieso niemand helfen. Aber vielleicht war es nur deshalb so, weil du zu lange gewartet hast, weil dir niemand helfen durfte. Vielleicht hat dich letzten Endes dein Stolz umgebracht. Den Film getanzt in einem silbernen Raum Vom goldenen Balkon die Unendlichkeit bestaunt Heillos versunken, trunken Und alles war erlaubt Es überrascht mich, dass ich dich dann doch näher kennen lernen durfte, obwohl du eigentlich niemanden an dich heran gelassen hast. Ich weiß jetzt, dass du es deshalb getan hast, weil du diesen Menschen den Schmerz ersparen wolltest. Aber selbst dann hätte ich dich geliebt, bedingungslos, gedankenlos...sinnlos. Du hattest recht, als du sagtest, die Wahrheit hätte zwischen uns nichts verändert. Ich habe dich auch danach noch geliebt, liebe dich noch immer. Ich habe deinen Duft geliebt, deine Blicke, deine Berührungen, alles an dir. Ich war abhängig von dir und jetzt mache ich die grausamste Art von Entzug durch, die es gibt. Zusammen im Zeitraffer Mittsommernachtstraum Mittlerweile habe ich die Zeit vergessen. Wie lange ist die Beerdigung her? Wie lange das letzte Mal, dass ich dich reden hörte? Es kommt mir wie gestern vor und dann aber doch wieder wie tausend Jahre. Ich möchte nicht darüber nachdenken, möchte vergessen, wie man es mir geraten hat. Vielleicht hilft es gegen all das Leid. Aber dich vergessen heißt loslassen zu müssen. Ist es das wert? Ist es mir wert, die schönste Zeit meines Lebens zu vergessen um keinen Schmerz mehr zu spüren? Die Leere wird bleiben. Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt ’Aber wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben’. Irgendwo habe ich das einmal gelesen. Aber selbst wenn es stimmt, ist es nicht gerecht. Niemand kann dich so lieben, wie ich es getan habe, keiner hat das Recht, dich mir zu nehmen. Aber keinen hat es gekümmert. Wenn die Götter dich geliebt haben, Zoe, dann müssen sie mich hassen. Nordisch nobel deine sanftmütige Güte Dein unbändiger Stolz Das Leben ist nicht fair Wo bleibt die Gerechtigkeit? Ich gehe nicht mehr vor die Tür, weil ich weiß, was ich sehen werde. Ich werde Paare sehen, glücklich, zusammen, manche mit Kindern. Und ich werde dein Lachen hören bei ihrem Anblick. „Bald werden wir auch ein Kind haben, Zoe.“ Wie dumm ich war. Ich weiß, dass du eine gute Mutter gewesen wärst, aber der Gedanke tröstet mich nicht. Er macht mich wütend und traurig zugleich. Dein sicherer Gang, deine wahren Gedichte Deine heitere Würde, dein unerschütterliches Geschick Ich wusste an dem Tag, dass etwas geschehen würde. Ich wusste es, als du gestolpert bist und ich dich auffangen musste. Es war das erste Mal, das du dich nicht unter Kontrolle hattest, dass du nicht Herr über dich selbst gewesen bist. Selbst als du damals geweint hast, wusstest du bis zu einem gewissen Grad, was du tust. Aber als ich dich zurück getragen habe und deine kraftlose Hand sich an meinen Arm geklammert hat, wusste ich, dass du mich verlassen würdest. Du hast der Fügung deine Stirn geboten Hast ihn nie verraten Deinen Plan vom Glück Ich weiß, dass du bis zuletzt gekämpft hast, auch wenn du es nicht gezeigt hast. „Nicht jetzt, Jonas“, hast du mir gesagt. Du wolltest bei mir bleiben, zusammen mit dem Kind. Aber du hattest keine Kraft mehr, weil du bereits dein ganzes Leben lang gekämpft hattest. „Ich bin froh, dich gekannt zu haben, Jonas.“ Natürlich hast du gelächelt, als du das sagtest. Du wolltest mich beruhigen, aber ich habe gesehen, dass du innerlich geweint hast. Und dann warst du still und hast alle Musik und Geräusche mit dir genommen. Selbst auf der Beerdigung hat keiner wirklich etwas gesagt, weil niemand wusste, wie du wirklich warst. Weil du niemandem die Wahrheit erzählt hast, deine Träume, Hoffnungen, Wünsche. Ich gehe nicht weg Hab meine Frist verlängert Neue Zeitreise Und fremde Welt Als ich vor deinem Grab stand und den ganzen leeren Reden lauschte ohne sie wirklich zu hören, wollte ich einfach nur allein sein. Ich wünschte mir all die Leute fort. Ich wollte dich im Arm halten, ganz fest, und nie wieder loslassen. Ich wollte mich durch die Erde zu dir graben, neben dich legen und nicht mehr aufstehen. Aber ich blieb stehen, starrte das nasse Gras an und ließ mich von unechten Worten umnebeln. Habe dich sicher In meiner Seele Ich trag dich bei mir Bis der Vorhang fällt Selbst später hatte ich lange Zeit nicht meine Ruhe, wurde ständig von Leuten angeredet, die ich noch nie gesehen hatte und die mir rieten, wie ich mich jetzt am besten zu verhalten hatte. Ich versuchte sie zu ignorieren, so wie du es getan hättest. Ich versuchte sie mit ein paar knappen Worten zum Schweigen zu bringen, etwas, was du perfekt beherrscht hast. Aber du warst nicht da, um mir zu helfen und so ließ ich sie reden und befolgte am Ende sogar ihre Anweisungen, um dieses Gefühl loszuwerden, dieses Gefühl der Taubheit und Leere. Und es verschwand tatsächlich, nur um durch Schmerz ersetzt zu werden. Ich weiß immer noch nicht, was von beiden schlimmer ist. Aber eins weiß ich ganz sicher: Dass ich dich nie werde vergessen können. Ich trag dich bei mir Bis der Vorhang fällt Text von Herbert Grönemeyer Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)