Poisonous Love von Yami_no_Haru ================================================================================ Kapitel 1: Immer dieselbe Leier... ---------------------------------- Hallo erstmal ^^ Danke für die netten Kommentare! So viele hatte ich noch nie auf ein Kapitel! *freufreufreu* Deshalb ein großes ARIGATOU an alle meine Kommi-schreiber. Ich hoffe, das erste Kapitel enttäuscht euch nicht. Ich widme dieses Pitel meinem ersten Schreiberling: *Trommelwirbel* The-Satty!!!!!!!!!!!!! Sooooooooo, nun erstmal zu den Kommis... @The-Satty: Tja, ob Ruki Uru bekommt, kann ich nicht sagen. Es steht noch in den Sternen. Musst einfach weiter lesen xP (=> Eigenwerbeung) @Black_Moral: Freut mich, dass es dir gefällt ^^ Und die Krise zwischen ReiRei und Aoi... hm........ ob das wieder was wird? Einfach weiter lesen, hai? Und schön Kommis da lassen ^^ @Gazetto_desu: Wer ist nur der Unbekannte? Nun, diese Frage wird erst in einem späteren Kapi geklärt xD Aber ich kann nur sagen, dass er übelst geil aussieht ^^ Und das mit Reita und Aoi musst du schon selber lesen. Es könnte (Achtung! Konjunktiv) sein, dass sie sich wieder vertragen ^^ @teufelchen_netty: Tja, unser lieber (oder böser) Ruki hat, wie schon in der Chara-beschreibung erwähnt, zwei (oder mehr) Persönlichkeiten. Im Prolog ist der "böse" Ruki aufgetaucht. Aber er kann auch anders ^^ @aoi_desu: Schön, dass es dir gefällt. Und die Sache mit Rei und Aoi... In einer Beziehung gibt es nunmal Höhen und Tiefen. Ob sie alle Schwierigkeiten überleben, ähm, ich meine natürlich überwinden, musst du lesen ^^ So, dann viel Spaß noch mit dem ersten Kapitel! (PS: Disclaimer: Gazetto gehören nicht mir und ich verdiene mit dieser FF kein Geld! So, reicht das? *böse guck*) Kapitel 1: Immer dieselbe Leier... Freitag, der 13. Juli 2007, Tokio 6.30 Uhr Liebes Tagebuch Ich weiß, ich bin nicht abergläubisch, aber heute wird irgendetwas passieren. Vielleicht ist es auch nur die Aufregung so kurz vor einer weiteren Tour, aber daran glaube ich nicht so wirklich. Immerhin hatte ich die Nacht einen verrückten Traum, den ich dir lieber nicht anvertraue. Sollte irgendjemand diese Seite lesen, würde man mich bestimmt sofort in eine hab-mich-lieb-Jacke stecken und in einen weißen Raum mit gepolsterten Wänden verfrachten. Das einzige, was ich dir mitteile ist, dass der Traum sich um ein Mitglied von Gazette gedreht hat. Ich erschaudere noch immer, wenn ich daran denke. Wahrscheinlich werde ich ihm heute nicht einmal an die Augen sehen können. Na ja, bestimmt habe ich heute Abend mehr zu sagen, als jetzt. Bis dann, Kamo Ich schloss das kleine Buch und verstaute es wieder unter meiner Matratze. Dort war es zwar nicht vor Entdecken sicher, aber immer noch besser aufgehoben als in der Schreibtischschublade. Innerlich aufgewühlt machte ich mich auf ins Bad. Heute fand zwar nur eine Probe statt, aber ich wusste, wie lange ich brauchen würde, um mich fertig zu machen. Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte meine Vermutung. Ich sah einfach schrecklich aus. Dunkle Ringe lagen unter meinen Augen. Meine braunen Haare mit den hellen Strähnen standen in alle Richtungen ab, was eigentlich nichts Besonderes war, wurde ich doch immer so gestylt. Aber jetzt regte es mich einfach nur auf. Kurzerhand schnappte ich mir Duschgel und Shampoo und verschwand, nachdem ich T-Shirt und Shorts ausgezogen und mehr schlecht als recht in den Wäschekorb geworfen hatte, in der Dusche. Eine halbe Stunde duschen am Morgen war einfach notwendig. Etwa zwei Stunden später wollte ich mich auf den Weg zu unserem Proberaum im Gebäude der PS Company machen, doch, oh Wunder, mein Wagen sprang nicht an. Was war heute noch einmal für ein Tag? Freitag der 13.? Es hatte doch irgendwas schief gehen müssen. Seufzend kramte ich nach meinem Handy und wählte eine mir allzu bekannte Nummer. Es tutete ein paar Mal, doch dann hob jemand ab und ein Grummeln ertönte aus dem Gerät. „Moshi moshi?“ „Ah, Reirei! Ich bin’s.“ „Was ist denn, Uru? Streikt dein Auto etwa schon wieder?“ „Du hast es erfasst. Muss wohl am Tag liegen.“ Erneut konnte ich unwilliges Grummeln vernehmen. Eine Decke raschelte und kurz darauf tappten nackte Füße auf Parkett. „Wenn du 10 Minuten warten kannst, hol ich dich ab.“ „Arigatou, Reita! Ich stehe tief in deiner Schuld.“ „Das tust du jeden Monat. Als Entschädigung dafür, dass ich dich wieder einmal chauffieren muss, lädst du mich zu einem Drink ein!“ „Hai, wie immer.“ Ich musste grinsen. Immer, wenn er mich fuhr, musste ich ihm einen Drink ausgeben. „Na, bis gleich.“ „Ja, wir sehen uns.“ Er legte auf. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Hauswand. Erneut grinste ich. Ich schien Reita mit meinem Anruf aus dem Bett geholt zu haben. Pünktlich 10 Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, fuhr Reita mit seinem alten, klapprigen Auto Baujahr 93 vor. Der schwarze Lack war an einigen Stellen schon abgeblättert und die Radkästen rosteten nur so vor sich hin. Dass der Wagen überhaupt noch durch den TÜV kam, wunderte mich sehr. Quietschend hielt Reita sein Fahrzeug an. Ich verfrachtete meine geliebte Gitarre auf den Rücksitz zu seinem Bass und stieg auf der Beifahrerseite ein. Kaum war die Tür zu, gab der Bassist auch schon Gas und raste die Straße entlang. Ich schnallte mich an und versuchte das verräterische Klappern der Türen und des Motors zu ignorieren. Auch Reitas Fahrstil war gewöhnungsbedürftig. Er fuhr gern schnell und nahm jede Kurve so eng, dass ich gegen die Tür gepresst wurde. „Äh, Reita?“ „Hm?“, murrte er nur. „Willst du nicht etwas... langsamer fahren?“ „Wieso? Ich halte mich doch an die Geschwindigkeitsbegrenzung.“ Daraufhin sagte ich nichts mehr. Der Bassist mochte keine Kritik an seiner Fahrweise. Darin ging er sich mit Aoi in nichts auseinander. Aber heute schien er noch um einiges gereizter zu sein, als sonst. Ich fragte besser nicht nach. Irgendwie konnte ich mir schon denken, was vorgefallen war. Die Fahrt zur PS Company dauerte nicht lang. Reita parkte in der Tiefgarage. Froh, endlich das Auto verlassen zu können und lebend am Ziel angekommen zu sein, erklomm ich mit zitternden Knien die Stufen zu unserem Proberaum. Ich wusste, dass ich zu spät war. Noch einmal atmete ich tief durch und betrat dann den Raum. Mir blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Weder eine Schimpftirade noch ein wütender Blick trafen mich. Stattdessen hockte Ruki auf dem Boden mit einem Lehrbuch auf den Knien. Ich konnte erkennen, dass es Deutsch für Anfänger war. Aoi zupfte abwesend auf seiner Gitarre herum. Er hatte nicht einmal aufgesehen, als ich den Raum betreten hatte. Von Kai war nirgends eine Spur zu sehen. „Äh, Leute? Ist Kai noch nicht da?“, fragte ich unsicher. Aoi blickte auf und nickte teils abwesend. Hinter mir betrat Reita den Raum. Ich spürte, wie er kurz erstarrte, dann aber mit steifen Bewegungen zu seinem Platz ging und seinen Bass auspackte. Die ganze Zeit über blickte er Aoi nicht ein einziges Mal an. Das kam mir spanisch vor, da auch Aoi den Bassisten zu ignorieren schien. Irritiert kratzte ich mich am Hinterkopf. Ich stimmte gerade meine Süße, als ein abgehetzt aussehender Kai in den Proberaum stürmte. Die eisige Stimmung bemerkend runzelte er kurz die Stirn. „Gomen, Leute, aber ich stand im Stau!“ Ruki blickte von seiner Lektüre auf und musterte den Drummer ausführlich. Kais Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Seine Augen waren leicht gerötet, was wahrscheinlich am Schlafmangel lag. „Du fährst doch überhaupt nicht Auto!“, stellte der kleine Sänger mit hochgezogener Augenbraue fest, „Außerdem wohnst du doch nur 3 Straßen von hier entfernt. Da kann man doch laufen, oder?“ Kai lief leicht rot an. Verlegen sah er zur Seite. „Ich... ich war aber nicht zu Hause.“ Nun wurden alle hellhörig. Selbst Aoi blickte von seiner Gitarre auf. „Du warst nicht zu Hause?“, stellte er überflüssigerweise noch einmal klar. „Hai! Ich… ich war bei Freunden.“ Vier Gazettomembers sahen sich an, grinsten. „So, du hast also bei Freunden übernachtet?“, fragte Reita versaut grinsend. „Meintest du nicht eher ‚ein Freund’?“, ergänzte Ruki. Sein Gesichtsausdruck war um keinen Deut besser, als der Reitas. Bei ihm flammte lediglich noch Hunger in den Augen auf. Kai war das Ganze sichtlich unangenehm. Er scharrte mit den Füßen und sah sich hilfesuchend im Raum um. Fast schon flehend sah er mich an. Seufzend und um des Bandfriedens willen erbarmte ich mich. „Hey, wollten wir nicht proben?“ „Uru, du Spielverderber!“, protestierte Ruki und warf sein Deutschbuch nach mir. Allerdings saß er so ungünstig, dass es auf halbem Weg ohne Schaden anzurichten auf dem Boden landete. „Was sollte das schon wieder, Ruki?“, fragte ich überrascht und hob das Buch auf. Kurz las ich den Titel und stellte fest, dass es wirklich ein Lehrbuch war. „Was ist denn das? Will unser Ruki-chan etwa Deutsch lernen?“, erkundete ich mich und wedelte dabei mit dem Buch vor der Nase des jüngsten hin und her. „Gib her!“, fauchte er und schnappte nach dem Gegenstand. Ich allerdings entzog ihn ihm immer wieder. Der kleine Giftnickel war einfach zu, nun ja, klein. Es war einfach zu niedlich zu beobachten, wie er auf und ab hüpfte, um an das Buch zu gelangen. Auch die anderen schien dieses kleine Spektakel zu belustigen, denn schon bald konnten sie sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Uru, du Baka! Gib das endlich wieder her, oder du bist das letzte Mal aufs Männerklo gegangen!“, knurrte unser kleines Vocal-mono bedrohlich. Grinsend gab ich ihm sein Eigentum wieder. Der Zwerg schnappte es sich und verstaute es schnell in seiner Tasche. „Warum lernst du denn deutsch, Ruki-chibi?“, bohrte Reita nach. Der Blick, den Ruki ihm zuwarf, war einfach göttlich. Kami-sama, wenn sich unser Vocal aufregte, war er wirklich zu niedlich. „Warum? Ich will wenigstens etwas deutsch können, wenn wir im Oktober die drei Konzerte dort geben. Die Fans sollen uns doch verstehen können.“, grummelte er ungehalten. Die Erklärung war hieb- und stichfest. Ruki liebte Deutschland über alles. Schon damals, vor einem Jahr, nach unserem ersten Auftritt im Land der Langnasen, war er ganz hibbelig gewesen und hatte dem Management in den Ohren gelegen, endlich wieder dorthin zu dürfen. Nun war es wieder soweit. Wir würden sogar drei Konzerte unserer neuen Tour dort geben, mehr als in allen anderen Ländern Europas. Auch ich freute mich schon auf Deutschland. Dort gab es immer so gutes Essen, vom Bier ganz zu schweigen. „Können wir endlich mal anfangen? Wir haben diesen einen Song immer noch nicht richtig drauf.“, maulte Kai und ließ sich hinter seinem Drumset nieder. Geschäftig nickten wir alle und machten uns an die Arbeit. Aoi spielte gerade sein Solo, bei dem ich nur nettes Beiwerk war und ihn mit einigen Akkorden unterstützte. Seine Finger flogen nur so über das Griffbrett seiner Gitarre und er verspielte sich nicht ein einziges Mal. Bis jetzt war alles gut gelaufen. Wir hatten’s heute wirklich drauf. Doch dann geschah das Unvermeidliche. Als Ruki wieder einsetzen wollte, verpasste er den Einsatz. Aoi, so in seinem Solo gefangen, hatte anscheinend gar nicht genug davon bekommen können und spielte munter weiter, obwohl eigentlich mein Part hier einsetzte. Kai, der noch von den Unterstellungen am Morgen angefressen war, schlug einmal hart auf seine Drums, sodass wir uns alle verwirrt zu ihm umdrehten. Selbst der schwarzhaarige hörte auf, an seiner Gitarre herumzuzupfen. „Mensch, Aoi! Konzentrier dich doch mal! Du hast Rukis Einsatz versaut!“, fauchte unser Leader genervt. Der Gitarrist öffnete protestierend den Mund, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg. Wenn Kai wütend war, dann war er unausstehlich und griff jeden an. In solchen Momenten konnte man nicht mit ihm reden. Glücklicherweise passierte dies nicht allzu oft. „Aber, waren es nicht 6 Takte Solo?“, fragte Aoi dann doch kleinlaut. „Nein!“, knurrte Kai entnervt, „Es sind nur 4 Takte! Verstanden? 4!“ Der zweite Gitarrist duckte sich, wie unter einem Peitschenhieb. Verlegen murmelte er eine Entschuldigung, die jedoch bei unserem Leader auf taube Ohren stieß. Wutschnaubend donnerte der Drummer seine Sticks gegen die nächste beste Wand, wo sie klappernd zu Boden gingen. Mit einer grimmigen Miene stürmte er aus dem Raum, vier verdattert dreinblickende Musiker zurücklassend. Eine Weile herrschte Stille. Niemand wagte es sich zu bewegen. Der Schock über das eben Geschehene saß uns allen tief in den Knochen. Erst als Ruki zitternd ausatmete, kam wieder Leben in unsere tauben Körper. „Oh, man! So wütend war er lange nicht. Hat mal jemand ne Kippe?“, fragte er unsicher. Alle schüttelten den Kopf. Vorsichtig stellte ich mein Instrument auf einen Ständer und seufzte kaum vernehmlich. Auch ich war in meiner Zeit als Leader von Gazette öfters ausgerastet, weshalb ich Kai voll und ganz verstehen konnte. Allerdings waren meine Wutausbrüche nicht annähernd so heftig gewesen. Seine Anspannung musste an etwas Anderem liegen. Ich überlegte gerade, was unser Sonnenscheinchen so aus der Ruhe hatte bringen lassen, als ich ein Geräusch hörte, das sich verräterisch nach einem Körper, der mit aller Wucht gegen eine Wand gerammt wurde, anhörte. „Du bist dran schuld, dass er so ausgetickt ist!“, schrie unser Bassist Aoi an, den er am Kragen seines Hemdes gepackt hatte und gegen die Wand drückte. „Ach was? Du hast mir doch nicht das vereinbarte Signal gegeben! Du weißt doch, dass ich mich dauernd an dieser Stelle verzähle.“, moserte dieser ungehalten zurück. „Tja, hättest du geübt anstatt mit irgendwelchen Typen die Discos abzuklappern und dich zu besaufen, wäre es nie so weit gekommen! Dann hättest du deinen Part beherrscht!“, fauchte Reita. Man hörte ihm deutlich an, wie verletzt er war. „Was ich wann mit wem tue geht dich einen feuchten Dreck an! Ich bin nicht dein Eigentum!“ Das saß. Reita taumelte getroffen zurück, einen völlig fassungslosen Ausdruck im Gesicht. Seine Augen begannen leicht feucht zu schimmern. Der ganze Körper des Bassisten zitterte. Schneller, als wir gucken konnten, hatte er ausgeholt und Aoi eine gescheuert. Der Schlag war so heftig gewesen, dass der Gitarrist gegen die Wand geschleudert wurde und ein kleines Blutrinnsal seinen Mundwinkel herunter lief. Er musste sich auf die Lippe gebissen haben. „Ich hasse dich!“, hauchte Reita in die Stille. Seine leisen Worte waren schlimmer als wenn er sie geschrieen hätte. Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt und war schon der zweite innerhalb von zehn Minuten, der aufgebracht aus dem Raum stürzte. „Oha, heute ist echt die Hölle los!“, kommentierte Ruki trocken, während sich Aoi eine Hand ungläubig auf seine gerötete Wange legte. Behutsam strich er über die anscheinend schmerzende Stelle. Er senkte seinen Kopf und ließ sich gegen die Wand fallen. Ein Kichern, das zu einem grausam verzerrten Lachen wurde, erschallte aus seinem Mund. Der Laut ließ meine kleinen Härchen im Nacken zu Berge stehen. Es war ein unheimliches Geräusch, schien einem von Reitas schlechten Horrorfilmen zu entstammen und ging in ein herzzerreißendes Schluchzen über. Der schwarzhaarige hob seinen Kopf und sah mir direkt in die Augen. Ich erkannte, dass seine braunen Spiegel der Seele in Tränen zu ertrinken schienen. Einzelne Tropfen rannen bereits zu seinem Kinn. „Na, komm schon her, du Dummchen!“, forderte ich ihn sanft auf und schlang meine Arme um seinen schlanken Körper, tröstete ihn sachte. Ruki nickte ich nur zu und er verstand. Lautlos verließ der Kleine den Raum, um nach unserem Bassisten zu sehen, bevor dieser noch irgendwas Dummes anstellen konnte. Innerlich verfluchte ich mich. Eigentlich hatte ich nach Kai suchen wollen, doch Aoi brauchte mich jetzt dringender. Ich hielt also dieses zitternde und schluchzende Bündel Mensch in meinen Armen, strich ihm beruhigend über den Rücken und ließ ihn weinen. Dass mein heiß geliebtes LUNA SEA – T-Shirt dabei dran glauben musste, beachtete ich mal nicht weiter. Irgendwann versiegten die Tränen. Aoi schluchzte nur noch ab und zu trocken. Das Zittern hatte aufgehört. Der kleinere schien sich ein wenig beruhigt zu haben. Noch immer das Gesicht in meinem Shirt vergraben meinte er: „Das wollte ich doch nicht. Ich wollte es doch nicht!“ Dauernd wiederholte er diese Worte wie ein Mantra. Irgendwie tat mir der schwarzhaarige furchtbar leid. Natürlich war auch er an der momentanen Situation Schuld, aber nicht allein. Worte, wie ‚Das wird schon wieder’ oder ‚das renkt sich alles wieder ein’ waren hier fehl am Platz, wie ich wusste. Also streichelte ich ihm lediglich weiter über den Rücken. „Uru?“ „Hm?“ „Danke!“ Ich sah ihn an. Er hatte seine Hände an meiner Brust abgestützt und sah zu mir hoch. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Zügen. Auch ich lächelte, war froh, dass es ihm besser ging. Doch dann tat Aoi etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er zog meinen Kopf zu sich und küsste mich verlangend auf die Lippen. Vor Schreck hatte ich die Augen weit aufgerissen. Ich war wie paralysiert, konnte mich nicht mehr bewegen. Seine Zunge strich über meine geschlossenen Lippen, bat um Einlass. Vor meinem inneren Auge stieg das Bild einer anderen Person auf, die mich so berühren sollte. Ich wusste jedoch, dass das nie geschehen würde. Seltsam, dass gerade dieser Gedanke es war, der meine Starre löste. Bestimmt schob ich Aoi von mir weg. „Das ist nicht richtig, Yuu!“, meinte ich kopfschüttelnd. Der andere Gitarrist ließ den Kopf hängen und nickte. „Ich weiß!“, sagte er leise. Er trat einen Schritt zurück und drehte sich um. Haareraufend lief er daraufhin hin und her. „Das ist genau das, was ihn hat so eifersüchtig werden lassen. Kami-sama, was bin ich doch für ein Arsch! Erst vernachlässige ich ihn und dann, “, er blickte mich an, „dann versuch ich auch noch seinen besten Freund zu verführen! Das vorhin hab ich echt verdient.“ „Hey, beruhige dich! Rede mit ihm und schaff diesen Zwist ein für alle Mal aus der Welt. Es wird euch beiden besser gehen, wenn erst einmal Klarheit geschafft ist.“ Aoi nickte ergeben. „Hai, werd ich machen.“ Auch er wandte sich zum Gehen, blieb allerdings noch einmal kurz in der Tür stehen. „Und, Uru?“ „Hai“ „Danke, danke für alles!“ Wir lächelten uns noch einmal verständnisvoll an, bevor er verschwand und sich auf die Suche nach seinem - hoffentlich noch - Koi machte. Was für ein verrückter Tag! Ich wusste doch, dass heute alles schief gehen wird. Warum bin ich überhaupt aufgestanden? Na ja, es kann nur besser werden, oder? Mir kam ein ziemlich bekannter Spruch wieder in den Sinn. ‚Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mit: „Lächle, und sei froh! Es könnte schlimmer kommen!“ Ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer!’ Innerlich hoffte ich natürlich, dass dem nicht so war. Nun, wo ich schon mal Taschentuch und Seelsorger gespielt hatte, konnte ich das doch gleich noch mal machen. Immerhin galt es jetzt noch eine Grinsekatze, der eine Laus über die Leber gelaufen war, aufzuspüren und wieder zur Vernunft zu bringen. So, wie spürte man ein wütendes Leader-sama auf? Na, indem man wie ein wütendes Leader-sama dachte! Da ich selbst auch einmal der Boss gewesen war, wusste ich natürlich, wohin man sich in solchen Situationen am liebsten verkroch. Dächer oder abgelegene Balkone waren wie geschaffen zum Nachdenken. Man hatte seine Ruhe, konnte alles überblicken und, was das wichtigste war, konnte man sich im Notfall immer noch einfach fallen lassen. Seufzend machte ich mich an die gewaltige Aufgabe, das ganze Gebäude abzusuchen, nur, um Kai auf dem ausgedehnten Flachdach zu finden, wo er eine Kippe nach der anderen rauchte. Gerade schnippte er eine weitere Zigarette weg, holte seine Schachtel heraus, nur um dann frustriert feststellen zu müssen, dass diese leer war. Grinsend nahm ich die Schachtel, die ich erst vor wenigen Minuten aus einem Automaten gezogen hatte, und reichte sie ihm. Überrascht sah Kai mich an. „Arigatou“, murmelte er und nahm sich einen Glimmstängel. Eine Weile rauchten wir schweigend nebeneinander. Hier oben konnte man alle seine Probleme vergessen. Tokio breitete sich majestätisch vor uns aus und wir genossen für einen Moment die Ruhe und Abgeschiedenheit unseres Beobachtungspostens. Nicht einmal der Autolärm von der Straße drang an unsere Ohren. „Wann hast du eigentlich das letzte Mal geschlafen, Kai?“, fragte ich irgendwann leise. Dass unser Leader in letzter Zeit kaum dazu gekommen war, sah man ihm deutlich an. „Ich glaube, vor beinahe zwei Wochen, die kurzen Nickerchen von 5 bis 7 nicht mitgerechnet.“ Dass Schlafmangel bei Bandleadern eine weit verbreitete Krankheit war, wusste ich aus Erfahrung. Aber zwei Wochen ohne Schlaf war schon ungesund. „Geh nach Hause und schlaf dich mal richtig aus! Wir können keinen Drummer gebrauchen, dem die Sticks aus den Händen fallen vor Müdigkeit. Oder stell dir vor, du kippst uns aus den Latschen und musst wegen Schlafmangel und Koffeinvergiftung ins Krankenhaus. Wir können dann die ganze Tour absagen.“ „Aber, die Arbeit…“ „Scheiß drauf! Gib mir den ganzen Krempel! Immerhin kenne ich mich mit dem Zeug auch aus.“ Ich sah ihm ernst in die Augen. „Du hilfst uns nicht, indem du bis zum Umfallen arbeitest.“ Kai kicherte leise. „Das hat er auch gesagt und mich, wann immer es möglich war, ins Bett gesteckt.“ Ich hob fragend eine Augenbraue. „Er? Wer ‚er’?“ Der Drummer lief rot an, was mir schon Antwort genug war. Also fragte ich nur: „Dein Freund?“ „Hai!“, hauchte Kai glücklich, „Er ist auch Leader, weißt du?“ „Hm“, machte ich nur. Es gab so viele Bands und Leader, dass ich natürlich nicht wusste, wen Kai meinen könnte. Vor meinem inneren Auge stieg jedoch das Bild von dem jungen Mann, den ich vor einiger Zeit im Backstagebereich getroffen hatte, auf. „Warum sprichst du mich eigentlich nicht auf den Vorfall vorhin an?“, fragte Kai plötzlich. Seine Gedankensprünge würde ich wohl nie verstehen. „Warum sollte ich?“ „Na, weil ich doch total unfair gegenüber Aoi war. Ich hätte nicht gleich an die Decke gehen müssen, nur weil er sich einmal verspielt hat.“ „Kai! Du warst und bist übermüdet. Da passiert es schon mal, dass man die Kontrolle über sich verliert. Mir ging das auch nicht anders. Nur hat Reita mir nach den ersten paar Aussetzern in regelmäßigen Abständen Schlaftabletten ins Essen getan, damit das nicht noch einmal passiert. Mach dir nichts draus. Heute scheint sowieso nicht der Tag der sanften Gemüter zu sein.“ Kai blickte mich verwirrt an. Immerhin konnte er ja nicht wissen, dass Reita auf Aoi losgegangen war. „Unser Pärchen hatte vorhin, kurz nachdem du abgehauen bist, eine ganz schön heftige Auseinandersetzung, die damit endete, dass ich als Tempo herhalten musste für unsere dunkle Schönheit.“ „Was ist geschehen?“, fragte Kai total erschrocken. Er ging wahrscheinlich davon aus, er sei der Grund dafür. „Mach dir mal keine Sorgen! Zwischen den beiden schien es in letzter Zeit ganz schön gekriselt zu haben.“ Kai sah immer noch bedrückt zu Boden. Kurzerhand schnappte ich mir seinen Arm und zog ihn zum Gebäudeeingang. „Hey, was?“ „Denk nicht drüber nach! Du gehörst jetzt ins Bett! Und wenn ich dich zu dir nach Hause tragen muss…“ Ein ergebenes Seufzen drang an mein Ohr, was mich grinsen ließ. Nicht hastig, aber dennoch zügig, brachte ich den kleineren zurück in den Proberaum, wo, überraschenderweise, bereits ein kleines Vocal auf einem Verstärker hockte, die Beine baumeln ließ und auf uns zu warten schien. „Da seid ihr ja endlich! Ich warte hier bestimmt schon seit ner Stunde!“, begrüßte er uns murrend. „Hey, Ruki? Ist Reita noch da?“, fragte ich, weil ich ja noch irgendwie nach Hause kommen wollte. Bedauernd schüttelte der kleine Sänger den Kopf. Dann grinste er. „Dein Auto is wohl wieder Schrott, Uru?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Alle Bandmitglieder wussten, dass ich nur bei Reita mitfuhr, wenn mein Fahrzeug mal wieder in der Werkstatt stand. „Ach, vergiss es! Dann lauf ich halt.“ In Gedanken rechnete ich mir schon aus, wie lange ich wohl für den Heimweg brauchen würde. „Du kannst ja bei mir hinten aufsitzen, wenn du wieder da bist. Nen zweiten Helm hab ich immer dabei.“ Schon allein die Vorstellung brachte mich zum grinsen. Ruki und ich auf seinem Motorrad, wobei ich hinten saß und mich an dem Winzling festklammern musste. Aber, einen anderen Weg, kostenlos nach Hause zu kommen, gab es anscheinend nicht, denn Reita war schon weg. „Also gut!“, seufzte ich ergeben, „Ich bring dann nur mal schnell Kai heim. Bin in ner halben Stunde wieder da.“ „Baibai!“, meinte das kleine, blonde Geschöpf noch und machte sich daran, meine Tasche zu packen. Kais war schon fertig, sodass ich sie nur noch über die Schulter werfen brauchte. Gemeinsam mit Kai verließ ich das Gebäude der PS Company. Er ließ es sich zwar nicht anmerken, aber man brauchte ihm nur in die Augen zu sehen, um zu erkennen, wie erschöpft er war. Den ganzen Weg zu seiner Wohnung achtete ich auf seine Schritte. Dort angekommen schleppte er sich mehr die Treppe hoch, als dass er ging und landete, ohne sich auszuziehen auch schon im Bett. Fürsorglich deckte ich ihn mit seiner leichten Sommerdecke zu, nachdem ich ihm die unbequeme Jeans ausgezogen hatte. Endlich fand unser Leader-sama die Ruhe, die er brauchte. Ein Lächeln huschte noch auf seine Züge. „Arigatou, Kouyou-kun!“ Auch ich lächelte, gab ihm noch einen leichten Kuss auf die Stirn und murmelte: „Oyasumi, Yutaka-chan.“ Einen tief und fest schlafenden Kai zurücklassend verließ ich seine Wohnung wieder und machte mich auf den Rückweg, um von Ruki nach Hause gefahren zu werden. to be continued... So, das war's erst mal für heute. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Kritik und Glückwünsche oder Morddrohungen bitte in einem Kommi dalassen. Man schreibt sich! Aoi-Tsuki Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)