Das Vermächtnis von Valensina (Ein Mord in South Park? (Kenny x Butters)) ================================================================================ Kapitel 1: Das Begräbnis ------------------------ Das Begräbnis Es war der neunte September. Kurz bevor das Begräbnis begann, war South Parks größte Kirche erst halbvoll mit Trauergästen. Der stürmische Regen, der die Stadt erschütterte, schien sich gut in die allgemeine Stimmung einzufügen. Trotzdem weinten nicht viele. Eigentlich war es sogar nur eine Person, die ein Taschentuch nach dem anderen mit Tränen durchnässte. „Warum er? Warum?” schluchzte Linda Stotch und wandte sich um zu ihren einzigen Sohn. Sie trug ein schickes schwarzes Kleid und auch ihre Wangen waren teilweise schwarz von der Schminke, die durch die Tränen verlaufen war. Ein Schleier aus dünner schwarzer Spitze hing schlapp von ihrem kleinen Hut. Butters sah seine Mutter besorgt an. Er wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte, auch ihm saß der Schock noch immer tief in den Knochen. Nur ein einziger Tag war vergangen, seit sein Vater tot aufgefunden wurde, was also sollte er jetzt tun? Und was um alles in der Welt sollte er zu einer Frau sagen, die gerade ihren geliebten Ehemann verloren hatte? Der Junge glättete etwas fahrig sein Hemd, nur um seine Hände irgendwie zu beschäftigen. Als er fertig war, begann er mit den Fingern an seiner schwarzen Krawatte zu nesteln. Sie war viel zu eng, er hatte das Gefühl zu ersticken. „Chris Stotch war ein angesehener Mann, ein liebender Ehemann und aufopfernder Vater”, begann der Priester mit gelangweilter Stimme zu sprechen. „Wir alle wollen nun beten und hoffen, dass Gott ihn sanft in seine Arme schließt und er ewigen Frieden im Himmel findet.“ Einige Fliegen schwirrten über den offenen Sarg. Eric Cartman gähnte breit, als der Priester weiter sprach. Er dachte gerade darüber nach, wie angenehm es wäre, während der Rede eine Packung Cheesy Poofs zu essen, als Stan ihn hart in die Rippen stieß. „Was?“ knurrte Cartman leise und musterte seinen Kumpel. „Ist dir langweilig, weil dein geliebter Freund nicht da ist?“ Stan schüttelte nur genervt den Kopf und warf Eric einen garstigen Blick zu. Dann wandte er sich wieder nach vorne. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass ein sehr stechender Blumenduft von dem Sarg ausging. Ihm wurde schlecht, obwohl er nicht einmal in der ersten Reihe saß. Kenny hatte einen schwarzen Schal über Mund und Nase gezogen. Erst wegen der Kälte, jetzt wegen des Gestanks. In diesen Momenten vermisste er seinen zu klein gewordenen Parka schmerzlich. Schals waren zwar nett, aber sie versteckten nun einmal nicht alles. Er sprach überhaupt nicht, hörte aber auch der Rede nicht zu. Was war schon der Tod? Nur ein weiterer Schritt durch das Leben, manchmal sogar einer, den man wieder zurücknehmen konnte. Wenn man so vom Glück gesegnet war wie er selbst, jedenfalls. ~o~ Nach einiger Zeit waren die Reden vorbei. Butters selbst hatte es geschafft, sich vor einer Ansprache zu drücken. Es war schon peinlich genug, seine Mutter vor allen Mitschülern schluchzen zu sehen. Da musste er es wirklich nicht noch schlimmer machen, wo er doch so gar kein rhetorisches Talent hatte. Kurz vor dem Ende des Begräbnisses gab es noch die Möglichkeit, den Leichnam ein letztes Mal zu betrachten. Butters und seine Mutter waren die ersten, die an den offenen Sarg herantraten, jeder von ihnen brachte eine weiße Rose mit. Linda legte die Rose sanft neben dem Gesicht ihres toten Mannes ab. Sie schien gar nicht zu bemerken, dass der tote Körper von Wunden übersät war. Butters allerdings sah sie nur zu deutlich. Er musste ein Würgen zurückhalten, als er ein Stück der Eingeweide sah, die aus dem Bauch seines Vaters gefallen waren. Die Bestatter hatten zwar ihr Bestes gegeben, aber das reichte wohl bei diesen Verletzungen nicht. Der künstliche Blumenduft und der Gestank der Verwesung waren zudem nicht gerade die beste Komposition. Schnell warf Butters die Rose in den Sarg und ging weiter. Noch immer konnte er nicht weinen, der Anblick seines erstochenen Vaters war einfach zu viel für ihn. Alles, was von Chris Stotch übrig blieb, war die Erinnerung an einen nicht besonders schönen Leichnam. Und wie würde Butters bald seinen 17. Geburtstag feiern? Kapitel 2: Die Nachricht ------------------------ Die Nachricht Der zehnte September war immer noch ein Regentag. Nicht so stürmisch wie sein Vorgänger, aber immer noch ziemlich kalt und nass. In der Cafeteria der South Park High schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen, jedenfalls für alle außer Butters. Er saß alleine an einem Tisch, seine langen Ponyfransen waren regennass. Obwohl er Nudeln wirklich mochte, gab es an diesem Tag wohl kein Essen, das ihm richtig gut schmecken konnte. Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen stocherte er in seinen Spaghetti herum. Dem blonden Jungen war schon aufgefallen, dass ihn seit dem Begräbnis noch mehr Leute zu meiden schienen als sonst. Aber eigentlich hatte er sowieso keine Lust auf Gespräche und schon gar nicht auf halbherzige Mitleidsbekundungen. An einem anderen Tisch saßen Stan und Kenny, die still ihr Mittagessen einnahmen. Normalerweise unterhielten sie sich dabei, aber an jenem Tag waren sie beide damit beschäftigt, ihre Notizen für den Geschichtstest noch einmal durchzugehen. „Zur Hölle mit dem Kram“, nuschelte Kenny schließlich zwischen zwei Bissen von seinem Sandwich. „Ich geb’s auf, es hat keinen Sinn.“ Er warf seinen Zetteln über den ersten Weltkrieg einen säuerlichen Blick zu. Stan öffnete gerade seinen Mund um zu antworten, als Kyle heranstürmte und eine Zeitung auf den Tisch klatschte. „Hey“, murmelte er und setzte sich schnell hin. „Ihr solltet das lesen.“ Kenny und Stan warfen beide einen Seitenblick zu der aufgeschlagenen Zeitung. Normalerweise war Kyle der einzige, der sich für solche Sachen interessierte – und normalerweise behielt er es auch für sich, wenn es nicht etwas Wichtiges war. „Was ist denn los?“ fragte Stan und legte seine Gabel weg. „Stotch“, sagte Kenny nur und kaute weiter an seinem Sandwich. Er zeigte auf einen kleinen Artikel neben einem großen Bericht über das dritte Comeback einer bekannten Boyband. Kyle beobachtete Stan, während dieser die kleine Schrift entzifferte. Der schwarzhaarige Junge runzelte die Stirn zusehends. „Er wurde tot im schwulen Viertel gefunden? Mann! Ich hätte nicht gedacht, dass der dahin geht.” „Hab’ ihn da schon gesehen“, sagte Kenny und zuckte leicht mit den Schultern. Sein Sandwich schien ihn mehr zu interessieren als der Zeitungsbericht. „Er ist eine dieser Freizeitschwuchteln. Er war es, besser gesagt.“ „Du kommst ganz schön rum, Kenny“, sagte Stan ohne jegliche Überraschung. Er begann weiter zu essen, da die Neuigkeiten ja scheinbar angekommen waren. Kyle sah seine Freunde etwas ungläubig an. „Ja, ist euch denn nicht klar, was da passiert ist?“ fragte er nach, sein Finger zeigte immer noch fordernd auf den kleinen Artikel. „Er wurde mit sechzehn Messerstichen getötet, steht hier.“ „Schade, dass nicht du das Opfer warst“, sagte eine hämische Stimme hinter Kyle. „Halt doch einfach die Klappe, Fettsack.“ Der Rothaarige musste sich nicht einmal umdrehen um zu wissen, dass die Stimme Cartman gehörte. „Über wen sprecht ihr denn?“ wollte Eric jetzt wissen. Er setzte sich neben Kenny, die Bank knarrte leise unter seinem Gewicht. Kyle nahm die Zeitung ohne ein weiteres Wort an sich und wollte sie gerade sicher in seiner Tasche verstauen, doch Cartman war schneller. Er riss dem anderen den entscheidenden Teil aus der Hand und sein skandalgeschultes Auge fand sofort den Artikel über Chris Stotch. Die Schlagzeile fiel ihm gleich auf. „Tod im schwulen Viertel?“ prustete Cartman los. „Stotch war ein Homo? Ich glaub’s nicht…“ Während sein Blick immer noch an dem Bericht hing, stand Eric auf und ging hinüber zu Butters. Die anderen rollten nur genervt mit den Augen. Sie ahnten schon, was passieren würde – wenn Cartman einmal in dieser Laune war, konnte ihn nichts stoppen. Butters saß immer noch still an seinem Platz. Er war so in seinen eigenen Gedanken gefangen, dass er Cartman erst bemerkte, als dieser direkt neben ihm stand. Mit einem absolut verwirrten Blick sah Butters auf das schadenfrohe Grinsen seines Gegenübers. „Rate mal, was ich weiß, Butters“, sagte Cartman, seine Stimme tropfte vor Sarkasmus. „Äh…?“ Butters runzelte die Stirn. “Was...was ist es denn?” „Sieh dir das an, dein Vater war schwul! Und es hat ihn doch tatsächlich umgebracht!“ Cartman grinste und warf die Zeitung hin, damit Butters sie sehen konnte. Der starrte Cartman einen Moment lang nur mit offenem Mund an. Seine blauen Augen weiteten sich zusehends. Dann, innerhalb weniger Sekunden, gewann er seine Fassung zurück. Er schloss seinen Mund und schaute zu Boden. „Ich…weiß von seinen Neigungen“, sagte er nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)