Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 129: ------------- Ayashi ließ sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie war in der Vergangenheit geboren worden, doch da sie zu jung gewesen war, die Aufgabe, die ihr prophezeit wurde, zu erfüllen, hatte sie ein anderes Leben bekommen. Ein Leben in der Zukunft, in der Neuzeit… ihr Leben eben, das sie dann doch wieder zu Okii-Konzatsu gebracht hatte, der sie dann wieder in die Vergangenheit befördert hatte, damit sie dort noch einmal lebte. Nein, wie sie es drehte und wendete, es hörte sich in ihren Gedanken nie besser und nie weniger verwirrend an. Vielleicht sollte Kodachi einfach weiter erzählen. Vielleicht würde dann alles klar werden. Vielleicht brauchte sie einfach Zeit, bis das neue Wissen nicht mehr ganz so neu war. „Erzähl’ bitte weiter, Kodachi. Ich erinnere mich an mein Leben in der Neuzeit. Ich erinnere mich, dass ich bei Koyuki und Nobutada Sanada aufgewachsen bin und… dass du sie einmal besucht hast.“ bat Ayashi deshalb und blickte Kodachi auffordernd an. „Das weißt du?“ fragte Kodachi überrascht. Ayashi nickte. „Ich bin aufgewacht, habe euch gehört, mich hinunter geschlichen und gelauscht.“ „Dann weißt du, dass ich nicht wollte, dass du in dem Glauben aufwächst, ein normales Mädchen zu sein, denn das warst du nicht. Du hattest immer noch deine Aufgabe, auch wenn ich das lange nicht wahr haben wollte. Ich habe dich gesucht, nachdem du in eine andere Zeit geschickt worden warst, und es hat eine Weile gedauert, bis ich dich in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Kyoto wieder gefunden habe.“ „Du hast lange nicht eingesehen, dass ich eine Aufgabe hatte? Du wolltest nicht, dass ich… damit aufwachse, aber hast dann doch Koyuki und Nobutada aufgesucht?“ „Ja, ich sah deine Aufgabe darin, die Ordnung in der Welt wiederherzustellen, denn ich wusste, dass Okii-Konzatsu Heiwa-Sens Platz eingenommen hatte und die Ordnung gestört war. An Götter konnte ich mich nicht wenden, denn sie sahen mich zu dieser Zeit nicht. Du warst meine einzige Chance und wenn ich dich schützen wollte, so musste ich dich – wie die Ironie des Schicksals es will – irgendwie auf das vorbereiten, was dir bevorstand, obwohl ich das als Mutter zutiefst fürchtete.“ entgegnete Kodachi. Ayashi nickte nachdenklich. „Um mich zu schützen, musstest du mich der Gefahr aussetzen. Ich verstehe, dass du keine andere Möglichkeit hattest.“ sagte Ayashi nach einer Weile. „Ich wollte dich mit mir nehmen, obwohl ich noch nicht wusste, wohin genau ich dich bringen würde. Oder wie ich es anstellen würde. Deine ersten Eltern waren schwach. Sie haben mir sofort vertraut und sie hätten auch dämonischen Handlangern von Okii-Konzatsu sofort vertraut. Zudem hatte ich die Befürchtung, dass irgendwann das Wissen um deine wahre Herkunft von selbst in dir hervorbricht. Und ich fürchtete, dass dann niemand da sein würde, dir die Erklärungen zu geben, die du brauchtest.“ „Nobutada und Koyuki wollen mich aber nicht hergeben.“ „Nein, natürlich nicht. Sie waren deine Eltern geworden und obwohl sie mir geglaubt haben, dass du nicht ihre richtige Tochter bist, fühlten sie sich dir in einem großen Maß verbunden.“ meinte Kodachi. Kodachi machte eine kleine Pause, ehe sie fortfuhr: „Okii-Konzatsu fand dich durch mich. Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass er mich verfolgte oder überhaupt wahrnahm, da er nie ein Anzeichen gegeben hatte, doch er hatte mich getäuscht. Da ich zu unvorsichtig war, fand er dich durch mich und schickte Dämonen zu deinem Zuhause, um dich zu töten. Zum Glück warst du nicht da.“ „Koyuki hatte das Glück nicht.“ bemerkte Ayashi, worauf Kodachi nickte. „Ja, die Dämonen trafen sie an, und nicht dich. Sie töteten sie, da sie da war.“ „Wieso haben sie nicht auf mich gewartet, wenn sie wegen mir kamen?“ „Sie haben gewartet, doch dann kam der Priester Kitaro und wollte zu Koyuki. Sie haben die Flucht vor ihm ergriffen. Mit einem Priester hätten sie es nicht aufnehmen können, da sie nicht sonderlich stark waren.“ „Hast du ihn zum Haus geschickt?“ wollte Ayashi wissen, da ihr Kitaros Erscheinen nicht wie ein Zufall erschien. „Ja, ich habe ihn beeinflusst. Für Koyuki konnte ich nichts mehr tun, doch dich konnte ich so noch schützen.“ gab Kodachi zu und allmählich begann Ayashi zu verstehen, dass Kodachi über sie gewacht hatte, so gut sie konnte. „Nobutada muss die Verbindung gesehen haben, die zwischen meinem Besuch und Koyukis Tod bestand, und er verstieß dich. Kitaro konnte dich schützen, ohne dass du davon etwas bemerkt hast, nicht wahr? Er belegte dich mit einem starken Schutz und brachte dich bei einer neuen Familie unter, bei der du die nächsten Jahre sicher sein würdest.“ „In Kyoto war ich ungefähr noch zehn Jahre lang. Dann zogen wir nach Toyko und es kamen auf irgendeine Art Erinnerungen zurück… oder zumindest Ahnungen. Die Katze auf dem Dachfirst und Inuyasha am Heiligen Baum… „Kitaro musste den Schutz lösen. Bisher hatte er ihn durch seine relative Nähe zu dir aufrechterhalten. Als du mit deinen Eltern nach Tokyo zogst, fragte er mich, was er tun solle. Ich dachte, es sei Zeit, dass ein wenig in Bewegung kommt. Du warst alt genug.“ erklärte Kodachi. Ayashi nickte langsam, da Kodachi Recht hatte: Wenn sie eine Aufgabe hatte, musste sie irgendwann anfangen, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Mit achtzehn war sie wohl alt genug dafür gewesen. „Aber was hat es mit dem Zusammentreffen mit Nobutada auf sich. Wer hat dafür gesorgt, dass er mich sucht? Wer hat dafür gesorgt, dass er mir die Dinge sagt, die er mir gesagt hat?“ fragte Ayashi, als sie an die Begegnung mit ihrem ersten Stiefvater dachte, und diese nicht in irgendeinen Zusammenhang einordnen konnte. „Er glaubte, die Götter hätten ihn bestraft, dich so behandelt zu haben, doch es waren die Dämonen Okii-Konzatsus, die ihn auf die Suche nach dir schickten und ihn dadurch beinahe in den Wahnsinn trieben. Nobutada Sanada ist ein bedauernswertes Geschöpf.“ „Ein Opfer, das man wohl ohne Weiteres bringen konnte, nicht wahr?“ fragte Ayashi, doch ihre Worte klangen härter und anschuldigender, als sie es vorgehabt hatte. Kodachi blickte sie einen Moment an, dann seufzte sie. „Ayashi, du überschätzt meine Macht. Ich bin nur eine Seelenmanifestation, das habe ich dir gesagt. Es ist mehr oder minder Zufall, wer mich wann sieht. Ich kann nicht tun, was ich will. Ich kann nicht Steine ins Rollen bringen. Ich kann kaum handeln. Ich kann ein wenig beeinflussen und ich kann an Orte und zu Personen gelangen, denen ich mich besonders verbunden fühle, und dennoch muss ich mit meinem Handeln immer darauf bedacht sein, Midoriko im Juwel nicht zu schaden, denn tue ich etwas Schlechtes, etwas Unreines, so hat das Auswirkungen auf sie, jedoch stärke ich sie nicht, wenn ich etwas Gutes tue. Es ist nicht so einfach.“ „Verzeih’ mir, Mutter.“ bat Ayashi und senkte den Blick. „Ich habe dich verletzt. Das wollte ich nicht.“ Kodachi sagte eine Weile nichts, doch sie strich Ayashi über den Kopf, um ihr zu zeigen, dass sie nicht böse war. Es war viel Neues, das ihre Tochter erfuhr. Sie hatte Verständnis, dass das alles nicht leicht für sie war. „Von Nobutadas Worten musstest du zu dem Schluss kommen, dass du zur Hälfte Youkai, zu einem Viertel Göttin und zu einem Viertel Mensch warst, doch Nobutada hatte falsche Informationen, da er sie hauptsächlich von Okii-Konzatsu hatte. Ich weiß nicht genau, was Okii-Konzatsu wusste oder weiß. Ich weiß nur, dass er dein Wissen – du musstest es auch nur glauben, dass du etwas weißt – schürte, damit du empfänglicher für seine Pläne warst. Du musstest glauben, dass du die Welt verlassen würdest, um eine Aufgabe zu erfüllen.“ „Ja, ich dachte wirklich, dass ich etwas Großes zu tun hätte… Nun, ja.“ „Falsch war es ja nicht, denn du hast etwas Großes getan, doch Okii-Konzatsu konnte das nicht wissen. Ich konnte nur noch eines für dich tun, Ayashi. Ich sandte dir dein Schwert Tenkaichi, die Tracht – verzeih’ mir, ich musste damit weiterarbeiten, was mir Okii-Konzatsu als Vorlage gegeben hat, und die Kette mit dem Anhänger von Sesshoumaru.“ Ayashi tastete unwillkürlich nach der Kette und schloss ihre Finger um den Anhänger. „Sie würde mich schützen, sagte das Spiegelbild… und sie hat mich geschützt. Aber wie ist das möglich? Diese Kette hat keine Kräfte in sich, oder doch?“ fragte Ayashi. „Die Kette, Ayashi, hat Sesshoumaru für dich anfertigen lassen. Sie ist nicht nur ein Geschenk, sondern das Versprechen, das Sesshoumaru dir gegeben hat. Nach der Tradition der Inu-Youkai wurde das Edelmetall der Kette und des Anhängers nach seiner Formung in Sesshoumarus Blut gekühlt. Blut und Metall verband sich miteinander. Seine Liebe und sein Schutz liegen in diesem Amulett. Wenn du, für die diese Kette von Anfang an bestimmt war, sie trägst, wird sie dich schützen. Okii-Konzatsu wollte dich töten, als er nach dir griff, und der Schutz wurde aktiv.“ „Aber ich fühlte Schmerzen, als Okii-Konzatsu vom Amulett abgewehrt wurde.“ erinnerte sich Ayashi. „Sesshoumarus Liebe und Schutz wirkte zwar, doch auch deine Erinnerungen an die schmerzvolle Trennung von ihm, die Trennung von zwei Seelen, die zusammengehören, wurden wachgerufen. Deshalb hast du einen Schmerz empfunden, den du nicht erklären konntest. Es war ein Gefühl, das in dir lag, du aber noch nicht selbst erlebt hattest.“ erklärte Kodachi und Ayashi schloss die Augen, da sie diesen Schmerz auch jetzt spüren konnte. „Dann ist es so ähnlich wie mit der Katze auf dem Tempeldach? Dass ich etwas gespürt habe, das ich erst noch erleben musste, das aber in gewisser Weise schon da war, da es in der Vergangenheit liegt.“ „Ja, versuche dich einfach – unabhängig von der Zeit – als eine Person zu sehen, und es wird dich leichter fallen, es nachzuvollziehen.“ meinte Kodachi und fuhr fort, als Ayashi nickte: „Okii-Konzatsu wollte dich töten, doch konnte es auch bei seinem zweiten Versuch nicht. Du hast den Göttern die Augen geöffnet, als du gesagt hast, er wäre nicht der echte Heiwa-Sen – und er hat sich auch selbst verraten, doch er sandte dich noch zurück in die Vergangenheit, damit du dein Leben noch einmal lebst. Er hoffte, dass er dann die nächste Chance bekäme und die Dinge anders für ihn kommen konnten.“ Hosted by Animexx e.V. 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