Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 125: ------------- Sesshoumaru wusste nicht, wie lange er in der Ebene gesessen hatte. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Ayashi ihn an dieser Stelle, an der immer noch ihr Blut in den Boden sickerte, verlassen hatte. Er fühlte nichts mehr. Er nahm nichts mehr um sich herum war. Und es war ihm gleichgültig. Tsukiyomaru? Yaken? Beide waren irgendwo in seiner Nähe, beide überlegten wahrscheinlich, was sie nun tun sollten, was sie sagen sollten, doch was kümmerte ihn das? Ayashi war gegangen. Er hatte bleiben müssen. Ayashi war verschwunden. Sie hatte sich aufgelöst. Sie war zu einem leichten, warmen Hauch des flüchtigen Windes geworden, als hätte sie niemals wirklich existiert. Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben, und dennoch nützte all seine Sturheit und Beharrlichkeit nichts, denn es war nun einmal wirklich geschehen. Er hatte Ayashi nicht beschützen können. Trotz seiner Stärke, trotz seiner Fähigkeiten, trotz seiner Waffen. Er hatte versagt. Nun war er wahrlich schwach, unfähig und wehrlos diesem überwältigenden Gefühl von Schmerz, Kummer und Verzweiflung ausgeliefert. Sesshoumaru starrte auf seine Hände und seine Kleidung. Überall klebte noch Ayashis Blut und ihr Duft drang noch vermischt mit dem starken, grausamen Geruch ihres Blutes süß gegen seine Sinne. Jasmin – und Kirschblüten. Blütenduft vermischt mit Blut. Ein Duft, der langsam mit dem Wind davongetragen wurde, ihm jedoch niemals aus der Erinnerung weichen würde. Traurig hob Sesshoumaru den Blick in den Himmel. Die Wolken zogen schnell hoch über ihm vorbei. Der Wind trieb sie erbarmungslos vor sich her, riss den Duft Ayashis ebenso erbarmungslos mit sich und trug ihn mit sich fort – der ewigen Freiheit entgegen – und ließ ihn inmitten seiner Trostlosigkeit zurück. Sesshoumaru atmete tief durch und erhob sich schließlich vom Boden, um sich Tsukiyomaru zuzuwenden, der schweigend und betroffen abwartete. „Ich danke dir für deine Unterstützung.“ richtete Sesshoumaru das Wort an seinen Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Du hast ehrenvoll gekämpft.“ Tsukiyomaru neigte leicht den Kopf und entgegnete: „Es tut mir leid, dass es nicht genug war, das ich tun konnte. Ayashi…“ „Yari und seine Begleiter sind tot. Wie es politisch für mich mit dem Rat weitergeht, kann ich noch nicht genau sagen, doch ich werde deine Unterstützung brauchen.“ überging Sesshoumaru sein persönliches Leid, da er das Gefühl nicht ertragen konnte. „Lass’ mich deine nächsten Schritte wissen, wenn es soweit ist, und ich werde dir loyal als Freund und Verbündeter zur Seite stehen.“ versicherte Tsukiyomaru und Sesshoumaru nickte dankbar, ehe er sich abwandte. „Yaken, wir gehen.“ bestimmte er und der kleine Krötendämon nickte eifrig. „Ja, Sesshoumaru-Sama.“ entgegnete er und rannte hinter den großen Schritten seines Herrn her, wobei er einen Blick zu Tsukiyomaru zurückwarf, der ihnen nachblickte und sich schließlich auch zum Gehen wandte. Yaken trottete stumm hinter Sesshoumaru her und wagte nicht etwas zu sagen. Sein Herr ließ seinen Blick immer wieder in den Himmel gleiten, doch ging sonst seinen Weg ohne Umschweife in Richtung Shimonoseki. Es brauchte nicht viel Einfühlungsvermögen, die tiefe Traurigkeit des Herren wahrzunehmen, und er wusste ja, dass die Hime Sesshoumaru … sehr nahe gestanden hatte. Der Krötendämon seufzte leise und ließ den Kopf hängen. Ayashi-Sama war eine wunderbare Youkai gewesen und ihr Tod ein großer Verlust. Wie würde sein Herr damit umgehen? Wie sollte er, Yaken, sich in Zukunft verhalten? Sollte er… seine Anteilnahme irgendwie aussprechen? Und wenn ja, wie? War es nicht seine Pflicht? Oder stand ihm das überhaupt nicht zu? „Sesshoumaru-Sama, ich bin… zutiefst betrübt. Gibt es etwas, das ich für euch tun kann, um Ayashi-Samas Tod…“ „Schweig, Yaken. Sprich’ ihren Namen nie wieder aus, es sei denn, ich bitte dich darum.“ unterbrach ihn Sesshoumaru ruhig und leise, und ohne seine Schritte zu unterbrechen, doch seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er bis zum Äußersten gehen würde, dass Yaken der Name nicht mehr über die Lippen kam. Yaken verstummte erschreckt und nickte schnell. „Wie ihr wünscht, Sesshoumaru-Sama.“ fügte er hinzu, um jeden Zweifel auszuräumen, dass er sich vielleicht nicht an diesen Befehl halten würde. Sesshoumaru hörte die Worte seines Dieners, doch sie waren ihm egal. Ayashis Name zu hören, war kaum auszuhalten, und obwohl er ihn selbst immer wieder in Gedanken wiederholte – ihn verzweifelt lautlos schrie – und er nicht wegzudenken war, wollte er nicht, dass er laut ausgesprochen wurde – schon gar nicht in Verbindung mit der Tatsache, dass sie nun verstorben war. Es schmerzte ihn zu sehr. Es machte ihm bewusst, dass es Wirklichkeit war, was er gerade erlebte. Und es machte ihm klar, dass er einem Vater vom Verlust der Tochter berichten musste, und eine Familie mit dieser Nachricht in Trauer stürzte. Sesshoumarus Hals wurde eng und er schluckte einige Male. Er hatte keine Ahnung, wie er Kataga gegenübertreten sollte, doch er musste es bald tun, denn Kataga musste es von Sesshoumaru erfahren. Zumindest das war er ihm schuldig. Sesshoumaru kehrte nur nach Shimonoseki zurück, um sich frisch zu machen und umzuziehen, da er Kataga nicht so unter die Augen treten konnte, wie er war. Die Diener eilten herbei und erledigten still ihre Aufgaben, während Sesshoumaru sich ebenfalls schweigend wusch und waschen ließ, und dann die Kleidung anlegen ließ. Ayashis Duft, der sich in der letzten Zeit im Schloss festgesetzt hatte, raubte ihm beinahe den Verstand. Wenn er die Augen schloss und all die schrecklichen Bilder aus seinem Kopf verbannte, konnte er sich sogar selbst täuschen, und annehmen, dass sie jederzeit durch die Tür kommen, ihn umarmen, ihn anlächeln und ihn küssen würde. Die Versuchung war groß, sich in ihre Gemächer zu stehlen und einfach dort zu bleiben. Die Welt einfach hinter sich zu lassen und in Ayashis Gemächern Zuflucht vor der Wirklichkeit zu finden, und sich gleichzeitig die furchtbare Wirklichkeit, nämlich Ayashis Abwesenheit, ihren Tod, vor Augen zu führen, schien ihm gerade das, was er jetzt wollte. Er suchte den Schmerz, weil er es nicht glauben konnte. Er suchte den Schmerz, weil er es anders nicht aushielt. Sesshoumaru schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken einigermaßen frei zu bekommen, rückte seine Kleidung noch einmal zurecht, ließ seine Waffen liegen, und verließ dann ohne ein Wort seine Gemächer, um nach Fukuoka aufzubrechen. Nur aufgrund seines eisernen Willens gelang es ihm, an Ayashis Gemächern vorbeizugehen und keinen Blick hineinzuwerfen, als er den schweren Weg zu ihrem Vater antrat. Er erreichte Fukuoka schnell und trat in den ersten Hof des Schlosses. Beamte und Diener eilten zu ihm und geleiteten ihn sofort in den nächsten Hof, in den Kataga gerade von der Engawa die wenigen Stufen hinabschritt, jedoch in seiner Bewegung gänzlich innehielt, als er sah, dass Sesshoumaru allein gekommen war. Sesshoumaru verneigte sich tief vor dem älteren Youkai und wäre am liebsten in dieser Position geblieben, um Kataga nicht ansehen zu müssen. Die Beamten und Diener zögerten, doch zogen sich schließlich zurück, um die beiden Youkai allein zu lassen. „Sesshoumaru…“ begrüßte Kataga seinen Gast und löste sich aus seiner Starre. „Wo ist… Wo ist meine Tochter? Wo ist Ayashi?“ fragte er ihn und Sesshoumaru schloss einen winzigen Moment die Augen. Dann suchte sein Blick den Blick Katagas und Sesshoumaru ging auf ihn zu, um wenige Schritte vor ihm stehen zu bleiben. „Es scheint mir keine angemessenen Worte zu geben, mit denen ich dir sagen kann, was geschehen ist.“ begann er und senkte den Blick, da ihm wieder die Tränen in die Augen traten. „Ayashi… Sie ist… Sie wurde vom Katzenyoukai Jisan tödlich verwundet und starb… noch am Ort des Duells.“ Stille. Scheinbar endlose Stille. Sesshoumaru konnte die Stille schreien hören. Sie war in ihm. Und um ihn herum. Und nun tobte sie auch in Kataga. „Nein.“ flüsterte Kataga und schüttelte den Kopf. „Nein…“ wiederholte er tränenerstickt, doch er wusste, dass sich nichts an Sesshoumarus Worten ändern würde. „Es tut mir leid.“ sagte Sesshoumaru, doch Kataga blieb stumm, weshalb Sesshoumaru auf die Knie sank und den Oberkörper neigte. „Könnte ich mein Leben geben, um sie dir zurückzugeben, stünde ich nun nicht vor dir, doch das liegt nicht in meiner Macht. Wenn es dein Wunsch ist, reich’ mir ein Schwert und ich werde mich selbst richten.“ fuhr er fort. Kataga sank ebenfalls auf die Knie und berührte Sesshoumaru an der Schulter, dass er aufblickte und sah, dass Kataga, so ergriffen und schmerzerfüllt er auch war, den Kopf schüttelte. „Ich habe schon meine Tochter verloren, Sesshoumaru, nimm’ mir nun nicht ihren Gefährten, der du in meinen Augen rechtmäßig bist, sondern lass’ mich dich als meinen Sohn betrachten.“ entgegnete Kataga unter Tränen und Sesshoumaru ließ den Kopf sinken. „Vergib’ mir, Kataga. Vergib’ mir, dass ich Ayashi nicht schützen konnte.“ bat er leise und weinend und fühlte, wie Kataga seine Hand erst auf seinen Kopf legte, und ihn dann stumm in seine väterliche Umarmung zog. „Ich bin mir sicher, dass du getan hast, was du konntest.“ versicherte Kataga leise und fuhr murmelnd fort: „Erzähl’ es mir, Sesshoumaru. Ich möchte wissen, was geschehen ist. Ich möchte verstehen. Ich muss es wissen und verstehen.“ Sesshoumaru nickte und berichtete dem Vater, der ihn gerade als Gefährten seiner verstorbenen Tochter anerkannt hatte, über die Ereignisse, die sich zugetragen und zu Ayashis Tod geführt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)