Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 112: ------------- Sesshoumaru konnte nicht glauben, was man ihm am Abend berichtete, nämlich dass Ayashi mit einem Hanyou zusammen zurück in das Schloss gekommen war. Obwohl er genau wusste, um wen es sich handeln musste, konnte er es nicht glauben. Inuyasha. Wie hatte sie ihn dazu gebracht, hierher zu kommen? Was hatte sie ihm erzählt? Er erinnerte sich an jene Abende zurück, an denen sie nach ihrer Rückkehr von Inuyasha von diesem berichtete, und ihm jede Kleinigkeit erzählen musste, nur damit er, Sesshoumaru, wenigstens ein bisschen das Gefühl hatte, am Leben seines Bruders teilzuhaben. Und das hatte er nun. Er fühlte sich auch ein wenig so, als kenne er Inuyasha schon, wobei das natürlich nicht so war. Die Beamten erhielten die Anweisungen, Ayashi und den Gast, den sie mitgebracht hatte, zu empfangen, und sie dann zu ihm zu bringen. Er sagte ihnen auch, um wen es sich wahrscheinlich handelte, weshalb sie große Augen machten und sich dann schnell in den Hof begaben. Sesshoumaru wartete in seinen Gemächern und versuchte, sich innerlich auf das erste Zusammentreffen mit seinem Bruder vorzubereiten. Nun, ja, das erste Treffen war es im eigentlichen Sinne nicht, aber er hoffte sehr, dass die Zeit, die verstrichen war, dafür gesorgt hatte, dass Inuyasha ihn nicht wieder als Ungeheuer betitelte und erschreckt vor ihm fortlief. Hoffentlich… Weiter kam Sesshoumaru in Gedanken nicht, denn er hörte Schritte und schließlich ein verhaltenes Klopfen, das um Einlass bat. Sofort schoben zwei Diener, die durch seinen Raum eilten, die Türen auf und knieten sich zu ihren Seiten nieder. Sesshoumaru blickte erwartungsvoll zur Tür und erblickte erst Ayashi, die sich nicht umgezogen hatte und immer noch ihren Kimono trug, den sie für die Reise zu Inuyasha angelegt hatte. Schräg hinter ihr stand ein junger Dämon, dessen Blick noch keine Ruhe gefunden hatte, sondern von all den ersten Eindrücken immer wieder abgelenkt wurde, sodass er selten längere Zeit in dieselbe Richtung blickte. Mit einer unauffälligen Handbewegung ließ Sesshoumaru die Diener abtreten und sie entfernten sich schweigend, doch Inuyasha beobachtete sie dabei trotzdem etwas misstrauisch. Ayashi warf lächelnd einen Blick zu ihm zurück und näherte sich dann Sesshoumaru, verneigte sich ganz leicht, da sie sich mit Inuyasha im Raum nicht anders begrüßen konnten, und wandte sich zu Inuyasha um, der immer noch an der Tür stand. „Inuyasha.“ rief sie ihn zu sich und die spitzen Ohren den Hanyou zuckten leicht. „Inuyasha, komm!“ bat sie und streckte ihre Hand nach ihm auf, die er misstrauisch anblickte. Sesshoumaru blieb ruhig stehen, als wagte er nicht, eine unüberlegte und vielleicht zu schnelle Bewegung zu machen, um ihn bloß nicht zu verschrecken. Er bemerkte, dass Inuyasha sich nicht wohl fühlte, dass es ihn Überwindung gekostet hatte, hierher zu kommen. „Er will offenbar nicht hier sein.“ meinte Sesshoumaru leise und blickte Ayashi an. „Das täuscht. Es war seine Idee. Lass’ ihm Zeit, Sesshoumaru. Ich nehme an, die Eindrücke überfordern ihn ein wenig. Wahrscheinlich hat er diese Pracht nicht erwartet.“ gab Ayashi leise zurück und behielt ihre Hand nach Inuyasha ausgestreckt, als sie wieder zu Inuyasha meinte: „Das ist dein Bruder, Inuyasha. Sesshoumaru. Erinnerst du dich ein bisschen an ihn?“ Nun endlich fiel Inuyashas Blick auf die schlanke und erhabene Gestalt Sesshoumarus und blieb an ihr haften. Sein Mund öffnete sich leicht in Erstaunen und sein linkes Ohr zuckte noch einmal, ehe er den Mund schloss und sich einige Schritte auf Ayashi zubewegte, die sich ohne sein Bemerken neben den fremden Youkai gestellt hatte und nun dort mit der größten Selbstverständlichkeit stand. „Ich erinnere mich an kaum etwas.“ antwortete Inuyasha ehrlich und Ayashi lächelte Sesshoumaru an, der nun meinte: „Ich bin froh, dass du hierher gekommen bist, Inuyasha.“ Inuyasha nickte unsicher und blickte sie wieder im Raum um. Ayashi versuchte gar nicht erst, die Brüder zu einer weiterführenden Unterhaltung zu drängen, da sie beinahe sehen konnte, wie sie sich gegenseitig wie Fremde erst einmal abschätzten mussten. Sie hatte gewusst, dass es Zeit brauchen würde, bis sie einen weiteren Schritt aufeinander zugehen würden, denn immerhin waren sie wie Fremde zueinander. Sesshoumaru beobachtete Inuyasha kühl und überlegt, nicht distanziert, aber mit der Gewissheit, dass er überlegen sein würde, sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, weshalb trotzdem nichts ihm diese Überlegenheit demonstrierte. Inuyasha hingegen beobachtete seinen älteren Bruder mit Vorsicht, jedoch ohne eine gewisse Demut, was Ayashi gefiel. „Und das Schloss gehört wirklich dir?“ stellte Inuyasha schließlich die Frage, die ihn seit ihrem Aufbruch nach Shimonoseki am meisten beschäftigt hatte, und Ayashi musste leise lachen, was das Eis zu brechen schien. „Es war das Schloss unseres Vaters Inu-no-taishou. Und nun gehört es mir, ja.“ antwortete Sesshoumaru und nickte, als Inuyasha ihn prüfend anblickte. „Es ist schön… und scheint sehr groß zu sein.“ überlegte Inuyasha und Sesshoumaru nickte. „Leben auch Menschen hier?“ fragte Inuyasha, worauf Sesshoumaru den Kopf schüttelte. „Nein, hier leben und dienen nur Youkai.“ gab Sesshoumaru Auskunft. Ayashi verließ Sesshoumarus Seite und trat zu Inuyasha, legte ihm den Arm um die Schultern und meinte: „Wolltest du nicht deinen Bruder kennen lernen? Du hast bestimmt noch viele andere Fragen für ihn, oder nicht?“ „Ja, das stimmt schon, aber…“ „Stell’ sie ihm, Inuyasha. Ich weiß, dass er sie dir beantworten wird, wenn er kann.“ ermunterte Ayashi ihn und er nickte leicht. „Ich werde euch alleine lassen.“ verkündete sie etwas lauter, weshalb sie Inuyashas entsetzten Blick erntete. „Keine Sorge, Inuyasha. Er ist dein Bruder.“ Sie warf Sesshoumaru noch einmal einen Blick zu und ließ die beiden dann allein, da sie getan hatte, was sie tun konnte, ob die Brüder miteinander zu vereinen. Der Rest lag an ihnen. Stunden später sah Ayashi, wie Sesshoumaru mit Inuyasha im Park spazieren ging. Sie gingen einträchtig nebeneinander her und Sesshoumaru erklärte gerade etwas, wobei er mit der Hand in den Himmel zeigte. Ayashi musste lächeln und legte den Kopf schräg, um zu sehen, worauf Sesshoumaru zeigte. „Aya!“ rief Inuyasha, als er sie auf der Engawa sitzen sah, und rannte zu ihr. Sesshoumaru blickte sie ebenfalls an, näherte sich ihr aber würdevoll und nicht so stürmisch wie sein kleiner Bruder, der einen schier unstillbaren Wissensdurst hatte – und ihn beinahe alle Antworten, die er jemals gehabt hatte, ausgesaugt hatte. Er war sicher, dass man ihm ansah, wie erschöpft er war, doch er war auch zufrieden und glücklich. „Sesshoumaru hat mir das ganze Schloss gezeigt.“ berichtete Inuyasha stolz und Ayashi lächelte. „Das ganze Schloss? Das hat er nicht einmal mir gezeigt.“ entgegnete sie und blickte zu Sesshoumaru nach oben. Sesshoumaru beugte sich hinab und küsste sie auf die Stirn, was sie enorm überraschte, und weshalb sie ihn erschrocken anblickte. Er schüttelte nur knapp den Kopf und Ayashi verstand: Inuyasha würde sich eh nichts bei dieser Geste denken und sonst war niemand hier. Und… „Du wirst nicht bleiben, oder?“ fragte Ayashi, doch es war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung. „Nein, wie gesagt: Ich möchte die Welt sehen.“ erwiderte Inuyasha und bemerkte überhaupt nicht, dass er überhaupt nicht mehr richtig in Shimonoseki war, da er sich schon so sehr in die Orte verliebt hatte, von denen Sesshoumaru ihm hatte erzählen müssen. „Habt ihr auch über Inu-no-taishou gesprochen?“ fragte Ayashi Sesshoumaru, doch er nickte nur verhalten. „Nicht viel, aber etwas.“ fügte er nach einer Weile zu und Ayashi konnte sich vorstellen, dass Inuyasha nicht viel nach ihm gefragt hatte. Sie blickte in Sesshoumarus Gesicht und stellte fest, dass er darüber nicht glücklich zu sein schien, weshalb sie leicht seine Hand drückte, damit er sie ansah. Er nickte ihr zu und sie sagte nichts zu ihm. Inuyasha sprang auf und meinte: „Ich mache mich auf den Weg. Bevor es Nacht wird.“ „Willst du nicht wenigstens über Nacht bleiben und morgen früh aufbrechen?“ wollte Sesshoumaru wissen, doch Inuyasha schüttelte schnell den Kopf. „Nein, ich schlafe auf einem Baum, wenn ich überhaupt schlafe. Ich komm’ schon klar.“ versicherte er und Ayashi nickte, da sie das wusste. Inuyasha würde immer irgendwie zurechtkommen, doch es machte sie traurig, dass er schon aufbrach. Dennoch würde sie ihn natürlich nicht aufhalten. „Du musst unbedingt zu den Klippen der singenden Steine reisen.“ erinnerte ihn Sesshoumaru und Inuyasha nickte eifrig. „Ja, die werde ich mir ganz sicher ansehen. Singende Steine! So ein Unsinn!“ lachte Inuyasha und Ayashi lächelte leicht wegen seines Übermuts und seiner Begeisterung. Inuyasha wandte sich schon zum Gehen, als Sesshoumaru ihn noch einmal zurückhielt und ihm seine Hände auf beide Schultern legte. „Vergiss’ nicht, was du gesagt hast, kleiner Bruder.“ bat er noch und Inuyasha nickte, ehe er den Blick zu Ayashi wandte. „Und du vergiss’ nicht, was du versprochen hast!“ lachte er und Ayashi nickte lächelnd, bevor Inuyasha schnell über den Hof rannte und aus dem Schloss verschwand. Ayashi und Sesshoumaru blickten ihm nach, bis Sesshoumaru schließlich fragte: „Was hast du ihm versprochen?“ „Hm?“ meinte Ayashi, blickte ihn an und erklärte: „Ach, dass ich ihn finden würde, egal wo er ist.“ Sesshoumaru nickte und legte ihr den Arm um die Schultern. „Und was hat er dir gesagt?“ wollte sie wissen und Sesshoumaru lächelte auf sie herab. „Er sagte, er würde uns besuchen, wenn er in der Nähe ist.“ entgegnete Sesshoumaru und blickte noch einmal Inuyasha nach, der in der Ferne immer kleiner wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)