Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 105: ------------- Ayashi hatte ihren Kopf auf Sesshoumarus nackte Brust gelegt und genoss das Gefühl seiner warmen Haut und seiner sicheren Arme, die er um ihren Oberkörper geschlungen hatte. Sie hatten sich leidenschaftlich geliebt – und obwohl sie niemals ernsthaft von ihm erwartet hatte, dass er ihre Vergebung verdienen musste, hatte er sie sehr verwöhnt. Allerdings hatte sie darauf bestanden, ihn ebenfalls zu verwöhnen. Ayashi hörte sein Herz noch ein wenig beschleunigt schlagen und musste lächeln, was er spürte, denn er fragte leise: „Was amüsiert dich?“ „Nichts.“ Sesshoumaru hob leicht den Kopf und sah, dass sie in der Tat in sich hinein lächelte und meinte: „Du lächelst aber.“ „Ja.“ gab Ayashi zu und strich mit ihren Fingerspitzen über seinen Bauch, sodass seine Muskeln zitterten. „Ohne Grund?“ hakte er nach und hielt ihre Hand fest, da sie ihn ein wenig kitzelte. Ihre Finger verhakten sich ineinander und Sesshoumaru strich mit seinem Daumen über ihre Fingerknöchel. „Nein, nicht ohne Grund. Ich fühle mich einfach nur sehr wohl, wenn ich in deinen Armen liege. Ich bin sehr glücklich und könnte alles andere um mich herum vergessen.“ seufzte Ayashi und küsste ihn auf die Brust. „Du könntest es, aber du machst dir trotzdem deine Gedanken, oder?“ stellte Sesshoumaru fest und Ayashi nickte. „Worüber denkst du nach?“ wollte er wissen und Ayashi zögerte kurz, da sie nicht sicher war, ob das der geeignete Moment war, um über das zu sprechen, was ihr auf der Seele brannte. „Yaken hat mir von Izayois Tod berichtet.“ meinte sie schließlich, nachdem sie sich dafür entschieden hatte. Sesshoumaru sagte nichts, sondern stöhnte nur leise auf, als wolle er sagen, dass er jetzt überhaupt keine Lust hatte, über dieses leidige Thema zu sprechen. Ayashi biss sich auf die Lippen und schwieg, da sie der Meinung war, dass Sesshoumaru dem Thema nicht ewig ausweichen konnte, doch sie ihn auch nicht drängen wollte. „Ayashi, wie wichtig ist dir dieses Gespräch?“ fragte er nach einer Weile und sie richtete sich ein wenig auf, damit sie ihm ins Gesicht blicken konnte. „Sehr. Es ist mir sehr wichtig, Sesshoumaru.“ gab sie zu und er blickte ihr einen Moment direkt in die Augen, ehe er zögerlich nickte. Ayashi wusste, dass er jetzt über seinen Schatten springen würde, und ihr erzählen würde, was sie wissen wollte, also legte sie sich wieder nieder. „Sie war seit dem Tod meines Vaters immer wieder schwer krank Es ging ihr immer wieder besser und schlechter, habe ich gehört. Vor sieben Monaten ungefähr ist sie schließlich gestorben.“ berichtete Sesshoumaru sachlich und Ayashi nickte. „Ich habe zu Beginn meiner Reise gehört, wie sich zwei Männer über ihren Zustand unterhalten haben, aber ich hatte keine Ahnung, dass sie inzwischen gestorben ist.“ „Es war wohl schon lange damit zu rechnen, aber Genaueres weiß ich nicht. Von ihrem Tod habe ich nur durch Dritte erfahren, da ich in der letzten Zeit nicht selbst ein Auge auf Inuyasha haben konnte.“ „Du warst zu beschäftigt?“ fragte Ayashi und beherrschte sich, ihm einen Vorwurf zu machen, denn ihrer Meinung nach konnte er doch wohl die Zeit finden, ein Auge auf seinen kleinen Halbbruder zu haben. „Ja, Ayashi. Das ist der eine Grund.“ meinte Sesshoumaru, wobei er keinen Zweifel daran ließ, dass ihm nicht entgangen war, dass Ayashi das gar nicht verstand. „Und der andere?“ wollte Ayashi wissen und löste sich von ihm. Sesshoumaru wollte sie bei sich halten und war versucht, sie wieder zu sich zu ziehen, doch er bemerkte, dass sie sich neben ihn auf die Seite legte und den Kopf auf einem Arm abstützte, sodass sie ihn besser ansehen konnte. Er wandte den Kopf zu ihr und hielt ihrem Blick stand, als er antwortete: „Die Jahre bei den Menschen haben ihn geprägt, Ayashi.“ „Hast du etwa etwas anderes erwartet?“ fragte sie nach, worauf er den Kopf schüttelte und zur Decke blickte. „Nein, doch ich hätte nicht erwartet, dass mein Bruder schreiend und ängstlich vor mir davon läuft, wenn er mich sieht.“ antwortete Sesshoumaru mit gepresster Stimme. „Ist das geschehen? Wann?“ „Ja, es ist geschehen, als ich ihn nach dem Tod seiner Mutter sehen wollte.“ „Du bist zum Schloss gegangen?“ Sesshoumaru nickte langsam und Ayashi zog eine Augenbraue hoch. „Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn ich nicht alles mit Fragen aus dir herauskitzeln müsste.“ bemerkte sie und Sesshoumaru wandte den Blick zu ihr. „Ich war nach Izayois Tod im Schloss und wollte Inuyasha mit mir nehmen. Du weißt, wie die Gesetze sind, sowohl bei Youkai als auch bei Menschen: Das unmündige Kind ‚gehört’ nach dem Tod der Eltern dem nächsten Verwandten. Das bin in dem Fall ich als Bruder, aber ich bezweifle ohnehin, dass Izayois Vater überhaupt Anspruch auf seinen Enkel erhoben hätte.“ Ayashi nickte, als Sesshoumaru eine kurze Pause machte, als wolle er sich die Ereignisse des Tages noch einmal genau in Erinnerung rufen. „Ich wollte ihn mit mir nehmen, Ayashi. Natürlich wusste ich, dass es nicht einfach sein würde, da er mich kaum kennt und auch seine Legitimation als Sohn meines Vaters vor dem Rat von Kyoto schwierig ist, aber… ich war davon überzeugt, dass es schon irgendwie gehen würde. Ja, das war ich wirklich, aber da habe ich meine Rechnung ohne Inuyasha selbst gemacht… oder seine Vergangenheit, die er bisher hat.“ Sesshoumaru machte noch einmal eine Pause und wandte unruhig den Blick zur Decke und wieder zu Ayashi zurück, die stumm blieb. Sie wusste, dass er nun weiter sprechen würde, wenn er bereit dazu war. „Als Inuyasha mich an jenem Tag sah, schrie er plötzlich und war außer sich. Die Leute brachten ihn zwar zu mir, doch er ließ sich nicht beruhigen. Es war nicht so, dass er völlig aufgelöst war und er den Tod seiner Mutter noch nicht einmal in Ansätzen akzeptiert hatte, es lag an mir. Er sah mich und tobte. Ich habe selten jemanden so schreien hören und in seinen Augen lag das blanke Entsetzen. Er hatte Angst vor mir.“ Ayashi kniff die Augen zusammen, da sie versuchte, sich aus Sesshoumarus Worten zu erschließen, was der Grund für Inuyashas Verhalten gewesen war, doch sie schaffte es nicht. „Ich verstehe das nicht.“ gab sie zu und er nickte. „Er wollte sich überhaupt nicht beruhigen. Die ganze Zeit faselte er nur etwas davon, dass solche Ungeheuer wie ich Schuld am Tod seiner Mutter seien… Wie auch immer… Du kannst dir vorstellen, dass meine Anwesenheit nicht sonderlich hilfreich war. Ich konnte machen was ich wollte, aber er nahm keine Vernunft an.“ „Ja, ich kann es mir denken.“ stimmte Ayashi zu und meinte: „Warum denkt er nur so… Ich meine, du warst doch ab und zu dort und hast ihm dein Wohlwollen gezeigt, oder nicht? Daran muss er sich doch erinnern.“ „Vielleicht erinnert er sich tatsächlich nicht daran. Er war noch jünger und vielleicht geraten die Erinnerungen an die ersten Lebensjahren bei Hanyou wie bei Menschen eher in die Vergessenheit.“ „Ja, das ist möglich, aber ob er wirklich alles vergessen hat? Das kann ich mir kaum vorstellen.“ entgegnete Ayashi und Sesshoumaru zuckte die Schultern. „Ich kann nur vermuten, dass das Gerede der Leute über meinen Vater, auch in Inuyashas Bewusstsein gedrungen ist und ihn und sein Denken und Empfinden jetzt prägt. Bei Izayois Leuten war er ja immer nur das Monster, das Ungeheuer…“ erwiderte Sesshoumaru und beendete seinen Satz nicht. Ayashi nickte traurig und streichelte Sesshoumaru über die Wange, weshalb er die Augen schloss. „Jetzt verstehe ich, warum Inuyasha nicht hier ist.“ flüsterte sie und küsste Sesshoumaru auf die Stirn. „Ich dachte, du wolltest ihn nicht hier haben, als mir Yaken davon erzählt hat, dass er sich noch im Dorf des Schlosses aufhält.“ gab sie zu und Sesshoumaru öffnete seine Augen wieder. „Das dachtest du?“ fragte er noch einmal nach und Ayashi nickte etwas schuldbewusst. „Ich konnte mir nicht erklären, warum er dort geblieben ist. Weißt du, ich habe einmal gesehen, wie sie ihn behandeln. Ich konnte … Ja, ich konnte es mir einfach nicht erklären.“ Sesshoumaru nickte und strich Ayashi eine Haarsträne aus der Stirn. „Ich hätte ihn lieber hier, das kannst du mir glauben, als ihn dort zu wissen, aber ich kann ihn nicht packen und hierher schleppen.“ „Was hast du in der Hinsicht noch vor? Ich meine, ich kann es mir schlecht vorstellen, dass sich die Sache für dich damit erledigt hat.“ „Du hast Recht. Ich werde immer wieder nach ihm sehen, wie ich es auch bisher getan habe. Vielleicht fasst er irgendwann Vertrauen zu mir. Bis dahin… Hm, bis dahin kann ich nicht mehr machen, als dafür zu sorgen, dass es ihm an nichts fehlt, oder?“ „Nein, mehr kannst du wahrscheinlich tatsächlich nicht machen.“ stimmte Ayashi zu und nickte. „Wieso hast du mir nichts von Izayois Tod erzählt?“ fragte sie, weil sie auf diese Frage noch eine Antwort brauchte. „Ich dachte, du hättest schon genug durchgemacht in der letzten Zeit und außerdem wollte ich erst die Angelegenheit mit deinem Vater klären, bevor wir uns damit beschäftigen.“ „Ich verstehe.“ meinte Ayashi nachdenklich und Sesshoumaru sah ihr an, dass sie einen Gedankengang zu Ende führte, weshalb er sie nicht störte. „Was hältst du davon, wenn ich versuche, an Inuyasha heranzukommen? Ich meine natürlich nur, wenn es sich anbietet, aber ich bin nun einmal eine Frau und könnte erfolgreicher sein als du.“ schlug sie vor und Sesshoumaru blickte sie überrascht an, ehe er meinte: „Ich wäre dir sehr dankbar, meine geliebte Ayashi, wenn du das für mich tun könntest.“ Ayashi lächelte und ließ sich von Sesshoumaru in einen liebevollen Kuss ziehen, nach dem sich Sesshoumaru von Ayashi verabschiedete, er ihr jedoch versprach, spätestens am Abend wieder zu ihr zu kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)