Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 104: ------------- Sesshoumaru brach erst sehr spät von Fukuoka auf und beeilte sich sehr auf dem Rückweg nach Shimonoseki. Er konnte nicht glauben, dass die Zeit bei Kataga so schnell vergangen war, wenn ihm jede Sekunde endlos erschienen war – nicht weil es schlimm und anstrengend war, sich mit Kataga zu unterhalten, sondern weil er, Sesshoumaru, immer gefürchtet hatte, dass Kataga Verdacht schöpfen könnte. Doch er war nun sicher, dass es nicht so war. Kataga schätzte ihn als Verbündeten und Freund. Das war alles. Sesshoumaru schüttelte leicht den Kopf und blickte sich auf dem sanften Hügel noch einmal nach dem erleuchteten Schloss in Fukuoka um. Sobald die Nacht hereingebrochen war, waren in den Höfen des Schlosses rote Lampions entzündet worden, deren Schein auch aus der Entfernung einladend leuchtete. Neben den Toren brannten Fackeln, die im leichten Wind in der Dunkelheit flackerten. Diese Gegend war Ayashis Heimat und der Schlossherr war ihr geliebter Vater. Ob sie das alles hier sehr vermisste? Sesshoumaru war sich dessen sehr sicher. Die Familie war sehr wichtig, nicht nur wenn es um Fragen der Nachfolge und Politik ging. Familie sollte an oberster Stelle stehen, fand Sesshoumaru. Er hatte seinen Vater durch einen Kampf verloren, doch Ayashis Vater lebte noch. Langsam wandte er sich um und warf einen Blick in den Himmel. Die Sterne funkelten und der Mond stand bereits hoch am Himmel. Es war falsch, dass sie sich mit ihrem Vater entzweit hatte, auch wenn er wusste, dass es irgendwann dazu hatte kommen müssen. Die Heimlichkeit ihrer Beziehung und Ayashis starker Wille… Nein, es war wirklich vorauszusehen gewesen, dass Ayashi sich in diesem Punkt dem Willen ihres Vaters widersetzen würde. „Zum Glück!“ murmelte Sesshoumaru bei sich und fühlte das Gefühl der Machtlosigkeit in sich aufsteigen, als er daran dachte, was er in den Jahren empfunden hatte, als er Ayashi am Kaiserhof und in den Armen eines anderen geglaubt hatte. Die helle, silberne Sichel warf ihr Licht auf Sesshoumaru herab, als er den Entschluss fasste, Ayashi auf jeden Fall wieder mit ihrem Vater zu versöhnen und zu vereinen – koste es, was es wolle. Ayashi fühlte plötzlich, dass Sesshoumaru sich dem Schloss näherte. Sie saß schon lange in ihren Gemächern, da es draußen allmählich zu unangenehm geworden war, seit ein kühler Wind wehte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, da sie nun bald wusste, wie ihre nähere Zukunft aussehen würde. Warum hatte er seine Youkai-Energie nicht unterdrückt? Welche Nachricht würde Sesshoumaru bringen? Es brachte sie fast um, doch Ayashi wusste, dass sie ihre Gemächer nicht verlassen durfte. Sie spürte, wie Sesshoumaru immer näher und näher kam, während sie in die Stille im Schloss lauschte, die allmählich verschwand und aufgeregten, schnellen Schritten der Beamten und Diener wichen, die den Schlossherrn begrüßen wollten oder seine Gemächer noch einmal überprüften. Ayashi atmete tief durch und biss sich auf die Lippen. Sie erinnerte sich nicht daran, jemals in ihrem Leben so aufgeregt gewesen zu sein. Es schien ihr, als presste jemand ihre Kehle zu, drückte ihren Oberkörper zusammen, da ihr das Schlucken und Atem so unglaublich schwer fiel. Einen kurzen Moment lang schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche, die sie im Schloss höre. Schritte. Das Klirren von Geschirr. Leise und doch energische Stimmen der Dienerinnen, die sich gegenseitig Anweisungen gaben, damit auch mit Sicherheit alles vorbereitet war… Ayashi schüttelte den Kopf, da sie die Aufregung nicht verstand, denn immerhin war Sesshoumaru nur einen Tag unterwegs gewesen. Was konnte er da schon für einen Empfang erwarten? Eine kleine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sich wieder eine herrschaftliche Stille über das Schloss legte. Die Diener waren verstummt und hatten sich wieder zurückgezogen, um dem Herrn und seinen Beamten unsichtbar zu Diensten zu sein und ihn durch ihre Anwesenheit nicht zu stören. Ayashi hörte gespannt, doch sie hörte nur undeutliche Stimmen, die sie nicht zuordnen konnte, die sich aber langsam ihren Gemächern näherten. Endlich hörte sie seine Stimme! Ruhig und gelassen und durch die Tür etwas gedämpft. „Ich werde Ayashi-Sama die Neuigkeiten selbst mitteilen. Ihr könnt euch zurückziehen.“ sagte er und Ayashis Herz setzte mehrere Schläge aus. Das klang nicht gut. Seine Stimme klang wahrlich nicht gut. Irgendetwas musste schief gegangen sein. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Das durfte doch nicht wahr sein! Ayashi erhob sich aufgeregt und schritt nervös einige Schritte hin und her, während sie sich fragte, warum Sesshoumaru nicht eintrat. Gut, vielleicht musste er warten, bis sich die Beamten ein Stück entfernt hatten… vielleicht ordnete er auch seine Kleidung noch einmal, aber… Sesshoumaru sammelte sich und stützte sich mit einer Hand neben der Tür ab. Er hatte sich auf dem Rückweg beeilt, um Ayashi die gute Nachricht so schnell wie möglich überbringen zu können, doch seine Berater und Beamten hatten weniger gute Nachrichten für ihn gehabt, sobald er durch das Schlosstor getreten war. Doch damit wollte er Ayashi nun nicht behelligen. Das hatte noch Zeit, wenn es überhaupt sein musste. Langsam schüttelte er den Kopf, warf noch einmal einen Blick den Gang entlang, um sicher zu gehen, dass jeder wie er es wünschte, sich zurückgezogen hatte, und schob dann vorsichtig die Tür zu Ayashis Gemächern auf. Sie musste sowieso schon gehört haben, wie er mit den Beamten gesprochen hatte. Sie erwartete ihn bereits – natürlich. Ihr Blick heftete sich sofort auf ihn, als er hinter der Tür zum Vorschein kam und langsam in ihre Gemächer trat. Obwohl das Licht nicht sehr hell war, konnte sie sehen, dass seine Gesichtszüge ruhig und entspannt waren, doch das hieß noch lange nichts. Sie hatte inzwischen gelernt, dass er seine Emotionen und Gedanken äußerst gut verbergen konnte, wenn er das wünschte. „Sesshoumaru?“ fragte sie und bemerkte, dass ihre Stimme zittrig klang, weshalb sie schluckte und sich zusammenriss. Sesshoumaru blickte sie stumm an und zog sie schließlich in seine Arme. Ayashi hielt den Atem an und drückte ihr Gesicht in seine Brust. Es stimmte also: Ihr Vater wollte nicht, dass sie… „Ayashi, was hast du? Du zitterst.“ bemerkte Sesshoumaru und löste sich etwas von ihr, sodass er ihr in das Gesicht sehen konnte. Sie blieb ihm eine eindeutige Antwort schuldig, denn sie schüttelte nur den Kopf, und Sesshoumaru war genauso schlau wie zuvor. Ayashis Augen schimmerten feucht. „Das sind… sind das jetzt Freudentränen?“ fragte er ratlos und sie blickte ihn verständnislos an. „Wieso… sollen das… Sesshoumaru…“ meinte sie und winkte ab, da sie bemerkte, dass sie keinen vernünftigen Satz herausbrachte. „Ayashi, sprich’ mit mir! Was ist geschehen?“ bat er sie noch einmal, als sie sich von ihm abwandte. Ayashi hatte Mühe, ihre Gedanken zu ordnen. Er fragte sie, was geschehen war? Er fragte sie? Sie verstand überhaupt nichts mehr und drehte sich wieder zu ihm um. „Sesshoumaru, was für eine Antwort bringst du von meinem Vater?“ fragte sie schließlich, da sie es hören musste. „Er ist einverstanden…. Was sonst?“ entgegnete er und zog eine Augenbraue hoch, als Ayashis Augen sich weiteten. „Und warum sagst du das nicht – um Himmels Willen!“ rief sie halb lachend und schüttelte den Kopf, ehe sie ihm stürmisch um den Hals fiel und er seine staken Arme um sie schloss. „Was dachtest du denn?“ fragte er immer noch ein wenig verwirrt und Ayashi lachte leise. „Ich dachte, er hätte deiner Bitte nicht stattgegeben.“ erklärte sie schnell. „Wieso das denn?“ wollte er wissen, wobei in seiner Stimme ein unverständiger Ton mitschwang. Ayashi löste sich ein wenig von ihm und blickte ihm direkt in das Gesicht, als wolle sie überprüfen, ob er sich das wirklich nicht denken konnte. Schließlich meinte sie: „Sesshoumaru, ich habe den ganzen Tag auf eine Nachricht von dir gewartet und bin dabei beinahe wahnsinnig geworden. Dann fühle ich, dass du dich näherst und deine Kraft nicht einmal ein wenig unterdrückst. Ich höre die Geräusche im Schloss und schließlich ihr Verstummen, was mir bedeutet, dass du angekommen bist. Als nächstes höre ich, wie du mir die Nachricht alleine überbringen wirst – und das sagst du mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dass ich dich kurz darauf sehe, nachdem du gezögert hast einzutreten, bringt mir auch nicht sonderlich viel, denn du scheinst so distanziert, als ob du schon darüber nachdenkst, wie du mir jetzt sagen sollst, dass mein Vater sich weigert, seine Erlaubnis zu geben… Und dann sagst du mir nicht, was mein Vater gesagt hat, sondern ziehst mich nur in deine Arme, als könntest du nichts sagen, sondern wolltest mich gleich trösten und mich davon überzeugen, wie sehr du bedauerst, dass du es nicht geschafft hast, meinen Vater…“ Ayashi unterbrach sich selbst, da ihr langsam die Luft ausging, und sah, dass Sesshoumaru sich sein Lächeln nicht länger verkneifen konnte. Sie atmete tief ein und blickte ihn an. „Du weißt, worauf ich hinaus will… Wie hätte ich unter den Voraussetzungen nicht zu dem Schluss kommen sollen, dass ich Shimonoseki wieder verlassen und mich von dir verabschieden muss?“ „Es tut mir leid.“ meinte er mit ernster Stimme, doch seine Augen funkelten belustigt. „Glaub’ bloß nicht, dass damit wieder alles gut ist!“ gab sie schmunzelnd zurück und blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, um nicht in Lachen auszubrechen. „Nein, auf diesen Gedanken würde ich niemals kommen.“ ging er auf ihre Worte ein. „Also… was wirst du tun, um dein Verhalten wieder gut zu machen… und meine Vergebung zu verdienen?“ fragte sie und ließ sich von ihm näher heranziehen. „Ich denke, da fällt mir schon etwas ein.“ versprach er, streichelte zärtlich ihre Wange und senkte seine Lippen liebevoll auf ihren Mund hinab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)