Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 72: ------------ Nach dem Essen und einigen Reden zogen sich Satori und Katsumoto schließlich in seine Gemächer zurück, während das Fest noch eine Weile ohne sie weiterging, doch dann auch langsam zu Ende ging, was Ayashi sehr recht war. Sie hatte viele Verbündete kennen gelernt, mit ihnen gesprochen und sich bemüht, bei der Sache zu sein, doch ihre Gedanken waren bis zu einem gewissen Maße stets bei Sesshoumaru gewesen und ihr Blick hatte immer wieder unbemerkt nach ihm Ausschau gehalten – und entdecken müssen, dass er sich mit anderen Youkai unterhielt und auch mit Youkai, die ihn offenbar näher standen, vielleicht sogar Freunde waren. Ayashi fühlte Eifersucht in sich aufsteigen, obwohl diese völlig unbegründet war, denn seine Bekannten waren männliche Youkai. Sie schob es auf die Tatsache, dass sie mit ihm sprechen konnten und sie eben nicht. Auch jetzt noch – einige Zeit später – lag sie in ihrem Bett und dachte an Sesshoumaru, seine Bewegungen, seine Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, seine Stimme, die sie nur von der Ferne und nur ab und zu gehört hatte... Es dauerte nicht lange, ehe ihr Geist zu ihrer Zeit am Nachmittag zurückfand, und sie in Gedanken erneut durchlebte, was sie mit ihm gehabt hatte, und es schließlich nicht mehr in ihrem Bett aushielt. Sie verzehrte sich zu sehr nach ihm. Schnell warf sie sich einen dünnen Mantel über ihr seidenes Nachtgewand und verließ barfuß ihr Zimmer, worauf sie vorsichtig den Flur entlang schlich. Ayashi wusste, dass sie sich unter keinen Umständen erwischen lassen durfte. Die Folgen waren undenkbar… und sie wollte auch gar nicht daran denken, was dann geschehen würde. Eine Hime, die nachts allein und kaum gebührend gekleidet in den Gängen eines Schlosses herumspazierte, in dem gerade viele männliche Gäste weilten… Nein, da brauchte man sie nicht einmal mit Sesshoumaru in Verbindung bringen, um einen Skandal aus der Sache zu machen. Im Großen und Ganzen war es still im Schloss, doch sie musste dem einen oder anderen Gast, der ebenfalls noch so spät unterwegs war, ausweichen und versteckte sich in dunklen Nischen und nahm Umwege in Kauf, um ihnen zu entkommen. Ayashi bemühte sich, in ihrem Versteck ruhig zu atmen, und wartete, bis auch die letzten Schritte verhallt waren, ehe sie sich wieder regte und ihren Weg fortsetzen wollte. Dann stand er plötzlich vor ihr, weshalb sie beinahe erschreckt aufgeschrieen hätte, doch sie war zu erschreckt, um überhaupt einen Laut von sich zu geben. „Was machst du hier?“ fragte er und blickte an ihr herunter, wobei ihr das Funkeln in seinen Augen nicht entging. Sie antwortete nicht, sondern zog ihn zu sich ins Dunkle, als sie erneut Schritte hörte, hielt ihn bei sich und fühlte seinen Atem gegen ihr Gesicht und seine Nähe, die sie beinahe vergessen ließ, dass sie sich nicht verraten durften. Sesshoumarus Hand fuhr in ihr offenes Haar und führte lautlos eine Strähne zu seinem Gesicht, um ihren Duft einzuatmen, der ohnehin überall im Schloss anzutreffen war, doch hier war sie tatsächlich ganz dicht bei ihm und gehörte ihm ohne jeglichen Vorbehalt von alter Tradition und steifen Regeln. Die Schritte verklangen und Sesshoumaru konnte nicht widerstehen, drückte sie gegen die Wand und küsste sie stürmisch, was Ayashi nur allzu gern erwiderte. Es schien ihr, als sei der Nachmittag so weit entfernt wie ihr Abschied bei den heißen Quellen vor wenigen Monaten. Sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Sie wollte ihn. Er wollte sie… „Nicht hier.“ hauchte sie, als er ihren Hals küsste und sie in seine Arme hob, doch er wollte sie nicht hören, weshalb sie noch einmal mit mehr Nachdruck meinte: „Nicht hier, Sesshoumaru… oder ich gehe…“ Sesshoumaru ließ von ihr ab und blickte sie prüfend an, wobei er ihr mit dem Daumen über die heißen Lippen strich. „Könntest du jetzt gehen?“ flüsterte er und Ayashi war sich sicher, dass ihm ihr Beben nicht entging. „Nein… aber ich brauchte auch nur deine Aufmerksamkeit.“ gab sie leise zurück und schluckte, als er lächelte, seine Hand ihren Kragen hinab und zwischen ihren Brüsten hindurch bis zu ihrem Bauch gleiten ließ. „Das dachte ich mir.“ gab er zurück und löste sich etwas von ihr, weshalb Ayashi einen Schritt auf ihn zumachte, weil sie den Abstand nicht ertragen konnte. Sesshoumaru ergriff ihre Hand und führte sie mit sich ungesehen durch die dunklen Gänge in seine Gemächer, deren Türen er verschloss, ehe er sich wieder ihr zuwandte. „Wohin wolltest du?“ fragte Ayashi und Sesshoumaru blickte sie einen Moment verwirrt an, ehe er leise lachte. „Wohin ich wollte? Hm, lass’ mich überlegen… Wohin wollte ich in einem Schloss, das nicht mir oder meinem Vater gehört, in dem es nichts für mich gibt außer dem Gemach, das man mir zugewiesen hat und… die Person, die mir den Schlaf raubt, nach der ich mich mit jedem Atemzug sehne, die meine Gedanken völlig in ihren Besitz genommen hat… Ich weiß nicht, wohin ich wollte… Soll sie’s mir sagen, diese Person, wohin ich wollte, meinst du nicht?“ „Das war sehr unvorsichtig.“ bemerkte Ayashi, doch kein Tadel lag in ihrer Stimme. „Du bist ebenfalls unterwegs…“ „Ich könnte es erklären… Nun, zumindest so, dass ich…“ begann Ayashi, doch sprach nicht zu Ende, da er näher kam und sie mit einem durchdringenden Blick betrachtete. Seine Hände legten sich an ihre Hüften und zogen sie so dicht zu sich, dass sie spüren konnte, wonach ihm der Sinn stand – und sie spürte, dass sie ihn ganz dicht bei sich und in sich spüren musste. Seine Lippen suchten ihre und verwickelten sie in einen zärtlichen und fordernden Kuss, der sie vergessen ließ, dass es gefährlich war, und alles andere außer ihrer Liebe, ihrer Leidenschaft und ihrer Lust aus ihren Gedanken und Gefühlen verbannte. Ayashi hörte Sesshoumarus Herz laut und regelmäßig schlagen, als sie ihren Kopf müde auf seine nackte Brust bettete. Sie hatten sich geliebt – mehr als einmal – und lagen nun zufrieden und eng ineinander geschlungen in seinem Bett. Schlafen wollten sie nicht. Der Morgen würde sowieso bald anbrechen und Ayashi würde noch vor der Morgendämmerung gehen müssen. Nachdenklich streichelte sie seinen Bauch mit den Fingerspitzen, während er mit ihrem Haar spielte, ihren Rücken und ihren Oberarm streichelte und seine Hand in ihre wob. Ayashi war glücklich und sie genoss die Zeit, die sie gemeinsam hatten – vor allem, da es sich nicht anfühlte, als ob sie die Zeit stehlen, da sie keine Angst hatte, entdeckt zu werden, und da alles so unendlich weit weg erschien, dass es schon beinahe unrealistisch wurde. Ayashi konzentrierte sich auf die Kreise, die sie auf Sesshoumarus Bauch zwischen seinen Muskeln zog und beobachtete, wie sie zitterten, wenn sie ihn aus Versehen leicht kitzelte. Sie lächelte und blickte entschuldigend nach oben, doch er lächelte auch und wenn seine Augen nicht ein betrübter Schatten verdunkelt hätte, so hätte sie geglaubt, dass er glücklich war. „Sesshoumaru, was hast du?“ fragte sie und drehte sich ganz auf die Seite, sodass sie ihn besser ansehen konnte. „Mein Vater hat sich mit der Familie dieser Frau getroffen.“ sagte er ohne Umschweife und blickte kurze Zeit zur Decke nach oben, ehe er fort fuhr: „Er wollte nach den Traditionen handeln und bat bei ihrer Familie um ihre Hand.“ „Unglaublich! Was ist geschehen?“ fragte Ayashi und fragte sich gleichzeitig, ob sie das jetzt wirklich hören wollte. „Ihre Familie war nicht begeistert. Trotzdem hat sie ihm seinen Wunsch aus Angst um das eigene Leben erfüllt. Man stellt sich eben nicht gegen die Bitte eines mächtigen Daiyoukai.“ erzählte er und schnaubte verächtlich, ehe er weitersprach: „Das Schlimmste ist, dass diese Izayoi sich auch noch tatsächlich in ihn verliebt haben muss. Er wird für sie ihr Gemahl werden und sie zu seiner Gefährtin machen.“ Ayashi entgegnete nicht sofort etwas, sondern streichelte seine Wange, während sie darüber nachdachte, was sie gerade erfahren hatte. Sesshoumaru konnte sich nicht mehr gegen die Entscheidung des Vaters stellen und auch seinen Unmut über die Verbindung, die ihm zweifellos noch innewohnte, musste er unterdrücken, wenn er seinem Vater nun nicht weiter schaden wollte. Er konnte ihm nun nur noch zu Seite stehen. Sesshoumaru nickte, während er ihre Gedanken anscheinend an ihrem Blick erahnt hatte, und meinte: „Ich werde ihm helfen, sollte es zum Krieg kommen.“ „Ich weiß, dass es schwer für dich sein muss, aber er ist dein Vater. Und dein Vater wird er auch immer bleiben – ganz gleich, welche Frau an seiner Seite ist.“ „Sie kann nicht an seiner Seite stehen. Sie muss beschützt werden.“ korrigierte Sesshoumaru, meinte aber gleich darauf: „Ich weiß, was du meinst.“ Ayashi nickte und richtete sich ein Stück weiter auf. Es war mehr als seltsam, über eine Verbindung zu sprechen, die nicht sein sollte und Schwierigkeiten brachte, wenn man sich selbst in solch einer Verbindung befand. Sie wusste nicht, ob sie Mitleid mit Inu-no-taishou haben sollte, oder ob sie sein Verhalten verurteilen sollte. Sie wusste es nicht mehr. „Was denkt sich dein Vater nur dabei?“ flüsterte sie nach einer Weile, doch Sesshoumaru schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich kann mir nur vorstellen, dass er immer noch denkt, niemand könne ihm etwas anhaben.“ „Warum verschließt er sich nur vor der Wahrheit? Ich meine, er konnte noch auch gegen Hyouga nicht ohne weiteres den Sieg erringen…“ „Er überschätzt sich. Und schätzt die anderen um sich herum falsch ein.“ „Hat er viele Feinde?“ fragte Ayashi und bemerkte, dass Sesshoumaru etwas zögerte. „Unser Clan hat schon immer Feinde gehabt – vor allem die Katzenyoukai. Als noch vor der Zeit meines Vaters entschieden wurde, dass das Land von den Hundeyoukai regiert werden sollte, wurden sie übergangen… Abgesehen von den Katzenyoukai, die sich diese Gelegenheit zur Rache nicht entgehen lassen würden, kommen noch andere Youkai hinzu, die ihn nicht mehr als Herrscher akzeptieren werden, sobald er eine Sterbliche an seine Seite nimmt.“ Ayashi blickte in seine bernsteinfarbenen Augen und nickte. Die Lage war ernst, das wusste sie, doch trotzdem schweiften ihre Gedanken ab. Wie hatte es ihr eigener Vater geschafft, seine Macht zu behalten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)