Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 60: ------------ Ayashi stand regungslos am Waldrand und blickte über die Landschaft. Das Hügelland konnte sie von hier aus nicht sehen, doch die glutrote Sonne zog sich gerade über den Rand des Horizonts und zog Ayashi in ihren Bann. Hinter ihr konnte sie ganz leise noch das Plätschern der Quelle hören und Schritte, die sich ihn langsam näherten. Sesshoumaru umfing sie kurz darauf mit seinen Armen und Ayashi lehnte sich mit dem Rücken gegen seine Brust, wobei er bemerkte, dass sie leicht zitterte. „Wir hätten uns doch schon gestern Abend verabschieden sollen.“ meinte er besorgt und streichelte ihre Wange, die sie in seine Hand legte, nachdem sie den Kopf geschüttelte hatte. „Ist dir nicht kalt?“ „Nein, ich zittere nicht vor Kälte.“ „Schade.“ gab Sesshoumaru zu und sah, dass Ayashi eine Augenbraue hochzog, weshalb er erklärte: „Dann kann ich dich überhaupt nicht wärmen.“ Ayashi nickte und schloss für einen Moment die Augen. „Sesshoumaru… Wir können uns nun so lange nicht sehen. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll.“ gab sie zu und fühlte, sie er sie fester an sich drückte. „Ich weiß es auch nicht, Ayashi, aber es ist tatsächlich zu gefährlich, wenn wir uns hier weiterhin treffen.“ „Ich werde kaum allein gelassen, wenn ich hier bin. Ayame weicht kaum von meiner Seite. Katsumoto wird einige Aufgaben für mich haben. Und es wird auffallen, sollte ich darüber hinaus auch noch mein Training mit Ishiki und Taido nicht wieder aufnehmen.“ erklärte sie ihm und sich selbst. „Ich weiß.“ versicherte er und küsste ihren Nacken. Ayashi drehte sich zu ihm um und schlang ihre Arme um ihn, um sich einfach nur an ihm festzuhalten. „Es sind nur wenige Monate…. Die sind schnell vorbei.“ murmelte sie, während sie genau wusste, dass sie diese Worte eher sagte, um sich selbst zu beruhigen. „Der Sommer kommt rasch, Ayashi.“ stimmte er ihr zu und fühlte, dass sie gegen seine Schulter nickte. Langsam schlenderten sie durch den Wald und zurück zu der Stelle, an dem sie am gestrigen Abend entschlossen hatten, sich noch nicht zu trennen, sondern die heiße Quelle aufzusuchen. Ayashi blickte über die schneebedeckten Hügel und wandte dann den Blick zu Sesshoumaru, der immer noch den Arm um ihre Taille gelegt hatte. Ayashi legte ihre Hände in seine Nacken und sie küssten sich ein letztes Mal, ehe Ayashi sich von ihm verabschiedete und schließlich in das Hügelland hinausschritt. Sesshoumaru wusste, dass sie sich nicht umdrehen würde, aber er wusste auch, dass sie es nur nicht tat, weil sie dann nicht mehr sicher war, ob sie es schaffte, ihren Weg weiterzugehen. Er blickte ihr nach und wandte sich erst ab, als ihre zierliche Gestalt nicht mehr zu sehen war, da sie über die Hügel gewandert war. „Bis zum Sommer, Geliebte.“ murmelte er leise. Konzentriert sog er die kalte Winterluft in sich ein, doch die Luft trug wegen der Kälte ihren Duft nicht mehr zu ihm. An seiner Kleidung haftete ebenfalls zu wenig von ihr, dass er ihren Duft erkennen konnte. Was ihm diesen letzten Genuss verwehrte, würde sie vor Fragen schützen, denn auch an ihr war sein Geruch zu nicht zu entdecken. Katsumoto traute kaum seinen Augen, als er eine Gestalt in der Ferne erkannte. War es denn tatsächlich möglich, dass sie dieses Mal völlig allein zu ihm gekommen war und ihr Kataga nicht einmal einen älteren Beamten als Begleiter aufgezwungen hatte? Angestrengt blickte der Fürst in die Richtung, aus der sich die zierliche Gestalt näherte und deutlich gegen den weißen Schnee zu erkennen war. Doch, sie war es tatsächlich. Ayashi. Sie musste sofort aufgebrochen sein, als sein Brief Kataga erreicht hatte. Was Katsumoto noch kaum glauben konnte, war die Aufregung, die er plötzlich verspürte, als er sich sicher war, dass sich seine Nichte näherte. Sie war wirklich eine wunderschöne Youkai, deren Schönheit ihn mit jedem neuen Blick mehr faszinierte. Sie war edel, gütig, anmutig… Jeder Fürst würde sich nach solch einer Gefährtin sehnen. Umso mehr überraschte es ihn, dass Kataga scheinbar noch keine Absichten hatte, die Ayashis Verlobung betrafen. Wollte er etwa ihr selbst die Wahl überlassen? Ayashi erreichte ihn und lächelte, ehe sie sich nach der Tradition vor ihm verneigte und sie auf seine Worte der Begrüßung wartete. „Willkommen, Ayashi. Es ist schön, dass du wohlbehalten wieder in Kochi angekommen bist.“ fand er schließlich die passenden Worte. „Danke, Onkel.“ entgegnete sie und richtete sich auf. Der Blick aus ihren grünen Augen traf ihn kraftvoll und machten ihm deutlich, dass er es hier nicht länger mit seiner jungen Nichte zu tun hatte, sondern sie unglaublich gereift war – vielleicht durch das Vertrauen, dass ihr Vater ihr im Krieg gegen Hyouga geschenkt hatte, vielleicht auch nur durch die Zeit, die in der Zwischenzeit vergangen war. Ayashi wunderte sich etwas über die zurückhaltende Begrüßung ihres Onkels, denn sonst hatte er sie immer umarmt, doch sie machte ihrerseits auch keinen Versuch, ihn zu umarmen. Er hatte sicher seine Gründe, die sie respektieren wollte, auch wenn sie ihr unbekannt waren. „Komm’ mit mir, Ayashi. Wir haben viel zu besprechen.“ meinte er und führte sie in die privaten Gemächer seines Schlosses. „Wie geht es dir, Katsumoto? Und Ayame?“ fragte Ayashi, während er schweigsam neben ihr durch den Gang schritt. „Gut, gut, Ayashi. Uns geht es allen gut.“ versicherte er, nutzte aber die gesprochenen Worte nicht dazu, das Gespräch weiterzuführen, sondern fiel wieder in Schweigen zurück, bis Ayashi vor ihm in sein Arbeitszimmer trat und er die Tür hinter ihnen schloss. Katsumoto folgte ihr in den Raum und setzte sich mit ihr auf bequeme Matten, in deren Mitte ein niedriger Tisch stand. Ein Diener, den Ayashi bisher nicht bemerkt hatte, kam geeilt und brachte den Tee, den Katsumoto selbst zubereitete, während Ayashi geduldig wartete. „Ich bitte dich, mein Verhalten zu entschuldigen, doch ich möchte so vieles mit dir besprechen, bevor du deine Gemächer beziehst.“ meinte Katsumoto, worauf Ayashi verständnisvoll nickte, wie es von ihr erwartet wurde. Ayashi betrachtete ihren Onkel, der mit gleichmäßigen Bewegungen den Tee zubereitete, schließlich ruhig die Flüssigkeit in die Schalen goss und eine an Ayashi weiterreichte. „Ich habe lange nach meinem Gegenstück gesucht und ich denke, ich habe es nun endlich gefunden.“ erzählte er und blickte Ayashi an, die nickte. „Ich möchte mich bei dir bedanken.“ „Wofür?“ fragte sie und sah ihn etwas ratlos an, während sie gleichzeitig mit ihm ebenfalls ihre Schale hob, um aus ihr zu trinken. „Ich möchte mich bei dir bedanken, weil es in gewisser Weise du warst, die mir gezeigt hat, für wen mein Herz schlägt.“ „Ich?“ fragte Ayashi nach, da sie sich dessen überhaupt nicht bewusst war. „Ich weiß nicht einmal, wen du zu deiner Gefährtin machen willst. „Kannst du es dir denn nicht denken?“ fragte Katsumoto lächelnd und betrachtete Ayashi, die nachdenklich den Kopf schüttelte. „Nein.“ gab sie zu, worauf er leise lachte. „Sie sagte, ihr habt vor langer Zeit schon einmal über mich gesprochen, als ihr spazieren wart. Sie sagte, du seiest einverstanden.“ Ayashi überlegte eine Weile und immer noch etwas verstört, ehe sie meinte: „Satori? Satori soll deine Gefährtin werden?“ „Ja, Satori ist es.“ Ayashi nickte und überlegte sich, wann sie lange mit Satori über dieses Thema gesprochen hatte, und weshalb es wichtig war, dass sie einverstanden war, doch Katsumoto sprach bereits weiter. „Ich kam aus dem Krieg zurück und sie war noch in Kochi. Ihre Schwester Ninshiki war auf das Bitten ihrer Mutter Soba nach Hause zurückgekehrt, doch nicht Satori. Sie hat auf mich gewartet… Ich habe Satori auserwählt. Ich denke, ich kann sie glücklich machen.“ erzählte er und Ayashi lächelte. „Ich freue mich für dich. Ich freue mich für euch beide.“ teilte sie mit und trank einen Schluck ihres Tees. „Ich möchte dich darum bitten, dass du Satori unterstützt. Sie hat es nicht leicht und… nun, um ehrlich zu sein, kämpft sie auch ein bisschen gegen das Bild an, das du bei den Kriegern und Höflingen hinterlassen hast. Ich denke, sie wünschen sich vielleicht eine Herrin, die mehr wie du ist, doch ich habe mich für Satori entschieden. Hilf’ ihr ein bisschen, ihre steife Distanz zu verlieren, und ich bin mir sicher, dass sie von meinen Leuten sehr geachtet und verehrt wird.“ „Darum geht es also.“ murmelte Ayashi, erklärte sich aber sofort einverstanden, ihren Onkel und somit auch Satori zu unterstützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)