Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 59: ------------ Der Schnee knisterte unter ihren leichten Schritten. Spuren hinterließen sie kaum, da Youkai das vermeiden konnten, doch Ayashi blickte zurück und lächelte: Es war schön, die Spuren ihrer Schritte nebeneinander zu sehen, und zu wissen, dass sie dort bleiben würden, bis der Schnee im Frühjahr schmolz, und die Möglichkeit bestand, dass sie jemand sah. Sesshoumaru sah, dass Ayashi lächelte, blickte ebenfalls zurück und zog sie dichter zu sich. „Ich finde es schön, dass du bei mir bist.“ bemerkte Ayashi und lachte leise, als Sesshoumaru stumm ihre Hand zu seinen Lippen führte und küsste, während er ihr in die Augen sah. „Ich habe auch an deinen Vater gedacht.“ fuhr sie fort, da sie wissen wollte, was geschehen war, und sich für dieses Gespräch wohl kaum eine perfekte Gelegenheit ergab. Sesshoumaru ließ ihre Hand sinken, blickte sie ernst an und schwieg einen Moment. „Woher weißt du davon?“ seufzte er, da er bereits wusste, worauf sie hinauswollte. „Mein Vater sagte, er wolle zu Inu-no-taishou, und ein Wort gab das andere. Ihr hattet Streit.“ „So kann man es nennen, ja.“ gab Sesshoumaru zurück und schwieg wieder. „Sesshoumaru, sag’ mir, wenn du nicht darüber reden willst, aber sei nicht einfach nur so schweigsam!“ bat Ayashi energisch und wollte ihm ihre Hand entziehen. „Nicht, Ayashi.“ meinte er und hielt sie fest. „Ich will dich damit nicht belasten.“ „Es belastet dich. Meinst du nicht, dann habe ich auch ein Recht darauf, es zu wissen… anders gesagt: Meinst du nicht, ich habe ein Recht, an deinem Leben teilzuhaben?“ „Natürlich, Ayashi. Wenn es um mein Leben geht, hast du jedes Recht.“ versicherte Sesshoumaru und sammelte sich, ehe er erzählte: „Ich weiß seit einigen Tagen, dass er offenbar Gefallen an einer Sterblichen gefunden hat, doch bisher dachte ich mir nicht viel dabei. Es ist nicht… ungewöhnlich, dass Youkai sich eine Sterbliche als… Gespielin nehmen. Nun, zumindest gibt es das ab und zu und es ist nicht gänzlich unbekannt.“ Sesshoumaru wartete einen Moment, bis Ayashi nickte, und sprach dann weiter: „Was auch immer ihn an diesem Mädchen interessiert, scheint leider nicht so flüchtig zu sein, wie ich zuerst gedacht habe. Er zieht ernsthaft in Erwägung, bei ihrer Familie vorzusprechen.“ „Hat er das gesagt?“ „Ja, deshalb hatten wir auch den Streit. Da wurde mir klar, dass es ernster ist, als ich dachte. Es gefällt mir nicht. Sie… dieses Mädchen ist eine Gefahr für seine Herrschaft, aber das sieht er nicht! Und gerade jetzt, wo die Lage so angespannt ist, muss er seine Vorliebe für Menschenfrauen entdecken und auch noch ausleben!“ Ayashi sog scharf die Luft ein und blickte ihn erschrocken an. Es herrschte eine angespannte politische Situation? Sesshoumaru sah ihren beunruhigten Blick, schüttelte den Kopf und strich ihr sanft über die Wange. „Die Katzenyoukai machen immer wieder Ärger. Das ist nichts Besonderes.“ versuchte er, sie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. „Es ist etwas Besonderes, sonst würdest du nicht versuchen, deinen Vater vor diesem riesigen Fehler zu bewahren.“ widersprach sie, vermied es aber, ihn zu lange anzusehen. Sesshoumaru atmete hörbar aus, doch sagte nicht gleich etwas. Im Grunde hatte Ayashi Recht, das wusste er. In letzter Zeit war es sehr ruhig mit den Katzenyoukai gewesen – keine kleinen Auseinandersetzungen an den Grenzen, keine unerfüllten Forderungen, keine Raubzüge auf menschliche Dörfer, die von den Katzenyoukai immer wieder begangen wurden, doch seit einigen Tagen hörte man wieder verstärkt davon und sah die Auswirkungen: verletzte Hundeyoukai, leere Vorratskammern und zerstörte Dörfer. „Ja, du hast Recht. Die Verbindung mit dieser Sterblichen gefährdet das Ansehen und die Autorität meines Vaters. Seine Feinde und Rivalen verlieren den Respekt. Deshalb habe ich versucht, meinem Vater nahe zu legen, sich nicht mit ihr einzulassen. Ein Herrscher wie er kann sich das nicht leisten – nicht im Moment. Es ist einfach nur leichtsinnig.“ „Er hat deine Worte nicht beachtet.“ vermutete Ayashi. „Nein, er wollte sie nicht einmal hören und warf mir sogar vor, aus Eigennutz und Habgier zu handeln. Ich wolle an sein Erbe… Ach, ich weiß auch nicht.“ „Sesshoumaru, du tust das Richtige.“ versicherte Ayashi ihm, worauf er nickte. „Ich weiß, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, ihn zu überzeugen. Er ist fest entschlossen, um diese Frau zu kämpfen. Damit wird er sein Schicksal besiegeln – und auch unseres, Ayashi.“ Ayashi hielt an und umarmte Sesshoumaru fest, der sofort seine Arme beschützend um sie schlang. Sie wollte seinen beängstigenden Worten keinen Glauben schenken, doch sie wusste, dass er Recht hatte. Inu-no-taishou gefährdete nicht nur sich und diese Frau, sondern auch seine Familie und alle, die ihm nahe standen. Am späten Abend erreichten sie die Küste von Kyushu und entschlossen sich dazu, in einem Wald eine Pause zu machen, da es eh schon dunkel war. Sesshoumaru breitete das Fell auf dem Boden aus, suchte schnell Feuerholz, sodass sie etwas Licht und Wärme hatten, und setzte sich neben Ayashi auf das Fell. Seit ihrem Gespräch war er etwas einsilbig geworden und Ayashi ließ ihn seinen Gedanken nachhängen, doch war versucht, ihm zu sagen, dass er sie nicht begleiten musste, wenn er bei seinem Vater sein wollte. Ebenfalls nachdenklich schloss sie die Augen und überlegte sich, ob er gehen würde, wenn sie es ihm sagte. Sesshoumaru musste nicht sprechen, dass sie sich wohl mit ihm fühlte, aber sie wollte auf keinen Fall, dass er sich später Vorwürfe machte. Plötzlich fühlte sie seinen Arm um ihre Schultern und hörte, dass er einige Male tief einatmete. „Es ist auch wegen meiner Mutter.“ sprach er schließlich leise. Ayashi blickte auf und sah ihn an. Sein Blick in den Augen hatte sich verändert und veranlasste Ayashi dazu, ihre Hand an seine Wange zu legen. Sesshoumaru zog sie dicht zu sich und hielt sie gegen seine Brust. „Sie hat immer gesagt, dass Youkai Menschen schützen sollten… oder zumindest in Ruhe lassen sollten, doch dann wurde ihr die Hilfe so verwehrt, die sie so gebraucht hätte. Sie haben sie nicht nur abgewiesen, sondern ihrem Leben auch noch ein Ende gesetzt. Sie haben sie kaltblütig ermordet.“ meinte Sesshoumaru und Ayashi nickte. „Wie kann mein Vater nun eine von ihnen an ihre Stelle setzen? Verachtet er damit nicht alles, wofür sie stand? Natürlich hatte sie ihn verlassen und war zu ihrer Familie zurückgekehrt, doch sie war seine Gefährtin und meine Mutter.“ „Sesshoumaru, es tut mir so leid.“ versicherte Ayashi und fühlte, wie er sie stärker an sich drückte. „Ich weiß, Ayashi.“ entgegnete Sesshoumaru und hob ihr Kinn mit zwei Fingern, dass er sie küssen konnte. „Ruh’ dich aus, Ayashi. Ich passe auf dich auf.“ sagte er und Ayashi lehnte sich gegen seine Brust, um etwas zu ruhen, obwohl sie nicht sonderlich müde war, doch sie wollte Sesshoumaru ermöglichen, weiter über seinen Vater und die ganze Sache nachzudenken. Ayashi und Sesshoumaru ließen sich Zeit auf ihrer Reise, auf der ihnen niemand begegnete, da sie Leuten weiträumig auswichen. Sesshoumaru genoss die Zeit, die er mit Ayashi verbringen konnte, denn obwohl er viel über seinen Vater und Izayoi nachdachte, fühlte er in ihrer Nähe immer eine gewisse Ruhe, die ihm gut tat. Er schätzte ihren Rat, da sie ihm nicht nur das sagte, was er hören wollte, doch am ersten Abend war er froh gewesen, dass sie seiner Bitte gefolgt war und sich zur Ruhe gelegt hatte. Er wusste nicht, was in dieser Nacht in ihn gefahren war, doch er hatte gespürt, dass weitere Worte über seine Mutter Tränen hätten hervorbrechen lassen. Es war undenkbar, in Ayashis Gegenwart Tränen zu vergießen! Was sollte sie von ihm denken? Seiner Meinung nach stand das nur ihr zu, damit er sie in seine Arme schließen konnte, doch etwas in ihm sagte ihm, dass sie ihn nicht verurteilen würde, sollte er diese Schwäche zeigen. Ayashi war in mancher Hinsicht so widersprüchlich, dass er sich nicht einmal sicher war, dass sie es nicht als Stärke ansehen würde, wenn er diese Schwäche zuließ. „Ich kann nicht weiter mit dir gehen.“ meinte Sesshoumaru gedämpft, als sie an einem Abend das Hügelland erreichten, in dem auch Katsumotos Schloss lag. „Ja, ich weiß.“ erwiderte Ayashi und blieb stehen, wobei sie sich prüfend umsah. Katsumotos Schloss lag in der Ebene hinter der Hügelkette, die in der Ferne vor ihnen lag. Das Abendrot zog langsam auf und tauchte den Schnee in rosafarbenen Schimmer. Ayashi war sehr schweigsam geworden, je näher sie sich Katsumotos Gebiet gekommen waren, und Sesshoumaru vermutete, dass das an der bevorstehenden Trennung lag. Er wollte sie ja auch nicht gehen lassen, doch etwas anderes ging gerade noch in ihrem Kopf herum. „Worauf wartest du, Ayashi?“ fragte er sanft und zog sie in seine Arme. „Ich möchte noch nicht gehen.“ flüsterte sie und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper. „Weißt du, Sesshoumaru… Es gibt hier ganz in der Nähe eine heiße Quelle.“ fuhr sie leise und lächelnd fort. Sesshoumaru lachte leise und hob sie ein Stück von sich weg, damit er sie ansehen konnte. „Ich könnte sie dir zeigen. Du kennst sie ja mit Sicherheit noch nicht.“ fügte Ayashi ironisch hinzu und ergriff seine Hand, um ihn durch den Wald nach Süden zu der Quelle zu führen. „Was nun?“ flüsterte er ganz dicht an ihrem Ohr, als sie das dampfende Wasser vor sich sahen, wobei er sie von hinten umarmte. Ayashi drehte sich zu ihm um, führte seine Lippen zu ihren herab und verwickelte ihn in einen Kuss, der ahnen ließ, wonach ihr der Sinn stand. Sesshoumaru fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als Ayashi sich von ihm entfernte und kurz entschlossen ihre Kleider ablegte und in das warme Wasser stieg. „Wie ist das Wasser?“ fragte er scheinbar beiläufig, ohne die Augen von ihr abzuwenden, während er sich auszog. „Angenehm warm. Herrlich… um nicht zu sagen ‚göttlich’.“ grinste sie und umfing ihn mit ihren Armen, sobald er ebenfalls im Wasser war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)