Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 50: ------------ Sesshoumaru wartete bereits, wandte sich aber nicht um, als Ayashi eintrat. Ihr Duft stieg ihm betörend in die Nase und ihre Schritte drangen leise an sein Ohr. Er war so froh, dass sie es geschafft hatte, auch in dieser Nacht zu ihm zu kommen. „Wie war dein Spaziergang mit Ban?“ fragte Ayashi und schmiegte sich an seinen Rücken. „Ich hätte ihn lieber mit dir unternommen.“ gab er zu und Ayashi lächelte. Sie legte ihre Stirn zwischen seine Schulterblätter und umfasste seinen Oberkörper vorsichtig mit ihren Armen. Seine Hand legte sich auf ihre, die leicht auf seiner Brust lag, und drückte sie fest an sich. Seine Wunde war verheilt und sie brauchte keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen. Er hätte es in diesem Moment sogar vorgezogen, seine Wunde würde ihm noch brennende Schmerzen bereiten. „Ich habe Kantan unter einem Vorwand darum gebeten, meine Dienerinnen zu beschäftigen.“ flüsterte sie und fühlte, dass er nickte. Sesshoumaru blieb stumm und sagte nichts, sondern behielt nur seine Hand auf ihrer. Ayashi schloss die Augen und lauschte seinem Herzschlag. Sie hatte Recht gehabt, als sie angenommen hatte, dass die frische Luft ihm gut tun konnte, und sie wusste, dass die Tage verstrichen, die sie miteinander im Geheimen verbringen konnten. „Sesshoumaru?“ fragte sie leise und öffnete ihre Augen wieder. „Ja?“ „Wann wirst du gehen?“ fragte sie, da sie Gewissheit brauchte. Er sog scharf den Atem ein und zögerte. Langsam drehte er sich um und betrachtete sie aus seinen bernsteinfarbenen Augen. „Bald.“ entgegnete er und strich ihr über die Wange. „Wann?“ wiederholte sie hartnäckig. Sesshoumaru seufzte und schüttelte den Kopf. „Zu bald.“ flüsterte er und berührte ihre Lippen zärtlich mit seinen. Ayashi erwiderte den Kuss, da sie nicht die Stärke finden konnte, sich dieser Liebkosung nicht hinzugeben. Sie wollte ihn und sie wusste, dass er gehen musste. In ihren Augen war dieser Zeitpunkt – wann auch immer er kommen würde – immer zu bald und zu früh und einfach nur unerträglich, wenn sie darüber nachdachte. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals und halfen ihrem Körper, sich noch dichter an Sesshoumarus eigenen Körper zu pressen. Hitze durchzog ihre Glieder und weckte tief in ihr ein Verlangen, das sie noch niemals zuvor verspürt hatte. Lediglich ihr Instinkt sagte ihr, dass sie sich nicht vor diesem Gefühl fürchten musste. Sesshoumaru löste sich etwas von ihr, obwohl Ayashi ein unwilliges Geräusch von sich gab, und sah sie wieder nur an. „Ayashi, glaub’ mir, dass ich nicht gehen will.“ „Ich glaube dir.“ hauchte sie. Sie versuchte wieder, ihn zu küssen, doch er erlaubte ihr nicht, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um seinen Mund mit ihren Lippen zu erreichen, sondern drückte ihre Schultern mit seinen starken Händen hinunter. „Sesshoumaru…“ begann sie ungläubig, doch er schüttelte den Kopf. „Ich werde morgen gehen. Ich werde morgen Abend gehen…“ entgegnete er mit ruhiger Stimme. „Morgen schon.“ murmelte Ayashi und blickte ihn an. Seine Augen waren ruhig und sein Atem war ruhig. Er war ruhig. Ayashi nickte wie betäubt. Wie lange hatte er diesen Entschluss bereits gefasst und ihr nichts gesagt? Sie spürte, wie ein neues Gefühl in ihr wuchs – Verzweiflung. Langsam ließ sie ihre Hände von seinem Nacken hinab gleiten und ging zwei Schritte rückwärts. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, als ihr wieder und wieder seine Worte durch den Kopf hallten. Nichts anderes schien in ihren Gedanken noch Platz zu finden. Nichts anderes schien dieser Leere, die diesen Worten folgte, etwas entgegenzusetzen haben. Und diese Leere höhlte sie mit schmerzhafter Gründlichkeit aus, bis nichts mehr von irgendeiner Hoffnung übrig zu bleiben schien. „Es tut mir leid, dass ich es dir nun erst sage, doch ich… ich war mir noch nicht sicher, ob meine Wunde wieder verheilt sein würde und ob ich wirklich schon gehen könnte.“ erklärte er und wollte sich ihr nähern, doch sie wandte sich ab und ging einige Schritte in den Raum hinein. Ayashi nickte und senkte den Blick. Sie wusste, dass sie ihm keine Vorwürfe machen durfte. Sie wollte ihm keine Vorwürfe machen, denn er tat doch nur, was als Sohn und zukünftiger Erbe von ihm erwartet wurde. Er verhielt sich ehrenhaft – ganz im Gegensatz zu ihr, da sie ihn nicht durch Angst zurückhalten oder belasten durfte. „Verzeih’ mir, Sesshoumaru.“ flüsterte sie kaum hörbar und presste sich ihre Finger gegen die Schläfen. „Verzeih’ mir, dass ich mich nicht unter Kontrolle habe.“ fuhr sie fort und schloss die Augen. Sie hörte, dass er sich ihr näherte und knapp vor ihr stehen blieb. Sie konnte sich so gut vorstellen, wie er sie nun ansah – ratlos, aber trotzdem verständnisvoll. Ein schwerer Atemzug hob ihre Brust und sie schluckte die salzigen Tränen hinter, die ungestüm in ihr aufstiegen. Seine warmen Hände nahmen ihre Finger von ihren Schläfen, führten sie nach unten und strichen dann zärtlich über ihre Stirn und ihre Wangen. Er trat noch einen Schritt näher, bettete ihren Kopf gegen seine Brust und umfing sie mit seinen beschützenden Armen. Ayashi biss sich auf die Lippen, um eine erneute Welle verräterischer Tränen zu bekämpfen, und fühlte dann, wie Ruhe sich wieder in ihr ausbreitete. Sesshoumaru küsste ihr Haar und atmete ihren Duft bewusst sein, ehe er sein Kinn federleicht auf ihren Kopf legte. Ayashi spürte seinen Atem warm und streichelnd an ihrer Schläfe und hörte sein Herz an ihrem Ohr schlagen. Sie schlang ihre Arme um seinen Rücken und hielt sich an Sesshoumaru fest. „Es ist auch für mich nicht einfach, Ayashi. Es ist wirklich nicht einfach, dich zu verlassen.“ meinte er schließlich und Ayashi öffnete die Augen wieder. Sie konnte unmöglich sagen, wie viel Zeit verstrichen war, in der er sie nur an sich gepresst hatte. Vielleicht war es bereits Morgen und sie wussten es beide nicht. Vielleicht stand die Zeit aber auch still und sie mussten überhaupt nichts mehr über die vergehende, schrumpfende Zeit ihrer gemeinsamen Stunden und Minuten und Augenblicke wissen, da es einfach überflüssig geworden war. Ayashi schüttelte über ihre Gedanken leicht den Kopf und drückte ihre Stirn gegen seine Brust. „Lass’ mich nicht so zurück.“ hörte sie sich flüstern, doch sie wusste, dass er es hörte. „Es geht nicht anders, Ayashi.“ begann er, doch Ayashi schüttelte wieder den Kopf, und er brach ab. „Nein, Sesshoumaru. Ich weiß, dass du gehen musst, aber lass’ mich nicht so zurück.“ „Wie meinst du das?“ fragte Sesshoumaru und Ayashi löste sich etwas von ihm, um ihn anzusehen. „Ich liebe dich, Sesshoumaru.“ entgegnete Ayashi und stellte sich wieder auf die Zehenspitzen. Er hinderte sie nicht daran, sondern behielt nur seine Hände an ihrer Taille, und sah sie fragend an. Sie wusste, dass er sie liebte. Sie wollte sicher nicht, dass er dieses Bekenntnis wiederholte. Ihr Blick wanderte über sein Gesicht, blieb etwas länger auf seinen Lippen haften und traf dann direkt auf seinen. „Ich liebe dich, Sesshoumaru, und ich will dir gehören – nur dir und gänzlich dir.“ sagte sie leise, aber mit klarer Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)