Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 48: ------------ Sie lagen schweigend nebeneinander und genossen die Stille, die sich scheinbar wohlwollend über das Schloss gelegt hatte. Ihre Finger verwoben sich mit seinen. Immer wieder strich sie über seinen Handrücken, ließ ihre Handfläche von seinen Fingern streicheln und bewegen. Ayashi schloss die Augen, doch schlafen wollte sie nicht. Sesshoumarus Herzschlag tönte dumpf und regelmäßig an ihr Ohr, bis er schließlich doch das Schweigen brach. „Du weißt gar nicht, wie lange ich dir schon nahe sein will, Ayashi.“ „Wie meinst du das?“ fragte sie und spielte weiter mit seinen Fingern. „Ich habe dich vor langer Zeit in den Gärten deines Vaters gesehen.“ erzählte er und Ayashi blickte flüchtig zu ihm auf, sodass er fortfuhr: „Ich habe dein Gesicht nicht gesehen, sondern nur dein Haar und deine Gestalt. Du hast mit Yaken gesprochen.“ „Das ist schon sehr lange her.“ murmelte sie und fühlte, dass er nickte. „Ich habe dich noch einmal gesehen, Ayashi.“ sagte Sesshoumaru ruhig. „Wann?“ wollte Ayashi wissen. „Du wirst mit Sicherheit nicht erfreut darüber sein, doch… ich denke, du solltest es wissen.“ entgegnete er und küsste sie kurz auf ihr Haar, ehe er von der unvermuteten Begebenheit an der heißen Quelle berichtete. Ayashi spürte, dass ihr im ersten Moment heiß wurde, als er ihr erzählte, dass er sie beim Baden gesehen hatte, und griff sich beruhigend an die Stirn. Sesshoumaru fühlte, dass ihr Körper und vor allem ihr Kopf glühten, also versicherte er ihr, dass er sie lediglich bis zum Brustansatz gesehen hatte. Ayashi richtete sich etwas auf, sah in sein schuldbewusstes Gesicht und schüttelte den Kopf. Er war der Mann, den sie liebte, und deshalb spielte es keine Rolle für Ayashi, ob er schon mehr von ihrem Körper gesehen hatte oder nicht. „Was denkst du?“ fragte er, als sie stumm blieb und ihn nur betrachtete. „Ich denke, du hättest schon damals dem Schicksal etwas auf die Sprünge helfen können.“ antwortete sie und lächelte. „Du wusstest nicht, wer ich war!“ meinte er entsetzt. „Ja, das denkst du.“ entgegnete sie leise lachend und schüttelte den Kopf über sein unverständiges Gesicht. „Nun bin ich also an der Reihe?“ „Womit?“ „Geständnisse.“ flüsterte sie und küsste ihn flüchtig, ehe sie ihn wieder ansah und fortfuhr: „Wir sind uns schon einmal begegnet. Es war in den Bergen.“ Sesshoumaru schüttelte den Kopf, als wolle er sagen, dass er sich daran erinnerte, sollte das wahr sein. „Ich war in menschlicher Gestalt unterwegs und sah mir folglich nicht gleich. Du bist jemandem begegnet – einer Miko…“ „Das warst du?“ fragte Sesshoumaru und richtete sich schnell auf seine Ellenbogen auf. Er betrachtete Ayashi und sah, dass sie nickte. Seine Augen verengten sich und er versuchte, sich das Bild der sterblichen Frau zurück in seine Erinnerung zu rufen, doch es blieb trüb und verschwommen. Nur ihre Worte konnte er zurück in sein Gedächtnis rufen, und als er sie erneut vernahm, wurde ihm bewusst, dass eine Sterbliche niemals gewagt hätte, so mit ihm zu sprechen. Immer noch etwas ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wieso hast du mich erkannt?“ fragte er, weil er das immer noch nicht verstand. „Du hattest Yaken bei dir und ich wusste, dass er dem jungen Herrn dient. Das hat er mir erzählt.“ „Yaken redet wirklich zu viel.“ murmelte er „Ich weiß nicht. Ich war froh, dass ich dich endlich mit eigenen Augen gesehen habe. Ich habe auch durch Yaken überhaupt erst erfahren, dass Inu-no-taishou einen Sohn hat.“ Sesshoumaru nickte nachdenklich und streichelte Ayashis Haar. „Was hast du in menschlicher Gestalt in den Bergen gemacht?“ fragte er schließlich. „Ich wollte eine Zeit lang so leben wie…“ Ayashi stockte. „Ich wollte meine Grenzen kennen lernen.“ erklärte sie, doch Sesshoumaru schüttelte den Kopf. „Du wolltest das Leben von Midoriko kennen lernen.“ murmelte er, doch es war eher eine Frage als eine Feststellung. Ayashi seufzte und schloss die Augen. Er musste über ihre Mutter Bescheid wissen, denn immerhin war er Inu-no-taishous Sohn. Sie war es einfach nicht gewohnt, dass man sie mit einer sterblichen Mutter in Verbindung brachte, und legte auch keinen Wert darauf, dies zu betonen. Es war nun einmal so, doch sie war als Youkai erzogen worden. Sie war eine Youkai-Hime. Als sie die Augen wieder öffnete, begegnete sie Sesshoumarus warmem und fragendem Blick. „Ja, du hast Recht. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich selbst nicht kenne, und dachte, dass ich einige Monate dieselben Erfahrungen machen muss. Leider kam ich fast genauso klug nach Fukuoka zurück wie ich es vor Monaten verlassen hatte.“ Die Vision ihrer Mutter und Midorikos letzte Worte - Halte dich von Sesshoumaru fern und lebe! – würde sie vor Sesshoumaru verbergen, solange sie es vermochte. Ayashi spürte, dass sie mehr Unheil anrichten konnte, wenn sie es ihm sagte, als es bringen würde, wenn er nichts davon wusste. „Ich verstehe. Vielleicht kannst du irgendwann doch von deiner Reise profitieren. Das kannst du heute noch nicht wissen.“ „Ich habe dich gesehen. Das war das Ganze eigentlich schon wert.“ „Eigentlich?“ fragte Sesshoumaru und zog eine Augenbraue hoch. „Nein, es war das Ganze mit Sicherheit wert.“ korrigierte sich Ayashi und küsste ihn zärtlich. Sesshoumaru legte sich wieder zurück und Ayashi schmiegte sich wieder an seine Schulter. „Ich glaube, das waren nun alle Geständnisse.“ murmelte Ayashi gegen seine Brust und schloss die Augen. „Nein.“ widersprach Sesshoumaru und Ayashi öffnete ihre Augen wieder. „Nein? Wieso denn?“ entgegnete sie und versuchte, ihn anzusehen, was ihr nur teilweise glückte. Sie sah seinen Kiefer und hob den Blick weiter, um sein Gesicht zumindest von der Seite zu sehen. Seine Augen waren gerade zur Decke gerichtet und er schien angespannt. Ayashi hörte seinen Atem flach und unregelmäßig über seine Lippen hauchen. Schließlich drehte er den Kopf und blickte sie lächelnd an. „Ich liebe dich, Ayashi. Ich gehöre dir.“ gestand er und versiegelte ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ayashi schlich sich spät von Sesshoumarus Seite, eilte ungesehen zurück in ihre Gemächer, wusch seinen Geruch von sich und legte sich dann in ihr Bett, um sich in ihre Decken zu hüllen. Sie bezweifelte zwar, dass es im Schloss jemandem auffallen würde, wenn sie nach Sesshoumaru duftete, da sein Geruch inzwischen auch beinahe überall aufzuspüren war, doch sie wollte sicher gehen. „Ayashi-Sama?“ fragte eine flüsternde Stimme aus der Dunkelheit und Ayashi richtete sich auf. „Iruka?“ „Ja, verzeiht, Ayashi-Sama. Wir hörten Euch lange nicht zurückkehren und suchten Euch daraufhin in den Gärten.“ „Ich war spazieren. Wir müssen uns verpasst haben.“ erfand Ayashi eine Ausrede, auf die Iruka nichts mehr erwiderte. Schweigend verließ sie das Zimmer, um ihre Hime nicht weiter zu belästigen. Ayashi ließ sich zurück in die Kissen fallen und schloss die Augen. Sesshoumaru liebte sie. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und ihr Herz sprang einige Male wie verrückt. Es war unglaublich, was diese Worte in ihr auslösten. Niemals hatte sie erwartet, zu einem derartigen Gefühl fähig zu sein. Es war noch nicht lange her, da hatte sie mit Satori über den zukünftigen möglichen Gefährten gesprochen, doch niemals hätte sie für möglich gehalten, dass sie Sesshoumaru auf diese Art und Weise kennen lernen würde. Ayashi biss sich auf die Lippen, da ihr klar war, dass Sesshoumaru niemals ihr Gefährte werden konnte. Es musste unter allen Umständen geheim bleiben, was sie füreinander empfanden, das war ihr bewusst, doch irgendwo in ihrem Herzen regte sich der Gedanke, dass es vielleicht nur vorübergehen sein konnte. Sie und auch sonst niemand konnte sagen, was die Zeit mit sich brachte. Ihre Zukunft war ungewiss. Zum ersten Mal seit langer Zeit bemerkte Ayashi, dass dieser Gedanke nicht Wut und Furcht in ihr wachrief, sondern Hoffnung und Zuversicht säte. In weiter Ferne war es eben doch möglich, dass für sie eine gemeinsame Zukunft mit Sesshoumaru an ihrer Seite existierte. Ihre Liebe schien plötzlich alles möglich zu machen, doch bis dahin mussten Ayashi und Sesshoumaru ihre Gefühle vor anderen verbergen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)