Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 42: ------------ Ayashi kehrte schnell in ihre Gemächer zurück und vertraute darauf, dass Iruka bald an Sesshoumarus Seite wachen würde. Sie wäre gern an seinem Bett geblieben und hätte über ihn gewacht – die Zeiten, in denen sie ruhig in ihrem Bett lag und schlief, waren eh schon lang vorbei, und Sesshoumaru so nahe sein zu können, erfüllte ihr Herz einerseits mit warmer Zuneigung, andererseits mit kalter Angst um sein Leben. Die Stunden der Nacht zogen sich beinahe endlos, obwohl sie schon fortgeschritten gewesen war, als sie Sesshoumaru ins Schloss gefunden hatte. Ayashi saß die meiste Zeit in ihrem Zimmer, ging ab und zu in den Hof und auf der Engawa zur Gartenseite auf und ab, ehe sie wieder in ihrem Zimmer verschwand, sich auf ihr Lager niederlegte, doch nie lange dort verharren konnte. Die ersten Sonnenstrahlen, die durch das ankündigende Grau des morgendlichen Himmels hindurch brachen, empfand Ayashi als wahre Erlösung. Sie erhob sich vom Boden, auf dem sie in stillem Warten, gekniet hatte, streifte ihre Stiefel, ihren Hakama und die beiden Haoris ab und wusch sich ausgiebig mit dem Wasser, dass eine Dienerin in ihre Gemächer gebracht hatte, bevor Ayashi selbst zurückgekehrt war. Sie trocknete sich ab und hüllte sich in ein langes Tuch, ehe sie ihre Kleider auswählte. Ihre Finger fuhren über einige ihrer aufgehängten Kimonos und ihre zusammengefalteten Yukatas, doch sie entschied sich wieder für einen Hakama und zwei passende Haoris, schlüpfte in weiße Socken und zog auch wieder ihre kniehohen Stiefel, deren Schaft unter ihrem Hakama lag, an. Ayashi betrachtete ihre Hände. Sie waren sauber, doch etwas rau, also rieb sie sie mit einem leicht duftenden Öl ein, um ihre Haut geschmeidiger und weicher zu machen. Ayashi kämmte noch ihr Haar, band es locker nach hinten und trat dann hinaus auf die Engawa. Yoru hielt sich mit Kouga und Ban im Hof auf und nickte ihr kurz zu, ohne seinen Unterricht mit Kouga zu unterbrechen. Ayashi grüßte zurück und winkte Ban zu sich, der wenig später vor seiner Hime stand und das Haupt leicht neigte. „Wir müssen Nachricht in Inu-no-taishous Lager senden, dass Sesshoumaru-Sama in Fukuoka ist.“ meinte sie, doch Ban schüttelte den Kopf. „Verzeiht, Ayashi-Sama, doch wir können keinen Krieger entbehren.“ entgegnete Ban. „Inu-no-taishou muss über den Verbleib seines Sohnes unterrichtet werden.“ beharrte Ayashi auf ihrem Standpunkt, doch Ban meinte wieder: „Ayashi-Sama, es ist noch nicht einmal sicher, ob er sich erholen wird.“ „Sagt so etwas nicht, Ban!“ unterbrach Ayashi ihn heftig und ließ ihn dann fortfahren. „Ich werde mit Hankan über die Möglichkeiten sprechen, die wir haben. Vielleicht können Reigi und Yoru zum ersten Lager der Verbündeten aufbrechen, um diese zu informieren und sie zu bitten, die Nachricht weiterzuleiten. Trotzdem sollten wir warten, bis wir Sicheres berichten können, Ayashi-Sama.“ Ayashi nickte, da er Recht hatte. Sie konnten es sich nicht leisten, zweimal einen Krieger mit einer Nachricht zu schicken, weshalb sie warten mussten, bis sich abzeichnete, ob Sesshoumaru leben würde oder nicht. Er hatte Blut gehustet und war schwach, doch er war doch auch Youkai! Er durfte nicht sterben. Ein Kloß bildete sich in Ayashis Hals und sie nickte nur noch einmal, bevor sie davoneilte. Die Dienerin Kazari verneigte sich tief, als Ayashi ihren Weg kreuzte und vor ihr stehen blieb. Kazari und Iruka verstanden sich recht gut und Ayashi wusste, dass jeder Verbliebene im Schloss über Sesshoumarus Aufenthalt Bescheid wusste. „Gibt es Neuigkeiten von Sesshoumaru-Samas Zustand, Kazari?“ fragte sie schnell, da sie es gleich wissen musste. „Iruka sagt, er habe noch zweimal husten müssen, habe aber ansonsten ruhig geschlafen, Herrin. Sie legte ihm kalte Umschläge gegen das Fieber an und wechselte sie häufig.“ gab die Dienerin Auskunft. „Ist er bei Bewusstsein?“ „Er verliert das Bewusstsein immer wieder. Ich komme gerade aus den Gemächern Eures Vaters, um Euch in Irukas Auftrag zu suchen.“ „Weshalb?“ „Sesshoumaru-Sama wünscht in seinen wachen Momenten immer wieder, die schöne Göttin zu sehen. Was sollen wir tun?“ fragte Kazari und blickte Ayashi kurz und scheu an. „Sagt ihm, dass es hier keine Göttin gibt. Er hat hohes Fieber und fantasiert. Sagt ihm, dass er in Fukuoka und in Sicherheit ist.“ antwortete Ayashi und Kazari nickte. „Wollt Ihr ihn heute Morgen sehen?“ fragte Kazari vorsichtig, als Ayashi sich langsam umwandte. „Nein, ich werde später nach ihm sehen.“ „Dann werden wir ihn nun noch einmal waschen und ihm weiterhin kalte Umschläge gegen das Fieber machen.“ „Ja, ich möchte, dass eine von euch immer bei ihm ist, falls sich sein Zustand verschlechtert oder er etwas braucht. Wechselt euch bei der Wache ab, sodass ihr euch immer wieder ausruhen könnt.“ wies Ayashi die Dienerin an. „Sehrwohl, Herrin.“ erklärte sie sich einverstanden und verneigte sich noch einmal, bis Ayashi sich aus der näheren Umgebung zurückgezogen hatte. Ayashi eilte durch die Gänge, doch eigentlich hatte sie kein Ziel. Düstere Gedanken über Sesshoumarus Gesundheitszustand verwirrten ihren Geist und zermürbten mit einengender Kraft ihre Nerven. Sie fühlte sich machtlos und nichts schien dieser Situation ein Ende setzen zu können. Sie wünschte, Sesshoumaru würde es besser gehen. Sie wünschte es für ihn – und auch für sich selbst, wie sie mit schlechtem Gewissen feststellte. Er war nicht in der gestrigen Nacht unter ihren Händen verstorben, doch sie würde sich die Schuld geben, sollte er seinen Verletzungen doch noch erliegen. Ayashi fürchtete dieses beklemmende Schuldgefühlt, doch sie spürte auch, dass das nicht alles war. Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen, dass sie ihn verlieren konnte, obwohl sie doch überhaupt keinen Anspruch auf ihn erheben konnte und sie sich sicher war, dass er nicht dasselbe für sie empfand, da er sie nicht einmal kannte. Sesshoumaru schlief die nächsten Tage durch, was Ayashi Hoffnung gab. Er hustete nicht mehr und seine weniger schlimmen Verletzungen begannen zu heilen. Das Fieber war etwas gesunken, doch trotzdem noch hoch. Ayashi sah immer nur kurz nach ihm, da sich Kazari und Iruka gewissenhaft die Wachen teilten und sich immer übergangslos ablösten, und Ayashi selbst auch andere Verpflichtungen hatten. Sie hatte sich mit den Kriegern geeinigt, dass Yoru und Reigi versuchen sollten, sich in das nächstliegende Lager der Verbündeten – in ihrem Falle Kenkos Lager bei Matsue - durchzuschlagen und die Nachricht von Sesshoumarus stabilem, wenn auch noch leicht kritischem Zustand mitzuteilen. Ayashi war guter Dinge, dass es ihnen gelingen konnte, da es in den letzten Tagen keine Angriffe auf Fukuoka oder Kyushu gegeben hatte. Kazari hatte ihrer Hime angeboten, einen Yukata bereit zu legen, doch Ayashi lehnte es ab. Sie war sich sicher, dass ein erneuter Angriff kommen würde, und stellte mit Entsetzen fest, dass sie nicht einmal mehr die Hoffnung hegte, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen beendet sein könnten, und die Krieger in Fukuoka das nur noch nicht wussten. Ayashi stieg in der Dunkelheit über die schmalen Treppenstufen auf die Mauer und traf Yoru und Kouga an. Sie grüßten sich mit verhaltenem Nicken und Ayashi blickte in die Ferne. „Ayashi-Sama, alles ist ruhig.“ meinte Yoru und Ayashi nickte. „Ich hoffe, dieser Anschein trügt nicht.“ entgegnete sie und wandte den Blick. „Wir sind wachsam, Ayashi. Geh’ ruhig und nimm’ dir wieder etwas Zeit für dich.“ meinte Kouga und streckte die Hand nach ihrer Kleidung aus. „Du musst das doch verabscheuen.“ meinte er und zupfte an dem störrischen Stoff ihres oberen Haori. Yoru sog scharf die Luft und starrte Kouga für diese Unverschämtheit entsetzt an, doch Ayashi reagierte nicht herrisch, sondern lächelte zustimmend und freundschaftlich. Yoru betrachtete seine Hime und stellte fest, dass er Kouga um seinen zwanglosen und vertrauten Umgang mit ihr beneidete. Seine Augen wanderten von ihr zu ihm und wieder zurück, doch Ayashi erklärte Kouga nur mit wenigen Worten und in natürlicher Art und Weise, dass sie vorbereitet sein wollte, falls die chinesischen Youkai wieder angriffen und sie ihnen schlecht im Yukata begegnen konnte. „Ayashi, du bist eine Hime, aber du siehst nicht mehr so aus. An deiner Stelle wollte ich sicher gehen, dass du irgendwo unter dieser Kleidung noch du selbst bist.“ gab Kouga scherzend zurück, worauf Ayashi ihm einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf versetzte. „Werde bloß nicht frech, Kouga, sonst lernst du mich kennen!“ lachte sie und blickte über die Hügel zum Waldrand, wo Sesshoumaru gelegen hatte. „Ich zittere vor Angst.“ ging Kouga darauf ein, doch Yoru antwortete schneller, als Ayashi es konnte. „Das solltest du vielleicht.“ meinte er schlicht und wandte sich nach Osten, um die Gegend dort im Auge zu behalten. Ayashi schüttelte hinter seinem Rücken den Kopf und zwinkerte Kouga zu, der sich daraufhin nur schwer ein Lachen verkneifen konnte. „Ich denke, ich sehe nun nach Sesshoumaru-Sama.“ sagte Ayashi beiläufig und Yoru fuhr herum. „Allein, Ayashi-Sama?“ „Ja, Yoru.“ entgegnete sie nur und stieg die Stufen wieder hinunter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)