Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 14: ------------ In seinen Augen war wirklich nichts. Ayashi schüttelte den Kopf. „Wieso sollte ich durch die Hand deines Sohnes sterben?“ fragte sie und Inu-no-taishou zuckte die Schultern. „Ich habe nicht mit deiner Mutter gesprochen…“ „Ich kenne ihn doch überhaupt nicht! Warum sollte er mich töten?“ „Du kennst ihn nicht, weil deine Mutter das so wollte. Ihr solltet euch nie begegnen.“ erklärte er. „Und wenn das nun der Fehler war?“ fragte sie. „Der Fehler?“ „Ja, wenn die Vision sich bereits auf die Zukunft bezog, in der ich nie auf Sesshoumaru-Sama stoßen sollte… Was dann?“ Inu-no-taishou schüttelte den Kopf. „Deine Mutter wusste, was sie sah. Du solltest dir darüber sicher sein und dir keine Sorgen machen.“ widersprach er und blickte Ayashi aufmerksam an. Sie war unruhig und blickte in den Himmel, über den mehrere Schleierwolken zogen. „Dein Vater musste ihr versprechen, dass du niemals auf Sesshoumaru treffen würdest.“ „Deshalb… ist es ihm nicht wohl dabei, mich gehen zu lassen.“ murmelte sie und war kurz davor, umzukehren und ihm zu sagen, dass sie bleiben würde. Inu-no-taishou nickte. „Du verstehst ihn, oder?“ „Ja.“ meinte sie, doch schüttelte dabei ihren Kopf. „Ich verstehe nur immer noch nicht, warum er ihr das Versprechen gegeben hat… und du hast es ihm gegeben, nicht wahr?“ Inu-no-taishou zögerte, dann nickte er. „Wir sind Verbündete, Ayashi, aber keiner weiß, was die Zukunft bringen wird. Wir wollten alles Mögliche tun, um die Erfüllung der Vision zu verhindern.“ Ayashi nickte, blickte ihn an und ließ ihren Blick dann in die Ferne schweifen. „Dort kommt jemand.“ meinte sie nach einer Weile und kniff die Augen zusammen. Der Wind stand ungünstig, sodass sie auf ihre Sehkraft angewiesen war. Inu-no-taihosu folgte ihrer Hand, die über die sanften Hügel wies, mit dem Blick und erkannte Sesshoumaru. „Komm!“ forderte er sie auf und Ayashi folgte ihm zurück zum Palast und zu einem alten Mann, der mit verschränkten Beinen auf dem Boden saß. „Ayashi, das ist Totosai. Er ist Waffenschmied. Ich möchte, dass du dich mit ihm unterhältst, damit er dir ein Schwert schmieden kann, welches zu deinem Wesen passt.“ Totosai bedeutete Ayashi, sich ihm gegenüber zu setzen. „Ich habe kein Geld bei mir, Inu-no-taishou…“ „Ah, Geld! Ayashi, du bist doch so etwas wie meine eigene Tochter! Sieh’ es als Geschenk.“ Ayashi nickte dankbar und Inu-no-taishou verschwand, sodass sie mit dem Alten alleine zurückblieb. Mit geschmeidigen Bewegungen ließ Ayashi sich auf den Boden nieder und hielt seinem Blick stand. Sie bemerkte, dass er sie mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Verwunderung und Neugier betrachtete, und gestattete es ihm, indem sie schwieg. Schließlich meinte er: „Ihr seid von hoher Geburt.“ Ayashi nickte und legte die Hände auf ihre Knie. „Inu-no-taishou-Sama sagte es mir, doch wenn ich Euch so betrachte, hätte er es mir nicht vorher sagen müssen.“ Der Alte lächelte verschmitzt und ließ seinen Blick ohne Scheu über Ayashis Gesicht wandern. Sie nickte wieder nur, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte. „Erzählt mir etwas über Euch, Hime-Sama, damit ich Euch ein Schwert schmieden kann, welches mit Eurer Seele und Eurem Wesen im Einklang steht.“ Ayashi zögerte einen Augenblick, dann entgegnete sie: „Kataga-Sama, der große Wolfsyoukai aus dem Osten, ist mein Vater. Er schätzt mich sehr und möchte, dass ich in meinem Leben glücklich werde. Und ich liebe ihn. Er ist mein Vater und ich weiß, dass er bisher mein Leben gut und sicher geleitet hat.“ Ayashi machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Doch nun ist meine Zeit gekommen. Ich werde in Zukunft selbst über mein Leben entscheiden und für meine Entscheidungen einstehen. Ich bin Youkai. Ich bin eine Hime. Ich werde innerhalb der Gesetze und Traditionen der Youkai leben, doch ich werde endlich selbst mein Leben bestimmen.“ „Glaubt Ihr denn, dass das möglich ist? Ihr seid eine Hime. Und es wird mit Sicherheit immer wieder Augenblicke geben, in denen etwas von Euch verlangt wird, das Ihr nicht von Herzen tun wollt.“ „Ich vergesse die Verpflichtung gegenüber meinem Volk nicht. So bin ich nicht geschaffen und erzogen worden.“ erwiderte Ayashi sicher und nickte noch einmal zur Bekräftigung. „Und Eure Mutter?“ fragte der Schmied. Ayashi zuckte leicht zusammen, als er sie erwähnte. Er musste doch über sie Bescheid wissen, oder nicht? „Meine Mutter ist vor vielen Jahren gestorben. Sie war eine sterbliche Priesterin. Ihr Name war Midoriko.“ erklärte sie und schloss für einen Moment die Augen. Totosai blieb stumm. „Ich erinnere mich kaum an sie. Sie starb in meinem dritten Lebensjahr im Kampf gegen mehrere niedere Dämonen.“ Der Schmied nickte und ließ Ayashi mehr über sich selbst erzählen. „Ich erlerne seit ungefähr einhundert Jahren bei meinem ehrwürdigen Onkel Katsumoto-Sama und meinem Vater die Kampfkunst, doch ich habe noch keine Erfahrung in der Schlacht gesammelt.“ „Ich bete, dass Euch das erspart bleibt, Hime-Sama.“ warf Totosai ein, worauf Ayashi gezwungen lächelte. „Es heißt, mein Schicksal sei es, durch Sesshoumaru-Samas Hand zu sterben, aber das glaube ich nicht. Ich kenne ihn nicht einmal und habe ihn auch noch niemals gesehen.“ „Wollt Ihr Euer Schicksal herausfordern?“ „Nein, aber ich werde mich nicht in ein derartiges Schicksal fügen und der Angst und Vorsicht die Bestimmung über mein Leben einräumen.“ antwortete Ayashi ruhig. „Wer hat Euch diese Prophezeiung mitgeteilt.“ „Inu-no-taishou-Sama. Er erklärte mir, dass mein Vater deshalb solche Angst um mich hat.“ „Euer Vater wusste also ebenfalls Bescheid?“ „Natürlich. Diese Prophezeiung basiert auf einer Vision meiner Mutter.“ teilte Ayashi dem Schmied mit und sah, dass er einen Moment zögerte. „Und Eurer Mutter glaubt Ihr nicht?“ wollte er schließlich wissen. Ayashi schüttelte den Kopf. „Das hat nichts damit zu tun, ob ich ihr glaube oder nicht. Nein. Ich vertraue ihr, obwohl ich sie nicht mehr kennen lernen konnte, aber… Wie ich vorhin schon sagte, will ich von einer Vision nicht mein Leben bestimmen lassen. Schicksal ist das, was wir unter anderem selbst daraus machen. Und ich möchte meine Macht über mein Leben nicht von vornherein unterschätzen.“ „Gibt es sonst noch etwas, was Ihr mir erzählen möchtet?“ Ayashi überlegte lange und entgegnete dann: „Meine Mutter… Ich vermisse sie. Für mich ist es nicht wichtig, dass sie kein Youkai war, und ich habe es akzeptiert, dennoch beschränkt sich mein Wissen auf das Wissen und die Lebensweise eines Youkai. Ihr Wissen konnte ich nie teilen. Ich denke, sie hätte mir ebenfalls vieles beibringen können. So wie es nun ist, fühle ich mich nicht vollständig.“ Totosai nickte. „Es ist sehr interessant, dass Ihr darüber sprechen könnt. Den meisten anderen Youkai wäre das sehr unangenehm.“ meinte er. „Ich habe niemals Benachteiligungen aufgrund meiner Herkunft erfahren. Mein Vater gab sich sehr große Mühe, dass ich ohne diese Art von Belastungen aufwachsen kann. Auch mir fällt es nicht leicht, darüber zu sprechen, denn ich gebe in den Augen und Denkweise eines Youkai eine angeborene Schwäche zu.“ Ayashi schwieg einen Moment und fuhr dann fort: „Trotzdem schien es mir besser, wenn mein Schwert auf dem Fundament der Wahrheit und Ehrlichkeit entsteht.“ „Wie meint Ihr das?“ fragte Totosai nach. „Ihr sagtet, Ihr wollt ein Schwert schmieden, das zu meinem Wesen passt, dessen Herz im Gleichklang zu meinem schlägt, das mich ergänzt und mein vorhandenes Potential steigert… Da habe ich Euch doch richtig verstanden?“ Der Schmied nickte und ließ Ayashi fortfahren: „Ich bin der Meinung, das könnt Ihr nur, wenn Ihr mich kennt.“ Totosai sah seinen graziösen Gast lange und schweigend an, bevor er sagte: „Ich war nicht begeistert davon, auch Euch ein Schwert zu schmieden, doch Ihr habt mich überzeugt.“ „Ich ging die gesamte Zeit davon aus, dass das selbstverständlich sei.“ gab Ayashi zu, doch der Schmied schüttelte den Kopf. „Ich hätte mich weigern können. Inu-no-taishou-Sama lässt mich gewähren, da er meine Kunst schätzt. Er hat verstanden, dass sich ein beseeltes Schwert nicht unter Zwang schmieden lässt. Ayashi-Sama, Ihr seid ein weises Wesen und sollt Euer Schwert bekommen.“ Ayashi neigte den Kopf, um sich zu bedanken. Er war mindestens genauso weise, auch wenn seine äußere Erscheinung das nicht ahnen ließ, da er ziemlich kauzig wirkte. Totosai nickte ihr zu. „Wie viele Schwerter habt ihr bereits geschmiedet?“ fragte Ayashi und hoffte, dass er sie nicht für neugierig hielt. „Viele, Hime-Sama, doch sie unterscheiden sich. Es gibt zweierlei Arten Metall, um ein Schwert zu falten.“ Ayashi war begierig, dass ihr dieses Wissen erklärt wurde, das konnte er in ihren Augen sehen. „Ich kann Euch nur so viel sagen: Man kann Metall falten, es schleifen und hält dann eine wunderschöne, scharfe und durchdringende Klinge in den Händen. Solche Schwerter stelle ich oft her, doch die beiden Schwerter, die ich einst für Inu-no-taishou-Sama geschmiedet habe, besitzen eine Seele.“ „Tessaiga und Tenseiga.“ „Genau. Beide besitzen große Macht, doch wollen auch mit Wissen und Vernunft geführt werden.“ „Um Tessaiga zu berühren, muss man reinen Herzens sein und Menschenleben retten wollen, soweit ich weiß.“ „Das ist richtig. Inu-no-taishou-Sama spricht anscheinend offen mit Euch über diese Dinge, das gefällt mir.“ „Er spricht mit mir allerdings nicht über Tenseigas Macht. Ich habe auch noch nie gesehen, dass er es jemals gezogen hätte.“ überlegte Ayashi laut, doch der Schmied schüttelte den Kopf. „Dann schweige auch ich bezüglich Tenseiga.“ Ayashi schaute etwas enttäuscht, deshalb fügte er hinzu: „Nur eines kann ich Euch sagen: Tenseigas Macht ist gewaltiger als Tessaigas.“ „Noch gewaltiger?“ fragte Ayashi ungläubig. Sie hatte gesehen, was Inu-no-taishou mit Tessaiga zu bewerkstelligen vermochte: Ein einziger Schlag konnte einhundert Feinde ins Jenseits befördern. Der Schmied nickte nur zustimmend und kramte in seinen Sachen herum. Er musste zugeben, dass er niemals geahnt hätte, dass sie Hanyou, ein Halb-Youkai, war. Ihre gesamte Ausstrahlung war die einer ehrbaren jungen Youkai-Hime. Ihr Schwert würde er mit besonders viel Hingabe schaffen und ihm zu seiner Stärke als kunstvolle Waffe die Macht geben, die Wahrheit in ihrer eigenen Seele zu erkennen. Das schien ihm angebracht, für die Youkai-Hime auf der Suche nach Wahrheit und Selbsterkenntnis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)