Ayashi - Der Weg zur Wahrheit von abgemeldet ((überarbeitet)) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Plötzlich fand sie sich in einem von Nebel durchzogenen Raum wieder, der einen vornehmen Eindruck auf sie machte. Sofort eilten mehrere Dienerinnen auf sie zu und begannen, sie mit Fragen nach ihrem Wohl zu überhäufen. „Es geht mir gut.“ erwiderte Ayashi schlicht und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Wo bin ich hier?“ „Im Reich des Heiwa-Sen, Hime-Sama. Das Reich in den Wolken, in dem die Zeit entsteht.“ „Ich bin keine Hime.“ meinte Ayashi und ließ die anderen Informationen unkommentiert. „Heiwa-Sen ist Euer Großvater und er ist unser Herrscher und Ihr seid seine Nachfolgerin.“ meinte eine von ihnen. „Heiwa-Sen kann doch nicht sterben. Wofür braucht er eine Nachfolgerin?“ Ayashi war das alles unangenehm. Die Dienerinnen schauten bestürzt und schüttelten traurig den Kopf. „Ihr tragt sein Blut, Hime-Sama.“ Ayashi nickte. „Ist er ein Gott?“ „Heiwa-Sen-Sama? Nein, nicht im eigentlichen Sinn.“ entgegnete die Dienerin schlicht und eine andere meinte: „Ihr wurdet endlich aus der kalten und furchtbaren Welt der Menschen zurückgeholt. In dieser grausamen Welt musstet ihr die Frau verlieren, die euch aufgezogen hat. Hier seid Ihr zu Hause und in Sicherheit, Hime-Sama.“ „Was willst du damit sagen?“ „Euer Großvater hat eine Aufgabe für Euch, Hime-Sama. Er sagte, wir sollten Euch zu ihm bringen, wenn ihr Eure Garderobe gewechselt habt.“ schaltete sich die andere Dienerin wieder ein. „Was ist mit meiner Kleidung nicht in Ordnung?“ „Nun, Ihr seid keine Priesterin…“ „Midoriko war meine Mutter und sie war Priesterin. Ihr Blut fließt in mir.“ „Ihr seid hier nicht die Tochter Eurer verstorbenen Mutter, sondern die Enkelin von Heiwa-Sen-Sama. Er möchte, dass ihr die Kleidung einer Göttin tragt, Ayashi-Hime.“ Ayashi nickte zögerlich und kleidete sich dann um. Sie schlüpfte in das weiße, lange Gewand mit weitem Ausschnitt und weiten Ärmeln. Ein silbernes Band hielt den Stoff um die Taille zusammen. Die Dienerinnen machten sich schließlich daran, Ayashis Haar bin auf ein paar Strähnen kunstvoll hochzustecken und mit weißen Perlen zu verzieren. Zum Abschluss steckte eine Dienerin ihr noch zwei weiße Kirschblüten in das rechte Schläfenhaar. Gleich darauf entfernten sie sich und zwei andere Frauen traten in den Raum. Ayashi erkannte sie als Göttinnen. „Hime-Sama, wir geleiten Euch zu Heiwa-Sen-Sama. Ich bin Amaterasu.“ „Ich bin Tsuki-yomi, Göttin des Mondes.“ „Ist seine Macht so groß, dass selbst Götter sich ihm unterordnen?“ „Ja.“ antwortete Amaterasu und Tsuki-yomi nickte. Ayashi neigte den Kopf ein wenig und dankte den Göttinnen, ehe sie sich zu ihrem Großvater bringen ließ. Aufregung machte sich in ihr breit, als sie vor dem großen Tor stand, das nun das einzige war, das sie noch von ihm trennte. Aufregung und ein ungutes Gefühl. Langsam schwang das Tor auf und Ayashi trat hindurch. Sie stand allein in einem Raum, der keine Möbel enthielt und so völlig leer war. Erst nachdem das Tor wieder verschlossen war, erschien vor ihr die Gestalt eines alten Mannes. „Willkommen in meinem Reich.“ ergriff er das Wort und kam näher. „Ich zeige mich nicht mehr vor anderen, wenn es nicht sein muss.“ meinte er und kam weiter auf Ayashi zu. „Seid Ihr Heiwa-Sen?“ „Sicher, wer denn sonst?“ Ayashi blickte ihn prüfend an, dann meinte sie: „Ihr seid nicht mein Großvater. Ihr seht nicht aus wie er.“ „Du hast mich doch noch nie gesehen!“ „Ich hatte einen Traum und in diesem sah ich meinen Großvater.“ Der Mann entgegnete nichts, sondern packte Ayashi am Hals. „Schade für dich, dass du dich nicht daran erinnerst, welche Kräfte du besitzt.“ flüsterte er dich an ihr Ohr und zerrte sie mit sich. „Was habt Ihr vor?“ fragte Ayashi und stemmte sich gegen ihn. „Ich schicke dich dahin zurück, woher du gekommen bist! Nur dadurch, dass du nicht an deinem Platz bist, in die gesamte Weltordnung durcheinander geraten!“ „Ob die Welt in Ordnung ist, entscheidet Heiwa-Sen.“ entgegnete Ayashi, nachdem sie ihre Gedanken geordnet hatte. „Ich sollte seinen Platz einnehmen! Ich! Und dann kamst du!“ „Was? Wieso?“ „Ich habe immer unter deinem Großvater gelitten, aber dann hat er mir auch noch verwehrt, was mir zustand!“ „Was? Was war das?“ fragte Ayashi und schaffte es schließlich, sich von ihm zu lösen. „Er hatte seine Tochter nicht unter Kontrolle! Wie konnte er denn zulassen, dass sie einem dreckigen Dämon ein Kind schenkt? Wie konnte er das zulassen?“ Ayashi blieb stehen. „Ihr habt ihn dazu gebracht, mit seiner Tochter zu brechen? Ihr wart das?“ „Nein, dazu hätte ich ihn nie bringen können. Ich habe geredet und versucht, ihn zu überzeugen, doch er hat einfach nie zugehört. Und ich wusste, dass ich handeln musste. Handeln, Kleine, nicht reden!“ Ayashi schüttelte den Kopf. Sie verstand das alles nicht. „Ich habe ihn überwältigt und ihr ein Ultimatum gestellt. Sie ist genauso stur gewesen wie ihr Vater… Sie hat es nicht anders verdient.“ „Irgendetwas ist doch nicht nach Plan gelaufen, nicht wahr?“ Der Mann lachte und blickte sie wieder an. „Ja, ich habe viel Kraft verloren, nachdem ich Heiwa-Sen überwältigt hatte, und trotzdem wird sie nun reichen, dich zu vernichten.“ „Alleine hättet Ihr das nie geschafft. Ihr musstet Eure Seele einem Dämon überlassen. Ich spüre die Verdorbenheit in Euch.“ „Midoriko sollte nicht sterben… Er sollte es sein, doch sie ist gegangen.“ Ayashi überlegte. Meinte er den Kampf mit dem Riesendämon? „Ihr wolltet Midoriko für Euch haben. Heiwa-Sen hat Euch übergangen und Midoriko einem Youkai überlassen. Das war es, was Euch gestört hat. Euer falscher Stolz wurde verletzt.“ „Es war schlimmer…“ murmelte er, doch dann fuhr er fort: „Nachdem sie tot war, solltest auch du sterben, doch die Liebe deines Vaters hat dich vor mir verborgen. Er konnte dich schützen. Es war ihm möglich, die Grenzen der Zeit zu überwinden und dich in Sicherheit zu bringen.“ „Kataga hat mich in die Zukunft geschickt?“ „Ja, und dafür verfluche ich ihn heute noch!“ Er lachte. „Aber es hat ihm alles nichts gebracht. Und dir auch nicht. Nun gehörst du mir.“ „Was habt Ihr mit mir vor? Werdet ihr einfach Eurem wahnsinnigen Hirn nachgeben und mich töten? Ist es das?“ fragte Ayashi und wartete auf eine Antwort, doch er meinte nur: „Ich hätte dich damals gebraucht. Dein Blut hätte ihren Körper wieder zu neuem Leben erweckt. Nun bist du wertlos. Ihr Körper ist vernichtet.“ „Also? Was nun?“ fragte Ayashi noch einmal. Er ging einige Schritte zurück und griff sich an die Stirn. „Geh’! Geh’ von hier fort. Du hast hier keine Zukunft.“ meinte Ayashi, als er stumm blieb. Wütend funkelte er sie an. „Du hast mir nichts zu sagen, du schwaches Weib! Und rede nicht wie deine Mutter! Ich könnte dich mit einem Schlag…“ Er wollte Ayashi ergreifen, doch das Amulett schützte sie gegen seine Berührung und stieß ihn weit von sich zurück. Trotzdem durchzogen wilde Schmerzen Ayashis Körper, weshalb sie laut aufschrie und in sich zusammensank. Schallendes Gelächter durchdrang das gesamte Gebäude und Amaterasu und Tsuki-yomi eilten durch die Gänge auf den Raum zu. „Wenn ich dich nicht töten kann, dann kann ich dir weitaus Schlimmeres antun!“ rief der Mann und Ayashi hob den Blick. Urplötzlich wurde es schwarz vor ihren Augen und sie spürte seine Hände auf sich. Bilder überfluteten nun ihr inneres Auge und Stimmen drangen durch. Licht. „Geh’ nach Hause, Ayashi. Nach Hause nach Fukuoka. Und lebe dein verdammtes Leben noch einmal… Du bist deinem Schicksal entkommen. Glaub’ mir: dein Tod durch meine Hand wäre eine Gnade für dich gegenüber dem Schicksal gewesen, das dich ansonsten erwartet hätte!“ Sie schrie erneut entsetzlich auf. Ihr Innerstes drohte zu bersten. Ayashis Körper gehorchte ihr nicht mehr, doch sie spürte Hände an sich. Frauenhände und dann sah sie die besorgten Blickte der beiden Göttinnen über sich. „Er ist nicht Heiwa-Sen.“ flüsterte Ayashi. Amaterasu bettete ihren Kopf in ihrem Schoss. „Ruhig, Hime-Sama. Ruhig.“ Ayashi schüttelte leicht den Kopf. „Es ist alles gut. Ruhig.“ Tsuki-yomi strich Ayashi ihre gelösten Haarsträhnen aus der Stirn. „Was geschieht mit Euch?“ „Er war nicht mein Großvater.“ „Ja, doch was geschieht mit Euch?“ wiederholte Tsuki-yomi und blickte Amaterasu an. „Ich kehre zurück nach Hause.“ „Ihr seid hier zu Hause.“ „Nein…“ Ayashi brach ab. „Fukuoka.“ hauchte sie noch, dann sank ihr Kopf zur Seite und ihr Körper löste sich auf und wurde zu silberglänzendem Licht. Amaterasu und Tsuki-yomi starrten auf die Stelle, wo gerade noch Ayashi gelegen hatte. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Tsuki-yomi und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Wir können nichts tun.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)